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    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hubertus Heil


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

    ehrter Herr Brüderle!


    (Zurufe von der FDP)


    – Ganz locker bleiben.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein bisschen überrascht, oder?)


    – Ich bin wirklich etwas überrascht davon, dass das die
    Rede des Bundeswirtschaftsministers gewesen sein soll.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Herr Brüderle, es ist wohl nicht ganz leicht, von Dampf-
    plauderei in der Opposition auf eine staatstragende Rede
    umzuschalten.


    (Zurufe von der FDP: Oh! – Otto Fricke [FDP]: Das könnte umgekehrt noch schwerer werden!)


    Es war eine Aneinanderreihung von Allgemeinplätzen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Gleichwohl möchte ich Ihnen, Herr Brüderle, auch im
    Namen meiner Fraktion zur Ernennung herzlich gratulie-
    ren. Ich wünsche Ihnen im Interesse unseres Landes,
    dass Sie eine glückliche Hand haben. Ich sage es ganz
    offen: Die wirtschaftliche Lage in diesem Land ist viel
    zu ernst, als dass man Ihnen das nicht wünschen sollte.
    Gleichwohl sind Zweifel berechtigt. Ich komme gleich
    darauf zu sprechen.

    Vorweg muss man sich vergegenwärtigen, wo wir in
    Deutschland volkswirtschaftlich stehen. Deutschland
    steht in der derzeit größten Wirtschaftskrise seit Beste-
    hen der Bundesrepublik Deutschland besser da als an-
    dere europäische Länder. Das ist auch ein Verdienst der
    Großen Koalition, die dieses Land erfolgreich durch tur-
    bulente Zeiten geführt hat. Es ist auch der Verdienst ei-
    ner Vorgängerregierung, nämlich der rot-grünen Koali-
    tion. Man stelle sich einmal vor, wir wären ohne die
    Reformpolitik der rot-grünen Koalition in die Weltwirt-
    schaftskrise geschlittert. Deutschland stünde schlechter
    da.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Michael Fuchs [CDU/ CSU]: Sie wollen sie zurückführen!)


    Meine Damen und Herren von der Union, Sie glauben
    doch nicht ernsthaft, dass die Erfolge der Jahre 2005 bis
    2008 irgendetwas mit dem segensreichen Wirken von
    Michael Glos zu tun haben und nichts mit der Arbeit von
    Gerhard Schröder und Franz Müntefering.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es war die Politik der Großen Koalition, die durch
    richtiges Handeln in der Krise dafür gesorgt hat, dass die
    Kreditversorgung der deutschen Wirtschaft nicht zusam-
    mengebrochen ist. Es war die Politik, die mitgeholfen
    hat, die Konjunktur zu stabilisieren, Anreize für Investi-
    tionen zu geben und Arbeitsplätze zu sichern. Für meine
    Fraktion stelle ich voller Stolz fest: Es waren Sozialde-
    mokraten, die die Konjunkturpakete maßgeblich entwi-
    ckelt und durchgesetzt haben.


    (Beifall bei der SPD)


    Unsere erfolgreichen Konjunkturmaßnahmen wer-
    den weltweit kopiert: von der Abwrackprämie beispiels-
    weise in den USA bis hin zu den Regelungen zur Kurz-
    arbeit. Ich sage, es ist gut – wir haben es gefordert –,
    dass der neue Arbeitsminister die Regelung zur Kurzar-
    beit verlängert. Erfunden hat sie Olaf Scholz. Sie hilft
    Hunderttausenden von Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
    nehmern in Deutschland, in Beschäftigung zu bleiben.
    Es hilft den Unternehmen, durch die Krise zu kommen.
    Das ist unsere Politik. Wenn Sie die fortsetzen, dann ha-
    ben Sie unsere Unterstützung.


    (Beifall bei der SPD)


    Unsere Politik hat dazu geführt, dass die Binnennach-
    frage trotz der Weltwirtschaftskrise außerordentlich stabil
    geblieben ist und dass die Auswirkungen auf den Arbeits-
    markt trotz der Einbrüche, die wir als Exportweltmeister
    zu erleben hatten, weniger massiv sind als bei anderen.
    Wir können mit Fug und Recht behaupten, dass das die
    Handschrift von Frank-Walter Steinmeier, Peer Steinbrück
    und Olaf Scholz ist.

    Aber ich sage auch, Herr Brüderle: Die Aufgabe der
    neuen Bundesregierung ist es, das einzulösen, was ges-
    tern von Frau Bundeskanzlerin Merkel und heute auch
    von Ihnen in pathetischen Sätzen formuliert wurde:
    Deutschland gestärkt aus dieser Krise zu führen.

    Meine guten Wünsche haben Sie bekommen. Aber
    ich stelle fest: Es gibt berechtigten Zweifel. Übrigens
    glaubt auch die Mehrheit Ihrer Anhänger nicht, dass Sie
    als Bundeswirtschaftsminister in der Lage sind, dazu ei-
    nen vernünftigen Beitrag zu leisten. Wenn ich mir die
    Koalitionsvereinbarung durchlese oder Ihre Rede heute






    (A) (C)



    (B) (D)


    Hubertus Heil (Peine)

    höre, dann kann ich nur sagen: Der Zweifel an dieser
    Stelle ist berechtigt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn wir uns den Koalitionsvertrag genauer anschauen,
    wird eines klar – übrigens auch durch Ihre Rede, Herr
    Brüderle –: Schwarz-Gelb fehlt ein klares Konzept für
    die Wirtschaftspolitik in Deutschland. Sie sind nicht in
    der Lage, die zentralen Fragen unserer Volkswirtschaft
    konzeptionell hinreichend zu beantworten.


