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ID1702904300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/29 1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 17/601, 17/623) . . . . . . . . . 2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 17/602, 17/623) . . . . . . . . . 3 Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 17/603, 17/623) . . . . . . . . . 4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5 Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und So- ziales (Drucksachen 17/611, 17/623) . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2585 C 2585 D 2585 D 2599 C 2600 D 2602 A 2603 D 2604 C 2605 D 2608 A 2608 B Deutscher B Stenografisc 29. Sit Berlin, Dienstag, d I n h a Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Herbert Schui . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsgesetz 2010) (Drucksachen 17/200, 17/201) . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 2009 bis 2013 (Drucksachen 16/13601, 17/626) . . . . . . . 2585 A 2585 B 2585 B (Drucksachen 17/608, 17/623) . . . . . . in Verbindung mit 2586 A undestag her Bericht zung en 16. März 2010 l t : b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 17/623, 17/624) . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ 2586 A 2586 B 2589 B 2591 D 2593 B 2594 A 2596 B 2598 A Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . . 2610 C 2612 C 2613 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 17/609, 17/623) . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Herbert Schui (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2615 C 2616 B 2617 A 2619 B 2620 C 2621 A 2622 A 2624 C 2625 C 2626 C 2628 B 2629 B 2630 C, 2630 D 2630 D 2631 C, 2633 B 2636 A 2638 B 2639 A 2640 C 2641 B 2642 B 2644 B 2645 C 2647 C 2648 C 2649 D 2652 A 2653 A 2654 A 2655 C 2656 A 2656 D 2657 C 2658 A 2658 D 7 Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Drucksachen 17/612, 17/623) . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Kühn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhold Sendker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Schnieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 17/615, 17/623) . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2660 C 2660 C 2662 C 2664 B 2665 A 2665 D 2668 C 2670 A 2671 D 2673 A 2674 A 2674 C 2676 A 2677 A 2678 A 2679 B 2680 D 2682 B 2682 A 2684 B 2686 A 2687 A 2688 A 2689 C 2690 C 2691 D 2693 D 2694 D 2696 B 2697 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 III Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2698 C 2699 C 2701 A 2702 D 2703 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 2585 (A) (C) (D)(B) 29. Sit Berlin, Dienstag, d Beginn: 1
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 2703 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bögel, Claudia FDP 16.03.2010 Brinkhaus, Ralph CDU/CSU 16.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 16.03.2010 von Cramon-Taubadel, Viola BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Freitag, Dagmar SPD 16.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 16.03.2010 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 16.03.2010 Rawert, Mechthild SPD 16.03.2010 Röspel, René SPD 16.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 16.03.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 16.03.2010 Schuster, Marina FDP 16.03.2010 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 16.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Hirte, Christian CDU/CSU 16.03.2010 Hoff, Elke FDP 16.03.2010 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Koch, Harald DIE LINKE 16.03.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 16.03.2010 Pflug, Johannes SPD 16.03.2010 Strässer, Christoph SPD 16.03.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Werner, Katrin DIE LINKE 16.03.2010 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 16.03.2010 29. Sitzung Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Katrin Dagmar Göring-Eckardt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das Wort hat die Bundesministerin Ursula von der

    Leyen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
    Arbeit und Soziales:

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zu-
    nächst einmal möchte ich dem Hohen Haus, aber auch
    dem Haushaltsausschuss sowie den Berichterstatterinnen
    und Berichterstattern für ausgesprochen konstruktive
    Beratungen danken.

    Noch ein Wort vorweg, weil mir die Themen „Bil-
    dung“ und „bedürftige Kinder“ am Herzen liegen: Frau
    Pothmer, Sie wissen, dass wir das in diesem Jahr beraten
    und abschließen müssen, weil das Urteil des Bundesver-
    fassungsgerichts das ganz klar sagt. Insofern wird diese
    Debatte geführt werden, wenn auch nicht heute. Im
    Laufe dieses Jahres wird dieses Thema aber abgeschlos-
    sen sein.


