Rede:
ID1700407200

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Metadaten
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gerda Hasselfeldt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Zu den Bereichen Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

    liegen nun keine weiteren Wortmeldungen mehr vor.

    Wir kommen damit zu den Themenbereichen Arbeit
    und Soziales. Dazu rufe ich die Zusatzpunkte 2 bis 4
    auf:

    Beratung des Antrags der Abgeordneten Jutta
    Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald,
    weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
    LINKE

    Förderung der Altersteilzeit durch die Bun-
    desagentur für Arbeit fortführen

    – Drucksache 17/21 –
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Arbeit und Soziales

    Beratung des Antrags der Abgeordneten Sabine
    Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W.
    Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Frak-
    tion DIE LINKE

    Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und
    Arbeitnehmer abmildern – ALG I befristet auf
    24 Monate verlängern

    – Drucksache 17/22 –
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Arbeit und Soziales

    Beratung des Antrags der Abgeordneten Diana
    Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weite-
    rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

    Anhebung und bedarfsgerechte Ermittlung
    der Kinderregelsätze

    – Drucksache 17/23 –
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

    Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    Ausschuss für Bildung, Forschung und
    Technikfolgenabschätzung
    Haushaltsausschuss

    Als erstem Redner zu diesem Themenbereich erteile
    ich für die Bundesregierung Herrn Bundesminister
    Dr. Franz Josef Jung das Wort.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister für Arbeit
    und Soziales:

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Chancen
    für Arbeit schaffen und den Zusammenhalt in Deutsch-
    land stärken, das sind die Ziele der Arbeitsmarkt- und
    Sozialpolitik dieser neuen Bundesregierung.


    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt aber!)


    Der soziale Frieden, die Partnerschaft von Arbeitgebern
    und Arbeitnehmern sind mit die tragenden Säulen unse-
    rer sozialen Marktwirtschaft. Dazu gehört auch die Ta-
    rifautonomie. Wir brauchen in Zukunft noch mehr die
    gesellschaftliche Verantwortung unserer Unternehmen,
    auch im Interesse der Arbeitsplätze in Deutschland.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Für mehr Arbeit in Deutschland müssen wir Hürden
    für Beschäftigung abbauen, muss sich der Staat auf die
    Bereiche beschränken, in denen er Verantwortung über-
    nehmen muss. Wir brauchen einen Arbeitsmarkt, der
    nicht Fesseln anlegt, sondern Freiraum für Arbeit
    schafft. Deshalb werden wir mit dem Abbau von Büro-
    kratie einen Aufbau von Beschäftigung bewirken.

    Sozial ist, was Arbeit schafft.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


    Mehr Beschäftigung und weniger Arbeitslosigkeit, das
    stärkt zugleich die Grundlage für die soziale Sicherung
    aller. Ein Blick auf die Zahlen macht deutlich: 100 000
    Arbeitslose weniger bedeuten eine Entlastung von rund
    2 Milliarden Euro im Haushalt und in den Sozialkassen.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
    Ein Arbeitsmarkt, der Impulse für mehr Beschäftigung
    setzt, ist ein Pfeiler der solidarischen Leistungsgesell-
    schaft, in der sich jeder nach seinen Fähigkeiten entfal-
    ten können muss.

    Gerade in der größten Wirtschaftskrise, die wir seit dem
    Zweiten Weltkrieg durchleben, sind Wachstumsimpulse
    und Entlastungen für die Bürgerinnen und Bürger die richti-
    gen Signale für mehr Beschäftigung. Deshalb leisten das
    Wachstumsbeschleunigungsgesetz und die Entlastungen
    von circa 22 Milliarden Euro, die am 1. Januar 2010 in
    Kraft treten, einen entscheidenden Beitrag zu mehr Arbeit
    und Beschäftigung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schulden macht ihr!)


    Wir haben in der letzten Woche am Arbeitsmarkt durch-
    aus positive Zahlen im Vergleich zu den Prognosen von
    Anfang dieses Jahres zur Kenntnis nehmen können.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ein Dank an Olaf Scholz!)


    Die Zahlen machen Mut, aber sie stellen noch keine
    Trendwende dar.

    Die Entscheidung, die die Bundesregierung bei der
    Kurzarbeit getroffen hat, ist eine richtige Entscheidung
    gewesen und hat dem Arbeitsmarkt geholfen. Deshalb
    ist es auch aus meiner Sicht notwendig, dass wir Rege-
    lungen zur Kurzarbeit noch in diesem Jahr verlängern,
    um hier eine Perspektive für Arbeit in Deutschland zu
    schaffen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Gute Verordnung! Die mussten Sie nur noch unterschreiben, Herr Jung!)


