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ID1703001200

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    11. Grünen.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/30 2705 B Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Drucksachen 17/605, 17/623) . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 2705 D 2711 A 2720 A 2725 A 2730 B 2734 C 2734 D 2735 B 2736 B 2739 A 2749 C 2749 C 2754 B 2756 C 2758 B 2759 A 2759 B 2761 A 2761 C 2763 D Deutscher B Stenografisc 30. Sit Berlin, Mittwoch, d I n h a Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsgesetz 2010) (Drucksachen 17/200, 17/201) . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2009 bis 2013 (Drucksachen 16/13601, 17/626) . . . . . . . 9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt (Drucksachen 17/604, 17/623) . . . . . . . . . 2705 A 2705 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2740 D 2743 B undestag her Bericht zung en 17. März 2010 l t : Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt 2744 C 2745 C 2746 B 2747 C 2748 C 2749 B 2752 C Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . 2764 B 2764 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 17/613, 17/623) . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2764 D 2765 C 2767 A 2767 C 2768 A 2769 C 2771 B 2772 D 2773 B 2774 C 2775 C 2777 A 2778 D 2780 B 2781 A 2781 B 2783 A 2784 B 2785 D 2786 C 2786 C 2788 C 2789 B 2791 D 2793 A 2794 D 2795 B 2795 B 2796 A 2796 D 2798 C 2800 C 2801 D Tagesordnungspunkt III: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Abschaffung des Finanzpla- nungsrates (Drucksache 17/983) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Men- schenrechte in Kolumbien auf die Agenda setzen – Freihandelsabkommen EU-Ko- lumbien stoppen (Drucksache 17/1015) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Den Schie- nenverkehr als sichere Verkehrsform er- halten und stärken (Drucksache 17/1016) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt IV: a) Erste Beschlussempfehlung des Wahlprü- fungsausschusses: zu Einsprüchen ge- gen die Gültigkeit der Wahl der Abge- ordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland am 7. Juni 2009 (Drucksache 17/1000) . . . . . . . . . . . . . . . b) – l) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59 und 60 zu Peti- tionen (Drucksachen 17/909, 17/910, 17/911, 17/912, 17/913, 17/914, 17/915, 17/916, 17/917, 17/918, 17/919) . . . . . . . . . . . . . . 12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 17/619, 17/623) . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2803 D 2803 D 2804 A 2804 A 2804 B 2805 B 2805 C 2807 B 2808 B 2809 D 2810 D 2811 B 2812 B 2814 B 2816 A 2818 A 2818 A 2818 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 III Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2819 B 2820 A 2820 C 2821 D 2823 B 2823 C 2823 D 2825 A 2826 A 2826 C 2827 C 2828 B 2828 D 2829 B 2829 D 2830 D 2831 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2705 (A) (C) (D)(B) 30. Sit Berlin, Mittwoch, d Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2831 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barchmann, Heinz- Joachim SPD 17.03.2010 Bellmann, Veronika CDU/CSU 17.03.2010 Brinkhaus, Ralph CDU/CSU 17.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 17.03.2010 Cramon-Taubadel, Viola von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 17.03.2010 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Golze, Diana DIE LINKE 17.03.2010 Körper, Fritz Rudolf SPD 17.03.2010 Kramme, Anette SPD 17.03.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 17.03.2010 Pflug, Johannes SPD 17.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 17.03.2010 Schäfer (Bochum), Axel SPD 17.03.2010 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Hempelmann, Rolf SPD 17.03.2010 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Koch, Harald DIE LINKE 17.03.2010 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 17.03.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Werner, Katrin DIE LINKE 17.03.2010 30. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Birgit Homburger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Nein, Herr Kollege. Ich würde gerne weitermachen.


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir wollen wissen, von wem das Zitat ist! – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt sagen Sie doch endlich mal, wer das gesagt hat! – Joachim Poß [SPD]: Sie müssen Ross und Reiter nennen! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie uns doch, von wem das Zitat ist!)


    – Ja, das werde ich gerne tun.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na los! Das ist ja wohl ein Hammer! – Joachim Poß [SPD]: Ross und Reiter nennen! – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Sie kaufen uns den Schneid nicht ab! – Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Ich möchte noch einige Bemerkungen zu der Hartz-IV-
    Debatte machen, die wir in diesem Hause geführt haben
    und die wir weiterhin führen müssen. Ich sage zunächst
    einmal: Wir haben zwischenzeitlich umgesetzt, was wir
    angekündigt haben: Wir haben dafür gesorgt, dass derje-
    nige, der Hartz IV bezieht und mehr tut, auch mehr Geld
    behalten darf. Wir haben das Schonvermögen von
    250 Euro auf 750 Euro pro Lebensjahr verdreifacht. Wir
    wollen die Hinzuverdienstmöglichkeiten verbessern.
    Wir wollen, dass die Sozialversicherungsbeiträge im un-
    teren Einkommensbereich nur langsam ansteigen. Damit
    tun wir etwas für diese Menschen.

    Herr Scholz hat am Montag dieser Woche das Kon-
    zept der SPD vorgestellt. Herr Scholz, warum sind Sie
    mit diesen Ideen nicht im letzten Jahr gekommen, als Sie
    als Bundesarbeitsminister Verantwortung für diesen Be-
    reich getragen haben? Wenn man erkannt hat, dass man
    etwas ändern muss, muss man die Änderungen auf den
    Weg bringen, wenn man Verantwortung hat. Das haben
    Sie nicht getan. Was Sie jetzt vorschlagen, ist eine Gene-
    ralrevision der rot-grünen Arbeitsmarktpolitik.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Das stimmt ja gar nicht! Das ist absurd, was Sie da erzählen!)


