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ID1707411300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/74 zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2011 (Haushaltsgesetz 2011) (Drucksachen 17/2500, 17/2502) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 2010 bis 2014 (Drucksachen 17/2501, 17/2502, 17/3526) 8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt (Drucksachen 17/3504, 17/3523) . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Agnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . Agnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt 8050 A 8050 A 8050 B 8050 C 8055 C 8089 B 8090 B 8091 A 8092 A 8092 B 8092 C 8094 D Deutscher B Stenografisc 74. Sit Berlin, Mittwoch, den I n h a Glückwünsche zum Geburtstag des Vizepräsi- denten Dr. Hermann Otto Solms . . . . . . . . . Wahl des Abgeordneten Siegmund Ehrmann als stellvertretendes Mitglied im Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung der Tagesordnungspunkte VI b und c . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- 8049 A 8049 B 8049 B 8049 D 8049 D Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 8063 A 8066 D undestag her Bericht zung 24. November 2010 l t : Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8072 C 8076 C 8077 C 8080 C 8080 D 8081 A 8083 B 8086 D 8088 B (Drucksachen 17/3505, 17/3523) . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . . . 8092 C 8092 D 8097 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ruprecht Polenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Viola von Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bijan Djir-Sarai (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Kudla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . 10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 17/3513, 17/3523) . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . 8098 C 8100 D 8102 C 8104 A 8106 B 8106 D 8107 A 8107 C 8108 C 8109 D 8111 B 8112 C 8114 A 8115 C 8116 D 8118 C 8120 B 8121 C 8122 D 8123 A 8123 C 8124 B 8124 D 8125 A 8126 C 8128 B 8130 D 8132 D 8133 D 8135 C 8136 B 8136 C 8137 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Robert Hochbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt VI: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Übereinkommen des Euro- parats vom 16. Mai 2005 zur Verhütung des Terrorismus (Drucksache 17/3801) . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: a) Antrag der Abgeordneten Agnes Krumwiede, Ekin Deligöz, Katja Dörner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kulturelle Bildung von Bundesseite nachhaltig för- dern – Auflegung eines Förderpro- gramms „Jugendkultur Jetzt“ (Drucksache 17/3066) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Sylvia Kotting- Uhl, Oliver Krischer, Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kein Atommüllexport nach Russland (Drucksache 17/3854) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt VII: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sonderver- mögens für das Jahr 2011 (ERP-Wirt- schaftsplangesetz 2011) (Drucksachen 17/3119, 17/3835) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe zu dem Antrag der Abge- ordneten Volker Beck (Köln), Tom Koenigs, Marieluise Beck (Bremen), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einigkeit über die Definition des Tatbestandes des Aggressionsverbrechens im IStGH- Statut erzielen (Drucksachen 17/1767, 17/3889) . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- 8137 B 8139 C 8140 C 8141 D 8142 D 8144 D 8144 D 8145 A 8145 A 8145 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 III trag der Abgeordneten Ute Koczy, Thilo Hoppe, Uwe Kekeritz, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Pakistan nach der Flut lang- fristig unterstützen und Schulden um- wandeln (Drucksachen 17/3206, 17/3779) . . . . . . . d)–j) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 164, 165, 166, 167, 168, 169 und 170 zu Petitionen (Drucksachen 17/3664, 17/3665, 17/3666, 17/3667, 17/3668, 17/3669, 17/3670) . . . . 11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 17/3519, 17/3523) . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Klaus Riegert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8145 C 8145 D 8146 C 8146 D 8148 C 8149 C 8151 A 8152 C 8153 B 8154 B 8156 A 8157 C 8157 C 8157 D 8158 A 8159 C 8160 B 8160 D 8161 B 8162 B 8163 A 8164 C 8164 D 8165 A 8165 C 8167 C Tagesordnungspunkt II: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der EU-geführten Operation Atalanta zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias auf Grundlage des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen von 1982 und der Resolutionen 1814 (2008) vom 15. Mai 2008, 1816 (2008) vom 2. Juni 2008, 1838 (2008) vom 7. Okto- ber 2008, 1846 (2008) vom 2. Dezember 2008, 1897 (2009) vom 30. November 2009 und nachfolgender Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen in Verbindung mit der Gemeinsamen Aktion 2008/851/GASP des Rates der Europäi- schen Union vom 10. November 2008, dem Beschluss 2009/907/GASP des Rates der Europäischen Union vom 8. Dezember 2009, dem Beschluss 2010/437/GASP des Rates der Europäischen Union vom 30. Juli 2010 und dem erwarteten Beschluss des Rates der Europäischen Union vom 13. De- zember 2010 (Drucksache 17/3691) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt III: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Opera- tion „ALTHEA“ zur weiteren Stabilisie- rung des Friedensprozesses in Bosnien und Herzegowina im Rahmen der Implementie- rung der Annexe 1-A und 2 der Dayton- Friedensvereinbarung sowie an dem NATO-Hauptquartier Sarajevo und seinen Aufgaben, auf Grundlage der Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen 1575 (2004) und Folgeresolutionen (Drucksache 17/3692) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8169 B 8169 C 8170 D 8171 A 8171 D 8173 B 8174 C 8175 B 8175 C 8176 A 8177 A 8178 A IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt IV: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte bei der Unterstützung der gemeinsa- men Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Arti- kels 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Artikels 5 des Nordatlantikver- trags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksache 17/3690) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Groschek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 8178 B 8179 B 8180 D 8181 D 8182 C 8183 A 8183 C 8184 C 8185 C 8185 D 8187 A 8188 C 8189 D 8190 D 8191 D 8192 C 8193 A 8193 D 8195 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 8049 (A) (C) (D)(B) 74. Sit Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 8195 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 24.11.2010 Bellmann, Veronika CDU/CSU 24.11.2010 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 24.11.2010 Bögel, Claudia FDP 24.11.2010 Bülow, Marco SPD 24.11.2010 Dyckmans, Mechthild FDP 24.11.2010 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 24.11.2010 Friedhoff, Paul K. FDP 24.11.2010 Laurischk, Sibylle FDP 24.11.2010 Nord, Thomas DIE LINKE 24.11.2010 Oswald, Eduard CDU/CSU 24.11.2010 Röspel, René SPD 24.11.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.2010 Scheel, Christine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.2010 Dr. Schmidt, Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Klöckner, Julia CDU/CSU 24.11.2010 Kramme, Anette SPD 24.11.2010 Kretschmer, Michael CDU/CSU 24.11.2010 Schnurr, Christoph FDP 24.11.2010 Schreiner, Ottmar SPD 24.11.2010 74. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
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    Rede von Inge Höger-Neuling


