Rede:
ID1700420500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ingrid Fischbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen

    und Kollegen! Ich weiß manchmal zu Beginn einer
    Rede, wenn ich einige Kollegen gehört habe, nicht, was
    ich sagen soll. Frau Ziegler, von Ihnen weiß ich, dass Sie
    in der letzten Legislaturperiode nicht dabei waren. Des-
    wegen verzeihe ich Ihnen einiges.


    (Widerspruch bei der SPD – Caren Marks [SPD]: Wie gnädig! – Dagmar Ziegler [SPD]: Ich war aber Familienministerin im Land Brandenburg!)


    Sie müssen einmal Ihre Kolleginnen fragen, was sie alles
    machen wollten und wozu sie alles zugestimmt haben.
    Wenn ich mich recht an das Ende der letzten Legislatur-
    periode erinnere, dann haben Ihre Kolleginnen gesagt,
    dass sie den Ausschlag dafür gegeben haben, dass wir so
    viel Erfolg hatten; dass die Frau Ministerin so gut war,
    lag nur an der SPD.


    (Caren Marks [SPD]: Das war ja auch so! – Iris Gleicke [SPD]: Sie machen das jetzt zunichte! – Sönke Rix [SPD]: Es geht um die nächsten vier Jahre!)


    – Ja, aber Sie haben sich immer auf die Vergangenheit,
    auf die letzte Legislaturperiode bezogen.


    (Iris Gleicke [SPD]: Wir wussten gar nicht, dass im Koalitionsvertrag steht, wie toll die Sozialdemokraten waren!)


    Sie sprechen über ein Präventionsgesetz. Dieses Gesetz
    versuchte Rot-Grün schon auf den Weg zu bringen. Da-
    rauf warte ich schon, seit ich hier bin, also elf Jahre. So
    viel zum Präventionsgesetz.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Ingrid Fischbach

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Zu Herrn Wunderlich wollte ich einiges zum Inhaltli-
    chen sagen. Aber ich kann nur feststellen: Sie werden zu
    Willi Wunderlich. Sie machen also Ihrem Namen alle
    Ehre.


    (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das Problem ist, dass ich nicht lügen kann! Ich muss immer die Wahrheit sagen!)


    – Aber Willi Wunderlich ist WW und macht doch auch
    Spaß. Wir werden uns bestimmt noch des Öfteren auch
    bei der Namensgebung wiederfinden.

    Frau Deligöz, ich verstehe, dass es für Sie schwierig
    ist. Ich glaube, auch Sie haben vergessen, was in Ihrer
    Regierungszeit beschlossen wurde. Sie waren immerhin
    sieben Jahre dabei. Ich kann mich erinnern – das ist der
    Vorteil, wenn man länger dabei ist –, dass Sie damals, als
    es um das Stichwort Kinderarmut ging, noch nicht wahr-
    haben wollten, wie viele Kinder in Armut leben.


    (Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von wem stammt denn das Konzept Kinderzuschlag, mit dem Sie sich jetzt rühmen?)


    Damals haben Sie sich gedrückt und gewunden wie ein
    Aal. Wir haben die Zahl offen genannt. Die Frau Minis-
    terin sagt: So viele Kinder sind es, und das darf nicht so
    bleiben.


    (Caren Marks [SPD]: Was tun Sie dagegen? Nichts!)


    Deshalb werden wir jetzt in der neuen Koalition diesem
    Problem begegnen, und wir werden es hinkriegen.


    (Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von wem stammt denn der Kinderzuschlag, Frau Fischbach? Nennen Sie das Problem beim Namen!)


    – Bleiben Sie ganz ruhig! Nicht nur ich, sondern auch
    die Kollegen und die Menschen draußen kennen Ihre Re-
    gierungsprogramme und wissen, was dabei herausge-
    kommen ist.