    Sie wollen rückwärts in die Zukunft gehen. Sie schla-
    gen unter anderem vor, staatlich finanziert einen zweiten
    Arbeitsmarkt von 200 000 Arbeitsplätzen aufzubauen.
    Das würde nichts anderes bedeuten, als dass Sie zusätzli-
    che Kosten von über 3 Milliarden Euro irgendwo im
    Haushalt unterbringen müssten.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: In einem zweiten Arbeitsmarkt ist das Geld besser angelegt als bei den Hoteliers!)


    Damit verbunden ist ein Zweites: Sie haben die Men-
    schen offensichtlich aufgegeben. Eine solche Politik ma-
    chen wir nicht mit. Wir wollen eine Politik, die den
    Menschen Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt, auf so-
    zialversicherungspflichtige Beschäftigung eröffnet.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Sie wollen, dass nicht für 12, sondern für 24 Monate
    Arbeitslosengeld I gezahlt wird. Sie lassen unbeantwor-
    tet, wie Sie die damit einhergehende Erhöhung der Zu-
    satzkosten in der Arbeitslosenversicherung finanzieren
    wollen. Ihr Vorschlag hätte nichts anderes zur Folge, als
    dass Arbeit wieder teurer würde. Eine Politik für Arbeit-
    nehmerinnen und Arbeitnehmer sieht anders aus als das,
    was Sie vorschlagen, meine sehr verehrten Damen und
    Herren. Was Sie zu Hartz IV vorschlagen, das ist kein
    sozialpolitisches Konzept, das ist eine koalitionspoliti-
    sche Offenbarung.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Für uns stehen bei der Neuregelung von Hartz IV die
    Kinder im Mittelpunkt.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Ach!)


    – Frau Kollegin, die FDP hat schon in den letzten Jahren
    gesagt, dass der Satz für Kinder nicht vom Regelsatz für
    Erwachsene abgeleitet werden kann. Kinder sind eigene
    Persönlichkeiten mit eigenen Bedürfnissen. Das Bundes-
    verfassungsgericht hat das noch einmal deutlich ge-
    macht. Es hat uns den Auftrag gegeben, das neu zu re-
    geln. Diese Neuregelung ist notwendig, weil Ihr Gesetz
    nicht bestehen konnte. Wir werden diese Neuregelung
    vornehmen. Es geht uns darum, mehr Chancengerechtig-
    keit am Start zu erreichen. Bildung ist nun einmal der
    Schlüssel zu sozialem Aufstieg. Wir wollen Hartz-IV-
    Karrieren vermeiden.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Und das wollen Sie machen, indem Sie 900 Millionen Euro für Eingliederungsmaßnahmen sperren?)






    Birgit Homburger


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir wollen alles dafür tun, dass die Hilfe für Kinder
    auch bei den Kindern ankommt. Deshalb wollen wir
    nicht nur Geld, sondern auch Sachleistungen wie Bil-
    dungsgutscheine geben.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich möchte in diesem Zusammenhang sagen: Natür-
    lich bleibt die Entlastung der Mittelschicht auf der
    Agenda. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Das eine ge-
    hört zum anderen: Denen zu helfen, die Hilfe benötigen,
    gehört genauso auf die Agenda, wie denen zu helfen, die
    das erwirtschaften, was dann verteilt wird. Deswegen
    wollen wir gerade für die Mittelschicht Entlastungen auf
    den Weg bringen.


    (Joachim Poß [SPD]: Genau genommen für den Schweizer Mittelstand!)


    Wir haben uns vorgenommen, das Steuerrecht zu ver-
    einfachen. Das ist ein zentrales Anliegen vieler Bürge-
    rinnen und Bürger. Wir wollen, dass die Steuern bei un-
    teren und mittleren Einkommen weiter gesenkt werden.
    Wir werden uns die Spielräume dafür im nächsten Haus-
    halt hart erarbeiten müssen. Aber wir wollen Impulse ge-
    ben gegen Schwarzarbeit, Impulse für mehr Leistungs-
    gerechtigkeit und nicht zuletzt für mehr Fairness des
    Staates im Umgang mit seinen Bürgerinnen und Bür-
    gern.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


    Herr Steinmeier, wenn Sie die Gesundheitsreform
    kritisieren, dann will ich Ihnen deutlich sagen: Sie haben
    unser Modell in keiner Weise verstanden.


    (Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Sie haben doch noch gar nichts vorgelegt! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich denke, Sie machen eine Kommission!)


    Wir wollen Politik für die Arbeitnehmerinnen und Ar-
    beitnehmer machen. Deswegen haben wir vorgeschla-
    gen, dass ein einkommensunabhängiger Arbeitnehmer-
    beitrag erhoben wird – mit einem sozialen Ausgleich.

