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ID1703113200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/31 2010 (Haushaltsgesetz 2010) (Drucksachen 17/200, 17/201) . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2009 bis 2013 (Drucksachen 16/13601, 17/626) . . . . . . . 13 Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Land- wirtschaft und Verbraucherschutz (Drucksachen 17/610, 17/623) . . . . . . . . . Rolf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 14 Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 17/606, 17/623) . . . . . . . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Herrmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2833 B 2833 C 2833 D 2834 A 2835 B 2837 D 2856 B 2856 C 2857 D 2859 B 2860 B 2862 B 2864 C 2865 C Deutscher B Stenografisc 31. Sit Berlin, Donnerstag, I n h a Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Dr. Claudia Winterstein . . . . . . . . . . . Wahl der Abgeordneten Petra Pau zum Mit- glied des Gemeinsamen Ausschusses nach Art. 53 a des Grundgesetzes und der Abge- ordneten Kersten Steinke zum stellvertreten- den Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses nach Art. 53 a des Grundgesetzes . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2833 A 2833 B 2833 B Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2839 B 2840 B undestag her Bericht zung den 18. März 2010 l t : Ilse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . Dr. Erik Schweickert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Franz-Josef Holzenkamp (CDU/CSU) . . . . . 2841 D 2844 B 2845 D 2847 A 2848 A 2849 B 2851 B 2852 D 2853 C 2854 C Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2866 A 2867 D 2868 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. März 2010 Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Kühn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 15 a) Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 17/607, 17/623) . . . . . . in Verbindung mit 15 b) Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 17/623, 17/624) . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . . Alexander Funk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . 2869 C 2870 A 0000 A2871 C 2872 A 2872 C 2873 C 2874 D 2876 A 2877 B 2878 D 2880 C 2880 C 2880 D 2882 C 2884 B 2886 B 2887 B 2888 B 2889 A 2891 A 2891 B 2892 C 2894 A 2894 D 2895 B 2895 C 2897 C 2899 A 2899 C Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 16 Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senio- ren, Frauen und Jugend (Drucksachen 17/616, 17/623) . . . . . . . . . Rolf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Dittrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Jarzombek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und For- schung (Drucksachen 17/620, 17/623) . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2900 C 2901 A 2902 C 2902 D 2904 D 2907 A 2908 B 2910 A 2911 C 2914 A 2914 B 2914 C 2915 D 2917 B 2918 B 2919 D 2920 C 2921 D 2923 B 2924 C 2924 D 2926 D 2928 B 2928 C 2930 A 2930 C 2931 A 2932 A 2933 B 2934 A 2935 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. März 2010 III Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2938 A 2939 B 2940 C 2942 A 2943 C 2945 A 2946 B 2947 D 2949 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. März 2010 2833 (A) (C) (D)(B) 31. Sit Berlin, Donnerstag, Beginn: 9
  • folderAnlagen
    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. März 2010 2949 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barchmann, Heinz- Joachim SPD 18.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 18.03.2010 Cramon-Taubadel, Viola von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 18.03.2010 Kramme, Anette SPD 18.03.2010 Liebing, Ingbert CDU/CSU 18.03.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 18.03.2010 Pflug, Johannes SPD 18.03.2010 Rief, Josef CDU/CSU 18.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 18.03.2010 Gohlke, Nicole DIE LINKE 18.03.2010 Golze, Diana DIE LINKE 18.03.2010 Granold, Ute CDU/CSU 18.03.2010 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 18.03.2010 Hempelmann, Rolf SPD 18.03.2010 Hörster, Joachim CDU/CSU 18.03.2010* Hoff, Elke FDP 18.03.2010 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2010 Koch, Harald DIE LINKE 18.03.2010 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Roth (Esslingen), Karin SPD 18.03.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2010 Dr. Scheer, Hermann SPD 18.03.2010 Senger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 18.03.2010 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 18.03.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2010 Werner, Katrin DIE LINKE 18.03.2010 31. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 18. März 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael Grosse-Brömer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Lieber Herr Kollege Montag, mir ist diese Begrün-

    dung immer noch zu einfach. Diese Opfer schämen sich
    nicht, weil sie nicht mit Sexualität umgehen können,
    sondern sie schämen sich, weil sie Opfer eines massiven
    kriminellen bzw. sexuellen Übergriffs wurden. Auch
    nach Ihren Erklärungen, die ein bisschen umfangreicher
    waren als das, was Sie geschrieben haben – der Satz al-
    leine klingt ja ein bisschen anders –, bin ich der Auffas-
    sung, dass es sehr mutig ist, der Gesellschaft mit Verweis
    auf eine bestimmte Moralvorstellung die Schuld daran
    zu geben, dass sich Opfer nicht eher offenbaren.

