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ID1703500100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/35 weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Rüstungs- exportberichte zeitnah zum Jahresab- rüstungsbericht vorlegen (Drucksache 17/1167) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ansgar Heveling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . 3309 B 3309 C 3312 A 3313 C 3315 D 3316 D 3318 D 3319 D 3329 C 3331 B 3332 C 3333 D 3333 D 3334 A 3335 C 3337 C 3339 B 3339 D 3340 D Deutscher B Stenografisc 35. Sit Berlin, Freitag, de I n h a Tagesordnungspunkt 23: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbrei- tung sowie über die Entwicklung der Streitkräftepotenziale 2009 (Jahresab- rüstungsbericht 2009) (Drucksache 17/445) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutschland muss deutliche Zeichen für eine Welt frei von Atomwaffen setzen (Drucksache 17/1159) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Frithjof Schmidt, Kerstin Andreae, 3309 A 3309 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3321 D 3322 D 3324 A undestag her Bericht zung n 26. März 2010 l t : Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Erich G. Fritz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Wolfgang Wieland, Jerzy Montag, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Keine Vorratsdaten- speicherungen über den Umweg Europa (Drucksache 17/1168) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . 3325 A 3325 C 3325 C 3327 B 3327 B 3328 C Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3342 A 3343 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Daniel Volk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Abgeordneten Ute Vogt, Ulrich Kelber, Marco Bülow, weiterer Abgeord- 3344 A 3345 C 3347 A 3347 C 3348 B 3366 C 3368 C Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: a) Antrag der Fraktion der SPD: Fairness in der Leiharbeit (Drucksache 17/1155) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Elfter Bericht der Bundesregierung über Erfahrungen bei der Anwendung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (Drucksache 17/464) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Brehmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Richard Pitterle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Den Kampf gegen Steuerhinterziehung nicht dem Zufall überlassen (Drucksache 17/1149) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Manfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3349 C 3350 D 3350 D 3351 A 3352 B 3353 D 3354 D 3355 C 3356 D 3358 C 3359 C 3360 B 3361 C 3361 D 3362 D 3365 A neter und der Fraktion der SPD: Keine Vorbereitungen für die Wiederauf- nahme der Erkundung des Salzstocks in Gorleben bis zum Abschluss der Arbeit des 1. Parlamentarischen Untersu- chungsausschusses (Drucksache 17/1161) . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrich Kelber, Dr. Matthias Miersch, Dorothée Menzner, Sylvia Kotting-Uhl und weiterer Abgeordneter: Einsetzung eines Untersuchungsaus- schusses (Drucksachen 17/888 (neu), 17/1250) . . . Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . Angelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3369 A 3369 A 3369 B 3370 B 3371 C 3372 C 3373 B 3374 B 3375 B 3377 A 3377 D 3379 C 3380 D 3381 A 3382 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 3309 (A) (C) (D)(B) 35. Sit Berlin, Freitag, de Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 3381 (A) (C) (D)(B) DIE GRÜNEN Weinberg, Marcus CDU/CSU 26.03.2010 Dr. Hein, Rosemarie DIE LINKE 26.03.2010 Hempelmann, Rolf SPD 26.03.2010 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ 26.03.2010 Volkmar Wagner, Daniela BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Anlage 1 Liste der entschuldi Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.03.2010 Barchmann, Heinz- Joachim SPD 26.03.2010 Bernschneider, Florian FDP 26.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 26.03.2010 Burkert, Martin SPD 26.03.2010 Canel, Sylvia FDP 26.03.2010 Dr. Danckert, Peter SPD 26.03.2010 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 26.03.2010 Duin, Garrelt SPD 26.03.2010 Erdel, Rainer FDP 26.03.2010 Ernstberger, Petra SPD 26.03.2010* Freitag, Dagmar SPD 26.03.2010 Friedhoff, Paul K. FDP 26.03.2010 Gabriel, Sigmar SPD 26.03.2010 Dr. Geisen, Edmund Peter FDP 26.03.2010 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 26.03.2010* Golombeck, Heinz FDP 26.03.2010 Golze, Diana DIE LINKE 26.03.2010 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Gottschalck, Ulrike SPD 26.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 26.03.2010 Groschek, Michael SPD 26.03.2010 Groth, Annette DIE LINKE 26.03.2010 Anlagen zum Stenografischen Bericht gten Abgeordneten Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Krüger-Leißner, Angelika SPD 26.03.2010* Krumwiede, Agnes BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Kunert, Katrin DIE LINKE 26.03.2010 Dr. Lehmer, Max CDU/CSU 26.03.2010 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 26.03.2010 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 26.03.2010 Nietan, Dietmar SPD 26.03.2010 Özoğuz, Aydan SPD 26.03.2010 Pflug, Johannes SPD 26.03.2010 Pitterle, Richard DIE LINKE 26.03.2010 Remmers, Ingrid DIE LINKE 26.03.2010 Rix, Sönke SPD 26.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 26.03.2010 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 26.03.2010 Scheelen, Bernd SPD 26.03.2010 Dr. Schwanholz, Martin SPD 26.03.2010 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 26.03.2010* Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 26.03.2010 Thiele, Carl-Ludwig FDP 26.03.2010 Ulrich, Alexander DIE LINKE 26.03.2010* Vogel (Kleinsaara), CDU/CSU 26.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (A) (C) (D)(B) * für die Teilnahme an der 122. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilung Die Fraktion der SPD hat mitgeteilt, dass sie den An- trag EU-Beitrittsgesuch Islands unterstützen und ver- antwortungsvoll begleiten auf Drucksache 17/1163 zu- rückzieht. Werner, Katrin DIE LINKE 26.03.2010 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 26.03.2010 Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010* Zimmermann, Sabine DIE LINKE 26.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 Kö 3382 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 ln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 35. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. März 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

    Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
    habe heute Morgen vor Eintritt in die Tagesordnung
    nichts zu verkünden, was zur Förderung der Motivation
    oder zur Behinderung der Tagesordnung geeignet sein
    könnte.

    Also kommen wir sofort zu den Tagesordnungspunk-
    ten 23 a, b und d:

    a) Unterrichtung durch die Bundesregierung

    Bericht der Bundesregierung zum Stand der
    Bemühungen um Abrüstung, Rüstungskon-
    trolle und Nichtverbreitung sowie über die
    Entwicklung der Streitkräftepotenziale 2009


    (Jahresabrüstungsbericht 2009)


    – Drucksache 17/445 –
    Überweisungsvorschlag:
    Auswärtiger Ausschuss (f)

    Verteidigungsausschuss
    Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
    Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
    Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
    Entwicklung

    Rede
    b) Beratung des Antrags der Fraktionen CDU/CSU,
    SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

    Deutschland muss deutliche Zeichen für eine
    Welt frei von Atomwaffen setzen

    – Drucksache 17/1159 –

    d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Katja
    Keul, Dr. Frithjof Schmidt, Kerstin Andreae, wei-
    terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
    NIS 90/DIE GRÜNEN

    Rüstungsexportberichte zeitnah zum Jahres-
    abrüstungsbericht vorlegen

    – Drucksache 17/1167 –
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

    Auswärtiger Ausschuss (f)

    Federführung strittig
    zung

    n 26. März 2010

    .02 Uhr

    Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
    die Aussprache 90 Minuten vorgesehen. Wünscht je-
    mand dazu eine spontane streitige Debatte mit Kampf-
    abstimmung? – Auch das ist nicht der Fall. Wir steuern
    offenkundig auf ein außerordentlich friedfertiges Wo-
    chenende zu.

    Dann eröffne ich die Aussprache. Das Wort erhält zu-
    nächst Außenminister Dr. Guido Westerwelle.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
    wärtigen:

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
    ren! Kolleginnen und Kollegen! Vor ziemlich genau ei-
    nem Jahr hat Präsident Obama mit seiner berühmten Pra-
    ger Rede ein wichtiges Signal für die weltweite
    Abrüstung gegeben. Die unkontrollierte Weiterverbrei-
    tung von atomaren Waffen ist wohl eine der größten
    Bedrohungen unserer Sicherheit. Diese Gefahr einzu-
    dämmen, ist eine Überlebensfrage. Deswegen sind Ab-
    rüstung und Rüstungskontrolle für die ganze Menschheit
    von enormer Bedeutung. Es ist die große Menschheits-
    herausforderung.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie text der Abg. Uta Zapf [SPD])


    Das Jahrzehnt hat gerade erst begonnen, und man darf
    an dieses Thema nicht zu gelassen herangehen. Wir ste-
    hen am Beginn eines Jahrzehnts, bei dem sich noch ent-
    scheiden wird, ob es ein Jahrzehnt der Aufrüstung oder
    der Abrüstung werden wird.


