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ID1703003600

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    9. FDP-Fraktion.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/30 2705 B Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Drucksachen 17/605, 17/623) . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 2705 D 2711 A 2720 A 2725 A 2730 B 2734 C 2734 D 2735 B 2736 B 2739 A 2749 C 2749 C 2754 B 2756 C 2758 B 2759 A 2759 B 2761 A 2761 C 2763 D Deutscher B Stenografisc 30. Sit Berlin, Mittwoch, d I n h a Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsgesetz 2010) (Drucksachen 17/200, 17/201) . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2009 bis 2013 (Drucksachen 16/13601, 17/626) . . . . . . . 9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt (Drucksachen 17/604, 17/623) . . . . . . . . . 2705 A 2705 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2740 D 2743 B undestag her Bericht zung en 17. März 2010 l t : Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt 2744 C 2745 C 2746 B 2747 C 2748 C 2749 B 2752 C Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . 2764 B 2764 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 17/613, 17/623) . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2764 D 2765 C 2767 A 2767 C 2768 A 2769 C 2771 B 2772 D 2773 B 2774 C 2775 C 2777 A 2778 D 2780 B 2781 A 2781 B 2783 A 2784 B 2785 D 2786 C 2786 C 2788 C 2789 B 2791 D 2793 A 2794 D 2795 B 2795 B 2796 A 2796 D 2798 C 2800 C 2801 D Tagesordnungspunkt III: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Abschaffung des Finanzpla- nungsrates (Drucksache 17/983) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Men- schenrechte in Kolumbien auf die Agenda setzen – Freihandelsabkommen EU-Ko- lumbien stoppen (Drucksache 17/1015) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Den Schie- nenverkehr als sichere Verkehrsform er- halten und stärken (Drucksache 17/1016) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt IV: a) Erste Beschlussempfehlung des Wahlprü- fungsausschusses: zu Einsprüchen ge- gen die Gültigkeit der Wahl der Abge- ordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland am 7. Juni 2009 (Drucksache 17/1000) . . . . . . . . . . . . . . . b) – l) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59 und 60 zu Peti- tionen (Drucksachen 17/909, 17/910, 17/911, 17/912, 17/913, 17/914, 17/915, 17/916, 17/917, 17/918, 17/919) . . . . . . . . . . . . . . 12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 17/619, 17/623) . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2803 D 2803 D 2804 A 2804 A 2804 B 2805 B 2805 C 2807 B 2808 B 2809 D 2810 D 2811 B 2812 B 2814 B 2816 A 2818 A 2818 A 2818 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 III Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2819 B 2820 A 2820 C 2821 D 2823 B 2823 C 2823 D 2825 A 2826 A 2826 C 2827 C 2828 B 2828 D 2829 B 2829 D 2830 D 2831 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2705 (A) (C) (D)(B) 30. Sit Berlin, Mittwoch, d Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2831 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barchmann, Heinz- Joachim SPD 17.03.2010 Bellmann, Veronika CDU/CSU 17.03.2010 Brinkhaus, Ralph CDU/CSU 17.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 17.03.2010 Cramon-Taubadel, Viola von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 17.03.2010 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Golze, Diana DIE LINKE 17.03.2010 Körper, Fritz Rudolf SPD 17.03.2010 Kramme, Anette SPD 17.03.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 17.03.2010 Pflug, Johannes SPD 17.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 17.03.2010 Schäfer (Bochum), Axel SPD 17.03.2010 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Hempelmann, Rolf SPD 17.03.2010 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Koch, Harald DIE LINKE 17.03.2010 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 17.03.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Werner, Katrin DIE LINKE 17.03.2010 30. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Lukrezia Jochimsen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Lieber Herr Kollege Börnsen, ja, das ist weiß Gott die
    Parole der Stunde: die Kultur jetzt stärken. – Wie sieht
    aber die Umsetzung dieser Parole in der Wirklichkeit un-
    seres Landes im Moment eigentlich aus?

