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ID1714328200

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    Plenarprotokoll 17/143Inhaltsverzeichnis (Drucksachen 17/6600, 17/6602) . . . . . . . b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2011 bis 2015 (Drucksachen 17/6601, 17/6602, 17/7126) II.14. Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 17/7109, 17/7123) . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . II.15. Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und 17028 A 17028 A 17028 A 17028 B 17030 B 17032 A 17049 A 17050 C 17052 D 17054 C 17055 D 17057 C 17059 C 17060 A Deutscher B Stenografisc 143. Si Berlin, Donnerstag, de I n h a Glückwünsche zum Geburtstag des Vizepräsi- denten Dr. Hermann Otto Solms . . . . . . . . . Wahl der Abgeordneten Sonja Steffen als or- dentliches Mitglied im Wahlprüfungsaus- schuss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt II: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012) 17027 A 17027 B 17027 B 17027 D Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 17033 D 17036 C undestag her Bericht tzung n 24. November 2011 l t : Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 17036 C 17037 A 17038 B 17040 C 17042 B 17043 B 17044 C 17045 B 17046 C 17047 D Soziales (Drucksachen 17/7111, 17/7123) . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17060 B 17060 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. November 2011 Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . Rolf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Anette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Beratung der Beschlussempfehlung des Aus- schusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) zu dem Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt (Drucksachen 17/6277, 17/6853, 17/7065, 17/7330, 17/7775) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II.16. Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Se- nioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 17/7116, 17/7123) . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17062 D 17064 C 17065 A 17065 A 17067 A 17069 A 17070 A 17070 C 17071 C 17073 D 17074 C 17074 C 17075 A 17077 A 17078 B 17079 C 17080 D 17083 A 17083 B 17083 C 17084 A 17085 A 17087 A 17087 B 17087 B 17088 D 17090 D 17092 A Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Bernschneider (FDP) . . . . . . . . . . . . . Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Stefanie Vogelsang (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II.17. Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung (Drucksachen 17/7123, 17/7124) . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 17093 A 17094 B 17095 A 17096 A 17097 A 17097 D 17098 A 17098 B 17100 B 17101 C 17103 A 17104 D 17105 D 17107 B 17108 C 17109 C 17110 B 17111 C, 17113 A 17116 A 17118 B 17118 D 17120 C 17122 C 17124 A 17125 B 17126 D 17128 D 17129 B 17129 D 17131 B 17132 B 17133 D 17136 C 17136 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. November 2011 III Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt V: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Der Mehrjährige Finanzrahmen der EU 2014–2020 – Ein strategischer Rahmen für nachhaltige und verantwortungsvolle Haushaltspolitik mit europäischem Mehr- wert (Drucksache 17/7767) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Fraktion der SPD: Für einen pro- gressiven europäischen Haushalt – Der Mehrjährige Finanzrahmen der EU 2014 bis 2020 (Drucksache 17/7808) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Bettina Kudla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Viola von Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt VI: a) Antrag der Abgeordneten Marlene Rupprecht (Tuchenbach), Petra Crone, Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Sexuelle Ge- walt gegen Kinder umfassend bekämp- fen – Kampagne des Europarats unter- stützen (Drucksache 17/7807) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeord- neten Marlene Rupprecht (Tuchenbach), 17137 B 17137 D 17138 D 17139 D 17141 D 17143 A 17144 A 17144 B 17144 C 17145 B 17147 B 17149 A 17150 A 17151 C 17153 D 17154 C 17155 B Petra Crone, Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Kinderrechte in Deutschland umfas- send stärken (Drucksachen 17/6920, 17/7800) . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Jan Korte, Herbert Behrens, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Die UN-Kinderrechtskonvention bei Flüchtlingskindern anwenden – Die Bundesländer in die Pflicht nehmen (Drucksache 17/7643) . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Herbert Behrens, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Kinderrechte umfassend stärken und ins Grundgesetz aufneh- men (Drucksache 17/7644) . . . . . . . . . . . . . . . e) Antrag der Abgeordneten Katja Dörner, Volker Beck (Köln), Ekin Deligöz, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kinder- rechte stärken (Drucksache 17/7187) . . . . . . . . . . . . . . . f) Antrag der Abgeordneten Katja Dörner, Agnes Malczak, Tom Koenigs, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Keine Rekrutie- rung Minderjähriger in die Bundes- wehr (Drucksache 17/7772) . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . Dr. Peter Tauber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt VII: Erste Beratung des von den Abgeordneten Halina Wawzyniak, Jan Korte, Dr. Petra Sitte, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Begrenzung der Haftung und der Abmahnkosten bei Urheberrechtsverlet- zungen (Drucksache 17/6483) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17155 B 17155 C 17155 C 17155 C 17155 D 17155 D 17157 C 17158 D 17160 B 17160 D 17161 D 17162 C 17163 D 17164 C 17165 B 17166 B IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. November 2011 Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Ansgar Heveling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt VIII: Antrag der Abgeordneten Monika Lazar, Volker Beck (Köln), Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Grundrechte von in- tersexuellen Menschen wahren (Drucksache 17/5528) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Tauber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Angelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Grundrechte von intersexuellen Menschen wahren (Tagesordnungspunkt VIII) Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 17166 C 17167 D 17169 A 17169 D 17171 B 17172 A 17173 D 17174 D 17175 A 17176 A 17177 C 17178 C 17179 C 17180 D 17181 D 17183 A 17183 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. November 2011 17027 (A) (C) (D)(B) 143. Si Berlin, Donnerstag, de Beginn: 9