    (Beifall der Abg. Christel Humme [SPD])


    Die erste Frage ist: Wie schaffen wir nachhaltiges
    Wachstum und gute Arbeit? Dazu kann ich nur sagen:
    Fehlanzeige. Die zweite Frage lautet: Wie erneuern wir
    unsere industrielle Basis und erschließen neue Poten-
    ziale für Dienstleistungen in Deutschland? Auch dazu
    nur Allgemeinplätzchen. Wie nutzen wir die Chancen
    neuer Technologien? Auch dazu Fehlanzeige. Wie sieht
    ein Energiekonzept der Zukunft aus? Dazu haben Sie
    keinen Satz gesagt. Vor ein paar Tagen haben Sie noch
    gesagt, Sie seien Energieminister. Das habe ich in der
    FAZ gelesen. Sie haben hier keinen Satz zur Energiepoli-
    tik gesagt. Die entscheidende Frage aber ist: Wie gestal-
    ten wir die Wirtschaftspolitik in der Konsequenz der
    Wirtschaftskrise? Investitionen müssen Vorrang vor
    kurzfristigen Spekulationen haben, um Deutschland
    langfristig erfolgreich zu halten. Kein Satz dazu.


    (Beifall bei der SPD)


    Herr Brüderle, die Süddeutsche Zeitung hat über Ihren
    Koalitionsvertrag geschrieben, das Werk sei eine Art
    Roman mit Fehldruck. Immer wenn es spannend wird,
    fehlt eine Seite. An diesen Stellen befinden sich Leersei-
    ten. So liest sich auch der Teil über die Wirtschaftspoli-
    tik im Koalitionsvertrag. Statt einer klaren Konzeption
    finden sich auch da Prüfaufträge. Ich habe einmal ge-
    zählt: 23 Prüfaufträge allein im Bereich Wirtschaft. Herr
    Brüderle, heute bekommen Sie einen 24. dazu: Wir wer-
    den prüfen, ob der Bundesminister für Wirtschaft und
    Technologie seinem Amt gewachsen ist. Das ist unser
    Prüfauftrag, den Sie heute hören.


    (Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Das ist aber eine kurze Prüfung, die mit Ja beantwortet wird!)


    Herr Brüderle, Sie haben Ihr sogenanntes Wachs-
    tumsbeschleunigungsgesetz angesprochen. Ich will
    einmal die Aussage des DIW-Präsidenten, Klaus
    Zimmermann, zum Koalitionsvertrag zitieren. Er hat ge-
    sagt:

    Insgesamt wirkt der Vertrag

    – und damit auch diese Maßnahmen –

    so, als sei es gegen alle ökonomische Realität vor
    allem darum gegangen, Wahlversprechen zu halten.

    Das ist keine Strategie für Wachstum. Das ist keine Kon-
    junkturpolitik. Was soll das denn sein? Ein drittes Kon-
    junkturpaket? Das ist es nicht. Das ist Klientelpolitik
    ohne nachhaltige Wachstumsimpulse für dieses Land,
    die jetzt notwendig wären.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Familien sind unsere Klientel und Ihre nicht! Das stimmt!)


    Wir können uns das gerne einmal anschauen: Ihr ein-
    faches Credo „Steuern runter macht Deutschland mun-
    ter“ ist eine Form von Voodoo-Ökonomie, die mit den
    volkswirtschaftlichen Bedürfnissen dieses Landes nichts
    zu tun hat und mit den Notwendigkeiten auch nicht.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Wir können uns die Maßnahmen ja einmal im Einzel-
    nen anschauen: Ich räume ein, dass Steuersenkungen,
    wenn sie richtig gemacht werden, per se die Binnen-
    nachfrage stärken können. Aber die Frage ist, ob die
    Steuersenkungen, die Sie vorschlagen, tatsächlich diesen
    Effekt haben. Die Erhöhung des Kindergeldes kann
    möglicherweise einen schwachen Wachstumsimpuls mit
    sich bringen. Das Geld wird dann allerdings für andere
    gesellschaftliche Aufgaben fehlen, beispielsweise für
    den Ausbau der Kinderbetreuung. Die Erhöhung der
    Kinderfreibeträge allerdings wird aufgrund der Progres-
    sionsabhängigkeit nicht die Nachfrage stärken, sondern
    die Sparquote in Deutschland erhöhen. Das ist kein Bei-
    trag zu nachhaltigem Wachstum.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich finde, das schönste Beispiel für Klientelpolitik in
    diesem Wachstumsbeschleunigungsgesetzentwurf ist die
    Reduzierung des Umsatzsteuersatzes für Hotelübernach-
    tungen. Eine niedrige Mehrwertsteuer führt nicht zu ge-
    ringeren Preisen und damit zu mehr Nachfrage. Der Ver-
    such, mithilfe der Mehrwertsteuer die wirtschaftlichen
    Probleme einzelner Branchen zu lösen, muss scheitern;
    denn die Mehrwertsteuer ist nicht die Ursache strukturel-
    ler Probleme der Branchen. Ich sage es einmal anders:
    Herr Brüderle, glauben Sie ernsthaft, dass wir aufgrund
    dieser Maßnahme einen Boom bei den Übernachtungen
    in Deutschland haben werden, dass die Tourismusbran-
    che aufgrund dieser Maßnahme boomen wird?