    (Beifall der Abg. Gitta Connemann [CDU/ CSU])


    Das zeigt, dass die Arbeits- und Sozialpolitik den
    Blick vor allem nach vorne richten muss. Sie kann ge-
    stalten, sie kann bewegen, sie ist entscheidend, wenn es
    darum geht – zumindest werden diese Fragen durch sie
    beantwortet –, wie offen, wie stark, wie engagiert, wie
    zukunftsgewandt, wie kommunikativ, wie optimistisch
    eine Gesellschaft ist.

    Nehmen wir ein Beispiel: Für das Umändern von
    Arbeits- und Sozialpolitik in Zeiten der Krise ist das
    Kurzarbeitergeld vielleicht ein Synonym. Das ist ein
    arbeitsmarktpolitisches Instrument, das lange ein Schat-
    tendasein geführt hat.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das haben Sie verschlechtert!)


    Der beherzte Ausbau und Einsatz dieses Instruments hat
    dazu geführt, dass Hunderttausende Arbeitsplätze in der
    Krise gerettet worden sind, dass die Entstehung von
    Langzeitarbeitslosigkeit verhindert worden ist, dass
    Kaufkraft und Zuversicht erhalten worden sind. Deshalb
    ist Deutschland im Augenblick wohl das einzige Land,
    in dem die Krise auf dem Arbeitsmarkt emotional und
    real nicht so stark durchschlägt wie in anderen Ländern.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Dank Olaf Scholz!)


    Wir werden, wenn wir das weiter so gut machen, stärker
    aus der Krise herauskommen als viele andere Länder.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich weiß, dass das Geld kostet. Aber es ist günstiger,
    frühzeitig in die Vermeidung von Arbeitslosigkeit zu in-
    vestieren, als nachträglich Arbeitslosigkeit finanzieren
    zu müssen und mit all ihren langwierigen materiellen
    und psychologischen Folgen umgehen und diese kurie-
    ren zu müssen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sagen Sie das Ihren Haushältern, Frau von der Leyen!)


    Deshalb möchte ich an dieser Stelle klarstellen: Das
    Vorurteil, dass das Kurzarbeitergeld Großkonzernen auf
    Kosten des Mittelstandes geholfen hätte, stimmt nicht.
    Das Gegenteil ist der Fall. Wir haben jetzt die Zahlen für
    das letzte Jahr. Die Daten, die vorliegen, zeigen, dass
    56 Prozent der Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter in
    mittelständischen Betrieben arbeiten, in Betrieben mit
    zwischen 20 und 500 Beschäftigten. 15 Prozent arbeiten
    in Betrieben mit weniger als 20 Beschäftigten. Somit
    zeigt sich ganz deutlich, dass sich dieses Kurzarbeiter-
    geld ausgezahlt hat. Es ist beherzt investiert worden, und
    es ist frühzeitig gehandelt worden. Wir haben vertraute
    Pfade verlassen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle
    dem gesamten Hohen Haus danken; denn das ist ein Zei-
    chen für den Zusammenhalt in der Krise gewesen. Die
    Früchte davon ernten wir heute in hohem Maße.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Das zeigt sich auch beim Haushalt des Bundesminis-
    teriums für Arbeit und Soziales: 143,2 Milliarden Euro.
    Das sind 3,6 Milliarden Euro weniger, als ursprünglich
    veranschlagt. Diese positive Entwicklung ist im Wesent-
    lichen auf einen einzigen Faktor zurückzuführen, auf
    den eben beschriebenen Erfolg, darauf, dass sich der Ar-
    beitsmarkt in Deutschland besser gehalten hat, als dies in
    anderen Ländern der Fall gewesen ist.

    Ich möchte aber auch ganz deutlich sagen: Wir gehen
    zwar mit einer relativ starken Position in das Jahr 2010
    – wir haben in Europa gewissermaßen die Pole Position
    inne –, aber wir sollten uns nichts vormachen. Die größte
    Wucht der Krise ist durch betriebsinterne Flexibilität
    abgefedert worden. Das bedeutet für den Arbeitsmarkt:
    Es wird noch lange dauern, bis Betriebe wieder einstel-
    len werden. Wir sind noch lange nicht aus der Krise her-
    aus. Wir müssen dies bei all den Diskussionen, die im
    Augenblick laufen, gewissermaßen als Warnlampe in-
    nerlich mitführen.

