Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Sehr geehrter Herr Minister Brüderle, Sie
wollen Weltmeister sein bei der Energieeffizienz – zu
Recht; denn die Energieeffizienz ist ein zentraler Bau-
stein für Klimaschutz und Energiewende. Aber wo bleibt
der große Wurf in Sachen Energieeffizienz?
Ja, Sie haben in Ihrem Haushaltsplan verstreut ein paar
kleine Programme für Energieeffizienz; aber Sie haben
nichts, was der Größe dieser Herausforderung auch nur
annähernd gerecht werden könnte, nichts, was ausrei-
chen würde, um die Ziele bei der Energieeffizienz, die
die Bundesregierungen seit Jahren verfehlen, zu errei-
chen.
Energieeffizienz unterstützt auch den Mittelstand. Wo
ist eigentlich Ihre Mittelstandspolitik? Erst letzten Frei-
tag haben 150 Stadtwerke laut um Hilfe gerufen, weil
Sie, indem Sie die Laufzeit von Atomkraftwerken ver-
längern wollen, die Investitionssicherheit hinwegfegen
und neue Investitionen erschweren.
Manchmal, Herr Minister, haben Sie durchaus recht.
Desertec und das Nordseenetz sind gute Ideen. Große
Netze, die verschiedene Regionen mit erneuerbaren En-
ergien vernetzen, können dazu beitragen, dass Strom aus
erneuerbaren Energien immer zur Verfügung steht, nicht
nur dann, wenn bei uns der Wind weht oder die Sonne
scheint. In Ihrem Haushaltsplan findet man allerdings
keinen einzigen Euro für diese guten Ideen.
Ein lapidares „Private sollen das finanzieren“ reicht
nicht. Nein, Sie müssen auch öffentliche Gelder in die
Hand nehmen für Planung und Bau dieser Netze. Ich
will Ihnen drei Gründe dafür nennen.
Erstens. Bei allen Projekten für die Energiewende,
bei denen man auf das Geld der vier großen Energiever-
sorger gesetzt hat, ging die Entwicklung entweder in die
falsche Richtung oder vollzog sich viel zu langsam. In
die falsche Richtung ging es zum Beispiel mit dem Bau
neuer Kohlekraftwerke, die auf Jahrzehnte viel zu viel
CO2 in die Atmosphäre entlassen werden.
Viel zu langsam vollzieht sich die Entwicklung zum Bei-
spiel bei Offshore-Windparks. Die Bundesregierung hat
sich von den großen Energieversorgungsunternehmen
einen viel schnelleren Ausbau der Offshore-Anlagen er-
hofft. Ohne Subventionen des BMU wäre der erste Park
noch immer nicht am Netz. Wir können uns also nicht
darauf verlassen, dass die Supernetze ausgerechnet von
den Konzernen ausgebaut werden, die die Märkte lieber
abschotten, um für den Strom, den sie in ihren eigenen
Kraftwerken erzeugen, hohe Preise durchzusetzen.
Der zweite Grund, warum es sich lohnt, hierfür auch
öffentliche Gelder in die Hand zu nehmen: Wettbewerb.
Monopole gehören nicht in private Hand.
Der Aufbau neuer Netze ist eine Chance für den Staat,
Teile des Netzes wieder selbst in die Hand zu nehmen
und zu kontrollieren. Einen privaten Monopolisten, der
einem nie die vollständigen Daten und Fakten rechtzeitig
zur Verfügung stellt, zu regulieren, ist immer ineffizien-
ter, als selbst den Betrieb zu übernehmen.
Der dritte Grund, warum es sich lohnt, hierfür staatli-
che Gelder in die Hand zu nehmen: Das ist endlich ein-
mal eine Investition, die Gewinne für den Bundeshaus-
halt einspielen kann; denn die Renditen aus dem Betrieb
der Supernetze werden deutlich höher sein als die Zin-
sen, die wir zahlen müssen für das Geld, das wir aufneh-
men, um diese Netze zu bauen. Endlich einmal haben
wir eine Investition, die künftige Haushalte entlastet.
Sie stocken die Mittel für die Luftfahrt um
50 Millionen Euro auf. Anstatt abzuheben, sollten Sie
lieber in den Ausbau der Stromnetze investieren. Nur so
können Sie die Energiewende voranbringen; nur so ga-
rantieren Sie Wettbewerb. Darüber hinaus können Sie
Gewinne für den Bundeshaushalt generieren.
Reden Sie nicht nur von nachhaltiger Energiepolitik,
sondern handeln Sie auch! Investieren Sie in den Ausbau
der Netze und in Energieeffizienz, und sorgen Sie für In-
vestitionssicherheit, anstatt sie durch die Verlängerung
der Laufzeit von Atomkraftwerken zu verhindern.
Danke.