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ID1700413200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jan Korte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als

    Erstes muss ich feststellen: Im Gegensatz zu Ihrem Vor-
    gänger verbreiten Sie, Herr de Maizière, keine Weltun-
    tergangsstimmung, und Sie halten keine so markigen
    Reden. Wir werden überprüfen, wie sich das im Koali-
    tionsvertrag niederschlägt oder eben auch nicht.

    Die FDP hat richtigerweise festgestellt, dass die letzte
    Legislaturperiode eine einzige Katastrophe für die Bür-
    gerrechte – Onlinedurchsuchung, Vorratsdatenspeiche-
    rung usw. – war. Es ist im Übrigen niemals nachgewie-
    sen worden, dass all diese Maßnahmen ein Mehr an
    Sicherheit gebracht haben. Es war also schlecht. Das
    können wir, glaube ich, so festhalten.

    Allerdings gab es in dieser Gesellschaft auch neuen
    Widerstand. Es gab viele Demonstrationen mit Zehntau-
    senden von Teilnehmern unter dem Motto „Freiheit statt
    Angst“. Auf diesen Demonstrationen gab es geradezu
    ein Fahnenmeer von FDP und Linken. Das war gut. Das
    muss man so festhalten. Reden wir darüber – die FDP
    wird wahrscheinlich nicht mehr demonstrieren –, was
    Sie im Koalitionsvertrag durchgesetzt haben.

    Mein erster Punkt ist das Arbeitnehmerdaten-
    schutzgesetz. Alle Fraktionen wollten das in den letzten
    Jahren immer wieder auf den Weg bringen. So weit, so
    gut. Passiert ist nichts, obwohl die Skandale immer grö-
    ßer wurden. Im Koalitionsvertrag steht dazu Folgendes:

    Hierzu werden wir den Arbeitnehmerdatenschutz in
    einem eigenen Kapitel im Bundesdatenschutzgesetz
    ausgestalten.

    Das ist immerhin ein Fortschritt, das muss man sagen.
    Das hat die SPD in der Tat nicht hinbekommen. Aber
    das, was Datenschützer immer gefordert haben, nämlich
    ein eigenes, detailliertes Arbeitnehmerdatenschutzge-
    setz, wollen auch Sie nicht. Das kritisieren wir massiv;






    (A) (C)



    (B) (D)


    Jan Korte
    denn der Datenschutz und die Bürgerrechte enden nicht
    am Werkstor. Daran werden Sie nichts ändern.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Onlinedurchsuchung bleibt, die Vorratsdatenspei-
    cherung bleibt. Ich habe mir die Koalitionsvereinbarung
    genau durchgelesen. Im Innenpolitikteil, in den Zeilen
    4 471 bis 4 932, habe ich nachlesen können, inwieweit
    die Entwicklung entscheidungsfreudig vorangebracht
    wird. Dort findet man allein zwölfmal die Begriffe
    „überprüfen“, „evaluieren“ und, was ich besonders lustig
    finde, „sorgfältig beobachten“, immerhin „sorgfältig“.
    Nur eine Entscheidung findet man dort nicht, zu gar kei-
    nem Thema. Deshalb ist das, was Sie, liebe Kollegin
    Piltz, eben gesagt haben, nicht mit der Realität kompati-
    bel. Das muss man leider feststellen. Auch wir hätten
    uns mehr gewünscht von Ihnen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wie kann man das Ganze politisch bewerten? Man
    kann es so bewerten: Im Ton moderat, aber an der harten
    Law-and-Order-Politik der CDU, die den Bürgerrechten
    entgegensteht, ändert sich überhaupt nichts. Das kann
    man festhalten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Eine besonders schlimme Entwicklung, die Aufwei-
    chung der Trennung von Polizei und Geheimdiensten,
    die es bereits gibt, wird nicht zurückgedrängt. Daran
    wird nichts geändert. Auch das bleibt.


    (Gisela Piltz [FDP]: Dazu steht doch etwas drin!)


