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    Plenarprotokoll 17/46 pakt für starke Bildungsinfrastruktu- Tagesordnungspunkt 3: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vorbeugung gegen missbräuchliche Wertpapier- und Derivatgeschäfte (Drucksache 17/1952) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Michael Schlecht, Sahra Wagenknecht, Dr. Herbert Schui, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Banken regulieren – Spe- kulationsblasen verhindern (Drucksache 17/1151) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble (CDU/CSU) . . . . . . . Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . ren schaffen (Drucksache 17/1957) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Petra Hinz (Essen), Krista Sager, Kai Gehring, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Gemeinsam für gute Schulen und Hochschulen sorgen – Kooperationsverbot von Bund und Ländern in der Bildung abschaffen (Drucksache 17/1984) . . . . . . . . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Hans- Peter Bartels, Klaus Barthel, weiterer 4588 B 4588 B 4588 C 4590 A 4591 D 4604 A 4604 A Deutscher B Stenografisch 46. Sitz Berlin, Donnerstag, d I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Ewa Klamt und Heinz Lanfermann sowie der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan . . . . . . . . . Wahl des Abgeordneten Joachim Spatz als stellvertretendes Mitglied im Gemeinsamen Ausschuss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahl des Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb als Mitglied im Vermittlungsausschuss . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung des Tagesordnungspunktes 11 . . . Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . D D D D B L T a 4585 A 4585 B 4585 B 4585 B 4587 B 4587 B Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4592 C undestag er Bericht ung en 10. Juni 2010 t : r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . r. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . r. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . jörn Sänger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 4: ) Antrag der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Hans-Peter Bartels, Klaus Barthel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Nationalen Bildungs- 4593 D 4596 B 4597 D 4599 B 4601 B 4602 B Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Studienpakt für Qualität und gute Lehre jetzt durchsetzen II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 – zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole Gohlke, Agnes Alpers, Dr. Rosemarie Hein, Dr. Petra Sitte und der Fraktion DIE LINKE: Forderungen aus dem Bildungsstreik aufnehmen und die soziale Spaltung im Bildungssystem bekämpfen – zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn), Krista Sager, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Konsequenzen aus dem Bil- dungsstreik ziehen – Bildungsauf- bruch unverzüglich einleiten (Drucksachen 17/109, 17/119, 17/131, 17/1977) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Caren Marks, Petra Crone, Petra Ernstberger, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD: Frühkindli- che Bildung und Betreuung verbessern – Für Chancengleichheit und Inklusion von Anfang an (Drucksache 17/1973) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ludwig Spaenle, Staatsminister (Bayern) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Monika Grütters (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Tagesordnungspunkt 32: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines … Ge- setzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 91 e) (Drucksache 17/1939) . . . . . . . . . . . . . . . . b c d e f g h i 4604 B 4604 C 4604 D 4605 D 4607 A 4608 B 4609 C 4610 D 4612 A 4613 C 4614 D 4615 C 4617 A 4618 D 4619 C 4620 D ) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Organisation der Grundsicherung für Arbeitsuchende (Drucksache 17/1940) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Drei- undzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgeset- zes (23. BAföGÄndG) (Drucksache 17/1941) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Schaffung eines nationalen Stipen- dienprogramms (Stipendienprogramm- Gesetz – StipG) (Drucksache 17/1942) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Bun- desbesoldungs- und -versorgungsanpas- sungsgesetzes 2010/2011 (BBVAnpG 2010/2011) (Drucksache 17/1878) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Verwendung von Verwal- tungsdaten für Wirtschaftsstatistiken und zur Änderung von Statistikgesetzen (Drucksache 17/1899) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Änderungsprotokoll vom 11. Dezember 2009 zum Abkommen vom 23. August 1958 zwischen der Bun- desrepublik Deutschland und dem Großherzogtum Luxemburg zur Ver- meidung der Doppelbesteuerungen und über gegenseitige Amts- und Rechts- hilfe auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie der Gewerbesteuern und der Grund- steuern (Drucksache 17/1943) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 13. Juli 2006 zwischen der Regierung der Bun- desrepublik Deutschland und der maze- donischen Regierung zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen (Drucksache 17/1944) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än- 4621 A 4621 A 4621 A 4621 B 4621 B 4621 C 4621 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 III derung des § 33 des Gerichtsverfassungs- gesetzes (Drucksache 17/1462) . . . . . . . . . . . . . . . . j) Antrag der Abgeordneten Viola von Cramon-Taubadel, Marieluise Beck (Bre- men), Volker Beck (Köln), weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: OSZE-Vorsitz für Re- formen in Kasachstan nutzen (Drucksache 17/1432) . . . . . . . . . . . . . . . . k) Antrag der Abgeordneten Cornelia Behm, Ulrike Höfken, Bärbel Höhn, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Deklarationspflicht für Palmöl in Lebensmitteln (Drucksache 17/1780) . . . . . . . . . . . . . . . . l) Antrag des Präsidenten des Bundesrech- nungshofes: Rechnung des Bundesrech- nungshofes für das Haushaltsjahr 2009 – Einzelplan 20 – (Drucksache 17/1730) . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 3: a) Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Nicole Maisch, Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: zu dem Vor- schlag für eine Verordnung des Europäi- schen Parlaments und des Rates betref- fend die „Information der Verbraucher über Lebensmittel“ KOM(2008) 40: hier: Stellungnahme gegenüber der Bun- desregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes Lebensmittelinformation verbessern – Verbindliche Ampelkennzeichnung ein- führen (Drucksache 17/1987) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Beate Müller- Gemmeke, Ingrid Hönlinger, Jerzy Montag, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ungerech- tigkeiten bei Bagatellkündigungen kor- rigieren – Pflicht zur Abmahnung ein- führen (Drucksache 17/1986) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Maria Anna Klein- Schmeink, Fritz Kuhn, Birgitt Bender, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Unabhän- gige Patientenberatung ausbauen und in die Regelversorgung überführen (Drucksache 17/1985) . . . . . . . . . . . . . . . . d e T a b c d e 4621 D 4621 D 4621 D 4622 A 4622 A 4622 B 4622 C ) Antrag der Abgeordneten Ulla Schmidt (Aachen), Heinz Paula, Sören Bartol, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Potenziale von Kultur und Touris- mus nutzen – Kulturtourismus gezielt fördern (Drucksache 17/1966) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Oliver Kaczmarek, Dirk Becker, Marco Bülow, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der SPD: Hochwasserschutz europäisch und öko- logisch nachhaltig umsetzen – Für ein integriertes Hochwasserschutzkonzept (Drucksache 17/1974) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 33: ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sonderver- mögens für das Jahr 2010 (ERP-Wirt- schaftsplangesetz 2010) (Drucksachen 17/1294, 17/1752) . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Änderungen vom 2. Oktober 2008 des Übereinkommens vom 3. September 1976 über die Inter- nationale Organisation für mobile Sa- tellitenkommunikation (International Mobile Satellite Organization – IMSO) (Drucksachen 17/1295, 17/1753) . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Harmonisie- rung des Haftungsrechts im Luftver- kehr (Drucksachen 17/1293, 17/1836) . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 3. Dezember 2009 zwischen der Bundes- republik Deutschland und der Föderati- ven Republik Brasilien über Soziale Si- cherheit (Drucksachen 17/1296, 17/1805) . . . . . . . ) – k) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 90, 91, 92, 93, 94, 95 und 96 zu Petitionen (Drucksachen, 17/1771, 17/1772, 17/1773, 17/1774, 17/1775, 17/1776, 17/1777) . . . 4622 B 4622 D 4622 D 4623 A 4623 B 4623 C 4623 D IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 Zusatztagesordnungspunkt 4: Beschlussempfehlung und Bericht des Rechts- ausschusses: zu der Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvR 1099/10 (Drucksache 17/1997) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion DIE LINKE: Schnellstmögliche Aufklärung des Angriffs des israelischen Militärs auf einen internationalen Schiffskonvoi mit Hilfsgütern für Gaza . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Peter Beyer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Günter Gloser (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP) . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit 2010 (Drucksache 17/990) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bundesbericht Forschung und Innova- tion 2010 (Drucksache 17/1880) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten René Röspel, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Hans- Peter Bartels, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Innovationslücke schließen – Zügig ein tragfähiges Kon- zept zur Stärkung der Innovations- und Validierungsforschung vorlegen (Drucksache 17/1958) . . . . . . . . . . . . . . . . D R D D K A D D T T a b C J E D J E N L T – 4624 C 4624 C 4624 D 4625 D 4626 D 4627 C 4628 D 4630 A 4631 A 4632 A 4633 C 4634 C 4635 C 4636 C 4637 B 4638 C 4638 C 4638 C r. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ené Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . r. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . rista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lbert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . aniela Kolbe (Leipzig) (SPD) . . . . . . . . . . . r. Peter Röhlinger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . ankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 6: ) Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Karin Binder, Dr. Gesine Lötzsch, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Verbraucherinformationsgesetz jetzt verbraucherfreundlich ausgestalten (Drucksache 17/1576) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Nicole Maisch, Ulrike Höfken, Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Verbraucherinfor- mationsgesetz jetzt novellieren (Drucksache 17/1983) . . . . . . . . . . . . . . . aren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . r. Erik Schweickert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . lvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . icole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ucia Puttrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 7: Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der interna- 4638 D 4640 C 0000 A4642 D 4643 D 4645 A 4646 B 4648 A 4649 B 4650 A 4651 A 4651 B 4651 C 4652 B 4654 A 4655 B 4655 D 4656 A 4657 B 4657 D 4658 A 4658 D 4659 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 V tionalen Sicherheitspräsenz im Kosovo auf der Grundlage der Resolution 1244 (1999) des Sicherheitsrates der Verein- ten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch-Technischen Abkommens zwischen der internationalen Sicher- heitspräsenz (KFOR) und den Regie- rungen der Bundesrepublik Jugosla- wien (jetzt: Republik Serbien) und der Republik Serbien vom 9. Juni 1999 (Drucksachen 17/1683, 17/2009) . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/2010) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Günter Gloser (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Beyer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 16: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Bildung, Forschung und Tech- nikfolgenabschätzung zu dem Antrag der Ab- geordneten Sylvia Kotting-Uhl, Hans-Josef Fell, Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kernfusionsforschung kritisch überprüfen – ITER-Vertrag kündigen (Drucksachen 17/1433, 17/1949) . . . . . . . . . . Dr. Stefan Kaufmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Murmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . N E T a b G D D A M T 4660 C 4660 D 4661 A 4662 D 4663 C 4665 A 4666 C 4667 C 4668 C 4670 A 4671 B 4671 D 4673 D 4671 D 4672 A 4676 A 4677 C 4678 C 4679 B 4680 B amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 9: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union – zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/ CSU und der FDP: Europa 2020 – Die Wachstums- und Beschäftigungs- strategie der Europäischen Union braucht realistische und verbindliche Ziele hier: Stellungnahme des Deutschen Bundestages nach Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes i. V. m. § 9 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Deut- schem Bundestag in Angelegenhei- ten der Europäischen Union – zu dem Antrag der Fraktion der SPD: Europa 2020 – Strategie für ein nachhaltiges Europa Gleichklang von sozialer, ökologi- scher und wirtschaftlicher Entwick- lung – zu dem Antrag der Abgeordneten Manuel Sarrazin, Fritz Kuhn, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: EU 2020 – Für ein ökologi- sches und soziales Europa (Drucksachen 17/1758, 17/882, 17/898, 17/2015) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Alexander Ulrich, Dr. Diether Dehm, Andrej Konstantin Hunko, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Europa 2020 – Ein nachhaltiges Europa nur mit tiefgrei- fenden Reformen (Drucksache 17/1969) . . . . . . . . . . . . . . . abriele Molitor (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . anuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4681 B 4684 D 4681 C 4681 D 4681 D 4683 B 4687 A 4687 D 4689 A 4690 A 4691 A VI Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 Tagesordnungspunkt 10: a) Antrag der Abgeordneten Anette Kramme, Gabriele Lösekrug-Möller, Iris Gleicke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Langfristige Perspektive statt sachgrundlose Befristung (Drucksache 17/1769) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Herbert Behrens, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Befristung von Arbeitsverhält- nissen eindämmen (Drucksache 17/1968) . . . . . . . . . . . . . . . . Anette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Konse- quenten Walschutz fortsetzen und verbes- sern (Drucksache 17/1982) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingbert Liebing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dieter Stier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz Paula (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 12: a) Antrag der Abgeordneten Michael Roth (Heringen), Axel Schäfer (Bochum), Dr. Angelica Schwall-Düren, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD: zu dem Vorschlag der Europäischen Kom- b c M T A H M 4692 C 4692 C 4692 D 4694 B 4695 D 4697 A 4698 A 4698 D 4699 D 4701 A 4701 B 4702 C 4703 C 4704 A 4704 D 4705 C 4706 D 4707 D mission für eine Verordnung des Euro- päischen Parlaments und des Rates über die Bürgerinitiative KOM(2010) 119 endg.; Ratsdok. 8399/10: hier: Stellungnahme gegenüber der Bun- desregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes Europäische Bürgerinitiative bürger- freundlich gestalten (Drucksache 17/1975) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Diether Dehm, Alexander Ulrich, Andrej Konstantin Hunko, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: zu dem Vorschlag der Eu- ropäischen Kommission für eine Ver- ordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über die Bürgerinitiative KOM(2010) 119 endg.; Ratsdok. 8399/10: hier: Stellungnahme gegenüber der Bun- desregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes i. V. m. § 9 Absatz 4 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der Eu- ropäischen Union Europäische Bürgerinitiative bürger- freundlich gestalten (Drucksache 17/1967) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union zu dem Antrag der Abgeordneten Manuel Sarrazin, Viola von Cramon-Taubadel, Ulrike Höfken, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: zu dem Vor- schlag der Europäischen Kommission für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über die Bür- gerinitiative KOM(2010) 119 endg.; Ratsdok. 8399/10: hier: Stellungnahme gegenüber der Bun- desregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes Europäische Bürgerinitiative – Für mehr Bürgerbeteiligung in der EU (Drucksachen 17/1781, 17/2013) . . . . . . . ichael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . homas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ndrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) . . . . einz Golombeck (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . anuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4708 C 4708 D 4708 D 4709 A 4710 C 4711 C 4712 A 4713 A 4713 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 VII Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Jimmy Schulz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolution 1701 (2006) vom 11. August 2006 und folgender Resolutionen, zuletzt 1884 (2009) vom 27. August 2009 des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksache 17/1905) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 14: Erste Beratung des von den Abgeordneten Jens Petermann, Jan Korte, Ulla Jelpke, wei- teren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung der Wehrdisziplinarord- nung (Drucksache 17/572) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 15: a) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Friedensmission der Vereinten Nationen im Sudan (UNMIS) auf Grundlage der Resolution 1590 (2005) b D C D C K P T A M ( t e r w ( T F U P N H Z A F g s ( 4714 B 4715 C 4716 B 4716 C 4717 C 4719 A 4720 B 4720 D 4721 C 4722 A 4723 A 4723 A 4724 A 4725 B 4726 C 4727 C 4728 D des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen vom 24. März 2005 und Folgere- solutionen (Drucksache 17/1902) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der AU/UN-Hybrid- Operation in Darfur (UNAMID) auf Grundlage der Resolution 1769 (2007) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen vom 31. Juli 2007 und Folgereso- lutionen (Drucksache 17/1901) . . . . . . . . . . . . . . . r. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . r. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . hristine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . erstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hilipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 8: ntrag der Abgeordneten Tom Koenigs, arieluise Beck (Bremen), Volker Beck Köln), weiterer Abgeordneter und der Frak- ion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die An- rkennung des Menschenrechts auf saube- es Trinkwasser und Sanitärversorgung eiterentwickeln Drucksache 17/1779) . . . . . . . . . . . . . . . . . . om Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rank Heinrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . llrich Meßmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . olger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 7: ntrag der Fraktionen der CDU/CSU und der DP: Einen effizienten und schlagkräfti- en Europäischen Auswärtigen Dienst chaffen Drucksache 17/1981) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4730 A 4730 A 4730 B 4731 C 4732 D 4733 A 4734 B 4735 A 4736 C 4737 C 4738 A 4738 C 4739 D 4741 A 4742 A 4743 A 4744 B VIII Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für die Angelegenheiten der Euro- päischen Union zu dem Antrag der Abgeord- neten Manuel Sarrazin, Dr. Frithjof Schmidt, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Den Europäischen Auswärtigen Dienst europäisch, handlungsfähig und modern gestalten (Drucksachen 17/1204, 17/2012) . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Diether Dehm, Sevim Dağdelen, Jan van Aken, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: zu dem Entwurf eines Beschlusses des Rates über die Organisation und die Arbeitsweise des Europäischen Auswärtigen Dienstes und zum Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Ra- tes zur Änderung der Verordnung (EG, Eu- ratom) Nr. 1605/2002 des Rates über die Haushaltsordnung für den Gesamthaus- haltsplan der Europäischen Gemeinschaft in Bezug auf den Europäischen Auswärti- gen Dienst Ratsdok. 8029/10 und KOM(2010) 85 endg., Ratsdok. 8134/10: hier: Stellungnahme gegenüber der Bun- desregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes i. V. m. § 9 Absatz 4 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bun- desregierung und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der Europäischen Union Den Europäischen Auswärtigen Dienst ent- militarisieren (Drucksache 17/1976) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . Oliver Luksic (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . T A w a ( Z E C w s N ( T A D o M ( T B s t E o p A ( M D G P C M T A H o G a ( D D U 4744 B 4744 C 4744 D 4746 A 4747 C 4748 D 4749 C 4750 C agesordnungspunkt 17: ntrag der Fraktion der SPD: Die Fußball- eltmeisterschaft – Eine Chance für Süd- frika Drucksache 17/1959) . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 10: rste Beratung des von den Fraktionen der DU/CSU und der FDP eingebrachten Ent- urfs eines Gesetzes zur Änderung des Ge- etzes über die Einsetzung eines Nationalen ormenkontrollrates Drucksache 17/1954) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 18: ntrag der Abgeordneten Frank Schwabe, irk Becker, Marco Bülow, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion der SPD: Unsere eere brauchen Schutz Drucksache 17/1960) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 19: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Arbeit und Soziales zu dem An- rag der Abgeordneten Katja Kipping, Klaus rnst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion DIE LINKE: Euro- äisches Jahr gegen Armut und soziale usgrenzung ernst nehmen Drucksachen 17/889, 17/1246) . . . . . . . . . . . echthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . abriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . ascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ornelia Möhring (DIE LINKE) . . . . . . . . . . arkus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 20: ntrag der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, ans-Josef Fell, Bärbel Höhn, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN: Beteiligung der Energiekonzerne n den Kosten für das Atommülllager Asse Drucksache 17/1599) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Michael Paul (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . te Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4751 D 4752 A 4752 B 4752 C 4752 C 4753 D 4754 D 4756 A 4757 A 4758 B 4758 D 4759 A 4759 D 4761 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 IX Angelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe – zu dem Antrag der Abgeordneten Christoph Strässer, Angelika Graf (Rosenheim), Iris Gleicke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Menschenrechtsver- teidiger brauchen den Schutz der Euro- päischen Union – zu dem Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Marieluise Beck (Bremen), Viola von Cramon-Taubadel, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Mehr Schutz für Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidiger (Drucksachen 17/1048, 17/1165, 17/1936) . . Tagesordnungspunkt 22: a) Antrag der Abgeordneten Hans-Joachim Hacker, Dagmar Ziegler, Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Zivile Nutzung der Kyritz- Ruppiner Heide nach Abzug der Bun- deswehr (Drucksache 17/1961) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann, Dr. Gesine Lötzsch, Jan van Aken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Friedliche Zu- kunft der Kyritz-Ruppiner Heide und Interessen der Region sichern (Drucksache 17/1972) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Cornelia Behm, Undine Kurth (Quedlinburg), Agnes Malczak, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kyritz-Rup- piner Heide in ihrer Einheit erhalten – Vo- raussetzungen für eine chancenreiche Re- gionalentwicklung (Drucksache 17/1989) . . . . . . . . . . . . . . . . . . A N H J D C T A v g F M t ( E D C H T T A B t e V ( A P D E C T B n n D d m ( P 4761 C 4762 A 4762 D 4763 D 4764 C 4764 C 4764 D nita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . orbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . . ens Ackermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 23: ntrag der Abgeordneten Heike Hänsel, Jan an Aken, Christine Buchholz, weiterer Ab- eordneter und der Fraktion DIE LINKE: reihandelsabkommen EU-Kolumbien-Peru: itwirkungsrecht des Deutschen Bundes- ages sichern Drucksache 17/1970) . . . . . . . . . . . . . . . . . . rich G. Fritz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . r. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . hristian Lindner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . eike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . hilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 24: ntrag der Abgeordneten Petra Crone, Dirk ecker, Gerd Bollmann, weiterer Abgeordne- er und der Fraktion der SPD: Illegalen Holz- inschlag durch eine durchgreifende EU- erordnung wirksam verhindern Drucksache 17/1962) . . . . . . . . . . . . . . . . . . lois Gerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . etra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . va Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 25: eschlussempfehlung und Bericht des Fi- anzausschusses zu dem Antrag der Abgeord- eten Michael Schlecht, Alexander Ulrich, r. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und er Fraktion DIE LINKE: Euro-Zone refor- ieren – Staatsbankrotte verhindern Drucksachen 17/1058, 17/1602) . . . . . . . . . . eter Aumer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4764 D 4766 B 4767 A 4767 D 4769 A 4769 D 4770 D 0000 A4771 A 4772 B 4773 A 4773 C 4774 A 4775 A 4775 B 4776 A 4777 A 4778 A 4778 D 4779 C 4779 D X Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Viola von Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Bernd Scheelen, Nicolette Kressl, Joachim Poß, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der SPD: Zu- kunft öffentlich-rechtlicher Sparkassen si- chern – Privatisierung verhindern (Drucksache 17/1963) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung zu dem Antrag: Fortsetzung der deutschen Betei- ligung an der internationalen Sicherheitsprä- senz im Kosovo auf der Grundlage der Resolu- tion 1244 (1999) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch-Technischen Abkommens zwi- schen der internationalen Sicherheitspräsenz (KFOR) und den Regierungen der Bundesre- publik Jugoslawien (jetzt: Republik Serbien) und der Republik Serbien vom 9. Juni 1999 (Tagesordnungspunkt 7) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Die Fußballweltmeisterschaft – Eine Chance für Südafrika (Tagesordnungs- punkt 17) Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Dagmar Freitag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . J U A Z d d t o K A F M K A Z d ( I J F A S D A Z d d – – ( F C M A V 4780 C 4781 C 4782 A 4783 A 4784 A 4784 C 4784 C 4785 A 4785 C 4786 B 4787 D 4788 C 4789 D ens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . we Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung es Gesetzes über die Einsetzung eines Na- ionalen Normenkontrollrates (Zusatztages- rdnungspunkt 10) ai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . ndrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . rank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . erstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Unsere Meere brauchen Schutz Tagesordnungspunkt 18) ngbert Liebing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . osef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . rank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ngelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . abine Stüber (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . r. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Beschlussempfehlung und des Berichts zu en Anträgen: Menschenrechtsverteidiger brauchen den Schutz der Europäischen Union Mehr Schutz für Menschenrechtsverteidi- gerinnen und Menschenrechtsverteidiger Tagesordnungspunkt 21) rank Heinrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . hristoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . arina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . nnette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4790 C 4791 B 4792 A 4794 B 4795 D 4796 B 4796 D 4797 D 4799 A 4799 C 4801 B 4802 A 4802 D 4803 B 4805 A 4806 B 4807 A 4808 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 XI Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Zukunft öffentlich-rechtlicher Sparkassen sichern – Privatisierung verhin- dern (Zusatztagesordnungspunkt 12) Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4809 B 4810 C 4811 B 4811 C 4812 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4585 (A) ) )(B) 46. Sitz Berlin, Donnerstag, d Beginn: 9.0
