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ID1700407600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Heinrich L. Kolb


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Herr Kollege Heil, ich habe heute schon Ihre zweite
    Rede gehört,


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Da kann man schlauer werden, Herr Kolb!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Heinrich L. Kolb
    und ich stelle fest, dass Sie nichts, aber auch wirklich
    überhaupt nichts aus Ihrer Wahlniederlage gelernt haben.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Sie haben den Versuch einer Gleichsetzung von Schwarz-
    Gelb und sozialer Kälte mitzuverantworten. Das war die
    entscheidende Fehlkalkulation in der Schlussphase des
    Wahlkampfs. Sie haben geglaubt, Sie könnten die Men-
    schen verunsichern, und Sie haben gehofft, Sie könnten
    von dieser Verunsicherung profitieren. Aber die Men-
    schen haben sich mehrheitlich für Schwarz-Gelb ent-
    schieden,


    (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die bereuen das aber schon!)


    weil sie uns zugetraut haben, besser mit den Folgen der
    Krise fertigzuwerden. Laut sprechen allein, Herr Heil,
    genügt hier nicht.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Sie sollten die Menschen nicht unterschätzen. Die
    Menschen ahnen sehr wohl, dass die schwierigen Zeiten,
    in denen wir leben, nicht mit den Rezepten von gestern
    zu bewältigen sind.


    (Elke Ferner [SPD]: Sie haben die Rezepte von vorgestern!)


    Das Rezept von Olaf Scholz, zum Beispiel zur Bewälti-
    gung der Rentenprobleme, war, mit Geld, das er nicht
    hatte – bildlich gesprochen: mit einem Wechsel auf die
    Zukunft –, Zeit bis zum Wahltag zu gewinnen, sich über
    den Wahltermin zu retten. Seriös, Herr Heil, war das aus
    meiner Sicht nicht.


    (Beifall des Abg. Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP])


    Wenn dieses Wechselgeschäft jetzt platzen sollte, wer-
    den wir nicht zögern, den Verantwortlichen zu benennen.
    Das gilt besonders für die Rentenpolitik, die am heutigen
    Tag ja wieder einmal die Schlagzeilen bestimmt.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was ist das denn hier?)


    Ich kenne Karl Valentin: Das Schwierige an der Prog-
    nose ist die Vorhersage des Künftigen. – Das bestreite
    ich nicht. Deswegen rate ich wie der Minister dazu – das
    war auch guter Brauch in der Vergangenheit –, abzuwar-
    ten, bis die maßgeblichen Zahlen vorliegen. Das wird im
    März kommenden Jahres der Fall sein.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Besprechen Sie das einmal mit Ihrer Bundeskanzlerin! – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Aber dass die Rahmenbedingungen für positive Ren-
    tenanpassungen in den nächsten Jahren eher schwieriger
    geworden sind, das, Herr Heil, kann man heute schon
    feststellen. Deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen,
    müssen und können wir aus der Krise auch lernen:


    (Elke Ferner [SPD]: Wo haben Sie denn gelernt?)

    Rentner und Erwerbstätige sitzen in einem Boot.


    (Lachen bei Abgeordneten der SPD)


    – Ja, da lachen Sie. Das ist eigentlich beschämend für
    Sie.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Machen Sie Mindestlöhne!)


    Die Renten können sich in einem umlagefinanzierten
    System auf Dauer nur im Gleichklang mit den Löhnen
    und Gehältern entwickeln. Jeder Versuch, diesen Zusam-
    menhang aufzuheben, ist eine schwere Belastung für die
    Nachhaltigkeit der Rentenfinanzierung. Deswegen war
    und bleibt – ich sage das nach der Wahl so deutlich wie
    vorher – die Rentengarantie der Großen Koalition ein
    Akt des Populismus. Das muss man hier sehr deutlich so
    benennen.


    (Beifall bei der FDP – Klaus Ernst [DIE LINKE], an die CDU/CSU gewandt: Jetzt müsst ihr klatschen! Das ist euer Koalitionspartner!)


    Damals wurde diese Garantie, Herr Heil, noch mit dem
    beschwichtigenden Hinweis verbunden, sie werde ja nie
    greifen.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sieht das der Minister auch so?)


