Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Mai 2011 12885
        (A) )
        )(B)
        für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver-
        sammlung der NATOLiebing, Ingbert CDU/CSU 27.05.2011
        *
        Leutheusser-Schnarren-
        berger, Sabine
        FDP 27.05.2011
        Liebich, Stefan DIE LINKE 27.05.2011
        Zypries, Brigitte SPD 27.05.2011
        Anlage 1
        Liste der entschuldigte
        Abgeordnete(r)
        entschuldigt bis
        einschließlich
        Beckmeyer, Uwe SPD 27.05.2011
        Behrens, Herbert DIE LINKE 27.05.2011
        Bleser, Peter CDU/CSU 27.05.2011
        Dr. Bunge, Martina DIE LINKE. 27.05.2011
        Connemann, Gitta CDU/CSU 27.05.2011
        Dr. Danckert, Peter SPD 27.05.2011
        Duin, Garrelt SPD 27.05.2011
        Ebner, Harald BÜNDNIS 90/
        DIE GRÜNEN
        27.05.2011
        Evers-Meyer, Karin SPD 27.05.2011
        Fischer (Karlsruhe-
        Land), Axel E.
        CDU/CSU 27.05.2011
        Friedhoff, Paul K. FDP 27.05.2011
        Gerdes, Michael SPD 27.05.2011
        Götz, Peter CDU/CSU 27.05.2011
        Granold, Ute CDU/CSU 27.05.2011
        Gutting, Olav CDU/CSU 27.05.2011
        Hardt, Jürgen CDU/CSU 27.05.2011*
        Dr. Hendricks, Barbara SPD 27.05.2011
        Herlitzius, Bettina BÜNDNIS 90/
        DIE GRÜNEN
        27.05.2011
        Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/
        DIE GRÜNEN
        27.05.2011
        Dr. Hoyer, Werner FDP 27.05.2011
        Jung (Konstanz), Andreas CDU/CSU 27.05.2011
        Koch, Harald DIE LINKE 27.05.2011
        Kopp, Gudrun FDP 27.05.2011
        Dr. Lamers (Heidelberg),
        Karl A.
        CDU/CSU 27.05.2011*
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        Anlagen zum Stenografischen Bericht
        n Abgeordneten
        r. Linnemann, Carsten CDU/CSU 27.05.2011
        ips, Patricia CDU/CSU 27.05.2011
        on der Marwitz, Hans-
        Georg
        CDU/CSU 27.05.2011
        attfeldt, Andreas CDU/CSU 27.05.2011
        r. Merkel, Angela CDU/CSU 27.05.2011
        eßmer, Ullrich SPD 27.05.2011
        estle, Ingrid BÜNDNIS 90/
        DIE GRÜNEN
        27.05.2011
        r. Neumann (Lausitz),
        Martin
        FDP 27.05.2011
        ietan, Dietmar SPD 27.05.2011
        ink, Manfred SPD 27.05.2011
        rtel, Holger SPD 27.05.2011
        r. Scheuer, Andreas CDU/CSU 27.05.2011
        chirmbeck, Georg CDU/CSU 27.05.2011
        chlecht, Michael DIE LINKE 27.05.2011
        chmidt (Aachen), Ulla SPD 27.05.2011*
        r. Schröder
        (Wiesbaden) Kristina
        CSU/CSU 27.05.2011
        r. Seifert, Ilja DIE LINKE 27.05.2011
        taffeldt, Torsten FDP 27.05.2011
        r. Steinmeier, Frank-
        Walter
        SPD 27.05.2011
        üßmair, Alexander DIE LINKE 27.05.2011
        empel, Frank DIE LINKE 27.05.2011
        ellenreuther, Ingo CDU/CSU 27.05.2011
        erner, Katrin DIE LINKE 27.05.2011
        ieczorek-Zeul,
        Heidemarie
        SPD 27.05.2011
        bgeordnete(r)
        entschuldigt bis
        einschließlich
        12886 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Mai 2011
        (A) )
        )(B)
        Anlage 2
        Zu Protokoll gegebene Reden
        zur Beratung des Antrags: Klima- und Umwelt-
        schutz im und durch den Sport stärken – Für
        eine verantwortungsvolle Sportentwicklung in
        Deutschland (Tagesordnungspunkt 26)
        Klaus Riegert (CDU/CSU): Der Klima- und Um-
        weltschutz ist weltweit eine der bedeutendsten Heraus-
        forderungen unserer Zeit. Manch einer mag sich bei dem
        Thema wundern und fragen, was denn der Sport mit dem
        Umwelt- und Klimaschutz zu tun habe – allenfalls stelle
        die Umwelt den nötigen Raum für Sport und Bewegung
        dar. Doch bei näherer Betrachtung ist der Sport national
        wie auch international schon seit vielen Jahren ein wich-
        tiger Partner beim Umwelt- und Klimaschutz.
        Der Sport ist Selbstzweck, aber er steht allen voran im
        Dienste der Menschheit, so hat es der IOC-Präsident
        Jacques Rogge erst kürzlich in einer Formel trefflich zu-
        sammengefasst. Das heißt für eine mittlerweile globale
        Sportcommunity, die natürliche Lebensgrundlage zu be-
        wahren und die Umwelt zu schützen. Dabei ist der Sport
        als Verursacher von Umweltbelastungen selbst gefragt,
        was dieser nach innen gerichtet verbessern kann. Aber
        auch nach außen stellt sich die Frage, wie die Popularität
        des Sports für die Nachhaltigkeit und für den Klima- und
        Umweltschutz genutzt werden kann. In diesem Sinne
        werden schon seit langem zahlreiche Anstrengungen
        durch die Bundesregierung in Kooperation mit den
        Sportverbänden, den Vereinen und den Sporttreibenden
        unternommen – diese Anstrengungen heißt es weiter zu
        unterstützen und voranzubringen.
        Wer einen Blick in den 12. Sportbericht der Bundes-
        regierung wirft, wird erkennen, dass der Umwelt- und
        Klimaschutz schon lange ein wichtiger Bestandteil der
        christlich-liberalen Sportpolitik ist. Die Umwelt ist für
        den Sport nicht Ressource, sondern vor allem Partner.
        Diese Aussage versteht der Deutsche Olympische Sport-
        bund, DOSB, schon seit langem als Arbeitsauftrag.
        Demnach folgt dem Denken und Reden vor allem auch
        ein aktives Handeln! Bei der Vielzahl der verschiedenen
        Initiativen des DOSB und seiner Mitgliederorganisatio-
        nen zum Klima- und Umweltschutz fällt es schwer, sich
        bei der Aufzählung auf einige Beispiele zu begrenzen.
        Auch ist man selbst als Sportpolitiker erstaunt, in wie
        vielen Bereichen die Bürgerinnen und Bürger sich ernst-
        haft und intensiv mit dem Thema beschäftigen: Die Bei-
        spiele reichen über Arbeitsmaterialien zum „Klima-
        schutz im Sport“, über den Sport-Audit im Luftsport,
        über Umweltschutzprojekte beim Wassersport, einem
        Klima-Check beim Bayrischen Landessportbund, Nach-
        haltigkeitskonzepte beim Turner-Bund, bis hin zur För-
        derung der Solarenergie beim DLRG.
        Ich möchte die vier Grundlinien des Klima- und Um-
        weltschutzes im Sport kurz erwähnen, an denen sich der
        DOSB orientiert. Dabei können die Kategorien „Sport in
        Natur und Landschaft“, „Klima- und Umweltfreundliche
        Weiterentwicklung von Sportstätten“, „umweltfreundli-
        che Gestaltung von Großsportveranstaltungen“ sowie
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        Sport und Immissionen“ herausgestellt werden. Die
        portförderung der Bundesregierung wie auch die von
        ns im Antrag genannten Punkte lassen sich auf diese
        ier Felder beziehen, sie gehen aber auch darüber hi-
        aus.
        Die etwa 91 000 Sportvereine mit circa 27,5 Millio-
        en Mitgliedern bieten eine breite Kommunikations- und
        ultiplikationsplattform, um Sport im Einklang mit der
        atur und in Verbindung zu einem aktiven Umwelt- und
        limaschutz zu erleben. So soll beispielsweise die Um-
        eltbildung und Umweltkommunikation bei Kindern
        nd Jugendlichen weiter verstärkt werden, um das Ver-
        tändnis der Vereinbarkeit von Sport und Natur zu för-
        ern. Auch ist die Unterstützung des bürgerschaftlichen
        ngagements im Sport, unter anderem mit Blick auf
        kologische Aspekte und Tätigkeitsbereiche, in diesem
        usammenhang eine große Chance. Der Antrag der Ko-
        litionsfraktionen beinhaltet weiterhin eine stärkere Sen-
        ibilisierung beim Thema „Mobilität“, um die Vorzüge
        on klimafreundlichen Verkehrsmitteln sowie Möglich-
        eiten der Kompensation von CO2-Emissionen hervor-
        uheben.
