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ID1703500300

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Metadaten
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/35 weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Rüstungs- exportberichte zeitnah zum Jahresab- rüstungsbericht vorlegen (Drucksache 17/1167) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ansgar Heveling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . 3309 B 3309 C 3312 A 3313 C 3315 D 3316 D 3318 D 3319 D 3329 C 3331 B 3332 C 3333 D 3333 D 3334 A 3335 C 3337 C 3339 B 3339 D 3340 D Deutscher B Stenografisc 35. Sit Berlin, Freitag, de I n h a Tagesordnungspunkt 23: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbrei- tung sowie über die Entwicklung der Streitkräftepotenziale 2009 (Jahresab- rüstungsbericht 2009) (Drucksache 17/445) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutschland muss deutliche Zeichen für eine Welt frei von Atomwaffen setzen (Drucksache 17/1159) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Frithjof Schmidt, Kerstin Andreae, 3309 A 3309 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3321 D 3322 D 3324 A undestag her Bericht zung n 26. März 2010 l t : Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Erich G. Fritz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Wolfgang Wieland, Jerzy Montag, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Keine Vorratsdaten- speicherungen über den Umweg Europa (Drucksache 17/1168) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . 3325 A 3325 C 3325 C 3327 B 3327 B 3328 C Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3342 A 3343 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Daniel Volk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Abgeordneten Ute Vogt, Ulrich Kelber, Marco Bülow, weiterer Abgeord- 3344 A 3345 C 3347 A 3347 C 3348 B 3366 C 3368 C Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: a) Antrag der Fraktion der SPD: Fairness in der Leiharbeit (Drucksache 17/1155) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Elfter Bericht der Bundesregierung über Erfahrungen bei der Anwendung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (Drucksache 17/464) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Brehmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Richard Pitterle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Den Kampf gegen Steuerhinterziehung nicht dem Zufall überlassen (Drucksache 17/1149) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Manfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3349 C 3350 D 3350 D 3351 A 3352 B 3353 D 3354 D 3355 C 3356 D 3358 C 3359 C 3360 B 3361 C 3361 D 3362 D 3365 A neter und der Fraktion der SPD: Keine Vorbereitungen für die Wiederauf- nahme der Erkundung des Salzstocks in Gorleben bis zum Abschluss der Arbeit des 1. Parlamentarischen Untersu- chungsausschusses (Drucksache 17/1161) . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrich Kelber, Dr. Matthias Miersch, Dorothée Menzner, Sylvia Kotting-Uhl und weiterer Abgeordneter: Einsetzung eines Untersuchungsaus- schusses (Drucksachen 17/888 (neu), 17/1250) . . . Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . Angelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3369 A 3369 A 3369 B 3370 B 3371 C 3372 C 3373 B 3374 B 3375 B 3377 A 3377 D 3379 C 3380 D 3381 A 3382 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 3309 (A) (C) (D)(B) 35. Sit Berlin, Freitag, de Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 3381 (A) (C) (D)(B) DIE GRÜNEN Weinberg, Marcus CDU/CSU 26.03.2010 Dr. Hein, Rosemarie DIE LINKE 26.03.2010 Hempelmann, Rolf SPD 26.03.2010 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ 26.03.2010 Volkmar Wagner, Daniela BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Anlage 1 Liste der entschuldi Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.03.2010 Barchmann, Heinz- Joachim SPD 26.03.2010 Bernschneider, Florian FDP 26.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 26.03.2010 Burkert, Martin SPD 26.03.2010 Canel, Sylvia FDP 26.03.2010 Dr. Danckert, Peter SPD 26.03.2010 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 26.03.2010 Duin, Garrelt SPD 26.03.2010 Erdel, Rainer FDP 26.03.2010 Ernstberger, Petra SPD 26.03.2010* Freitag, Dagmar SPD 26.03.2010 Friedhoff, Paul K. FDP 26.03.2010 Gabriel, Sigmar SPD 26.03.2010 Dr. Geisen, Edmund Peter FDP 26.03.2010 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 26.03.2010* Golombeck, Heinz FDP 26.03.2010 Golze, Diana DIE LINKE 26.03.2010 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Gottschalck, Ulrike SPD 26.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 26.03.2010 Groschek, Michael SPD 26.03.2010 Groth, Annette DIE LINKE 26.03.2010 Anlagen zum Stenografischen Bericht gten Abgeordneten Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Krüger-Leißner, Angelika SPD 26.03.2010* Krumwiede, Agnes BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Kunert, Katrin DIE LINKE 26.03.2010 Dr. Lehmer, Max CDU/CSU 26.03.2010 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 26.03.2010 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 26.03.2010 Nietan, Dietmar SPD 26.03.2010 Özoğuz, Aydan SPD 26.03.2010 Pflug, Johannes SPD 26.03.2010 Pitterle, Richard DIE LINKE 26.03.2010 Remmers, Ingrid DIE LINKE 26.03.2010 Rix, Sönke SPD 26.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 26.03.2010 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 26.03.2010 Scheelen, Bernd SPD 26.03.2010 Dr. Schwanholz, Martin SPD 26.03.2010 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 26.03.2010* Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 26.03.2010 Thiele, Carl-Ludwig FDP 26.03.2010 Ulrich, Alexander DIE LINKE 26.03.2010* Vogel (Kleinsaara), CDU/CSU 26.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (A) (C) (D)(B) * für die Teilnahme an der 122. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilung Die Fraktion der SPD hat mitgeteilt, dass sie den An- trag EU-Beitrittsgesuch Islands unterstützen und ver- antwortungsvoll begleiten auf Drucksache 17/1163 zu- rückzieht. Werner, Katrin DIE LINKE 26.03.2010 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 26.03.2010 Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010* Zimmermann, Sabine DIE LINKE 26.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 Kö 3382 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 ln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 35. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. März 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Uta Zapf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