    Wegsehen und Weghören: Das sind Haltungen, durch
    die einer demokratischen Gesellschaft ein schwerer
    Schaden zugefügt wird. Auf Regierungsebene und auf
    nationaler Ebene wird in Sachen Kultur im Moment aber
    weggesehen und weggehört, und das, obwohl uns jeden
    Tag neue Hilferufe aus den Kommunen erreichen: Re-
    korddefizite, Schulden, Sparpläne und die Folgen für die
    Kultur. Vorgestern ging es um die Theaterschließungen
    im Ruhrgebiet, gestern um das Verschwinden kleiner Bi-
    bliotheken und heute um Museen, die ihre Öffnungszei-
    ten verkürzen müssen.

    Was macht die Regierung? Die Regierung hat eine
    Kommission zur Erarbeitung von Vorschlägen zur Neu-
    ordnung der Gemeindefinanzierung eingesetzt – der
    Kollege Börnsen hat sie uns gerade in warmen Worten
    geschildert –: die Gemeindefinanzkommission. Was
    wird dieser Kommission von vornherein aufgetragen?
    Ihre Aufgabe ist es,

    … darauf zu achten, Aufkommens- und Lastenver-
    schiebungen insbesondere zwischen dem Bund auf
    der einen und Ländern und Kommunen auf der an-
    deren Seite zu vermeiden.

    Das heißt aber, dass alles bleibt, wie es ist. Es wird also
    weggesehen und weggehört. Wer die Finanzgrundlagen
    der Kommunen prinzipiell verändern will – das wollen
    zum Beispiel wir von der Linksfraktion –,


    (Beifall bei der LINKEN)


    darf auf die Ergebnisse dieser Gemeindekommission
    nicht warten und muss einen anderen Weg einschlagen.
    Für wen die Kultur in einem umfassenden Sinn zur
    Daseinsvorsorge gehört – dazu gehören wir auch –, darf
    erst recht nicht auf diese Kommission setzen. Wer jetzt
    nicht wegsehen und weghören will, muss etwas anderes
    tun und jetzt helfen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Im Art. 104 b des Grundgesetzes heißt es, der Bund

    kann … im Falle von Naturkatastrophen oder au-
    ßergewöhnlichen Notsituationen, die sich der Kon-
    trolle des Staates entziehen und die staatliche
    Finanzlage erheblich beeinträchtigen, auch ohne
    Gesetzgebungsbefugnisse Finanzhilfen gewähren.

    Von dieser außergewöhnlichen Notsituation ausgehend
    fordert die Fraktion Die Linke ein Sofortprogramm des
    Bundes in Höhe von 1 Milliarde Euro für den Erhalt un-
    serer kulturellen Infrastruktur.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Allen Kritikern halte ich entgegen: Wenn Sie diesen
    Weg für nicht gangbar halten, dann machen Sie etwas
    Besseres. Aber machen Sie etwas! Sagen Sie nicht im-
    mer nur, was Sie nicht können, sondern fangen Sie end-





    Dr. Lukrezia Jochimsen


    (A) (C)



    (D)(B)

