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ID1700416500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jerzy Montag


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir re-

    den heute den zweiten Tag über die Regierungserklärung
    der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ich will an dieser
    Stelle an das Bild erinnern, das unser Fraktionsvorsit-
    zender, Jürgen Trittin, gestern für den Koalitionsvertrag
    geprägt hat. Er sprach von einem Zug: In den ersten
    Waggons des Zuges, in der ersten Klasse, werden Cock-
    tails serviert. In den hinteren Waggons, in der Holz-
    klasse, gibt es nichts. Einige der Waggons werden abge-
    hängt. Leider ist es so, dass die Waggons mit der
    Aufschrift „Rechtsstaat/Bürgerrechte“ zu den hinteren
    gehören. Ich befürchte, dass sie zu den gehören, die ab-
    gehängt werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wie vor vier Jahren habe ich in der Regierungserklä-
    rung der Bundeskanzlerin kein einziges Wort zu der Be-
    deutung gehört, die die Grund- und Bürgerrechte für
    eine freiheitliche Gesellschaft haben, kein Wort zur
    Rechtsstaatlichkeit und Grundrechtsbindung allen staat-
    lichen Handelns, kein Wort dazu, dass eine Rechtspolitik
    ihren Namen nur dann verdient, wenn sie verdeutlicht,
    welche Bedeutung die Unabhängigkeit der Justiz hat.
    Wie vor vier Jahren muss ich dies kritisieren.

    Deswegen stimmt auch das zweite Bild, das Jürgen
    Trittin verwendet hat: Diese Koalitionsvereinbarung und
    diese Regierungserklärung sind kein Aufbruch, sondern
    ein Aufguss, von dem wir uns in der Rechtspolitik nichts
    versprechen dürfen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Max Stadler [FDP]: Einen Aufguss rotgrüner Politik werden wir nicht machen!)


    Als Rechtspolitiker habe ich an zwei Stellen aufge-
    merkt. Die erste Stelle war, als die Bundeskanzlerin
    sagte: „Sittenwidrige Löhne werden wir verbieten.“ Die
    Bürgerinnen und Bürger müssen sich verwirrt fragen:
    Was soll das heißen? Sind sittenwidrige Verträge bei uns
    noch nicht verboten? Muss man sie jetzt verbieten? Ein
    Blick ins Gesetz erleichtert die Rechtsfindung. In
    § 130 BGB heißt es:

    Ein Rechtsgeschäft, das gegen die guten Sitten ver-
    stößt, ist nichtig.

    Strafrechtlich ist das bereits unter Strafe gestellt.


    (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Was haben Sie für ein BGB?)


    Meine Damen und Herren, der Satz: „Sittenwidrige
    Löhne werden wir verbieten“, ist arbeitsmarktpolitisch
    ein Offenbarungseid.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Es kommt nicht darauf an, sittenwidrige Löhne zu ver-
    bieten, sondern darauf, sie abzuschaffen. Wie kann man
    sie abschaffen? Durch intelligente Mindestlöhne; solche
    Mindestlöhne müssen eingeführt werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Rechtspolitisch ist dieser Satz eine Nullnummer; denn er
    besagt überhaupt nichts. Ich bin sehr gespannt, wie die
    Koalition zu einem Verbot der Sittenwidrigkeit kommen
    will.

    Der zweite Satz der Bundeskanzlerin, bei dem ich
    aufgemerkt habe, war: „Wir wollen das Verhältnis der
    Bürgerinnen und Bürger zu ihrem Staat verbessern.“ Das
    Verhältnis der Bürgerinnen und Bürger zu ihrem Staat
    verbessern? Was für ein Verhältnis haben die Bürgerin-
    nen und Bürger denn heute zu ihrem Staat? Im Bereich
    des Strafrechts und der Strafverfolgung galt bisher der
    Grundsatz: Jeder rechtschaffene und gesetzestreue Bür-
    ger hat das Recht, dass sich der Staat auch und besonders
    in Form der Polizei von ihm fernhält und ihn nicht be-
    helligt. Es gibt eine staatsbürgerliche Pflicht, Zeuge zu
    sein. Die Pflicht zum Erscheinen und zur wahrheitsge-
    mäßen Aussage gibt es aber bisher nur gegenüber der
    unabhängigen Justiz. Sie wollen die Bürgerinnen und
    Bürger dazu verpflichten, auf Vorladung auch vor der
    Polizei zu erscheinen und auszusagen.


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich!)


    Bisher galt: Der Staat ist für die Menschen da und
    nicht die Menschen für den Staat.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Bisher war der aufrechte Gang der Bürgerinnen und Bür-
    ger grundrechtlich geschützt. Nach Ihrer Denkart sollen
    die Bürgerinnen und Bürger jetzt wieder die Hacken zu-
    sammenschlagen, und man hat gesenkten Hauptes vor
    der Obrigkeit zu erscheinen. Das meint die Kanzlerin,
    wenn sie sagt, dass sie das Verhältnis der Bürgerinnen
    und Bürger zu ihrem Staat verbessern will.

