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ID1616925500

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    Vokabeln: 1
    1. \n: 2
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/169 Absetzung der Tagesordnungspunkte 32 und linge und Integration: Siebter Bericht 36 b . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absturz eines Hubschraubers der EUFOR in der Nähe der Stadt Banja Luka . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin: zum Europäischen Rat in Brüssel am 19./20. Juni 2008 Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland (Drucksache 16/7600) . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Sevim Dağdelen, Ulla Jelpke, Jan Korte und der Fraktion DIE LINKE: Für die zügige Vorlage eines qualifizier- ten Berichts über die Lage der Auslän- derinnen und Ausländer in Deutschland (Drucksachen 16/5788, 16/7246) . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: 17823 A 17923 C 17823 B 17826 B 17828 B 17830 A 17832 A 17845 A 17845 A Deutscher B Stenografisch 169. Sitz Berlin, Donnerstag, d I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Hans-Werner Kammer . . . . . . . . . . . . Wahl der Abgeordneten Ingo Wellenreuther, Dr. Max Stadler, Ulla Jelpke, Volker Beck (Köln) und Herrn Dietmar Nietan als ordent- liche Mitglieder in das Kuratorium der Stif- tung „Erinnerung, Verantwortung, Zu- kunft“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahl der Abgeordneten Stephan Mayer (Alt- ötting), Dr. Dieter Wiefelspütz, Hellmut Königshaus, Petra Pau und Jerzy Montag als stellvertretende Mitglieder in das Kurato- rium der Stiftung „Erinnerung, Verant- wortung, Zukunft“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M G D R T M E T a 17821 A 17821 B 17821 B 17821 B Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17833 B undestag er Bericht ung en 19. Juni 2008 t : xel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . arkus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . unther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . r. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . ainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ichael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 4: ) Unterrichtung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht- 17834 D 17836 B 17837 A 17838 C 17839 C 17840 B 17842 A 17843 D Antrag der Abgeordneten Sibylle Laurischk, Dr. Max Stadler, Gisela Piltz, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Integra- II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 tionskurse qualitativ verbessern und ent- bürokratisieren (Drucksache 16/9593) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Josef Philip Winkler, Volker Beck (Köln), Monika Lazar, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Das Parlament bei der Aus- gestaltung des Einbürgerungstests beteili- gen (Drucksache 16/9602) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Koschyk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Bürsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Lale Akgün (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Rainer Stinner, Birgit Homburger, Elke Hoff, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bun- desbesoldungsgesetzes (Drucksache 16/9317) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Stabilisierungs- und Assoziie- rungsabkommen zwischen den Europäi- schen Gemeinschaften und ihren Mit- gliedstaaten einerseits und der Republik Albanien andererseits (Drucksache 16/9395) . . . . . . . . . . . . . . . . c d e f g h Z a b 17845 B 17845 B 17845 C 17847 D 17848 D 17850 A 17851 C 17853 A 17854 A 17856 A 17856 D 17858 A 17859 A 17859 D 17861 A 17862 A 17863 B 17865 B 17865 B ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung von Vorschriften über das Deutsche Rote Kreuz (Drucksache 16/9396) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung des Bundeskinder- geldgesetzes (Drucksache 16/9615) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 12. Novem- ber 2007 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Demokratischen Volksrepublik Algerien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhin- derung der Steuervermeidung und Steu- erhinterziehung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Ver- mögen (Drucksache 16/9561) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Patrick Döring, Jörg Rohde, Horst Friedrich (Bayreuth), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Änderung des § 34 a der Stra- ßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung – Mo- bilität von Rollstuhlfahrern verbessern, Sicherheit nicht vernachlässigen (Drucksache 16/8545) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Horst Friedrich (Bayreuth), Jan Mücke, Patrick Döring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Keine Sperrung der Inntal- Autobahn für Lkw-Transitverkehre (Drucksache 16/9095) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Josef Philip Winkler, Volker Beck (Köln), Monika Lazar, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Schutz für Flüchtlinge aus Myanmar (Drucksache 16/9444) . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: ) Antrag der Abgeordneten Horst Meierhofer, Michael Kauch, Angelika Brunkhorst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Barrieren für die Einführung der CCS-Technologie überwinden – Vo- raussetzungen für einen praktikablen und zukunftsweisenden Rechtsrahmen schaffen (Drucksache 16/9454) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Horst Friedrich (Bayreuth), Patrick Döring, Hans-Michael Goldmann, weiterer Abgeordneter und der 17865 C 17865 C 17865 C 17865 D 17865 D 17865 D 17866 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 III Fraktion der FDP: Masterplan Güterver- kehr und Logistik grundlegend überar- beiten (Drucksache 16/9460) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Brigitte Pothmer, Markus Kurth, Katrin Göring-Eckardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Rechte von Arbeitssuchenden stärken – Kom- petentes Fallmanagement sicherstellen (Drucksache 16/9599) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Cornelia Behm, Nicole Maisch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Rahmenbedin- gungen für Milchmarkt verbessern – Faire Erzeugerpreise für Milch unter- stützen (Drucksache 16/9601) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 36: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der grenz- überschreitenden Forderungsdurchset- zung und Zustellung (Drucksachen 16/8839, 16/9639) . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Mitteilung der Kommission Erster Bericht über die Anwendung der Rechtsvorschriften zum einheitlichen Luftraum: Ergebnisse und künftiges Vorgehen KOM (2007) 845 endg.; Ratsdok. 5078/08 (Drucksachen 16/8135 Nr. 2.17, 16/9322) d) – i) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 425, 426, 427, 428, 429 und 430 zu Petitionen (Drucksachen 16/9434, 16/9435, 16/9436, 16/9437, 16/9438, 16/9439) . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 4: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Güterkraftverkehrsgesetzes und an- derer Gesetze (Drucksachen 16/9236, 16/9600) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Kultur und Medien zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Mitteilung der Kommission an den Rat, T a b B M M C D H D H T U T d k u ( D G R H K D K 17866 A 17866 B 17866 B 17866 C 17866 D 17867 A 17867 C das Europäische Parlament, den Euro- päischen Wirtschafts- und Sozialaus- schuss und den Ausschuss der Regionen über kreative Online-Inhalte im Bin- nenmarkt Ratsdok.-Nr. 8793/08 (Drucksachen 16/9538 A.10, 16/9632) . . agesordnungspunkt 5: ) Antrag der Abgeordneten Renate Künast, Fritz Kuhn, Birgitt Bender, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Leben am Lebensende – Bessere Rahmenbedingungen für Schwer- kranke und Sterbende schaffen (Drucksache 16/9442) . . . . . . . . . . . . . . . ) Zwischenbericht der Enquete-Kommission Ethik und Recht der modernen Medizin: Verbesserung der Versorgung Schwerst- kranker und Sterbender in Deutschland durch Palliativmedizin und Hospiz- arbeit (Drucksache 15/5858) . . . . . . . . . . . . . . . irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristian Kleiminger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . r. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ubert Hüppe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Wodarg (SPD) . . . . . . . . . . . . . ermann-Josef Scharf (CDU/CSU) . . . . . . . . agesordnungspunkt 6: nterrichtung durch die Bundesregierung: ätigkeitsbericht 2005 bis 2007 der Bun- esnetzagentur für Elektrizität, Gas, Tele- ommunikation, Post und Eisenbahnen nd Stellungnahme der Bundesregierung Drucksache 16/9000) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agmar Wöhrl, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . erstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . laus Barthel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17867 D 17868 A 17868 B 17868 B 17869 D 17870 D 17872 C 17874 A 17875 A 17876 B 17877 D 17878 C 17878 D 17880 A 17881 B 17882 C 17883 B 17884 B 17885 B 17886 C IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: EU-Über- setzungsstrategie überarbeiten – Nationa- len Parlamenten die umfassende Mitwir- kung in EU-Angelegenheiten ermöglichen (Drucksache 16/9596) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Hans Peter Thul (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Gisela Piltz, Hans- Michael Goldmann, Sabine Leutheusser- Schnarrenberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Datenschutz im nicht öffentlichen Bereich verbessern (Drucksache 16/9452) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beatrix Philipp (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Organisationsstruk- turen in der gesetzlichen Krankenversiche- rung (GKV-OrgWG) (Drucksache 16/9559) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . T A U o f r ( W D J P V C T U J ( R E D D H W A P Z A G w B z M t ( I D I 17887 D 17888 A 17889 B 17890 C 17892 A 17893 A 17894 B 17895 A 17896 B 17897 C 17897 C 17899 A 17901 B 17902 B 17905 B 17906 C 17906 C 17907 C 17909 A 17911 B 17912 A 17913 B 17914 C Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 10: ntrag der Abgeordneten Wolfgang Nešković, lla Jelpke, Sevim Dağdelen, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion DIE LINKE: Ein- ührung eines verpflichtenden Lobbyisten- egisters Drucksache 16/8453) . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . r. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . örg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Friedrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristian Lange (Backnang) (SPD) . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: nterrichtung durch den Wehrbeauftragten: ahresbericht 2007 (49. Bericht) Drucksache 16/8200) . . . . . . . . . . . . . . . . . . einhold Robbe, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages . . . . . . . . . . . . . . . lke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hakki Keskin (DIE LINKE) . . . . . . . . . . edi Wegener (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . infried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . etra Heß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 5: ntrag der Abgeordneten Irmingard Schewe- erigk, Volker Beck (Köln), Britta Haßelmann, eiterer Abgeordneter und der Fraktion ÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Durchset- ung der Entgeltgleichheit von Frauen und ännern – Gleicher Lohn für gleichwer- ige Arbeit Drucksache 16/8784) . . . . . . . . . . . . . . . . . . rmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Eva Möllring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . na Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17915 A 17915 B 17916 A 17916 B 17917 B 17919 B 17920 B 17921 B 17922 C 17923 C 17923 D 17925 A 17926 B 17927 C 17928 B 17929 B 17930 B 17931 C 17933 A 17933 A 17934 B 17935 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 V Renate Gradistanac (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung des Fünften Vermö- gensbildungsgesetzes (Drucksache 16/9560) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Priska Hinz (Her- born), Dr. Gerhard Schick, Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bildungs- sparen als ein Baustein zur Förderung lebenslangen Lernens (Drucksache 16/9349) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Horst Friedrich (Bayreuth), Patrick Döring, Joachim Günther (Plauen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Keine Erhöhung der Lkw-Maut ohne vorherige Harmonisie- rung der Wettbewerbsbedingungen (Drucksache 16/9344) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 15: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung der Bekämpfung der Geldwäsche und der Terrorismusfinan- zierung (Geldwäschebekämpfungsergän- zungsgesetz – GwBekErgG) (Drucksachen 16/9038, 16/9080, 16/9631) . . Tagesordnungspunkt 16: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Gehrcke, Monika Knoche, Hüseyin-Kenan Aydin, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Den Prozess von Annapolis durch eigenständige Initiativen unterstützen (Drucksache 16/9483) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 17: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe – zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/ CSU und der SPD: Das Recht auf Mei- nungs- und Pressefreiheit weltweit durchsetzen und der Internetzensur entgegentreten – ( T A P A N n w d r ( T a b T A D A z n ( D R P 17936 D 17938 D 17939 C 17941 B 17941 B 17941 C 17941 D 17942 B zu dem Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Marieluise Beck (Bremen), Grietje Bettin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Pressefreiheit als Fundament für die Demokratie Drucksachen 16/8871, 16/3613, 16/9587) . . agesordnungspunkt 12: ntrag der Abgeordneten Nicole Maisch, eter Hettlich, Rainder Steenblock, weiterer bgeordneter und der Fraktion BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN: Erarbeitung einer ationalen Strategie für den Erhalt der Ge- ässerbiodiversität und zur Flankierung er Umsetzung der EG-Wasserrahmen- ichtlinie in den Bundesländern Drucksache 16/9359) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 19: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- trag der Abgeordneten Jürgen Klimke, Dr. Christian Ruck, Maria Eichhorn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Dr. Sascha Raabe, Gregor Amann, Sabine Bätzing, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Nationale und internationale Maßnahmen für einen verbesserten Kampf gegen Drogenhandel und -an- bau in Entwicklungsländern (Drucksachen 16/8776, 16/9539) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Monika Knoche, Hüseyin-Kenan Aydin, Dr. Diether Dehm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Afghanistan eine Chance für legalen lizenzierten Mohnanbau ge- ben – Drogenmafia wirksam bekämp- fen (Drucksachen 16/7525, 16/9153) . . . . . . . agesordnungspunkt 20: ntrag der Abgeordneten Paul K. Friedhoff, r. Karl Addicks, Rainer Brüderle, weiterer bgeordneter und der Fraktion der FDP: So- ialverträgliche Beendigung des subventio- ierten Steinkohlebergbaus beschleunigen Drucksache 16/8772) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . olf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . aul K. Friedhoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 17942 C 17942 D 17943 A 17943 B 17943 C 17943 D 17944 C 17945 B VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: Zweite und dritte Beratung des vom Bundes- rat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Masseur- und Physiothe- rapeutengesetzes und anderer Gesetze zur Regelung von Gesundheitsfachberufen (Drucksachen 16/1031, 16/9577) . . . . . . . . . . Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Margrit Spielmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Konrad Schily (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Schwanitz, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: Antrag der Abgeordneten Werner Dreibus, Dr. Barbara Höll, Ulla Lötzer, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Verstöße gegen den Mindestlohn im Baugewerbe wirk- sam bekämpfen (Drucksache 16/9594) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Andreas Steppuhn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Werner Dreibus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 23: Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 31. August 2006 zwischen der Regie- rung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Sozialistischen Republik Vietnam über die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von schwerwiegenden Straf- taten und der Organisierten Kriminalität (Drucksachen 16/9277, 16/9614) . . . . . . . . . . Frank Hofmann (Volkach) (SPD) . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . W P T B s t K t N f ( G A D K B Z A M A u U o A W u N t R ( T A ( ( F B a r ( K H P D D 17945 D 17946 C 17947 A 17947 B 17948 B 17948 D 17948 D 17949 B 17949 D 17950 A 17950 B 17951 C 17953 A 17954 A 17954 C 17955 A 17955 B 17956 B 17956 D olfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 18: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Arbeit und Soziales zu dem An- rag der Abgeordneten Brigitte Pothmer, atrin Göring-Eckardt, Kerstin Andreae, wei- erer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN: Neue Sicherheit für lexible Arbeitsverhältnisse Drucksachen 16/6436, 16/8191) . . . . . . . . . . itta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . ngelika Krüger-Leißner (SPD) . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . rigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 6: ntrag der Abgeordneten Dr. Maria Flachsbarth, arie-Luise Dött, Michael Brand, weiterer bgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU nd der Abgeordneten Dr. Hermann Scheer, lrich Kelber, Dirk Becker, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion der SPD sowie der bgeordneten Hans-Josef Fell, Bärbel Höhn, infried Hermann, weiterer Abgeordneter nd der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN: Gründung einer Internationalen Agen- ur für Erneuerbare Energien (International enewable Energy Agency – IRENA) Drucksache 16/9597) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 25: ntrag der Abgeordneten Horst Friedrich Bayreuth), Patrick Döring, Joachim Günther Plauen), weiterer Abgeordneter und der raktion der FDP: Wettbewerb zwischen ahn und Bus zulassen – Parallelverkehr ls Ablehnungsgrund im Personenbeförde- ungsgesetz abschaffen Drucksache 16/6435) . . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Hofbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . einz Paula (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . orothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17957 B 17958 A 17958 D 17959 A 17960 C 17961 D 17962 C 17963 B 17964 A 17964 C 17964 C 17965 C 17967 B 17968 A 17968 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 VII Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Andreas Jung (Kon- stanz), Marie-Luise Dött, Michael Brand, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU und der Abgeordneten Frank Schwabe, Marco Bülow, Dirk Becker, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD und der Abgeordneten Michael Kauch, Angelika Brunkhorst, Horst Meierhofer, Dr. Guido Westerwelle und der Fraktion der FDP sowie der Abgeordneten Bärbel Höhn, Hans- Josef Fell, Cornelia Behm, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Internationalen Klimaschutz sichern – Integrität und Wirksamkeit der CDM-Projekte weiter verbessern (Drucksache 16/9598) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Eva Bulling-Schröter, Dr. Gesine Lötzsch, Monika Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Unterlaufen von Klimaschutzzielen durch CDM-Projekte beenden (Drucksache 16/7752) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: Antrag der Abgeordneten Cornelia Behm, Undine Kurth (Quedlinburg), Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Das Bundeswaldge- setz novellieren und ökologische Mindest- standards für die Waldbewirtschaftung einführen (Drucksache 16/9450) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Heinrich Jordan (CDU/CSU) . . . . . Dr. Gerhard Botz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Florian Toncar, Harald Leibrecht, Burkhardt Müller-Sönksen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Das Verhalten von Birmas Junta muss Konsequenzen haben (Drucksache 16/9340) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Johannes Pflug (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . D K N A L A Z – – ( A U D U P V P A A Z d o w W J J L W A Z d d T f g H 17969 D 17970 A 17970 B 17970 C 17971 C 17972 C 17973 B 17974 B 17975 B 17975 C 17976 C 17976 D r. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . erstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Fünften Vermögensbildungsgesetzes Antrag: Bildungssparen als ein Baustein zur Förderung lebenslangen Lernens Tagesordnungspunkt 13 a und b) lexander Dobrindt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . te Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . lrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . olker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . riska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ndreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Keine Erhöhung der Lkw-Maut hne vorherige Harmonisierung der Wettbe- erbsbedingungen (Tagesordnungspunkt 14) ilhelm Josef Sebastian (CDU/CSU) . . . . . . örg Vogelsänger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . an Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . utz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . infried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung er Bekämpfung der Geldwäsche und der errorismusfinanzierung (Geldwäschebekämp- ungsergänzungsgesetz – GwBekErgG) (Ta- esordnungspunkt 15) elmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 17978 A 17978 C 17979 D 17981 A 17981 C 17982 C 17984 B 17986 C 17986 D 17987 C 17988 B 17989 B 17990 D 17992 B 17993 A 17993 D 17994 D 17995 D VIII Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 Frank Hofmann (Volkach) (SPD) . . . . . . . . . . Frank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Den Prozess von Annapolis durch eigenständige Initiativen unterstützen (Tagesordnungspunkt 16) Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu den Anträgen: – Das Recht auf Meinungs- und Pressefrei- heit weltweit durchsetzen und der Inter- netzensur entgegentreten – Pressefreiheit als Fundament für die De- mokratie (Tagesordnungspunkt 17) Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Berichts zu dem Antrag: Erarbeitung ei- ner nationalen Strategie für den Erhalt der Ge- wässerbiodiversität und zur Flankierung der Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie in den Bundesländern (Tagesordnungspunkt 12) Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Petra Bierwirth (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A Z d d – – J S D H M U A Z d A n ( D D M H H A Z d – – ( A M E B 17997 B 17998 A 17998 D 17999 C 18000 A 18001 B 18002 B 18003 B 18004 B 18005 B 18006 B 18007 A 18007 D 18008 C 18009 B 18010 D 18012 A 18013 A 18013 C nlage 8 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Beschlussempfehlung und des Berichts zu en Anträgen: Nationale und internationale Maßnahmen für einen verbesserten Kampf gegen Dro- genhandel und -anbau in Entwicklungs- ländern Afghanistan eine Chance für legalen li- zenzierten Mohnanbau geben – Drogenma- fia wirksam bekämpfen (Tagesordnungs- punkt 19 a und b) ürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . abine Bätzing (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . onika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . te Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 9 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Gründung einer Internationalen gentur für Erneuerbare Energien (Internatio- al Renewable Energy Agency – IRENA) Zusatztagesordnungspunkt 6) r. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . r. Hermann Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 10 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Anträge: Internationalen Klimaschutz sichern – In- tegrität und Wirksamkeit der CDM-Projekte weiter verbessern Unterlaufen von Klimaschutzzielen durch CDM-Projekte beenden Zusatztagesordnungspunkte 7 und 8) ndreas Jung (Konstanz) (CDU/CSU) . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . va Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18014 A 18016 B 18017 A 18017 D 18019 A 18020 A 18020 D 18021 D 18023 A 18023 D 18024 B 18024 D 18026 A 18026 D 18028 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 17821 (A) ) (B) ) 169. Sitz Berlin, Donnerstag, d Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 17981 (A) ) (B) ) * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union am Einkommen – als Zuschuss für die Teilnahme an Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten A v t m I z d a f t W r A J E P w m W s i g B i t d u s d r r z S z u B f m a Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 19.06.2008 Beckmeyer, Uwe SPD 19.06.2008 Dörmann, Martin SPD 19.06.2008 Dött, Marie-Luise CDU/CSU 19.06.2008 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 19.06.2008 Gerster, Martin SPD 19.06.2008 Golze, Diana DIE LINKE 19.06.2008 Hänsel, Heike DIE LINKE 19.06.2008 Hauer, Nina SPD 19.06.2008 Herrmann, Jürgen CDU/CSU 19.06.2008* Hintze, Peter CDU/CSU 19.06.2008 Hörster, Joachim CDU/CSU 19.06.2008 Korte, Jan DIE LINKE 19.06.2008 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 19.06.2008 Künast, Renate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.06.2008 Dr. Küster, Uwe SPD 19.06.2008 Lintner, Eduard CDU/CSU 19.06.2008* Mogg, Ursula SPD 19.06.2008 Naumann, Kersten DIE LINKE 19.06.2008 Schily, Otto SPD 19.06.2008 Schmitt (Berlin), Ingo CDU/CSU 19.06.2008* Seib, Marion CDU/CSU 19.06.2008 Stöckel, Rolf SPD 19.06.2008 Wächter, Gerhard CDU/CSU 19.06.2008 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Fünften Vermögensbildungsgesetzes – Antrag: Bildungssparen als ein Baustein zur Förderung lebenslangen Lernens (Tagesordnungspunkt 13 a und b) Alexander Dobrindt (CDU/CSU): Die Bedeutung on Bildung hat bereits Benjamin Franklin mit den Wor- en beschrieben: „Eine Investition in Wissen bringt im- er noch die besten Zinsen“. Diese Wahrheit trifft heute n einer sogenannten Wissensgesellschaft noch stärker u als früher. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Grün- en. Drei davon nenne ich. Ein Grund ist: Heutzutage kann keiner mehr davon usgehen, den einmal erlernten Beruf ein Leben lang ortzuführen. Ein anderer Grund, der für die zunehmende Bedeu- ung der Weiterbildung steht, ist der demografische andel. Das Erwerbspersonenpotenzial der über 50-Jäh- igen wird bis zum Jahr 2020 um 50 Prozent steigen. Der nteil der über 50-Jährigen Erwerbspersonen liegt im ahr 2020 bei über 36 Prozent. Mehr als ein Drittel der rwerbstätigen wäre dann über 50. Doch gerade diese ersonen, die Älteren, nehmen in der Arbeitswelt am enigsten an Weiterbildungsmaßnahmen teil. Deswegen üssen wir unser Augenmerk auf diese Gruppe richten. ir müssen gerade für ältere Arbeitnehmer Anreize chaffen, an Weiterbildungen teilzunehmen. Der dritte Grund, sich mit dem Thema Weiterbildung ntensiv auseinanderzusetzen, ist: In Deutschland benöti- en wir gut ausgebildete Menschen – in jedem Alter. Für etriebe wird die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter mmer wichtiger, um Aktivität, Motivation und Leis- ungsbereitschaft der Mitarbeiter zu erhalten und zu för- ern. Wir wollen Innovationsfähigkeit, soziale Teilhabe nd Arbeitsplätze in Deutschland weiterhin sichern. Wir ind bereit, dafür neue Wege zu gehen. Daher haben wir as hier vorliegende Modell der Weiterbildungsfinanzie- ung entwickelt. Die Kernbotschaft darin lautet: Wer be- eit ist, sich an seiner eigenen Weiterbildung finanziell u beteiligen, wird in Zukunft stärker als bisher vom taat gefördert. Im Besonderen besteht das Maßnahmenpaket aus wei Bausteinen: Zum einen aus der Bildungsprämie nd zum anderen aus dem Weiterbildungsdarlehen. Die ildungsprämie – ähnlich der Wohnungsbauprämie – soll ür Menschen mit niedrigeren und mittleren Einkommen it einem Gutscheinmodell umgesetzt werden. Bereits b kommenden Herbst könnte die Prämie – gemessen 17982 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) Bildungskursen beantragt werden. Mindestens die Hälfte der Gebühr muss selbst bezahlt werden. Die Höhe des Gutscheins für einen Weiterbildungskurs liegt bei bis zu 154 Euro. Unabhängig vom Einkommen könnte die Staatsbank KfW ab 2009 zinsgünstige Darlehen für die Weiterbil- dung – ähnlich einem Studienkredit – anbieten. So wird den Menschen die Möglichkeit gegeben, mit Kreditleis- tungen ihre Weiterbildung zu finanzieren. Gleichzeitig soll das Vermögensbildungsgesetz geöff- net werden. Ohne den Anspruch auf die Arbeitnehmer- sparzulage erlöschen zu lassen, soll das Ansparguthaben vor Ablauf der siebenjährigen Sperrfrist für Kurse und Seminare verwendet werden dürfen. Damit schaffen wir ein System für das gezielte monatliche Ansparen für eine Weiterbildungsmaßnahme. Mit den gerade beschriebenen Bausteinen öffnen wir den Menschen den Zugang zum Weiterbildungssystem. Wir räumen damit einen Teil der bisher noch bestehen- den Barrieren aus dem Weg. Wir schaffen die Grundlage für eine finanzielle Neuausrichtung. Was wir an Barrieren kennen, werden wir politisch heute nicht völlig aus dem Weg räumen können. Auch in den Köpfen der Menschen muss Weiterbildung eine grö- ßere Rolle als bisher spielen. Wir müssen das Thema an die Menschen besser herantragen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist zu erkennen: Wir schultern das nicht allein poli- tisch. Wir brauchen die Menschen dazu. Wir brauchen die Unternehmen dazu. Diese müssen wir stärker als bis- her motivieren. Rede ich heute mit Unternehmern, dann bekomme ich zu hören: „Ja, Weiterbildung ist ein wichtiger Punkt. Die Kosten der Weiterbildung sind dabei auch kein Problem. Das können wir schon in irgendeiner Form finanzieren. Auch die Vorteile liegen auf der Hand: Effektivitätsge- winne, motivierte Mitarbeiter, Produktivitätsgewinne. Alles das ist vorhanden. Das Problem, das wir haben, ist der Faktor Zeit.“ Der hohe Teil der Kosten ist einfach mit der Abwe- senheit der Mitarbeiter verbunden. Das Doppelte bis Dreifache der Kosten für Weiterbildungsmaßnahmen ist nicht durch die Maßnahme selbst, sondern durch die Ab- wesenheit am Arbeitsplatz verursacht. Das können wir beim besten Willen nicht politisch lösen, auch wenn das die PDS mit einem Recht auf Weiterbildung vielleicht gern hätte. Weiterbildung ist heute nicht in jedem Fall eine Sozialleistung des Staates. Sie sollte es auch nicht sein. Wir brauchen in hohem Maße die Erkenntnis der Menschen, dass Weiterbildung ihnen bei der Bewälti- gung der derzeitigen und künftigen Lebensanforderun- gen hilft. Wenn sie das erkennen, dann werden sie bereit sein, einen höheren Eigenbeitrag zu leisten. Unsere Aufgabe ist es also, diese Erkenntnis zu för- dern und Anreize zu geben. Ich denke hier zum Beispiel an die Erkenntnis für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen, mit Arbeitszeitkonten etwas anzusparen bzw. diese Möglichkeit einzuräumen und somit einen Ei- g n d g w D d e I l z r s E m W d S b L a i K s W r m e g g h n a s S a M n a „ F r v B 6 d k 5 h (C (D enbeitrag zu leisten. Wir können die Eigeninitiative icht ausblenden. Die Menschen müssen sich selber eutlich einbringen. Die Politik muss die Rahmenbedin- ungen dazu schaffen. Bundestrainer Joachim Löw ürde es so sagen: Wir müssen neue Reizpunkte setzen. arum wollen wir nun die genannten Maßnahmen auf en Weg bringen. Zum Schluss sind zwei Punkte besonders wichtig. Erstens. Wir brauchen eine aktive Weiterbildung als inen entscheidenden Standortvorteil in unserem Land. n einem innovationsstarken Land wie Deutschland ist ebensbegleitendes Lernen ein zentrales Thema. Qualifi- ierte Arbeitnehmer, die sich stetig weiterbilden und ih- en Wissensstand an die neuesten Entwicklungen anpas- en, sichern Arbeitsplätze in Deutschland. Zweitens. Wir motivieren die Menschen dazu, die ntwicklung zum lebensbegleitenden Lernen aufzuneh- en und Eigeninitiative mitzubringen. Mit der Bildungsprämie sind wir auf einem guten eg. Wir unterstützen Eigenverantwortung und rüsten ie Menschen für die Herausforderungen von morgen. Ute Berg (SPD): „Lernen ist wie Rudern gegen den trom. Sobald man aufhört, treibt man zurück“, hat der ritische Komponist Benjamin Britten einmal gesagt. ebenslanges Lernen ist in unserer Wissensgesellschaft lso Voraussetzung für dauerhafte erfolgreiche Teilhabe – m Beruf und in der Gesellschaft insgesamt. Aber das now-how der Menschen ist auch eine wichtige Res- ource für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Globalisierung, technologischer Fortschritt und der andel zur Wissensgesellschaft erhöhen die Anforde- ungen an Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Sie üssen immer komplexere berufliche Anforderungen rfüllen. Die Notwendigkeit sich darauf einzustellen ist anz offensichtlich. Das Angebot an Arbeitsplätzen für ering Qualifizierte wird weiter sinken. Die demografische Entwicklung verschärft den dro- enden Mangel an gut ausgebildeten Arbeitskräften och. Zwar leben wir – Gott sei Dank – immer länger, ber immer weniger Kinder werden geboren und die Ge- amtbevölkerung schrumpft. Aus Statistikerperspektive: olange Frauen durchschnittlich weniger als 2,1 Kinder uf die Welt bringen, wird jede folgende Generation von üttern kleiner als die vorhergehende. Zurzeit sind es ur 1,45 Kinder pro Frau! Folglich gibt es zukünftig immer weniger junge, gut usgebildete Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die nachrücken“. Laut Gutachten der Expertenkommission orschung und Innovation, die die Bundesregierung be- ät, wird im Jahr 2050 nur noch die Hälfte unserer Be- ölkerung im erwerbsfähigen Alter sein. Ein Drittel der evölkerung ist dann laut Prognose bereits älter als 5 Jahre. Gleichzeitig steigt der Bedarf an gut ausgebil- eten Fachkräften. Laut Prognose des Instituts zur Zu- unft der Arbeit werden zwischen 2010 und 2020 knapp 00 000 Universitätsabsolventen, knapp 700 000 Fach- ochschulabsolventen und rund 255 000 Fachkräfte mit Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 17983 (A) ) (B) ) Meister-, Techniker- oder Fachschulabschluss zusätz- lich gebraucht. Auch wenn unsere Lebensarbeitszeit steigt, droht mit- tel- und langfristig ein Fachkräftemangel, der bereits heute in einigen Teilarbeitsmärkten zu spüren ist, zum Beispiel bei den Ingenieuren oder Berufen mit naturwis- senschaftlichem Hintergrund. Deutschland ist also mehr denn je auf das Wissen und das Können seiner Bürgerin- nen und Bürger angewiesen, um ein attraktiver Standort zu bleiben, um sich im internationalen Wettbewerb be- haupten und Wirtschaftswachstum und Wohlstand auch in Zukunft gewährleisten zu können. Wie beim Fußball, beim Schwimmen oder beim Klavierspielen gilt: Nur diejenigen bleiben am Ball, über Wasser oder im Takt, die regelmäßig trainieren. Und zwar ein Leben lang! Nach unserem – sozialdemokratischen – Verständnis sind Bildung und Qualifizierung Voraussetzung für ge- sellschaftliche Teilhabe und für ein selbstbestimmtes Le- ben. In den zehn Jahren sozialdemokratischer Regie- rungsverantwortung haben wir viel dafür getan, dass die Rahmenbedingungen für Bildung und Qualifizierung in unserem Land verbessert wurden: mit dem 4-Milliarden- Euro-Ganztagsschulprogramm, der Durchsetzung des Rechtsanspruchs auf Kinderbetreuung ab eins vom Jahr 2013 an, mit dem Ausbildungspakt, dem Hochschulpakt, den BAföG-Novellen oder dem Bundesgleichstellungs- gesetz und anderem. Und wir haben nicht vor, uns auf diesen Lorbeeren auszuruhen. Wir machen weiter! Dabei ist klar: Wir müs- sen bei den ganz Kleinen beginnen. Bei ihnen müssen wir Neugier, Lernbereitschaft und Einsatzfreude wecken; denn sie sind Voraussetzung für die Bereitschaft zu le- benslangem Lernen. Wir müssen natürlich sicherstellen, dass sich Weiterbildung dann auch tatsächlich für die Menschen lohnt. Wir dürfen nicht länger zulassen, dass 20 Prozent aller Schülerinnen und Schüler unser Bil- dungssystem mit großen Defiziten verlassen, dass Kinder mit Migrationshintergrund in allen Stufen unseres Schul- systems benachteiligt werden, dass auch 30 Monate nach Schulabschluss 40 Prozent der Hauptschüler keinen Aus- bildungsplatz haben, dass gut qualifizierte ältere Arbeit- nehmer bei uns oft nur schwer einen neuen Arbeitsplatz finden und und dass Mädchen und junge Frauen im Bil- dungssystem, in Schule und in Ausbildung, im Vergleich zu den jungen Männern zwar immer erfolgreicher wer- den, sich dieser Erfolg aber später im Berufsleben nicht entsprechend fortsetzt. Elementar wird es sein, dass für alle Menschen in un- serer Gesellschaft Lernen nicht auf Schule und Erstaus- bildung reduziert bleibt. Oder um es mit Hermann Hesse zu sagen: „Alles Wissen und alles Vermehren unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.“ Die fundamentale Bedeutung des lebenslangen Lernens steht außer Frage! Trotzdem: In puncto Weiterbildungsbeteiligung spielt Deutschland im internationalen Vergleich lediglich im Mittelfeld. Die Weiterbildungsbeteiligung stagniert, so ein zentraler Be- fund des nationalen Bildungsberichtes 2008. Nur 12 Pro- zent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beteili- gen sich pro Jahr an Weiterbildungen. In den USA, S d s g m n b H P c H t a S E I b a B l T n p m f d n s l a d q s u v m g m q g m m 3 1 B b t G D S s H h m t n (C (D kandinavien und der Schweiz ist die Teilnahmequote reimal so hoch, so das Gutachten der Expertenkommis- ion Forschung und Innovation. Besonders alarmierend: die niedrige Beteiligung der ering qualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- er: Wer ein Abitur in der Tasche hat, nimmt laut natio- alem Bildungsbericht 2008 doppelt so häufig an Weiter- ildungen teil wie Menschen mit niedriger Schulbildung, auptschulabschluss oder kein Schulabschluss. Diese roblematik verschärft sich noch, wenn man die berufli- hen Bildungsabschlüsse vergleicht: Junge Menschen mit ochschulabschluss nehmen viermal so häufig an Wei- erbildungen teil wie die ohne Berufsausbildung. Hier wollen wir ansetzen. Wir wollen Weiterbildung ttraktiver für alle machen. Wir wollen den Menschen die teine aus dem Weg räumen, die sie von IT-Kursen, vom nglischunterricht oder vom BWL-Seminar fernhalten. m Koalitionsvertrag haben wir den Ausbau der Weiter- ildung zur vierten Säule unseres Bildungssystems ver- bredet und uns die Entwicklung eines Konzeptes zum ildungssparen vorgenommen. Denn Weiterbildung ist eider auch immer eine Frage des Geldes. Die sogenannte immermann-Kommission hat in ihrem Bericht zur „Fi- anzierung Lebenslangen Lernens“ ein Schwellenwert- roblem erkannt: Unterhalb eines bestimmten Einkom- ens scheint einfach kein Spielraum zu bleiben, um Geld ür Weiterbildung in die Hand zu nehmen. Wer wenig ver- ient, kein Vermögen ansparen kann und vielleicht sogar och Schulden hat, ist nicht zu faul oder zu unmotiviert, ondern schlicht und ergreifend zu arm, um sich lebens- anges Lernen zu leisten. Wir müssen dafür sorgen, dass lle Bürgerinnen und Bürger bei uns Geld für Weiterbil- ung in die Hand nehmen können. Denn wer sich weiter- ualifiziert, sichert den eigenen Arbeitsplatz und verbes- ert Aufstiegs- und Einkommenschancen. Weiterbildung nterstützt damit indirekt auch die Altersvorsorge. Natürlich ist das insbesondere für Geringqualifizierte on existenzieller Bedeutung. Die Bundesregierung hat it dem vorliegenden Entwurf zur Änderung des Vermö- ensbildungsgesetzes und dem Konzept der Bildungsprä- ie neue Instrumente entwickelt, um die Weiterbildungs- uote zu erhöhen. Dabei soll die Weiterbildungsprämie ezielt Menschen mit niedrigen und mittleren Einkom- en unterstützen, deren zu versteuerndes Jahreseinkom- en nicht höher ist als 17 900 Euro, Alleinstehende, bzw. 5 800 Euro, Verheiratete. Die Prämie soll maximal 54 Euro pro Jahr betragen, wobei die Bürgerinnen und ürger mindestens die Hälfte der Kosten für die Weiter- ildung oberhalb einer Bagatellgrenze von 30 Euro selbst ragen müssen. Damit sie das können, dürfen sie auch eld aus ihrem bereits angesparten Vermögen nehmen. abei müssen sie nicht die üblichen Anlagefristen oder perrfristen beachten und behalten trotzdem den An- pruch auf die Arbeitnehmersparzulage. Das Weiterbildungsdarlehen wird unabhängig von der öhe des Einkommens vergeben und steht auch für hö- eren Finanzierungsbedarf von Weiterbildungsmaßnah- en zur Verfügung. Das neue Konzept tangiert nichtbe- riebliche Weiterbildung. Hier werden die Unternehmer icht aus der Verantwortung entlassen, die sie für jetzige 17984 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) und künftige Mitarbeiter haben. Was hier ausgehandelt wird, hat auch weiterhin Bestand. Wir zwingen die Men- schen nicht per Gesetz zur Weiterbildung, sondern wir geben ihnen finanzielle Anreize, in Eigenregie etwas zu tun. So werden die Gelder auch wirklich dort eingesetzt, wo sie den Menschen für ihren persönlichen Lebenslauf den größten Nutzen bringen. Abschließend: Die Weiterbildungsprämie, die Öff- nung des Vermögensbildungsgesetzes für Weiterbildung und die Möglichkeit, auf Weiterbildungsdarlehen zurück- zugreifen, sind wichtige Schritte in die richtige Richtung. Über die Ausgestaltung werden wir in den kommenden Wochen intensiv debattieren. Ich möchte hier aber ganz klar sagen: Für uns Sozial- demokraten bedeutet die Einführung dieser neuen Instru- mente nicht, dass bestehende staatliche Fördermöglich- keiten für Bildung und Weiterbildung eingeschränkt oder gar überflüssig gemacht werden. Im Gegenteil: Was gut ist, wollen wir noch besser machen, so zum Beispiel das Meister-BAföG. Hier ist unser Bestreben, förderfä- hige Fortbildungen zu erweitern – Altenpflege, Erziehe- rinnen und Erzieher – und Förderlücken zu schließen, zum Beispiel durch Einbeziehung der Prüfungsphase in die Unterhaltsförderung. Mittelfristig wollen wir die neuen Finanzierungsmög- lichkeiten in ein Gesamtkonzept einbetten, das alle Teil- bereiche der Weiterbildung einbezieht. Über den Namen müssen wir noch einmal nachdenken. Der „Arbeitstitel“ Erwachsenenbildungsfördergesetz klingt noch nicht wirklich attraktiv. Aber für die Inhalte – Nachholen von Schulabschlüssen, betriebliche Weiterbildung, Freistel- lungsrechte, berufliche und akademische Aufstiegsfort- bildungen – lohnt es sich zu kämpfen. Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD): Der kürzlich vorgelegte zweite Bundesbildungsbericht „Bildung in Deutschland 2008“ schreibt es uns ins Stammbuch: „Weiterbildungsbeteiligung stagniert. Die im Bildungs- bericht 2006 konstatierte Diskrepanz zwischen einer in- tensiven öffentlichen Rhetorik zum lebenslangen Lernen und der tatsächlichen Beteiligung der Bevölkerung an allgemeiner und beruflicher Weiterbildung hat sich auch im neuen Berichtszeitraum nicht aufgelöst. Insbesondere die schwache Beteiligung gering qualifizierter Bevölke- rungsgruppen wie auch älterer Menschen bedarf der ver- stärkten Aufmerksamkeit. Dabei ist allen Beteiligten klar: Die Weiterbildungsfä- higkeit und -bereitschaft muss für alle Qualifikations- und Bildungsstufen nachhaltig gestärkt werden. Die Notwendigkeit zu lebenslangem Lernen erzwingt dabei eine erhöhte Verantwortung von Unternehmen, Staat wie Individuen. Ohne eine deutliche Erhöhung der Ge- samtaufwendungen für Bildung im Sinne eines lebens- langen Lernens wird das Zukunftsbild einer Bildungsge- sellschaft nicht erreichbar sein. Gleichzeitig wissen wir: Ein konkreter Fortschritt wird nur erreichbar sein durch eine Vielfalt von Einzel- maßnahmen und in einem langen Prozess. Strategien für diesen komplexen Prozess sind vorgezeichnet im Bericht d n s E z v g I l r f h k F s v r c m I d g C m d n v b t l n m S d r d v s i h i d z p a G w l t W A B s r S e (C (D er sogenannten Timmermann-Kommission zur Fi- anzierung lebenslangem Lernens, der speziell für die ozialdemokratische Seite mit der Perspektive eines rwachsenenbildungsförderungsgesetzes eine klare kon- eptionelle Ausrichtung anspricht. Die Komplexität von ielen vernünftigen einzelnen Schritten ist auch vor- ezeichnet in den kürzlich vorgelegten Ergebnissen des nnovationskreises Weiterbildung und in dem Hand- ungskonzept „Aufstieg durch Bildung – Qualifizie- ungsinitiative der Bundesregierung“, welches diese An- ang des Jahres 2008 als Kabinettsbeschluss vorgelegt at. Mit den heutigen Beratungen soll ein solcher ganz onkreter Baustein in dieser komplexen Strategie zur örderung von lebenslangem Lernen in der Bildungsge- ellschaft der Zukunft gesetzt werden. Zugegeben, das orgelegte Konzept von Bildungsprämie, Bildungsspa- en und Bildungskredit hat seine inhaltlichen, rechtli- hen und finanziellen Grenzen. Es stellt einen Kompro- iss dar. Über seine Reichweite sollte niemand llusionen verbreiten. Aber im Ernst und als Frage an die rei Oppositionsfraktionen gerichtet: Ist es denn an ir- endeiner Stelle ausdrücklich falsch, was SPD und DU/CSU hier als Konzept einer Weiterbildungsprämie it einbringen? Geht dieser erste Vorstoß irgendwo in ie falsche Richtung und schädigt Menschen, Institutio- en und das gesamte Anliegen, das wir in Deutschland erfolgen, nämlich Weiterbildung nachhaltig auszu- auen? Verbaut dieses erste Element einer solchen Wei- erbildungsstrategie konkrete weiterführende Zielstel- ungen, die andere Fraktionen haben, und die ich atürlich auch für die sozialdemokratische Seite geltend achen möchte? Wir haben unser Gesamtkonzept als PD hierzu ja erst kürzlich in umfassenden Konzepten urch unseren Bundesparteitag und in der Ausformulie- ung konkreter Maßnahmen durch unser Parteipräsidium eutlich gemacht. Nein, der Fortschritt mag eine Schnecke sein, und das orgelegte Konzept der Bundesregierung ist ganz be- timmt nur ein erster Schritt und ein Anfang. Aber er ist mmerhin ein solcher erster Schritt, und er verdient des- alb uneingeschränkte Unterstützung. Ich will dies an zehn Einzelpunkten begründen, ohne n die Details der vorgestellten Gesetzesinitiative und er dahinterstehenden Verordnungsentwürfe und Umset- ungsüberlegungen zum Konzept der Weiterbildungs- rämie einzugehen: Erstens. Für Weiterbildung wird – wenn auch erst nur uf Zeit und in einem begrenzten Ausmaß – zusätzliches eld mobilisiert. Damit wird die Wende unterstützt, die ir in den Aufwendungen für Weiterbildung in Deutsch- and insgesamt brauchen, denn der Rückgang an Investi- ionen in Weiterbildung, den wir bei der betrieblichen eiterbildung, bei den Ausgaben der Bundesagentur für rbeit und bei den