    Ich glaube, wer Opfer einer Straftat wird – es muss
    sich dabei nicht unbedingt um eine Straftat mit sexuel-
    lem Hintergrund handeln, sondern es kann sich auch um
    einen Überfall handeln –, hat manchmal ein Problem da-
    mit, sich zu offenbaren, weil er dann die genauen Um-
    stände und den Ablauf schildern muss. Das Problem ist,
    dass sich nicht nur Opfer sexueller Straftaten, sondern
    auch Opfer anderer Straftaten nicht offenbaren; dafür
    gibt es Beispiele.

    Ich glaube, dass es wichtig ist, im Strafrecht die Ei-
    genverantwortung des Täters zu betonen. Wer Kinder
    belästigt oder sexuell missbraucht hat, darf sich nicht
    vom Acker machen, indem er sagt: Diese Gesellschaft
    hat mir gar keine andere Möglichkeit gelassen. – Das
    lasse ich als Entschuldigung nicht gelten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Florian Toncar [FDP])




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat nun Christine Lambrecht für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Christine Lambrecht


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Lieber Kollege Grosse-Brömer, vorab möchte ich mich
    ausdrücklich für Ihre Einschätzung bedanken, dass eine
    Mitgliedschaft in der SPD eine vernünftige politische
    Ausrichtung ist.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das habe ich nicht gesagt! Ich habe gesagt: besser als bei der Linken!)


    – Natürlich, das hast du nicht gesagt. Es war aber genau
    so. Wir können das gerne im Protokoll nachlesen,


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Dann muss ich das korrigieren!)


    sofern du das noch nicht hast korrigieren lassen.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das mache ich! – Wolfgang Nešković [DIE LINKE]: Gesagt ist gesagt!)


    – Gesagt ist gesagt.

    Ich glaube, hinter dieser Einschätzung verbirgt sich
    viel mehr, nämlich der tief empfundene Wunsch, in eine
    Große Koalition zurückzukehren.


    (Lachen bei der CDU/CSU – Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Bei Gott nicht! Keine zweite Zwangsheirat! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Ach herrje!)


    Die Große Koalition hat gerade auf dem Gebiet der
    Rechtspolitik unglaublich viel erreicht. Ich will nur ei-
    nen Bereich nennen, in dem wir alle, das gesamte Haus,
    an einem Strang gezogen haben: das Familienrecht.


    (Wolfgang Nešković [DIE LINKE]: Insolvenzrecht auch!)


    Wir haben das gesamte Familienrecht umgekrempelt
    und es den neuen Herausforderungen angepasst. Dabei
    hatten wir alle im Boot.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das war schön, ist aber vorbei!)


    Wie geräuschlos ging das vonstatten! Das nenne ich
    sachgerechte Arbeit.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ja!)


    Wenn ich aber höre, dass der rechtspolitische Spre-
    cher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hier im Plenum
    sagt: „Im Zweifel arbeiten wir“, und weiter ausführt: „In





    Christine Lambrecht


    (A) (C)



    (D)(B)

    dem Fall legt die Frau Ministerin nicht die Hände in den
    Schoß“, dann stellt sich mir die Frage: Im Zweifel arbei-
    tet ihr? Wir haben große Zweifel daran, dass ihr arbeitet.
    Und wenn Sie sagen, dass die Frau Ministerin in dem
    Fall nicht die Hände in den Schoß legt, war das ein er-
    neuter Angriff innerhalb der Koalition.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Da muss man schon suchen und konstruieren!)


    Ich fand es entlarvend, was in der heutigen Debatte vor-
    getragen wurde.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Traditionell ist es doch so, dass die Haushaltsdebatte
    zu Beginn der Legislaturperiode eine erste Möglichkeit
    bietet, ein Resümee zu ziehen: Was ist passiert? Was hat
    sich die Regierung vorgenommen? Ich hatte gehofft,
    heute passiert richtig etwas, heute wird etwas auf den
    Tisch gelegt, zu dem man sich positionieren kann. Die
    Frau Ministerin hat während ihrer Zeit als Oppositions-
    politikerin, aber auch im Wahlkampf hohe Erwartungen
    geweckt: Kein Mast war zu hoch, um die Freiheitsfahne
    zu hissen.