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    1) Anlage 7 Berichtigung 45. Sitzung, Seite 4554 B, letzter Absatz, der dritte Satz ist wie folgt zu lesen: „Ich habe in Busan beim Tref- fen der Finanzminister zumindest darüber Klarheit gefor- dert, dass sie auf absehbare Zeit nicht eingeführt wird.“ Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4785 (A) ) )(B) Süßmair, Alexander DIE LINKE 10.06.2010 der UNO-Sicherheitsrat das „Bekenntnis aller Mitglied- der Flüchtlinge in ein sicheres Umfeld in ihre Heimat und die territoriale Unversehrtheit Jugoslawiens zu ge- währleisten. Schon in der Präambel dieser Resolution formuliert Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 10.06.2010 Anlage 1 Liste der entschuldigt A E z f d w e k V s u t V e A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.06.2010 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.06.2010 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 10.06.2010 Glos, Michael CDU/CSU 10.06.2010 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.06.2010 Goldmann, Hans- Michael FDP 10.06.2010 Groschek, Michael SPD 10.06.2010 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 10.06.2010 Hempelmann, Rolf SPD 10.06.2010 Hintze, Peter CDU/CSU 10.06.2010 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.06.2010 Juratovic, Josip SPD 10.06.2010 Kopp, Gudrun FDP 10.06.2010 Maurer, Ulrich DIE LINKE 10.06.2010 Nestle, Ingrid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.06.2010 Nietan, Dietmar SPD 10.06.2010 Paus, Lisa BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.06.2010 Pieper, Cornelia FDP 10.06.2010 Piltz, Gisela FDP 10.06.2010 Remmers, Ingrid DIE LINKE 10.06.2010 Schlecht, Michael DIE LINKE 10.06.2010 D W Z Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele und Beate Müller-Gemmeke (beide BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung zu dem Antrag: Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der internationalen Sicherheits- präsenz im Kosovo auf der Grundlage der Reso- lution 1244 (1999) des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch-Technischen Abkommens zwischen der internationalen Sicherheitspräsenz (KFOR) und den Regierungen der Bundesrepublik Jugo- slawien (jetzt: Republik Serbien) und der Repu- blik Serbien vom 9. Juni 1999 (Tagesordnungs- punkt 7) Dem Antrag der Bundesregierung auf Fortsetzung des insatzes der Bundeswehr im Kosovo stimmen wir nicht u. Dieser militärische Einsatz ist politisch falsch, ihm ehlt die völkerrechtliche Legitimation. Auf die UN-Resolution kann der militärische Einsatz er NATO im Kosovo schon lange nicht mehr gestützt erden. Ganz im Gegenteil – von der Bundeswehr wird in Rechtszustand aufrechterhalten, der mit dem Be- enntnis des Sicherheitsrates und dessen Auftrag an die ölkergemeinschaft nicht zu vereinbaren ist: die Loslö- ung des Kosovo aus der Bundesrepublik Jugoslawien nd dessen staatliche Selbstständigkeit. In der Überschrift des Antrags und mehrfach im An- rag selbst wird Bezug genommen auf die Resolution der ereinten Nationen 1244 vom 10. Juni 1999. Mit dieser rhält die Völkergemeinschaft vom Sicherheitsrat die ufgabe, die multiethnische Gesellschaft, die Rückkehr r. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 10.06.2010 icklein, Andrea SPD 10.06.2010 apf, Uta SPD 10.06.2010 immermann, Sabine DIE LINKE 10.06.2010 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 4786 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 (A) ) )(B) staaten zur Souveränität und territorialen Unversehrtheit der Bundesrepublik Jugoslawien“. In der UN-Resolution und ihrer Anlage I wird mehr- fach „die Förderung der Herstellung substantieller Auto- nomie und Selbstverwaltung im Kosovo unter voller Be- rücksichtigung der Prinzipien der Souveränität und territorialen Unversehrtheit der Bundesrepublik Jugosla- wien“ und „die sichere und freie Rückkehr aller Flücht- linge“ als Hauptaufgabe genannt. Für diese Aufgaben sollten die internationalen Trup- pen, einschließlich die der NATO, eingesetzt werden. Nur dazu hatte die Regierung und das Parlament Ser- biens im Juni 1999 nach der Bombardierung Serbiens seine Zustimmung gegeben. Dieser Aufgabenstellung hatten auch die Kosovo-Albaner zugestimmt. Diese Vereinbarung wurde im Februar 2008 einseitig mit der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo aufge- kündigt und mit der Anerkennung durch Deutschland der UN-Resolution zuwider gehandelt. Mit der Fortset- zung des Bundeswehreinsatzes wird somit die UN-wid- rige Loslösung des Kosovo und dessen Unabhängigkeit gesichert. Aber auch weitere Aufgaben aus der UN-Resolution wurden durch den NATO-Einsatz in elf Jahren nicht er- füllt: Nicht alle Flüchtlinge und Vertriebenen konnten in eine sichere Heimat im Kosovo zurückkehren. Nach Be- ginn des Einsatzes wurden noch fast 100 000 Roma und andere Minderheiten verfolgt, beraubt, getötet und ver- trieben. Noch heute geht es vielen zurückgekehrten Roma schlecht. Zehntausende müssen weiter in Lagern in anderen Ländern leben. Sicherheit wird im Kosovo mehr und mehr von der dortigen Polizei garantiert. Nach Auskunft der Bundes- regierung mussten selbst bei den jüngsten gewaltsamen Auseinandersetzungen am 30. Mai dieses Jahres in Mit- rovica die anwesenden KFOR-Kräfte nicht eingreifen. Die Fortsetzung des Militäreinsatzes der Bundeswehr im Kosovo auf der Grundlage der UN-Resolution 1244 ist das falsche Mittel zur Gewährleistung von Sicherheit, Rückkehr der Flüchtlinge und Wiederaufbau im Kosovo. Soweit überhaupt noch internationale Sicherheitskräfte erforderlich sind, sollte in erster Linie nichtmilitärische Unterstützung auf der Grundlage einer neuen Resolution der Vereinten Nationen und mit Zustimmung der Ver- waltung im Kosovo und der serbischen Regierung ge- leistet werden. Deshalb stimmen wir zum Antrag der Bundesregie- rung mit Enthaltung. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Die Fußballwelt- meisterschaft – Eine Chance für Südafrika (Ta- gesordnungspunkt 17) Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU): Am heu- tigen Abend debattieren wir zu später Stunde einen SPD- Antrag zu den Chancen Südafrikas aufgrund der Fuß- b a b D s v d r A n h g m t d B m b d P ü u d g 2 k e b d S s A ß t D r L t b m t w M c S E v 2 U w d 6 D m (C (D allweltmeisterschaft. Ich werde mich in meiner Rede uf die entwicklungs- und außenpolitische Zusammenar- eit zwischen Südafrika und der Bundesrepublik eutschland beziehen, da mein Kollege Stephan Mayer ich den sportlichen Beziehungen widmen wird. So sehr ich das Anliegen des Antrages teile, umso erwunderter bin ich über den Inhalt und den Zeitpunkt es Antrages der SPD. Zum einen sind viele Punkte be- eits Bestandteil des entwicklungs- und außenpolitischen frika-Antrages der Großen Koalition aus der vergange- en Wahlperiode, der ja bekanntlich auch die SPD ange- ört hat. Zum anderen ist fraglich, ob einen Tag vor Be- inn der Fußballweltmeisterschaft ein Antrag Sinn acht, der auch auf die Arbeit verschiedener Organisa- ionen während der Weltmeisterschaft abzielt. Ich hatte Anfang April 2010 die Freude, unseren Bun- esaußenminister Dr. Guido Westerwelle und unseren undesentwicklungsminister Dirk Niebel auf ihrer ge- einsamen Reise nach Südafrika, Tansania und Dschi- uti begleiten zu dürfen. Diese Reise hat gezeigt, dass er afrikanische Kontinent eine wichtige Rolle in der olitik der Bundesregierung einnimmt und man gegen- ber den Partnerländern „einheitlich“ auftritt. Südafrika ist Wirtschaftslokomotive in der Region nd Stabilitätsanker mit signifikanten Beiträgen zu Frie- en, Sicherheit, Entwicklung und Integration auf dem esamten afrikanischen Kontinent. In Südafrika wird 010 die erste FIFA-Fußballweltmeisterschaft auf afri- anischem Boden ausgetragen, und dies ist allein schon in Erfolg an sich. Ich bin mir sicher, dass nach der Fuß- allweltmeisterschaft die Welt mit anderen Augen auf en Kontinent Afrika schaut. Die seit dem beispiellosen demokratischen Wandel üdafrikas 1994 bestehende entwicklungspolitische Zu- ammenarbeit, EZ, ist Teil einer umfassenden deutschen ußen-, Sicherheits-, Entwicklungs-, Umwelt- und Au- enwirtschaftspolitik. Deutschland und Südafrika vertre- en in multilateralen Foren viele gemeinsame Positionen. ie Entwicklungspartnerschaft mit einem der bevölke- ungsreichsten, politisch bedeutsamsten und stabilsten änder Afrikas soll zweierlei leisten: erstens einen Bei- rag zur Bewältigung der historischen Lasten Südafrikas ei der Überwindung der strukturellen Ursachen von Ar- ut und extremer Ungleichheit und zweitens einen Bei- rag zur Erreichung regionaler und/oder globaler Ent- icklungsziele. Auch 15 Jahre nach dem Ende der Apartheid ist die ehrheit der Bevölkerung von Wohlstand und Zukunfts- hancen abgekoppelt: 42,9 Prozent der 49 Millionen üdafrikaner leben von weniger als 2 US-Dollar am Tag. xtreme Einkommensunterschiede – Gini-Koeffizient on 57,8 – und hohe Arbeitslosigkeit – offiziell: 3,6 Prozent, inoffiziell: rund 40 Prozent – lassen die nzufriedenheit vor allem in den ehemaligen Townships achsen. Dort sind auch die Defizite in Kernbereichen er öffentlichen Ordnung (durchschnittlich 75 Morde, 50 Einbrüche pro Tag), bei der Erbringung öffentlicher ienstleistungen (etwa 61 Prozent der Kommunen nah- en 2005/2006 weniger als 50 Prozent ihrer Aufgaben Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4787 (A) ) )(B) wahr) und HIV/Aids-Bekämpfung (Prävalenzrate 15- bis 49-Jährige: 18,1 Prozent) am größten. Aufgrund seiner kohlebasierten Wirtschaft (92 Prozent der Stromversorgung) ist Südafrika einer der weltweit größten CO2-Emittenten (Rang 11 absolut, 10 Tonnen pro Kopf) und muss in die Verantwortung zum Schutz globa- ler öffentlicher Güter eingebunden werden. Zugleich müssen die großen konjunkturgefährdenden Energie-Ver- sorgungslücken, beispielsweise „black outs“, die auch die Nachbarländer betreffen, geschlossen werden. Alle zwei Jahre finden zwischen der Bundesregierung und Südafrika Regierungsverhandlungen statt. 2010 wurden in Südafrika Vorhaben in Höhe von 2,5 Millio- nen Euro vereinbart. Zusätzlich fördert das BMZ Aktivi- täten von politischen Stiftungen, Kirchen und privaten Trägern/Nichtregierungsorganisationen in Südafrika. Bei der Zusammenarbeit konzentriert sich die Bun- desregierung auf bestimmte Kernbereiche: Erstens. Beseitigung der Defizite in Kernbereichen der öffentlichen Ordnung und Verbesserung öffentlicher Dienstleistungen auf allen Ebenen (National-, Provinz- und Kommunalverwaltung). Beispiele: Mit Unterstützung des Programms „Ge- waltprävention in städtischen Armenvierteln“, das unter anderem die soziale und wirtschaftliche Infrastruktur in einem der größten Kapstädter Townships, Khayelitsha, ausbaut, hat sich die Sicherheitswahrnehmung der Bevöl- kerung von 2,3 auf 4,8 – auf einer Skala von 1 bis 10 – verbessert. Durch das „Programm zur Stärkung lokaler Regie- rungsführung“ nehmen Kommunalregierungen ihre Auf- gaben effizienter, wirksamer und stärker an den Bedürf- nissen der Bürger und Privatwirtschaft ausgerichtet wahr; beispielsweise wurde in circa 20 Partnergemein- den nachweislich das Geschäfts- und Investitionsklima verbessert. Zweitens. Ausbau erneuerbarer Energiequellen und Erhöhung der Energieeffizienz zur Abfederung der stei- genden Nachfrage sowie zur Verbesserung des Klima- schutzes. Beispiel: Mit deutscher Unterstützung werden über südafrikanische Institutionen zinsverbilligte Darlehen an die südafrikanische Privatwirtschaft für Investitionen in Erneuerbare Energien und Energieeffizienzmaßnahmen vergeben. Dies stärkt die Energiesicherheit, fördert die Wirtschaft und schützt das Klima. So wurde auf der ge- meinsamen Reise von Bundesminister Westerwelle und Bundesminister Niebel in Südafrika ein Sonderpro- gramm für regenerative Energien in Höhe von 75,5 Mil- lionen Euro verkündet. Drittens. Prävention von HIV/Aids, dessen Ausbrei- tung alle übrigen Entwicklungserfolge zu konterkarieren droht. Beispiel: Über das Programm „Freiwilliges Beraten und Testen“ werden in den drei am stärksten von HIV/ Aids betroffenen südafrikanischen Provinzen 400 Bera- tungs- und Testzentren gebaut oder rehabilitiert. Seit Be- g g B v s 4 A n 9 d T m b W B m W n u a d Z h u l g E g u t s a d r s v h M w V w a p b w d (C (D inn des Programms ist die Zahl der Tests sprunghaft an- estiegen, mancherorts um bis zu 80 Prozent. Viertens. Verbesserung des Systems der beruflichen ildung als Voraussetzung für die nachhaltige Schaffung on Arbeitsplätzen. Beispiel: Über das Berufsbildungsprogramm konnten eit 2001 6,3 Millionen Arbeitnehmer fortgebildet und 00 000 Menschen in Langzeitkursen für den formellen rbeitsmarkt ausgebildet werden, die zu 79 Prozent in- erhalb von sechs Monaten einen Arbeitsplatz bekamen. 7 Prozent der Ausgebildeten haben ein Einkommen eutlich über der Armutsgrenze von 2 US-Dollar pro ag. Weitere 323 000 Arbeitslose wurden für den infor- ellen Arbeitsmarkt ausgebildet. Fünftens. Vorbereitung der WM 2010, der ersten Fuß- allweltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent. Beispiel: Über ein Austauschprogramm zwischen den M-Austragungskommunen 2006 und 2010 und einen eratungsfonds konnten deutsche Experten in bislang ehr als 170 Beratungseinsätzen ihr 2006 erworbenes issen zu Themen wie Unterkunftsplanung, Abfallma- agement, „Fan-Parks“, Verkehrsplanung, Feuerwehr- nd Notarzteinsätzen oder Katastrophenvorsorge an süd- frikanische WM- „Host Cities“ weitergeben. Dies trägt azu bei, dass die Städte mit den Vorbereitungen gut im eitplan sind und die Mitarbeiter der Kommunen nach- altig Kompetenzen aufbauen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wie Sie sehen, ist nd bleibt Südafrika ein Schwerpunktland für Deutsch- and. Dafür steht auch die neue Bundesregierung. Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU): Wenn mor- en die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika mit dem röffnungsspiel der Bafana Bafana gegen Mexiko be- innt, wird über eine Milliarde Menschen weltweit einen nmittelbaren Blick auf das heutige Südafrika werfen. Sie werden feststellen, dass sich trotz der vielen Kri- ik von Bedenkenträgern im Vorfeld der Weltmeister- chaft bereits Vieles gewandelt und verändert hat. Süd- frika hat sich längst auf den Weg gemacht, die Risse, ie durch die jahrzehntelange Apartheid in der Bevölke- ung entstanden sind, wieder zu schließen. Die Fußballweltmeisterschaft und die vielen gemein- amen Sportförderprojekte, seien sie staatlich oder auch on nichtstaatlichen Organisationen durchgeführt, tragen ierzu bei. So hat das Auswärtige Amt im Jahr 2010 unter dem otto „Menschen bewegen – Grenzen überwinden“ die eltweite Förderung des Sports noch einmal verstärkt. iele Sportprojekte davon finden in Afrika, wie beispiels- eise in Simbabwe, Namibia, Madagaskar und Süd- frika, statt. Die meisten sind auch nachhaltige Langzeit- rojekte, die bereits vor der Fußballweltmeisterschaft egonnen haben und mehrere Jahre über sie hinausgehen erden. Lassen Sie mich im Folgenden eines dieser Projekte etaillierter vorstellen. 4788 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 (A) ) )(B) Seit Oktober 2008 unterstützt der Fußballexperte Michael Nees im südafrikanischen Johannesburg für die Dauer von zunächst zwei Jahren den Südafrikanischen Fußball-Verband (SAFA) als technischer Berater. Die in- haltlichen Schwerpunkte des Projekts liegen auf der Mo- dernisierung des bestehenden Trainerausbildungssys- tems und der strukturellen und administrativen Beratung des Verbandes. Mit Blick auf die Fußballweltmeister- schaft 2010 spielte dabei auch die Talentförderung eine große Rolle. Dieses Langzeitprojekt, welches nun in enger Zusam- menarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der deutschen Botschaft in Pretoria realisiert wird, zeigt die gute und wichtige Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Südafrika im Bereich des Sports. Aber auch viele Projekte im unmittelbaren Zusam- menhang mit der Fußballweltmeisterschaft werden durch die Sportförderung des Auswärtigen Amtes unterstützt. So veranstalten beispielsweise unter dem Motto „football meets culture“ die Deutsche Botschaft und das Goethe-Institut von Mai bis August Deutschlandwochen in Johannesburg. Sie sollen den Begegnungscharakter der Fußballweltmeisterschaft unterstreichen. Im Herbst 2010 finden dann in Kapstadt Deutschland- wochen unter dem Motto „20 Jahre Deutsche Einheit“ statt. Der Bogen zum Thema Fußball wird durch ein Ju- gend-Fußballturnier diverser Schulen mit unterschiedli- chem sozialen Hintergrund in Kapstadt unter Leitung der New World Foundation in Kooperation mit der Deut- schen Schule in Kapstadt geschlagen. Der Sport leistet damit aus meiner Sicht einen un- schätzbaren Beitrag zur Völkerverständigung. Werte wie Fairness, Toleranz und Weltoffenheit können so spiele- risch übermittelt werden. Er nimmt aber zugleich auch eine besondere Rolle im Rahmen der Entwicklungshilfe ein. Durch die Förderung des Breitensports in vielen afri- kanischen Ländern wird automatisch auch für mehr Inte- gration von Minderheiten und marginalisierten Gruppen in den jeweiligen Gesellschaften geworben. Der Dialog zwischen den Kulturen wird angeregt, um bestehende Vorurteile abzubauen und neuen vorzubeugen. Dass bereits ein starker Schwerpunkt der internatio- nalen Sportförderung des Auswärtigen Amtes bei Afrika liegt, zeigen auch die nachfolgenden Zahlen. 2009 förderte das Auswärtige Amt im Rahmen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik Sportmaßnah- men in Afrika mit 3,5 Millionen Euro. Dies entspricht etwa 70 Prozent der für die Internationale Sportförde- rung zur Verfügung stehenden Mittel. Es wurden alleine in Kooperation mit dem DOSB und dem DFB 13 Lang- zeitprojekte in Afrika – weltweit: 17 – und 36 Kurzzeit- projekte in Afrika – weltweit: 47 – durchgeführt. Aus dem Vorgesagten können Sie entnehmen, dass das Auswärtige Amt bereits sehr intensive Sportförde- rung gerade auch mit und in Afrika betreibt. Die zusätz- liche Aufmerksamkeit für internationale Sportförderung und gemeinsame Projekte durch die Fußballweltmeister- s k i A d d w ü f m m a s w n a l n s R B a m d s n h c g B s k t a g t v s t d s k p E W w d l r m t 2 (C (D chaft in Südafrika im Jahr 2010 wurde rechtzeitig er- annt, und viele kurz- und langfristige Projekte konnten nitiiert werden. Eines weiteren Antrages oder gar einer ufforderung durch den Deutschen Bundestag bedarf es aher aus meiner Sicht nicht. Lassen Sie uns stattdessen ie hoffentlich sportlichen fairen Spiele bei der Fußball- eltmeisterschaft 2010 in Südafrika genießen und uns ber die Lebensfreude und Weltoffenheit Südafrikas reuen. Dagmar Freitag (SPD): Natürlich fällt nicht erst orgen, dem Tag des Eröffnungsspiels der Fußballwelt- eisterschaft in Südafrika, der Blick der Welt auf den frikanischen Kontinent. Aber für die nächsten vier Wochen geschieht das chon in einem besonderen Maße; Grund genug, dass ir uns dem Land mit einem Antrag widmen, der nicht ur, aber auch die Chancen, die Sport im Rahmen der uswärtigen Kultur- und Bildungspolitik bietet, aufzeigt. Unbestritten ist: Die Republik Südafrika hat in den etzten Jahren einen erkennbaren Wandel vollzogen, der icht nur Wohlwollen, sondern weitere konkrete Unter- tützung verdient. Mit der Überwindung des Apartheid- egimes 1994 konnte sich Südafrika wirtschaftlichen eziehungen öffnen. Die Fortschritte gipfeln sichtbar für lle in dem Zuschlag zur Austragung der Fußballwelt- eisterschaft, dem nach den Olympischen Spielen be- eutendsten Sportereignis der Welt. Erstmalig findet olch eine Veranstaltung auf dem afrikanischem Konti- ent statt – eine Chance weit über Südafrika hinaus. Die südafrikanische Wirtschaft hat sich seit 1994 er- eblich stabilisiert; die ökonomischen Kennziffern spre- hen für sich: Die Inflation ist kontinuierlich zurückge- angen, ein hohes Haushaltsdefizit von 7 Prozent des ruttoinlandsprodukts konnte in einen Haushaltsüber- chuss umgewandelt werden. Bis zur weltweiten Finanz- rise war für Südafrika bis 2008 ein jährliches Wachs- um von bis zu 5 Prozent zu verzeichnen; die usländischen Direktinvestitionen sind kontinuierlich estiegen. Deutschland ist zusammen mit China wich- igster Handelspartner. Zweifellos hat die Ausrichtung der Fußball-WM In- estitionsanreize in vielen Bereichen ausgelöst: Infra- trukturausgaben wurden erhöht, die Anzahl der Polizis- en gesteigert, der Transportsektor ausgebaut, und eutsche Architekten waren am Bau der Stadien in Kap- tadt, Durban und Port Elizabeth beteiligt. Deutsch-afri- anische Wirtschaftsbeziehungen profitieren von diesem ositiven Trend, erstmals auch im Bereich erneuerbare nergien. – Auch der Tourismus, ebenfalls wichtiger irtschaftsfaktor für Südafrika, befindet sich im Auf- ind: Die Zahl der Touristen hat sich seit 1994 fast ver- reifacht, trotz bekannter problematischer Sicherheits- age. Das WM-Austragungsland Südafrika wird alles da- ansetzen, sich in den kommenden vier Wochen als ein odernes, stabiles und gastfreundliches Land zu präsen- ieren. Erinnern wir uns an die Fußballweltmeisterschaft 006 in Deutschland: Wer hätte uns zugetraut, dass wir Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4789 (A) ) )(B) als Gastgeber derart ausgelassen die WM feiern und weltoffen und herzlich auf die ausländischen Gäste zu- gehen? Deutschland hat in vielfältiger Hinsicht von der Austragung profitiert. Nur ein Beispiel: der ungezwun- gene, fröhliche Stolz, mit dem deutsche Flaggen das Straßenbild prägten, verbunden mit einem nachhaltigen positiven Eindruck, den unsere ausländischen Besucher mit in ihre Heimatländer nahmen. Wir haben innen- wie außenpolitisch von der WM 2006 profitiert. Vergleichba- res ist auch Südafrika zu wünschen. Zur Rückschau ge- hört aber auch die Erkenntnis, dass es Verlierer bei der Austragung solcher Sportgroßveranstaltungen gibt. Die Macht der Vermarkter im Auftrag der internationalen Sportverbände, in diesem Fall der FIFA, engt die Mög- lichkeiten der Local Organising Committees in der Re- gel in einem nicht zu akzeptierenden Maße ein. Der Kampf um Vermarktungsrechte und die damit verbunde- nen Erlöse kennt viele Verlierer und nur wenige Gewin- ner. In den nächsten Wochen werden beispielsweise die kleinen Straßenhändler, die den Lebensunterhalt ihrer Familien sichern müssen, aus dem Umfeld der Stadien vertrieben, mit Verlusten von mindestens einem Monats- einkommen. Bei aller Vorfreude: 16 Jahre nach der Überwindung der Apartheid stehen immer noch viele Südafrikaner am Rande der Gesellschaft, mit nur geringen Aussichten auf Bildung und damit ein selbstbestimmtes Leben. 7 Mil- lionen Menschen gehören zu den Langzeitarbeitslosen, die Arbeitslosenquote der schwarzen Bevölkerung liegt bei 40 Prozent, täglich infizieren sich 1 000 Südafrikaner mit HIV, Südafrika gehört zu den Ländern mit den höchsten Mord-, Raub- und Vergewaltigungszahlen weltweit, Energiekrisen prägen den Alltag, Spannungen und Ausschreitungen in den Townships sind keine Sel- tenheit. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung schrieb: Südafrika ganz unten: Den Menschen in den Town- ships von Johannesburg bringt die WM nichts – keine Arbeit, nicht einmal Strom. Demnach hat die südafrikanische Regierung umge- rechnet 40 Milliarden Euro im Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft in die Infrastruktur gesteckt; in den Townships jedoch herrscht weiterhin Armut. Große Teile der schwarzen Mehrheit Südafrikas finden kaum Zugang zur Marktwirtschaft. Ihre Chancen auf geregelte Arbeit sind auch aufgrund unzureichender Bildungsvorausset- zungen schlecht. Daher fordern wir die Bundesregierung auf, Südafrika weiterhin bei der Bekämpfung dieser Pro- bleme zu unterstützen und das Engagement, das der da- malige Außenminister Frank-Walter Steinmeier während seiner Amtszeit entscheidend vorangetrieben hat, fortzu- setzen. Diese Unterstützung kann auf vielfältige Weise geschehen. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch auf den Sport als aus unserer Sicht unverzichtbaren Be- standteil einer erfolgreichen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik verweisen. Er ist geeignet, langfristige und nachhaltige Beziehungen aufzubauen und zu nutzen. Auswärtige Kulturpolitik leistet einen erheblichen Beitrag zur Festigung von Demokratie. Das Auswärtige Amt setzt rund 70 Prozent der Sportfördermittel im Rah- m S z r h A e n h r g k b a w 5 d g z d s s s l d d f f t z a m u c c c a i F B v c i l l t b t s d W (C (D en der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in portprojekte auf dem afrikanischen Kontinent ein. Der Deutsche Olympische Sportbund und seine Spit- enverbände haben allein seit der Jahrtausendwende und 20 Sportprojekte in Südafrika unterstützt. Die in- altliche Bandbreite ist beeindruckend: Vom Auf- und usbau des Fußballsports auf Regional- und Verbands- bene über Triathlon-, Handball-, Hockey- und Ten- isprojekte und Projekte im Sport von Menschen mit Be- inderungen und explizit an Frauen und Mädchen ge- ichtete Sportangebote bis hin zu sozialpädagogisch eprägten Projekten im Bereich der Arbeit mit Straßen- indern und zur Prävention von Gewalt und Kriminalität ei Kindern und Jugendlichen waren viele der Bereiche bgedeckt, in denen Sport als Entwicklungsinstrument irken kann. Insgesamt stand Südafrika im Zentrum von rund 0 Sportprojekten seit Aufnahme der Sportförderung urch das Auswärtige Amt Anfang der 60er-Jahre; ins- esamt wurden weltweit über 1 300 Langzeit- und Kurz- eitmaßnahmen in über 100 Ländern durchgeführt. Für as Auswärtige Amt zählt die Sportförderung zu den ab- olut erfolgreichsten Instrumenten, und das mit einem ehr geringen Mittelanteil von nur 0,7 Prozent des Ge- amthaushalts der Kultur- und Kommunikationsabtei- ung des Auswärtigen Amtes. Umso unverständlicher ist, ass die schwarz-gelbe Koalition ausgerechnet im „Jahr es Sports und der Außenpolitik“ 350 000 Euro weniger ür die Sportförderung des Auswärtigen Amtes zur Ver- ügung stellt. Südafrika und der gesamte Kontinent verdienen wei- erhin unsere Aufmerksamkeit und unsere Unterstüt- ung. Marina Schuster (FDP): Die Fußball-WM in Süd- frika – ein wunderbares Debattenthema, auf das ich ich die ganze Woche gefreut habe. Denn hier geht es m gute Nachrichten aus Afrika, um eine Chance. Erinnern Sie sich an folgende Schlagzeilen? „Das Ti- ketsystem ist zu kompliziert. Die Stadien sind nicht si- her. Es schneit. Die Heimmannschaft gibt ein erbärmli- hes Bild ab. Es gibt Orte, wo man keinem, der eine ndere Hautfarbe hat, raten würde, hinzugehen. Die Welt st zu Gast im Jammertal.“ Das sind Zitate aus der Vorberichterstattung über die ußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland, die die erliner Zeitung zusammengestellt hat. Wenn man nun ergleicht, welchen Heldenstatus dieses Turnier rückbli- kend genießt, dann darf man mal festhalten: Südafrika st auf einem guten Weg. Es haben noch vor jedem sport- ichen Großereignis der Neuzeit die Panikmacher am autesten geschrien, nur um sich wenig später mit Plas- ikfähnchen und Fanschal am Bierstand anzustellen. Die Entwicklungen der vergangenen sechs Jahre ha- en gezeigt: Afrika kann es! Das hat Südafrika stellver- retend für den gesamten Kontinent eindrucksvoll bewie- en, trotz aller Skepsis, Widrigkeiten und Hindernisse, ie das Land in der Vorbereitung des Turniers aus dem eg räumen musste. Seit der Vergabe der WM an Süd- 4790 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 (A) ) )(B) afrika im Jahr 2004 hatte es immer wieder geheißen: Es war ein Fehler, ein zu großes Risiko, die Ausrichtung dieser Großveranstaltung an ein afrikanisches Land zu vergeben. Afrika-Pessimisten überall. Der Vorwurf bezog sich erstens auf die organisatori- schen Fähigkeiten der Südafrikaner. „Können die so- was?