    Gerade angesichts der aktuellen Diskussion über die
    Arbeitsmarktpolitik möchte ich klarstellen, dass für
    mich in der Arbeitsmarktpolitik der Dreisatz gilt: Erst
    einmal auf die Stärken der Menschen schauen. Dieses





    Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen


    (A) (C)



    (D)(B)

    Land braucht jeden und das, was er oder sie kann. Um-
    gekehrt gilt: Jeder muss sich nach seinen Fähigkeiten
    und Möglichkeiten einbringen, muss sich erst selbst an-
    strengen; denn erst dann hilft ihm der Staat und nicht
    umgekehrt. Schlussendlich justiert Politik den Rahmen,
    in dem dann die richtigen Anreize gesetzt werden. Des-
    halb ist es bei der Diskussion über die Haushaltsmittel so
    wichtig, dass nicht nur die Höhe, sondern auch Zweck
    und Ziel der Ausgaben debattiert werden.

    Ganz entscheidend sind eine schnelle passgenaue Ak-
    tivierung und Arbeitsvermittlung. Das spart dem Sozial-
    staat Geld, weil Langzeitarbeitslosigkeit verhindert wird
    und all die Folgen für die Familien nicht zu tragen sind.
    Die Frage ist also immer: Wo können wir besser wer-
    den? Das beziehe ich auch ganz bewusst auf die Sperre
    von 900 Millionen Euro im Eingliederungs- und Verwal-
    tungsetat für Grundsicherung. Die Freigabe der Mittel ist
    an die Vorlage eines Konzepts geknüpft. Ich nehme die-
    sen Auftrag ernst und nehme ihn selbstverständlich an.

    Kernziel ist und bleibt die Vermittlung in den ersten
    Arbeitsmarkt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Diesen Prozess, die schnelle Vermittlung, müssen wir
    stringenter und systematischer organisieren. Die Men-
    schen wollen arbeiten. Sie brauchen dazu passgenaue
    Angebote. Keine Seite darf sich an die Arbeitslosigkeit
    gewöhnen, weder die Arbeitslosen noch die Verwaltung.

    Mit anderen Worten: Wo können wir besser werden?
    Es gibt drei Felder, die mir wichtig sind.

    Erstens die Passgenauigkeit und schnelle Taktung
    der Angebote. Man muss von Anfang an klären: Wie ist
    der Standort? Welche Stärken hat jemand? Wo sind die
    Defizite? Wo gibt es Vermittlungshindernisse? Es muss
    Sofortangebote und Termine in schneller Taktung geben,
    damit sich klärt, wer wirklich arbeiten will und wer viel-
    leicht vergessen hat, dass er woanders mehr Arbeit hat.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Es geht um die konsequente Bereitschaft zum Mitma-
    chen, das konsequente Anbieten von Angeboten und
    Qualifizierung sowie die Vermittlungsbemühungen; dies
    zeigt sich in allen Daten. Das führt zum Erfolg, und zwar
    für die Arbeitslosen, für die Arbeitgeber, für die Jobcen-
    ter und damit auch für den Sozialstaat.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Das zweite Feld, bei dem wir besser werden können
    und müssen, betrifft die Alleinerziehenden. Arbeitslo-
    sigkeit hat immer eine Ursache. Aber wir können doch
    nicht akzeptieren, dass die Ursache für Arbeitslosigkeit
    ein Kind ist. Das ist die Kausalkette bei den Alleinerzie-
    henden. 40 Prozent aller Alleinerziehenden sind in
    Langzeitarbeitslosigkeit. Sie sind jünger und qualifizier-
    ter als der Durchschnitt der Langzeitarbeitslosen. Sie
    bleiben länger in der Langzeitarbeitslosigkeit als alle an-
    deren Langzeitarbeitslosen. Warum? Weil ihnen die An-
    gebote für Kinderbetreuung oder Ganztagsschulplätze
    fehlen. Da müssen wir besser werden. Es ist ein Armuts-
    zeugnis für ein Land, wenn ein Kind die Ursache für
    Langzeitarbeitslosigkeit ist. Dies muss sich ändern.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Das dritte Feld, das mir wichtig ist, betrifft Jugendli-
    che. Wir müssen neue Akzente bei der Vermittlung von
    Jugendlichen setzen, indem wir den Blick auf Kontinui-
    tät und Verlässlichkeit schärfen. Es gibt gerade bei den
    Jugendlichen viel zu viele Bruchstellen in der Kette der
    Maßnahmen. Es gibt Berufsberatung in der Schule, die
    Arbeitsvermittlung, die Berufsvorbereitung und die
    Matching-Beauftragten bei den IHKs. Jeder ist vielleicht
    an seiner Stelle richtig, aber zum Schluss ist es eine
    Kette von Erlebnissen des Scheiterns für die Jugendli-
    chen, wenn sie von einer Hand zur nächsten gereicht
    werden. Wenn wir dieses große Wort „Hilfe aus einer
    Hand“ ernst nehmen wollen, dann muss es vor allem bei
    den jungen Menschen gelten, die einen Anker, einen
    Mentor brauchen. Es ist der richtige Moment, das Kon-
    zept „Hilfe aus einer Hand“ in einer Person neu umzu-
    setzen.


