Rede:
ID1702905800

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 11
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. die: 1
    5. Kollegin: 1
    6. Sabine: 1
    7. Zimmermann: 1
    8. fürdie: 1
    9. Fraktion: 1
    10. Die: 1
    11. Linke.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/29 1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 17/601, 17/623) . . . . . . . . . 2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 17/602, 17/623) . . . . . . . . . 3 Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 17/603, 17/623) . . . . . . . . . 4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5 Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und So- ziales (Drucksachen 17/611, 17/623) . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2585 C 2585 D 2585 D 2599 C 2600 D 2602 A 2603 D 2604 C 2605 D 2608 A 2608 B Deutscher B Stenografisc 29. Sit Berlin, Dienstag, d I n h a Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Herbert Schui . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsgesetz 2010) (Drucksachen 17/200, 17/201) . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 2009 bis 2013 (Drucksachen 16/13601, 17/626) . . . . . . . 2585 A 2585 B 2585 B (Drucksachen 17/608, 17/623) . . . . . . in Verbindung mit 2586 A undestag her Bericht zung en 16. März 2010 l t : b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 17/623, 17/624) . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ 2586 A 2586 B 2589 B 2591 D 2593 B 2594 A 2596 B 2598 A Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . . 2610 C 2612 C 2613 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 17/609, 17/623) . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Herbert Schui (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2615 C 2616 B 2617 A 2619 B 2620 C 2621 A 2622 A 2624 C 2625 C 2626 C 2628 B 2629 B 2630 C, 2630 D 2630 D 2631 C, 2633 B 2636 A 2638 B 2639 A 2640 C 2641 B 2642 B 2644 B 2645 C 2647 C 2648 C 2649 D 2652 A 2653 A 2654 A 2655 C 2656 A 2656 D 2657 C 2658 A 2658 D 7 Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Drucksachen 17/612, 17/623) . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Kühn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhold Sendker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Schnieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 17/615, 17/623) . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2660 C 2660 C 2662 C 2664 B 2665 A 2665 D 2668 C 2670 A 2671 D 2673 A 2674 A 2674 C 2676 A 2677 A 2678 A 2679 B 2680 D 2682 B 2682 A 2684 B 2686 A 2687 A 2688 A 2689 C 2690 C 2691 D 2693 D 2694 D 2696 B 2697 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 III Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2698 C 2699 C 2701 A 2702 D 2703 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 2585 (A) (C) (D)(B) 29. Sit Berlin, Dienstag, d Beginn: 1
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 2703 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bögel, Claudia FDP 16.03.2010 Brinkhaus, Ralph CDU/CSU 16.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 16.03.2010 von Cramon-Taubadel, Viola BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Freitag, Dagmar SPD 16.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 16.03.2010 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 16.03.2010 Rawert, Mechthild SPD 16.03.2010 Röspel, René SPD 16.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 16.03.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 16.03.2010 Schuster, Marina FDP 16.03.2010 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 16.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Hirte, Christian CDU/CSU 16.03.2010 Hoff, Elke FDP 16.03.2010 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Koch, Harald DIE LINKE 16.03.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 16.03.2010 Pflug, Johannes SPD 16.03.2010 Strässer, Christoph SPD 16.03.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Werner, Katrin DIE LINKE 16.03.2010 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 16.03.2010 29. Sitzung Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Heinrich L. Kolb


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Herr Kollege Heil, es hätte mich gefreut, wenn Sie auch
    zur Konzeption der FDP, die wir in der letzten Woche
    vorgelegt haben, etwas gesagt hätten. Denn dabei han-
    delt es sich um einen wirklich modernen Ansatz für die
    Überarbeitung der von Ihnen zu verantwortenden Hartz-
    Gesetze. Wir glauben nicht, dass es richtig wäre, den
    Ansatz der Vergangenheit vollkommen über Bord zu
    werfen. Man muss ihn aber weiterentwickeln. Dazu ha-
    ben wir konkrete Vorschläge vorgelegt. Das hätte eine
    Erwähnung Ihrerseits zumindest verdient.