“ lautete die Frage. Welch Arroganz wurde da sicht- bar! Dabei wurde mal eben übergangen, dass Südafrika bereits 1995 und 2003 die Cricket- und Rugby-Welt- meisterschaften organisiert hat. Ja, sicher, im Vorfeld dieser WM gab es Schwierigkeiten und Verzögerungen beim Bau der Stadien und der nötigen Infrastruktur. Ich selbst habe mich als Teil der Delegation von Bundes- kanzlerin Merkel im Jahre 2007 vor Ort vom Stand der Bauarbeiten überzeugen können. Erst kürzlich konnte ich das fertige „Cape Town Stadium“ bewundern. Neben den damals schon unübersehbaren Fortschritten an den insgesamt neun Spielorten war es vor allem beeindru- ckend zu beobachten, mit welchem Engagement und welch einer Begeisterung alle Beteiligten – unter ande- rem auch eine Menge freiwilliger Helfer – bei der Sache waren. Spätestens da hatte ich keine Zweifel mehr, dass alles termingerecht fertig sein würde. Der zweite Vorwurf lautete, das Sicherheitsrisiko sei zu groß. Geradezu grotesk war es, als der Überfall auf den togolesischen Mannschaftsbus Anfang des Jahres im Norden Angolas als Beleg für das angeblich unzurei- chende Sicherheitskonzept bei der WM im rund 2 500 Kilometer entfernten Südafrika herangezogen wurde. Keine Frage: Südafrika hat eine erschreckend hohe Kriminalitätsrate, insbesondere bei Gewaltverbre- chen – das belegen die Statistiken. Aber auch hier hat die Regierung, mit der Unterstützung der FIFA und der Teil- nehmerländer – unter anderem hat auch das Bundeskri- minalamt daran mitgewirkt –, ein umfassendes Sicher- heitskonzept erarbeitet, über 100 Millionen Euro investiert und mehr als 50 000 Polizisten neu eingestellt. Diese bleiben übrigens auch über die WM hinaus im Dienst, sind also nicht bloß eine kurzfristige Placebo- maßnahme. Das bringt mich abschließend zum Antrag der SPD- Fraktion. Sie listen da eine Reihe von Maßnahmen auf, die schon längst im Gange sind und auch selbstverständ- lich über das Ende der WM hinaus fortgeführt werden. Da will ich nur beispielhaft auf die bereits existierende Einbindung der Goethe-Institute und die Stärkung der Sicherheitskapazitäten der Afrikanischen Union verwei- sen, was ebenfalls bereits im Gange ist. Südafrika ist un- ser strategischer Partner in Afrika. Dies hatten die Mi- nister Westerwelle und Niebel bei ihrer gemeinsamen Reise betont. Das gilt besonders für unseren Einsatz für Frieden und Sicherheit auf dem Kontinent. Wir haben uns im Koalitionsvertrag darauf verständigt, ein neues, ressortübergreifendes Afrika-Konzept vorzulegen. Es wird den sicherheitspolitischen, gesellschaftlichen, öko- logischen und ökonomischen Herausforderungen ebenso Rechnung tragen wie den großen Entwicklungspotenzia- len des afrikanischen Kontinents. Wir wollen diese positiven Kräfte auf dem Kontinent stärken und den Aufbruch Afrikas unterstützen – mit e l t s s n f b m W d n s P g A b a m a w G d W e a r r r s m s h a W h W n k g e U g d B s s t L s d i (C (D iner Politik, die auf Partnerschaft für Frieden und Stabi- ität setzt, auf wirtschaftliche Entwicklung und auf kul- urelle Verständigung. Lassen Sie uns diese Aufbruch- timmung, die die anstehende Fußballweltmeisterschaft pürbar werden lässt, nutzen, um gemeinsam für einen euen Blick auf den Kontinent zu werben. Ich bin mir sicher, dass Südafrika in allen Bereichen ür die WM gut vorbereitet ist, und hoffe auf ein Fuß- allfest wie vor vier Jahren in Deutschland. Ein Som- ermärchen – auf der Südhalbkugel in diesem Fall als intermärchen –, wie wir es erlebt haben, wünsche ich er Regenbogennation. Und wenn ich mir ein Traumfi- ale wünschen darf, dann findet es mit einer afrikani- chen und der deutschen Mannschaft statt! Jens Petermann (DIE LINKE): Südafrika hat unter räsident Nelson Mandela wichtige Sportereignisse aus- erichtet: 1995 die Rugbyweltmeisterschaft, 1997 den frica Cup of Nations. Beide Turniere haben die Gastge- er überraschend gewonnen. Beide Turniere haben Süd- frika wichtige Impulse gegeben mit Blick auf eine ge- einsame „Nation“. Morgen wird die Fußballweltmeisterschaft in Süd- frika eröffnet. Ab morgen könnten also Zeichen gesetzt erden. Zum ersten Mal wird ein echtes sportliches roßereignis auf dem afrikanischen Kontinent stattfin- en. Die Südafrikaner haben große Hoffnung in diese eltmeisterschaft gelegt: wirtschaftlicher Fortschritt, ine deutlich verbesserte Infrastruktur und – und das vor llem – wieder ein stärkeres Gefühl, zusammenzugehö- en. All das wäre diesem Land zu wünschen. Noch nie wa- en die Blicke der Welt so sehr auf diesen Kontinent ge- ichtet wie jetzt. Aber was sind das für Blicke? Da chwang und schwingt eine Menge Afrika-Pessimismus it. Es gab und gibt ein Negativbild vom Krisen-, Kata- trophen- und Hungerkontinent Afrika – gerade auch ier, in Europa. Eigentlich ist Südafrika ein wohlhabendes Land mit llen seinen Naturschönheiten, seiner Fauna, seinen einbergen; aber das ist das Land, das die Touristen se- en. Und die meisten Fans werden auch während der M vieles nicht sehen. Hier irrt der SPD-Antrag: Es ist icht gewollt, dass Townships an den touristischen Ver- ehrsadern sichtbar sind. Deshalb hat es Umsiedlungen egeben. In „Tin Can City“ wohnen die Menschen in infachen Wellblechhütten, ohne sanitäre Versorgung. nd es ist auch nicht gewollt, dass es – aus Sicherheits- ründen? – Versammlungen in der Nähe der WM-Sta- ien gibt. Nur leider betrifft dies auch Fußball- und olzplätze. Junge, vor allem schwarze Freizeitkicker ind so vier Wochen lang, auf Geheiß der FIFA, ohne portliche Heimat, eine an sich absurde Maßnahme. Fast 50 Prozent der Menschen in Südafrika leben un- erhalb der Armutsgrenze – im dennoch wohlhabendsten and des afrikanischen Kontinents. Fast alle diese Men- chen sind schwarz. Die politische Apartheid mag been- et sein, die ökonomische ist es längst nicht. Nirgendwo n Afrika klafft die Schere zwischen arm und reich so Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4791 (A) ) )(B) weit auseinander wie im gastgebenden Land der Fuß- ball-WM 2010. Fraglos wird insbesondere die Verkehrsinfrastruktur in Südafrika nach der WM besser sein als zuvor. Vorher gab es keine. Es sollte keine geben. Im Rassismus war die Mobilität der schwarzen Bevölkerung nicht er- wünscht. Ja, es ist sehr viel Geld in die Infrastruktur ge- flossen. Aber wer kann sich ein Auto oder ein Ticket für den Super-Schnellzug leisten? Die meisten Schwarzen fahren mit dem Sammeltaxi oder dem „Armen-Zug“ – zehn Stunden für umgerechnet sechs Euro. Allerdings muss ein Drittel der Bevölkerung mit weniger als 15 Rand am Tag auskommen, umgerechnet 1 Euro 35 Cent. Gerne wird vom „schönen Schein“ gesprochen, wenn die Rede von Südafrika ist. Nicht wenige vermuten, dass nach dem Abpfiff der Weltmeisterschaft zumindest Ka- terstimmung aufkommt. Einige Anzeichen dafür sind bereits offenkundig: 1 Million Jobs sollte die WM Süd- afrika bringen. Stattdessen sind anscheinend genauso viele Jobs im vergangenen Jahr verloren gegangen. Die streng begrenzten Zonen – vorbehalten den FIFA-Spon- soren – schließen die einheimischen Händler aus. Kein Fan-Tourist wird in Stadionnähe in den Genuss einer au- thentischen südafrikanischen Garküche kommen. Der Zuschlag für Südafrika hat bei vielen – zu Recht – Begehrlichkeiten auf Teilhabe geweckt. Denn auch zwanzig Jahre nach Ende der politischen Apartheid leben die Südafrikaner in Parallelgesellschaften – viele Schwarze in Blechhüttendörfern irgendwo im „Regen- bogenland“. Wie echt ist die Einheit, die wir in den kom- menden vier Wochen in Südafrika sehen werden? Ist eine Einheit bei einer derartigen ökonomischen Un- gleichheit überhaupt möglich? Als Sportler und Fußballfan bin ich froh, dass die WM zum ersten Mal auf dem afrikanischen Kontinent stattfin- den wird. Zudem hoffe ich, dass dieses Sportereignis ei- nen kleinen Teil dazu beitragen wird, den Rassismus ein wenig zurückzudrängen. Aber ich warne davor, in einem derart kommerzialisierten Event einen Heilsbringer zu sehen, der es nicht sein kann, so sehr ich das bedaure. Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Davor können wir Deutsche uns kaum schützen: Sobald es um die Fußballweltmeisterschaft geht, tritt bei den Jüngeren das Sommermärchen 2006 ins Gedächtnis, und ältere Semester erinnern sich an 1954 oder zumindest an die Erzählungen daran. Das morgen beginnende Fest wird vermutlich wieder weit mehr als eine Milliarde Men- schen in seinen Bann ziehen, und wir wünschen uns alle, dass damit ein Sommermärchen 2010 beginnt. Es stellt sich allerdings die Frage, ob das Fest in der Lage sein kann, unser oftmals sehr negativ geprägtes Bild von Afrika zu überlagern. Afrika hat einen An- spruch darauf, dass wir diesen Kontinent differenziert betrachten. Leider haben sich bei uns über Jahre hinweg Klischees vom verlorenen, hoffnungslosen Schwarzen Kontinent verfestigt. Zum Teil ist dies verständlich, oft- m s l i A E m h e d d u v p h w w g s d s s d s S V l l a H D d T s d K g l i F n T b m n n z I l W n w p K s (C (D als hat es allerdings mit den Realitäten in den 53 unter- chiedlichen Staaten nur wenig zu tun. Afrika ist schon lange mehr als eine entwicklungspo- itische Herausforderung, denn das Afrika von heute ist n Bewegung. Das zeigt zum Beispiel die Gründung der frikanischen Union und eine Vielzahl von regionalen ntwicklungsinitiativen. Auch gibt es immer mehr de- okratische Wahlen. Bei Reisen nach Afrika kann man eute fast überall deutlich vernehmen: Afrika entwickelt in positives Selbstbewusstsein. Die vielen Menschen ort haben erkannt, dass Afrika sein Schicksal selbst in ie Hand nehmen und kann und muss. Dabei dürfen wir nsere historisch begründete Verantwortung nicht außen or lassen. Die Weltmeisterschaft ist zweifellos geeignet, diese ositive Entwicklung zu verstärken. Der WM-Titel 1954 at auf die ganze deutsche Nation durchaus positiv ge- irkt, hat die Verkrampfung gelöst und das Selbstbe- usstsein gestärkt. Die Afrikaner sind im Allgemeinen enauso fußballverrückt. Deshalb könnte Ähnliches pas- ieren. Aber verschließen wir trotzdem nicht die Augen vor en negativen Realitäten: Tatsächlich relevante wirt- chaftliche Verbesserungen von der Fußballweltmeister- chaft zu erhoffen, wäre angesichts der Probleme, mit enen Südafrika zu kämpfen hat, vermessen: Noch nie eit dem Ende der Apartheid-Ära 1994 hat es in den tädten so viele Proteste gegen die schlechte öffentliche ersorgung und die Korruption auf lokaler und nationa- er Ebene gegeben. Die inoffizielle Arbeitslosenquote iegt bei 40 Prozent, es geschehen im Schnitt 50 Morde m Tag, 21 Prozent der erwachsenen Bevölkerung ist IV-positiv und 70 Prozent der Kinder leben in Armut. ie Probleme sind jedoch nicht nur wirtschaftlich: Seit em Mord an dem ultrarechten weißen Politiker erre’Blanche am 3. April dieses Jahres geht das Ge- penst des Rassenkonflikts wieder um. Julius Malema, er 29-jährige Chef der ANC-Jugendliga, hat das alte ampflied „Bringt die Buren um, sie sind Vergewalti- er“ wieder ausgepackt und ist damit zu einem der be- iebtesten Politiker des Landes aufgestiegen. Rassismus st in Südafrika weit verbreitet. Pretoria leugnet die remdenfeindlichkeit, obwohl im Frühjahr 2008 bei ei- er Hetzjagd auf Arbeitsimmigranten 60 Menschen zu ode kamen. Zigtausende wurden aus Südafrika vertrie- en. Mit großer Traurigkeit müssen wir zur Kenntnis neh- en, dass Mandelas hervorragende Ansätze zur Versöh- ung nach seinem politischen Abgang nicht intensiv ge- ug weiter verfolgt wurden. Die Gründe hierfür liegen um Teil auch in unserer Verantwortung. 1993 hat der WF Pretoria gezwungen, Schulden in Höhe von 25 Mil- iarden Euro zu übernehmen. Dieses Geld war Geld von eißen für Weiße. Gleichzeitig wurde Südafrika ein eoliberales Wirtschaftsmodell aufgezwungen, das heißt eitgehende Privatisierung von Staatsvermögen. Der ersönliche Reichtum ist zur Triebfeder der politischen aste geworden. Wenn wir uns die Verhandlungen zu einem Wirt- chaftspartnerschaftsabkommen zwischen der EU und 4792 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 (A) ) )(B) dem südlichen Afrika oder das bestehende Freihandels- abkommen zwischen der EU und Südafrika anschauen, können wir feststellen, dass die EU und damit auch Deutschland auch heute noch der Logik der bedingungs- losen Liberalisierung von Handelsbeschränkungen frönt. Nur ein Beispiel für die negativen Auswirkungen einer solchen Handelspolitik sind Hähnchen. Wir erinnern uns ja, wie berechnend und unverantwortlich wir die Hähn- chenmast in Ghana und Kamerun mit unseren subventio- nierten, billigen Hähnchenteilen zerstört haben. Im Han- delsabkommen mit Ghana sind Hähnchenteile nun nach massiven Protesten von der Liberalisierung ausgenom- men; im südlichen und östlichen Afrika drohen hingegen weiterhin lokale Märkte zerstört zu werden. Ich habe positiv begonnen, und ich möchte meine kleine Rede auch positiv beenden: Die Fußballweltmeis- terschaft kann schaffen, was im Alltag vieler Südafrika- ner noch die Ausnahme ist: Begegnungen zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Arm und Reich, nicht als Bergarbeiter oder Dienstmädchen, nicht als Hausherr oder Managerin, sondern schlicht als Fußballfans. 1995 gab der Slogan „One team – one country“ bei der dama- ligen Rugby-Weltmeisterschaft in Südafrika den Start- schuss in eine weltweit beachtete und sehr erfolgreiche Versöhnungsarbeit. Nelson Mandela gelang es damals, die Weltmeisterschaft zu nutzen, um die noch kurz vor- her durch die Apartheid gespaltene Nation zu einen. Dies zeigt auch die Chancen dieser WM für Südafrika. 1995 wurde das südafrikanische Rugby-Team übrigens Weltmeister. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Einsetzung eines Nationalen Normenkontrollrates (Zusatz- tagesordnungspunkt 10) Kai Wegner (CDU/CSU): Wir sind uns sicherlich in diesem Hause alle einig: Ohne Regelungen ist kein Staat zu machen! Aber wie immer geht es um die richtige Dosis, um die Balance zwischen dem, was geregelt werden muss, und dem, was nicht geregelt werden soll. Sie kennen alle das Zitat Lord Dahrendorfs. Er hat einmal gesagt: „Wir brau- chen Bürokratie, um unsere Probleme zu lösen. Aber wenn wir sie erst mal haben, hindert sie uns, das zu tun, wofür wir sie brauchen.“ Das ist – wie ich finde – genau die richtige Beschreibung dafür, dass wir – dass die Poli- tik – die Balance finden muss, zwischen dem, was von staatlicher Seite geregelt werden muss, wo möglicher- weise eine Überregulierung stattfindet und wo nützliche Regelungen fehlen. Diese Balance zwischen diesen drei Feldern müssen wir finden. Aber dabei muss immer eines das Ziel bleiben, näm- lich: Umfang und Nebenwirkungen der Regelungen so gering wie möglich zu halten. Denn zu viele und zu auf- wendige Regelungen und ihre häufig komplizierte Um- s t e d g u m z d R r „ v A B K U r d S B r D t t B D s t v t C h E N n G s N r d w s t J d s a l g W r A (C (D etzung stehlen Bürgern, Unternehmen und der Verwal- ung zu viel Zeit und zu viel Geld – auch wenn schon rste Fortschritte erreicht wurden. Deshalb wird oft auf ie Bürokratie geschimpft, auch wenn im Grundsatz ein ewisses Maß an Regelungen und Gesetzen notwendig nd sinnvoll ist. Dieses, seit vielen, vielen Jahren bekannten Dilem- as hat sich die Bundesregierung angenommen, und mit u ihren Prioritäten politischen Handelns erklärt. Mit en „Eckpunkten zum Bürokratieabbau und zur besseren echtsetzung“ hat die christlich-liberale Bundesregie- ung am 27. Januar dieses Jahres „Bürokratieabbau“ und bessere Rechtsetzung“ als eigenständige Politikziele erankert. Dies zeigt sich unter anderem auch in dem uftrag an den Koordinator der Bundesregierung für ürokratieabbau und bessere Rechtsetzung, Eckart von laeden, regelmäßig im Kabinett über den Stand der msetzung des Programms zu informieren. Dass die Bundesregierung in diesem Feld auf dem ichtigen Weg ist, bestätigt uns zum Beispiel die OECD, ie am 28. April 2010 ihren „Länderbericht über den tand der besseren Rechtsetzung in Deutschland“ an die undeskanzlerin übergeben hat. Darin wird die Bundes- egierung für ihr Engagement ganz ausdrücklich gelobt. ie Koordination im Bundeskanzleramt und die Kon- rolle durch den Normenkontrollrat sowie eine klare Me- hodik und verbindliche Ziele sorgten – nach OECD- eobachtungen – dafür, dass die Rechtsetzung in eutschland immer besser wird. Das ist ein großer Fort- chritt im Vergleich zum Bericht aus dem Jahr 2003. Und um den Erfolg des Regierungsprogramms wei- erhin sicherzustellen, wollen wir unsere Anstrengungen erstärken, den eingeschlagenen Weg konsequent wei- ergehen, ja sogar ausbauen. Die Fraktionen von CDU/ SU und FDP im Deutschen Bundestag haben dazu eute einen Entwurf zur „Änderung des Gesetzes zur insetzung eines Nationalen Normenkontrollrates, KR-Gesetz“ auf den Weg gebracht. Wie in der Kabinettsklausur im November vergange- en Jahres beschlossen, bezieht die Koalition mit dieser esetzesnovelle den Normenkontrollrat, NKR, umfas- ender in die Rechtsetzung mit ein. Der unabhängige ormenkontrollrat bleibt die zentrale Institution des Bü- okratieabbaus, wird jedoch erheblich gestärkt, indem as Mandat und die Kompetenzen des NKR ausgeweitet erden. Der Normenkontrollrat – ein mit Experten aus Wirt- chaft und Verwaltung besetztes unabhängiges Bera- ungsgremium der Bundesregierung – wurde bereits im ahr 2006 im Zusammenhang mit der Verabschiedung es Regierungsprogramms „Bürokratieabbau und bes- ere Rechtsetzung“ eingesetzt. Bisher prüft der NKR bei llen Gesetzentwürfen der Bundesregierung die Darstel- ung des bürokratischen Aufwands, der durch die Befol- ung sogenannter Informationspflichten bei Bürgern, irtschaft und öffentlicher Verwaltung entsteht, und egt gegebenenfalls die Erarbeitung kostengünstigerer lternativen an. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4793 (A) ) )(B) Künftig soll diese Begutachtung auf den gesamten Aufwand ausgedehnt werden, der für die Betroffenen bei der Erfüllung bundesrechtlicher Vorschriften anfällt. Das ist im § 2 unter dem sogenannten „Erfüllungsaufwand“ zu verstehen. Während bisher zum Beispiel nur der Nachweis über den Einbau eines Abgasfilters in die Be- trachtung bürokratischer Belastungen eingeflossen ist, werden künftig auch dessen Preis und die Kosten für den Einbau berücksichtigt, die sogenannten sonstigen Kos- ten der Wirtschaft. Neben den Regelungsentwürfen der Bundesministe- rien soll der NKR künftig außerdem Gesetzesentwürfe des Bundesrates und Regelungsvorhaben aus der Mitte des Bundestages, soweit eine Fraktion dies beantragt, prüfen können. Was heißt, dass auch Oppositionsfraktio- nen einen Entwurf der Koalition dem NKR vorlegen könnte. Damit wäre das Schlupfloch gestopft, dass in der Vergangenheit Vorhaben über Regelungen am NKR „vorbeigemogelt“ werden konnten. Jeder Initiator – egal, ob Regierungsfraktion oder Opposition – wäre dann also gut beraten, die Gesetzentwürfe regelmäßig vorab auf ihre Auswirkungen hinsichtlich der Bürokratiebelastung abzuschätzen. Das entscheidend neue Element des Regierungspro- gramms ist die Betrachtung des gesamten Aufwands, der zur Erfüllung einer gesetzlichen Verpflichtung notwen- dig ist. Diese Ausweitung des Programms auf den ge- samten Erfüllungsaufwand bringt einen Perspektiv- wechsel mit sich: Das Recht wird aus der Sicht aller Betroffenen untersucht und weiterentwickelt. Damit betritt die Bundesregierung – auch im internationalen Vergleich – methodisches Neuland. Mit diesem neuen Ansatz entfällt die bisherige Trennung von Informations- pflichten und anderen zur Normerfüllung auferlegten Pflichten; denn man misst die Gesamtbelastung, die sich für Bürger, Wirtschaft und Verwaltung durch die Recht- setzung ergibt. Die bisherige Beschränkung auf Informationspflich- ten war häufig ein Kritikpunkt aus der Wirtschaft und den Verbänden. Aber auch die Bürger bemängelten, dass beispielsweise Umstellungs- oder Anschaffungskosten als Teil ihrer durch die Befolgung von Vorschriften aus- gelösten Belastung bei der Darstellung von Gesetzesfol- gen nicht berücksichtigt wurden. Die Bundesregierung hat daher beschlossen, künftig den gesamten Aufwand für alle Betroffenen in den Blick zu nehmen. Dabei be- treten wir Neuland und entwickeln die bewährten Mess- und Schätzinstrumente weiter. Bisher sind wir in der Frage des Standardkosten-Mo- dells und der Informationspflichten dem Beispiel ande- rer Länder, insbesondere den Niederlanden, gefolgt. Wenn wir jetzt ein ähnlich objektives Messverfahren für den Erfüllungsaufwand für Bürgerinnen und Bürger, die Wirtschaft und die Verwaltung erarbeiten, dann sind wir an der Spitze der internationalen Entwicklung. Die Bereiche, in denen der Erfüllungsaufwand ermit- telt und Reduzierungen aufgezeigt werden sollen, sind in der jetzt anstehenden ersten Phase: Planungs- und Bau- recht von Infrastrukturvorhaben; Steuererklärungen, steuerliche und zollrechtliche Nachweispflichten; Har- m P b g n t k e l s u d t s u N A R d R w u e w w w o L v t m u b m B d 2 d S m S w l d g l R z w A l s P r d c (C (D onisierung und Verkürzung der Aufbewahrungs- und rüfungsfristen nach Handels-, Steuer-, und Sozialrecht; etriebliche Beauftragte; Antrag auf gesetzliche Leistun- en, insbesondere für Existenzgründer und Kleinunter- ehmen sowie bei drohender Firmeninsolvenz, die Si- uation von Menschen, die pflegebedürftig, chronisch rank oder akut schwer krank sind, Familien und Allein- rziehende; Erleichterung der elektronischen Übermitt- ung der Gewerbeanzeige. Damit sind Bereiche ange- prochen, die jeweils einen großen Teil der Wirtschaft nd der Bevölkerung betreffen, oder aber Bereiche, in enen Betroffene in einer besonders schwierigen Situa- ion sind. Konkret heißt das: Im Vordergrund der Betrachtung teht das, was bei den Betroffenen passiert. Wir stellen ns während des Gesetzgebungsverfahrens, an dem der KR im Verfahren stets beteiligt ist, ex ante, sowie beim bbau bestehender Bürokratie, an dem der NKR in der egel methodisch an den Prozessen beteiligt ist, ex post, ie Frage: Was löst das Recht bei den Betroffenen in der ealität aus? Also bei den Bürgerinnen und Bürgern so- ie bei der Wirtschaft, den Unternehmen und Betrieben nd bei der Verwaltung. Das heißt weiterhin: Wir untersuchen nicht mehr nur ine abstrakte isolierte Norm, sondern – wenn man so ill – das wahre Leben! Und wie Sie wissen, wirken im ahren Leben stets viele Normen gleichzeitig. Die Ver- altung ist beispielsweise in aller Regel eine Länder- der Kommunalverwaltung. Da wirken meist Bund, änder, Kommunen und gegebenenfalls andere Selbst- erwaltungsträger, zum Beispiel Krankenkassen, Ren- enversicherung oder berufständische Kammern, zusam- en. Und das bedeutet auch, dass die Bundesregierung nd damit auch der NKR künftig sehr viel intensiver als isher ebenen- und rechtsbereichsübergreifend arbeiten üssen. Allerdings gebietet die Vernunft auch Grenzen. Ein eispiel dazu: Wenn eine vierspurige Straße gebaut wer- en soll und man dort den Erfüllungsaufwand um 5 Prozent reduzieren will, dann ist damit nicht gemeint, ass man statt einer vierspurigen nur eine dreispurige traße baut. Mit Erfüllungsaufwand ist also all das ge- eint, was an Aufwand betrieben werden muss, um die traße bauen zu können. Mir ist natürlich aber auch be- usst, dass die Fragen, wo die Grenze des Messbaren iegt und welcher Aufwand gesetzlich veranlasst ist, in er Abgrenzung schwierig bleiben. Die Initiative der Re- ierungsfraktionen im Deutschen Bundestag zeigt deut- ich, dass Parlament und Regierung zur Steigerung der echtsetzungsqualität in Deutschland an einem Strang iehen. Staatliche Regulierungen soll es nur dort geben, o es unbedingt erforderlich ist. Der daraus entstehende ufwand muss für die Betroffenen so gering wie mög- ich sein. Eines will ich sagen: Den Bürgerinnen und Bürgern owie der Wirtschaft ist es zu Recht egal, ob nun das arlament oder die Regierung oder alle gemeinsam bü- okratische Belastungen verursachen. Ich begrüße es eshalb sehr, dass das Prüfungsrecht des NKR entspre- hend erweitert wird. Die geplante Mandatserweiterung 4794 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 (A) ) )(B) ist auch Ausdruck der hohen Wertschätzung für die Ar- beit des NKR. An dieser Stelle möchte ich mich deshalb ganz herzlich bei allen bedanken, die im Normenkon- trollrat mitarbeiten – sowohl bei denen, die den Normen- kontrollrat selbst bilden, als auch bei den Mitarbeiterin- nen und Mitarbeitern. Die kleinen und mittleren Unternehmen sind dennoch nach wie vor durch staatliche Regulierung besonders stark belastet. Sie können sich keine große Verwaltung leisten, die „nur“ damit beschäftigt ist, die häufigen und kleinteiligen Änderungen des sowieso schon komplizier- ten Rechts in Deutschland nachzuvollziehen, Meldungen abzugeben und Anträge zu stellen. Bislang hat die Bundesregierung Maßnahmen mit Entlastungen von rund 7 Milliarden Euro jährlich auf den Weg gebracht. Das sind knapp 15 Prozent der Ge- samtbelastung. Wie beim Langstreckenlauf wird die zweite Hälfte der Strecke sicherlich schwerer als die erste. Dennoch sind weitere Entlastungen möglich und nötig. Jetzt muss es endlich zu wirklich spürbaren Ent- lastungen kommen. Das Ziel, 25 Prozent der Bürokratiekosten der Wirt- schaft im Vergleich zum Stand vom 30. September 2006, rund 47 Milliarden Euro jährlich, bis 2011 abzubauen, ist deshalb im Kabinettsbeschluss vom 27. Januar 2010 als Netto-Vorgabe formuliert worden. Das heißt, die be- reits erzielten Entlastungen von rund 7 Milliarden Euro pro Jahr dürfen nicht durch neue Belastungen an anderer Stelle wieder aufgezehrt werden. Nach jetzigem Stand weitere rund 5 Milliarden Euro an jährlichen Bürokosten der Wirtschaft bis 2011 abzubauen, ist zwar ehrgeizig, aber erreichbar. Denn nur wenn die Menschen in unserem Land das Gefühl haben, dass es den tatsächlichen Willen gibt, Bü- rokratie auf ein Minimum zu reduzieren, dann wächst auch die Akzeptanz staatlichen Handelns, und zwar auf allen Ebenen. Die Erfahrungen der Vergangenheit, insbesondere im Hinblick auf das Steuerrecht, haben dazu geführt, dass die Unternehmer erhebliche Zweifel daran haben, ob die Politik tatsächlich jemals die Kraft zum spürbaren Büro- kratieabbau findet. Aber wir müssen die Kraft dafür fin- den und dafür aufbringen; denn Bürokratieabbau ist ein dringend erforderlicher Beitrag zu mehr Wachstum und Beschäftigung in Deutschland, sozusagen ein Konjunk- turprogramm zum Nulltarif. Und dieses Potenzial wollen und werden wir nutzen. Andrea Wicklein (SPD): Der Abbau von Bürokratie, die Unternehmen und Bürger belastet, ist ein wichtiges Ziel unserer Wirtschaftspolitik. Wir wollen, dass sich Unternehmer auf die Erreichung ihrer wirtschaftlichen Ziele konzentrieren, anstatt sich mit dem Ausfüllen von umständlichen Anträgen beschäftigen zu müssen oder Berichte zu schreiben. Darin sind wir uns hier sicher alle einig. Gerade in der jetzigen wirtschaftlichen Lage ist es wichtig, unnötige Bremsen in der Wirtschaft zu lösen. Dazu gehört der Abbau von Bürokratie. K r M r d 7 Z e b E s e z k 3 s i V c g d d d g d w E r s d w d R J r s d s Z u 1 p s g t t G w d D e B S s m (C (D Den Aufwand an Bürokratie zu reduzieren, war ein ind der Großen Koalition. Mit dem „Programm für Bü- okratieabbau und bessere Rechtsetzung“ und den drei ittelstandsentlastungsgesetzen hatte die letzte Bundes- egierung gezeigt, dass sie es damit ernst meint. Es ist er Großen Koalition gelungen, Belastungen von rund Milliarden Euro abzubauen. In Anbetracht der kurzen eit kann sich das Ergebnis sehen lassen. Schon im Jahr 2006 hatten wir den Normenkontrollrat ingesetzt und damit eine Überprüfung und Messung der ürokratischen Lasten unserer Unternehmen eingeführt. s wurde eine Bestandsaufnahme eingeleitet, die inzwi- chen abgeschlossen ist. Gleichzeitig schufen wir damit in Instrument, um die Gesetzgebung – also uns selbst – u kontrollieren. Mit der Überprüfung von Gesetzen onnte der Kontrollrat eine Netto-Entlastung von ,6 Milliarden Euro erreichen. Ziel der SPD ist aber nicht nur ein Abbau bürokrati- cher Lasten, der zu Einsparungen führt. Es ging auch mmer um die Praxis einer besseren Rechtsetzung. Das erhältnis der Bürgerinnen und Bürger zu den staatli- hen Stellen soll verbessert werden. An diesem über- eordneten Ziel halten wir als SPD fest. Uns geht es arum, Verwaltungsabläufe zu überprüfen und zu mo- ernisieren, wenn möglich zu vereinfachen. Für uns be- eutet Bürokratieabbau aber nicht, bewährte soziale oder esellschaftliche Standards zu reduzieren oder notwen- ige Aufgaben des Staates infrage zu stellen. Ob im Um- eltschutz, beim Steuerrecht oder beim Arbeitsrecht: ine effiziente Verwaltung ist notwendig, um die Inte- essen der Bürgerinnen und Bürger und des Staates zu ichern. Daher haben wir ein Interesse an