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ID1707400600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/74 zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2011 (Haushaltsgesetz 2011) (Drucksachen 17/2500, 17/2502) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 2010 bis 2014 (Drucksachen 17/2501, 17/2502, 17/3526) 8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt (Drucksachen 17/3504, 17/3523) . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Agnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . Agnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt 8050 A 8050 A 8050 B 8050 C 8055 C 8089 B 8090 B 8091 A 8092 A 8092 B 8092 C 8094 D Deutscher B Stenografisc 74. Sit Berlin, Mittwoch, den I n h a Glückwünsche zum Geburtstag des Vizepräsi- denten Dr. Hermann Otto Solms . . . . . . . . . Wahl des Abgeordneten Siegmund Ehrmann als stellvertretendes Mitglied im Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung der Tagesordnungspunkte VI b und c . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- 8049 A 8049 B 8049 B 8049 D 8049 D Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 8063 A 8066 D undestag her Bericht zung 24. November 2010 l t : Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8072 C 8076 C 8077 C 8080 C 8080 D 8081 A 8083 B 8086 D 8088 B (Drucksachen 17/3505, 17/3523) . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . . . 8092 C 8092 D 8097 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ruprecht Polenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Viola von Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bijan Djir-Sarai (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Kudla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . 10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 17/3513, 17/3523) . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . 8098 C 8100 D 8102 C 8104 A 8106 B 8106 D 8107 A 8107 C 8108 C 8109 D 8111 B 8112 C 8114 A 8115 C 8116 D 8118 C 8120 B 8121 C 8122 D 8123 A 8123 C 8124 B 8124 D 8125 A 8126 C 8128 B 8130 D 8132 D 8133 D 8135 C 8136 B 8136 C 8137 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Robert Hochbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt VI: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Übereinkommen des Euro- parats vom 16. Mai 2005 zur Verhütung des Terrorismus (Drucksache 17/3801) . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: a) Antrag der Abgeordneten Agnes Krumwiede, Ekin Deligöz, Katja Dörner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kulturelle Bildung von Bundesseite nachhaltig för- dern – Auflegung eines Förderpro- gramms „Jugendkultur Jetzt“ (Drucksache 17/3066) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Sylvia Kotting- Uhl, Oliver Krischer, Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kein Atommüllexport nach Russland (Drucksache 17/3854) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt VII: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sonderver- mögens für das Jahr 2011 (ERP-Wirt- schaftsplangesetz 2011) (Drucksachen 17/3119, 17/3835) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe zu dem Antrag der Abge- ordneten Volker Beck (Köln), Tom Koenigs, Marieluise Beck (Bremen), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einigkeit über die Definition des Tatbestandes des Aggressionsverbrechens im IStGH- Statut erzielen (Drucksachen 17/1767, 17/3889) . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- 8137 B 8139 C 8140 C 8141 D 8142 D 8144 D 8144 D 8145 A 8145 A 8145 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 III trag der Abgeordneten Ute Koczy, Thilo Hoppe, Uwe Kekeritz, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Pakistan nach der Flut lang- fristig unterstützen und Schulden um- wandeln (Drucksachen 17/3206, 17/3779) . . . . . . . d)–j) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 164, 165, 166, 167, 168, 169 und 170 zu Petitionen (Drucksachen 17/3664, 17/3665, 17/3666, 17/3667, 17/3668, 17/3669, 17/3670) . . . . 11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 17/3519, 17/3523) . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Klaus Riegert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8145 C 8145 D 8146 C 8146 D 8148 C 8149 C 8151 A 8152 C 8153 B 8154 B 8156 A 8157 C 8157 C 8157 D 8158 A 8159 C 8160 B 8160 D 8161 B 8162 B 8163 A 8164 C 8164 D 8165 A 8165 C 8167 C Tagesordnungspunkt II: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der EU-geführten Operation Atalanta zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias auf Grundlage des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen von 1982 und der Resolutionen 1814 (2008) vom 15. Mai 2008, 1816 (2008) vom 2. Juni 2008, 1838 (2008) vom 7. Okto- ber 2008, 1846 (2008) vom 2. Dezember 2008, 1897 (2009) vom 30. November 2009 und nachfolgender Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen in Verbindung mit der Gemeinsamen Aktion 2008/851/GASP des Rates der Europäi- schen Union vom 10. November 2008, dem Beschluss 2009/907/GASP des Rates der Europäischen Union vom 8. Dezember 2009, dem Beschluss 2010/437/GASP des Rates der Europäischen Union vom 30. Juli 2010 und dem erwarteten Beschluss des Rates der Europäischen Union vom 13. De- zember 2010 (Drucksache 17/3691) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt III: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Opera- tion „ALTHEA“ zur weiteren Stabilisie- rung des Friedensprozesses in Bosnien und Herzegowina im Rahmen der Implementie- rung der Annexe 1-A und 2 der Dayton- Friedensvereinbarung sowie an dem NATO-Hauptquartier Sarajevo und seinen Aufgaben, auf Grundlage der Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen 1575 (2004) und Folgeresolutionen (Drucksache 17/3692) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8169 B 8169 C 8170 D 8171 A 8171 D 8173 B 8174 C 8175 B 8175 C 8176 A 8177 A 8178 A IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt IV: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte bei der Unterstützung der gemeinsa- men Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Arti- kels 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Artikels 5 des Nordatlantikver- trags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksache 17/3690) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Groschek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 8178 B 8179 B 8180 D 8181 D 8182 C 8183 A 8183 C 8184 C 8185 C 8185 D 8187 A 8188 C 8189 D 8190 D 8191 D 8192 C 8193 A 8193 D 8195 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 8049 (A) (C) (D)(B) 74. Sit Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 8195 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 24.11.2010 Bellmann, Veronika CDU/CSU 24.11.2010 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 24.11.2010 Bögel, Claudia FDP 24.11.2010 Bülow, Marco SPD 24.11.2010 Dyckmans, Mechthild FDP 24.11.2010 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 24.11.2010 Friedhoff, Paul K. FDP 24.11.2010 Laurischk, Sibylle FDP 24.11.2010 Nord, Thomas DIE LINKE 24.11.2010 Oswald, Eduard CDU/CSU 24.11.2010 Röspel, René SPD 24.11.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.2010 Scheel, Christine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.2010 Dr. Schmidt, Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Klöckner, Julia CDU/CSU 24.11.2010 Kramme, Anette SPD 24.11.2010 Kretschmer, Michael CDU/CSU 24.11.2010 Schnurr, Christoph FDP 24.11.2010 Schreiner, Ottmar SPD 24.11.2010 74. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gesine Lötzsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Nach dem Willen der Kanzlerin sollte es der Herbst
    der Entscheidungen werden. Es wurde der Herbst der
    Fehlentscheidungen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Verlängerung der Laufzeiten für marode Atomkraft-
    werke, die Einführung der Kopfpauschale, das Festhal-
    ten an der Rente erst ab 67 und jetzt noch ein Bundes-
    haushalt, der mit dem größten Kürzungspaket in der
    Geschichte der Bundesrepublik die Konjunktur aus-
    bremsen und die soziale Spaltung in unserem Land vo-
    rantreiben wird – alles Fehlentscheidungen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Diese Bundesregierung hat es geschafft, ihren eigenen
    Weltrekord einzustellen, in kürzester Zeit eine maximale
    Zahl an Fehlentscheidungen zu treffen. Das macht Ihnen
    keiner so leicht nach, Frau Merkel.



Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Einen Augenblick bitte, Frau Lötzsch. – Ich darf die

Kolleginnen und Kollegen, die der weiteren Debatte
nicht folgen können oder wollen,


(Zuruf von der LINKEN: Ignorant!)


bitten, den Plenarsaal zu verlassen, damit sichergestellt
ist, dass die Rednerin die nötige Aufmerksamkeit erhält.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gesine Lötzsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Vielen Dank, Herr Präsident.

    Nun hat die Kanzlerin einen offenen Brief geschrie-
    ben, um das Bild der Bundesregierung aufzupolieren.
    Portokosten: 2,8 Millionen Euro. Das ist wohl der teu-
    erste Brief, der jemals verschickt wurde. Ich sage mir:
    Wer eine 2,8-Millionen-Euro-Briefmarke aufklebt, der
    muss doch wohl panisch sein vor Angst.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir als Opposition haben nicht das Geld, derartige of-
    fene Briefe in allen Zeitungen zu veröffentlichen. Ei-
    gentlich wäre eine Gegenanzeige dringend erforderlich
    gewesen. Bei der Zigarettenwerbung sind Gegenanzei-
    gen schon zwingend vorgeschrieben. Ich glaube, das ist
    etwas, was auch in der Politik bitter nötig wäre.

    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich komme zum ersten Versprechen. Das heißt: „Wir
    sichern die Finanzen“. Sie selber haben gesagt: Keine
    Bundesregierung hat bisher mehr Schulden gemacht als
    Sie. Der Einwand, dass nicht die Regierung daran schuld
    sei, sondern die Finanzkrise, ist unredlich. Ich darf dazu
    den Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz zitieren,
    der es folgendermaßen auf den Punkt bringt:

    Stattdessen wird das Geld wahllos den Banken hin-
    terhergeworfen, und die zahlen sich dafür Milliar-
    den an Boni und Dividenden aus. Wir Steuerzahler
    werden praktisch ausgeraubt, um die Verluste eini-
    ger sehr wohlhabender Leute zu verringern. Das
    muss sich dringend ändern.

    Aber Sie haben das nicht geändert. Das ist ein Fehler,
    Frau Merkel.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich sage Ihnen ganz deutlich: Die Vollkaskomentalität
    der Banker stinkt zum Himmel. Sie müssten endlich die-
    ser Mentalität etwas entgegensetzen, anstatt sie immer
    wieder zu unterstützen. Sie haben Ihr erstes Versprechen
    gebrochen. Das ist die Wahrheit und die Antwort auf Ih-
    ren Brief.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das zweite Versprechen heißt: „Wir schaffen die Bil-
    dungsrepublik“. Sie wollen also die Bildungsrepublik
    schaffen. Ich frage Sie: Warum geben Sie dann den Fa-
    milien nicht genügend Geld? Wäre es nicht sinnvoller,
    dafür zu sorgen, dass die Familien ein höheres Einkom-
    men erhalten, damit sie selbst entscheiden können, wie
    sie ihre Kinder fördern? Nein, Sie wollen diese Selbstbe-
    stimmung nicht zulassen. Sie wollen lieber einen büro-
    kratischen Bevormundungsapparat schaffen, der nach
    Gutdünken Bezugsscheine verteilt. Das ist nicht unser
    Menschenbild. Das ist kein Menschenbild von freien,
    selbstbestimmten Menschen, sondern das ist ein autori-
    täres, bürokratisches Menschenbild. Das lehnen wir ab.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Von einer Bildungsrepublik sind wir noch Lichtjahre
    entfernt, solange Kitaplätze vor allem im Westen Man-
    gelware sind, solange die soziale Herkunft über den
    Schulweg entscheidet und solange Studiengebühren ge-
    zahlt werden müssen. Damit haben Sie auch das zweite
    Versprechen gebrochen. Das ist die Wahrheit und die
    Antwort auf Ihren Brief, Frau Merkel.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das dritte Versprechen ist besonders absurd. Sie
    schreiben:

    Wir sichern die Energieversorgung. Sie soll zuver-
    lässig, bezahlbar und umweltfreundlich sein.

    Darüber werden sich all diejenigen wundern, die gerade
    in diesen Tagen von ihrem Energieversorger eine saftige
    Preiserhöhung bekommen haben. Also ist auch dieses
    Versprechen schon gebrochen.


