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ID1700419000

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    12. Wort.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ernst Dieter Rossmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Angesichts der großen Ansprüche meine ich: Da muss
    dann auch geliefert werden. So wie ich es sehe, Frau
    Sitte, Frau Sager, wird das eine fröhliche Opposition.


    (Zustimmung bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Und eine fröhliche Regierung!)


    Erstens. Um es auf den Punkt zu bringen: Den Irrtum,
    den Sie mit dem Kooperationsverbot begangen haben,
    toppen Sie jetzt noch mit der Finanzierungsfalle für die
    Länder.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Um es ganz klar zu sagen – für alle, die das vielleicht
    nicht wissen –: Bildung wird zu 8,5 Prozent vom Bund
    und zu über 50 Prozent von den Ländern finanziert. Wer
    jetzt nahelegt, die Gesamtausgaben für den Bildungsbe-
    reich auf 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu stei-
    gern, der erwartet von den Ländern, dass sie 15 Milliar-
    den Euro mehr finanzieren. Gleichzeitig sollen den
    Ländern 15 Milliarden Euro genommen werden. Diese
    30-Milliarden-Euro-Lücke wird Sie verfolgen.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Deshalb kann ich nur sagen: Sie erwartet eine fröhliche
    Opposition.

    Hoffentlich trägt unser Streit dazu bei, dass Sie noch
    die Einsicht gewinnen, dass man mit einer 30-Miliarden-
    Euro-Lücke keinen Bildungsaufbau betreiben kann. Das
    werden Ihnen die Ministerpräsidenten schon im Dezem-
    ber sagen. Frau Schavan, wir wollen sehen, mit welchem
    Ergebnis Sie von dieser Zusammenkunft zurückkehren.

    Zweitens. Frau Schavan, Sie begehen den Irrtum, sich
    mit der Bildungsförderung an die Spendenbereitschaft
    von Firmen zu wenden. Frau Sager, aus Gründen der
    Frauensolidarität haben Sie sich gefragt: Wie konnte
    sich Frau Schavan eigentlich darauf einlassen? Ich
    glaube, sie wollte sich gar nicht darauf einlassen, son-
    dern sie musste sich darauf einlassen. Nur, Frau
    Schavan, „200 000 bis 2013“, das ist jetzt Ihr Projekt;
    Sie müssen liefern. Mal sehen, ob Sie liefern können. Ich
    bin da nicht so sicher.

    Wenn es so sein sollte, dass das BAföG erhalten
    bleibt, dann kommen Sie gerne mit: Schüler-BAföG,
    BAföG mit regelmäßiger Anpassung, Master-BAföG,
    Meister-BAföG. Das ist tatsächlich ein Sozialstipen-
    dium. In Bezug auf das andere: Wir werden sehen, ob
    Sie dort wirklich liefern können.

    Drittens. Herr Kretschmer, ich will ausdrücklich auf
    einen Unterschied eingehen, was das Bildungssparen
    angeht. Ja, auch in der Großen Koalition haben wir Er-
    wachsenen ein Angebot zum Bildungssparen hinsicht-
    lich der Weiterbildung gemacht. Aber es ist ein funda-
    mentaler Unterschied, die Bildungschancen von Kindern
    daran zu knüpfen, dass ihre Eltern für ihren Bildungs-
    weg gespart haben.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Das tut doch gar keiner! Das ist totaler Blödsinn, was Sie da erzählen!)


    Jetzt wird nahegelegt, dass Eltern darüber entscheiden
    sollen, ob für ihre Kinder ein Bildungskonto angelegt
    wird. Es ist gut, wenn sie es tun. Aber was ist mit dem
    Bildungsrecht derjenigen Kinder, deren Eltern es nicht
    tun? Herr Trittin hat gestern gesagt: Man kann die Frage
    von Gerechtigkeit aus der Sicht des Bourgeois oder des
    Citoyen betrachten. Ihre Sicht ist die des Bourgeois.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Uwe Schummer [CDU/CSU]: Wir sind nicht im 19. Jahrhundert!)


    Das Recht auf Bildung ist nicht an materielle Vorausset-
    zungen gebunden; vielmehr ist es ein Menschenrecht:
    Jeder Mensch muss eine erste, eine zweite, eine dritte
    Chance haben, Bildung zu erwerben.

    Dieses Recht ist auch daran gebunden, dass die Insti-
    tutionen stark gemacht werden. Ich finde, der bessere
    Ansatz ist, Kindertagesstätten zu Eltern-Kind-Zentren
    auszubauen.