    Wir wollen, dass die Lohnzusatzkosten nicht weiter stei-
    gen. Das, was Sie in der Vergangenheit vorgeschlagen
    haben, hat zu mehr Bürokratie geführt. Es hat zu Ein-
    schränkungen der Wahlfreiheit geführt. Es hat das Arzt-
    Patienten-Verhältnis belastet. Das, was diese Koalition
    jetzt macht, sehr verehrter Herr Steinmeier, bedeutet
    mehr Solidarität und auch mehr Gerechtigkeit,


    (Widerspruch bei der SPD)


    weil nach unserer Auffassung Gerechtigkeit nicht an der
    Beitragsbemessungsgrenze aufhört, sondern alle umfas-
    sen muss. Deshalb wollen wir den Sozialausgleich über
    das Steuersystem.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Natürlich beschäftigt sich diese Koalition in erhebli-
    cher Art und Weise auch mit der Finanzmarktkrise.
    Wir versuchen, einerseits die Folgen der Finanzmarkt-
    krise abzumildern, andererseits aber auch dazu beizutra-
    gen, dass so etwas nicht wieder passieren kann. Jetzt ist
    die Frage: Wie kann man das aufarbeiten? In Düsseldorf
    beginnt – das ist in der Öffentlichkeit weitgehend unbe-
    achtet geblieben – der erste Prozess gegen den Manager
    einer Bank. Wenn jemand schuldhaft gehandelt hat, dann
    soll Schadensersatz geltend gemacht werden können.


    (Joachim Poß [SPD]: Das gibt das geltende Recht her! Das geht schon nach geltendem Recht!)


    Deswegen überlegen wir, beispielsweise die zivilrechtli-
    che Verjährungsfrist zu verlängern, weil wir mehr Zeit
    brauchen, um eine entsprechende Prüfung vornehmen zu
    können.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir wollen diejenigen zur Verantwortung ziehen, die
    tatsächlich Verantwortung getragen haben. Das ist der
    Kern der Sache. Herr Steinmeier, wenn Sie sich hier hin-
    stellen und sagen, wir sollen Hedgefonds verbieten und
    Ratingagenturen an die Kette legen, dann nehmen wir
    das zur Kenntnis. Aber wer hat denn elf Jahre lang den
    Bundesfinanzminister gestellt? Wer hat denn die Hedge-
    fonds eingeführt? Sie waren das; Ihre Regierung war
    das, Herr Steinmeier.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Wir sollen die Ratingagenturen eingeführt haben? Das ist doch gaga! – Joachim Poß [SPD]: Sie waren doch mehr dafür als wir!)


    Sie haben das zugelassen. Sie hätten das, was Sie jetzt
    aus der Opposition heraus fordern, in den letzten Jahren
    korrigieren können, wenn Sie es denn angegangen wä-
    ren.

    Der Kern des Problems ist, dass wir Verantwortung
    und Haftung zusammenbringen müssen. Das bedeutet,
    dass wir dem Prinzip des ehrbaren Kaufmanns wieder
    Geltung verschaffen müssen. Wir als FDP und ebenso
    die CDU/CSU haben uns über viele Jahre immer wieder
    für die Familienunternehmen in diesem Land eingesetzt,
    weil wir wissen, dass dort Haftung und Verantwortung,
    das Tragen des Risikos in einer Hand liegen und dass
    man hier mit Risiken anders umgeht als in anderen Be-
    reichen.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


    Wir wollen hier Änderungen. Managerboni müssen
    sich stärker an der langfristigen Entwicklung orientieren.
    Die Vergütung muss vor allen Dingen so gestaltet sein,
    dass es im Verlustfall auch Abzüge gibt, nicht nur Boni.
    Wir wollen mehr Transparenz und Verständlichkeit der
    Finanzprodukte. Wir wollen, dass Regeln endlich einge-
    halten werden. Es ist nicht so, dass es für den Finanz-
    markt keine Regeln gibt. Es ist jedoch so, dass Sie die
    Aufsicht zersplittert haben. Wir haben jetzt gemeinsam
    beschlossen, dass die Bankenaufsicht in einer Hand zu-
    sammengeführt wird: bei der unabhängigen Bundes-
    bank.





    Birgit Homburger


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Banker können es ja nicht gewesen sein, oder?)


    Damit garantieren wir, dass Regeln zukünftig eingehal-
    ten werden und dass jemand darüber wacht, der davon
    Ahnung hat. Das ist das Ziel dieser Koalition.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir werden in diesem Hause weiter über das Thema
    Bürgerrechte zu sprechen haben. Das Bundesverfas-
    sungsgericht hat uns gerade einen weiteren Auftrag zum
    Thema Vorratsdatenspeicherung erteilt. Es hat nämlich
    festgestellt, dass die Vorratsdatenspeicherung in der Art
    und Weise, wie sie vorgenommen wurde, verfassungs-
    widrig und nichtig ist, dass die Datensammelwut unver-
    hältnismäßig ist. Es waren erneut Liberale, die den
    Schutz der Freiheit und der Bürgerrechte beim Bundes-
    verfassungsgericht erstritten haben.


    (Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Steuer-CD!)


    Es ist festzuhalten, dass es keinen Sicherheitsgewinn
    geben wird, wenn man die Daten von 80 Millionen
    Deutschen systematisch zu erfassen gedenkt, allerdings
    dabei den Blick für konkrete Gefahren verliert. Die Be-
    drohung der Freiheit ist durch die Einschränkung der
    Freiheit nicht zu bewältigen. Deshalb werden wir ge-
    meinsam in dieser Koalition für Deutschland eine neue
    Balance zwischen Freiheit und Sicherheit finden.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir wollen eine Politik für die Bürger machen. Wir
    wollen einen fairen Umgang des Staates mit den Bür-
    gern. Wir setzen dabei auf den mündigen Bürger und
    wollen eben keinen Vormundschaftsstaat mit Rundum-
    betreuung. Wir wollen mehr Chancen auf Bildung und
    Aufstieg, und wir wollen die Kraft der Freiheit zum
    Wohle dieses Landes nutzen.

