Rede:
ID1700420100

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    11. Deligöz.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jörn Wunderlich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Schönen Dank. – Frau Präsidentin! Frau Ministerin

    von der Leyen! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ohne
    Wachstum kein Wachsen. Das ist im Grunde die Kern-
    aussage des Koalitionsvertrages, die wir in den letzten
    beiden Tagen von der Kanzlerin und anderen immer wie-
    der gehört haben. Ohne Wachstum kein Wachsen – das
    weiß eigentlich jedes Kind. Aber was soll wachsen? Die
    Zahl der verpassten Chancen, die uns Frau von der
    Leyen heute genannt hat? Die Zahl der Kinder, die in Ar-
    mut leben? Die Zahl der Frauen in prekären Beschäfti-
    gungsverhältnissen? Die Zahl der Frauen, die aus der
    Arbeitslosenstatistik herausfallen? Die Zahl der Allein-
    erziehenden, die weiterhin zum Amt gehen müssen? Die
    Zahl der Frauen, die immer noch weniger verdienen als
    die Männer? Die Zahl der Steuervergünstigungen für
    Besserverdienende? All dies legt der Koalitionsvertrag
    nahe. Ich habe ihn hier, Schwarz auf Weiß, etwa
    130 Seiten, viel Text, wenig Inhalt und wenn, dann ent-
    weder altbekannt oder gruselig und diskriminierend.


    (Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Der Name ist Programm!)


    – Ja, so ist es. Wenn das so weitergeht, überlege ich mir
    noch meinen letzten Satz.

    Es scheint angebracht, die großen Versprechungen
    unter die Lupe zu nehmen und sie zu hinterfragen. Auf
    einzelne Punkte möchte ich eingehen:

    Zu den Alleinerziehenden. Die Ministerin hat es an-
    gesprochen – ich zitiere einmal aus dem Koalitionsver-
    trag –:

    Wir wollen die Rahmenbedingungen für Allein-
    erziehende durch ein Maßnahmenpaket verbessern.
    Dieses soll insbesondere in verlässlichen Netzwerk-
    strukturen für Alleinerziehende lückenlos, flexibel
    und niedrigschwellig bereitgestellt werden.

    Wir werden prüfen, inwieweit die Umgestaltung
    des bisherigen steuerlichen Entlastungsbetrages in






    (A) (C)



    (B) (D)


    Jörn Wunderlich
    einen Abzug von der Steuerschuld möglich und in-
    teressengerecht ist.

    Toll!


    (Heiterkeit bei der LINKEN)


    Was sollen diese Worthülsen? Jeder Familienpolitiker
    weiß doch, dass die Zahl der Ein-Eltern-Familien – in
    der Mehrheit alleinerziehende Mütter – und ihr Anteil an
    allen Familienhaushalten beständig wächst. Jedes siebte
    Kind in den alten und jedes fünfte Kind in den neuen
    Bundesländern wird von einem Elternteil allein erzogen.


    (Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


    „Wir wollen verbessern und prüfen …“ – ja, nennen Sie
    doch einmal Ihre konkreten Vorhaben!


    (Iris Gleicke [SPD]: Das würden wir auch wollen!)


    Zum Kinderzuschlag findet sich keine Aussage.

    Im Kampf gegen Kinderarmut müssen endlich kon-
    krete Maßnahmen auf die Tagesordnung.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Über zweieinhalb Millionen Kinder in Deutschland le-
    ben unterhalb der Armutsgrenze. Doch weder eine rea-
    listische Höhe des Regelsatzes noch eine existenz-
    sichernde Grundsicherung für Kinder werden irgendwie
    in Betracht gezogen. Beschämend! Zu den Kinderregel-
    sätzen im Rahmen von Hartz IV ist nichts geplant. Die
    Devise heißt: Abwarten!

    Betreuungsgeld. Das Betreuungsgeld, das geplant
    ist, ist fatal und diskriminierend – konservativer geht es
    eigentlich nicht mehr.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das Betreuungsgeld ist frauenfeindlich, bildungsfeind-
    lich und wird verstärkt zum Ausstieg junger Frauen aus
    dem Berufsleben führen.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Interessant ist auch: Warum soll das Betreuungsgeld ge-
    rade im Jahr 2013 eingeführt werden? Ich erinnere da-
    ran: Im Jahr 2013 soll es einen Rechtsanspruch auf einen
    Kindergartenplatz für alle Kinder geben. Es ist längst
    klar, dass die Zahl der Plätze dem Anspruch nicht ge-
    recht wird, dass Plätze fehlen werden.


