Rede:
ID1701001400

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 12
    1. Nächster: 1
    2. Redner: 1
    3. ist: 1
    4. der: 1
    5. Kollege: 1
    6. Fritz: 1
    7. Kuhn: 1
    8. für: 1
    9. dieFraktion: 1
    10. Bündnis: 1
    11. 90/Die: 1
    12. Grünen.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/10 Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 762 B Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Dr. Birgit Reinemund (FDP) . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Klaus Breil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 727 D 729 D 731 D 733 C 734 D 738 A 740 B 742 A 743 D 766 A 767 C 768 D 769 D 771 D 772 D 773 C 774 D 776 A 777 A Deutscher B Stenografisch 10. Sitz Berlin, Freitag, den 4 I n h a l Tagesordnungspunkt 13: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums (Wachstums- beschleunigungsgesetz) (Drucksachen 17/15, 17/138, 17/147) – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/142) . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu dem Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Soziale Gerechtigkeit statt Klientel- politik (Drucksachen 17/16, 17/138) . . . . . . . . . . H L N E T A N o d t ( 727 A 727 B 727 B DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dieter Jasper (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 744 D 746 B undestag er Bericht ung . Dezember 2009 t : ubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . eo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . rgebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 14: ntrag der Abgeordneten Sevim Dağdelen, icole Gohlke, Agnes Alpers, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion DIE LINKE: Kre- itklemme überwinden – Privatbankensek- or in öffentliche Hand überführen Drucksache 17/118) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 747 D 749 A 751 C, D 752 A, 762 A 752 C, 754 B 757 A, 759 A 763 D 762 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Peter Friedrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 778 A 780 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009 Björn Sänger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Heider (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 15: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch (Drucksachen 17/41, 17/137) . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/143) . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Katja Kipping, Klaus Ernst, Dr. Gesine Lötzsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Bundesbeteiligung bei Kos- ten der Unterkunft nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch erhöhen (Drucksachen 17/75, 17/137) . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Krüger-Leißner (SPD) . . . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Linnemann (CDU/CSU) . . . . . . . Tagesordnungspunkt 16: a) Antrag der Fraktion der SPD: Menschen- rechte als entwicklungspolitische Quer- schnittsaufgabe fortführen (Drucksache 17/107) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Ute Koczy, Volker Beck (Köln), Thomas Koenigs, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Men- schenrechte in Sri Lanka stärken (Drucksache 17/124) . . . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . H A C A N B A L A E A z w s N V D J R M D D D A E J T s z t ( A E C B D m e s g 781 C 782 D 784 C 784 C 784 C 784 D 786 A 788 A 789 B 790 B 791 B 792 C 792 C 792 D 794 B 795 B 796 A 797 C 798 B Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . eike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . rnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . hristoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . rnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärungen nach § 31 GO zur namentlichen bstimmung über den Entwurf eines Geset- es zur Beschleunigung des Wirtschafts- achstums (Wachstumsbeschleunigungsge- etz) (Tagesordnungspunkt 13 a) orbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . eronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . r. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . osef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . oderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . anfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. Norbert Lammert (CDU/CSU) . . . . . . . . . r. Carsten Linnemann (CDU/CSU) . . . . . . . r. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten ohannes Vogel (Lüdenscheid) und Florian oncar (beide FDP) zur namentlichen Ab- timmung über den Entwurf eines Gesetzes ur Beschleunigung des Wirtschaftswachs- ums (Wachstumsbeschleunigungsgesetz) Tagesordnungspunkt 13 a) . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten hristine Aschenberg-Dugnus, Sebastian lumenthal, Dr. Christel Happach-Kasan und r. h. c. Jürgen Koppelin (alle FDP) zur na- entlichen Abstimmung über den Entwurf ines Gesetzes zur Beschleunigung des Wirt- chaftswachstums (Wachstumsbeschleuni- ungsgesetz) (Tagesordnungspunkt 13 a) . . . 799 A 800 A 800 B 800 C 800 D 801 C 801 B 803 A 803 D 804 A 804 B 804 D 805 B 805 D 806 B 806 B 806 C 807 A 807 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009 III Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Horst Meierhofer, Rainer Erdel, Jimmy Schulz und Dr. Edmund Peter Geisen (alle FDP) zur na- mentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Beschleunigung des Wirt- schaftswachstums (Wachstumsbeschleuni- gungsgesetz) (Tagesordnungspunkt 13 a) . . . Anlage 6 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetz- buch (Tagesordnungspunkt 15 a) Manfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ingbert Liebing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 807 C 808 A 808 A 808 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009 727 (A) ) (B) ) 10. Sitz Berlin, Freitag, den 4 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    ung rter Absatz, der vierte Satz finde ich es wichtig und arauf hinweist, dass die it ab 2015 avisiert werden, it heutiger Technik nicht re technische Entwicklun- unkte. DNIS 90/DIE GRÜ- Koalition werden!) bzw. die Aufgabe, Men- h zu verhelfen, ist meines chender, sodass die Rede- auf Bezug zu nehmen. mir sehr wünschen, dass nicht unser Budgethilfean- ammenarbeit gelegentlich rechnet solche Verhältnisse ie systematische Missach- ordnung aufgeführten Ausschü Sie damit einverstanden? – Da die Überweisungen so beschloss Liebe Kolleginnen und Koll Schluss unserer heutigen Tageso Ich berufe die nächste Sitzu destages auf Mittwoch, den 16. ein. Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche Ihnen ein paar Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009 803 (A) ) (B) ) gleich ich folgende Bedenken zu Protokoll gebe: „Entwurf eines Gesetzes zur Beschleunigung des Wirt- schaftswachstums (Wachstumsbeschleunigungsgesetz)“ in der mit der Beschlussempfehlung geänderten Fassung bei der Beratung in zweiter und dritter Lesung zu, ob- Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 04.12.2009 Maurer, Ulrich DIE LINKE 04.12.2009 Anlage 1 Liste der entschuldigt A s Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bas, Bärbel SPD 04.12.2009 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.12.2009 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 04.12.2009 Brüderle, Rainer FDP 04.12.2009 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 04.12.2009 Burchardt, Ulla SPD 04.12.2009 Ernst, Klaus DIE LINKE 04.12.2009 Ferner, Elke SPD 04.12.2009 Gabriel, Sigmar SPD 04.12.2009 Gerster, Martin SPD 04.12.2009 Glos, Michael CDU/CSU 04.12.2009 Goldmann, Hans- Michael FDP 04.12.2009 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.12.2009 Hunko, Andrej Konstantin DIE LINKE 04.12.2009 Jelpke, Ulla DIE LINKE 04.12.2009 Kossendey, Thomas CDU/CSU 04.12.2009 Lach, Günter CDU/CSU 04.12.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 04.12.2009 Dr. Lauterbach, Karl SPD 04.12.2009 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 04.12.2009 Lühmann, Kirsten SPD 04.12.2009 M M M M N P R S S S S D W W D Z Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Erklärungen gemäß § 31 GO Zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums (Wachstumsbeschleuni- gungsgesetz) (Tagesordnungspunkt 13 a) Norbert Barthle (CDU/CSU): Ich stimme dem Ge- etzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP einhardt, Patrick FDP 04.12.2009 öhring, Cornelia DIE LINKE 04.12.2009 öller, Kornelia DIE LINKE 04.12.2009 üntefering, Franz SPD 04.12.2009 ahles, Andrea SPD 04.12.2009 flug, Johannes SPD 04.12.2009 achel, Thomas CDU/CSU 04.12.2009 cheel, Christine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.12.2009 chmidt (Eisleben), Silvia SPD 04.12.2009 chwanitz, Rolf SPD 04.12.2009 enger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 04.12.2009 r. Steinmeier, Frank- Walter SPD 04.12.2009 einberg, Harald DIE LINKE 04.12.2009 erner, Katrin DIE LINKE 04.12.2009 r. Westerwelle, Guido FDP 04.12.2009 immermann, Sabine DIE LINKE 04.12.2009 ypries, Brigitte SPD 04.12.2009 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 804 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009 (A) ) (B) ) Ich unterstütze absolut die mit dem Gesetz beabsich- tigte Stärkung der Wachstumskräfte in Deutschland, da wir nur so die tiefgreifende Finanz- und Wirtschaftskrise