    (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Da hat er leider recht!)


    Die Bundesregierung stellt sich dieser Verantwortung.
    Deswegen war es mir wichtig, den Jahresabrüstungsbe-
    richt der Bundesregierung gleich zu Jahresbeginn die-
    sem Hohen Hause, dem Deutschen Bundestag, vorzule-

    onsvertrag haben wir festgeschrieben, dass
    d Rüstungskontrolle zentrale Bausteine ei-
    gen.

    Im Koaliti
    Abrüstung un

    ner globalen Sicherheitsarchitektur der Zukunft sind.





    Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


    (A) (C)



    (D)(B)

    Dies war für die Bundesregierung vom ersten Tag an
    Leitfaden ihrer Politik, und dies ist auch der Kompass
    für die kommenden Jahre.

    Das nukleare Gleichgewicht des Schreckens, wie es
    genannt wird, hat im letzten Jahrhundert dazu beigetra-
    gen, dass Europa nach dem Zweiten Weltkrieg nicht
    noch einmal in Krieg und Zerstörung versunken ist.
    Aber einiges, was während des Kalten Krieges richtig
    war, ist heute überholt.


    (Uta Zapf [SPD]: Richtig!)


    Die Abschreckungswirkung nuklearer Waffen wird zu-
    nehmend von der wachsenden Gefahr der Verbreitung
    nuklearer Waffen überschattet.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir laufen Gefahr, dass sich in zehn Jahren die Zahl der
    nuklear bewaffneten Länder womöglich verdoppelt, da-
    runter Länder, die wir heute noch gar nicht auf dem
    Schirm haben. Wir laufen Gefahr, dass nicht nur Staaten
    Nuklearwaffen besitzen, sondern auch Terroristen.

    Abrüstung und Rüstungskontrolle sind keine Anlie-
    gen von gestern; sie sind drängende Aufgaben der Ge-
    genwart und der Zukunft. Abrüstung ist kein naiver
    Idealismus. Abrüstungspolitik ist auch nicht weltfremd;
    im Gegenteil: Es wäre weltfremd, Abrüstungspolitik
    jetzt zu unterlassen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Es ist kein Zufall, dass sich heute auf beiden Seiten des
    Atlantiks Außenpolitiker für nukleare Abrüstung und für
    eine atomwaffenfreie Welt einsetzen, die in ihrer aktiven
    Zeit als Politiker und Staatsmänner mit guten Gründen
    für die Abschreckung eingetreten sind. Helmut Schmidt,
    Hans-Dietrich Genscher, Richard von Weizsäcker, Egon
    Bahr fordern dasselbe wie Henry Kissinger, Sam Nunn,
    George Shultz und William Perry.

    Im letzten September haben die Staats- und Regie-
    rungschefs im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen den
    Weg zu einer Welt ohne Atomwaffen vorgezeichnet. Ich
    erinnere an die Resolution 1887 vom 24. September
    2009. Sie haben in einer historischen Sitzung unter Lei-
    tung von Präsident Obama allen Staaten ins Stammbuch
    geschrieben, diesen Weg der Abrüstung jetzt entschlos-
    sen zu gehen. Damit ist auch deutlich, dass Abrüstung
    kein deutscher Sonderweg ist, sondern in die Politik der
    Völkergemeinschaft eingebettet ist.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das Nachfolgeabkommen zum START-Vertrag
    zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und
    Russland ist jetzt zum Greifen nahe. Wir setzen darauf,
    dass die anstehenden ganz aktuellen Gespräche zu einem
    Ergebnis führen können, sodass in wenigen Tagen – wir
    hoffen darauf – vielleicht auch ein Abschluss möglich
    wird. Ein erfolgreicher Abschluss wäre das Signal, dass
    die beiden führenden Atommächte, die mehr als 90 Pro-
    zent aller Atomwaffen besitzen, ihre Abrüstungsver-
    pflichtung ernst nehmen. Das Abkommen könnte auch
    den Weg für weitere Verhandlungen ebnen, die das
    Thema einer Reduzierung der Zahl der sogenannten tak-
    tischen Nuklearwaffen einschließen sollten.

