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ID1703500700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/35 weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Rüstungs- exportberichte zeitnah zum Jahresab- rüstungsbericht vorlegen (Drucksache 17/1167) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ansgar Heveling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . 3309 B 3309 C 3312 A 3313 C 3315 D 3316 D 3318 D 3319 D 3329 C 3331 B 3332 C 3333 D 3333 D 3334 A 3335 C 3337 C 3339 B 3339 D 3340 D Deutscher B Stenografisc 35. Sit Berlin, Freitag, de I n h a Tagesordnungspunkt 23: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbrei- tung sowie über die Entwicklung der Streitkräftepotenziale 2009 (Jahresab- rüstungsbericht 2009) (Drucksache 17/445) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutschland muss deutliche Zeichen für eine Welt frei von Atomwaffen setzen (Drucksache 17/1159) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Frithjof Schmidt, Kerstin Andreae, 3309 A 3309 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3321 D 3322 D 3324 A undestag her Bericht zung n 26. März 2010 l t : Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Erich G. Fritz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Wolfgang Wieland, Jerzy Montag, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Keine Vorratsdaten- speicherungen über den Umweg Europa (Drucksache 17/1168) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . 3325 A 3325 C 3325 C 3327 B 3327 B 3328 C Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3342 A 3343 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Daniel Volk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Abgeordneten Ute Vogt, Ulrich Kelber, Marco Bülow, weiterer Abgeord- 3344 A 3345 C 3347 A 3347 C 3348 B 3366 C 3368 C Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: a) Antrag der Fraktion der SPD: Fairness in der Leiharbeit (Drucksache 17/1155) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Elfter Bericht der Bundesregierung über Erfahrungen bei der Anwendung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (Drucksache 17/464) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Brehmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Richard Pitterle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Den Kampf gegen Steuerhinterziehung nicht dem Zufall überlassen (Drucksache 17/1149) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Manfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3349 C 3350 D 3350 D 3351 A 3352 B 3353 D 3354 D 3355 C 3356 D 3358 C 3359 C 3360 B 3361 C 3361 D 3362 D 3365 A neter und der Fraktion der SPD: Keine Vorbereitungen für die Wiederauf- nahme der Erkundung des Salzstocks in Gorleben bis zum Abschluss der Arbeit des 1. Parlamentarischen Untersu- chungsausschusses (Drucksache 17/1161) . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrich Kelber, Dr. Matthias Miersch, Dorothée Menzner, Sylvia Kotting-Uhl und weiterer Abgeordneter: Einsetzung eines Untersuchungsaus- schusses (Drucksachen 17/888 (neu), 17/1250) . . . Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . Angelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3369 A 3369 A 3369 B 3370 B 3371 C 3372 C 3373 B 3374 B 3375 B 3377 A 3377 D 3379 C 3380 D 3381 A 3382 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 3309 (A) (C) (D)(B) 35. Sit Berlin, Freitag, de Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 3381 (A) (C) (D)(B) DIE GRÜNEN Weinberg, Marcus CDU/CSU 26.03.2010 Dr. Hein, Rosemarie DIE LINKE 26.03.2010 Hempelmann, Rolf SPD 26.03.2010 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ 26.03.2010 Volkmar Wagner, Daniela BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Anlage 1 Liste der entschuldi Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.03.2010 Barchmann, Heinz- Joachim SPD 26.03.2010 Bernschneider, Florian FDP 26.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 26.03.2010 Burkert, Martin SPD 26.03.2010 Canel, Sylvia FDP 26.03.2010 Dr. Danckert, Peter SPD 26.03.2010 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 26.03.2010 Duin, Garrelt SPD 26.03.2010 Erdel, Rainer FDP 26.03.2010 Ernstberger, Petra SPD 26.03.2010* Freitag, Dagmar SPD 26.03.2010 Friedhoff, Paul K. FDP 26.03.2010 Gabriel, Sigmar SPD 26.03.2010 Dr. Geisen, Edmund Peter FDP 26.03.2010 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 26.03.2010* Golombeck, Heinz FDP 26.03.2010 Golze, Diana DIE LINKE 26.03.2010 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Gottschalck, Ulrike SPD 26.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 26.03.2010 Groschek, Michael SPD 26.03.2010 Groth, Annette DIE LINKE 26.03.2010 Anlagen zum Stenografischen Bericht gten Abgeordneten Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Krüger-Leißner, Angelika SPD 26.03.2010* Krumwiede, Agnes BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Kunert, Katrin DIE LINKE 26.03.2010 Dr. Lehmer, Max CDU/CSU 26.03.2010 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 26.03.2010 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 26.03.2010 Nietan, Dietmar SPD 26.03.2010 Özoğuz, Aydan SPD 26.03.2010 Pflug, Johannes SPD 26.03.2010 Pitterle, Richard DIE LINKE 26.03.2010 Remmers, Ingrid DIE LINKE 26.03.2010 Rix, Sönke SPD 26.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 26.03.2010 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 26.03.2010 Scheelen, Bernd SPD 26.03.2010 Dr. Schwanholz, Martin SPD 26.03.2010 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 26.03.2010* Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 26.03.2010 Thiele, Carl-Ludwig FDP 26.03.2010 Ulrich, Alexander DIE LINKE 26.03.2010* Vogel (Kleinsaara), CDU/CSU 26.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (A) (C) (D)(B) * für die Teilnahme an der 122. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilung Die Fraktion der SPD hat mitgeteilt, dass sie den An- trag EU-Beitrittsgesuch Islands unterstützen und ver- antwortungsvoll begleiten auf Drucksache 17/1163 zu- rückzieht. Werner, Katrin DIE LINKE 26.03.2010 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 26.03.2010 Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010* Zimmermann, Sabine DIE LINKE 26.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 Kö 3382 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 ln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 35. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. März 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Inge Höger-Neuling


