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ID1705813400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/58 Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 6038 C Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Lindner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Ruprecht Polenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6047 A 6052 C 6055 A 6057 A 6061 A 6063 D 6065 D 6067 C 6070 B 6071 B 6087 B 6088 D 6090 C 6091 C 6092 B 6093 B 6094 D 6095 B 6096 C 6098 A 6098 C Deutscher B Stenografisch 58. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 I n h a l Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2011 (Haushaltsgesetz 2011) (Drucksache 17/2500) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2010 bis 2014 (Drucksache 17/2501) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 04 Bundeskanzleramt . . . . . . . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . A D D P J K 6031 A 6031 B 6031 B 6031 B Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . 6073 B 6074 A undestag er Bericht ung 5. September 2010 t : gnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 05 Auswärtiges Amt . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . hilipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . an van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . erstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6074 D 6075 D 6075 D 6078 A 6080 B 6082 B 6084 C 6085 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6099 A 6100 B II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. September 2010 Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung . . . Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6101 A 6102 A 6102 C 6102 D 6103 D 6104 D 6104 D 6107 B 6109 D 6111 A 6124 D 6126 C 6128 A 6128 C 6129 C 6131 A 6132 B 6132 D 6133 C 6135 C 6137 C Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Strenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . N P J D D D V D D N A L 6112 A 6114 A 6115 A 6116 B 6117 A 6118 A 6119 B 6120 C 6122 A 6123 B 6123 C iema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . riska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . ürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . r. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . r. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . olkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . irk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6139 A 6139 B 6140 B 6140 D 6142 B 6144 A 6144 A 6144 B 6145 D 6146 C 6147 C 6149 A H olger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6138 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. September 2010 6031 (A) ) )(B) 58. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 15. September 2010 6149 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bartol, Sören SPD 15.09.2010 Bernschneider, Florian FDP 15.09.2010 Binder, Karin DIE LINKE 15.09.2010 Maurer, Ulrich DIE LINKE 15.09.2010 Oswald, Eduard CDU/CSU 15.09.2010 Roth, Michael (Heringen) SPD 15.09.2010 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 15.09.2010 Dr. Schui, Herbert DIE LINKE 15.09.2010 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 15.09.2010 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 15.09.2010 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.09.2010 Ulrich, Alexander DIE LINKE 15.09.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 58. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 15. September 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Paul Schäfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist

    folgerichtig, dass wir hier nicht über einzelne Etatposten
    im Einzelplan reden, sondern über die geplante Reform
    der Streitkräfte, also über die Zukunft der Bundeswehr –
    nicht mehr und nicht weniger.

    Fragt man die Leute, so sagen 82 Prozent, bei der
    Rüstung könnte und sollte angesichts der Haushalts-
    schwierigkeiten gespart werden. Eine seit langem stabile
    Mehrheit von deutlich über 60 Prozent erklärt, dass die
    Bundeswehr schnellstens aus Afghanistan abgezogen
    werden müsste. Ja, so klug sind die Leute.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich finde es auch interessant, dass die neueste Shell-
    Jugendstudie herausgefunden hat, dass die Mehrheit der
    Jugendlichen, die befragt worden sind – das ist ein gro-
    ßer Unterschied zu früher –, gegen die Auslandseinsätze
    ist. Auch hier hat sich etwas verändert.


    (Elke Hoff [FDP]: Wir reden über den Haushalt, nicht über Mandatsverlängerungen!)


    Dass die Mehrheit der Bevölkerung bei den Rüs-
    tungsausgaben kürzen will, zeigt, dass sich diese Mehr-
    heit nicht mehr einer akuten Gefahr ausgesetzt sieht. An-
    ders kann man das nicht erklären. Das deckt sich auch
    mit Ihrer sicherheitspolitischen Aussage: Deutschland ist
    auf absehbare Zeit nicht militärisch bedroht.

    Unter dieser Voraussetzung sagt die überwältigende
    Mehrheit, dass wir uns einen Wehretat von mehr als
    34 Milliarden Euro nach NATO-Kriterien nicht länger
    leisten können und wir das Geld an anderer Stelle drin-
    gender benötigen. Auch das sagen die Leute deutlich.
    Für mehr Kita-Plätze, für eine vernünftige soziale
    Grundsicherung und den Ausbau des öffentlichen Perso-
    nennahverkehrs soll das Geld ausgegeben werden, sagt
    die Mehrheit der Bevölkerung, und das ist vernünftig.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Mehrheit für den Abzug aus Afghanistan ist da-
    mit zu erklären, dass die Leute sehen, dass dort etwas
    grundsätzlich schiefgelaufen ist. Sie wollen nicht, dass
    wir und nicht zuletzt unsere Soldatinnen und Soldaten
    immer tiefer in den Morast eines Krieges gezogen wer-
    den, der nicht zu gewinnen ist.