überwinden können. Auch eine nachhaltige Sanierung des Bundeshaushalts ist nur möglich, wenn wir in Deutschland wieder zu einem stabilen Wachstum zu- rückkehren. Mit großer Skepsis betrachte ich jedoch die beabsich- tige Senkung der Umsatzsteuer für Beherbergungs- dienstleitungen (§ 12 Abs. 2 Nr. 11 UStG) auf 7 Prozent. Ich befürchte, dass mit dieser isolierten Absenkung die grundsätzlich beabsichtigen Ziele der Koalition hinsicht- lich Steuervereinfachung und Bürokratieabbau konter- kariert werden und im Gegenteil zusätzliche Abgren- zungsprobleme entstehen. Es wäre meines Erachtens sinnvoller gewesen, diesen Punkt aus dem Gesetzent- wurf herauszulösen und zusammen mit der beabsichti- gen Generalrevision des Umsatzsteuergesetzes zu be- handeln, um auf diesem Wege eine Gesamtlösung auch für das Hotel- und Gaststättengewerbe zu erreichen. Veronika Bellmann (CDU/CSU): Ich stimme dem Gesetz zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums (Wachstumsbeschleunigungsgesetz) nur unter der Be- dingung zu, dass die im Koalitionsvertrag zugesagte Kommission zur Überprüfung der Mehrwertsteuersätze schnellstmöglich ihre Arbeit aufnimmt. Vom Beherbergungsgewerbe erwarte ich zumindest eine freiwillige Selbstverpflichtung zur Weitergabe der Steuererleichterungen in Form von Preisvorteilen, eine entsprechende Investitionstätigkeit sowie eine angemes- sene Entlohnung der Angestellten, gegebenenfalls einen branchenbezogenen Mindestlohn. Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU): Die Folgen der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland sind noch nicht über- wunden. In dieser sehr ernsten und beispiellosen wirt- schaftlichen Gesamtsituation setzt die neue Bundesre- gierung mit dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz als Sofortmaßnahme neue Impulse für einen stabilen und dynamischen Aufschwung. Mittels einer nachhaltigen, wachstumsorientierten Steuerpolitik mit einem jährlichen Entlastungsvolumen von insgesamt rund 8,5 Milliarden Euro durch gezielte Korrekturen im Bereich der Unternehmensteuer und der Erbschaftsteuer sowie der zusätzlichen Förderung von Familien mit Kindern beschleunigen wir den Weg aus der Krise. Darüber hinaus nimmt das Gesetz in Art. 12 und Art. 13 Bezug auf umweltpolitische Themen. In Art. 12 berichtigt das Gesetz die investitionshemmende rückwir- kende Senkung der Vergütung modularer Anlagen zur Erzeugung erneuerbaren Stroms. Es leistet damit einen unverzichtbaren Beitrag zur Investitionssicherheit als Voraussetzung zum weiteren Ausbau erneuerbarer Ener- gien. In Art. 13 modifiziert das Gesetz die Förderung von Biokraftstoffen und sieht das Aussetzen der nach aktuel- l B 2 S d k d g W g r d g s s z u m C s z t s B w E B z b s d K g v d I W v S u e t b V B j B e c a s i l g (C (D er Gesetzeslage vorgesehenen Steuererhöhungen für iodiesel und Pflanzenölkraftstoff für die Jahre 2010 bis 012 vor. Damit wird eine weitere Verschlechterung der ituation verhindert; es ist aber nur ein erstes Signal, um em Verlust der Wettbewerbsfähigkeit von reinen Bio- raftstoffen in Deutschland zu begegnen. Diese Maßnahmen unterstütze ich uneingeschränkt; enn sie sind konjunkturgerecht, rasch wirksam und sor- en für einen dauerhaften, belebenden Anstoß für das achstum. Durch eine rasche Verabschiedung am heuti- en Tage kann noch in diesem Jahr der Bundesrat er- eicht und das Gesetz zum 1. Januar 2010 wirksam wer- en. Ich stimme dem Gesetzentwurf zu, weise aber auf fol- ende Notwendigkeiten in Bezug auf Art. 13 (Biokraft- toffe) hin: Um auch im Bereich der Mobilität den Aus- toß von CO2 zu reduzieren, die Abhängigkeit vom Öl u verringern und die Verbraucherpreise für Industrie nd Privathaushalte akzeptabel zu erhalten, ist im kom- enden Jahr – entsprechend dem Koalitionsvertrag von DU, CSU und FDP – ein Neubeginn in der Biokraft- toffstrategie zu vollziehen. Der Koalitionsvertrag sagt u, die Wettbewerbsfähigkeit für die heimische Produk- ion von Biokraftstoffen auch unter steuerlichen Ge- ichtspunkten zu erhalten, die Planungssicherheit für die ranche zu gewährleisten und den Biokraftstoffmarkt ieder zu beleben. Deshalb soll die Einführung von -10-Kraftstoff gemäß Koalitionsvertrag auf freiwilliger asis und als zusätzliches Angebot mit klarer Kenn- eichnung ermöglicht werden und die Höhe der Steuer- egünstigungen für Biokraftstoffe spätestens 2013 nach pezifischen CO2-Reduktionspotenzialen ausgelegt wer- en. Dazu macht die am 1. November 2009 bereits in raft getretene Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung ute Vorgaben. Josef Göppel (CDU/CSU): Erstens. Im Koalitions- ertrag haben sich Union und FDP darauf verständigt, en „Markt für reine Biokraftstoffe wieder zu beleben“. n Art. 13, Änderung des Energiesteuergesetzes, des achstumsbeschleunigungsgesetzes ist allerdings nur orgesehen, die ab 1. Januar 2010 vorgesehenen neuen teuerstufen für reine Biokraftstoffe auszusetzen. Das Aussetzen weiterer Steuerstufen reicht nicht aus, m eine Wiederbelebung des Reinkraftstoffmarktes zu rreichen. Der Verbrauch von Biodiesel ist in den Mona- en Januar bis April 2009 um 60 Prozent und der Ver- rauch von Pflanzenöl um 72 Prozent gegenüber dem orjahreszeitraum zurückgegangen. Auch der aktuelle iokraftstoffbericht der Bundesregierung stellt bei der etzigen Besteuerung eine klare Unterkompensation von iokraftstoffen fest. Nachdem der Markt bei einer Steu- rbelastung von rund 18 Cent pro Liter zusammengebro- hen ist, lässt er sich mit einer Beibehaltung dieses Satzes uch nicht wiederbeleben. Eine Absenkung der Steuer- ätze ist zwingend geboten, um die deutschen Klimaziele m Verkehrssektor zu erreichen und die Wertschöpfung in ändlichen Räumen zu fördern. Zweitens. Die im Wachstumsbeschleunigungsgesetz eschätzten Steuerausfälle für 2010 in Höhe von Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009 805 (A) ) (B) ) 52 Millionen Euro legen eine B-100-Menge von etwa 780 000 Tonnen zugrunde; dies ist bei Beibehaltung der aktuellen Besteuerung völlig unrealistisch. Tatsächlich werden bei gleichbleibender Steuerhöhe keine Minder- einnahmen im Vergleich zu 2009 auftreten. Drittens. Pflanzen für Reinkraftstoffe werden in Deutschland innerhalb der Fruchtfolge angebaut. Sie ha- ben keine Vorbelastungen aus Rodungen und erbringen deshalb eine mehr als 50-prozentige CO2-Reduktion. Damit übertreffen sie schon jetzt die ab 2017 geltende Mindestnorm der Nachhaltigkeitsverordnung. Viertens. Im Koalitionsvertrag ist weiterhin festge- legt, die Höhe der Steuerbegünstigungen spätestens 2013 nach spezifischen CO2-Reduktionspotenzialen aus- zulegen. Der Gesetzentwurf sieht aber nun ab 1. Januar 2013 die volle Besteuerung von Pflanzenkraftstoffen vor. Fünftens. Der Gesetzentwurf verletzt auch das Ver- trauen der Bürger in den Staat. Die vollständige Steuer- befreiung für Reinkraftstoffe war in der 15. Legislatur- periode bis 2009 gesetzlich festgelegt worden. Durch das vorzeitige Einsetzen der Besteuerung ab 2006 wur- den zahlreiche mittelständische Unternehmen in den Bankrott getrieben, die im Vertrauen auf eine klare ge- setzliche Vorgabe investiert hatten. Das kann ich nicht hinnehmen. Ich stimme deshalb gegen den Entwurf des Gesetzes zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums. Er wi- derspricht in Art. 13, Änderung des Energiesteuergeset- zes, der klaren Zielsetzung des Koalitionsvertrages. Es kann nicht sein, dass die Koalition schon mit ihrem ers- ten Gesetz eindeutige umweltpolitische Festlegungen gegenteilig entscheidet. Roderich Kiesewetter (CDU/CSU): Dem Gesetz- entwurf des Wachstumsbeschleunigungsgesetzes stimme ich zu. Er setzt zur schnellstmöglichen Überwindung des Einbruchs des wirtschaftlichen Wachstums durch zahl- reiche Maßnahmen neue Impulse für einen stabilen und dynamischen Aufschwung. Allerdings halte ich die in Art. 5 enthaltene Einräu- mung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von 7 Pro- zent an das Beherbergungsgewerbe aus den folgenden Gründen für unzweckmäßig: Erstens. Dem 20-seitigen Katalog der ermäßigten Mehrwertsteuersätze fehlt ein ganzheitlich nachvollzieh- barer Ansatz. Er enthält zahlreiche Wertungswidersprü- che: Skilifte ermäßigt – Babywindeln voll, Tierfutter er- mäßigt – Arzneimittel voll, Hummer und Trüffel ermäßigt – Mineralwasser voll. Jetzt kommt mit den Be- herbergungsleistungen bis hin zum Luxushotel eine wei- tere nicht nachvollziehbare Ermäßigung dazu. Notwen- dig wäre eine systematische Gesamtreform. Zweitens. Der Begriff Beherbergungsleistungen soll eng ausgelegt werden, um die Steuermindereinnahmen in Grenzen zu halten. Deshalb sollen alle Nebenleistun- gen wie Hotelfrühstück, Minibar, TV, Telefon, Schwimmbad, Sauna, Wellness und Ähnliches nicht be- g S h A r s d g b 1 7 b A M e n K e a d j w o g w d d b M m m z G d u e n w g n t e G w S K n e k z s (C (D ünstigt sein. Künftig muss jeder Schwimmbad- oder aunabesuch genau registriert werden, da er einem öheren Umsatzsteuersatz unterliegt. Dies führt zu bgrenzungsschwierigkeiten, und die meisten Hotel- echnungen werden künftig zwei verschiedene Umsatz- teuersätze enthalten müssen. Drittens. Geschäftsreisen werden deutlich teurer, enn verschiedene Branchen haben bereits zu erkennen egeben, die Steuerentlastung nur bedingt weiterzuge- en. Bisher konnten Unternehmen bei Geschäftsreisen 9 Prozent