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In Rheinland-Pfalz!)


    Das ist Klientelpolitik. Mit konzeptioneller Wirtschafts-
    politik, mit Ordnungspolitik in der Tradition von Ludwig
    Erhard und Karl Schiller hat das nichts zu tun.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie haben die Maßnahmen im Bereich der Unterneh-
    mensbesteuerung angesprochen. Diese bedeuten vor al-
    len Dingen für den Mittelstand keinen Wachstumseffekt.
    Das sind eher Steuerschlupflöcher für Großkonzerne.
    Man kann sagen: Sie machen bei den Steuerschlupf-
    löchern die Scheunentore wieder auf, die die Große Ko-
    alition gerade mit großer Mühe geschlossen hat. Das
    sollte die Finanzpolitiker in der Union umtreiben. Der
    arme Herr Kampeter, der neue Staatssekretär im Finanz-






    (A) (C)



    (B) (D)


    Hubertus Heil (Peine)

    ministerium, der so sehr gegen Steuerschlupflöcher ge-
    kämpft hat, tut mir schon jetzt leid. Diese Steuerge-
    schenke für Klientelgruppen sind nicht zielgerichtet, sie
    leisten keinen Beitrag zur Stabilisierung des Konsums,
    aber sie haben einen Effekt, der uns wirtschaftspolitisch
    in die Knie zwingen wird: Sie schwächen die Nachfrage
    der öffentlichen Hand von Bund, Ländern und Kommu-
    nen; sie wird nachlassen. Es konterkariert die Effekte
    des von der Großen Koalition von CDU/CSU und SPD
    gemeinsam beschlossenen kommunalen Investitionspro-
    gramms. Was ist denn das für eine Politik, dass wir de-
    nen in der Krise zu Recht Investitionsmittel an die Hand
    geben und dann im Jahr danach und für Jahre danach
    durch Ihre Steuerpolitik die Mittel für Investitionen in
    die Infrastruktur seitens der öffentlichen Hand wieder
    gekürzt werden? Das ist widersinnig und unsinnig.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Brüderle, Ihr Lieblingswort in der letzten Legis-
    laturperiode – oder sollte ich sagen: in gefühlten Tau-
    send Jahren Opposition? – war „Mittelstand“. Nachdem
    ich den Koalitionsvertrag gelesen habe und mir Ihre
    Rede angehört habe, kann ich nur sagen: Allgemein-
    plätzchen. Die kleinen und mittleren Unternehmen, die
    für unsere Volkswirtschaft so wichtig und das Rückgrat
    unserer Wirtschaft sind, haben von Ihren Sprüchen kon-
    kret nichts.


    (Otto Fricke [FDP]: Das war jetzt ein Allgemeinplatz!)


    Ich will Ihnen drei praktische Beispiele nennen, wo
    Sie an das anknüpfen können, was die Große Koalition
    getan hat. Das betrifft zum Beispiel den Bürokratieab-
    bau, den wir in vielen Bereichen vorangebracht haben.


    (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Gebremst habt ihr!)


    – Hören Sie einmal zu.

    Bei einem werden wir gut aufpassen: Wenn Sie unter
    der Chiffre des Bürokratieabbaus den Abbau von Arbeit-
    nehmerrechten, Umweltstandards und Verbraucherstan-
    dards verstehen, dann werden Sie zu Recht auf harte Op-
    position in diesem Hause treffen; denn das ist kein
    Bürokratieabbau.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das betrifft auch das Vergaberecht, um es deutlich zu sa-
    gen.

    Bei einem bin ich wirklich enttäuscht, Herr Brüderle;
    da hatte ich – sogar auf die FDP – eine gewisse Hoffnung.
    Sie haben im Bereich der Kreditklemme einiges aus dem
    Deutschlandplan von Frank-Walter Steinmeier abgekup-
    fert. Stichwort Kreditmediator: Die Formulierungen, die
    Sie gebracht haben, sind dort wörtlich abgeschrieben. Dies
    betrifft auch den Verweis auf Frankreich. An einer Stelle
    hätte ich mir gewünscht, dass Sie auch da abschreiben:
    beim Mittelstand und dem Thema der Tax Credits, der
    steuerlichen Forschungsförderung. Wenn Sie für den
    Erfolg von Investitionen und Innovationen bei kleinen und
    mittleren Unternehmen etwas tun wollen, dann wäre ne-
    ben der Projektförderung bei Forschung und Entwicklung
    ein konkretes Konzept für steuerliche Förderung bei klei-
    nen und mittleren Unternehmen ein konkreter Schritt ge-
    wesen. Aber was steht dazu in Ihrem Programm? Prüfauf-
    trag. Hier ist wieder einmal im Ergebnis Fehlanzeige. Das
    ist keine Politik für den Mittelstand in Deutschland.


    (Beifall bei der SPD)


    Vor allen Dingen – auch das finde ich an Ihrer Rede
    bemerkenswert – wenn es um die industrielle Basis un-
    seres Landes geht, findet sich im Koalitionsvertrag außer
    einem allgemeine Bekenntnis zum Industriestandort
    Deutschland nicht einmal ansatzweise so etwas wie ein
    industriepolitisches Konzept. Wir haben darauf gewar-
    tet. Herr zu Guttenberg – er ist gerade nicht da – hat ja
    vor der Wahl munter ein großes industriepolitisches
    Konzept angekündigt, auf das man bis heute wartet.


    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Er ist da!)