    In der Sache ist das ein Prozess der Verpolizeilichung
    des strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens. Die Polizei
    wird mit dieser Neuerung aus der Rolle des Hilfsbeam-
    ten der Staatsanwaltschaft befreit. Sie wird das, was sie
    schon immer werden wollte: Sie wird selbstständig. Die
    Staatsanwaltschaft wird weiter entmachtet.

    Wir haben im Sommer dieses Jahres vom Bundesjus-
    tizministerium ein vom Bundesjustizministerium in Auf-
    trag gegebenes dickes Gutachten zugeschickt bekom-
    men. Das Gutachten des Deutschen Richterbundes trägt
    den Titel „Das Verhältnis von Gericht, Staatsanwalt-
    schaft und Polizei im Ermittlungsverfahren, strafprozes-

    (Fehl-? diesem Gutachten wird genau davor gewarnt, was Sie jetzt einführen wollen. Das Gutachten hätten Sie sich sparen können. Jerzy Montag (Beifall bei der SPD und der LINKEN – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Schande!)





    (A) (C)


    (B) (D)


    Mit Erlaubnis der Präsidentin will ich aus einem Bun-
    destagswahlprogramm einige Sätze zitieren:

    Wir brauchen eine Neuausrichtung der Rechtspoli-
    tik. Die Rechtspolitik darf sich nicht darauf be-
    schränken, europäische Vorgaben umzusetzen oder
    innenpolitische Initiativen rechtsstaatlich zu schär-
    fen.

    Rechtspolitik muss gestalten und dem Wandel in
    der Gesellschaft ein Gesicht geben. Von der Rechts-
    politik müssen entscheidende Impulse ausgehen für
    eine moderne und aufgeklärte Bürgergesellschaft.

    Ich frage Sie: Welche der Fraktionen dieses Hohen
    Hauses hat diesen Text in ihr Wahlprogramm geschrie-
    ben?


    (Dr. Max Stadler [FDP]: Ihr nicht!)


    Die Linke war es nicht;


    (Dr. Max Stadler [FDP]: Ihr auch nicht!)


    denn darin stand nichts über Hartz IV oder über völker-
    rechtswidrige Angriffskriege.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ist das jetzt die 2000-Euro-Frage?)


    Von uns stammt es auch nicht; Herr Stadler, Sie haben
    recht. Es hätte von uns stammen können. Wir haben das
    Gleiche mit anderen und besseren Worten geschrieben. –
    Jawohl, es stammt von der FDP.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Jetzt ist es heraus!)


    Es ist das Wahlprogramm der FDP.


    (Dr. Max Stadler [FDP]: Ziemlich gut!)


    Angesichts dieser starken Worte, die Sie benutzt ha-
    ben, sage ich Ihnen:


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ungeheuerlich!)


    Für mich ist diese Bürgerpflicht, auf Vorladung vor
    der Polizei erscheinen und aussagen zu müssen, die
    größte rechtspolitische Fehlentwicklung und Enttäu-
    schung, die Sie in diese Koalition hineintragen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Viele andere Punkte sind angesprochen worden. Ich
    habe nicht die Zeit, sie hier im Einzelnen aufzuführen.


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schade!)


    Wir Grünen werden, wie auch die anderen Kolleginnen
    und Kollegen aus der Opposition, im Rechtsausschuss
    auf alle diese Punkte zu sprechen kommen.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Darauf freuen wir uns schon!)

    – Ich hoffe, dass Sie das tun.
    Zum Schluss würde ich ganz gerne noch eines sagen:

    Frau Ministerin Leutheusser-Schnarrenberger, Herr
    Staatssekretär Stadler, wir werden Ihnen eine konse-
    quente, eine sachliche und eine konstruktive Opposition
    sein. Wir werden Ihnen nichts durchgehen lassen, wenn
    Sie sich Ihrer bürgerrechtlichen und rechtsstaatlichen
    Kleider entledigen,


    (Dr. Max Stadler [FDP]: Keine Sorge! – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Modeberater Montag!)


    und wir werden Ihnen konkrete Alternativen dafür vor-
    schlagen, wie man die Justiz stärken und die Grund-
    rechte, Bürgerrechte und Menschenrechte heute und
    morgen in Deutschland schützen kann.


    (Dr. Max Stadler [FDP]: Gut, einverstanden!)

    Ich will von diesem Pult nicht wegtreten, ohne Sie,

    Frau Ministerin, und Sie, Herr Staatssekretär, zu Ihren
    neuen Ämtern zu beglückwünschen. Ich denke, dass wir
    trotz der Differenzen, die wir miteinander haben, eine
    gute Zusammenarbeit im Rechtsausschuss haben wer-
    den.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Katrin Dagmar Göring-Eckardt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Der Kollege Christian Ahrendt hat das Wort für die

FDP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Christian Ahrendt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Lassen Sie mich für meine Fraktion eines vorne-
    weg feststellen: Die Rechtspolitik hat ihren Kompass zu-
    rück. Der Rechtsstaat wird durch den Koalitionsvertrag
    gestärkt.