    Wenn es nun anders kommen sollte und die Garantie
    greift, gilt das, worauf wir immer hingewiesen haben,
    dass nämlich die Rentengarantie der Großen Koalition
    ein vergiftetes Geschenk gewesen ist, ein Geschenk, das
    die Beschenkten am Ende selber bezahlen müssen. Die
    Rentner, da bin ich mir sicher, werden sich am Ende bei
    denen zu bedanken wissen, die ihnen genau das einge-
    brockt haben.


    (Beifall bei der FDP)


    Aber nicht nur Erwerbstätige und Rentner sitzen in ei-
    nem Boot, auch Schülerinnen und Schüler, Studenten,
    Arbeitslose, Langzeitarbeitslose, Kinder und behinderte
    Menschen. Letztlich sind alle Gruppen unserer Gesell-
    schaft auf eine starke Wirtschaft angewiesen, weil nur
    verteilt werden kann, was zuvor erwirtschaftet wurde.


    (Zuruf von der SPD: Stimmt!)


    Deswegen ist nach meiner festen Überzeugung ein
    strikter Wachstumskurs ohne jede Alternative. Wir müs-
    sen versuchen, die Lücke, die durch den stärksten Rück-
    gang des Buttoinlandsproduktes in der Geschichte der
    Bundesrepublik entstanden ist, möglichst schnell wieder
    zu schließen und darüber hinaus zu gehen.


    (Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Auf Pump!)


    Wir haben in den letzten Jahren gesehen: Die Finan-
    zierung der gesellschaftlichen Aufgaben und die Stabili-
    sierung der sozialen Sicherungssysteme gelingt am bes-
    ten, wenn wir ein hohes Maß an Beschäftigung haben,
    wenn möglichst viele Menschen Steuern zahlen und So-
    zialversicherungsbeiträge leisten.


    (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist jetzt aber eine Binsenweisheit!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Heinrich L. Kolb
    Deswegen müssen wir alle Anstrengungen unternehmen,
    damit in der Krise möglichst viele Arbeitsplätze erhal-
    ten bleiben und nach der Krise – das ist entscheidend,
    Frau Pothmer – der Aufbau neuer Beschäftigung mög-
    lichst früh einsetzt und sich auch möglichst stark entwi-
    ckeln kann.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Professor Binsen!)


    Ein erster Baustein dazu ist das Wachstumsbeschleu-
    nigungsgesetz, das in dieser Woche im Deutschen Bun-
    destag eingebracht wurde. Weitere Schritte werden fol-
    gen.


    (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das eine Drohung?)


    Einige davon sind im Koalitionsvertrag bereits benannt;
    aber auch manches, was keine Aufnahme in den Koali-
    tionsvertrag gefunden hat, wird uns in den nächsten Jah-
    ren beschäftigen, beschäftigen müssen.


    (Elke Ferner [SPD]: Ah, guck an, das Kleingedruckte!)


    Alles, was die Koalition unternimmt, muss sich an der
    Zielsetzung einer möglichst hohen Beschäftigung aus-
    richten. Das gilt umso mehr, als ich die Einschätzung der
    Bundeskanzlerin teile, dass am Arbeitsmarkt der schwie-
    rige Teil der Wegstrecke noch vor uns liegt. Wir dürfen
    uns dabei nichts vormachen, Herr Heil. Sicher, die
    Kurzarbeit hatte und hat eine stabilisierende Wirkung.
    Wunder vollbringen kann sie nicht.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Behauptet ja niemand!)


    Denn die Kurzarbeit kostet ja nicht nur die Bundesagen-
    tur viel Geld, sie belastet eben auch die Finanzen und die
    Eigenkapitaldecke der Unternehmen. Die Entlastung der
    Unternehmen bei den Lohnkosten im Wege der Kurzar-
    beit ist ja nur ein Teil der gesamten Sicht.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Aber was ist die Alternative?)


    Wir dürfen uns außerdem nicht darüber täuschen, dass
    die Unternehmen auch weiterhin Leasingraten, Pachtzin-
    sen, Abschreibungen und andere Dinge für die Bereit-
    haltung von Kapazitäten zu bilanzieren haben, was sich
    rapide und nachhaltig auf die Erträge der Unternehmen
    auswirkt.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das bestreitet doch niemand!)


    Deswegen wird es im gewissen Umfang auch unver-
    meidlich sein, dass Anpassungsmaßnahmen erfolgen.