    Wir wollen für die Unternehmen mit einem Mehr an
    Möglichkeiten zu befristeten Beschäftigungsverhältnis-
    sen die Voraussetzungen schaffen, flexibel zu reagieren
    und damit ebenfalls Arbeitsplätze zu generieren.


    (Zuruf von der SPD: Nur was für welche!)


    Ferner wollen wir die neuen elektronischen Möglich-
    keiten nutzen, um einen Beitrag zur Entbürokratisierung
    zu leisten und die Betriebe bei den Pflichten aus der So-
    zialversicherung zu entlasten. Auch im Hinblick auf die
    Frage der Partnerschaft von Arbeitnehmern und Arbeit-
    gebern ist es ein richtiges Signal, wenn wir beabsichti-
    gen, die Mitarbeiterbeteiligung in den Unternehmen
    auszuweiten.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Auch wollen wir dafür sorgen, dass Lohndumping ver-
    hindert wird. Deshalb wollen wir die Rechtsprechung
    zum Verbot sittenwidrig niedriger Löhne gesetzlich fest-
    schreiben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das ist zynisch! – Elke Ferner [SPD]: Salonfähig machen Sie die!)

    In der Krise hat die Bundesagentur für Arbeit durch-
    aus ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Ich
    möchte deshalb dem Chef der Agentur, Herrn Weise,
    und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich für
    ihren Beitrag danken, den sie zur Vermittlung in Arbeit
    in Deutschland geleistet haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir wollen die Agentur im Interesse der arbeitsu-
    chenden Menschen in Zukunft noch effektiver gestalten.


    (Beifall bei der FDP)


    Auch werden wir das durch die Krise entstehende Defizit
    für 2010 aus Mitteln des Bundes ausgleichen, damit der
    Beitragssatz in der Perspektive grundsätzlich stabil bleiben
    kann. Dies ist auch ein wichtiges Momentum, wenn ich
    über Arbeitsplätze in Deutschland spreche.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Auch bei der Betreuung und Vermittlung von längere
    Zeit Arbeit Suchenden werden wir nach der Entschei-
    dung des Bundesverfassungsgerichts die Handlungsfä-
    higkeit herstellen.


    (Katrin Kunert [DIE LINKE]: Welche denn?)


    Wir wollen die Erfahrungen der Kommunen und der
    Agentur in getrennter Verantwortung – so schreibt es das
    Gericht vor – auf der Basis der freiwilligen Zusammen-
    arbeit nutzen und die Optionskommunen entfristen.
    Diesbezüglich werden wir einen Mustervertrag vorle-
    gen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der LINKEN: Reden Sie mal mit den Bundesländern darüber!)


    Wir werden im Rahmen von Hartz IV, also dem
    Sozialgesetzbuch II, Regelungen beseitigen, die die Bür-
    gerinnen und Bürger zu Recht als ungerecht empfinden.
    Wir werden deshalb das erarbeitete Vermögen bis zu
    750 Euro pro Lebensjahr vor dem Zugriff verschonen.
    Bisher waren es 250 Euro. Dies ist auch im Interesse der
    privaten Altersvorsorge richtig. Deshalb werden wir dies
    im Interesse der Bürger umsetzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Das hätten wir alles früher haben können!)


    In diesem Zusammenhang werden wir auch die selbstge-
    nutzte Immobilie umfassend schützen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wer arbeitet, muss mehr haben als derjenige, der nicht
    arbeitet.


    (Katrin Kunert [DIE LINKE]: Mindestlohn!)


    Deshalb werden wir auch die Hinzuverdienstregelun-
    gen entsprechend fortentwickeln, um zusätzliche An-
    reize für die Arbeitsaufnahme zu schaffen.


    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was heißt das genau? – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das hat mit sozialer Marktwirtschaft nichts zu tun! Das ist Lohnbewirtschaftung!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
    Dazu gehören auch Komponenten, die im Zusammen-
    hang mit der Weiterbildung bzw. einer Weiterbildungsal-
    lianz erforderlich sind. Deshalb halte ich es für richtig,
    dass wir die Förderung berufsbezogener Sprachkennt-
    nisse in die Weiterbildung miteinbeziehen, weil dies
    auch eine Chance für zukünftige Arbeit bedeutet.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich will ein Wort auch zu der aktuellen Debatte über
    die Rentensituation sagen. Ich denke, eines ist eindeutig:
    Konkrete Aussagen über die Rentensituation ab 1. Juli
    nächsten Jahres werden erst im März des nächsten Jahres
    möglich sein, wenn nämlich die konkreten Zahlen vor-
    liegen.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das war immer so!)