    Ich finde, beides sind vernünftige Positionen. Das ist
    eine Messlatte für die Bundeswehrplanung, für die Re-
    form der Streitkräfte. Rüsten Sie kräftig ab, oder tun Sie
    es nicht? Beenden Sie diese militärischen Abenteuer
    oder nicht? Das sind die Grundfragen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Für uns geht es in dieser Debatte tatsächlich darum:
    Soll nur das Bestehende effektiviert und optimiert wer-
    den, oder soll eine neue Grundrichtung eingeschlagen
    werden? Die Linke will, dass es eine andere Sicherheits-
    politik gibt, die darauf setzt, dass wir uns an keinen Krie-
    gen in der Welt beteiligen, dass wir uns NATO-Militärin-
    terventionen verweigern, dass wir Ernst machen mit
    Konzepten ziviler Krisenvorbeugung und wir durch Ab-

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    (C (D üstung viel Geld für zivile Krisenvorbeugung und -beältigung umschichten können. Wir sind der Meinung, dass die drängenden sichereitspolitischen Fragen, mit denen wir zu tun haben, ob es ich um die Weiterverbreitung von Massenvernichtungsaffen oder die Hilfe für sogenannte auseinanderfallende taaten oder um die postfossile Energieversorgung oder en Terrorismus handelt, mit zivilen, friedlichen Mitteln earbeitet werden müssen. Das leiten wir daraus ab. Und wir sagen: Deutschland soll eine bestimmte Rolle pielen. Bei Abrüstung, gerechter Entwicklungszusamenarbeit, Energiewende, mehr humanitärer Hilfe, die etzt zum Beispiel in Pakistan dringend notwendig ist, der rechtsstaatlicher Kooperation kann sich Deutschand hervortun, aber nicht mit Spezialkräften, Einsatzbaaillonen und Kampfhubschraubern. as ist unsere Grundposition. Sie sagen wiederholt selbst: Eigentlich ist die drinende Aufgabe der Zukunft die Prävention, die Vorbeuung, also die Gewaltvermeidung. – Nur tun Sie das Geenteil. Sie stellen sich mit Ihrer Bundeswehrreform auf as Gegenteil ein. Sie wollen die Bundeswehr als globaes Expeditionskorps effektivieren und optimieren. Sie agen: Es geht nicht um ein Expeditionskorps. – Im Kern eht es aber darum. Die Truppen sollen schneller an jeen beliebigen Ort verlegt werden können, dort länger urchhalten und schlagkräftiger werden, wobei ich mir etzt die Bemerkung schenke, was „schlagkräftiger“ in iesem Zusammenhang bedeutet. Wenn dann bei diesem mfeld noch hinzugefügt wird, man müsse das Militär ünftig auch mehr für die Durchsetzung wirtschaftlicher nteressen einsetzen, dann wird es brandgefährlich. Ob Sie dann noch – wenn das Ihre Richtung ist – zum igorosen Sparen bereit sind – ob Sie es durchsetzen önnen, steht auf einem anderen Blatt –, weiß ich nicht. ch weiß: Sie wollen durch Personalabbau und die Ausetzung der Wehrpflicht in der Tat Kosten reduzieren. ielleicht schaffen Sie es sogar, die Gesamtsumme des üstungshaushaltes vorübergehend etwas zu drücken; ch komme am Schluss meiner Rede noch einmal darauf. ber wenn Sie 10 000 statt wie bisher 7 000 Soldaten für auereinsätze einplanen, dann ist das mehr als eine theo etische Möglichkeit oder eine rein abstrakte Planungsorgabe. Das kann morgen Realität werden. Wenn Sie an iesem Kurs „Interventionsarmee weltweit“ mit einem öglichst breiten Fähigkeitsspektrum und breit angeleg en Einsatzoptionen festhalten, dann reden wir in naher ukunft nicht über Abspecken oder Gesundschrumpfen, ondern leider wieder über neue Aufrüstung, neue Rüsungslasten. Dafür muss man, glaube ich, kein Prophet ein. Leider marschiert nicht nur die Bundesregierung in ie falsche Richtung, auch die vormaligen Regierungsarteien bewegen sich in diesem Mainstream, und wenn s darauf ankommt, schleichen sie lieber um den heißen Paul Schäfer )


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)





    (A) )