gut ausgebil- etem und motiviertem Personal in der öffentlichen Ver- altung. Das möchte ich ausdrücklich klarstellen. In iesem Sinn begrüßen wir nochmals die Einigung zur eform der Arbeitsverwaltung. Eine Zerschlagung der obcenter hätte Langzeitarbeitslose mit neuen Formula- en belastet und sie zu unterschiedlichen Stellen ge- chickt. Das verhindern wir nun durch eine Änderung es Grundgesetzes. Noch immer kostet die deutsche Bürokratie die Wirt- chaft rund 48 Milliarden Euro. Bis Ende 2011, so das iel, soll ein Viertel davon abgebaut sein. Die bisher ntersuchten Informationspflichten machen aber nur 5 Prozent der Bürokratiekosten insgesamt aus. Die ge- lante Stärkung des Kontrollrates und die Ausdehnung einer Zuständigkeiten ist daher nachvollziehbar. Da eht der vorliegende Gesetzentwurf in die richtige Rich- ung. Eine Ausweitung der Untersuchung über Informa- ionspflichten hinaus ist richtig. Die Überprüfung von esetzentwürfen gewinnt damit eine neue Qualität. Es ird nicht mehr nur unnötige Bürokratie abgebaut, son- ern auch eine effektive Verwaltung ermöglicht. eutschland nimmt damit eine Vorreiterrolle in Europa in. Diese Vorreiterrolle muss Deutschland stärker nutzen. ereits mehrfach hat der Normenkontrollrat in seinen tellungnahmen darauf hingewiesen, dass die europäi- che Ebene in die Anstrengungen zum Bürokratieabbau it einbezogen werden muss. Bereits die Hälfte aller Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4795 (A) ) )(B) Bürokratiekosten wird in Deutschland durch europäische Regelungen verursacht. Hier muss die Bundesregierung in den Gremien der EU aktiver werden und zum Beispiel eine Folgekostenabschätzung für alle europäischen Rechtsakte erreichen. National können wir durch eine Ausdehnung der Be- fugnisse des Nationalen Normenkontrollrates voran- schreiten. Das setzt aber voraus, dass der Normenkon- trollrat auch zu dieser Arbeit befähigt wird. Der Gesetzentwurf der Koalition sieht zwar eine Ausdeh- nung der Mitglieder des Rates auf zehn Personen vor, sagt aber nichts über die Mitarbeiterausstattung im Se- kretariat des Normenkontrollrates. Es wird zu überprü- fen sein, ob zwei weitere Stellen im Sekretariat ausrei- chend sind, um die Aufgaben zu erfüllen. Das Gleiche gilt für den Faktor Zeit. Nur wenn Ge- setzentwürfe rechtzeitig dem Normenkontrollrat zugelei- tet werden, kann er sich überhaupt damit beschäftigen. Sicher gibt es Ausnahmesituationen, in denen ein schnelles Handeln des Gesetzgebers unabdingbar ist. Das zeigen Beispiele in den letzten zwei Jahren, als es um die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise ging. Trotz- dem stellen wir immer wieder fest, dass Gesetzentwürfe in nächtlichen Runden endverhandelt werden, die dann eine Stellungnahme des Normenkontrollrates vor der Einbringung in den Bundestag ausschließen. Wichtig ist auch, dass die neuen Aufgaben des Nor- menkontrollrates hinreichend definiert werden. Die De- finition und das Verständnis des Begriffs „Erfüllungsauf- wand“, den der Rat ermitteln soll, bedarf der genauen Erörterung. Ob die im vorliegenden Gesetzentwurf ge- fundene Formulierung ausreichend und abschließend ist, muss diskutiert werden. Es wird nicht mehr nur das Standardkosten-Modell anzuwenden sein, wir brauchen einen neuen Ansatz. In der Schweiz ist unlängst vom Schweizerischen Gewerbeverband ein Modell entwi- ckelt worden. Der Deutsche Bundestag kann jedoch Stellungnahmen des Normenkontrollrates nur dann in seiner Arbeit berücksichtigen, wenn eindeutig erkennbar ist, auf welcher Grundlage überprüft wurde. Geplant ist ebenfalls, Gesetzesvorlagen der Fraktio- nen in die Prüfungen mit einzubeziehen. Das ist eine konsequente Schlussfolgerung der bisherigen Zielset- zung. Die Erfahrungen des Nationalen Normenkontroll- rates sind inzwischen dafür ausreichend. Vorgeschlagen wird, dass auf Antrag einer Fraktion – damit auch gegen den Willen der Einbringer – Gesetzentwürfe überprüft werden. Es muss aber sichergestellt werden, dass der Normenkontrollrat nicht zu einem Verschiebebahnhof der Regierungsfraktionen für unliebsame Oppositions- entwürfe wird. Ebenso sollten die Entscheidungen des Bundesrates in die Bemessung einbezogen werden. Hier sind die Länder gefragt. Der jetzt vorliegende Gesetzentwurf bedeutet für uns nicht das Ende der Anstrengungen zum Bürokratieab- bau. In seiner Arbeit hat der Normenkontrollrat deutlich gemacht, dass es sinnvoll erscheint, auch über den Tel- lerrand der Gesetzgebung hinaus zu schauen. Der Voll- zug der Gesetze bei Ländern, Gemeinden oder Sozial- verbänden ist ebenso entscheidend. Dort ist nämlich der O c d a m g u d n w m A D i c G a s t w s m s f e D n b z n B b b v w N r h m l k B t F z D U B a t c K h g (C (D rt, an dem Formulare erstellt werden und der eigentli- he Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern stattfin- et. Die Zusammenarbeit mit diesen Stellen ist daher un- bdingbar. Wir begrüßen daher die Modellprojekte, die der Nor- enkontrollrat in diesem Bereich unternommen hat. Es ing um die Anträge zum Elterngeld, zum Wohngeld nd zum BAföG. Damit hat der Normenkontrollrat ganz irekt den Sinn des Bürokratieabbaus für die Bürgerin- en und Bürger in den Fokus genommen. Daran sollte er eiter arbeiten. Er wird so auch zu einem Beratungsgre- ium für untergeordnete Ebenen. So wissen wir jetzt, dass das Ausfüllen eines BAföG- ntrages 335 Minuten dauert, also rund 5½ Stunden. abei halten die Hälfte aller Antragsteller die Formulare n Teilen für unverständlich. Die BAföG-Ämter brau- hen dann mindestens 1½ Monate zur Bearbeitung, in renzfällen sogar ½ Jahr. Da bleibt für den Bürokratie- bbau viel zu tun! Der Normenkontrollrat hat dazu Vor- chläge zusammengetragen, die sicher eine nähere Be- rachtung wert sind. Am Ende sind jedoch alle Anstrengungen umsonst, enn aufgrund schlechter Politik ständig neue bürokrati- che Hürden für die Bürgerinnen und Bürger hinzukom- en. Ein Beispiel ist das sogenannte Wachstumsbe- chleunigungsgesetz. Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz ür Hotelübernachtungen hat am Ende mehr Bürokratie rzeugt, bei den Hotels genauso wie bei den Ämtern. as kann jeder nachvollziehen, der seit 1. Januar in ei- em Hotel übernachtet hat und dort auch ein Frühstück estellte. Dieses Beispiel zeigt, dass auch beim Abbau- iel von 25 Prozent auf der Basis des Jahres 2006 nicht ur abgeschaffte, sondern auch neue Regelungen in die ilanz einfließen müssen. Außerdem müssen wir selbst eim Formulieren von Gesetzen die damit verbundenen ürokratischen Belastungen immer mitdenken. In den ergangenen Jahren haben wir da einen Bewusstseins- andel ausgelöst, den wir alle verinnerlichen müssen. Frank Schäffler (FDP): Seit 2006 unterstützt der ationale Normenkontrollrat, NKR, die Bundesregie- ung beim Bürokratieabbau. Er hat sich dabei als unab- ängige und kompetente Institution einen Namen ge- acht und ist allgemein anerkannt. Mit dem vor- iegenden Gesetzentwurf wollen wir ihn erheblich stär- en. Er soll künftig nicht mehr nur die Entwürfe der undesregierung, sondern auch Vorhaben des Bundesra- es und aus der Mitte des Bundestages – auf Antrag einer raktion – prüfen. Die inhaltlichen Prüfungskompeten- en des NKR werden durch § 4 Abs. 2 NKRG erweitert. anach kann der NKR beispielsweise die Eins-zu-eins- msetzung von EU-Richtlinien oder Erwägungen zur efristung und Evaluierung von Gesetzen prüfen. Wichtig ist dabei jedoch, dass der NKR nach wie vor uf eine Plausibilitätsprüfung und die Prüfung der Me- hodengerechtigkeit beschränkt ist. Die Ziele und Zwe- ke der jeweiligen Regelung sind nicht Gegenstand der ontrolle durch den NKR, sondern unterliegen weiter- in der politischen Entscheidung der Rechtsetzungsor- ane. Das Primat der Politik bleibt selbstverständlich ge- 4796 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 (A) ) )(B) wahrt. Der NKR wird in seiner beratenden Rolle gestärkt, behält aber seine politische Neutralität und Un- abhängigkeit. Die christlich-liberale Koalition bekräftigt das Ziel, die Informationspflichten für die Wirtschaft um 25 Pro- zent abzubauen. Wir wollen aber nun beim Bürokratie- abbau einen entscheidenden Schritt weitergehen. Bisher wurden nur die Informationspflichten in den Blick ge- nommen. Allerdings begegnet Bürokratie Bürgern und Unternehmen vielfach auch in anderen Bereichen. Wir wollen den Ansatz deshalb ausweiten und mit dem Er- füllungsaufwand den gesamten messbaren Zeitaufwand und die Kosten, die durch die Befolgung einer bundes- rechtlichen Vorschrift entstehen, darstellen. Auch Vertragspflichten zwischen Privaten werden künftig einbezogen. Dabei werden solche Erklärungen, die für das Vertragsverhältnis grundlegend sind, also bei- spielsweise Angebot und Annahme oder eine Kündigung eines Vertrages, nicht einbezogen. Berücksichtigt wer- den aber jene von den Bürgern als Bürokratie empfunde- nen Informationspflichten wie beispielsweise Warnhin- weise oder Begründungspflichten. Die sich aus den Stellungnahmen des NKR ergebende umfassende Kenntnis der Folgen, die ein Gesetz für die Betroffenen hat, erleichtert dem Gesetzgeber eine be- wusste und verantwortungsvolle Entscheidung bei der Rechtsetzung und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur besseren Rechtsetzung. Bürokratieabbau und bessere Rechtsetzung wirken wie ein Wachstumsprogramm zum Nulltarif. Wie im Koalitionsvertrag angekündigt, wollen CDU/CSU und FDP dieses Potenzial nutzen. Michael Schlecht (DIE LINKE): Keine Bundesre- gierung der Nachkriegszeit hat die Wirtschaft so an die Wand gefahren. Um das wirtschaftliche Desaster perfekt zu machen, lassen Sie mitten in der Krise die Bevölke- rung das radikalste Sparprogramm der Nachkriegsge- schichte bezahlen. Dies wird die Inlandsnachfrage abwürgen und insbesondere den Mittelstand in Deutsch- land treffen. Alles, was ihnen zu Wirtschaft noch ein- fällt, sind daher Sonntagsreden über Bürokratieabbau. Sie konnten bislang nicht einmal nachweisen, dass die bisherigen Befugnisse des Normenkontrollrates einen wesentlichen Beitrag zur Effizienz der Gesetzgebung oder der Belebung der Wirtschaft geleistet haben. Der Normenkontrollrat soll zukünftig nicht nur die Kosten der Informationspflichten durch Gesetze überprüfen, sondern die Kosten des Vollzugs. Außerdem sollen nicht nur Gesetzesvorlagen der Bundesregierung, sondern auch des Bundesrates bzw. des Bundestages überprüft werden. So weit, so gut. Die Linke unterstützt selbstver- ständlich effiziente Gesetze, die keine sinnlosen Kosten verursachen. Das Problem ist, was Sie unter Bürokratie verstehen. Dazu reicht ein Blick in das Steuerkonzept der FDP. Die FDP will ihre Steuergeschenke für Besserverdiener etwa durch die Senkung der Standards beim Straßenbau finan- zieren. Das hätte sich Berlusconi nicht besser ausdenken können. Viele Länder beneiden uns um Bauvorschriften zur Wärmedämmung. Damit wird viel Energie gespart. A t d o u V v s t s A n t m m h s z a s 1 f n B n v g P p L e t z w I t P d R d J A w n w d Z G a n w S t (C (D us Sicht eines Bauunternehmens entstehen aber Kos- en. Bedeutet dies nach dem hier vorgelegten Gesetz, ass solche Vorschriften unter Bürokratiekosten fallen der nicht? Früher kamen Ausländer nach Deutschland nd lobten die deutsche Infrastruktur, die übrigens eine oraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg ist. Heute sind iele Besucher unseres Landes schockiert, wie sehr un- ere Straßen, Verkehrsmittel oder Universitäten verlot- ern. Der Skandal um die Kölner U-Bahn ist nur ein Bei- piel, dass Sie mit Bürokratie nicht die Kosten für die llgemeinheit sondern die Kosten für schlampige Unter- ehmen meinen. Damit benachteiligen Sie auch jene Be- riebe, die auf hohem Niveau arbeiten. Der Bürokratieabbau der Bundesregierung ging im- er mit dem Abbau der Qualität amtlicher Statistiken, it geringeren Umweltstandards oder Datenschutz ein- er. Ich habe von Ihnen auch noch nie etwas zu der un- äglichen Bürokratie gehört, die Sie etwa Menschen umuten, die ihre Arbeit verloren haben und zur Arbeits- gentur müssen. Das alles verstecken Sie hinter nebulö- en Konzepten wie der Standardkostenmessung. Der vorliegende Gesetzentwurf ist daher nur die 00. Fortsetzung einer schlechten Seifenoper. Jedes Jahr ällt den Arbeitgeberverbänden etwas Neues ein, was ih- en das Leben schwer macht. Und jedes Mal legt die undesregierung einen neuen Gesetzentwurf vor, der ichts anderes ist als der Wunschzettel der Arbeitgeber- erbände in Form einer Bundestagsdrucksache. Ihnen eht es beim Bürokratieabbau nur darum, Gesetze der olitik, die den Lobbyisten nicht schmecken, den Stem- el bürokratisch zu verpassen. Daran ändert auch das ippenbekenntnis nichts, dass es sich hierbei nicht um inen Eingriff in die Politik, sondern nur um die Bewer- ung von Bürokratiekosten handelt. Die Praxis zeigt etwas anderes: In der Modellregion um Bürokratieabbau Ostwestfalen-Lippe stiegen Um- eltverbände und Gewerkschaften aus dem Projekt aus. hr Vorwurf lautet: Unter dem Deckmantel des Bürokra- ieabbaus wird der Naturschutz demontiert und einseitig olitik für die Wirtschaft gemacht, nämlich auf Kosten er Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ihrer echte. Ich habe daher einen ganz praktischen Vorschlag: Vor rei Jahren versorgten Sie Edmund Stoiber mit einem ob in Brüssel. Er ist dort ehrenamtlicher Leiter einer rbeitsgruppe zum Bürokratieabbau. Ich würde gerne issen, was er dort eigentlich macht und wie viel Ton- en Papier und Geld mit dieser Arbeitsgruppe verbrannt urde? Das wäre doch einmal eine schöne Aufgabe für en Normenkontrollrat. Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): unächst einmal begrüße ich es sehr, dass endlich ein esetzentwurf vorgelegt wird, den wir im Wirtschafts- usschuss federführend beraten können. Daran herrscht ämlich Mangelware, seit Rainer Brüderle als Bundes- irtschaftsminister im Amt ist. Und ich freue mich, dass chwarz-Gelb erste Vorbereitungen macht, um Bürokra- ie abzubauen, wie im Koalitionsvertrag versprochen. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4797 (A) ) )(B) Leider war es das auch schon mit der Freude, denn der Gesetzentwurf bleibt leider auf halbem Wege stehen. Union und FDP lassen die Chance verstreichen, den Normenkontrollrat viel stärker in den Dienst der Abge- ordneten zu stellen. Das ist sehr bedauerlich. Denn was nutzt es, wenn die Fraktionen den Normenkontrollrat zu einer Stellungnahme auffordern können, diese Stellung- nahme aber im Zweifel erst erfolgt, wenn das Gesetzge- bungsverfahren abgeschlossen ist? Das ist ein Placebo, und ich hoffe, dass wir hier im Ausschuss noch eine bes- sere Lösung finden werden. Es sollte die Regel und nicht die Ausnahme sein, dass der Normenkontrollrat eine ab- schließende Stellungnahme abgibt, bevor ein Gesetzge- bungsverfahren abgeschlossen wird. Ganz ähnlich ist es mit dem Nettoziel zum Bürokra- tieabbau. Die Regierung hat sich in ihrem 2009er Be- richt zum Stand des Bürokratieabbaus zum Nettoziel be- kannt, und das haben wir auch sehr begrüßt. Die kleinen und mittleren Unternehmen haben nichts davon, wenn wir hier im Bundestag an der einen Stelle unnütze Belas- tungen streichen, aber an anderer Stelle doppelt und dreifach neue Pflichten aufbauen. Das zeigt sich zum Beispiel bei dem missglückten Reparaturversuch für die Sofortabschreibungen für geringwertige Wirtschaftgüter. Da steht jetzt zwar wieder die alte Wertgrenze von 410 Euro drin, aber daneben existiert ein Wahlrecht für die vorherige Sammelpostenregelung. Das ist alles sehr kompliziert und unnötig aufwendig für die Unterneh- men. Oder auch die Steuerermäßigung für Hoteliers und das dann folgende Hickhack mit getrennter Abrechnung von Übernachtung und Frühstück und so weiter. Das Nettoprinzip für den Bürokratieabbau macht also durchaus Sinn. Allerdings steht im Gesetzentwurf von Schwarz-Gelb von einem Nettoziel nichts drin. Dieses Nettoziel sollten wir unbedingt noch in die Berichts- pflichten der Bundesregierung hineinschreiben. Damit wäre gesichert, dass künftig entlastende und belastende Maßnahmen im Jahresbericht der Bundesregierung zum Bürokratieabbau gegenübergestellt werden. Wir hätten endlich ein klares Bild, wie sich die Bürokratielasten tat- sächlich entwickeln. Ich bin mir sicher, wir werden uns die Augen reiben, wie wenig sich im Saldo bisher verän- dert hat. Für die Bürgerinnen und Bürger, für Selbstständige und Mittelständler geht es darum, dass Bürokratieabbau für sie wirklich spürbar wird. Bisher ist diese Spürbarkeit aber eher gering. Das hat auch der Normenkontrollrat be- reits angemahnt. Deshalb sehe ich es als großen Fort- schritt an, dass wir Abgeordneten künftig mit dem ge- samten Erfüllungsaufwand konfrontiert werden, den die Vorschläge der Bundesregierung, der Länder und auch Vorschläge aus der Mitte des Bundestages heraus für die Bürger und für die Unternehmen auslösen. An diesem gesamten Erfüllungsaufwand sollten dann aber auch die Bürokratieabbauziele gemessen werden. Ansonsten er- gibt sich ein falsches Bild: Im letzten Bericht hat sich die Regierung nämlich noch gefeiert, dass sie bis Ende 2009 die Bürokratiekosten der Wirtschaft aus Informations- pflichten von 47,6 Milliarden Euro pro Jahr bereits um rund 6,6 Milliarden Euro abgebaut habe. Damit wäre das E t g f B g g d V v t B n B b a s a w b u s w j r t s s d u A u v e w d g m f W t i J g g f z v e (C (D tappenziel auf dem Weg zur angestrebten Netto-Entlas- ung der Wirtschaft um 25 Prozent bis Ende 2011 im Ver- leich zu 2006 erreicht. Dabei geht es aber nur um die In- ormationspflichten, keineswegs um die tatsächlichen ürokratiekosten, die zum Beispiel durch Behörden- änge, Genehmigungs- und Zertifizierungsverfahren aus- elöst werden. Hier sollte nicht weiter Zeit vertan wer- en. Zum Beispiel sollten die Ministerien bei ihren orschlägen zum Bürokratieabbau, die sie bis zum 1. Juli orlegen müssen, bereits auf die Reduzierung des gesam- en Erfüllungsaufwands abzielen. Dieser Gesetzentwurf schafft einen Rahmen, um den ürokratieabbau voranzubringen. Die konkreten Maß- ahmen müssen folgen. Hier bleibt die Regierung in einer ringschuld. Nötig wäre ein umfassendes Bürokratieab- auprogramm, das unnötige bürokratische Belastungen us allen geltenden gesetzlichen Regelungen zusammen- tellt und Vorschläge zum Abbau entwickelt. Fakt ist uch, dass die Bundesebene allein keinen Erfolg haben ird, die Bürokratielasten entscheidend abzubauen. Wir rauchen eine gemeinsame Initiative von Bund, Ländern nd Kommunen. Bürokratieabbau muss von einer politi- chen Floskel zu einem verbindlichen Ziel werden. Denn eniger Bürokratie ist ein langfristig wirksames Kon- unkturprogramm, das zudem wenig kostet. Die Ministe- ien sollten deshalb für jedes Jahr verbindliche Bürokra- ieabbauziele für ihr Haus formulieren, und die Minister ollten jährlich mit den Haushaltsberatungen im Deut- chen Bundestag und seinen Ausschüssen zur Einlösung ieser Ziele sowie zu den Zielen des Folgejahres Rede nd Antwort stehen. nlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Unsere Meere brau- chen Schutz (Tagesordnungspunkt 18) Ingbert Liebing (CDU/CSU): Täglich erschüttern ns die Nachrichten und Bilder von der Ölkatastrophe or der Südküste der USA. So erfährt derzeit ein Thema ine hohe Aufmerksamkeit: der Schutz der Meere, ein ichtiges Anliegen. Die Berichte, die uns tagtäglich aus em Golf von Mexiko erreichen, machen deutlich, welch ravierenden Einfluss menschliche Aktivitäten auf das arine Ökosystem haben können und wie wichtig ein ef- ektiver Schutz der Meere ist. Auf schmerzliche Art und eise werden wir daran erinnert, wie groß die Bedeu- ung der Ozeane und Meere für unser tägliches Leben st. Zwar wurde dem Meeresschutz in den vergangenen ahren auf verschiedenen Ebenen verstärkt Rechnung etragen. Es wurde bereits viel Gutes erreicht, dennoch eben wir uns mit dem bisher Erzielten noch nicht zu- rieden. Noch lange nicht wurden alle Probleme einer ufriedenstellenden Lösung zugeführt. Vor diesem Hintergrund ist es bedauerlich, dass der orliegende Antrag der SPD-Fraktion eine wahllose An- inanderreihung meerespolitischer Aspekte darstellt. Ein 4798 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 (A) ) )(B) umfängliches Sammelsurium, ohne jede Form der Prio- risierung. Teilweise werden nur Themen benannt, aber keine Lösungen. Zudem lässt er wesentliche Bereiche ganz aus, zum Beispiel die Auswirkungen der illegalen Fischerei, Fragen der in Nord- und Ostsee versenkten Munition oder Wechselwirkung von Schifffahrt und Meeresumwelt. Ihr Antrag benennt ein wichtiges Thema, ist aber mit ganz heißer Nadel gestrickt. Erstaunlich finde ich auch die Forderungen der SPD, wofür sich die Bundesregierung alles verstärkt einsetzen soll. Wo waren Sie denn in den vergangenen elf Regie- rungsjahren, Ihr SPD-Umweltminister in den vergange- nen vier Jahren? Im Grunde ist Ihr Antrag eine schal- lende Ohrfeige für Gabriel, wenn so viel zu kritisieren und so wenig zu loben ist. Dabei ist doch auch viel Gutes auf dem Weg. Gerne möchte ich drei Forderungen aus Ihrem Antrag exemplarisch herausgreifen: Erstens. Meeresschutzgebiete. Im Bereich der Mee- resschutzgebiete ist Deutschland Vorreiter. Im Jahr 2010, das durch die Generalversammlung der Vereinten Natio- nen zum „Internationalen Jahr der biologischen Vielfalt“ ausgerufen wurde, erfüllt die Ostseeregion als erste Meeresregion weltweit die Zielvorgabe der UN-Konven- tion zur Biologischen Vielfalt. Sie ist weltweit die erste Meeresregion, die es geschafft hat, mindestens 10 Pro- zent der Meeresfläche als Meeresschutzgebiete vorwei- sen zu können. Innerhalb des deutschen Ostseegebietes sind sogar mehr als 35 Prozent als Meeresschutzgebiete ausgewiesen. Die Deutsche Nationale Meeresstrategie setzt klare Akzente für eine integrierte Meeresschutzpolitik und bil- det eine wesentliche Grundlage für die Mitwirkung auf regionaler und europäischer Ebene. Nicht zuletzt be- treibt Deutschland im Rahmen von OSPAR die Identifi- zierung und Ausweisung von Meeresschutzgebieten im Nordostatlantik auf hoher See. Diese Liste ließe sich be- liebig fortsetzen, aber schon jetzt ist deutlich geworden: Im Bereich der Meeresschutzgebiete hat Deutschland eindeutige Erfolge vorzuweisen. Aber es geht nicht nur um die Ausweisung von Mee- resschutzgebieten, sondern viel wichtiger sind die kon- kreten Rechtsetzungen, was in diesen Schutzgebieten künftig erlaubt und was verboten sein soll. Es geht um konkrete Maßnahmenprogramme. Dafür war gerade im vergangenen Monat die HELCOM-Konferenz in Mos- kau ein wichtiger Fortschritt für die Ostsee. Zweitens. Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL). Das Ziel der MSRL, die am 15. Juli 2008 in Kraft trat, ist es, Meeresschutz und Meeresnutzung in eine Balance zu bringen. Der integrative Politikansatz, der der Richtlinie zugrunde liegt, dient dem Schutz des marinen Ökosys- tems als Ganzes. Dies schließt die biologische Vielfalt und die Meeresschutzgebiete als Unterpunkte ein. Priori- täres Ziel der Richtlinie ist es, bis 2020 einen guten Um- weltzustand der europäischen Meere zu erreichen. Dazu hat die Richtlinie im Anhang I elf qualitative Deskripto- ren entwickelt, die den Zustand bzw. die Gesundheit der Meere messen sollen. Der Eintrag von Müll in die Meere s M A n z g d M a s d a m D H N R J n t d Ü M d g l b d D c e r v m g n k b v s s S e e d E b h m J k d W r s (C (D tellt dabei ein Kriterium dar („Die Eigenschaft und engen der Abfälle im Meer haben keine schädliche uswirkungen auf die Küsten- und Meeresumwelt“) – eben zehn weiteren. Der vorliegende Antrag, der in Be- ug auf die MSRL ausschließlich von Müll spricht, reift somit zu kurz und wird dem umfassenden Ansatz er MSRL in keiner Weise gerecht. Drittens. Vermüllung der Meere. Die Vermüllung der eere bringt mich zu meinem dritten Punkt. Mit Blick uf die Forderung in Ziffer 6, die Bundesregierung möge ich stärker auf europäischer und internationaler Ebene afür einsetzen, dass der Eintrag gefährlicher und radio- ktiver Stoffe, von Nährstoffen und Abfällen so weit wie öglich gesenkt wird, bitte ich Folgendes zu beachten: eutschland ist seit den 1970er-Jahren Mitglied der ELCOM (Ostsee) und der OSPAR (Nordsee und des ordostatlantiks). Das bedeutet, dass sich unser Land im ahmen regionaler Kooperationen bereits seit vielen ahren intensiv dieser Problematik widmet. Dieser regio- ale Ansatz ist deshalb so wichtig, da Lösungen am bes- en dort entwickelt und am effektivsten umgesetzt wer- en, wo die Probleme entstehen. Beim Thema „Vermüllung der Meere“ helfen aber berdramatisierungen nicht weiter. Plastik und anderer üll in den Meeren ist ein Problem, aber wenn gerade in en vergangenen Tagen Meldungen durch die Medien eisterten, allein die Reinigung des sieben Kilometer angen Strandes von Westerland auf Sylt erbringe täglich is zu zwei Tonnen Müll, jährlich 23 000 Müllsäcke, ann muss man sich dies schon etwas genauer ansehen. as ist vor allem die Menge Müll, die die Strandbesu- her hinterlassen – unter anderem in Müllbehältern, wie s sich gehört. Müll aus dem Meer wird zwar nicht sepa- at erfasst, aber dürfte örtlichen Schätzungen zufolge ielleicht gerade 1 Prozent umfassen. Wenn das UBA it diesen argumentiert, aber den Eindruck erweckt, es ehe um Müll aus dem Meer, wird dies also den Fakten icht gerecht. Dem Thema helfen wir mit solchen Dis- ussionen nicht weiter. Dabei gibt es natürlich auch an den Stränden Pro- leme mit Müll aus dem Meer. Ich nenne immer wieder orkommende Anlandungen von Öl aus illegaler Öl-Wä- che auf dem Meer, oder das Paraffin-Problem: kein chädlicher Stoff, aber ein Stoff, der eben nicht an die trände gehört und deshalb von den Kommunen teuer ntsorgt werden muss. Insgesamt zeichnet der Antrag ein falsches Bild, denn r zeichnet ein Bild deutscher Passivität mit Blick auf en Meeresschutz. Wir sollten es aber vermeiden, den indruck zu erwecken, als dass alles schlecht sei und islang nichts substanziell Gutes erreicht worden sei. Ich abe anhand einiger ausgewählter Beispiele deutlich ge- acht, dass dem Schutz der Meere in den vergangenen ahren verstärkt Rechnung getragen wurde. Auch in Zu- unft werden wir weiter dafür sorgen, dass den Meeren ie Aufmerksamkeit zuteilwird, die sie um ihrer selbst illen verdienen, aber die wir ihnen auch aus Eigeninte- esse zukommen lassen müssen. Diese Absicht möchte ich mit einem Beispiel unter- treichen, das aktueller nicht sein könnte: Es erfüllt mich Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4799 (A) ) )(B) mit großer Freude, dass es uns anlässlich der aktuellen internationalen Verhandlungen zur Zukunft der IWC am heutigen Tag gelungen ist, einen fraktionsübergreifenden Antrag für die Fortsetzung und Verbesserung eines kon- sequenten Walschutzes zu verabschieden. Das ist ein starkes Votum des Deutschen Bundestages für den Schutz der großen Meeressäuger, ein wichtiger Beitrag zum Meeresschutz. Josef Göppel (CDU/CSU): Der Antrag „Unsere Meere brauchen Schutz“ fasst die Vorschläge zum Mee- resschutz zusammen. Viele bekannte Probleme werden in der Tat richtig angesprochen; die Dinge müssen den- noch im Einzelnen abgearbeitet werden. Ihr Antrag folgt im Wesentlichen der Rede von Bun- desminister Röttgen zum Meeresschutz vom 12. Mai dieses Jahres. Ich darf den Bundesumweltminister zitie- ren: „Die Meere sind ein kostbares Naturerbe. Sie bilden die größten zusammenhängenden Ökosysteme der Erde. 99 Prozent des Lebensraumes, den unser Planet zur Ver- fügung stellt, ist hier angesiedelt. Es ist deshalb unser ur- eigenes Interesse, biologische Vielfalt und dynamische Meeresökosysteme in einem sicheren, sauberen, gesun- den und produktiven Zustand zu erhalten.“ Um die Viel- falt der Meeresökosysteme und ihren Artenreichtum zu erhalten und zu sichern, haben die Europäische Union und die Bundesregierung bereits gehandelt. Seit dem 15. Juli 2008 ist die Europäische Meeresstrategie-Rah- menrichtlinie 2008/56/EG, MSRL, in Kraft. Ziel der Richtlinie ist es, den Meeresschutz und die Meeresnut- zung in eine Balance zu bringen. Bis zum Jahr 2020 soll damit ein „guter Umweltzustand“ der europäischen Meere erreicht werden. Am 1. Oktober 2008 hat die Bundesregierung die „Nationale Strategie für die nachhaltige Nutzung und den Schutz der Meere“, kurz „Nationale Meeresstrate- gie“, beschlossen. Damit wird die Europäische Richtli- nie in deutsches Recht umgesetzt. Für den Schutz der biologischen Vielfalt der Meere soll bis 2012 ein welt- weites Netz von Meeresschutzgebieten geschaffen wer- den. Deutschland wird zu diesem Ziel 10 000 Quadratki- lometer ausgewiesener Natura-2000-Gebiete beisteuern. Zurzeit werden im Bundesumweltministerium die not- wendigen Schutzverordnungen und die Bewirtschaf- tungspläne erarbeitet, um die Nachhaltigkeit sicherzu- stellen. Das Wattenmeer, das zum Großteil im vergangenen Jahr in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufge- nommen wurde, ist eines der größten Feuchtgebiete der Erde und ein einzigartiger Lebensraum. Hier kooperie- ren wir bereits jetzt erfolgreich und grenzüberschreitend mit unseren Nachbarstaaten. Auch im Punkt Klimaschutz möchte ich Herrn Röttgen zitieren, der sagt: „Klimaschutz bedeutet Mee- resschutz. Aber es gilt auch: Meeresschutz bedeutet Kli- maschutz.