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! 80 Pro-

    zent der Bevölkerung sagen, die Bundesregierung solle
    bei der Bundeswehr, bei der Rüstung sparen und nicht
    beim Sozialen. Verteidigungsminister zu Guttenberg ließ
    noch im Sommer durch die Bild-Zeitung verkünden, er
    würde nun auch bei der Bundeswehr und der Rüstung
    sparen.


    (Dr. h. c. Susanne Kastner [SPD]: Macht er auch! Leider!)


    Aber weder im vorgelegten Haushalt noch im Plan zur
    Reform der Bundeswehr geht es ums Sparen beim Mili-
    tär.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Die Bundeswehrreform dient der weiteren Militari-
    sierung der Außenpolitik und einer weltweiten Inter-
    ventionspolitik.


    (Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU)


    Das erklärte Ziel ist – Herr von und zu Guttenberg hat es
    häufiger gesagt –, mehr Soldatinnen und Soldaten in
    Auslandseinsätze schicken zu können. So steigen die
    Militärausgaben 2011 um 440 Millionen auf 31,5 Mil-
    liarden Euro. Damit handelt es sich hier um den dritt-
    größten Einzelhaushalt. Dazu kommen in anderen
    Haushalten versteckte Ausgaben. Nach NATO-Kriterien
    betragen die Ausgaben dann schon 34 Milliarden Euro.
    Bei der Bundeswehr wird eindeutig nicht gespart,


    (Beifall bei der LINKEN)


    ganz anders als im Sozialbereich. Hier müssen die Bür-
    gerinnen und Bürger mit tiefen Einschnitten rechnen.