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. November 2011 17183 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Grundrechte von in- tersexuellen Menschen wahren (Tagesord- nungspunkt VIII) Dr. Barbara Höll (DIE LINKE): Zwitter, Herm- aphroditen oder intersexuelle Menschen sind Bezeich- nungen für Menschen, bei denen – im biologischen Sinne – sowohl die männlichen wie auch die weiblichen Geschlechtsmerkmale vorhanden sind. In nicht wenigen früheren menschlichen Gesellschaf- ten wurde sowohl die Vielfalt sexueller Orientierung als auch die körperliche Vielfalt der Menschen akzeptiert. Den Menschen wurde zugebilligt, so zu leben, wie sie waren. Heute ist das anders. Unsere Gesellschaft ist sich dem Leben und dem Leiden von intersexuellen Men- schen nicht bewusst. Das Recht der Betroffenen wird bisher nicht zur Kenntnis genommen. Dabei schreit die schwere Menschenrechtsverletzung danach, beendet zu werden. Biologische Sexualtheorien, juristische Bestim- mungen des Individuums und Formen administrati- ver Kontrolle haben seit dem 18. Jahrhundert in den modernen Staaten nach und nach dazu geführt, die Idee einer Vermischung der beiden Geschlechter in einem einzigen Körper abzulehnen und infolgedes- sen die freie Entscheidung der zweifelhaften Indivi- duen zu beschränken. Jedem ein Geschlecht, und nur ein einziges. So der französische Philosoph Michel Foucault in sei- nem Buch „Über Hermaphrodismus“. Infolgedessen wurde gerade das Leiden und Leben in- tersexueller Menschen quasi unsichtbar. Es kann nicht geben, was „nicht sein darf“. Mit der Entwicklung der medizinischen Möglichkeiten wurde, beginnend in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, eine Vielzahl von Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich van Aken, Jan DIE LINKE 24.11.2011 Burgbacher, Ernst FDP 24.11.2011 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 24.11.2011 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 24.11.2011 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 24.11.2011 Granold, Ute CDU/CSU 24.11.2011 Groth, Annette DIE LINKE 24.11.2011* Hoff, Elke FDP 24.11.2011 Höger, Inge DIE LINKE 24.11.2011 Dr. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 24.11.2011 Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.2011 Lindemann, Lars FDP 24.11.2011 Menzner, Dorothée DIE LINKE 24.11.2011 Dr. von Notz, Konstantin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.2011 Reiche (Potsdam), Katherina CDU/CSU 24.11.2011 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.2011 Sager, Krista BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.2011 Schlecht, Michael DIE LINKE 24.11.2011 Schnurr, Christoph FDP 24.11.2011 Seiler, Till BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.2011 Süßmair, Alexander DIE LINKE 24.11.2011 Dr. Wadephul, Johann David CDU/CSU 24.11.2011 Weinberg, Harald DIE LINKE 24.11.2011 Werner, Katrin DIE LINKE 24.11.2011* Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 24.11.2011 Wolff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 24.11.2011 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 17184 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 143. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. November 2011 (A) (C) (D)(B) operativen Eingriffen an intersexuellen Menschen vor- genommen, um sie der Norm männlich/weiblich anzu- passen. Erst in den letzten Jahren, auch und gerade durch das mutige Agieren intersexueller Menschen, die das ih- nen zugefügte Leid öffentlich machten, rückte das Thema Intersexualität in die Öffentlichkeit. Wie viele Menschen heute letztendlich betroffen sind, lässt sich nicht eindeutig sagen, konkrete Zahlen gibt es nicht, Schätzungen jedoch gehen von wenigstens einigen 10 000 Betroffenen aus, Menschen, deren Schicksal kaum bekannt ist. Schauen wir es uns an. Wenn ein Kind geboren wird und Ärzte feststellen, dass das Baby zweierlei Ge- schlechtsmerkmale aufweist, so raten sie den Eltern zu- meist zu einer schnellen Operation, um ein Geschlecht herzustellen. Hierbei werden in einem noch frühkindli- chem Stadium Eierstöcke entfernt, Penisnachbildungen implantiert oder Vaginen hergestellt und das in vielen schweren aufeinanderfolgenden Operationen. Der oder die Betroffene bzw. das Kind ist daraufhin gezwungen, ein Le- ben lang Hormone einzunehmen. Zumeist verheimlichen die Eltern – auf Rat der sogenannten Experten – dem Kind die schwerwiegenden Folgen eines solchen schwe- ren medizinischen Eingriffs. Viele Betroffene erfahren erst im Rahmen der Pubertät davon. Bei einigen bilden sich Geschlechtsmerkmale wieder heraus, die frühkind- lich entfernt wurden. Also ein Junge stellt fest, dass er eher ein Mädchen ist, oder umgekehrt. Traumatisierun- gen und Suizidversuche sind häufige Folgen. Die Linke hat die Bundesregierung mehrfach zu die- ser Problematik befragt. Immer wieder erhielten wir die Antwort, dass die frühkindlichen Operationen im Inte- resse der Betroffenen und der Eltern geschähen. Ihnen sei ein Leben zwischen den Geschlechtern nicht zuzu- muten. Diese Haltung der Bundesregierung ist skanda- lös. Denn es handelt sich um eine schwere Menschen- rechtsverletzung. Und diese kann und darf nicht länger geduldet werden. Die Linke fordert seit langem, dass die Betroffenen und ihr Umfeld unterstützt werden müssen. Insbeson- dere müssen die frühkindlichen Operationen unterbun- den werden. Betroffene sollten erst nach dem Kindesal- ter, wenn sie einwilligungsfähig sind, selbst entscheiden, ob ein medizinischer Eingriff vonnöten ist. Zugleich brauchen wir ein Umdenken in der Gesell- schaft. Eltern von Betroffenen müssen unterstützt werden. Mediziner, Psychologen, Therapeuten und Lehrperso- nal müssen weitergebildet werden. Den Betroffenen muss vom frühesten Kindesalter an jegliche Unterstützung geboten werden. Das Recht, insbesondere das Personenstandsrecht, muss so verändert werden, dass intersexuelle Menschen als Rechtssubjekt anerkannt werden. Wir sollten akzeptieren, dass es mehr als zwei Ge- schlechter gibt. Der Antrag der Grünen greift Forderun- gen auf, die die Linke in ihrem Grundsatzprogramm ver- ankert hat. Er findet unsere volle Unterstützung. 143. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP II Haushaltsgesetz 2012Finanzplan 2011 - 2015 Epl 09 Wirtschaft und Technologie Epl 11 Arbeit und Soziales ZP 1 VermittlungsausschussEingliederungschancen am Arbeitsmarkt Epl 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend Epl 30 Bildung und Forschung TOP V, ZP 2 Finanzrahmen der EU 2014 - 2020 TOP VI Kinderrechte TOP VIIAbmahnkosten bei Urheberrechtsverletzungen TOP VIII Grundrechte von intersexuellen Menschen Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Edgar Franke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine Damen! Meine Herren! Bei