    (Zuruf von der SPD: Hilfe unter einem Dach!)


    Ich möchte an dieser Stelle noch einmal sagen, dass
    ich nach wie vor der Überzeugung bin – das habe ich in
    der kurzen Zeit in diesem Amt immer wieder betont –,
    dass die Arbeitsmarktreformen der letzten Jahre in die
    richtige Richtung gegangen sind. Sie hatten den Grund-
    satz, Menschen durch Aktivierung eine reelle Chance zu
    geben, weil jeder Monat länger in Arbeitslosigkeit das
    Risiko erhöht, dass sich Langzeitarbeitslosigkeit verfes-
    tigt. Ich nenne zwei Zahlen. 2005 waren 37 Prozent der
    Menschen, die arbeitslos waren, länger als ein Jahr ohne
    Arbeit. Dann kamen die Arbeitsmarktreformen. 2009,
    mitten im Krisenjahr, waren es nur noch 29 Prozent, die
    länger als ein Jahr arbeitslos waren. Das heißt, es waren
    weniger. Jetzt können wir doch nicht die Rolle rückwärts
    machen, indem wir wieder in die alten Fehler verfallen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bettina Hagedorn [SPD]: Das tun wir auch nicht!)


    Deshalb, liebe SPD, ich hätte bezüglich des Konzepts
    gestern mehr erwartet.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wo ist denn Ihr Konzept?)


    Dazu muss ich an dieser Stelle ein paar kritische Worte
    sagen. Ich lese: länger Arbeitslosengeld bei Qualifizie-
    rung.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ja, genau!)


    Ein Blick ins Gesetz genügt, um zu sehen: Das steht
    schon drin. Das ist nichts Neues. Das ist ungefähr so pri-
    ckelnd wie ein abgekautes Kaugummi.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Katja Mast [SPD]: Nein! Das stimmt nicht!)


    Die Regelung, dass das Arbeitslosengeld I bei Qualifi-
    zierung länger bezogen werden kann, gibt es schon
    heute. Im Extremfall geht das bis zu 36 Monate.





    Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen


    (A) (C)



    (D)(B)

    An einer anderen Stelle habe ich mir die Augen gerie-
    ben: Sie beklagen, dass es zu viel Teilzeit gibt. Wer hat
    denn das Recht auf Teilzeit – übrigens vernünftiger-
    weise, weil es kaum eine reelle Chance auf Vereinbarkeit
    von Beruf und Familie gab – eingeführt?


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Gute Frage! Wer war das denn?)