    Dr. Heinrich L. Kolb


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Dazu hat nicht einmal Frau von der Leyen etwas gesagt!)


    Wir reden heute über den Einzelplan 11, der für sich
    genommen mit 143 Milliarden Euro schon eine beein-
    druckende Größe hat. Ich möchte aber Folgendes ins Be-
    wusstsein rufen: Der Einzelplan 11 ist nur ein Teil des-
    sen, was wir in Deutschland insgesamt für soziale
    Zwecke aufwenden. Im Jahr 2009 waren es – für alle öf-
    fentlichen Haushalte und die Sozialversicherungen –
    750 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 1991, dem ersten
    Jahr nach der deutschen Einheit, waren es 423 Milliar-
    den Euro. Das ist ein Aufwuchs von 77 Prozent in knapp
    20 Jahren. Es spricht viel dafür, dass wir in diesem Jahr
    zusätzlich zu diesen 750 Milliarden Euro noch 20 bis
    22 Milliarden Euro aufwenden müssen. Das kann man
    allein an der Entwicklung des Einzelplans 11 erkennen,
    der einen ganz erheblichen Teil dieses Gesamtansatzes
    darstellt.

    Das Paradoxe, Wundersame und Widersprüchliche
    ist: Obwohl von Jahr zu Jahr mehr Geld ausgegeben
    wurde – eine Ausnahme bildet das Jahr 2004; da han-
    delte es sich allerdings nicht um einen echten Rückgang,
    sondern eher um eine Stagnation –, gibt es in unserer
    Gesellschaft das weit verbreitete Gefühl des Sozialab-
    baus. Jedenfalls besteht bei vielen Menschen der Ein-
    druck, dass es in unserem Land trotz des erheblichen und
    deutlich ausgeweiteten Mitteleinsatzes nicht gerechter
    zugeht. Das gilt auch für den Bereich Hartz IV, der im
    Moment besonders intensiv diskutiert wird. Im Rahmen
    der Gesamtausgaben von rund 50 Milliarden Euro wer-
    den aktuell mindestens 8 Milliarden Euro mehr ausgege-
    ben, als je für Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe aufge-
    wendet wurde, als es noch getrennte Systeme waren. In
    dieser Situation kommt es nicht darauf an – das hat Frau
    Pothmer völlig zu Recht gesagt –, um wie viel Geld es
    sich handelt, sondern darauf, was man damit macht.

    Das SPD-Präsidium hat gestern beschlossen, noch
    eine Schippe draufzulegen. Herr Heil, allein für die
    Schaffung von 200 000 Beschäftigungsverhältnissen auf
    dem sozialen Arbeitsmarkt sollen pro Jahr zusätzliche
    3 Milliarden Euro aufgewendet werden. Herr Gabriel,
    der Erzengel der Sozialdemokratie, hat noch hinzuge-
    fügt, dies sei sehr bescheiden. Es ist wohl so zu verste-
    hen, dass das erst der Anfang ist und später noch nach
    Belieben gesteigert werden kann. Wir halten das Kon-
    zept, das die SPD gestern vorgelegt hat, für falsch und
    für rückwärtsgewandt. Herr Heil, das ist die perfekte
    Rolle rückwärts, die Sie gestern, sieben Jahre nach der
    Agenda-Rede des SPD-Kanzlers Gerhard Schröder, hier
    vorgeführt haben.

    Mühelos wickelt die neue SPD-Führung die
    Agenda 2010 ab. Allein das Prinzip der Zusammenle-
    gung der Sozialhilfe und der Arbeitslosenhilfe halten Sie
    noch als Monstranz hoch. In Bezug auf die Agenda 2010
    bleibt aber kein Stein auf dem anderen, frei nach dem
    Motto von Konrad Adenauer: Was kümmert mich mein
    dummes Gesetz von gestern? So empfinden Sie es ganz
    offensichtlich.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wo bisher gefordert wurde oder gefordert werden
    sollte, da wird künftig kräftig gepampert. Der anstren-
    gungslose Wohlstand in sozialen Arbeitsverhältnissen
    – natürlich mit einer Bezahlung, die Hilfebedürftigkeit
    ausschließt; wenn ich Ihr Konzept richtig gelesen habe –
    führt zu Kosten von 3 Milliarden Euro; ich habe das
    nachgerechnet. Ich finde Ihr Konzept insgesamt sehr
    enttäuschend. Ich frage mich wirklich, was eigentlich Ihr
    Fraktionsvorsitzender Frank-Walter Steinmeier, der da-
    mals in seiner Funktion als Kanzleramtsminister einer
    der Architekten der Agenda 2010 war, zu diesem Kurs-
    wechsel sagt.