    möchte als Allererstes einen ganz herzlichen Dank an
    alle die, die bei diesem Antrag mitverhandelt haben, aus-
    sprechen. Ich danke, obwohl es ungewöhnlich ist, mei-
    nem Kollegen Roderich Kiesewetter, der sich in der Tat
    bemüht hat, viele Hürden aus dem Weg zu schaffen.
    Herzlichen Dank dafür! Herzlichen Dank aber auch an
    Frau Malczak, die mit dafür gesorgt hat, dass der eine
    oder andere über seinen Schatten gesprungen ist. Ich
    denke, das ist das Kennzeichen dieses Antrags. Wir sind
    einen großen Schritt in der parlamentarischen Meinungs-
    bildung vorangekommen, und dies in einer schwierigen
    Situation, in der es unterschiedliche Grade an Zustim-
    mung zu dem gegeben hat, was der Herr Minister soeben
    ausgeführt hat. Wir haben es schwer gehabt. Ich habe ge-
    sagt, das ist gleichzeitig eine Zangen- und eine Steiß-
    geburt. Aber wir sind zu einem Ergebnis gekommen,
    wenn auch in allerletzter Minute vor der Sitzung aller
    Fraktionen.

    Ich bin sehr froh; denn bei allen Abstrichen oder Zu-
    geständnissen, die der eine oder andere hat machen müs-
    sen, ist es ein Antrag, der in der Tat dazu beitragen kann,
    die Bundesregierung in der augenblicklichen Situation
    zu leiten. Ich sage ausdrücklich „zu leiten“, weil es auch
    da Unterschiede gab, wie sich in den Diskussionen ge-
    zeigt hat. Es ist ein gutes Zeichen, dass wir ganz wich-
    tige Punkte gemeinsam, über alle Fraktionen hinweg, be-
    schließen können. Aus allen Fraktionen gab es Anträge.
    Diese werden im Unterausschuss Abrüstung, Rüstungs-
    kontrolle und Nichtverbreitung beraten werden.

    Wir haben gerade am heutigen Tage das Glück, sagen
    zu können: Jawohl, START steht kurz vor der Unter-
    zeichnung. Das ist ein ganz wichtiges Zeichen, auch
    wenn es nur der erste Schritt in dem bedeutenden Pro-
    zess der Abrüstung nuklearer Waffen ist. Wir wissen,
    dass viele weitere Schritte folgen müssen, sei es bilateral
    zwischen Russland und den USA, sei es ausgeweitet auf
    andere Nuklearwaffenstaaten der P 5. Schon da fangen
    gewisse Schwierigkeiten an. Wie wir von unserem direk-
    ten Nachbarn Frankreich wissen, ist dies dort eine viel
    schwierigere Frage als bei uns.