    Aber gerade, weil das auf uns zukommt, ist es wichtig,
    dass wir jetzt in der Krise den Druck zur Beschäftigungs-
    anpassung nicht noch durch prozyklische Maßnahmen er-
    höhen, wozu sicherlich Beitragserhöhungen gehören
    würden. Deswegen habe ich Verständnis für Überlegun-
    gen, wie sie der Minister hier auch vorgetragen hat, die
    krisenbedingten Kosten der Sozialversicherung mit Steu-
    ermitteln zu finanzieren.

    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auf Pump!)


    Ich glaube aber auch, dass in den Fällen, in denen sich
    die Inanspruchnahme von Beitragsmitteln nicht rechtfer-
    tigen lässt, jetzt ein klarer Strich gezogen werden muss.
    Deswegen begrüße ich das im Koalitionsvertrag verein-
    barte Auslaufen der staatlich geförderten Altersteilzeit.
    Altersteilzeit war und bleibt ein Irrweg.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dadurch sind in vielen Fällen Ältere mit mehr oder we-
    niger sanftem Druck aus dem Erwerbsleben und aus den
    Betrieben hinausgedrängt worden. Es ist höchste Zeit,
    dass der Beitragszahler aus der Haftung entlassen wird.
    Es kann auch künftig Altersteilzeit geben, aber dann
    bitte auf Kosten der Firmen, die diese wollen.

    Ich will noch einmal darauf hinweisen, dass es in die-
    sem Zusammenhang auch aus meiner Sicht ein neues
    Angebot an die Versicherten für die Gestaltung des
    Übergangs vom Erwerbsleben in den Ruhestand geben
    muss. Die FDP hat ihren Vorschlag dazu schon einge-
    bracht. Ich würde mir wünschen, dass sich, nachdem die
    Bundeskanzlerin hier gestern gefordert hat, es müsse
    Schluss sein mit reflexhaften Reaktionen, alle Fraktio-
    nen dieses Hauses, gerne auch unser Koalitionspartner,
    diesen Vorschlag einmal unvoreingenommen ansehen.
    Es geht darum, Entscheidungsfreiheit zu schaffen und
    die Verantwortung des Einzelnen zu stärken – nicht
    mehr, aber auch nicht weniger. Für mich ist klar: Gibt es
    ein solches Angebot nicht, wird der Druck auf die Er-
    werbsminderungsrente dramatisch zunehmen.


    (Elke Ferner [SPD]: Absurd, was Sie da erzählen!)


    Das ist eine Entwicklung, die angesichts der bereits jetzt
    angespannten Rentenfinanzen niemand wirklich wollen
    kann.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sie reden von Besserverdienenden, die sich das leisten können!)


    Die arbeitsmarktpolitischen Instrumente müssen ge-
    strafft werden. Das hatte die Große Koalition angekün-
    digt, aber nicht wirklich in Angriff genommen. Die Zahl
    der Instrumente kann und muss verringert und die Effi-
    zienz gesteigert werden. Letztendlich geht es darum, die
    Chancen für Arbeitslose und Langzeitarbeitslose auf
    eine Rückkehr in das Erwerbsleben möglichst optimal
    auszugestalten.

    Zum Schluss: Ich begrüße es, dass im Koalitionsver-
    trag eine Verständigung darüber herbeigeführt worden
    ist, dass es keinen gesetzlichen Mindestlohn geben
    wird,


    (Klaus Ernst [DIE LINKE]: Das wundert uns!)


    und dass die Möglichkeit, branchenbezogene Mindest-
    löhne einzuführen, eingedämmt wurde.


    (Elke Ferner [SPD]: Wir haben doch schon Mindestlöhne!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Heinrich L. Kolb
    Mindestlöhne vernichten Arbeitsplätze. Das wird – da
    bin ich mir sicher – auch die Evaluation zeigen.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Leistung soll sich lohnen, Herr Kolb!)


    Mindestlöhne schaden dem Wettbewerb. Sie vernichten
    auch Wohlstand in einer Volkswirtschaft, Herr Heil.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: In 20 europäischen Ländern!)