Vorsteuer geltend machen, künftig nur noch Prozent. Viertens. Neue bürokratische Auswüchse drohen auch ei der Lohn- und Einkommensteuer: Bisher konnten rbeitgeber bei einheitlichen Gesamtrechnungen ihren itarbeitern Übernachtungen und Frühstück steuerfrei rstatten, und nach R 9.7 Lohnsteuerrichtlinie wurden ur pauschale 4,80 Euro für das Frühstück abgezogen. ünftig muss wegen des unterschiedlichen Umsatzsteu- rsatzes das Frühstück in der Hotelrechnung gesondert usgewiesen werden. Steuerfrei erstattet werden können ann nur noch die reinen Übernachtungskosten, während edes Frühstück über 4,80 Euro vom Arbeitnehmer ent- eder aus versteuertem Arbeitslohn selbst getragen der, sofern vom Arbeitgeber getragen, als zur Verfü- ung gestellte Leistung versteuert werden muss. Ebenso erden zusätzliche Sozialbeiträge fällig. Manfred Kolbe (CDU/CSU): Dem Gesetzentwurf es Wachstumsbeschleunigungsgesetzes stimme ich zu, a er zur schnellstmöglichen Überwindung des Ein- ruchs des wirtschaftlichen Wachstums durch zahlreiche aßnahmen neue Impulse für einen stabilen und dyna- ischen Aufschwung setzt. Allerdings lehne ich die in Art. 5 enthaltene Einräu- ung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von 7 Pro- ent an das Beherbergungsgewerbe aus den folgenden ründen ab: Erstens. Bereits jetzt entbehrt der 20-seitige Katalog er ermäßigten Mehrwertsteuersätze jeder inneren Logik nd enthält Wertungswidersprüche im Dutzend: Skilifte rmäßigt – Babywindeln voll, Tierfutter ermäßigt – Arz- eimittel voll, Hummer und Trüffel ermäßigt – Mineral- asser voll. Jetzt kommt mit den Beherbergungsleistun- en bis hin zum Luxushotel eine weitere nicht achvollziehbare Ermäßigung. Notwendig wäre eine sys- ematische Gesamtreform statt weiterem Stückwerk. Zweitens. Der Begriff Beherbergungsleistungen soll ng ausgelegt werden, um die Steuermindereinnahmen in renzen zu halten. Deshalb sollen alle Nebenleistungen ie Hotelfrühstück, Minibar, TV, Telefon, Schwimmbad, auna, Wellness und Ähnliches nicht begünstigt sein. ünftig muss jeder Schwimmbad- oder Saunabesuch ge- au registriert werden, da er einem höheren Umsatzsteu- rsatz unterliegt. Dies führt zu Abgrenzungsschwierig- eiten, und die meisten Hotelrechnungen werden künftig wei verschiedene Umsatzsteuersätze enthalten müssen. Drittens. Wegen der unterschiedlichen Umsatzsteuer- ätze bei Übernachtung und Nebenleistungen müssen die 806 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009 (A) ) (B) ) Preise hierfür künftig realitätsgerecht angesetzt werden, da bei einem Frühstück für etwa 99 Cent wohl eine Steu- erhinterziehung vorliegt. Betriebsprüfern wird hier ein weites Arbeitsfeld geöffnet, und die Steuerpflichtigen werden wohl mit zusätzlichen BMF-Schreiben zum „verdeckten Frühstück“ in Anlehnung an die verdeckte Gewinnausschüttung beglückt werden; so Professor Homburg in der Sachverständigenanhörung. Viertens. Nebenbei werden Geschäftsreisen für die Wirtschaft deutlich teurer, denn die Branche hat bereits zu erkennen gegeben, die Steuerentlastung nur bedingt weiterzugeben. Bisher konnten Unternehmen bei Ge- schäftsreisen 19 Prozent Vorsteuer geltend machen, künftig nur noch 7 Prozent. Fünftens. Neue bürokratische Auswüchse drohen auch bei der Lohn- und Einkommensteuer: Bisher konn- ten Arbeitgeber bei einheitlichen Gesamtrechnungen ih- ren Mitarbeitern Übernachtung und Frühstück steuerfrei erstatten, und nach R 9.7 Lohnsteuerrichtlinie wurden nur pauschale 4,80 Euro für das Frühstück abgezogen. Künftig muss wegen des unterschiedlichen Umsatzsteu- ersatzes das Frühstück in der Hotelrechnung gesondert ausgewiesen werden. Steuerfrei erstattet werden können dann nur noch die reinen Übernachtungskosten, während jedes Frühstück über 4,80 Euro vom Arbeitnehmer ent- weder aus versteuertem Arbeitslohn selbst getragen oder, sofern vom Arbeitgeber getragen, als zur Verfü- gung gestellte Leistung versteuert werden muss. Ebenso werden zusätzliche Sozialbeiträge fällig. Steuervereinfa- chung sieht anders aus! Dr. Norbert Lammert (CDU/CSU): Dem Wachs- tumsbeschleunigungsgesetz stimme ich zu: Es vermittelt Impulse für ein möglichst stetiges Wachstum unserer Volkswirtschaft, die eine schnelle Überwindung der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise befördern sol- len. Die in Art. 5 vorgesehene Ermäßigung des allgemei- nen Mehrwertsteuersatzes für das Beherbergungsge- werbe lehne ich ab. Sie ist steuersystematisch willkür- lich, in der Abgrenzung verbundener Leistungen nicht praktikabel, schafft zusätzliche Bürokratie und unsinnige Einkommenseffekte. Eine „Wachstumsbeschleunigung“ ist von dieser Regelung nicht zu erwarten. Dr. Carsten Linnemann (CDU/CSU): Das Wachs- tumsbeschleunigungsgesetz ist vom Ansatz her richtig und muss jetzt ohne Zeitverzug auf den Weg gebracht werden. Insbesondere die geplanten Erleichterungen bei der Unternehmensteuer betrachte ich als sinnvoll und zielführend. Kritisch sehe ich allerdings die im Wachstumsbe- schleunigungsgesetz vorgesehene Umsatzsteuerermäßi- gung für Beherbergungsleistungen im Hotelgewerbe, die nach meiner festen Überzeugung nicht dazu geeignet ist, Wachstum zu generieren. Vielmehr wird ein neuer Aus- nahmetatbestand in unserem Steuerrecht geschaffen, der e t c i w d a w G p s D U i k W S i h f m D r b g H u B n s d n g r s t d f f B d V e M w e W B s h s d z (C (D inzig und allein Partikularinteressen bedient. Gleichzei- ig werden andere Branchen dazu ermuntert, mit ähnli- hen Wünschen an den Gesetzgeber heranzutreten. So st schon heute absehbar, dass beispielsweise das Hand- erk die Diskussion um die Ausweitung des Anwen- ungsbereichs des ermäßigten Umsatzsteuersatzes auf rbeitsintensive Dienstleistungen wieder aufleben lassen ird. Ein weiteres entscheidendes Argument gegen die im esetz vorgesehene Steuerermäßigung ist die Verkom- lizierung des Steuerrechts. Gerade unser Umsatzsteuer- ystem ist völlig undurchschaubar und ein absurdes urcheinander von regulären und ermäßigten Sätzen. nser Ziel sollte es daher vielmehr sein, dieses System n Gänze auf den Prüfstand zu stellen und ein Gesamt- onzept zu entwickeln. Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU): Der Entwurf des achstumsbeschleunigungsgesetzes korrigiert an etlichen tellen gesetzliche Detailregelungen, die von der Union n der Großen Koalition um des Kompromisses willen ingenommen werden mussten. Das gilt zum Beispiel ür das Erbschaftsteuerrecht – unter anderem Lohnsum- enregel, Behandlung naher Verwandter wie fremde ritte – oder das Unternehmensteuerrecht – unter ande- em Zinsschranke und Verlustabzug. Korrekturbedarf estand etwa auch hinsichtlich der rückwirkenden Ein- riffsregelung beim Anlagenbegriff im EEG. Vor dem intergrund, dass es sich hier um ein Artikelgesetz mit nterschiedlichsten Themenbereichen handelt, trifft die ezeichnung „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“ jedoch icht an sämtlichen Punkten den Kern des gesetzgeberi- chen Anliegens. Speziell den Bereich Biokraftstoffe betrifft Folgen- es: Mit Art. 13 des Entwurfs des Wachstumsbeschleu- igungsgesetzes – betrifft: Änderung des Energiesteuer- esetzes – wird die vorgesehene höhere Besteuerung von einen Biokraftstoffen zeitweilig ausgesetzt. Dies ist in- ofern richtig, als sich die Union und FDP im Koali- ionsvertrag die Aufgabe gesetzt haben, den Markt für ie reinen Biokraftstoffe wiederzubeleben. Allerdings ist estzuhalten, dass allein das Aussetzen weiterer Steuerstu- en nicht ausreichen wird, um eine Wiederbelebung des iokraftstoffmarktes herbeizuführen – dies insbesondere ann nicht, wenn am Ende das Damoklesschwert der ollbesteuerung weiter im Raum steht. Es ist insofern in erster Schritt getan, um eine weitere Schädigung des arktes zu verhindern. Für die notwendige und ge- ünschte Revitalisierung des Reinkraftstoffmarktes ist ine neue Biokraftstoffstrategie unabdingbar. Vor diesem Hintergrund stimme ich dem Entwurf des achstumsbeschleunigungsgesetzes insgesamt zu. Im ereich des Art. 13 des Entwurfs des Wachstumsbe- chleunigungsgesetzes weise ich aber explizit darauf in, dass der im Koalitionsvertrag niedergelegten Ziel- etzung der Wiederbelebung des Biokraftstoffmarktes amit noch nicht Rechnung getragen wurde und unver- üglich weitere Schritte folgen müssen. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009 807 (A) ) (B) ) Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Johannes Vogel (Lüdenscheid) und Florian Toncar (beide FDP) zur namentli- chen Abstimmung über den Entwurf eines Ge- setzes zur Beschleunigung des Wirtschafts- wachstums (Wachstumsbeschleunigungsgesetz) (Tagesordnungspunkt 13 a) Das System der ermäßigten Mehrwertsteuersätze ist ein undurchschaubares Dickicht und für die meisten Bürgerinnen und Bürger völlig unverständlich. Deshalb ist es richtig, dass sich die Regierungskoalition mit der Systemumstellung bei der Umsatzsteuer sowie dem Ka- talog der ermäßigten Mehrwertsteuersätze befassen wird. Das Vorziehen der Beschäftigung mit einzelnen Ausnahmetatbeständen und damit die Absenkung des Umsatzsteuersatzes für Beherbergungsleistungen im Ho- tel- und Gastronomiegewerbe halten wir jedoch für be- dauerlich. Das Wachstumsbeschleunigungsgesetz bündelt eine Reihe von überfälligen und notwendigen Maßnahmen, um kurzfristig neue Impulse für einen stabilen und dyna- mischen Aufschwung zu setzen. Mehr Wachstum und damit mehr Arbeitsplätze zu ermöglichen, ist ein vor- dringliches Ziel dieser Regierungskoalition. Daher ist es entscheidend, dass die Koalitionsfraktionen das Wachs- tumsbeschleunigungsgesetz in Gänze tragen. Deshalb stimmen wir dem Gesetz trotz meiner Be- denken bei einer der Maßnahmen aus übergeordneten Motiven zu. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Aschenberg-Dugnus, Sebastian Blumenthal, Dr. Christel Happach- Kasan und Dr. h. c. Jürgen Koppelin (alle FDP) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums (Wachstumsbeschleuni- gungsgesetz) (Tagesordnungspunkt 13 a) Wir begrüßen ausdrücklich die Zielsetzung des Wachs- tumsbeschleunigungsgesetzes und unterstützen alle im Gesetz vorgesehenen Maßnahmen, die insbesondere zu Steuersenkungen führen. Dieses Gesetz dient dazu, eine notwendige Wachstumspolitik in Deutschland zu fördern. Nur mit Wachstum können langfristig die Einnahmen des Bundes verbessert werden. Wir werden diesem Gesetz zustimmen. Wir verbinden mit unserer Zustimmung jedoch die Auffassung, dass die finanzielle Belastung der Bundes- länder bis zur Entscheidung im Bundesrat noch abgemil- dert werden kann. Mit großer Sorge sehen wir insbesondere, dass mit diesem Gesetz die Belastung unseres Bundeslandes Schleswig-Holstein in einer finanziellen Höhe erfolgt, die den Haushalt des Landes übermäßig belastet. b c d s E g S a z d a S b h w d B A t m F s o i c k U A s F k „ l s i A s s w S d (C (D Das Land Schleswig-Holstein hat sich verpflichtet, is 2020 einen ausgeglichenen Landeshaushalt zu errei- hen. Die CDU/FDP-Landesregierung bekennt sich zu iesem Ziel, und wir wollen sie dabei unterstützen. Die- es Ziel, kann jedoch nur erreicht werden, wenn durch ntscheidungen des Bundes nicht zusätzliche Belastun- en für den Landeshaushalt eintreten. Wir erwarten, dass der Bund seine Zusage, das Land chleswig-Holstein bei der Erreichung des Ziels eines usgeglichenen Landeshaushalts bis 2020 zu unterstüt- en, einhält und durch die zusätzlichen Belastungen mit em Wachstumsbeschleunigungsgesetz nicht einseitig ufkündigt. Wir bleiben auch bei unserer Forderung, dass unser teuersystem einfach, niedrig und gerecht sein soll. Da- ei darf die Reduzierung des Umsatzsteuersatzes für Be- erbergungsleistungen im Hotel- und Gastronomiege- erbe nicht zu einem erhöhten Bürokratieaufwand in iesen Unternehmen führen. Negative Folgen für andere ranchen müssen ebenfalls ausgeschlossen werden. Unsere Bedenken bleiben. nlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Horst Meierhofer, Rainer Erdel, Jimmy Schulz und Dr. Edmund Peter Geisen (alle FDP) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Beschleunigung des Wirt- schaftswachstums (Wachstumsbeschleunigungs- gesetz) (Tagesordnungspunkt 13 a) Die Bundesrepublik Deutschland hat sich verpflich- et, bis 2020 den Anteil erneuerbarer Energien am Pri- ärenergieverbrauch auf 20 Prozent zu steigern. Die örderung biogener Kraftstoffe dient diesem Ziel. Sie ind wie auch Strom aus erneuerbaren Energien bis jetzt hne Förderung nicht wettbewerbsfähig. Ihre Nutzung st ökologisch und ökonomisch sinnvoll und notwendig. In der letzten Legislaturperiode hat die gesamte Bran- he durch die Einführung einer Sondersteuer auf Bio- raftstoffe einen massiven Einbruch erlitten, sodass viele nternehmen Konkurs anmelden mussten und zahlreiche rbeitsplätze verloren gingen. Vor dem Hintergrund die- er Fehlentwicklung wurde im Koalitionsvertrag von DP, CDU und CSU eine Wiederbelebung des Reinbio- raftstoffmarktes festgeschrieben. Wörtlich heißt es: Wir wollen den Markt für reine Biokraftstoffe wiederbe- eben und werden dafür einen Gesetzentwurf mit Wirk- amkeit zum 1. Januar 2010 vorlegen.“ Die Biokraftstoffbranche ist mittelständig geprägt und st insbesondere in den ländlichen Räumen ein wichtiger rbeitgeber. Das heute zu beschließende Wachstumsbe- chleunigungsgesetz enthält mit dem Einfrieren der Be- teuerung statt der im Energiesteuergesetz vorgesehenen eiteren Erhöhung der Steuer lediglich einen ersten chritt zur Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit er biogenen Kraftstoffe. Das ist nicht ausreichend und 808 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009 (A) ) (B) ) keine vollständige Umsetzung des Koalitionsvertrages. Deshalb stimmen wir dem Wachstumsbeschleunigungs- gesetz nur zu, weil die weiterhin notwendige Steuerab- senkung für reine Biokraftstoffe für den Beginn des Jah- res 2010 fest vereinbart ist. Anlage 6 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Sechs- ten Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch (Tagesordnungspunkt 15 a) Manfred Kolbe (CDU/CSU): Dem Gesetzentwurf kann ich nicht zustimmen, da angesichts der schwierigen Haushaltslage vieler Kammern diesen weitere Belastun- gen nicht zumutbar sind. Die Rückführung des Bundes- zuschusses von 26,0 Prozent 2009 auf nur noch 23,6 Prozent 2010 führt aber zu einer solchen Mehrbe- lastung. Ingbert Liebing (CDU/CSU): Dem Entwurf eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch stimme ich nur mit Bedenken zu. Dem Vierten Gesetz zur Änderung des Zweiten Bu- ches Sozialgesetzbuch hatte ich in der Sitzung des Deut- schen Bundestages am 25. Juni 2008 nicht zugestimmt. Damals hatte ich zwar anerkannt, dass der damalige Ge- setzentwurf Bestandteil einer Paketlösung des Vermitt- lungsausschusses ist, mit dem zugleich das Wohngeld angehoben und die Bundesleistungen für die Grundsi- cherung im Alter (Sozialgesetzbuch XII) dynamisiert auf angemessenem Niveau gesichert werden. Allerdings habe ich mich seinerzeit dagegen gewandt, dass der ak- tuelle Berechnungsmaßstab für die Bundesbeteiligung an den Kosten der Unterkunft über das Jahr 2010 hinaus auf Dauer festgeschrieben wird. Diese Entfristung habe ich für nicht sachgerecht empfunden, da die Bemes- sungsgrundlage nach Zahl der Bedarfsgemeinschaften kein die kommunalen Belange angemessen berücksichti- gender Maßstab ist. Ich hätte eine Korrektur im Jahr 2010 für sachgerecht empfunden. Diese Chance besteht heute nicht mehr, nachdem im Jahr 2008 die Entfristung durch den Deutschen Bundes- tag mit Zustimmung des Bundesrates erfolgt ist. Insofern handelt es sich bei dem Sechsten Gesetz zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch lediglich um die rechtstechnische Aktualisierung auf der Basis eines fest- stehenden Bemessungsgrundsatzes. Dieser Logik fol- gend stimme ich dem vorliegenden Gesetzentwurf zu. Allerdings erwarte ich, dass im Rahmen eines Ge- samtpaketes eine Überprüfung des angemessenen Be- messungsmaßstabes für eine Bundesbeteiligung an den Kosten der Unterkunft erfolgt. Der aktuelle Bemessungsmaßstab bildet Be- und Ent- lastungen nicht gerecht ab. Der Vergleich des Jahres 2007 mit den angenommenen Daten für das Jahr 2010 zeigt, dass die Gesamtausgaben für Kosten der Unter- k d w W s g d s U S f D w z a a t ü b A t g A t G n (C (D unft um 2,2 Milliarden Euro steigen. Allerdings steigen ie kommunalen Ausgaben um 2,8 Milliarden Euro, ährend der Bund 632 Millionen Euro weniger erstattet. enn der kommunale Anteil stärker steigt als die Ge- amtkosten, kann dies hinsichtlich der Bundesbeteili- ung kein gerechter Maßstab sein. Ich erwarte deshalb eine ausstehende Überprüfung er Bemessungsgrundlage. Die Koalitionsparteien haben ich im Koalitionsvertrag vorgenommen, die Kosten der nterkunft transparent und rechtssicher auszugestalten. o sollen Energie- und Nebenkosten sowie gegebenen- alls die Kosten der Unterkunft pauschaliert werden. iese Gesamtüberprüfung des Systems sollte genutzt erden, um zu einem gerechten Interessenausgleich wischen Bund und Kommunen zu gelangen. Dies ist uch vor dem Hintergrund notwendig, dass sich die Ko- litionspartner vorgenommen haben, die Finanzausstat- ung der Kommunen in einer Kommission generell zu berprüfen. Zielsetzung bleibt ein Bemessungsmaßstab, in dem eide Partner, Bund und Kommunen, gemeinsam ihren nteil an den nicht beeinflussbaren Kostenbestandteilen ragen. Nur in diesem Gesamtkontext stimme ich dem vorlie- enden Gesetzentwurf mit Bedenken zu. nlage 7 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzende des Haushaltsausschusses hat mitge- eilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der eschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der achstehenden Vorlage absieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2009 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 12 25 Titel 632 01 – Wohngeld nach dem Wohngeldgesetz – bis zur Höhe von 120 Mio. Euro – Drucksachen 17/8, 17/28 Nr. 1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2009 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 11 13 Titel 636 22 – Erstattung von Aufwendungen der Deutschen Rentenversicherung Bund aufgrund der Überführung von Zusatzversor- gungssystemen in die Rentenversicherung in den neuen Ländern (einschl. ehemaliges Ost-Berlin) – bis zur Höhe von 32 Mio. Euro – Drucksachen 17/43, 17/85 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2009 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 11 13 Titel 636 82 – Zuschuss des Bundes an die allgemeine Rentenversicherung in den neuen Ländern (einschließlich ehemaliges Ost-Berlin) – bis zur Höhe von 43 Mio. Euro – Drucksachen 17/49, 17/85 Nr. 1.3 – 10. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gregor Gysi