    Anscheinend ist das Sparargument ohnehin nur ein
    politischer Hebel, mit dem die Strukturreform der
    Bundeswehr der Öffentlichkeit und besonders der
    schwarz-gelben Basis verkauft werden soll. Minister zu
    Guttenberg hat ja immer wieder klargemacht, dass es
    nicht wirklich darum geht, bei der Rüstung zu sparen. So
    erklärten Sie, Herr Minister, bereits am 11. Oktober vor
    der Hanns-Seidel-Stiftung:

    Die Frage kann nicht sein, was können wir uns leis-
    ten, sondern was ist uns die Sicherheit wert.


    (Elke Hoff [FDP]: Richtig! – Dr. Karl A. Lamers [Heidelberg] [CDU/CSU]: Das ist doch gut!)


    Nur, welche Sicherheit ist gemeint? Soziale Sicher-
    heit sollte allen hier im Parlament viel wert sein.


    (Beifall bei der LINKEN – Ernst-Reinhard Beck [Reutlingen] [CDU/CSU]: Ist sie ja auch!)


    Sozialpolitik oder Gesundheitspolitik nach Kassenlage
    zu betreiben, das ist falsch.


    (Dr. Karl A. Lamers [Heidelberg] [CDU/ CSU]: Macht auch keiner!)


    Sozialpolitik nach Kassenlage ist unsozial.


    (Beifall bei der LINKEN – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wenn Sie aber nichts in der Kasse haben? – Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Schulden machen ist unsozial! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Zum Thema!)






    Inge Höger


    (A) (C)



    (D)(B)

    Es geht ganz offensichtlich auch nicht um die Sicher-
    heit der Bürgerinnen und Bürger in diesem Lande; denn
    durch Ihre Kriegspolitik schaffen Sie neue Gefahren für
    die Menschen hierzulande und in den Einsatzgebieten
    der Bundeswehr.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Herr Guttenberg, Sie haben Ihre Vorstellung von Si-
    cherheit in den letzten Tagen und Wochen sehr deutlich
    gemacht. Ihnen geht es vor allem um die Sicherheit der
    Interessen von Unternehmen, um den sicheren Zugang
    zu Ressourcen, um die Sicherheit der Handelsrouten.


    (Elke Hoff [FDP]: Und der Linksfraktion! – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Und der Rüstungskonzerne!)


    Sie fordern etwas, was unser Grundgesetz verbietet: Sie
    fordern Wirtschaftskriege zur Durchsetzung und Absi-
    cherung der Interessen deutscher Konzerne.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Pfui! – Unerhört!)


    Dazu sagt die Linke klar und deutlich Nein.


    (Beifall bei der LINKEN – Elke Hoff [FDP]: So ein Blödsinn!)


    Bei der Berliner Sicherheitskonferenz haben Sie, Herr
    Guttenberg, jüngst ganz bewusst ein außenpolitisches
    Tabu in unserem Lande gebrochen. Sie haben betont,
    dass Sie die Position des früheren Bundespräsidenten
    Köhler zur militärischen Interessendurchsetzung teilen.


    (Elke Hoff [FDP]: Ja! Genau richtig!)


    Herr Köhler hatte wenigstens noch den Anstand, an-
    schließend zurückzutreten. Sie erklärten – Zitat –:

    Der Bedarf der aufstrebenden Mächte an Rohstof-
    fen steigt ständig und tritt damit mit unseren Be-
    dürfnissen in Konkurrenz … Da stellen sich Fragen
    auch für unsere Sicherheit, die für uns von strategi-
    scher Bedeutung sind.

    Mit Herrn Niebel haben Sie einen Entwicklungshilfe-
    minister an Ihrer Seite, der Organisationen, die in Kri-
    senregionen neutral und unabhängig von der Bundes-
    wehr arbeiten wollen, gern den Geldhahn zudrehen will.
    Herrn Niebels Ressort wird gleich im Anschluss behan-
    delt. Aber die sogenannte vernetzte Sicherheit ist ja lei-
    der auch ein Thema der Verteidigungspolitik geworden.
    Die Bundeswehr versucht genauso wie die NATO, die
    enge Verzahnung von Entwicklungs-, Außen- und Ver-
    teidigungspolitik als großen Fortschritt zu verkaufen.
    Die NATO hat am Wochenende sogar beschlossen, eine
    eigene zivil-militärische Planungszelle einzurichten.