    Diejenigen, die den Nichtverbreitungsvertrag nicht
    unterzeichnet haben – der Minister hat es erwähnt –,
    aber über Nuklearwaffen verfügen, müssen, wenn wir
    Global Zero, Abrüstung auf null, wirklich wollen, in der
    Endphase einbezogen werden. Deshalb haben wir in
    dem vorliegenden Antrag den Appell an diese Staaten
    formuliert, zumindest ihre Waffen nicht weiter aufzusto-
    cken, die Produktion von Spaltmaterial zu beenden und
    sich dem Atomteststoppvertrag anzuschließen. Wir wis-
    sen, dass Präsident Obama den Atomteststoppvertrag in
    den USA ratifizieren lassen will. Wir wissen aber auch,
    dass es da noch eines Stückes Arbeit bedarf. Wir werden
    von uns aus ein bisschen Unterstützung leisten müssen,
    damit diese wichtige Ratifikation zustande kommt.

    Die Verhandlungen in Genf über einen Stopp der Pro-
    duktion von Spaltmaterial stocken, weil sich Pakistan
    dem entgegenstellt, obwohl ein fast fertig ausgearbeite-
    ter Vertrag vorliegt, der sich schon seit Jahren in den
    Schubladen befindet. Es wird eine ganz wichtige Auf-
    gabe sein, das zu befördern. Wir sind dazu bereit.

    In diesem Zusammenhang wird die Überprüfungs-
    konferenz zum Atomwaffensperrvertrag, die im Mai
    stattfindet, ein ganz wichtiger Punkt sein. Dabei geht es
    um die Frage, wie es der Herr Minister formuliert hat:
    Wird es Aufrüstung geben, oder wird es Abrüstung ge-
    ben? Diese Überprüfungskonferenz sollte so ausfallen,
    dass sich die Teilnehmerstaaten auf ein wegweisendes
    Abschlussdokument einigen können, das das aufnimmt,
    was wir schon einmal erreicht hatten, liebe Freunde. Mit
    den 13 Schritten im Jahre 2000 hatten wir etwas erreicht,
    was wir heute wieder haben niederschreiben müssen.

    In diesen 13 Schritten ist unter anderem ein ganz
    wichtiger Punkt enthalten. Dazu will ich ein paar Worte
    sagen. Das betrifft nicht nur die Strategie der USA, son-
    dern auch die der NATO und Russlands. Ich glaube, es
    wäre gut, wenn man partnerschaftlich dazu käme, im
    Dialog zwischen Russland und den USA – mit dem
    Signal, das von der Nuclear Posture Review ausgeht –
    das Richtige zu tun und auch Russland dazu zu bewegen,
    den Nuklearwaffen einen geringeren Stellenwert zuzu-
    schreiben. Das ist der Kernpunkt unserer Diskussion.

    Es wird die Zukunft der Abrüstung bestimmen, ob es
    uns und auch der NATO gelingt, von der Atomwaffen-
    strategie Abstand zu nehmen. Es geht nicht nur um die in
    Deutschland oder anderen europäischen Staaten gelager-
    ten Atomwaffen, sondern es geht auch darum, ob sich
    die NATO bei der Verteidigung auf einen Mix aus Atom-
    waffen und konventionellen Waffen stützt oder ob die
    NATO bereit ist, den Stellenwert von Atomwaffen he-
    rabzustufen. Bevor es überhaupt dazu kommt, auf Atom-
    waffen ganz zu verzichten, ist es wichtig, zu sagen, dass
    die Atomwaffen nur noch der Abschreckung gegen Nu-
    klearwaffen dienen, als Restposten sozusagen. Auch
    Obama hat darauf hingewiesen: Solange es Nuklearwaf-
    fen gibt, werden wir Abschreckung noch brauchen. Aber
    wenn es uns nicht gelingt, die Rolle von Atomwaffen in
    den Strategien zu minimieren, wird es nicht zu einem
    völligen Verzicht kommen. – Deshalb ist mein großer
    Appell an die Bundesregierung, ein solches Vorgehen
    durch Verhandlungen in den NATO-Gremien zu unter-
    stützen und voranzutreiben.