        Nach dem durch das Bundesumweltministerium er-
        lgreich geförderten Projekt „Klimaschutz im Sport“
        eißt es, das Engagement des Sports im Bereich des Er-
        alts der biologischen Vielfalt weiter zu bestärken. Das
        usgerufene „Internationale Jahr der Wälder“ kann im
        inne des Erhalts der Biodiversität, des Bodenschutzes
        owie des Erhalts einer gesunden Waldstruktur in direk-
        r Verbindung zum naturfreundlichen Sport aufgegrif-
        n werden. Die Kompetenz des organisierten Sports
        ollte bei der „Waldstrategie 2020“ eingebracht werden,
        m fachspezifische Kenntnisse im Breiten- und Freizeit-
        port und im Tourismus zu nutzen. Angesichts diverser
        ationaler und internationaler Sportveranstaltungen und
        eren touristischer Vermarktung soll ein Preis ausgelobt
        erden, der besonders gute Beispiele für die Verbindung
        on umweltfreundlichen Sportangeboten mit dem Tou-
        smus würdigt.
        Auch die klima- und umweltfreundliche Weiterent-
        icklung von Sportstätten spielt in unserem Antrag eine
        entrale Rolle: Der Sanierungsbedarf bei Sportstätten in
        eutschland wird zurzeit auf circa 42 Milliarden Euro
        eschätzt. Trotz des Konjunkturpaketes II lassen sich
        ielerorts ein zu hoher Energie- und Ressourcenver-
        rauch bei den Sportstätten feststellen, sei es beispiels-
        eise durch veraltete Heizungsanlagen oder eine
        chlechte Dämmung. Daher ist aus unserer Sicht die För-
        erung von Beratungsangeboten für Sportvereine zu
        au, Erhalt und Sanierung von Sportanlagen unerläss-
        ch. Im Mittelpunkt dieser Angebote stehen Beratungen
        ezüglich der Umweltsituation von Sportanlagen – zum
        eispiel bezogen auf den Anlagenbedarf oder die Natur-
        erträglichkeit –, aber auch Beratungen bezüglich Öko-
        hecks sowie sportartspezifischer Handlungsempfeh-
        ngen. Bei der Förderung von Sportanlagen durch den
        und sollen die Faktoren des Umwelt- und Klimaschut-
        es entsprechend neuer Standards weiter berücksichtigt
        erden, um damit zu einem nachhaltigen Sportstätten-
        au in Deutschland beizutragen. Auch soll der Dialog
        wischen der Bundesregierung, den Bundesländern, den
        Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Mai 2011 12887
        (A) )
        )(B)
        Bundessportfachverbänden, den Verbänden der Eigentü-
        mer und Nutzer wie auch den beteiligten Sport- und Um-
        weltorganisationen weiter konstruktiv fortgeführt wer-
        den, um unter anderem Konzepte zum Abbau des
        Sanierungsstaus bei Sportanlagen insgesamt zu entwi-
        ckeln.
        Die Umwelt macht an keinen Landesgrenzen halt, wie
        auch der Sport als gesellschaftliche Bewegung diese
        längst überwunden hat. Bei internationalen Großsport-
        veranstaltungen wird indes umso deutlicher, dass etwaige
        Umweltbelastungen und Schäden durch das Sporttreiben
        dem Verursacherprinzip nach einbezogen werden müs-
        sen. Internationale Sportbegegnungen sind demnach aus
        umwelt- und sportpolitischer Sicht Herausforderung wie
        gleichzeitig auch eine enorme Chance, um auf die ge-
        meinsame Verantwortung beim Umwelt- und Klima-
        schutz hinzuweisen. Dass wir in Deutschland im Sport
        diese Herausforderung annehmen und als Chance be-
        greifen, zeigt sich aktuell besonders gut bei der FIFA
        Frauen-WM 2011 im eigenen Land. Das Umweltkonzept
        „Green Goal“ der Fußballweltmeisterschaft 2006 hat ei-
        nen enormen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz in
        der Vergangenheit geleistet. Dieses bewährte Konzept
        wird bei der diesjährigen FIFA Frauen-WM ebenso eine
        große Rolle spielen, um unter anderem CO2-Emissionen
        zu vermeiden oder zu kompensieren. Im Rahmen einer
        solchen Großsportveranstaltung kann im eigenen Land
        wie auch weit über die Landesgrenzen hinaus für eine
        stärkere Akzeptanz und Sensibilisierung der Bevölke-
        rung für den Umwelt- und Klimaschutz eingetreten bzw.
        geworben werden.
        Auch die Bewerbung München 2018 mit dem Ziel der
        Austragung der Olympischen und Paralympischen Win-
        terspiele 2018 verdeutlicht eindrucksvoll, wie eine inter-
        nationale Großsportveranstaltung umweltverträglich und
        nachhaltig durchgeführt werden kann. Das 186-seitige
        Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzept der Bewerbung
        München 2018 wurde bereits international gelobt und als
        wegweisend bezeichnet. Bei einem Zuschlag der Olym-
        pischen und Paralympischen Winterspiele stehen für
        18 Umweltleitprojekte sage und schreibe mehr als
        100 Millionen Euro zur Verfügung. Die Bewerbung
        München 2018 zeigt, dass sozial, ökologisch und ökono-
        misch nachhaltige Winterspiele möglich sind. Mit Inno-
        vationen wie dem Olympischen Dorf als Plus-Energie-
        Dorf und neuer Umwelttechnik können bei Olympischen
        Spielen neue Standards gesetzt werden. Mit den größten-
        teils bereits bestehenden Sportanlagen und damit mini-
        mal notwendigen Eingriffen in die Natur könnte ein grü-
        nes Erbe für die Region und für Deutschland geschaffen
        werden. Zudem können durch Investitionen in Gold
        Standard für Klimaschutzprojekte auf allen fünf Konti-
        nenten circa 284 000 Tonnen CO2 eingespart werden.
        Dies ist jene Menge CO2, die durch den Luft- bzw. Rei-
        severkehr zu den Winterspielen unvermeidlich entstehen
        und so ausgeglichen werden könnten. Grundsätzlich sol-
        len bei künftigen Bewerbungen um Sportgroßveran-
        staltungen in Deutschland Konzepte zum Schutz der na-
        türlichen Lebensgrundlagen, des Klimas sowie für eine
        nachhaltige Sport- und Regionalentwicklung unterstützt
        werden.
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        Selbst der bisherige sportpolitische Sprecher von
        ündnis 90/Die Grünen, Winfried Hermann, hat die Be-
        erbung München 2018 als ein „durch und durch ökolo-
        isches Projekt“ gelobt – wohingegen sich die Grünen
        er Parteitagsbeschluss zu später Abendstunde und ohne
        roße Diskussion oder Anhörung von Sachverständigen
        egen die Bewerbung ausgesprochen haben. Das zeigt
        ie Widersprüchlichkeit der Grünen. Die Pro-Argumente
        r die Bewerbung will man bei den Grünen augen-
        cheinlich auch aus den eigenen Reihen nicht hören, we-
        er von den elf Grünen des Münchener Stadtrates noch
        om eigenen sportpolitischen Sprecher oder „Fußball-
        laudia“ Roth.
        Mit der Ablehnung der Bewerbung Münchens um
        Grüne Spiele“ scheitert die Sportpolitik von Bündnis 90/
        ie Grünen an der eigenen Agenda. Anstatt eines eige-
        en Antrages zum Thema Umwelt- und Klimaschutz
        nd konstruktiven Argumenten konstatiert man Protest
        nd Ablehnung. Winfried Hermann merkte in einem In-
        rview abschließend an, dass „der halbe bayrische Lan-
        esverband der Grünen selbst Ski auf den ökologisch so
        nmöglichen Pisten fährt.“ Es ist mehr als traurig, wenn
        ie Grünen erschreckend undifferenziert ein solch öko-
        gisch wegweisendes Projekt wie die Bewerbung Mün-
        hen 2018 versuchen national wie international zu be-
        chädigen.
