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ID1702908700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/29 1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 17/601, 17/623) . . . . . . . . . 2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 17/602, 17/623) . . . . . . . . . 3 Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 17/603, 17/623) . . . . . . . . . 4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5 Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und So- ziales (Drucksachen 17/611, 17/623) . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2585 C 2585 D 2585 D 2599 C 2600 D 2602 A 2603 D 2604 C 2605 D 2608 A 2608 B Deutscher B Stenografisc 29. Sit Berlin, Dienstag, d I n h a Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Herbert Schui . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsgesetz 2010) (Drucksachen 17/200, 17/201) . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 2009 bis 2013 (Drucksachen 16/13601, 17/626) . . . . . . . 2585 A 2585 B 2585 B (Drucksachen 17/608, 17/623) . . . . . . in Verbindung mit 2586 A undestag her Bericht zung en 16. März 2010 l t : b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 17/623, 17/624) . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ 2586 A 2586 B 2589 B 2591 D 2593 B 2594 A 2596 B 2598 A Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . . 2610 C 2612 C 2613 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 17/609, 17/623) . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Herbert Schui (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2615 C 2616 B 2617 A 2619 B 2620 C 2621 A 2622 A 2624 C 2625 C 2626 C 2628 B 2629 B 2630 C, 2630 D 2630 D 2631 C, 2633 B 2636 A 2638 B 2639 A 2640 C 2641 B 2642 B 2644 B 2645 C 2647 C 2648 C 2649 D 2652 A 2653 A 2654 A 2655 C 2656 A 2656 D 2657 C 2658 A 2658 D 7 Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Drucksachen 17/612, 17/623) . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Kühn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhold Sendker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Schnieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 17/615, 17/623) . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2660 C 2660 C 2662 C 2664 B 2665 A 2665 D 2668 C 2670 A 2671 D 2673 A 2674 A 2674 C 2676 A 2677 A 2678 A 2679 B 2680 D 2682 B 2682 A 2684 B 2686 A 2687 A 2688 A 2689 C 2690 C 2691 D 2693 D 2694 D 2696 B 2697 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 III Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2698 C 2699 C 2701 A 2702 D 2703 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 2585 (A) (C) (D)(B) 29. Sit Berlin, Dienstag, d Beginn: 1
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 2703 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bögel, Claudia FDP 16.03.2010 Brinkhaus, Ralph CDU/CSU 16.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 16.03.2010 von Cramon-Taubadel, Viola BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Freitag, Dagmar SPD 16.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 16.03.2010 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 16.03.2010 Rawert, Mechthild SPD 16.03.2010 Röspel, René SPD 16.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 16.03.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 16.03.2010 Schuster, Marina FDP 16.03.2010 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 16.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Hirte, Christian CDU/CSU 16.03.2010 Hoff, Elke FDP 16.03.2010 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Koch, Harald DIE LINKE 16.03.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 16.03.2010 Pflug, Johannes SPD 16.03.2010 Strässer, Christoph SPD 16.03.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Werner, Katrin DIE LINKE 16.03.2010 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 16.03.2010 29. Sitzung Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Das Wort hat nun Bundesminister Rainer Brüderle.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Rainer Brüderle, Bundesminister für Wirtschaft und
    Technologie:

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Früh-
    jahr kommt, es vertreibt den Winter, und zwar auch den
    Konjunkturwinter. Die Politik hat das Ihrige getan.


    (Ute Kumpf [SPD]: Wo denn?)


    Wir sorgen für konjunkturelle Frühlingswärme.


    (Lachen bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ute Kumpf [SPD]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


    Unsere Entlastungen haben der Wirtschaft geholfen. Die
    Verbraucher, vor allem Familien und Mittelstand, haben
    mehr Geld zur Verfügung. Das stützt die Binnennach-
    frage. Wir sorgen für Wachstum. Wir sind auf dem rich-
    tigen Weg. Im Januar haben sich die Auftragseingänge
    und die Produktion wieder belebt. Der Arbeitsmarkt hat
    dem strengen Winter getrotzt. Wir müssen diesen Weg
    beherzt weitergehen. In der Sozialpolitik heißt das: Der
    Status quo gehört auf den Prüfstand.