    Ich bin nicht ganz pessimistisch. Wir haben eine Un-
    terrichtung von einem der zwölf Apostel bekommen, der
    einer Gruppe angehört, die eine neue Strategie vorberei-
    tet. Ich hatte den Eindruck, dass man auch in dieser Stra-





    Uta Zapf


    (A) (C)



    (D)(B)

    tegie empfehlen wird, das Ziel der völligen nuklearen
    Abrüstung festzuschreiben. Das hat – auch für die au-
    genblickliche Planung – Konsequenzen. Ich bitte herz-
    lich darum, Taten folgen zu lassen.

    Es gibt noch einen weiteren Punkt, um den wir gerun-
    gen haben. Vonseiten der nichtgebundenen Staaten wird
    die Drohung ausgesprochen, dass sie sich im Rahmen
    der Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrver-
    trag einem Abschlussdokument verweigern werden, falls
    es keine Resolution für eine atomwaffenfreie Zone im
    Nahen und Mittleren Osten geben sollte. Ich glaube
    – auch dieser Punkt ist wichtig –, dass das Ziel, das mit
    dieser Resolution angesteuert wird, eines der schwierigs-
    ten ist, weil es sich hierbei, wenn es um Abrüstungsfra-
    gen und um Sicherheit geht, um die allerschwierigste
    Region handelt.

    Zu Recht ist darauf hingewiesen worden, dass es nicht
    nur um die nukleare Abrüstung geht, sondern auch um
    eine Verabredung zur Rolle der konventionellen Streit-
    kräfte. Das betrifft nicht nur den KSE-Vertrag – wir wis-
    sen es sehr zu schätzen, dass dieses Thema wieder auf
    den Tisch des Hauses gebracht wird –, sondern auch den
    Nahen und Mittleren Osten. Das betrifft natürlich auch
    die Regionen Indien und Pakistan, in denen die beiden
    Mächte derzeit derart aufrüsten, dass man das Schaudern
    bekommen kann. Wenn wir generell über den Jahresab-
    rüstungsbericht sprechen, sollten wir das im Blick behal-
    ten. Wir stehen auch in diesem Bereich in der Pflicht, auf
    weitere Abrüstung hinzuwirken. Das betrifft natürlich
    auch die eigenen Lieferungen, die nicht maßlos zur kon-
    ventionellen Aufrüstung beitragen sollten.

    Lassen Sie mich einen letzten Punkt erwähnen. Die
    Proliferationsgefahr, die mit der zivilen Nutzung von
    Nukleartechnologie verbunden ist, ist uns bewusst.
    Wenn man sich vorstellt, welche möglichen weiteren
    Gefahren durch die Verbreitung der Nukleartechnologie
    und durch das dadurch anfallende Nuklearmaterial – sei
    es Abfall, sei es Material zur Wiederverwertung – auch
    in Bezug auf die illegale oder die terroristische Verwen-
    dung entstehen, dann glaube ich, dass es höchste Zeit ist,
    dass wir darüber reflektieren, und zwar nicht nur in Be-
    zug auf die Sicherung dieser Materialien – demnächst
    soll auf dem Gipfel in Washington darüber beraten wer-
    den –, sondern auch in Bezug auf die Frage, wie wir im
    Zuge einer solchen Entwicklung gewährleisten können,
    dass eine sogenannte Fuel Bank etabliert wird. Es wird
    nicht leicht sein, anderen Staaten zu sagen: Ihr dürft die-
    ses Material, das ihr für die Reaktoren verwenden wollt,
    nicht selbst herstellen; wir wollen das unter internationa-
    ler Kontrolle machen. – Dies wäre aber ein wichtiger
    Schritt. Wir kennen das aus den ganz schwierigen Dis-
    kussionen mit Iran.