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Täglich

    sterben 500 Menschen weltweit in bewaffneten Konflik-
    ten. Das sind etwa 32 Menschen in den anderthalb Stun-
    den, in denen wir heute über Abrüstung diskutieren.
    Nicht wenige von ihnen sterben durch deutsche Waffen,
    durch Schusswaffen, die in Deutschland oder mit deut-
    scher Lizenz produziert wurden.

    Die Atommächte dieser Welt besitzen nach wie vor ein
    nukleares Potenzial, das ausreicht, die Menschheit mehr-
    fach zu vernichten. Trotzdem wird weiter aufgerüstet.
    Weltweit wird die unglaubliche Summe von 1 500 Milliar-
    den Dollar für Rüstung ausgegeben. Abrüstung ist dem-
    nach eine entscheidende Frage, eine Überlebensfrage für
    die Menschen auf diesem Planten. Abrüstung ist eine
    drängende politische Aufgabe, der wir uns alle stellen
    müssen. Atomare und konventionelle Waffen müssen ab-
    gerüstet werden, ganz egal, ob es um Kleinwaffen oder
    Großwaffensysteme geht.





    Inge Höger


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Agnes Malczak [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Die Linke ist deshalb für Abrüstung und den Stopp von
    Rüstungsexporten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Bundesregierung redet viel von Abrüstung. Herr
    Westerwelle hat gerade wieder den Beitrag Deutschlands
    für den Frieden in der Welt gelobt. Das ist völlig un-
    glaubwürdig, solange die Bundeswehr immer mehr für
    Kriege aufrüstet. Es ist verlogen, solange Waffen in na-
    hezu alle Regionen dieser Welt geliefert werden. Abrüs-
    tungspolitik sieht anders aus.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Auch im Lissabon-Vertrag wird die Doppelmoral
    bei der Rüstung hochgehalten. Der Vertrag regelt seit
    dem letzten Dezember die rechtlichen Grundlagen auch
    für die Außenpolitik der Europäischen Union. In dem
    Vertrag wird nur ein einziges Mal das Wort „Abrüstung“
    erwähnt. In Art. 41 und in Art. 42 geht es um „Missio-
    nen außerhalb der Union“. Diese Missionen umfassen
    – Art. 43 – sogenannte „Abrüstungsmaßnahmen“ in
    Drittstaaten, die mit militärischen Mitteln durchgeführt
    werden sollen. Gemeint ist also eine gewaltsame Abrüs-
    tung anderer Länder. Im selben Vertrag verpflichtet die
    EU ihre Mitgliedstaaten zu weiterer Aufrüstung. Die EU
    legt dabei auch fest, wie dies mit der Europäischen Ver-
    teidigungsagentur abgewickelt wird. Hier wird schamlos
    europäische Machtpolitik betrieben. Abrüstung wird es
    so nicht geben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das schwedische Institut SIPRI hat gerade wieder
    festgestellt: Das Volumen des Rüstungshandels ist in
    den letzten Jahren weltweit um 22 Prozent gewachsen.
    Zusammen exportieren alle EU-Staaten inzwischen min-
    destens so viele Waffen wie die USA. Deutschland hat
    daran einen ganz erheblichen Anteil: Deutschland hat
    seine Ausfuhren in diesem Bereich in den letzten fünf
    Jahren verdoppelt. Deutschland ist damit Europameister
    beim Handel mit dem Tod und liegt weltweit auf Platz 3.