    In Ihrem Koalitionsvertrag steht nichts zu diesem Be-
    reich. Damit verspielen Sie die Chancen Deutschlands,
    auf den Leitmärkten der Zukunft erfolgreich zu sein.

    Wenn man industriepolitisch keine Ahnung hat und
    die Weichen nicht richtig stellt, dass Wirtschaft, Wissen-
    schaft und Politik an einem Strang ziehen, damit die
    deutsche Volkswirtschaft mit modernen Produkten, Ver-
    fahren und Dienstleistungen auf den Märkten der Welt
    erfolgreich sein kann, dann verspielt man die Chancen
    unserer Volkswirtschaft. Ihr Fehler ist folgender: Sie se-
    hen die Zukunft der Arbeit in Deutschland vor allen Din-
    gen bei Billigjobs und nicht bei den besten Produkten,
    Verfahren und Dienstleistungen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Wer dies so sieht, hat weder von Wirtschaft noch von
    den Bedürfnissen der Menschen in Deutschland Ah-
    nung.


    (Beifall bei der SPD – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Wer so etwas sagt, verkennt die Realitäten!)


    Wo sind denn Ihre Konzepte für die Leitmärkte der
    Zukunft, für den Bereich der erneuerbaren Energien, für
    effiziente Energieproduktion, für neue Werkstoffe, für
    den Bereich der Elektromobilität, für den Gesundheits-
    markt oder die Kreativwirtschaft? Nur warme Worte.
    Die Kreativwirtschaft kam in Ihrer Rede nicht einmal
    vor, obwohl sie wichtig ist. Im Bereich der Digitalisie-
    rung ergeben sich neue Chancen. In Ihrer Rede gab es
    keinen Ansatz dazu. Zum Ausbau der Breitbandinfra-
    struktur sagten Sie eben in Ihrer Rede keinen Satz; ges-
    tern sagte Herr Kauder zwei, drei Sätze dazu. Sie haben
    kein Konzept, wie man es wirklich schaffen kann, in die-
    ser Branche Arbeitsplätze zu schaffen und einen Beitrag
    zur Modernisierung unserer Volkswirtschaft insgesamt
    zu leisten.

    Dass eine moderne Industriepolitik Chancen bietet,
    bestätigen Institute – das können Sie nicht bestreiten –,
    die Vorschläge gemacht haben, wie wir im Bereich der






    (A) (C)



    (B) (D)


    Hubertus Heil (Peine)

    erneuerbaren Energien – das, was Rot-Grün damals ein-
    geleitet hat – und im Bereich der Effizienztechnologien
    tatsächlich vorankommen können.

    Es geht darum, auf der Angebotsseite das zu tun, was
    notwendig ist, damit Unternehmen und Wissenschaft zu
    den entsprechenden Technologiesprüngen kommen, und
    es geht darum, auf der Nachfrageseite mitzuhelfen, dass
    innovative und junge Technologien flächendeckend
    markteingeführt werden können. Sie haben in diesem
    Bereich keinen Ansatz. Im Gegensatz zu anderen Län-
    dern, die im Moment anfangen, deutsche Konzepte aus
    rot-grüner Zeit zu kopieren,


    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    haben Sie in diesem Bereich keinen vernünftigen An-
    satz. Meine Damen und Herren, Sie werden nicht be-
    streiten, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz, gegen
    das Sie früher waren, weltweit zu einem Schlager ge-
    worden ist und Arbeitsplätze in Deutschland schafft.


    (Beifall bei der SPD)


    Zur Energiepolitik, zu der Sie so beredt geschwiegen
    haben, erlaube ich mir schon jetzt den Hinweis: Das, was
    Credo Ihrer Koalition ist, nämlich die Verlängerung von
    Restlaufzeiten alter, finanziell abgeschriebener Atom-
    meiler, wird genau das verhindern, was wir in Deutsch-
    land in Sachen Energiestandort am dringendsten brau-
    chen: Investitionen in moderne Kraftwerkstechnik und
    auch in erneuerbare Energien. Das, was Sie machen, ist
    eine Politik, die gegen die Zukunft gerichtet ist. Sie ist
    ökologisch unsinnig, aber auch wirtschaftspolitisch fatal,
    weil wir in Deutschland dringend Investitionen in mo-
    derne Kraftwerkstechnik und nicht längere Restlaufzei-
    ten alter Atommeiler brauchen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, es ist, wie gesagt, schwie-
    rig, sich mit den Leerstellen in Ihrem Koalitionsvertrag
    auseinanderzusetzen, weil er so viele Prüfaufträge ent-
    hält. Wir sind gespannt. Ich sage es ganz offen: Wir bie-
    ten auch unsere Unterstützung an. Ich werde Ihnen gerne
    unseren Deutschland-Plan zuschicken. Er enthält näm-
    lich eine Fülle von guten Ideen für die Wirtschaftspolitik
    in diesem Lande.


    (Otto Fricke [FDP]: Oh ja! Könnte ich bitte auch das Schröder/Blair-Papier bekommen?)


    Ich sage Ihnen: Die Zeiten sind ernst. Die Wirt-
    schaftskrise ist noch nicht vorbei. Wir sind bisher besser
    durch die Krise gekommen als andere Volkswirtschaften.
    Aber weiterhin gilt: Wir müssen handeln und dürfen
    nicht nur zugucken.