    Lassen Sie uns zusammenarbeiten. Es geht um wirk-
    lich wichtige Probleme – deshalb war das Kasperlethea-
    ter, das Sie, Herr Wunderlich, hier aufgeführt haben,
    nicht sinnvoll –, für die wir Lösungen anbieten müssen.
    Ich lade Sie, die Opposition, ein, dabei mitzumachen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ich möchte in meiner Redezeit vor allem die Jugend-
    politik und die Situation der Jugend ansprechen. Die
    Kanzlerin hat in ihrer Regierungserklärung deutlich ge-
    macht, vor welchen alarmierenden Zuständen wir ste-
    hen. Wenn wir uns die Zahlen genau anschauen, dann
    wissen wir, dass bis 2020 die Zahl der unter 25-Jährigen
    um fast 15 Prozent zurückgehen wird. Hier stehen wir
    vor großen Problemen. Es ist daher wichtig, dass wir die
    Jugend zu einem zentralen Thema machen. Keine Frage,
    Jugend ist unsere Zukunft und unsere Ressource. Des-
    wegen müssen wir die Jugendpolitik aktiv in den Fokus
    nehmen. Ich freue mich, dass es gelungen ist, im Koali-
    tionsvertrag festzuhalten, dass wir eine eigenständige Ju-
    gendpolitik betreiben wollen. Das ist wirklich ein Fort-
    schritt, das ist ein Signal. Wir werden diesen Weg gehen
    und Ihnen sicherlich Erfolge mitteilen können.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Wir brauchen eine starke Jugendhilfe; auch hier müs-
    sen wir ansetzen. Das haben wir in der Vergangenheit
    nicht in ausreichendem Maß getan. Wir haben uns zu-
    dem für eine starke Jugendarbeit ausgesprochen. Hier
    wird deutlich, dass wir unterschiedliche Beteiligte brau-
    chen, um dem Problem begegnen zu können und ver-
    nünftige Lösungen auf den Weg zu bringen. Eine einsei-
    tige Sichtweise ist dabei nicht hilfreich. Wir müssen
    vielmehr schauen, dass wir die Beteiligten stärken, um
    etwas für die Jugend auf den Weg zu bringen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Unser Ziel ist und bleibt, junge Menschen nicht nur
    an den Entscheidungen, die sie betreffen, sondern vor al-
    len Dingen auch an den Möglichkeiten teilhaben zu las-
    sen, die unsere Gesellschaft bietet. Das Wichtigste ist
    auf jeden Fall die Bildung; darüber haben wir schon ge-
    sprochen. Junge Menschen, die Schwierigkeiten beim
    Lernen und in der Schule sowie dabei haben, einen Aus-
    bildungsplatz zu finden, können wir nicht alleine lassen.
    Wir müssen diesen jungen Menschen Hilfen anbieten. Es
    ist richtig und wichtig, dass sie frühzeitig Unterstützung
    bekommen. Deshalb tun wir gut daran, den von der Mi-
    nisterin angesprochenen ersten Übergang von der Schule
    in die Ausbildung viel stärker in den Fokus zu nehmen.
    Es gibt viele junge Menschen, die Schwierigkeiten ha-
    ben, angenommen, begleitet und gefördert zu werden.
    Für sie brauchen wir Angebote. Diese können wir nur
    gemeinsam schaffen. Wir dürfen uns nicht nur auf die
    öffentlichen Angebote verlassen – diese sind sicherlich
    richtig und wichtig und verdienen unsere Unterstützung –,
    sondern müssen bei diesen Angeboten auch die Familien
    stärker in den Fokus nehmen. Deshalb macht es Sinn, die
    Familien zu stärken, wie wir es vorhaben.


    (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Jawohl!)


    Das heißt aber auch, die Wünsche, die Probleme und die
    Sorgen der Familien ernst zu nehmen. Deshalb ist es
    auch richtig und wichtig, nicht nur das Kindergeld, son-
    dern auch den Kinderfreibetrag zu erhöhen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD)


    Frau Marks, können Sie mir erklären, warum ein
    Facharbeiter, der verheiratet ist und keine Kinder hat,
    genauso viele Steuern zahlt wie ein Facharbeiter, der
    eine Familie hat? Ist das nicht ungerecht? Wir reden
    nicht über die oberen Zehntausend, die Wer-weiß-wie-
    viel-Tausende Euro verdienen. Es geht vielmehr um
    ganz normale Familien.