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-

    ege Thiele, uns können Sie nicht gemeint haben. Wir
    aben schon gegen die Steuergesetze der Großen Koali-
    ion protestiert; das ist bei uns nichts Neues. Wenigstens
    as müssen Sie uns zubilligen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    bgesehen davon sage ich zu diesem Wachstumsbe-
    chleunigungsgesetz, dass es eigentlich nur Wachstum
    ür Reiche bringt, diesbezüglich beschleunigt es auch,
    ber von einem sozialen Ausgleich oder von einer Bele-
    ung der Wirtschaft kann überhaupt keine Rede sein.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009 735


    (A) )



    (B) )


    Dr. Gregor Gysi
    Wir haben nachher noch einen Tagesordnungspunkt
    zur Kreditklemme, aber eines, Frau Bundeskanzlerin,
    will ich schon jetzt dazu sagen: Sie haben ja einen netten
    Krisengipfel organisiert. Ich finde es auch richtig, dass
    Sie Herrn Ackermann eingeladen haben. Völlig richtig
    finde ich, dass er diesmal nicht bestimmen durfte, wen
    Sie sonst noch einladen, sondern dass Sie das selbst ent-
    schieden haben.


    (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Aber herausgekommen ist dabei nun wirklich gar nichts,
    außer dass auf freiwilliger Basis etwas geschehen soll.
    Wie Banken sich an etwas auf freiwilliger Basis halten,
    haben wir in den letzten Jahren erfahren. Im Übrigen
    sind die Banken zum Teil wieder reich. Welche Gehälter,
    welche Boni die schon wieder ihren Managern zahlen!
    Gleichzeitig vergeben sie so gut wie keine Kredite, aber
    verlangen Zinsen für Überziehungskredite und anderes.
    Das alles ist eine Unverschämtheit. Ich finde, dass Sie da
    eingreifen müssen. Wenn wir diesbezüglich Bundes-
    eigentum hätten, könnten wir die Verantwortung ganz
    anders organisieren und vor allen Dingen die Kredit-
    klemme auflösen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Sachverständigen behaupten, dass es bis zu
    40 000 Insolvenzen im nächsten Jahr geben kann. Das
    wird für diese Bundesrepublik Deutschland teuer.

    Bevor ich zu Ihrem Gesetzentwurf komme, noch zu
    etwas anderem. Herr Brüderle ist ja leider bei der Ab-
    stimmung über einen für die Wirtschaft so wichtigen Ge-
    setzentwurf nicht anwesend; so wichtig scheint der Ge-
    setzentwurf dann doch nicht zu sein. So viel sage ich
    Ihnen: Herr Brüderle hat die Aufnahme eines Mindest-
    lohns in das Entsendegesetz in Höhe von 8,02 Euro für
    die Abfall- und Entsorgungswirtschaft blockiert. Die
    FDP sagt immer, das gehe nicht, Mindestlöhne würden
    Schaden anrichten. Ich habe, ehrlich gesagt, nie verstan-
    den, welchen Schaden, außer dass es mehr sozialen Aus-
    gleich gibt.

    Sie erklären immer, dass Sie im Koalitionsvertrag
    vereinbart haben, dass Sie gegen sittenwidrige Löhne
    sind. Das hätten Sie nicht zu vereinbaren brauchen, weil
    das durch die Rechtsprechung längst feststand.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Jetzt will ich Ihnen ein Beispiel nennen, um es konkret
    zu machen: In Sachsen gibt es einen Tariflohn für Fri-
    seusen, bei dem in der untersten Lohngruppe pro Stunde
    3,06 Euro vorgesehen sind.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Tariflohn!)


    Jetzt sagen Sie, sittenwidrig sei für Sie, wenn weniger
    als zwei Drittel davon gezahlt werden, das heißt weniger
    als 2,14 Euro. Der Durchschnittslohn einer Friseuse in
    Sachsen beträgt 5,16 Euro pro Stunde. Nach Ihrer Mei-
    nung wäre demnach ein Lohn unter 3,61 Euro sittenwid-
    rig. Ich sage Ihnen: Das Einzige, was daran sittenwidrig
    ist, ist die FDP mit ihren Auffassungen.

    D

    g
    d
    g
    p
    s
    d
    b
    b
    n
    v

    v
    d
    r
    k
    t
    t
    t
    d

    D
    d
    v
    S
    t
    z
    z

    s
    D
    F
    H
    S
    n
    f
    K

    N



    s

    (C (D (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    as geht nämlich nicht.

    Jetzt steht im Koalitionsvertrag – da wird mir schon
    anz schlecht –, dass Sie alle bisher vereinbarten Min-
    estlöhne 2011 überprüfen wollen. Früher hätte ich ja
    edacht: Die Union sagt dazu Nein, und so eine Über-
    rüfung findet nicht statt. Aber da ich feststelle, dass
    ich die FDP in der Koalition immer gegen die Union
    urchsetzt, bin ich da sehr wankelmütig geworden und
    efürchte, dass Sie die Mindestlöhne, die schon verein-
    art sind, wieder aufheben. Aber das – das sage ich Ih-
    en – wirft die Gesellschaft auseinander. Ich warne Sie
    or diesem Schritt.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Jetzt wollen Sie eine Gesamtsteuerentlastung in Höhe
    on 21 Milliarden Euro beschließen. 13 Milliarden Euro
    avon gehen übrigens noch auf Union und die SPD zu-
    ück; damit hat die FDP gar nichts zu tun. Der Rest
    ommt jetzt von Union und FDP. Es wird immer so ge-
    an, als ob die 13 Milliarden Euro ein riesiges Investi-
    ionsprogramm wären. In Wirklichkeit ist das zum größ-
    en Teil nichts anderes als die Umsetzung eines Urteils
    es Bundesverfassungsgerichts.


    (Joachim Poß [SPD]: So ist es!)


    enn das Bundesverfassungsgericht hat entschieden,
    ass die Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflege-
    ersicherung steuerabzugsfähig sein müssen. Das haben
    ie gemacht; das ist alles. Es ist keine gewaltige Leis-

    ung, ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts umzuset-
    en. Dann haben Sie beschlossen, den Grundfreibetrag
    u erhöhen; das ist nicht ausreichend, aber vernünftig.