    Wir arbeiten an einem neuen Aufbruch für Deutsch-
    land, und egal, ob Sie mitmachen oder sich dagegenstel-
    len: Wir werden es für unser Land schaffen.


    (Anhaltender Beifall bei der FDP – Beifall bei der CDU/CSU)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat nun Renate Künast für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Renate Künast


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Jetzt, hier

    und heute sollte es eigentlich um die Zukunft der Men-
    schen in diesem Land und um die Zukunft Deutschlands
    gehen. Das ist Ihr erster Haushalt in einer schwarz-gel-
    ben Regierung, Frau Bundeskanzlerin. – Wahrscheinlich
    hat sie schon das Weite gesucht.

    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, sie redet da hinten mit Ramsauer!)


    – Es wäre ja auch nicht schlecht, wenn sie auf der Regie-
    rungsbank sitzen würde.


    (Joachim Poß [SPD]: Ramsauer ist in Sonderbehandlung!)


    Das ist der erste Haushalt einer neuen Bundesregierung,
    und an dieser Stelle schauen wir einmal ganz genau, was
    dieser Haushalt bringt und ob Sie den Mut und die Kraft
    haben, die Ziele zu zeigen, also zu zeigen, wo der Weg
    in Deutschland hinführen soll. Das wäre ja eigentlich
    Ihre Aufgabe, Frau Merkel.

    Nachdem ich hineingeschaut und Ihre Rede heute ge-
    hört habe, sage ich Ihnen ganz klar: Sie haben in Ihrer
    Erklärung vorhin erneut nicht begründet, was den Sinn
    Ihrer Kanzlerschaft ausmachen soll.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Sie reden über neues Denken, aber welches neue Denken
    soll das denn eigentlich sein? Welches Ziel und welche
    Leitbilder haben Sie?

    Sie wollten hier zum Sozialen reden. Das haben wir
    nicht vergessen, Frau Merkel, weil wir ja nicht an retro-
    grader Amnesie leiden. Sie haben vor Wochen, als Ihr
    Vizekanzler mit der Sozialhetzedebatte begonnen hat,
    gesagt, diese Debatte werde hier im März bei der Haus-
    haltsberatung geführt. Sie haben an dieser Stelle aber
    faktisch kein einziges Wort der Klarheit und der Stel-
    lungnahme dazu gesagt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Da hat einer suggeriert, er habe Tabus brechen wol-
    len, obwohl man wirklich sagen muss: Seit Jahren disku-
    tiert fast das ganze Land über die Frage, wie der Sozial-
    staat am besten organisiert werden soll – nur eben noch
    nicht auf dem Niveau von Guido Westerwelle.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wo waren Ihre Aussagen dazu, wie es denn nun gehen
    soll? Sie schweigen weiter.

    Wo waren Ihre Klarheit hinsichtlich der Reisetätigkeit
    des Bundesaußenministers und Ihre Aussage dazu? Es
    hat mich schon verwundert, dass Sie an dieser Stelle, da
    Sie doch über neues Denken reden, nichts dazu sagen,
    was eigentlich die kulturelle Anmutung einer Regie-
    rungstätigkeit sein soll. Ist es okay, dass jemand wie
    Herr Lindner sagt, Spitzenpolitiker hätten halt Netz-
    werke, die sie pflegen? Warum haben Sie an der Stelle
    nicht klar gesagt: Das können Sie gerne tun, aber nicht
    als Mitglied dieser Bundesregierung, und hier haben Sie
    sich aus den Netzwerken Ihrer Finanzbeschaffungspartei
    herauszuhalten?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)






    Renate Künast


    (A) (C)



    (D)(B)

    Es ist atemberaubend, wie er sein Parteibüro leerge-
    fegt, Staatsposten besetzt und vermehrt und Reisegrup-
    pen zusammengestellt hat. Am Ende war ich einen Au-
    genblick lang gewillt, zu glauben, er habe Brasilien
    entdeckt.


    (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Das hat er aber nicht. Man hätte jedoch den Eindruck ha-
    ben können, als habe es die WTO-Gespräche usw. gar
    nicht gegeben. Ich kann Ihnen aber versichern – ich habe
    es nachgesehen –: Es war ein Portugiese, der 1500 süd-
    lich von Salvador da Bahia als erster Ausländer brasilia-
    nischen Boden betrat.