    Die SPD wollte zuerst keine Debatte; jetzt zieht sie
    mit einem Papier nach. Sieben Jahre nach der Agenda
    2010 wollen Sie davon nichts mehr wissen. Jetzt wollen
    Sie eine Agenda 1970,


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    als hätte es die Wiedervereinigung, die Europäisierung
    und die Globalisierung nicht gegeben. Sie setzen auf die
    Konzepte der 70er-Jahre, die von massiver Umvertei-
    lung geprägt waren. In wenigen Wochen streifen Sie elf
    Jahre Regierungsverantwortung ab. Sie rechnen auch
    nicht so schnell damit, in die Regierungsverantwortung
    zurückzukommen; sonst hätten Sie deutlich gesagt, was





    Bundesminister Rainer Brüderle


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ihre Vorschläge kosten. Das Wirtschaftsministerium hat
    einen groben Kostenvoranschlag gemacht: Die Kosten
    für die Realisierung Ihrer Vorschläge belaufen sich auf
    mindestens 10 Milliarden Euro für die öffentlichen Haus-
    halte; das ist eher der untere Rand.


    (Ulrike Flach [FDP]: Toll!)


    Sie versuchen offensichtlich gerade, oppositionsfähig zu
    werden. Regierungsfähig sind Sie derzeit nicht.


    (Beifall bei der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von fehlender Regierungsfähigkeit verstehen Sie schließlich was!)


    Die Null-Euro-Jobs der nordrhein-westfälischen Spit-
    zenkandidatin werden jetzt „Programm für soziale Ar-
    beit“ genannt. Im Klartext: Sie schreiben mindestens
    200 000 Menschen als arbeitsunfähig ab. Das ist nicht
    der Ansatz der Bundesregierung. Die Bundesregierung
    will allen eine Chance auf Arbeit geben. Wir wollen nie-
    manden ausgrenzen. Wir wollen Menschen aus ihrer Ab-
    hängigkeit vom Sozialstaat befreien. Das geht nur durch
    effektive Betreuung der Arbeitslosen vor Ort und durch
    bessere Hinzuverdienstmöglichkeiten.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Dafür sind Sie doch gar nicht zuständig!)


    So können auch Langzeitarbeitslose Schritt für Schritt in
    den ersten Arbeitsmarkt kommen. Es geht um eine Ba-
    lance zwischen denen, die Leistung beziehen, weil sie
    bedürftig sind, und denen, die Leistung erbringen. Diese
    Balance haben Teile der Opposition offenbar aus dem
    Blick verloren.


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Sie sind der Wirtschaftsminister!)


    Erlauben Sie mir in diesem Zusammenhang eine per-
    sönliche Anmerkung: Der Vorsitzende der SPD hat mei-
    ner Partei Verfassungsfeindlichkeit vorgeworfen.


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: „Radikal“ hat er gesagt! – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Lächerlich!)


    Diesen Vorwurf halte ich für total daneben. Demokraten
    sollten nicht auf diese Weise miteinander umgehen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Ich bin der Letzte, der nicht weiß, dass man im Eifer des
    Gefechts zugespitzt formuliert. Ich hoffe aber, Herr Gab-
    riel findet die Kraft, sich für diese Äußerung zu ent-
    schuldigen.

    Meine Damen und Herren, der deutsche Aufschwung
    lebt vom Export. Fast die Hälfte unserer Wirtschaftsleis-
    tung hängt vom Export ab; das wissen Sie alle. Das mag
    dem einen oder anderen Land in Europa nicht passen.
    Ich persönlich freue mich über die Wettbewerbsfähigkeit
    deutscher Produkte. Deshalb werde ich demnächst eine
    Außenwirtschaftsoffensive vorstellen.


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: „Demnächst“!)

    Nicht nur die internationalen Märkte für Güter und
    Dienstleistungen müssen wir erschließen.


    (Garrelt Duin [SPD]: Oh!)


    – Herr Duin, wir unterscheiden uns von Ihnen: Wir den-
    ken zuerst nach und handeln dann. Sie haben ja schon re-
    signiert, wie Ihr Parteivorsitzender aus Niedersachsen.


    (Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])


    Es geht dabei auch um den Zugang zu wichtigen Roh-
    stoff- und Energiequellen. Die Schwellenländer holen
    auf. Wenn wir nicht zurückfallen wollen, müssen wir ak-
    tiv bleiben.

    Der Schwerpunkt wird natürlich auf Delegationsrei-
    sen liegen. Nichts ersetzt Kontakte vor Ort.


    (Beifall bei der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD – Garrelt Duin [SPD]: Wer darf denn mit?)


    Ich finde es schädlich, wie Teile der Opposition Delega-
    tionsreisen für durchsichtige innenpolitische Kampag-
    nen missbrauchen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ihnen ist offenbar gar nicht bewusst, welchen Schaden
    Sie Deutschland und der deutschen Wirtschaft damit zu-
    fügen. Delegationsreisen werden weiterhin so zusam-
    mengesetzt, dass sie Deutschland nützen.