    (Iris Gleicke [SPD]: Deswegen machen die das auch so!)


    Also muss man etwas machen. Die Zahl der Kitaplätze
    verstärkt ausbauen? Nein, weit gefehlt. Stattdessen will
    diese Regierung durch finanzielle Anreize die Kinder
    aus den Kindergärten verbannen, um so ihre verfehlte
    Politik zu kaschieren.

    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Iris Gleicke [SPD]: Das ist es!)


    Noch eines: Eltern, die ihre Kinder zu Hause erzie-
    hen, sollen dafür Geld erhalten. Was soll das? Ja, erzie-
    hen denn Eltern, die ihre Kinder in den Kindergarten
    bringen, nicht? Verdienen diese Eltern etwa keine Aner-
    kennung? Die Koalition ist offensichtlich der Ansicht,
    dass diese Eltern ihre Kinder im Kindergarten abgeben,
    sie Jahre später wieder abholen und dann sagen: Kerl,
    wat bist du groß geworden!


    (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deshalb lehnt die Linke ein derartiges Betreuungsgeld
    ab.

    Ehegattensplitting. Mein Gott, Frau Gruß! Frau
    Laurischk, was hat die FDP dagegen gekämpft! Und
    jetzt? Umgefallen.


    (Sibylle Laurischk [FDP]: Sie haben den Koalitionsvertrag nicht genau gelesen, Herr Wunderlich, tut mir leid!)


    Die Alleinverdienerehe wird weiter privilegiert. Was ha-
    ben wir im Ausschuss dafür gekämpft, dass das abge-
    schafft wird! Wie sind die Kolleginnen der FDP seiner-
    zeit auf die Barrikaden gegangen! Was ist davon geblie-
    ben? Da kann man nur aus Konstantin Weckers Lied Was
    passierte in den Jahren zitieren:

    … und für die, die du bekämpft hast, machst du
    jetzt den Buckel krumm.

    Das scheint das Lied der FDP zu sein.

    Qualität der Kindertagesstätten? Allgemeine Appelle
    an die insolventen Länder. Erst wird ihnen das Geld
    weggenommen, und dann heißt es: Jetzt zahlt mal! Ich
    habe ernsthaft die Befürchtung, dass im Zusammenhang
    mit dem qualitativen Ausbau der Kinderbetreuung die
    Gefahr der Privatisierung und Kommerzialisierung
    droht.


    (Christel Humme [SPD]: So ist es!)


    Bleibt die Abkehr von der Gemeinnützigkeit im Rahmen
    von Bildung und Daseinsvorsorge weiter Regierungs-
    programm?

    Kinderarmut. Wird durch die Regierung – Frau von
    der Leyen, das ist wichtig – im Koalitionsvertrag völlig
    ausgeblendet! Nur einmal heißt es in einem Sowie-Satz
    beiläufig „Kinderarmut“ – und das in dem Wissen da-
    rum, dass, wie gesagt, über zweieinhalb Millionen Kin-
    der in diesem Lande in Armut leben. Es macht mich wü-
    tend, wenn ich hier immer wieder erleben muss, dass
    sich die Regierungsparteien für alternativlos halten. Hö-
    ren Sie wenigstens hin und wieder auf das Volk und die
    Opposition! Damit wäre den Kindern jedenfalls gehol-
    fen.


    (Beifall bei der LINKEN)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Jörn Wunderlich
    Zum Elterngeld. Die Maßnahmen kommen mir ir-
    gendwie bekannt vor. Der Antrag klingt fast wie der An-
    trag der Linken aus der 16. Wahlperiode, aber auch nur
    fast; denn so, wie das jetzt ausgestaltet ist, droht doch
    wieder, dass verstärkt Frauen in Teilzeit gehen.