    Was macht nun Schwarz-Gelb? Sie haben beschlos-
    en, die Steuerfreibeträge für Kinder zu erhöhen.
    azu ist hier schon einiges gesagt worden. Ich habe eine
    rage an Sie: Was machen Sie mit den 40 Prozent der
    aushalte, die so wenig verdienen, dass sie gar keine
    teuern zu zahlen brauchen oder sie nicht zahlen kön-
    en? Mit anderen Worten: Haben sie von Ihren Steuer-
    reibeträgen etwas? Was bekommen die von dieser
    oalition?


    (Dr. Daniel Volk [FDP]: Haben Sie schon mal etwas von der Kindergelderhöhung gehört? Für die erhöhen wir das Kindergeld!)


    icht einen halben Euro! Das ist die Wahrheit.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Daniel Volk [FDP]: So ein Quatsch! Die bekommen doch mehr Kindergeld!)


    Ja, ja.

    Jetzt komme ich zum Kindergeld. Sie wollen be-
    chließen, dass das Kindergeld um 20 Euro erhöht wird.

    736 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009


    (A) )



    (B) )


    Dr. Gregor Gysi

    (Dr. Daniel Volk [FDP]: Ja, genau! So ist es! Schön, dass Sie das auch mal zur Kenntnis nehmen! Es wird auch höchste Zeit!)


    – Ich kriege das schon mit. – Was sagen Sie eigentlich
    den Hartz-IV-Empfängerinnen und Hartz-IV-Empfän-
    gern?


    (Zurufe von der FDP: Oh! Oh!)


    – Ja, da stöhnen Sie, weil die Sie nerven, nicht wahr? Es
    gibt davon aber Millionen in unserer Gesellschaft. Die
    haben auch Kinder. Denen sagen Sie, dass sie nicht einen
    Cent mehr für ihre Kinder bekommen.


    (Beifall der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


    Bei ihnen wird der Betrag vollständig abgezogen. Ich
    kann einer alleinerziehenden Hartz-IV-Empfängerin
    nicht erklären, weshalb Oskar Lafontaine und Gregor
    Gysi für ihre jeweils zwei minderjährigen Kinder mehr
    Geld bekommen, aber sie selbst, die alleinerziehende
    Hartz-IV-Empfängerin, keinen Cent für ihr Kind be-
    kommt. Ich kann das nicht erklären. Sie können es gerne
    versuchen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg van Essen [FDP]: Herr Thiele hat das doch gerade schon gemacht! Da haben Sie aber wohl wieder einmal nicht zugehört!)


    Sie haben die Umsatzsteuer für das Hotelgewerbe
    ermäßigt. Wie ich gehört habe, hat das gar nichts mit
    Klientelpolitik zu tun, sondern nur mit dem Ausland – na
    gut. Ich sage Ihnen dazu Folgendes: Das haben auch wir
    in unserem Wahlprogramm gefordert; das werden Sie
    wahrscheinlich nicht wissen.


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Doch! Das wissen wir! – Gegenruf des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Herr Thiele weiß das!)


    – Sie wissen das?


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Natürlich!)


    – Umso besser. Wie Sie sehen, weiß ich es auch. – Un-
    sere Forderung steht aber in einem ganz anderen Zusam-
    menhang.


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Ja, ja! Sie und Zusammenhang! Von wegen!)


    – Ja. Hören Sie zu. – Wir haben gesagt: Wir brauchen
    den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent für
    Hotels, aber auch für Gaststätten, für rezeptpflichtige
    Arzneien, für das personalintensive Handwerk und für
    Produkte und Dienstleistungen für Kinder. Warum ermä-
    ßigen Sie den Mehrwertsteuersatz nicht für Produkte und
    Dienstleistungen für Kinder? Das wäre ein wichtiger
    Schritt.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das Gleiche gilt für das Handwerk. Warum gilt der er-
    mäßigte Mehrwertsteuersatz nicht für das Handwerk?

    S
    t

    d
    j
    Ü
    f
    f
    h

    U
    2
    d
    n
    S
    D
    d
    u
    d
    w

    e
    v
    t
    n

    W

    5
    s
    w
    R

    W
    S
    d
    d
    V
    s
    b
    d
    w

    a

    (C (D ie ermäßigen den Mehrwertsteuersatz nur für das Hoelgewerbe. Jetzt schildere ich Ihnen diese Regelung einmal aus er Sicht des Inhabers eines kleinen Hotels. Der muss etzt verschiedene Umsatzsteuern berechnen. Für eine bernachtung muss er 7 Prozent, für ein Frühstück und ür Wellness muss er 19 Prozent berechnen. Er muss daür einen Buchhalter einstellen. Das ist alles, was dabei erauskommt. (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Otto Fricke [FDP]: Das ist doch schon seit Jahrzehnten so! Warum regen Sie sich darüber denn jetzt auf einmal so auf?)


    Sie haben wieder einmal Steuererleichterungen für
    nternehmen beschlossen, in einer Größenordnung von
    ,4 Milliarden Euro. Das kommt natürlich insbesondere
    en größeren Unternehmen zugute. Ich kann dazu nur ei-
    es sagen: Noch nie ist hier in den letzten Jahren ein
    teuergesetz verabschiedet worden, durch das nicht die
    eutsche Bank etwas geschenkt bekommen hat. Kann
    as nicht einmal aufhören? Die Deutsche Bank stürzt
    ns von einer Katastrophe in die nächste, bekommt von
    iesem Bundestag aber nur Geschenke. Vielleicht sollten
    ir diesbezüglich einmal eine andere Politik machen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie haben sich entschieden, Erbinnen und Erben zu
    ntlasten. Das ist doch nicht zu fassen. Sie reden immer
    on Leistung. Was ist denn bei einer Erbschaft die Leis-
    ung? Dass jemand stirbt, mit dem ich verwandt oder
    icht verwandt war, ist alles, was geschieht.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    as soll daran eine Leistung sein?

    Abgesehen davon werden gerade die Erben, die
    0 Millionen Euro oder mehr bekommen, von Ihnen
    teuerlich entlastet. Das ist wirklich wahnsinnig sozial,
    as Sie da machen. Sie begünstigen ausschließlich
    eichtum.


    (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist doch Unsinn, Herr Kollege!)


    Es kommt noch etwas hinzu: Die Professoren
    ieland und Jarass und Herr Borgdorf haben in der

    achverständigenanhörung eindeutig erklärt, dass sie
    iese Regelung für grundgesetzwidrig halten, und zwar
    eshalb, weil Sie die Erbschaft von Unternehmen im
    ergleich zum Vermögen begünstigen. Dazu gibt es
    chon ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Im Hin-
    lick auf die Vermögensteuer wurde entschieden, dass
    as so nicht geht, dass Grundstücke anders bewertet
    erden als Schmuck usw.


    (Dr. Daniel Volk [FDP]: Ja, genau! Das ist eine Bewertungsfrage!)


    Die Sachverständigen haben gesagt: Das werden die
    ussetzen. – Ich sage Ihnen: Das ist auch Ihr Ziel.


    (Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: So ist das!)


    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009 737


    (A) )



    (B) )


    Dr. Gregor Gysi
    Sie wollen gerne, dass diese Regelung für verfassungs-
    widrig erklärt wird. Dann wird eine Frist gesetzt, und es
    wird gesagt: Bis zu diesem Zeitpunkt muss das Ganze
    korrigiert werden. – Dann lassen Sie die Frist verstrei-
    chen,


    (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das wäre Ihre Politik, Herr Kollege!)


    wie Sie es auch bei der Vermögensteuer getan haben,
    und dann gibt es keine Erbschaftsteuer mehr. Das ist das,
    was die FDP will, und die Union lässt sich auch noch
    darauf ein.


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Genau! Bei der Erbschaftsteuerreform 1996 war das ganz ähnlich!)


    Das ist die Wahrheit, mit der wir es zu tun haben.


    (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE], zur FDP gewandt: Erwischt!)


    Ich sage Ihnen: In Deutschland stammen 0,9 Prozent
    der Gesamteinnahmen des Staates aus Einnahmen aus
    der Vermögen- und Erbschaftsteuer. Der OECD-Durch-
    schnitt – hier sind Länder wie Mexiko mit dabei – liegt
    bei 2,3 Prozent. Wir sind diesbezüglich Schlusslicht auf
    dem Erdball. Sie tun aber immer so, als ob wir den Be-
    troffenen sonst was abverlangen würden.


    (Jörg van Essen [FDP]: Ach, Herr Kollege! Das Geld, um das es hier geht, ist vorher doch schon tausendmal versteuert worden! Wie oft denn noch?)


    Das hat mit der Realität nichts zu tun.

    Immer wieder vertreten Sie, Sie ja auch, Herr Thiele,
    die These bzw. die neoliberale Irrlehre, dass diese Art
    von Entlastung zu mehr Wachstum, Beschäftigung und
    Investitionen führt.


    (Birgit Homburger [FDP]: Ja! Das ist auch so!)


    Ich glaube nicht mehr, dass Sie das auch wirklich glau-
    ben; denn die Geschichte beweist das Gegenteil.


    (Beifall bei der LINKEN – Lachen der Abg. Birgit Homburger [FDP])


    Ich denke, Ihnen geht es nur um die Unterstützung be-
    stimmter Bevölkerungsschichten.