        Lassen Sie mich zuletzt kurz auf das Thema Sport
        nd Immissionen eingehen. Beim Sport entstehen natur-
        emäß Geräusche bis hin zu Lärm. Hierbei kommt es
        ich nicht selten zu einem klassischen Interessenskon-
        ikt zwischen den Sportreibenden und Anwohnern.
        rundsätzlich sind beide Interessenslagen anzuerkennen
        nd zu respektieren. Die Sportanlagenlärmschutzverord-
        ung hat nach dem Inkrafttreten 1991 zu einem ange-
        essenen Interessenausgleich und zu einer langen Phase
        er Beruhigung dieses Themas geführt. Die Fraktion Die
        inke konnte mit ihrem Antrag zuletzt im Sportaus-
        chuss ihre Forderungen nicht überzeugend begründen.
        udem liegt die Zuständigkeit hinsichtlich der Verord-
        ungen bei den Bundesländern. Eine informelle Um-
        age der Länder und zuständigen Landesbehörden hat
        ezeigt, dass kein Bedarf zur Änderung der Sportanla-
        enlärmschutzverordnung gesehen wird. Bestehende
        egelungen werden sogar bezüglich der Vollzugspraxis
        es Bundes-Immissionsschutzgesetzes gelobt.
        Erst gestern wurde der Kinderlärm durch unseren Be-
        chluss unter einen besonderen Schutz gestellt. Eine um-
        ssende Privilegierung verschiedener Akteure und Inte-
        ssengruppen bringt uns ordnungspolitisch am Ende
        icht weiter. Dennoch ist ein differenzierter Blick auf die
        roblematik unverzichtbar: Unklar ist beispielsweise die
        eurteilung von sogenannten freien Jugendeinrichtun-
        en wie Bolzplätzen, Skate-und Basketballanlagen hin-
        ichtlich des Lärms. Die Koalition wird dafür sorgen, bei
        er Bundes-Immissionsschutzverordnung Bolzplätze in
        ie Privilegierung mit aufzunehmen. Mein Appell geht
        n die Umsetzung der Landesverordnungen: Bei der
        usweisung von Wohngebieten und Nutzungsplänen
        üssen künftig die Vereinbarkeit verschiedener Interes-
        enslagen stärker beachtet werden.
        12888 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Mai 2011
        (A) )
        )(B)
        Der Sport kann zusammen mit der Politik einen be-
        deutenden und vor allem nicht zu unterschätzenden Bei-
        trag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten. Lassen Sie
        uns den Sport im Alltag wie zu Großsportereignissen
        und vor allem die Bürgerinnen und Bürger in den Verei-
        nen weiterhin in ihrem Engagement für den Umwelt-
        und Klimaschutz bestärken. Lassen Sie uns die Bereiche
        Sport und Umweltschutz nicht als Widersprüche oder
        Gegensätze begreifen, sondern lassen Sie uns zusammen
        nach der Vereinbarkeit, der gegenseitigen Förderung und
        innovativen Lösungsansätzen fragen. Eine dem Grund-
        satz der Wahrung der Schöpfung folgende christlich-
        liberale Sportpolitik unterstützt den organisierten Sport
        auch künftig kraftvoll bei den gemeinsamen Herausfor-
        derungen, um den Klima- und Umweltschutz im und
        durch den Sport weiter zu fördern.
        Dieter Stier (CDU/CSU): „Im Namen aller Organi-
        satoren und Beteiligten verspreche ich, dass wir an den
        Olympischen Spielen teilnehmen und dabei unsere Um-
        welt schonen, die gültigen Regeln der Natur respektieren
        und befolgen und uns dabei einem Sport der Nachhaltig-
        keit und Umweltverträglichkeit und möglichst hoher
        CO2-Neutralität verpflichten, im wahren Geist der Sport-
        lichkeit, für die Bewahrung unserer Umwelt und Schöp-
        fung und für die Zukunft nachfolgender Generationen.“
        Nach erfolgreicher Bewerbung für die Olympischen
        Winterspiele könnten wir uns in Anlehnung an den ak-
        tuellen Schwur der Kampfrichter mit diesem „Ökologi-
        schen Olympischen Eid“ 2018 der Welt präsentieren.
        Die aktuelle deutsche München-Bewerbung ist beispiel-
        haft in ihrer umweltverträglichen und ressourcenscho-
        nenden Konzeption. Das betrifft beispielsweise das
        Sportflächenmanagement. Für 77 Prozent des Flächen-
        bedarfs greift man auf bereits existierende Sportareale
        zurück. 22 Prozent der skisportlich genutzten Flächen
        werden dafür nur vorübergehend erbaut, sodass im Sinne
        einer umfassenden Umweltverträglichkeit der Flächen-
        entzug gering ist. Allein die Fläche eines Fußballfeldes
        muss für die Durchführung der Olympischen und Para-
        lympischen Winterspiele in München neu erschlossen
        werden – ein Novum in dieser Qualität und Quantität.
        Ich wünsche mir, dass die Winterspiele aktive Vorbild-
        wirkung für nationale große und kleine Sportveranstal-
        tungen haben werden.
        Denn auch die Bauplanung für das Olympische Dorf
        und alle Fragen der Verkehrserschließung und Mobilität
        verfolgen das Ziel der Umweltverträglichkeit, um unse-
        ren Lebens- und Sportraum „Natur“ aktiv zu bewahren.
        Für das Anliegen des Umwelt- und Naturschutzes müs-
        sen wir daher den Sport als umfassenden Partner weiter-
        entwickeln und den Sport als Medium für einen um-
        fassenden Umweltschutz begreifen und nutzen. Der
        vorliegende Antrag der Fraktionen CDU/CSU und FDP
        greift dabei dieses „rationale Interesse an einer nachhal-
        tigen Nutzung und Nutzbarkeit des Raumes für das
        Sporttreiben“ auf. Es gibt dafür verschiedene Ansätze,
        die wir konsequent verfolgen müssen, wenn wir uns die-
        sem wichtigen Thema aufrichtig und gewissenhaft
        verschreiben. Dazu gehört vor allem der Bereich der Bil-
        dung und Kommunikation. Eine frühkindliche Umwelt-
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        ildung – etwa in der Schule – gibt es bereits in ver-
        chiedener Form. Doch wir müssen diese ausbauen,
        odass auch Erwachsene und somit unsere Gesellschaft
        ls Ganzes Umwelt und Sport in einem Miteinander, als
        twas Selbstverständliches erkennen.
        Ich bin dabei der festen Überzeugung, dass das Wer-
        en für unsere Natur durch den Sport mit einem Werben
        r den Sport verbunden werden muss, um erfolgreich zu
        ein. Der Wunsch nach Bewegung in einem Teil der Ge-
        ellschaft ist offensichtlich. Hier in Berlin wird mir das
        mer sehr deutlich. Durch die Vielzahl von Marathon-
        ufen bleibt es mir präsent. Und das Verlangen nach Er-
        olung und Natur – auf der anderen Seite – ist unbestrit-
        n. Beim jüngsten Besuch der ITB, Internationale
        ourismus-Börse, konnte man ein Wachstum der Zahl
        er Anbieter von Naturtourismus im Bereich des Städte-
        urismus erkennen. Und an diese Suche nach Bewe-
        ung der Bürgerinnen und Bürger und diese Sehnsucht
        ach Wald und Grün müssen wir andocken – mit Ange-
        oten, die sie in die Natur bringen – und – das ist das
        ntscheidende – die dies umweltverträglich gestalten.
        eshalb also nicht durch gezielte Bürgerinformationen
        uf die Vielfalt der sportlichen Aktivitäten in ihrer Nähe
        inweisen, ihnen zeigen, welche Möglichkeiten für
        portliche Betätigung ihre Umgebung bietet und wie dies
        mweltverträglich erfolgen kann?
        Daher lassen Sie uns eine Kampagne mit auf den Weg
        ringen, in der wir nicht nur die Kinder in der Schule in-
        rmieren, sondern alle Bürger in ihrem jeweiligen Kiez
        ber ihren nahen Park, den Stadtwald oder die nahen
        portplätze und über die individuellen Sportmöglichkei-
        n dort aufklären.
        Eine andere Form der Aufklärung und Information
        üssen wir den Vereinen und Organisatoren von Sport-
        eranstaltungen offerieren. Diejenigen, die Sport für
        ndere organisieren, müssen wir als wichtige Multiplika-
        ren für unser Anliegen eines „sportlichen Umwelt-
        chutzes“ begeistern und unterstützen. Daher gilt ihnen
        nsere Aufmerksamkeit, als eine der ersten.
        Aber vergessen wir nicht diejenigen, die Infrastruktur
        ereithalten: Betreiber, Sportvereine und Eigentümer
        on Sportstätten. Dieser Gruppe müssen wir zum einen
        andreichungen geben, die sie auf umweltfördernde
        rogramme hinweisen.