öffentlichen Ausgaben allgemein laut undesbildungsbericht feststellen müssen, muss ge- toppt und umgekehrt werden. Die Initiative der Bundes- egierung ist hierzu ein weiterer kleiner Baustein. Als ozialdemokraten sagen wir schon jetzt, dass zu diesem inen Baustein auch materiell weitere Bausteine hinzu- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 17985 (A) ) (B) ) kommen müssen. Die Verbesserung und Ausweitung der gesetzlich abgesicherten Berufsaufstiegsfortbildung soll für uns ein solcher weiterer Baustein werden, den wir noch in dieser Legislaturperiode umsetzen wollen. Zweitens. Mit dem Dreiklang von Weiterbildungsprä- mie, Weiterbildungssparen und Weiterbildungsdarlehen verbunden ist die Absicht wie Aussicht, die Weiterbil- dung stärker zum öffentlichen politischen, wirtschaftli- chen und gesellschaftlichen Thema zu machen. Erst wenn Qualifizierung und Weiterbildung zu den Spit- zenthemen in unserem Land werden, wird es auch ent- scheidende Durchbrüche geben können. Hierzu darf keine Chance ausgelassen werden. Das Konzept der Weiterbildungsprämie ist eine solche Chance. Drittens. Die Weiterbildungsprämie schafft endlich den Ausgleich für die Menschen mit kleinem oder mitt- lerem Einkommen, die bisher durch unsere Steuergesetz- gebung und das Fehlen einer Prämie benachteiligt wa- ren. Es kann nicht länger hingenommen werden, dass Menschen mit einem höheren Einkommen bei ihren An- strengungen für Weiterbildung gefördert werden, wäh- rend es solche Unterstützung für Menschen mit einem kleinen Einkommen nicht gibt. Dieser Missstand wird hiermit jetzt beseitigt. Das ist uns Sozialdemokraten eine große Freude. Viertens. Auch der Bildungsbericht weist es aus: Menschen mit einer geringen Qualifikation und Vorbil- dung wie Menschen mit einem niedrigen Einkommen und sozialem Status werden betrieblich, aber auch in der außerbetrieblichen Weiterbildung nicht nur schlechter gefördert, sondern sie halten von sich aus auch Distanz zu Weiterbildungsangeboten oder haben objektiv weni- ger Möglichkeiten, ihr Weiterbildungsinteresse praktisch umzusetzen. Wenn mit dem Konzept der Bildungs- prämie diese große Bevölkerungsgruppe, immerhin rund 11 Millionen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen – und dazu kommen noch die Selbstständigen –, stärker in den Mittelpunkt gerückt wird, ist dieses uneinge- schränkt zu begrüßen, selbst wenn mit dem relativ einge- schränkten Finanzvolumen realistisch allenfalls rund 300 000 davon in den Genuss dieser Fördermaßnahme kommen sollten. Aber 300 000 geförderte Menschen wären kein kleiner Gewinn. Und vielleicht 1 Million, die sich vorher dafür interessiert und informiert haben, wä- ren auch ein großer Fortschritt. Fünftens. Schließlich braucht es einen Mentalitäts- wechsel, persönliche Sicherheit und Vorsorge möglichst nicht nur an materiellen Gegebenheiten festzumachen, wie an einem Sparguthaben oder einem Wohneigentum, sondern diese persönliche Sicherheit auch mit der per- sönlichen Bildung und Qualifikation zu verbinden. Dass gute Voraussetzungen hier nicht in jedem Fall auch die Garantie auf eine entsprechende soziale Sicherheit sind, muss nicht extra betont werden. Aber die Regel gilt doch, je höher der Bildungsstand und kontinuierlicher die Qualifikation und die Weiterbildungsbereitschaft ge- pflegt werden, umso größer sind die Aussichten auf eine entsprechende Teilhabe und materielle Sicherheit. Ohne Einsicht kein Mentalitätswechsel und ohne konkrete Un- terstützung und Anreize keine praktische Veränderung. m h V e R r f t v d n p u n s s Q t g a g d m A M r g b s e f d r d G a d a v e u r c m W n k z m d s c b i d A b s (C (D Sechstens. Die Öffnung von staatlich geförderter Ver- ögensbildung zum Zwecke der Weiterbildung ist des- alb nur konsequent. Der Rechtsanspruch, der aus dem ermögensbildungsgesetz für die einzelnen Beteiligten rwächst, sollte allerdings nach Möglichkeit in einem echtsanspruch auf die Weiterbildungsprämie als weite- es Instrument der öffentlichen individuellen Bildungs- örderung neben SGB II und SGB III, BAföG und Meis- er-BAföG in der Perspektive genauso konsequent erankert werden. Als Sozialdemokraten wissen wir, ass dieses mit unserem aktuellen Koalitionspartner icht möglich ist. Aber weshalb sollte der Koalitions- artner auf mittlere oder lange Sicht nicht auch zu neuen nd verbesserten Einsichten kommen? Weshalb sollte icht möglich werden, dass egal welche politische Kon- tellation Deutschland in Zukunft regiert, der Rechtsan- pruch auf eine Weiterbildungsförderung die gleiche ualität bekommt wie der Rechtsanspruch auf eine Al- ersvorsorge? Siebtens. Die Kritik ist ja jetzt schon zu hören, wenn eklagt wird, dass eine maximale Prämie von 154 Euro ls Zuschuss nicht ausreichen würde, um allen Belangen erecht zu werden. Aber dies behauptet ja auch niemand, ass mit einer solchen Prämienhöhe alle Weiterbildungs- aßnahmen erfasst würden. Aber sollen wir deshalb die ussicht, rund 80 Prozent der infrage kommenden aßnahmen und damit der Teilnehmer mit dieser Förde- ung gegebenenfalls unterstützen zu können, ausschla- en? Tun wir nicht im Gegenteil gut daran, gerade das reite Spektrum der geeigneten Maßnahmen, die zwi- chen 150 und 350 Euro Maßnahmekosten haben, durch ine solche Förderung mit zu erfassen? Wir haben jeden- alls die nachhaltige Bitte an die Oppositionsfraktionen, ass Mögliche jetzt nicht zu zerreden, sondern auch ih- en Teil an Verantwortung für die Weiterbildung und die avon anzusprechenden Menschen dazu zu tun und im egenteil dafür zu werben, dass diese Möglichkeiten uch wirklich genutzt werden. Dass der edle Wettstreit arüber, was noch alles verbessert und in der Förderung usgebaut werden sollte und müsste, unbenommen hier- on fortgesetzt werden kann, ist genauso klar. Achtens. Das Konzept der Weiterbildungsprämie, wie s uns hier im Zusammenhang mit dem Bildungssparen nd Darlehen vorgestellt wird, hat nicht nur eine mate- ielle, sondern auch zwei wichtige strategische inhaltli- he Ausrichtungen, nämlich die Ausrichtung der Förder- aßnahmen auf das Fortkommen im Beruf, wie es vom eiterbildungsziel und den Weiterbildungsumständen je ach persönlicher Situation definiert wird. Damit ist eine lare Abgrenzung zur betrieblichen Weiterbildung oder u allen Formen der betrieblichen Anpassungsmaßnah- en genauso gezogen wie zu denen, die der Erholung, er Unterhaltung, der privaten Haushaltsführung oder portlicher und künstlerischer Betätigung dienen. Si- herheit durch Bildung, Teilhabe durch Bildung und erufliches Fortkommen durch Bildung sind hier die nhaltlichen Perspektiven, die vom Konzept der Bil- ungsprämie aus in den Mittelpunkt gerückt werden. ußerdem wird auch die Frage der qualitativen Weiter- ildungsberatung damit indirekt in den Vordergrund ge- tellt; denn zur Voraussetzung der Weiterbildungsprämie 17986 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) wird die qualitative Beratung gemacht, die gerade wenn es um die Entwicklung von persönlichen Lebens- und damit auch Weiterbildungsplänen geht, in Zukunft im- mer wichtiger werden wird. Neuntens. Die Weiterbildungsprämie soll von jedem Berechtigten einmal im Jahr in Anspruch genommen werden können. Dies mag auf den ersten Blick wenig er- scheinen, aber was hätten wir schon alles gewonnen, wenn es für die Beschäftigten in den Betrieben und Ver- waltungen oder als Selbstständige eine selbstverständliche Kontinuität gäbe, einmal im Jahr sich in Weiterbildung zu begeben, um sich um das berufliche Fortkommen im weiteren und damit betriebsunabhängigen Sinne zu küm- mern und seine Weiterbildungsfähigkeiten in dieser zeit- lichen Dichte zu aktualisieren. Der aktuelle Bildungsbe- richt zeigt jedenfalls auch, dass es diese Dichte für die meisten Menschen in Deutschland noch bei Weitem nicht gibt. Zehntens. Abschließend muss noch einmal daran er- innert werden, wo hier die schwerwiegendsten Mängel liegen, wenn es um mehr soziale Chancengleichheit im Weiterbildungsbereich geht; nämlich bei der zu großen Zahl junger Menschen ohne Schulabschluss oder abge- schlossene Berufsausbildung in Deutschland, bei den fehlenden Weiterbildungsangeboten für nicht so gut Qualifizierte und bei der Vernachlässigung von Weiter- bildung für Menschen im Alter über 50. Als Sozialde- mokraten ist uns klar, dass auf diese drei besonders schwerwiegenden Sachverhalte hin das vorgelegte Kon- zept von Prämie, Sparen und Darlehen nicht die ganze Antwort sein kann. Wir werben deshalb ja auch sehr stark dafür, dass andere Instrumente, wie das Aufstiegs- fortbildungsförderungsgesetz, das so genannte Meister- BAföG, aber auch der Rechtsanspruch auf den nachge- holten Schulabschluss, die Verbesserung des Hochschul- zugangs für beruflich Qualifizierte wie der Umbau der Arbeitslosenversicherung in eine Arbeitsversicherung mit mehr Prävention, bessere Absicherung von Übergän- gen bis zum Ende der Erwerbsverläufe und Rechtsan- sprüche mit dazu kommen. Was die Projektgruppe der SPD-Bundestagsfraktion zur Sicherung des Fachkräfte- bedarfs in Deutschland unter dem Leitmotiv „Bildungs- anstrengungen verstärken – Fachkräftepotenziale aus- schöpfen“ hierzu kürzlich an Analysen und einem weit gespannten Katalog an 60 konkreten Einzelmaßnahmen kurzer und langfristiger Art vorgelegt hat, zeigt noch einmal auf, in welcher Breite wir hier zu weiteren An- strengungen kommen müssen. Dafür wird zu kämpfen sein. Aktuell und ganz konkret möchten wir alle Fraktio- nen des Parlamentes jetzt herzlich darum bitten: Sorgen wir gemeinsam dafür, dass der heute auf den Weg zu bringende Baustein der Weiterbildungsprämie in den nächsten Jahren ein voller Erfolg wird. Denn damit würde nicht nur vielen weiterbildungsinteressierten Menschen eine ganz konkrete Unterstützung gegeben werden, sondern es würde auch der Baustein gelegt wer- den, auf den weitere Steine aufgesetzt werden können, um am Ende zu einem wirklich festen und stabilen Wei- terbildungshaus Deutschland für die Bildungsgesell- schaft der Zukunft zu kommen. D k e s D e m w g a r n t e k v s d l E d U b d s G h a v k d B g d t B r f b g l m d K L (C (D Ulrike Flach (FDP): Bildungsabschlüsse sind in eutschland nach wie vor zu stark von der sozialen Her- unft vorausbestimmt. Eine freiheitliche Gesellschaft, ine sozial gerechte Gesellschaft muss den sozialen Auf- tieg durch Leistung ermöglichen. Gute Bildung kostet, gute Weiterbildung kostet auch. eshalb ist es gut, dass die Koalition mit dem Gesetzes- ntwurf den Stellenwert der Weiterbildung erhöhen und it der Bildungsprämie ein Förderinstrument schaffen ill. Die Konstruktion hat aber erhebliche Fehler. Diejeni- en, die die Weiterbildung am meisten brauchen, aber m wenigsten nutzen, sind Geringqualifizierte und Ge- ingverdiener, die am ehesten bei Rationalisierungsmaß- ahmen betroffen sind. Für diejenigen ist der 50-prozen- ige Eigenanteil nur schwer zu erbringen, wenn Sie inmal an die Kosten zum Beispiel für einen Computer- urs auf dem freien Markt denken. Das Weiterbildungsdarlehen dagegen soll unabhängig on der Höhe des Einkommens vergeben werden. Hier ind Mitnahmeeffekte zu erwarten. Und warum wird die betriebliche Weiterbildung aus- rücklich ausgenommen? Gerade wir als Liberale wol- en natürlich die privaten Anbieter stärken, aber eine inbeziehung der betrieblichen Weiterbildung würde azu führen, dass Betriebe sich hier mehr engagieren. nd es fällt vielen Arbeitnehmern leichter, eine Weiter- ildung im eigenen Betrieb zu absolvieren als sich auf em freien Markt zu orientieren. Der vorliegende Entwurf wird das Problem nicht lö- en. Ich sage ausdrücklich, dass ich es gut finde, dass die rünen einen Entwurf zum Bildungssparen vorgelegt aben, der erheblich weiter geht als der Entwurf der Ko- lition. Das Bildungssparkonto, das Sie vorschlagen, hat iele gute Seiten – es hilft gerade Geringverdienern, es ann auch von der Oma für die Enkel eingerichtet wer- en und es wäre in voller Höhe anrechnungsfrei auf den ezug sozialer Transferleistungen. In einem wichtigen Punkt geht er allerdings nicht weit enug. Sie beschränken die Verwendungsmöglichkeiten er Bildungssparzulage auf die Weiterbildung. Warum rennen Sie bei der Festlegung der Förderfähigkeit die ildungsbereiche? Warum soll nicht auch Bildungsspa- en für die Schule – zum Beispiel für Nachhilfe – oder ür die Hochschule gefördert werden? Wir werden in den nächsten Tagen im Forum Weiter- ildung verschiedene Modelle diskutieren und einen ei- enen Vorschlag erarbeiten. Beim Thema Weiterbildung sehe ich durchaus Mög- ichkeiten, auch zu gemeinsamen Vorschlägen zu kom- en, denn im Ziel sehe ich große Einigkeit zwischen en Fraktionen. Patrick Meinhardt (FDP): Deutschland braucht eine ultur des Lernens, eine neue Kultur des lebenslangen ernens. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 17987 (A) ) (B) ) Uns fehlt – das muss man selbstkritisch eingestehen – das Bewusstsein und die Einstellung dafür, dass Lernen nicht auf bestimmte Phasen begrenzt ist, sondern uns vom ersten bis zum letzten Tag unseres Lebens begleiten wird. Wenn wir also dieses Bewusstsein schaffen wollen, dann brauchen wir eine Riesenkraftanstrengung, einen Mentalitätswandel in unserem Staat hin zu einer dynami- schen, motiviert lernenden Gesellschaft und letztlich ei- nen Ruck, wie es Bundespräsident Herzog erstmals und Bundespräsident Köhler in dieser Woche zu Recht und mit viel Leidenschaft wieder gefordert hat. Nur wenn die Bevölkerung spürt, dass wir bei der Weiterbildung Über- zeugungstäter sind, können wir auch gemeinsam einen Wandel vollziehen. Dabei ist die Bilanz für das Land der Dichter und Denker katastrophal: Der Bildungsbericht 2008 weist darauf hin, dass in der Zeit der rot-grünen Koalition die Ausgaben der BA für Weiterbildungsmaßnahmen um rund 70 Prozent gekürzt und die Ausgaben der öffentli- chen Haushalte für Weiterbildung um weitere 20 Prozent reduziert wurden. Die Lage, in der wir uns befinden, ist nicht vom Him- mel gefallen. Da sind hier im Lande schon die Stell- schrauben falsch gestellt worden. Umso wichtiger ist es, sich klarzumachen, für wen eine Weiterbildung jetzt als dringend notwendig ist: Erstens für alle, die keinen Schulabschluss haben. Hierfür brauchen wir kein Recht auf einen Hauptschulabschluss. Wir brauchen im Rah- men einer Weiterbildungsoffensive ein Programm für das Erreichen eines Schulabschlusses. Wir können es nicht hinnehmen, dass inzwischen knapp 1,6 Millionen Menschen bis 29 Jahre keinen Schulabschluss haben. Keiner darf verloren gehen. Zweitens für alle sogenannten älteren Arbeitnehmer, bei welchem Alter dies nach welcher Definition auch immer ansetzen mag: Wir können und wir dürfen es uns nicht leisten, dass diejenigen nicht mehr arbeiten, die wir mit ihrer großen Erfahrung und ihrem fundierten Wissen brauchen. Sie müssen die Chance haben, mit Weiterbil- dungsangeboten dieses Wissen zu aktualisieren. Wir brauchen sie. Deswegen ist eine richtige Impulsmaßnahme als Mo- tor für eine Weiterbildungsbewegung in Deutschland so wichtig. Das gelingt aber nicht mit der Weiterbildungs- prämie von 154 Euro. Es gibt keine Zielgruppe. Es gibt keine zu finanzierenden beruflichen Fort- und Weiterbil- dungsmaßnahmen. Es mangelt an der Gesamtfinanzaus- stattung. 15 Millionen Euro auf drei Jahre gestückelt, das ist nichts anderes als ein lauer Koalitionskompromiss. Wir brauchen richtige Anreize. Lernzeitkonten und Bildungssparen, Bildungskredite und Weiterbildungs- schecks können solche Anreize bieten. Nur muss all dies – wie es der Bundesverband der Träger beruflicher Bil- dung sinnvollerweise anmahnt – in eine bildungspoliti- sche Gesamtarchitektur eingebettet sein. Wir brauchen einen Aufbruch in eine Gesellschaft, in der lebenslanges Lernen selbstverständlich ist. B „ n i d s n b s c u D w n Z c a L a w s w d p g P L t d t w d l s d d d d g h b d k s n M n t e b c u L d z Q k h (C (D Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE): Der ildungsbericht 2008 bietet leider auch im Abschnitt Weiterbildung und Lernen im Erwachsenenalter“ kei- erlei Anlass zu überschwenglicher Begeisterung. Ganz m Gegenteil. Alles in allem muss das Fazit eher lauten, ie Probleme und Defizite dieses Bildungsbereichs ver- tetigen sich auf hohem Niveau bzw. haben zum Teil och zugenommen. Ich will hier nur einmal einige, mir esonders wichtige Punkte ansprechen. Der Bericht tellt fest, dass eine Diskrepanz zwischen der öffentli- hen Diskussion über die Relevanz von Weiterbildung nd den tatsächlichen Weiterbildungsaktivitäten besteht. ies war bereits im Bildungsbericht 2006 konstatiert orden, hat sich aus der Sicht der Autoren für die Unter- ehmensaktivitäten eher noch verschärft. Bereits für den eitraum zwischen 1999 und 2005 war aber ein merkli- her Rückgang des Weiterbildungsangebotes quer durch lle Branchen und Unternehmensgrößen zu beobachten. eider nichts geändert hat sich an der Tatsache, dass uch die Weiterbildung in hohem Maße sozial selektiv irkt. Bildungsferne Schichten nehmen unterdurch- chnittlich Angebote der Weiterbildung wahr, was inso- eit nicht weiter überraschend ist, weil sie auch unter- urchschnittlich von der Teilnahme an Weiterbildung rofitieren. Besonders zu denken geben muss die man- elnde Weiterbildungsteilhabe von über 50-Jährigen und ersonen mit Migrationshintergrund. Auch der von der inken vielfach kritisierte mangelhafte Beitrag der Wei- erbildung zur Integration von Zuwanderern wird durch en Bericht ausdrücklich bestätigt. Diese Probleme müssen auch Maßstab für die Beur- eilung der hier heute vorliegenden Anträge sein. Da äre zunächst der Gesetzentwurf der Bundesregierung, er mit großen Ansprüchen glänzt. Ziel sei es, den Stel- enwert der Weiterbildung zu erhöhen und mehr Men- chen für die Weiterbildung zu mobilisieren, insbeson- ere um berufliche Kompetenzen auch nach Abschluss er Ausbildung zu aktualisieren und auszubauen. Selbst er Bundesregierung ist nicht entgangen, dass der Be- arf zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit bei ering Qualifizierten besonders hoch ist. Und – man öre und staune – die Bundesregierung ist sich sehr wohl ewusst, dass dieser Personenkreis über kein ausreichen- es Einkommen verfügt, um neben den Lebenshaltungs- osten in Weiterbildung investieren zu können. Was chlägt die Bundesregierung nun nach so viel anerken- enswerter Zielvorgabe und lobenswerter Analyse an aßnahmen vor? Weiterbildungsprämie, Inanspruch- ahme vermögenswirksamer Leistungen auch für Wei- erbildungszwecke und Weiterbildungsdarlehen. Da fällt inem doch unwillkürlich die Feststellung des Bildungs- erichts ein, welche Diskrepanz zwischen der öffentli- hen Diskussion über die Relevanz von Weiterbildung nd den tatsächlichen Weiterbildungsaktivitäten besteht. Ich wiederhole noch mal die nach Auffassung der inken überaus zutreffende Feststellung aus dem Antrag er Bundesregierung: „Besonders hoch ist der Bedarf ur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit bei gering ualifizierten. Sie verfügen außerdem in der Regel über ein ausreichendes Einkommen, um neben den Lebens- altungskosten in Weiterbildung investieren zu können.“ 17988 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) Sie wissen also selbst, dass diese Personengruppe „in der Regel“, also in ihrer ganz überwiegenden Mehrheit nicht in der Lage ist, in ihre Weiterbildung zu investieren. Und was bieten sie diesen Personen, die nach ihren ei- genen Angaben nicht über das notwendige Kleingeld für Weiterbildung verfügen, an? Sie wollen auf jeden Euro, den diese Personen aufbringen, einen weiteren Euro drauflegen. Ja, was heißt das denn nun für Menschen, die über keine Eigenmittel verfügen? Sie legen auf kei- nen Euro keinen weiteren drauf. Sehr überzeugend! Den Eigenanteil über das Weiterbildungsdarlehen finanzieren zu wollen, wird wohl kaum ihre Absicht sein. Wer kein Geld hat für Weiterbildung, hat auch kein Geld für Til- gungsraten. Blieben vermögenswirksame Leistungen. Die gehen aber bislang – soweit überhaupt vorhanden – ganz überwiegend in den Konsum, konkret in die Beschaffung langlebiger Güter, wie Möbel, Auto oder Ähnliches. Da bin ich mal gespannt, wie die Bundesregierung diese Per- sonen dazu bringt, zugunsten der Weiterbildung auf die Wohnungseinrichtung zu verzichten. Aber unterstellen wir mal, dass Betroffene irgendwie und irgendwoher 154 Euro zusammenkratzen und die Bundesregierung weitere 154 Euro drauflegt, denn das ist ja die Obergrenze. Welche fantastischen Angebote „zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit“ darf der oder die gering Qualifizierte dann für diese 308 Euro er- warten? Gerne hätten wir darüber Auskunft von der Bundesregierung erhalten, aber in der Antwort auf un- sere kleine Anfrage heißt es diesbezüglich ziemlich we- nig informativ: „Aufgrund der Vielgestaltigkeit des Wei- terbildungsmarktes und der marktförmigen Organisation sind konkrete Beispiele in diesem Zusammenhang nicht zielführend.“ Nette Form der Antwort, wenn einem sonst nichts mehr einfällt. Bleibt mir nur zu spekulieren, ob es sich um Kurse zur Bedienung tibetanischer Gebetsmüh- len handelt. Sie jedenfalls bringen es darin zu einer ech- ten Meisterschaft. Gebetsmühlenhaft kündigen sie die großen Würfe in der Weiterbildung an, produzieren überwiegend heiße Luft, und der Bildungsbericht doku- mentiert die Erfolglosigkeit ihrer Politik. Da auch die Grünen in ihrem Antrag das Heil der Weiterbildung im Bildungssparen sehen, eine grundsätz- liche Anmerkung zum Abschluss. Der Bildungsbericht weist – ich hatte es einleitend angesprochen – darauf hin, dass sich die Unternehmen in erschreckendem Umfang aus der betrieblichen Weiterbildung zurückziehen. Die- selben Unternehmen, die ansonsten über Fachkräfteman- gel klagen, also anscheinend die Auffassung vertreten, dass sie selbst nichts, aber auch rein gar nichts zur Deckung ihres Qualifikationsbedarfes beitragen müss- ten. Einmal mehr werden letztlich Gewinne maximiert, indem Kosten reduziert werden. Bundesregierung und Grüne stehen wieder einmal hilflos daneben, unfähig, die Unternehmen an ihre Verantwortung zu erinnern und sie in die Pflicht zu nehmen, und deshalb sollen die Las- ten verstärkt von den Arbeitnehmern getragen werden. Auch an dieser Form der Privatisierung wird sich die Linke nicht beteiligen. Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Für Bildung vorzusorgen ist in unserer wissens- basierten, sich schnell wandelnden Gesellschaft ohne Z v F r b S d B i b n A d k u l l u g k d a s d w g d s M s e z „ l g a ü t b m z k d B d I o d h d t d (C (D weifel richtig und wichtig. Im Gegensatz zur Alters- orsorge gibt es in Deutschland bisher keine öffentliche örderung einer „Bildungsvorsorge“. Die Bundesregie- ung hat zwar viel davon geredet, aber fast drei Jahre ge- raucht, um endlich einen Vorschlag zu präsentieren. chön, dass jetzt überhaupt etwas in Richtung Weiterbil- ungssparen passiert. Schade nur, dass das Konzept der undesregierung so viele Mängel hat, dass zweifelhaft st, ob es überhaupt wirken wird und die Weiterbildungs- eteiligung tatsächlich erhöht. Problematisch ist aus unserer Sicht, dass von der Ent- ahmeregelung über das Vermögensbildungsgesetz nur rbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren, an- ere wichtige Gruppen aber leer ausgehen. Hinzu ommt, dass die erreichbaren Beträge viel zu gering sind, m eine längere Fortbildung zu bezahlen. Und schließ- ich ist bei der obligatorischen Beratung für die Auszah- ung der Bildungsprämie unklar, wie die Beraterinnen nd Berater qualifiziert werden sollen. Besonders un- ünstig ist, dass die Bundesregierung mit ihrem Modell einerlei Impuls in Richtung Bildungsvorsorge gibt; enn das im Rahmen des Vermögensbildungsgesetzes ngesparte Geld wird nicht explizit für Bildung einge- etzt, sondern kann für alles Mögliche verwendet wer- en. Mit einer solchen Beliebigkeit kann man keinen Be- usstseinswandel bei den Menschen erreichen. Mein Hauptkritikpunkt ist jedoch, dass die Bundesre- ierung keine nachhaltige Finanzierungsperspektive für as Weiterbildungssparen vorsieht. Am liebsten würde ie überhaupt kein Geld dafür ausgeben, schon gar nicht ittel aus dem Bundeshaushalt. Ein echtes Bildungs- parmodell mit einem Bildungssparkonto für jeden und iner attraktiven Sparförderung ist jedoch nicht umsonst u haben. Nach Berechnungen der Expertenkommission Lebenslanges Lernen“ würde so etwas 300 bis 450 Mil- ionen Euro jährlich kosten. Die nun von der Bundesre- ierung über vier Jahre vorgesehenen 45 Millionen Euro us dem Europäischen Sozialfonds, ESF, sind demgegen- ber extrem mickrig. Selbst die Experten, die die Struk- ur des Bildungssparens für die Regierung entworfen ha- en, haben in der Anhörung des Bildungsausschusses oniert, dass das Modell mit einer solch geringen finan- iellen Ausstattung keine Anreizwirkung entfalten önne. Zudem sind die ESF-Mittel bis zum Ende der För- erperiode, 2013, begrenzt; infolgedessen ist auch die ildungsprämie der Regierung befristet. Diese Weiterbil- ung nach Kassenlage schafft kein Vertrauen in ein neues nstrument. Der Hohn ist, dass die Regierung selbst ganz ffen einräumt, dass die Änderung des Vermögensbil- ungsgesetzes keine Anreizwirkung entfalten werde. So eißt es im Gesetzentwurf: Durch die Änderung … entstehen keine Mehraus- gaben für Bund, Länder und Gemeinden, … Auf- grund dieses Gesetzes werden keine zusätzlichen Anreize zum Abschluss von zulagebegünstigten Verträgen geschaffen. Es ist also gar nicht vorgesehen, Bildungssparen über ie Initiative, die wir hier heute debattieren, zu einem at- raktiven Modell zu machen. Das ist doch lächerlich; ann können Sie es doch gleich sein lassen! Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 17989 (A) ) (B) ) Wir Grüne bringen ein eigenes Bildungssparmodell ein, das auf den Vorschlägen der Expertenkommission zur Finanzierung lebenslangen Lernens beruht. Wir wol- len, dass jede und jeder ab 16 Jahren ein Bildungsspar- konto eröffnen kann, auch für eine andere Person, zum Beispiel Kinder oder Enkel. Bei regelmäßigen Einzahlun- gen soll es eine staatliche Bildungssparzulage geben, die mindestens so hoch ist wie die Bausparförderung. Ent- nahmen sollen für zertifizierte Bildungsangebote mög- lich sein. Von unserem Vorschlag profitieren insbeson- dere Geringverdiener: Für sie ist eine höhere Sparzulage vorgesehen, nämlich 100 Prozent bei einer Mindestein- lage von 5 Euro im Monat. Im Gegensatz zur Regierung haben wir eine verlässliche finanzielle Grundlage: Aus unserer Sicht sollte für das Bildungssparen die Woh- nungsbauprämie abgeschafft werden. Außerdem fragen wir uns, warum bei Riester-Verträ- gen eine Entnahme für Wohneigentum zulässig ist, für Bildung aber nicht. Das sollte angeglichen werden. Da- mit das Bildungssparen ein Erfolg wird, muss es zudem öffentlichkeitswirksam beworben werden. Außerdem brauchen wir eine bessere Bildungsberatung – trägerun- abhängig und regional verankert – sowie weitere An- strengungen bei der Zertifizierung von Bildungsangebo- ten. Zuletzt eine grundsätzliche Anmerkung: Bildungs- sparen kann immer nur ein Baustein einer zukunftsge- richteten Weiterbildungspolitik sein. Eigenverantwor- tung zu stärken, ist nicht per se falsch. Auch wir Grünen befürworten es, Menschen im Sinne einer Vorsorge, die auch Bildung umfasst, zu mehr privaten Investitionen „anzustacheln“. Sparanreize für Individuen dürfen je- doch nicht das Kernelement einer Weiterbildungsstrate- gie sein! Hier hat die Weiterbildungspolitik der Regie- rung eindeutig eine Schieflage. Viel wichtiger wäre nämlich ein Erwachsenenbildungsförderungsgesetz. Das ist der entscheidende Hebel, um Weiterbildung zu för- dern, um die niedrige Beteiligung in Deutschland end- lich zu erhöhen. Flankiert durch gute Beratungsangebote und eine öffentliche Kampagne wäre dies ein erster Schritt. Doch hierzu kann sich die Regierung nicht durchringen. Das ist bedauerlich. Andreas Storm, Parl. Staatssekretär bei der Bun- desministerin für Bildung und Forschung: „Wir müssen die Bildungsrepublik Deutschland werden. Das ist es, was unsere Zukunft für die nächsten Jahrzehnte sichert“. Mit diesen Worten hat Bundeskanzlerin Angela Merkel vor wenigen Tagen unmissverständlich klarge- macht, dass dem Thema Bildung und Qualifizierung für die Bundesregierung die höchste politische Priorität zu- kommt. Wirtschaftliche Stärke, soziale Sicherheit und gesellschaftliche Teilhabe finden ihre Grundlage in den klugen Köpfen, in den hervorragend qualifizierten Fach- kräften, in den kreativen und innovativen Ideen der For- scher in Deutschland. Bildung und Qualifizierung sind der Schlüssel für die persönlichen Chancen jedes Einzel- nen und für die Zukunft unseres Landes. Deshalb gilt es, alle Begabungen und Talente der Menschen in Deutschland zu fördern. Bund und Länder t w r l w b g g w e w L t g u d r l B g A k B g c d n h a t z b n d e r l a s i t K D n g L D a m t b i t l v (C (D ragen dafür eine gemeinsame bildungspolitische Verant- ortung. Gemeinsam mit den Ländern wird die Bundes- egierung auf einem Bildungsgipfel im Herbst die „Qua- ifizierungsinitiative für Deutschland“ beschließen. Sie ird Impulse für eine bessere Ausschöpfung aller Bega- ungsreserven auf allen Stufen der Bildungsbiografie eben, von der frühkindlichen Bildung bis zur berufsbe- leitenden Weiterbildung. Das Ziel heißt: Fachkräfte ge- innen, Aufstieg durch Bildung ermöglichen, jedem ine Chance geben. Wer die Bildungsrepublik Deutschland verwirklichen ill, muss der zentralen Bedeutung des lebenslangen ernens und der beruflichen Weiterbildung in einer al- ernden Erwerbsgesellschaft gerecht werden. Der demo- rafische Wandel hat weitreichende Konsequenzen für nser Bildungssystem und für die Bildungsbeteiligung er Menschen. Denn mit dem Altersaufbau der Bevölke- ung verändert sich auch die Zusammensetzung der Be- egschaften in den Betrieben: Es rücken weniger junge erufsanfänger nach. Gerade deshalb ist es von immer rößerer Bedeutung, die Leistungsfähigkeit der älteren rbeitnehmer zu erhalten. Eine alternde Erwerbsgesellschaft ist zwingend auf ontinuierliche Weiterbildung während des gesamten erufslebens angewiesen. Nur so kann die Beschäfti- ungsfähigkeit der Menschen bis ins Rentenalter gesi- hert werden, nur so können Innovationskraft und Pro- uktivität erneuert und auf Dauer erhalten werden. Wenn Kenntnisse und Fähigkeiten immer wieder auf eue berufliche Anforderungen eingestellt werden, aben Menschen jeden Alters dauerhaft gute Chancen uf Teilhabe am Arbeitsleben. Zugleich stehen den Be- rieben qualifizierte Fachkräfte in allen Altersgruppen ur Verfügung. Nur durch eine kontinuierliche Weiter- ildung der gesamten Belegschaft können die Unter- ehmen mit dem hohen Tempo technologischer Verän- erungen mithalten – ein betriebswirtschaftlich ntscheidender Faktor. Schließlich ist regelmäßige be- ufliche Weiterbildung auch volkswirtschaftlich uner- ässlich. Sie ist – neben einer soliden beruflichen oder kademischen Erstausbildung – entscheidende Voraus- etzung dafür, dass wir unsere Produktivität erhöhen und mmer wieder neue Produkte, Verfahren und Dienstleis- ungen entwickeln. Vor diesem Hintergrund müssen wir besorgt zur enntnis nehmen: Die Beteiligung an Weiterbildung in eutschland ist im internationalen Vergleich insgesamt icht zufriedenstellend – auch wenn sie bei solchen Ver- leichen teilweise unterschätzt wird, weil in anderen ändern Maßnahmen zur Weiterbildung zählen, die in eutschland Bestandteil der Erstausbildung sind. Wie uch immer man im Detail einzelne Zahlen bewerten ag, der Befund bleibt: Im Hinblick auf die hohe Priori- ät der berufsbegleitenden Weiterbildung ist die Weiter- ildungsbeteiligung in Deutschland zu niedrig. Das gilt n besonderem Maße für einzelne Gruppen, deren objek- iver Weiterbildungsbedarf besonders stark vom tatsäch- ichen Weiterbildungsverhalten abweicht. Ich nenne hier or allem die Älteren und die Geringqualifizierten. 17990 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) Die Bundesregierung hat sich deshalb das Ziel ge- setzt, die Beteiligung an formalisierter Weiterbildung von zuletzt 43 Prozent auf 50 Prozent im Jahr 2015 an- zuheben. Wir haben dazu vor wenigen Wochen eine um- fassende Konzeption für das Lernen im Lebenslauf vorgelegt, die auch die Empfehlungen des von Bundes- bildungsministerin Annette Schavan eingesetzten „Inno- vationskreises Weiterbildung“ aufgreift. Ein wichtiger Baustein der Konzeption für das Lernen im Lebenslauf wird mit dem vorliegenden Gesetzent- wurf verwirklicht. Zugleich setzen wir damit den Auf- trag aus dem Koalitionsvertrag um, ein neues Finanzie- rungsinstrument zu schaffen, das individuelle finanzielle Anreize für eine Erhöhung der Weiterbildungsbeteili- gung bietet. Auf welche Weise dieses Ziel am besten zu erreichen ist, war Gegenstand einer Untersuchung, die der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begut- achtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Pro- fessor Bert Rürup, gemeinsam mit dem Forschungsinsti- tut für Bildungs- und Sozialökonomie vorgelegt hat. Der Lösungsvorschlag ist ein dreiteiliges Instrumentarium, mit dem private Investitionen in den Erhalt und Ausbau der Beschäftigungsfähigkeit durch berufliche Weiterbil- dung gefördert werden. Die drei Komponenten sind: ers- tens die unschädliche Entnahme von Sparguthaben nach dem Vermögensbildungsgesetz, für die wir heute einen Gesetzentwurf vorlegen, zweitens die Einführung einer Weiterbildungsprämie, mit der niedrige und mittlere Ein- kommen einen Zuschuss von maximal 154 Euro für Kursentgelte erhalten können, wenn sie dieselbe Summe – oberhalb einer Bagatellgrenze von 30 Euro – als Ei- genanteil mit einbringen, drittens die Auflage eines zweckgebundenen Darlehens für Weiterbildung analog den Studienkrediten. Dieser Ansatz stellt die Finanzierung von Weiterbil- dung bewusst in den größeren Zusammenhang wirt- schaftlicher und sozialpolitischer Überlegungen. Gleich- zeitig bezieht er eine Vielzahl von Erfahrungen ein, die zwischenzeitlich im In- und Ausland mit nachfrageori- entierten Finanzierungsinstrumenten gemacht wurden. Vor allem aber ist der Vorschlag konsequent auf Praxis- tauglichkeit hin entwickelt: Wo immer es möglich und sinnvoll ist, knüpfen die einzelnen Instrumente an beste- hende Regelungen und Einrichtungen an. Praxistauglichkeit und Effektivität sind auch die ent- scheidenden Kriterien in Bezug auf die Änderung des Vermögensbildungsgesetzes. Wir ermöglichen damit auch während der Sperrfrist von sieben Jahren die Verwen- dung von vermögenswirksam angelegten Leistungen für Zwecke der beruflichen Weiterbildung, ohne dass die staatliche Arbeitnehmer-Sparzulage verloren geht. Der Einbau des Weiterbildungssparens in das Vermö- gensbildungsgesetz ist ein bildungspolitischer Meilenstein: Erstmals wird damit das Sparen für Weiterbildungszwecke in die Reihe der Sparmotive aufgenommen, die der Staat als besonders förderungswürdig finanziell unterstützt. Wir wählen damit einen praktikablen Weg, der erstens eine bereits bewährte und vielfach verbreitete Sparform für Weiterbildungszwecke nutzbar macht und diese Sparform zweitens zugleich durch eine Erweiterung der A l a g h k i k t g d D c n c g H l b g M d n a a s G k m E m s z k m s v n e k D A d d a d s K (C (D nwendungsmöglichkeiten noch attraktiver werden ässt. Die Arbeitnehmer erhalten damit ein Höchstmaß n Entscheidungsfreiheit über die Verwendung ihrer an- esparten Mittel. Zudem sichert die Entnahme aus Gut- aben nach dem Vermögensbildungsgesetz bereits sehr urzfristig die nötige Liquidität für private Investitionen n Weiterbildung. Das Instrument kann damit sofort wir- en, ohne einen längeren Vorlauf für die Ansparphase. Weitergehende Mobilisierungseffekte werden in ers- er Linie von den Prämiengutscheinen ausgehen: Ver- leichbar mit dem bereits jetzt sehr erfolgreichen Modell er „Bildungsschecks NRW“ wollen wir in ganz eutschland eine spürbare Bewegung zu mehr berufli- her Weiterbildung von Arbeitnehmerinnen und Arbeit- ehmern auslösen. Sicherlich werden einige nun die Frage stellen: Rei- hen 154 Euro Weiterbildungsprämie denn aus, um si- nifikante Mobilisierungseffekte erzielen zu können? ier hat das Gutachten der Experten ebenso wie die Zah- en des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) erge- en, dass mit einer Gesamtsumme aus Prämie und Ei- enanteil in Höhe von 338 Euro bei über 70 Prozent der aßnahmen, die bislang individuell getragen wurden, ie Kursgebühren abgedeckt werden können. Auch die euesten Erfahrungen aus dem Ausland, insbesondere us Großbritannien und Österreich, aber auch die Beob- chtungen für einen erheblichen Teil der Bildungs- checks in NRW bestätigen, dass Beträge in dieser rößenordnung zu mehr Weiterbildung mobilisieren önnen. Mobilisierung für niedrige Einkommen durch die Prä- ie, staatliche Unterstützung für den unverzichtbaren igenanteil durch die Möglichkeit zur Entnahme im Ver- ögensbildungsgesetz und die neuen Darlehen: Mit die- em Dreiklang lässt sich ein breites Spektrum an Finan- ierungsbedarfen für die berufliche Weiterbildung, von leineren Kursen bis hin zu kostenintensiven Maßnah- en, abdecken. Damit werden mehr Menschen zur ver- tärkten Teilnahme an beruflicher Weiterbildung moti- iert und befähigt. Wir kommen auf diesem Weg nicht ur dem Ziel, die Weiterbildungsbeteiligung spürbar zu rhöhen, ein gutes Stück näher. Damit wird auch ein leiner, aber zentraler Baustein für die Bildungsrepublik eutschland gelegt. nlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Keine Erhöhung der Lkw-Maut ohne vorherige Harmonisierung der Wettbewerbsbedingungen (Tagesordnungs- punkt 14) Wilhelm Josef Sebastian (CDU/CSU): Der Antrag er FDP „Keine Mauterhöhung ohne Harmonisierung er Wettbewerbsbedingungen“, der heute zur Beratung nsteht, ist eigentlich überholt. Formell sind zwar die in em Antrag gestellten Forderungen nicht alle beschlos- en, aber ich bin sicher, dass auch die Kolleginnen und ollegen der FDP davon Kenntnis haben, dass es uns in- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 17991 (A) ) (B) ) zwischen gelungen ist, gemeinsam mit den größten Ver- bänden des betroffenen Gewerbes eine Einigung über das vollständige Harmonisierungsvolumen von 600 Mil- lionen Euro zu erreichen. Sie wissen genau so gut wie ich, dass wir, die CDU/ CSU-Fraktion, stets auf der vollen Harmonisierung be- standen haben. Leider scheiterte der Vorschlag eines Mautermäßigungsverfahrens vor der Europäischen Kommission. Ausländische Spediteure würden diskrimi- niert, war die Begründung. Dieser Weg konnte leider nicht beschritten werden. Aber zur Ehrlichkeit gehört, dass der ursprünglich ausgerechnete Mautsatz von 15 Cent auf 12,4 Cent abgesenkt wurde, um das Ge- werbe bis zur endgültig vollen Harmonisierung mit einer geringeren Mautgebühr zu entlasten. Ich weiß, dass na- türlich die ausländischen Transportunternehmer von die- ser Absenkung im gleichen Maße wie unsere heimischen Unternehmer profitieren. Mit der Senkung der Kfz-Steuer und der Auflegung des Innovationsprogramms zum 1. September 2007 wurde der durchschnittliche Mautsatz dann auf die aktu- ellen 13,5 Cent erhöht und den 15 Cent angenähert. Mo- mentan ist damit ein Harmonisierungsvolumen von 250 Millionen Euro realisiert: Die zum 1. September 2007 auf das europarechtlich zulässige Mindestmaß ge- kürzte Kfz-Steuer, sparte dem Gewerbe 150 Millionen Euro ein. Seit diesem Zeitpunkt wird auch die Anschaf- fung von emissionsarmen Lkw gefördert. Dies bedeutet eine Unterstützung für das Gewerbe von bis zu 100 Mil- lionen Euro. Dieses Unterstützungsprogramm hat gro- ßen Zuspruch erfahren und wurde daher inzwischen ver- längert. Für beide Harmonisierungsmaßnahmen gilt, dass alle schweren Fahrzeuge bzw. Neufahrzeuge gefördert wer- den und es somit keine Obergrenze pro Unternehmen gibt. Der absolute Entlastungsbetrag ist daher für Unter- nehmen mit großem Fuhrpark dementsprechend größer als bei kleinen Unternehmen. 36 Prozent der Förder- menge konzentriert sich auf nur 5,6 Prozent der Anträge, darunter befinden sich Anträge mit mehr als 100 Neufahr- zeugen. Großunternehmen profitieren also vom Innova- tionsprogramm stärker als kleine und mittlere Unterneh- men. Beide Programme decken allerdings nur 250 Millio- nen der einst bei Einführung der Maut versprochenen 600 Millionen Euro Entlastung ab. 350 Millionen Euro sind noch offen. Weitere Schritte sind notwendig. Des- halb komme ich nun zu den eingangs erwähnten Harmo- nisierungsmaßnahmen, die das versprochene Harmoni- sierungsvolumen in Höhe von 600 Millionen Euro komplettieren. Die Bundesregierung wird das „Harmonisierungspa- ket“ mit einer De-minimis-Beihilfe und einem Förder- programm für Aus- und Weiterbildung ergänzen. Für das De-minimis-Programm ist keine Anzeige und keine Ge- nehmigung der Europäischen Kommission erforderlich. Europarechtlich bedeutet es also kein Risiko. Gefördert werden wird in den Bereichen Qualifizierung, Beschäfti- gung, Sicherheit und Umwelt. Wenn also ein Fahrer eine Fortbildung macht oder neueste Sicherheitstechnik ein- g u g M i m w i d u m I d s g d K s A s d w U t t e t d ü F m n H z z w s 1 S g h d d n d w d k T d d n d M a (C (D ebaut wird, werden diese Aufwendungen bezuschusst, nd zwar zu 100 Prozent. Aber nur bis zu einer Höchst- renze von 33 000 Euro pro Unternehmen und Jahr. ehr lässt die EU nicht zu. Für große Unternehmen mit einem großen Fuhrpark st diese Höchstgrenze von 33 000 Euro pro Unterneh- en und Jahr natürlich nicht ausreichend. Deshalb urde nach einem Ausgleich gesucht, und man hat ihn n der zusätzlichen Förderung von Aus- und Weiterbil- ungsmaßnahmen gefunden. Die Förderung von Aus- nd Weiterbildungsmaßnahmen ist damit die vierte Har- onisierungssäule neben abgesenkter Kfz-Steuer, dem nnovationsprogramm und der De-minimis-Beihilfe. Für iese Art der Beihilfe ist eine Anzeige bei der Europäi- chen Kommission erforderlich, aber keine Genehmi- ung. Im Gegensatz zur De-minimis-Beihilfe sind nach er Verordnung für Ausbildungsbeihilfe nur bestimmte osten förderfähig, und diese auch nur mit einem be- timmten Prozentsatz. Vorstellbar ist, dass neben diesem Fördergeld für us- und Weiterbildung im De-minimis-Katalog ein zu- ätzliches Förderungsprogramm für Aus- und Weiterbil- ung aufgelegt wird. Die Unternehmen könnten dann ählen, welche Art der Förderung sie wählen. Kleinere nternehmen würden voraussichtlich die Aus- und Wei- erbildungskosten über De-minimis fördern lassen. Un- ernehmen, die die Förderhöchstbeträge bei De-Minimis rreicht haben, könnten für Aus- und Weiterbildungskos- en zusätzlich Zuschüsse über ein gesondertes Fortbil- ungsbeihilfeprogramm erhalten. Letztendlich bleibt es natürlich den Unternehmen berlassen, ob und in welchem Maße sie von den drei örderprogrammen – Innovationsprogramm, De-mini- is-Beihilfe, Beihilfe für Aus- und Weiterbildungsmaß- ahmen – Gebrauch machen. Deshalb sind die konkreten armonisierungsvolumina pro Jahr nicht exakt vorher- usehen. Das wird berücksichtigt, indem die Beträge wischen den einzelnen Maßnahmen flexibel gestaltet erden. Unterm Strich wäre damit das versprochene Harmoni- ierungsvolumen von 600 Millionen Euro erreicht: 50 Millionen Euro durch die Absenkung der Kfz- teuer, 100 Millionen Euro durch das Innovationspro- ramm und 350 Millionen Euro für die De-minimis-Bei- ilfe und für die Förderung von Aus- und Weiterbil- ungskosten. Nur weil die volle Harmonisierung erreicht wird, wer- en wir der Mauterhöhung zustimmen. Ich will hier icht um den heißen Brei herumreden. Uns ist die Lage es Transportgewerbes durchaus bekannt. Wir wissen, elche Mehrbelastung durch die steigenden Ölpreise in en vergangenen Monaten auf die Unternehmen zuge- ommen sind. Die Kosten für Diesel sind aber nur ein eil. Eine enorme Belastung entsteht auch unbestreitbar urch die hohe Verkehrsdichte auf unseren Straßen und ie damit verbundene Staubildung. Ich will diese Seite icht näher beleuchten, sondern dies der noch kommen- en Debatte überlassen, in der die Mauterhöhung und autspreizung eigentlich beschlossen wird. Ich kann ber schon heute sagen, dass wir darauf bestehen 17992 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) werden, dass die Mehreinnahmen durch die Erhöhung auch voll und ganz in die Verkehrsinfrastruktur fließen müssen. Ich will zurückkommen auf die eben vorgestellten Harmonisierungsmaßnahmen. Unterstreichen möchte ich nochmals, dass ursprünglich ja vereinbart worden ist: Die Maut bei einem Durchschnittssatz von 13,5 Cent zu belassen, bis weitere Ausgleichsleistungen an das Ge- werbe gezahlt werden würden. Diese erfolgen jetzt durch die De-minimis-Beihilfe und die Förderung von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen. Die Mautermäßi- gung kann somit entfallen, und der Mautsatz erhöht sich auf die vom Wegekostengutachten von 2002 abgeleite- ten durchschnittlichen 15 Cent. Zusätzlich wird es notwendig, die Mautsätze an die aktuellen Wegekosten anzupassen, die Ende 2007 neu berechnet wurden. Deshalb erfolgt eine weitere Erhö- hung der 15 Cent auf durchschnittlich 16,3 Cent. Unter dem Gesichtspunkt Umweltschutz wird auch eine stär- kere Mautspreizung vorgenommen. Neu und nicht durch die Harmonisierung ausgeglichen ist also nur die Erhö- hung um 1,3 Cent auf durchschnittlich 16,3 Cent. Geht man von den laut altem Wegekostengutachten berechne- ten 15 Cent aus, erfolgt durch die Mautspreizung in der günstigsten Mautklasse also durchaus eine Absenkung auf 14,3 Cent. Weniger umweltfreundliche Lkw werden durch die Mautspreizung stärker belastet. Mir ist bewusst, dass die wissenschaftliche Methode, die für die Errechnung der aktuellen Wegekosten 2007 angewandt wurde, von einigen in Zweifel gezogen wurde. Diese Zweifel haben dazu geführt, dass es noch mal zu einer Veränderung kommt, die letztendlich dazu führt, dass 330 Millionen Euro nicht zur Anrechnung kommen. Ich halte dies für einen tragbaren Kompromiss. Die ursprüngliche neue aktuelle Wegekostenbe- rechung ergab für die Jahre 2009 bis 2012 durchschnitt- lich über 1 Milliarde Euro Mehreinnahmen. Nach dem nun gefundnen Kompromiss werden es durchschnittlich circa 740 Millionen Euro im Jahr sein. Ich fasse zusammen: Eine Mauterhöhung und Maut- spreizung wird mit uns nur kommen, wenn das Harmo- nisierungsvolumen von 600 Millionen Euro jährlich zeit- gleich mit der Mauterhöhung zum 1. Januar 2009 auch in Kraft tritt. Die Maut wird zwar erhöht, aber ausgehend von den 15 Cent wird die Maut für schadstoffarme Lkw in der günstigsten Mautklasse gesenkt. Die Mauthöhe orientiert sich nicht komplett an den ausgerechneten We- gekosten, sondern es werden 330 Millionen Euro nicht angerechnet. Wir, die CDU/CSU-Fraktion, lehnen diesen Antrag ab. Jörg Vögelsänger (SPD): Die Einführung der Lkw- Maut war und ist eine richtige Entscheidung. Jetzt gilt es, das komplexe System weiterzuentwickeln. Dazu hat das Bundeskabinett am 18. Juni 2008 entsprechende Be- schlüsse gefasst. Wichtig und notwendig ist dabei der Paketcharakter. Die Maßnahmen Mautharmonisierung, Mautspreizung und Mauthöhenverordnung gehören zu- sammen. Im Fachausschuss und mit den Verbänden des V s t d t p r e s n f w b W w w n u t h D i i k d a n r v B h t g D l s d n d e T la b d L w i l E t v g d (C (D erkehrsgewerbes gilt es, die vom Bundeskabinett be- chlossenen Eckpunkte zu diskutieren. Sicherlich ist dabei nicht nur Zustimmung zu erwar- en. Zu betonen ist in der notwendigen Diskussion, dass as Harmonisierungspaket für mehr Gerechtigkeit im in- ernationalen Wettbewerb sorgt. Das Harmonisierungs- aket besteht aus mehreren Komponenten. Dazu gehö- en Kfz-Steuersenkung, ein Innovationsprogramm und in Förderprogramm für Aus- und Weiterbildung. Das orgt für eine ausgewogene Förderung von Kleinunter- ehmen, Mittelständlern und größeren Unternehmen und ür eine Wettbewerbsverbesserung für das deutsche Ge- erbe im internationalen Vergleich. Am Transportgewerbe hängen direkt und indirekt Ar- eitsplätze im Millionenbereich. Zudem ist die deutsche irtschaft auf funktionierende Transportsysteme ange- iesen. Das Wirtschaftswachstum darf nicht gefährdet erden. Deshalb brauchen wir dringend mehr Investitio- en in die Verkehrsinfrastruktur. Insbesondere Straße nd Schiene kommen an Kapazitätsgrenzen. Die Investi- ionen des Bundes in Straße, Schiene und Wasserstraße aben eine Größenordnung von circa 9 Milliarden Euro. ie Verkehrspolitiker der großen Koalition haben dabei n den Haushaltsberatungen für 2008 Nachbesserungen m dreistelligen Millionenbereich erkämpft. Sicherlich hätten wir alle uns dabei mehr vorstellen önnen; aber in Regierungsverantwortung Steigerungen urchzusetzen, ist immer eine größere Herausforderung, ls mehr Mittel in der Opposition zu fordern. Zur Erin- erung: Unter schwarz-gelber und rot-grüner Regie- ungsverantwortung hatten wir auch die Größenordnung on circa 9 Milliarden Euro Verkehrsinvestitionen des undes. Mit der Zusatzeinnahme durch die Mauterhö- ung 2009 besteht die große Chance, die Verkehrsinves- itionen des Bundes auf über 10 Milliarden Euro zu stei- ern. Das wäre ein wichtiges Signal für den Standort eutschland. Trotzdem gilt es, in den Anstrengungen nicht nachzu- assen. Dazu gehören PPP-Modelle, der effektive Ein- atz der Mittel aus der Teilprivatisierung der Bahn und as EFRE-Bundesprogramm. Im Übrigen ist hier nicht ur der Bund in der Verantwortung. Die Investitionen er Bundesländer für Landes- und Staatsstraßen haben in erschreckend niedriges Niveau. Auch dort finden ransporte statt. Dies soll keineswegs davon ablenken, dass Deutsch- nd die Verkehrsdrehscheibe in Europa ist. Nach Anga- en des Bundesverkehrsministeriums kommen 38 Prozent er Mauteinnahmen von ausländischen Spediteuren. Die kw-Maut ist in Europa in vielen Ländern eingeführt orden. Dort leisten unsere deutschen Spediteure auch hren Beitrag. Ich möchte kurz auf die mir bekannten Pressemittei- ungen vom Bundesverband Güterverkehr, Logistik und ntsorgung, BGL, und vom Fachverband „Pro Mobili- ät“ eingehen. So spricht der BGL von einem Existenz- ernichtungsprogramm unter einer CDU-geführten Re- ierung. Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass eutsche und ausländische Spediteure gleichsam die er- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 17993 (A) ) (B) ) höhten Mautsätze zu zahlen haben. Die Mautspeisung ist ein Anreiz für moderne Fahrzeuge. Das Harmonisie- rungspaket begünstigt – dies ist auch richtig so – das deutsche Gewerbe. Die Ziele des Verbandes „Pro Mobi- lität“ werden von den Verkehrspolitikern meiner Frak- tion grundsätzlich unterstützt. Wir sind uns einig, dass wir mehr Investitionen für die Verkehrsinfrastruktur brauchen. Ich bin optimistisch, dass das gelingt. Der Präsident des Verbandes „Pro Mo- bilität“, Herr Dr. Peter Fischer, den ich sehr schätze, müsste als ehemaliger niedersächsischer Verkehrsminis- ter wissen, dass alle Verkehrsträger mehr Investitionen brauchen. Hier sind wir gemeinsam in der Verantwor- tung für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Jan Mücke (FDP): Auf den ersten Blick könnte man annehmen, dass sich unser Antrag längst erledigt hat. Nach Medienberichten haben sich Koalition und Logis- tikverbände auf Ausgleichsleistungen in Höhe von jähr- lich 350 Millionen Euro geeinigt. Was aber wurde damit erreicht? Aus unserer Sicht nichts; außer dass das Trans- portgewerbe mundtot gemacht wurde und die Bundesre- gierung ihren Feldzug gegen die Straße jetzt noch unge- hemmter betreiben kann. Schauen wir uns die Einigung an: Darin ist von Un- terstützungsleistungen in Höhe von 600 Millionen Euro pro Jahr die Rede, wie es der Mautkompromiss aus dem Jahr 2003 will. In diesem Betrag sind jedoch 100 Millio- nen Euro Fördermittel für die Anschaffung von Euro-5- Fahrzeugen enthalten. Bei der Rechnung wird außer Be- tracht gelassen, dass dieses sogenannte Innovationspro- gramm mit einer Antragsfrist bis zum 30. Juni dieses Jahres ersatzlos ausläuft. Darüber hinaus ist völlig unklar, ab wann die verspro- chenen Unterstützungsleistungen gewährt werden, nach dem alten Motto: Hauptsache, die Erhöhung ist durch – alles andere hat Zeit. Jedenfalls gibt es keine verbindli- chen Regelungen im Zuge der jüngst im Bundeskabinett beschlossenen Anhebung der Mautbeträge. Die kann es auch nicht geben. Denn die zugesagten Unterstützungs- leistungen sind haushaltsrelevant, das heißt, die Bun- desregierung benötigt hierfür die Zustimmung des Bundestages. Genau darin liegt der Skandal: Die Bun- desregierung verspricht am Parlament vorbei Hunderte Millionen Euro. Sie macht den Bundestag zum Vasallen ihrer Politik. Wie oft hat die Bundesregierung auf Anfra- gen in Bezug auf einzelne Verkehrsprojekte geantwortet, die Umsetzung liege in der Entscheidung des Haushalts- gesetzgebers! Es wäre schön, wenn es diesmal genauso gelaufen wäre. Der Kompromiss ist eine Mogelpackung oder, mit den Worten des Bundesverbandes Güterkraft- verkehr Logistik und Entsorgung, der Treppenwitz des Jahres. Sie sehen, unser Antrag hat sich nicht erledigt. Er ist aktueller denn je. Bundesminister Tiefensee hat auf einer Podiumsdiskussion zum Masterplan Güterverkehr und Logistik bereits Ende April anklingen lassen, dass sich die Nutzer in Zukunft finanziell noch stärker am Erhalt und Ausbau des Straßennetzes beteiligen müssen. Dem folgten mit dem gestrigen Kabinettsbeschluss auch Ta- t s f z W B a v k t d F d S M d j D s b p s f e z a d d i z r W b B d w w s V l d K d B s Z z n h (C (D en. Zum 1. Januar 2009 soll der durchschnittliche Maut- atz von 13,5 auf 16,2 Cent pro Kilometer steigen. Man ragt sich dabei, ob dies wirklich nur geschehen ist, um usätzliche Einnahmen für die Straße zu akquirieren. ir beantworten dies mit einem eindeutigen Nein. Die undesregierung folgt weiter ihrem Kurs, den Verkehr uf der Straße künstlich zu verteuern, um den Schienen- erkehr zu begünstigen. Bundesminister Tiefensee ver- ündet öffentlich, Verkehr mit über 100 Kilometer Dis- anz gehört grundsätzlich auf die Schiene. Entsprechend azu ist im Entwurf des Masterplans zu lesen: Es stellt sich daher die Frage, ob durch eine trans- portweitenabhängige Gestaltung des Mautsystems eine Änderung des Modal-Splits zugunsten der Schiene erreicht werden kann. rei nach dem Motto: Ihr werdet schon sehen, was Ihr avon habt. Mit der Mauterhöhung soll nicht die Zukunft der traße gesichert, sondern die Schiene in noch stärkerem aße quersubventioniert werden. Bereits im Rahmen es Bundeshaushalts 2008 partizipieren Schienenpro- ekte mit fast 1 Milliarde Euro an den Mauteinnahmen. ieser Betrag soll durch die jüngst beschlossenen zu- ätzlichen Belastungen des Straßengüterverkehrsgewer- es noch erheblich erhöht werden. Die Bundesregierung ervertiert das auf Nutzergerechtigkeit ausgelegte Maut- ystem zur Durchsetzung ihrer Vorstellungen. Nicht zu- ällig wurde die Mauterhöhung nicht etwa im Rahmen ines Investitionsprogrammes, sondern im Rahmen des weiten Klimapakets beschlossen. Dabei geht die Politik der Bundesregierung vollends n den Realitäten vorbei: Zurzeit werden nur 18 Prozent er Güter über die Schiene transportiert. Gleichwohl ist as Netz in weiten Teilen bereits ausgelastet. Die Bahn st schlicht außerstande, zusätzliche Transportleistungen u erbringen. Im Masterplan ist die Rede von der höhe- en Leistungsfähigkeit der Bahn gegenüber der Straße. enn dies stimmen sollte, warum muss dann der Wett- ewerb zwischen den Verkehrsträgern zugunsten der ahn verzerrt werden? Den Spediteuren bleibt gar nichts anderes übrig, als ie Straße zu nutzen. Mit weiteren Mauterhöhungen ird nicht erreicht, dass unnötiger Verkehr vermieden ird. Denn es gibt ihn nicht. Kein Unternehmer schickt eine Lkw aus Spaß über die Autobahn. Die Folge: Der erkehr wird noch teurer – zulasten der Wirtschaft und etztlich zulasten der Verbraucher. Wir verschließen uns notwendigen und nutzbringen- en Maßnahmen nicht. Jeder Verkehrsträger hat für die osten aufzukommen, die er verursacht. Wir reichen je- och nicht einer ideologischen Politik die Hand, die auf evormundung und Planwirtschaft ausgerichtet ist. Sie ehen, unser Antrag hat größte Bedeutung. Lutz Heilmann (DIE LINKE): Die Lkw-Maut ist gut. üge müssen schon lange für die Nutzung von Schienen ahlen. Lkw müssen das seit 2005 auch. Der Erfolg ist icht von der Hand zu weisen. Leerfahrten von Lkw aben sich deutlich verringert. Die Fahrten werden 17994 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) insgesamt effizienter, und wir haben einen Boom im Schienengüterverkehr. Der wächst nicht nur, der wächst sogar stärker als der Lkw-Verkehr. Deshalb hat sich der Marktanteil der Schiene in den letzten Jahren erhöht. Des- wegen finde ich es absolut unverständlich, dass Sie sich von Ihrem Ziel verabschieden wollen, den Marktanteil des Schienengüterverkehrs auf 25 Prozent zu steigern. Die Begründung dafür ist – nachzulesen im aktuellen Fort- schrittsbericht zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie –, dass die „Zielerreichung sehr unrealistisch“ sei. Erstens: Wenn man ein Ziel nicht erreicht, dann ist nicht gleich das Ziel falsch. Dann ist die Politik falsch, die nichts dafür getan hat. Zweitens: Das trifft in diesem Fall aber nur teilweise zu. Durch die Mauterhöhung wurde ein wichtiges Ele- ment realisiert, das Erfolge zeigt. Drittens: Völlig unverständlich wird es, wenn man den Masterplan Güterverkehr und Logistik zur Hand nimmt. Damit strebt das Verkehrsministerium im Jahr 2025 190 Milliarden Tonnenkilometer auf der Schiene an. Das sind zwei Drittel mehr als heute! Das macht alles keinen Sinn. Sie wollen mehr Verkehr auf der Schiene, aber Sie glauben nicht, dass das klappt? Oder ist das der vorausei- lende Gehorsam gegenüber der privatisierten Bahn? Wenn Sie die verscherbeln, haben Sie nicht mehr viel mitzure- den. Da können Sie dann auch keine Ziele mehr vorgeben. Auf deren Einhaltung haben Sie dann keinen Einfluss mehr. Sie wollen anscheinend dem Abbau des Schienen- verkehrs Tür und Tor öffnen. Genau das befürchten wir – und genau so wird es auch kommen. Ich werde Sie in ein paar Jahren an meine Worte erin- nern! Während wir wegen der Verschleuderung des „Volkseigentums“ der Bahn mit Ihnen äußerst unzufrie- den sind, sieht es bei der Maut anders aus. Die Einfüh- rung der Maut – und die gestern beschlossene Erhöhung – begrüße ich ausdrücklich. Natürlich bin ich nicht zufrie- den. Bei der aktuellen Mauterhöhung verzichten Sie auf jährliche Einnahmen von 330 Millionen Euro, sagte Staatssekretär Großmann gestern. Das neue Wegekos- tengutachten von Ende 2007 – Grundlage für die Ermitt- lung der Mauthöhe – wurde zurechtgestutzt. Frei nach dem Motto „Traue keinem Gutachten, das du nicht sel- ber gefälscht hast“. Pro Kilometer zahlen Lkw nun knapp einen Cent weniger, als es gerechtfertigt wäre. Angesichts des massiven Widerstandes der Spediteur- branche – und der CDU – bin ich aber froh, dass Sie das Gutachten nicht ganz im Giftschrank verschlossen ha- ben. Gut ist auch, dass die Bundesregierung den Spiel- raum bei der Spreizung der Mauthöhe fast vollständig ausnutzt. Lag der Abstand zwischen dem umweltfreund- lichsten und dem umweltschädlichsten Lkw bisher bei 4,5 Cent pro Kilometer, liegt er zukünftig bei mehr als 13 Cent. Das wird der Flottenerneuerung einen noch größeren Schub bringen. Ein Übriges hat das Innova- tionsprogramm bewirkt, das sich als großer Erfolg ent- puppt. Nebenbei, da die Harmonisierung ja wohl unter Dach und Fach ist, ist der Antrag der FDP überflüssig. Deswegen rede ich auch nicht darüber. Ich muss allerdings sagen, dass ich etwas irritiert bin, dass den Mitgliedern des Verkehrsausschusses die Maut- höhenverordnung nicht umgehend zugesandt wurde. So m j d d m t d t r d L d 3 ü n w t e k k d w d m a A s g e f d s w h v c u s h z u m S s d v d L A m e d n W g D f D V T d f (C (D uss ich hier über unbekannte Eier reden, gelegt sind sie a wohl. Die Maut ist allerdings immer noch viel zu nie- rig. Bereits seit einer Woche überfällig ist der Vorschlag er Kommission für die neue Wegekostenrichtlinie. Da- it wird die Grundlage für die Anlastung externer Kos- en gelegt, der finanziell bewerteten Umweltschäden urch Lkw. Der Entwurf zeigt: Obwohl darin Unfallkos- en, Klimaschäden und Schäden an der Natur nicht be- ücksichtigt sind, kommen bis zu 22 Cent oben drauf, nur urch die Anrechnung der Gesundheitsschäden durch ärm, Luftverschmutzung und die Staukosten. Von nun urchschnittlich 16 Cent könnte sich die Maut auf 0 Cent fast verdoppeln. In der Schweiz ist die Maut brigens schon jetzt deutlich höher, und die leben auch och – gar nicht schlecht übrigens. Vor Panikmache arne ich deswegen entschieden! Natürlich sollen Spedi- eure nicht in den Ruin getrieben werden. Deswegen ist s umso wichtiger, alle Mauterhöhungen frühzeitig anzu- ündigen, damit die in die Verträge eingepreist werden önnen. Niemand braucht Existenzängste zu haben. Aber ie Transportpreise dürfen nicht so niedrig bleiben. Eine ichtige Triebfeder der sogenannten Globalisierung sind och die vernachlässigbaren Transportkosten. Nicht alles uss aber in Fernost hergestellt werden. Das können wir uch bei uns. Leider bleibt die Maut freiwillig. Auch die nlastung externer Kosten wird freiwillig sein. Ange- ichts des erheblichen Widerstands bei der gestrigen, ver- leichsweise harmlosen Erhöhung befürchte ich, dass die xternen Kosten nirgends angelastet werden – wenn das reiwillig ist. Deswegen fordere ich Sie dazu auf, sich bei en anstehenden Verhandlungen in der EU dafür einzu- etzen, dass Wegekosten und externe Kosten angelastet erden müssen. Das muss ja nicht gleich morgen gesche- en. Einen festen Zeitplan kann und sollte die EU aber orgeben. Nur so können wir das scheinbar unaufhörli- he Wachstum des Straßengüterverkehrs in Deutschland nd Europa wenigstens verlangsamen und dem europäi- chen Schienengüterverkehr einen großen Schub verlei- en. Gerade auf den langen Distanzen hat der seine Vor- üge. Die technische Harmonisierung reicht nicht aus, m mehr Verkehr auf die europäische Schiene zu bekom- en. Das ist auch aus Klimaschutzgründen unerlässlich. chließlich sind Lkw in Deutschland mittlerweile für echs Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich – Ten- enz rasant steigend. Dass ist die Hälfte der Emissionen on Pkw. Vor 15 Jahren war es nur ein Viertel! Die Bun- esregierung muss auch ihren Widerstand aufgeben und kw unter 12 Tonnen endlich in die Maut einbeziehen. ls erster Schritt würde es reichen, Lkw über 7,5 Tonnen autpflichtig zu machen. Die Bundesstraßen müssen ndlich flächendeckend mautpflichtig werden, zumin- est auf außerorts gelegenen Strecken, auf denen ein nen- enswerter Anteil des Fernverkehrs zu verzeichnen ist. enn Sie all das machen, dann wäre die Maut nicht nur ut, dann wäre sie sehr gut. Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ie Bundesregierung, vor allem der Verkehrsminister, eiert sich selbst wegen der Anhebung der Lkw-Maut. ies sei eine mutige Tat für den Klimaschutz und die erkehrspolitik, sagt Verkehrsminister Wolfgang iefensee. Die beschlossene Mauterhebung ist aber we- er mutig, noch wird sie dem Klimaschutz wirklich hel- en. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 17995 (A) ) (B) ) Die Anhebung der Lkw-Maut auf durchschnittlich 16,3 Cent bleibt deutlich hinter dem zurück, was mög- lich wäre. Wir fordern eine Anhebung der Lkw-Maut auf durchschnittlich 17,2 Cent in 2009 und eine Erhöhung auf durchschnittlich 18 Cent bis 2012, wie es im vom Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegebenen We- gekostengutachten 2007 berechnet wurde. Die beschlos- sene Mautspreizung und die Förderung der Nachrüstung von Partikelfiltern begrüßen wir ebenso wie die Mautharmonisierung. Die Lkw-Maut-Erhöhung wird nur zum kleineren Teil zusätzliche Einnahmen für Verkehrsinvestitionen bringen. Denn von den 2,8 Cent, um die der durchschnittliche Mautsatz angehoben wurde, müssen 1,5 Cent für die Kompensation des letzten noch ausstehenden Teils, 350 Millionen Euro, der sogenannten Mautharmonisie- rung abgezogen werden. Die Gesamtbeihilfen für das deutsche Transportgewerbe belaufen sich dann auf 600 Millionen Euro. Im Gegenzug kann die Maut auf 15 Cent angehoben werden, wie es schon im Mautkom- promiss 2003 beschlossen wurde. Real ist die Lkw- Maut nur um 1,3 Cent angehoben worden, obwohl nach dem Wegekostengutachten 2007 eine Anhebung um 2,2 Cent möglich gewesen wäre. Die Straßenlobby, die erfolgreich über das Wirtschaftsministerium diese geringe Erhöhung durchgesetzt hat, muss sich allerdings fragen, wo denn dann das zusätzliche Geld für die Verkehrsinfrastruktur herkommen soll, das sie ständig fordert. Zudem geht die Bundesregierung selbst davon aus, dass das Gesamtaufkommen aus der Lkw-Maut im Jahr 2010 um 200 Millionen Euro und im Jahr 2011 um 400 Millionen Euro gegenüber 2009 zurückgeht. Der Grund dafür ist die erwartete schnelle Umstellung der Lkw-Flotte auf moderne Euro-5-Fahrzeuge, die in der günstigsten Mautkategorie fahren dürfen. Nach der An- hebung im Jahr 2009 werden in den Folgejahren also weniger zusätzliche Investitionsmittel aus der Lkw-Maut zur Verfügung stehen. Statt einer langfristigen Aufsto- ckung der Investitionsmittel um jeweils 1 Milliarde Euro für Straße und Schiene, wie im Masterplan Güterverkehr und Logistik angekündigt, bleiben ab 2011 netto gerade einmal 600 Millionen Euro mehr für die Verkehrsinfra- struktur. Das kompensiert noch nicht einmal die gestie- genen Baukosten als Folge der Mehrwertsteuererhöhung und der stark gestiegenen Energie- und Materialkosten. Aus grüner Sicht fehlt in der Mauthöheverordnung vor allem die heute schon mögliche Ausweitung der Lkw- Maut auf Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen und eine Ausdehnung der Mautpflicht auf Bundesstraßen. Nach einer Studie des Dialogforums „Nutzerfinanzierung: Straße“ würde eine Lkw-Maut in Höhe von 15 Cent auf Bundesstraßen im Jahr 2010 zu Einnahmen von 1,2 Milliarden Euro führen. Die Einführung einer Maut für Busse und Lkw ab 3,5 Tonnen auf Autobahnen und Bundesstraßen würde zu- sätzlich rund 900 Millionen Euro Einnahmen bringen. Die Lkw-Maut könnte bei Anhebung der Maut auf 17,2 Cent und einer Ausweitung auf Busse, Lkw ab 3,5 Tonnen und Bundesstraßen daher rund 2,5 Milliarden Euro mehr ein- bringen, als jetzt beschlossen wurde. Die EU-Kommission plant, am 8. Juli 2008 ein Green Package für den Verkehr vorzulegen. Darin enthalten ist ein Vorschlag für die Anlastung von externen Kosten des L d L w L d d s E t T d E g t 4 R m v d d t M t D M g n r h d l d a s d B w r L w 6 k A v (C (D kw-Verkehrs und eine neue Wegekostenrichtlinie, die iese Kosten in die Berechnung der maximal zulässigen kw-Maut einbezieht. Der jetzt bekannt gewordene Ent- urf der neuen Wegekostenrichtlinie ist enttäuschend: Bei den externen Kosten werden nur Luftschadstoffe, ärm und Staukosten angerechnet. Unfallkosten, Kosten es Klimawandels und Natur- und Landschaftsschäden ürfen nicht angerechnet werden. Damit bleibt der Vor- chlag weit hinter dem zurück, was ein im Auftrag der U-Kommission von internationalen Experten erarbeite- es „Handbuch zur Abschätzung externer Kosten im ransportbereich“ als wissenschaftlichen Standard für ie Erhebung externer Kosten erarbeitet hat. Die externen Kosten für Lkw sollen differenziert nach uro-Norm, Tageszeit und nach der durchfahrenden Re- ion erhoben werden. Der maximale Aufschlag für ex- erne Kosten unter günstigen Bedingungen sind ,4 Cent, der Höchstaufschlag 22,4 Cent. In sensiblen egionen wie den Alpen sollen keine höheren Mautsätze öglich sein. Die Erhebung von Lkw-Maut in Europa wird nicht erbindlich. In einigen Ländern Europas werden Lkw aher auch weiter mautfrei fahren dürfen. Die Schweiz, ie bekanntlich nicht der EU angehört, bezieht alle ex- ernen Kosten in die Berechnung der Lkw-Maut ein. Der autsatz für einen 40-Tonnen-Lkw der modernsten Ka- egorie – Euro 5 – beträgt in der Schweiz rund 56 Cent. as ist fast viermal mehr, als der gleiche Lkw nach der autanhebung in Deutschland bezahlen muss. Das all- emeine Preisniveau in der Schweiz hat sich dennoch ur um 0,11 Prozent erhöht. Wir fordern die Bundes- egierung auf, sich in Brüssel für eine volle Einbezie- ung der externen Kosten nach Schweizer Vorbild bei er neuen Wegekostenrichtlinie einzusetzen. Der FDP-Antrag zur Mautharmonisierung hat sich er- edigt, da die Harmonisierung jetzt erfolgt ist. Warum er Bundesverband Güterverkehr und Logistik dies nicht ls einen großen Lobbyerfolg für sich verbucht, sondern tattdessen die Insolvenz von 3 000 Lkw-Speditionen an ie Wand malt, bleibt mir schleierhaft. Wir hätten uns auch vorstellen können, analog zur innenschifffahrt einen Steuerfreibetrag für die Ge- inne aus der Veräußerung von Fahrzeugen einzufüh- en. Aber die jetzt gefundene Lösung ist besser als keine ösung. Fakt ist, dass das deutsche Straßenspeditionsge- erbe durch die Harmonisierung um insgesamt 00 Millionen Euro entlastet wird. Das sollte man nicht leinreden. nlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung des Bekämpfung der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung (Geldwäsche- bekämpfungsergänzungsgesetz – GwBekErgG) (Tagesordnungspunkt 15) Helmut Brandt (CDU/CSU): Nur gut ein Monat ist ergangen, seitdem der Gesetzesentwurf zum Geld- 17996 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) wäschebekämpfungsergänzungsgesetz am 8. Mai 2008 in erster Lesung im Deutschen Bundestag verhandelt wurde. Heute, nach ergänzenden Beratungen und der Behand- lung des Gesetzentwurfes im Innenausschuss, können wir dieses wichtige Gesetz verabschieden. Wichtig ist dieses Gesetz deshalb, weil damit vielver- sprechend das Ziel verfolgt wird, Geldwäsche und Terro- rismusfinanzierung wirksam zu bekämpfen. Ausgangs- punkt für dieses Ergänzungsgesetz waren zum einen das am 15. August 2002 bereits in Kraft getretene Geldwä- schebekämpfungsgesetz und zum anderen die Richtlinien des Europäischen Parlamentes und des Rates sowie der Kommission aus den Jahren 2005 und 2006. Die CDU/CSU-Fraktion begrüßt sehr, dass das Ge- setz heute mit dem vom Innenausschuss des Deutschen Bundestages empfohlenen Änderungsantrag die Europäi- schen Richtlinien im Verhältnis eins zu eins umsetzt, mithin nicht über diese Richtlinien hinausgeht. Im Rah- men der Beratungen konnten hier insbesondere auch Anregungen aus dem Bundesrat, aber auch aus der be- troffenen Privatwirtschaft Berücksichtigung finden. Die zwischenzeitlich geführten Gespräche mit von dem Ge- setz Betroffenen haben zudem belegt, dass einer zügigen Umsetzung des Gesetzes nichts im Wege steht. Zur Bedeutung des Gesetzes möchte ich noch einige mir wichtig erscheinende Hinweise geben: Immer wie- der wird zu Recht die Frage gestellt, wie sich die organi- sierte Kriminalität