    Es muss aber auch klar sein: Die Rente ist Alterslohn für
    Lebensleistung. Sie ist grundsätzlich an die Lohnent-
    wicklung angepasst.


    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Daran habt ihr herumgefummelt!)


    Man kann heute aber auch sagen: Auch bei einer negati-
    ven Lohnentwicklung werden die Renten nicht sinken.
    Dies haben wir mit der Rentengarantie so beschlossen.
    Dies ist, wie ich finde, eine richtige und wichtige Bot-
    schaft für die Rentnerinnen und Rentner in Deutschland.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Außerdem weise ich darauf hin, dass in Zukunft der Bei-
    tragssatz in der Rentenversicherung stabil bleiben soll.
    Das ist ebenfalls ein wichtiger Tatbestand, der dazu bei-
    trägt, dass die Lohnnebenkosten nicht weiter steigen und
    damit zu einer zusätzlichen Belastung für die Arbeits-
    situation in Deutschland führen würden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    In dieser Legislaturperiode wollen wir ein einheitli-
    ches Rentensystem in Ost und West schaffen. Ich lade
    alle Fraktionen dazu ein, sich intensiv an der Diskussion
    und der Entscheidung darüber zu beteiligen; denn es ist
    eine Herausforderung, 20 Jahre nach dem Fall der Mauer
    ein einheitliches Rentensystem im Osten und Westen
    Deutschlands zu schaffen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Längst überfällig! Bisher haben Sie es verhindert!)


    Im Hinblick auf mehr Arbeit wollen wir zudem die
    Anreize zur Frühverrentung beseitigen und die Beteili-
    gung am Erwerbsleben erhöhen. Auch dies gehört zu un-
    serem Programm, wenn es darum geht, in Zukunft mehr
    Menschen in Arbeit zu bringen.

    Lassen Sie mich noch einen Satz zu einem anderen
    Themenbereich aus meinem Aufgabenfeld sagen. Dabei
    geht es um das Thema Menschen mit Behinderung. Ei-
    nes muss klar sein: Menschen mit Behinderung haben
    unsere menschliche Unterstützung verdient. Wir wollen
    die Rahmenbedingungen für diese Menschen positiv ge-
    stalten und einen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-
    Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinde-
    rung entwickeln. Hilfe zur Selbsthilfe, das ist auch in
    diesem Zusammenhang die richtige Politik.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Deutschlands Stärke gründet auf dem Fleiß und der
    Verantwortungsbereitschaft der Menschen. Sie gründet
    auf der Leistungsbereitschaft der Unternehmer und der
    Arbeitnehmer. Sie gründet auf dem sozialen Frieden.
    Diesem Fleiß und dieser Verantwortungsbereitschaft
    mehr Raum zum Wachsen zu geben, fördert Arbeit und
    den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Der Mensch
    ist uns wichtiger als die Sache. In diesem Sinn machen
    wir eine wertorientierte Politik für die Menschen in
    Deutschland, für Arbeit und für den sozialen Frieden.

    Besten Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Gerda Hasselfeldt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Für die SPD-Fraktion hat nun das Wort der Kollege

Hubertus Heil.


(Beifall bei der SPD – Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Ich hoffe, Sie haben nicht die Rede von heute Morgen genommen!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hubertus Heil


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Nach gutem parlamentarischen Brauch möchte
    ich Ihnen, Herr Minister Jung, zur Ernennung in dieses
    Amt ganz herzlich gratulieren und alles Gute wünschen.
    Sie übernehmen mit diesem Bundesministerium ein ge-
    ordnetes, ein gutes Haus.


    (Beifall bei der SPD)


    Sie müssen aber auch in große Fußstapfen treten. Sie tre-
    ten die Nachfolge von Franz Müntefering und Olaf
    Scholz an. Ich will an dieser Stelle sagen: Wir Sozial-
    demokraten sind stolz auf die Arbeit dieser Minister, vor
    allen Dingen auf die Arbeit von Olaf Scholz in den letz-
    ten Monaten, der in der Krise mit aktiver Arbeitsmarkt-
    politik, insbesondere mit den geänderten Regeln zur
    Kurzarbeit, mitgeholfen hat, dass Hunderttausende Men-
    schen in Deutschland an Bord, in Beschäftigung, bleiben
    konnten. Das haben wir gemacht. Es ist gut, wenn Sie
    zumindest daran anknüpfen.


