Rede:
ID1700416300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Raju Sharma


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

    Wir wollen Freiheit und Sicherheit für unsere Bür-
    gerinnen und Bürger.

    So steht es in der Präambel des Koalitionsvertrages. Au-
    ßerdem heißt es dort:

    Wir wollen ein ausgewogenes Verhältnis von Frei-
    heit und Sicherheit.

    Und schließlich:

    Wir setzen auf die Freiheit des Einzelnen und ste-
    hen für die Sicherheit aller ein.

    Das sind schöne Worte. Sie sind zwar nicht besonders
    originell, aber all das sind Aussagen, denen sich vermut-
    lich die Mehrheit aller Fraktionen des Deutschen Bun-
    destages bedenkenlos anschließen könnte.


    (Dr. Max Stadler [FDP]: Das ist doch schon einmal etwas!)

    Das gilt auch für die Mehrheit aller anderen Fraktionen
    in jedem Parlament in jedem anderen beliebigen Land
    der Welt.

    Genau das ist das Problem. Auch in der Rechtspolitik
    ist der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und FDP ge-
    prägt von Allgemeinplätzen, die so beliebig und unver-
    bindlich sind, dass sie glatt der vom Kollegen Lammert
    so geschmähten Fernsehserie Bianca – Wege zum Glück
    entstammen könnten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Leider führt der Koalitionsvertrag auch in der Rechts-
    politik nicht zum Glück. Wer sich die Mühe macht, tiefer
    einzusteigen, wird schnell feststellen, dass auch in diesem
    Bereich hinter den warmen Worten zumeist nichts anderes
    als schnöde, kalte Interessenpolitik steckt, die die Sinn-
    haftigkeit sozialer Transferleistungen und Schutzvor-
    schriften grundsätzlich infrage stellt.

    Der Kollege Scholz hat bereits darauf hingewiesen – ich
    freue mich ausdrücklich darüber, dass die Sozialdemokra-
    ten in diesem Punkt unsere Auffassung teilen –: Die Forde-
    rung nach einer Vereinheitlichung der Kündigungsfristen
    für Mieter und Vermieter mag unverdächtig und irgend-
    wie ausgewogen klingen. Faktisch geht es hierbei aber
    schlicht und ergreifend um den Abbau von Mieterrechten.


    (Beifall des Abg. Dr. Axel Troost LINKE)

    es doch erst einmal ab!)

    Wenn die Koalition verlangt, mietrechtliche Ansprü-
    che müssten auch wirksam vollstreckt werden können,
    geht es natürlich um die Ansprüche der Vermieter. Ihnen
    soll nicht länger zugemutet werden, sich mit dem lästi-
    gen Mieterschutz auseinandersetzen zu müssen. Hierzu
    sagt die Linke ganz klar: Nein, das wollen wir nicht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Rousseau hat es richtig erkannt: Zwischen dem Star-
    ken und dem Schwachen ist es die Freiheit, die unter-
    drückt, und das Recht, das befreit. Für die Linke hat
    Rechtspolitik deshalb immer auch eine soziale Dimen-
    sion. Das Sozialstaatsprinzip ist zu Recht eine der tra-
    genden Säulen unserer Verfassung. Wer ein ausgewoge-
    nes Verhältnis von Freiheit und Sicherheit will, darf die
    soziale Sicherheit nicht aus dem Blick verlieren.

    Noch ein Wort an die Justizministerin. Frau
    Leutheusser-Schnarrenberger, Sie haben viel Mut bewie-
    sen, in dieser Konstellation und mit diesem Koalitions-
    vertrag in die Bundesregierung einzutreten. Ich wünsche
    Ihnen, dass Sie mehr sein werden als das liberale Feigen-
    blatt einer wenig freiheitlichen Rechtspolitik. Wenn es
    um die Verteidigung bürgerlicher Freiheitsrechte geht,
    finden sich außerhalb der Koalition womöglich mehr
    Bündnispartner als innerhalb. Wer gerade den Ausfüh-
    rungen des Kollegen Dr. Krings zugehört hat, der weiß,
    wovon ich rede.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)







    (A) (C)



    (B) (D)



Rede von Katrin Dagmar Göring-Eckardt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Sharma, das war Ihre erste Rede im Deutschen

Bundestag. Wir beglückwünschen Sie dazu herzlich und
wünschen eine erfolgreiche Arbeit.