    (Beifall bei der LINKEN)






    Dr. Gesine Lötzsch


    (A) (C)



    (D)(B)

    Mit dem Atomdeal der Bundesregierung sind weitere
    Extraprofite für die Konzerne langfristig garantiert. Sie,
    Frau Merkel, haben auf Kosten der Sicherheit der Men-
    schen in unserem Land abgeschriebene Atomkraftwerke
    dem radioaktiven Kartell überlassen. Wenn Sie diese ti-
    ckenden Zeitbomben als zuverlässig bezeichnen, Frau
    Merkel, dann ist das mehr als grob fahrlässig. Auch das
    dritte Versprechen haben Sie also gebrochen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ihr viertes Versprechen lautet: Das Gesundheitswesen
    bleibt bezahlbar. – Das ist nun wirklich Hohn. Die ge-
    rade beschlossene Kopfpauschale wird die Zweiklas-
    senmedizin, die schon existiert, weiter verschärfen. Wir
    müssen uns die Zahlen genau anschauen. Steigen die
    Ausgaben der Krankenkassen um nur 4 Prozent pro Jahr,
    dann wird ein Versicherter schon im Jahr 2013 21 Euro
    pro Monat zusätzlich zahlen müssen. Gehen wir ein paar
    Jahre weiter: Im Jahre 2019 werden es dann bereits
    104 Euro Kopfpauschale sein. Nun kommen Sie mir
    nicht mit Ihrem Sozialausgleich! Den werden Sie näm-
    lich den Kürzungshaushalten opfern, ihn als Sparmasse
    verwenden. Sie streuen den Menschen Sand in die Au-
    gen.