    Zum Unterhaltsvorschussgesetz. Klasse, der Vor-
    schlag, die Zwölf-Jahres-Grenze fallen zu lassen, stand
    in dem ersten Gesetzentwurf, den ich eingebracht habe;
    das war im Jahr 2005. Was wurde darüber gelacht! Alle
    haben gesagt: Guter Gesetzentwurf; aber du bist in der
    falschen Partei. – Abgelehnt! Jetzt wollen Sie diesen
    Vorschlag umsetzen. Na, besser späte Einsicht als gar
    keine.

    Kindergeld. Warum wird die Erhöhung des Kinder-
    geldes kritisiert? Es wird doch an alle gezahlt. Richtig!
    Was Sie verschweigen, ist aber folgende Tatsache: Kin-
    der, die in Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften leben – Frau
    von der Leyen, hören Sie einmal zu, dann begreifen Sie
    es vielleicht auch –,


    (Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Wenn Sie mit ihr sprechen wollen, dann müssen Sie sie auch anschauen!)


    haben nämlich nichts davon. Bei ihnen wird die Kinder-
    gelderhöhung nämlich voll auf die Sozialleistung ange-
    rechnet. Sie sollten sich schämen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Besserverdienenden werden hier wieder finanziell
    bezuschusst, und Familien, die es tatsächlich bräuchten,
    gehen leer aus. Es ist so, wie es vorhin schon zitiert
    wurde: Goldene Zeiten für reiche Familien.

    Kinderrechte. Miriam Gruß hat es angesprochen – ich
    zitiere –:

    Wir setzen uns für eine Stärkung der Kinderrechte
    ein. Diese Rechte müssen im Bewusstsein der Er-
    wachsenen stärker verankert werden. Wir wollen in
    allen Bereichen … kindgerechte Lebensverhält-
    nisse schaffen. Wir wollen die Vorbehaltserklärung
    zur UN-Kinderrechtskonvention zurücknehmen.

    Da kann ich nur sagen: Völker, hört die Signale! Eine
    über Jahrzehnte währende, lähmende Debatte lässt mich
    an dieser Aussage im Koalitionsvertrag zweifeln. Die
    Regierungsparteien wollten doch immer wieder den Ein-
    druck erwecken, dass die deutsche Rechtslage im Asyl-
    und Aufenthaltsrecht bereits im Einklang mit der UN-
    Kinderrechtskonvention stünde. Jetzt kommt es plötzlich
    zu diesem Sinneswandel – und das gerade bei dieser
    Koalition bzw. der CDU? Da bin ich aber gespannt, wie
    dann die Abstimmung ausfallen wird, wenn es darum
    gehen wird, sich auch weiter dazu zu bekennen. Ich sage
    nur: Na, ihr Umfaller, das ist doch wieder etwas für
    euch.

    Frauen- und Gleichstellungspolitik. In dem Koaliti-
    onsvertrag ist im Wesentlichen der Status quo als Ziel
    des künftigen Regierungshandelns festgeschrieben. Das
    sind verbale Bekenntnisse ohne jede konkrete Umset-
    zung. Stattdessen gibt es viele Prüfaufträge und zu er-
    stellende Gutachten. Es wird weiter auf Freiwilligkeit in
    der Wirtschaft gesetzt und ein nebulöser Rahmenplan
    zur gleichberechtigten Teilhabe versprochen. Super!

    Der Koalitionsvertrag entspricht in seiner Grundsub-
    stanz in keinster Weise den Auflagen, den der CEDAW-
    Ausschuss, also der Fachausschuss der Vereinten Natio-
    nen zur Gleichstellung von Männern und Frauen, gegen-
    über der Bundesregierung 2009 ausgesprochen hat. Der
    Ausschuss hat die Regierung nachdrücklich darauf hin-
    gewiesen, dass die Gleichstellung die Verpflichtung des
    Vertragsstaates ist. Gleichzeitig wurden konkrete – ich
    wiederhole: konkrete – Ziele wie Quoten und Fristen ge-
    fordert. Nichts davon wurde umgesetzt; es gab nur Lip-
    penbekenntnisse. Frau von der Leyen, da sagen Sie, ver-
    passte Chancen könnten wir uns nicht leisten. Hohn und
    Spott!