    (Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Was Sie machen, ist unglaublich!)


    Um wenigstens etwas Licht in die dunklen Rüstungs-
    geschäfte zu bringen, haben wir bereits im Dezember
    2008 beantragt, dass der Rüstungsexportbericht spätes-
    tens im zweiten Quartal des Folgejahres vorgelegt wird,
    statt, wie es bisher häufig der Fall ist, erst über ein Jahr
    später.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Parlamentarische Kontrolle und Debatte über Rüstungs-
    exporte sind ein wichtiger Beitrag zur Abrüstung.

    Rüstungsexporte sind ein doppeltes Problem: Zum ei-
    nen schaffen Waffen keinen Frieden, zum anderen fehlt
    das Geld, das für Waffen ausgegeben wird, an anderer
    Stelle. So haben auch deutsche Waffenverkäufe ihren
    Anteil an dem gigantischen Staatsdefizit in Griechen-
    land. Deutsche Rüstungsunternehmen beliefern sowohl
    Griechenland als auch die Türkei, nahezu ausgewogen.
    Sie profitieren von den Spannungen zwischen diesen
    beiden Nachbarstaaten. Auch Südafrika und Pakistan
    werden mit deutschen Rüstungsprodukten beliefert.
    Diese Länder haben große ökonomische und soziale Pro-
    bleme. Wenn Waffen gekauft werden, fehlt das Geld für
    Bildung, für Gesundheit, für Soziales. Deutsche Waffen
    gehen nach wie vor an Länder, die die Menschenrechte
    systematisch missachten, zum Beispiel an Saudi-Ara-
    bien. Sie gehen an Länder, die in Kriege und Bürger-
    kriege verwickelt sind, an Länder, die sich diese Waffen
    eigentlich gar nicht leisten können.

    Für Rüstungsunternehmen ist das in der Regel kein
    Risiko; denn die Exporte werden mit staatlichen Her-
    mesbürgschaften bestens abgesichert. Die Linke ist ge-
    gen öffentliche Garantien für Rüstungsgeschäfte.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sagt das einmal den Arbeitern von Rheinmetall!)


    Die Linke ist für Konversion. Die Linke ist gegen Ge-
    schäfte mit dem Tod. „Frieden schaffen ohne Waffen“ ist
    unsere Devise.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Super! – Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Da sitzt die Rüstungslobby!)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Die Kollegin Agnes Malczak ist die nächste Rednerin

für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Agnes Malczak


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der vor-

    liegende Jahresabrüstungsbericht 2009 zeigt die helle
    Seite der deutschen Außenpolitik. Doch es gibt auch
    eine ziemlich düstere: die der deutschen Rüstungs-
    exporte. Den Rüstungsexportbericht legt die Bundesre-
    gierung nicht gerne vor. Bisher liegt der Rüstungsexport-
    bericht weder für das Jahr 2009 noch für das Jahr 2008
    vor. Das ist ein Skandal.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Bevor ich auf diese dunkle Seite der deutschen Au-
    ßenpolitik zu sprechen komme, möchte ich mich zu-
    nächst einem Lichtblick der deutschen Abrüstungspoli-
    tik widmen. Den Fraktionen der CDU/CSU, der SPD,
    der FDP und der Grünen ist es gelungen, sich auf einen
    gemeinsamen Antrag zur nuklearen Abrüstung zu ei-
    nigen. Wir Abgeordnete führen in diesem Hohen Hause
    leidenschaftliche, teilweise erbitterte Debatten zu allen
    möglichen Themen, und häufig ist das auch gut so.
    Trotzdem ist es wirklich einmalig, dass sich heute das
    gesamte Parlament zu einem atomwaffenfreien Deutsch-
    land und zu dem Ziel einer atomwaffenfreien Welt be-
    kennt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)