    Herr Brüderle, in einem Bereich bieten wir Ihnen
    konkrete Unterstützung an. Wenn das, was Sie, auch in
    Interviews, zum Thema KfW angedeutet haben, notwen-
    dig ist, werden wir Sie unterstützen, wenn es darum
    geht, die Kreditversorgung der deutschen Wirtschaft
    zu stärken, im Zweifelsfall auch mit harten Maßnahmen
    gegenüber den Banken. Reine Appelle, wie wir sie heute
    wieder von Ihnen gehört haben, reichen auf diesem Weg
    möglicherweise nicht aus. Hier bieten wir Ihnen unsere
    Mitarbeit an.

    Was aber nicht geht, Herr Brüderle, ist, dass Sie,
    wenn wirtschaftspolitische Probleme in Deutschland
    auftauchen, immer nur mit dem Finger auf andere zei-
    gen. Jetzt sind Sie in der Verantwortung. An dieser Stelle
    muss ich sagen: Ich finde das, was Sie eben zum Thema
    Opel vom Stapel gelassen haben, eines Bundeswirt-
    schaftsministers unwürdig.


    (Beifall bei der SPD)


    Sie haben von den guten, hervorragenden Automobil-
    standorten in Deutschland gesprochen. Als jemand, der
    aus der Nähe von Wolfsburg kommt, kann ich davon ein
    Lied singen. Die deutschen Automobilstandorte sind
    sehr erfolgreich. Sie dürfen aber nicht nur die anderen
    Standorte nennen und so tun, als seien die Opel-Stand-
    orte Schrott.


    (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: So ein Quatsch! Das hat er doch überhaupt nicht gesagt! – Arnold Vaatz [CDU/CSU]: So ein Unsinn! Bleiben Sie bei der Wahrheit!)


    Das, was zum Beispiel in Eisenach, Rüsselsheim, Kai-
    serslautern und Bochum geleistet wird, haben Sie ver-
    schwiegen. Sie haben nur gesagt: Wir haben hervorra-
    gende andere Standorte. – Was heißt das denn am Ende
    des Tages? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren,
    dass viele in der FDP, auch einige in CDU und CSU,
    klammheimliche Freude darüber verspüren, dass die
    Übernahme durch Magna geplatzt ist.


    (Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg van Essen [FDP]: Unverschämtheit!)


    Den Beschäftigten und dem Industriestandort Deutsch-
    land hilft das aber nicht. Herr Brüderle, jetzt sind Sie ge-
    fragt. Sie müssen aktiv handeln und dürfen sich nicht nur
    beklagen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Übernahme durch Magna war ein tragfähiger
    Weg, der durch aktives Handeln der Politik ermöglicht
    wurde. Es wäre kein einfacher Weg gewesen. Aber es
    gab einen Weg. Ich frage mich: Wo ist jetzt Ihr Weg in
    dieser ganzen Geschichte? Einfach nur zu sagen: „Das
    ist nicht unser Problem, das ist ein amerikanisches Pro-
    blem“, hilft bei der Sicherung der Arbeitsplätze in
    Deutschland nicht. Ich fordere Sie auf: Sie müssen un-
    verzüglich, und zwar persönlich, in Verhandlungen mit
    GM eintreten, um im Interesse der Arbeitsplätze in
    Deutschland eine Lösung zu finden.


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ulla Lötzer [DIE LINKE])


    Herr Brüderle, ich kann mich noch erinnern, dass Sie
    vor einigen Jahren von diesem Pult aus den damaligen
    Bundeswirtschaftsminister Michael Glos gewarnt haben,
    dass er der „Problembär“ der Regierung werden könnte.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Hubertus Heil (Peine)

    Ich kann nur sagen: Jetzt müssen Sie in dieser Hinsicht
    aufpassen.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


    Ich habe den Eindruck – das kann ich Ihnen nicht erspa-
    ren –, dass Sie in sehr große Fußstapfen treten und nicht
    etwa die Nachfolge von Ludwig Erhard, Karl Schiller
    oder Helmut Schmidt antreten, sondern dass das, was Sie
    hier geboten haben, eher nach der legitimen Nachfolge
    von Michael Glos klingt.


    (Heiterkeit bei der SPD – Zuruf von der FDP: Da spricht wieder der Generalsekretär aus ihm!)


    Ich sage Ihnen: Von einem Bundeswirtschaftsminister
    wird mehr erwartet als launige Reden und Grußworte.
    Wir erwarten von Ihnen Konzepte für den Wirtschafts-
    standort Deutschland. Wenn sie gut sind, werden wir sie
    unterstützen; darauf können Sie sich verlassen. Bisher
    haben Sie, jedenfalls was Ihre heutige Rede angeht,
    nichts geboten. Ich sage Ihnen: Die Arbeitnehmerinnen
    und Arbeitnehmer in Deutschland, die tüchtigen Unter-
    nehmerinnen und Unternehmer in Deutschland, die deut-
    sche Wirtschaft, sprich: Deutschland insgesamt, eine
    führende Wirtschaftsnation der Welt, der Exportwelt-
    meister, hat eine bessere Wirtschaftspolitik verdient, als
    Sie sie heute geboten haben. Wir werden Sie treiben, da-
    mit Sie zu einer guten Wirtschaftspolitik kommen. Das
    ist unsere Aufgabe als Opposition.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Wir werden Ihnen das nicht durchgehen lassen. Das,
    was Sie heute geboten haben, war nicht dünne Suppe,
    das war ganz dünne Suppe. Das ist kein guter Anfang.
    Ich kann nur sagen: Das ist keine Form von moderner
    Wirtschaftspolitik, das ist Grußwortepolitik. Aber
    Deutschland verdient mehr.