    (Zuruf von der FDP: Wo ist der eigentlich?)


    Die Reaktion in den Medien heute ist jedenfalls verhee-
    rend. Die Welt nennt Sie zynisch; Sie hätten die Arbeits-
    losen nicht mehr im Blick. Es ist völlig richtig, was dort
    geschrieben wurde. Die Rheinische Post schreibt über
    den Abschied von der Regierungsfähigkeit. Sie sind ge-
    meint, Herr Kollege Heil.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    „Arbeitsmarktpolitik als Kuschelecke“, wie das Han-
    delsblatt schreibt, und Retro-SPD: Das sind Urteile, die
    heute über Sie gefällt worden sind. Sie hätten besser
    noch einige Wochen nachgedacht, wie es offensichtlich
    die Kollegen von der Union tun, um dann mit einem
    neuen und besseren Vorschlag auf den Markt zu kom-
    men.

    Im Einzelnen will ich zunächst Ihr Mindestlohn-
    Mantra ansprechen. Sie sind jetzt bei 8,50 Euro. Die
    Kollegen von den Linken sind schon bei 10 Euro ange-
    langt. Sie sollten einmal das alte Märchen von Wilhelm
    Schröder nachlesen: Der Wettlauf von Hase und Igel auf
    der Buxtehuder Heide. Das Rennen werden Sie nicht ge-
    winnen, Herr Heil. Nach Untersuchungen der FU Berlin
    und dem Ifo-Institut in Dresden kostet das 1,2 Millionen
    Arbeitsplätze in Deutschland.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Das ist ja absurd, was Sie hier erzählen!)


    Wenn Sie wirklich das Ziel der Vollbeschäftigung ver-
    folgten, Herr Kollege Heil, dann müssten Sie schnellst-
    möglich von Ihren Plänen eines gesetzlichen Mindest-
    lohnes Abstand nehmen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ihr Konzept der Leih- und Zeitarbeit ist falsch. Es
    ist auch falsch, Herr Kollege Heil, wenn Sie uns unter-
    stellen, wir würden die Augen verschließen. Wir haben
    Anfang des Jahres, als klar wurde, worum es bei
    Schlecker ging, sofort deutlich gesagt, dass wir das nicht
    mitmachen werden. Wir arbeiten derzeit in Zusammen-
    arbeit mit dem Ministerium an einem Konzept, um ge-
    nau das zu ändern. Ich freue mich, dass es mittlerweile in
    Deutschland auch Tarifverträge gibt – dabei sind näm-
    lich zunächst einmal die Tarifpartner gefordert –, die den





    Dr. Heinrich L. Kolb


    (A) (C)



    (B)

    Anwendungsbereich des jeweiligen Tarifvertrags klar
    begrenzen und besagen, dass im Falle einer systemati-
    schen Umgehung durch Zeitarbeit ein Abweichen vom
    Prinzip des Equal Pay nicht vom Tarifvertrag gedeckt
    ist.

    Die Verlängerung des Arbeitslosengeldes I bei Bil-
    dungsmaßnahmen in Ihrer Intonierung halte ich für
    falsch. Denn ich glaube, es ist wichtig und richtig, die
    Menschen vom ersten Tag der Arbeitslosigkeit an opti-
    mal zu fördern


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Bleiben Sie doch mal beim Haushalt, um den es hier geht!)


    und von Anfang an darauf hinzuwirken, dass die Rück-
    kehr in den ersten Arbeitsmarkt möglichst unverzüglich
    gelingt.