    Da wir schon bei dieser Geschichte sind: Sie haben
    kein Wort dazu gesagt, was eine ordentliche rechtliche
    Kultur ist, Frau Merkel. Wie stellt man Delegationen zu-
    sammen? Wie vertritt man die Interessen Deutschlands?
    Stattdessen hat gestern Herr Brüderle angekündigt – für
    die, die es nicht wissen: Er ist Bundeswirtschaftsminister –,
    eine Außenwirtschaftsoffensive zu starten. Dies wolle er
    vornehmlich mit Delegationsreisen tun. Ich sehe nicht
    ein, warum wir das Gleiche zweimal bezahlen sollen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wie wäre es denn gewesen, wenn an der Stelle der
    Bundesaußenminister etwas gegen die Zunahme von
    Rüstungsexporten und gegen die Konzentration auf das
    Wirtschaftliche statt auf das Ethische bei den Rüstungs-
    exporten gesagt und getan hätte?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wie wäre es denn gewesen, Herr Westerwelle, statt
    Zusagen nicht einzuhalten – ich will nur die 420 Millio-
    nen Euro, die in Kopenhagen zusätzlich versprochen
    wurden, erwähnen –, wenn Sie dafür gekämpft hätten,
    dass das in diesem Haushalt umgesetzt wird? Dann hätte
    man klar sagen können: Jetzt geht es los. Auf diese
    Weise wären Sie vielleicht Ihrem Ziel und unser aller
    Ziel näher gekommen, einen Sitz für Deutschland im
    UN-Sicherheitsrat zu erhalten. Sie bekommen dafür
    doch keine Unterstützung, wenn Sie Zusagen nicht ein-
    halten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wie wäre es mit weiteren Aktivitäten in Bezug auf die
    UN und Afghanistan? Wie wäre es mit ein bisschen Eu-
    ropapolitik? Wie wäre es mit Aussagen dazu, wie wir
    mit einem EU-Währungsfonds umgehen? Was sagen wir
    zu Griechenland? Frau Merkel, ich habe mich wirklich
    gefragt: Ist es schon so weit gekommen, dass Sie sich
    nicht einmal mehr trauen, ein klares Wort zu Ihrem Vize-
    kanzler und seiner Politik zu sprechen?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sie haben auch nicht gesagt, wie es mit dem Thema
    Steuersenkungen weitergehen soll. Sie reden hier über
    kommunale Finanzen. Klar ist aber: Beides geht nicht.
    Man kann nicht die Steuern senken und gleichzeitig be-
    haupten, die Kommunen hätten genug Geld, um ihren
    Aufgaben in der Daseinsvorsorge nachzukommen. Das
    passt nicht zusammen. Wo war hier das klare Wort der
    Bundeskanzlerin?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Es kam gar nichts, und ich weiß auch, warum. Sie haben
    mal wieder einen Arbeitskreis gegründet, in dem es
    – mal wieder – um die FDP geht, die die Gewerbesteuer
    und damit die Finanzgrundlagen für die Kommunen ei-
    gentlich abschaffen will.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Zum Thema Gesundheit. Frau Merkel, Sie haben uns
    ein paar Anpassungsprobleme erklärt. Das Anpassungs-
    problem ist heute aber schon so groß – so hat es die
    AOK gestern mitgeteilt –, dass wir im nächsten Jahr zu-
    sätzliche Probleme im Umfang von 11,6 Milliarden Euro
    bekommen werden. Sie haben über Anpassung geredet,
    aber nicht über die Grundstruktur. Die Zukunft dieses
    Landes wird jetzt organisiert, Frau Merkel. Man muss
    jetzt sagen, wo es langgehen soll und wie die Leitbilder
    aussehen sollen.

    Sie haben ebenfalls nicht gesagt, ob es die Bürgerver-
    sicherung, die solidarische Versicherung oder wirklich
    eine Kopfpauschale geben wird. An dieser Stelle haben
    Sie keine Klarheit geschaffen. Frau Homburger, das
    glaubt kein Mensch: Angesichts eines so verschuldeten
    Haushalts wollen Sie mit einer Kopfpauschale – ob sie
    klein ist oder später immer größer wird – alle Probleme
    aus dem Bundeshaushalt heraus lösen. Mit einem so ver-
    schuldeten Haushalt geht das aber nicht. Sie müssen ran
    an Ihre Klientel und Ihre Lobbyisten. Sie müssen Men-
    schen haben, die sich für andere Menschen einsetzen.
    Das Problem ist doch: Wer soll das bezahlen?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sie reden über Schulden im Haushalt, und zwar nach
    dem Motto: Wenn es wieder zu mehr Wachstum kommt,
    dann wird es schon gehen. So viel können wir aber nicht
    wachsen, wie es nötig wäre, damit sich wieder etwas tut.
    Wir haben einen Haushalt mit einer Neuverschuldung
    von 130 Milliarden Euro. Wer soll das bezahlen? Sie ha-
    ben mit diesem Haushalt eine Neuverschuldung ohne
    jegliche Rendite für die Zukunft organisiert. Wer soll das
    bezahlen, Frau Merkel? Darüber haben Sie kein Wort
    verloren.

    Sie sagen, dass wir mehr Wachstum und mehr qualifi-
    zierte Leute brauchen. In diesem Land haben wir aber
    einen Mangel an Fachkräften. Dies ist nicht nur auf
    fehlende Qualifizierung, sondern auch darauf zurückzu-
    führen, dass durch den Geburtenrückgang immer weni-
    ger Jugendliche einen Schulabschluss machen. Diese
    wenigen Schulabgänger bekommen dann aber nur Pre-
    kariatsjobs. Das soll Ihre Neuverschuldung bezahlen?
    Das funktioniert doch nicht, schon gar nicht mit Ihrer be-
    absichtigten Steuersenkung.





    Renate Künast


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sie sprachen über Wissen und Bildung. Wie wollen
    Sie das aber finanzieren, Frau Merkel? Das sind ein paar
    Brosamen in diesem Haushalt, mehr aber auch nicht.