    (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Ja!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Ernst Dieter Rossmann
    Weshalb steht hier eigentlich „Kindertagesstätten als
    Haus der Forscher“ und nicht „Kindertagesstätten als El-
    tern-Kind-Zentren“? Frau von der Leyen, ich glaube,
    auch Ihnen wäre es wichtig, wenn aus der Bildungsein-
    richtung Kindertagesstätte qualitativ richtig gute Eltern-
    Kind-Zentren würden.

    Stichwort „Institution stärken“. Die Institution Schule
    sollte über Schulsozialarbeit gestärkt werden und nicht
    über Bildungsschecks, da diese nicht zu einem gemein-
    samen Lernen ganz vieler in einer gemeinsamen Schule
    führen. Als Sie noch mit uns in einer Koalition waren,
    waren Sie da weiter.

    Recht auf Bildung heißt, mit modernsten Berufsbil-
    dungseinrichtungen dafür zu sorgen, dass Menschen
    ohne Ausbildung eine zweite oder dritte Chance bekom-
    men, eine Ausbildung zu machen. Ich will gern anerken-
    nen, dass bei Ihnen von modernsten beruflichen Bil-
    dungseinrichtungen die Rede ist; für diese Einrichtungen
    wollen Sie auch Investitionen tätigen. Hoffen wir, dass
    Sie Ihr Vorhaben umsetzen.

    Recht auf Bildung heißt auch, Priorität auf Weiterbil-
    dungsberatung und Weiterbildungsnetzwerke und natür-
    lich auf ein echtes Hochschulpaket, also auf ein gutes
    Studium. Da haben wir einen Konsens. Frau Sager, Frau
    Sitte, wir wollen sehen, wie wir Koalition und Regierung
    treiben können und wie wir sie dazu bringen können,
    dass sie liefern. Ich betone: Was geschrieben steht, liest
    sich gut; aber sie müssen liefern.

    Da sehr viel Geld in die Forschung fließen soll, will
    ich an dieser Stelle zwei weitere Themen ansprechen.

    Die Verknüpfung von Bildung und Forschung ist das,
    was nachhaltiges Wachstum, qualitatives Wachstum ei-
    gentlich ausmacht. Zur Forschungsförderung gehören
    gute Universitäten, gute außeruniversitäre Forschungs-
    einrichtungen und eine gute öffentlich verantwortete
    Programmförderung. Außerdem gehört dazu, dass die
    Wirtschaft in die Lage versetzt wird, die Märkte von
    morgen zu entwickeln und sich forschungsmäßig daran
    zu orientieren.

    An der Stelle haben wir eine Frage an Sie. Im Koali-
    tionsvertrag steht im Zusammenhang mit den Instrumen-
    ten der Hightech-Strategie, dass Sie prüfen wollen, ob
    Sie die Forschung von kleinen und mittleren Unterneh-
    men steuerlich fördern. Das ist ja etwas, was Sozialde-
    mokraten und andere mit in die Diskussion gebracht ha-
    ben. Es stand zum Beispiel auch im Wahlprogramm von
    Frank-Walter Steinmeier: Hier waren „tax credits“ in
    Höhe von 8 Prozent bei einer Deckelung von 1,5 Millio-
    nen Euro pro Unternehmen vorgesehen. Aber was ist
    jetzt eigentlich passiert? Sie wollen prüfen, aber Herr
    Keitel vom BDI sagt schon jetzt, es könne nicht ange-
    hen, dass es diese Förderung nur für kleine und mittlere
    Unternehmen gibt, sondern sie müsse für alle gelten. Da-
    rin begründet sich der Unterschied von 1,5 Milliarden
    und 4 Milliarden Euro im Umfang der Förderung.


    (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Ja, spannend!)


    Frau Schavan, wo stehen Sie? Sind Sie bei den
    4 Milliarden oder bei den 1,5 Milliarden? Wollen Sie,
    dass es Mitnahmeeffekte gibt, oder wollen Sie, dass sich
    die Förderung wirklich auf die kleinen und mittleren Un-
    ternehmen konzentriert, die die größte Wertschöpfung
    haben, nämlich circa 50 Prozent, von denen aber nur
    15 Prozent der Unternehmen Forschungsmittel erhalten?
    Wenn man sich dann noch vor Augen führt, dass Groß-
    unternehmen 5 Prozent in die Forschung investieren
    können, kleine und mittelständische Unternehmen aber
    nur 3 Prozent, dann ist doch evident, an welcher Stelle
    die Mittel konzentriert werden müssen. Das ist besser,
    als die Mittel zu zerstreuen.