    Arme Länder brauchen Entwicklungshilfe, die sich an
    den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Notwendig
    ist eine Außenpolitik, die sich auf Diplomatie stützt und
    an einem gerechten Ausgleich zwischen Arm und Reich
    interessiert ist.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Eine Vermischung von zivilen und militärischen Instru-
    menten führt zu Unklarheit und Unsicherheit. Eine Un-
    terordnung der verschiedenen zivilen Bereiche unter
    machtpolitische und militärische Prioritäten ist nach un-
    serer Ansicht falsch.


    (Beifall bei der LINKEN)


    In Afghanistan ist drastisch zu beobachten, welche fa-
    talen Auswirkungen die Kriegspolitik von Bundeswehr
    und NATO hat. Das haben nicht erst die Bombardierung
    und die bewusste Inkaufnahme von toten Zivilisten am
    Kunduz-Fluss gezeigt. Immer mehr Soldatinnen und
    Soldaten bringen immer mehr Unsicherheit, und immer
    mehr Kampfhandlungen führen zu einer Eskalation des
    Krieges und zu immer mehr toten Soldatinnen und Sol-
    daten sowie toten Zivilisten.

    Auch bei den eingesetzten Soldaten zeigt sich eine
    Verrohung, die dieser Kriegseinsatz hervorruft.


    (Elke Hoff [FDP]: Das ist ja unglaublich! – Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Bitte? Das ist ja unverschämt! – Gegenruf von der LINKEN: Es ist aber so! – Jürgen Herrmann [CDU/CSU]: Sie kennen sich ja auf den Schiffen aus, wo es auch zur Sache geht!)


    Ich zitiere, was ein Soldat in einem von der Nachrichten-
    agentur dapd jüngst veröffentlichten Interview gesagt
    hat:

    Man baut einfach einen Hass gegen die Bevölke-
    rung auf. … Man möchte am liebsten auch alle nor-
    malen Afghanen ins Jenseits befördern.

    Allein die Erkenntnis, dass der Einsatz in Afghanistan
    bei deutschen Soldaten solche Vorstellungen hervorruft,


    (Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Entschuldigung! Nicht die deutschen Soldaten!)


    sollte Grund genug für einen sofortigen Abzug sein.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Bitte erzählen Sie nun nicht, die NATO habe ja in Lis-
    sabon den Rückzug aus Afghanistan bis Ende 2014 be-
    schlossen. Es wurde nur der Abzug von Kampftruppen
    angekündigt, keineswegs der Abzug aller Soldaten. Das
    Vorbild für diesen Plan ist der Irak: Dort sind trotz Ab-
    zugs der USA immer noch 50 000 US-amerikanische Sol-
    daten. Sie übernehmen die Gefechte in der Regel nicht
    mehr selbst; dies überlassen sie den irakischen Truppen.
    Die internationalen Truppen unterstützen und beraten
    die irakischen Truppen bei deren Kampf gegen andere
    Iraker. Wie im Irak soll die Kriegsführung auch in
    Afghanistan Stück für Stück auf die einheimische Bevöl-
    kerung übertragen werden. Das ist kein Friedensplan;
    das ist ein Plan zur Ausweitung eines Bürgerkrieges.
    Das ist keine Afghanisierung der Sicherheit; das ist eine
    Afghanisierung des Krieges.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Die einzige Antwort kann nur sein: Bundeswehr und
    NATO raus aus Afghanistan!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Mit dem Rüstungshaushalt werden allein für Waffen-
    systeme über 5,2 Milliarden Euro ausgegeben. Darüber
    hinaus hat die Bundeswehr Rüstungsverträge abge-





    Inge Höger


    (A) (C)



    (D)(B)

    schlossen, durch die bereits heute Verpflichtungen für
    Ausgaben in Höhe von mehr als 46 Milliarden Euro be-
    stehen. Das ist unverantwortlich.

    Das Verteidigungsministerium selbst gibt zu, dass na-
    hezu keines der Aufrüstungsprojekte zeitlich und finan-
    ziell im Rahmen bleibt. Auch die Qualität lässt häufig zu
    wünschen übrig. Durch eine absolut schlampige und
    häufig verspätete Produktion bietet die Rüstungsindus-
    trie aber die Chance eines Ausstiegs. Diese Chance eines
    Ausstiegs aus den Beschaffungsprojekten sollten Sie
    nutzen.