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Und der FDP!)


    Firmen, die sich von Außenminister a. D. Dr. Joseph Fi-
    scher beraten lassen, werden genauso berücksichtigt wie
    andere Mitbewerber.


    (Beifall bei der FDP)


    Ich werde weiterhin im Ausland Unternehmen besuchen,
    die sich von Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder ver-
    treten lassen.


    (Zuruf von der SPD: Kommen Sie doch mal zum Haushalt!)


    Nur gegen einen Rat von Frau Künast habe ich Vorbe-
    halte. Sie hat empfohlen, Toyota zu fahren. Da klemmt
    offenbar irgendwo ein Gaspedal.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war die Bremse! Aber lassen Sie mal stecken! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht hier um Wirtschaftspolitik!)


    Der Bundesregierung geht es darum, deutsche Pro-
    dukte und Dienstleistungen im Ausland zu fördern.


    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie hier einmal was zum Thema!)


    Teile der Opposition mögen da Beklemmungen bekom-
    men. Für mich ist Wirtschaftspatriotismus kein Schimpf-
    wort.





    Bundesminister Rainer Brüderle


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der FDP)


    Deutschland lebt vom Freihandel, von offenen Märkten.
    Das kann man nicht vom Schreibtisch aus unterstützen.
    Im Bundeswirtschaftsministerium sind 144 Millionen Euro
    für die Exportförderung eingestellt. Jeder Cent davon ist
    gut angelegt.


    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind ein Plattitüdendrescher!)


    Die Bundesregierung wird aber auch Maßnahmen zur
    Stärkung der Binnenkonjunktur ergreifen. Wir sorgen
    dafür, dass Energie bezahlbar bleibt. Als Brücke in das
    regenerative Zeitalter brauchen wir die Kernenergie.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir brauchen Strom aus sauberer Kohle. CCS ist für
    mich eine Zukunftstechnologie.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Sie darf aber nicht das gleiche Schicksal erleiden wie der
    Transrapid oder Teile der Biotechnologie. Wenn wir
    überall die Technologieführerschaft abgeben, dann wer-
    den wir unseren Wohlstand auf Dauer nicht halten kön-
    nen, dann werden wir Arbeitsplätze nicht erhalten und
    neue Arbeitsplätze nicht schaffen können.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Gerade bei der Energieerzeugung darf es keine Denkver-
    bote geben. Wir werden den Energiemix in Richtung er-
    neuerbare Energien umbauen. Wir werden das aber nicht
    auf Kosten des Industriestandortes und der Verbraucher
    tun.

    Ich bedanke mich bei den Kolleginnen und Kollegen
    im Ausschuss für die zum großen Teil konstruktiven
    Haushaltsberatungen. Insgesamt ist der Einzelplan im
    zweiten Regierungsentwurf um 160 Millionen Euro re-
    duziert worden. Sie sehen, dass wir schon in diesem Jahr
    ein kleines Sparsignal setzen. Die Konsolidierungs-
    anstrengungen werden natürlich zunehmen und zuneh-
    men müssen.


    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich möchte die Rede auf CD!)


    Wir haben einen klaren Wachstumskurs eingeschlagen.
    Wenn es uns aber nicht gelingt, mehr Wachstum zu be-
    wirken, werden wir die Haushalte nicht konsolidieren
    können. Deshalb ist die Zwei-Schritt-Konzeption der
    Bundesregierung richtig:


    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Einen Schritt vor und einen zurück, oder was?)


    Wir müssen erst das Wachstum stärken, indem wir ent-
    lasten, und dann den Haushalt konsolidieren, damit es
    nachhaltig wirkt.

    Wenn die ausländische Presse heute in Überschriften
    kritisiert, die deutsche Wirtschaft sei zu stark,

    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bestimmt nicht wegen Ihnen!)


    dann ist das ein Kompliment für die Arbeitnehmerinnen
    und Arbeitnehmer, die Unternehmen und den Mittel-
    stand, die die Restrukturierung in der deutschen Wirt-
    schaft bewerkstelligt haben,


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    aber auch für die Bundesregierung, die die Weichen rich-
    tig gestellt hat. Wenn Sie das alles runtermachen, dann
    werden Sie das Konjunkturpflänzchen, das wir haben
    – es ist noch kein selbsttragender Aufschwung –, gefähr-
    den. Wenn Sie das alles zerreden, wenn Sie sagen, was
    wir machen, sei Mist und verkehrt, dann ist das kein Bei-
    trag, um den Aufschwung, den wir stärken müssen, zu
    stärken. Sie sollten sich hinter die Konzeption der Bun-
    desregierung stellen und ruhig einmal anerkennen, dass
    wir etwas Vernünftiges machen.


