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ID1700407800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Klaus Ernst


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Herr Minister, ich habe ja Verständnis dafür,
    dass Sie sich noch einarbeiten müssen. Aber Sie müssen
    deshalb nicht jeden unsinnigen Satz wiederholen: Sozial
    ist, was Arbeit schafft. Was heißt das? Auch im alten
    Rom, bei den Ägyptern und bei den Griechen gab es Ar-
    beit. Das war Sklavenarbeit. Wenn der Satz „Sozial ist,
    was Arbeit schafft“ stimmen würde, dann wäre das alte
    Rom ein Sozialstaat gewesen. Das werden Sie aber doch
    nicht behaupten wollen.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie wissen es doch besser! Sparen Sie Ihre Redezeit!)


    Wenn Sie nicht begreifen, dass Sie nicht nur für die
    Menge an Arbeit, sondern auch für die Qualität der Ar-
    beit verantwortlich sind, dann verstehen Sie Ihren Job
    falsch.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sittenwidrige Löhne stehen im Widerspruch zu dem
    Satz „Wohlstand für alle“ in Ihrer Koalitionsvereinba-
    rung und zu der Aussage „Leistung muss sich lohnen“.
    Eine Floristin in Sachsen-Anhalt verdient 4,35 Euro in
    der Stunde. Ist das gerecht? Lohnt sich deren Leistung?


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Gibt es da einen Tarifvertrag? Wer sind die Tarifparteien?)


    Ein Kfz-Handwerker in Schleswig-Holstein verdient
    7,01 Euro in der Stunde. Lohnt sich dessen Arbeit? Ist
    dessen Leistung vernünftig bezahlt? Ein im Wachdienst
    Beschäftigter in Thüringen verdient 4,15 Euro in der
    Stunde. Ist das gerecht?


    (Gitta Connemann [CDU/CSU]: Wer hat das ausgehandelt?)


    Sie haben einen Eid geschworen, dass Sie jedermann
    Gerechtigkeit widerfahren lassen. Auch die Niedriglöh-
    ner müssen in diesen Eid einbezogen sein, Herr Minister.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Haben da die Gewerkschaften versagt, Herr Ernst? Wie kommen die Löhne denn zustande? Sie sind auch schlauer, als Sie heute tun!)


    – Sie, Herr Kolb, wissen ganz genau – so schlau sind
    Sie; Sie können aber gerne eine Zwischenfrage stellen,
    um meine Redezeit zu verlängern –, dass es Bereiche
    gibt, in denen Gewerkschaften nicht die Möglichkeit ha-
    ben, einen vernünftigen Lohn auszuhandeln. Wenn Sie
    das nicht begreifen, informiere ich Sie gerne über die
    Bereiche, in denen das der Fall ist.


    (Gitta Connemann [CDU/CSU]: Das ist ein Armutszeugnis für Sie selbst!)


    Jetzt sage ich noch etwas zur Sittenwidrigkeit. Sitten-
    widrig ist es, dass Sie akzeptieren, dass die Floristin statt
    4,35 nur 2,90 Euro, der Kfz-Handwerker statt 7,01 nur
    4,68 Euro und der Beschäftigte im Separatwachdienst
    statt 4,19 letztendlich 2,77 Euro in der Stunde verdient.
    Das ist Ihre Gerechtigkeit, Herr Jung. Ich halte es für ei-
    nen Skandal, dass diese Regierung dazu beiträgt, das
    Niedriglohnniveau in diesem Land weiter zu senken.


    (Beifall bei der LINKEN und der SPD)


    Zu Ihrem Vorschlag zum Kündigungsschutz.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich habe doch keinen gemacht!)


    Es ist schon bemerkenswert: Da sagte die Kanzlerin in
    ihrer gestrigen Regierungserklärung:

    Wir werden auch die Schutzwirkung des Kündi-
    gungsschutzes nicht mindern. Das schafft Vertrauen
    und hat auch etwas damit zu tun, das Verhältnis der
    Bürger zu ihrem Staat zu verbessern.


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: Bravo!)


    Richtig! Aber ein paar Sätze zuvor sagte sie:

    Ebenso werden wir befristete Beschäftigungsver-
    hältnisse erleichtern.