    (Caren Marks [SPD]: Sie kennen sich nicht aus mit Freibeträgen! Das trifft nicht den Facharbeiter! Sie haben nichts begriffen!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Ingrid Fischbach
    Hier macht es Sinn, für einen Ausgleich zu sorgen. Glau-
    ben Sie es mir! – Wenn Sie eine Zwischenfrage stellen,
    dann verlängert sich meine Redezeit, die ohnehin knapp
    ist, Frau Deligöz. Tun Sie es bitte! Dann kann ich noch
    etwas länger reden.

    Wir haben in der letzten Legislaturperiode einige Pro-
    gramme und Projekte auf den Weg gebracht, die jungen
    Menschen helfen. Wir wollen dies verstärken. Wir wer-
    den ein effektives Fördersystem unter dem Stichwort
    „Jugend stärken – Chancen nutzen“ schaffen, das Chan-
    cengerechtigkeit und vor allen Dingen die Integration
    sozial benachteiligter junger Menschen zum Ziel hat.
    Daran werden wir festhalten. Wir werden alles in unserer
    Macht Stehende tun, um für die jungen Menschen eine
    wirkliche Verbesserung zu erreichen.

    Wir werden uns intensiv mit den Schnittstellen be-
    schäftigen – Frau Ministerin und auch ich haben es ge-
    sagt –, nicht nur der von der Schule in den Beruf, son-
    dern auch der von der Ausbildung in den Beruf. Wir
    wollen mit der Bildungsministerin zusammen für Förder-
    instrumente sorgen. Die Jugendpolitik – auch das
    möchte ich Ihnen sagen –, die Sie jetzt vielleicht nur un-
    ter dem Kapitel „Jugendliche“ nachgeschlagen haben, ist
    nicht das Einzige, was wir für junge Menschen tun und
    was im Koalitionsvertrag steht. Schauen Sie, Herr
    Wunderlich, einmal im Kapitel „Bildung“ nach. Da wer-
    den Sie die eine oder andere Antwort finden, die wir zur
    Lösung der Probleme anbieten.

    Die Zeiten sind nicht einfach.


    (Caren Marks [SPD]: Ach!)


    Die Zeiten sind wirklich nicht einfach, sie sind schwer.
    Wir dürfen unsere jungen Leute nicht im Regen stehen
    lassen.


    (Sönke Rix [SPD]: Wir hätten tauschen können!)


    Wenn Sie es ernst meinen, dann arbeiten Sie mit. Wir
    bieten Ihnen an, mit Ihnen gemeinsam etwas für unsere
    jungen Leute zu verändern und ihnen eine Perspektive
    zu geben.


    (Dagmar Ziegler [SPD]: Den Scheiß machen Sie mal schön alleine! – Caren Marks [SPD]: Unmoralisches Angebot!)


    Wir werden die Vorarbeit liefern, und wir würden uns
    freuen, wenn Sie sich dem einen oder anderen anschlie-
    ßen könnten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Könnten wir im Protokoll festhalten, dass die CDU der Linken die Zusammenarbeit anbietet?)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Das Wort hat die Kollegin Caren Marks für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Caren Marks


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

    und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch für
    den Bereich Familie, Senioren, Frauen und Jugend gibt
    der schwarz-gelbe Koalitionsvertrag keinen Anlass zur
    Freude. Ganz im Gegenteil: Ihre ideenlose, rückwärtsge-
    wandte Familienpolitik ist eine Klientelpolitik für Bes-
    serverdienende, und sie vergrößert die Schere zwischen
    Arm und Reich.


