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ID1703504700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/35 weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Rüstungs- exportberichte zeitnah zum Jahresab- rüstungsbericht vorlegen (Drucksache 17/1167) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ansgar Heveling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . 3309 B 3309 C 3312 A 3313 C 3315 D 3316 D 3318 D 3319 D 3329 C 3331 B 3332 C 3333 D 3333 D 3334 A 3335 C 3337 C 3339 B 3339 D 3340 D Deutscher B Stenografisc 35. Sit Berlin, Freitag, de I n h a Tagesordnungspunkt 23: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbrei- tung sowie über die Entwicklung der Streitkräftepotenziale 2009 (Jahresab- rüstungsbericht 2009) (Drucksache 17/445) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutschland muss deutliche Zeichen für eine Welt frei von Atomwaffen setzen (Drucksache 17/1159) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Frithjof Schmidt, Kerstin Andreae, 3309 A 3309 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3321 D 3322 D 3324 A undestag her Bericht zung n 26. März 2010 l t : Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Erich G. Fritz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Wolfgang Wieland, Jerzy Montag, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Keine Vorratsdaten- speicherungen über den Umweg Europa (Drucksache 17/1168) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . 3325 A 3325 C 3325 C 3327 B 3327 B 3328 C Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3342 A 3343 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Daniel Volk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Abgeordneten Ute Vogt, Ulrich Kelber, Marco Bülow, weiterer Abgeord- 3344 A 3345 C 3347 A 3347 C 3348 B 3366 C 3368 C Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: a) Antrag der Fraktion der SPD: Fairness in der Leiharbeit (Drucksache 17/1155) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Elfter Bericht der Bundesregierung über Erfahrungen bei der Anwendung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (Drucksache 17/464) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Brehmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Richard Pitterle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Den Kampf gegen Steuerhinterziehung nicht dem Zufall überlassen (Drucksache 17/1149) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Manfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3349 C 3350 D 3350 D 3351 A 3352 B 3353 D 3354 D 3355 C 3356 D 3358 C 3359 C 3360 B 3361 C 3361 D 3362 D 3365 A neter und der Fraktion der SPD: Keine Vorbereitungen für die Wiederauf- nahme der Erkundung des Salzstocks in Gorleben bis zum Abschluss der Arbeit des 1. Parlamentarischen Untersu- chungsausschusses (Drucksache 17/1161) . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrich Kelber, Dr. Matthias Miersch, Dorothée Menzner, Sylvia Kotting-Uhl und weiterer Abgeordneter: Einsetzung eines Untersuchungsaus- schusses (Drucksachen 17/888 (neu), 17/1250) . . . Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . Angelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3369 A 3369 A 3369 B 3370 B 3371 C 3372 C 3373 B 3374 B 3375 B 3377 A 3377 D 3379 C 3380 D 3381 A 3382 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 3309 (A) (C) (D)(B) 35. Sit Berlin, Freitag, de Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 3381 (A) (C) (D)(B) DIE GRÜNEN Weinberg, Marcus CDU/CSU 26.03.2010 Dr. Hein, Rosemarie DIE LINKE 26.03.2010 Hempelmann, Rolf SPD 26.03.2010 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ 26.03.2010 Volkmar Wagner, Daniela BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Anlage 1 Liste der entschuldi Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.03.2010 Barchmann, Heinz- Joachim SPD 26.03.2010 Bernschneider, Florian FDP 26.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 26.03.2010 Burkert, Martin SPD 26.03.2010 Canel, Sylvia FDP 26.03.2010 Dr. Danckert, Peter SPD 26.03.2010 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 26.03.2010 Duin, Garrelt SPD 26.03.2010 Erdel, Rainer FDP 26.03.2010 Ernstberger, Petra SPD 26.03.2010* Freitag, Dagmar SPD 26.03.2010 Friedhoff, Paul K. FDP 26.03.2010 Gabriel, Sigmar SPD 26.03.2010 Dr. Geisen, Edmund Peter FDP 26.03.2010 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 26.03.2010* Golombeck, Heinz FDP 26.03.2010 Golze, Diana DIE LINKE 26.03.2010 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Gottschalck, Ulrike SPD 26.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 26.03.2010 Groschek, Michael SPD 26.03.2010 Groth, Annette DIE LINKE 26.03.2010 Anlagen zum Stenografischen Bericht gten Abgeordneten Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Krüger-Leißner, Angelika SPD 26.03.2010* Krumwiede, Agnes BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Kunert, Katrin DIE LINKE 26.03.2010 Dr. Lehmer, Max CDU/CSU 26.03.2010 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 26.03.2010 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 26.03.2010 Nietan, Dietmar SPD 26.03.2010 Özoğuz, Aydan SPD 26.03.2010 Pflug, Johannes SPD 26.03.2010 Pitterle, Richard DIE LINKE 26.03.2010 Remmers, Ingrid DIE LINKE 26.03.2010 Rix, Sönke SPD 26.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 26.03.2010 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 26.03.2010 Scheelen, Bernd SPD 26.03.2010 Dr. Schwanholz, Martin SPD 26.03.2010 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 26.03.2010* Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 26.03.2010 Thiele, Carl-Ludwig FDP 26.03.2010 Ulrich, Alexander DIE LINKE 26.03.2010* Vogel (Kleinsaara), CDU/CSU 26.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (A) (C) (D)(B) * für die Teilnahme an der 122. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilung Die Fraktion der SPD hat mitgeteilt, dass sie den An- trag EU-Beitrittsgesuch Islands unterstützen und ver- antwortungsvoll begleiten auf Drucksache 17/1163 zu- rückzieht. Werner, Katrin DIE LINKE 26.03.2010 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 26.03.2010 Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010* Zimmermann, Sabine DIE LINKE 26.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 Kö 3382 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 ln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 35. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. März 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jan Korte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

