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ID1703009300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/30 2705 B Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Drucksachen 17/605, 17/623) . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 2705 D 2711 A 2720 A 2725 A 2730 B 2734 C 2734 D 2735 B 2736 B 2739 A 2749 C 2749 C 2754 B 2756 C 2758 B 2759 A 2759 B 2761 A 2761 C 2763 D Deutscher B Stenografisc 30. Sit Berlin, Mittwoch, d I n h a Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsgesetz 2010) (Drucksachen 17/200, 17/201) . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2009 bis 2013 (Drucksachen 16/13601, 17/626) . . . . . . . 9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt (Drucksachen 17/604, 17/623) . . . . . . . . . 2705 A 2705 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2740 D 2743 B undestag her Bericht zung en 17. März 2010 l t : Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt 2744 C 2745 C 2746 B 2747 C 2748 C 2749 B 2752 C Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . 2764 B 2764 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 17/613, 17/623) . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2764 D 2765 C 2767 A 2767 C 2768 A 2769 C 2771 B 2772 D 2773 B 2774 C 2775 C 2777 A 2778 D 2780 B 2781 A 2781 B 2783 A 2784 B 2785 D 2786 C 2786 C 2788 C 2789 B 2791 D 2793 A 2794 D 2795 B 2795 B 2796 A 2796 D 2798 C 2800 C 2801 D Tagesordnungspunkt III: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Abschaffung des Finanzpla- nungsrates (Drucksache 17/983) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Men- schenrechte in Kolumbien auf die Agenda setzen – Freihandelsabkommen EU-Ko- lumbien stoppen (Drucksache 17/1015) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Den Schie- nenverkehr als sichere Verkehrsform er- halten und stärken (Drucksache 17/1016) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt IV: a) Erste Beschlussempfehlung des Wahlprü- fungsausschusses: zu Einsprüchen ge- gen die Gültigkeit der Wahl der Abge- ordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland am 7. Juni 2009 (Drucksache 17/1000) . . . . . . . . . . . . . . . b) – l) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59 und 60 zu Peti- tionen (Drucksachen 17/909, 17/910, 17/911, 17/912, 17/913, 17/914, 17/915, 17/916, 17/917, 17/918, 17/919) . . . . . . . . . . . . . . 12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 17/619, 17/623) . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2803 D 2803 D 2804 A 2804 A 2804 B 2805 B 2805 C 2807 B 2808 B 2809 D 2810 D 2811 B 2812 B 2814 B 2816 A 2818 A 2818 A 2818 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 III Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2819 B 2820 A 2820 C 2821 D 2823 B 2823 C 2823 D 2825 A 2826 A 2826 C 2827 C 2828 B 2828 D 2829 B 2829 D 2830 D 2831 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2705 (A) (C) (D)(B) 30. Sit Berlin, Mittwoch, d Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2831 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barchmann, Heinz- Joachim SPD 17.03.2010 Bellmann, Veronika CDU/CSU 17.03.2010 Brinkhaus, Ralph CDU/CSU 17.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 17.03.2010 Cramon-Taubadel, Viola von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 17.03.2010 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Golze, Diana DIE LINKE 17.03.2010 Körper, Fritz Rudolf SPD 17.03.2010 Kramme, Anette SPD 17.03.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 17.03.2010 Pflug, Johannes SPD 17.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 17.03.2010 Schäfer (Bochum), Axel SPD 17.03.2010 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Hempelmann, Rolf SPD 17.03.2010 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Koch, Harald DIE LINKE 17.03.2010 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 17.03.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Werner, Katrin DIE LINKE 17.03.2010 30. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Andrej Hunko


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das ist

    meine erste Rede hier im Deutschen Bundestag. Ich
    muss sagen: Herr Westerwelle, ich bin konsterniert, wie
    wenig inhaltliche Anknüpfungspunkte Ihr Redebeitrag
    lieferte.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Ich werde überwiegend zur Europapolitik sprechen.
    Es gibt eine Reihe von Entwicklungen, die wir als Linke
    mit großer Sorge und auch kritisch sehen. Zum einen
    wäre der Umgang mit Griechenland zu nennen. Des
    Weiteren wäre das Stockholmer Programm zu nennen,
    das die innere Aufrüstung der Europäischen Union vo-
    rantreibt. Es wäre der Europäische Auswärtige Dienst zu
    nennen, der heute bereits angesprochen wurde. Das Be-
    sondere an diesem Dienst ist, dass verschiedene Berei-
    che, die in Deutschland aus gutem Grund getrennt sind
    – Entwicklungshilfe, auswärtige Politik, Militär- und Si-
    cherheitspolitik –, in einem mächtigen Apparat mit
    8 000 Beschäftigten zusammengefasst werden. Damit
    soll – so sagen Sie, Herr Westerwelle – ein schlagkräfti-
    ger Auswärtiger Dienst errichtet werden. Ich frage mich:
    Wer soll da geschlagen werden?