    Agnes Malczak


    (A) (C)



    (D)(B)

    Die Entstehung des interfraktionellen Antrages kann
    durchaus als schwierige Geburt bezeichnet werden. Des-
    halb möchte ich mich bei Frau Zapf, bei Herrn
    Kiesewetter und bei Frau Hoff, die sich immens bemüht
    haben, dafür bedanken, dass wir dieses tolle Unterfangen
    auf die Beine gestellt haben. Mit diesem Antrag ist der
    Irrglaube aus dem Kalten Krieg, dass Atomwaffen für
    die Sicherheit unerlässlich sind, endlich aus den Köpfen
    aller hier verbannt.

    Doch für uns ist es nur ein Teilsieg der Vernunft. Dass
    bei der Ausarbeitung dieses Antrages nicht alle Fraktio-
    nen beteiligt wurden, zeigt, dass die ideologischen und
    parteipolitischen Scheuklappen nicht ganz abgelegt wer-
    den konnten. Der Ausschluss der Linken, obwohl in der
    Sache eigentlich Konsens herrscht, ist aus Sicht der Grü-
    nen eine verpasste Chance.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN – Alexander Süßmair [DIE LINKE]: Eine Sauerei ist das!)


    Wenn in einer so wichtigen Frage Einigkeit besteht, soll-
    ten wir gesamtparlamentarisch Geschlossenheit demon-
    strieren.

    Meine Damen und Herren, die Kanzlerin kann jetzt
    auf ihrer Reise zum Gipfel in die USA ebenso wie der
    Außenminister auf seinen Reisen statt einer Kontroverse
    – das kommt häufig vor – einen Konsens mitnehmen,
    der Ansporn und Mahnung ist. Abrüstung muss ein
    Grundpfeiler für die deutsche Außenpolitik im Dienste
    des Friedens sein. Diese Außenpolitik darf sich nicht
    verstecken, weder vor den USA noch vor der NATO.
    Deshalb sollten wir hier nicht zu vorsichtig sein und uns
    nicht zu sehr wegducken. Sie sind doch auch sonst nicht
    so kleinlaut, Herr Minister. Vertreten Sie diese Anliegen
    doch noch offensiver, statt immer nur auf die Bündnis-
    verpflichtungen zu verweisen und die nukleare Abrüs-
    tung damit zu verknüpfen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wer glaubt, die nukleare Bedrohung habe sich mit
    dem Ende des Kalten Krieges erledigt und sei nur noch
    ein gruseliges Kapitel in den Geschichtsbüchern, unter-
    liegt einem gefährlichen Irrtum. Die von Atomwaffen
    ausgehende Gefahr für den Frieden und die Sicherheit
    in der Welt hat eine völlig neue, besorgniserregende
    Qualität erreicht. Derzeit existieren weltweit 23 000 ato-
    mare Sprengköpfe, von denen schätzungsweise 11 000
    rund um die Uhr abschussbereit sind.