    (Beifall bei der SPD)


    Herr Minister, wenn ich mir allerdings den Koali-
    tionsvertrag anschaue und mir Ihre Rede vor Augen führe,
    dann vermisse ich im Wesentlichen die Beantwortung fol-
    gender großer Fragen: Wo sieht eigentlich der Bundesmi-
    nister für Arbeit und Soziales die Zukunft der Arbeit in
    unserem Land? Was tut diese Bundesregierung konkret,
    damit Arbeit in diesem Land eine gute Zukunft hat? Dann
    höre ich mir Ihre Rede an und höre diesen alten, aber nicht
    besonders intelligenten Satz, diese Formel: Sozial ist, was
    Arbeit schafft. – Herr Minister, ich will Sie zumindest
    nachdenklich machen und es zuspitzen: „Sozial ist, was
    Arbeit schafft.“


    (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat aber Schröder auch immer gesagt!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Hubertus Heil (Peine)

    Heißt dieser Satz eigentlich auch, dass Sklavenarbeit so-
    zial ist? Überspitzt gesagt, wäre das die Tatsache.


    (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das war doch von Schröder!)


    Wir sagen: Sozial ist, was anständige Arbeit schafft, von
    der Menschen auch leben können. – Das ist der Unter-
    schied zu Ihnen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wenn ich mir den Koalitionsvertrag und das, was Sie
    eben gesagt haben, anschaue, dann muss ich feststellen,
    dass sich das, was Sie vorhaben – atypische Arbeit, unsi-
    chere Arbeit, prekäre Arbeit – in diesem Land ausbreiten
    wird. Das betrifft vor allen Dingen den Einstieg in die
    Aushöhlung des Kündigungsschutzes. Sie sagen zwar
    im Koalitionsvertrag – eben war das nicht so sehr zu hö-
    ren, aber gestern von Frau Merkel –, Sie stünden zum
    Kündigungsschutz, um dann nonchalant die sachgrund-
    lose Befristung auszuweiten. Das ist nichts anderes als
    eine Aushöhlung des Kündigungsschutzes in Deutsch-
    land, und das wird auf unseren massiven Widerstand
    treffen.


    (Beifall bei der SPD)


    Vor allen Dingen wollen und werden Sie den Niedrig-
    lohnsektor in diesem Land nicht zurückdrängen, son-
    dern ausweiten. Da hilft es überhaupt nichts, die Men-
    schen mit irgendwelchen Placebos ruhigstellen zu wol-
    len. Bei dem Verbot sittenwidriger Löhne – das ist jetzt
    das neue, große Konzept und Projekt der schwarz-gelben
    Bundesregierung – muss man sich, ganz unabhängig da-
    von, dass das schon in diesem Lande Rechtsprechung ist,
    eines vor Augen halten. Was heißt das eigentlich, Herr
    Minister, ganz konkret für die betroffenen Menschen im
    Niedriglohnsektor? Es heißt nichts anderes, als dass Sie
    verfestigen, dass zukünftig bis zu einem Drittel nicht nur
    vom Tarifvertrag abgewichen werden kann, sondern
    auch von ortüblichen Löhnen, also – auf Deutsch –
    Löhne von 3 Euro, 4 Euro um ein Drittel unterschritten
    werden können. Dazu kann ich Ihnen nur sagen: Wer die
    Zukunft der Arbeit in Deutschland vor allem im Niedrig-
    lohnsektor sieht, der hat weder von Wirtschaftspolitik
    noch von sozialer Marktwirtschaft oder von den Bedürf-
    nissen der Menschen in diesem Land irgendeine Vorstel-
    lung.


    (Beifall bei der SPD)


    Sie sagen: Leistung muss sich wieder lohnen. – Was sa-
    gen Sie eigentlich den Menschen in den Branchen, in de-
    nen Sie Mindestlöhne verhindert haben, wie sich Leis-
    tung wieder lohnen soll? Wenn es nach Ihnen geht, dann
    sollen die zukünftig alle zum Amt gehen und sich ergän-
    zendes Arbeitslosengeld II abholen, also Aufstocker
    sein.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie haben das doch eingeführt, Herr Heil, das ist doch Ihr Beschluss! Aufstockung ist SPD pur!)

    Das hat mit Ordnungspolitik nichts zu tun, das ist nichts
    anderes als ein staatlich subventionierter Billigjobsektor,
    und Sie verfestigen den.