    Ihre sehr großzügige Qualifizierung auf Kosten der
    Beitragszahler, die Sie offensichtlich vorhaben, lässt
    sich so nicht machen. Es ist zwar schön, wenn auch ein
    40- oder 50-Jähriger noch einen Universitätsabschluss
    erreichen kann.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Vielleicht können Sie mal zum Haushalt reden! – Weiterer Zuruf der Abg. Katja Mast [SPD])


    – Das haben Sie in Ihrem Papier geschrieben, Frau Kol-
    legin Mast. Lesen Sie es doch einmal! – Wenn das aber
    auf Kosten der Beitragszahler erfolgen soll, dann weise
    ich darauf hin, dass es wirklich nicht Aufgabe der Ar-
    beitnehmerinnen und Arbeitgeber in Deutschland ist,
    Defizite in der Gesellschaft zu heilen, die schon früher
    entstanden sind.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Berufsausbildung!)


    Insgesamt ist das, was Sie vorlegen, Herr Heil, ein
    Kessel Buntes. „Wünsch dir was“ ist nichts gegen das,
    was Sie präsentieren. Sie sind von allen guten sozialpoli-
    tischen Geistern verlassen. Deswegen ist es gut, dass Sie
    bis auf Weiteres – ich wünsche Ihnen eine sehr lange Re-
    generationszeit – auf den Oppositionsbänken sitzen.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Schade, dass Sie nicht zum Thema geredet haben! – Katja Mast [SPD]: Nordrhein-Westfalen! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wo ist denn die spätrömische Dekadenz geblieben?)


    Den Wettlauf mit der Linken – das will ich abschließend
    sagen – werden Sie mit solchen Konzepten allerdings nie
    gewinnen können. Denn die sind immer einen Schritt
    weiter, als Sie es sein können.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)




Rede von Katrin Dagmar Göring-Eckardt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat die Kollegin Sabine Zimmermann für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Sabine Zimmermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Einen

    Monat lang hat die FDP gegen Erwerbslose gehetzt und
    Vorurteile verbreitet, und das mit wohlwollender Tole-
    rierung der CDU/CSU und sogar unserer Bundeskanzle-
    rin. Herr Fischer, wenn Sie von einem Haushalt des soli-
    darischen Ausgleichs sprechen, dann haben Sie, denke
    ich, ein falsches Verständnis von Solidarität.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Darüber sollten Sie sich einmal sachkundig machen.

    Herr Barthle, Sie haben von einem Kunstwerk ge-
    sprochen. Die Kürzungen in der Arbeitsmarktpolitik bei
    den Schwächsten der Gesellschaft sind in der Tat ein
    Kunstwerk von Ihnen.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wo gibt es denn da Kürzungen? Sie sollten sich mal erkundigen! Keine Ahnung! Von nichts eine Ahnung!)


    Was Sie mit diesem Haushalt vorlegen, ist eine bei-
    spiellose Frechheit gegenüber den Menschen in diesem
    Land. Das werden wir als Linke nicht mitmachen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich will mit dem Wichtigsten anfangen. Sie sperren
    mal eben 900 Millionen Euro bei den Arbeitsmarktmit-
    teln. Das ist Geld, das eigentlich für Fortbildungen, Um-
    schulungen oder öffentlich geförderte Arbeitsplätze vor-
    gesehen ist. Mit diesem Geld sollen nun die
    Haushaltslöcher gestopft werden, die Ihre Steuersen-
    kungspolitik für die oberen Zehntausend verursacht hat,
    meine Damen und Herren der FDP und der Union.


    (Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Völliger Quatsch!)


    Mit dieser Haushaltssperre machen Sie noch vor der
    Nordrhein-Westfalen-Wahl deutlich, wohin die Reise
    mit Ihnen gehen wird. Sie wollen die Arbeitslosenversi-
    cherung und die Arbeitsmarktpolitik nachhaltig schwä-
    chen, aber nicht mit der Linken.


    (Beifall bei der LINKEN – Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Völlig falsch! Wir wollen sie effektiver machen!)


    – Hören Sie mir bitte zu, dann können Sie vielleicht et-
    was lernen.


    (Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Sie haben mir wohl nicht zugehört!)


    Die Linke hat klare Alternativen. Erstens. Wir wol-
    len den Bezug von Arbeitslosengeld I auf 24 Monate
    verlängern, um den schnellen Absturz in Hartz IV zu
    verhindern. Angesichts des gestrigen Vorschlags der
    SPD wundere ich mich nur, dass Sie letztens gegen unse-
    ren Vorschlag gestimmt haben und jetzt auf einmal ge-
    nau diesen Vorschlag auf die Tagesordnung setzten.

    Zweitens. Wir wollen die Mittel für die aktive Ar-
    beitsmarktpolitik erhöhen und damit auf die steigende
    Zahl von Arbeitslosen reagieren. Sie sprechen immer da-
    von, die Steigerung sei nicht so hoch. Aber die Arbeits-

    (D)






    Sabine Zimmermann


    (A) (C)



    (D)(B)

    losigkeit steigt und die Langzeitarbeitslosigkeit noch
    mehr.


    (Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Wir wollen die Mittel effektiver einsetzen! Es geht um die Qualität, nicht um die Quantität!)


    Schauen Sie sich dazu einmal die Statistik an.

    Drittens. Wir wollen mehr öffentlich geförderte, regu-
    läre Arbeitsplätze statt dieser unsäglichen Ein-Euro-Jobs.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Gute Ansätze in einzelnen Bundesländern wie in Ber-
    lin werden derzeit von Ihrer Politik total torpediert.

    Ein Beispiel: André ist 52 Jahre alt und arbeitet seit
    etwa zwei Jahren in Berlin-Kreuzberg in einem Treff-
    punkt für Senioren und Flüchtlinge. Seine und die Stelle
    anderer werden durch öffentliche Arbeitsmarktgelder fi-
    nanziert. Die rot-rote Landesregierung hat im Rahmen
    eines öffentlichen Beschäftigungssektors Tausende sol-
    cher Stellen eingerichtet: als reguläre Arbeitsplätze, ta-
    riflich bezahlt und armutsfest.


    (Beifall bei der LINKEN)


    André ist stolz auf das Geschaffene und auch stolz auf
    sich selbst. 1997 verlor er seinen Job als Betriebsschlos-
    ser. Damit begann für ihn der soziale Abstieg. Er sagt,
    mit der Stelle habe sich sein Leben grundlegend geän-
    dert. Er hat eine neue Wohnung. Er hat eine Lebensge-
    fährtin. Er konnte sogar den Führerschein machen. Er
    kann in eine Zukunft blicken. Aber Sie sperren einfach
    das Geld. Nun muss André Angst haben, dass er wieder
    absteigt, weil seine Stelle im öffentlichen Beschäfti-
    gungssektor nicht weiter finanziert werden kann.

    Es geht heute nicht nur um den Haushalt für das Jahr
    2010. Es geht hier auch um eine grundlegende Neuaus-
    richtung der Arbeitsmarktpolitik. Auch das ist ein Re-
    sultat der Agenda-2010-Politik der Schröder’schen Re-
    gierung. Herr Heil, hören Sie mir kurz zu. Sie sprachen
    von prekären Arbeitsverhältnissen, daher frage ich Sie:
    Wer hat denn das Tor dafür geöffnet? Das sind nämlich
    Sie als SPD gewesen.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das stimmt allerdings! Und die Grünen waren dabei!)


    Ganz genau so war es. Lesen Sie das einmal nach.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich komme zum Schluss. Jeder, der in einem Betrieb
    arbeitet, weiß: Die Farben Schwarz und Gelb sind ein
    Hinweis für eine drohende Gefahr. Spätestens mit die-
    sem Haushalt weiß jeder in diesem Land: Schwarz-Gelb
    ist eine Gefahr für den sozialen Frieden.

    Danke schön.


    (Beifall bei der LINKEN)