        Entscheidend ist aber zum anderen, dass wir ihnen
        irtschaftliche Anreize schaffen, ihren Sportstätten bau-
        che Veränderungen zukommen zu lassen, die aktiv der
        mweltverträglichkeit dienen. Und zur Aufklärung ge-
        ört ein Miteinander innerhalb der Bundes- und der Lan-
        esregierungen und der Verwaltungen Deutschlands.
        m ein intelligentes Sanierungskonzept der deutschen
        portanlagen zu bekommen, müssen Sportverbände und
        ben auch Vertreter der Belange des Natur-, Umwelt-
        nd Tierschutzes mit den Ebenen der Verwaltung früh-
        eitig zusammenwirken.
        In diesem Antrag wird zum einen deutlich, wie kom-
        lex der Umweltschutz ist. Zum anderen wird aber auch
        eutlich, dass dem Sport eine umfassende gesellschaftli-
        he Bedeutung zukommt. Wir müssen den Bürgerinnen
        Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Mai 2011 12889
        (A) )
        )(B)
        und Bürgern auch ein Gebiet für Sport zugänglich ma-
        chen können, das eine gewisse Nähe zu ihrem Quartier
        aufweist. Das bedarf auch eines gezielten Flächenma-
        nagements, das sich konkret auf sportliche Naherholung
        einstellt.
        Auch im Jahr 2011 wird täglich eine Fläche von um-
        gerechnet 200 Fußballfeldern versiegelt. Das entspricht
        nicht dem Umweltschutz und muss im Rahmen der
        Nachhaltigkeit mit bedacht werden. Gerade auch im
        Hinblick auf die Endlichkeit des Hauptproduktionsmit-
        tels „Boden“ für die Landwirtschaft und auch im Hin-
        blick auf die gerade geführte Energiediskussion müssen
        wir davon wegkommen, immer mehr Fläche zu versie-
        geln. Dieser Antrag kann daher nur eine Ergänzung sein
        für einen umfassenden Umweltschutz. Durch den Sport
        werden wir einen weiteren wichtigen Beitrag leisten.
        Unsere Aufgabe ist es dabei auch, die Weichen für ein
        reibungsloses Miteinander von Umwelt und Sport und
        von Sport und Gesellschaft zu ermöglichen: Bedenken
        wir also auch unsere bestehenden Standards und über-
        prüfen wir deren Zweckmäßigkeit. Ich greife dafür zum
        Beispiel die 18. Bundes-Immissionsschutzverordnung,
        BImSchV, auf.
        Wir müssen uns entscheiden was wir wollen; denn
        sportlich Aktive sind selten lautlos. Vielleicht wenn man
        sie im Fitnesscenter trifft, hinter schalldichten Fenster-
        scheiben, auf energieverbrauchenden Geräten, inmitten
        einer Natur-Doku auf einem der Plasmafernseher zwi-
        schen den einzelnen Sportgeräten. Aber wenn man Natur
        nicht nur virtuell erleben möchte, kann man Lärm nicht
        immer vermeiden. Wir wollen Natur- und Sportverbun-
        dene. Dann lassen Sie uns auch die Immissionsricht-
        werte von Sportanlagen überdenken. Dazu will ich gern
        den Vergleich zum sogenannten Kinderlärm suchen und
        zum Abschluss einmal in Anlehnung an das Oberverwal-
        tungsgericht Münster einen Ausblick für den Sport wa-
        gen: „… Lärm, der von sportlich Aktiven ausgeht, ist
        grundsätzlich allen Menschen zumutbar. Wer Sportlärm
        als lästig empfindet, hat selbst eine falsche Einstellung
        zu Sport.“ Wie Sie wissen, haben wir in dieser Sitzungs-
        woche bereits das Bundes-Immissionsschutzgesetz in
        Bezug auf Kinderlärm entrümpelt, auch in Richtung
        Sportanlagen sollten wir diesen Gedanken aufgreifen. Es
        geht um einen gesunden Interessenausgleich. Und um
        nichts anderes ist dieser Antrag bemüht: um einen Inte-
        ressenausgleich zwischen Natur und Sport, zwischen
        Umwelt und Gesellschaft. Daher bitte ich um Ihre unge-
        teilte Zustimmung.
        Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD): Sportlich ist
        das Jahr 2011 vollgepackt mit Ereignissen, Veranstaltun-
        gen und Entscheidungen. Wir hatten vor einigen Wochen
        die Turn-Europameisterschaft in Berlin, wir zählen die
        Tage bis zum Beginn der Endrunde der Fußball-WM der
        Frauen in unserem Land, und wir warten mit Spannung
        auf die Entscheidung über die Olympischen und Para-
        lympischen Winterspiele 2018, für deren Austragung
        sich die Städte München und Garmisch-Partenkirchen
        bewerben. Gleichzeitig sind die Themen Umweltschutz
        und Nachhaltigkeit in der Öffentlichkeit so präsent wie
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        ie. Was läge also näher, als Sport und Nachhaltigkeit
        olitisch miteinander zu verbinden?
        Dazu haben Sie nun einen Antrag vorgelegt, sehr ge-
        hrte Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktio-
        en. In diesem Antrag stellen Sie eine ganze Reihe von
        orderungen auf, die durchaus lobenswert scheinen. Wir
        ls sozialdemokratische Fraktion begrüßen es ausdrück-
        ch, dass auch Ihre Fraktionen mittlerweile bei der Er-
        enntnis angekommen sind, dass Klima- und Umwelt-
        chutz auch in Verbindung mit anderen Politikfeldern
        icht im Abseits stehen muss. In Ihrem Antrag holen Sie
        unächst einmal Anlauf.
        Sie fordern die Unterstützung laufender Programme
        ur Umweltbildung für Kinder und Jugendliche, Pro-
        ramme zur Förderung und Beratung von Sportvereinen
        ur nachhaltigen Sportstättensanierung und viele mehr.
        rundsätzlich kann man dagegen eigentlich nichts sa-
        en. Ich wundere mich aber dennoch über das ein oder
        ndere. Ich wundere mich etwa darüber, dass Sie im Be-
        ich der Förderung von Sportstätten und deren Sanie-
        ng großzügig Programme fordern, die dann von den
        ommunen, den Ländern und den Landessportbünden
        mgesetzt werden müssen. Leider verschweigt der An-
        ag, wie diese dafür bezahlen sollen. Beim Weitsprung
        ären Sie damit schon übergetreten.
        Ich wundere mich auch darüber, dass Ihre beiden
        raktionen scheinbar so wasserscheu sind, dass Ihr An-
        ag die vielen Wassersportarten an und unter der Ober-
        äche komplett ignoriert. Im Wasser, in den Meeren,
        lüssen und Seen, zeigen sich die Folgen des Klimawan-
        els zum Teil deutlich früher als an Land. Daher ist es
        edauerlich, dass Ihr Antrag bestehende Programme, mit
        enen Wassersportverbände seit langem ihre Mitglieder
        inbinden, um Veränderungen an den Biotopen, in denen
        ie ihren Sport ausüben, zu dokumentieren, ignoriert.
        Es ist aber nicht nur die Tiefe, die Sie in Ihrem Antrag
        cheuen. Sie übersehen auch die Alpen – was man erst
        inmal schaffen muss. Vor 20 Jahren haben sich die
        taaten des Alpenbogens in der Alpenkonvention mit
        em Ziel zusammengeschlossen, den Alpenraum zu er-
        alten. Es gibt Zusatzprotokolle, die sich mit verschiede-
        en Aspekten dieses Vorhabens befassen, etwa mit Ver-
        ehr, Tourismus und Naturschutz. Die Bundesrepublik
        at diese Protokolle ratifiziert; sie bilden eine grenzüber-
        chreitende Grundlage für nachhaltige Sportpolitik im
        nd am Berg. Folgen des Klimawandels, etwa auftau-
        nde Permafrostböden, schmelzende Gletscher und re-
        elmäßige Unwetter, schaden der sportlichen Nutzung
        es Alpenraumes und führen zu Symptombehandlungen
        ie der Verbreitung von Schneemaschinen, durch die die
        rsachen der Veränderungen jedoch nur kaschiert wer-
        en.
        Die extremen Lebensräume, die Ozeane und Gipfel
        ind es, die als erstes den Klimawandel spürten. Sie sind
        s, die wirtschaftlich oft am stärksten von sportlicher
        utzung abhängen. Sie sollten daher auch in einer nach-
        altigen Sportpolitik gebührende Erwähnung finden.
        ine Erwähnung der Konvention in Ihrem Antrag, die
        orderung, sie als völkerrechtliche Grundlage zu stär-
        en, die Aufforderung an die Bundesregierung, hinsicht-
        12890 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Mai 2011
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        lich der Ratifizierung der relevanten Zusatzprotokolle
        auf die Schweiz einzuwirken, wäre daher wünschens-
        wert gewesen.