    (Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: Und das vom erfolglosesten Generalsekretär der SPD!)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Dr. Michael Fuchs ist der nächste Redner für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Michael Fuchs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

    Liebe Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Her-
    ren! Lieber Herr Heil, ich weiß nicht, ob jemand, der als
    Generalsekretär der SPD das zweitschlechteste Ergebnis
    der Partei bei einer Wahl zu verantworten hat und damit
    der zweitschlechteste Generalsekretär der Sozialdemo-
    kratie im vereinten Deutschland ist – nur Egon Krenz
    war schlechter –,


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    das Recht hat, so mit dem Bundeswirtschaftsminister
    umzugehen.
    Ihre Rede stand unter dem Motto „Vorwärts, Genos-
    sen, zurück in die Vergangenheit!“. Damit können wir
    nichts anfangen. Wir werden dieses Land in die richtige
    Richtung führen. Was Sie hier aufgeführt haben, war
    Theater.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann war das, was Herr Brüderle gemacht hat, Laientheater!)


    Ich will mich aus eigener Kraft bewähren, ich will
    das Risiko des Lebens selbst tragen, will für mein
    Schicksal selbst verantwortlich sein. Sorge du,
    Staat, dafür, daß ich dazu in der Lage bin.

    Diese Worte stammen von Ludwig Erhard, und sie
    werden in den kommenden vier Jahren die Richtschnur
    für die Union sein. Kein Politiker vor oder nach Ludwig
    Erhard hat treffender beschrieben, was den Kern einer
    freiheitlichen und dennoch sozialen Politik ausmacht.
    Ich spreche von einer Politik, die auf die Kraft jedes Ein-
    zelnen vertraut, auf die Leistungsbereitschaft, auf den
    Mut, auf die Kreativität von 81 Millionen Bundesbür-
    gern. Ich spreche von einer Politik, die dort unterstützt,
    wo dem Einzelnen die Kraft fehlt. Markt, Wirtschaft und
    soziale Verantwortung sind für die CDU/CSU immer et-
    was Zusammengehöriges gewesen, und das muss auch
    so bleiben.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir waren es, die erkannt haben, dass eine Nation beides
    braucht: Freiheit und Verantwortung. Die Bundeskanzle-
    rin hat das gestern sehr deutlich gemacht.

    Wie wurden wir wegen der Diffamierungskampa-
    gnen, die Sie im Wahlkampf gemacht haben, von den
    Menschen teilweise wahrgenommen: als „Koalition der
    Kälte“ etc. Lesen Sie bitte unseren Koalitionsvertrag! Da
    ist von Kälte nichts zu spüren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Lassen Sie mich heute an einigen Punkten erläutern,
    wie wir Deutschland aus der Krise herausführen wollen:
    Freiheit in Verantwortung und Wachstum durch Leis-
    tungsbereitschaft. Wir werden Deutschland in Bildung,
    Wissenschaft und Forschung zurück an die Weltspitze
    führen, um gerade den kommenden Generationen ein
    Leben in Wohlstand, Gerechtigkeit und Sicherheit zu er-
    möglichen.

    Das heißt insbesondere, einen freiheitlichen Ansatz
    zu verfolgen, statt mit ideologischen Scheuklappen
    Chancen zu verhindern. Das gilt insbesondere für die
    Zukunftsthemen, nämlich für Forschung, für Bildung,
    für Energie- und für Technologiepolitik. Hier ideologi-
    sche Scheuklappen zu haben, das verhindert Zukunft
    und verhindert Wachstum in Deutschland.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Wir werden die Arbeitnehmer, insbesondere Familien
    und Geringverdiener, steuerlich entlasten durch ein ein-
    facheres, niedrigeres und gerechtes Steuersystem. Die
    kalte Progression ist ein Mühlstein am Hals der Leis-






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Michael Fuchs
    tungsträger unserer Gesellschaft. Ich meine damit dieje-
    nigen, die jeden Morgen aufstehen, früh zur Arbeit
    gehen, spät zurückkommen, die Krankenschwester, den
    Polizisten, den Handwerker, den Facharbeiter; das sind
    die Leistungsträger. Sie werden durch unser Steuerrecht
    für ihren Einsatz bestraft. Das muss aufhören, und dafür
    werden wir gemeinsam sorgen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich bin der Bundeskanzlerin dafür dankbar, dass sie dies
    in ihrer Regierungserklärung ganz deutlich zum Aus-
    druck gebracht hat.

    Zwar erforderte die globale Wirtschaftskrise eine vo-
    rübergehende stärkere Rolle des Staates, doch für uns ist
    klar, dass der Staat weder der bessere Banker noch der
    bessere Unternehmer ist. Liebe Kollegen von der SPD,
    er ist auch nicht der bessere Autobauer.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Daher haben wir im Koalitionsvertrag klargemacht,
    dass wir eine klare Exit-Strategie brauchen, dass wir aus
    staatlichen Hilfen möglichst schnell aussteigen wollen
    und aus Staatsbeteiligungen herauswollen. Das gilt be-
    sonders für den Bankenbereich. Ich empfehle nebenbei
    auch den Ländern, hinsichtlich ihrer Hausbanken da-
    rüber einmal nachzudenken.


    (Otto Fricke [FDP]: Sehr wahr!)