    FDP traue ich nun wirklich alles Schlechte dieser Welt
    zu,


    (Gisela Piltz [FDP]: Ja, endlich! – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das ist wahrscheinlich wechselseitig!)


    aber in diesem Falle, liebe Kolleginnen und Kollegen
    von der SPD, war es in der Tat maßgeblich Brigitte
    Zypries, die diese Richtlinie auf europäischer Ebene und
    im Bundestag durchgesetzt hat. Das muss man der Fair-
    ness halber einmal sagen. Deswegen hätte mich interes-
    siert, welche Meinung die SPD jetzt zu dieser Richtlinie
    hat und wie Sie gedenken, mit dem Antrag der Grünen
    umzugehen. Aber vielleicht geht ja der zweite Redner
    aus Ihrer Fraktion darauf ein.

    Vor dem Hintergrund welcher Situation diskutieren
    wir heute? – Abermals ist vom Bundesverfassungsgericht
    ein sogenanntes Sicherheitsgesetz kassiert worden – ver-
    bunden mit recht drastischen Ermahnungen. Die damali-
    gen Oppositionsparteien FDP, Grüne und Linke haben
    schon damals gesagt, dass das so kommen wird und dass
    Ihre Entscheidung auch politisch falsch ist. Darauf woll-
    ten Sie aus ideologischen Gründen nicht hören, und jetzt
    haben wir sozusagen den Salat.

    Wenn das höchste deutsche Gericht urteilt, dass ein
    Gesetz oder eine Richtlinie fachlich falsch ist, dass das
    alles so nicht geht, dass man das neu regeln müsste, dann
    denkt man als Bürger ja, die erste Reaktion darauf
    müsste eigentlich sein, zur Ruhe zu kommen, in sich zu
    gehen und zu prüfen, wie man es besser und grund-
    rechtskonform machen könnte bzw. ob man das Ganze
    überhaupt braucht. Das hat diese Bundesregierung aber
    nicht getan.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Wir sind ja gerade dabei! – Zuruf von der FDP: Das machen wir doch gerade!)


    Der Bundesinnenminister und die CDU sagen: Wir müs-
    sen unbedingt vor der Sommerpause noch irgendetwas
    unternehmen. – Die Bundesjustizministerin dagegen
    sagt – und dabei unterstütze ich sie sehr –: Am besten
    machen wir erst einmal gar nichts; denn gar nichts zu
    tun, ist besser, als das Falsche zu tun.


    (Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der FDP: Das hat sie nicht gesagt! Lesen Sie doch mal Zeitung!)


    Deshalb wissen wir bis heute nicht, was die Meinung der
    Koalition ist.


    (Gisela Piltz [FDP]: Herr Korte, wenn Sie die Ministerin zitieren, zitieren Sie sie bitte richtig!)


    Ich denke, wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass das
    Bundesverfassungsgericht abermals etwas kassiert hat,
    und einen Richtungswechsel vornehmen. An dieser Stelle
    stellt sich die berühmte Frage: Was tun?