    der Einbringung des Justizhaushaltes im Mai dieses Jah-
    res habe ich bereits ein paar Anmerkungen zum Abmah-
    nungsunwesen im Urheberrecht gemacht. Ich habe mich
    damals gefragt, ob dieses Thema für eine allgemeine
    Haushaltsdebatte nicht zu banal ist und ob man darüber
    im Rahmen der Haushaltsberatungen überhaupt spre-
    chen sollte. Aber – Sie werden es kaum glauben – ich
    habe unmittelbar danach, noch am selben Tag, über
    200 E-Mails und unzählige Briefe bekommen. Darunter
    waren Kommentare, Anfragen und Erfahrungsberichte
    über den Kontakt mit großen Rechtsanwaltskanzleien.
    Sie haben von schwarzen Schafen gesprochen, Herr
    Heveling. Ich glaube, davon gibt es – das muss man
    auch in dieser Debatte ehrlich sagen – eine ganze Reihe.
    Es waren teilweise wirklich auch Hilferufe. Die Leute
    fühlten sich subjektiv eingeschüchtert und ungerecht be-
    handelt, wenn sie von großen Kanzleien Unterlassungs-
    erklärungen zugesandt bekamen und damit konfrontiert
    wurden. Das ist ja immer mit einer Schadensersatzforde-
    rung verbunden, Frau Wawzyniak.