    Seniorenpolitik. Zum Schluss noch einige Sätze
    dazu. Die Koalition will eine erfolgreiche Generationen-
    politik voranbringen. Na, da bin ich aber gespannt. Die
    jetzigen Regierungsparteien hatten vor einem halben
    Jahr auf dem 9. Seniorentag in Leipzig jedenfalls nichts
    Konkretes dazu vorzuweisen. Dann aber mal los! Als
    Bildungslektüre kann ich nur die seniorenpolitischen
    Leitlinien der Linken empfehlen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    In diesem Koalitionsvertrag steht nichts Konkretes:
    nur wollen, abwarten, mal sehen, prüfen oder verteilen
    von unten nach oben. Wenn das die Familienpolitik die-
    ser schwarz-gelben Regierung in den nächsten Jahren
    sein soll, dann kann ich nur fragen: Das soll eine Biene-
    Maja-Koalition sein? Maja war immer eine fleißige und
    intelligente Biene. Deshalb kann diese Koalition nicht
    Biene Maja heißen, sondern bestenfalls Drohne Willi:
    unbedarft, bemitleidenswert, teilweise sympathisch, aber
    immer dringend hilfebedürftig.

    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht nun

die Kollegin Ekin Deligöz.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ekin Deligöz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Liebe Frau von der Leyen, Sie haben Ihre Rede hier mit
    Fragen begonnen, die Sie sich stellen, und Sie haben
    eine ganze Menge Fragen gestellt. Ich frage mich nur, ob
    das die richtige Herangehensweise für eine Ministerin
    ist, weil es ja nicht Ihre Aufgabe ist, Fragen zu stellen,
    sondern Antworten zu geben,


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    und die Antworten, die in diesem Koalitionsvertrag ge-
    geben werden, sind alle falsch; das wissen Sie. Sie wis-
    sen auch, dass durch diesen Koalitionsvertrag die Mög-
    lichkeit, eine moderne und gerechtere Kinder- und
    Familienpolitik zu gestalten, auf Jahrzehnte hinaus ver-
    baut und zerstört wird.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Ekin Deligöz

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Miriam Gruß [FDP]: Ach, so ein Blödsinn!)


    Fangen wir doch einmal mit den Beispielen an. Sie re-
    den von Kindergelderhöhung. Es geht dem Wesen nach
    nicht um die Kindergelderhöhung, sondern um die Frei-
    betragserhöhung, Frau Gruß.


    (Miriam Gruß [FDP]: Das ist ja eins zu eins!)


    Durch diese Freibetrags- und Kindergelderhöhung wer-
    den enorme Mittel, nämlich 4,5 Milliarden Euro jährlich,
    gebunden. Überlegen Sie doch einmal, wie lange und in-
    tensiv wir hier gekämpft haben, um 2 Milliarden Euro
    für die Kinderbetreuung herauszuschlagen. Jetzt wollen
    sie von heute auf morgen in unbedachter Weise hoppla-
    hopp 4,6 Milliarden Euro ausgeben. Darüber hinaus ver-
    sprechen Sie in einem zweiten Schritt 2,5 Milliarden
    Euro mehr. Bei diesen Entscheidungen blenden Sie jegli-
    chen familienpolitischen, sozialen und fiskalischen Ver-
    stand aus. Damit wollen Sie letztendlich das umsetzen,
    was die FDP immer propagiert: Das Einzige, worum es
    in der Politik gehen darf, ist die Senkung von Steuern.


    (Miriam Gruß [FDP]: Das ist nicht das Einzige! Siehe Koalitionsvertrag!)


    Dafür nehmen Sie sogar die „bildungspolitische Kata-
    strophe“ – das ist nicht mein Zitat; das ist ein Zitat von
    Frau von der Leyen – eines Betreuungsgeldes in Kauf,


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    für das Sie 1,5 Milliarden Euro ausgeben wollen. Die
    ganze Debatte um Gutscheine usw. ist doch nur der Ver-
    such, von der eigentlichen Katastrophe abzulenken; das
    führt zu nichts. Sie von der FDP müssen eingestehen,
    dass man Ihnen an dieser Stelle nur eines vorwerfen
    kann: Verhandlungsversagen erster Güte auf ganzer Li-
    nie.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sie knüpfen an überholte Prinzipien bei der Familien-
    förderung an: Die einen erhalten 20 Euro mehr, die an-
    deren, die vom höheren Freibetrag profitieren, erhalten
    das Doppelte, also 40 Euro mehr. Damit geben Sie den
    Familien am meisten Geld, die es am allerwenigsten
    brauchen. Hier geht es um Kernfragen der Gerechtigkeit
    und der Ungerechtigkeit.

