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ID1702905600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/29 1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 17/601, 17/623) . . . . . . . . . 2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 17/602, 17/623) . . . . . . . . . 3 Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 17/603, 17/623) . . . . . . . . . 4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5 Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und So- ziales (Drucksachen 17/611, 17/623) . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2585 C 2585 D 2585 D 2599 C 2600 D 2602 A 2603 D 2604 C 2605 D 2608 A 2608 B Deutscher B Stenografisc 29. Sit Berlin, Dienstag, d I n h a Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Herbert Schui . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsgesetz 2010) (Drucksachen 17/200, 17/201) . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 2009 bis 2013 (Drucksachen 16/13601, 17/626) . . . . . . . 2585 A 2585 B 2585 B (Drucksachen 17/608, 17/623) . . . . . . in Verbindung mit 2586 A undestag her Bericht zung en 16. März 2010 l t : b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 17/623, 17/624) . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ 2586 A 2586 B 2589 B 2591 D 2593 B 2594 A 2596 B 2598 A Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . . 2610 C 2612 C 2613 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 17/609, 17/623) . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Herbert Schui (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2615 C 2616 B 2617 A 2619 B 2620 C 2621 A 2622 A 2624 C 2625 C 2626 C 2628 B 2629 B 2630 C, 2630 D 2630 D 2631 C, 2633 B 2636 A 2638 B 2639 A 2640 C 2641 B 2642 B 2644 B 2645 C 2647 C 2648 C 2649 D 2652 A 2653 A 2654 A 2655 C 2656 A 2656 D 2657 C 2658 A 2658 D 7 Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Drucksachen 17/612, 17/623) . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Kühn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhold Sendker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Schnieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 17/615, 17/623) . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2660 C 2660 C 2662 C 2664 B 2665 A 2665 D 2668 C 2670 A 2671 D 2673 A 2674 A 2674 C 2676 A 2677 A 2678 A 2679 B 2680 D 2682 B 2682 A 2684 B 2686 A 2687 A 2688 A 2689 C 2690 C 2691 D 2693 D 2694 D 2696 B 2697 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 III Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2698 C 2699 C 2701 A 2702 D 2703 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 2585 (A) (C) (D)(B) 29. Sit Berlin, Dienstag, d Beginn: 1
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 2703 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bögel, Claudia FDP 16.03.2010 Brinkhaus, Ralph CDU/CSU 16.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 16.03.2010 von Cramon-Taubadel, Viola BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Freitag, Dagmar SPD 16.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 16.03.2010 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 16.03.2010 Rawert, Mechthild SPD 16.03.2010 Röspel, René SPD 16.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 16.03.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 16.03.2010 Schuster, Marina FDP 16.03.2010 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 16.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Hirte, Christian CDU/CSU 16.03.2010 Hoff, Elke FDP 16.03.2010 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Koch, Harald DIE LINKE 16.03.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 16.03.2010 Pflug, Johannes SPD 16.03.2010 Strässer, Christoph SPD 16.03.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Werner, Katrin DIE LINKE 16.03.2010 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 16.03.2010 29. Sitzung Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hubertus Heil


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Winterstein, danke für die Gelegenheit, diese

    beiden Fragen zu beantworten; auch wenn Sie mir Sätze
    unterstellt haben, die ich ausweislich des Protokolls
    nicht gesagt habe.

    Aber fassen wir es zusammen: Erstens. Sie haben eine
    Haushaltssperre für zwei Bereiche beantragt, nämlich
    für 300 Millionen Euro im Bereich der Arbeitsvermittler
    und für 600 Millionen Euro im Bereich der aktiven Ar-
    beitsmarktpolitik.

    Es gibt einen schönen Vermerk der Bundesagentur für
    Arbeit, in dem die Folgen Ihres Tuns beschrieben wer-
    den; darin wird ausgeführt, was passiert, wenn die
    Sperre nicht aufgehoben wird. Es wird beschrieben, dass
    in der zweiten Jahreshälfte in über 100 Jobcentern in
    Deutschland – das habe ich gesagt, und ich bleibe dabei –
    keine zusätzliche Bestellung von aktiver Arbeits-
    marktpolitik mehr möglich ist.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Genau!)


    Sie wissen vielleicht – ich hoffe, Sie wissen es, ich
    hoffe, dass Sie zumindest einmal in der Bundesagentur
    in Nürnberg nachgefragt haben; es wäre ganz gut, wenn
    sich Haushälter, die zuständig sind, in einem Jobcenter
    auch einmal umschauen und mit Praktikern reden wür-
    den –,


    (Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Ich war gerade vor zwei Wochen in einem solchen!)


    dass die Maßnahmen für Langzeitarbeitslose in der
    zweiten Jahreshälfte, die notwendig sind, um sie mit be-
    gleitenden Hilfen wieder in Arbeit zu bringen, jetzt be-
    stellt werden müssen.