    Wir werden es auch sein, die aus Deutschland ein
    Gründerland machen werden. Wir werden deshalb eine
    Gründerkampagne starten und dafür sorgen, dass
    Jungunternehmer bessere Finanzierungsbedingungen er-
    halten. Dazu werden wir die Angebote im Bereich der
    Mikrokredite, der Business Angels und des Wagniskapi-
    tals verbessern. Hier müssen noch Strukturverbesserun-
    gen vorgenommen werden, die wir mit Ihnen in der letz-
    ten Legislaturperiode leider nicht erreichen konnten,
    weil Sie sich da verweigert haben.

    Wir wollen mehr Freiräume für unternehmerische Be-
    tätigung und für Selbstständigkeit schaffen; denn das
    schafft Arbeitsplätze in unserem Land.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Getreu Erhards Motto „Je freier die Wirtschaft, umso
    sozialer ist sie auch“ werden wir den Abbau bürokrati-
    scher Hemmnisse vorantreiben. Auch wenn wir hier in
    den letzten Jahren ein Stück vorangekommen sind – das
    will ich nicht verleugnen –, dürfen wir uns mit dem bis
    jetzt Erreichten nicht zufriedengeben. Nach wie vor ent-
    stehen der Wirtschaft durch Statistik- und Informations-
    pflichten jährliche Bürokratiekosten in Höhe von
    40 Milliarden Euro. Deshalb werden wir die Kosten aus
    Statistik- und Informationspflichten bis 2011 um 25 Pro-
    zent reduzieren. Und zwar netto! Dem haben Sie sich in
    der letzten Legislaturperiode immer verweigert. Ich
    kenne ein oder zwei Ausnahmen, die sich da nicht ver-
    weigert haben, aber Sie als ganze Fraktion haben sich
    dem verweigert. Jetzt können wir das machen; mit der
    FDP werden wir das machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir werden uns auch um die materiellen Kosten der
    Bürokratiebelastung kümmern. Wir werden den Nor-
    menkontrollrat bitten, uns jeweils auch die materiellen
    Kosten aufzuzeigen; denn auch hier ist Kontrolle not-
    wendig.

    Freiheit heißt für mich auch, dass sich der Staat aus
    der Lohnfindung herauszuhalten hat. Sie ist zuallererst
    Aufgabe von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbän-
    den. Die Tarifautonomie gehört für uns zum Ordnungs-
    rahmen der sozialen Marktwirtschaft und hat Vorrang
    vor staatlicher Lohnfestsetzung. Das hat sich in 60 Jah-
    ren Bundesrepublik Deutschland bewährt, und das wol-
    len wir auch nicht verändern.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Caren Marks [SPD]: Das können Sie gerne den Menschen erzählen, die mit einem sehr niedrigen Lohn nach Hause gehen!)


    Freiheit heißt auch, dass Unternehmen nicht nur um-
    satzsteuerrechtlich gleich behandelt werden müssen.
    Dies gilt sowohl für die Post als auch für die kommuna-
    len Versorgungsunternehmen. Wettbewerbsgleichheit ist
    unsere Maxime. Regeln dafür zu setzen, ist die Aufgabe
    des Staates, und mehr nicht.

    Freiheit ist aber nicht grenzenlos. Daher werden wir
    sittenwidrige Löhne eindeutig verbieten, um Lohndum-
    ping zu unterbinden. Wir setzen uns in unserer Koali-
    tionsvereinbarung für eine faire Verantwortungskultur in
    Unternehmen ein. Unternehmer, Vorstände und Auf-
    sichtsräte stehen selbstverständlich in Verantwortung zu
    ihren Unternehmen und zur Gesellschaft.

    Freiheit bedeutet auch, sich dieser Verantwortung be-
    wusst zu sein. Wer dieses Bewusstsein nicht hat, dem
    muss man helfen, es zu entwickeln.


    (Elke Ferner [SPD]: Ja! Wie machen Sie das?)


    Gerade der Mittelstand macht dies aber vor, und die Bür-
    gerinnen und Bürger nehmen das auch wahr. Freiheit
    und Verantwortung schaffen Vertrauen, gerade im Mit-
    telstand.

    Laut einer aktuellen Stern-Umfrage haben über
    70 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
    Vertrauen zu ihrem direkten, eigenen Arbeitgeber, zu
    den Gewerkschaften haben 30 Prozent Vertrauen, und
    die Manager liegen dabei an letzter Stelle, was mich
    nicht wundert.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Mich auch nicht!)


    Freies Unternehmertum beinhaltet Gewinnchancen,
    aber selbstverständlich ebenso Risikohaftung für Fehl-
    entscheidungen. Deshalb werden wir die jüngsten Geset-
    zesanpassungen zur Haftung und Vergütung weiterent-
    wickeln. Die Vergütungssysteme müssen sich stärker als
    bisher am langfristigen Erfolg eines Unternehmens
    orientieren. Wo es Bonuszahlungen gibt, muss es auch
    Malusregelungen geben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Michael Fuchs
    Es sollte überall freiwillige Selbstverpflichtungen von
    Entscheidern geben, um Fehlverhalten zulasten Dritter
    vorzubeugen. Deshalb fordern wir auch für Betriebsräte
    einen Ehrenkodex. Damit hätte man manche Eskapade
    zwischen Wolfsburg und München verhindern können.


    (Jörg van Essen [FDP]: Ja!)