    Wenn ich noch ein Problem auftischen soll, das völlig
    ungelöst ist, muss ich an Nordkorea erinnern. Die
    Sechs-Parteien-Gespräche müssen von uns unterstützt
    werden. Es muss eine Lösung gefunden werden, damit
    dieses Land, das sich aus dem Atomwaffensperrvertrag
    quasi abgeseilt hat, in die Vertragsgemeinschaft zurück-
    kehrt. Es muss eingebunden werden und sich an einer
    friedlichen Lösung all jener Probleme, die ich angerissen
    habe, beteiligen.

    Nochmals herzlichen Dank an alle für die gute Ko-
    operation. Das lässt mich für die Zukunft dieser Legisla-
    turperiode hoffen.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Roderich Kiesewetter ist der nächste Redner für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Roderich Kiesewetter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

    gen! Wir debattieren hier heute nicht nur über den
    Jahresabrüstungsbericht 2009 der Bundesregierung, son-
    dern wir sprechen auch über einen fraktionsübergreifen-
    den Antrag, der von vier Fraktionen dieses Hauses aus
    fünf Parteien vorgelegt wird. Ich denke, das ist ein gutes
    Signal für die Öffentlichkeit, für unsere Bevölkerung.
    Wir sind froh, dass wir heute – ich nenne es einmal so –
    diese Osterbotschaft senden können. Herzlichen Dank
    an alle Beteiligten, insbesondere an Frau Hoff, Frau Zapf
    und Frau Malczak! Wenn ich diese drei Namen nenne,
    könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass Abrüstung
    weiblich geworden ist. Aber ich denke, dass alle, auch
    die Herren des Hauses, dahinterstehen.

    Wir setzen damit ein klares Zeichen für eine überlegte
    Abrüstung. Der fraktionsübergreifende sicherheits-
    politische Antrag hat die beteiligten Fraktionen über
    mehrere Monate hinweg an die Grenze des Auslotbaren
    gebracht. Das zeigt aber auch, mit welcher Ernsthaftig-
    keit wir darüber gesprochen haben. Es ist gut, dass unser
    Koalitionsvertrag bei einem Großteil des Parlaments für
    Übereinstimmung und gemeinsames Handeln sorgt. Viele
    Formulierungen finden sich im gemeinsamen Antrag
    wieder. Das macht Mut für künftige sicherheitspolitische
    Initiativen, zum Beispiel für die G-8-Initiative „Globale
    Partnerschaft gegen die Verbreitung von Massenvernich-
    tungswaffen“.

    Bei aller Hoffnung und ohne die für Deutschland
    manchmal typische rosa Brille möchte ich aus Sicht der
    Union ein paar Punkte ansprechen.

    Bei Abrüstung geht es natürlich auch um unsere deut-
    schen Interessen, um die Klärung unserer sicherheits-
    politischen Interessen, einschließlich der Festigung der
    transatlantischen Bindung und der europäischen Verwur-
    zelung. Es geht um Grundwerte wie Freiheit und Demo-
    kratie, Menschenrechte und Wohlfahrt. Es geht aber
    auch um die Glaubwürdigkeit unserer Außen- und Si-
    cherheitspolitik. Wir alle wissen, dass unsere heutige
    Initiative nur ein erster Schritt auf dem Weg zu einem
    großen Ziel ist. Selbst Obama hat gesagt, dass es bis zu





    Roderich Kiesewetter


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    einer nuklearwaffenfreien Welt möglicherweise eine Ge-
    neration dauern kann.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Uta Zapf [SPD])


    Deshalb sollten wir bei allem Elan schon jetzt auch an
    konventionelle Abrüstung und an Integration von kon-
    ventioneller und nuklearer Abrüstung denken. Die Er-
    nennung von Victoria Nuland als US-Sonderbeauftragte
    für konventionelle Abrüstung ist ein hoffnungsfrohes
    Zeichen dafür, wie ernst unser wichtigster Bündnispart-
    ner auch die konventionelle Abrüstung nimmt.