    Sie haben schon jetzt alle vier Versprechen gebro-
    chen. Das ist eine Schande, Frau Merkel.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Um Ihre Arbeit als Bundeskanzlerin aber umfassend
    und gerecht bewerten zu können, sollten wir nicht nur
    auf dieses eine Jahr zurückblicken. Sie sind schließlich
    schon seit fünf Jahren im Amt. Deshalb ist es Zeit für
    eine Fünfjahresbilanz. Sie selbst haben sich darum ge-
    drückt; das wurde in der Presse festgehalten. Bilanz der
    Arbeitsmarktpolitik: Die Bundesregierung feiert ihre
    Arbeitsmarktpolitik als großen Erfolg und plakatiert
    auf teuren Werbeflächen die Zahl 3 Millionen. Auch hier
    wäre eine Gegenanzeige angebracht. Dafür braucht man
    gar nicht viel Platz. Sie könnte einfach heißen: Vorsicht!
    Bilanzfälschung! – Ich frage Sie: Warum unterschlägt
    die Bundesregierung mehr als 1 Million Arbeitslose? Sie
    hat einfach Menschen aus der Statistik gestrichen, weil
    sie Leiharbeiter sind, weil sie 1 Euro pro Stunde bekom-
    men, weil sie in Weiterbildung sind oder weil sie unter
    die 58er-Regel fallen. Tatsächlich – das sagen nicht nur
    wir, sondern das hat auch die Bundesagentur für Arbeit
    berechnet – haben wir in Deutschland nicht nur 3 Millio-
    nen, sondern mehr als 4,8 Millionen Arbeitslose. Ich
    frage Sie: Was ist von einer Regierung zu halten, die
    Menschen einfach aus der Statistik verschwinden lässt,
    um besser auf Plakaten prahlen zu können? Ich sage:
    nichts.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ihr Credo, Frau Merkel, war: Sozial ist, was Arbeit
    schafft. – Ist es wirklich sozial, wenn immer mehr Men-
    schen in den größten Niedriglohnsektor Europas ge-
    drängt werden? Ist es wirklich sozial, wenn Menschen
    von ihrer Hände Arbeit nicht leben können und wenn
    über 1 Million Menschen zum Amt gehen müssen, um
    aufzustocken? Ist es wirklich sozial, wenn immer mehr
    Menschen nur noch Zeitverträge und keine feste Anstel-
    lung bekommen? Das hat mit sozialer Marktwirtschaft
    gar nichts mehr zu tun. Das ist schnöder Kapitalismus
    und Ausbeutung.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir als Linke fordern, dass Löhne zum Leben reichen
    müssen. Deshalb brauchen wir endlich den Beschluss
    über den gesetzlichen Mindestlohn.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir wollen, dass Leiharbeit eingeschränkt wird. Leih-
    arbeiter müssen mindestens genauso bezahlt werden wie
    die Stammbelegschaft.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wir wollen, dass junge Menschen endlich wieder ihre
    Zukunft planen können, dass sie nicht Spielball von Ar-
    beitgebern werden und mit befristeten Verträgen und
    Praktika hingehalten werden. Wir wollen, dass auch
    Menschen mit über 60 Jahren noch eine Chance auf ei-
    nen vernünftigen Arbeitsplatz bekommen und nicht vor-
    zeitig mit hohen Rentenabschlägen in den Ruhestand ab-
    geschoben werden. Ihre Bilanz ist eindeutig: Noch nie
    wurden so viele gute Arbeitsplätze in schlecht bezahlte
    und unsichere umgewandelt.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Damit sich möglichst viele Menschen mit solchen un-
    zumutbaren Arbeitsverhältnissen abfinden, wurde von
    der rot-grünen Schröder-Regierung Hartz IV geschaf-
    fen. Wir sollten nicht vergessen, wer die Tür für alle
    diese Veränderungen und die Dinge, die Sie jetzt durch-
    setzen können, geöffnet hat. Gegen die Willkür von
    Hartz IV hat das Bundesverfassungsgericht eindeutig
    Recht gesprochen. Doch die Bundesregierung – das
    zeigt die Debatte der letzten Monate – scheint jede Ach-
    tung vor dem höchsten Gericht der Bundesrepublik ver-
    loren zu haben. Die Statistiken wurden so lange zurecht-
    gebogen, bis die Vorgaben des Finanzministers erfüllt
    waren. Nun wollen Sie die Menschen mit 5 Euro zusätz-
    lich abspeisen. Diese 5 Euro werden schon durch die
    Strompreiserhöhung aufgefressen. Das ist wirklich eine
    schändliche und verlogene Politik.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir als Linke fordern eine deutliche Erhöhung des
    Arbeitslosengeldes II. Wir haben dazu entsprechende
    Anträge gestellt. Wenn Sie auf uns nicht hören wollen,
    dann hören Sie doch wenigstens auf die Wohlfahrtsver-
    bände. Handeln Sie, und erhöhen Sie in einem ersten
    Schritt die Regelsätze von Hartz IV mindestens auf das
    Niveau, das die Wohlfahrtsverbände fordern, nämlich
    416 Euro pro Monat. Wir als Linke wollen 500 Euro pro
    Monat; aber gehen Sie doch wenigstens den ersten
    Schritt.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zur Bilanz Ihrer Rentenpolitik. Die OECD stellt fest,
    dass die Bundesrepublik bei den Renten für Niedrigver-
    diener auf Platz 30 ist. Wir als Linke haben immer davor
    gewarnt, dass der Niedriglohnsektor die Rente zerstören
    wird. Die Grundlage für eine gute Rente sind gute





    Dr. Gesine Lötzsch


    (A) (C)



    (D)

    Löhne. Diese Wahrheit kann man nicht oft genug aus-
    sprechen. Darum brauchen wir endlich einen gesetzli-
    chen Mindestlohn und eine vernünftige Lohnpolitik in
    diesem Land.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das Wort „Altersarmut“ war schon fast aus dem
    Sprachgebrauch verschwunden. Sie haben durch ständige
    Rentenkürzungen dafür gesorgt, dass Altersarmut wieder
    ein zentrales Problem geworden ist.


    (Zuruf von der LINKEN: Pfui!)