    Glauben Sie, die Leute sind doof und merken nicht,
    was Sie da machen? Wenn Sie das umsetzen, was Sie
    vorhaben, dann kommen die Leute noch nicht einmal in
    den Genuss des bestehenden Kündigungsschutzes. Den






    (A) (C)



    (B) (D)


    Klaus Ernst
    brauchen Sie also gar nicht zu verschlechtern. Herr Jung,
    ein befristet Beschäftigter muss nicht entlassen werden.
    Er fliegt einfach raus. Es sind im Übrigen diejenigen be-
    troffen, die schon in der Krise rausgeflogen sind. Daher
    gibt es trotz der Kurzarbeit eine Steigerung der Arbeits-
    losenzahl. Ich sage Ihnen: Wenn Sie bei Ihrer Haltung
    bleiben, die Befristung weiter zu öffnen, dann erhöhen
    Sie die Arbeitslosigkeit. Auch das ist denkbar ungerecht.

    Zur Leiharbeit lese ich in Ihrer Regierungserklärung
    überhaupt nichts, Herr Jung. Leiharbeit ist ungerecht.
    Bei gleicher Arbeit weniger Geld zu verdienen, ist ein
    Skandal.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sie unternehmen aber nichts dagegen. Der neue Arbeits-
    minister schweigt zu diesem Thema.


    (Zuruf des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


    – Sie können gerne weiter grölen! Ich bin trotzdem ir-
    gendwann einmal fertig.

    Ich möchte noch eine Bemerkung zur Rente machen.
    Es ist ja lustig: Da weiß die rechte Hand nicht, was die
    linke macht. Wie ist es denn mit der Rente mit 60, Herr
    Kolb? Darüber habe ich nichts gehört.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das habe ich doch angesprochen!)


    Ich habe gedacht, Sie wollen jetzt eine Rente mit 60 ein-
    führen. Sie verschweigen, dass die von Ihnen ange-
    strebte Rente mit 60 dazu führt, dass die Betroffenen
    letztendlich 25 Prozent Abschläge in Kauf nehmen müs-
    sen, wenn sie die Rente mit 60 in Anspruch nehmen.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist reflexhaft, was Sie machen! Gucken Sie sich das in Ruhe einmal an!)


    Selbst die eigenen Leute in der Koalition sagen, dass
    dies Unfug ist. Herr Dobrindt von der CSU sagt: Was die
    FDP hier als flexible Frühverrentung tarnt, ist in Wahr-
    heit ein gigantisches Entlassungsprogramm auf Kosten
    der Steuerzahler. – Ich habe mir nicht träumen lassen,
    dass ich einmal den Kollegen Dobrindt zitieren muss.
    Aber mir bleibt gar nichts anderes übrig.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Er hat es nicht kapiert!)


    Was Sie hier verbreiten, ist soziale Kälte. Ich hätte
    von dem Minister gern eine klare Antwort auf die Frage:
    Gilt nun in Bezug auf die Rentengarantie das, was der
    Koalitionspartner sagt, oder gilt das, was Sie vereinbart
    haben?


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Es gilt das, was im Gesetzblatt steht!)


    – Herr Kolb, Sie laufen bei dieser Frage rückwärts
    schneller, als Sie vorwärts gucken können. Das ist doch
    Ihr Problem.


    (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Ich würde trotzdem gerne erleben, dass der Minister die-
    sen Punkt klarstellt.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ihre Redezeit ist abgelaufen!)


    Zum Schluss. Sie sagen: Leistung muss sich lohnen.
    Wenn Sie für diese Koalitionsvereinbarung nach Leis-
    tung bezahlt werden würden, dann müssten Sie ein Jah-
    resgehalt abgeben. So ist die Realität.

    Ich danke fürs Zuhören.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Gerda Hasselfeldt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Das Wort hat nun die Kollegin Brigitte Pothmer für

die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Brigitte Pothmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In

    Deutschland fehlen 5 Millionen Arbeitsplätze. Das Defi-
    zit der Bundesagentur für Arbeit ist riesig. 20 Jahre nach
    dem Mauerfall ist die Arbeitslosenquote im Osten immer
    noch doppelt so hoch wie im Westen. Die Lohnschere
    geht immer weiter auseinander.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sieben Jahre davon hat Rot-Grün regiert!)