    Frau von der Leyen hat vorhin davon gesprochen,
    dass wir einen guten Service für Langzeitarbeitslose
    brauchen und dass sie eine Betreuung aus einer Hand be-
    nötigen. Wir erreichen das nur, wenn die Relation zwi-
    schen der Zahl der Jobvermittler und der Zahl der Lang-
    zeitarbeitslosen besser wird. Auch hier setzen Sie mit
    Ihrem Sparversuch die Axt an.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: 3 200 Stellen!)


    Ich sage Ihnen: Das, was Sie da gemacht haben, hat
    sich schon jetzt als Unsinn herausgestellt. Deshalb haben
    einige in der Union ein schlechtes Gewissen. Ich sage
    Ihnen auch: Das ist nur das Wetterleuchten für das, was
    Sie und Ihre Fraktion nach der NRW-Wahl vorhaben.
    Wenn man Frau Homburger fragt, wo nach der Wahl ge-
    kürzt werden soll, dann sagt sie immer: in der Arbeits-
    marktpolitik. Ich sage Ihnen, was Sie vorhaben: bei
    Hoteliers Geschenke verteilen und in der Arbeitsmarkt-
    politik kürzen. Das nenne ich unanständig und verirrt,
    diesen Vorwurf müssen Sie sich auch gefallen lassen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Frau Winterstein, den Unterschied zwischen einer
    Sperre und einer Haushaltskürzung kenne ich übrigens
    sehr wohl, ich weiß aber auch, was an dieser Stelle da-
    hintersteckt. Sie haben insgesamt ein Misstrauen gegen
    aktive Arbeitsmarktpolitik.





    Hubertus Heil (Peine)



    (A) (C)



    (D)(B)

    In Ihrer Fraktion laufen ja auch Debatten gegen die
    Kurzarbeit. Das gilt auch für Teile des Wirtschaftsflü-
    gels der Union. Sie haben die Regeln für die Kurzarbeit
    in diesem Bereich verschlechtert. Das hat Frau von der
    Leyen ja verschwiegen. Die Kurzarbeit wurde gelobt.
    Dieses Lob verdient Olaf Scholz. Sie haben sie zwar
    fortgesetzt, aber die Dauer verkürzt, und Sie haben nicht
    dafür gesorgt, dass die Remanenzkosten, also die Sozial-
    versicherungsbeiträge, auch über den 1. Januar 2011 hi-
    naus übernommen werden können.

    Sie sagen nichts zu dem, was in der Metall- und Elek-
    troindustrie vereinbart wurde, also zu der kleinen Kurz-
    arbeit. Das bedeutet ein Stück Arbeitszeitverkürzung
    und ein Stück Brücke in einer Zeit, in der wir Menschen
    in Beschäftigung halten wollen. Auch hier versagen Sie,
    weil Sie mit der Ideologie der FDP nicht zurechtkom-
    men.

    Dieser Koalitionspartner ist Ihr Problem, Frau Minis-
    terin. Sie haben in früherer Funktion viel Richtiges
    machen können, weil Sie die Unterstützung der SPD-
    Bundestagsfraktion hatte. Jetzt haben Sie die falsche Un-
    terstützung. Deshalb kommen Sie nicht voran.


    (Beifall bei der SPD)


    Frau Winterstein, habe ich das richtig mitbekommen,
    dass Sie noch eine Frage stellen wollten?


    (Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Nein, ich bin entgeistert!)


    – Okay, dann machen wir das das nächste Mal.

    Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, Voraus-
    setzung für die Erreichung des Ziels, Menschen in
    ordentliche Arbeit zu bringen, ist, dass es eine Bundes-
    regierung gibt, die eine Konzeption in der Wirtschafts-
    und in der Arbeitsmarktpolitik hat. Wir werden gleich
    über den Haushalt von Herrn Brüderle zu sprechen ha-
    ben und dabei feststellen müssen: Es gibt keine Wachs-
    tumsstrategie dieser Bundesregierung in der Krise, es
    gibt warme Worte und in vielen Bereichen mehr Mittel-
    maß als Mittelstandspolitik, und es gibt kein Konzept in
    der Industriepolitik und kein Konzept in der Dienstleis-
    tungspolitik.

