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ID1700401600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ursula Lötzer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Herr Brüderle! Kolleginnen und Kol-

    legen! Auch Ihre Vereinbarung zur Außenwirtschafts-
    politik macht nur eines deutlich: Sie haben nichts, aber
    auch gar nichts aus dieser Krise gelernt. Erklärtes Ziel
    sind lediglich die Sicherung des Zugangs deutscher Un-
    ternehmen zu ausländischen Märkten, die Verdrängung
    ausländischer Unternehmen und die Sicherung der Roh-
    stoffe. Wie im Hamsterrad treiben Sie die Konkurrenz
    der Regierungen um den Abbau sozialer und ökologi-
    scher Standards sowie um Steuererleichterungen für In-
    vestoren und große Konzerne voran.

    Skandalös sind die Exportförderung für Atomkraft-
    werke durch Hermesbürgschaften und die Erleichterung
    von Rüstungsexporten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Auch Ihre Außenwirtschaftspolitik ist Marktradikalis-
    mus statt sozialer Marktwirtschaft. Sie bedeutet Militari-
    sierung von Außenwirtschaftspolitik statt friedlicher
    Außenwirtschaftspolitik. Wir brauchen ein Verbot von
    Rüstungsexporten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir brauchen fairen Handel statt marktradikalen Frei-
    handel. Wir müssen verbindliche soziale und ökologi-
    sche Standards für weltweit agierende Konzerne schaf-
    fen, statt ihnen die Welt zu Füßen zu legen.

    Herr Brüderle, Sie haben bei Ihrem Amtsantritt ge-
    scherzt, Sie wünschten sich, Ihr Vorgänger hätte Opel
    schon abgewickelt. Die Beschäftigten und ihre Familien
    konnten über diesen Scherz nicht lachen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ihre Rede zeigt: Sie machen ernst damit. Die Abwick-
    lung ist die Maxime Ihrer Regierungspolitik, nicht die
    Sicherung der Standorte und der Arbeitsplätze. Das ha-
    ben die Opel-Beschäftigten und ihre Familien sowie die
    Zulieferer von Opel nicht verdient.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Sie setzen den Fehler fort, sich nicht mit den europäi-
    schen Partnern abzustimmen. Wir haben früh eine euro-
    päische Lösung gefordert. Die Bundesregierung hielt es
    für besser, in Wildwestmanier vorzupreschen. Jetzt fällt
    die Standortkonkurrenz auf Deutschland zurück. GM
    spielt die europäischen Regierungen gegeneinander aus.
    Verlierer sind alle außer GM. Deshalb wird es Zeit, end-
    lich ein europäisch abgestimmtes Vorgehen zu realisie-
    ren.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ihr zentraler Fehler ist, dass Sie sich als Gegenleis-
    tung für die Staatshilfen keine Beteiligung und Mitspra-
    cherechte sichern. Wer freiwillig auf Mitspracherechte
    verzichtet, darf sich nicht beschweren, wenn er am Ende
    nicht gefragt wird. Jetzt zu klagen, der böse Kapitalist
    GM habe die Regierung an der Nase herumgeführt, ist
    albern. Damit kaschieren Sie nur Ihr eigenes Versagen.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Frau Merkel hat gestern signalisiert, es könne weitere
    Staatshilfen für GM geben. Aber auch in diesem Punkt
    haben Sie nicht gelernt. Nach wie vor wollen Sie auf Ge-
    genleistungen völlig verzichten. Wir fordern Sie auf,
    endlich Konsequenzen zu ziehen und sich für eine Betei-
    ligung des Bundes und der Länder sowie für Mitsprache-
    rechte einzusetzen.


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei GM?)