    Geringverdiener bekommen inzwischen nur noch
    53 Prozent eines Durchschnittsgehalts. Schlechter, was
    diese Lohnschere angeht, sind inzwischen nur noch
    Polen und Südkorea.

    Immer mehr Menschen, vor allem Kinder, leiden un-
    ter Armut in all ihren Erscheinungsformen. Mit anderen
    Worten: Die Herausforderungen in der Arbeitsmarkt-
    und Sozialpolitik sind wirklich gigantisch. Wenn ich in
    Ihren Koalitionsvertrag schaue und mir Ihre Rede heute
    anhöre, Herr Jung, dann kann ich nur sagen: Ihre Ant-
    worten sind mickrig, völlig ohne Ehrgeiz, völlig ohne
    Anspruch.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich muss wirklich sagen: Ich fürchte, dass das Schick-
    sal der Ausgegrenzten, der Arbeitslosen und der Gering-
    verdiener bei Schwarz-Gelb in schlechten Händen ist.
    Sie handeln nicht nach dem Sozialstaatsprinzip, das da
    heißt: Starke Schultern sollen mehr tragen, wie es Frau
    Merkel noch gestern in ihrer Regierungserklärung betont
    hat. Sie handeln nach dem Prinzip: Wer hat, dem wird
    gegeben. Das ist unchristlich.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Die Arbeitsmarktpolitik ist ganz offensichtlich das Stief-
    kind dieser Regierung.

    Schaut man sich einmal an, wie Sie, Herr Jung, zu Ih-
    rem Posten gekommen sind, zu dem wir Ihnen nichts-
    destotrotz herzlich gratulieren, dann kann man dazu nur
    sagen: Das war der Titel, der noch auf der Resterampe zu
    haben war.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Brigitte Pothmer
    Alle anderen waren schon weg. Da gab es dann noch
    dieses Ressort. Das war der Restposten. Das haben die
    Arbeitslosen und diejenigen, die Unterstützung brau-
    chen, wirklich nicht verdient.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Herr Jung, Sie selber werden es wahrscheinlich nicht
    bestreiten: Bisher hatten Sie mit diesem Themenbereich
    nichts, aber auch gar nichts am Hut. Aber ich wäre eine
    schlechte Sozialpolitikerin, wenn ich Ihnen nicht sagen
    würde: Jeder bekommt eine Chance. Ich will Ihnen aber
    auch sagen: Nutzen Sie diese Chance; ansonsten geht es
    Ihnen nicht gut.


    (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Weiterhin sage ich Ihnen: Ein bisschen mehr Engage-
    ment, als Sie heute in Ihrer Rede an den Tag gelegt ha-
    ben, müssen Sie schon zeigen, damit Sie in dieser Frage
    bestehen. Ich wünsche Ihnen im Sinne der Arbeitslosen
    und derjenigen, die soziale Unterstützung brauchen, viel
    Erfolg. Die Herausforderungen sind groß. Sie brauchen
    da mehr Engagement, als Sie bis jetzt gezeigt haben.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Bemühen reicht nicht!)


    – Mühe geben ist das Gegenteil von Kunst. Genau, das
    reicht nicht.

    Ich komme zum Koalitionsvertrag. Als ich den Titel
    gelesen habe, habe ich gedacht: Immerhin kommt der
    Begriff „Zusammenhalt“ vor. Ich muss ganz ehrlich sa-
    gen: Das hat mich hoffnungsfroh gestimmt; denn wir ha-
    ben es mit einer immer tieferen Spaltung in der Gesell-
    schaft zu tun. Als ich den Vertrag aber gelesen habe, hat
    sich bei mir – es wird Sie nicht wundern – Ernüchterung
    breitgemacht. Denn wenn ich mir allein Ihre Steuer- und
    Kindergeldpläne anschaue, komme ich zu dem Ergebnis:
    Sie marschieren haargenau in die entgegengesetzte Rich-
    tung von dem, was für mehr Zusammenhalt nötig gewe-
    sen wäre.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Sie zementieren mit Ihren Plänen eine Dreiklassenge-
    sellschaft in der Kinderpolitik. Die Kinder von Besser-
    verdienenden sind Ihnen 443 Euro pro Jahr wert. Kinder
    von Eltern mit geringen und mittleren Einkommen sind
    Ihnen nur noch 240 Euro wert. Aber diejenigen, die es
    am allerdringendsten brauchen, bekommen null, zero,
    Herr Jung. Das können Sie uns nicht als gerecht verkau-
    fen. Das ist eine schreiende Ungerechtigkeit. Das ist
    nach dem Motto: Wer hat, dem wird gegeben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Wenn Sie wirklich etwas gegen die soziale Spaltung
    tun wollen, dann müssen Sie als Erstes die Regelsätze
    für Erwachsene anheben. Zudem müssen Regelsätze er-
    rechnet werden, die dem tatsächlichen Bedarf von Kin-
    dern und Jugendlichen entsprechen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Warum hat Rot-Grün das damals nicht gemacht?)


