Rede:
ID1700403100

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Metadaten
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    13. GRÜNEN.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Eva-Maria Bulling-Schröter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Minister! Herr Parlamentspräsident! Liebe Kol-

    leginnen und Kollegen! Das Kioto-Protokoll läuft 2012
    aus. In vier Wochen sollte die UN-Klimakonferenz in
    Kopenhagen eigentlich das Nachfolgeabkommen be-
    schließen. Vor kurzem hat eine Gruppe von Nobelpreis-
    trägern diesen Gipfel als wichtigste Konferenz der
    Menschheit bezeichnet, und ich sage: Die Männer und
    Frauen haben recht. Wir haben Angst, dass dieser Gipfel
    scheitert, und nicht nur wir, sondern viele Menschen auf
    dieser Welt; denn auch die letzte UN-Vorbereitungskon-
    ferenz letzte Woche in Barcelona ging aus wie das Horn-
    berger Schießen. Weder zu Minderungszielen wurden
    Einigungen erzielt noch zur Frage der Finanzierung von
    Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen im globalen
    Süden. Dem Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de
    Boer, wird die Aussage zugeschrieben, er wundere sich






    (A) (C)



    (B) (D)


    Eva Bulling-Schröter
    bei solchen Ergebnissen, dass die Zivilgesellschaft nicht
    die Scheiben des Verhandlungsortes einwirft. Ich denke,
    das spricht Bände bei diesem Herrn.


    (Beifall bei der LINKEN)


    In Kopenhagen wird nun ein Verhandlungstext auf
    den Tisch gelegt, der mit seinen vielen Klammern und
    Optionen so gut wie nicht verhandlungsfähig ist, und
    das, obwohl uns allen die Zeit davonläuft. Das wissen
    wir. Schließlich ist der weltweite Ausstoß von Klimakil-
    lern trotz des Kioto-Abkommens seit der Jahrtausend-
    wende dreimal so schnell angestiegen wie in den 90er-
    Jahren.

    Frau Merkel hat sich hier gestern einmal mehr als
    Vorkämpferin für den Klimaschutz präsentiert. Das ist
    irgendwie merkwürdig; denn schließlich war sie haupt-
    verantwortlich dafür, dass beim Europäischen Rat
    vorvorletzte Woche keine Beschlüsse zu konkreten Kli-
    maschutzfinanzhilfen für die Entwicklungsländer ge-
    fasst wurden.


    (Zuruf von der LINKEN: Sauerei!)


    Damit hat die Bundeskanzlerin die Blockade verfestigt,
    die ohnehin zwischen den Industriestaaten auf der einen
    Seite und den Schwellen- und Entwicklungsländern auf
    der anderen Seite besteht.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Unsinn!)


    Frau Merkel hat sich also in Brüssel an die Spitze derje-
    nigen in der EU gesetzt, die meinen, mit den Entwick-
    lungs- und Schwellenländern pokern zu können.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    So sollen die Preise gedrückt werden, die der Norden an
    den globalen Süden, den großen Verlierer des Klima-
    wandels, für Technologietransfer und Anpassungsmaß-
    nahmen zu zahlen hat. Diese arrogante Haltung droht
    nun den Kopenhagen-Prozess zum Scheitern zu bringen.
    Ich meine, die Bundeskanzlerin wird dies wesentlich
    mitzuverantworten haben.


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Aber auch zu Hause in Deutschland liegt einiges im
    Argen. Ich behaupte, mit den längeren Laufzeiten für
    Atomkraftwerke wird der Ausbau der erneuerbaren
    Energien blockiert und nicht die Verstromung von kli-
    maschädlicher Kohle. Atomkraft und Kohle eint näm-
    lich, dass sie einen steigenden Anteil erneuerbarer Ener-
    gien im Netz überhaupt nicht gebrauchen können. Dazu
    gibt es Aussagen, auch wenn Sie immer wieder Nein
    dazu sagen. Bei Atomkraftwerken ist es sicherheits-
    technisch kaum möglich – das wissen Sie –, die Anlagen
    bei schwankenden Windkrafteinspeisungen herauf- und
    herunterzuregeln. Das ist einfach so. Kohlekraftwerke
    rechnen sich eben nicht, wenn sie nicht permanent in der
    Nähe der Volllast gefahren werden. Dies ist der Grund
    dafür, warum weder Kohle noch Atomkraft Brücken-
    technologien ins solare Zeitalter sind. Im Gegenteil: Ihr
    Schutz ist ein Schritt ins Gestern.

    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wissen Sie eigentlich, dass die CO2-Emissionen in der
    Energiewirtschaft von 1990 bis 2007 nur um lächerliche
    7 Prozent zurückgegangen sind? Und diese 7 Prozent hat
    uns auch noch größtenteils der Osten geschenkt. Wir ha-
    ben zwar mittlerweile 14 Prozent erneuerbare Energien
    im Netz, dafür wurde aber offensichtlich Kohlestrom ex-
    portiert. Ich frage Sie: Ist das nun Klimaschutz?

    Laut Koalitionsvertrag möchte Schwarz-Gelb für
    RWE und Co die Hintertüren im Klimaschutz noch wei-
    ter öffnen, beispielsweise indem die Anrechnung von
    vermeintlichen Klimaschutzinvestitionen im Ausland,
    Stichwort CDM, ausgeweitet werden soll, obwohl wir
    heute schon wissen, dass hier in großem Maßstab betro-
    gen wird, um an preiswerte Zertifikate zu kommen.

    Was den Emissionshandel betrifft, haben Sie bereits
    in der Vergangenheit in Brüssel ganze Arbeit geleistet:
    Nicht nur, dass wir bis 2012 damit leben müssen, dass
    die wertvollen Zertifikate vom Staat verschenkt werden,
    was den Versorgern Extraprofite in Milliardenhöhe ein-
    bringt und dem Klimaschutz schadet, nein, auch nach
    2012 erhält ausgerechnet die energieintensive Industrie
    kostenlose Emissionsrechte.

    Zusammenfassend möchte ich der neuen Koalition
    ins Stammbuch schreiben: Die Klima- und Energiepoli-
    tik, die Sie anstreben, ist nicht nur widersprüchlich; sie
    nutzt vor allem den großen Konzernen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist angesichts der Herausforderungen, vor denen wir
    stehen, nichts anderes als Klientelpolitik auf Kosten der
    Umwelt und der Menschen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Marco Bülow [SPD])




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat nun Kollegin Bärbel Höhn für die Frak-

tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Bärbel Höhn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Herr Minister Röttgen, ich habe mir ganz in Ruhe Ihre
    Rede angehört. Ich muss sagen: Sie war sehr nachdenk-
    lich. Von den Zielen her hat sie mir gut gefallen. 2-Grad-
    Ziel, Nachhaltigkeit, Erhalt der Artenvielfalt, das sind
    Ziele, die wir unterstützen werden. Ich mache jetzt et-
    was, was vielleicht ungewöhnlich ist: Ich wünsche Ihnen
    für die Erreichung dieser Ziele viel Erfolg. Wenn Sie das
    anstreben, werden wir Sie dabei unterstützen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN)


    In der Tat geht es um ganz viel. Es geht um die
    Lebensgrundlagen von uns, von unseren Kindern und






    (A) (C)



    (B) (D)


    Bärbel Höhn
    von unseren Enkelkindern. Wir wissen, dass diese Zeit
    ganz wichtig ist: Uns bleiben wenige Jahre, um zum Bei-
    spiel den Klimawandel noch aufhalten zu können. Das
    heißt, Sie sind in einer sehr entscheidenden Phase Minis-
    ter geworden. Aber der entscheidende Punkt ist: Was
    machen wir jetzt? Widersprechen die vorgesehenen Pro-
    jekte vielleicht dem, was Sie hier sehr nachdenklich for-
    muliert haben?

    Sie haben eben die Kanzlerin angesprochen. Sie hat
    gestern fünf Punkte genannt. Der erste Punkt war die
    Überwindung der Wirtschafts- und Finanzkrise. Sie ha-
    ben zu Recht gesagt: 500 Milliarden Euro sind auf den
    Tisch gelegt worden, um diese Krise in den Griff zu be-
    kommen. Was die Prävention der Klimakrise angeht:
    Auf dem Finanzgipfel der EU ging es um die Verteilung
    von 5 bis 7 Milliarden Euro, und die EU-Staaten waren
    nicht in der Lage, diese Verteilung zustande zu bringen.
    Deutschland hat dabei eine unrühmliche Rolle gespielt.
    Ich muss sagen: Das steht im Widerspruch zu den Zie-
    len, die Sie hier benannt haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Die Wissenschaftler sagen: Uns bleiben wenige Jahre,
    um das 2-Grad-Ziel zu erreichen – wenn wir es denn
    überhaupt schaffen. Aber selbst wenn das 2-Grad-Ziel
    erreicht wird, kommt es zu dramatischen Überflutungen,
    zu Dürren, zu Toten, zu Hungernden und zu Flüchtlings-
    strömen. Wir müssen die mit dem Klimawandel, dem
    Artensterben, der Ressourcenkrise, dem Wassermangel,
    dem Hunger verbundenen Fragen zusammen beantwor-
    ten. Das alles ist miteinander verknüpft und darf nicht
    isoliert betrachtet werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Jeden Tag verschwinden 120 Arten; jeden Tag ver-
    schwindet ein Stück Natur. Sie haben zu Recht auf die
    Bewahrung der Schöpfung verwiesen. Folgen Sie aber
    dem, was in Ihrem Koalitionsvertrag steht, wird Ihnen
    die Bewahrung der Schöpfung schwergemacht. Der Na-
    tur wird in diesem Koalitionsvertrag kein hoher Wert
    beigemessen. Es ist neu, dass in Zukunft ein Eingriff in
    die Natur ohne einen Ausgleich an anderer Stelle vollzo-
    gen werden kann. Wenn das umgesetzt wird, was in Ih-
    rem Koalitionsvertrag steht, kann man sich mit Ersatz-
    geld von der Bestrafung für einen Eingriff in die Natur
    freikaufen. Das ist schlecht. Das ist gegen die Natur.
    Deshalb sagen wir: Das werden wir nicht mitmachen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Ulrich Kelber [SPD]: Ablasshandel!)


    – Das ist ein Ablasshandel zur Naturzerstörung.

    Wie wollen Sie eigentlich Ländern wie Brasilien und
    Indonesien erklären, dass sie ihren Regenwald schützen
    sollen, wenn wir in Deutschland das bisschen Natur, das
    noch übrig geblieben ist, für alle möglichen Projekte
    wieder infrage stellen? Dazu muss ich sagen: Wir müs-
    sen Vorbild sein. Wir müssen zeigen, dass wir die Natur,
    die wir noch haben, erhalten wollen, und wir dürfen
    nicht zulassen, dass sie zerstört wird, wenn nur entspre-
    chendes Geld gezahlt wird. Anders werden wir andere
    Länder nicht überzeugen, ihren Regenwald zu erhalten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Die Kanzlerin hat gestern über die vielen Schulden
    gesprochen, die gemacht werden. Sie hat hierfür eine
    Lösung präsentiert. Diese Lösung lautete: Wachstum,
    Wachstum, Wachstum, also Wachstum gleichsam als
    Zauberformel. Ich finde, auch das muss man ein Stück
    weit hinterfragen. Ist Wachstum eigentlich per se gut?
    Um welches Wachstum handelt es sich überhaupt? Was
    soll da überhaupt finanziert werden? In der letzten Re-
    gierung war das Konjunkturprogramm die Abwrackprä-
    mie. Jetzt sagt der neue Verkehrsminister: Es soll der
    Autobahnbau finanziert werden, und zwar vor allen Din-
    gen im Westen.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In Bayern!)


    – Ja, vor allen Dingen in Bayern. – Hierzu sage ich ganz
    ehrlich: Wir müssen mit dieser Klientelpolitik aufhören.
    Wir müssen das Ganze im Auge haben und dürfen nicht
    immer nur für einzelne Bereiche Politik machen. Damit
    muss endlich Schluss sein.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir müssen auch dafür sorgen, dass Folgendes nicht
    mehr möglich ist: Mit dem von der letzten Bundesregie-
    rung aufgelegten Konjunkturprogramm wurde in meiner
    hochverschuldeten Heimatstadt ein Kreisverkehr gebaut.
    So ist es jetzt noch komplizierter, über die entsprechende
    Kreuzung zu fahren. Warum wurde der Kreisverkehr ge-
    baut? Weil man für seine Finanzierung zusätzlich Schul-
    den aufnehmen konnte. Für Investitionen in Beton kann
    man Schulden aufnehmen, für Investitionen in Jugend-
    arbeit, in Kinderbetreuung, das sind konsumtive Aufga-
    ben, darf man keine Schulden aufnehmen. Das muss sich
    endlich ändern. Wir müssen in die Köpfe unserer Kinder
    investieren, nicht in Beton. Hier liegt unsere Zukunft.
    Das wäre nachhaltig.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


    Sie, Herr Röttgen, sprachen ja auch von Nachhaltig-
    keit. Ja, das ist richtig. Aber von Nachhaltigkeit kann
    mit Blick auf den Koalitionsvertrag nicht die Rede sein.
    Darin nimmt man nämlich noch mehr Atommüll und
    neue Schulden in Kauf. Das ist aber das Gegenteil von
    Nachhaltigkeit. Sie müssen, wenn Sie davon sprechen,
    bei den Fakten bleiben. Noch besser wäre es allerdings,
    wenn Sie das umsetzen würden, wovon Sie sprechen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Bärbel Höhn
    Eben wurden schon die erneuerbaren Energien an-
    gesprochen. Es ist in der Tat so, dass Atomkraftwerke
    und Kohlekraftwerke den Ausbau erneuerbarer Energien
    verhindern. Warum sollten die großen Energiekonzerne,
    wenn sie in neue Kohlekraftwerke investieren oder ihre
    Atomkraftwerke länger in Betrieb lassen können, eigent-
    lich große Windparks in der Nordsee bauen? Das heißt,
    indem Sie denen jetzt Spielräume geben, verhindern Sie
    den Bau von Windkraftanlagen in der Nordsee, und ge-
    nau auf diese Weise verhindern Sie den Ausbau erneuer-
    barer Energien.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie sprechen von Atomkraft als Brückentechnologie, de
    facto wirkt diese aber wie eine Mauer. Sie errichten eine
    Mauer gegen die erneuerbaren Energien, die sozusagen
    mit Vollgas gegen diese Mauer fahren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Anstatt neue Kohlekraftwerke zuzulassen, sollten Sie
    lieber in Energie- und Ressourceneffizienz investieren.
    Damit würde man auch sehr viele Arbeitsplätze schaf-
    fen. Das Weltmarktvolumen von energieeffizienten
    Technologien und nachhaltiger Wasserwirtschaft beträgt
    nämlich 640 Milliarden Euro. Der Marktanteil deutscher
    Unternehmen beträgt dabei gerade einmal 5 bis 10 Pro-
    zent. Doch gerade auf diesem Markt sind kleine und mit-
    telständische Unternehmen und nicht die großen Ener-
    giekonzerne aktiv. Wir müssen endlich aufhören, immer
    nur Lobbyarbeit für die großen Energiekonzerne zu ma-
    chen. Wir müssen wirklich einmal den Mittelstand unter-
    stützen; das geht über den Ausbau von erneuerbaren
    Energien und von Energieeffizienz. Damit schaffen wir
    Arbeitsplätze.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der FDP: Was macht denn Herr Schröder?)


    – Mit Schröder habe ich nichts zu tun.

    In dreieinhalb Wochen wird die Klimakonferenz in
    Kopenhagen stattfinden. Sie haben zu Recht gesagt, es
    wäre fatal, wenn diese scheitert. Wir verfolgen bei dieser
    Klimakonferenz ehrgeizige Emissionsminderungsziele:
    Eine Reduktion um 40 Prozent ist ehrgeizig. Aber im
    Koalitionsvertrag zu schreiben, man werde für diese
    CO2-Reduktion sorgen, indem man vermehrt CDM-Pro-
    jekte in China oder Indien unterstützt, ist fatal. Denn In-
    dien und China werden kommen und sagen: Macht doch
    selber eure Hausaufgaben. Hier in Deutschland muss
    eine Reduktion der CO2-Emissionen um 40 Prozent er-
    reicht werden; nur so werden wir die anderen Länder mit
    ins Boot bekommen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Für die oben genannten Ziele – ich komme zum
    Schluss – wünschen wir Ihnen viel Erfolg in Kopenha-
    gen. Ich fand es bisher immer toll, Mitglied der deut-
    schen Delegation zu sein. Aber in Poznan habe ich zum
    ersten Mal erlebt, dass Deutschland und Europa ge-
    bremst haben. Das möchte ich in Kopenhagen nicht noch
    einmal erleben. Deutschland muss Vorreiter in der EU
    sein. Deshalb wünsche ich Ihnen viel Erfolg in Kopen-
    hagen. Ich hoffe, dass Sie Ihrer Verantwortung gerecht
    werden. Aber halten Sie dort Pohl und fallen Sie nicht
    um! Seien Sie nicht am Ende der Bremser; sonst haben
    wir hier danach eine ganz andere Debatte.

    Vielen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)