(Beifall)


Jerzy Montag spricht jetzt für das Bündnis 90/Die
Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jerzy Montag


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir re-

    den heute den zweiten Tag über die Regierungserklärung
    der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ich will an dieser
    Stelle an das Bild erinnern, das unser Fraktionsvorsit-
    zender, Jürgen Trittin, gestern für den Koalitionsvertrag
    geprägt hat. Er sprach von einem Zug: In den ersten
    Waggons des Zuges, in der ersten Klasse, werden Cock-
    tails serviert. In den hinteren Waggons, in der Holz-
    klasse, gibt es nichts. Einige der Waggons werden abge-
    hängt. Leider ist es so, dass die Waggons mit der
    Aufschrift „Rechtsstaat/Bürgerrechte“ zu den hinteren
    gehören. Ich befürchte, dass sie zu den gehören, die ab-
    gehängt werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wie vor vier Jahren habe ich in der Regierungserklä-
    rung der Bundeskanzlerin kein einziges Wort zu der Be-
    deutung gehört, die die Grund- und Bürgerrechte für
    eine freiheitliche Gesellschaft haben, kein Wort zur
    Rechtsstaatlichkeit und Grundrechtsbindung allen staat-
    lichen Handelns, kein Wort dazu, dass eine Rechtspolitik
    ihren Namen nur dann verdient, wenn sie verdeutlicht,
    welche Bedeutung die Unabhängigkeit der Justiz hat.
    Wie vor vier Jahren muss ich dies kritisieren.

    Deswegen stimmt auch das zweite Bild, das Jürgen
    Trittin verwendet hat: Diese Koalitionsvereinbarung und
    diese Regierungserklärung sind kein Aufbruch, sondern
    ein Aufguss, von dem wir uns in der Rechtspolitik nichts
    versprechen dürfen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Max Stadler [FDP]: Einen Aufguss rotgrüner Politik werden wir nicht machen!)


    Als Rechtspolitiker habe ich an zwei Stellen aufge-
    merkt. Die erste Stelle war, als die Bundeskanzlerin
    sagte: „Sittenwidrige Löhne werden wir verbieten.“ Die
    Bürgerinnen und Bürger müssen sich verwirrt fragen:
    Was soll das heißen? Sind sittenwidrige Verträge bei uns
    noch nicht verboten? Muss man sie jetzt verbieten? Ein
    Blick ins Gesetz erleichtert die Rechtsfindung. In
    § 130 BGB heißt es:

    Ein Rechtsgeschäft, das gegen die guten Sitten ver-
    stößt, ist nichtig.

    Strafrechtlich ist das bereits unter Strafe gestellt.


    (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Was haben Sie für ein BGB?)


    Meine Damen und Herren, der Satz: „Sittenwidrige
    Löhne werden wir verbieten“, ist arbeitsmarktpolitisch
    ein Offenbarungseid.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Es kommt nicht darauf an, sittenwidrige Löhne zu ver-
    bieten, sondern darauf, sie abzuschaffen. Wie kann man
    sie abschaffen? Durch intelligente Mindestlöhne; solche
    Mindestlöhne müssen eingeführt werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Rechtspolitisch ist dieser Satz eine Nullnummer; denn er
    besagt überhaupt nichts. Ich bin sehr gespannt, wie die
    Koalition zu einem Verbot der Sittenwidrigkeit kommen
    will.

    Der zweite Satz der Bundeskanzlerin, bei dem ich
    aufgemerkt habe, war: „Wir wollen das Verhältnis der
    Bürgerinnen und Bürger zu ihrem Staat verbessern.“ Das
    Verhältnis der Bürgerinnen und Bürger zu ihrem Staat
    verbessern? Was für ein Verhältnis haben die Bürgerin-
    nen und Bürger denn heute zu ihrem Staat? Im Bereich
    des Strafrechts und der Strafverfolgung galt bisher der
    Grundsatz: Jeder rechtschaffene und gesetzestreue Bür-
    ger hat das Recht, dass sich der Staat auch und besonders
    in Form der Polizei von ihm fernhält und ihn nicht be-
    helligt. Es gibt eine staatsbürgerliche Pflicht, Zeuge zu
    sein. Die Pflicht zum Erscheinen und zur wahrheitsge-
    mäßen Aussage gibt es aber bisher nur gegenüber der
    unabhängigen Justiz. Sie wollen die Bürgerinnen und
    Bürger dazu verpflichten, auf Vorladung auch vor der
    Polizei zu erscheinen und auszusagen.


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich!)


    Bisher galt: Der Staat ist für die Menschen da und
    nicht die Menschen für den Staat.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Bisher war der aufrechte Gang der Bürgerinnen und Bür-
    ger grundrechtlich geschützt. Nach Ihrer Denkart sollen
    die Bürgerinnen und Bürger jetzt wieder die Hacken zu-
    sammenschlagen, und man hat gesenkten Hauptes vor
    der Obrigkeit zu erscheinen. Das meint die Kanzlerin,
    wenn sie sagt, dass sie das Verhältnis der Bürgerinnen
    und Bürger zu ihrem Staat verbessern will.