    Ich habe dabei auch wieder etwas gelernt: Es sind oft-
    mals nicht die großen politischen Fragestellungen, son-
    dern die kleinen Probleme, bei denen die Menschen Un-
    gerechtigkeit empfinden und die sie bewegen – auch
    emotional. Ich habe den einen oder anderen angerufen
    und mir ein paar Beispiele schildern lassen. Sie haben ja





    Dr. Edgar Franke


    (A) (C)



    (D)(B)

    auch schon ein skurriles Beispiel genannt. Ich will hier
    ganz kurz von einem weiteren Beispiel berichten: Ein
    Ehepaar – er 67, sie 58 Jahre alt – hat mich angerufen.
    Sie sollen den Film Fast & Furious Five – dabei geht es
    um schnelle Autos und um Verfolgungsjagden in Park-
    häusern – in den sogenannten Tauschbörsen zum Tausch
    angeboten haben. Sie waren zum angegebenen Zeitpunkt
    gar nicht zu Hause, und trotzdem war es für die Leute in
    der Praxis ganz schwer, zu beweisen, dass sie nichts ge-
    macht haben.

    Oftmals geht es hier um ein ganz praktisches Pro-
    blem: Der Provider benutzt bei der Ermittlung der IP-
    Adresse eine Software, die feststellt, welcher PC in den
    Peer-to-Peer-Filesharing-Netzwerken – so heißt das,
    glaube ich –, in den Tauschbörsen, aktiv wird. Selbst Ex-
    perten, mit denen ich telefoniert habe, haben mir gesagt,
    dass die Zuverlässigkeit der Software angezweifelt wer-
    den muss. Wenn der sogenannte Zeitstempel nicht exakt
    generiert wird, lässt sich eine zuverlässige Zuordnung
    des Anschlussinhabers nicht immer herstellen. Da die
    Zeitbestimmung so problematisch ist, ergeben sich in
    der Praxis sehr große Fehlerquellen. In mehreren Berich-
    ten der Frankfurter Rundschau stand, dass man insge-
    samt von 100 000 zu Unrecht Abgemahnten ausgehen
    muss.

    Da hier der Anscheinsbeweis zugunsten des Verletz-
    ten Anwendung findet, hat es der unbegründet Abge-
    mahnte in der Praxis sehr oft schwer. Herr Heveling,
    sonst wäre auch eine solche Rückmeldung wie die des
    von mir angesprochenen Ehepaares nicht unbedingt
    nachvollziehbar. Diese würde es auch sonst so nicht ge-
    ben.

    Ich glaube, es ist heute von allen viel Richtiges gesagt
    worden. Auch ich möchte jetzt inhaltlich ein paar grund-
    legende Anmerkungen zum Gesetzentwurf der Linken
    machen. Ich glaube, die Analyse ist richtig – das hat
    Frau Zypries ja schon betont –, aber an einigen Punkten
    müssen wir nacharbeiten, auch rechtlich. Ihr Gesetzent-
    wurf hat nämlich ein paar handwerkliche Schwächen.

    Von vielen – von Herrn Silberhorn, von Herrn
    Montag und eigentlich auch von allen anderen – ist
    § 97 a Abs. 2 Urheberrechtsgesetz angesprochen wor-
    den. Ich glaube, es war zunächst einmal richtig und gut,
    dass man ihn in das Urheberrechtsgesetz aufgenommen
    hat. Wir müssen ihn sicherlich modifizieren, weil er oft-
    mals ins Leere läuft. Es gibt allerdings – ich habe einmal
    nachgeschaut – einige Urteile gerade aus dem Bereich
    Südhessen, auch vom Amtsgericht Frankfurt, wo er kon-
    sequent angewendet wird. Wir können zwar im Detail
    diskutieren, ob wir das eine oder andere modifizieren
    oder präzisieren müssen, aber im Prinzip geht er in die
    richtige Richtung. Frau Wawzyniak, ich denke, wir soll-
    ten Abs. 2 vielleicht eher präzisieren, als eine grundle-
    gend neue Systematik einzuführen.