    Ich will Ihnen einige wenige Zahlen nennen. Rentner,
    die im Jahr 2006 in den Ruhestand gegangen sind, haben
    im Vergleich zu Rentnern, die im Jahr 2000 in Rente ge-
    gangen sind, 14,5 Prozent weniger Rente. Was tun Sie
    gegen die wachsende Altersarmut? Überhaupt nichts. Im
    Gegenteil: Sie erhöhen das Renteneintrittsalter auf
    67 Jahre. Das ist genau die falsche Politik, und der stel-
    len wir uns entgegen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Jetzt kommt wieder das Argument der Generationen-
    gerechtigkeit. Ich sage Ihnen: In diesem Land gibt es
    zwischen den Generationen tausendmal mehr Gerechtig-
    keit als zwischen den hundert deutschen Milliardären
    und den Leistungsträgern in dieser Gesellschaft, den
    Krankenschwestern, Verkäuferinnen und Verkäufern, In-
    genieurinnen und Ingenieuren und Lehrerinnen und Leh-
    rern.

    Wir als Linke wollen eine Rentenversicherung, in die
    alle einzahlen und aus der ein Rentner im Osten nicht
    weniger bekommt als ein Rentner im Westen. Von ihrer
    Rente sollen alle nach einem langen Arbeitsleben in
    Würde alt werden können. So sieht eine vernünftige
    Rentenversicherung aus und nicht so, wie Sie sich das
    ausgedacht haben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Nebenbei bemerkt: Die Rentenzahlung beginnt für die
    Hälfte aller DAX-Vorstände vertragsgemäß bereits mit
    der Vollendung des 60. Lebensjahres. Das sind genau die
    gleichen Leute, die allen anderen erzählen, sie müssten
    länger arbeiten. So viel Verlogenheit ist wirklich uner-
    träglich.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Betrachten wir die Bilanz Ihrer Demokratiepolitik.
    Ich kann es nur so einschätzen, dass Sie unser Land in
    eine Vermummungsdemokratie treiben.


    (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Was?)


    Damit meine ich nicht die Erster-Mai-Demonstranten
    auf den Straßen Berlins, sondern die Lobbyisten, die mit
    allen Mitteln versuchen, die Partikularinteressen gegen
    die Interessen der Mehrheit durchzusetzen. Diese ver-
    mummten Demokraten, die Lobbyisten, haben bei fast
    allen wichtigen Entscheidungen der letzten fünf Jahre ih-
    ren Einfluss durchdrücken können: Die Bankenlobby
    hat ihren 480-Milliarden-Euro-Rettungsschirm bekom-
    men, die Atomlobby hat die Verlängerung der Atom-
    laufzeit gegen die Interessen der Mehrheit durchgesetzt,
    und die Pharmaindustrie und die privaten Krankenkas-
    sen haben ihre Leute in Führungspositionen und die Ge-
    sundheitsreform nach ihren Vorstellungen dem Minister
    ins Gesetzblatt diktiert. Natürlich ist auch die Rüstungs-
    lobby auf ihre Kosten gekommen. Sie schafft es immer
    wieder – wir haben das beim Einzelplan 14 zu diskutie-
    ren –, zu Wucherpreisen ihre Produkte der öffentlichen
    Hand aufzudrücken. Noch nie hatten Lobbygruppen
    solch einen Einfluss auf eine Regierung. Darum fordern
    wir: Damit muss endlich Schluss sein. In diesem Zusam-
    menhang fordern wir ein Verbot von Unternehmensspen-
    den an Parteien. Das wäre ein erster Schritt, um zu einer
    vernünftigen Politik zu kommen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich sage Ihnen auch: Lobbyisten haben weder in den
    Ministerien noch im Bundestag etwas zu suchen; denn
    Lobbyisten entscheiden niemals im Sinne der Mehrheit.


    (Zurufe von der FDP)


    Unsere Aufgabe als demokratisch gewählte Abgeordnete
    ist, im Sinne der Mehrheit zu entscheiden, und nicht,
    Einzelinteressen zum Zuge zu verhelfen. Das ist eine Sa-
    che, mit der wir uns niemals abfinden werden.