        Ich wundere mich bei Ihrem Antrag auch ein wenig
        darüber, dass Sie konsequent im Windschatten bleiben
        und Ihr Antrag sich darauf beschränkt, Vorschläge zu
        sammeln, die an anderer Stelle erarbeitet wurden.
        Gleichzeitig lässt Ihr Antrag aber Hinweise auf Institu-
        tionen vermissen, die sich nachhaltig und intensiv mit
        der Problematik auseinandersetzen. So erwähnen Sie
        noch nicht einmal die Arbeit des Kuratoriums Sport &
        Natur, das Sportvereine und -verbände mit über 3 Millio-
        nen Mitgliedern vertritt und – der Name sagt es bereits –
        sich dezidiert mit den Problemen auseinandersetzt, die
        Sie in Ihrem Antrag angehen wollen. Ich wundere mich
        darüber, dass Sie sich der gesellschaftlichen und wirt-
        schaftlichen Bedeutung des Sports bewusst sind, aber
        beispielsweise nicht auf die Idee kommen, eine Forde-
        rung hinzuzufügen, bei künftigen Gesetzesänderungen
        auch die betroffenen Bundesverbände des Sports zu kon-
        sultieren. An dieser Stelle sind Sie mit Ihrem Antrag
        dann wiederum zu kurz gesprungen. Ich wundere mich
        auch sehr darüber, dass Sie dem Deutschen Bundestag
        einen Antrag vorlegen, in dem einer nachhaltigen Sport-
        politik explizit ein „christlich-liberaler“ Stempel aufge-
        drückt werden soll. Der Klimawandel hat seinen Ur-
        sprung in menschlichem Handeln, unabhängig von
        Parteizugehörigkeit, und die Folgen des Klimawandels
        werden parteiübergreifend von uns und den folgenden
        Generationen getragen werden. Außerdem benötigt man
        kein Parteibuch irgendeiner Couleur, um sich an Sport
        zu erfreuen. Schutz von Klima und Umwelt ist, sei es im
        Sport oder in anderen Lebensbereichen, zu bedeutend,
        um ihn zum Spielball einer Partie parteipolitischen Ping-
        Pongs zu machen.
        Wenn es Ihnen also ernst ist mit den Anliegen, die Sie
        beschreiben, wenn Sie wirklich etwas bewegen wollen,
        wenn Sie etwas verändern wollen, dann sprechen Sie mit
        uns. Beziehen Sie die Oppositionsfraktionen ein. Ihr An-
        trag enthält viel Richtiges und Wichtiges, aber er hat
        auch seine Schwächen. Wir bieten Ihnen an, gemeinsam
        an einer nachhaltigen Sportpolitik zu arbeiten, die sich
        keine parteipolitischen Leibchen überzieht, sondern sich
        der bestehenden Probleme annimmt. Gerne können wir
        dafür den heute hier vorgelegten Antrag als Startpunkt
        verwenden. Ein altes Sprichwort sagt schließlich, dass
        man auch auf einem hinkenden Pferd formidabel reiten
        kann. Andernfalls wird es wohl dabei bleiben: viel An-
        lauf genommen, leider übergetreten und dann noch zu
        kurz gesprungen.
        Hans-Joachim Hacker (SPD): Die Koalitionsfrak-
        tionen haben einen Antrag vorgelegt, der die Integration
        der wichtigen Politikfelder Klima- und Umweltschutz
        sowie Sport enthält. Als Ziel wird eine verantwortungs-
        volle Sportentwicklung in Deutschland beschrieben. Ich
        gehe davon aus, dass Sie damit den Sport in seiner gan-
        zen Breite meinen und hierbei auch die vielen Tausende
        Ehrenamtler in Ihre Überlegungen einbeziehen.
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        Sie haben in Ihrem Antrag unter Punkt eins auch das
        hema „Lärm und Sportanlagen“ angesprochen sowie
        ie Unklarheiten in der Beurteilung von „sog. freien Ju-
        endeinrichtungen wie Bolzplätzen, Skate- und Basket-
        allanlagen hinsichtlich des Lärms, der im Rahmen der
        portlichen Betätigung von Jugendlichen ab 14 Jahren
        usgeht“. Gestern haben wir über einen Gesetzentwurf
        er Bundesregierung zur Privilegierung von Kinderlärm
        Plenum diskutiert. In der zweiten Lesung hat die
        PD-Bundestagsfraktion einen Änderungsantrag einge-
        racht, der genau dieses Ziel verfolgt, nämlich die Privi-
        gierung von Lärm auf Spielstätten für Jugendliche bis
        um 18. Lebensjahr. Diesen Änderungsantrag haben Sie
        bgelehnt. Für mich stellt sich insofern die Frage nach
        er inneren Logik und Nachvollziehbarkeit Ihrer parla-
        entarischen Initiativen. In Ihrem Antrag haben Sie die
        undesregierung aufgefordert, einen Preis für besonders
        ute Beispiele auszuloben, die umweltfreundliche Sport-
        nlagen mit dem Tourismus verbinden. An dieser Stelle
        ätte es sich angeboten, einen Sportbereich zu erwähnen,
        er auf der einen Seite Tausenden Bürgerinnen und Bür-
        ern Spaß und Erholung in der Freizeit bietet und zu-
        leich in weiten Bereichen dem Ansatz gerecht wird,
        lima- und umweltverträglich zu sein. Ich meine hier
        en Wassersport, bei dem in über 5 000 Mitgliedsverei-
        en über 800 000 Mitglieder organisiert sind, von denen
        iele ehrenamtliche Arbeit leisten. In den unterschiedli-
        hen Sparten des Wassersports in Deutschland gibt es
        ohe Erwartungen an die Politik, die Rahmenbedingun-
        en für den Wassersport und Wassertourismus in
        eutschland zu verbessern.
        Die Bundesregierung steht in der Pflicht und Verant-
        ortung, zwei Anträge zum Wassertourismus aus der
        tzten Legislaturperiode, für die sich die SPD-Bundes-
        gsfraktion besonders eingesetzt hatte, abzuarbeiten.
        ier muss die Bundesregierung nunmehr Kreativität ent-
        ickeln, um dem Auftrag des Bundestages gerecht zu
        erden und die berechtigten Erwartungen der Wasser-
        portler zu erfüllen. Aus dem Kreis der Wassersportver-
        ände nenne ich die Bereiche des Kanutourismus und
        es Kanusports, die beide in herausgehobener Weise
        lima- und umweltfreundlich betrieben werden.
        eutschland hat ein rund 10 000 Kilometer langes zu-
        ammenhängendes Wasserwegenetz, ergänzt durch zahl-
        iche Seen. In diesen Wassergebieten betreiben über
        Millionen Bürgerinnen und Bürger Wassersport. Die in
        en Wassersportverbänden organisierten Ehrenamtler
        nd hauptberuflich Tätigen, aber auch die kleine Unter-
        ehmen in diesem Bereich schauen mit großer Sorge auf
        ie Pläne der Bundesregierung in Verbindung mit der
        eform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Beide
        eformentwürfe enthalten Kategorisierungen für die
        innenwasserstraßen, die bei den Wassersportverbänden
        uf Unverständnis stoßen, auch bei den gewerblichen
        innenschiffern und den kleinen Unternehmen, die
        oote und Kanus vermieten.
        Für die SPD-Bundestagsfraktion sage ich: Auch wir
        ritisieren Ihre Reformpläne, auch wenn von den Koali-
        onsfraktionen zusammen mit Bündnis 90/Die Grünen
        man schaue sich diese bunte Koalition an – nun die
        bkoppelung der Kategorisierung der Binnenwasser-
        Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Mai 2011 12891
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        )(B)
        straßen von der WSV-Reform im Haushaltsausschuss in
        dieser Woche beschlossen wurde. Ich fordere die Koali-
        tionsfraktionen auf: Bleiben Sie bei der Verfolgung Ihres
        Antrags nicht bei Lippenbekenntnissen!