    Die Regierung beharrt aber auf dem Kauf des Schüt-
    zenpanzers Puma oder des Kampfhubschraubers Tiger,
    obwohl die Industrie bis heute keine fehlerfreien Geräte
    liefern kann. Es gäbe die Möglichkeit einer außerordent-
    lichen Kündigung. Ähnliches gilt für die neuen Fregat-
    ten oder den Transporthubschrauber NH-90.


    (Markus Grübel [CDU/CSU]: Mit den neuen Fregatten ist alles in Ordnung!)


    Die Beschaffung des Militärtransporters A400M ist
    der teuerste Fall von Pleiten, Pech und Pannen bei der
    Aufrüstung, an dem die Bundesregierung festhält. EADS
    hat bereits Anfang des Jahres finanzielle und zeitliche
    Zugeständnisse erbettelt. Nun will der Rüstungskonzern
    das einmalige Angebot machen, nur noch 170 Flugzeuge
    zum Preis der ehemals ausgehandelten 180 Flugzeuge zu
    liefern. Neben anderen Zugeständnissen erhält EADS im
    Zuge des vorliegenden Haushalts einen Kredit, der nur
    dann zurückgezahlt werden muss, wenn ausreichend
    hohe Einnahmen aus dem Export erzielt werden. Dafür
    werden 500 Millionen Euro aus Steuermitteln zur Verfü-
    gung gestellt. Damit wird ein privates Risiko öffentlich
    abgesichert. Im Ergebnis wird die Aufrüstung der Bun-
    deswehr über die Ausweitung von Rüstungsexporten
    finanziert.

    Das ist wohl kein Zufall. Parallel zum Umbau der
    Bundeswehr zur Einsatzarmee sind die Rüstungs-
    exporte kontinuierlich angestiegen. Ich denke, ohne eine
    Abkehr von der globalen Interventionspolitik wird es
    kaum möglich sein, Rüstungsexporte zu verringern und
    zu kontrollieren.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn man über die Bundeswehr redet, muss man
    auch das Bündnis betrachten, in dessen Rahmen die
    meisten deutschen Soldaten im Ausland eingesetzt sind:
    die NATO. Am letzten Wochenende hat die NATO in
    Lissabon ihr neues Strategisches Konzept beschlossen.
    Die Bilanz dieses Gipfels bei den Themen „Abrüstung“
    und „Frieden“ ist äußerst mager. Es ist besonders dreist,
    die bloße Erwähnung der atomaren Abrüstung als Erfolg
    zu verkaufen. Dabei wird betont – ich zitiere –:

    Solange es Nuklearwaffen auf dieser Welt gibt,
    wird die Nato eine nukleare Allianz bleiben.

    So schafft die NATO keine Bedingungen für die nu-
    kleare Abrüstung, sondern das genaue Gegenteil.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Lassen Sie mich abschließend kurz noch etwas zur
    aktuellen Terrorhysterie sagen. Der Vorsitzende des
    Bundes der Kriminalbeamten, Klaus Jansen, forderte
    gestern:

    Für den Schutz besonders gefährdeter Einrichtun-
    gen, Infrastruktur oder Veranstaltungen muss unter-
    stützend die Bundeswehr eingesetzt werden.

    Nur durch Amtshilfe der Bundeswehr lasse sich der
    Schutz der Bevölkerung angeblich gewährleisten. So
    verhindern Sie keinen einzigen Terrorangriff, aber Sie
    verändern unser Land in eine gefährliche Richtung.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Die Linke steht für eine Politik, die nicht vom Einsatz
    her denkt, weder im Inland noch im Ausland.


    (Beifall bei der LINKEN – Holger Haibach [CDU/CSU]: Das Schlimme ist: Ihre Politik denkt gar nicht! Das ist das Problem!)


    Die Linke steht für eine Friedenspolitik, die von der Ab-
    rüstung her denkt. Unser Ziel ist eine gerechte und fried-
    liche Welt ohne Atomwaffen, ohne Rüstung und ohne
    Militärinterventionen.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat nun Jürgen Koppelin für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Jürgen Koppelin


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Bald beginnt die Weihnachtszeit. Da darf man sich etwas
    wünschen: Ich wünsche mir von den Sozialdemokraten
    und den Grünen, dass sie dafür sorgen, dass solche Poli-
    tiker wie Frau Höger unser Land nie regieren. Das wäre
    mein Wunsch nach dieser Rede.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie es aussieht, reicht es für Rot-Grün allein! Den Wunsch können wir erfüllen!)