    (Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der FDP)


    Die Kanzlerin hat durch ihren Schulterschluss mit den
    Lobbyisten der Demokratie einen großen Schaden zuge-
    fügt. Immer mehr Menschen glauben – das ist ein Pro-
    blem, mit dem sich alle ernsthaft beschäftigen sollten,
    auch die Zwischenrufer von den Hinterbänken der FDP,
    deren Namen ich nicht kenne –,


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Na, na, na! Also, jetzt ist mal gut!)


    dass Politiker nicht mehr gewählt werden, sondern von
    Lobbyisten bestellt werden. Das ist eine bedrohliche
    Entwicklung, die wir alle gemeinsam stoppen sollten. Je-
    denfalls wir, die Linke, stellen uns dieser Lobbyisten-
    politik entschlossen entgegen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Frau Merkel, Sie sind auch auf die Außen- und Si-
    cherheitspolitik eingegangen. Augenscheinlich glaubt
    die Bundesregierung immer noch, dass die Sicherheit
    Deutschlands von der NATO, von der Bundeswehr oder
    von einem Raketenschutzschirm abhängt. Das war viel-
    leicht vor 20 Jahren noch so. Doch heute ist unsere Si-
    cherheit vielmehr von ökologischen und ökonomischen
    Prozessen abhängig. Umso unverständlicher ist es da-
    rum, dass die Bundesregierung weiter Geld für diesen
    Krieg in Afghanistan ausgibt. Wie viele Menschen sol-
    len dort noch ihr Leben verlieren? Kein einziges Pro-
    blem wurde gelöst; unzählige neue Probleme wurden er-
    zeugt. Wir haben immer davor gewarnt: Der Krieg gegen
    den Terror wird dazu führen, dass der Terror nach
    Deutschland kommt. Der erste Schritt der Terrorabwehr
    ist für uns, dass wir endlich die Bundeswehr aus Afgha-
    nistan abziehen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    (B)






    Dr. Gesine Lötzsch


    (A) (C)



    (D)(B)

    Sie, Frau Merkel, hätten vor fünf Jahren bei Ihrem Amts-
    antritt den Abzug der Bundeswehr vorbereiten müssen;
    doch das haben Sie nicht getan. Sie haben den Krieg ein-
    fach so weiterlaufen lassen. Das ist die schlimmste Un-
    terlassung Ihrer Amtszeit. Wenn Sie eine wichtige Ent-
    scheidung treffen wollen, dann beschließen Sie endlich
    zusammen mit den anderen Regierungsmitgliedern den
    Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Ich glaube, im
    Parlament würde sich eine Mehrheit dafür finden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich sage Ihnen auch: Ich will nicht, dass sich junge
    Leute entscheiden, entweder arbeitslos zu werden oder
    zur Bundeswehr zu gehen und in Afghanistan ihr Leben
    zu lassen. Ich will, dass die Soldatinnen und Soldaten
    nach Hause zu ihren Familien zurückkommen. Ich
    würde mich freuen, wenn es möglich wäre, dass viele
    von ihnen zu Weihnachten hier sind und nicht dort ge-
    fährdet sind. Das ist nämlich mein Anspruch, und der
    unterscheidet sich sehr, sehr wesentlich von Ihren An-
    sprüchen, wie ich an Ihren Zwischenrufen merke.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich muss auch das sagen: Mir ist keine einzige erfolgrei-
    che Abrüstungsinitiative der Bundeskanzlerin in Erinne-
    rung. Über die anderen Minister will ich jetzt aus Zeit-
    gründen nicht sprechen.