    Die Beantwortung der Frage, wo die Arbeit von mor-
    gen entsteht, müsste das zentrale Projekt dieser Bundes-
    regierung sein – mit einer aktiven Wirtschaftspolitik. Die
    Beantwortung der Frage, wie wir die Menschen in die
    Arbeit von morgen bringen, wäre eine Aufgabe der Bun-
    desarbeitsministerin. Dies geschieht durch eine Beschäf-
    tigungspolitik, mit der Menschen qualifiziert werden
    und mit der dafür gesorgt wird, dass sie Chancen im Le-
    ben haben – vor allen Dingen diejenigen, die lange keine
    Chance hatten.

    Frau von der Leyen, Sie sind vorhin auf billigste Art
    und Weise über die Vorschläge der SPD zur Arbeits-
    marktpolitik hergefallen.


    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Max Straubinger [CDU/CSU]: Sehr konstruktiv!)

    Wir sagen ganz deutlich: Wir hatten den Mut zu
    Arbeitsmarktreformen, die bitter waren. Wir haben
    auch den Mut, weiterzudenken, wo ein Weiterdenken
    notwendig ist. Ich glaube, beides unterscheidet uns von
    Ihnen. Sie haben keine Ideen, und Sie haben keinen Mut,
    Neues zu wagen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Über Konzepte von anderen herzuziehen und hier keine
    zu liefern, nenne ich billig, Frau von der Leyen.

    Jetzt will ich Ihnen noch zu einem Punkt etwas sagen.
    Ich habe gelesen, dass Ihre Kanzlerin – schönen Gruß an
    sie – gestern behauptet hat, unser Vorschlag, keine Ver-
    mögensprüfung mehr durchzuführen, führe dazu, dass
    Langzeitarbeitslose ihre sechs, sieben, acht Häuser be-
    halten können. Ich will Sie eines fragen: In welcher
    Welt, in der Langzeitarbeitslose sechs, sieben, acht Häu-
    ser haben, leben Sie eigentlich? Die Wahrheit ist doch:
    Wir wollen gerade, dass diese entwürdigende Prüfung
    nicht mehr stattfindet, weil sie in der Praxis, in der
    Realität keine Rolle spielt und weil die Leute nicht wol-
    len, dass sie die Hosen herunterlassen müssen, wenn sie
    unverschuldet in Not geraten sind.

    Ich sage Ihnen: Bauen Sie diese Bürokratie ab! Es ist
    falsch, diesen Weg weiter zu beschreiten. Sie haben ja
    schon mit dem Schritt beim Schonvermögen gezeigt,
    dass Sie begriffen haben, dass es dort ein Problem gibt.
    Seien Sie konsequent und kritisieren Sie nicht, was an-
    dere machen!

    Konzeptionslosigkeit ist das eine, aber Ihr Prinzip,
    Frau von der Leyen, ist das Prinzip einer Kängurupolitik.
    Sie wollen mit leerem Beutel große Sprünge machen.
    Das wird nicht funktionieren. Deshalb sage ich Ihnen:
    Nachsitzen und Nachdenken ist das Mindeste, was wir
    von Ihnen erwarten können.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der SPD – Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Das wäre für den Herrn Heil mal gut, das Nachdenken!)




Rede von Katrin Dagmar Göring-Eckardt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat der Kollege Dr. Heinrich Kolb für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Heinrich L. Kolb


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Herr Kollege Heil, es hätte mich gefreut, wenn Sie auch
    zur Konzeption der FDP, die wir in der letzten Woche
    vorgelegt haben, etwas gesagt hätten. Denn dabei han-
    delt es sich um einen wirklich modernen Ansatz für die
    Überarbeitung der von Ihnen zu verantwortenden Hartz-
    Gesetze. Wir glauben nicht, dass es richtig wäre, den
    Ansatz der Vergangenheit vollkommen über Bord zu
    werfen. Man muss ihn aber weiterentwickeln. Dazu ha-
    ben wir konkrete Vorschläge vorgelegt. Das hätte eine
    Erwähnung Ihrerseits zumindest verdient.





    Dr. Heinrich L. Kolb


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Dazu hat nicht einmal Frau von der Leyen etwas gesagt!)


    Wir reden heute über den Einzelplan 11, der für sich
    genommen mit 143 Milliarden Euro schon eine beein-
    druckende Größe hat. Ich möchte aber Folgendes ins Be-
    wusstsein rufen: Der Einzelplan 11 ist nur ein Teil des-
    sen, was wir in Deutschland insgesamt für soziale
    Zwecke aufwenden. Im Jahr 2009 waren es – für alle öf-
    fentlichen Haushalte und die Sozialversicherungen –
    750 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 1991, dem ersten
    Jahr nach der deutschen Einheit, waren es 423 Milliar-
    den Euro. Das ist ein Aufwuchs von 77 Prozent in knapp
    20 Jahren. Es spricht viel dafür, dass wir in diesem Jahr
    zusätzlich zu diesen 750 Milliarden Euro noch 20 bis
    22 Milliarden Euro aufwenden müssen. Das kann man
    allein an der Entwicklung des Einzelplans 11 erkennen,
    der einen ganz erheblichen Teil dieses Gesamtansatzes
    darstellt.