    Bevor ich zum Haushalt komme, gestatten Sie mir
    bitte eine Bemerkung – ich glaube, das gehört zur heuti-
    gen Debatte dazu; ich sehe die Kollegen Gernot Erler,
    Werner Hoyer und andere, die damals mit im Verteidi-
    gungsausschuss saßen –: Vor 20 Jahren wurden zwei
    große Armeen, die Bundeswehr und die NVA, die sich
    bis dahin feindlich gegenüberstanden, zusammenge-
    führt. Die Tagung der Bundeswehr „20 Jahre Armee der
    Einheit“, die in diesen Tagen in Dresden stattfand, war
    beeindruckend. Das gilt auch für die Reden der Bundes-
    kanzlerin und des Bundesministers Guttenberg. Damals,
    vor 20 Jahren, sagten viele: Das ist kaum zu bewältigen.
    Das dachten auch in meiner Fraktion viele; das gebe ich
    ehrlich zu. Dennoch ist es gelungen. Viele waren an dem
    Erfolg beteiligt. Stellvertretend möchte ich, weil er wie
    ich aus dem Bundesland Schleswig-Holstein kommt, den





    Dr. h. c. Jürgen Koppelin


    (A) (C)



    (D)(B)

    damaligen Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg
    nennen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Man darf auch daran erinnern: Die Zusammenfüh-
    rung der beiden Armeen sorgte dafür, dass das größte
    Abrüstungsprogramm stattfand, das es in Europa je ge-
    geben hat. Beide Seiten waren hochgerüstet. Wir haben
    abgerüstet noch und noch; das kann man wirklich sagen.
    Diese Reform und diese Zusammenlegung waren ein Er-
    folg. Das war eine Erfolgsgeschichte.

    Man sollte noch etwas nicht vergessen: Es waren
    Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher, denen es in
    Verhandlungen gelang, dass das gesamte wiederverei-
    nigte Deutschland Mitglied in der NATO bleiben konnte.
    Alle in Europa und der Welt hatten Vertrauen zu uns.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Nur die Linkspartei hat kein Vertrauen. Da haben Sie
    wirklich ein Alleinstellungsmerkmal.


    (Inge Höger [DIE LINKE]: Man hätte die NATO damals genauso wie den Warschauer Pakt auflösen können!)


    Nun stehen wir bei der Bundeswehr erneut vor großen
    Aufgaben. Die Bundeswehr wird eine Freiwilligen-
    armee. Das ist seit vielen Jahren das politische Ziel der
    FDP. Dafür sind wir eingetreten.


    (Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollten ihre Aussetzung!)


    Ich habe großen Respekt vor den Entscheidungen von
    CDU und CSU. Das war sicher keine leichte Entschei-
    dung auf Ihren Parteitagen. Als Freie Demokraten, als
    Ihr Koalitionspartner erkennen wir an, dass Ihnen das
    nicht leichtgefallen ist. Alle Achtung für diese Entschei-
    dung! So sind wir zu einem guten Ergebnis gekommen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: So viel Lob ertragen wir gar nicht!)


    Ich darf daran erinnern, dass unter Rot-Grün die
    Weizsäcker-Kommission eingesetzt wurde. Das war im
    Jahr 2000. Was damals aufgeschrieben wurde, ist sehr
    interessant. Ich will nur einen Satz zitieren. Schon im
    Jahr 2000 schrieb die Weizsäcker-Kommission:

    In ihrer heutigen Struktur hat die Bundeswehr keine
    Zukunft.

    Ich frage mich, warum Rot-Grün das damals nicht
    entsprechend umgesetzt hat.


    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das fragen wir uns auch!)


    Natürlich habe ich eine Vermutung – das sage ich nicht
    einmal in Richtung der Grünen, sondern in Richtung der
    Sozialdemokraten –:


    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


    Sie haben die Augen verschlossen und nicht anerkannt,
    dass die Wehrpflicht bereits im Jahr 2000 ausgedient
    hatte. Unser Koalitionspartner hat das anerkannt. Sie ha-
    ben sich damit sehr schwer getan.