    Der Nichtverbreitungsvertrag schreibt drei elemen-
    tare Prinzipien fest: erstens die Verpflichtung zur Nicht-
    verbreitung, zweitens das Gebot allgemeiner und voll-
    ständiger Abrüstung und drittens übrigens auch das
    unbestrittene Recht aller Staaten auf zivile Nutzung der
    Kernenergie. Der Vertrag beruht auf einem gegenseiti-
    gen Versprechen. Der Selbstverpflichtung zur Nichtver-
    breitung steht die Selbstverpflichtung der Atomwaffen-
    staaten zur Abrüstung gegenüber. Es sind zwei Seiten
    derselben Medaille.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Überprüfungskonferenz vor fünf Jahren – Sie
    wissen es – scheiterte. Die Welt darf nicht noch einmal
    fünf Jahre verstreichen lassen. Wir wollen einen Erfolg
    bei der Überprüfungskonferenz im Mai in New York,
    wir brauchen ein erneutes Bekenntnis aller Vertragsstaa-
    ten zu den Rechten und Pflichten des Vertrages, und wir
    wollen einen Aktionsplan mit konkreten Schritten für
    eine Stärkung der drei Grundprinzipien des Vertrages,
    die ich eben benannt habe. Dafür wird sich die Bundes-
    regierung einsetzen.

    Meine sehr geehrten Damen und Herren Kollegen, bis
    heute hat der Iran den Nachweis nicht erbracht, dass
    sein Nuklearprogramm ausschließlich friedliche Ziele
    verfolgt. Ein nuklear bewaffneter Iran wäre nicht nur re-
    gional wie ein Funken im berühmten Pulverfass. Ein nu-
    klear bewaffneter Iran würde auch das gesamte globale
    Nichtverbreitungsregime gefährden. Das können und
    das werden wir als Völkergemeinschaft nicht hinneh-
    men.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Alle Staaten, die außerhalb des Nichtverbreitungsver-
    trages Atomwaffenfähigkeit erlangt haben, bleiben auf-
    gerufen, auf nukleare Bewaffnung zu verzichten und
    dem Nichtverbreitungsvertrag beizutreten. Das Nicht-
    verbreitungsregime wird durch jeden einzelnen Beitritt
    stärker.

    Auf dem Weg zu einer nuklearwaffenfreien Welt
    brauchen wir aber mehr als den Nichtverbreitungsver-
    trag. Beim Außenministertreffen der G 8 am kommen-
    den Dienstag in Ottawa können wir dafür die Grundlage
    schaffen. Die G 8 vereinen mit den USA, mit Russland,
    Frankreich und Großbritannien vier der fünf ständigen
    Mitglieder des Sicherheitsrates. Das sind zugleich vier
    der fünf anerkannten Atommächte. Ich werde mich in
    Ottawa für eine gemeinsame Position der G 8 zur Abrüs-
    tung und zur Rüstungskontrolle einsetzen. Wenn die G 8
    mit einer Stimme sprechen, dann können wir für Abrüs-
    tung und Nichtverbreitung Beachtliches erreichen.

    Nötig ist auch ein weltweit verbindliches Vertrags-
    regime, um waffenfähiges Material konsequent zu kon-
    trollieren, bevor es einer militärischen Verwendung zu-
    geführt wird. Nur so können wir ausschließen, dass
    Nuklearmaterial in die falschen Hände gerät. Auf dem





    Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


    (A) (C)



    (D)(B)

    Nukleargipfel in Washington wird sich die Bundeskanz-
    lerin dafür einsetzen.