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich werde jetzt überwiegend über Island sprechen.
    Demnächst laufen wahrscheinlich die Beitrittsverhand-
    lungen an. Ich war in der letzten Woche mit einer Dele-
    gation des EU-Ausschusses in Island, in Reykjavik. Vor
    wenigen Tagen haben in Island fast 94 Prozent der Be-
    völkerung in einem Referendum einen Gesetzentwurf ab-
    gelehnt, der die Übernahme der Schulden der privaten
    Icesave-Bank durch die öffentlichen Haushalte vorsieht.
    Das Gesetz hätte jede isländische Familie mit 48 000 Euro
    belastet. Die Isländerinnen und Isländer haben sehr deut-
    lich zum Ausdruck gebracht: Wir zahlen nicht für diese
    Krise. Wir zahlen nicht für die Krise der Banken und
    Spekulanten. Wir Linke begrüßen das außerordentlich.


    (Beifall bei der LINKEN – Herbert Frankenhauser [CDU/CSU]: Da sind aber Anleger auch betroffen!)


    Da fragt man sich doch: Wieso gibt es in Deutschland
    eigentlich nicht wie in Island Referenden über grundle-
    gende Fragen, zum Beispiel über das Bankenrettungs-
    paket, das die öffentlichen Haushalte auf Jahre mit
    500 Milliarden Euro belasten wird?


    (Beifall bei der LINKEN – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil wir keinen Volksentscheid in Deutschland haben!)


    Diese Belastung werden Sie der Bevölkerung wahr-
    scheinlich erst nach der Wahl in Nordrhein-Westfalen
    präsentieren. Deshalb rufe ich dazu auf und unterstütze
    es, dass die Menschen in Nordrhein-Westfalen, in Essen,
    am kommenden Samstag auf die Straße gehen unter dem
    Motto: Wir zahlen nicht für eure Krise!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Island hat im Juli letzten Jahres einen Antrag auf Bei-
    tritt in die Europäische Union gestellt. Am 24. Februar
    hat die Europäische Kommission der Aufnahme von
    Beitrittsverhandlungen zugestimmt. Eine mögliche Be-
    schlussfassung des Rates am 25. März soll jetzt verzö-
    gert werden, weil die britische und die niederländische
    Regierung die Aufnahme der Beitrittsverhandlungen als
    Hebel für die Verhandlungen über die Icesave-Schulden
    benutzen möchten. In der Delegation waren wir uns in





    Andrej Konstantin Hunko


    (A) (C)



    (D)(B)

    Island parteiübergreifend einig, dass die Icesave-Frage
    von der Frage der Beitrittsperspektive zu trennen ist,
    dass die Icesave-Frage eine bilaterale bzw. trilaterale
    Frage ist. Deshalb ist es für mich völlig unverständlich,
    warum die Regierungsfraktionen den Beitritt jetzt offen-
    sichtlich doch verzögern wollen, wie gestern im EU-
    Ausschuss deutlich wurde. Das riecht doch sehr danach,
    dass ein entsprechender Druck aufgebaut worden ist.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die Linke hat
    durch die Klage gegen den Lissabon-Vertrag vor dem
    Bundesverfassungsgericht erwirkt, dass der Bundestag
    in EU-Fragen gestärkt wurde und bei wichtigen Ent-
    scheidungen beteiligt werden muss. Die Bundesregie-
    rung muss ihre Verpflichtungen endlich ernst nehmen
    und ein Einvernehmen mit dem Bundestag herstellen. Es
    ist aber nicht hinnehmbar – das passiert gerade –, wenn
    die gestärkten parlamentarischen Rechte als Vorwand
    genommen werden, um die Aufnahme von Beitrittsver-
    handlungen zu verzögern. Es ist möglich, unter Einhal-
    tung aller parlamentarischen Spielregeln bis zum
    25. März 2010, also bis zum nächsten EU-Ratsgipfel, zu
    einer Entscheidung zu kommen. Ich fordere Sie auf, dies
    zu tun.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Im Zusammenhang mit Island stimmt mich eines be-
    denklich: Da ist die Rede von geostrategischen Interes-
    sen der Europäischen Union in der Arktis. Die EU wolle
    bei dem großen Spiel dabei sein, wie es der schwedische
    Außenminister Carl Bildt in Brüssel formulierte. Auch
    der SPD-Antrag geht leider in diese Richtung. Die Mit-
    gliedschaft Islands soll der EU das Tor zur Arktis öffnen.
    Wir wissen, dass in der Arktis die größten unberührten
    Öl- und Gasreserven lagern. Wir jedoch wollen nicht,
    dass sich die EU an einem imperialen Wettlauf um die
    letzten Öl- und Gasvorkommen der Welt beteiligt. Es
    müssen endlich einmal andere Wege gegangen werden
    als bei den großen rohstoffreichen Gebieten im 19. und
    20. Jahrhundert.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Deshalb sind wir für ein Moratorium bezüglich der Res-
    sourcenausbeutung der Arktis. Es ist wichtig, endlich
    vollständig von der Abhängigkeit fossiler Energieträger
    wegzukommen und vollständig auf erneuerbare Ener-
    gien umzustellen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Krise in Island ist nur eine besonders kon-
    zentrierte Form der allgemeinen Krise des finanzmarkt-
    getriebenen Kapitalismus. Die Kontrolle über die
    Finanzmärkte ist überall ausgehebelt worden, in Island,
    in Deutschland, in den USA, in der EU, und zwar maß-
    geblich in den 1990er- und 2000er-Jahren. Es kann aber
    nicht sein, dass jetzt ein kleines Land über Gebühr belas-
    tet wird.