    Wir sollten sehen: Der Normalfall ist immer noch, dass
    derjenige, der Arbeit hat, auch davon leben kann. Wenn
    der Verdienst nicht in jedem Fall reicht, bedeutet das aus
    meiner Sicht keine Bankrotterklärung unseres Sozial-
    staates, sondern ist gerade Nachweis seiner Leistungsfä-
    higkeit, da wir den nicht ausreichenden Verdienst aufsto-
    cken.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Meine Damen und Herren, ich bin am Ende meiner
    Redezeit. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ih-
    nen, Herr Jung, mit Ihren Mitarbeitern und mit den alten
    und neuen Kollegen im Ausschuss. Ich bin gespannt auf
    den neuen Vorsitz, den erstmals die Linke stellen wird.
    Wir werden in der kommenden Legislaturperiode wich-
    tige Aufgaben zu lösen haben, und ich bin sicher: Bei
    Offenheit und gegenseitigem Verständnis werden wir
    gute Lösungen erarbeiten.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)




Rede von Gerda Hasselfeldt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Nächster Redner ist der Kollege Klaus Ernst für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Klaus Ernst


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Herr Minister, ich habe ja Verständnis dafür,
    dass Sie sich noch einarbeiten müssen. Aber Sie müssen
    deshalb nicht jeden unsinnigen Satz wiederholen: Sozial
    ist, was Arbeit schafft. Was heißt das? Auch im alten
    Rom, bei den Ägyptern und bei den Griechen gab es Ar-
    beit. Das war Sklavenarbeit. Wenn der Satz „Sozial ist,
    was Arbeit schafft“ stimmen würde, dann wäre das alte
    Rom ein Sozialstaat gewesen. Das werden Sie aber doch
    nicht behaupten wollen.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie wissen es doch besser! Sparen Sie Ihre Redezeit!)


    Wenn Sie nicht begreifen, dass Sie nicht nur für die
    Menge an Arbeit, sondern auch für die Qualität der Ar-
    beit verantwortlich sind, dann verstehen Sie Ihren Job
    falsch.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sittenwidrige Löhne stehen im Widerspruch zu dem
    Satz „Wohlstand für alle“ in Ihrer Koalitionsvereinba-
    rung und zu der Aussage „Leistung muss sich lohnen“.
    Eine Floristin in Sachsen-Anhalt verdient 4,35 Euro in
    der Stunde. Ist das gerecht? Lohnt sich deren Leistung?


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Gibt es da einen Tarifvertrag? Wer sind die Tarifparteien?)


    Ein Kfz-Handwerker in Schleswig-Holstein verdient
    7,01 Euro in der Stunde. Lohnt sich dessen Arbeit? Ist
    dessen Leistung vernünftig bezahlt? Ein im Wachdienst
    Beschäftigter in Thüringen verdient 4,15 Euro in der
    Stunde. Ist das gerecht?


    (Gitta Connemann [CDU/CSU]: Wer hat das ausgehandelt?)


    Sie haben einen Eid geschworen, dass Sie jedermann
    Gerechtigkeit widerfahren lassen. Auch die Niedriglöh-
    ner müssen in diesen Eid einbezogen sein, Herr Minister.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Haben da die Gewerkschaften versagt, Herr Ernst? Wie kommen die Löhne denn zustande? Sie sind auch schlauer, als Sie heute tun!)


    – Sie, Herr Kolb, wissen ganz genau – so schlau sind
    Sie; Sie können aber gerne eine Zwischenfrage stellen,
    um meine Redezeit zu verlängern –, dass es Bereiche
    gibt, in denen Gewerkschaften nicht die Möglichkeit ha-
    ben, einen vernünftigen Lohn auszuhandeln. Wenn Sie
    das nicht begreifen, informiere ich Sie gerne über die
    Bereiche, in denen das der Fall ist.


    (Gitta Connemann [CDU/CSU]: Das ist ein Armutszeugnis für Sie selbst!)


    Jetzt sage ich noch etwas zur Sittenwidrigkeit. Sitten-
    widrig ist es, dass Sie akzeptieren, dass die Floristin statt
    4,35 nur 2,90 Euro, der Kfz-Handwerker statt 7,01 nur
    4,68 Euro und der Beschäftigte im Separatwachdienst
    statt 4,19 letztendlich 2,77 Euro in der Stunde verdient.
    Das ist Ihre Gerechtigkeit, Herr Jung. Ich halte es für ei-
    nen Skandal, dass diese Regierung dazu beiträgt, das
    Niedriglohnniveau in diesem Land weiter zu senken.


    (Beifall bei der LINKEN und der SPD)


    Zu Ihrem Vorschlag zum Kündigungsschutz.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich habe doch keinen gemacht!)