    Wir von der sozialdemokratischen Seite aus appellie-
    ren ausdrücklich an Sie – ich vermute, das wird auch von
    Ihnen so geteilt –: Bleiben Sie dabei, die Forschungs-
    förderung auf kleine und mittlere Unternehmen zu kon-
    zentrieren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Bleiben Sie dabei, ihnen den Zugang zu Venture Capital
    zu ermöglichen. Bleiben Sie dabei, auch eine gute insti-
    tutionelle Förderung und eine Programmförderung vor-
    zusehen. Sonst bekommen Sie nämlich Schwierigkeiten
    mit der Nachhaltigkeit des Forschungsförderungspro-
    gramms; denn es könnte nicht mehr effizient umgesetzt
    werden.

    Ein zweiter Punkt bezüglich der Forschungsförde-
    rung: Wir teilen Ihre Einsicht, dass die Hightech-Stra-
    tegie auf bestimmte, gesellschaftlich relevante Hand-
    lungsfelder konzentriert werden muss. Das sagen wir
    ausdrücklich auch angesichts unserer globalen Verant-
    wortung. Wir haben verinnerlicht, dass anstelle des
    Grundsatzes „Global denken, lokal handeln“ jetzt gilt:
    lokal forschen, um global handeln zu können. Das ist
    nachhaltige globale Verantwortungspolitik; denn alles
    hängt zusammen: Wenn man über Sicherheitsforschung
    nachdenkt, muss man auch die Konflikt- und Friedens-
    forschung mit einbeziehen und entsprechend fördern.
    Wenn man über Mobilität und Gesundheit nachdenkt,
    muss man auch die Auswirkungen von Demografie und
    Migration mit erforschen. Wenn man über die Wert-
    schöpfung von morgen nachdenkt, muss man auch hu-
    manitäre Aspekte von Arbeit und die Entwicklung von
    der Dienstleistungs- zur modernen Forschungsgesell-
    schaft in den Evaluierungsprozess einbeziehen. Wir ha-
    ben die Sorge, dass Sie hier auf einem Auge etwas blind
    sind. Zerstreuen Sie unsere Sorge. Wir unterstützen Sie
    gerne dabei.

    Eine letzte Bemerkung zum Bürgerdialog. Den Blick
    auf den Dialog zwischen Forschung und Gesellschaft zu
    richten, ist angesichts der Bildungs- und Wissensgesell-
    schaft von morgen grundrichtig. Die Frage, wie das kon-
    kret geschehen soll, wird im Koalitionsvertrag mit der
    Planung, zusammen mit der Wirtschaft ein „Haus der
    Zukunft“ einzurichten, beantwortet. Wir meinen, der
    Bürgerdialog muss mehr umfassen. Der Bürgerdialog
    über Wissenschaft und Forschung bekommt dann einen
    starken Kern, wenn dieser Bundestag zum Haus der Wis-
    senschaft wird, wenn man in diesem Bundestag über
    Wissenschaft, über Forschung, über Forschungsschwer-
    punkte und -strukturen mehr als bisher diskutiert. Wir






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Ernst Dieter Rossmann
    wollen Ihnen anbieten, dieses Parlament, dieses Haus
    der Bürger in Zukunft zu einem Haus zu machen, in dem
    auch über Forschungs- und Wissenschaftspolitik gestrit-
    ten wird. Das nützt uns allen. Frei nach der Devise von
    Hartmut von Hentig – das ist ein sozialdemokratischer
    Lehrsatz –: Worauf kommt es an? Sachen klären, Men-
    schen stärken – das ist unsere Mission.

    Danke.


    (Beifall bei der SPD)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Für die FDP-Fraktion hat nun der Kollege Professor

Dr. Martin Neumann das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Martin Neumann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Wenn wir uns an die richtigen Worte der Bun-
    deskanzlerin in der Regierungserklärung erinnern oder
    wenn wir uns die Aussagen unseres Koalitionsvertrages
    anschauen, dann kommen einem vier wesentliche Bot-
    schaften in den Kopf, die ich an dieser Stelle hervorhe-
    ben möchte:

    Erstens. Diese Bundesregierung wird sich den rasant
    wachsenden Herausforderungen des globalen Wettbe-
    werbs stellen.

    Zweitens. Sie wird die Leistungsfähigkeit des deut-
    schen Wissenschaftssystems wahrnehmbar steigern.

    Drittens wird sie dafür Sorge tragen, dass die deut-
    sche Wirtschaft bei internationalen Entwicklungen wie-
    der Schritt halten kann.