    Außerdem erhöhen Sie die Schulden des Bundes, der
    Länder und der Kommunen. Keiner weiß, wer sie bezah-
    len soll. Unsere Kinder? Unsere Enkelkinder? Wie?
    Keine Antworten!

    Ich sage Ihnen: Ihre Antworten kommen, aber leider
    erst nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Wir
    werden nicht müde werden, den Leuten in Nordrhein-
    Westfalen zu erklären, dass nach dieser Wahl Ihre Ant-
    worten kommen. Es wird leider wieder so sein, dass Sie
    die Gleichen begünstigen und die Gleichen benachteili-
    gen.

    l
    P
    d
    s

    I
    m
    m
    B
    k
    P
    n

    d
    i
    ü
    t
    z
    S
    h
    t
    n

    d
    F
    B
    D
    f

    I
    m
    k
    b
    w
    a
    r

    s
    s
    m
    a
    s
    t
    K
    z


    u
    D
    E
    n
    b
    B
    s
    s

    (C (D Es gibt Widerstand aus den unionsgeführten Bundesändern; denn die können sich ja nicht einfach in die leite schicken lassen. Herr Kauder sagt – ich habe das och verstanden? –: Nein, wir kaufen die nicht direkt, ondern indirekt. ch kann Ihnen nur sagen: Ich habe nichts dagegen, dass an diese Wege geht. Das hat Schröder genauso geacht, das haben alle so gemacht. Ich war auch mal für erlin dabei, da haben wir auch etwas bekommen. Ich enne das also. Verstehen Sie: Das ist alles nicht mein roblem. Ich sage Ihnen nur: Mit offener Politik hat das ichts zu tun. Ich sage Ihnen voraus: Die Länder werden ihren Wierstand vergrößern; denn Sie schicken sie, gerade wenn ch an die Schuldenbremse denke, in die Pleite; das ist berhaupt nicht hinnehmbar. Spätestens nach der Landagswahl in Nordrhein-Westfalen werden die Länder das u spüren bekommen. Sagen Sie doch einmal offen, was ie den Ländern schenken wollen, eiern Sie doch nicht erum, spannen Sie uns doch nicht so lange auf die Foler! Sagen Sie doch einmal, was Sie diesbezüglich orgaisieren werden. Die Steuerausfälle werden in die Haushalte der Läner und Kommunen tiefe Löcher schlagen. Das alles hat olgen: weniger Investitionen, weniger Kultur, weniger ildung, weniger Sport, weniger sozialen Ausgleich. as ist nicht hinnehmbar. Ihr Gesetz geht in die völlig alsche Richtung. Was wir wirklich brauchten, ist Steuergerechtigkeit. ch habe Ihnen vorhin aufgezeigt, in welchen Bereichen an den Mehrwertsteuersatz von 19 auf 7 Prozent sen en sollte. Sie können mich zu Recht fragen: Und wie ezahlen? Das könnte ich Ihnen ja nicht vorwerfen, enn wir nicht selbst Vorschläge machten. Wir machen lso Vorschläge, und zwar weil wir wirklich Steuergeechtigkeit wollen. Ich sage Ihnen, was ein Problem in unserer Gesellchaft ist: Den Armen können Sie nichts mehr nehmen; onst müssten sie verhungern. An die Reichen und Verögenden wollen Sie nicht ran, und das machen Sie uch nicht. Sie organisieren, dass die Mitte der Gesellchaft – das sind die Facharbeiterinnen und Facharbeier, das sind die Meisterinnen und Meister, das sind die leinunternehmerinnen und -unternehmer – das alles be ahlt. Nein, passen Sie auf! – Deshalb beschreibt die Kurve nseres Einkommensteuersatzes diesen Steuerbauch: en bezahlen nur diejenigen, die ein durchschnittliches inkommen haben. Gegen diesen Steuerbauch tun Sie ichts. Das wäre aber nötig. Um das tun zu können, rauchen wir einen neuen Spitzensteuersatz, eine neue örsenumsatzsteuer, eine Erhöhung der Körperschaft teuer und endlich eine Vermögensteuer als Millionärteuer. 738 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009 Dr. Gregor Gysi Sie alle – ob nun SPD und Grüne oder Union und SPD oder Union und FDP die Regierung stellen – gehen immer den gleichen Weg: Umverteilung von unten nach oben. (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Sie reden immer den gleichen Unsinn!)


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


    (Zuruf von der FDP: Die entlasten wir doch!)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (A) )


    (B) )


    Ich bin froh, dass es eine Fraktion im Bundestag gibt, die
    seit Jahren fordert und auch künftig fordern wird: End-
    lich eine Umkehr, und zwar eine Umverteilung von oben
    nach unten.


    (Anhaltender Beifall bei der LINKEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und im Übrigen muss Karthago fallen!)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Nächster Redner ist der Kollege Fritz Kuhn für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Fritz Kuhn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Wenn Sie reden, Herr Gysi, habe ich immer
    ein bisschen Angst, dass es im Bereich des Rednerpults
    zu Sauerstoffmangel kommt.


    (Heiterkeit – Alexander Süßmair [DIE LINKE]: Für Sie reicht das schon!)


    Aber im Ernst: Dieses Gesetz ist kein Wachstumsbe-
    schleunigungsgesetz, sondern ein Schuldenbeschleuni-
    gungsgesetz mit starken Elementen von Willkür, Büro-
    kratie und sozialer Ungerechtigkeit.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ich will Ihnen das im Einzelnen begründen.

    Wir haben in der Anhörung und in den Ausschüssen
    genau geprüft, ob von diesem Gesetz wirklich Wachs-
    tumsimpulse ausgehen. Ich bestreite, dass das der Fall
    ist. Konjunkturpolitik ist es ja nicht, was Sie machen;
    denn Sie beschließen Maßnahmen, die dauernd gelten
    sollen, sowohl im Bereich der Leistungen für Kinder als
    auch bei der Mehrwertsteuer. Konjunkturpolitik hieße,
    dass Sie, wenn die Konjunktur im Tal ist und zu wachsen
    beginnt, das durch Maßnahmen unterstützen, die später
    aber wieder wegfallen. So ist Konjunkturpolitik allge-
    mein definiert.

    Ich will bei den Leistungen für Kinder anfangen.
    Bestverdienende bekommen über 400 Euro pro Jahr,
    Normalverdiener etwa 200 Euro. Menschen, die Arbeits-
    losengeld II beziehen, kriegen für ihre Kinder überhaupt
    nichts. 1,8 Millionen Kinder in Deutschland sind Ihnen
    also egal.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich will speziell Sie, Frau Merkel, und auch Sie,
    Herrn Schäuble, weil Sie Mitglied einer christlichen Par-

    t
    t
    l
    h
    4
    c
    l
    h
    m
    a
    d

    a
    A
    g
    w
    a
    b
    m
    w
    d
    g

    t
    A
    C
    s
    n
    e
    g
    d
    s
    z
    i
    g

    e
    R
    G
    z
    D
    d
    h
    D
    z
    c
    S
    d
    i
    r

    (C (D ei sind – schließlich steht das Wort „christlich“ im Pareinamen –, fragen: Können Sie sich nicht mehr vorstelen, wie es bei solchen Familien ankommt, wenn sie ören, dass diejenigen, die viel verdienen, etwa 00 Euro mehr bekommen, obwohl sie es gar nicht brauhen, und die 1,8 Millionen Kinder aus armen Familien eer ausgehen? Wer für dieses Problem kein Verständnis at und auf dieses Argument nicht eingeht, der hat für ich die Legitimation, für einen sozialen Ausgleich uch im christlichen Sinne zu sorgen, verloren. Ihnen ist as einfach egal. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Übrigens, Herr Thiele, wenn Sie mir mit dem Lohn-
    bstandsgebot kommen, dann kann ich nur sagen: Ihre
    rgumentation kann man nur dann vertreten, wenn Sie
    egen Niedriglöhne in Deutschland überhaupt nichts tun
    ollen. Nur dann sticht Ihre Argumentation. Wenn Sie

    ber der Meinung sind, wir brauchen Mindestlöhne, wir
    rauchen bei Niedriglöhnen mehr Lohngerechtigkeit, es
    üsse sich auch für Geringverdiener lohnen, zu arbeiten,
    enn Sie wie meine Partei dieser Überzeugung sind,
    ann sticht Ihre Argumentation mit dem Lohnabstands-
    ebot überhaupt nicht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Dass die Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Ho-
    elübernachtungen irrationales Zeug ist, ist doch klar. Im
    usschuss haben dem auch die Kollegen von FDP und
    DU nichts abgewinnen können. Das ist Willkür. Es

    teigert die Bürokratie. Ich will noch einmal daran erin-
    ern: Die FDP hat im Wahlkampf versprochen, die Steu-
    rn zu vereinfachen, das System transparent und klar zu
    estalten. Was aber machen Sie wenige Wochen, nach-
    em Sie gewählt sind? Sie schaffen neue Bürokratie, Sie
    chaffen Intransparenz, Sie machen es kompliziert, und
    war alles zulasten künftiger Generationen. Schließlich
    st alles auf Pump finanziert, Sie haben das Ganze nicht
    egenfinanziert.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Ich kann an die Adresse der FDP nur sagen – das ist
    in Wirkmechanismus, der in dieser Koalition eine große
    olle spielt –, dass die großen Wahlversprechen – das
    leiche gilt auch für Herrn Seehofer – einfach in Nichts

    usammengefallen sind. Was haben Sie uns alles erzählt!
    a war zum einen der Drei-Stufen-Tarif, der 35 Milliar-
    en Euro kosten sollte. In den Koalitionsverhandlungen
    aben Sie gemerkt, dass er 70 Milliarden Euro kostet.
    a war zum anderen das Liberale Sparbuch, eine Finan-

    ierung sei kein Problem: Wir kürzen hie und da ein biss-
    hen, wir machen Wachstum, wir reduzieren die
    chwarzarbeit. – All das ist Murks gewesen. Sie haben
    as nicht berechnet. Sie sind mit einer Betrugsgeschichte
    n den Wahlkampf gegangen. Was ist denn aus dem be-
    ühmten Solms-Tarif geworden?