    Das würde übrigens auch Frau Kroes, der EU-Wettbe-
    werbskommissarin, den Wind aus den Segeln nehmen.
    Als Eigentümerin kann die öffentliche Hand die Unter-
    nehmensstrategie mitbestimmen. Die Beteiligung muss
    dazu genutzt werden, den Erhalt aller Standorte und den
    Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen durchzuset-
    zen. Die Zukunft der Arbeitsplätze hängt an zukunftsfä-
    higen Konzepten für Technologie und Mobilität. Sie ha-
    ben zwar davon geredet, aber nur in Form einer
    Luftblase. Sie müssen industriepolitisch handeln – nicht
    nur GM. Aber das wollen Sie nicht; das verweigern Sie
    nach wie vor wie Ihr Vorgänger Baron zu Guttenberg.
    Legen Sie doch endlich die ideologischen Scheuklappen
    ab, und machen Sie Wirtschaftspolitik statt Ideologiepo-
    litik!

    Das Mutterland des Turbokapitalismus, die USA, ist
    Mehrheitseigner an GM. Warum lernen Sie nicht endlich
    daraus? Dann können Sie auch mit der amerikanischen
    Regierung endlich auf Augenhöhe Verhandlungen über
    die Zukunft der Arbeitsplätze beginnen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich fordere Sie hier noch einmal eindringlich auf: Re-
    den Sie mit den europäischen Regierungen! Holen Sie
    die Betriebsräte und die Gewerkschaften der europäi-
    schen Standorte mit den betreffenden Regierungen an ei-
    nen Tisch, und beginnen Sie selber unverzüglich Ver-
    handlungen mit GM über den Erhalt der Arbeitsplätze
    für die Standorte in ganz Europa und auch in Deutsch-
    land! Sichern Sie Arbeitsplätze, statt Lohnverzicht und
    Massenentlassungen in diesem Bereich zu betreiben!

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall bei der LINKEN)







    (A) (C)



    (B) (D)



Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort erhält nun der Kollege Dr. Joachim Pfeiffer,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Joachim Pfeiffer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir sprechen
    heute darüber, wie man Wachstum erreichen und be-
    schleunigen kann und wie wir Deutschland schnell und
    gestärkt aus der Krise herausbringen können.

    Die Union, die neue Bundesregierung und die Koali-
    tion der Mitte haben hier einen klaren ordnungspoliti-
    schen Kompass und ein Koordinatensystem, in dem wir
    agieren und in dem wir klare Prioritäten setzen. Es gilt,
    die Kraft der Freiheit zu aktivieren und zu nutzen. Leis-
    tung muss sich wieder lohnen. Es geht nicht darum, um-
    zuverteilen


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


    und Neiddiskussionen auf das Tapet zu bringen. Wir ha-
    ben schon heute die Situation, dass 10 Prozent der Ein-
    kommensteuerzahler mehr als 50 Prozent der Einnah-
    men aus dieser Steuer aufbringen. Wohin eine reine
    Umverteilung führt, können wir an 40 Jahren DDR se-
    hen. Dahin wollen wir mit Sicherheit nicht zurück. Wir
    wollen das Gegenteil.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Wir wollen die Weichen auf Wachstum stellen und die
    richtigen Anreize setzen, damit der Motivationsmotor
    bei Arbeitnehmern und bei Unternehmen gleichermaßen
    angekurbelt wird. Dafür brauchen wir das Rad nicht neu
    zu erfinden. Wir brauchen dafür auch keine Revolution.
    Wir müssen an vielen kleinen Stellschrauben drehen, da-
    mit sie sich in ihrer Wirkung addieren und die Wachs-
    tumsbremsen dadurch gelöst werden. Dann geht es in die
    richtige Richtung voran.

    Wir werden zum 1. Januar nächsten Jahres Entlas-
    tungen in einem Volumen von 22 Milliarden Euro auf
    den Weg bringen. Schon die Große Koalition hatte mit
    dem Bürgerentlastungsprogramm und den Konjunktur-
    paketen Entlastungen in Höhe von 14 Milliarden Euro
    beschlossen. Das war richtig, und das ist auch heute
    noch richtig. Wir legen zum 1. Januar aber noch zusätz-
    lich 8,5 Milliarden Euro drauf, wodurch das Wachstum
    weiter beschleunigt wird.