    Ich vermisse wirkliches Engagement. Frau Merkel,
    Sie haben wieder – blumig und wortreich – davon ge-
    sprochen. Aber Sie sprechen nur, Sie machen nichts, was
    wirklich zur Regulierung der Finanzmärkte führt. Der
    Bankenrettungsschirm – wir erinnern uns – wurde inner-
    halb einer Woche durch den Bundestag gepeitscht. Die
    Einführung einer Finanztransaktionsteuer lässt aller-
    dings schon seit mehr als zwei Jahren auf sich warten.
    Immer mehr Menschen stellen sich doch die Frage: Wa-
    rum konnten eigentlich die Banken von Ihnen, Frau
    Merkel, in einem nationalen Alleingang gerettet werden,
    aber warum ist die Bundesrepublik Deutschland nicht in
    der Lage, wenigstens mit der Regulierung der Banken
    zu beginnen? Das ist ein offensichtlicher Widerspruch.
    Augenscheinlich wollen Sie das nicht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es wäre doch viel vernünftiger, wenn man einen Kon-
    kurrenzvorteil hier in Deutschland dadurch gestalten
    würde, dass wir hier sichere, regulierte Bankenplätze ha-
    ben und nicht ständig in der Situation sind, dass der
    Steuerzahler für Großbanken zahlen muss.

    In dieser Woche ist da etwas ganz Pikantes passiert.
    Regierungssprecher Seibert hat auf einer Pressekonfe-
    renz davon gesprochen, wie engagiert deutsche Banken
    in Irland sind, und hat insbesondere auf die Deutsche
    Bank verwiesen. Anstatt dass die Deutsche Bank sagt:
    „Der Mann tut was für uns“, reagierte sie mit Empörung
    und verlangte, dass er sich entschuldigt. Warum? Weil
    niemand erfahren sollte, was wir aber inzwischen in vie-
    len Zeitungen lesen können – darum wird hier auch kein
    Geheimnis verraten –, dass deutsche Banken mit über
    100 Milliarden Euro in Irland engagiert sind. Und wer ist
    am meisten engagiert? Über viele Verbindungen die
    Deutsche Bank.

    Also haben Sie sich, Frau Merkel, wieder einmal für
    die Interessen von Herrn Ackermann eingesetzt, und Sie
    wollen jetzt hier den Eindruck erwecken, wir würden
    den Menschen in Irland helfen. Ich glaube, das ist genau
    der falsche Weg. Wir als Linke sind solidarisch mit den
    Menschen in Irland. Wir können uns nicht damit einver-
    standen erklären, dass dort ein rigider Sparkurs gefahren
    wird, nur um das Geld von Herrn Ackermann und seinen
    Freunden zu retten. Das ist mit uns nicht zu machen. Ich
    finde, viel, viel mehr Menschen sollten öffentlich da-
    rüber sprechen und diese Wahrheit zum Ausdruck brin-
    gen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dann sage ich Ihnen noch einmal etwas zu Ihren gro-
    ßen Worten zu Europa: Europa ist mehr als der Euro.
    Wer das Schicksal Europas nur unter dem Blickwinkel
    des Euro sieht, der hat die europäische Idee nicht ver-
    standen. Wir als Linke wollen ein Europa der Menschen.
    Wir wollen ein Europa der Sozialunion, und wir wollen
    ein Europa, wo die Menschen nicht gegeneinander aus-
    gespielt werden, ein Europa, wo sich jeder frei entwi-
    ckeln kann und wo nicht große Staaten kleinen Staaten
    etwas diktieren. Es ist schon von Kollegen angesprochen
    worden: Der Ruf Deutschlands innerhalb der Europäi-
    schen Union ist durch diese Regierung nicht verbessert,
    sondern verschlechtert worden. Damit wollen wir nichts
    zu tun haben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir als Linke müssen nach fünf Jahren Kanzlerschaft
    Merkel feststellen: Unser Land ist nicht sozialer, nicht
    gerechter und nicht sicherer geworden. Diese Regierung
    ist weder christlich noch liberal, wie sie sich gerne dar-
    stellt. Sie ist auch nicht sozial gerecht. Wir sagen Ihnen:
    Es ist endlich Zeit für einen politischen Wechsel.

    Vielen Dank.


    (Anhaltender Beifall bei der LINKEN)