    (Beifall bei der SPD)


    Mindestens genauso ideenlos ist Ihre Gleichstel-
    lungspolitik. Die Ungerechtigkeit der Lohnungleichheit
    zwischen Männern und Frauen wollen Sie nach wie vor
    lediglich mit freiwilligen Maßnahmen der Wirtschaft be-
    seitigen. Seit über acht Jahren besteht eine freiwillige
    Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den
    Spitzenverbänden der privaten Wirtschaft – ohne Erfolg.
    Schwarz-Gelb hat nichts, aber auch wirklich nichts da-
    zugelernt. Frauen verdienen nach wie vor 23 Prozent
    weniger als Männer,


    (Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Und das haben wir zu verantworten?)


    arbeiten verstärkt in Teilzeit und im Niedriglohnsektor,
    sind kaum in Führungspositionen, Vorständen und Auf-
    sichtsräten zu finden. Und was bietet die neue Regierung
    zur Herstellung von Chancengleichheit an? Außer un-
    verbindlichen Ankündigungen nichts. Bei der Wirtschaft
    will Schwarz-Gelb lediglich darum werben, Entgelt-
    ungleichheit zu beseitigen. Viel Spaß und Erfolg beim
    Werben! Es bleibt festzuhalten: keine gesetzlichen Maß-
    nahmen, keine sinnvollen Überlegungen zur Einführung
    von Quoten, keine zielführenden Vorschläge zur Beseiti-
    gung der Entgeltungleichheit, keine Überlegungen zur
    Begrenzung von Minijobs. Schwarz-Gelb – das muss
    man feststellen – ist an einer wirklichen Teilhabe von
    Frauen an dieser Gesellschaft nicht wirklich interessiert.


    (Beifall bei der SPD und der LINKEN – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Das hat so einen Bart!)


    Gleichstellungspolitik wird mit Frau von der Leyen
    als Ministerin nach wie vor nicht stattfinden. Allenfalls
    wird es – das versteht sie – aufgeblasene PR-Aktionen
    und ein paar wohlwollende Worte beispielsweise am
    Equal Pay Day geben. Aber ich sage Ihnen, Frau Minis-
    terin, die Frauen haben die Nase voll von Appellen, sie
    wollen Taten sehen.


    (Beifall bei der SPD – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Unser Koalitionsvertrag heißt „Taten statt Worte“! – Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Unglaublich!)


    Wir haben gute Konzepte zur Gleichstellung und auch
    konkrete Vorschläge unterbreitet. Sie können sicher sein:
    Wir werden Ihre Untätigkeit nicht hinnehmen.

    Nehmen wir den Bereich der Entgeltungleichheit.
    Der Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche und gleich-
    wertige Arbeit“ muss endlich verwirklicht werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Caren Marks
    Da deutlich mehr Frauen als Männer im Niedriglohnsek-
    tor arbeiten, ist gerade für sie die Einführung eines Min-
    destlohns besonders wichtig.


    (Beifall bei der SPD und der LINKEN – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Das hat damit nichts zu tun! Das ist etwas ganz anderes! Sie haben das noch nicht verstanden!)


    Die Bekämpfung von Lohndumping lehnen Union und
    FDP aber rigoros ab.

    Wir, die SPD, wollen eine Stelle einrichten, die Lohn-
    messungen bei Unternehmen veranlassen kann. Gleich-
    zeitig sollen Betriebsräte das Recht erhalten, vom Ar-
    beitgeber Informationen darüber zu verlangen, ob die
    Löhne in einem Unternehmen gerecht sind; die Betriebs-
    räte wären dann keine Bittsteller mehr, die sich mit un-
    verbindlichen Auskünften zufriedengeben müssten. Die
    SPD will mehr Frauen in Führungsfunktionen, und dies
    nicht als Lippenbekenntnis, sondern mit klaren gesetzli-
    chen Regelungen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Die Benachteiligung von Frauen im Beruf beschnei-
    det ihre Lebenschancen; sie schadet aber auch unserer
    Wirtschaft und unserer Demokratie. Damit werden wir
    uns in der SPD nicht abfinden. Wir brauchen einen ver-
    bindlichen rechtlichen Rahmen, der es Frauen und Be-
    triebsräten ermöglicht, gegen Lohndiskriminierung vor-
    zugehen.