    Das Paradoxe, Wundersame und Widersprüchliche
    ist: Obwohl von Jahr zu Jahr mehr Geld ausgegeben
    wurde – eine Ausnahme bildet das Jahr 2004; da han-
    delte es sich allerdings nicht um einen echten Rückgang,
    sondern eher um eine Stagnation –, gibt es in unserer
    Gesellschaft das weit verbreitete Gefühl des Sozialab-
    baus. Jedenfalls besteht bei vielen Menschen der Ein-
    druck, dass es in unserem Land trotz des erheblichen und
    deutlich ausgeweiteten Mitteleinsatzes nicht gerechter
    zugeht. Das gilt auch für den Bereich Hartz IV, der im
    Moment besonders intensiv diskutiert wird. Im Rahmen
    der Gesamtausgaben von rund 50 Milliarden Euro wer-
    den aktuell mindestens 8 Milliarden Euro mehr ausgege-
    ben, als je für Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe aufge-
    wendet wurde, als es noch getrennte Systeme waren. In
    dieser Situation kommt es nicht darauf an – das hat Frau
    Pothmer völlig zu Recht gesagt –, um wie viel Geld es
    sich handelt, sondern darauf, was man damit macht.

    Das SPD-Präsidium hat gestern beschlossen, noch
    eine Schippe draufzulegen. Herr Heil, allein für die
    Schaffung von 200 000 Beschäftigungsverhältnissen auf
    dem sozialen Arbeitsmarkt sollen pro Jahr zusätzliche
    3 Milliarden Euro aufgewendet werden. Herr Gabriel,
    der Erzengel der Sozialdemokratie, hat noch hinzuge-
    fügt, dies sei sehr bescheiden. Es ist wohl so zu verste-
    hen, dass das erst der Anfang ist und später noch nach
    Belieben gesteigert werden kann. Wir halten das Kon-
    zept, das die SPD gestern vorgelegt hat, für falsch und
    für rückwärtsgewandt. Herr Heil, das ist die perfekte
    Rolle rückwärts, die Sie gestern, sieben Jahre nach der
    Agenda-Rede des SPD-Kanzlers Gerhard Schröder, hier
    vorgeführt haben.

    Mühelos wickelt die neue SPD-Führung die
    Agenda 2010 ab. Allein das Prinzip der Zusammenle-
    gung der Sozialhilfe und der Arbeitslosenhilfe halten Sie
    noch als Monstranz hoch. In Bezug auf die Agenda 2010
    bleibt aber kein Stein auf dem anderen, frei nach dem
    Motto von Konrad Adenauer: Was kümmert mich mein
    dummes Gesetz von gestern? So empfinden Sie es ganz
    offensichtlich.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wo bisher gefordert wurde oder gefordert werden
    sollte, da wird künftig kräftig gepampert. Der anstren-
    gungslose Wohlstand in sozialen Arbeitsverhältnissen
    – natürlich mit einer Bezahlung, die Hilfebedürftigkeit
    ausschließt; wenn ich Ihr Konzept richtig gelesen habe –
    führt zu Kosten von 3 Milliarden Euro; ich habe das
    nachgerechnet. Ich finde Ihr Konzept insgesamt sehr
    enttäuschend. Ich frage mich wirklich, was eigentlich Ihr
    Fraktionsvorsitzender Frank-Walter Steinmeier, der da-
    mals in seiner Funktion als Kanzleramtsminister einer
    der Architekten der Agenda 2010 war, zu diesem Kurs-
    wechsel sagt.


    (Zuruf von der FDP: Wo ist der eigentlich?)


    Die Reaktion in den Medien heute ist jedenfalls verhee-
    rend. Die Welt nennt Sie zynisch; Sie hätten die Arbeits-
    losen nicht mehr im Blick. Es ist völlig richtig, was dort
    geschrieben wurde. Die Rheinische Post schreibt über
    den Abschied von der Regierungsfähigkeit. Sie sind ge-
    meint, Herr Kollege Heil.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    „Arbeitsmarktpolitik als Kuschelecke“, wie das Han-
    delsblatt schreibt, und Retro-SPD: Das sind Urteile, die
    heute über Sie gefällt worden sind. Sie hätten besser
    noch einige Wochen nachgedacht, wie es offensichtlich
    die Kollegen von der Union tun, um dann mit einem
    neuen und besseren Vorschlag auf den Markt zu kom-
    men.