    Wir brauchen Fortschritte aber auch beim Atom-
    waffenteststopp-Abkommen. 182 Staaten haben dieses
    Abkommen unterzeichnet, 151 haben es ratifiziert. Ob-
    wohl die überwältigende Mehrheit der Staatengemein-
    schaft dieses Abkommen will, ist es bis heute nicht in
    Kraft. Wir appellieren an die Staaten, deren Beitritt für
    das Inkrafttreten noch notwendig ist, dass sie diesen
    längst überfälligen Schritt endlich tun.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Abrüstung und Rüstungskontrolle, unsere Verteidi-
    gungsfähigkeit und eine verantwortungsvolle Rüstungs-
    exportpolitik sind unverzichtbare Bestandteile der
    umfassenden Sicherheits- und Friedenspolitik der Bun-
    desregierung. Das Nordatlantische Bündnis ist und
    bleibt das Fundament unserer Sicherheit. Die zentrale
    Aufgabe der NATO bleibt das gegenseitige Versprechen
    aller Bündnispartner zu Beistand und zu gemeinsamer
    Verteidigung. Ich sage das ausdrücklich, weil das für
    viele Staaten von großem Interesse ist und weil sie auch
    bei dieser Frage Sicherheit und ein klares Bekenntnis er-
    warten. Art. 5 des Washingtoner Vertrages ist auch in
    Zukunft Rückgrat des Bündnisses.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Zukunftsfähigkeit der NATO bestimmt aber auch
    über die Zukunftsfähigkeit aller Bündnispartner. Daher
    ist es so wichtig, dass die NATO die richtigen Antworten
    auf die veränderte globale Sicherheitssituation findet.
    Bis zum NATO-Gipfel in Lissabon im November erar-
    beitet das Bündnis ein neues strategisches Konzept. Die
    NATO muss wieder zu einem politischen Ort werden, an
    dem wir uns mit unseren Verbündeten über die gesamte
    Bandbreite gemeinsamer Sicherheitspolitik verständi-
    gen. Abrüstung und Rüstungskontrolle gehören auch in
    die NATO.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
    Kollegen, ich habe gemeinsam mit meinen Kollegen aus
    den Niederlanden, aus Belgien, Luxemburg und Norwe-
    gen eine Debatte angestoßen, damit das entscheidende
    Zukunftsthema „Abrüstung und Rüstungskontrolle“ wie-
    der zum festen Bestandteil der Bündnispolitik wird. Wir
    werden uns Ende April in Tallinn für diese Position im
    Bündnis einsetzen.

    Ohne eine enge Partnerschaft mit Russland ist die
    europäische Sicherheitsarchitektur bestenfalls unvoll-
    ständig. Deutschlands Sicherheit ist am besten gewähr-
    leistet, wenn es eine umfassende Sicherheit von Vancou-
    ver bis Wladiwostok gibt. Deswegen ist die Kooperation
    mit Russland so wichtig. In der Frage der Raketenab-
    wehr sollten wir keine Mühe scheuen, gemeinsame und
    kooperative Lösungen zu finden. Ich bin auch zuver-
    sichtlich, dass wir über die Reduzierung und Abschaf-
    fung taktischer Nuklearwaffen sprechen können und
    sprechen werden.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wieso sprechen? Einfach machen!)


    Das setzt einen Prozess voraus, der mit mehr Transpa-
    renz beginnt, Vertrauen aufbaut und in nachprüfbaren
    vertraglichen Vereinbarungen münden kann und soll.
    Diese Waffen sind Relikte des Kalten Krieges, sie haben
    keinen militärischen Sinn mehr, sie schaffen keine Si-
    cherheit, und sie haben deshalb nach Auffassung der
    Bundesregierung auch keine Zukunft.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN)


    Aber auch das muss klar hinzugefügt werden: Dass wir
    über den Abzug der in Deutschland verbliebenen Atom-
    waffen nur innerhalb des Bündnisses und mit unseren
    Verbündeten gemeinsam entscheiden, ist eine Selbstver-
    ständlichkeit.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Nukleare Abrüstung und Rüstungskontrolle sind das
    Gebot unserer Zeit, weil diese Waffen mit ihrem Ver-
    nichtungspotenzial die gesamte Menschheit bedrohen.
    Es liegt aber auf der Hand, dass wir darüber die konven-
    tionelle Abrüstung nicht vernachlässigen dürfen. Nu-
    kleare Abrüstung darf nicht dazu führen, dass konventio-
    nelle Kriege wieder leichter führbar werden. Deswegen
    gehen nukleare Abrüstung und konventionelle Abrüs-
    tung nach Auffassung der Bundesregierung Hand in
    Hand.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir brauchen einen offenen Dialog zwischen der NATO
    und Russland, um den Vertrag über Konventionelle
    Streitkräfte in Europa, den KSE-Vertrag, neu zu beleben
    und an die Erfordernisse unserer Zeit anzupassen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Dass die Stimme Deutschlands in den internationalen
    Debatten zur Abrüstung gehört wird, ist auch der über
    Jahrzehnte gewachsenen Glaubwürdigkeit deutscher
    Friedenspolitik zu verdanken. Mit diesem Pfund, das wir
    uns in der Demokratie der Bundesrepublik Deutschland
    gemeinsam erarbeitet haben, können wir heute wuchern.
    Ich mache mir keine Illusionen – ich weiß, dass Sie das
    genauso sehen –, dass der Weg einfach sein wird. Abrüs-
    tung und vertragliche Rüstungskontrolle sind dicke Bret-
    ter, die wir beharrlich bohren werden. Ich freue mich,
    dass die Bundesregierung dabei auf die breite Unterstüt-
    zung dieses Hohen Hauses bauen kann. Ich danke allen
    Kolleginnen und Kollegen aus den Fraktionen der CDU/
    CSU, der SPD, des Bündnisses 90/Die Grünen und na-
    türlich auch den Kollegen meiner eigenen Fraktion, die
    diesen Kurs deutscher Sicherheits- und Friedenspolitik
    mit Rat und Tat unterstützen. Den interfraktionellen An-
    trag, der die überwältigende Mehrheit dieses Hohen
    Hauses hinter sich vereint, verstehen wir in der Bundes-
    regierung als Auftrag und als Verpflichtung. Es ist gut
    und richtig – es ist auch wichtig für unsere Bürger, dies





    Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


    (A) (C)



    (D)(B)

    zu wissen und zu sehen –, dass wir in diesen Schicksals-
    fragen ein gemeinsames Fundament in diesem Hohen
    Hause haben.

    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort erhält nun die Kollegin Uta Zapf für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Uta Zapf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

    möchte als Allererstes einen ganz herzlichen Dank an
    alle die, die bei diesem Antrag mitverhandelt haben, aus-
    sprechen. Ich danke, obwohl es ungewöhnlich ist, mei-
    nem Kollegen Roderich Kiesewetter, der sich in der Tat
    bemüht hat, viele Hürden aus dem Weg zu schaffen.
    Herzlichen Dank dafür! Herzlichen Dank aber auch an
    Frau Malczak, die mit dafür gesorgt hat, dass der eine
    oder andere über seinen Schatten gesprungen ist. Ich
    denke, das ist das Kennzeichen dieses Antrags. Wir sind
    einen großen Schritt in der parlamentarischen Meinungs-
    bildung vorangekommen, und dies in einer schwierigen
    Situation, in der es unterschiedliche Grade an Zustim-
    mung zu dem gegeben hat, was der Herr Minister soeben
    ausgeführt hat. Wir haben es schwer gehabt. Ich habe ge-
    sagt, das ist gleichzeitig eine Zangen- und eine Steiß-
    geburt. Aber wir sind zu einem Ergebnis gekommen,
    wenn auch in allerletzter Minute vor der Sitzung aller
    Fraktionen.

    Ich bin sehr froh; denn bei allen Abstrichen oder Zu-
    geständnissen, die der eine oder andere hat machen müs-
    sen, ist es ein Antrag, der in der Tat dazu beitragen kann,
    die Bundesregierung in der augenblicklichen Situation
    zu leiten. Ich sage ausdrücklich „zu leiten“, weil es auch
    da Unterschiede gab, wie sich in den Diskussionen ge-
    zeigt hat. Es ist ein gutes Zeichen, dass wir ganz wich-
    tige Punkte gemeinsam, über alle Fraktionen hinweg, be-
    schließen können. Aus allen Fraktionen gab es Anträge.
    Diese werden im Unterausschuss Abrüstung, Rüstungs-
    kontrolle und Nichtverbreitung beraten werden.

    Wir haben gerade am heutigen Tage das Glück, sagen
    zu können: Jawohl, START steht kurz vor der Unter-
    zeichnung. Das ist ein ganz wichtiges Zeichen, auch
    wenn es nur der erste Schritt in dem bedeutenden Pro-
    zess der Abrüstung nuklearer Waffen ist. Wir wissen,
    dass viele weitere Schritte folgen müssen, sei es bilateral
    zwischen Russland und den USA, sei es ausgeweitet auf
    andere Nuklearwaffenstaaten der P 5. Schon da fangen
    gewisse Schwierigkeiten an. Wie wir von unserem direk-
    ten Nachbarn Frankreich wissen, ist dies dort eine viel
    schwierigere Frage als bei uns.