    Wir als FDP haben in den Koalitionsverhandlungen
    durchgesetzt, dass eine Strukturkommission eingesetzt
    wurde. Das Ergebnis liegt nun vor. Ich möchte besonders
    dem Vorsitzenden, Frank-Jürgen Weise, unseren ganz
    herzlichen Dank aussprechen. Ich denke, ich kann das
    im Namen der Koalition und im Namen des Hauses tun.


    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Anders als frühere Regierungen werden wir diese Ergeb-
    nisse nicht zu den Akten legen. Wir werden umsetzen,
    was immer umsetzbar ist, und zwar zügig. Das kann man
    wohl ausdrücklich zusagen.

    Wenn die Bundeswehr, wie angekündigt, zum 1. Juli
    2011 eine Freiwilligenarmee wird, müssen wir – das ent-
    spricht unserer Auffassung – aus Fürsorgepflicht zuerst
    an die Angehörigen der Bundeswehr denken, seien sie in
    Uniform oder seien sie zivil beschäftigt. Die Bundes-
    wehr hat als Arbeitgeber eine besondere Fürsorgepflicht.
    Deswegen sage ich: zuerst die Menschen und dann das
    Material.

    So haben wir es bei den Haushaltsberatungen zum
    Einzelplan 14 gehalten. Teilweise hat es erhebliche Um-
    schichtungen zugunsten des Personals gegeben. Die
    Freien Demokraten und ich persönlich als Hauptbericht-
    erstatter haben das sehr ernst genommen, was der frü-
    here Wehrbeauftragte Reinhold Robbe in seinem Bericht
    über den katastrophalen Zustand des Sanitätswesens ge-
    schrieben hat. Wir haben daher erheblich zugunsten des
    Sanitätswesens umgeschichtet. Ich muss den Kollegen
    Bonde schon fragen, warum die Grünen so viele Streich-
    anträge – ich habe diese Anträge bei mir; ich kann sie Ih-
    nen zeigen – im Bereich des Sanitätswesens gestellt ha-
    ben. Dies ist ein Fehler, der nicht zu akzeptieren ist;
    denn gerade beim Sanitätswesen muss draufgepackt und
    darf nicht gekürzt werden. Wir haben das gemacht.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr müsst euch jetzt entscheiden, ob ihr die Wehrpflicht aussetzt und anpasst oder nicht!)


    Ich sage noch einmal: zuerst die Menschen und dann das
    Material.

    Ich denke besonders an unsere Bundeswehrangehöri-
    gen im Auslandseinsatz. Wir danken ihnen sehr. Sie sol-
    len wissen, dass wir mit dem Bundeswehretat 2011 fi-
    nanzielle Schwerpunkte gesetzt haben, um ihren Einsatz
    zu unterstützen.

    Bei der Gelegenheit möchte ich ausdrücklich den Fa-
    milienangehörigen unserer Soldaten danken. Wir können
    manchmal nur erahnen, welche Ängste sie bedrücken.
    Sie sollen wissen, dass wir auch an sie denken und dass
    wir – damit schließe ich alle Fraktionen außer der der
    Linkspartei ein – alles für die Sicherheit unserer Solda-
    ten tun. Ich halte es auch für wichtig, dass die Angehöri-
    gen wissen, dass wir die Soldaten bei ihrem Auslands-
    einsatz und anschließend, wenn sie zurückkommen,





    Dr. h. c. Jürgen Koppelin


    (A) (C)



    (D)(B)

    nicht im Stich lassen. Das sage ich in aller Deutlichkeit.
    Ich denke dabei vor allem an diejenigen, die krank an ih-
    rer Seele sind, wenn sie zurückkommen. Wir werden al-
    les für ihre Heilung tun. Denjenigen, die sich bisher
    nicht offenbart haben, sage ich, dass sie sich nicht zu
    verstecken brauchen. Wir sind bei ihnen.


    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Bundesminister, weil wir uns in dieser Frage ei-
    nig sind, bitte ich Sie, dafür zu sorgen, dass bürokrati-
    sche Hürden abgebaut werden, die Angehörige der Bun-
    deswehr überwinden müssen, wenn es um das Stellen
    von Anträgen bei Versorgungsämtern geht. Es kann
    nicht angehen, dass manchmal länger als 18 Monate auf
    den Bewilligungsbescheid eines Versorgungsamtes ge-
    wartet werden muss. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
    Hier ist ganz dringend Abhilfe geboten.