“ Ich unterstreiche ausdrücklich die Notwendigkeit, zum Schutz der Meere aktiv zu handeln. Sie sehen, der vorliegende Antrag rennt offene Türen ein. Viele der in I U M S z b t t d S s v s u B t b m u s K s M t L U R d s u g a t V z M S g z g t V d e d s s h A g f e v r n (C (D hrem Antrag geforderten Punkte befinden sich bereits in msetzung. Ich glaube, wir sind uns einig, dass wir im eeresschutz noch viel erreichen müssen. Unterstützen ie deshalb den Bundesumweltminister bei der Umset- ung seiner Pläne zum internationalen Meeresschutz und ei der Umsetzung der Nationalen Meeresstrategie. Frank Schwabe (SPD): Wir haben als SPD-Bundes- agsfraktion diese Debatte nicht zufällig für heute bean- ragt. Denn heute ist der Weltozeantag und es ist wichtig, ass heute diese Debatte zum Thema Meere und deren chutz geführt wird. Den Weltozeantag gibt es nun chon seit einigen Jahren, seit letztem Jahr ist er offiziell on der UN anerkannt. Der diesjährige Tag der Ozeane teht unter dem Motto „Unsere Ozeane: Möglichkeiten nd Herausforderungen“. Wie wichtig die Meere sind, erschließt sich mit einem lick, wenn man unseren Planeten aus dem Weltall be- rachtet. Wir leben auf dem Blauen Planeten. Die Meere edecken 71 Prozent der Erdoberfläche, bieten volumen- äßig 99 Prozent des Lebensraumes auf dem Planeten nd stellen somit das größte Ökosystem dar. Die Meere ind Ursprung allen Lebens, sie sind Regulator für das lima unserer Erde, sie bergen gewaltige Energieres- ourcen und sind eine wichtige Nahrungsquelle. Die eere sind ein kostbares Naturerbe. Sie bilden die größ- en zusammenhängenden Ökosysteme der Erde. Der Schutz der Meere ist deshalb besonders wichtig. ange Zeit wurden die Meere in einem Irrglauben an die nerschöpflichkeit der Ressourcen und eine grenzenlose egenerationsfähigkeit genutzt. Die Folgen dieses Han- els wurden viel zu spät erkannt. Heute drohen ökologi- che Risiken und negative Auswirkungen auf die Meeres- mwelt. In nur wenigen Jahrzehnten hat der Mensch es eschafft, die ältesten Lebensräume unseres Planeten bis n die Belastungsgrenze und darüber hinaus auszubeu- en. Der faszinierenden Vielfalt der Ozeane droht die ernichtung. Damit wird aber auch gleichzeitig die Nut- ung der Meere durch den Menschen beeinträchtigt. eeresumweltschutz dient also auf der einen Seite dazu, chädigungen des Ökosystems Meer zu verhindern und leichzeitig das Potenzial für seine nachhaltige Nutzung u sichern. Dieses Ziel kann am besten durch die Inte- ration meeresschutzrelevanter Aspekte in andere Poli- ikbereiche wie Fischerei, Landwirtschaft, Industrie, erkehr usw. erreicht werden. Deshalb sprechen wir in unserem Antrag verschie- enste Aspekte an. Einen anderen Aspekt haben wir vor inigen Stunden schon besprochen, deshalb möchte ich en Schutz der Wale nur kurz anreißen. Es ist gut, dass ich der Deutsche Bundestag geschlossen für einen kon- equenten Schutz von Walen ausgesprochen hat. Somit aben wir der Bundesregierung für die Verhandlungen in gadir in Marokko den Rücken gestärkt. Obwohl von roßer Bedeutung ist, dass sich die Internationale Wal- angkommission – IWC – auf ein Verbot von Walfang inigen wird, dürfen wir jedoch nicht aus den Augen erlieren, dass der Bestand der Wale nicht nur durch ücksichtslose Jagd massiv gefährdet wurde und immer och gefährdet ist. Neben dem Walfang werden die 4800 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 (A) ) )(B) größten Säugetiere unserer Erde durch viele Gefahren bedroht. Dabei spielt die Verschmutzung der Umwelt eine große Rolle wie beispielsweise Belastungen mit Dauergiften. Die Auswirkungen chemischer Verschmutzung auf Wale und Delfine gehen von direkten Vergiftungen bis hin zur Beeinträchtigung und Zerstörung wichtiger Le- bensräume. Langlebige organische Verbindungen wie zum Beispiel Pestizide, etwa DDT, oder Industriechemi- kalien wie die Polychlorierten Biphenyle gelangen in die marine Umwelt und reichern sich bis zum Ende der Nah- rungskette an. Und wer steht am Ende der Nahrungs- kette? Es sind die Wale und Delfine. In einigen Gebieten der Welt sind die an den Strand gespülten toten Körper von Walen und Delfinen so stark kontaminiert, dass sie als Giftmüll gesondert entsorgt werden müssen. Aber auch der Klimawandel, militärische Sonare und der zehntausendfache Tod der Wale als sinnloser Beifang in den Netzen der Weltfischerei stellen das Überleben der Meeressäuger infrage. Um die Wale umfassend zu schüt- zen, müssen wir gleichzeitig auch stärker ihren Lebens- raum schützen. Womit wir wieder beim Thema unseres Antrags wären. In zunehmenden Maße wächst die Bedrohung der Meere durch den Klimawandel. Die Folgen des Klima- wandels werden voraussichtlich immens sein. Wenn die globale Erwärmung nicht auf unter zwei Grad Celsius begrenzt wird, drohen ganze marine Ökosysteme zu ver- schwinden. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen auf, dass der Klimawandel große Veränderungen und Schäden für die Meeresumwelt und die Küsten verursa- chen wird, die erhebliche Folgen für den Menschen ha- ben dürften. Die Oberflächenschichten erwärmen sich, der Meeresspiegel steigt immer rascher an, die Meere versauern zunehmend und die Meeresökosysteme sind bedroht. Die Menschheit ist dabei, Prozesse im Meer an- zustoßen, die in den letzten Jahrmillionen ohne Beispiel sind, gleichzeitig aber wegen der erheblichen geophysi- kalischen Verzögerungseffekte den Zustand der Welt- meere für Jahrtausende bestimmen werden. Damit greift der Mensch an entscheidender Stelle in die Funktions- weise des Erdsystems ein, wobei viele Folgen noch nicht genau vorhersehbar sind. Deshalb ist Klimaschutz für den Schutz und Erhalt des Lebens in den Meeren unab- dingbar. Wir brauchen möglichst schnell ein Kioto-An- schlussabkommen, das Minderungsverpflichtungen ent- hält, mit denen das Zwei-Grad-Ziel erreicht werden kann. Um den Umfang und die Konsequenzen des Klima- wandels auf die maritime Umwelt zu untersuchen, star- tete das Forschungsschiff „Polarstern“ gestern eine vier- monatige Reise in arktische Gewässer. Die Erwärmung und Versauerung der Meere sowie ein deutlicher Anstieg des Meeresspiegels sind heute bereits messbar. Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace ist mit ihrem Schiff „Esperanza“ unterwegs im hohen Norden. Wis- senschaftler sollen für Greenpeace untersuchen, wie sich die Eisschmelze und die Ozeanversauerung in der emp- findlichen Polarregion auswirken. Hintergrund dieser Untersuchungen ist, dass die Ozeane einen großen Teil des von Menschen verursachten Kohlendioxids spei- c S v d w s f k S j K n d S g d u s i e a d d t s e s a P w r E f w d t a d b a b U s G e o u G m t t D V ö d k (C (D hern und damit der Erderwärmung entgegenwirken. eit Beginn der Industrialisierung haben sie bereits so iel Kohlendioxid aufgenommen, dass der Säuregrad es Wassers um 30 Prozent angestiegen ist. Bis 2100 ird er voraussichtlich um weitere 100 Prozent wach- en, falls der CO2-Ausstoß in seiner derzeitigen Höhe ortgesetzt wird. Konsequenzen hat das vor allem für alkbildende Organismen wie Muscheln, Schnecken, eeigel, Kalkalgen oder kalkhaltiges Plankton. Die Folgen der Versauerung der Weltmeere gehören edoch zu den bislang noch am wenigsten erforschten limaproblemen. Für den Schutz der Arktis sind jedoch icht nur Maßnahmen gegen den Klimawandel notwen- ig. Wir brauchen einen internationalen Vertrag zum chutz der Arktis nach dem Vorbild des Antarktisvertra- es. Um die Schaffung vollendeter Tatsachen zu verhin- ern, muss sich die Bundesregierung nachdrücklich und nverzüglich für ein Moratorium einsetzen mit dem Ziel, ämtliche Gebietsansprüche oder sonstigen Ansprüche m Hinblick auf die arktischen Ressourcen bis zu einem ndgültigen Schutzabkommen zurückzustellen. Die Arktis und ihr Schutz sind keine Themen, die es uf die Titelseiten der Zeitungen schaffen. Sie sind je- och genauso wichtige Themen wie die Verschmutzung er Meere durch Öl. Natürlich haben wir in unserem An- rag auch die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko ange- prochen. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich für in Moratorium für Öl-Tiefseebohrungen einzusetzen, olange die Technologien noch nicht verfügbar sind, um uftretende Unfälle zu beherrschen. Auch haben wir das roblem der Meeresverschmutzung durch Produktions- asser der Bohrplattformen angesprochen. Die Bundes- egierung muss sich auf europäischer und internationaler bene dafür einzusetzen, dass beim Betrieb von Ölplatt- ormen die Techniken zur Reinigung der Produktions- asser verbessert werden. Der Haupteintrag von Öl in ie Meere durch Ölplattformen erfolgt nicht durch spek- akuläre Unfälle, sondern durch den täglichen Betrieb uf den Ölplattformen. Um diesen Eintrag zu vermin- ern, ist beim Betrieb der Ölplattformen darauf hinzuar- eiten, dass der Ölanteil im Produktionswasser weiter bgesenkt wird, bis eine Produktionsweise erreicht wird, ei der keinerlei umweltbelastende Stoffe mehr in die mwelt abgegeben werden. Auch fragen wir an, ob denn alles getan wird, damit ich so ein schrecklicher Unfall, wie wir ihn gerade im olf von Mexiko erleben, nicht vor der deutschen Küste reignen kann. Und sollte doch so ein Unfall passieren, b das Unfall- und Katastrophenmanagement gegen Öl- nfälle effektiv genug gestaltet ist und alle denkbaren efahrenlagen umfasst. Wenn wir heute über den Schutz der Meere reden, so uss auch der Schutz der marinen Artenvielfalt im Zen- rum stehen. Die Vereinten Nationen haben 2010 als In- ernationales Jahr der biologischen Vielfalt ausgerufen. iese Proklamation dient dazu, das Thema biologische ielfalt mit seinen vielen Facetten weltweit stärker ins ffentliche Bewusstsein zu rücken. Zurzeit schwindet ie biologische Vielfalt weltweit in einer Geschwindig- eit, wie sie in der Geschichte vorher nicht beobachtet Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4801 (A) ) )(B) wurde. Die aktuelle Rate des globalen Artensterbens übersteigt die angenommene natürliche Aussterberate um das 100- bis 1 000-fache. Nach Daten der Weltnatur- schutzorganisation IUCN sind derzeit weltweit mehr als 16 000 Arten vom Aussterben bedroht, darunter etwa ein Viertel aller Säugetiere, ein Drittel aller Amphibienarten und 12 Prozent der Vogelarten. Bei den Ökosystemen zeigt sich ein ähnliches Bild: Karibische Korallenriffe sind bereits zu 80 Prozent zerstört, 35 Prozent aller Man- groven wurden innerhalb der letzten 20 Jahre vernichtet. Nach Angaben der Sachverständigenrates der Bun- desregierung gelten 88 Prozent der Fischbestände in den europäischen Meeren als übernutzt, 30 Prozent der Be- stände als bedroht. Deshalb ist es von höchster Wichtig- keit, dass ein globales Netzwerk von Meeresschutzge- bieten durch das UN-Übereinkommen über Biologische Vielfalt, CBD, geschaffen wird. Meeresschutzgebiete sind Gebiete, in denen die wirtschaftlichen Nutzungsin- teressen aufeinander abgestimmt sind und ihre Ausbrei- tung dem Schutzauftrag entsprechend begrenzt wird. Dazu gehören Fischerei, Öl- und Gasförderung sowie Sand- und Kiesabbau. Meeresschutzgebiete sind ein Schlüsselinstrument gegen den Verlust der marinen Ar- tenvielfalt und für den Schutz der Meere und ihrer Be- wohner. In Meeresschutzgebieten können sich über- fischte Bestände erholen, und die Fischerei profitiert von wachsenden Populationen. Ein effektives Netzwerk von Meeresschutzgebieten muss groß genug sein, um Arten und ökologische Prozesse nachhaltig zu sichern und zu erhalten. Wichtig dabei ist auch eine wirkungsvolle und effiziente Kooperation bei der Ausweisung und dem Ma- nagement von grenzüberschreitenden Schutzgebieten. Sei es beim Artenschutz, bei der Fischerei oder dem Klimaschutz: Ziel muss sein, die Nutzung und Bewah- rung der Meere wieder miteinander zu verbinden. Wir müssen den Schutz der Meere vermehrt auf die politi- sche Agenda setzen und hartnäckig und mit langem Atem für Verbesserungen kämpfen. Als Politik müssen wir hierfür den Dialog suchen und dafür eintreten, dass kurzfristiges Profitdenken durch langfristige Verantwor- tung abgelöst wird. Angelika Brunkhorst (FDP): Der Schutz der Meere ist insgesamt nach wie vor eine große Herausforderung. Die Erhaltung der Ökosysteme und der biologischen Vielfalt der Meere dient dem Schutz der gemeinsamen natürlichen Ressourcen. Davon wollen letztendlich auch wir immer wieder profitieren. Es ist ganz richtig, die Wichtigkeit des Lebensraums Meer hervorzuheben. Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Ihre im Antrag angesprochenen Verlustszenarien sind nachvollziehbar, dennoch ist die daraus entstandene Projektion von absoluten Vernichtungsszenarien mir zu dramatisch. Die FDP sieht in der verantwortungsvollen Nutzung der Meeresressourcen eine besondere Herausforderung. Meeresschutz und Meeresnutzung sollen in Balance ge- bracht werden. t n s w t d s t s l s E S 0 N m b G t d s f z i i l A n t n s W z m d E r s u c i z w w g a L p s h m b (C (D Auf europäischer Ebene gilt seit 2008 die Meeresstra- egie-Rahmenrichtlinie, die den Ordnungsrahmen für die otwendigen Maßnahmen für alle EU-Mitglieder chafft. Bis 2020 soll ein „guter Zustand der Meeresum- elt“ in allen europäischen Meeren erreicht bzw. erhal- en werden. Hier existiert schon einmal eine Strategie, ie den Schutz des Meeres vorantreibt. Sie legt den Öko- ystemansatz zugrunde und wählt den integrativen Poli- ikansatz. Die Vertragsstaaten der Konvention über die Biologi- che Vielfalt, CBD, haben bereits 2004 das Ziel formu- iert, bis 2012 ein Netzwerk von Meeres- und Küsten- chutzgebieten einzurichten. Auf der Landfläche der rde sind derzeit etwa 10 Prozent unter besonderen chutz gestellt. Bei den Meeren sind es weltweit nur ,5 Prozent. Daher bin ich ganz auf Ihrer Seite, dass der atur auch hier die notwendigen Schutzräume einzuräu- en sind. Deutschland ist auf einem guten Weg, da wir ereits etwa 10 000 Quadratkilometer als Natura-2000- ebiete ausgewiesen haben. Wir werden uns für den Aufbau eines globalen Sys- ems von Meeresschutzgebieten gerade im Hinblick auf ie 10. Vertragsstaatenkonferenz in Nagoya/Japan ein- etzen. Momentan haben wir noch den Vorsitz der Kon- erenz. Die Forderung der Einrichtung eines weltweiten Net- es von Meeresschutzgebieten haben wir ausdrücklich m Koalitionsvertrag festgehalten. Wir setzen uns gerade m Jahr der Biologischen Vielfalt dafür ein, dass der Ver- ust der Artenvielfalt gestoppt wird, so auch der marinen rten. Der Artenschutz ist eine globale Aufgabe. Inter- ationale Natur- und Artenschutzabkommen sind bedeu- end für die Koordination der Maßnahmen. Internatio- ale Maßstäbe zur Bewertung der Biodiversität müssen tärker erforscht werden. Eine ständige Verbesserung der issensgrundlage in Bezug auf die Meere ist Vorausset- ungen für die Gestaltung von wirkungsvollen Schutz- aßnahmen. Auch der Klimawandel mit einem weltweiten Anstieg er Temperatur wirkt sich auf die Meeresumwelt aus. in steigender CO2-Gehalt der Luft führt zur Versaue- ung der Meere. Saures Wasser erschwert den minerali- chen Aufbau neuer Korallen, Muscheln oder Schnecken nd kann zu deren Zerstörung führen. Liebe Kollegen von der SPD, die von Ihnen angespro- hene Forderung, sich verstärkt für den Abschluss eines nternationalen Kioto-Anschlussabkommens einzuset- en, damit das Zwei-Grad-Ziel erreicht werden kann, ist ünschenswert, aber in der Umsetzung schwierig. Wie ir in Kopenhagen gesehen haben, war eine Einigung erade mit den großen Schwellenländern und den USA uf derartige Ziele momentan nicht möglich. Nicht alle änder fühlten sich diesem Ziel gleichermaßen ver- flichtet und wollten mit einer ambitionierteren Klima- chutzpolitik beispielsweise die Meere schützen. Leider aben nur 25 der 193 Teilnehmerstaaten sich auf der Kli- aschutzkonferenz in Kopenhagen verständigt, die glo- ale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. 4802 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 (A) ) )(B) Liebe Kollegen von der SPD, Sie fordern den Ab- schluss eines internationalen Vertrags zum Schutz der Arktis nach dem Vorbild des Antarktisvertrags und die Einsetzung eines Moratoriums. Der Antarktisvertrag kann aus unserer Sicht nicht ohne Weiteres auf die Ark- tis übertragen werden, da die Gebietsansprüche inner- halb der Arktis noch nicht eindeutig geklärt sind. Es ist völkerrechtlich noch völlig unklar, ob der Nordpol – und vor allem das Nordpolarmeer – überhaupt von einer Na- tion beansprucht werden kann: 1994 trat die Seerechts- konvention der Vereinten Nationen in Kraft, nach der Staaten Anspruch auf Meeresregionen erheben können, die bis zu 200 Seemeilen vor ihrer Küste liegen. Eine Entscheidung der Vereinten Nationen, wer wo seine Grenzen rund um den Nordpol ziehen darf, steht noch aus. Die betreffenden Staaten müssen wissenschaftliche Belege vorweisen, die ihre Ansprüche stützen. Der Schutz der Meeresumwelt und des Nordostatlan- tiks ist in dem OSPAR-Abkommen geregelt, bei dem Deutschland Mitglied ist. Hier sind schon eindeutige Schutzregelungen bis hin zur Arktis getroffen worden. Der Schutz der Meere, die Nutzung der Meeresressour- cen und die Entwicklung der maritimen Wirtschaft sehen wir als eine große Herausforderung an. Sabine Stüber (DIE LINKE): Das Thema Meeres- schutz hatten wir in den letzten Monaten häufiger im Bundestag auf der Tagesordnung. Die unterschiedlichen Anlässe waren die 11. Trilaterale zum Wattenmeerschutz im März, der internationale Tag der Biologischen Viel- falt im Mai und in dieser Woche zum Tag des Meeres. In ihren Inhalten ähneln sich die Anträge. Warum wohl? Der Zustand unserer Meere ist nicht erst seit heute be- sorgniserregend. Die Meere werden als Lebensraum sys- tematisch zerstört durch Unmengen Müll am Meeresbo- den und in den Küstenregionen, durch Überfischung, Ölverschmutzung und anderen Schadstoffeintrag. Das zunehmende Vordringen des Menschen mit seinen Akti- vitäten in der Tiefsee lässt selbst diesen ganz speziellen Lebensräumen kaum eine Chance. Sei es die industrielle Fischerei mit Grundschleppnetzen oder die Erdölförde- rung in der Tiefsee: Die Ressourcenausbeutung erfolgt ohne Rücksicht auf Verluste. Mit der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie der EU sollte 2008 die Notleine zumindest für die europäischen Meeresgebiete gezogen werden. Hohe Ziele sind ge- steckt. Bis 2020 soll sich die Situation ins Positive um- kehren. Das kann anhand festgeschriebener Kriterien auch überprüft werden. Jetzt daran zu erinnern und Maßnahmen zur konse- quenten Umsetzung der Meeresstrategie der EU einzu- fordern, können wir nur unterstützen. Und gerade weil uns die Realität mal wieder eingeholt hat: Meeresschutz braucht Internationalität. Seit dem 20. April fließt Erdöl in den Golf von Me- xiko. Die Schätzungen der täglichen Menge reichen von 1 500 Tonnen bis 3 400 Tonnen. Ein Vergleich in Güter- zügen für meine und Ihre Vorstellungskraft, Kolleginnen und Kollegen: Ein Kesselwagen fasst 60 Tonnen und ein Güterzug zieht circa 20 solcher Wagen. Nehmen wir den mittleren Wert von 2 500 Tonnen, dann strömen täglich z M 1 d b t 1 U „ c S s a v W A s M m ü w K g m k l F I d g b s r S A n w s s s n „ m d K w t s d F M g – w w (C (D wei Güterzüge mit 20 Kesselwagen Öl in den Golf von exiko. Das sind jetzt, nach mehr als sieben Wochen, 30 000 Tonnen. Die Versuche des Mineralölkonzerns, as ausströmende Öl irgendwie aufzuhalten, scheitern isher. Wir sind so erschrocken, dass wir gar nicht rich- ig mitbekommen haben, dass am 21. Mai knapp 000 Kilometer vor der deutschen Küste ein ähnlicher nfall geschah. Die größte norwegische Bohrinsel Gullfaks C“ musste 89 Mitarbeiter evakuieren. Ein Si- herheitsventil versagte. Mit mehr als 600 Kubikmeter chlamm konnte das Förderloch versiegelt werden. Mitte Mai sind an Rügens Nordstränden und wenig päter auch vor Usedom etwa 100 Kubikmeter Paraffin ngelandet. Das waren mehr als 2 000 Küchenmülleimer oll, die von vielen Helfern weggetragen wurden. Die asserschutzpolizei vermutet, dass das Wachs beim uswaschen eines Schifffrachtraums illegal in der Ost- ee entsorgt wurde. Das ist jetzt ein kleines Beispiel für eeresverschmutzung vor unserer Haustür. Fast unbe- erkt passieren die kleinen Verschmutzungen täglich berall und belasten in der Summe die Meere ebenfalls eltweit. Ich habe das schon vor einer Woche gesagt, Euro- rise hin oder her: Unsere natürlichen Lebensgrundla- en befinden sich ebenfalls in einer Krise. Ein wirksa- er Meeresschutz duldet keinen Aufschub. Dazu sind lare Prioritäten mit knappen zeitlichen Vorgaben uner- ässlich. Und darum werden wir uns als Linke in den achausschüssen bemühen. Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ch freue mich ganz ehrlich über den Antrag der SPD: Er eckt sich in seinen Positionen mit unseren Vorstellun- en von nachhaltiger Meerespolitik. Er ergänzt, was hier ereits vor zwei Wochen mit unserem Antrag themati- iert wurde. Dennoch hat diese Debatte etwas sehr Bitte- es: Zum Welttag der Ozeane sollte man eigentlich die chönheit und Größe dieser wichtigen Ressource feiern. ber wir alle wissen: Zu feiern gibt es nichts. Zum ei- en, weil trotz aller Bemühungen der Zustand der Meere eiter schlecht ist, vor allem jedoch, weil wir täglich chreckliche Bilder vom Meeresboden sehen. Das Öl prudelt jetzt seit sieben Wochen unaufhörlich und ver- eucht Meer und Küsten. Die schöne saubere und grüne Welt, die uns BP in sei- en Kampagnen vorgegaukelt hat, ist endgültig passé. Zum Glück“ kann ich nur sagen! Wer Dreck macht, uss auch dazu stehen. Es kann nicht sein, dass Milliar- en mit Öl verdient werden, und man gleichzeitig mit ampagnen aus der Portokasse Umweltschützer sein ill. Bei fast 17 Milliarden Dollar Gewinn allein im letz- en Jahr hat BP seit 1997 etwa 200 Millionen Dollar für eine Imagekampagne ausgegeben. Für den Einstieg in en klimaschädlichen Ölsandabbau wurde dagegen das ünfzigfache bezahlt. Kurz nach der Explosion der Ölplattform im Golf von exiko haben wir Grünen vor den dramatischen Folgen ewarnt. In der Debatte hier im Haus hat die Union sich vor gerade mal vier Wochen – darüber gewundert, dass ir hier über die Zukunft der Energieversorgung reden ollen. Und den Kolleginnen und Kollegen der FDP war Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4803 (A) ) )(B) es nicht einmal wert, überhaupt an dieser Debatte teilzu- nehmen. Es ist letztendlich erschütternd, dass es immer solche Katastrophen braucht, um zur Einsicht zu kommen. Denn wir müssen mit aller Konsequenz sagen: Das Ganze ist ein GAU der Ölindustrie! Klar ist jetzt: Wir müssen weg vom Öl! Ich freue mich sehr, dass inzwi- schen auch die FDP dieser Forderung folgt. Immerhin hat es bei diesem GAU der Ölindustrie nur vier Wochen gedauert, um aus einer Katastrophe die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Ich hoffe, dass Sie Ihren verbalen Ankündigungen jetzt auch Taten folgen lassen und unserem und dem Antrag der SPD folgen. Der GAU von Tschernobyl macht mir da nicht gerade Mut: Hier haben Sie ja auch nach 25 Jahren den Irrweg noch nicht erkannt. Wir sehen hier ganz klar: Maximales Gewinnstreben geht viel zu schnell auf Kosten der Allgemeinheit. Und deswegen muss es jetzt eine eindeutige Botschaft an alle Marktliberalen geben. Wir alle müssen sagen: Angebot und Nachfrage nach Erdöl dürfen nicht länger einzige Handlungsmaxime sein. Wir als Politik müssen eindeu- tig festlegen, wann Schluss ist mit der rücksichtslosen Ausbeutung unseres Planeten. Wir müssen sagen, wie unsere Energieversorgung ohne Öl aussehen kann – und welchen Beitrag die Energiekonzerne hierzu zu leisten haben. Nur mit dieser Ehrlichkeit wird sich wirklich etwas ändern. Nur wenn wir wirklich den Schritt hin zu einer weitestgehend erdölfreien Wirtschaft machen, werden wir die Meere schützen und den Klimawandel men- schenverträglich halten können. Nach jüngsten Berechnungen wird in der Folge der Katastrophe im Golf von Mexiko die Ölknappheit dras- tisch steigen, und zwar schon zwischen 2013 und 2015 – also noch im Laufe dieser Legislatur. Wer jetzt noch so weitermachen will wie bisher, der ist mindestens genau so wenig dicht wie das Loch im Golf von Mexiko. Reißen wir das Ruder herum und investieren in die einzige Möglichkeit, die uns bleibt: Fördern wir die er- neuerbare Energien! Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu den Anträgen: – Menschenrechtsverteidiger brauchen den Schutz der Europäischen Union – Mehr Schutz für Menschenrechtsverteidige- rinnen und Menschenrechtsverteidiger (Tagesordnungspunkt 21) Frank Heinrich (CDU/CSU): Der weltweite Schutz der Menschenrechte war und ist ein zentrales Anliegen bundesdeutscher Politik. Dazu gemahnt uns unsere Ge- schichte, die leuchtenden wie auch die finsteren Kapitel d u n a s V z h d g L p d r t z B g M d M s A v h g i r S g n s B T s s i w b t z w b B S z d r m n v B 1 d f t (C (D ieser wechselhaften Geschichte. Und dazu beauftragt ns unsere Verfassung. Das Anliegen dieses Tagesord- ungspunktes wiegt schwer genug, um das Grundgesetz n dieser Stelle auch zu zitieren: „Die Würde des Men- chen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist erpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Menschenwürde u schützen heißt, Menschenrechte zu schützen, und es eißt vor allem, diejenigen zu schützen, die den Schutz er Würde und der Rechte anderer Menschen verteidi- en und dadurch selber in Gefahr geraten. Dazu ist die enkungsmacht der staatlichen Gewalt, die Politik, ver- flichtet. Alle demokratischen Kräfte und Parteien in iesem Land stehen hier auf einem gemeinsamen Boden. Die Koalition aus CDU/CSU und FDP weiß sich da- über hinaus einem gemeinsamen Wertekodex verpflich- et, der in der jüdisch-christlichen Tradition ebenso wur- elt wie im aufklärerischen Humanismus des liberalen ürgertums. Diese Werte haben zur Ausprägung des Be- riffes der Menschenwürde und zur Formulierung der enschenrechte geführt. So wird es nicht überraschen, ass ich mich namens meiner Fraktion im Ausschuss für enschenrechte und Humanitäre Hilfe positiv und zu- timmend zum Anliegen der heute zu beschließenden nträge geäußert habe. Menschenrechte und der Schutz on Verteidigerinnen und Verteidigern dieser Rechte ste- en in unserer Prioritätenliste weit oben. Auch inhaltlich ibt es in beiden Anträgen Passagen, die wir begrüßen, nsbesondere im SPD-Antrag. Ich zitiere aus dem Be- icht: „Die Fraktion der CDU/CSU erklärt, dass die chnittmenge mit dem Antrag der SPD-Fraktion sehr roß sei.