    Was sagt nun die Linke? Was sollten wir tun? Statt zu
    überprüfen, zu evaluieren und sonst etwas zu tun,
    brauchten wir eine grundlegende Umkehr in der Innen-
    politik. Wir brauchten eine Belebung der Demokratie,
    wozu übrigens auch Elemente der direkten Demokra-
    tie gehören. Dazu hört man von Ihnen nichts, überhaupt
    gar nichts. Direkte Demokratie, das wäre die richtige
    Antwort.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Eines wird sich verschlimmern: In den letzten zwei
    Legislaturperioden und auch davor wurde parallel zum
    Abriss des Sozialstaates in der Innenpolitik hochgerüs-
    tet. Auf diesem Gebiet ist ganz Schlimmes zu erwarten.
    Der Abriss des Sozialstaates wird weitergehen, und da-
    rauf werden Sie mit einer Aufrüstung in der Innenpolitik
    antworten. Auch das muss endlich beendet werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich will noch einen Punkt ansprechen, über den ges-
    tern und heute viel diskutiert worden ist: die Steuerpoli-
    tik. Wozu führt diese Steuerpolitik? Ich möchte Ihnen zu
    bedenken geben, wozu sie im Bereich der inneren Si-
    cherheit führen wird – das ist eben schon angesprochen
    worden –: Wenn ich in meinem Wahlkreis bin, beispiels-
    weise auf dem Markt in Bitterfeld, dann stelle ich fest,
    dass der Kontaktbereichsbeamte – so heißt er heute –,
    der Streife geht, der vor Ort ansprechbar ist, wichtig ist,
    wenn es um öffentliche Sicherheit und das subjektive Si-
    cherheitsgefühl geht. Die Stellen dieser Kontaktbe-
    reichsbeamten werden die ersten Stellen sein, die weg-
    fallen, wenn die Länder aufgrund Ihrer Steuerpolitik
    kein Geld mehr in der Tasche haben.


    (Clemens Binninger [CDU/CSU]: Völliger Unfug!)


    Das wird die Folge sein. Diese Politik ist völlig verfehlt.
    Wir brauchen Dezentralisierung und nicht Zentralisie-
    rung.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ein letzter Punkt, den ich ansprechen möchte: Wenn
    in diesem Koalitionsvertrag wirklich, wie von der FDP
    groß angekündigt wurde, ein Neuanfang vereinbart
    wurde, dann könnten Sie, Herr Minister de Maizière,
    und die neue Regierungskoalition doch ein durch und
    durch demokratisches Zeichen setzen und endlich die
    unsägliche, antidemokratische Beobachtung der Links-
    partei durch den Verfassungsschutz beenden. Das wäre
    ein echtes Zeichen für eine Kehrtwende in der Innenpoli-
    tik.

    Schönen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sie bestätigen doch, dass es richtig ist, durch Ihre Rede!)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Das Wort hat der Kollege Wolfgang Wieland von

Bündnis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Wieland


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zugege-

    ben, es ist auch für mich gewöhnungsbedürftig, hier eine
    innenpolitische Debatte zu führen, an der der Taktgeber
    der vergangenen vier Jahre, Wolfgang Schäuble, nicht
    teilnimmt – Frau Kollegin Piltz, Sie haben ihn erwähnt –:
    Kein Stakkato mehr, wie wir es gewöhnt waren bei De-
    batten über den Bundeswehreinsatz im Innern, über den
    Abschuss von Passagierflugzeugen oder über die Liqui-
    dierung von Terrorverdächtigen. Das alles fand heute
    schönerweise nicht mehr statt. Herr de Maizière hat so-
    gar gesagt, er reiche der Opposition die Hand, wenn sie
    mitarbeiten wolle, solle sie mitarbeiten. Wir haben noch
    nie eine ausgestreckte Hand ausgeschlagen. Wir werden
    sehen, ob es hier nur um die Form des Politikmachens
    geht, ob es nur um eine andere Herangehensweise geht
    oder ob sich auch der Inhalt der Politik ändert. Nur zu
    sagen: „Gesetze machen, wenn sie nötig sind“, ist ein-
    fach – das klingt immer gut –, aber der Streit beginnt,
    wenn es darum geht, wann was nötig ist.

    Liebe Kollegin Piltz, ich sage Ihnen auch: Wenn man
    uns den Fehdehandschuh hinwirft, wie Sie es getan ha-
    ben, dann nehmen wir ihn auf.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Gisela Piltz [FDP]: Ich wäre sonst auch enttäuscht!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Wolfgang Wieland
    Deswegen sage ich Ihnen ganz direkt: Eine Partei, die
    auf ihren Parteitagen mit Bändern mit der Aufschrift
    „Freiheitskämpfer“ auftritt, deren Vormann, Guido
    Westerwelle, sich zur Freiheitsstatue erklärt hat und in
    deren Wahlprogramm so schöne Sätze wie – ich zitiere –
    „Die Verfassung selbst muss Freiheit schaffen, bilden,
    hüten, verteidigen und lehren. Der Zweck der Verfas-
    sung ist gerade auch Schutz der Freiheit. Die FDP nimmt
    die Werteentscheidungen des Grundgesetzes ernst. Sie
    sind ein zentraler Maßstab liberalen Handelns“ stehen,


    (Beifall bei der FDP)


    die muss sich fragen lassen: Wo ist dieser Maßstab ge-
    blieben? Ist die fällige und von Ihnen auch immer gefor-
    derte Neujustierung der Innenpolitik hin zum Primat der
    Freiheit in dieser Koalitionsvereinbarung irgendwo fest-
    geschrieben worden? Die Antwort ist: Nein. Diese Ant-
    wort ist enttäuschend; das können wir Ihnen nicht erspa-
    ren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Zuruf des Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP])


    – Ich werde Beispiele nennen, Herr Lindner, freuen Sie
    sich nicht zu früh. Sie sind Neumitglied hier. Herzlich
    willkommen!