    Zu den Konsequenzen aus Kopenhagen haben Sie
    – so mein Eindruck – ebenfalls kein Wort gesagt.

    Sprechen wir doch einmal über das Problem, das uns
    derzeit beschäftigt: Herrn Minister Guttenberg und
    Afghanistan. Auch dazu haben Sie kein Wort gesagt. Wir
    haben einen Verteidigungsminister. Das ist ein nicht un-
    wichtiges Ressort; man denkt zwar immer, man könne es
    an die Seite schieben, es gibt aber schon Gründe dafür,
    ein Verteidigungsministerium zu haben. Dieser Minister
    schritt richtig schneidig ins Ministerium hinein. Jetzt
    aber sehen wir einen Hochdekorierten nach dem anderen
    wieder herausschreiten. Ich formuliere das auf nette
    Weise und erwähne den neuesten Vorfall gar nicht erst.
    Ich frage aber: Ist das motivierende Politik? Selbst wenn
    sich der Brigadegeneral im Ton vergriffen hat, fragt man
    sich trotzdem langsam: Hält Herr Guttenberg die Truppe
    im Ernstfall eigentlich noch zusammen? Sie wundern
    sich vielleicht, warum jemand von den Grünen diese
    Frage stellt. An Ihrem Schweigen merke ich aber, dass
    Sie es sich auch fragen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Bei manchen Aussagen ist man einfach sprachlos!)


    Ein anderes sehr ernstes Thema – Sie haben es ange-
    sprochen, Frau Merkel – ist der Missbrauch von Kin-
    dern in katholischen Einrichtungen, in einem Chor, in
    staatlichen Schulen und in privaten Schulen. Ich muss
    ehrlich sagen, dass ich entgeistert war, wie spät diese
    Regierung reagiert hat, und ich war und bin entgeistert
    darüber, dass sich unter Ihrer Ägide, Frau Merkel, drei
    Ministerinnen über runde Tische gestritten haben. Das
    ist der Verletztheit der betroffenen Menschen nicht ange-
    messen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich glaube, dass der CDU das C im Wege steht, viel-
    leicht auch manche Auseinandersetzung, die Sie in der
    Vergangenheit mit der katholischen Kirche hatten, zum
    Beispiel über die Stammzellenforschung, oder die öf-
    fentlich geäußerte Kritik auf einer Pressekonferenz von
    Frau Merkel.

    Wir wollen wissen, wer in dieser Regierung die Auf-
    gabe übernimmt, sich rückhaltlos für die Schutzbefohle-
    nen, für die Kinder in diesem Lande, einzusetzen. Wer
    sorgt dafür, dass es eine unabhängige Aufklärung durch
    Dritte gibt? Man darf sich nicht auf den Föderalismus
    beziehen und auf die Länder verweisen, die für die Schu-
    len zuständig sind. Ich will nicht hören, dass das Staats-
    kirchenrecht uns irgendwelche Probleme bereitet. Ein
    Kind muss ohne Wenn und Aber den Schutz der gesam-
    ten Gesellschaft erfahren.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Weil Frau Merkel gestern den Papst gelobt hat, will
    ich auch sagen: Es sind die Kinder, die den besonderen
    Schutz der Gesellschaft brauchen, und nicht der Papst.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Es wird ja immer dümmer!)


    – Ich weiß, was Ihnen unter den Stühlen brennt. Ich kann
    es gerne wiederholen: Es sind die Kinder und nicht der
    Papst. Denn es kommt jetzt nicht darauf an, ihn zu loben,
    dass er etwas richtig gemacht habe. Selbst der Bund der
    Deutschen Katholischen Jugend spricht von der schwers-
    ten Krise der katholischen Kirche. Wieso loben wir jetzt
    den Papst?

    Fangen wir besser an, das zu machen, was Aufgabe
    einer Bundesregierung ist, nämlich dafür Sorge zu tra-
    gen, dass es Entschuldigungen gibt, dass eine unabhän-
    gige Untersuchung durchgeführt wird und dass auch bei
    verjährten Fällen öffentlich wird, was war. Das sind wir
    den Opfern, die heute noch leiden, schuldig.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sorgen wir dafür, dass es einen Fonds gibt, aus dem man
    eine Entschädigung für die Vorfälle in der Vergangenheit
    oder eine finanzielle Unterstützung erhalten kann.

    Das sind einige Punkte, die Sie heute nicht angespro-
    chen haben, Frau Merkel, oder die Sie aus meiner Sicht
    zumindest unbefriedigend oder ein bisschen halbgar an-
    gegangen sind. Das ganze Durcheinander in dieser Bun-
    desregierung haben Sie, Frau Merkel, zu verantworten.
    Man kann in diesem Lande kaum erklären, wofür diese
    Regierung eigentlich steht. Ich weiß aber eines: Sie ma-
    chen Ihre Hausaufgaben nicht, was die zentralen Aufga-
    ben angeht. Auf dieser Regierung liegt ein dunkler
    Schatten von Ideenlosigkeit und Klientelpolitik.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Hier und heute müsste dieser Haushalt zeigen, wohin
    die Reise in Zukunft gehen sollte. Er müsste zeigen, dass
    wir uns anstrengen, jetzt wirklich etwas anders zu ma-
    chen. Aber Sie können und wollen das nicht.