“ Zu dieser Aussage stehe ich und stehen wir, ach wie vor. Zugleich machen mir die beiden Anträge Bauch- chmerzen, denn sie suggerieren unterschwellig, dass die undesregierung und die Regierungskoalition sich dem hema zu wenig widmen würden. Beide Anträge unter- chlagen die Ergebnisse der bisherigen Debatten und Be- chlüsse dieser Legislaturperiode. Ich darf daher erinnern: Für die Regierungskoalition st das Thema Menschenrechte von zentraler Bedeutung, eil es als ein Querschnittsthema alle Politikbereiche etrifft. Darum haben wir bereits zu Beginn der Legisla- urperiode zügig zum Thema gearbeitet und am 16. De- ember 2009 den umfassenden Antrag „Menschenrechte eltweit schützen“ in den Deutschen Bundestag einge- racht, der am 22. März 2010 beschlossen wurde. Dieser eschluss musste gegen die Stimmen der Fraktionen der PD, von Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke gefasst u werden, und das zeigt leider, dass es hier nicht nur um ie Sache selbst, nämlich den Schutz der Menschen- echte, sondern um eine parteipolitisch gefärbte Instru- entalisierung des Themas ging. Ähnlich lesen sich die euerlichen Anträge. Sie enthalten Forderungen, die im on der CDU/CSU eingebrachten und vom Deutschen undestag beschlossenen Antrag bereits enthalten sind. Ich darf noch einmal erinnern: Wir haben einen 7 Punkte umfassenden Forderungskatalog an die Bun- esregierung formuliert, der zum Ziel hat, „konsequent ür die Menschenrechte in allen Politikbereichen einzu- reten“. Diese Forderungen umfassen Themenbereiche 4804 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 (A) ) )(B) wie: Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in der Entwick- lungszusammenarbeit, die weltweite Abschaffung von Todesstrafe, Folter und unmenschlicher Behandlung, den Einsatz gegen die Beschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit, den Kampf gegen Sklaverei, Ausbeu- tung und Menschenhandel, den Einsatz gegen Kinderar- beit, Kindersoldaten, Zwangsprostitution, Zwangsheirat und Praktiken wie Genitalverstümmelung, den Einsatz gegen jegliche Benachteiligung aufgrund von Religion, ethnischer Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientie- rung weltweit, den Kampf für Religionsfreiheit und die Lage christlicher Minderheiten. Dazu forderten wir auf institutioneller Ebene: die Rücknahme der Vorbehaltserklärung zur Kinderrechts- konvention der Vereinten Nationen – was im Übrigen mittlerweile erreicht worden ist –, den Einsatz bei den Nichtunterzeichnerstaaten des Römischen Statuts des Internationalen Strafgerichtshofs für eine baldige Ratifi- zierung – was ich persönlich übrigens durch meine Teil- nahme an der Konferenz zur Überprüfung des Römi- schen Statuts in Kampala/Uganda unterstützt habe – und die Unterstützung des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte bei der Ausübung seiner Aufgaben. Damit diese Forderungen auch wirklich mit Leben er- füllt werden können, braucht es – wie Sie, meine Damen und Herren der SPD und von Bündnis 90/Die Grünen zu Recht betonen – die Beobachter und Verteidiger der Menschenrechte vor Ort. Dass Menschenrechtsverteidi- ger dabei vielerorts unter Gefahr für ihr eigenes Leben agieren, ist ein trauriger, skandalöser und nicht hinnehm- barer Zustand. Ich denke an die großen Menschenrechts- verteidiger des 20. Jahrhunderts: Mahatma Ghandi in In- dien oder Martin Luther King in den Vereinigten Staaten, die für ihre Sache mit dem Leben bezahlen mussten. Aber ich denke auch an Begegnungen hier in Berlin mit Menschenrechtsverteidigern aus Honduras, aus Israel/Palästina und vielen anderen Ländern mehr, die vor Mitgliedern des Menschenrechtsausschusses die gefährlichen Umstände ihres Wirkens geschildert haben. Diese Menschen sind in Gefahr! Darum hat sich der Deutsche Bundestag bereits 2003 in einem interfraktionellen Antrag – Drucksache 15/2078 – zum Schutz von bedrohten Menschenrechtsverteidigern verpflichtet. Darum hat die spanische EU-Ratspräsidentschaft in Rücksprache mit der Bundesregierung das Vorhaben ei- ner Verbesserung des Schutzes von Menschenrechtsver- teidigern angekündigt. Darum ist die Unterstützung von Menschenrechtsver- teidigern seit langem fester Bestandteil der EU-Men- schenrechtspolitik. Die Leitlinien zu Menschenrechts- verteidigern wurden bereits am 14. Juni 2004 vom Allgemeinen Rat der Außenminister angenommen. Da- mit wurde ein genereller Bezugsrahmen mit Empfehlun- gen für konkrete Maßnahmen der EU beim Einsatz für den Schutz dieser Personengruppe geschaffen. Am 12. Juni 2006 verabschiedete der Rat der Außenminister infolge der umfassenden Evaluierung zur Umsetzung der Leitlinien Empfehlungen, die eine Verbesserung der Im- plementierung zum Ziel hatten. Deutschland setzte sich i e L d m n z s e H r z d l M g N A p d t p w d I v g d w A w w g G K g d e f o K K A e d e g A b r t s (C (D n der Dauer der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im rsten Halbjahr 2007 für die konsequente Umsetzung der eitlinien zu Menschenrechtsverteidigern ein und ergriff ie Initiative zur weltweiten Erarbeitung lokaler Imple- entierungsstrategien der EU. Und darum, eben weil wir dem Los der Verteidigerin- en und Verteidiger von Menschenrechten nicht tatenlos usehen können und dürfen, enthält unser Antrag „Men- chenrechte weltweit schützen“ – welchen, um es noch inmal zu betonen, die gesamte Opposition in diesem ohen Hause abgelehnt hat – eine explizite Aufforde- ung an die Bundesregierung, die betroffenen Menschen u schützen. Ich zitiere: „Der Deutsche Bundestag for- ert die Bundesregierung auf, ... über die deutschen Aus- andsvertretungen in akuten Fällen die notwendigen aßnahmen zum Schutz von Menschenrechtsverteidi- ern zu ergreifen und diese gegebenenfalls auch unter utzung der entsprechenden Vorschriften des geltenden usländerrechts kurzfristig zeitweilig in der Bundesre- ublik Deutschland aufzunehmen.“ Damit sind viele Forderungen der beiden vorliegen- en Anträge obsolet. Entweder sind sie bereits Bestand- eil bundesdeutscher und europäischer Menschenrechts- olitik. Oder sie sind im Antrag „Menschenrechte eltweit schützen“ enthalten. Auch gibt es im Detail einige abweichende Positionen er CDU/CSU-Fraktion zu den vorliegenden Anträgen. ch beschränke mich auf drei davon: Erstens. Die SPD fordert in Punkt 3 die Einbeziehung on Menschenrechtsverteidigern und Menschenrechtsor- anisationen in die Diskussion der Vorschläge des Rates er EU. Diese Forderung ist unangemessen, da sie ent- eder bereits in der Vorfeldarbeit durch das Auswärtige mt geleistet wird oder aber in einen Bereich eingreifen ill, der dem Auswärtigen Amt vorbehalten ist. Zweitens. Im Antrag von Bündnis 90/Die Grünen ird unter Bezugnahme auf die Antwort der Bundesre- ierung auf die Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die rünen dargestellt, die Bundesregierung hätte trotz ihrer enntnis der Bedrohung von Menschenrechtsverteidi- ern in Honduras keine notwendigen Maßnahmen zu eren Schutz unternommen. Dabei wird in der Antwort rläutert, dass Vertreter der deutschen Botschaft fortlau- end die Situation der Menschenrechte in Honduras be- bachten sowie bilateral, im EU-Rahmen und in der oordinierungsgruppe der wichtigsten Geber, G 16, ontakt mit Menschenrechtsverteidigern haben. Deren ngehörige werden durch die Botschaft zu Gesprächen mpfangen, womit der Schutz dieses Personenkreises eutlich wird. Drittens. Gefordert wird im selben Antrag, das Amt ines Verbindungsbeamten für Menschenrechtsverteidi- er beim Auswärtigen Amt einzusetzen und in den uslandsvertretungen zu gewährleisten, dass ein Ver- indungsbeamter vor Ort für die aktiven Menschen- echtsverteidiger unter Ausstattung notwendiger Kapazi- äten zur Verfügung steht. Wir sehen darin eine unnötige, ehr teure Aufblähung eines auch ohne dieses Amt gut Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4805 (A) ) )(B) funktionierenden Verwaltungsapparates und damit die Vergeudung finanzieller Ressourcen. Damit komme ich zum Schluss. Liebe Kolleginnen und Kollegen der Fraktionen der SPD und von Bündnis 90/ Die Grünen, ich achte und ehre Ihr Engagement für den Schutz von Menschenrechtsverteidigern. Die Anträge in der vorliegenden Form lehnt meine Fraktion ab. Statt- dessen fordere ich Sie auf, Ihrerseits die Schnittmenge mit dem Antrag „Menschenrechte weltweit schützen“ zu erkennen und mit der Regierungskoalition gemeinsam die Beschlüsse daraus umzusetzen. Christoph Strässer (SPD): Nach 13-jährigen Ver- handlungen ist am 9. Dezember 1998 die Erklärung der Vereinten Nationen zu Menschenrechtsverteidigern ver- abschiedet worden. Die langen Verhandlungen machen deutlich, wie schwierig es war, sich auf einen allgemein verbindlichen Konsens zu einigen, was Menschenrechts- verteidiger eigentlich sind. In der Erklärung heißt es: „Menschenrechtsverteidiger ist grundsätzlich jeder, der sich friedlich für die Förderung und den Schutz von Menschenrechten einsetzt.“ Der Deutsche Bundestag hat sich bereits in einer Ent- schließung im Jahr 2003 für einen intensiveren Schutz von Menschenrechtsverteidigern stark gemacht, im Jahr 2005 hat die EU Richtlinien zum Schutz von Menschen- rechtsverteidigern verabschiedet. Gerade in Zeiten des internationalen Terrorismus ist es wichtig, den Schutz von Menschenrechtsverteidigern zu verstärken; denn manche Regierung nutzt die Auseinandersetzung mit dem Terrorismus auch als Vorwand, um Menschenrechte einzuschränken oder außer Kraft zu setzen. Deshalb ist es gut und richtig, dass die spanische EU- Ratspräsidentschaft anregt, das vorhandene Instrumenta- rium zu überprüfen und die Umsetzung bereits beschlos- sener Maßnahmen zu beschleunigen. Immer wieder, in der letzten Zeit zunehmend, errei- chen uns Berichte des Büros der Sonderberichterstatterin der VN für Menschenrechtsverteidiger, wonach die Ge- fährdung von Menschenrechtsverteidigern zunimmt und die Bereitschaft der Staaten zur Kooperation sinkt. Immer wieder erreichen uns auch in Deutschland er- schütternde Mitteilungen über das Schicksal von Rechts- anwälten, Journalisten, Parlamentariern, Gewerkschafts- mitgliedern oder Vertretern von Frauenorganisationen oder Minderheiten, die nichts weiter getan haben, als sich für die unveräußerlichen Rechte Anderer einzuset- zen und die dann selbst Opfer staatlicher Repression oder paramilitärischer Gruppierungen werden. Deshalb ist Unterstützung für Menschenrechtsverteidiger nach wie vor dringend erforderlich; deshalb unterstützten wir die Initiativen der spanischen Ratspräsidentschaft nach- drücklich. Denn es sind Menschenrechtsverteidiger, die die friedliche Entwicklung zu mehr Demokratie und Rechtsstaatlichkeit weltweit konkret und unter Einsatz ihres Lebens tatsächlich voranbringen. Zu unser aller Erschrecken und Bedauern sind Men- schenrechtsverteidiger oft auch Opfer von Gewalttaten und politischen Morden, so zum Beispiel Floribert C k a l g i T d K „ S M R k l u g M t S b w s L G A t c k z v f g B l k m i w – g S u s k a A S f d s z r e R s B m (C (D hebeya, der bekannteste Menschenrechtler der Demo- ratischen Republik Kongo. Er wurde vor vier Tagen tot ufgefunden. Zuvor war er in Kinshasa einer Polizeivor- adung gefolgt. Nun ist er tot. Es wird davon ausgegan- en, dass er Opfer eines Gewaltverbrechens geworden st. Wir sind zutiefst erschüttert und empört über diese at. Er war der international bekannteste Vorkämpfer für ie Menschenrechte in der Demokratischen Republik ongo. Als Präsident der Menschenrechtsorganisation Voix de Sans-Voix“, VSV, auf Deutsch „Stimme der timmlosen“, setzte er sich für mehr Freiheit der enschen im Kongo, also für mehr Demokratie und echtsstaatlichkeit, ein. Mit Chebeya verliert die Demo- ratische Republik Kongo eine ihrer wenigen unbestech- ichen Stimmen, die beharrlich auf staatliche Willkür nd Gewalt und Missachtung der Menschen- und Bür- errechte aufmerksam machten. Chebeyas Tod ist für die enschen im Kongo eine Katastrophe und für uns eine raurige Mahnung, in unserem Engagement für den chutz von Menschenrechtsverteidigern nicht nachzuge- en und alles für ihre Sicherheit zu tun. Deshalb fordern ir auch eine rückhaltlose Aufklärung des Falles. Dieses Beispiel steht für viele, in denen sich Men- chenrechtsverteidiger trotz der Gefahr für ihr eigenes eben für Menschenrechte und Demokratie einsetzen. erade uns Demokraten sollte das dazu bringen, diese rbeit zu unterstützen und zu würdigen. Deshalb hat die SPD-Bundestagsfraktion diesen An- rag eingebracht. Bevor ich auf einige Inhalte zu spre- hen komme, möchte ich diesbezüglich die Regierungs- oalition fragen, wo denn ihr parlamentarischer Beitrag um Schutz und zur Unterstützung von Menschenrechts- erteidigern verblieben ist. Oder anders und deutlicher ormuliert: Es ist wirklich ein Armutszeugnis sonder- leichen, dass von Union und FDP zu diesem wichtigen ereich der Menschenrechtspolitik nichts kommt. Und iebe Kolleginnen und Kollegen von Union und FDP, ommen Sie mir bitte in diesem Zusammenhang nicht it dem Abschnitt zu den Menschenrechtsverteidigern n ihrem total substanzlosen Antrag „Menschenrechte eltweit schützen“. Denn die Forderung unter Punkt 17 ich zitiere –, „über die deutschen Auslandsvertretun- en in akuten Fällen die notwendigen Maßnahmen zum chutz von Menschenrechtsverteidigern zu ergreifen nd diese gegebenenfalls auch unter Nutzung der ent- prechenden Vorschriften des geltenden Ausländerrechts urzfristig zeitweilig in der Bundesrepublik Deutschland ufzunehmen“, ist erstens aus einem interfraktionellem ntrag einfach abgeschrieben, und zum Zweiten haben ie sich seinerzeit auch nur auf diesen Passus im inter- raktionellen Antrag eingelassen, weil wir Sie dazu ge- rängt haben. Des Weiteren ist diese auf Ihr Verlangen chwammig formulierte Einzelforderung natürlich viel u wenig, um der Wichtigkeit des Themas wirklich ge- echt zu werden. Außerdem: Was heißt Ihre Forderung igentlich konkret? Heißt es, wie im Fall von Syrien, ücknahmeabkommen zu schließen obwohl dort Men- chenrechtsverteidiger wie Herr Labwani oder Anwar el- unni nachweislich rechtswidrig inhaftiert, gefoltert und isshandelt werden? 4806 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 (A) ) )(B) Es ist leider so, dass auch im Fall der Menschen- rechtsverteidiger Ihre menschenrechtspolitischen Aussa- gen entweder gar nicht vorhanden oder völlig unzurei- chend sind und zu allem Überfluss die konkrete Politik ihren vermeintlichen Ansprüchen sogar zuwider ist. Warum sonst unterstützen Sie nicht unseren Antrag, das Rückübernahmeabkommen mit Syrien sofort aufzu- kündigen? Rückführungen in einen Staat, in dem Folter nicht nur nicht untersagt, sondern aktiv eingesetzt wird, dürfen unter Geltung des absoluten Folterverbots nicht hingenommen werden. Was wir brauchen, sind konkrete, menschenrechtlich und politisch pragmatisch schnell umsetzbare Vor- schläge wie die Schaffung eines Amtes einer Verbin- dungsbeamtin oder eines Verbindungsbeamten für Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechts- verteidiger beim Auswärtigen Amt und in den deutschen Auslandsvertretungen, ausgestattet mit den erforderli- chen Kapazitäten und Kompetenzen. Außerdem ist es unabdingbar, über die deutschen Auslandsvertretungen die notwendigen Maßnahmen zum Schutz von Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidigern zu ergreifen, diese in Fällen akuter Bedrohung für 12 bis 24 Monate in der Bundesre- publik Deutschland aufzunehmen und sie während die- ser Zeit finanziell mit einem deutlich über der Grund- sicherung liegenden Betrag zu unterstützen. Weil dies auch in dem Antrag „Mehr Schutz für Men- schenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsvertei- diger“ der Grünen gefordert wird, werden wir auch die- sen Antrag unterstützen. Wer schützen will, muss konkrete Schritte zu deren Schutz vorschlagen und vor allem auch im eigenen Land durchführen. Weder das eine noch das andere macht die Regierungskoalition. Deshalb bitte ich alle ernsthaft menschenrechtlich engagierten Kollegen von Union und FDP, die Anträge von Grünen und SPD zu unterstützen. Aber vermutlich wird auch die Menschenrechtspolitik ihrem Parteikalkül geopfert, wie so einiges andere ver- mutlich auch. Marina Schuster (FDP): Der FDP ist der Schutz von Menschenrechtsverteidigern ein wichtiges Anlie- gen. Bereits im ersten Antrag zu „Menschenrechte welt- weit schützen“ haben wir als Koalitionsfraktionen die Menschenrechtsverteidiger erwähnt und beschlossen, dass die Bundesregierung über die deutschen Auslands- vertretungen in akuten Fällen die notwendigen Maßnah- men zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern er- greift und diese gegebenenfalls auch unter Nutzung der entsprechenden Vorschriften des geltenden Ausländer- rechts kurzfristig zeitweilig in der Bundesrepublik Deutschland aufnimmt. Oft führe ich Gespräche mit den mutigen Menschen, die sich aus der Zivilgesellschaft heraus für den Schutz, die Förderung und die Durchsetzung der Menschen- rechte einsetzen, oft unter Einsatz ihrer körperlichen Un- versehrtheit oder ihres eigenen Lebens. Ich bin sehr dankbar und beeindruckt von der Leistung dieser muti- g d n e r b A K U L t B s t l M s R f s A s r A L B t b S d r e M S l M s M s g s z B M f s r f S v g M (C (D en Menschen. Menschenrechtsverteidiger bedürfen eshalb eines besonderen Schutzes durch die internatio- ale Gemeinschaft. Dieses Thema nehmen wir sehr rnst: Der Schutz und die Unterstützung von Menschen- echtsverteidigern sind ein thematischer Schwerpunkt ei der Projektförderung des Auswärtigen Amtes. Das uswärtige Amt förderte unter anderem eine regionale onferenz afrikanischer Menschenrechtsverteidiger in ganda, auf der vom Auswärtigen Amt über die EU- eitlinien informiert wurde. Neben dem ständigen Aus- ausch mit Menschenrechtsverteidigern vor Ort und in erlin, unter anderem über die Möglichkeit der verbes- erten Umsetzung der Leitlinien, setzt sich das Auswär- ige Amt – auch in konkreten Einzelfällen – in bilatera- en Gesprächen auf allen Ebenen, einschließlich der inister, für Menschenrechtsverteidiger ein. Aktuell wird über die Aufnahme von circa 20 irani- chen Oppositionellen, die in der „grünen Revolte“ eine olle spielten und sich momentan noch in der Türkei be- inden, gesprochen. Die Gespräche und Verhandlungen ollen demnächst mit einem positiven Ergebnis und der ufnahme der Oppositionellen beendet sein. Der Men- chenrechtsbeauftragte Markus Löning hat sich erfolg- eich beim Bundesinnenministerium eingesetzt, um die ufnahme zu beschleunigen. Dafür möchte ich Markus öning danken. Sowohl der Antrag der SPD als auch der Antrag von ündnis 90/Die Grünen lassen gerade im Feststellungs- eil genau das vermissen, was bereits geleistet wird. Die Bundesregierung setzt sich für die weitere Ver- esserung von Monitoring- und Berichtssystemen zum chutz von Menschenrechtsverteidigern ein, auch um ie bereits existierende enge Zusammenarbeit mit Nicht- egierungsorganisationen weiter zu vernetzen und damit ffizienter zu gestalten. So verfolgt die Bundesregierung eldungen von Nichtregierungsorganisationen über das chicksal von Menschenrechtsverteidigern weltweit. In der täglichen Praxis berichten die deutschen Aus- andsvertretungen regelmäßig über die Situation von enschenrechtsverteidigern. Darauf aufbauend setzt ich Deutschland im Kontext bilateraler Dialoge mit enschenrechtsverteidigern und durch förmlich politi- che Demarchen für verfolgte Menschenrechtsverteidi- er ein. Ihre Forderungen, liebe Kollegen von der SPD, sind ehr allgemein gefasst. Insbesondere Ihre Forderung 7 eigt, dass Sie sich noch nicht mit den Tätigkeiten der undesregierung, insbesondere mit der Arbeit von arkus Löning als Beauftragtem der Bundesregierung ür Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, auseinander- etzen. Auch der Antrag von Bündnis 90/Die Grünen igno- iert die bereits unternommenen Anstrengungen und Er- olge der deutschen Bundesregierung in Bezug auf chutz der Menschenrechte und von Menschenrechts- erteidigern. Dies gilt insbesondere vor dem Hinter- rund Ihrer Kritik, Herr Kollege Beck. Noch bevor arkus Löning sein Amt überhaupt angetreten hat, hat- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4807 (A) ) )(B) ten Sie nichts besseres zu tun als gleich mal Kritik gegen die Person und das Amt des Beauftragten der Bundesre- gierung für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe zu äußern. Markus Löning hat lieber Taten sprechen lassen. So hat sich Markus Löning nach seinem Amtsantritt mit ei- nem Brief an alle Leiter der deutschen Auslandsvertre- tungen gewandt und für besondere Aufmerksamkeit bei der Umsetzung der EU-Leitlinien zu Menschenrechts- verteidigern geworben. Die Unterstützung für Men- schenrechtsverteidiger soll auch Thema bei der anste- henden Botschafterkonferenz im Herbst sein. In allen seinen bisherigen Reisen sind Treffen mit Menschen- rechtsverteidigern erfolgt. Hierüber hat er in den Aus- schusssitzungen ausführlich berichtet. Die Bundesregierung zeigt mit all diesen Maßnahmen die sichtbare Unterstützung von Menschenrechtsvertei- digern nach außen und trägt der überragenden Bedeu- tung von Menschenrechtsverteidigern für die weltweite Durchsetzung der Menschenrechte Rechnung. Ich danke all denen, die diesen Weg unterstützen. Annette Groth (DIE LINKE): Menschenrechtsver- teidigerinnen und Menschenrechtsverteidiger werden in vielen Ländern der Erde bedroht und verfolgt. Men- schenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsvertei- diger sind als Anwältinnen und Anwälte, aktive Gewerk- schafterinnen und Gewerkschafter, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter oder in journalistischen Berufen tätig. Aber auch viele Geistliche oder Studierende kämpfen unter Einsatz ihres Lebens für die Rechte der Menschen. Sie organisieren Demonstrationen, schaffen Öffentlich- keit und untersuchen Menschenrechtsverletzungen in ih- ren Ländern. Sie sind es, die Verletzungen der Men- schenrechte trotz schwerer Repressionen in die Öffentlichkeit bringen und Widerstand organisieren. Durch ihre Informationen an internationale Gremien oder Einrichtungen der Vereinten Nationen schaffen sie vielfach die Grundlage für eine internationale Debatte über diese Menschenrechtsverletzungen. Dabei setzen sie häufig ihr Leben und ihre Gesundheit aufs Spiel, um anderen Menschen zu helfen. Ohne diese mutige Arbeit wäre die Durchsetzung der Menschenrechte undenkbar. Deshalb brauchen sie einen intensiveren Schutz. Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschen- rechtsverteidiger werden verfolgt, obwohl sie sich mit demokratischen und friedlichen Mitteln für ihre Ziele einsetzen. Wir erwarten deshalb von der deutschen Au- ßenpolitik, dass sie sich für den konkreten Schutz der Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechts- verteidiger einsetzt und konkrete Maßnahmen für ihren Schutz ergreift. Um dies zu erreichen, können konkrete Verbesserungen der bisherigen organisatorischen Aus- stattungen in den Auslandsvertretungen und im Auswär- tigen Amt ein wichtiger Schritt sein. Die beiden heute zu diskutierenden Anträge zeigen hier konkrete Möglich- keiten auf. Die Fraktion Die Linke unterstützt den Vorschlag von Bündnis 90/Die Grünen, eine Verbindungsbeamtin oder einen Verbindungsbeamten für Menschenrechtsverteidi- g t d t s u m R b d t N g M r f r M a D M s m ß k z p ü d l u f D r b t G z r H s k V g d w F s A d p D t n g M v m (C (D erinnen und Menschenrechtsverteidiger beim Auswär- igen Amt zu schaffen. Auch die Forderung, dass in den eutschen Auslandsvertretungen eine Verbindungsbeam- in oder ein Verbindungsbeamter als konkreter An- prechpartner für die Menschenrechtsverteidigerinnen nd Menschenrechtsverteidiger zur Verfügung stehen uss, halten wir für unerlässlich. Die Argumentation der egierungskoalition, dass hierfür finanzielle Engpässe eständen, sind völlig inakzeptabel, da an dieser Frage er konkrete Schutz von Gesundheit und Leben der Be- roffenen hängen kann. Wir wollen wirtschaftliche und menschenrechtliche otwendigkeiten der Arbeit von Botschaften nicht ge- eneinander ausspielen. Wenn aber auf der einen Seite ittel für den Ausbau der Stellen für wirtschaftliche Be- atung und Zusammenarbeit in den Botschaften zur Ver- ügung gestellt werden können, für die konkrete Siche- ung der Arbeit der Menschenrechtsverteidigerinnen und enschenrechtsverteidiger jetzt aber fehlende Finanzen ngeführt werden, ist das nicht akzeptabel. Die Fraktion ie Linke wird sich dafür einsetzen, dass entsprechende ittel im Haushalt zur Verfügung gestellt werden müs- en, da wir den Schutz der Betroffenen für eine zentrale enschenrechtspolitische Aufgabe der deutschen Au- enpolitik halten. Trotzdem müssen wir auch einige kritische Anmer- ungen zu den beiden Anträgen machen. Wir unterstüt- en das Anliegen beider Anträge völlig, finden es jedoch roblematisch, dass in beiden Anträgen keine Aussagen ber die schwierige Situation der Menschenrechtsvertei- igerinnen und Menschenrechtsverteidiger in Deutsch- and vorgenommen werden. Viele Verbände, Initiativen nd Einzelpersonen setzen sich seit vielen Jahrzehnten ür die Rechte der benachteiligten Menschen hier in eutschland ein, ohne dass sie eine institutionelle Förde- ung für ihre wertvolle Arbeit erhalten. Wenn wir uns eispielsweise die wertvolle Arbeit der vielen antirassis- ischen, antiziganistischen und migrationspolitischen ruppen anschauen, die aufgrund einer fehlenden Finan- ierung häufig nicht wissen, wie sie ihre Arbeit finanzie- en können, besteht auch hier in Deutschland dringender andlungsbedarf. Die Linke würde sich deshalb wün- chen, dass im Rahmen dieser Diskussion auch eine kon- rete Verbesserung der Finanzierung von Gruppen und erbänden in Deutschland sichergestellt wird, da auf- rund der fehlenden finanziellen Möglichkeiten notwen- ige menschenrechtspolitische Arbeit real eingeschränkt ird. Beide Anträge machen deutlich, dass es innerhalb der raktionen im Deutschen Bundestag wenige Unter- chiede zu diesem Thema gibt. Aus diesem Grund ist die blehnung der Anträge durch die Regierungsparteien in en Ausschüssen völlig unverständlich. Hier wird mit arteitaktischen Überlegungen verhindert, dass der eutsche Bundestag eine klare Positionierung zur Wei- erentwicklung der Arbeit des Auswärtigen Amtes vor- immt. Die Regierungsfraktionen nehmen damit billi- end in Kauf, dass mögliche Verbesserungen für die enschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechts- erteidiger nicht vorgenommen werden. Die Fraktion Die Linke wird beiden Anträgen zustim- en. 4808 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 (A) ) )(B) Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechts- verteidiger leisten zum Schutz und zur Förderung von Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit einen un- schätzbaren Beitrag. In Ausübung dieser wertvollen Ar- beit werden sie jedoch häufig selber zur Zielscheibe von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen. Ganz beson- ders davon bedroht sind jene Menschenrechtsverteidige- rinnen und Menschenrechtsverteidiger, die selber diskri- minierten Gruppen angehören: Frauen, Homo-, Bi- oder Transsexuelle, Angehörige religiöser oder ethnischer Minderheiten etwa werden als Menschenrechtsverteidi- gerinnen und Menschenrechtsverteidiger häufig noch in- tensiver diskriminiert und verfolgt als zuvor. Ihr Mut und ihre Motivation, aktiv für den Schutz der Menschen- rechte einzustehen, sind daher besonders schützens- und unterstützenswert. Zum Schutz von Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidigern hat die EU bereits im Jahr 2004 Leitlinien, die „Guidelines on Human Rights Defenders“, verabschiedet. Der spanische EU-Ratsvor- sitz möchte diesen Schutz nun noch weiter ausbauen und strebt an, dass sowohl auf EU-Ebene als auch in den einzelnen Mitgliedstaaten jeweils ein Amt einer Verbindungsbeamtin oder eines Verbindungsbeamten für Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschen- rechtsverteidiger geschaffen wird. Diese Verbindungsbe- amten sollen eine koordinierende Funktion haben und zur Durchsetzung der Leitlinien zum Schutz von Men- schenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsvertei- digern beitragen. Wir stellen daher in unserem Antrag drei wesentliche Forderungen: Erstens fordern wir die Bundesregierung auf, das Amt einer Verbindungsbeamtin oder eines Verbindungsbeam- ten für Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschen- rechtsverteidiger beim Auswärtigen Amt einzusetzen und damit der spanischen Initiative zu folgen. Der Be- auftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspoli- tik und Humanitäre Hilfe, Herr Markus Löning, hat bei seinem Besuch im Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe am 19. Mai dieses Jahres deutlich seine Sympathie und Zustimmung für diesen Vorschlag bekundet. Sie können dies in der Beschlussfassung nach- lesen: Er sagte, der Vorschlag, im Auswärtigen Amt ei- nen „Focal Point“ einzurichten, sei eine gute Idee. Es stelle sich einzig die Frage, ob man diesen – wie in unse- rem Antrag gefordert – dauerhaft einrichte oder ob man nur für eine absehbare Zeit jemanden dafür abstelle, um in dieser Zeit die Situation zu verbessern. Wir sind da- rauf eingegangen, haben dem zugestimmt und dadurch versucht, es den Menschenrechtspolitikern der Koalition einfach zu machen: Bei der Abstimmung im Ausschuss haben wir über diese Forderung aus unserem Antrag, die Forderung unter II.1, einzeln und getrennt abstimmen lassen. Die Abgeordneten der CDU/CSU- und der FDP- Fraktion im Menschenrechtsausschuss haben dennoch dagegengestimmt – gegen eine Forderung ihres eigenen Menschenrechtsbeauftragten. Das ist schlichtweg pein- lich. Menschenrechtspolitik bedeutet, zum Wohle der Menschen arbeiten zu wollen. Den Koalitionsfraktionen fehlt hierfür offensichtlich jedes Gespür. Sie scheitern b M d t A b G d r w f s v k w z s V d M n w d B s H s i V s n d d D m B d c M v M d F b S s b m I H r B k u d M M (C (D ereits daran, eine Forderung zum Schutze engagierter enschen zu unterstützen, einzig, weil sie formell von er Opposition gestellt wurde. Was die Koalition hier be- reibt, ist Menschenrechtsverhinderungspolitik. Deutschland kann es sich keinesfalls leisten, auf das mt einer Verbindungsbeamtin oder eines Verbindungs- eamten zu verzichten. Bereits jetzt sind wir auf diesem ebiet schlechter aufgestellt als viele unserer Partnerlän- er in der EU. Würden wir die spanische Initiative igno- ieren, gerieten wir noch weiter ins Hintertreffen. Viel ichtiger als diese Überlegung ist aber, dass wir andern- alls die Menschenrechtsverteidigerinnen und Men- chenrechtsverteidiger im Stich ließen. Gerade von uns, on Deutschland, sollten sie aber den Schutz erwarten önnen, der notwendig ist, um ihre Sicherheit zu ge- ährleisten und ihnen manchmal sogar Leib und Leben u retten. Unsere zweite zentrale Forderung ist, in den deut- chen Auslandsvertretungen zu gewährleisten, dass eine erbindungsbeamtin oder ein Verbindungsbeamter für ie vor Ort aktiven Menschenrechtsverteidigerinnen und enschenrechtsverteidiger und die für diese Tätigkeit otwendigen Kapazitäten zur Verfügung stehen. Not- endig ist nämlich nicht nur das Amt einer Verbin- ungsbeamtin oder eines Verbindungsbeamten hier in erlin. Mindestens ebenso wichtig ist, dass in den tat- ächlich betroffenen Ländern unbürokratisch und schnell ilfe geleistet wird. Hierzu ist es vonnöten, in den deut- chen Auslandsvertretungen in zumindest jenen Staaten, n denen Menschenrechtsprobleme zu befürchten sind, erbindungsbeamtinnen oder Verbindungsbeamte einzu- etzen. Derzeit wird diese Aufgabe in der Regel einzel- en Referatsleiterinnen und -leitern übertragen und tritt aher zuweilen aufgrund der Arbeitsbelastung zu weit in en Hintergrund. Nicht dass Sie mich falsch verstehen: ie Motivation und der Wille sind bei zuständigen und otivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den otschaften schon jetzt vorhanden. Es fehlt ihnen je- och schlichtweg die Zeit, sich neben ihren hauptamtli- hen Aufgaben auch noch intensiv um den Schutz von enschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechts- erteidigern zu kümmern. Auch diese Forderung hat der enschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung aus- rücklich unterstützt. Es geht bei dieser zweiten Forderung nicht um interne ormalia des Auswärtigen Amtes. Sie entfaltet unmittel- are Wirkung für das Leben vieler Menschen. Denn zum chutz von Menschenrechtsverteidigerinnen und Men- chenrechtsverteidigern werden seitens der Bundesrepu- lik selbst in akuten Notfällen die notwendigen Maßnah- en häufig nicht ergriffen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: nfolge des Putsches in Honduras im vergangenen erbst kamen mindestens 15 Menschenrechtsverteidige- innen und Menschenrechtsverteidiger ums Leben. Die otschaft in Tegucigalpa kannte diese Menschen und annte auch die Gefahren, in denen sie steckten. Sie hat ns dies auf eine Kleine Anfrage unserer Fraktion hin in er Drucksache 17/729 bestätigt. Helfen konnte sie den enschen jedoch nicht. Sie sind tot, weil sie sich für enschenrechte eingesetzt haben. Das kann und darf Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4809 (A) ) )(B) nicht Bestandteil deutscher Außen- und Menschen- rechtspolitik sein! Auch unsere dritte Forderung wird von dem Men- schenrechtsbeauftragten der Bundesregierung ausdrück- lich unterstützt. Wir fordern unter II.3 unseres Antrages, Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechts- verteidiger in Fällen akuter Bedrohung für 12 bis 24 Mo- nate in der Bundesrepublik Deutschland aufzunehmen und sie während dieser Zeit finanziell zu unterstützen. Herr Löning sagte uns dazu, gegen die Aufnahme von bedrohten Menschenrechtsverteidigern spreche nichts; dies habe die Bundesregierung gerade im Bezug auf 20 Menschen aus dem Iran verkündet. Ich hoffe, dass die Koalitionsabgeordneten im Menschenrechtsausschuss diesen Worten aufmerksam zugehört haben. Denn über genau diese Forderung wollen wir hier im Plenum eben- falls einzeln und getrennt abstimmen. Die Koalition sollte sich den ausdrücklichen Empfeh- lungen der von ihr gewählten Regierungsvertreter nicht ausgerechnet dann widersetzen, wenn es um Menschen- rechte und das Wohl und Leben verfolgter Menschen geht. Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Zukunft öffentlich- rechtlicher Sparkassen sichern – Privatisierung verhindern Ralph Brinkhaus (CDU/CSU): Im vorliegenden Antrag fordert die SPD-Fraktion vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in Schleswig-Holstein die Bundesregierung auf, sich für die Stärkung der öffent- lich-rechtlichen Sparkassen im deutschen Bankensystem einzusetzen, sich gegen die Möglichkeit zur Bildung von Stammkapital und dessen beschränkte Übertragbarkeit einzusetzen und gegenüber der schleswig-holsteinischen Landesregierung darauf zu drängen, einen entsprechen- den Gesetzentwurf zurückzuziehen. Hintergrund sind die Pläne der christlich-liberalen Koalition in Schleswig-Holstein, das Sparkassengesetz zu ändern. Durch diese Änderung soll den öffentlich- rechtlichen Sparkassen in Schleswig-Holstein ermög- licht werden, beschränkt übertragungsfähiges Stammka- pital zu bilden – wohlgemerkt: Die Möglichkeit soll er- öffnet werden. Über die tatsächliche Bildung entscheidet der Verwaltungsrat nach vorheriger Zustimmung der Vertreter des Trägers, also zum Beispiel der Kommunen und Gemeinden. Bis zu 25,1 Prozent dieses Stammkapitals sollen von anderen öffentlich-rechtlichen Sparkassen, deren Trä- gern oder vergleichbaren Trägern gehalten werden. Ver- gleichbarer Träger ist nur, wer sich unter staatlicher Aufsicht auf die Wahrung von sparkassentypischen Auf- gaben verpflichtet hat sowie etwaige Ausschüttungen und Liquidationserlöse gemeinnützigen oder mildtätigen Zwecken zuführt. Darüber hinaus haben CDU und FDP beantragt, dass die Beteiligung nur von Mitgliedern ei- n w ö l M g l r V w d d t r g S z g r d H D s b s b j e t t w z k c u n s t e n a i s r B s (C (D es regionalen Sparkassen- und Giroverbandes gehalten erden darf. Dies soll den Willen zur Beibehaltung des ffentlich-rechtlichen Charakters der Sparkassen zusätz- ich unterstreichen. Damit soll den öffentlich-rechtlichen Sparkassen die öglichkeit gegeben werden, ihre Eigenkapitalbasis ei- enverantwortlich zu erhöhen. So weit die Ausgangs- age. Dazu ist zunächst einmal festzustellen: Sparkassen- echt ist Landesrecht und obliegt aus gutem Grund der erantwortung der Entscheidungsträger vor Ort. Daran erden wir als CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bun- estag nicht rütteln. Wir setzen deswegen darauf, dass Landtag und Lan- esregierung in Schleswig-Holstein in einer für die dor- ige Sparkassenorganisation anspruchsvollen Zeit die ichtigen Entscheidungen treffen werden, Entscheidun- en, die, wie bereits ausgeführt, notwendig sind, um das parkassenwesen in Schleswig-Holstein zu stärken und u stützen. Die Veränderung der Regelungen hinsichtlich des Ei- enkapitals ist im Übrigen kein neuer Vorgang. In ande- en Ländern wurden Sparkassengesetze ebenfalls geän- ert, um die Eigenkapitalbasis zu verbreitern, immer im inblick darauf, die Rolle der Sparkassen im deutschen rei-Säulen-System im Bankenwesen zu erhalten und zu tärken. Dieses Drei-Säulen-Modell, die Trennung in Privat- anken, öffentlich-rechtliche Institute sowie Genossen- chaftsbanken, hat sich durchaus bewährt. Es hat dazu eigetragen, dass Deutschland relativ gut durch die üngste Finanzkrise gekommen ist. Die Sparkassen nehmen dabei eine wichtige Rolle in: Sie versorgen, wie im vorliegenden Antrag ganz rich- ig ausgeführt wird, insbesondere mittelständische Un- ernehmen mit Krediten. Wir haben es im Übrigen ganz esentlich den Sparkassen und Genossenschaftsbanken u verdanken, dass es bisher zu keiner Kreditklemme ge- ommen ist. Sie stellen gerade im ländlichen Raum die flächende- kende Versorgung mit Finanzdienstleistungen sicher. Sie genießen vor Ort großes Vertrauen bei Bürgern nd Unternehmen und verfügen über exzellente Kennt- isse der lokalen Besonderheiten. Sie sind in vielfältiger Weise in das lokale Gemeinwe- en eingebunden, nicht nur als Kreditgeber und als wich- iger Arbeitgeber, sondern auch als Förderer von vielen hrenamtlichen und gemeinnützigen Initiativen. Diese wichtigen Funktionen der Sparkassen möchte iemand antasten. Im Gegenteil, das Sparkassenwesen ls wichtige Säule des deutschen Bankenwesens, gerade n der Funktion als Partner des Mittelstandes, muss ge- tützt und erhalten werden. Dafür steht die Bundesregie- ung, dafür steht die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen undestag, und dafür steht auch – das wird in dem Ge- etzentwurf des Landes Schleswig-Holstein zur Ände- 4810 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 (A) ) )(B) rung des Sparkassengesetzes deutlich – die christlich-li- berale Koalition in Schleswig-Holstein. Das Land Schleswig-Holstein will nicht die Sparkas- sen gefährden, sondern im Gegenteil das für das Ge- meinwohl wichtige Sparkassenwesen im Land schützen. Dies wird im Gesetzentwurf zur Änderung des Sparkas- sengesetzes auch noch einmal ausdrücklich betont. Die Zweckbindung der Sparkassen soll durch die Möglichkeit der Bildung von Stammkapital und deren beschränkte Übertragbarkeit auf andere öffentlich-recht- liche Sparkassen, deren Träger oder vergleichbare Trä- ger nicht eingeschränkt werden. Die Fraktionen der CDU und der FDP im Landtag von Schleswig-Holstein verlangen darüber hinaus unter anderem, dass eine Min- derheitsbeteiligung an einer Sparkasse an die Mitglied- schaft in einem regionalen Sparkassen- und Giroverband gebunden sein soll. Ein entsprechender Änderungsantrag zum Gesetzesentwurf der Landesregierung wurde noch in dieser Woche gestellt. Wir nehmen das im ersten Teil des Antrages formu- lierte Ansinnen der Antragsteller, das Sparkassenwesen zu schützen, sehr ernst. Die aufgeworfenen Fragestellun- gen sind diskussionswürdig und müssen beantwortet werden. Wir bezweifeln aber, dass der vorliegende An- trag dazu beiträgt. Wir sind uns sicher, dass die Entscheidungsträger in Schleswig-Holstein verantwortungsvoll mit der Zukunft der dortigen Sparkassen umgehen. Auch die CDU- und die FDP-Fraktion im Landtag in Schleswig-Holstein ha- ben ihren Willen dazu erneut durch ihren in Detailfragen klarstellenden Änderungsantrag gezeigt. Wir lehnen den vorliegenden Antrag der SPD daher ab. Wir lehnen den Antrag aber auch deswegen ab, weil er sich der Einsicht verweigert, dass Sparkassen zukünf- tig neue Wege bei der Beschaffung von Eigenkapital ge- hen müssen. Nach den beiden Finanzkrisen kann und wird die Finanzbranche nicht mehr bleiben, wie sie war. Im Rahmen der diskutierten und der bereits auf den Weg gebrachten Regulierungsmaßnahmen wird die Ver- stärkung des Eigenkapitals für Banken eine entschei- dende Rolle spielen. Die Überlegungen des Baseler Aus- schusses zum Beispiel zur Leverage Ratio sind hierfür nur ein Beispiel. Die Sparkassenorganisation wird also die Frage beantworten müssen, wie sie dieses Eigenkapi- tal generiert. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die kommunalen Träger der Sparkassen bundesweit ver- mehrt in einer komplexen Finanzsituation befinden. Vor diesem Hintergrund wird sich immer häufiger die Frage stellen, inwieweit die Sparkassen zur Konsolidierung der Haushalte ihrer jeweiligen Träger beitragen können. In- sofern wird der Druck, soweit gesetzlich zulässig, an die Kommunen als Träger auszuschütten, größer werden und das Thesaurierungspotenzial mithin sinken. Wir werden diesen Herausforderungen, bei allem Re- spekt vor den im Antrag der SPD formulierten Beden- ken, nicht dadurch begegnen können, dass wir so tun, als dürfe sich nichts ändern. Sparkassen werden andere Wege als bisher einschlagen müssen, um das für ihre A n v w n b L e s s m k w e w s d z b i v S z k s K e V n i R l S S D d m B b l b d e d d K v r g v (C (D ufgabe auskömmliche Eigenkapital zu generieren. Ei- ige Bundesländer haben sich, wie bereits ausgeführt, orsichtig auf diesen Weg gemacht. Schleswig-Holstein ill dem folgen, und das ist auch gut so. Wir sollten diesen Prozess als Bundespolitik daher icht blockieren, sondern vielmehr kritisch konstruktiv egleiten – in Schleswig Holstein und im Rest unseres andes. Bernd Scheelen (SPD): Im Bundestag hat es bisher inen fraktionsübergreifenden Konsens über das deut- che dreigliedrige Bankensystem gegeben. Dieser Kon- ens schloss immer auch die Sparkassen mit ein. Es uss deshalb den Bundestag beschäftigen, wenn die Zu- unft der öffentlich-rechtlichen Sparkassen gefährdet ird. Eine solche Gefährdung geht aktuell von dem Gesetz- ntwurf der schwarz-gelben Landesregierung in Schles- ig-Holstein zur Änderung des dortigen Sparkassenge- etzes aus. Der Gesetzentwurf droht zum Einfallstor für ie Privatisierung der Sparkassen in Schleswig-Holstein u werden. Dies würde den Bestand der gesamten Ver- undorganisation der öffentlich-rechtlichen Sparkassen nfrage stellen und hätte somit über das Land hinaus gra- ierende negative Auswirkungen auf den gesamten parkassensektor. Die öffentlich-rechtlichen Sparkassen sind ein unver- ichtbarer Teil des Bankensystems. Sie sind der Haupt- reditgeber für die mittelständischen Unternehmen. Sie tellen einen diskriminierungsfreien Zugang für alle unden zu Finanzdienstleistungen sicher. Ohne sie wäre ine flächendeckende geld- und kreditwirtschaftliche ersorgung in ländlichen und strukturschwachen Regio- en nicht gesichert. Diese Funktion können Sparkassen aber nur aufgrund hrer öffentlich-rechtlichen Struktur, der Einhaltung des egionalprinzips und ihres öffentlichen Auftrags erfül- en. Bei einer Privatisierung der öffentlich-rechtlichen parkassen würden kurzfristige Renditeinteressen an die telle der bisherigen Gemeinwohlorientierung treten. ie SPD wendet sich deshalb gegen die Privatisierung er Sparkassen! Die schleswig-holsteinische Landesregierung betritt it der in ihrem Gesetzentwurf enthaltenen Option zur ildung beschränkt übertragungsfähigen Stammkapitals ei öffentlich-rechtlichen Sparkassen leichtfertig Neu- and. Nach Einschätzung der kommunalen Spitzenver- ände und des Deutschen Sparkassen- und Giroverban- es birgt diese Option die Gefahr eines Verstoßes gegen uropäisches Wettbewerbsrecht. Der Gesetzentwurf roht deshalb zu einem Dammbruch zur Privatisierung er Sparkassen zu werden. Dies scheint Schwarz-Gelb in iel nicht zu stören. Bereits die Möglichkeit zur Bildung und Übertragung on Stammkapital ist ein Schritt in Richtung Privatisie- ung. Sparkassen werden dadurch zu Finanzbeteiligun- en, die bei Nichterreichen einer gewünschten Rendite eräußert werden können. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4811 (A) ) )(B) Für die Stammkapitalbildung gibt es dabei keine überzeugenden betriebswirtschaftlichen Argumente. Fu- sionen von Sparkassen oder die Stärkung der Eigenmit- telausstattung einer öffentlich-rechtlichen Sparkasse sind mit den bestehenden sparkassenrechtlichen Mitteln auch ohne den Einsatz von Stammkapital möglich. Die größte Gefahr liegt aber darin, dass der Gesetz- entwurf erstmals die Übertragbarkeit von Stammkapital nicht auf öffentlich-rechtliche Sparkassen und kommu- nale Träger beschränkt. Einbezogen wird nämlich mit der HASPA Finanzholding die Trägerin einer freien Sparkasse und damit ein privates Rechtssubjekt. Dies wird von der schwarz-gelben Landesregierung zwar be- stritten. Die EU-Kommission hat aber bereits deutlich erkennen lassen, dass sie die Haspa als Privaten einord- nen wird. Wird die Übertragbarkeit nicht auf den öffentlich- rechtlichen Bereich beschränkt, ist nach der Rechtspre- chung des Europäischen Gerichtshofs eine Privilegie- rung bestimmter Rechtsträger gegenüber anderen poten- ziellen Investoren unzulässig. Es besteht somit das Risiko, dass die EU-Kommission wegen der unzulässi- gen Veräußerungsbeschränkung ein Vertragsverletzungs- verfahren einleitet. Selbst wenn dies unterbleibt, könnten sich private Investoren auf eine Gleichstellung mit der HASPA Finanzholding berufen und sich damit in eine Sparkasse hineinklagen. Die SPD fordert deshalb die schleswig-holsteinische Landesregierung auf, ihren Gesetzentwurf zurückzuzie- hen. Der offensichtlich gegen das europäische Wettbe- werbsrecht verstoßende Gesetzentwurf darf nicht zum Einfallstor für die Privatisierung der Sparkassen werden! Dr. Volker Wissing (FDP): Ein leistungsfähiges und stabiles Finanzsystem ist für die wirtschaftliche Ent- wicklung unseres Landes unerlässlich. Nicht zuletzt mit dem Koalitionsvertrag erneuern Union und FDP daher das gemeinsame Bekenntnis zum dreigliedrigen Banken- system, bestehend aus Privatbanken, Volks- und Raiffei- senbanken sowie Sparkassen. Privatpersonen und Unter- nehmen profitieren von dieser wettbewerbsintensiven Bankenlandschaft. Die Bundesregierung setzt sich mit zusätzlichen An- strengungen für die nachhaltige Stabilisierung des Fi- nanzsektors ein. Hierzu zählt die strukturelle Verbesse- rung privater und hoheitlicher Aufsichtssysteme ebenso wie die Stärkung langfristiger Wachstumskräfte durch wettbewerbsorientierte Reformen. Unser Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit aller Marktteilnehmer – unabhängig von der Rechtsform – nachhaltig zu stärken. Als Fundament einer wirkungs- volleren Bankenregulierung werden die Kapitalanforde- rungen differenziert nach Risiko und Systemrelevanz verstärkt. In Krisenzeiten auftretende Verluste werden zukünftig in größerem Umfang selbst zu tragen sein. Die Bildung von Stammkapital auch durch Sparkassen ent- spricht dieser Zielsetzung einer effizienten Risikovor- sorge durch Eigenkapitalbildung. d E N w s k f d l G n n s b s g R S s S d n g m n r l S N l l n h i r A m s T k „ r d g r p o t H k s i t ö (C (D Die SPD will diese Art der eigenen Vorsorge durch ie Finanzmarktakteure unterbinden. Aus den schlechten rfahrungen mit der Sparkasse Südholstein und der ord-Ostsee Sparkasse sollen keine Lehren gezogen erden. Die somit nur plakative Forderung der SPD, ich bei den Bemühungen zur Stabilisierung und Stär- ung von Finanzinstituten einseitig auf Sparkassen zu okussieren, verkennt zudem den Reformbedarf auch in en anderen kreditwirtschaftlichen Bereichen. Nicht zu- etzt die mittlerweile bundeseigene Hypo-Real-Estate- ruppe muss so gestärkt werden, dass von ihr keine euen Gefahren für andere Marktteilnehmer ausgehen. Schon vor dem Hintergrund des Beihilferechts ist icht ersichtlich, warum die Bundesregierung sich ein- eitig für die Stärkung von Sparkassen im Wettbewerb eispielsweise mit Genossenschaftsbanken einsetzen ollte. Die Koalition bekennt sich auch weiterhin zu ver- leichbaren Wettbewerbsbedingungen für Institute aller echtsformen. Nicht nur deswegen ist die vorliegende Initiative der PD abzulehnen. Vor allem die grundgesetzlich ge- chützte Zuständigkeit der Landesparlamente für die parkassengesetzgebung gilt es zu wahren. Allein aus iesem Verfassungsprinzip kann die Bundesregierung icht auf die freie Meinungsbildung der gewählten Ab- eordneten im schleswig-holsteinischen Landesparla- ent Einfluss nehmen. Dr. Axel Troost (DIE LINKE): Machen wir uns doch ichts vor: Der Hintergrund für den Vorstoß zur Ände- ung des Sparkassengesetzes ist die desaströse Schief- age der öffentlich-rechtlichen Finanzwirtschaft in chleswig-Holstein. Durch die Risikogeschäfte der HSH ordbank mussten die Sparkassen einen Vermögensver- ust in dreistelliger Millionenhöhe hinnehmen. Als Ent- astung schlägt die schwarz-gelbe Regierungsfraktion un vor, dass fremde Kreditinstitute künftig Minder- eitsbeteiligungen an den öffentlich-rechtlichen Kredit- nstituten von bis zu 25,1 Prozent erwerben können. Vo- aussetzung ist laut Gesetzentwurf, dass diese neuen nteilseigner aus dem „öffentlichen Bereich“ stammen üssen. Die Landesregierung beansprucht mit dem Ge- etz, die Eigenkapitalausstattung der Institute zu stärken. atsächlich aber wird einer Teilprivatisierung von Spar- assen Tür und Tor geöffnet. Elf Sparkassen in Schleswig-Holstein sind noch echte“ Sparkassen: Sie sind öffentlich-rechtlich struktu- iert, dürfen nur in einem bestimmten Gebiet tätig wer- en und schütten ihre Gewinne an Stiftungen in der Re- ion aus. 2009 waren das bei der Sparkasse Holstein und 5,2 Millionen Euro. Mit der von CDU und FDP ge- lanten Gesetzesänderung sollen sich nun auch anders rganisierte, „unechte“ Sparkassen an den „echten“ be- eiligen können. Das Gesetz bereitet den Weg für die ASPA Finanzholding, Mutter der Hamburger Spar- asse, Haspa, bei den schleswig-holsteinischen Sparkas- en einzusteigen. Wenngleich die Haspa mit Verweis auf hre öffentlichen Aufgaben gerne den Eindruck vermit- elt, keine private Bank zu sein, ist sie doch auch keine ffentliche. Denn das Hamburger Geldinstitut hat eine 4812 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 (A) ) )(B) Sonderstellung inne. Für sie gilt das Regionalprinzip nicht, und es ist unklar, wer eigentlich die Holding kon- trolliert. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund, DStGB, und der Sparkassen- und Giroverband für Schleswig- Holstein, SGVSH, haben die schwerwiegenden Konse- quenzen einer solchen Neuregelung bereits mehr als deutlich gemacht: Wenn die Haspa bei den Sparkassen einsteigen darf, dann ist die Option eröffnet, dass sich Privatbanken dasselbe Recht erstreiten und damit das öf- fentlich-rechtliche Finanzwesen in Richtung Privatisie- rung treiben. Sparkassenfremde Anbieter könnten sich auf die Kapitalverkehrsfreiheit und die Niederlassungs- freiheit in den EU-Mitgliedstaaten berufen und hierüber den Erwerb von Sparkassenanteilen in Schleswig-Hol- stein erzwingen. Dies würde den Fortbestand des Spar- kassenwesens – und damit das Rückgrat der Kreditver- sorgung für kleinere und mittelständische Unternehmen – massiv gefährden. Der Beitrag, den die Sparkassen nicht zuletzt auf Grundlage ihrer kleinteiligen Strukturierung und regionalen Verankerung zum wirtschaftlichen Leben vor Ort leisten, würde dann bald der Vergangenheit an- gehören. Abzulehnen ist in der Tat bereits die Möglichkeit, bei öffentlich-rechtlichen Sparkassen Stammkapital einzu- führen und den Trägern der Institute die Option einzu- räumen, Anteile zu veräußern. Hierdurch wird den Spar- kassen kein frisches Kapital zur Verbesserung ihrer Eigenmittelausstattung zugeführt. Das Gesetz würde völlig falsche Anreizstrukturen für öffentliche Träger schaffen, weil diese dann Sparkassenanteile veräußern können, beispielsweise um sich finanziell zu entlasten. Wäre der schleswig-holsteinischen Regierung an einer Aufstockung der Kapitaldecke wirklich gelegen, könnte dies im Übrigen auch mittels stiller Einlagen erfolgen. Der jetzige Gesetzentwurf ist nichts anderes als ein Ein- fallstor für die vor allem von der FDP geplante Zerstö- rung des öffentlichen Finanzsektors. Dem erteilen wir eine entschiedene Absage. Der Antrag der SPD geht in die richtige Richtung. Die öffentlich-rechtlichen Spar- kassen sind in ihren Strukturen zu erhalten. Wir wollen keine Privatisierung durch die Hintertür und stimmen heute dem Antrag der SPD zu. Allerdings fordert der Antrag im letzten Spiegelstrich eine Intervention der Bundesregierung in Richtung der Landesregierung von Schleswig-Holstein. Dies ist natürlich nicht korrekt, weil die Gesetzesvorlage nicht von der Landesregierung, son- dern von den Koalitionsfraktionen eingereicht worden ist. Deshalb kann die Landesregierung ihren Gesetzent- wurf auch nicht zurückziehen, sondern nur die Fraktio- nen von FDP und CDU können dies tun. Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Was die schwarz-gelbe Landesregierung in Schleswig- Holstein mit den Sparkassen vorhat, ist nichts anderes als eine Trippelschrittprivatisierung durch die Hintertür. Nicht die Frage nach dem Warum und Wofür leitet diese Regierung, sondern eine fragwürdige und in anderen Be- reichen schon vielfach gescheiterte Privatisierungsdok- trin, die den privaten Banken ein Einfallstor zum Spar- kassengeschäft öffnet. Die Absicht der Regierung C ä s s g v g m m t l h d o G r s f z v D v s D d h t k A B B d c G w e b s S s G E a a v d d s a D g t l b s d w S (C (D arstensen, aus den Rücklagen der Sparkassen jetzt ver- ußerbares Stammkapital zu machen, lenkt die Diskus- ion um die Sparkassen in die falsche Richtung. So soll ich einmal mehr die Auseinandersetzung in der vorder- ründigen Frage erschöpfen: Privatisierung oder Teilpri- atisierung – ja oder nein? Dabei bestehen im Sparkassenbereich bereits ohnehin roße Herausforderungen: Aus Brüssel droht Ungemach it Reformen bei der Einlagensicherung, die einmal ehr die Funktionsweise des öffentlich-rechtlichen Sek- ors wie des genossenschaftlichen Sektors in Deutsch- and ignorieren. Doch es ist nicht nur notwendig, Bedro- ungen dieser Art zu thematisieren. Es geht nicht nur um ie Abwehr unerwünschter Gesetzgebung in Europa der einzelnen Bundesländern, sondern auch darum, die emeinwohlorientierung angesichts neuer Herausforde- ungen neu zu gestalten. Gemeinwohlorientierung darf ich bei weitem nicht in Mittelstandsfinanzierung, Konto ür jedermann und Mittelausschüttung für gemeinnüt- ige Zwecke erschöpfen. Sosehr Bündnis 90/Die Grünen on der Bedeutung eines öffentlichen Bankensektors in eutschland und in Europa – und übrigens auch von der olkswirtschaftlichen Richtigkeit – überzeugt sind, so- ehr fordern wir eine Neuausrichtung der Sparkassen. enn nur wenn sie der Gesellschaft Leistungen bieten, ie Privatbanken nicht erbringen können oder wollen, aben sie eine Daseinsberechtigung von öffentlichem In- eresse und sind daher schützenswert. Ich will also die Diskussion nicht in der Frage Eigen- apital/Stammkapital vertiefen. Da stimmen wir dem ntrag der SPD zu. Ich denke, die darin aufgeführten edenken wird auch Schwarz-Gelb, im Land wie im und, nicht von der Hand weisen können: Eine Stärkung er Eigenkapitalbasis wird mit der Umwandlung von Si- herheitsrücklagen in Stammkapital nicht erreicht. Im egenteil: Bei einer Verzinsung des Stammkapitals ürde die Eigenkapitalbasis sogar geschmälert. Auf den rsten Blick vielleicht einleuchtend, langfristig aber pro- lematisch und für die Zukunft der Sparkassen insge- amt gefährlich ist der geplante Einstieg der Hamburger parkasse Haspa. Schließlich bewertet die EU-Kommis- ion deren Eigner, den Hanseatischen Sparkassen- und iroverband, HSGV, als privatrechtlich. Wer also den instieg der Haspa betreibt, der öffnet den Einstieg für ndere Privatbanken. Nebenbei: Damit würde die FDP usnahmsweise einmal der Erfüllung eines ihrer Wahl- ersprechen wenigstens einen Schritt näherkommen, hat ie FDP doch in ihrem Wahlprogramm die Umwandlung er Sparkassen in Aktiengesellschaften gefordert. Wie chon gesagt: Privatisierung um jeden Preis. Sparkassen ls bloße Finanzbeteiligungen. Darauf läuft es hinaus. as machen wir nicht mit, und das werden auch die Bür- erinnen und Bürger nicht mitmachen, deren Restver- rauen in die Finanzbranche neben dem genossenschaft- ichen Bereich insbesondere den insgesamt soliden und ürgernahen Sparkassen zu verdanken ist. Damit ist ge- agt, was zu dieser falsch motivierten und zu erwarten- en fatalen Änderung des Sparkassengesetzes in Schles- ig-Holstein gesagt werden muss. Ich will die Diskussion vielmehr auf die Funktion der parkassen lenken. Ihre Rolle, die ihren öffentlich-recht- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 4813 (A) (C) (D)(B) lichen Status legitimiert, können sie unserem Verständ- nis nach nur ausfüllen, wenn sie sich konsequent als mo- derne, nachhaltig wirtschaftende Finanzdienstleister aufstellen, die in ihren Investments konsequent auch ökologische, soziale und ethische Kriterien berücksichti- gen, und wenn sie zugleich den öffentlichen Auftrag ins Zentrum ihres Geschäftsmodells stellen sowie in Bezug auf Transparenz und Offenheit eine Vorreiterrolle ein- nehmen. Im Zentrum der modernen Sparkasse stehen für uns drei zentrale Eigenschaften: die ökologische und die soziale Ausrichtung sowie Transparenz und demo- kratische Verfasstheit. Den Sparkassen öffnet sich eine Vielzahl von ökologischen Handlungsmöglichkeiten: Unternehmens- leitlinien, Umweltmanagement, Investitionsrichtlinien, Produktgestaltung und Beratungskompetenz sowie Un- terstützung nachhaltiger Unternehmen können zentrale Ansatzpunkte einer ökologischen Ausrichtung einer Sparkasse sein. Das am Finanzmarkt angelegte Kapital sollte neben den übrigen Aspekten der Anlagestrategie eben auch nachhaltige Gesichtspunkte umfassen. Spar- kassen sollten sich verpflichten, Angebote nachhaltiger Geldanlagen anzubieten, und entsprechende Kriterien bei ihrer eigenen Anlagepolitik berücksichtigen. Dazu wiederum bedarf es bundespolitischer Rahmensetzun- gen. Das ist ein Thema, das die Bundesregierung völlig ignoriert – dabei liegen gerade hier enorme Potenziale für den deutschen Finanzmarkt, ganz abgesehen von der schlichten Notwendigkeit einer Neuorientierung der Fi- nanzströme zur Bewältigung von Finanz-, Klima- und Hungerkrise. Ein weiterer wichtiger Punkt, den die Koalition bis heute nicht ernst genug nimmt, ist der Anlegerschutz. Hier haben etliche Sparkassen in den vergangenen Jah- ren nicht gerade geglänzt. Auch sie haben ihren Kundin- nen und Kunden riskante, den Bedürfnissen des jeweili- gen Kunden nicht entsprechende Produkte wie Zertifikate aufgedrängt – und sich danach aus der Ver- antwortung zu stehlen versucht. Dabei müssten die Spar- kassen auch hier ihrer Vorbildfunktion gerecht werden, wenn sie, was wir wollen, einen öffentlichen Auftrag verfolgen. Bundes- und Landesgesetzgeber sind deshalb aufgefordert, statt an neuen Privatisierungseinfallstüren zu arbeiten, den gemeinwohlorientierten Fortbestand der Sparkassen in einem Drei-Säulen-Bankensystem zu er- möglichen. 46. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 10. Juni 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7