    Sie haben in Ihrem Wahlprogramm die sprichwörtli-
    chen Berge von Gold versprochen. Jetzt stehen wir vor
    einer Geröllhalde, und von Gold ist weit und breit keine
    Spur. Das ist die herbe Enttäuschung, die Sie bereiten.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN)


    Das war Beispiel eins.

    Im Wahlprogramm steht:

    Die FDP fordert die Wiederherstellung des Bankge-
    heimnisses

    – alles dreht sich um das Bankgeheimnis –


    (Heiterkeit des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    durch die Abschaffung der Vorratsdatenspeicherung
    und den Verzicht auf heimliche Online-Durchsu-
    chungen privater Computer.

    Was ist daraus geworden? Daraus ist geworden, dass
    jetzt nicht mehr der Richter am Amtsgericht in Wiesba-
    den die Onlinedurchsuchung anordnet, sondern ein
    Richter am Bundesgerichtshof – Sie amüsieren sich zu
    Recht, Herr Binninger –, auf Vermittlung des General-
    bundesanwaltes.


    (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


    Staatsanwälte können bisher bei uns eine Menge ma-
    chen, vermitteln allerdings nicht. Das ist offenbar die li-
    berale Wende.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

    Demnächst heißt es nicht mehr: „Ich beantrage einen
    Haftbefehl“, sondern: „Ich bitte um Vermittlung eines
    Haftplatzes für den hier Angeklagten“. Dahinter steckt
    ein harter Kern: Sie haben den Generalbundesanwalt
    beim BKA-Gesetz vollständig außen vor gelassen und
    nun soll er auch durch diese Konstruktion nicht herein-
    kommen. Er soll keine Akten bekommen. Er soll wie ein
    Ehevermittler tätig werden. Das ist hanebüchen.

    Zur Vorratsdatenspeicherung steht im Koalitions-
    vertrag: Die Entscheidung des Bundesverfassungsge-
    richtes wird abgewartet und eingearbeitet.


    (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und danach?)


    Es bleibt Ihnen ja auch nichts anderes übrig. Bis dahin
    wird sie aber nicht ausgesetzt. Nein, polizeirechtlich soll
    sie weiter durchgeführt werden. Am 15. Dezember die-
    ses Jahres werden wir eine Premiere erleben. Frau
    Leutheusser-Schnarrenberger wird sie uns bieten. Es war
    ja bisher schon die Spezialität der FDP, bei der Online-
    durchsuchung sowohl als Kläger als auch als Beklagter
    vor dem Bundesverfassungsgericht aufzutreten.


    (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


    Da konnte man nur gewinnen. Da klagte man gegen den
    eigenen NRW-Innenminister. Nun wird Frau Leutheusser-
    Schnarrenberger in Person sowohl als Klägerin als auch
    als Mitglied der Bundesregierung als Beklagte in Karls-
    ruhe auftauchen.


    (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Das ist doch genial!)


    Das ist eine Art Pendeldiplomatie, Herr Kollege
    Wiefelspütz. Das ist die Krönung der liberalen Wendig-
    keit; nur, mit Glaubwürdigkeit hat es gar nichts zu tun.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf des Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP])


    – Ja, hätten Sie Ihr Wahlversprechen – weg mit der Vor-
    ratsdatenspeicherung! – durchgesetzt, dann hätten wir
    alle diesen Rechtsstreit für erledigt erklären können. Wa-
    rum haben Sie das nicht getan?


    (Gisela Piltz [FDP]: Da müssen Sie die CDU/ CSU fragen!)


    Sie haben von einem Schuldenkonto gesprochen; das
    machen Sie ja gerne: Hundert Gesetze seit Rot-Grün
    habe es gegeben. Das habe ich immer wieder von Ihnen
    gehört, liebe Kollegin Piltz. Kein einziges Gesetz haben
    Sie wegverhandelt.

    Zum BKA-Gesetz waren Ihre Worte: Das ist ein
    Worst of – nicht Best of – aus allen Polizeigesetzen. Von
    den Buchstaben a bis x haben Sie keinen einzigen he-
    rausverhandelt. Das ist ein Armutszeugnis, was Sie hier
    vorgelegt haben.

    Sprichwörtlich sagt man – das ist ein Sprichwort; das
    sage ich, damit Sie sich nicht wieder aufregen –: Wer mit
    dem Teufel essen will, muss einen langen Löffel haben.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Wolfgang Wieland
    Die FDP ist mit dem Teelöffel angekommen, und so
    sieht das Ergebnis auch aus.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)