    lich an, mit Ländern und Kommunen darüber zu verhan-
    deln, was möglich ist. Irgendetwas muss schließlich
    möglich sein. Denn wir müssen aus dieser Situation he-
    rauskommen. Speisen Sie die Bürgerinnen und Bürger,
    die um ihre Theater, Museen, Büchereien, Mal- und Mu-
    sikschulen kämpfen, nicht einfach mit Hinweisen auf in-
    vestive Maßnahmen ab. Neue Theater und neue Museen
    sind schön, aber lebendige Kultur sind sie nur dann,
    wenn Menschen in ihnen Kultur für Alt und Jung, für
    Arm und Reich schaffen können. Dies zu gewährleisten,
    verlangt wirkliche Investition.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Linksfraktion fordert eine grundlegend verän-
    derte Finanzierung unserer ausgeraubten Kommunen.
    Wir brauchen außerdem Überlegungen dazu, was eigent-
    lich zu den Pflichtaufgaben und zu den freiwilligen
    Aufgaben einer Kommune gehört. Wieso gehören
    Bibliotheken nicht zu den Pflichtaufgaben einer Kom-
    mune? Diese Frage konnte mir noch nie jemand wirklich
    beantworten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir plädieren an dieser Stelle im Übrigen für mehr di-
    rekte Demokratie und wirkliche Selbstverwaltung in
    den Kommunen. Durch Bürgerbefragung und Bürgerbe-
    teiligung sollen Bürger mitentscheiden können, was im
    Dorf, in der Kleinstadt oder im Stadtteil gebraucht wird.
    Überall vor Ort mehren sich die Proteste gegen den Kul-
    turabbau. Überall erkennen die Menschen – gerade in Zei-
    ten des derzeit drohenden Verlusts –, wie wichtig Kultur
    für sie und ihre Kinder ist. Es waren verschiedene Bun-
    desregierungen, die die Kommunen in diese Not ge-
    bracht haben. Insofern ist nun der Bund in der Verant-
    wortung. Er darf die Kultur insgesamt nicht durch
    einfaches Wegsehen und Weghören beliebig zur Disposi-
    tion stellen.

    Danke schön.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat nun Reiner Deutschmann für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Reiner Deutschmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

    Damen und Herren! Altbundespräsident Richard von
    Weizsäcker hat über die Kultur gesagt:

    Unsere Kultur ist gewachsen wie ein kräftiger, viel-
    gestaltiger Mischwald. Er leistet seinen Beitrag zur
    lebensnotwendigen Frischluft.

    Damit spricht er aus, was für uns alle eigentlich selbst-
    verständlich sein sollte. Leider muss aber gerade die
    Kultur immer wieder um ihre Finanzierungsgrundlagen
    kämpfen. Sie muss gestärkt werden. Deshalb sollte die
    Kultur zur Pflichtaufgabe der Länder und Kommu-
    nen werden, wie es in Sachsen der Fall ist.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wer die Axt an die Wurzeln der Kultur anlegt, riskiert
    dauerhafte Schäden für unsere gesellschaftliche und
    wirtschaftliche Entwicklung. Ich bin deshalb froh, dass
    es der Koalition gelungen ist, einen soliden und verläss-
    lichen Bundeskulturetat vorzulegen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Der Etat des BKM steigt in diesem Jahr noch einmal
    deutlich, und das, obwohl wir uns in einer der stärksten
    Wirtschaftskrisen befinden, die unser Land in den letzten
    60 Jahren bewältigen musste.

    Dieser Etat ist ein starkes Signal an die Kulturschaf-
    fenden sowie an alle Bürgerinnen und Bürger. Auch in
    Zeiten knapper Kassen erweist sich der Bund als verläss-
    licher Partner. Kulturförderung hat für uns Liberale
    höchste Priorität.


    (Beifall bei der FDP)


    Aus diesem Grund sind wir besonders stolz, dass es uns
    quasi in letzter Minute gelungen ist, zusätzlich rund
    5 Millionen Euro bereitzustellen. Damit wächst der Kul-
    turetat gegenüber dem Vorjahr um insgesamt 22 Millio-
    nen Euro. Das entspricht einer Steigerung von 2 Prozent.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Koalitionsver-
    trag haben Union und FDP die Aufarbeitung der SED-
    Diktatur zu einem Aufgabenschwerpunkt der 17. Wahl-
    periode gemacht. Gerade im 20. Jubiläumsjahr der fried-
    lichen Revolution und des Mauerfalls dürfen die Folgen
    der SED-Diktatur nicht verharmlost oder vergessen wer-
    den.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Mit der Einrichtung eines Zeitzeugenbüros und einer
    Begegnungsstätte zur Aufarbeitung der DDR-Diktatur
    setzt die Koalition diese Vorgabe gleich mit dem ersten
    Haushalt dieser Legislaturperiode um.