    Brei herum. Die Grünen haben Afghanistan fest im
    Blick und wollen vom Einsatz her denken. Da bleibt
    nicht mehr viel Kritik. Die SPD wirft der Regierung vor,
    diese verordne der Truppe ein Spardiktat, das in diesem
    Maße nicht gerechtfertigt sei. Nach dem Motto – Sie, lie-
    ber Kollege Arnold, haben es an anderer Adresse er-
    wähnt – „Darf’s ein bisschen mehr sein?“ wollen Sie
    beim Personalumfang und bei den Rüstungsausgaben
    den Minister Guttenberg noch toppen und ihn dazu brin-
    gen, wieder etwas draufzupacken. An der Musterung
    wollen Sie sogar festhalten. Ich sehe mich in einer ver-
    kehrten Welt. Wo aber wollen Sie eigentlich hin?


    (Beifall bei der LINKEN – Johannes Kahrs [SPD]: Wenn Sie zugehört hätten, wüssten Sie das!)


    Ich finde, es wird Zeit, dass sich die Parteien, die uns
    den Militärinterventionismus mit dem Sündenfall
    Kosovo eingebrockt haben, neu besinnen und auf eine
    Beendigung der NATO-Militäreinsätze drängen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Für die Linke besteht kein Zweifel: Deutschland
    braucht eine andere, eine friedlichere Außen- und Si-
    cherheitspolitik. Wir schlagen dazu Folgendes vor.

    Erstens. Keine deutsche Beteiligung an Auslands-
    kriegseinsätzen. Gerade Afghanistan hat gezeigt, wie
    schwer oder unmöglich es ist, wenn man erst einmal in
    der Gewaltspirale ist, dort wieder herauszukommen.
    Wenn man sich auf so etwas einstellen will, heißt das: Es
    werden enorme Ressourcen verschlungen, für U-Boote,
    Fregatten oder Langstreckenflugzeuge, die wir uns spa-
    ren sollten.

    Zweitens. Tiefgreifende Abrüstung ohne Sicher-
    heitseinbußen ist möglich. Das muss jetzt energisch vo-
    rangebracht werden. Die Bundeswehrführung hat es
    gerade noch einmal bestätigt: Eine unmittelbare Bedro-
    hungslage existiert nicht. Daher ist eine erhebliche Ver-
    kleinerung der Bundeswehr, ist der Verzicht auf eine
    Reihe von Waffensystemen ohne Sicherheitseinbußen
    möglich. Dadurch werden sogar Mittel frei für eine Au-
    ßen- und Sicherheitspolitik mit friedlichen und zivilen
    Instrumenten, die eine tragfähige Entwicklung in ande-
    ren Regionen der Welt ermöglichen und damit unter dem
    Strich unsere Sicherheit erhöhen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die atomare Abrüstung – das sagen alle – steht mehr
    denn je auf der Tagesordnung. Leisten wir doch unseren
    Beitrag zu Global Zero, indem wir mit der Null hier in
    Deutschland anfangen und die nukleare Teilhabe endlich
    auf den Müllhaufen der Geschichte werfen! Das wäre
    nötig.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dann kann man auch das Luftgeschwader der Bundes-
    wehr, das diese Terrorwaffen ans Ziel bringen soll, auf-
    lösen.

    Drittens. Das Grundgesetz stellt fest, dass der Bund
    Streitkräfte zum Zweck der Verteidigung aufstellt. Wir
    wollen, dass man sich auf die Landesverteidigung im