    Es ist Auffassung der Union, dass der politische
    Zweck der nichtstrategischen Atomwaffen in Europa ent-
    fallen ist. Aber wenn wir diese Abrüstung wollen, dann
    muss sie im Bündnis abgestimmt sein, dann müssen wir
    schrittweise vorgehen – mit den USA, ohne einseitige
    Vorleistungen –, dann muss das im Zuge der Überarbei-
    tung des strategischen Konzepts der NATO geschehen
    – Frau Zapf hat das eben angesprochen – und unter Ein-
    beziehung – das ist uns von der Union ganz besonders
    wichtig – aller nichtstrategischen Atomwaffen in Europa,
    auch der russischen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Nukleare und konventionelle Abrüstung unter Anpas-
    sung des KSE-Vertrags ist der Einstieg in eine koordi-
    nierte Abrüstung. Wir sollten dabei auch die Wahrneh-
    mung der baltischen Staaten und unseres polnischen
    Nachbarn hinsichtlich der Bedrohungslage ernst neh-
    men. Die haben nämlich einen etwas anderen Bezug zur
    Geschichte. Deshalb müssen wir sie frühzeitig in unsere
    Überlegungen einbeziehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wie stellen wir uns das konkret vor? Wir bleiben in
    der NATO und in der Europäischen Union fest veran-
    kert. Beiden Wertegemeinschaften verdanken wir unsere
    Sicherheit, unseren Wohlstand, aber auch unser Gewicht
    in der Welt. Die Einigung bei START, also hinsichtlich
    der Reduzierung der strategischen Atomwaffen, zwi-
    schen den USA und Russland, die wohl in den nächsten
    14 Tagen bevorsteht, ist vielversprechend. Wir müssen
    alle Kraft auf die Überprüfungskonferenz zum Nichtver-
    breitungsvertrag im Mai setzen und in diesem Jahr ver-
    suchen, endlich die Ratifizierung des Teststoppvertrags
    zu erreichen – es fehlt immer noch die Ratifizierung
    durch neun Staaten –, damit dieser Vertrag in Kraft tre-
    ten kann.

    Der Fahrplan des Abzugs nichtstrategischer Atom-
    waffen aus Deutschland und Europa hat abgestimmt im
    Bündnis zu erfolgen, auch mit den fünf Staaten, in denen
    sie zurzeit noch gelagert sind. Wenn diese Nuklearwaf-
    fen keine militärische Rolle mehr spielen, sollten wir das
    auch in unsere Gespräche mit der Türkei einbeziehen. Es
    gibt ja auch schon Überlegungen, wie man diese Atom-
    waffen unter internationale Kontrolle stellen könnte. Ich
    denke an die Vorschläge, die bei der IAEO vorliegen.

    Parallel zum Abrüstungsfahrplan brauchen wir – Frau
    Zapf hat es vorhin angesprochen – die Aufrechterhaltung
    einer nuklearen Rückversicherung im strategischen Kon-
    zept der NATO. Warum? Solange es noch Atomwaffen
    gibt, solange es noch andere Massenvernichtungswaffen
    auf der Welt gibt – das strategische Konzept enthält al-
    lerdings ein deutliches Zeichen der Rückführung der Be-
    deutung der Nuklearwaffen – und solange die Gefahr der
    Proliferation nicht gebannt ist, brauchen wir als letzte
    Rückversicherung wenige Nuklearwaffen im Bündnis.
    Früher hieß das Abschreckung. Diese sollten wir erst
    dann aufgeben, wenn keine Staaten mehr mit Atomwaf-
    fen drohen können. Denn außerhalb Europas ist die Lage
    nicht sonderlich erquicklich.

    Wenn wir den Blick in den Abrüstungsbericht wa-
    gen, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehen wir: Nord-
    korea ist unberechenbar. Atommächte wie Pakistan und
    Indien befinden sich nicht gerade in Friedensverhand-
    lungen. Die Gefahr nuklearer Rüstung im Iran hat unab-
    sehbare Konsequenzen, beispielsweise für das Bedro-
    hungsgefühl Israels, Saudi-Arabiens und der Türkei.
    Sicherheitspolitik hat nicht immer nur mit klaren Fakten
    zu tun. Sicherheitspolitik hat viel mit Psychologie und
    Bedrohungswahrnehmung zu tun. Auch daran können
    wir arbeiten. Im Abrüstungsbericht ist davon die Rede,
    dass in Syrien möglicherweise geheime nukleare Aktivi-
    täten aufwachsen. Die IAEO hat hierzu Überlegungen.
    Wir Deutschen arbeiten intensiv an der Multilateralisie-
    rung des Brennstoffkreislaufs. Es gibt also ganz viele
    Ansatzpunkte für Abrüstung, nicht nur im militärischen
    Bereich.