    (Beifall bei der SPD)


    Übrigens, zu dem lauten Herrn Kolb von der FDP:


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Der kommt noch!)


    Herr Kolb, mit den Zuverdienstmöglichkeiten, die Sie
    erweitern, machen Sie nichts anderes, als das Geld der
    Steuerzahler zu nehmen, um die Löhne in Billigjobs im
    Interesse der Arbeitgeber, die nicht bereit sind, einen an-
    ständigen Lohn zu zahlen, aufzustocken. Nichts anderes
    ist das. Mit sozialer Marktwirtschaft hat das nichts zu
    tun.


    (Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das zeigt, dass Sie von Wirtschaft nichts, aber auch gar nichts verstanden haben!)


    – Herr Kolb, Sie sind nachher noch dran.

    Ich will Ihnen an dieser Stelle deutlich sagen, dass wir
    dem ein Gegenkonzept entgegenstellen werden. Ich
    glaube, es ist wichtig, dass wir über gute, über ordentli-
    che Arbeit in diesem Land reden. Wenn Sie, Herr Minis-
    ter, mit den Gewerkschaften in Deutschland sprechen, ist
    es wichtig, dass Sie das nicht in Form warmer Gruß-
    worte tun. Die Gewerkschaften werden darauf schauen,
    ob Sie konkret handeln. Sie sollten auf Ihrem Weg um-
    kehren und dafür sorgen, dass wir in diesem Land or-
    dentliche Arbeitsplätze haben, damit sich Leistung für
    die Menschen wirklich lohnt, die morgens aufstehen, in
    die Fabriken und in die Verwaltung gehen oder als Fri-
    seurin arbeiten. Alle die sprechen Sie mit Ihren warmen
    Worten an, aber Sie tun nichts Konkretes. Im Gegenteil:
    Sie nehmen diesen Menschen nicht nur einen anständi-
    gen Lohn, indem Sie Mindestlöhne verweigern, Sie neh-
    men ihnen auch ein Stück der Würde ihrer Arbeit. Das
    ist etwas, was wir in diesem Land nicht durchgehen las-
    sen dürfen.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Klaus Ernst [DIE LINKE])


    Wir wollen Sie, was die Arbeitsmarktpolitik betrifft,
    unterstützen, wenn Sie die Zeit der Kurzarbeit verlän-
    gern wollen. Auch da haben Sie ein gut bestelltes Haus
    übernommen. Ich stelle mir das so vor: Olaf Scholz, flei-
    ßig, wie er ist, hat den Entwurf einer Verordnung vorbe-
    reitet, und Sie mussten nur noch unterschreiben.


    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wo?)


    Wie gesagt, in der Sache ist das richtig. Wir unterstützen
    das, es hilft der Wirtschaft, es hilft den Unternehmen,
    aber es hilft auch den Beschäftigten, an Bord zu bleiben.
    Ich würde mir nur eines wünschen, nämlich dass Sie an
    dieser Stelle noch einen draufsetzen und mithelfen, dass
    auch die geförderte Altersteilzeit nicht zum 1. Januar
    nächsten Jahres ausläuft. Auch das ist wichtig für die
    Betriebe und für die Beschäftigten.


    (Beifall bei der SPD)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Hubertus Heil (Peine)

    Da geht es nicht um Frühverrentung; da geht es um Be-
    schäftigungsbrücken.


    (Gitta Connemann [CDU/CSU]: Es geht um Frühverrentung!)


    Denn in dieser Krise sind viele Menschen in Arbeit ge-
    blieben. Es gibt zwei Gruppen, die besonders betroffen
    sind: die über 50-Jährigen und die unter 25-Jährigen.

    Wer Angst hat, dass das zur Frühverrentung führt und
    nicht zur Beschäftigungsbrücke werden kann, der sollte
    sich das bei der Salzgitter AG in meiner Heimat einmal
    anschauen: Dort hat man dieses Instrument genutzt und
    jungen Menschen nach der Ausbildung konsequent ei-
    nen Einstieg ins Erwerbsleben ermöglicht. Hinzu kamen
    flexible Übergänge in den Ruhestand. Mir geht es vor al-
    lem um dieses arbeitsmarktpolitische Instrument. Wir
    werden nicht zulassen, dass Sie die Geltungsdauer dieses
    Instrumentes tatenlos auslaufen lassen. Deshalb werden
    wir nicht nur einen Antrag, sondern einen Gesetzentwurf
    in diesen Deutschen Bundestag einbringen. Dann wer-
    den wir sehen, wie Sie sich an dieser Stelle verhalten.