    Neben dem Lösen der Wachstumsbremsen gilt es aber
    auch, die Lehren aus der Krise zu ziehen. Was da pas-
    siert ist, darf sich weder weltweit noch hier in Deutsch-
    land wiederholen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir werden – das hat die Bundeskanzlerin gestern ange-
    sprochen – hart dafür arbeiten, dass international die Re-
    gelungen getroffen werden, die dafür sorgen, dass Fi-
    nanzmärkte und Finanzprodukte so reguliert werden,
    dass sich diese Krise nicht wiederholen kann.

    (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Es wiederholt sich doch schon wieder!)


    Es wird ein schwerer Weg. Aber wir werden diesen Weg
    konsequent gehen. Wir sind sicher, dass wir im End-
    ergebnis Erfolg haben werden.

    Aber nicht nur international, sondern auch national
    müssen wir die entsprechenden Weichenstellungen vor-
    nehmen. Hier gibt es ein Auseinanderklaffen von Mög-
    lichkeiten und Verantwortung, von Gewinnchancen und
    Risiko. Persönliche Haftung und Gewinn müssen zu-
    sammenpassen. Für mittelständische Unternehmen, ei-
    gentümergeführte Unternehmen und Handwerker war
    und ist dies nie ein Thema. Die Balance ist dort gegeben.
    Diese Balance ist der Kern der sozialen Marktwirtschaft,
    wie sie Ludwig Erhard beschrieben hat und die das Er-
    folgsmodell der Bundesrepublik Deutschland war und
    ist.

    Dort, wo es Schwierigkeiten und Fehlsteuerungen
    gibt, wo diese Dinge auseinanderklaffen, wo Vergü-
    tungssysteme bzw. Boni ins Uferlose wachsen und
    keine persönliche Haftung mehr vorhanden ist, nämlich
    bei Kapitalgesellschaften, erwarten wir Änderungen. Zu-
    nächst erwarten wir, dass die Wirtschaft selbst handelt
    und ihre Lehren aus den Ereignissen zieht. Der Vor-
    schlag, den beispielsweise BMW in den letzten Wochen
    gemacht hat – es soll eine neue Gehaltsregelung einge-
    führt werden; Gehälter des Topmanagements sollen
    nicht stärker steigen als die von Bandmitarbeitern –, geht
    in die richtige Richtung und ist ein richtiges Signal.

    Wir von der Union setzen darauf, dass die Wirtschaft
    ihre Hausaufgaben erledigt. Wir sagen klar: Mit Aussit-
    zen wird man nicht durchkommen. Wenn diese Hausauf-
    gaben nicht erledigt werden, dann wird die Politik han-
    deln müssen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Die neue Regierung wird die Wachstumsbremsen lö-
    sen, damit die Konjunktur wieder Fahrt aufnimmt und
    wir gestärkt aus der Krise hervorgehen. Herr Heil, Sie
    haben vorhin viele Dinge angesprochen, die in diesem
    Zusammenhang notwendig sind. Wir waren in den letz-
    ten vier Jahren leider nicht in der Lage, die Dinge, die
    notwendig waren, gemeinsam mit Ihnen anzugehen.
    Dies betrifft den Mittelstandsbereich, den Bürokratieab-
    bau, den Steuerbereich – ich nenne einmal die GWG-So-
    fortabschreibung – und das Potenzial, Haushalte als Ar-
    beitgeber zu erschließen. Hier gäbe es viele neue
    Möglichkeiten. Dem haben Sie sich verweigert. Auch im
    Bereich der Gründungsfinanzierungen war eine Total-
    verweigerung festzustellen.

    Deshalb werden und müssen wir jetzt all die Dinge,
    die mit Ihnen nicht möglich waren, zusammen mit der
    FDP in den nächsten vier Jahren – wir beginnen mit dem
    Wachstumsbeschleunigungsgesetz – umsetzen. Ich muss
    sagen: Sie vergießen heute reichlich Krokodilstränen,
    wenn Sie Dinge anmahnen, die Sie vor drei Monaten
    noch selber abgelehnt haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Joachim Pfeiffer
    Wir werden den Mittelstand stärken. Wir werden den
    Innovationsmotor durch zusätzliche Impulse für kleine
    und mittelständische Unternehmen anwerfen, indem wir
    beispielsweise die steuerliche Förderung von Forschung
    und Entwicklung einführen werden. Wir werden den
    Wettbewerb weiter stärken. Es gilt, das Kartellamt im
    Gesetzgebungsverfahren weiter zu stärken. Wir werden
    das GWB erneut überprüfen. Wir werden bestehende
    Ungleichbehandlungen – ich nenne den Postbereich –
    schleunigst beseitigen, damit auch hier Wachstumsbrem-
    sen gelöst werden und neue Arbeitsplätze entstehen kön-
    nen.