    Es ist schon bemerkenswert: Da sagte die Kanzlerin in
    ihrer gestrigen Regierungserklärung:

    Wir werden auch die Schutzwirkung des Kündi-
    gungsschutzes nicht mindern. Das schafft Vertrauen
    und hat auch etwas damit zu tun, das Verhältnis der
    Bürger zu ihrem Staat zu verbessern.


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: Bravo!)


    Richtig! Aber ein paar Sätze zuvor sagte sie:

    Ebenso werden wir befristete Beschäftigungsver-
    hältnisse erleichtern.

    Glauben Sie, die Leute sind doof und merken nicht,
    was Sie da machen? Wenn Sie das umsetzen, was Sie
    vorhaben, dann kommen die Leute noch nicht einmal in
    den Genuss des bestehenden Kündigungsschutzes. Den






    (A) (C)



    (B) (D)


    Klaus Ernst
    brauchen Sie also gar nicht zu verschlechtern. Herr Jung,
    ein befristet Beschäftigter muss nicht entlassen werden.
    Er fliegt einfach raus. Es sind im Übrigen diejenigen be-
    troffen, die schon in der Krise rausgeflogen sind. Daher
    gibt es trotz der Kurzarbeit eine Steigerung der Arbeits-
    losenzahl. Ich sage Ihnen: Wenn Sie bei Ihrer Haltung
    bleiben, die Befristung weiter zu öffnen, dann erhöhen
    Sie die Arbeitslosigkeit. Auch das ist denkbar ungerecht.

    Zur Leiharbeit lese ich in Ihrer Regierungserklärung
    überhaupt nichts, Herr Jung. Leiharbeit ist ungerecht.
    Bei gleicher Arbeit weniger Geld zu verdienen, ist ein
    Skandal.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sie unternehmen aber nichts dagegen. Der neue Arbeits-
    minister schweigt zu diesem Thema.


    (Zuruf des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


    – Sie können gerne weiter grölen! Ich bin trotzdem ir-
    gendwann einmal fertig.

    Ich möchte noch eine Bemerkung zur Rente machen.
    Es ist ja lustig: Da weiß die rechte Hand nicht, was die
    linke macht. Wie ist es denn mit der Rente mit 60, Herr
    Kolb? Darüber habe ich nichts gehört.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das habe ich doch angesprochen!)


    Ich habe gedacht, Sie wollen jetzt eine Rente mit 60 ein-
    führen. Sie verschweigen, dass die von Ihnen ange-
    strebte Rente mit 60 dazu führt, dass die Betroffenen
    letztendlich 25 Prozent Abschläge in Kauf nehmen müs-
    sen, wenn sie die Rente mit 60 in Anspruch nehmen.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist reflexhaft, was Sie machen! Gucken Sie sich das in Ruhe einmal an!)


    Selbst die eigenen Leute in der Koalition sagen, dass
    dies Unfug ist. Herr Dobrindt von der CSU sagt: Was die
    FDP hier als flexible Frühverrentung tarnt, ist in Wahr-
    heit ein gigantisches Entlassungsprogramm auf Kosten
    der Steuerzahler. – Ich habe mir nicht träumen lassen,
    dass ich einmal den Kollegen Dobrindt zitieren muss.
    Aber mir bleibt gar nichts anderes übrig.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Er hat es nicht kapiert!)


    Was Sie hier verbreiten, ist soziale Kälte. Ich hätte
    von dem Minister gern eine klare Antwort auf die Frage:
    Gilt nun in Bezug auf die Rentengarantie das, was der
    Koalitionspartner sagt, oder gilt das, was Sie vereinbart
    haben?


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Es gilt das, was im Gesetzblatt steht!)


    – Herr Kolb, Sie laufen bei dieser Frage rückwärts
    schneller, als Sie vorwärts gucken können. Das ist doch
    Ihr Problem.


    (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Ich würde trotzdem gerne erleben, dass der Minister die-
    sen Punkt klarstellt.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ihre Redezeit ist abgelaufen!)


    Zum Schluss. Sie sagen: Leistung muss sich lohnen.
    Wenn Sie für diese Koalitionsvereinbarung nach Leis-
    tung bezahlt werden würden, dann müssten Sie ein Jah-
    resgehalt abgeben. So ist die Realität.

    Ich danke fürs Zuhören.


    (Beifall bei der LINKEN)