    Jetzt wären die richtigen ökologischen Weichenstel-
    lungen notwendig, statt die Kosten den nachfolgenden
    Generationen oder anderen Menschen auf diesem Glo-
    bus zuzuschieben. Jetzt geht es darum, die blockierte
    Gesellschaft aufzulösen und die soziale Spaltung unseres
    Landes zu bekämpfen, statt für Mövenpick den Haushalt
    auszuwringen und Steuersenkungen für Reiche durchzu-
    führen.

    Jetzt ginge es darum, eine vernünftige Energiepolitik
    zu machen und einen richtigen Innovationsschub auszu-
    lösen, statt Investoren, Industrie und Mittelstand erst ein-
    mal wieder monatelang hängen zu lassen.





    Renate Künast


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


    Jetzt ginge es darum, die Endlagerfrage, die sich nun
    einmal stellt, offen, transparent und vergleichend zu lö-
    sen, statt sie, wie es Herr Röttgen macht, nach altem
    Recht zu regeln. Sie kommen mit dem Bergrecht von
    1983. Wenn ich in der Universität fragen würde, ob die
    Studenten noch nach diesem Recht studieren, dann wür-
    den sie mich entgeistert angucken und mir erklären: Es
    gibt eine Regelung von 1990. Wir studieren das neue
    Recht, nicht das alte. – Aber der Bundesumweltminister
    verwendet das alte Recht, weil es die geringste Bürger-
    beteiligung vorsieht. Das ist im Jahr 2010 nicht würdig.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Gorleben war ein Ort schwarz-gelber Willkür unter
    der Regierung Kohl in der Frage, wie entschieden und
    was umgesetzt wurde. Gorleben ist politisch für ein End-
    lager verbrannt. Wir brauchen endlich eine offene und
    vergleichende Suche mit einer ordentlichen Bürgerbetei-
    ligung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Jetzt ginge es um Dinge, die Kosten und Gesundheits-
    schäden auslösen. Ein Beispiel sind die Laufzeiten der
    AKWs. Man sollte nicht über Laufzeitverlängerung re-
    den. Herr Röttgen, Sie haben hier schon schöne, grüne
    Reden gehalten. Sie wurden immer wohlklingender. Bei
    Ihnen fällt mir der Satz mit dem Bettvorleger ein, Herr
    Röttgen: Als grüner Tiger gestartet, als schwarzer Bett-
    vorleger gelandet. – Das ist die Wahrheit Ihrer Energie-
    und Klimapolitik.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Jetzt müsste es darum gehen, eine gute Verkehrspoli-
    tik für Stadt und Land zu machen. Das Wettrennen um
    die Neuerfindung des Autos ist eröffnet. Frau Merkel
    macht sicherlich irgendwann wieder einmal einen run-
    den Tisch oder führt ein Gespräch. Aber wo ist das Kon-
    zept, das einen Stundentakt für den öffentlichen Verkehr
    vorsieht und ihm Vorrang einräumt, und zwar hier in
    Deutschland und nicht irgendwo anders? Wo ist das
    Konzept, das das Auto in modernster Form durch An-
    reizprogramme im Haushalt oder eine andere Kfz-Steuer
    fördert? Sie organisieren in diesem Haushalt keine Zu-
    kunft. Sie führen nur hin und wieder Gespräche, damit
    Sie schöne Zeitungsfotos bekommen. Das ist aber für die
    Zukunft dieses Landes nicht genug.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie machen 130 Milliarden Euro neue Schulden ohne ir-
    gendeine Rendite auf die Zukunft.

    Ich will Ihnen sagen, was man eigentlich machen
    müsste. Man müsste mit Mut und Visionen losgehen,
    Entscheidungen gegen alte Lobbys treffen und sozusa-
    gen durch Mauern laufen. Man wird das sicherlich nicht
    mit ein, zwei Maßnahmen erreichen. Aber man müsste
    gezielt vorgehen und Einsparungen im Haushalt vorneh-
    men und gleichzeitig sozial und ökologisch intelligente
    Investitionen tätigen. Das tun Sie nicht. Sie haben mit
    dem vorliegenden Haushalt vielmehr einen Verschiebe-
    bahnhof für alte Lobby- und Klientelinteressen geschaf-
    fen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Frau Homburger, wir haben uns der Mühe unterzo-
    gen, alles durchzurechnen. Diejenigen, die rechnen kön-
    nen, kommen zu dem Ergebnis, dass unser Vorschlag im
    Vergleich zu Ihrem Haushaltsentwurf zu einer um
    7,5 Milliarden Euro geringeren Verschuldung führte. So
    viel Zeit muss sein. Ich weiß nicht, ob Herr Koppelin Sie
    immer falsch informiert. Das mag sein.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Schauen wir uns die drei Bereiche Einsparen, Einnah-
    men und Ausgaben an. Was hieße es, wenn wir eine Re-
    gierung hätten, die wirklich Mut hätte und sich nicht un-
    tereinander kloppte und nicht das Theaterstück „Kasper
    und das Krokodil“ aufführte? Ich weiß nicht, wer wer ist.
    Aber diese ewige Klopperei hinter dem Vorhang sieht
    man schon.