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    (C (D ündnis konzentriert. Wenn wir Verteidigung sagen, ann meinen wir das auch so. Deutschland benötigt emzufolge keine Führungskommandos für schnelle ingreiftruppen, genauso wenig wie geheime KSK-Ope ationen im Ausland. Meine Meinung zumindest ist, dass ultinationalität der Streitkräfte gut ist, aber nicht, wenn iese Einheiten für Interventionen in anderen Staaten onzipiert sind. NATO-Response-Force und EU-Battleroups können unseres Erachtens aufgelöst werden. Wir ollten uns nicht länger daran beteiligen. Viertens. Aufhebung der Wehrpflicht. Das erklärt ich von selbst. Die Zahlen, die der Herr Minister so beindruckend vorgetragen hat, sind hier schon dutzendal erwähnt worden. Es ist darauf gedrängt worden, ndlich mit diesem Anachronismus Schluss zu machen. ber Sie hatten sich hier verhakt. Dieser Zwangsdienst uss ein Ende haben, und zwar nicht irgendwann, son ern sofort. Fünftens. Wir möchten alles, nur keine reine Berufsrmee, sondern eine Bundeswehr, die im Kern eine Freiilligenarmee ist. Die Soldaten auf Zeit, die dann in das ürgerlich-zivile Leben übergehen und schon in ihrer ilitärdienstzeit darauf vorbereitet werden, sollten das ückgrat der Truppe bilden. Ansonsten ist alles, was Zivilität in den Streitkräften ewahrt und weiterentwickelt, zu verteidigen und auszuauen. Das beginnt bei der zivilen Wehrverwaltung, eicht über zivile Anteile bei der Ausbildung der Soldainnen und Soldaten und endet bei der Revitalisierung es Prinzips des Staatsbürgers in Uniform. Sechstens. Wir wollen einen sozial verträglichen Umau und Konversionsprogramme, mit denen dieser Umau organisiert wird; denn diese Umstellung ist nicht um Nulltarif zu haben. Das wissen wir auch. Personalürzungen, Standortschließungen und die Beendigung on Rüstungsprogrammen müssen gut vorbereitet weren. Deshalb brauchen wir jetzt Überlegungen für Konersionsprogramme. Meine Kolleginnen und Kollegen, gestatten Sie mir ine Schlussbemerkung. Ihre Absichten, bei den großen nd überdimensionierten Beschaffungsprogrammen jetzt uf die Bremse zu treten, Herr Minister, sind wenig laubhaft. Es erscheint mir sehr kühn, dass ausgerechnet ie, genauer gesagt: dass ausgerechnet die Hauptlobbyarteien, die derzeit die Regierung bilden, jetzt die Rüsungswirtschaft in die Schranken weisen. Das ist in einen Augen Fantasy pur. Ich traue Ihnen einiges, ja ogar vieles zu, lieber Herr zu Guttenberg, aber das traue ch Ihnen nicht zu. Wenn Sie über Priorisierung reden, sollten wir festalten, dass allein für drei Waffensysteme – A400M, uma und Eurofighter – in den nächsten vier Jahren ehr als 8 Milliarden Euro verplant sind. Daher kann es ach unserer Auffassung nicht darum gehen, Vorhaben u strecken, zu modifizieren oder zu schieben. Vielmehr Paul Schäfer )


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)





    (A) )

    brauchen wir bei diesen Großprojekten einen hundert-
    prozentigen Ausgabenstopp. Die Zeit der Alimentierung
    der deutschen Rüstungsindustrie muss endlich vorbei
    sein.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Gerda Hasselfeldt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht nun

der Kollege Alexander Bonde.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Alexander Bonde


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Die vergangenen Auseinandersetzungen über den Bun-
    deswehretat haben wir noch gut in Erinnerung. Sie fan-
    den zu Beginn dieses Jahres statt. Schon damals habe ich
    darauf hingewiesen, dass es eine Verschwendung ist,
    knappe Ressourcen fortdauernd in sicherheitspolitisch
    nicht mehr zu begründende Strukturen zu stecken. Au-
    ßerdem haben wir Grüne darauf hingewiesen, dass der
    Erhalt des Grundwehrdienstes zu einem erheblichen
    finanziellen Mehrbedarf führt, der nicht mit einem si-
    cherheitspolitischen Mehrwert verbunden ist.

    Das Neue an dieser Debatte ist, dass diese zwei Sätze
    nicht mehr von mir stammen, sondern vom General-
    inspekteur, und keine wütenden Proteste der Union und
    der FDP mehr hervorrufen, sondern Teil dessen sind,
    was Sie uns heute als neue Erkenntnisse vorgestellt ha-
    ben.

    Die spannende Frage ist, woraus diese Wende resul-
    tiert. Das werden wir heute nicht erörtern. Wir können
    Ihnen aber sagen: Wir sind froh, dass Sie sich endlich
    aus der Verweigerungshaltung herausbegeben und er-
    kannt haben, dass sich auch die Bundeswehr der Frage
    eines effizienten Mitteleinsatzes stellt und stellen muss.

    Wir sind dabei an einem spannenden Punkt, weil Sie
    über die Ankündigung bisher noch nicht hinaus sind. Sie
    haben heute ein Modell vorgestellt – mit 163 500 Solda-
    ten – und sind gleich wieder zurückgerudert mit der An-
    sage: Es dürfen auch gerne noch mehr werden. – Im Ver-
    teidigungsausschuss haben wir einen Wettbewerb von
    CDU und SPD erlebt hinsichtlich der Frage, wie viel
    mehr es noch werden dürfen. Ich bin gespannt, ob Sie in
    diesem Wettbewerb der Volksparteien zum Schluss
    wirklich noch etwas reduzieren, wenn es Ihnen darum zu
    gehen scheint: Wer bietet eigentlich mehr Soldatinnen
    und Soldaten?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie wissen auch, dass Sie bei der Effizienz noch nicht
    da angekommen sind, wo Sie anzukommen versprochen
    haben. Sie haben den Verteidigungsetat jetzt der Spar-
    frage unterworfen. Sie haben angekündigt – das bringt
    der Finanzplan zum Ausdruck, den wir heute mit beraten –,
    dass Sie bis 2014 in der Lage sein werden, dem Finanz-
    minister 4,7 Milliarden Euro an Einsparungen im Jahr zu
    liefern.