    Wir werben für Transparenz und Kooperationsmaß-
    nahmen, für Verifikation für alle Massenvernichtungs-
    waffen. Deshalb sollten wir noch stärker auf einen Erfolg
    bei der Genfer Abrüstungskonferenz hinwirken. Unsere
    Wertegemeinschaft gilt es gegen die Bedrohung durch
    Massenvernichtungswaffen zu schützen. Aber wie leis-
    ten wir das ohne Nuklearwaffen? Auch darüber sollten
    wir uns als Parlament Gedanken machen. Es gibt eine
    Lösung; darüber werden wir debattieren müssen: Wir
    sollten darauf hinarbeiten, dass die geplante Raketenab-
    wehr der NATO gegen Massenvernichtungswaffen für
    alle offen ist, die daran mitwirken wollen. Sie richtet sich
    gegen unberechenbare Staaten im Mittleren und Fernen
    Osten, Staaten, die sich nicht an den Nichtverbreitungs-
    vertrag halten bzw. den Teststoppvertrag verletzen. Eine
    partnerschaftliche und nicht ausgrenzende Raketenab-
    wehr schafft Transparenz und Vertrauen, insbesondere
    mit Blick auf Russland und China.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Wir sollten deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen,
    intensiver über Sicherheitspolitik und sicherheitspoliti-
    sche Architekturen nachdenken, weit über unsere natio-
    nalen Befindlichkeiten hinaus. Wir brauchen die breite
    Debatte. Wir können es auch offen ansprechen: Wir ha-
    ben es mit dem Ende des Kalten Krieges versäumt, diese
    wertegeleitete Debatte in Deutschland mit Blick auf un-
    sere sicherheitspolitischen Interessen zu führen. Das
    Weißbuch von 2006 ist gut, die Konzeption der Bundes-
    wehr von 2004 auch. Aber wir haben das nicht in die Öf-
    fentlichkeit getragen. Wir sollten weiter und breiter in





    Roderich Kiesewetter


    (A) (C)



    (D)(B)

    der Öffentlichkeit darüber diskutieren. Der Anstoß kann
    von uns ausgehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir sind nicht allein auf der Welt. Wir dürfen die De-
    batte nicht blauäugig führen. Gutmenschentum ist in der
    Sicherheitspolitik fehl am Platz. Hier zählen Fakten, Be-
    drohungswahrnehmungen, strategische Interessen, histo-
    rische Zusammenhänge und psychologische Befindlich-
    keiten. Aber es geht auch um Glaubwürdigkeit und
    verlässliche Stärke. Wir brauchen eine Analyse der si-
    cherheitspolitischen Herausforderungen und ihrer Ursa-
    chen mit Blick auf Terrorismus, Aufrüstung und unkon-
    trollierte Verbreitung, also Proliferation. Es gilt der
    Grundsatz: Je weniger Nuklearwaffen, desto geringer die
    Gefahr, dass dieses Material in terroristische Hände fällt.