    Jetzt, nach nur wenigen Monaten, muss man sagen:
    Diese Fahne wurde relativ schnell eingerollt. Angefan-
    gen hat das Ganze – ich muss das immer wieder erwäh-
    nen – mit der Positionierung zum SWIFT-Abkommen.
    Was haben Sie als Oppositionspolitikerin gegen dieses
    Abkommen gewettert! Auf keinen Fall wollten Sie die-
    ses Abkommen durchgehen lassen. Es war mit Ihre erste
    Amtshandlung, in dieser Frage einzuknicken. Ich
    glaube, das ist typisch für das, was uns in den nächsten
    Monaten und Jahren erwartet.

    Sie haben in der Rechtspolitik kein abgestimmtes
    Konzept. Sie haben zwar einen Koalitionsvertrag; aber
    wahrscheinlich wird das, was in diesem Koalitionsver-
    trag steht, immer dann, wenn es darauf ankommt, nicht
    umgesetzt. Sie haben vorhin gesagt, dass ein Vorhaben
    nur zustande kommt, wenn alle drei Koalitionsfraktio-
    nen dem zustimmen. Wenn Sie etwas in Ihren Koali-
    tionsvertrag geschrieben haben, dann muss man doch
    davon ausgehen können, dass Sie sich damals einig wa-
    ren. Da können Sie doch jetzt nicht damit ankommen,
    eine Einigung müsse erst erreicht werden. Die Erklärung
    der Ministerin war also entlarvend. Wir werden viele
    Fragen – wir sind gespannt auf Ihre Vorschläge – vor
    diesem Hintergrund beleuchten.

    Ich will anfangen mit einem Punkt, den Sie, Frau Mi-
    nisterin, in der Öffentlichkeit gerne als eines Ihrer Pro-
    jekte beschreiben, nämlich die Pressefreiheit zu stärken
    und Journalisten vor Beschlagnahme zu schützen. In Ih-
    rer Regierungserklärung vom November haben Sie ge-
    sagt – das kann man nachlesen –, dass Sie sich sofort mit
    diesem Thema beschäftigen wollen. Heute mussten wir
    erfahren, dass es bis zur Sommerpause dauern wird, bis
    Sie etwas vorlegen.


    (Christian Ahrendt [FDP]: Bis zur Osterpause! – Gisela Piltz [FDP]: Blöd, wenn man nicht zugehört hat!)

    – Bis zur Osterpause werden Sie etwas vorlegen? Na,
    dann ist ja nicht mehr viel Zeit. Wir sind gespannt da-
    rauf. – Ich befürchte aber, dass CDU, CSU und FDP in
    dieser Frage ähnlich wie in vielen anderen Fragen nicht
    unbedingt schnell zu einer Lösung des Problems kom-
    men werden. Ich habe den Eindruck, das ist hier wie im
    richtigen Leben, wo Dreierbeziehungen auch immer ein
    Problem darstellen. Politische Dreierbeziehungen wer-
    fen offensichtlich noch viel mehr Probleme auf.

    Wir können uns viele weitere Themen anschauen. Es
    werden immer wieder runde Tische beschworen. Sie
    sind doch nicht dafür gewählt worden und Sie sind doch
    nicht dafür Justizministerin, um runde Tische einzurich-
    ten. Wenn man all die runden Tische, die von der Justiz-
    ministerin, von der Familienministerin und von der Bil-
    dungsministerin eingerichtet werden, zusammenzählt,
    wird man feststellen, dass man damit einen Bankettsaal
    füllen könnte. Ich glaube, das ist nicht das, was die Poli-
    tik machen sollte. Die Politik sollte Farbe bekennen, sie
    sollte Vorschläge unterbreiten, statt, wie ich es von den
    Koalitionspolitikern zu ganz vielen Fragen gehört habe,
    anzukündigen, über die Fragen mal nachdenken zu wol-
    len.

    Ich will Ihnen einmal ein paar Punkte vorschlagen;
    dann werden wir sehen, ob Sie über das reine „Wir wol-
    len mal darüber nachdenken“ vielleicht hinauskommen.
    Das Thema Kindesmissbrauch ist angesprochen wor-
    den. Es ist richtig und wichtig, dass wir uns mit diesem
    Thema in der gebotenen Ruhe beschäftigen und jetzt
    nicht populistisch irgendwelche Vorschläge unterbreiten.
    Wenn man sich die Fälle und insbesondere die Situation
    der Opfer anschaut, erkennt man, glaube ich, dass es
    wichtig ist, dass man über eine Verlängerung der Verjäh-
    rungsfristen nicht nur nachdenkt, sondern Nägel mit
    Köpfen macht. Die Rechtspolitik kann ihren Teil dazu
    beitragen, dass solche Taten nicht vergessen werden,
    dass solche Taten geahndet werden und die Opfer zu ih-
    rem Recht kommen. Sie sollten sich einmal mit dem
    Vorschlag der SPD auseinandersetzen, in Bezug auf das
    Zivilrecht über eine Verlängerung der Verjährungsfristen
    auf 30 Jahre und in Bezug auf das Strafrecht auf 20 Jahre
    nachzudenken. Nehmen Sie diesen Vorschlag an! Ma-
    chen Sie endlich etwas, statt mit Gemeinplätzen wie
    „Wir werden darüber nachdenken“ zu kommen.