    Frau von der Leyen, Sie haben hier und im Tagesspie-
    gel gesagt, dass die Bekämpfung der Kinderarmut ein
    Hauptthema Ihrer Politik sein soll. Beantworten Sie
    doch die Frage, warum ausgerechnet die Kinder, die
    vom ALG-II-Bezug leben, leer ausgehen sollen, warum
    sie nichts bekommen sollen!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Beantworten Sie die Frage, warum Sie für die Bekämp-
    fung der Kinderarmut – hier geht es nicht nur um die
    1,8 Millionen Kinder in ALG-II-Bezug, sondern auch
    um 2,5 Millionen Kinder, die in Haushalten mit niedri-
    gem Einkommen leben – keine konkreten Maßnahmen
    vorsehen! Hier reichen uns Fragen nicht; wir brauchen
    schon längst Antworten. Wir kennen die Antworten; es
    geht darum, sie umzusetzen. In Ihrem Koalitionsvertrag
    kann man nichts, aber rein gar nichts dazu lesen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Damit aber nicht genug: Sie reden zwar von einem
    Kinderzuschlag, aber davon steht nichts im Koalitions-
    vertrag. Warum ist kein Cent dafür vorgesehen? Warum
    wird das unter Finanzierungsvorbehalt gestellt? Oder
    habe ich Ihr Interview falsch verstanden? Sie kündigen
    hier etwas an, meinen es aber gar nicht so, weil Sie es
    unter Finanzierungsvorbehalt stellen. Warum gibt es die-
    sen Finanzierungsvorbehalt nicht, wenn man zugunsten
    der Gut- und Besserverdienenden in diesem Land die
    Freibeträge erhöhen will? Das müssen Sie uns irgend-
    wann schon erklären.

    Ich komme zur Frage der Kinderregelsätze. Inzwi-
    schen gibt es hierzu mehrere Entscheidungen des Bun-
    desverfassungsgerichtes. Auch hier bleiben Sie untätig,
    Sie sagen dazu nichts. Anscheinend verstehen Sie unter
    Gerechtigkeit, denen mehr zu geben, die mehr haben,
    und denen nichts zu geben, die wenig haben. Das ent-
    spricht nicht meinem Gerechtigkeitsbegriff, aber auch
    nicht dem des Bundesverfassungsgerichts. Sie müssen
    mit weiteren Entscheidungen des Gerichts rechnen, auf
    die Sie irgendwann einmal reagieren müssen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich komme zu den Kinderbetreuungsplätzen. Auch
    hier bin ich sehr enttäuscht. Viele in diesem Haus haben
    für den Ausbau der Kinderbetreuung gekämpft. Inzwi-
    schen bluten die Kommunen aus. Ihre Politik, Steuern zu
    senken, wird dazu führen, dass gerade die Kommunen,
    die sich in diesem Bereich anstrengen und daher die
    höchsten Belastungen zu tragen haben, nicht mehr über
    genügend finanzielle Mittel verfügen werden. Wir kön-
    nen bei der Kinderbetreuung noch lange nicht von echter
    Wahlfreiheit sprechen – wir sind meilenweit davon ent-
    fernt –, ganz zu schweigen von der Qualität. Wenn Sie so
    tun, als sei diese Frage erledigt, kann ich nur sagen: Ma-
    chen Sie mal Ihre Augen auf! Reden Sie mit den Mit-
    gliedern der Kreistage und Stadträte und mit den Bürger-
    meistern! Nicht ohne Grund klagen Bürgermeister in
    Nordrhein-Westfalen, aber auch in anderen Bundeslän-
    dern dagegen, dass die Kommunen zwar die Aufgabe
    der Kinderbetreuung erfüllen sollen, aber dafür keinen
    Cent Unterstützung vom Bund erhalten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Leere Versprechen reichen hier nicht aus.