    Wir werden Wettbewerbsgleichheit auch dort herstel-
    len, wo sie heute noch nicht besteht, beispielsweise im
    Wettstreit zwischen Kommunen und privaten Anbietern,
    was die Umsatzsteuer anbelangt. Nur dadurch, dass wir
    den Wettbewerb fördern, werden wir Wachstumsbrem-
    sen lösen und die Dinge nach vorne bringen.

    Wir werden Genehmigungsverfahren weiter beschleu-
    nigen und Bürokratie abbauen. Wir werden – auch dies
    war mit der SPD nicht möglich – Planungs- und Inves-
    titionssicherheit herstellen. Es ist das höchste Gut in der
    Republik, dass die Menschen und die Unternehmen da-
    rauf vertrauen können, dass Investitionen, die sie nach
    geltender Gesetzeslage tätigen, auch sicher sind. Dies
    haben Sie verhindert, indem wir den Anlagenbegriff bei
    Biogasanlagen nachträglich geändert haben.


    (Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


    – Genau Sie waren es, Herr Kelber, der das verhindert
    hat. Wir werden dies jetzt korrigieren und Planungs- und
    Investitionssicherheit wiederherstellen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Die Leute sollen sich, wenn sie Investitionen tätigen,
    wieder darauf verlassen können, dass das, was heute gilt,
    auch noch in vier Jahren gilt.

    Wir werden – das ist auch angesprochen worden –
    jetzt eine Energiepolitik aus einem Guss machen, wie
    es Herr Brüderle angekündigt hat, eine technologieof-
    fene, markorientierte und ideologiefreie Energiepolitik.


    (Caren Marks [SPD]: Ideologiefrei?)


    Eine solche Politik habe ich vermisst, Frau Andreae. In
    sieben Jahren Rot-Grün gab es kein Energieprogramm;
    auch in den letzten vier Jahren ist es nicht gelungen, ein
    Energieprogramm auf den Weg zu bringen.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie waren doch dabei! Warum haben Sie es nicht gemacht?)


    Wir haben dies mit dem Energiegipfelprozess eingelei-
    tet.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich dachte, Sie haben es fertig!)


    – In der Tat. Aber da war es dann so: Als die Fakten auf
    dem Tisch lagen, verweigerte man sich und war nicht be-
    reit, die notwendigen Schlüsse zu ziehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir werden jetzt ein Energieprogramm vorlegen, das
    deutlich macht, wie wir die internationalen Herausforde-
    rungen angehen werden. Wir sind viele Verpflichtungen
    im europäischen und weltweiten Kontext eingegangen;
    dies zeigen jetzt auch die Verhandlungen über das Kioto-
    Nachfolgeabkommen in Kopenhagen. Die internationa-
    len Verpflichtungen, die wir eingehen, und die nationa-
    len Ziele, die wir uns gesetzt haben, um das Abkommen
    umzusetzen, das Integrierte Klima- und Energiepaket,
    der Ausbau der erneuerbaren Energien, die Verdoppe-
    lung der Energieeffizienz und andere Dinge mehr, müs-
    sen in unser Programm einfließen.

    Daraus werden wir rational, an den Zahlen und Fak-
    ten orientiert, ableiten, wie sich der Energiemix entwi-
    ckeln wird, und dann werden wir langfristig erreichen,
    dass die erneuerbaren Energien in einem dynamischen
    Energiemix den Hauptanteil übernehmen. Wir haben das
    Ziel, im Strombereich 30 Prozent bis 2020 zu erreichen;
    daran halten wir fest. Vielleicht werden wir sogar mehr
    erreichen. Aber 30 Prozent sind eben 30 Prozent;
    70 Prozent müssen auch noch irgendwo anders herkom-
    men.