        Denken Sie daran, welche Leistungen der organisierte
        Wassersport wie auch die Sport- und Freizeitschifffahrt
        in der Vergangenheit erbracht haben. Sie müssen klare
        Antworten geben, was bei der WSV-Reform unter „Was-
        sertourismusnetz“ konkret zu verstehen ist. Welche Per-
        spektiven erhalten oder eröffnen Sie für den Wassertou-
        rismus und den Wassersport? Und wie sichern Sie, dass
        die von gemeinnützigen Wassersportvereinen in den zu-
        rückliegenden Jahrzehnten geschaffenen mitglieder-
        finanzierten Sportanlagen und die mit öffentlichen Mit-
        teln, insbesondere im Zuge des Aufbaus Ost, wieder
        geöffneten, ausgebauten und modernisierten Infrastruk-
        tureinrichtungen erhalten bleiben? Darauf müssen Sie
        – damit meine ich die Bundesregierung und die Koali-
        tionsfraktionen – Antworten geben, und zwar recht bald.
        Die vielen Wassersportlerinnen und Wassersportler, die
        Wassertouristen und kleinen Unternehmen in diesem Be-
        reich haben ein Recht darauf.
        Joachim Günther (Plauen) (FDP): Der vorliegende
        Antrag beschäftigt sich mit der Frage, wie Umwelt- und
        Klimaschutz durch den Sport gestärkt und gefördert wer-
        den können. Lassen Sie mich diesbezüglich auf einige
        Dinge eingehen, die mir besonders wichtig erscheinen.
        Ich denke wir kennen folgenden Tagesablauf alle:
        Man steht morgens auf, bringt die Kinder zur Schule, be-
        gibt sich dann voller Arbeitseifer ins Büro, und nach ei-
        nem langen Tag fallen noch all die kleinen Alltagstätig-
        keiten an, die der heimische Haushalt bereithält. Da
        bleibt wenig Zeit zur Entspannung. Es verwundert daher
        nicht, dass der moderne Mensch sich nur sehr selten in
        der freien Natur aufhält. Umso wichtiger ist es aus mei-
        ner Sicht, dass wir als Politiker uns dafür einsetzen, dass
        den Menschen in unserer schnelllebigen Welt, die so voll
        von den verschiedensten Anforderungen ist, die Natur
        als Erholungsraum für Sport und Freizeit erhalten bleibt.
        Dass ein dementsprechendes Interesse vorhanden ist,
        zeigt uns beispielsweise die seit Jahren boomende Lauf-
        bewegung mit einer Vielzahl an Veranstaltungen, wie
        Marathon- und Crossläufen; beispielhaft genannt seien
        hier der Rennsteiglauf und natürlich der Berlin-Mara-
        thon. Auch die wachsende Begeisterung für den Rad-
        sport beweist, dass Sport im Freien für viele Menschen
        heute zu einem erfüllten Leben gehört. So verzeichnete
        der Velothon, der vergangenes Wochenende in Berlin
        stattfand, eine Teilnehmerzahl von 13 000 Radsportbe-
        geisterten. Mit dem „Peakbreak“ (Österreichs erstes
        Etappenradrennen für jedermann) gibt es mittlerweile
        auch für Hobbyradler die Möglichkeit, an einem Radren-
        nen über mehrere Etappen durch die Alpen teilzuneh-
        men. Bei der diesjährigen Ausgabe des Rennens wird
        über sieben Etappen eine Distanz von über 1 000 Kilo-
        metern unter Überwindung von 18 000 Höhenmetern zu
        bestreiten sein. Man sieht also, dass das Bedürfnis der
        Menschen nach sportlichen Herausforderungen auch sei-
        tens der Wirtschaft aufgegriffen wird, indem immer
        mehr solcher Veranstaltungen organisiert werden. Das
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        arf aber nicht zu einer grenzenlosen Ausnutzung unse-
        r Natur führen.
        Wir müssen begreifen, dass es sich beim Verhältnis
        on Natur zu Mensch und umgekehrt um eine symbioti-
        che Verbindung handelt. Es ist also wichtig, dass wir
        ie Natur nicht nur als Ressource benutzen, sondern uns
        uch ihrem Schutz vor Ausbeutung und Verschmutzung
        idmen. So begründet sich ein umweltbewusster Sport
        dem rationalen Interesse an einer nachhaltigen Nut-
        ung und Nutzbarkeit des Raumes für das Sporttreiben.
        s gilt also, steigende Ansprüche, eine nachhaltige Leis-
        ngsfähigkeit und gesellschaftliches Wohlergehen mit-
        inander zu vereinbaren. In diesem Sinne werden schon
        eit langem zahlreiche Anstrengungen durch die Bun-
        esregierung in Kooperation mit den Sportverbänden,
        en Vereinen und den Sporttreibenden unternommen,
        ie wir weiter unterstützen und intensivieren müssen.
        So halten wir es für unerlässlich, dass die Umweltbil-
        ung und Umweltkommunikation bei Kindern und Ju-
        endlichen, aber auch bei Erwachsenen in den Fokus un-
        erer Bemühungen rücken. Zum Sport gehört manchmal
        ider auch Lärm. Man hört ja hier und da von Spannun-
        en, die es manchmal zwischen jugendlichen Fußballbe-
        eisterten und etwas älteren Anwohnern in der näheren
        mgebung von Bolzplätzen gibt. In Kenntnis solcher
        ifferenzen fordern wir in unserem Antrag, dass bei der
        ärmbeurteilung von sogenannten freien Jugendeinrich-
        ngen Rechtssicherheit zu schaffen ist, etwa durch die
        ufnahme von neuen, nicht zu engen Immissionsricht-
        erten und Öffnungszeiten in die Sportanlagenlärm-
        chutzverordnung. Dabei ist aus unserer Sicht allerdings
        ichtig, die staatliche Kontrolle der Spielgewohnheiten
        nserer Kinder nicht zu scharf zu gestalten. Klartext:
        uch wenn es in puncto Lärm auf gegenseitige Rück-
        ichtnahme ankommt, kann es nicht sein, dass wir Fuß-
        all spielende Jungen und Mädchen per Gesetz um Punkt
        8 Uhr zurück an ihre heimischen Spielkonsolen schi-
        ken. Erst recht nicht, wenn wir uns im selben Augen-
        lick um den grassierenden Bewegungsmangel dieser
        eneration sorgen. Hier ist Augenmaß gefragt!
        Ich will an dieser Stelle auch einmal sagen, dass man
        icht alles rechtlich regeln muss, was man theoretisch
        chtlich regeln könnte. Ich möchte jeden Menschen in
        eutschland dazu auffordern, nicht immer gleich einen
        echtsanwalt zu Rate zu ziehen, sondern im Wege der
        ommunikation zu einem Interessenausgleich zu kom-
        en, ohne dass Gerichte entscheiden müssen.
        Ein weiteres Anliegen ist uns das bürgerschaftliche
        ngagement im Sport. All denen, die sich ehrenamtlich
        Sport als Trainer, Jugendbetreuer oder Ähnliches en-
        agieren, sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Wir müs-
        en uns überlegen, wie wir solchen Einsatz noch mehr
        rdern können, gerade auch im Hinblick auf ökologi-
        che Aspekte.
        Noch ein paar Anmerkungen zu Sportgroßveranstal-
        ngen. Wir sind uns, glaube ich, alle bewusst, dass eine
        portgroßveranstaltung wie die Olympischen Spiele zu
        elastungen für die Umwelt führt. Daher fordern wir in
        iesem Antrag ja auch, dass bei der Bewerbung und
        ustragung solcher Veranstaltungen Fragen der Umwelt
        12892 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Mai 2011
        (A) )
        )(B)
        und einer nachhaltigen Regionalentwicklung Rechnung
        getragen wird. Natürlich können selbst dann Verände-
        rungen einer Region nicht auszuschließen sein. Aber wir
        müssen uns bewusst machen, dass es mit einer Haltung,
        wie sie die Kolleginnen und Kollegen von Bündnis 90/
        Die Grünen an den Tag legen, sehr ruhig in Deutschland
        zuginge. Denn die Konsequenz aus einem unbedingten
        und absoluten Schutz der Umwelt und damit dem Vor-
        rang der Interessen der Wälder vor denen der Menschen
        wäre doch, dass sportliche Großveranstaltungen gar
        nicht mehr stattfinden! Kein Olympia, kein Sommermär-
        chen, keine Leichtathletik-WM und kein DFB-Pokal in
        Berlin, zu dem erst am Wochenende so viele Schalker
        und Duisburger Fans friedlich und mit Bus und Bahn an-
        reisten, um gemeinsam ein Fußballfest zu feiern.
        Deutschland wäre nicht nur ein ruhiges, nein, auch ein
        sehr trauriges Land. Das würde auch das Ende jeden ge-
        sellschaftlichen Miteinanders bedeuten.