Rede von Peter Aumer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

(A) )

lichen Verwaltung, Verbesserung der Qualität der Bil-
dung und Reformen bei den Renten. Die Griechen selbst
widersprechen im Übrigen Ihrem Antrag, was ihr eige-
nes Land betrifft. Sie haben Reformen beschlossen und
werden diese auch durchsetzen, weil sie spüren, dass
dies der Weg einer stabilen europäischen Gemeinschaft
und eines stabilen Euros ist.

Zudem verlangt Ihr Antrag, dass Deutschland seine
internationale Wettbewerbsfähigkeit zugunsten eines
Ausgleichs innerhalb der Europäischen Union senken
solle. Deutschland konkurriert nicht primär mit wirt-
schaftlich schwächeren Mitgliedstaaten, sondern doch
vor allem mit den Global Playern dieser Welt. Damit
würde die von Ihnen beabsichtigte Maßnahme nicht nur
den Wirtschaftsstandort Deutschlands schwächen, son-
dern auch für die anderen Mitgliedstaaten nicht den er-
hofften wirtschaftlichen Vorteil herbeiführen.

In Deutschland geschieht die Lohnfindung auf
Grundlage eines bewährten Instrumentariums. Die Ta-
rifautonomie hat sich bewährt, stellt einen Stabilitätsan-
ker dar und trägt zu sozialer Sicherheit und Ausgewo-
genheit in unserem Land bei. Diese infrage zu stellen, ist
äußerst gefährlich. Eine andere Lohnfindung als die
derzeit praktizierte hätte starke Ungleichgewichte auf
dem Arbeitsmarkt zur Folge und auch einen Verlust der
Wettbewerbsfähigkeit, der auch nicht durch eine Steige-
rung der Binnennachfrage kompensiert werden könnte.

Ihr Antrag, meine sehr geehrten Damen und Herren
der Linken hätte zur Folge, dass die Krise in Griechen-
land verschärft werden würde. Damit verspielen Sie
auch die Chance, die in jeder Krise steckt, nämlich einen
zukunftsfähigen Stabilitäts- und Wachstumspakt zu ge-
stalten, der uns vor einer Situation wie der heutigen in
Zukunft bewahren soll.

Es ist wichtig und richtig, sich in Zukunft auf den Sta-
bilitäts- und Wachstumspakt zu konzentrieren oder, wie
die Wirtschaftsweise di Mauro es formuliert, ihm
„Zähne zu geben". Er muss dort, wo es nötig ist, ver-
schärft werden. In Zukunft müssen Tricksereien in der
Haushaltsstatistik unterbunden werden, Kontrollen ver-
stärkt und wirkungsvolle Instrumente der Prävention
und Sanktion eingerichtet werden. Die Arbeitsgruppe
des EU-Ratspräsidenten Van Rompuy ist dabei, Ansätze
zu entwickeln, wie wir den Stabilitäts- und Wachstums-
pakt weiterentwickeln können. Wir müssen in Europa
wieder zurückkehren zu mehr Solidität. Das ist unsere
Aufgabe in Europa und für Europa. Dazu gehören solide
Finanzen, und dazu gehört ein solides Wirtschaftssys-
tem.

Der eingeschlagene Weg der Bundesregierung ist der
einzig richtige, um die finanzielle Stabilität in der Euro-
Zone als Ganzes zu gewährleisten und den nachhaltigen
Erfolg des Euro zu sichern. Der Antrag der Linken er-
füllt diese Ziele in keinster Weise. Mit der Zustimmung
zu den Hilfen für Griechenland und den daran geknüpf-
ten Auflagen hat der Deutsche Bundestag Entscheidun-
gen von allergrößter Tragweite getroffen. Die Be-
schlüsse sind wegweisend, für die Zukunft Europas und
Deutschlands. Wir handelten und handeln im Interesse
der Bürger, zur Sicherung der wirtschaftlichen Stabilität

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Zu Protokoll ge

(C (D nseres Landes und der Stärke des Euro. Das ist unser iel, und wir sind auf dem besten Weg. Vor fast genau einem Monat, am 9. Mai, haben die U, der Internationale Währungsfonds, IWF, und die uropäische Zentralbank, EZB, ein Maßnahmenbündel it Garantien in Höhe von insgesamt 750 Milliarden uro geschnürt, das der Stärkung und dem Schutz des uro dienen soll. Die Finanzminister der Euro-Länder inigten sich diesen Montag in Luxemburg endgültig auf ieses Paket. Es wird eine Zweckgesellschaft gegründet, ie im Notfall Kredite am Kapitalmarkt für Partnerstaaen aufnehmen soll. Anders als beim Kreditpaket für riechenland steuern die Euro-Länder nicht direkt Geld ei, sondern bürgen für die Kredite in Höhe ihrer jeweils estgeschriebenen Teilbeträge. Der Anteil Deutschlands n den Kreditbürgschaften wird etwa 148 Milliarden uro betragen. Die Euro-Währung steht seit Wochen unter starkem ruck, und ein Kurs von unter 1,20 zum Dollar ist zum eginn der Woche neuester Tiefstand seit vier Jahren. Es st aber weniger der Kurs an sich, der einen besorgt acht; denn wir erinnern uns alle auch noch an Kurse on 88 Cent im Verhältnis zum Dollar. Es ist vielmehr er schnelle Verfall unserer Gemeinschaftswährung, der roblematisch ist. Seit November hat der Euro über 0 Prozent verloren. Für diese krisenhafte Situation gibt s mehrere Gründe. Der wichtigste Grund ist sicherlich die erhebliche erschuldung der Staaten, wobei insbesondere die südlihen Länder wie Griechenland, Italien, Spanien oder ortugal am stärksten von einer Überschuldung ihrer taatshaushalte betroffen sind. Aber auch Länder wie ngarn gerieten zuletzt in das Fadenkreuz möglicher otalverschuldung. Doch auch in den anderen EU-Ländern besteht wenig rund zur Freude. Nach aktuellen Schätzungen der EUommission steigen die Staatsdefizite in den 27 EUtaaten 2010 erheblich. Lag das Staatsdefizit 2007 im urchschnitt des Euro-Raums bei nur 0,7 Prozent des ruttoinlandsprodukts, BIP, und damit weit unter dem aastrichter Referenzwert von drei Prozent, so erwartet ie Europäische Kommission für 2010 im Euro-Raum in Staatsdefizit im Schnitt von 7,2 Prozent des BIP. Die uro-Staaten Irland, Griechenland und Spanien wiesen 009 sogar ein zweistelliges Defizit auf. Die durchchnittliche Verschuldung in der Euro-Zone liegt anstatt ei den geforderten 60 bei 84 Prozent. Verstärkt wird die finanzielle Schieflage dadurch, ass es in der Euro-Zone derzeit nur ein geringes wirtchaftliches Wachstum gibt. Damit wird es sehr viel chwerer, aus den Schulden „herauszuwachsen“, und es rscheint in vielen Ländern unklar, wie die Schulden abebaut werden können. Wir müssen insgesamt auch eine mangelnde Hausaltsdisziplin konstatieren. Die Maastricht-Kriterien ind sehr oft nicht eingehalten worden. Durch so ein erhalten verliert man auf Dauer aber das notwendige Peter Aumer gebene Reden )

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Manfred Zöllmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)





    (A) )

    Vertrauen in die Solidität der Finanz- und Wirtschafts-
    politik der Länder in der Euro-Zone. Letztlich sinkt da-
    mit die Kreditwürdigkeit, wie wir es im Fall Griechen-
    land leider in den vergangenen Monaten erleben
    mussten.

    Angesichts dieser Entwicklung ist es richtig, wie es
    im Antrag der Linken heißt, die Euro-Zone zu reformie-
    ren und Staatsbankrotte zu verhindern. Die vorgeschla-
    genen Maßnahmen sind dazu aber nicht tauglich. Sie
    fordern ein Sammelsurium problematischer Maßnah-
    men, die häufig kontraproduktiv wirken. Sie schlagen
    sogar die Aussetzung des Europa-Vertrages vor, wenn
    Sie eine aktive Umgehung der Bail-out-Klausel fordern.
    Da befindet sich die Linkspartei wieder außerhalb der
    Realität.

    Die Maßnahmen, die nun auf EU-Ebene vereinbart
    wurden, sind der richtige Weg:Die Euro-Staaten haben
    sich verpflichtet, ihre massiv gestiegenen Defizite be-
    schleunigt abzubauen, um die Verschuldung zu stoppen
    und umzukehren. Griechenland, Spanien und Portugal
    haben mehr als ehrgeizige Sparpläne vorgelegt und ver-
    abschiedet.

    Auch der 750-Milliarden-Schutzschirm ist notwendig,
    weil die Spekulationen damit eingedämmt werden kön-
    nen. Damit sind die Mittel aus dem Notfallfonds ein ei-
    genständiger Krisenmechanismus. Dies ist das richtige
    Signal an die Finanzmärkte, dass sich Spekulationen ge-
    gen notleidende Länder in der Eurozone nicht lohnen.

    Wir bräuchten jetzt weitere Maßnahmen zur Stabili-
    sierung des Euro: Die neue Zweckgesellschaft muss ge-
    gründet werden und ihre Arbeit schnellstmöglich auf-
    nehmen. Frühzeitige Sanktionen gegen Schuldensünder
    und eine stärkere europäische Kontrolle über die Haus-
    haltspolitik der Mitgliedstaaten werden den Euro weiter
    stabilisieren. Es ist richtig, wenn die Finanzminister
    sich für einen direkten Zugang der Kommission zu natio-
    nalen Haushaltsstatistiken ausgesprochen haben. Damit
    werden Tricksereien wie im Falle Griechenlands zukünf-
    tig nicht mehr möglich sein.

    Die Beratungen der letzten Monate haben deutlich
    gemacht, dass die Regierung in dieser Euro-Krise weder
    Linie noch Richtung hatte, keinen Mut zeigte und vor al-
    lem auf europäischer Ebene versagt hat. Die Regierung
    hat versucht, notwendige Entscheidungen zu verschlep-
    pen, und war in ihrer Meinung wankelmütig. Allein die
    Äußerungen der Bundeskanzlerin zu möglichen Hilfen
    an Griechenland oder zur Frage der Einführung einer
    Transaktionsteuer belegen dies leider allzu deutlich.

    Sowohl Merkel als auch Bundesminister Schäuble
    wirken fast wie Getriebene auf der internationalen und
    der europäischen Ebene. Das für sich genommen wäre
    vielleicht nur ein politisches Desaster. Aber wäre die
    Kanzlerin früher bereit gewesen, zu handeln, wären die
    Kosten der Hilfsmaßnahmen sehr viel geringer gewesen.
    Die Bundesregierung muss jetzt endlich auch ihrem Ver-
    sprechen gerecht werden, gegen Spekulanten vorzuge-
    hen und dies auch international durchzusetzen. Wir
    brauchen endlich Taten!

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    Zu Protokoll ge

    (C (D Was die Linke heute hier vorlegt, ist eine Pervertie ung unserer marktwirtschaftlichen Ordnung. Für eine artei, die den Sozialismus in Deutschland einführen ill, ist dies nur konsequent. Wer die marktwirtschaftlihe Ordnung jedoch stärken will, der darf Risiko und erantwortung nicht außer Kraft setzen, der muss dafür orgen, dass eine Sozialisierung von Verlusten nicht tattfindet. Wer – wie die Linken – die Monetarisierung er Staatsschulden durch die EZB fordert und einer uro-Anleihe das Wort redet, macht jedoch genau dies. r nimmt den Mitgliedstaaten des Euro-Raumes jeglihen Anreiz, selbst für Haushaltsdisziplin zu sorgen. as führt nicht nur bei den Mitgliedstaaten zu einer euen Schuldenlawine, die ohnehin in der Vergangeneit über ihre Verhältnisse gelebt haben, sondern es unergräbt auch bei den noch stabilen Ländern den Anreiz ur Haushaltskonsolidierung. In der Folge würde dies zu einer Politik des billigen eldes und damit zu einer galoppierenden Inflation füh en. Inflation ist die Enteignung von Sparvermögen. Sie irkt wie eine Steuer. Diese „Inflationssteuer“ zerstört as Vermögen von Millionen von Bürgerinnen und Bürern in diesem Land, die ihr Leben lang hart gearbeitet aben und einen Teil ihres Lohnes für die eigene Altersorsorge zur Seite gelegt haben. Aber nicht nur dies: Inlation, die unweigerlich mit der Umsetzung der Vorchläge der Linken eintreten würde, verändert das Sparnd Investitionsverhalten von Bürgern und Unternehen. Wer heute nicht weiß, welche Kaufkraft das Spar ermögen in 20, 30 oder vielleicht 40 Jahren hat, wird egebenenfals gar nicht mehr sparen. Diese Politik führt u einer wachsenden Abhängigkeit der Bürger vom taat. Das ist das Gegenteil dessen, was wir wollen. Wir ollen die Eigenverantwortung fördern und die Abhänigkeit der Bürger vom Staat verhindern. Unser Menschenbild ist das von Ludwig Erhard, der esagt hat: „Das mir vorschwebende Ideal beruht auf er Stärke, dass der Einzelne sagen kann: Ich will mich us eigener Kraft bewähren, ich will das Risiko des Leens selbst tragen, will für mein Schicksal verantwortich sein. Sorge Du Staat dafür, dass ich dazu in der Lage in.“ Die Konsequenz aus der Krise des Euro muss das geaue Gegenteil des vorliegenden Antrags sein. Wir müsen die Politik des billigen Geldes beenden. Das gilt für ie Monetarisierung der Staatsschulden durch die EZB uf der einen Seite und für die Verschuldungspolitik der itgliedstaaten auf der anderen Seite. Das ist die Vo aussetzung für eine nachhaltige wirtschaftliche Dynaik. Der Stabilitätsund Wachstumspakt war bislang ein ahnloser Tiger, der zur kollektiven Verantwortungsloigkeit geführt hat. Der Pakt braucht Zähne. Aber nicht ur! Recht muss nicht nur eingehalten werden, sondern s muss auch gelebt werden. Es braucht ein Wertegerüst, amit Normen nicht nur auf dem Papier stehen, sondern uch gelebt werden. Doch das wollen die Linken in diesem Hause nicht. ie sind Gegner eines stabilen Euro. Sie wollen das Manfred Zöllmer gebene Reden )