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist denn Solms überhaupt?)


    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009 739


    (A) )



    (B) )


    Fritz Kuhn
    Wo ist denn der Herr Solms jetzt, der große Finanzpoliti-
    ker, der die FDP mit seinen Vorschlägen schwindlig ge-
    redet hat?

    Sie sind so sehr gescheitert, wie man nur scheitern
    kann. Eigentlich kann sich die FDP doch gar nicht mehr
    nach Hause trauen. Vielleicht ist das der tiefere Sinn der
    Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Hotelübernach-
    tungen, dass Sie nämlich an der Stelle ein Problem ha-
    ben. Das könnte ja auch sein, wenn man es etwas humor-
    voll sehen will.


    (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Aber der entscheidende Punkt ist: Weil Sie mit Ihrem
    Konzept von A bis Z gescheitert sind, muss jetzt so eine
    mickrige Kompromissbildung gemacht werden, damit
    Sie Ihr Gesicht wahren können. Aber mit dieser Ge-
    sichtswahrung können Sie weder seriöse Haushalts- und
    Finanzpolitik machen, noch können Sie die Konjunktur
    anstoßen, weil das auf diese Art und Weise nicht geht.

    Jetzt will ich Ihnen sagen, warum wir das vorliegende
    Gesetz nicht für ein Wachstumsbeschleunigungsgesetz
    halten. Es ist auf Pump finanziert. Die schwäbische
    Hausfrau Merkel gibt Geld aus, das sie nicht hat, in der
    Erwartung, dass sie später noch weniger Geld hat, das
    sie nicht ausgeben kann. Genau so machen Sie es. Sie
    machen jetzt 8 Milliarden Euro Schulden – Sie brauchen
    gar nicht den Kopf zu schütteln, das bringt nämlich
    nichts –,


    (Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Niemand versteht, was Sie sagen!)


    weil Sie wissen, dass es im nächsten und übernächsten
    Jahr noch schlimmer kommt. Der Bundeshaushalt 2010
    enthält zusammen mit den Nebenhaushalten 100 Milliar-
    den Euro neue Schulden. Sie, die schwäbische Hausfrau
    Merkel aus Rügen, tun so, als wäre das egal: Weil es
    nächstes Jahr noch schlimmer kommt, machen wir noch
    mehr Schulden. – Das ist doch keine verlässliche Stabili-
    tätspolitik, die bei den Menschen für Vertrauen und Si-
    cherheit sorgt. Das bedeutet nur: Nach uns die Sintflut;
    beschließen wir noch einige Maßnahmen, damit die FDP
    und der Seehofer zufrieden sind und ich meine Koalition
    vor Weihnachten zusammenhalten kann.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Das ist der entscheidende Punkt: Die Menschen im
    Land erwarten eine klare Ansage, wie die Lage ist. Die
    Lage ist schlecht. Daher erwarten die Menschen von Ih-
    nen, dass Sie endlich sagen, wo Sie die Schwerpunkte
    setzen wollen. Stattdessen sollen mit diesem Gesetz
    noch einmal Wohltaten nach dem Gießkannenprinzip
    verteilt werden, weil es nächstes Jahr nur Kürzungen ge-
    ben wird.

    Eine Wirkung auf die Konjunktur wird das nicht ha-
    ben, weil die Einnahmeausfälle bei den Ländern und
    Gemeinden dazu führen, dass an der Stelle, an der bei
    einer möglicherweise wieder ansteigenden Konjunktur
    investiert werden muss, zum Beispiel bei den Gemein-

    d
    t
    w
    k
    j
    d
    t
    k
    n
    P
    s

    k
    t
    v
    W


    w
    d
    g
    n
    a

    n
    d
    d
    k
    K

    W
    d
    l
    d
    m
    s
    d
    g
    S
    e
    r
    k

    a
    3
    n
    c
    F
    n
    v

    (C (D en, gekürzt werden muss. Wenn die eigentlichen Invesoren, die Kommunen, nicht mehr investieren können, eil Sie deren Schulden vergrößert haben, dann wird es einen positiven Konjunkturverlauf geben. Sie müssten etzt etwas tun, damit die Gemeinden nicht weniger, sonern mehr Mittel zur Verfügung haben; denn sie invesieren am besten, am schnellsten und am direktesten. Das önnen Sie in jedem Lehrbuch der Konjunkturpolitik achlesen. Sie müssen die Gemeinden in einer solchen hase stark machen und dürfen sie nicht zusätzlich chwächen, wie Sie das mit dem Gesetzentwurf tun. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ich komme zu einem entscheidenden Punkt, den wir
    ritisch sehen. Sie haben eine ganz abstrakte Wachs-
    umshoffnung – Herr Michelbach hat das heute wieder
    orgetragen –: Ohne Wachstum ist alles nichts, ohne
    achstum kein Schuldenabbau.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Da klatschen Sie. – Man muss doch einmal fragen,
    ieso Schulden bei den vielen hohen Wachstumsraten in
    er Bundesrepublik Deutschland nicht ab-, sondern auf-
    ebaut worden sind. So stimmt die Gleichung doch gar
    icht. Sie wollen sich an einem Strohhalm festhalten,
    ber das funktioniert nicht.


    (Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Was erzählen Sie doch für einen Quatsch! – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wie war das denn unter Rot-Grün?)


    Frau Merkel und Herr Schäuble, Sie sagen den Leuten
    icht – dadurch würde die Konjunktur stabilisiert wer-
    en –, was Sie eigentlich wollen. Sagen Sie doch einmal,
    ass Sie in Bereiche investieren wollen, die unsere Zu-
    unft ausmachen, zum Beispiel in die Bildung, in den
    limaschutz und in die soziale Gerechtigkeit.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Tun wir doch!)


    er dort jetzt energisch und nur dort investieren würde,
    er könnte sagen: Ich habe eine Richtung für Deutsch-
    and; das soll wachsen, und woanders muss gespart wer-
    en. Das alles sind aber Töne und Einschätzungen, die
    an von Ihnen nicht gewohnt ist, weil Sie sich nicht ent-

    cheiden wollen und können, wohin die Reise der Bun-
    esrepublik Deutschland geht. Wir von den Grünen sa-
    en klar: Wer jetzt etwas für die Konjunktur tun und
    tabilität erreichen will, der muss den Leuten sagen, wo
    s weniger wird, wo es schwieriger wird und welche Be-
    eiche wir wachsen lassen wollen, weil sie unsere Zu-
    unft ausmachen.

    Ich will noch einmal die Bildung ansprechen. Wir
    lle wissen, dass Deutschland bei der Bildung mit
    0 Milliarden Euro jährlich unterfinanziert ist. Wir kön-
    en kein Innovationsland werden, das Arbeitsplätze si-
    hert und Neues entdeckt und entwickelt, wenn wir diese
    inanzlücke bei der Bildung nicht schließen; das geht
    icht. Wenn Sie uns heute mit 8,5 Milliarden Euro neu
    erschulden, dann werden Sie eines auf jeden Fall tun:

    740 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2009


    (A) )



    (B) )


    Fritz Kuhn
    Sie geben wieder nichts für die Bildung, obwohl darin
    unsere Zukunft besteht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Merkel, das müssen Sie sich jetzt einmal sagen
    lassen – Bildungsgipfel hin oder her –: Wir wollen von
    dieser Regierung wissen – denn sie ist verantwortlich da-
    für –, wie sie die Bildungslücke und auch die Infrastruk-
    turlücke im sozialen Bereich, etwa bei der Kinderbetreu-
    ung, schließen will und ob sie das vorhat oder nicht.
    Dort mal 20 Euro und hier mal 20 Euro – das ist keine
    zukunftsfähige Politik für Deutschland, nicht im Bereich
    der Bildung und nicht im Bereich der sozialen Gerech-
    tigkeit.

    Wo ist der investive Schwerpunkt für die Klimapoli-
    tik? Sie schicken jetzt den Umweltminister nach Kopen-
    hagen und fahren selber hin; von einer Offensive, mit
    der Sie den Leuten sagen: „Wir schaffen neue Arbeits-
    plätze im Bereich des Klimaschutzes, dass es kracht, da-
    mit wir die Klimaschutzziele erreichen können“, ist aber
    nichts zu hören. Das enthält Ihr Gesetzentwurf nicht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich kann nur sagen: Man kann mit grünen Ideen
    schwarze Zahlen schreiben. Das müssten Sie endlich
    einmal anpacken, anstatt sich immer zu verdrücken.

    Vielen Dank.


    (Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeordneten der SPD)