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: An welcher Stelle denn? Wo?)


    – Das sage ich Ihnen gleich.
    Wir stellen den Menschen und die Freiheitsrechte in

    den Mittelpunkt. Wir haben hier eine klare Kursbestim-
    mung von der Ministerin erhalten, und für diese klare
    Kursbestimmung darf ich mich bei Ihnen, Frau
    Leutheusser-Schnarrenberger, ganz herzlich bedanken.


    (Beifall bei der FDP – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das meinen Sie doch nicht ernst! Wolkig!)


    Herr Wieland, da Sie hier so schön dazwischenrufen
    und Herr Montag die Grundrechte predigt, sage ich Ih-
    nen von dieser Stelle aus: Sie haben mit der SPD zusam-
    men das Luftsicherheitsgesetz gemacht. Sie sind dort
    mitgeflogen, und Sie sind dort auch mit abgestürzt.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wissen wir! Wir haben daraus gelernt! Sie nicht!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Christian Ahrendt
    – Das ist schön; aber der Lernprozess hat sich nicht fort-
    gesetzt, wenigstens nicht bis hierher.

    Im Grunde genommen zeigt sich hier in der Debatte
    das Problem: Die Opposition ist in der Rechtspolitik
    ohne klare Kursbestimmung. Sie haben im Wahlkampf
    gepredigt: Wenn Schwarz-Gelb gewählt wird, geht das
    Abendland unter.


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, dann kommt die soziale Kälte! Sie wird kommen!)


    Die Menschen haben unser konkretes Politikangebot ge-
    wählt. Wir sind in der Regierung, Sie sind in der Opposi-
    tion, und das ist auch gut so.


    (Beifall bei der FDP – Christine Lambrecht [SPD]: Das war jetzt aber eine Aussage! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist denn mehr Freiheit?)


    Lassen Sie mich auf einen weiteren Punkt eingehen.
    Wir haben die Skandale um die Überwachung der
    Arbeitnehmer bei Lidl und bei der Bahn verfolgt. Das
    Thema war schon aktuell, als Herr Scholz noch Minister
    war; aber erst kurz vor Ende des Wahlkampfes ist ein
    Gesetz vorgelegt worden.


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war sehr spät!)


    Es wäre vorher genug Zeit gewesen, um die Arbeitneh-
    merrechte und den Datenschutz zu verbessern. Dennoch
    wurde es erst kurz vor Ultimo in Angriff genommen. Als
    man Verantwortung trug, wurde die Gelegenheit nicht
    genutzt.


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie recht!)


    Es ist zu wenig, wenn man Rechtspolitik erst dann be-
    treibt, wenn es im Wahlkampf nützlich ist.


    (Beifall bei der FDP)


    Ich möchte ein zweites Beispiel für die Irrungen der
    Rechtspolitik anführen. Am 24. September hat dieses
    Haus das Gesetz zur Erleichterung der Sanierung von
    Unternehmen verabschiedet. Damit wurde der Über-
    schuldungsbegriff geändert. Kurz zur Rechtsge-
    schichte: 1999 wurde ein neues Insolvenzrecht mit ei-
    nem neuen Überschuldungsbegriff eingeführt. In der
    Krise wurde dieser außer Kraft gesetzt. Seitdem kann ein
    Unternehmen fortgeführt werden, wenn es eine positive
    Fortbestehensprognose gibt. Dadurch sollen Sanierun-
    gen erleichtert werden. Allerdings wurde für diese Rege-
    lung nur ein Zeitfenster bis 2014 geöffnet. Was ist das
    für eine Rechtspolitik? Bis 2014 kann ein Unternehmen
    leichter saniert werden; ab 2015 können Unternehmen,
    die in eine Notlage geraten, wieder schlechter saniert
    werden. Das offenbart das Problem, das wir in der
    Rechtspolitik haben: Sie sind ohne Orientierung unter-
    wegs.


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Insolvenzrecht ist das Kernstück der christlich-liberalen Wende in der Rechtspolitik! Das hat Herr Krings gesagt! Nun weiß ich, dass es sich gelohnt hat!)


    – Es ist ein Kernstück der Rechtspolitik. – Das Beispiel
    zeigt, wie wirr zuletzt agiert wurde. Wir werden das än-
    dern.


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber was ist das Christliche am Insolvenzrecht? Das hat Herr Krings nicht gesagt!)


    – Das müssen Sie Herrn Krings fragen.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ich hätte nie davon geträumt, dass sich Herr Wieland um christliche Politik bemüht!)


    Wir machen Ihnen das Angebot, in den Ausschüssen
    kreativ mitzuarbeiten.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)