    (Beifall bei der SPD und der LINKEN)


    Durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz
    sind die Abhilfemöglichkeiten bei Entgeltdiskriminie-
    rungen durchaus verbessert worden. Benachteiligte Per-
    sonen können sich besser zur Wehr setzen. Wir wollen
    das Antidiskriminierungsgesetz noch schlagkräftiger
    machen und weiterentwickeln; denn das ist notwendig.


    (Sibylle Laurischk [FDP]: Dazu hatten Sie doch Gelegenheit, Frau Marks!)


    Wir wissen alle, meine Damen und Herren von Union
    und FDP, dass das AGG noch nie Ihr Herzensanliegen
    war. Eigentlich haben Sie es immer abgelehnt. Daher
    wundert es auch nicht, dass Sie das AGG von, wie es so
    schön heißt, Bürokratie befreien wollen. Dahinter ver-
    birgt sich wahrscheinlich der Abbau von Rechten Be-
    nachteiligter.


    (Beifall bei der SPD)


    Bezeichnend ist aber auch, dass Sie zur Antidiskriminie-
    rungsstelle des Bundes überhaupt kein Wort verlieren.
    Ihre Arbeit muss deutlich verbessert werden.


    (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ja bisher eine peinliche Veranstaltung!)


    Ob die neue Leiterin die Betroffenen besser unterstützt
    als ihre Vorgängerin, bleibt abzuwarten. Schlechter kann
    es jedenfalls nicht werden.

    Sehr geehrte Damen und Herren von Union und FDP,
    das in Ihrem Koalitionsvertrag vereinbarte Betreuungs-
    geld ist reaktionär und wird Chancen von Kindern ver-
    hindern. Die Zahlung einer solchen Zu-Hause-bleib-
    Prämie ist bildungs-, integrations-, arbeitsmarkt- und
    gleichstellungspolitisch katastrophal.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Die Erfahrungen in Thüringen zeigen doch, dass eine
    solche Geldleistung den Fehlanreiz bietet, Kinder eben
    nicht in eine Kindertagesstätte zu schicken. Dadurch
    werden insbesondere für benachteiligte Kinder Bil-
    dungschancen ganz bewusst vertan, und dadurch wird
    Bildungsarmut verfestigt.

    Frau Ministerin, es ist wirklich ein Hohn, wenn Sie
    von Chancengesellschaft und Armutsbekämpfung spre-
    chen. Es reicht auch nicht aus, zu verkünden, das Kon-
    zept des Betreuungsgeldes sei in sich noch nicht stim-
    mig. An diesem Betreuungsgeld – von einem Konzept
    kann man wohl überhaupt nicht sprechen – wird nie et-
    was stimmig sein.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es ist unsinnig und eine Verschwendung von Geld, das
    an anderer Stelle für Qualität und Ausbau von Bildungs-
    und Betreuungseinrichtungen dringend gebraucht wird.
    Vor Monaten äußerten Sie als Familienministerin und
    auch die FDP klar und deutlich Ihre Ablehnung zum Be-
    treuungsgeld. Wir fragen Sie nun zu Recht: Wie ernst ist
    Ihnen Ihr Nein zum Betreuungsgeld eigentlich?

    Es bleibt festzuhalten: Mit Schwarz-Gelb ist kein
    Staat für eine moderne und gerechte Familien- und
    Gleichstellungspolitik zu machen. Es zeigt sich viel-
    mehr: Sie sind alles andere als die selbsternannte Koali-
    tion der Mitte. Sie sind die Koalition des Rückschritts,


    (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Wir sind die Koalition des Fortschritts!)


    der Ideenlosigkeit und der gesellschaftlichen Spaltung,
    und das nicht nur in diesem Fachbereich.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)