    (Beifall bei der SPD)


    Herr Silberhorn, Sie haben zu Recht den sogenannten
    fliegenden Gerichtsstand angesprochen. In der Praxis ru-
    fen spezialisierte Kanzleien ja nur Gerichte in den Ge-
    richtsbereichen an, die erfahrungsgemäß vom höchsten
    Streitwert ausgehen. Ich finde, darüber sollte man nach-
    denken. Das kann nicht vernünftig, richtig und vom Ge-
    setzgeber gewollt sein.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Wenn man § 32 ZPO nicht ändern will, sollte man
    wenigstens darüber nachdenken, die Gegenstandswerte
    im Gerichtskostengesetz – auch das haben Sie angespro-
    chen – zu begrenzen.

    Eine kritische Anmerkung muss ich abschließend
    noch machen, Frau Wawzyniak. Der von Ihnen vorgese-
    hene neue § 104 a des Urheberrechtsgesetzes, nach dem
    der Streitwert dann gemindert werden kann, wenn der
    Betroffene kein Geld hat, ist eher eine Robin-Hood-
    Norm und nicht unbedingt praktikabel, zumal wir auch
    Prozesskostenhilfe für wirtschaftlich Schwächere haben.
    Vor diesem Hintergrund ist die Umsetzung Ihres Vor-
    schlags ein bisschen schwierig.

    Grundsätzlich ist das Rechtsinstitut der Abmahnung
    – darüber sind wir, glaube ich, alle einer Meinung – ver-
    nünftig, weil es letztlich die Gerichte entlastet. Es ist ein
    Instrument, das beibehalten werden soll, aber wir müs-
    sen im Rahmen der Beratungen schauen, was wir ändern
    können. Wir sollten, am besten zusammen, ganz kon-
    struktiv die eine oder andere zivilrechtliche Vorschrift
    kritisch überprüfen. Das ist wichtig und sinnvoll. Ich
    freue mich, dass wir dahin gehend heute Abend einer
    Meinung sind.

    Danke schön.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Norbert Geis [CDU/CSU])




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 17/6483 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt VIII auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Monika
Lazar, Volker Beck (Köln), Kai Gehring, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Grundrechte von intersexuellen Menschen
wahren

– Drucksache 17/5528 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) (C)



(D)(B)

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-
gin Monika Lazar für die Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Monika Lazar


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Wir beraten heute zum ersten Mal in der Geschichte des
    Bundestages einen Antrag, der sich mit der Situation in-
    tersexueller Menschen befasst. Damit brechen wir ein
    Tabu, das jahrzehntelang dazu geführt hat, dass Men-
    schen, bei denen Chromosomen und innere oder äußere
    Geschlechtsorgane nicht übereinstimmend einem weibli-
    chen oder männlichen Geschlecht zugeordnet werden
    konnten oder die in sich uneindeutig waren, medizini-
    schen Menschenversuchen unterzogen und gesellschaft-
    licher Ausgrenzung ausgesetzt wurden.

    Deswegen möchte ich in erster Linie meinen Respekt
    allen mutigen intersexuellen Menschen ausdrücken, die
    mit ihren höchstpersönlichen Lebensgeschichten in die
    Öffentlichkeit gegangen sind, allen, die trotz der Gefahr,
    erneut von unserer Gesellschaft unmenschlich behandelt
    zu werden, so viel Kraft gefunden haben, und schließlich
    allen, die angesichts der Untätigkeit der staatlichen Or-
    gane nicht aufgegeben haben, sondern sich an internatio-
    nale Organisationen in der Hoffnung gewendet haben,
    dass sich dann das, was ihnen passiert ist, nicht wieder-
    holt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Christel Humme [SPD])


    Sie haben uns die Augen geöffnet, die diese Probleme
    lange nicht gesehen haben. Dafür danke ich dem Verein
    Intersexuelle Menschen, der Internationalen Vereinigung
    Intergeschlechtlicher Menschen und der Selbsthilfe-
    gruppe „XY-Frauen“. Diese Menschen haben uns gezeigt,
    wie unvorbereitet und unsensibel wir als Gesellschaft
    sind, wenn wir mit dem Phänomen der Intersexualität
    konfrontiert werden. Die Schicksale, die uns geschildert
    worden sind, sind grausam. Basierend auf heute falschen
    wissenschaftlichen Erkenntnissen hat man sie nach ihrer
    Geburt an ihren Genitalien operiert, um der in unserer Ge-
    sellschaft erwarteten geschlechtlichen Eindeutigkeit ge-
    recht zu werden. Sie wurden dabei kastriert und von einer
    lebenslangen Hormontherapie abhängig gemacht.