    Schauen wir uns an, wie Einsparungen vorgenom-
    men werden könnten. Denken Sie an Generationenge-
    rechtigkeit! Denken Sie an das Klima, über das Sie so oft
    reden! Warum, bitte schön, fangen wir nicht mit dem
    Umbau hin zu einer ökologischen Dienstwagensteuer an,
    die dazu führt, dass nicht jedes Auto steuerlich voll ab-
    gesetzt werden kann, statt tonnenschwere Dienstwagen
    zu subventionieren? Oder die Ökosteuer. Warum gibt es
    Ausnahmen für die Zementindustrie? Zement ist kein
    global gehandeltes Produkt. Solche unsinnigen Ausnah-
    men wollen wir streichen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Oder die Kohlesubventionen. Wir dürfen nicht länger
    klimaschädliche Technologien mit Milliarden fördern.
    Oder die in die Milliarden gehenden Forschungsgelder
    für die Raumfahrt. Was wollen wir eigentlich auf dem
    Mond? Ich sage Ihnen ganz klar: Auch dieses Programm
    können Sie streichen. Wir Deutsche wollen nicht die
    Letzten auf dem Mond, sondern die Ersten sein, die mit
    einem Elektroauto von Berlin nach München fahren,
    ohne zwischendurch Strom zu tanken. Das wäre die
    technologische Entwicklung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Schauen wir uns das Thema Einnahmen genau an.
    Sie sind für eine Rekordverschuldung verantwortlich
    und machen sich nicht die Mühe, die Stärkeren mehr
    Lasten tragen zu lassen und diejenigen, die an den
    Finanzmärkten profitiert haben, ein Stück weit zahlen zu
    lassen; denn Sie haben kein Leitbild und wissen nicht,
    wie Sie sich die Zukunft dieses Landes vorzustellen ha-
    ben. Dazu haben Sie keinen Mut. Sie müssen den Spit-
    zensteuersatz auf 45 Prozent anheben. Sie brauchen eine
    Vermögensabgabe zur Deckung der Schulden aus der
    Finanzkrise. Es muss Schluss mit dem Gehälterwahn-
    sinn sein. Man muss den Unternehmen sagen: Nur bis





    Renate Künast


    (A) (C)



    (D)(B)

    500 000 Euro darfst du das Gehalt von deinen Betriebs-
    kosten abziehen. Ansonsten musst du dich vor deinen
    Aktionären rechtfertigen, dass die Ausschüttungen ge-
    ringer sind. Du kannst nicht auf Kosten des Steuerzah-
    lers leben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wie wäre es zum Beispiel mit einer Finanzumsatz-
    steuer?

    Eines muss ich Ihnen, Frau Merkel, wirklich ankrei-
    den. Sie enttäuschen mich, weil Sie in der letzten Legis-
    laturperiode mit einem roten Anorak vor einem Glet-
    scher gestanden und gesagt haben, jetzt gehe es um das
    Klima. Wo sind eigentlich die Investitionen in das Öko-
    logische? Wo zeigt sich an diesem Haushalt Jahre nach
    Ihren Aussagen eigentlich, wie man in Zukunft wirklich
    gute Klimaschutzpolitik macht und ökologische Inves-
    titionen tätigt? Wir schlagen einen Klimaschutzfinanz-
    plan vor; das heißt neue Jobs durch Investitionen in
    Höhe von zusätzlich 4 Milliarden Euro, einen Energie-
    sparfonds und ein Anreizprogramm für Elektroautos.
    Wir schlagen enorme Investitionen in moderne Energie-
    netze vor. Es reicht doch nicht, hier darüber zu schwa-
    dronieren, dass man irgendwann im Zeitalter der erneu-
    erbaren Energien ankommen sollte, sondern man muss
    in diesem Haushalt die Weichen dafür stellen, und die
    Weichen stellt man mit Geld für das Neue und nicht für
    alte Privilegien.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sie haben keinerlei gezielte Investitionen für neue
    Jobs und Maßnahmen zur Schaffung von sozialer
    Gerechtigkeit vorgeschlagen. Dabei sagen Sie selber:
    Bildung ist der Rohstoff der Zukunft. – Wir wollen mehr
    Betreuungsplätze. Wir müssen die Kommunen finanziell
    entlasten, damit sie ihren Aufgaben im sozialen Bereich
    nachkommen können. Deshalb fordern wir, einen höhe-
    ren Anteil an den Kosten für die Unterkunft zu überneh-
    men und die Kommunen dadurch zu entlasten. Zum So-
    zialen gehört auch Würde, und das heißt, die Hartz-IV-
    Sätze auf 420 Euro anzuheben, damit man davon leben
    kann. Einer der Kerngedanken, neben der Bildung und
    dem sozialen Bereich, ist: gute Löhne, damit sich Arbeit
    wieder lohnt, nicht Zuverdienst, damit man in den Grau-
    zonen bleiben kann. – Wir brauchen gute Mindestlöhne,
    wir brauchen Zuschüsse für die Lohnnebenkosten der
    Geringverdiener, und wir brauchen Qualifizierung, aber
    keinen Zuverdienst.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Schon gar nicht brauchen wir Ihre Sperre an dieser
    Stelle, die dazu führt, dass viele Langzeitarbeitslose mit
    multiplen Problemen auf der Straße bleiben.

    Elf Jahre haben Sie sich auf diese Regierung vorbe-
    reitet. Das Fazit ist: Schwarz-Gelb ist nicht die Zukunft
    dieses Landes. Schwarz-Gelb ist immer nur für einige
    Auserwählte; aber für die Mehrheit der Kinder und Er-
    wachsenen dieses Landes ist Schwarz-Gelb eine Politik
    der leeren Hände.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)