    Die Kritik am Betreuungsgeld ebbt nicht ab. Die Ein-
    führung eines Betreuungsgeldes ist eine Politik der ideo-
    logischen Scheuklappen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Ekin Deligöz
    Sie geht komplett am Bedarf der Menschen vorbei. Sie ig-
    norieren auch einfach, dass wir schon eine ganze Menge
    für die Wahlfreiheit in Deutschland ausgeben. Ehegatten-
    splitting, Sozialversicherung und Elterngeld – das sind
    Maßnahmen zur Unterstützung der Familie. Immer noch
    zu wenig tun wir aber im Bereich der Bildung und der Be-
    treuung, der Qualifizierung und besseren Bezahlung unse-
    rer Erzieherinnen. Quoten sind womöglich die falsche
    Antwort. Eine bessere Bezahlung wäre aber eine gute
    Antwort. Auch davon sind wir meilenweit entfernt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Miriam Gruß [FDP]: Dafür sind wir gar nicht zuständig!)


    Jetzt komme ich zu den anderen Bereichen. Was Sie
    zur Jugendpolitik präsentieren, sind alles warme Worte.
    Wenn man sich den Maßnahmenkatalog ansieht, den Sie
    umsetzen wollen, dann liest man nur eines: Sie wollen
    Repressionen. Mit Repressionen kann man aber keine
    Jugendpolitik machen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Das kann und darf nicht die einzige Antwort sein, die Sie
    hier geben.

    Oder nehmen wir die Frauen- und Gleichstellungs-
    politik. Für mich ist die Gleichstellungspolitik übrigens
    auch immer eine Politik für Männer. Das ist selbstver-
    ständlich, falls Sie das noch nicht im Kopf haben.


    (Caren Marks [SPD]: Natürlich! – Miriam Gruß [FDP]: Davon hat man unter Rot-Grün nichts gemerkt!)


    Die Kernfragen der Gleichstellung rühren Sie aber nicht
    an. Was ist mit der Entgeltungleichheit? Sie können
    doch nicht von Gleichstellung reden und zu diesem
    Thema ein komisches Lohntestverfahren anbieten, das
    nicht wirken und ins Leere laufen wird.


    (Miriam Gruß [FDP]: Komisch ist es schon mal gar nicht!)


    Was ist mit dem Ehegattensplitting? Es benachteiligt
    Frauen. Was ist mit der Abschaffung der Lohnsteuerklasse V,
    die schon immer von der FDP gefordert wurde? Ganz plötz-
    lich bleibt sie unangetastet.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Miriam Gruß [FDP]: Faktorverfahren ab 1. Januar!)


    Ganz plötzlich ist das Thema abgehakt und verschwun-
    den.

    Was ist mit der eigenständigen Existenzsicherung
    von Frauen? Keine einzige Zeile dazu. Das existiert
    nicht mehr, nicht einmal mehr in Ihren Gedanken. Sie
    glauben, wenn Frauen zu Hause bleiben, dann wäre das
    die eigenständige Existenzsicherung. Das ist es aber
    nicht. Das ist nicht das, Herr Singhammer, was die
    Frauen in diesem Land von Ihnen einfordern. Sie werden
    die eigenständige Existenzsicherung auch weiter von Ih-
    nen einfordern.
    Ganz schlimm finde ich – das muss ich besonders be-
    tonen –, dass wir gerade in solchen historischen Tagen,
    wie wir sie zurzeit erleben, auch über die Programme
    gegen Rechtsextremismus reden müssen. Sie wollen
    die Ausgaben für diese Maßnahmen senken.


    (Iris Gleicke [SPD]: Eine Schande!)


    Ihnen ist es egal, wie erfolgreich diese Maßnahmen sind.
    Sie lassen gute Arbeit im Regen stehen. Sie lassen gute
    Projekte in diesem Bereich verkümmern und verkom-
    men. Das ist nicht zu verantworten, und das sollte Ihnen
    zu denken geben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Iris Gleicke [SPD]: Eine Schande ist das!)


    Ich komme zu meinem allerletzten Satz. Ich schaue
    mir das Ganze an und komme zu dem Schluss: Sie haben
    weder den Mut noch die Kraft noch die Ideen für eine
    moderne Gesellschaft. Das bleibt Tatsache.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)