    Diejenigen, die den Nichtverbreitungsvertrag nicht
    unterzeichnet haben – der Minister hat es erwähnt –,
    aber über Nuklearwaffen verfügen, müssen, wenn wir
    Global Zero, Abrüstung auf null, wirklich wollen, in der
    Endphase einbezogen werden. Deshalb haben wir in
    dem vorliegenden Antrag den Appell an diese Staaten
    formuliert, zumindest ihre Waffen nicht weiter aufzusto-
    cken, die Produktion von Spaltmaterial zu beenden und
    sich dem Atomteststoppvertrag anzuschließen. Wir wis-
    sen, dass Präsident Obama den Atomteststoppvertrag in
    den USA ratifizieren lassen will. Wir wissen aber auch,
    dass es da noch eines Stückes Arbeit bedarf. Wir werden
    von uns aus ein bisschen Unterstützung leisten müssen,
    damit diese wichtige Ratifikation zustande kommt.

    Die Verhandlungen in Genf über einen Stopp der Pro-
    duktion von Spaltmaterial stocken, weil sich Pakistan
    dem entgegenstellt, obwohl ein fast fertig ausgearbeite-
    ter Vertrag vorliegt, der sich schon seit Jahren in den
    Schubladen befindet. Es wird eine ganz wichtige Auf-
    gabe sein, das zu befördern. Wir sind dazu bereit.

    In diesem Zusammenhang wird die Überprüfungs-
    konferenz zum Atomwaffensperrvertrag, die im Mai
    stattfindet, ein ganz wichtiger Punkt sein. Dabei geht es
    um die Frage, wie es der Herr Minister formuliert hat:
    Wird es Aufrüstung geben, oder wird es Abrüstung ge-
    ben? Diese Überprüfungskonferenz sollte so ausfallen,
    dass sich die Teilnehmerstaaten auf ein wegweisendes
    Abschlussdokument einigen können, das das aufnimmt,
    was wir schon einmal erreicht hatten, liebe Freunde. Mit
    den 13 Schritten im Jahre 2000 hatten wir etwas erreicht,
    was wir heute wieder haben niederschreiben müssen.

    In diesen 13 Schritten ist unter anderem ein ganz
    wichtiger Punkt enthalten. Dazu will ich ein paar Worte
    sagen. Das betrifft nicht nur die Strategie der USA, son-
    dern auch die der NATO und Russlands. Ich glaube, es
    wäre gut, wenn man partnerschaftlich dazu käme, im
    Dialog zwischen Russland und den USA – mit dem
    Signal, das von der Nuclear Posture Review ausgeht –
    das Richtige zu tun und auch Russland dazu zu bewegen,
    den Nuklearwaffen einen geringeren Stellenwert zuzu-
    schreiben. Das ist der Kernpunkt unserer Diskussion.

    Es wird die Zukunft der Abrüstung bestimmen, ob es
    uns und auch der NATO gelingt, von der Atomwaffen-
    strategie Abstand zu nehmen. Es geht nicht nur um die in
    Deutschland oder anderen europäischen Staaten gelager-
    ten Atomwaffen, sondern es geht auch darum, ob sich
    die NATO bei der Verteidigung auf einen Mix aus Atom-
    waffen und konventionellen Waffen stützt oder ob die
    NATO bereit ist, den Stellenwert von Atomwaffen he-
    rabzustufen. Bevor es überhaupt dazu kommt, auf Atom-
    waffen ganz zu verzichten, ist es wichtig, zu sagen, dass
    die Atomwaffen nur noch der Abschreckung gegen Nu-
    klearwaffen dienen, als Restposten sozusagen. Auch
    Obama hat darauf hingewiesen: Solange es Nuklearwaf-
    fen gibt, werden wir Abschreckung noch brauchen. Aber
    wenn es uns nicht gelingt, die Rolle von Atomwaffen in
    den Strategien zu minimieren, wird es nicht zu einem
    völligen Verzicht kommen. – Deshalb ist mein großer
    Appell an die Bundesregierung, ein solches Vorgehen
    durch Verhandlungen in den NATO-Gremien zu unter-
    stützen und voranzutreiben.