    (Beifall der Abg. Agnes Malczak [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, nach wie vor leidet
    die Bundeswehr unter zu viel Bürokratie. Mit der Um-
    stellung auf die Freiwilligenarmee muss auch der Kampf
    gegen die Bürokratie in der Bundeswehr aufgenommen
    werden, Herr Minister. Das ist wichtig, um die Bundes-
    wehr attraktiver zu machen. Arbeitsabläufe müssen drin-
    gend modernisiert werden.

    Ich sage noch einmal: zuerst die Menschen und dann
    das Material. Das gilt auch für die Materialbeschaf-
    fung. Nur das Material, das der Sicherheit unserer Sol-
    daten dient und das für die Erfüllung des Auftrages not-
    wendig ist, sollte beschafft werden. Kollege Brinkmann
    hat sehr zu Recht darauf hingewiesen: Wenn es Anforde-
    rungen der Soldaten im Auslandseinsatz in Bezug auf
    Materialbeschaffung gibt, dann kann es nicht angehen,
    dass die Entscheidung darüber zwei Jahre und länger auf
    sich warten lässt. Ich teile die Einschätzung des Kolle-
    gen Brinkmann.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Alles muss auf den Prüfstand. Das gilt für das
    Jahr 2011 besonders. Auf den Prüfstand gehören auch
    die vielen Auslagerungen, die in der Zeit des Ministers
    Scharping erfolgt sind. Ich nenne beispielsweise Bun-
    deswehrfuhrpark und Bekleidungswesen. Es muss ge-
    prüft werden, ob sich diese Entscheidungen für den Bun-
    deshaushalt gerechnet haben. Wir als Freie Demokraten
    – auch da sind wir uns einig, Herr Kollege Brinkmann –
    haben uns deshalb dazu entschieden, dass die Logistik
    der Bundeswehr nicht privatisiert wird, obwohl wir an-
    sonsten Befürworter von Privatisierungen sind.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Als Hauptberichterstatter für den Einzelplan 14 möchte
    ich meinen Kollegen von der Opposition – Frau Lötzsch
    von den Linken ist heute nicht anwesend – und meinen
    Kollegen von der Koalition für die gute Zusammenarbeit
    danken. Ich glaube, wir sind trotz unterschiedlicher Auf-
    fassungen ein gutes Team.
    Zum Abschluss ein Wort an die Sozialdemokraten.
    Der Kollege Brinkmann, aber auch andere Kollegen von
    den Sozialdemokraten im Haushaltsausschuss haben
    sich bei den Beratungen zum Etat des Verteidigungsmi-
    nisters durchaus positiv eingebracht. Das war gut und
    richtig; denn es gibt ja auch viele Gemeinsamkeiten.
    Auch manche Idee von den Grünen war okay; das will
    ich gar nicht abstreiten. Aber ich will an dieser Stelle be-
    wusst die Sozialdemokraten ansprechen: Ich bitte Sie,
    noch einmal darüber nachzudenken, ob Sie den Etat, wie
    der Kollege Brinkmann sagte, ablehnen. Es geht hier
    nicht um die Bundesregierung oder um die Koalition. Es
    geht um unsere Bundeswehr, die eine Parlamentsarmee
    ist.


    (Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Um das, was die Bundesregierung mit der Bundeswehr macht!)


    Ringen Sie sich zumindest zu einer Enthaltung durch,
    am besten zu einem Ja! Das wäre für unsere Soldaten
    und für unsere Bundeswehr insgesamt ein tolles Zei-
    chen. Ich werbe ganz herzlich dafür.

    Herr Bundesminister, wir haben wie vor 20 Jahren
    große Reformen vor uns. Damals hat die Koalition aus
    CDU/CSU und FDP die Zusammenlegung von NVA und
    Bundeswehr, über die ich schon gesprochen habe, ge-
    schafft. Wir werden auch die kommende Reform schaf-
    fen. Unser Ziel ist eine moderne Bundeswehr.

    Über den Etat wurde gut beraten; es ist ein guter Etat.
    Die Freien Demokraten werden dem Einzelplan 14 zu-
    stimmen.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)