    Die Verantwortung der Politik ist es nicht, Marktteil-
    nehmer zu sein, sondern Spielregeln für den Markt zu
    setzen. Deswegen werden wir in Anlehnung an die
    Ministererlaubnis beim Fusionsrecht auch eine umge-
    kehrte Regelung durchsetzen. Wenn Konzerne so groß
    werden, dass sie Schaden für die Volkswirtschaft anrich-
    ten können, so kann ich mir als Ultima Ratio oder, wie es
    der frühere Wirtschaftsminister einmal genannt hat, als
    „Ultissima Ratio“ vorstellen, dass beispielsweise in
    netzgebundenen Branchen ein Entflechtungsinstru-
    ment zur Anwendung kommt. Dieses werden wir entwi-
    ckeln.

    Politik ist aber nicht nur dafür da, faire Spielregeln
    aufzustellen, sondern auch richtige Anreize zu setzen
    und einen guten Nährboden für Wachstum zu bereiten.

    Die Bewältigung der Wirtschafts- und Finanzmarkt-
    krise hat tiefe Spuren hinterlassen. Der Koalitionsvertrag
    stellt die Weichen für nachhaltiges Wachstum. Er setzt
    auf nachhaltiges Wirtschaften für Wohlstand, neue Zu-
    kunftschancen durch Bildung, Innovation und sozialen
    Zusammenhalt. Deswegen werden wir bereits morgen
    als erste Maßnahme ein Wachstumsbeschleunigungs-
    gesetz auf den Weg bringen.

    Neben den steuerlichen Entlastungen für Familien
    und Kinder werden wir vor allen Dingen die krisenver-
    schärfenden Elemente der Unternehmensteuerreform
    und der Erbschaftsteuerreform korrigieren, Dinge, auf
    die wir Sie während der letzten Legislaturperiode auf-
    merksam gemacht haben, die Sie aber mit uns nicht ma-
    chen wollten. Wir machen das jetzt. Wir reagieren sofort
    und schnell; denn wir dürfen Unternehmen in dieser Kri-
    sensituation nicht in eine Existenzkrise bringen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Zusammen mit dem Sofortprogramm und den bereits be-
    schlossenen Maßnahmen werden wir Familien, Beschäf-
    tigte und Unternehmen zum 1. Januar 2010 um rund
    22 Milliarden Euro entlasten. Das wird einen Schub ge-
    ben. Das wird dazu führen, dass es in Deutschland vo-
    rangeht. Das ist unser Ziel.

    Auch wenn die jüngsten Arbeitsmarktzahlen belegen,
    dass Deutschland im internationalen Vergleich in der
    Krise besser als andere dasteht, so sind wir dennoch in
    diesem Winter von den Folgen des Konjunktureinbruchs
    ganz sicher betroffen. Umso wichtiger ist es, zusätzliche
    Brücken zu bauen und zusätzliche Belastungen zu ver-
    meiden. Union und FDP werden dafür eine Stabilisie-
    rung der Lohnzusatzkosten bewirken. Wir wollen sie
    langfristig unter 40 Prozent halten. Wir werden auch das
    Instrument der Kurzarbeit länger nutzbar machen. Wir
    kommen nur mit den Unternehmern und den Arbeitneh-
    merinnen und Arbeitnehmern durch diese Krise und
    nicht ohne sie.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Unser wichtigstes Ziel bleibt: Deutschland muss so
    schnell wie möglich auf einen stabilen und nachhaltigen
    Wachstumspfad zurückgebracht werden. Ohne Wachs-
    tum ist ein Schuldenabbau nicht möglich.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das stimmt!)


    Neben einer Politik für Wachstum müssen wir uns aber
    auch mit dem Thema Sparen beschäftigen.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Später!)


    Was heißt denn eigentlich Sparen? Sparen heißt, Geld,
    das man hat, nicht auszugeben. Sparen in der Politik
    heißt leider, allenfalls weniger Schulden zu machen.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie machen aber mehr Schulden!)


    Deswegen müssen wir uns mit allen Ausgaben und mit
    allen Förder- und Subventionsprogrammen beschäftigen
    und sie vorbehaltlos auf den Prüfstand stellen.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sie machen neue Subventionen auf!)


    Das sind wir kommenden und zukünftigen Generationen
    schuldig.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Eine Kürzung von Ausgaben ist möglich. Das sollten
    wir hinbekommen. Wir müssen gemeinsam daran arbei-
    ten.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wo denn?)


    Das gilt nebenbei nicht nur für den Bund. Das gilt auch
    für die Länder. Das kann man am Beispiel meines Hei-
    matlandes, Stichwort Nürburgring, ganz wunderbar be-
    trachten.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ja, das ist ein tolles Beispiel dafür!)


    – Sie wissen genau, dass es dort zu erheblichen Ver-
    schwendungen gekommen ist, Herr Heil. Darüber sollten
    Sie sich informieren. Ansonsten schicke ich Ihnen ent-
    sprechende Presseartikel aus Rheinland-Pfalz zu.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Haben Sie auch ein Beispiel aus dem Bundeshaushalt?)


    Meine Damen und Herren, es ist möglich, diese Krise
    zu bewältigen.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So, wie Sie das machen, ist es nicht möglich!)


    Es ist möglich, aus ihr herauszukommen. Das müssen
    wir gemeinsam tun. Es zeigt sich, dass es Licht am Ende
    des Tunnels gibt. Ich weiß zwar, dass die Opposition den
    Tunnel am liebsten verlängern würde. Aber wir werden
    das nicht mitmachen. Wir sind die soziale und die wirt-






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Michael Fuchs
    schaftliche Kraft in diesem Lande. Wir werden das ge-
    meinsam schaffen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sie haben aber einen ganz schönen Tunnelblick!)