    Unterhalb von 420 Euro für Erwachsene und unterhalb
    von 280 Euro für Kinder und 330 Euro für Jugendliche
    wird es nicht gehen. Zu dieser Frage ist in Ihrem Koali-
    tionsvertrag nichts zu finden. Da bewegen Sie sich kei-
    nen einzigen Millimeter.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber Sie wissen schon, Frau Pothmer, dass Rot-Grün auch schon mal regiert hat?)


    Bei dieser Regierung, Herr Kolb, ist es doch so: Sie
    müssen zur sozialen Politik regelrecht verurteilt werden.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein, wir haben nur eine andere Auffassung!)


    Ich kann Ihnen nur sagen: Von Ihnen haben die Betroffe-
    nen nichts, aber auch gar nichts zu erwarten. Die einzige
    Chance, die sie bei dieser Regierung haben, ist das Bun-
    desverfassungsgericht. Das ist doch ein Armutszeugnis,
    Herr Kolb.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das sehen die Menschen offensichtlich anders!)


    – Jetzt kommen Sie mir nicht mit Ihren Wählerinnen und
    Wählern. 3 Prozent der Wählerinnen und Wähler, die Sie
    gewählt haben, bereuen das doch schon heute schmerz-
    lich.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Lachen bei der FDP)


    Herr Jung, der Lackmustest im Kampf gegen Armut
    und für Gerechtigkeit ist nicht das Schonvermögen. Der
    Lackmustest ist die Anhebung der Regelsätze.


    (Klaus Ernst [DIE LINKE]: So ist es!)


    Noch nicht einmal 1 Prozent aller Betroffenen profitiert
    überhaupt vom Schonvermögen. Das ist doch reine
    Symbolpolitik, und damit kommen Sie bei uns und bei
    den Betroffenen nicht durch.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Otto Fricke [FDP]: Wollen Sie keine Erhöhung, oder was?)


    Wenn Sie wirklich etwas gegen die soziale Spaltung
    bei den Einkommen tun wollen, dann müssen Sie end-
    lich flächendeckende Mindestlöhne einführen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    6,5 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland für ge-
    ringe Löhne, und von ihnen verdienen 2 Millionen weni-
    ger als 5 Euro pro Stunde, Herr Jung. Ihre Antwort
    darauf, jetzt sittenwidrige Löhne einzuführen, ist doch
    ein Hohn.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Brigitte Pothmer

    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sittenwidrige Löhne wollen wir nicht einführen! Man kann uns ja vieles vorwerfen, aber sittenwidrige Löhne wollen wir nicht!)


    Wissen Sie, dass Ihre sittenwidrigen Löhne zum Beispiel
    erst bei Leuten in Sachsen-Anhalt greifen, die 4 Euro pro
    Stunde verdienen? Bei 2,80 Euro greifen Ihre sittenwid-
    rigen Löhne. Was hat das eigentlich damit zu tun, wenn
    Sie sagen: „Arbeit soll sich wieder lohnen“? Diese Men-
    schen jedenfalls haben Sie nicht gemeint.


    (Beifall bei der SPD)


    Wenn Sie dann noch sagen: „Sozial ist, was Arbeit
    schafft“,


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Frau Pothmer, hören Sie auf! Das wird nicht mehr besser!)


    Herr Jung, betrifft das dann auch diese Menschen?