    In der Sache ist das ein Prozess der Verpolizeilichung
    des strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens. Die Polizei
    wird mit dieser Neuerung aus der Rolle des Hilfsbeam-
    ten der Staatsanwaltschaft befreit. Sie wird das, was sie
    schon immer werden wollte: Sie wird selbstständig. Die
    Staatsanwaltschaft wird weiter entmachtet.

    Wir haben im Sommer dieses Jahres vom Bundesjus-
    tizministerium ein vom Bundesjustizministerium in Auf-
    trag gegebenes dickes Gutachten zugeschickt bekom-
    men. Das Gutachten des Deutschen Richterbundes trägt
    den Titel „Das Verhältnis von Gericht, Staatsanwalt-
    schaft und Polizei im Ermittlungsverfahren, strafprozes-

    (Fehl-? diesem Gutachten wird genau davor gewarnt, was Sie jetzt einführen wollen. Das Gutachten hätten Sie sich sparen können. Jerzy Montag (Beifall bei der SPD und der LINKEN – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Schande!)





    (A) (C)


    (B) (D)


    Mit Erlaubnis der Präsidentin will ich aus einem Bun-
    destagswahlprogramm einige Sätze zitieren:

    Wir brauchen eine Neuausrichtung der Rechtspoli-
    tik. Die Rechtspolitik darf sich nicht darauf be-
    schränken, europäische Vorgaben umzusetzen oder
    innenpolitische Initiativen rechtsstaatlich zu schär-
    fen.

    Rechtspolitik muss gestalten und dem Wandel in
    der Gesellschaft ein Gesicht geben. Von der Rechts-
    politik müssen entscheidende Impulse ausgehen für
    eine moderne und aufgeklärte Bürgergesellschaft.

    Ich frage Sie: Welche der Fraktionen dieses Hohen
    Hauses hat diesen Text in ihr Wahlprogramm geschrie-
    ben?


    (Dr. Max Stadler [FDP]: Ihr nicht!)


    Die Linke war es nicht;


    (Dr. Max Stadler [FDP]: Ihr auch nicht!)


    denn darin stand nichts über Hartz IV oder über völker-
    rechtswidrige Angriffskriege.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ist das jetzt die 2000-Euro-Frage?)


    Von uns stammt es auch nicht; Herr Stadler, Sie haben
    recht. Es hätte von uns stammen können. Wir haben das
    Gleiche mit anderen und besseren Worten geschrieben. –
    Jawohl, es stammt von der FDP.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Jetzt ist es heraus!)


    Es ist das Wahlprogramm der FDP.


    (Dr. Max Stadler [FDP]: Ziemlich gut!)


    Angesichts dieser starken Worte, die Sie benutzt ha-
    ben, sage ich Ihnen:


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ungeheuerlich!)


    Für mich ist diese Bürgerpflicht, auf Vorladung vor
    der Polizei erscheinen und aussagen zu müssen, die
    größte rechtspolitische Fehlentwicklung und Enttäu-
    schung, die Sie in diese Koalition hineintragen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Viele andere Punkte sind angesprochen worden. Ich
    habe nicht die Zeit, sie hier im Einzelnen aufzuführen.


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schade!)


    Wir Grünen werden, wie auch die anderen Kolleginnen
    und Kollegen aus der Opposition, im Rechtsausschuss
    auf alle diese Punkte zu sprechen kommen.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Darauf freuen wir uns schon!)

    – Ich hoffe, dass Sie das tun.
    Zum Schluss würde ich ganz gerne noch eines sagen:

    Frau Ministerin Leutheusser-Schnarrenberger, Herr
    Staatssekretär Stadler, wir werden Ihnen eine konse-
    quente, eine sachliche und eine konstruktive Opposition
    sein. Wir werden Ihnen nichts durchgehen lassen, wenn
    Sie sich Ihrer bürgerrechtlichen und rechtsstaatlichen
    Kleider entledigen,


    (Dr. Max Stadler [FDP]: Keine Sorge! – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Modeberater Montag!)


    und wir werden Ihnen konkrete Alternativen dafür vor-
    schlagen, wie man die Justiz stärken und die Grund-
    rechte, Bürgerrechte und Menschenrechte heute und
    morgen in Deutschland schützen kann.


    (Dr. Max Stadler [FDP]: Gut, einverstanden!)

    Ich will von diesem Pult nicht wegtreten, ohne Sie,

    Frau Ministerin, und Sie, Herr Staatssekretär, zu Ihren
    neuen Ämtern zu beglückwünschen. Ich denke, dass wir
    trotz der Differenzen, die wir miteinander haben, eine
    gute Zusammenarbeit im Rechtsausschuss haben wer-
    den.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)