    Um noch einmal auf das Problem zurückzukommen:
    Bei der Vorratsdatenspeicherung geht es darum – das
    ist der Unterschied zu Google, Facebook und anderen –,
    dass ohne Anlass und ohne Verdacht das Kommunika-
    tionsverhalten von 80 Millionen Bundesbürgern kom-
    plett registriert wird. Das ist das Kernproblem, über das
    wir hier diskutieren. Es geht also sozusagen um eine To-
    talprotokollierung von menschlichem Kommunikations-
    verhalten, und zwar anlasslos.

    Daraus ergeben sich in einer Demokratie grundle-
    gende Fragen. Denn Datenschutz und das Wissen, unbe-
    obachtet und unangepasst kommunizieren zu können, ist
    eine entscheidende Grundlage demokratischen Engage-
    ments. Dies wird durch die Vorratsdatenspeicherung be-
    hindert und infrage gestellt. Denn klar ist – darauf wird
    auch in dem Urteil hingewiesen –, das jemand, der sich
    ständig beobachtet und registriert fühlt, automatisch,
    vielleicht sogar unbewusst, anfängt, sein Kommunika-
    tionsverhalten zu ändern. Man fängt an, angepasst zu
    kommunizieren. Das will zumindest die Linke nicht. Wir
    wollen eine unangepasste Kommunikation in diesem
    Land.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wer sich ständig beobachtet fühlt, passt sich an. Das
    mag jemandem mit einem autoritären Weltbild wie Ih-
    nen vielleicht sinnvoll erscheinen.


    (Lachen bei der CDU/CSU – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: In welchem System gab es denn die Stasi? Keine Belehrung von Demokraten!)


    Wir wollen das aber nicht. Wir wollen unangepasst sein,
    und wir wollen den aufrechten Gang. Deswegen lehnen
    wir das politisch ab.


    (Zuruf von der CDU/CSU)






    Jan Korte


    (A) (C)



    (D)(B)

    – Da haben Sie allerdings recht, um kurz vor Ostern
    auch einmal etwas Persönliches zu sagen. Das Bundes-
    verfassungsgericht hat nicht gesagt, es sei völlig unmög-
    lich, die Richtlinie umzusetzen. Das ist in der Tat richtig.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Aha!)


    – Ja, ich will schließlich, dass wir eine differenzierte De-
    batte führen. – Man muss aber deutlich sagen – das ist
    die Aufgabe des Bundestages –: Nicht alles, was juris-
    tisch und technisch möglich ist, muss man auch machen.
    Darum geht es in der politischen Auseinandersetzung.


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Deswegen unterstützt meine Fraktion ganz klar den
    Antrag der Grünen, auf europäischer Ebene darum zu
    kämpfen, dass die Richtlinie außer Kraft gesetzt wird.
    Auch in anderen europäischen Ländern gibt es entspre-
    chende Ansätze. Wir sind also nicht alleine, wie es die
    große Sorge der Bundesregierung ist. Man könnte auf
    europäischer Ebene etwas für die Grundrechte tun. Es
    wäre auch klasse, wenn eine Bundesregierung auf euro-
    päischer Ebene in der Frage von Datenschutz und Bür-
    gerrechten positiv auffallen würde.

    Die FDP hat in der Frage komplett versagt. Sie sind
    schon kurz nach Ihrer Vereidigung beim SWIFT-Ab-
    kommen vom Innenminister vorgeführt worden.


    (Gisela Piltz [FDP]: Herr Korte! – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Die Nachfolgepartei der SED redet über Bürgerrechte! Ganz toll!)


    Wir sind gespannt, wie es bei der FDP weitergehen wird.

    Die Linke wird auf jeden Fall die FDP in ihrem
    Kampf gegen den eigenen Koalitionspartner unterstüt-
    zen,


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    wenn Sie bereit sind, die Richtlinie zur Vorratsdatenspei-
    cherung insgesamt zu Fall zu bringen. Dabei haben Sie
    uns an Ihrer Seite.

    Die Linke unterstützt selbstverständlich auch weiter
    das außerparlamentarische Engagement. Im Rahmen
    der Debatte um die Vorratsdatenspeicherung ist erstma-
    lig seit Jahren in der Bundesrepublik über die Frage von
    Grundrechten, Demokratie und Rechtsstaat relevant dis-
    kutiert worden. Das ist doch etwas Gutes, wenn Men-
    schen auf die Straße gehen und sich organisieren.


    (Gisela Piltz [FDP]: Genau! Es wäre schön, wenn es das in der DDR gegeben hätte, Herr Korte!)