        Wichtig ist, und deshalb haben wir es in diesen Antrag
        auch aufgenommen, dass der Dialog zwischen der Bun-
        desregierung, den Bundesländern, den Bundessportfach-
        verbänden, den Verbänden der Eigentümer und Nutzer
        wie auch den beteiligten Sport- und Umweltorganisatio-
        nen konstruktiv weitergeführt wird, um unter anderem
        Konzepte zum Abbau des Sanierungsstaus bei Sportanla-
        gen zu entwickeln. Dieser Punkt ist existenziell, denn
        wenn wir nicht wollen, dass unsere Kinder nur in Ein-
        kaufszentren und Innenstädten herumlungern und vor
        lauter Langeweile zu Drogen greifen oder sich ins Koma
        trinken, dann müssen wir ihnen auch Alternativen bieten!
        Deshalb ist es wichtig, gemeinsam mit den Vereinen die
        Sportstättensanierung weiter voranzutreiben.
        Wer also für ein sportliches Deutschland ist, wer
        Freude am Sport leben will, der stimmt unserem Antrag
        zu.
        Katrin Kunert (DIE LINKE): In Sachen Klima- und
        Umweltschutz sieht sich die Bundesregierung gegenüber
        anderen Staaten gern in der Vorreiterrolle und ist mutig
        beim Äußern von ambitionierten Zielen. Problematisch
        wird es hingegen, wenn die geäußerten Selbstverpflich-
        tungen nicht zielstrebig umgesetzt werden.
        Nun muss die christlich-liberale Sportpolitik ein-
        schreiten und legt mit einem entsprechenden Antrag eine
        Messlatte auf. Die Koalition nimmt Anlauf, aber wagt
        den Absprung nicht. Ich will das an drei Beispielen deut-
        lich machen:
        Erstens. Das 30-Prozent-Ziel bei der Reduktion von
        Treibhausgasen bis 2020 zu erreichen, wäre für Deutsch-
        land ein Leichtes. Schon im Jahr 2009 lagen die Emis-
        sionen 29 Prozent niedriger als 1990. Zudem sind die
        Klimaschutzziele nicht gesetzlich geregelt, was keinerlei
        Sanktionen bei Missachtung zur Folge hat. Die Bundes-
        regierung kann also ihre Ziele in alle Richtungen anpas-
        sen, ohne das Parlament zu beteiligen.
        Zweitens. Die Meeres- und die Waldpolitik der Bun-
        desregierung sind hauptsächlich an wirtschaftlichen In-
        teressen ausgerichtet und weniger am Naturschutz.
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        Drittens. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesre-
        ierung umfasst zeitlich und quantitativ definierte und
        um Teil sehr anspruchsvolle Ziele. Zum Beispiel die
        lächenneuversiegelung von nicht mehr als 30 Hektar
        ro Tag, das ist ein ehrgeiziges Ziel, aber durch fehlende
        onkrete Maßnahmen derzeit überhaupt nicht zu errei-
        hen. Hinzu kommt, dass bei sinkenden Bevölkerungs-
        ahlen der Wert im Grunde nach unten korrigiert werden
        üsste!
        Sie sehen, die Latte der Anforderungen wird immer
        o hoch gelegt, dass man bzw. die Bundesregierung be-
        uem darunter durchlaufen kann.
        Der Antrag zum Klima- und Umweltschutz im Sport
        eigt eine Reihe von Themen auf, die durchaus in die
        chtige Richtung gehen. Es sind aber nur Absichtsbe-
        undungen, konkrete Maßnahmen fehlen.
        Ich möchte auf drei Anstriche Ihres Antrages einge-
        en:
        Sie möchten Rechtssicherheit bei der Lärmbeurteilung
        on sogenannten freien Jugendeinrichtungen wie Bolz-
        lätzen, Basketballanlagen oder Skateanlagen schaffen.
        ie Linke hatte diesbezüglich einen Antrag eingebracht,
        en Sie alle hier im Haus abgelehnt haben. Derzeit – ich
        iederhole mein Beispiel aus dem Sportausschuss – sind
        rösche bei der Ausübung ihres Lärms mehr geschützt als
        ie Kinder und Jugendlichen auf den Sportanlagen in
        ohnanlagen. Der Bundesgerichtshof hat in einem Urteil
        stgestellt, dass zwar massive Störungen der Nachtruhe
        urch Froschlärm gelegentlich für den Nachbarn nicht
        umutbar seien, aber alle Frösche nach § 44 Bundesnatur-
        chutzgesetz geschützt sind. Weder dürfen sie entfernt
        och Teiche zugeschüttet oder Froschlaich entnommen
        erden.
        Im federführenden Umweltausschuss herrschte die
        einung, dass man Kindern in ihrem Lautverhalten
        eim Sport nicht beeinflussen könne, wogegen Jugendli-
        he und Erwachsene auf ihre „Lärmemissionen“ achten
        önnten. Mit dieser Begründung haben Sie unseren An-
        ag abgelehnt. Insofern wollen Sie nur ein bisschen
        echtssicherheit bei der Lärmbeurteilung.
        Zweites Beispiel: die Waldstrategie. Hier wollen Sie
        en Sport in die Waldstrategie 2020 einbinden. Ich frage:
        welche Strategie? Es wurde zwar angekündigt, Ende
        anuar 2011 die Waldstrategie vorzustellen. Bisher gibt
        s zwei Entwürfe dazu, aus dem Jahr 2010 und 2011.
        Drittes Beispiel: die Sportstätten in Deutschland. Im
        tzten Anstrich Ihres Antrages wollen Sie „den Dialog
        wischen der Bundesregierung, den Bundesländern, den
        undessportfachverbänden … um unter anderem Kon-
        epte zum Abbau des Sanierungsstaus bei Sportanlagen
        u entwickeln.“ Es gab über Jahre in Deutschland den
        Goldenen Plan“, nach 1990 den „Goldenen Plan Ost“,
        eide haben bis vor wenigen Jahren erhebliche Unter-
        tützung bei der Sanierung von Sportstätten geleistet.
        er Grund für die Einführung dieser Pläne lag im im-
        ens hohen Sanierungsbedarf. Im Jahr 2010 haben Sie
        it großer Mehrheit hier im Haus diesen Plan ersatzlos
        estrichen, auch wenn Staatssekretär Bergner immer
        Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Mai 2011 12893
        (A) )
        )(B)
        gern sagt, er sei ausgelaufen. Ich sage: Er wurde beer-
        digt!
        Es gibt derzeit einen Sanierungsstau von circa 42 Mil-
        liarden Euro bundesweit. Ein Großteil der Sportanlagen
        wurde in den 70er-Jahren gebaut und entspricht heute
        kaum mehr den Anforderungen in Sachen Barrierefrei-
        heit, Sicherheit und energetische Standards. Hauptpro-
        blem bei der Sanierung der Sportstätten ist die desolate
        Finanzausstattung der Kommunen. Deshalb kritisiere ich
        an Ihrem Antrag, dass die Kommunen auch nicht als
        „Dialogpartner“ genannt werden. Die Kommunen leis-
        ten den Löwenanteil an der Unterhaltung von Sportanla-
        gen. Insofern brauchen wir zur Beseitigung des Sanie-
        rungsstaus nicht wirklich ein Konzept, sondern vielmehr
        eine wirksame finanzielle Unterstützung für die Kom-
        munen und sonstigen Träger von Sportanlagen! Auch
        hier lehnen Sie seit Jahren unseren Vorschlag für einen
        gesamtdeutschen „Goldenen Plan“ mit einem Volumen
        von 50 Millionen Euro pro anno ab! Und nach all dem
        von mir Gesagten: Würden Sie Ihren Antrag als wir-
        kungsvoll und zielführend bezeichnen?
        Viola von Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/DIE
        GRÜNEN): Zunächst einmal möchte ich meine große
        Freude darüber ausdrücken, dass die Regierungskoali-
        tion sich eines Themas annimmt, das bei uns Grünen seit
        langem eine wichtige Rolle spielt: die Funktion des
        Sports für einen positiven Umgang mit Natur. Weder der
        Individual- noch der organisierte Sport sind jedoch per
        se Umweltschützer. Naturräume sind durch den Sport
        ebenso starken Belastungen ausgesetzt. Es ist also gut,
        seitens des Gesetzgebers eine systematische Verknüp-
        fung von Umwelt- und Klimaschutz mit dem Sport ein-
        zufordern. Nun gilt es, zu schauen, mit welchen Mitteln
        Sie dies versuchen und wie Sie die Akteure für eine ak-
        tive Mitarbeit gewinnen wollen.