    Ihr Sparbeitrag für dieses Jahr ist, dass Sie laut Haus-
    halt 1 Milliarde Euro mehr brauchen. Selbst Ihr optimis-

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    (C (D ischstes Modell lässt im Jahr 2014 eine Lücke von ,7 Milliarden Euro. Das lässt einen aufhorchen, wenn leichzeitig ein Überbietungswettbewerb stattfindet. Insofern ist die Nagelprobe für den Heeresreformer u Guttenberg nicht das Ankündigen, sondern das Umetzen. Wenn es in die richtige Richtung läuft, haben Sie ns kritisch an Ihrer Seite. Wir passen aber auf, weil die eform bisher ein Papiertiger ist, dessen Sprungweite och zu definieren ist. Wir wollen wissen, wie weit Sie gehen. Es gibt in dieer Debatte ja bizarre Situationen. Sie haben endlich einesehen: Bei der Wehrpflicht muss etwas passieren. ach langem Festhalten am Musterungsprozess haben ie jetzt sogar verstanden, dass auch die Musterung fal en muss, weil es keinen Sinn macht, 5 000 Leute in reiswehrersatzämtern vorzuhalten, die keine Funktion ehr haben. In dieser Frage ist übrigens die Haltung der SPD inteessant. Ich habe heute Morgen gelesen, dass der Kollege artels gesagt hat, auch bei Aussetzung der Wehrpflicht rauche man die Musterung, um Kontakt zu potenziell reiwilligen zu haben. (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Rainer Arnold [SPD]: Lesen Sie den nächsten Satz auch!)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    ch weiß nicht, welchen Kontakt Sie bei der Musterung
    atten. Ich kann nur sagen: Das Kommando „Hinter die
    and und jetzt bitte husten!“ hat die Bundeswehr für
    ich nicht attraktiver gemacht, Kollege Bartels.


    (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN)


    ber geschenkt.

    Die entscheidende Frage ist: Kommt die Reform jetzt
    atsächlich auf den Weg? Sie haben sicherheitspolitisch
    inen weiten Weg zurückgelegt, den Sie strukturell noch
    icht unterfüttert haben. Eine Nagelprobe wird sein, wie
    ie mit den Rüstungsbeschaffungen umgehen, die
    chon heute nicht mehr in die Finanzlinie zu bekommen
    ind.

    Vor der großen Kehrtwende – bevor Sie die Blockade-
    altung Ihres Vorgängers beendet haben, der in Sachen
    ehrreform überhaupt nichts zustande gebracht hat bzw.

    ustande bringen wollte – haben Sie Ihre Unterschrift
    och unter richtig große Kostenblöcke gesetzt: dritte
    ranche Eurofighter und A400M. Massive Kostensteige-
    ungen haben Sie einfach in Kauf genommen, auf die
    trafzahlungen der Industrie verzichtet und die Chance
    icht genutzt, in Neuverhandlungen zumindest eine mas-
    ive Reduzierung, wenn nicht die Einstellung dieses Pro-
    ekts, von dem keiner weiß, ob es jemals funktioniert, zu
    rreichen. Die Strategie „Erst bei den Kosten auf das
    aspedal treten, um hinterher die Bremse anzukündi-
    en“ ruft schon die eine oder andere Frage nach Ihrem
    icherheitspolitischen Führerschein hervor, Herr Minis-
    er.





    Alexander Bonde


    (A) )


    )(B)

    Sie haben jetzt Zeit, diese Fragen zu beantworten. Wir
    verstehen, dass Ihr Konzept einige Parteitage durchlau-
    fen muss. Wir verstehen nicht, dass Sie uns heute nicht
    sagen, wo Sie die globale Minderausgabe in Höhe von
    800 Millionen Euro in Ihrem Haushalt aufbringen wol-
    len. Aber das werden Sie uns bestimmt noch verraten.

    Ab sofort gilt: Gemessen werden Sie nicht an einem
    „Top Gun“-Bild auf Seite eins der Bild-Zeitung, sondern
    daran, welche konkrete sicherheitspolitische Verände-
    rung Sie am Ende liefern.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)