    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn ihr etwas Vernünftiges macht, dann machen wir doch mit!)


    Obwohl wir die Bürgerinnen und Bürger zum 1. Ja-
    nuar dieses Jahres bereits steuerlich entlastet haben – wir
    streben insgesamt eine Entlastung um 24 Milliarden
    Euro an –, legen wir einen Haushalt vor, der wichtige
    Entscheidungen enthält, um die Verschuldung ein Stück
    abzubauen. Damit setzen wir das Signal: Wir meinen es
    ernst damit, einerseits das Wachstum zu stärken und an-
    dererseits zu konsolidieren. Das ist eine Doppelstrategie,
    die genau das bewirkt, was Deutschland stark macht, of-
    fenbar so stark, dass selbst unsere französischen Freunde
    sagen, wir seien zu stark. Wir sind auf dem richtigen
    Kurs. Wir sollten das nicht zerreden. Wir sollten den
    Kurs konsequent beibehalten.

    Meine Kolleginnen und Kollegen von den Sozial-
    demokraten, dass Sie sich nach den miserablen Wahl-
    ergebnissen in einem Suchprozess befinden, verstehe
    ich. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich wieder finden.
    Aber Sie sollten das nicht zulasten der Chancen für mehr
    Beschäftigung in Deutschland tun.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein schwacher Auftritt!)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat nun Roland Claus für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Roland Claus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Herr Bundesminister, warmen Wind haben Sie
    angekündigt, warmen Wind haben Sie abgeliefert, aber
    Ihrer Verantwortung als Bundesminister sind Sie mit der
    Rede nicht nachgekommen. Das will ich Ihnen deutlich
    sagen.





    Roland Claus


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben bei der Debatte zum vorherigen Tagesord-
    nungspunkt von der Koalition sehr oft erzählt bekom-
    men, welch unendlich große Dimension der Sozialetat
    hat. Was die Zahlen anbetrifft, stimmt das. Aber lassen
    Sie uns das einmal anders betrachten. Wir brauchen so
    unendlich viel Geld für den Sozialetat, weil es sich um
    einen gigantischen wirtschafts- und sozialpolitischen
    Reparaturbetrieb handelt. Wir betreiben hier soziale
    Nachsorge. Sie haben die Gesellschaft mit Ihrer Politik
    so kaputt gemacht, dass man hinterher so viel Nachsorge
    braucht. In der Tat bringen Sie Wirtschafts-, Finanz- und
    Sozialpolitik nicht zusammen. Das ist doch das Problem,
    mit dem wir es hier zu tun haben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Hätten wir armutsfeste Renten, hätten wir auskömmliche
    Löhne und Gehälter und hätten wir Arbeit für alle, die
    arbeiten wollen, bräuchten wir den Etat in dieser Grö-
    ßenordnung überhaupt nicht einzustellen.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Die Linke will eine Wirtschaftspolitik, die dem Mit-
    telstand und Existenzgründern Zukunftschancen eröffnet
    und nicht verbaut, die Arbeit schafft, von der Beschäf-
    tigte sorgenfrei leben können, und zu mehr wirtschaftli-
    cher Stabilität und sozialer Gerechtigkeit gleichermaßen
    beiträgt. Kleiner geht es in der Tat nicht.

    Die Realität des Jahres 2010 sieht völlig anders aus.
    Wir haben es inzwischen mit einer doppelten Zukunfts-
    angst zu tun. Da sind auf der einen Seite Existenzgrün-
    der und kleine Unternehmen, die nicht wissen, wie sie
    ihren Betrieb in die nächsten Jahre führen sollen, und auf
    der anderen Seite Beschäftigte, die zum Teil mit Armuts-
    löhnen auskommen müssen. Heute hören wir, dass ins-
    besondere Berufseinsteiger befristete Verträge inzwi-
    schen als Realität akzeptieren müssen.