    Es war die SPD bzw. es war, um es korrekt zu sagen,
    Rot-Grün. Jetzt läuft das. Die Menschen nehmen sich
    das Recht auf Teilzeit. Die unbefristete Teilzeit – ich be-
    tone: die unbefristete – expandiert, nicht als Verdrän-
    gung der Vollzeit, sondern als Ergänzung der Vollzeit.
    An den entsprechenden Arbeitsmarktzahlen lässt sich
    ablesen: Oft ist die Teilzeit ein Übergang in die Vollzeit.
    Nachdem sich der Erfolg nach einigen Jahren eingestellt
    hat, kann es jetzt doch nicht heißen: Rein in die Kartof-
    feln und wieder raus aus den Kartoffeln. Das kann kein
    Konzept für die Zukunft sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Mir ist wirklich an diesem Thema gelegen.

    Ich weiß, dass wir in der Vergangenheit Fehler ge-
    macht haben. Diese Fehler muss man in der Zukunft kor-
    rigieren; das akzeptiere ich immer. Aber den Blick zu-
    rück zu werfen, wie Sie es bei den beiden Punkten, die
    ich gerade exemplarisch genannt habe, vorschlagen,
    kann keine Antwort sein. Wir leben in einer sozialen
    Marktwirtschaft. Wir alle sind der festen Überzeugung:
    Sie ist das Richtige. Sie zeichnet sich aus durch Wettbe-
    werb und durch Freiheitlichkeit, aber mit Maß und
    Mitte, mit Leitplanken. Unsere Aufgabe muss es sein,
    diese richtigen Grundprinzipien heute in eine moderne,
    in eine globalisierte Arbeitswelt zu übersetzen. Daran
    möchte ich mit Ihnen gemeinsam arbeiten.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Katrin Dagmar Göring-Eckardt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Der Kollege Hubertus Heil hat das Wort für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hubertus Heil


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Frau von der Leyen, die Arbeitnehmerinnen und
    Arbeitnehmer und die arbeitsuchenden Menschen in die-
    sem Land brauchen mehr als Ihre warmen Worte. Die
    brauchen Taten. Sie sind Ministerin.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Und was für eine!)


    Sie beschreiben schön die Zusammenhänge.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Die ist doch wirklich gut, nicht wahr?)


    Sie kritisieren, was andere wollen. Sie sagen aber nicht,
    was Sie selbst wollen. Das ist für eine Bundesministerin
    für Arbeit und Soziales ungenügend.

    (Beifall bei der SPD)


    Gehen wir die einzelnen Punkte einmal durch. Es war
    viel die Rede von Fördern und von Fordern. Auf einmal
    heißt es wieder: Hilfe aus einer Hand. Herzlich willkom-
    men im Klub! Vor ein paar Wochen haben Sie noch von
    Hilfe unter einem Dach gesprochen. Es ist sehr vernünf-
    tig, dass Sie wieder auf sozialdemokratische Positionen
    einschwenken, zumindest verbal. Bemühen wir uns, dass
    wir das hinkriegen.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Wer mit zwei Händen gibt, gibt mehr als mit einer!)


    Aber was nützt die Hilfe aus einer Hand, wenn es eine
    leere Hand ist? Herr Barthle, so einfach können Sie sich
    das nicht machen. Sie haben im Bereich der aktiven Ar-
    beitsmarktpolitik ohne Not 900 Millionen Euro gesperrt.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt kriegen Sie sich mal wieder ein!)


    Es ist zynisch, wenn die FDP so etwas beantragt und im
    gleichen Zuge über die Arbeitsunwilligkeit von Lang-
    zeitarbeitslosen räsoniert. Wer denen die Chancen raubt,
    der darf nicht über vermeintliche Arbeitsunwilligkeit rä-
    sonieren. Das wäre zynisch. Deshalb ist unser Antrag
    heute klar: Heben Sie diese Sperre auf! Sie nimmt den
    Menschen Chancen auf Arbeit. Den Menschen Chancen
    zu geben, muss aber unser Ziel sein.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Sie haben der Ministerin wohl nicht zugehört, Herr Heil! Denn dann wären Sie klüger!)


    – Herr Barthle, es ist interessant, dass die Ministerin, so-
    zusagen aus Ärger über die eigenen Haushälter, wieder
    beim Haushaltsausschuss angekrochen kommen muss,
    um die Aufhebung dieser Sperre zu beantragen. Aber
    die Folgen in der Praxis – schauen Sie sie sich in den Ar-
    gen an – sind frappierend.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Aha! Sehr interessant! Haben die etwa schon 11 Milliarden Euro verbraucht? Sie reden doch so einen Stuss! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Das ist definitiv Blödsinn!)