    Viertens wird sie Deutschland für die besten Köpfe
    der Welt wieder attraktiv machen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Nicht von ungefähr beschreibt die neue Bundesregie-
    rung ihr innovationspolitisches Handeln mit folgendem
    Satz:

    Moderne Technologien sind keine Bedrohung, son-
    dern Chance für Deutschland. Mit ihnen begegnen
    wir den großen Herausforderungen der Menschheit
    wie Hunger, Armut, Krankheit und Naturkatastro-
    phen. Deutschlands Technologieführerschaft sichert
    uns Teilhabe an großen Zukunftschancen, Beschäf-
    tigung und Ressourcen schonendem Wohlstand.

    Kurz gesagt: Diese Bundesregierung wird einer neuen
    Kultur für Wissenschaft und Innovation den Weg berei-
    ten.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    An dieser Stelle sage ich ganz deutlich: Wir müssen
    mehr Freiheit wagen, und, meine Damen und Herren,
    wir werden mehr Freiheit wagen. Aus diesem Grund
    werden wir gemeinsam einen mutigen Schritt in die Zu-
    kunft machen und Ihnen den Entwurf eines Wissen-
    schaftsfreiheitsgesetzes vorlegen.

    (Beifall bei der FDP – Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Ich habe es gewusst!)


    Es ist ein Gesetz, das der Wissenschaft und der Wirtschaft
    gleichermaßen die notwendige Luft zum Atmen gibt. Es
    ist ein Gesetz, das Barrieren abbaut und das – drittens –
    Forschung und Lehre wieder enger zusammenführt. Es ist
    ein Gesetz, das Eigenverantwortung in der Wissenschaft
    stärkt und Bürokratie abbaut.


    (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Und vor allem den Beschäftigten so viele Chancen gibt!)


    Es ist ein Gesetz, das Grenzen für Fachkräfte öffnet und
    bestehende Forschungsinfrastrukturen für alle zugäng-
    lich macht.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Sie haben das Kredo unseres Koalitionsvertrages ver-
    nommen: Angst schafft keine Zukunft.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Es war gerade die Angst der letzten Jahre, die sich wie
    Mehltau über neue Forschungsfelder, neue Erfindungen
    und Entdeckungen sowie über neue Technologien legte.
    Egal, ob Grüne Biotechnologie, Stammzellenforschung,
    kerntechnische Sicherheitsforschung oder Validierungs-
    forschung: Diese Bundesregierung setzt wieder verant-
    wortungsbewusst auf Chancen und schützt die Men-
    schen dabei zugleich vor möglichen Risiken.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Asse III)


    Deutschland braucht ein positives Forschungsklima,
    frei von ideologischen Debatten. Die herrschende, oft
    angstbesetzte Kultur des Risikos muss sich zu einer zu-
    kunftsorientierten Kultur der Chancen wandeln.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Diese Bundesregierung wird die Leistungsfähigkeit
    des deutschen Wissenschaftssystems im internationalen
    Wettbewerb stärken. Das heißt, wir wollen die Koopera-
    tionsmöglichkeiten zwischen Universitäten, außeruni-
    versitären Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft
    erweitern und dabei die Eigenverantwortung der Wis-
    senschaftler stärken. Wir wollen gemeinsam mit den
    Ländern eine Landkarte der FuE-Infrastruktur zeichnen,
    um Kooperationsverträge über die gegenseitige Nutzung
    der FuE-Infrastruktur zu ermöglichen.

    Die staatliche FuE-Förderung der Wirtschaft ist in
    Deutschland über Jahre hinweg zurückgegangen. Sie ist
    heute niedriger als in einem Großteil der OECD-Staaten,
    die allerdings FuE-Projektförderung und steuerliche
    FuE-Förderung als Eines betrachten. Eine verstärkte
    FuE-Tätigkeit der Wirtschaft ist aber eine der Grundvo-
    raussetzungen für eine Steigerung der Wertschöpfung.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Martin Neumann (Lausitz)

    Was Deutschland heute fehlt, ist eine gezielte steuerli-
    che FuE-Förderung aller in Deutschland forschenden
    Unternehmen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Während die Zuschussförderung die Durchführung eines
    Forschungsprojektes erst ermöglicht, schafft die steuerli-
    che FuE-Förderung zusätzliche Liquiditätsspielräume
    für Innovationsvorhaben. Daher wird auch diese Bun-
    desregierung eine steuerliche Förderung anstreben, die
    zusätzliche Forschungsimpulse in kleineren und mittle-
    ren Unternehmen sowie in großen in Deutschland for-
    schenden Unternehmen auslöst.

    Zum Abschluss wünsche ich Ihnen, sehr geehrte Frau
    Ministerin, in Ihrem Amt alles Gute und eine glückliche
    Hand für die richtigen Entscheidungen.

    Ich bedanke mich.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)