    Ich bin nicht ganz pessimistisch. Wir haben eine Un-
    terrichtung von einem der zwölf Apostel bekommen, der
    einer Gruppe angehört, die eine neue Strategie vorberei-
    tet. Ich hatte den Eindruck, dass man auch in dieser Stra-





    Uta Zapf


    (A) (C)



    (D)(B)

    tegie empfehlen wird, das Ziel der völligen nuklearen
    Abrüstung festzuschreiben. Das hat – auch für die au-
    genblickliche Planung – Konsequenzen. Ich bitte herz-
    lich darum, Taten folgen zu lassen.

    Es gibt noch einen weiteren Punkt, um den wir gerun-
    gen haben. Vonseiten der nichtgebundenen Staaten wird
    die Drohung ausgesprochen, dass sie sich im Rahmen
    der Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrver-
    trag einem Abschlussdokument verweigern werden, falls
    es keine Resolution für eine atomwaffenfreie Zone im
    Nahen und Mittleren Osten geben sollte. Ich glaube
    – auch dieser Punkt ist wichtig –, dass das Ziel, das mit
    dieser Resolution angesteuert wird, eines der schwierigs-
    ten ist, weil es sich hierbei, wenn es um Abrüstungsfra-
    gen und um Sicherheit geht, um die allerschwierigste
    Region handelt.

    Zu Recht ist darauf hingewiesen worden, dass es nicht
    nur um die nukleare Abrüstung geht, sondern auch um
    eine Verabredung zur Rolle der konventionellen Streit-
    kräfte. Das betrifft nicht nur den KSE-Vertrag – wir wis-
    sen es sehr zu schätzen, dass dieses Thema wieder auf
    den Tisch des Hauses gebracht wird –, sondern auch den
    Nahen und Mittleren Osten. Das betrifft natürlich auch
    die Regionen Indien und Pakistan, in denen die beiden
    Mächte derzeit derart aufrüsten, dass man das Schaudern
    bekommen kann. Wenn wir generell über den Jahresab-
    rüstungsbericht sprechen, sollten wir das im Blick behal-
    ten. Wir stehen auch in diesem Bereich in der Pflicht, auf
    weitere Abrüstung hinzuwirken. Das betrifft natürlich
    auch die eigenen Lieferungen, die nicht maßlos zur kon-
    ventionellen Aufrüstung beitragen sollten.

    Lassen Sie mich einen letzten Punkt erwähnen. Die
    Proliferationsgefahr, die mit der zivilen Nutzung von
    Nukleartechnologie verbunden ist, ist uns bewusst.
    Wenn man sich vorstellt, welche möglichen weiteren
    Gefahren durch die Verbreitung der Nukleartechnologie
    und durch das dadurch anfallende Nuklearmaterial – sei
    es Abfall, sei es Material zur Wiederverwertung – auch
    in Bezug auf die illegale oder die terroristische Verwen-
    dung entstehen, dann glaube ich, dass es höchste Zeit ist,
    dass wir darüber reflektieren, und zwar nicht nur in Be-
    zug auf die Sicherung dieser Materialien – demnächst
    soll auf dem Gipfel in Washington darüber beraten wer-
    den –, sondern auch in Bezug auf die Frage, wie wir im
    Zuge einer solchen Entwicklung gewährleisten können,
    dass eine sogenannte Fuel Bank etabliert wird. Es wird
    nicht leicht sein, anderen Staaten zu sagen: Ihr dürft die-
    ses Material, das ihr für die Reaktoren verwenden wollt,
    nicht selbst herstellen; wir wollen das unter internationa-
    ler Kontrolle machen. – Dies wäre aber ein wichtiger
    Schritt. Wir kennen das aus den ganz schwierigen Dis-
    kussionen mit Iran.

    Wenn ich noch ein Problem auftischen soll, das völlig
    ungelöst ist, muss ich an Nordkorea erinnern. Die
    Sechs-Parteien-Gespräche müssen von uns unterstützt
    werden. Es muss eine Lösung gefunden werden, damit
    dieses Land, das sich aus dem Atomwaffensperrvertrag
    quasi abgeseilt hat, in die Vertragsgemeinschaft zurück-
    kehrt. Es muss eingebunden werden und sich an einer
    friedlichen Lösung all jener Probleme, die ich angerissen
    habe, beteiligen.

    Nochmals herzlichen Dank an alle für die gute Ko-
    operation. Das lässt mich für die Zukunft dieser Legisla-
    turperiode hoffen.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)