    Als sie später fragten, was mit ihnen passiert ist und
    wieso sie die Medikamente nehmen müssen, hat man ih-
    nen oft die Wahrheit verschwiegen. Darüber hinaus wur-
    den sie im Dienst der Medizin als Objekte missbraucht,
    indem sie beispielsweise in Publikationen abgebildet
    wurden. Wir können uns gar nicht vorstellen, was es be-
    deutet, wenn diese Menschen später in Lehrbücher
    schauen und dann ihre eigenen Fotos sehen.

    Wir alle haben viel zu lange das Problem nicht wahr-
    genommen. Umso wichtiger ist es, dass wir versuchen,
    gemeinsam und entschlossen das Problem anzugehen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)

    Die grüne Bundestagsfraktion hat nach vielen Gesprä-
    chen mit intersexuellen Menschen und Expertinnen und
    Experten einen Maßnahmenkatalog vorbereitet, den wir
    Ihnen heute hier präsentieren. Neben der Forderung,
    dass das prophylaktische, medizinisch nicht erforderli-
    che Entfernen und Verändern der Genitalien bei inter-
    sexuellen Kindern unterbleiben soll, schlagen wir vor,
    die Fiktion, wonach intersexuelle Menschen in unserer
    Gesellschaft nicht existieren, zu beenden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Dafür müssen wir das Personenstandsgesetz sowie
    die gesetzlichen Grundlagen für die offizielle statistische
    Erhebung so ändern, dass bei der Angabe „Geschlecht“
    nicht nur zwei Antworten möglich sind. Ansonsten wird
    das geltende Recht das medizinische Personal und auch
    intersexuelle Menschen weiterhin zu den kontrafakti-
    schen Angaben zwingen.

    Ferner fordern wir die Bundesregierung auf, gemein-
    sam mit den Ländern ein unabhängiges Beratungs- und
    Betreuungsangebot für betroffene Kinder und deren El-
    tern, für betroffene Heranwachsende und Erwachsene zu
    schaffen und dabei die Beratungs- und Selbsthilfeein-
    richtungen der Betroffenenverbände einzubeziehen;
    denn das sind die wirklichen Experten in der Gesell-
    schaft.

    Den intersexuellen Menschen wie deren Familien, die
    der Medizin und dem Rechtsstaat vertraut haben, sind wir
    eine nachträgliche Unterstützung schuldig. Aber auch
    den intersexuellen Menschen, die künftig geboren wer-
    den, müssen wir helfen. Daher muss eine Beratungsstelle
    für die Angehörigen der beteiligten Gesundheitsberufe
    zur medizinischen, psychologischen und gesellschaftli-
    chen Aufklärung eingerichtet werden. Ihre Ausbildungs-
    und Prüfungsordnungen sollen um das Thema Inter-
    sexualität ergänzt werden. Ebenso brauchen wir verstärkt
    Fort- und Weiterbildungen.

    Nicht zuletzt brauchen wir weitere wissenschaftliche
    interdisziplinäre Forschungen zum Thema Intersexuali-
    tät mit einem interdisziplinären Ansatz, auch unter Be-
    teiligung von Kultur- und Gesellschaftswissenschaften
    sowie der Betroffenenverbände. Das sind wir den inter-
    sexuellen Menschen schuldig.

    Deshalb bitte ich alle Fraktionen um Unterstützung
    der von mir gerade skizzierten Forderungen, was einer-
    seits für die Menschen, die etwas Schlimmes erfahren
    haben, etwas Wiedergutmachung bedeuten könnte und
    andererseits künftig Geborene vor ähnlichen Erfahrun-
    gen bewahren sollte.

    Ich biete gern die Zusammenarbeit in den Beratungen
    an, sodass wir am Ende vielleicht zu einer gemeinsamen
    Lösung kommen. Dazu soll unser Antrag eine Anregung
    sein.

    Ich bedanke mich.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN sowie des Abg. Dr. Peter Tauber [CDU/CSU])







    (A) (C)



    (D)(B)