    Ich glaube, es ist wirklich allerhöchste Zeit, dass die
    Politik hier einmal klare Worte findet und dann auch et-
    was tut und sich nicht nur in Allgemeinplätzen verirrt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Ein weiteres Thema, mit dem Sie sich in diesem Zu-
    sammenhang vielleicht beschäftigen müssen – hierbei
    möchte ich mich jetzt gar nicht zu runden Tischen aus-
    lassen –, ist die Frage, wie wir mit den Fällen umgehen,
    die bereits verjährt sind. Auch dazu gibt es Vorschläge.
    Diese würde ich Ihnen gerne unterbreiten, um auch dazu
    einmal Ihre Position zu erfahren.

    Was halten Sie beispielsweise davon, eine Untersu-
    chungskommission hier im Deutschen Bundestag einzu-
    setzen, die das ganze Ausmaß des Missbrauchs ermittelt,
    und zwar unabhängig, und die hierüber dann auch öf-





    Christine Lambrecht


    (A) (C)



    (D)(B)

    fentlich Bericht erstattet? Warum ergreifen wir ange-
    sichts solcher Fälle, die uns alle berühren und betroffen
    machen, nicht die Möglichkeiten, die wir haben, um
    auch in den Fällen, die verjährt sind, nichtsdestotrotz zu
    ermitteln und sie aufzuklären?

    Ich glaube, das ist ein sehr konkreter Vorschlag. Den-
    ken Sie einmal darüber nach, und legen Sie vielleicht
    auch in diesem Fall nicht die Hände in den Schoß, son-
    dern werden Sie mal ein bisschen aktiver.

    Es ist viel darüber geredet worden, was Sie alles vor-
    haben. Ich hätte heute gerne zu viel mehr Punkten ganz
    konkret Stellung bezogen. Leider fehlen uns momentan
    die Vorlagen, die alle angekündigt wurden – jetzt wieder
    eine. Wie gesagt, ich gehe davon aus, dass Sie auch wei-
    terhin nicht sonderlich viel dazu beitragen, weil die Zer-
    rissenheit spürbar ist.

    Ich will dies an einem Punkt deutlich machen: Wir
    alle erinnern uns an die Frage, ob der Staat CDs, also
    Datenträger, kaufen darf, auf denen Daten über Steuer-
    hinterzieher erfasst sind, und wie man in Zukunft damit
    umgeht. Gerade in der letzten Sitzungswoche gab es
    wieder einen schönen Chor von Stimmen aus der Koali-
    tion. Der Kollege Siegfried Kauder, der Vorsitzende des
    Rechtsausschusses, hat gefordert, dass es in Zukunft ver-
    boten sein soll, solche CDs anzukaufen. Der Kollege
    Ahrendt von der FDP hat ihm sofort beigepflichtet und
    gesagt, dass dies jetzt ganz dringend geregelt werden
    muss. Das kann man auch verstehen; denn beide kom-
    men aus Baden-Württemberg, und Baden-Württemberg
    verweigert sich dem Ankauf.


    (Gisela Piltz [FDP]: Wo waren Sie denn?)


    Schließlich sagte der stellvertretende Fraktionsvorsit-
    zende der CDU/CSU, der für diesen Rechtsbereich zu-
    ständig ist: Es kommt überhaupt nicht infrage; über so
    etwas denken wir nicht einmal nach.

    Das ist Ihre Art, mit Themen umzugehen: Hü, hott!
    Hü, hott! Man weiß nicht mehr, wo man steht.

    Ich kann Ihnen nur sagen: Nehmen Sie Ihre Aufgabe
    endlich entsprechend verantwortungsbewusst wahr, und
    hören Sie auf, die Probleme in Ihrer Dreierbeziehung öf-
    fentlich auszutragen.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Sind Sie neidisch?)


    Machen Sie endlich eine richtige, eine sachgerechte
    Politik.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD)