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ID1700402700

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    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ulrich Kelber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Sehr geehrter Herr Minister Röttgen! Lieber Wahl-
    kreisnachbar! Erst einmal auch vonseiten der SPD alles
    Gute für Ihr neues Amt! Ich habe mit Freude gelesen, dass
    es Ihr Wunschressort war, man Sie also nicht gezwungen
    hat. Die strategischen Aspekte waren bei diesem Wunsch
    sicherlich nicht zu unterschätzen. Aus allen Vorgängern
    ist etwas geworden: Ministerpräsident, UN-Beauftragter,
    Bundeskanzlerin, Fraktionsvorsitzender und, wie ich
    hoffe, ab diesem Wochenende auch Parteivorsitzender.
    Ich hoffe natürlich auch, dass das inhaltliche Engagement
    hinzukommt und dann das, was heute relativ abstrakt war
    und wahrscheinlich sein musste, noch mit Inhalt gefüllt
    wird.

    In der Tat ist dies keine Nebendebatte. Gut gemachte
    Umweltpolitik schützt die Lebensgrundlagen, sichert
    Lebensqualität und schafft Jobs mit Zukunftsgarantie.
    Diesem Anspruch wird zumindest der schwarz-schwarz-
    gelbe Koalitionsvertrag nicht gerecht. Wir warten natür-
    lich in den vier Jahren auf die konkrete Politik. Ich
    nenne dafür ein paar Beispiele.

    Das erste Beispiel ist: Bei aller Übereinstimmung in
    Sachen Klimaschutz als Ziel gibt es eine gewisse Zu-
    rückhaltung gegenüber einigen Instrumenten. Der Wahr-
    heit zuliebe: Dass wir jetzt ohne Vorbehalt eine Senkung
    der CO2-Emissionen um 40 Prozent zwischen 1990 und
    2020 zugesagt haben, freut uns. Diesen Vorschlag hatte
    die SPD in der Großen Koalition mehrfach gemacht. Auf
    Arbeitsebene waren wir uns einig. Leider hat dieser Vor-
    schlag den Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder nie
    erreicht, weil er vom Ersten Parlamentarischen Ge-
    schäftsführer der CDU/CSU-Fraktion zurückgehalten
    wurde. Dieser hieß in der letzten Legislaturperiode nicht
    Altmaier, sondern Norbert Röttgen. An dieser Stelle
    danke ich Ihnen, dass Sie Ihren eigenen Widerstand jetzt
    gebrochen haben, Herr Röttgen. Das war wahrscheinlich
    ein hartes inneres Ringen.


    (Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Im Koalitionsvertrag steht auch, dass Sie einen Ablass-
    handel einführen wollen, um unser Land weiter zu versie-
    geln. Sie wollen den Schutz vor Umweltbelastungen auf
    die Geschwindigkeit des langsamsten europäischen Lan-
    des reduzieren. Nichts anderes heißt die sogenannte Eins-
    zu-eins-Umsetzung von europäischen Kompromissen.
    Sie gefährden die Jobs und die Technologieführerschaft
    Deutschlands durch Ihren geschraubten Rückwärtssalto
    in der Energiepolitik.

    Noch etwas fällt auf: Neben jeden Absatz in der schwarz-
    schwarz-gelben Koalitionsvereinbarung kann man den Na-
    men des Unternehmens oder des Verbandes schreiben,
    das oder der mit diesem Absatz bedient werden soll. So et-
    was habe ich in Deutschland noch nicht erlebt. Vor allem
    habe ich noch nicht erlebt, dass sogar noch das Produkt ei-
    nes Unternehmens in einem Koalitionsvertrag genannt
    wird. Dort steht, dass der Anbau der Amflora-Kartoffel in
    Deutschland unterstützt werden soll, obwohl es für diese
    Gentechnikkartoffel von BASF noch nicht einmal in Eu-
    ropa eine Zulassung gibt. Auch das hat es in einem Ko-
    alitionsvertrag in Deutschland noch nicht gegeben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Besonders gefährlich ist diese Bedienung in der
    Energiepolitik. Wenn Sie schon nicht auf die Opposi-
    tion hören wollen, dann hören Sie doch auf Ihren eige-
    nen neuen Staatssekretär im Wirtschaftsministerium,
    Herrn Heitzer, der zuvor Präsident des Bundeskartell-
    amts war. Er hat noch vor wenigen Wochen gesagt: Wer
    die Laufzeiten der Atomkraftwerke verlängert, verlän-
    gert vor allem das Monopol auf den Energiemärkten, mit
    dem den Menschen und auch den Firmen in Deutschland
    seit Jahren Milliarden Euro unnütz aus den Taschen ge-
    zogen werden. Hören Sie auf Ihre eigenen Mitarbeiterin-
    nen und Mitarbeiter, die Sie in führenden Positionen in-
    stallieren!

    Die vier Energiekonzerne, die Atomkraftwerke be-
    treiben, sollen zu diesen Milliardengewinnen von Ihnen
    jetzt weitere Milliarden geschenkt bekommen, und das,
    obwohl RWE und Eon im ersten Halbjahr 2009 mehr
    Gewinn gemacht haben als alle anderen börsennotierten
    Unternehmen Deutschlands zusammen. Diese Unterneh-
    men wollen Sie weiter entlasten.

    Es ist ein Fehler, zu sagen, das sei dieselbe Seite einer
    Medaille; die längere Laufzeit betreffe eine Brücken-
    technologie. In technischer Hinsicht kann man schnell
    erkennen: Das Gegenteil ist der Fall. Die Atomkraft-
    werke verstopfen die Energienetze. Immer häufiger müs-
    sen erneuerbare Energieträger abgeschaltet werden, weil
    die Atomkraftwerke zu Zeiten geringen Stromver-






    (A) (C)



    (B) (D)


    Ulrich Kelber
    brauchs bereits das gesamte Netz auslasten. Wir werden
    Ihnen die Zahlen liefern, Herr Kauch. Sie kennen sie
    selbstverständlich, die anderen vielleicht nicht.

    Damit gefährden Sie die 280 000 Jobs, die schon jetzt
    im Bereich der erneuerbaren Energien entstanden
    sind, und Sie setzen die deutsche Technologieführer-
    schaft aufs Spiel. Andere Länder – die USA und China,
    aber auch andere europäische Länder – investieren zu-
    sätzlich, schaffen mehr Anreize für erneuerbare Ener-
    gien und bauen rechtliche Blockaden ab. In Deutschland
    dagegen gibt es die Ankündigung, sie im Zusammen-
    spiel der Energiearten schlechter zu stellen. Sie gefähr-
    den damit den Vorsprung, den wir auch gemeinsam als
    Parlament in den letzten Jahren erarbeitet haben.

    Diese Liebedienerei an einer Lobby wird schon durch
    ihre Ankündigung Deutschland schaden. Wir haben be-
    reits jetzt durch die Ankündigung, 2012 die Bedingun-
    gen völlig neu zu formulieren, eine Zurückhaltung in
    den Investitionen in erneuerbare Energien zu verzeich-
    nen. Diejenigen, die die Monopole ins Wackeln gebracht
    haben – die Stadtwerke und die Erneuerbaren –, müssen
    bei ihren Investitionen neu rechnen, weil ihre Konkur-
    renten Milliarden geschenkt bekommen sollen. Sprechen
    Sie doch mit den Aufsichtsräten der neuen Wettbewerber
    und der Stadtwerke! Jede Investition muss jetzt mit
    schlechteren Renditen neu gerechnet werden, weil der
    große Konkurrent bessere Bedingungen bekommt.

    Diese Steuereinnahmen und diese Jobs fehlen schon
    jetzt, unmittelbar nach Ihrer Koalitionsvereinbarung.
    Das ist klar: Noch nie hat ein Koalitionsvertrag so unge-
    hemmt und schamlos Klientelinteressen bedient.


    (Michael Kauch [FDP]: Das sagt der Richtige!)


    Noch nie wurde eine Technologieführerschaft so leicht-
    fertig aufgegeben. Noch nie hat sich ein wohlhabendes
    Land beim Schutz seiner Menschen und seiner Umwelt
    mit der Geschwindigkeit des ärmsten Landes zufrieden-
    gegeben. Diese Politik werden wir bekämpfen. Wir ste-
    hen für die Investitionen in Energieeffizienz und erneu-
    erbare Energien, in Lebensqualität und internationale
    Verantwortung im Klimaschutz. Das ist ein klares Kon-
    trastprogramm zu dem, was Schwarz-Schwarz-Gelb ab-
    geliefert hat.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Nun erteile ich Kollegen Michael Kauch für die FDP-

Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Kauch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Meine Damen und Herren! Ich glaube, Herr Kelber

    hat gezeigt, wie ratlos die Opposition angesichts dieses
    Koalitionsvertrages ist.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


    Denn wenn Sie diesen Vertrag lesen und dem deutschen
    Volk nicht irgendwelchen Unsinn erzählen würden,
    würde Ihnen nicht mehr viel dazu einfallen, warum bei-
    spielsweise weiter die These vertreten wird, die Atom-
    kraftwerke würden die erneuerbaren Energien in ihrer
    Entwicklung hemmen. Wir haben das Gegenteil in den
    Koalitionsvertrag hineingeschrieben.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann dürfen Sie die Laufzeiten nicht verlängern!)


    Es ist eine bewusste Entscheidung dieser Koalition ge-
    wesen, dass der Einspeisevorrang für erneuerbare
    Energien unbegrenzt und ungedeckelt fortgeführt wird.

    Mit dem Einspeisevorrang für erneuerbare Energien
    kann jeder Anbieter erneuerbarer Energien auch künftig
    seinen Angebotsmöglichkeiten entsprechend den Strom
    ins Netz einspeisen. Dann konkurrieren die Erneuerba-
    ren eben nicht mit den Kernkraftwerken, sondern die
    Kernkraftwerke konkurrieren mit den Kohle- und Gas-
    kraftwerken. Das kann man ja möglicherweise ökolo-
    gisch richtig finden, Herr Kelber.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Das ist technisch nicht korrekt, Herr Kauch!)


    Diese Koalition hat sich dazu bekannt, dass wir das
    Zeitalter der erneuerbaren Energien erreichen wollen.
    Das bedeutet auf lange Sicht eine 100-prozentige Versor-
    gung mit erneuerbaren Energien. Das ist eine Innova-
    tionsstrategie für dieses Land, die ein Wettbewerbsmo-
    tor für unsere Wirtschaft sein wird.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir wissen aber auch, dass das nicht von heute auf
    morgen geht; denn wir müssen auch die Realitäten aner-
    kennen. Energie aus Wind und Sonne ist heute noch
    nicht so in das Netz integriert und speicherbar, wie wir
    uns das wünschen. Es geht nicht nur um die Strommen-
    gen, sondern auch um die Stetigkeit der Einspeisung.
    Deshalb brauchen wir Brückentechnologien. Wir sind
    der Auffassung, dass wir auf der einen Seite die erneuer-
    baren Energien ausbauen und auf der anderen Seite die
    Laufzeiten der Kernkraftwerke verlängern müssen,
    damit es grundlastfähigen, die Versorgung sichernden
    Strom gibt. Das liegt im Interesse unserer Industrie;
    denn bei einem Aluminiumwerk beispielsweise kann,
    wenn einmal der Wind nicht weht, der Strom nicht eine
    Stunde abgeschaltet werden. Dann wäre das Werk ka-
    putt.


    (Zuruf von der SPD: Ein ganz schlechtes Beispiel! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ein schlechtes Beispiel! Das gibt’s nämlich nicht!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Michael Kauch
    Deshalb brauchen wir günstigen, aber auch sicheren und
    klimafreundlichen Strom.


    (Beifall bei der FDP)


    Diese Koalition hat im Übrigen auch klargemacht,
    dass die Laufzeitverlängerung nicht pauschal für alle
    Anlagen gilt. Das sage ich auch mit Blick auf die EVUs.
    Sie werfen uns vor, wir bedienten deren Interessen. Das
    tun wir hier ganz klar nicht. Im Koalitionsvertrag steht:
    Wir sind zu einer Laufzeitverlängerung bereit, garantie-
    ren aber keine Laufzeitverlängerung. Dazu müssen näm-
    lich bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden. Wir
    werden also keine pauschale Laufzeitverlängerung für
    alle Kraftwerke vornehmen. Es war gerade die FDP, die
    dafür gesorgt hat, dass im Koalitionsvertrag steht, dass
    die Laufzeiten deutscher Kraftwerke, aber nicht aller
    deutschen Kraftwerke verlängert werden.


    (Beifall bei der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, nur der ältesten!)


    Diese Koalition nimmt ihre Verantwortung gegenüber
    kommenden Generationen wahr, auch beim Endlager.
    Sie, Herr Trittin, und Ihr Nachfolger haben zehn Jahre
    lang die Hände in den Schoß gelegt. Es wurde verboten,
    ein Endlager zu erkunden. Sie haben sich an den Interes-
    sen kommender Generationen versündigt.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat denn die Endlagersuche blockiert? Das war doch wohl die CDU/CSU!)


    Diese Koalition wird dagegen die bestehenden Probleme
    angehen. Wir alle haben gemeinsam 50 Jahre lang
    Atommüll produziert.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir nicht! Sie haben den Müll produziert!)


    Unabhängig von einer Laufzeitverlängerung sind wir
    alle gefordert, die Probleme zu lösen, die mit diesem
    Müll verbunden sind.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir werden eine Lösung finden. Die Kollegin Brunkhorst
    wird für unsere Fraktion diese Politik auf den Weg brin-
    gen.

    Beim Erneuerbare-Energien-Gesetz wollen wir Inves-
    titionssicherheit für die Anlagenbetreiber. Herr Kelber,
    es war unredlich, als Sie vorhin zu den Biogasanlagen ge-
    sagt haben, hier gehe es nur um zwei Finanzfonds. Ihre
    Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, mit de-
    nen Sie rückwirkend in die Investitionsbedingungen ein-
    gegriffen haben, haben die Glaubwürdigkeit des EEG be-
    schädigt. Jeder, der in erneuerbare Energien investiert,
    erlebt heutzutage, dass manche Banken nicht mehr glau-
    ben, dass das EEG in seiner jetzigen Form bestehen
    bleibt. Diese Ihre Änderungen nehmen wir zurück. Wir
    schaffen Investionssicherheit für erneuerbare Energien.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Das Verfassungsgericht hat Ihre Aussage widerlegt! Darauf sollten Sie mal Rücksicht nehmen!)


    Wir werden darüber hinaus beim Erneuerbare-Ener-
    gien-Gesetz die Interessen der Verbraucherinnen und
    Verbraucher, die schließlich alles bezahlen, berücksichti-
    gen. Deshalb haben wir durchgesetzt, dass das Erneuer-
    bare-Energien-Gesetz regelmäßig, nämlich alle drei
    Jahre, auf Überförderung überprüft wird. Das ist ein fai-
    rer Schritt. Wir werden das auch im Bereich der Fotovol-
    taik im Dialog mit der Solarbranche und den Verbrau-
    cherorganisationen machen. Wir werden nicht mit der
    Axt kommen, sondern darauf achten, dass die Interessen
    der Branche und die Interessen der Verbraucher unter ei-
    nen Hut gebracht werden.

    Zum Schluss möchte ich die biologische Vielfalt an-
    sprechen. Dieses Thema wird immer gerne in Sonntags-
    reden angesprochen. Wir müssen aber konstatieren: Das
    Ergebnis der letzten Jahrzehnte in diesem Bereich ist
    trotz Bemühungen aller Regierungen nicht überzeugend.
    Wir haben es nicht geschafft, die Zielsetzung zu errei-
    chen und den Verlust an Artenvielfalt zu stoppen. Wir
    setzen aber im Koalitionsvertrag beispielsweise ein we-
    sentliches Zeichen zugunsten der tropischen Regenwäl-
    der. Wir haben verabredet, dass nicht nur für die Kraft-
    stoff- oder die Stromproduktion die Nachhaltigkeit von
    Palmöl nachgewiesen werden muss, sondern für alle
    Agrarrohstoffe. Das ist ein Meilenstein, den wir hier er-
    reicht haben, damit nicht das gute Palmöl in den Tank
    kommt und das schlechte in die Margarine. Nein, wir
    wollen, dass die Regenwälder nirgendwo und für nichts
    abgeholzt werden, auch nicht für Palmöl, und dieser Ko-
    alitionsvertrag macht den ersten Schritt.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)