    Eine zunehmende Zahl von Staaten ist dabei, ihre nu-
    kleare Enthaltsamkeit infrage zu stellen. Der Mythos,
    dass Atomwaffen ein Potenzmittel für mehr Macht und
    zugleich eine Immunspritze für mehr Sicherheit sind,
    verleitet aufstrebende Mächte und jene, die es werden
    wollen, dazu, ihre Hände nach der vermeintlichen Wun-
    derwaffe auszustrecken. Tonnen von waffenfähigem Nu-
    klearmaterial lagern teilweise an ungesicherten Orten,
    oft nur geschützt durch Maschendrahtzaun. Mit dem
    Wachstum von Information und Handel ist heute die Ex-
    pertise für den Bau von Atomwaffen viel leichter verfüg-
    bar als jemals zuvor. Diese Bedrohungsskizze zeigt, dass
    wir uns keine Versäumnisse leisten können; denn es ist
    höchste Zeit, zu handeln.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das starke Votum aus dem Parlament für den Abzug
    der verbliebenen US-Atomwaffen in Büchel in Rhein-
    land-Pfalz und für eine Stärkung der nuklearen Abrüs-
    tung kommt gerade noch rechtzeitig; denn im Mai dieses
    Jahres findet die Überprüfungskonferenz des Atomwaf-
    fensperrvertrages statt. Sie darf nicht scheitern wie vor
    fünf Jahren.

    Ein Zusammenbruch des Nichtverbreitungsregimes
    und der multilateralen Rüstungskontrolle würde ein
    neues Zeitalter des Rüstungswettlaufes von mehr als nur
    zwei Großmächten heraufbeschwören. Daher ist es ein
    großer Schritt nach vorne, dass wir uns heute gemeinsam
    für klare Vereinbarungen für weltweite nukleare Abrüs-
    tung, für Rüstungskontrolle, für vertrauensbildende
    Maßnahmen und Transparenz aussprechen. Der gemein-
    same Antrag enthält wirklich umfassende Forderungen
    zur Verwirklichung einer atomwaffenfreien Welt.

    Für viele dieser Forderungen haben wir Grüne uns
    schon seit Jahren stark gemacht. Das Parlament will,
    dass die Bundesregierung für eine Verstärkung von Rüs-
    tungskontrolle und Abrüstung in der NATO eintritt, und
    zwar offensiv. Wir stimmen für die Offenlegung von
    Plutoniumbeständen und für die Einrichtung eines Kern-
    waffenregisters. Der Bundestag setzt sich für das welt-
    weite Inkrafttreten des Atomteststopp-Abkommens ein.
    Wir erteilen dem Einsatz von Atomwaffen seitens der
    Atommächte gegenüber Nichtkernwaffenstaaten eine
    klare Absage.

    Dass dieser Forderungskatalog von der Mehrheit die-
    ses Hauses mitgetragen wird, ist ein erstaunlicher Fort-
    schritt. Doch bei allem gerechtfertigten Lob und bei aller
    gerechtfertigten Freude über diesen Fortschritt dürfen
    wir uns auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Der interfraktionelle Antrag, so gut er auch ist, kann für
    uns Grüne als Minimalkonsens nur ein Grundstein sein,
    auf dem wir weiter aufbauen müssen. Wer den Bauplan
    kennt, der weiß, dass es darüber hinaus noch viel zu tun
    gibt.

    Ich möchte drei Baustellen nennen, die für uns we-
    sentlich sind.

    Die erste Baustelle befindet sich in Deutschland. Wir
    wollen auf die Beendigung der nuklearen Teilhabe nicht
    länger warten als nötig. Nukleare Abrüstung beginnt vor
    der eigenen Haustür. Deutschland kann und sollte sich
    schon jetzt dafür einsetzen, dass die Ausbildung von
    Bundeswehrsoldaten und die Bereitstellung von Träger-
    mitteln für den Abwurf von Atomwaffen eingestellt wer-
    den, und damit dem Beispiel Kanadas und Griechen-
    lands folgen, die ihrerseits vor Jahren die nukleare
    Teilhabe beendet haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)






    Agnes Malczak


    (A) (C)



    (D)(B)

    Die zweite Baustelle betrifft die NATO. Auch was die
    Rolle von Atomwaffen innerhalb der NATO angeht, ist
    aus grüner Sicht mehr drin. Zur Überwindung einer Poli-
    tik der nuklearen Abschreckung muss die Ersteinsatzop-
    tion für Atomschläge endlich abgeschafft werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    In der neuen NATO-Strategie, die im Herbst dieses
    Jahres beschlossen wird, muss Abrüstung das Kernprin-
    zip eines Bündnisses werden, das für Frieden und
    Sicherheit stehen will. Das Bündnis muss sich außerdem
    in Richtung atomwaffenfreies Europa bewegen und in
    einem ersten Schritt den Abbau und vor allem auch die
    Verschrottung aller US-Atomwaffen in Europa einleiten.