        Richtig ist: Die Natur ist einerseits ein wichtiger
        Raum für den Sport. Andererseits ist sie vielfältigen ne-
        gativen Auswirkungen durch den Sport ausgesetzt. Rich-
        tig ist weiterhin – in Ihrem Antrag explizit genannt –,
        dass Umweltbelastungen und Schäden durch Sportakti-
        vitäten nach dem Verursacherprinzip getragen werden
        müssen und nicht auf Dritte abgewälzt werden dürfen.
        Negative externe Effekte gibt es nicht nur beim Sport-
        treiben; aber eben auch hier müssen sie mit in die Ge-
        samtkalkulation einfließen. Wir Grünen teilen und be-
        grüßen diese Einschätzung der Koalition. Wir haben dies
        seit Jahren gefordert.
        Internalisierung dieser Kosten bedeutet allerdings
        auch an vielen Stellen Erhöhung der Kosten für die Be-
        teiligten. Davon ist in Ihrem Antrag nichts zu lesen. Da-
        mit ist er vielmehr ein „Wohlfühlantrag“ und keine ehr-
        liche Analyse der notwendigen Schritte. Was bedeutet es
        denn konkret, Schäden durch den Sport bei uns oder in
        anderen Regionen der Welt zu verringern, auszugleichen
        und die Kosten dafür zu tragen? Wir brauchen mehr Um-
        weltbildung für Kinder und Jugendliche, mehr Be-
        ratungsangebote für die Sportvereine sowie umfang-
        reichere Forschungsprojekte am Bundesinstitut für
        Sportwissenschaft. Wir sind gerne bereit, Sie und die
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        undesregierung bei der Umsetzung der Forderungen
        res Antrags zu unterstützen. Es müssen allerdings kon-
        rete Mittel dafür bereitgestellt werden, anstatt nur da-
        ber zu reden.
        Der Antrag vertritt außerdem die Auffassung, dass die
        undesregierung und die Sportverbände durch Leitpro-
        kte schon jetzt in vielen Bereichen ihrer Verantwortung
        erecht würden. Ein paar begrüßenswerte Leitprojekte
        ind aus grüner Sicht jedoch noch nicht genug. Von
        Verantwortung gerecht werden“ kann erst dann die
        ede sein, wenn verbindliche Standards auf allen Ebe-
        en zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Davon
        ind wir noch weit entfernt. Wir dürfen uns nicht bloß
        r Nachhaltigkeitskonzepte einsetzen, wie es Ihr Antrag
        rdert, sondern wir müssen sie für alle Sportgroßveran-
        taltungen verbindlich machen und könnten uns damit
        och deutlicher, auch international, an die Spitze der Be-
        egung stellen.
        Umweltschutz ist kein Selbstläufer. Sie loben zu
        echt die Nachhaltigkeitskonzepte der Fußballweltmeis-
        rschaft der Frauen und der Olympiabewerbung 2018.
        och wer hat viele Jahre lang für diese Nachhaltigkeits-
        onzepte gekämpft? Wer sorgt durch mühevolle Detail-
        rbeit dafür, dass Vereinbarungen nicht nur Lippenbe-
        enntnisse bleiben? Es sind besorgte Bürgerinnen und
        ürger, die sich nicht ausreichend einbezogen fühlen. Es
        ind die Naturschutzverbände und es sind grüne Politike-
        nnen und Politiker von der Kommunal- bis zur Bundes-
        bene. Das Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzept der
        lympiabewerbung München 2018 kann im Falle des
        uschlags dazu dienen, die negativen Auswirkungen auf
        ie Umwelt so gering wie möglich zu halten.
        Angesichts der Vorbehalte gegenüber der Bewerbung
        Teilen der Bevölkerung vor Ort und innerhalb der Par-
        i Bündnis 90/Die Grünen halte ich es jedoch für eine
        odenlose Übertreibung, dass dieses Konzept laut Ihrem
        ntrag „Sport im Einklang mit der Natur“ ermöglichen
        oll. Wie nachhaltig das Konzept, das derzeit vorliegt,
        tsächlich ist, ließe sich jedoch erst nach Abschluss der
        lympischen Spiele beurteilen. Der Umweltschutz hat
        ich durch das kontinuierliche Engagement besorgter
        ürgerinnen und Bürger etabliert. Es waren Menschen,
        ie nicht lockergelassen haben. Solange die Kritik der
        egnerinnen und Gegner im Raum steht, dürfen wir da-
        er auch bei der Olympiabewerbung 2018 nicht denken,
        nsere Hausaufgaben seien gemacht.
        In Ihrem Antrag loben Sie das Kapitel „Sport und
        mwelt“ im 12. Sportbericht der Bundesregierung. Ihrer
        einung nach dokumentiere dieses Kapitel anschaulich
        ie eben erwähnte These, dass der organisierte Sport be-
        its in „vielen Bereichen seiner Verantwortung gerecht“
        erde. In einem 130-seitigen Bericht sind das allerdings
        ur etwas mehr als zwei Seiten, und zwar im vorletzten
        er sechs Teile des Berichts. Das Thema Umwelt ist ein
        lassisches Querschnittsthema und muss sich damit
        urch alle Bereiche ziehen. Mein Vorschlag wäre, wenn
        h Ihrem Antrag Glauben schenken darf, dass ein Kapi-
        l „Sport und Umwelt“ auch ganz zentral im ersten Teil
        orkommt. Der heißt nämlich: „Allgemeine Rahmenbe-
        ingungen der Sportpolitik“.
        12894 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Mai 2011
        (A) (C)
        )(B)
        Anlage 3
        Amtliche Mitteilungen
        Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit-
        geteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2
        der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den
        nachstehenden Vorlagen absieht:
        Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
        – Unterrichtung durch die Bundesregierung
        Bericht der Bundesregierung über ihre Exportpolitik
        für konventionelle Rüstungsgüter im Jahr 2009 (Rüs-
        tungsexportbericht 2009)
        Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
        Drucksache 17/5434 Nr. A.6
        Ratsdokument 7017/11
        Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
        Verbraucherschutz
        Drucksache 17/5434 Nr. A.9
        EP P7_TA-PROV(2011)0076
        Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
        Drucksache 17/1492 Nr. A.29
        Ratsdokument 7370/10
        Drucksache 17/3608 Nr. A.33
        Ratsdokument 13767/10
        – Drucksachen 17/4200, 17/4588 Nr. 1.1 –
        Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
        – Unterrichtung durch die Bundesregierung
        Verkehrsinvestitionsbericht 2010
        – Drucksachen 17/4980, 17/5269 Nr. 1 –
        Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben
        mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden
        Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei-
        ner Beratung abgesehen hat.
        Auswärtiger Ausschuss
        Drucksache 17/5123 Nr. A.3
        Ratsdokument 6163/11
        Drucksache 17/5434 Nr. A.1
        EP P7_TA-PROV(2011)0095
        Drucksache 17/5434 Nr. A.3
        Ratsdokument 7569/11
        Drucksache 17/5434 Nr. A.4
        Ratsdokument 7592/11
        Innenausschuss
        Drucksache 17/4116 Nr. A.4
        Ratsdokument 15614/10
        Drucksache 17/4927 Nr. A.10
        Ratsdokument 6007/11
        Drucksache 17/5302 Nr. A.8
        Ratsdokument 7044/11
        Haushaltsausschuss
        Drucksache 17/5447 Nr. A.1
        EuB-BReg 157/2011
        (D
        Drucksache 17/5123 Nr. A.18
        Ratsdokument 6571/11
        Ausschuss für Bildung, Forschung und
        Technikfolgenabschätzung
        Drucksache 17/3955 Nr. A.18
        Ratsdokument 14035/10
        Drucksache 17/5123 Nr. A.21
        Ratsdokument 6525/11
        Drucksache 17/5123 Nr. A.22
        Ratsdokument 6528/11
        Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
        Entwicklung
        Drucksache 17/5123 Nr. A.23
        EuB-EP 2136
        Drucksache 17/5302 Nr. A.11
        Ratsdokument 6957/11
        Drucksache 17/5302 Nr. A.12
        Ratsdokument 6960/11
        Drucksache 17/5434 Nr. A.17
        EP P7_TA-PROV(2011)0082
        Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen
        Union
        Drucksache 17/3791 Nr. A.20
        Ratsdokument 14679/10
        Drucksache 17/4338 Nr. A.24
        Ratsdokument 16336/10
        Ausschuss für Kultur und Medien
        Drucksache 17/4598 Nr. A.24
        Ratsdokument 18211/10
        Drucksache 17/4768 Nr. A.16
        Ratsdokument 5160/11
        112. Sitzung
        Berlin, Freitag, den 27. Mai 2011
        Inhalt:
        Redetext
        Anlagen zum Stenografischen Bericht
        Anlage 1
        Anlage 2
        Anlage 3