    Unsere heutige Abrüstungsinitiative ist dann sinnvoll
    und erfolgversprechend, wenn wir uns über unsere deut-
    schen Sicherheitsinteressen glaubwürdig und vor allem
    auch für unsere Bündnispartner nachvollziehbar verstän-
    digen. Das bezieht die Frage der transatlantischen Ab-
    stimmung mit ein. Abrüstung kann somit nur gesamt-
    europäisch wirksam sein, und sie muss für nukleare und
    konventionelle Waffen gelten. Wir sollten auch daran
    denken, mit Russland über die baldige Wiederaufnahme
    der Verhandlungen über den KSE-Vertrag zu sprechen,
    pragmatisch und offen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Als Rahmen bieten sich hierzu die NATO oder die
    OSZE an. Wir berücksichtigen dabei auch die Sicher-
    heitsbedürfnisse unserer östlichen Nachbarn. Wir sollten
    Anreize für Abrüstung schaffen, nicht Misstrauen für
    neue Aufrüstung. Abrüstung kostet viel Geld; darüber
    müssen wir uns im Klaren sein. Erst langfristig schafft
    sie freie Ressourcen, zum Beispiel für Bildung und For-
    schung. Wir brauchen aber auch Mittel zur Sicherung
    der Nukleararsenale.

    Auf dem Weg zur Verwirklichung des langfristigen
    Ziels Global Zero brauchen wir – ich glaube, da sind wir
    uns einig – die Festlegung einer möglichst geringen An-
    zahl von Kernwaffen als Restversicherung, und zwar
    möglichst außerhalb Europas. Wenn wir dies wollen,
    auch als Parlament, müssen wir uns darüber im Klaren
    sein, was das im Hinblick auf die Mitbestimmung, die
    Teilhabe bedeutet. Auch das ist ein Punkt, über den zu
    diskutieren ist. Ein zügiges Wegverhandeln der nichtstra-
    tegischen Atomwaffen nach dem START-Folgeabkom-
    men ist sicherlich möglich. Mit diesem Vorschlag machen
    wir unsere deutschen Interessen klar – pragmatisch und
    konstruktiv. Wir gehen im Bündnis Hand in Hand.

    Wir sehen, liebe Kolleginnen und Kollegen: Mit dem
    schlichten und euphorischen Ruf nach Abrüstung, nach
    Abzug der Atomwaffen aus Deutschland ist es allein
    nicht getan. Wenn wir ernsthafte Abrüstungsbemühun-
    gen wollen, die dauerhaft erfolgreich sind, stehen wir
    erst am Anfang eines langwierigen und mühsamen Pro-
    zesses.

    Unser Koalitionsvertrag weist den richtigen Weg. Wir
    setzen ihn auch in der Sicherheitspolitik erfolgreich um.
    Dennoch: Visionen schaffen keine Sicherheit. Aber sie
    schaffen Zielmarken. Sie ermöglichen einen Fahrplan.
    Aber der Fahrplan braucht Haltestellen. An diesen Halte-
    stellen sollten Meilensteine der Abrüstung stehen, nicht
    auf Visionen beruhend, sondern auf klaren Fakten, or-
    dentlichen Verhandlungen, gegenseitigem Respekt. Das
    ist möglich, wenn wir die Interessen unserer Nachbarn,
    auch die Befindlichkeiten unserer ferneren Nachbarn,
    und die historischen Zusammenhänge kennen. Wir brau-
    chen für glaubwürdige Abrüstung Vertrauen, Verlässlich-
    keit und Transparenz.

    Abrüstung mit Frieden zu verwechseln, ist ein schwe-
    rer Fehler. Abrüstung ist wichtig. Aber die Geschichte
    lehrt, dass zumeist nicht Abrüstung zu Frieden führt,
    sondern dass friedliche Zusammenarbeit erst einmal zu
    geringerem Misstrauen, dann zu weniger Angst und
    dann zu Abrüstung führt. Das hat kein Geringerer als
    Richard von Weizsäcker festgestellt.

    Abrüstung führt dann zum Erfolg, wenn sie kein
    Selbstzweck ist, sondern wenn sie überlegt, mit den Part-
    nern abgestimmt und mit einem klugen Plan erfolgt, im-
    mer mit Blick auf unsere eigenen Interessen, über die
    wir uns national, in Europa und im Bündnis sehr ordent-
    lich verständigen müssen.

    Unser gemeinsamer Antrag ist ein richtiger und zügi-
    ger Schritt. Entscheidend ist, liebe Kolleginnen und Kol-
    legen, dass unsere Abrüstungsziele mit unseren Interes-
    sen zusammenpassen. Populismus ist fehl am Platz, aber
    harte Arbeit umso willkommener. Packen wir es an!

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)