    (Beifall bei der SPD)


    Sie haben etwas zum Thema Arbeitsverwaltung ge-
    sagt, Herr Jung. Dazu kann ich nur sagen:


    (Elke Ferner [SPD]: Gute Reise!)


    Die Art und Weise, wie Sie in einer Phase, in der die Ar-
    beitslosigkeit zu steigen droht, die Arbeitsverwaltung in
    diesem Land chaotisieren, geht nicht nur zulasten der
    Kommunen, der Arbeitsverwaltung und der Beschäftig-
    ten in der Arbeitsverwaltung; vor allen Dingen ist das
    Politik auf dem Buckel der arbeitslosen Menschen in
    diesem Land, und das ist etwas, wofür man sich wirklich
    schämen muss.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die alte Bundesregierung, der auch Sie angehörten,
    hatte einen Konsens mit 16 Bundesländern. Er ist von
    der CDU/CSU-Bundestagsfraktion torpediert und ka-
    puttgemacht worden. Jetzt verwenden Sie den schönen
    Begriff der getrennten Aufgabenwahrnehmung und be-
    haupten, das sei eine Konsequenz des Urteils, was recht-
    licher Quatsch ist; das ist Blödsinn an dieser Stelle. Es
    führt vor allen Dingen dazu, dass mit den Arbeitslosen
    wieder Pingpong zwischen zwei Verwaltungen gespielt
    wird. Es wird mehr Bürokratie geben. Es wird mehr
    Menschen geben, die dafür arbeiten müssen, und es wird
    weniger geben, die sich um die Vermittlung der Men-
    schen in Arbeit tatsächlich kümmern können. Das ist das
    Ergebnis dieser undurchdachten Politik, für die Sie hier
    antreten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Minister, Sie werden es mit der sozialdemokrati-
    schen Opposition zu tun bekommen, wenn es um das
    wichtigste Thema in diesem Land geht, nämlich um die
    Arbeit der Menschen. Es wird die Frage zu beantworten
    sein: Wer hat eigentlich einen Draht zu Menschen, die
    hart arbeiten und von ihrer Arbeit auch leben können
    wollen? Ich sage sehr deutlich: Manchmal habe ich den
    Eindruck, dass einige bei Schwarz-Gelb ein gebrochenes
    Verhältnis zu anständiger Erwerbsarbeit haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Pfui! – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Jetzt ist aber langsam Schluss, Herr Heil! Sie haben ein gebrochenes Verhältnis zum Anstand!)


    Wenn ich mir die Vorschläge anschaue, für die Sie
    hier stehen, dann muss ich an dieser Stelle sagen: Gehen
    Sie in Ihre Wahlkreise! Reden Sie mit Menschen, vor al-
    len Dingen in den Dienstleistungsberufen, die jeden Tag
    mehrere Jobs ausüben müssen, um über die Runden
    kommen zu können! Diesen Menschen verweigern Sie
    die Mindestlöhne. Für diese Menschen haben Sie weder
    Herz noch Verstand. Sie haben den Draht zu diesen
    Menschen verloren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Gitta Connemann [CDU/CSU]: Offensichtlich weniger als Sie!)


    Ich will Ihnen zum Schluss eines sagen, Herr Minister:
    Sich Art. 20 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik
    Deutschland zu vergegenwärtigen, müsste eigentlich alle
    verbinden, gerade im 60. Jahr der Bundesrepublik Deutsch-
    land. Deutschland soll ein sozialer und demokratischer Bun-
    desstaat sein. Es geht um den sozialen Rechtsstaat. Sie wol-
    len in der Sozialpolitik einen Paradigmenwechsel, weg vom
    sozialen Rechtsstaat, weg von sozialen Bürgerrechten, hin
    zu Almosen.


    (Widerspruch bei der CDU/CSU)


    Das ist nicht in Ordnung. Es widerspricht dem Geist un-
    serer Verfassung. Es wäre eigentlich vernünftig, sich da-
    ranzumachen, den Geist der Verfassung mit neuem Le-
    ben zu erwecken.


    (Gitta Connemann [CDU/CSU]: Sie missbrauchen gerade unsere Verfassung!)


    Gerade in einer Situation, in der sich die Arbeitswelt än-
    dert, dürfen Sie kein gestörtes Verhältnis zur Arbeit in
    Deutschland bekommen. Wir werden Alternativen auf-
    zeigen.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der SPD)