    (Beifall bei der FDP)


    In beiden Einrichtungen investieren wir 600 000 Euro.
    Das ist gut angelegtes Geld. Gerade für junge Leute ist
    es wichtig, mit Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen.
    Das ist effizienter als vier Wochen Geschichtsunterricht
    im Klassenzimmer.

    Auch die Gedenkstätte im ehemaligen Stasi-Gefäng-
    nis in Berlin-Hohenschönhausen erhält in diesem Jahr
    eine höhere Zuwendung, um ihre hervorragende Arbeit
    noch besser fortführen zu können.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    „Kein Geschichtsbuch der Welt hätte uns so viel zeigen
    können wie Sie in diesen zwei Stunden“, schreiben
    Schüler aus Baden-Württemberg. Die Mitarbeiter der
    Gedenkstätte beweisen seit Jahren, wie Öffentlichkeits-
    arbeit erfolgreich betrieben werden kann. Ehemalige
    Häftlinge führen die Besucher durch die Gedenkstätte.
    Dieser Kontakt am Originalschauplatz lässt die Besucher
    nicht kalt. Die Förderung solcher Einrichtungen wie der





    Reiner Deutschmann


    (A) (C)



    (D)(B)

    in Hohenschönhausen ist ein wichtiger Punkt, um etwas
    gegen gefährliches Halbwissen und Ostalgiewellen zu
    tun.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen, unsere
    Denkmäler brauchen unsere Unterstützung. Trotz gro-
    ßer Anstrengungen von Kommunen, Ländern und Bund
    sind viele bauliche Zeugnisse der Geschichte vom Ver-
    fall bedroht. Wir haben uns erfolgreich dafür eingesetzt,
    dass die Mittel für die Restaurierung von unbeweglichen
    Kulturdenkmälern von nationaler Bedeutung um
    3 Millionen Euro auf 17,3 Millionen Euro erhöht wer-
    den. Damit leistet der Bund einen wichtigen Beitrag zur
    Sanierung und Substanzerhaltung von Baudenkmälern
    wie auch von historischen Parks und Gärten.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP, der CDU/ CSU und der SPD)


    Gerade kleine und finanzschwache Kommunen können
    durch diese Mittel das eine oder andere Kleinod vor dem
    völligen Verfall retten. Aufgrund der nationalen Bedeu-
    tung unterstützt die Koalition auch den Wiederaufbau
    des Kölner Stadtarchivs mit 1 Million Euro.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ebenso liegt uns die freie Theaterszene sehr am Her-
    zen. Freie Theater setzen neue Maßstäbe und halten mit
    ihrer Experimentierfreude den kulturellen Nährboden
    fruchtbar. Sie sind ein besonderer Hort kreativer Kraft
    und nutzen die Sprache jüngerer Menschen, die wir ge-
    rade im Rahmen der kulturellen Bildung für Kunst und
    Kultur interessieren wollen. Diese Theater haben aber
    gewöhnlich eine äußerst dünne Finanzdecke und werden
    hauptsächlich von ehrenamtlichem Engagement getra-
    gen.

    Allein in Niedersachsen bieten die freien Theater
    etwa viermal so viele Aufführungen für Kinder und Ju-
    gendliche pro Jahr an wie die Stadt- und Staatstheater und
    erreichen doppelt so viele Zuschauer. Deswegen ist es nur
    konsequent, wenn der Bundesverband Freier Theater
    erstmalig Gelder für seine Arbeit erhält.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Auch die uns sehr wichtige Initiative Kultur- und Krea-
    tivwirtschaft erhält einen höheren Zuschuss. Deutsch-
    land begreift sich als Kulturnation. Auch im Ausland
    werden wir gerade wegen unserer Kulturdichte ge-
    schätzt. Jeder in die Kultur investierte Euro zahlt sich
    auf anderen Ebenen doppelt und dreifach aus. Unser
    christlich-liberaler Kulturhaushalt trägt dieser Tatsache
    Rechnung.

    Ich danke insbesondere Herrn Staatsminister
    Neumann und allen, die positiv an diesem Haushalt mit-
    gewirkt haben.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)