    – Ich erinnere mich, Kollegin Piltz: Es war eine gute Sa-
    che, als wir alle auf der Demo „Freiheit statt Angst“ wa-
    ren, die FDP-Fahnen Seite an Seite mit den roten Fahnen
    der Linken. Die Grünen waren auch dabei. Das war eine
    gute Sache. Ich bin gespannt, ob Sie im Herbst wieder
    demonstrieren werden. Ich schätze, nicht; denn auf Sie
    kann man sich in dieser Frage nicht verlassen.

    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es ist eine traurige Entwicklung, die Sie durchlaufen.
    Deswegen ist jetzt die politische Auseinandersetzung zu
    führen. Wir müssen die Vorratsdatenspeicherung weder
    als Bundestag noch als Bundesregierung mittragen.


    (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Oh doch! Vor Ostern sollten Sie ein bisschen milder sein!)


    Man könnte erst einmal in sich gehen und über Ostern
    nachdenken. Dann könnten wir auf die Vorratsdatenspei-
    cherung verzichten und hätten damit einen wichtigen
    Beitrag zur Stärkung der Demokratie in diesem Land ge-
    leistet. Die Linke macht mit.

    Schönen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat nun Ansgar Heveling für die Fraktion

der CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ansgar Heveling


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im-

    merhin wissen wir jetzt schon seit gut 14 Stunden, wel-
    ches Anliegen die Grünen unter der Überschrift „Keine
    Vorratsdatenspeicherungen über den Umweg Europa“
    bewegt. Sie haben uns lange darüber im Unklaren gelas-
    sen, was Sie auf dem Umweg über Europa nicht wollen.
    Aber die viele Zeit, die sich die Grünen für die Formu-
    lierung des Antrags gelassen haben, hat offensichtlich
    nicht gereicht, um einen ausgewogenen und vollständi-
    gen Antrag vorzulegen. Zwar wird Bezug auf eine Bun-
    destagsdrucksache aus dem Jahr 2004 genommen. Aber
    dann sind Aussagen zu dem Zeitraum zwischen 2004
    und 2006 in dem Antragstext doch merkwürdig lücken-
    haft. Sollte das Zufall sein, oder hat es etwas damit zu
    tun, dass die Grünen bis 2005 in der Regierung waren,
    oder sogar damit, dass in dieser Zeit in Europa die we-
    sentlichen Entscheidungen zur Vorratsdatenspeicherung
    getroffen wurden,


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch falsch!)


    und zwar unter tatkräftiger Mitwirkung einer rot-grünen
    Bundesregierung?


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Falsch!)


    Gerne helfe ich Ihrer Erinnerung auf die Sprünge.

    Es ist interessant, sich die Entwicklung um das Jahr
    2005 genauer anzusehen. Ihre Reaktionen zeigen, dass
    ich richtig liege. Wenn man sich die Geschichte der
    Vorratsdatenspeicherung anschaut, trifft man auf ein
    Phänomen; ich nenne es das Chamäleonphänomen.
    Beim Blick zurück stößt man nicht nur auf eine rot-
    grüne Bundesregierung, nein, man stößt auch auf einen





    Ansgar Heveling


    (A) (C)



    (D)(B)

    Bundesinnenminister, der einmal grün war, irgendwann
    zu den Roten wechselte, um dann in einer rot-grünen
    Bundesregierung den schwarzen Sheriff zu geben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Es war dieser rot-grüne bzw. grün-rote Innenminister
    Schily, der genau das mit initiiert hat, was die Grünen
    nun mit dem Antrag „Keine Vorratsdatenspeicherungen
    über den Umweg Europa“ so vehement von sich weisen
    wollen.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: So ist es!)


    Ich darf dazu aus der Süddeutschen Zeitung vom
    13. März 2005 zitieren, kurz vor der Implosion der letz-
    ten rot-grünen Bundesregierung:

    Über den Umweg Brüssel

    – das passt wie die Faust aufs Auge –

    will Otto Schily seine im vergangenen Jahr auf
    Bundesebene abgelehnten Pläne zur Datenspeiche-
    rung doch noch durchsetzen.

    Weiter heißt es:

    Dabei gehe es darum, einen Rahmenbeschluss für
    die Europäische Union … vorzubereiten, der den
    Behörden im Kampf gegen Terror und Kriminalität
    helfen soll.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Lassen wir uns das doch einmal auf der Zunge zergehen.
    Das ist doch die Wahrheit.