    Da Sie Herrn Weise zitiert haben, sage ich Ihnen: Ich
    kann mir vorstellen, wie das gelaufen ist. Die Folgen der
    Kürzungen, die Sie planen, sind in der Bundesagentur
    für Arbeit berechnet worden. Vor Ort wird es 100 Argen,
    100 Jobcenter geben, die in der zweiten Jahreshälfte
    keine aktive Arbeitsmarktpolitik mehr machen können.
    Das ist die Folge Ihrer Politik.


    (Beifall bei der SPD – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Ach was! Das tritt nur in dem Fall ein, wenn die Sperre nicht aufgehoben wird! Das ist doch schäbig, was Sie hier machen! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wir sind noch in der ersten Hälfte!)


    Frau von der Leyen hat wahrscheinlich Wut bekom-
    men, dass die Bundesagentur die Wahrheit beschrieben
    hat. Dann hat sie Herrn Weise angerufen, ihn zurückge-





    Hubertus Heil (Peine)



    (A) (C)



    (D)(B)

    pfiffen und ihn aufgefordert, sich freundlicher zu äußern,
    da sie ja beantragen werde, dass die Sperre wieder auf-
    gehoben wird.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Blödsinn!)


    Aber bis dahin herrscht in den Jobcentern Attentismus.
    Die Maßnahmen für die zweite Jahreshälfte müssen be-
    antragt werden, damit die Leute Chancen haben. Das
    scheitert im Moment an Ihnen.


    (Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: So ein Unsinn! – Gegenruf des Abg. Christian Lange [Backnang] [SPD]: Reden Sie vor Ort mit den Leuten! Ihre Politik ist eine Katastrophe!)


    Ich will Ihnen eines sagen: Ich befürchte, das, was Sie
    mit dieser Sperre versuchen, ist nur ein Wetterleuchten
    für das, was Sie in der zweiten Jahreshälfte, vor allen
    Dingen nach der nordrhein-westfälischen Landtagswahl,
    im Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik tatsächlich
    vorhaben. Sie wollen für Ihre verfehlte Steuer- und
    Klientelpolitik die aktive Arbeitsmarktpolitik zu einem
    Steinbruch machen. Das heißt nichts anderes, als dass
    Sie, um FDP- und CDU/CSU-Klientel zu bedienen, be-
    reit sind, den Schwächsten der Schwachen die Chancen
    zu rauben. Das geht so nicht, und wir werden das atta-
    ckieren.


    (Beifall bei der SPD)


    Frau von der Leyen, gänzlich geschwiegen haben Sie
    heute wie so oft zum Thema „Recht und Ordnung auf
    dem Arbeitsmarkt“. Es ist vollkommen in Ordnung,
    wenn Sie davon sprechen, dass unser Ziel nach wie vor
    sein muss, wo immer es geht Menschen in den ersten Ar-
    beitsmarkt zu bringen.

    Aber Sie verschließen die Augen davor, dass in vielen
    Bereichen die Arbeit prekär geworden ist und dass es po-
    litische Maßnahmen braucht, um dafür zu sorgen, dass
    Menschen in ordentliche Arbeit kommen, in anständige
    Arbeit, in Arbeit, von der sie leben können. Es ist ein
    Zynismus sondergleichen, wenn FDP und CDU/CSU
    Menschen, die Vollzeit arbeiten, Leistungsträger, zu
    Leistungsempfängern machen, indem sie den Menschen
    einen Mindestlohn nach wie vor vorenthalten und sie
    dazu zwingen, zum Amt zu gehen und ergänzend
    Arbeitslosengeld II zu beziehen. Machen Sie Schluss mit
    der Aufstockerei! Sorgen Sie für Mindestlöhne, für an-
    ständige Löhne, für Löhne, von denen die Menschen le-
    ben können! Das ist die Aufgabe einer Arbeitsministe-
    rin.


    (Beifall bei der SPD)