    Da diese 70 Prozent nicht vom Himmel fallen, sagen
    wir ganz klar: Dieses Energiekonzept wird dann den
    Weg weisen, wie lange wir die Kernkraft als Brücken-
    technologie brauchen. Dieses Energiekonzept wird den
    Weg weisen, wie lange wir moderne, effiziente Kohle-
    kraftwerke in Deutschland brauchen. Dies wird uns dann
    auch den Weg bei der Laufzeitverlängerung weisen. Die
    Laufzeitverlängerung ist kein Wert an sich, sondern
    muss in das energiepolitische Gesamtkonzept eingebet-
    tet sein. Wir werden dafür sorgen, dass die höchsten Si-
    cherheitsstandards, die es in Deutschland und weltweit
    gibt, zur Anwendung kommen. Anhand dieser Sicher-
    heitsstandards werden die Laufzeiten der Anlagen dann
    verlängert werden.

    Wir werden dafür sorgen, dass der volkswirtschaftli-
    che Nutzen, den diese Laufzeitverlängerung bringt, nicht
    nur als ein betriebswirtschaftlicher Nutzen bei den vier
    großen Energieunternehmen bleiben wird. Wir werden
    die damit volkswirtschaftlich frei werdenden Mittel für
    die Verbesserung der Energieeffizienz, für Forschung
    und Entwicklung im Energiebereich, für die Speicher-
    technologie, für die Netzintegration und andere Dinge
    einsetzen, wodurch wir die Dynamik des Energiemixes
    stärker entfalten werden, als es heute möglich ist. So
    wird ein Schuh daraus: Erneuerbare Energien und Kern-
    energie sind kein Widerspruch; sie sind zwei Seiten der-
    selben Medaille.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben überhaupt nichts kapiert!)


    Wir werden auch dafür sorgen, dass diese Laufzeit-
    verlängerung oder die Rücknahme der willkürlich ver-
    kürzten Laufzeiten


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Willkürlich verkürzte Laufzeiten?)


    die Wettbewerbsverhältnisse nicht weiter zementiert
    oder gar den Wettbewerb weiter stört. Wir werden dafür






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Joachim Pfeiffer
    sorgen, dass dies mindestens wettbewerbsneutral statt-
    finden oder der Wettbewerb dadurch verstärkt werden
    wird. Dafür gibt es Mittel und Instrumente.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie denn bei sich zu Hause ein Endlager angeboten? Oder ist Ihnen das zu unangenehm?)


    Außerdem werden wir dafür sorgen, dass diese Lauf-
    zeitverlängerung dazu führt, dass der Verbraucher, der
    Industriestandort Deutschland, die energieintensiven
    Unternehmen und auch der Haushalt etwas davon haben.
    Es geht also nicht nur um einen zukunftsfähigen Ener-
    giemix, sondern auch um Entlastung und Erleichterung,
    wodurch Wettbewerbsfähigkeit zurückgewonnen wer-
    den wird.

    Wenn wir die Wachstumsbremsen in allen Berei-
    chen lösen, dann wird ein Schuh daraus. Dann haben wir
    die Möglichkeit, dass diese Maßnahmen wirken. Wir
    lassen sie uns auch nicht zerreden. Wir werden hier an
    einem Strang ziehen, und dann wird sich das Wachstum
    in Deutschland


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Um 0,5 Prozent! Ein Wachstum von 0,5 Prozent für 21 Milliarden Euro!)


    mit ordnungspolitisch klaren Linien beschleunigen. Wir
    werden dann so gut unterwegs sein, dass wir die Chance
    haben, nicht nur aus der Krise gestärkt hervorzugehen,
    sondern in vier Jahren, am Ende dieser Wahlperiode,
    auch wieder vor dieses Haus treten und sagen zu können,
    dass unsere Maßnahmen gewirkt haben und dass es
    Deutschland nach vier Jahren einer Koalition der Mitte
    aus Union und FDP besser geht, als es 2009 der Fall war.
    In diesem Sinne werden wir arbeiten, und dann werden
    die Fakten für uns sprechen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)