    Die dritte Baustelle ergibt sich aus der Problematik
    der doppelten Verwendung von Nuklearmaterial, für die
    es nur eine grüne Lösung gibt. Die zunehmende Aus-
    breitung der zivilen Nutzung der Atomenergie steigert
    auch die nukleare Gefahr, da immer mehr Staaten die Fä-
    higkeiten zum Aufbau militärischer Nuklearprogramme
    erwerben.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zum Beispiel Brasilien!)


    Deutschland muss sich national und weltweit für den
    Ausstieg aus der zivilen Nutzung der Atomenergie ein-
    setzen und stattdessen die Nutzung erneuerbarer Ener-
    gien in der Welt fördern.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Aber stattdessen fördert die Bundesregierung den Export
    von Atomtechnologie durch die Vergabe von Hermes-
    bürgschaften wie unlängst für das Atomkraftwerk
    Angra 3 in Brasilien. Wenn kurzfristiger Profit in Sicht
    ist und die Atomlobby nach neuen Absatzmärkten
    lechzt, ist Schwarz-Gelb gegenüber Sicherheitsrisiken
    blind.

    Damit sind wir auch schon bei den düsteren Seiten
    der deutschen Außenpolitik angelangt. Der vor kurzem
    erschienene Bericht des renommierten schwedischen
    Friedensforschungsinstituts SIPRI bescheinigt Deutsch-
    land einen bitteren Exporterfolg, auf den auch in Zeiten
    der Weltwirtschaftskrise niemand stolz sein kann. In den
    vergangenen Jahren verdoppelte die deutsche Rüstungs-
    industrie ihre Exporte und baute ihren Weltmarktanteil
    von 6 auf 11 Prozent aus. Das ist ein trauriger Rekord.

    Dabei ist nicht nur erschreckend, wie viele Waffen
    exportiert werden, sondern vor allem auch, wohin sie ex-
    portiert werden. Denn die Bundesregierung betreibt ihre
    offensive Rüstungsexportstrategie auch in Krisenregio-
    nen. Eine Rüstungsexportpolitik, die sich der Rüs-
    tungsindustrie derart unterwirft, unterminiert alle An-
    strengungen um Abrüstung. Sie verschließt die Augen
    vor den verheerenden Folgen der weltweiten Aufrüs-
    tungsspirale für Sicherheit und Frieden in der Welt. Sie
    ist unmoralisch und verantwortungslos. Abrüstung ist
    ein unverzichtbarer Bestandteil einer nachhaltigen Si-
    cherheits- und Friedenspolitik und muss daher industrie-
    politische Absichten übertrumpfen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Genau!)


    Ich stimme dem Minister zu: Nukleare Abrüstung
    darf nicht zu konventioneller Aufrüstung führen. Aber
    gerade deshalb müssen wir auch an die Rüstungsexporte
    heran.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Mit anderen Worten: Konsequente und ehrliche Ab-
    rüstungspolitik erfordert eine restriktive Rüstungs-
    exportpolitik und effektive Rüstungskontrolle. Dazu ge-
    hört auch, dass der Bundestag im Vorfeld und nicht wie
    in der bisherigen Praxis unzulänglich und erst im Nach-
    hinein informiert wird. Wir fordern eine unverzügliche
    Vorlage der Rüstungsexportberichte für 2008 und 2009
    und setzen uns für ein parlamentarisches Widerspruchs-
    recht ein.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Abschließend möchte ich festhalten: Unser heutiges
    Bekenntnis für ein atomwaffenfreies Deutschland und
    eine atomwaffenfreie Welt ist ein erster wichtiger
    Schritt. Die Einigkeit in dieser Frage über die Par-
    teigrenzen hinweg ist hierfür ein vielversprechender
    Lichtblick. Wir Grüne wollen eine nachhaltige Sicher-
    heits- und Friedenspolitik, zu der eine konsequente Ab-
    rüstungspolitik untrennbar dazugehört. Und mehr grünes
    Licht vertreibt auch die hier noch bestehenden Schatten.

    Vielen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)