    Die Wahrheit in der Krise ist doch: Unsicherheit re-
    giert die Arbeitswelt. Für den Erhalt der Jobs wird na-
    hezu alles in Kauf genommen. Hier greift nicht nur die
    staatliche Kurzarbeitsregelung – lügen wir uns doch
    nicht in die Tasche –; in sehr vielen Betrieben, insbeson-
    dere im Osten, werden auch noch betriebliche Kurz-
    arbeitsregelungen mit Lohnverzicht vereinbart, denen
    die Belegschaften sogar zustimmen. Gleichzeitig ist jede
    Menge Selbstausbeutung zu beobachten, gerade im Mit-
    telstand, bei Geschäftsführern, bei leitenden Angestell-
    ten, die den Banken machtlos gegenüberstehen. Deshalb
    ist richtig: Erst wenn die Dominanz der sogenannten
    Finanzwirtschaft über die sogenannte Realwirtschaft ge-
    brochen ist, kann man überhaupt erst wieder von sozialer
    Marktwirtschaft reden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Schlimm genug, dass Ihnen das ein Sozialist erklären
    muss! Zwar habe ich dieser Tage gelesen, dass auch An-
    gela Merkel dies in Luxemburg gesagt hat; aber in der
    praktischen Politik erlebe ich genau das Gegenteil.
    Vor diesem Hintergrund bewerten wir auch Ihren Etat
    und damit die Politik Ihres Ministeriums. Im Grunde be-
    inhaltet dieser Etat die Verwaltung Ihrer Behörden und
    einen gehörigen Lobbyismus. Gegen eine gute Behör-
    denverwaltung ist nichts einzuwenden. Beim Bundes-
    kartellamt würden wir sogar eine noch bessere Ausstat-
    tung befürworten, weil das Geld dort allemal wieder
    hereinkommt. Der unverhohlene Subventionismus von
    staatsnahen Monopolisten in der Flugzeugindustrie hin-
    gegen ist alles Mögliche; aber liberale Politik kann das
    nicht sein.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Zeit, in der wir leben, ruft regelrecht nach einem
    beherzten Wirtschaftsminister; aber die Koalition hat
    uns mit Rainer Brüderle gesegnet. Herr Minister, man
    kann Sie auch als Grußwortminister bezeichnen.


    (Garrelt Duin [SPD]: Oh ja! Das stimmt!)


    Egal von welchen Verbänden man eingeladen wird oder
    ob man sich auf ein vernünftiges Gespräch bei einer
    Konferenz oder am Abend freut, vorher wurde leider im-
    mer erst eine Brüderle-Rede auf die Tagesordnung ge-
    setzt.


    (Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Wo werden Sie denn eingeladen?)


    Herr Minister, ich muss Sie fragen: Wann machen Sie ei-
    gentlich Ihren Job?

    Besonders fatal wirkt sich die unterlassene Wirt-
    schaftspolitik in Ostdeutschland aus. In diesen Tagen
    wurde eine Analyse der Wirtschaftsmedien unterbreitet,
    und siehe da: Gerade einmal 1,5 Prozent der Unterneh-
    men, die darin erwähnt werden, stammen aus Ostdeutsch-
    land. Im Osten gibt es nicht eine einzige Firmenzentrale.
    Es ist nach wie vor so, dass die 100 leistungsstärksten ost-
    deutschen Unternehmen zusammen nicht einmal die
    Hälfte der Leistungskraft von Daimler erreichen.

    Um es an einem markanten Beispiel deutlich zu ma-
    chen: Der Osten hat bei der Einführung erneuerbarer
    Technologien einen Erfahrungsvorsprung. Das hat damit
    zu tun, dass neue technologische Schritte immer auch
    gesellschaftspolitische Veränderungen nach sich ziehen
    und dabei auch Chancen im Osten genutzt wurden; ich
    persönlich unterstütze das ausdrücklich in Sachsen-An-
    halt. Obwohl der Osten in diesem Bereich vorn dabei ist,
    werden ihm durch die Kürzungen im Bereich der erneu-
    erbaren Energien die Zukunftschancen verbaut. Die
    Proteste der ostdeutschen Landesregierungen haben Sie
    bislang genauso ignoriert wie die Proteste der Opposi-
    tion. Ich sage Ihnen: Hinnehmen werden wir das deshalb
    noch lange nicht!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Besonders perfide ist, wie Sie so etwas begleiten. Sie ha-
    ben einen neuen Begriff erfunden: Überförderung. Wer
    will denn etwas überfördern? Sie haben diesen Begriff
    erfunden, um einer modernen, zukunftsfähigen Branche
    die Chancen zu nehmen.

    Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss.





    Roland Claus


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)


    Die wirtschaftspolitischen Vorschläge der Koalition sind
    für uns nicht tragbar. Wir lehnen den Etat ab. Die wirt-
    schafts- und sozialpolitische Initiative in diesem Land
    hat einen Namen: die Linke in Ost und West.


    (Beifall bei der LINKEN)