    Völlig unerträglich ist, dass Großbritannien – übri-
    gens unter sozialdemokratischer Regierung –


    (Zuruf von der SPD: Das musste jetzt sein!)

    Island zusammen mit al-Qaida und anderen auf die Ter-
    rorliste gesetzt hat, um die isländischen Vermögen ein-
    zufrieren. Das muss man sich einmal vorstellen.


    (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Ja!)


    Das ist ein erschreckendes Beispiel dafür, wie beliebig
    die sogenannten Antiterrorgesetze eingesetzt werden
    können. So etwas darf nicht sein.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die isländische Regierung hat nach dem Finanzcrash
    im September 2008 rigide Kapitalverkehrskontrollen
    eingeführt. Das hatte zwar positive Auswirkungen auf
    die Wirtschaft. Jetzt sollen sie aber im Zusammenhang
    mit den Beitrittsverhandlungen aufgehoben werden. Ich
    zitiere aus dem Kommissionsbericht:

    Hier muss Island durch Liberalisierungsmaßnah-
    men die Vereinbarkeit mit dem Grundsatz des
    freien Kapitalverkehrs gewährleisten.

    Es kann doch nicht sein, dass Kapitalverkehrskontrol-
    len im Zuge von Beitrittsverhandlungen mit dem Hin-
    weis auf den Lissabon-Vertrag oder die daraus folgenden
    Grundlagenverträge wieder aufgehoben werden müssen
    und der Zustand, wie er vor der Krise war, wiederherge-
    stellt wird. Wenn eine sinnvolle Beschränkung des Kapi-
    talverkehrs im Widerspruch zum Lissabon-Vertrag steht,
    dann muss der Vertrag geändert werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich komme zum Schluss. Die Stimmung in der islän-
    dischen Bevölkerung im Hinblick auf einen Beitritt zur
    EU war lange positiv. In den letzten Monaten ist diese
    Stimmung dramatisch umgeschlagen. Zurzeit lehnen
    mehr als zwei Drittel einen Beitritt ab. Die Gründe habe
    ich angedeutet; ich will sie nicht noch einmal aufführen.
    Die Linke begrüßt die Aufnahme von Beitrittsverhand-
    lungen. Mein Eindruck ist jedoch, dass sich hier nicht
    nur Island, zum Beispiel in der Walfangpolitik, ändern
    muss, sondern vor allen Dingen auch die Politik der
    Europäischen Union. Die letzte Entscheidung – das kön-
    nen wir von Island lernen – trifft in Island der Souverän,
    die Bevölkerung.

    Danke.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Gerda Hasselfeldt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Herr Kollege Hunko, das war Ihre erste Rede im

Deutschen Bundestag. Herzlichen Glückwunsch dazu,
verbunden mit den besten Wünschen.


(Beifall)


Das Wort hat nun der Kollege Sven-Christian Kindler
für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen
und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich
zum Außenetat komme, möchte ich kurz auf die aktuelle
Debatte eingehen, weil ich glaube, dass es wichtig ist,





Sven-Christian Kindler


(A) (C)



(D)(B)

dass in diesem Hohen Hause darüber diskutiert wird.
Herr Außenminister, Sie werfen den Medien und Oppo-
sitionsparteien unappetitliche Angriffe und Diffamie-
rung vor. Aber dass die politische Debatte jetzt an einem
Tiefpunkt angekommen ist, ist meiner Ansicht nach
größtenteils Ihrem Handeln geschuldet; darauf komme
ich jetzt zu sprechen. Ich halte es für einen Tiefpunkt der
politischen Kultur, wenn der FDP-Generalsekretär und
die Fraktionsvorsitzende der FDP im Bundestag Nach-
fragen und berechtigte Kritik von Oppositionsparteien
und Medien als demokratieschädlich darstellen,


(Christian Lindner [FDP]: Das war nicht so!)


während Sie sich weiterhin weigern, nach Haushalts-
recht Auskünfte zum Beispiel dazuzugeben, wann Sie
wen in der Villa Borsig auf Staatskosten getroffen bzw.
mit wem sie dort gefeiert haben.


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Auswärtigen: „Gefeiert haben“! – Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: „Gefeiert“!)


Dieses Recht auf kritische Nachfrage ist ein demokrati-
sches Recht, auf das wir stolz sein sollten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Christian Lindner [FDP]: Sie fragen nicht, sondern Sie unterstellen!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gerda Hasselfeldt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

    Kollegen Frankenhauser?


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Gerne.