    Im Einzelnen will ich zunächst Ihr Mindestlohn-
    Mantra ansprechen. Sie sind jetzt bei 8,50 Euro. Die
    Kollegen von den Linken sind schon bei 10 Euro ange-
    langt. Sie sollten einmal das alte Märchen von Wilhelm
    Schröder nachlesen: Der Wettlauf von Hase und Igel auf
    der Buxtehuder Heide. Das Rennen werden Sie nicht ge-
    winnen, Herr Heil. Nach Untersuchungen der FU Berlin
    und dem Ifo-Institut in Dresden kostet das 1,2 Millionen
    Arbeitsplätze in Deutschland.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Das ist ja absurd, was Sie hier erzählen!)


    Wenn Sie wirklich das Ziel der Vollbeschäftigung ver-
    folgten, Herr Kollege Heil, dann müssten Sie schnellst-
    möglich von Ihren Plänen eines gesetzlichen Mindest-
    lohnes Abstand nehmen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ihr Konzept der Leih- und Zeitarbeit ist falsch. Es
    ist auch falsch, Herr Kollege Heil, wenn Sie uns unter-
    stellen, wir würden die Augen verschließen. Wir haben
    Anfang des Jahres, als klar wurde, worum es bei
    Schlecker ging, sofort deutlich gesagt, dass wir das nicht
    mitmachen werden. Wir arbeiten derzeit in Zusammen-
    arbeit mit dem Ministerium an einem Konzept, um ge-
    nau das zu ändern. Ich freue mich, dass es mittlerweile in
    Deutschland auch Tarifverträge gibt – dabei sind näm-
    lich zunächst einmal die Tarifpartner gefordert –, die den





    Dr. Heinrich L. Kolb


    (A) (C)



    (B)

    Anwendungsbereich des jeweiligen Tarifvertrags klar
    begrenzen und besagen, dass im Falle einer systemati-
    schen Umgehung durch Zeitarbeit ein Abweichen vom
    Prinzip des Equal Pay nicht vom Tarifvertrag gedeckt
    ist.

    Die Verlängerung des Arbeitslosengeldes I bei Bil-
    dungsmaßnahmen in Ihrer Intonierung halte ich für
    falsch. Denn ich glaube, es ist wichtig und richtig, die
    Menschen vom ersten Tag der Arbeitslosigkeit an opti-
    mal zu fördern


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Bleiben Sie doch mal beim Haushalt, um den es hier geht!)


    und von Anfang an darauf hinzuwirken, dass die Rück-
    kehr in den ersten Arbeitsmarkt möglichst unverzüglich
    gelingt.

    Ihre sehr großzügige Qualifizierung auf Kosten der
    Beitragszahler, die Sie offensichtlich vorhaben, lässt
    sich so nicht machen. Es ist zwar schön, wenn auch ein
    40- oder 50-Jähriger noch einen Universitätsabschluss
    erreichen kann.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Vielleicht können Sie mal zum Haushalt reden! – Weiterer Zuruf der Abg. Katja Mast [SPD])


    – Das haben Sie in Ihrem Papier geschrieben, Frau Kol-
    legin Mast. Lesen Sie es doch einmal! – Wenn das aber
    auf Kosten der Beitragszahler erfolgen soll, dann weise
    ich darauf hin, dass es wirklich nicht Aufgabe der Ar-
    beitnehmerinnen und Arbeitgeber in Deutschland ist,
    Defizite in der Gesellschaft zu heilen, die schon früher
    entstanden sind.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Berufsausbildung!)


    Insgesamt ist das, was Sie vorlegen, Herr Heil, ein
    Kessel Buntes. „Wünsch dir was“ ist nichts gegen das,
    was Sie präsentieren. Sie sind von allen guten sozialpoli-
    tischen Geistern verlassen. Deswegen ist es gut, dass Sie
    bis auf Weiteres – ich wünsche Ihnen eine sehr lange Re-
    generationszeit – auf den Oppositionsbänken sitzen.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Schade, dass Sie nicht zum Thema geredet haben! – Katja Mast [SPD]: Nordrhein-Westfalen! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wo ist denn die spätrömische Dekadenz geblieben?)


    Den Wettlauf mit der Linken – das will ich abschließend
    sagen – werden Sie mit solchen Konzepten allerdings nie
    gewinnen können. Denn die sind immer einen Schritt
    weiter, als Sie es sein können.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)