und der weltweite Terrorismus finan- zieren. Denn eins ist klar: Menschenverachtendes, verbrecherisches Tun seitens der Terroristen ebenso wie die verbrecherischen Machenschaften der organisierten Kriminalität sind ohne wirksame Geldflüsse nicht vor- stellbar. Die Financiers des Terrorismus müssen mithin Mittel und Wege finden, die zur Finanzierung des Terrorismus aufgewandten Mittel an die Täter weiterzuleiten. Ein- nahmen aus illegalen Drogengeschäften, Erpressungen und Menschenhandel müssen in den Geldkreislauf ein- gespeist werden, um vermeintlich legal genutzt werden zu können. Im Klartext heißt dies, dass der Terrorismus und die organisierte Kriminalität auf weltweite Geld- flüsse angewiesen ist, um ihr verbrecherisches Tun zu fi- nanzieren und das aus illegalen Geschäften gewonnene Kapital wunschgemäß zu platzieren. Gelingt es uns, die Geldwäsche wirksam zu bekämp- fen und den weltweiten Finanzfluss zur Finanzierung einzudämmen, so bedeutet dies einen entscheidenden Schritt zur Bekämpfung dieses uns alle bedrohenden Kriminalitätsfeldes. Neben der Aufdeckung der zu- grunde liegenden Straftaten wird mithin durch eine wirk- same Geldwäschebekämpfung das organisierte Verbre- chen empfindlich getroffen. Dabei ist das Feld äußerst komplex. Geldwäsche: Darunter versteht man all die Methoden und Handlun- gen, die dem Einschleusen von illegal erworbenem Geld oder anderen gleichwertigen Vermögenswerten in den legalen Finanz- und Wirtschaftskreislauf dienen und gleichzeitig verhindern, die tatsächliche Herkunft der Vermögenswerte aufzudecken. Dies kann nur gelingen, w f d W z w s s s R H s g t F d l w h u z z R z f f D d g h d G w s g p D P w i b h d r H h z t s 1 m (C (D enn die in Abschnitt 2 des Gesetzes aufgeführten Sorg- altspflichten auch tatsächlich beachtet werden. Unser Appell geht daher an die Verantwortlichen in er Kreditwirtschaft und an all diejenigen, auf deren achsamkeit es ankommt, um den illegalen Geldfluss u erkennen und zu unterbinden. Unser Ziel ist, das Be- usstsein der durch das Gesetz Verpflichteten dafür zu chärfen, dass Wachsamkeit geboten ist und nur die kon- equente Meldung von Verdachtsfällen Erfolge ver- pricht. Das Gesetz schafft hierfür klare und übersichtliche egelungen, die es ermöglichen, eine konsequente andhabung des Gesetzes zu gewährleisten und damit icherzustellen, dass Erfolge bei der Bekämpfung der or- anisierten Kriminalität und des Terrorismus auch ein- reten. Soweit im Gesetzgebungsverfahren vonseiten der DP Kritik geäußert wurde, richtete sich diese insbeson- ere gegen die Einhaltung der Sorgfaltspflichten bezüg- ich sogenannter politisch exponierter Personen. Dabei urde offensichtlich zunächst verkannt, dass es sich ierbei nicht um inländische Personen handelt, sondern m Vertragspartner im Ausland, auf die diese Definition utrifft. Im Übrigen wird auch in diesem Punkt – und war zu Recht – die Richtlinie eins zu eins umgesetzt. Auch der Vorwurf der FDP, das Gesetz setze die ichtlinie im Übrigen nicht lediglich im Verhältnis eins u eins um, ist nach Auffassung der CDU/CSU-Fraktion alsch. Vielmehr ist das Gegenteil richtig: Die Gesetzes- assung ist präziser und anwenderfreundlicher als die urchführungsrichtlinie. Aus diesen Gründen ist auch er Entschließungsantrag der FDP abzulehnen. Die Vorwürfe der Fraktion Die Linke entsprechen der ängigen Propaganda, indem unsubstantiiert die Be- auptung aufgestellt wird, mit diesem Gesetz solle nicht er Terrorismus bekämpft werden, sondern sollten die rundlagen einer freiheitlichen Gesellschaft ausgehöhlt erden. Dabei bleiben die Linken die Auskunft darüber chuldig, wie die Ermittlungsbehörden an Informationen elangen sollen, wenn keinerlei Meldepflichten bei sus- ekten Transaktionen bestehen. Es geht auch nicht um atensammelwut der Behörden. Ohne die Mithilfe der rivatwirtschaft ist eine effektive Bekämpfung der Geld- äsche schlicht und einfach nicht möglich. Alles andere st populistisches Geschwafel. Mit den Grünen sind auch wir der Auffassung, dass es ei der Terrorbekämpfung des Augenmaßes bedarf. Ich offe, aufgezeigt zu haben, dass dieses Gesetz genau ieser Forderung gerecht wird. Erlauben Sie mir noch einige Ausführungen zu unse- em eigenen Änderungsantrag: Zu Recht werden die ändler bei der Annahme von Bargeld nicht nur außer- alb, sondern auch innerhalb bestehender Geschäftsbe- iehungen zur Erfüllung der Sorgfaltspflichten angehal- en. Auch die Stückelung von Bargeldzahlungen, das ogenannte Smurfing, um den Schwellenwert von 5 000 Euro zu unterlaufen, muss in den Fokus genom- en werden. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 17997 (A) ) (B) ) Soweit mit dem Änderungsantrag Vereinfachungen vorgesehen sind, betreffen diese die Identifizierung ju- ristischer Personen. Hier wurden für die betroffene Pri- vatwirtschaft Erleichterungen geschaffen. Bei den Sortengeschäften, also den Geldwechselge- schäften, ist zudem der Schwellenwert von 2 500 Euro eingeführt worden. Dies entspricht bereits der bisherigen Verwaltungspraxis der Bundesanstalt für Finanzdienst- leistungsaufsicht und kommt den Massengeschäften im Rahmen des Tourismus entgegen. Wichtig ist schließlich auch, dass sich die Kosten für die Umsetzung des Gesetzes in Grenzen halten. Der mit der vorgesehenen Ergänzung verbundene Mehraufwand gegenüber den bereits bestehenden Kosten hält sich ge- messen am Ziel mit 190 000 Euro sehr in Grenzen. Der mit dem Gesetz ebenfalls beschäftigte Normenkontroll- rat hat deshalb keinerlei Bedenken erhoben und ist hin- sichtlich der zu erwartenden Kosten von der Einschät- zung der Bundesregierung auch nicht abgewichen. Ich fasse daher zusammen: Die Gesetzesergänzung hat sich in der Vergangenheit als notwendig erwiesen. Im Kampf gegen die organi- sierte Kriminalität und den weltweit agierenden Terroris- mus verspricht dieses Gesetz auch echten Erfolg, und zwar aus folgenden Gründen: Erstens. Das Gesetz weitet die zur Geldwäschebe- kämpfung bereits bestehenden Instrumente auf die Be- kämpfung des Terrorismus und seiner Finanzierung aus. Zweitens. Die Sorgfaltspflichten der Privatwirtschaft werden verstärkt. Es findet eine bessere Differenzierung nach der Risikoträchtigkeit der Aktionen statt. Drittens. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Neudefinition der tatsächlich hinter den Transaktio- nen stehenden Personen – Stichwort: „Wirtschaftlich Be- rechtigter“. Viertens. Es besteht die Möglichkeit für den Ver- pflichteten, die sich für ihn aus dem Gesetz ergebenden Verpflichtungen zur Erfüllung der Sorgfaltspflichten auch auf einen Dritten übertragen zu können. Dies stellt eine wesentliche Erleichterung auch für die Privatwirt- schaft dar. Ich freue mich daher mit meiner Fraktion über dieses gelungene Gesetzeswerk. Erfreulich wäre es, wenn das gesamte Parlament dem Gesetz zustimmen und damit ein deutliches Zeichen setzen würde, dass wir alle ent- schlossen diese Kriminalitätsfelder bekämpfen wollen. Frank Hofmann (Volkach) (SPD): Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland hat mit der Regierung der Sozialistischen Republik Vietnam ein Abkommen über die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von schwerwiegenden Straftaten und der Organisierten Kri- minalität – OK-Abkommen – unterzeichnet. Ziel des Abkommens ist es, die Zusammenarbeit bei der Be- kämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität und des Terrorismus zu verbessern und dadurch die innere Sicherheit in den Vertragsstaaten zu erhöhen. r r f S A h r z B k n g k d d r n ü m D w m v w n f g h l d d A d K d z n s P O r b a g m n S g v d W D (C (D OK-Abkommen mit Deutschland im Rahmen bilate- aler Verträge sind in den 90er-Jahren entstanden. Es wa- en nach der Maueröffnung – als Ausgleich für die weg- allenden Grenzen – die mittel- und osteuropäischen taaten, mit denen die Bundesrepublik sogenannte OK- bkommen abschloss. Nach dem 11. September 2001 at man diese OK-Abkommen auch für Zwecke der Ter- orismusbekämpfung geöffnet. Politische Kontroversen u diesen OK-Abkommen gab es bisher im Deutschen undestag nicht. Die datenschutzrechtlichen Regelungen dieser Ab- ommen sind alle – also das Abkommen mit Vietnam – ach einem mit dem Bundesdatenschutzbeauftragten ab- estimmten Muster eingefügt. Für die Polizei werden eine neuen Befugnisse geschaffen. Grundlage bleibt as innerstaatliche Recht insbesondere die §§ 14 und 15 es BKA-Gesetzes. Nach Abs. 7 des § 14 wird das BKA veranlasst, da- auf hinzuweisen, dass die personenbezogenen Daten ur zu dem Zwecke genutzt werden dürfen, zu dem sie bermittelt worden sind. Ferner ist der beim Bundeskri- inalamt vorgesehene Löschungszeitpunkt mitzuteilen. ie Übermittlung personenbezogener Daten unterbleibt, enn Grund zu der Annahme besteht, dass mit der Über- ittlung gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes erstoßen wird. Die Übermittlung unterbleibt außerdem, enn durch sie schutzwürdige Interessen des Betroffe- en beeinträchtigt werden, insbesondere wenn im Emp- ängerland ein angemessener Datenschutzstandard nicht ewährleistet ist. Zweck von bilateralen Abkommen ist es, den Sicher- eitsbehörden bei der Zusammenarbeit Konturen zu ver- eihen, wie zum Beispiel Deliktfelder und den Rahmen er Zusammenarbeit festzulegen. Es wird quasi der Bo- en bereitet für eine gute bilaterale Zusammenarbeit. In den vergangenen Jahren wurden sogenannte OK- bkommen geschlossen mit der Türkei – 2003 –, mit en Vereinigten Arabischen Emiraten – 2005 – und mit uwait – 2007. Daneben gibt es noch das hier zu behan- elnde Abkommen mit Vietnam – 2006. Es werden zur- eit weitere Abkommen verhandelt, die jedoch noch icht spruchreif sind. Seit Anfang der 90er-Jahre befindet sich die Wirt- chaft Vietnams in einem Übergangsprozess von einer lan- zu einer Marktwirtschaft mit „sozialistischer rientierung“. Diese schrittweise betriebene Erneue- ungspolitik – „Doi Moi“ – hat in den ersten Jahren emerkenswerte wirtschaftliche Erfolge erzielt, unter nderem hohe Wachstumsraten und enorme Exportstei- erungen. Vietnam ist ein Rising Star mit großer ökono- ischer Entwicklung. Insgesamt nimmt Deutschland bei den Ausfuhren ach Vietnam nur Rang 14 ein – Platz 1 China, Platz 2 ingapur, Platz 3 Taiwan –, bleibt innerhalb der EU aber rößter Handelspartner Vietnams. Betrachtet man die ietnamesischen Exporte, nimmt Deutschland – hinter en USA, Japan, Australien und China – Rang fünf ein. ichtigste vietnamesische Exportprodukte nach eutschland sind Schuhe, Bekleidung, Kaffee, Fisch 17998 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) und Pfeffer. In umgekehrter Richtung spielt der Export von Maschinen die wichtigste Rolle. Im Juli 2006 wurde ein neues Unternehmens- und ein Investitionsgesetz verabschiedet. Die Rahmenbedingun- gen für ausländische Unternehmer und Investoren haben sich dadurch verbessert. Der am 7. Januar 2007 erfolgte Beitritt Vietnams zur Welthandelsorganisation – WTO – wird die Attraktivität des vietnamesischen Marktes wei- ter erhöhen, wenngleich die Liberalisierung aufgrund vereinbarter Übergangsfristen nicht in allen Sektoren gleich schnell voranschreiten wird. Es ist eine kriminalistische Erfahrung, dass mit der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes und ihrer in- ternationale Ausrichtung auch ein Mehr an internationa- ler Kriminalität einhergeht. Es ist richtig und vorsor- gend, dass sich Deutschland darauf einstellt. Gerade im Bereich der Bekämpfung besonders schwerer Straftaten kann uns dieses Abkommen mit Vietnam gute Dienste erweisen. Frank Schäffler (FDP): Die FDP-Fraktion lehnt den vorliegenden Gesetzentwurf ab, weil er an der Lebens- wirklichkeit vorbei geht. Das Ziel, Geldwäsche zu be- kämpfen, ist natürlich richtig, der Weg ist falsch. Die Bekämpfung der Geldwäsche muss durch Maßnahmen, die maßvoll, sinnvoll und verhältnismäßig sind, erfol- gen. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung ist jedoch mal wieder durch den Ansatz des Generalverdachts gekennzeichnet. Die zugrundeliegende EU-Richtlinie orientiert sich zwar am risikobasierten Ansatz, der vor- liegende Gesetzentwurf weicht jedoch davon ab. Dies führt im Ergebnis wieder dazu, dass Sie seitens der Koalition Bürokratie auf- und nicht abbauen. Im Ge- setz selbst werden 195 000 Euro an zusätzlichen Büro- kratiekosten als grobe Abschätzung genannt. Die Praxis wird zeigen, dass diese Summe viel zu niedrig angesetzt ist. Sie reden eben immer nur von Bürokratieabbau, Ihr Handeln geht aber in die andere Richtung. Dass der Gesetzentwurf an der Lebenswirklichkeit vorbei geht, sieht man sehr gut an der vorgesehenen Pflicht, eine Geschäftsbeziehung zu beenden, wenn nicht alle Sorgfaltspflichten erfüllt werden. Diese Verpflich- tung soll unabhängig davon bestehen, wie wichtig die einzelne Information ist. Eine solch undifferenzierte Re- gelung mit so einschneidenden Folgen lehnen wir als FDP ab. Auch bei den Identifizierungspflichten gemäß § 4 Abs. 4 GwG nutzen Sie den Spielraum der Richtlinie nicht. Wenn die Richtlinie zur Identifizierung den Rück- griff auf Dokumente, Daten und Informationen aus einer glaubwürdigen Quelle zulässt, der Gesetzentwurf sich aber auf Dokumente beschränkt, dann setzen Sie die Richtlinie eben nicht eins zu eins um, sondern erschwe- ren die praktische Handhabung für die Betroffenen in Deutschland unnötig. Auch die Regelungen zur Bestimmung der wirtschaft- lich Berechtigten schaffen erhebliche Rechtsunsicher- heit. Darauf haben uns die Sachverständigen auch hinge- w d p A n i d E r r E k s c G n e h f s n z A k r s G f i w s n L w P r z s d w v S p s t R d m v r (C (D iesen, doch Sie als Koalition haben es versäumt, auf ie berechtigten Bedenken einzugehen. Des Weiteren ist der Generalverdacht gegenüber den olitisch exponierten Personen absolut überzogen. Die usweitung dieses Begriffs auf den Familienkreis und ahestehende Personen der Politiker ist inakzeptabel. Es st ein Unding, dass gerade eine europäische Richtlinie ie Grundlage dafür liefert, dass künftig innerhalb der uropäischen Union wechselseitig Politikern aus ande- en Mitgliedstaaten misstraut wird. Hier ist die Bundes- egierung aufgefordert, ihren Einfluss auf europäischer bene geltend zu machen und eine Änderung zu erwir- en. Die Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflichten ind ebenfalls zu weit gefasst. Hier setzt sich die staatli- he Datensammelwut fort. Wir lehnen diesen Weg aus ründen des Datenschutzes entschieden ab, weil er ge- au in die falsche Richtung führt. Die Umsetzung der geplanten Regelungen bedeutet ine große Herausforderung für die Verpflichteten. Des- alb ist eine angemessene Umsetzungsfrist dringend er- orderlich. Dass die Bundesregierung die Frist zur Um- etzung der Richtlinien versäumt hat, kann man nun icht der deutschen Kreditwirtschaft anlasten. Das ein- ig Gute an diesem Gesetzentwurf ist, dass zahlreiche nregungen des Bundesrates, die noch viel mehr Büro- ratie bedeutet hätten, nicht aufgenommen wurden. Es eicht aber nicht, dass ein schlechtes Gesetz nicht noch chlechter geworden ist. Ulla Jelpke (DIE LINKE): Mit dem vorliegenden esetzentwurf soll eine Richtlinie der EU zur Bekämp- ung von Geldwäsche und zur Terrorismusbekämpfung n deutsches Recht umgesetzt werden. Der Gesetzent- urf soll eine Umsetzung eins zu eins sein. Daran sind chon deutliche Zweifel geäußert worden, die ich hier icht wiederholen will. Die Umsetzung muss auch im ichte des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes gesehen erden, und dazu gibt es allerdings eine Reihe von unkten anzumerken. Zunächst einmal stehen die Pflichten zur Identifizie- ung und Erfassung von Personen in keinem Verhältnis um erwartbaren Effekt. Zukünftig sollen nach dem Ge- etzentwurf bei jeglichen Transaktionen über 15 000 Euro ie Beteiligten identifiziert und ihre Daten überprüft erden. Gar keinen Schwellenwert wird es künftig beim Kauf on Fremdwährungen geben. Mit anderen Worten: chon dann, wenn ich im S-Bahnhof Alexanderplatz ein aar hundert Euro für meinen nächsten Urlaub umtau- chen will, muss der Bankbeschäftigte dort meine Identi- ät prüfen. Gar nicht auszumalen sind die Konsequenzen solcher egelungen im grenznahen Bereich, etwa an der eutsch-tschechischen Grenze nahe Schönau, wo anchmal täglich hunderte Reisende Euro kaufen oder erkaufen. Der Zusammenhang zu Geldwäsche und Ter- orismusbekämpfung ist gar nicht zu erkennen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 17999 (A) ) (B) ) Geradezu absurd ist die geforderte Identifizierung von Personen, die für mehr als 2 000 Euro Spielmarken im Kasino erwerben. Das wird sicherlich kein Spaß, wenn zukünftig Kasinobeschäftigte die Papiere von au- ßereuropäischen Touristen kontrollieren müssen. Denn denen ist es gerade wichtig, bei uns in Europa einmal ohne Konsequenzen solchen Lastern frönen zu können. Aber Ihnen allen wird sicherlich klar sein, dass reiche Touristen nun nicht unbedingt zu denen gehören, denen mein besonderes Mitleid gilt. Anders verhält es sich mit einer Gruppe, zu der wir alle gehören: die politisch ex- ponierten Personen, kurz: PEP. Diese werden faktisch ei- nem Generalverdacht ausgeliefert. Oder wie soll man es sonst bezeichnen, wenn bei allen „politisch exponierten Personen“, deren Angehörigen oder „bekanntermaßen“ nahestehenden Personen jede Finanztransaktion ins Aus- land überprüft werden soll? Es ist völlig legitim, den Geldfluss von führenden Politikern aus Unrechtsstaaten in den Blick zu nehmen. Das war ursprünglich wohl auch gemeint. Aber nun unterliegen auch Finanztrans- aktionen von Mitgliedern der nationalen Parlamente der EU-Staaten der besonderen Sorgfaltspflicht und müssen also auf den Verdacht der Geldwäsche oder der Terroris- musfinanzierung geprüft werden. Unabhängig von dieser absurden Ausweitung der Per- sonengruppen, die besonders geprüft werden sollen, gibt es noch ein generelles Problem: Wonach soll ein Mit- arbeiter einer Bank, eines Versicherungsuntemehmens oder eines Anwaltes das Risiko bewerten, dass eine Transaktion im Zusammenhang mit Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung steht? Dieser Gesetzentwurf verlangt von zwölf Branchen bzw. Berufsgruppen, ihre Kunden zu kontrollieren und ihre privaten Geschäftsbe- ziehungen aus der Perspektive von Strafverfolgung und Gefahrenabwehr zu sehen. Dieses Problem wird im Übrigen nicht entschärft, wenn man dem von Lobbyverbänden und FDP präferier- ten sogenannten risikobasierten Ansatz folgt. Einerseits würde so zwar die Ansammlung von Daten, die bei der massenhaften Überprüfung von Geschäftspartnern not- wendig anfallen, vermieden. Andererseits bleibt es so erst recht den Mitarbeitern von Finanzdienstleistern überlassen, wie sie Risiken prüfen und feststellen und wann sie gewonnene Erkenntnisse an die Sicherheitsbe- hörden weitergeben. Man stelle sich den Aufschrei vor, wenn Finanzdienstleister ihre Kunden auf den Verdacht der Steuerhinterziehung hin prüfen sollten! Jedem, auch vielen hier im Hohen Hause, würde das als Störung des Vertrauensverhältnisses erscheinen. Dasselbe wird mit dem vorgeschlagenen Gesetz auch erreicht. Ein letzter Punkt. Mit dem Gesetz würde ein weiterer riesiger Datenberg geschaffen, einerseits bei den Banken selbst, die sich beispielsweise einen Überblick über be- stehende Geschäftsbeziehungen beschaffen müssen, an- dererseits beim BKA, an das Anfragen zur Überprüfung von Personen gerichtet werden. So ganz nebenbei wird beim BKA eine „Zentralstelle für Verdachtsanzeigen“ aufgebläht, die diesen Datenberg abtragen soll. Ein sol- cher Datenberg hält zum Missbrauch geradezu an – wie man bei der Telekom schon beobachten konnte. Ob da- m d z t P k k z B w U m h l E f z r A g b k z z H c c w a n t G n F n e s g p g G d w i s G d u W P g n n p d m n (C (D it aber nur ein Jota mehr Effizienz in der Bekämpfung es internationalen Terrorismus erreicht wird, ist zu be- weifeln. Schon heute kaufen sich die Finanzdienstleis- er von zweifelhaften Informationshändlern Listen mit ersonennamen, um ihren Sorgfaltspflichten nachzu- ommen und Verdachtsfälle von Geldwäsche prüfen zu önnen. Wir werden eine solche Politik nicht unterstüt- en und lehnen den Gesetzentwurf daher ab. Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ei der ersten Lesung habe ich deutlich gemacht, dass ir Terrorbekämpfung mit Augenmaß brauchen. Für die msetzung einer EU-Richtlinie bedeutet das, dass wir öglichst nicht über den verpflichtenden Teil hinausge- en sollten. Sie haben für diese Erkenntnis ein wenig änger gebraucht, aber mit ihrem Änderungsantrag am nde doch noch einiges geradegerückt. Jetzt sind wir ast bei der Eins-zu-Eins-Umsetzung. Bei der Identifi- ierung von juristischen Personen sind jetzt Erleichte- ungen vorgesehen. Die doppelte und damit unsinnige nzeigepflicht der Finanzbehörden sowohl nach der Ab- abenordnung als auch nach dem Geldwäschegesetz ha- en Sie ebenfalls gestrichen. Was Sie nicht streichen önnen, weil es zum Umsetzungskatalog der Richtlinien ählt, sind die starren und bürokratischen Bestimmungen ur Umsetzung des an und für sich guten Risikoansatzes. ier haben Sie es aber auch unterlassen, nach Vereinfa- hungen jenseits der Richtlinienbestimmungen zu su- hen. Das wiederum können und müssen wir Ihnen vor- erfen. Und deswegen werden wir dem Gesetzentwurf m Ende auch nicht zustimmen. An dieser Stelle will ich och ein paar generelle Worte zur Geldwäscheproblema- ik sagen. Wir brauchen eine effiziente Kontrolle der eldströme – auch um die Finanzierung des internatio- alen Terrorismus in den Griff zu bekommen. Dafür die inanzinstitute und andere mit in die Verantwortung zu ehmen, ist grundsätzlich richtig, denn die haben ja auch in Interesse an einem funktionierenden Finanzmarkt. Aber: Mit dem Ansatz der Richtlinie bleibt die Ge- etzgebung auf halber Strecke stehen. Wesentliche Bar- eldmengen und vor allem solche, auf die Kriminelle otenziell Zugriff haben, bleiben von der Richtlinie aus- espart. Ein Beispiel: Spielbanken unterfallen dem eldwäschegesetz. Was aber ist mit der Spielhölle um ie Ecke, was mit den Automatenaufstellern? Da fließen eiter große Mengen Bargeld unkontrolliert. Zweites Beispiel: Gebrauchtwagenhändler. Wir haben m Innenausschuss darüber gesprochen. Grundsätzlich ind sie als sogenannte gewerbliche Güterhändler vom esetz erfasst. Aber nur, wenn Sie mit Waren handeln, ie einen Wert oberhalb des Schwellenwerts besitzen – nd der liegt bei 15 000 Euro. Das ist doch lebensfremd. ie viele Händler führen denn schon so teure Wagen im rogramm? Und selbst wenn ich mir dort einen Sportwa- en für so viel Geld kaufe und darüber noch eine Rech- ung über die echte Summe existiert, glauben Sie doch icht allen Ernstes, dass diese Händler ihrer Anzeigen- flicht nachkommen werden. Denn was droht Ihnen enn schon? Im besten Fall ein Bußgeldverfahren. Im- erhin haben Sie mit Ihrem Änderungsantrag auch hier achgebessert. Nach dem ursprünglichen Regierungs- 18000 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) entwurf hätten innerhalb bestehender Geschäftsbezie- hungen gar keine Anzeigenpflichten bestanden. Wer also mit seinem langjährigen Geschäftspartner einfach wei- tergehandelt hätte, wäre nach dem Geldwäschegesetz gar nicht zur Identifizierung verpflichtet gewesen. Aber An- zeigepflichten allein tun es ja nicht. Es nützt nichts, im- mer neue Informationspflichten aufzubauen, sie müssen auch effizient überwacht werden können. Dass dies bei den Informationspflichten nach dem Geldwäschegesetz gerade bei Nichtfinanzinstituten gelingt, daran hege ich Zweifel. Ob es gelingt oder nicht, wird man abwarten müssen. Wir sollten diese Regelung wie vieles im Bereich der In- neren Sicherheit von Zeit zu Zeit auf ihre Wirksamkeit hin überprüfen und evaluieren. Wir sollten uns fragen, ob ein solcher Eingriff in Bürgerrechte erfolgreich war, und nicht immer gleich nach Verschärfungen rufen. Auf europäischer Ebene finden solche Überlegungen immer- hin statt. Deswegen führt die Geldwäscherichtlinie von 2005 ja den risikobasierten Ansatz ein und geht von den alten Standardmeldungen ab. Leider reicht das im kon- kreten Fall für echte Verbesserungen allenfalls teilweise aus, weil – ich habe das schon beim letzten Mal kritisiert – die Umsetzung dieses Programms so schlecht und so starr vorgenommen wird. Aber prüfen, evaluie- ren, auch mal alte Gesetze reformieren oder ganz über Bord werfen, das ist ein Ansatz, den wir in der eigenen, rein nationalen Sicherheitsgesetzgebung gut gebrauchen könnten. Bei solchen Vorbildern aus Europa wiederum gibt es leider keine Eins-zu-Eins-Umsetzung. Da bleiben sie lieber beim alten Verschärfen, Verschärfen und noch- mals Verschärfen. Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Den Prozess von Annapolis durch eigenständige Initiativen un- terstützen (Tagesordnungspunkt 16) Holger Haibach (CDU/CSU): Dass der Konferenz von Annapolis mit viel Skepsis, aber auch großen Er- wartungen entgegengesehen wurde, ist einer der Punkte im Antrag der Linken, dem man zustimmen kann. An- sonsten enthält der Antrag vor allem eines: wenig Neues. Da steht Richtiges neben Falschem und Selbstverständli- ches neben wenig Originellem. Vor allem scheint mir der Ansatz des Antrags – neben Annapolis eigene Initiativen starten – nicht stimmig zu sein. Es stellt sich doch die Frage, ob es wirklich an Initia- tiven mangelt oder ob es nicht vielmehr darum gehen muss, die vorhandenen Ansätze wie die Roadmap, die Lösungen, die in Annapolis auf den Weg gebracht wor- den sind, endlich zum Erfolg zu führen. Liegt der Man- gel nicht darin, dass die bisherigen Initiativen bei auf- kommenden Schwierigkeiten zugunsten neuer Ansätze ad acta gelegt wurden? Es gibt, so meine ich, keinen Grund, neue Initiativen zu entwickeln, solange wir nicht wenigstens die Folgekonferenz von Annapolis in Mos- kau erlebt haben. t N w t D t n d s h w F V ü z d m d z s g T a t A ß h d l F d g k s S w e L b m g d e l E m g z L ü d H d d (C (D Wir sollten uns auch vor Sonderwegen hüten! Die in- ernationale Gemeinschaft wird den Friedensprozess im ahen Osten nur dann erfolgreich unterstützen können, enn sie geschlossen auftritt und ihre Aktionen sorgfäl- ig koordiniert. Das bedeutet ausdrücklich nicht, dass eutschland und die EU nicht eigene Anstrengungen un- ernehmen sollen. Aber auch hier erweckt der Antrag ei- en falschen Anschein. Es ist doch die EU unter der eutschen Ratspräsidentschaft gewesen, die dafür ge- orgt hat, dass das Nahost-Quartett als Institution ein andlungsfähiges Gremium aus seiner Agonie befreit orden ist. Es ist auch nicht so, dass sich Deutschland über die ragen des Nahost-Quartetts hinaus passiv verhielte. on der bilateralen Zusammenarbeit mit beiden Parteien ber eine intensive Entwicklungszusammenarbeit bis hin ur Rolle Deutschlands als einer der größten Geber für as UN-Flüchtlingswerk UNRWA reicht unser Engage- ent. In diesem Zusammenhang will ich ausdrücklich auf ie in Kürze stattfindende Konferenz zum Aufbau und ur Stärkung des palästinensischen Justiz- und Polizei- ektors hinweisen. Gerade diese Initiative ist ein wichti- er Beitrag zur Staatswerdung des palästinensischen erritoriums. Dazu gehört die Möglichkeit, eigene Ver- ntwortung zu übernehmen. Deutschland zu wenig Ini- iative zu unterstellen, ist schlichtweg falsch. Aber zurück zu Annapolis und den Voraussetzungen. lle an diesem Prozess Beteiligten wissen um die gro- en Fragen, die einer Zwei-Staaten-Lösung im Wege ste- en: Es sind der Siedlungsbau, die Frage der Flüchtlinge, er Grenzverlauf und der ungeklärte Status von Jerusa- em. Israel und Palästina wissen, dass die Lösung dieser ragen in Kompromissen liegt, die beide Seiten bis an en Rand des Erträglichen bringen werden. Kein Mensch kann heute voraussagen, wie eine end- ültige Lösung aussehen könnte. Aber eines ist doch lar: Jede Handlung, die einer solchen Lösung entgegen- teht und bestehende Hindernisse zementiert, wird ein chritt zurück sein. Auch dies gilt für beide Seiten: Der eitere Fortgang des Siedlungsbaus trotz anderer Ver- inbarungen ist ein großes Hindernis für eine endgültige ösung. Dies hat nicht zuletzt US-Außenministerin Rice ei ihrem Besuch in der Region kürzlich deutlich ge- acht. Genauso wenig dienen fortgesetzte Raketenan- riffe auf die israelische Zivilbevölkerung einer Beför- erung des Friedensprozesses. Wenig „hilfreich“ ist auch ine palästinensische Regierung, die erstens nicht hand- ungsfähig ist und zweitens in Teilen nicht bereit ist, das xistenzrecht Israels anzuerkennen. Insofern kann der Beitrag der internationalen Ge- einschaft nur darin bestehen, zum einen dafür zu sor- en, dass alles unterlassen wird, was dem Friedenspro- ess schadet, und zum anderen die beiden Partner in die age zu versetzen, ihre jeweilige Verantwortung zu bernehmen. Das bedeutet konkret, in beiden Ländern iejenigen Kräfte zu stärken, die für eine konstruktive altung stehen. Es bedeutet auch, dass Verantwortung, ie übernommen werden kann, auch übernommen wer- en muss. Bei meinen vielen Besuchen in der Region Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 18001 (A) ) (B) ) habe ich besonders auf der palästinensischen Seite häu- fig die Einstellung erlebt, man könne ohnehin nichts än- dern und die internationale Gemeinschaft müsse han- deln. Ja, die internationale Gemeinschaft muss handeln. Aber sie kann nicht im Wege der Ersatzvornahme die Arbeit für einen der Partner übernehmen. „Palestinian ownership“ hat zwei Voraussetzungen: dass die Palästi- nenser in die Lage versetzt werden, ihre Aufgaben zu übernehmen, aber auch den Willen der Palästinenser, diese Aufgaben wirklich anzunehmen. Ein Weiteres wird in dem Antrag richtigerweise fest- gestellt: Der israelisch-palästinensische Konflikt ist nur ein Teil des Problems. Seine Lösung ist zwar ein emi- nent wichtiger, aber dennoch nur ein Teil der Lösung. Auch hier sind die Beteiligten weiter als die Antragstel- ler. Es gibt Verhandlungen zwischen Israel und Syrien, vermittelt übrigens durch die Türkei. Das halte ich für ein ermutigendes Zeichen bei all dem vorhandenen Pes- simismus. Dass auch die Staaten der arabischen Welt und dass auch ein Land wie die Türkei Verantwortung in diesem Prozess übernehmen, zeigt, dass es die Erkennt- nis gibt, dass eine endgültige Lösung der Unterstützung aller bedarf und nicht von einigen wenigen geleistet wer- den kann. Vor einem sollten wir uns allerdings hüten – und auch hier ist der Antrag meines Erachtens zu apodiktisch –: zu glauben, wir könnten die Lösung für dieses Problem fin- den. Hüten wir uns davor, ungefragt allzu viele gute Rat- schläge, abzugeben! Die Lösung kann und muss von Israel und Palästina, von den Menschen vor Ort gefun- den werden. Unsere Aufgabe muss die bestmögliche Un- terstützung solcher Lösungen sein. Es ist auch nicht so, dass unterhalb der Ebene der großen, finalen und endgül- tigen Lösung nichts zu tun wäre und bis dahin alles zum Erliegen kommen müsste. Konkret: Der Partnerdistrikt meines Heimatkreises, der Distrikt Gilboa ist gerade da- bei, gemeinsam mit dem auf der palästinensischen Seite gelegenen Distrikt Dschenin ein gemeinsames Gewerbe- gebiet einzurichten. Solche konkreten Projekte sind es, die für den Friedensprozess letztendlich mehr tun als noch eine und noch eine Initiative. Niels Annen (SPD): Erst gestern haben uns die Neu- igkeiten über den Waffenstillstand zwischen der Hamas und Israel im Gaza-Streifen und die Ankündigung direk- ter Verhandlungen zwischen dem Libanon und Israel er- reicht. Dies sind wichtige Signale, die uns mit Hoffnung auf Frieden im Nahen Osten füllen. Es müssen aber auch Taten folgen! Auch der uns hier vorliegende Antrag der Fraktion Die Linke fordert mehr Taten und mehr Initiativen – und zwar vonseiten Deutschlands. Ich bin daher zufrieden zu betonen, dass Deutschland eine beachtliche Liste solcher Initiativen bereits vorweisen kann, die die Verständigung zwischen den Konfliktparteien im Nahen Osten fördern. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang zum Beispiel die deutsche Vermittlung beim Austausch von Gefange- nen zwischen Israel und dem Libanon. Dies hat eine ent- scheidende Hürde aus dem Weg für Verhandlungen ge- räumt. Ein weiteres Beispiel ist die „Berliner Konferenz z h A g D D t t t l S O s S d ü s a g ß t d W D Z r A J e r z m a V D t n r a b G a e a e W 1 d c J J D s N W (C (D ur Unterstützung der palästinensischen zivilen Sicher- eit und Rechtsstaatlichkeit“, die kommende Woche in nwesenheit von über 40 Außenministern und hochran- igen Vertretern internationaler Institutionen stattfindet. iese Initiative ging auf das Auswärtige Amt zurück. eutschland und die EU richten damit ihre Reformpoli- ik auf den Aufbau eines überparteilichen und demokra- ischen Sicherheitssektors der Palästinensischen Autori- ät. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist die innerpa- ästinensische Aussöhnung zwischen der Regierung von alam Fayyad und der Hamas-Führung im Gazastreifen. b die Ausgrenzung der Hamas nicht nur durch Israel, ondern auch durch die EU und die USA die richtige trategie war und ist, gilt es heute angesichts der Lage er Zivilbevölkerung mehr denn je grundsätzlich zu berdenken. Ich habe in der Vergangenheit auch an die- er Stelle mehr als einmal befürwortet, dass der Dialog uch mit schwierigen Partnern geführt werden muss. Dialog ist ein wichtiges Instrument, um für Verständi- ung und Aussöhnung zu werben. Der Besuch von Au- enminister Steinmeier in den Palästinensischen Gebie- en, in Israel und im Libanon zu Beginn des Monats hat ies bewiesen. Natürlich bleibt noch viel zu tun auf dem eg zu Frieden zwischen Israel und den Palästinensern. Einige Aspekte greift auch der Antrag der Fraktion ie Linke auf. So stimme ich Ihnen zu, dass es an der eit ist, eine Nachfolgekonferenz zu Annapolis einzube- ufen. Dies war auch in Annapolis so verabredet worden. ngesichts des ambitionierten Zeitplans bis Ende des ahres ist die vereinbarte Zwischenkonferenz in Moskau in sinnvoller Schritt, um eine Zwischenbilanz des Er- eichten zu ziehen. Ich stimme Ihnen auch grundsätzlich u, dass die palästinensische Wirtschaft gestärkt werden uss. Doch ist es sicherlich nicht nachhaltig, dies primär uf dem Weg der Entwicklungszusammenarbeit zu tun. or allem anderen muss Israel Straßensperren aufheben. iese erschweren den Verkehr von Menschen und Gü- ern in der West Bank und machen ihn oft wochenlang ahezu unmöglich. Erschwerend kommt hinzu, dass Wa- en zum internationalen Handel nur noch in Ausnahmen us dem Gazastreifen exportiert werden können. Für die esonders auf Landwirtschaft basierende Wirtschaft azas ist dies natürlich besonders verheerend. Hier ist es n der EU, die Wirtschaft Palästinas durch eigene Ver- inbarungen zu stärken. Außenminister Steinmeier hat uch hier auf seiner letzten Reise ein wichtiges Projekt ingeweiht: einen Industriepark bei der Stadt Jenin im estjordanland. Ziel des Projekts ist die Ansiedlung von 80 Firmen aus der textil- und metallverarbeitenden In- ustrie, die rund 10 000 Arbeitsplätze schaffen sollen. Gemeinsam mit dem palästinensischen Regierungs- hef Fayyad weihte Steinmeier auch die Berufsschule enin ein. Damit soll die Arbeitslosigkeit in der Region enin, die bei etwa 60 Prozent liegt, angegangen werden. enn nur mit jungen, engagierten Leuten, die angemes- en ausgebildet sind, gibt es eine Zukunft für Frieden im ahen Osten. Die Aufhebung der israelischen Straßensperren im estjordanland wäre auch ein wichtiger Schritt zur 18002 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) Stärkung des Völkerrechts. Ich möchte aber die Links- fraktion darauf hinweisen, dass zur Beachtung des Völ- kerrechts beide Konfliktparteien angehalten werden müssen. Die Hamas-Führung muss den Beschuss Israels mit Kassam-Raketen unterbinden, und gleichzeitig muss Israel seine Siedlungspolitik beenden. Auch hier ist die EU gefordert: In diesen Tagen wurde wiederholt über eine Vertiefung der Beziehungen zwischen Israel und der EU diskutiert. Ich möchte aber klarmachen, dass solche Beziehungen solange konditioniert sein müssen, wie Völkerrechtsverletzungen nicht ausgeschlossen werden können. So muss darauf geachtet werden, dass zum Bei- spiel Zollprivilegien für Israel nicht für Produkte und Firmen aus israelischen Siedlungen in der West Bank und den Golanhöhen gelten. Die besonderen Beziehun- gen zu Israel und auch die Berücksichtigung der beson- deren Sicherheitssituation Israels bedeuten auch, dass wir Verletzungen des Völkerrechts verhindern müssen. In diesem Zusammenhang beschäftigt mich in diesen Tagen besonders die Zukunft der EU-Mission am Grenz- übergang vom Gazastreifen nach Ägypten. Denn durch die Schließung dieses Übergangs durch Israel ist es Dut- zenden von palästinensischen Studierenden mit Stipen- dien für Europa und die USA nicht möglich, Gaza zum Studium im westlichen Ausland zu verlassen. Dabei sind diese Menschen die Keimzelle für zukünftigen Dialog. Sie im Gazastreifen zurückzuhalten, ist daher absolut de- struktiv. Auch Die Linke bemisst dem Dialog Bedeutung zu. In ihrem Antrag fordert sie die Schaffung eines Jugend- werks für deutsch-israelisch-palästinensische Begegnun- gen und Aussöhnung. Auch hier kann ich Ihnen ver- sichern, dass die Bundesregierung sich auch dafür schon längst einsetzt. Nicht nur das Bundesjugendministerium fördert solche Begegnungen bereits umfassend. Auch ConAct, das staatliche Koordinierungszentrum für deutsch-israelischen Jugendaustausch, folgt hier dem Vorbild der Regierung und ermöglicht die Teilnahme von palästinensischen Teilnehmenden an deutsch-israeli- schen Begegnungen, wenn dies von den Organisationen so gewünscht wird. Als ehemaliger Juso-Vorsitzender kann ich Ihnen versichern, dass es mindestens so sinn- voll ist, das Geld direkt in Begegnungen zu investieren wie in die bürokratischen Strukturen eines Jugendwer- kes. Auch wenn also der Antrag der Linksfraktion in sei- ner Tendenz viel Richtiges aufweist: Ein aufmerksamer Blick auf die Homepages der Bundesministerien hätte wohl viele der heute hier diskutierten Fragen im Vorweg beantwortet. Harald Leibrecht (FDP): Vor acht Monaten wurde im US-amerikanischen Annapolis ein Prozess gestartet, der wieder einen Funken Hoffnung hat aufkommen las- sen, dass es für den Nahostkonflikt doch noch in abseh- barer Zeit eine Lösung geben könnte. Wir können heute noch nicht absehen, ob dieser Prozess am Ende wirklich zum Erfolg, das heißt zu einer schriftlich fixierten Frie- denslösung, führen wird, die dann von Israel und den Pa- lästinensern im Sinne einer Zwei-Staaten-Lösung auch in die Realität umgesetzt werden wird. Wunschdenken hilft in der Nahostpolitik ebenso wenig weiter wie vo- r W F N R t u g b d g d W v b n d p N t l a s z U d h l e K F s d g h I t n n L c t H k H S O g s Ü A w k D d g (C (D auseilende Kapitulation. Nur der besonnene, rationale eg wird eines Tages dazu führen, dass sich Frieden und reiheit für das israelische Volk im Ausgleich mit seinen achbarn auch wirklich werden realisieren lassen. ückschläge gehören zum Tagesgeschäft und dürfen uns rotzdem nicht davor zurückschrecken lassen, wieder nd wieder an Lösungen zu arbeiten. Vor acht Monaten ist in Annapolis eine Dynamik aus- elöst worden, von der wir zumindest mit Fug und Recht ehaupten können, dass sie bis heute fortwirkt. Ich hatte amals den Eindruck, dass sogar die USA selbst zu Be- inn überrascht waren von der Bereitschaft zum Dialog, ie ihnen von allen Seiten entgegengebracht wurde. ahrscheinlich war es auch die lange Abwesenheit akti- er US-amerikanischer Nahostpolitik, die mit Annapolis edient wurde und seitdem trägt. Ich hoffe sehr, dass ein euer amerikanischer US-Präsident sich nicht an eine er vermeintlichen Regeln US-amerikanischer Außen- olitik hält, wonach Außenpolitik und erst recht der ahostkonflikt erst Schwerpunkt einer möglichen zwei- en Amtszeit sein können. In der notwendigen Beharr- ichkeit nachzulassen, bedeutet in der Region selbst mit n Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Rück- chritte, die dann wieder nur unter größten Mühen auf- uheben sind. Viel ist seit der Konferenz von Annapolis geschehen. nsere israelischen Gesprächspartner bestätigen uns, ass die Kontakte auf Arbeitsebene produktiv sind, das eißt zuvorderst, dass heute alle Probleme auf dem Tisch iegen und Lösungen ausgelotet werden. Natürlich wird s am Ende nicht ohne teilweise auch schmerzhafte ompromisse gehen – nicht ohne Kompromisse in der rage der Flüchtlingsrückkehr aufseiten der Palästinen- er und nicht ohne Kompromisse seitens der Israelis bei er Wiederherstellung eines infrastrukturell lebensfähi- en palästinensischen Staatsgebietes. Aber auch das direkte Umfeld hat sich geändert. Seit eute gilt ein sechsmonatiger Waffenstillstand zwischen srael und der Hamas. Dies wird nicht nur die humani- äre Situation im Gazastreifen verbessern, sondern eröff- et auch die Möglichkeit, dass es innerhalb der Palästi- enser wieder zu einer Annäherung kommen kann. Im ibanon ist die politische Blockade fürs Erste aufgebro- hen – auch wenn wir uns darüber im Klaren sein soll- en, dass dieser Zustand ausgesprochen fragil ist und die isbollah letzten Endes einen Punktsieg hat erringen önnen. Und schließlich Syrien: Wir werden uns in diesem ause sicherlich schnell darüber einig sein, dass es ohne yrien keine nachhaltige Friedenslösung im Nahen sten wird geben können. Ohne Zweifel ist Syrien ein anz schwieriger Partner – und übrigens auch ein ganz chwer einzuschätzender Partner. Trotzdem bin ich der berzeugung, dass es richtig war, Syrien zu der nnapolis-Konferenz einzuladen. Und deshalb können ir es nur begrüßen, dass Israel und Syrien mithilfe tür- ischer Vermittlung derzeit wieder im Gespräch sind. enn unser Interesse hinsichtlich Syriens geht weit über en Kernkonflikt des Nahen Ostens hinaus. Wenn es uns elingt, Syrien ein Stück weit aus der Umarmung des Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 18003 (A) ) (B) ) Iran zu lösen und mehr an den Westen zu binden, dann ist sehr viel gewonnen. Dass Syrien in den letzten Mona- ten wieder offener für den Dialog geworden ist, können wir deshalb nur begrüßen und unterstützen. Vergleichbares gilt übrigens für die Staaten der arabi- schen Halbinsel. Dass es der Bundeskanzlerin gelungen ist, zuvorderst Saudi-Arabien wieder zu einem mögli- chen Teil der Lösung des Nahostkonfliktes zu machen, war ein richtiger Schritt. Er hat Bewegung in den Nah- ostprozess gebracht, die vorher nicht zu erkennen war. Ich möchte hier nicht zuviel Hoffnung in die Welt set- zen. Das wäre angesichts der vielen „Beinahe“-Lösun- gen, die der Nahe Osten schon gesehen hat, vermessen. Aber klar ist doch, dass sich jede Anstrengung lohnt, zu einer Lösung zu kommen. In der kommenden Woche wird so etwas wie eine „kleine Zwischenkonferenz“ des Annapolis-Prozesses hier in Berlin stattfinden. Ich hoffe sehr, dass dabei am Ende mehr herauskommen wird als die Instrumentalisierung eines so wichtigen außenpoliti- schen Themas für innenpolitische Zwecke. Was wir in dieser Bundesregierung mit Blick auf das deutsch-chine- sische Verhältnis in den letzten Monaten erlebt haben, darf sich nicht auch noch auf unsere Nahostpolitik über- tragen. Zudem hoffe ich sehr, dass die Bundesregierung uns mehr präsentieren wird als „alten Wein in neuen Schläu- chen“. Die Förderung von „ziviler Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit“ ist ja nicht erst seit gestern Schwer- punkt deutscher Hilfe für die palästinensischen Gebiete. Wir sollten auch nicht so tun, als wäre das der Fall. Viel wichtiger ist die Frage, wie es mit dem Annapolis-Pro- zess weitergehen wird, ob eine mögliche Vereinbarung zwischen Israel und Syrien in den Ansatz eingebunden werden kann, ob bei den Kernthemen „Status von Jeru- salem“, der Rückkehr von Flüchtlingen und dem Rück- bau israelischer Siedlungen Einigkeit hergestellt werden kann und auf welcher Zeitachse sich diese Fragen bewe- gen. Dies sind die wesentlichen Punkte, die in diesem Sommer entwickelt werden müssen. 60 Jahre nach Gründung des Staates Israel ist es hierfür allerhöchste Zeit. Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE): Wenn es um den Nahen Osten geht, ist eine skeptische Haltung aus vielen Erfahrungen heraus immer angemessen. Bei meinen Ge- sprächen in Israel und Palästina, in Syrien, im Libanon und in Jordanien bin ich einer großen Skepsis zu den Er- gebnissen der Konferenz von Annapolis begegnet. Nur wenige hofften auf wirkliche Veränderungen. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass jetzt die Dinge in Bewegung kommen. Der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas – vermittelt durch die ägyptische Regierung – ist ein wichtiger Schritt. Er lässt hoffen, dass der Beschuss israelischer Siedlungen aus dem Gazastreifen endgültig eingestellt wird und endlich freie Bewegung für die Be- wohnerinnen und Bewohner des Gazastreifens möglich wird. Der Gazastreifen muss mit Energie beliefert wer- den können, Lebensmittel und medizinische Betreuung erhalten. Gaza ist heute eine humanitäre Katastrophe. Die von der türkischen Regierung vermittelten Gesprä- c g m L h e s ü d g F U w d w m h b m b E S z b d J m b s s I u d m d O S m d I h r b e H n s L b r d s W O s (C (D he zwischen Israel und Syrien und das israelische An- ebot, direkte Gespräche mit dem Libanon aufzuneh- en, lassen auch hier die Chance für eine politische ösung am Horizont erscheinen. All das gibt Hoffnung. In dieser Situation findet die internationale Sicher- eitskonferenz für Palästina in Deutschland statt. Es war ine richtige Entscheidung der Bundesregierung, zu die- er Konferenz einzuladen. Aber die Bundesregierung bernimmt damit auch eine hohe Verantwortung. Von er Sicherheitskonferenz in Berlin muss ein kräftiges Si- nal für die Nahostverhandlungen ausgehen. Endlich rieden und Sicherheit im Nahen Osten! Der Deutsche Bundestag kann ein eigenes Signal zur nterstützung dieses Prozesses setzen. Deshalb haben ir unseren Antrag gestellt. Deutschland sollte alles tun, ass aus dem Waffenstillstand im Gazastreifen ein Ge- altverzicht zwischen Israel und Palästina wird. Ziel uss es bleiben, die Gründung eines souveränen, unab- ängigen, demokratischen, zusammenhängenden und le- ensfähigen palästinensischen Staates, der Seite an Seite it einem in Sicherheit und Wohlstand lebenden Israel esteht, durchzusetzen. So formuliert es der Rat der uropäischen Union. Die Linke stimmt diesem Ziel zu. elbstverständlich möchten wir auch, dass sich die so- iale Lage der Palästinenserinnen und Palästinenser ver- essert. Um dieses Ziel zu erreichen – das sollten wir Israel eutlich sagen – muss der Siedlungsbau auch um Ost- erusalem herum sofort gestoppt werden. Israel muss die ehr als 600 Kontrollpunkte im Westjordanland aufhe- en. Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch ind sofort aufzunehmen. Ein eigenständiger palästinen- ischer Staat erfordert ebenso wie die Staatlichkeit sraels eine Klärung der Grenzfragen. Völkerrechtlich nd mit vielen VN-Beschlüssen untermauert geht es um ie Grenzen von 1967. Die palästinensische Seite hat ehrfach ihre Bereitschaft zu einem Gebietsaustausch eutlich gemacht. Völkerrechtlich ist auch klar, dass st-Jerusalem die Hauptstadt eines palästinensischen taates werden muss. Viele Experten machen immer wieder darauf auf- erksam, dass die Räumung der Golanhöhen und damit ie Klärung des Hauptpunktes der Differenzen zwischen srael und Syrien kein wesentliches Problem der Sicher- eit Israels mehr darstellen. Es geht vielmehr um die is- aelische Siedlungspolitik in den besetzten syrischen Ge- ieten und um die Verteilung von Wasser. Auch hier gibt s genügend kreative Vorschläge, das Problem zu lösen. ilfreich wäre es auf alle Fälle, wenn Syrien den Liba- on völkerrechtlich anerkennen würde und seine Bereit- chaft, die Sheba-Farmen auch völkerrechtlich an den ibanon zu übergeben, damit untermauert. Diese Pro- leme gehören in den Komplex notwendiger Nahost- egelungen. In diesen Regelungskomplex Nahost gehört auch, ass alle Anschläge und Angriffe auf Israel und israeli- che Staatsbürger beendet werden. Nicht die Gewalt der affen, sondern die Bereitschaft zum Frieden muss die berhand gewinnen. Auch die Bildung einer palästinen- ischen Einheitsregierung könnte ein wichtiger Schritt 18004 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) auf dem Wege zu einer Friedenslösung im Nahen Osten sein. Um das zu erreichen, sind Gespräche mit Hamas und Hisbollah notwendig. Beide Gruppierungen müssen in den Friedensprozess einbezogen werden. Das hat die Linke auch gegen heftigen Widerspruch im Bundestag immer wieder vertreten. Wir haben offensichtlich recht gehabt. Das zeigt nicht nur die Vereinbarung über eine Waffenruhe in Gaza, sondern auch der Umstand, dass Frankreich und viele andere Staaten mittlerweile direkt mit Hamas und Hisbollah sprechen. Ich erwarte nicht, dass die mit uns konkurrierenden Parteien sich selbst zu- gestehen, dass die Vorschläge der Linken vernünftig und zielführend waren, sondern dass die Bundesregierung und die Europäische Union endlich den Realitäten Rech- nung tragen. Für den Friedensprozess im Nahen Osten müssen vor allen Dingen die zivilen Gesellschaften in Israel und Pa- lästina gewonnen werden. Sie treffen letztendlich die Entscheidungen. Das zu befördern, darauf zielen die Vorschläge der Linken für ein deutsch-israelisch-palästi- nensisches Jugendwerk und für die notwendige Über- arbeitung der Schulbücher in Israel und Palästina. Be- gegnungen der Menschen aus Israel, Palästina, dem Libanon und Syrien müssen in vielfältiger Form geför- dert werden. Ich verstehe sehr gut die Sorgen in Israel zum Atom- programm des Iran. Ich nehme diese Sorgen auch sehr ernst. Es bedarf Sicherheitsgarantien für Israel und den Iran. Die Bundesregierung sollte sich endlich entschei- den, keine Rüstungsgüter in den Nahen Osten zu expor- tieren. Wer Rüstungsgüter liefert, ist Teil des Konfliktes und verschärft ihn sogar noch. Im Gegenteil: Die deut- sche Politik muss auf eine Demilitarisierung des Nahen Ostens zielen. Auch deswegen hat die Linke eine stän- dige Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen Osten vorgeschlagen. Israel gewinnt nicht mehr Sicherheit, wenn eine Poli- tik der Drohungen und der Sanktionen gegen den Iran fortgesetzt wird. Die Kriegsdrohungen des US-Präsiden- ten Bush müssen vom Tisch. Bundeskanzlerin Merkel hat dem US-Präsidenten nicht widersprochen, als er in Deutschland genau die gegenteilige Position bezogen hat. Aufgabe deutscher Politik wäre es, den USA klipp und klar zu sagen, dass Deutschland sich mit aller Kraft jeglicher militärischer Abenteuer gegen den Iran wider- setzen wird. Der Irak-Krieg darf sich nicht wiederholen. Ein Krieg gegen den Iran wäre eine Katastrophe und das Ende aller Bemühungen um eine friedliche Lösung des Nahostkonfliktes. Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Aus dem Nahen Osten sind heute ausnahmsweise einmal gute Nachrichten zu hören: Vorerst ruhen die Waffen zwischen Israel und der Hamas in Gaza. Durch den mit ägyptischer Hilfe ausgehandelten Waffenstill- stand gibt es eine vage Hoffnung auf ein Ende der eska- lierenden Gewalt zwischen Israel und dem Gazastreifen. Und nicht nur das: Israel ist bereit, direkt mit Syrien zu reden und will auch die Friedenschancen mit dem Libanon ausloten. Mit anderen Worten: Israel strebt Frie- d „ i v d d u w d a d h G s z i z l z p L s h s d d B h n H P a W g E t z n W b m A W k m h t D S g s w p n d w (C (D en an all seinen Grenzen an. Das könnte ein wichtiges Window of opportunity“ für die Diplomatie insgesamt n der Region bedeuten. Und diese Chance muss daher on den internationalen Partnern, vor allem der EU, ringend genutzt werden. Allerdings: Der heute begonnene Waffenstillstand mit er Hamas ist brüchig. Ein Scheitern der Waffenruhe nd eine mögliche Wiederbesetzung des Gazastreifens ären fatal. Es muss jetzt mit aller Kraft versucht wer- en, die hoffnungsvollen Ansätze zu nutzen. Dazu muss uch die EU ihren Beitrag leisten. Seitdem vor mehr als einem Jahr die Hamas in Gaza urch einen Putsch die Herrschaft übernommen hat, errscht de facto eine Trennung zwischen West Bank und aza. Die Fatah, aber auch die internationale Gemein- chaft weigern sich, mit Hamas politische Kontakte auf- unehmen, solange ihre Bedingungen nicht erfüllt sind, nsbesondere die Anerkennung des Staates Israel. Es eigt sich mehr und mehr, dass diese Trennung, die Iso- ationsstrategie gegenüber Hamas, für den Friedenspro- ess in Nahost und für jeden Fortschritt vor Ort kontra- roduktiv ist. Durch die totale Blockade Israels ist die age in Gaza heute dramatisch: 80 Prozent der Men- chen sind auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen. Es errscht Treibstoffmangel, durch den die gesamte Infra- truktur und die Institutionen zerfallen. Die Versorgung er Bevölkerung ist massiv gefährdet. All das führt dazu, ass das Radikalisierungspotenzial der palästinensischen evölkerung noch gewachsen ist. Und auch die Sicher- eitslage für Israel hat sich unter dieser Boykottstrategie icht verbessert. Im Gegenteil: Stattdessen hat sie die amas gestärkt und ihre Herrschaft gefestigt. Militante alästinensergruppen feuern Raketen und Mörser auf die ngrenzenden israelischen Städte. Auch die Lage in der estbank ist schwieriger geworden. Es stellt sich die Frage, inwiefern unter diesen Bedin- ungen die gut gemeinten Entwicklungsprogramme der U für die Palästinenser überhaupt greifen können. Un- er den derzeitigen politischen Bedingungen muss be- weifelt werden, dass die grundsätzlich positiven Maß- ahmen für die palästinensischen Institutionen und die irtschaft eine nachhaltige Wirkung entfalten können. Sie greifen in Ihrem Antrag den im November 2007 egonnenen Prozess von Annapolis auf. Allerdings muss an festhalten: Auch der fußt auf der problematischen nnahme, dass der Friedensprozess zunächst nur mit der estbank und Präsident Abbas weitergebracht werden ann. Bis 2008 sollte so eine Blaupause für ein Abkom- en entstehen. Aber wir müssen uns doch heute ernst- aft fragen, ob wir mit dieser Initiative unter einem ab- retenden US-Präsidenten noch weit kommen werden. as sieht nicht sehr gut aus. Auch Außenminister teinmeier hat sich auf seiner Reise sehr zurückhaltend eäußert, und an ein Abkommen bis Ende 2008 dürfte elbst Präsident Bush nicht mehr glauben. Umso ver- underlicher, wenn die Linke jetzt einen konkreten Zeit- lan für Annapolis fordert. Bisher hat dieser Prozess we- ig konkrete Fortschritte mit sich gebracht. Auch von en USA sind inzwischen sehr kritische Töne zu hören, as den israelischen Siedlungsbau betrifft. Der wurde Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 18005 (A) ) (B) ) nämlich selbst während der Annapolis-Gespräche fort- gesetzt, obwohl klar war, dass genau in dieser Frage Prä- sident Abbas dringend einen Erfolg gebraucht hätte. Insgesamt geht der Antrag der Fraktion Die Linke im Wesentlichen kaum über die derzeitige Politik hinaus: So fordern Sie die Durchführung der Unterstützungskon- ferenz in Berlin und israelisch-syrische Verhandlungen. All das ist bereits geschehen. Wir brauchen jetzt nicht mehr nur eigenständige Initiativen für den Annapolis- Prozess, sondern eine tragfähige EU-Strategie für den Konflikt. Jetzt muss es angesichts des beschlossenen Waffenstillstandes auch ein konkretes Zeichen der EU geben, dass sie, wenn dieser hält, bereit ist, das pau- schale Kontaktverbot zur Hamas aufzuheben und diplo- matische Spielräume auszuloten, um etwa mit der Freilassung des entführten Soldaten Gilad Shalit voran- zukommen oder in der Frage der Grenzsicherung. Die EU sollte sich für ein Ende der Boykottstrategie einset- zen und aktiv zum Erfolg des Waffenstillstandes beitra- gen. Dazu wäre wichtig, dass sie sich um eine Rückkehr der EU-Grenzmission EUBAM in Rafah bemüht und so aktiv zum Ende der Blockade des Gazastreifens beiträgt. Auch zur innerpalästinensischen Versöhnung kann sie Initiativen ergreifen und auf dieser Grundlage zu einer längerfristigen Perspektive für einen neuen Verhand- lungsprozess beitragen. Für all das gibt es vielleicht nur ein kleines „Fenster der Gelegenheit“. Ich hoffe und erwarte, dass die EU dieses jetzt nutzt und es nicht wieder wie in der Vergan- genheit verstreichen lässt. Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu den Anträgen: – Das Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit weltweit durchsetzen und der Internet- zensur entgegentreten – Pressefreiheit als Fundament für die Demo- kratie (Tagesordnungspunkt 17) Holger Haibach (CDU/CSU): Das von Reporter ohne Grenzen regelmäßig aktualisierte Barometer zur Presse- und Meinungsfreiheit notierte heute lakonisch für das Jahr 2008: 17 Journalisten getötet, 133 Journalis- ten inhaftiert, zehn Medienassistenten inhaftiert und 63 Online-Dissidenten verhaftet. Diese Zahlen, wie auch die jährlich von dieser Orga- nisation erstellte Rangliste machen deutlich, dass die Ar- beit als Journalist in vielen Teilen dieser Welt vor allem eines ist: gefährlich, wenn nicht gar lebensbedrohlich oder tödlich. Dabei haben die Einschränkungen, Behin- derungen und Gefährdungen eine große Bandbreite – das zeigen die beiden Anträge, die wir hier heute abschlie- ßend beraten. Diese Einschränkungen reichen von der Behinderung der Arbeit über Einschränkungen durch G g V g D w d l g d i S g g n s t i h J Z d s P d K k L N g a g f b h s c P v c r n J J s u S u d A m d (C (D esetzgebung, fehlender Schutz von Journalisten, man- elnde oder gar nicht stattfindende Strafverfolgung bei erbrechen gegen Journalisten bis hin zu tätlichen An- riffen oder gar Mord. Kein Land der Welt kann sich je solcher Werte wie emokratie und Meinungsfreiheit sicher sein. Gerade estliche, als gefestigt geltende Demokratien nehmen iese Werte zu oft aufgrund ihrer eigenen Lebenswirk- ichkeit als gegeben hin. Dabei sollte es gerade ihre Auf- abe sein, einzutreten für die Freiheit des Wortes. Von en Kritikern des Antrags der Koalition ist ja dann auch mmer wieder angeführt worden, man müsse auch die ituation in Deutschland kritisch betrachten. Dem stimme ich auch voll und ganz zu. Die Abwä- ung der Schutzfunktion des Staates für seine Bürger ge- en die Persönlichkeitsrechte jedes Einzelnen ist nicht eu, sie ist nie einfach und sie ist nicht konfliktfrei zu lö- en. Doch bei aller Kritik – ob berechtigt oder unberech- igt – darf man einen Unterschied zwischen der Situation n Deutschland und der in anderen Ländern nicht überse- en: Deutschland verfügt über einen funktionierenden ustizapparat, parlamentarische Kontrolle, eine wache ivilgesellschaft und eine vielfältige und kritische Me- ienlandschaft. Wenn es also – gesetzlich oder überge- etzlich – zu nicht hinnehmbaren Einschränkungen der ressefreiheit kommt, kann dem entgegengetreten wer- en und wird dem entgegengetreten. Darauf, das hat der ollege Strässer in der letzten Debatte zu Recht gesagt, önnen wir mit Recht stolz sein. Gerade diese Voraussetzungen sind in vielen anderen ändern der Welt weniger oder gar nicht vorhanden. icht nur die Zahlen von Reporter ohne Grenzen bele- en dies: Wenn etwa Journalistengewerkschaften in der rabischen Welt und dem Iran eine gemeinsame Kampa- ne mit dem Namen „Brechen der Ketten“ ins Leben ru- en und dabei die Entkriminalisierung kritischer Medien- erichterstattung fordern und Arrest, ungerechtfertigt ohe Strafen, Entführungen und Gewalt gegen Medien- chaffende verurteilen, dann ist das ein deutliches Zei- hen: Ein deutliches Zeichen einerseits dafür, dass diese robleme virulent sind; andererseits dafür – und das ist ielleicht das Positive –, dass sich Widerstand gegen sol- he Entwicklungen regt. Ein ähnliches Zeichen haben in der letzten Woche und 50 Journalisten in Georgien gesetzt, indem sie ei- en Verband gegründet haben, der für die Rechte der ournalisten und die Meinungsfreiheit eintreten soll. Die ournalisten reagierten damit auf das Verbot zur Aus- trahlung politischer Sendungen bei einem Kabelsender nd die Erstürmung und Schließung eines anderen. Nach Angaben von Reportern ohne Grenzen ist die ituation für Journalisten in vielen Ländern nach wie vor nverändert problematisch, unter anderem in Russland, as auch wegen des nach wie vor ungeklärten Mordes an nna Politkowskaja auf Platz 144 der Rangliste steht. Doch Besserung scheint in Sicht, zumindest, wenn an den Äußerungen des neuen russischen Staatspräsi- enten Dmitrij Medwedew glauben darf, der nach 18006 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) Angaben der Nachrichtenagentur Reuters anlässlich sei- nes Antrittsbesuchs in Berlin am vergangenen Donners- tag ein Bekenntnis zur Pressefreiheit und zur Achtung der Menschenrechte abgelegt hat: „Ich bin völlig damit einverstanden, dass die Pressefreiheit im Rahmen der Gesetzgebung geschützt werden muss.“. Die Presse „müsse gegen den Staatsapparat auf verschiedenen Ebe- nen geschützt werden.“. Das Fernsehen solle völlig un- abhängig sein, und es solle private wie auch staatliche Sender geben. Die Frage bleibt, wie viel von diesen Ankündigungen Wirklichkeit wird, wenn gleichzeitig ein Kritiker des früheren Präsidenten Putin aus einer Talkshow wegretu- schiert wird und dies nur deshalb auffällt, weil die Zen- soren schlampig gearbeitet haben und die Beine des Talkshowgastes die ganze Zeit über zu sehen waren. Nichtsdestoweniger sollten wir den neuen Präsidenten Russlands beim Wort nehmen, auch dann, wenn er die vollständige Aufklärung der Morde an Journalisten ver- spricht. In einem anderen Land, das uns in diesem Zusam- menhang beschäftigt, hat sich zumindest bei einem Thema eine neue Offenheit gezeigt. Der Umgang der chinesischen Medien mit der furchtbaren Erdbebenkata- strophe hat eine bis dahin nie gekannte Offenheit und Transparenz gezeigt. Ein ermutigendes Zeichen. Hoffen wir alle und helfen wir mit, dass sich dieser andere, neue Geist bei den Olympischen Spielen und darüber hinaus – in Tibet und anderen Regionen Chinas, im Internet und allen anderen Medien – für fremde und einheimische Journalisten durchsetzt. Und hoffen wir, dass dieser neue Geist auch dazu führt, dass möglichst bald eine Anfrage des Menschenrechtsausschusses dieses Hohen Hauses für eine Dienstreise positiv beschieden wird und nicht negativ, wie bisher zweimal geschehen. Die beiden Anträge, über die wir heute entscheiden, haben viele Gemeinsamkeiten. Allerdings hat der Antrag von CDU/CSU und SPD ein weiteres Spektrum. Der Antrag von Bündnis 90/Die Grünen befasst sich zwar auch mit der Situation von Meinungs- und Pressefreiheit weltweit, legt dann aber einen starken Schwerpunkt auf die OSZE und deren Mitgliedstaaten. Meinungs- und Pressefreiheit sind aber Themen, die weit über Europa und die westliche Welt hinaus von Be- deutung sind. Insofern kann ich Ihnen nur wärmstens den Antrag der Koalition zur Annahme empfehlen. Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD): Die SPD-Frak- tion hat zusammen mit der Fraktion der CDU/CSU den Antrag „Das Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit weltweit durchsetzen und der Internetzensur entgegen- treten“ eingebracht, und – natürlich – stimmen wir ihm zu. Die Pressefreiheit ist in jedem Land ein zuverlässiger Gradmesser für die Offenheit einer Gesellschaft und für den Respekt, den die jeweiligen Machthaber den Men- schenrechten und der Stellung der einzelnen Menschen entgegenbringen. Das globale Völkerrecht, aber auch zahlreiche regionale menschenrechtliche Konventionen und die meisten nationalen Verfassungen haben diese zentrale Bedeutung einer freien Presse für die Entwick- l e J u T s h k S u d w b V d G g B f J n s S E r d k I I z A e s w a S s h u u a u f B i t g a n s B R M F r v l D G d r (C (D ung der Gesellschaft und die Stärke der Demokratie an- rkannt. Diese Rechtsvorschriften anerkennen auch, dass ournalisten eine verantwortungsvolle Tätigkeit ausüben nd dass zur Ausübung dieser verantwortungsvollen ätigkeit ein hohes Maß an Professionalität und Bereit- chaft zu Recherche und Objektivität gehören. Sie einzu- alten, fällt manchen Medien, die insbesondere am Ver- auf ihrer Produkte interessiert sind und daher zu ensationshascherei, Skandalisierungen, Fehlmeldungen nd Einseitigkeit tendieren, auch in westlichen Staaten urchaus schwer. Diese Grenzen müssen eingehalten erden. Auch dafür muss es rechtsstaatliche Regeln ge- en, die den Betroffenen die Möglichkeit geben, solche erletzungen zu korrigieren und, wo erforderlich, auch urch Schadensersatz zu kompensieren, was mithilfe der erichte durchgesetzt werden kann. Auch die notwendi- en Gesetze und staatlichen Akte zur Verhinderung und ekämpfung von Missbrauch dürfen jedoch die Presse- reiheit nicht einschränken oder auch die Tätigkeit von ournalisten nicht wesentlich beschränken, ebenso we- ig wie im Übrigen etwa der aktuell immer wieder be- chworene Kampf gegen den Terrorismus, der mehr chutzvorschriften für die Bevölkerung verlangt und zur inschränkung der Pressefreiheit und anderer Grund- echte tendiert. Die Meinungs- und Informationsfreiheit sind gera- ezu natürliche Korrelate der Pressefreiheit. Neben den lassischen Medien schiebt sich in den letzten Jahren das nternet immer mehr in den Vordergrund. Pressefreiheit, nformations- und Meinungsfreiheit sind in der Freiheit um ungehinderten Zugang zum Internet gebündelt. uch hier gilt, dass das Internet nicht missbraucht und twa als Mittel zur Vorbereitung und Begehung von chwersten Verbrechen genutzt werden darf. Die not- endigen Begrenzungsregelungen allerdings dürfen uch hier nicht als Vorwand für Zensur oder andere chranken missbraucht werden. In unserem Antrag wei- en wir darauf hin, dass trotz dieser klaren und weitge- end anerkannten Grundsätze Journalisten häufig genug nter Einschränkungen, Schikanen, ja Gefahr für Leib nd Leben arbeiten müssen. „Reporter ohne Grenzen“ ls weltweit tätige Berufsorganisation von Journalisten nd Menschenrechtsvereinigung, die sich für die Presse- reiheit einsetzt, dokumentiert in ihren regelmäßigen erichten immer häufiger schwerste Verletzungen und mmer häufiger Eingriffe in die Presse- und Informa- ionsfreiheit, in die Meinungsfreiheit und den freien Zu- ang zum Internet. Solche Einschränkungen, vor allem ber auch die Bedrohungen für Leib und Leben, können icht akzeptiert, auch nicht geduldet werden. Aus die- em Grund sprechen wir gerade den unter schwierigsten edingungen arbeitenden Journalisten unseren tiefen espekt aus. Aus diesem Grund unterstützen wir diese enschenrechtsvereinigung und auch die konkreten orderungen, die unser Antrag an die Bundesregierung ichtet. Wer sie liest, wird feststellen, dass sie weder kontro- ers noch außerordentlich neu sind. Der Grund dafür iegt in der Tatsache, dass in der Bundesrepublik eutschland ein weitestgehender Konsens in diesen rundsatzfragen besteht, und die Bundesregierung und er Bundestag ihre Handlungen an diesem Konsens aus- ichten. Aus diesem Grund unterscheidet sich auch der Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 18007 (A) ) (B) ) Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen nicht we- sentlich vom Antrag der Fraktionen der Regierungsko- alition. Florian Toncar (FDP): Wir beraten heute zwei An- träge, die die Meinungs- und Pressefreiheit weltweit zum Gegenstand haben. Damit berühren sie ein Kernele- ment im Bestand der Bürger- und Menschenrechte. Diese sind verbrieft im UN-Zivilpakt (IPbpR), in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR), der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) sowie anderen regionalen Menschenrechtskonventionen. Vielerorts in der Welt ist es die gleiche Situation: Au- toritäre Regierungen treten die Meinungs- und Presse- freiheit mit Füßen. Kritische Stimmen werden zum Schweigen gebracht, die Bürger erfahren nur, was die Herrschenden zulassen. Zensur und Propaganda ver- schleiern Korruption und Inkompetenz, Bürger werden bevormundet und gegängelt. Unter diesen Umständen kann Fortschritt nicht stattfinden. Zudem widerspricht es jedem moralischen Rechtsempfinden, wenn Regierun- gen ihre Bürger bevormunden und willkürlich manipu- lieren. „Reporter ohne Grenzen“, eine Nichtregierungsorga- nisation, die sich für die Pressefreiheit einsetzt, weist zudem auf die Gefahren hin, die für Journalisten im Um- feld bewaffneter Konflikte entstehen. Wo Bürgerkriegs- parteien sich ohne Gnade bekriegen, ist der offene Aus- tausch von Ideen, Meinungen und Informationen zumeist das erste Opfer. In Somalia, im Irak oder Sudan ist dies leicht zu beobachten. Die Bedeutung elektroni- scher Medien und Informationskanäle für die Meinungs- und Pressefreiheit wächst rasant. Bestand anfangs die Hoffnung, dass das Internet zu unübersichtlich für staat- liche Zensoren sei und Bürger sich hier ungehindert aus- tauschen können, haben einige autoritäre Staaten ihre Kontrollinstrumente flexibel angepasst. China ist hier Vorreiter. Während die Regierung dort die wirtschaftli- chen Möglichkeiten des Internet nutzen will, ist es ihr gelungen, durch Filter den E-Mail-Austausch zu kontrol- lieren sowie Chatrooms, Foren und Websites zu zensie- ren. Andere Staaten folgen diesem Beispiel. Technisch weniger ausgefeilte Staaten wie Birma hingegen greifen zu noch drastischeren Maßnahmen. Um den Informa- tionsfluss ins Ausland nach der Niederschlagung friedli- cher Proteste im September 2007 zu unterbinden, kappte das Regime kurzerhand die beiden Verbindungskabel und schnitt das ganze Land von der digitalen Außenwelt ab. Die beiden Anträge, über die wir heute abstimmen, sind sehr unterschiedlich hinsichtlich ihrer Zielrichtung. Die Koalitionsfraktionen fordern ein breites Spektrum an Maßnahmen, um die freie Betätigung von Journalis- ten zu schützen. Die Bundesregierung soll beispiels- weise entschlossen die Achtung der Meinungsfreiheit einfordern und die Aufklärung von Übergriffen auf Re- porter anmahnen. Der Antrag hat zwei Schwächen: Ob- wohl die Forderungen sich auch auf den Bereich der elektronischen Medien beziehen, hätte die in einigen Fällen negative Rolle westlicher IT-Firmen bei der Ein- schränkung der Meinungsfreiheit in einigen Staaten näher beleuchtet werden können. Ferner werden die Pro- b f w a d d d s d m g A r G d d s O w p f b d g R P r i f Z t b d D C W w r P D C a S e n r r w K s s m e m f c (C (D leme, die in Deutschland bei der Achtung der Presse- reiheit aufgetreten sind, völlig ausgeblendet. Die Über- achung von Journalisten durch den BND oder der ktuelle Überwachungsskandal bei der Telekom, bei em nach Journalistenkontakten von Vorstandsmitglie- ern gespäht wurde, belegen, dass auch in Deutschland ie Pressefreiheit besser geschützt werden muss. Insge- amt ist der Antrag jedoch so sinnvoll und ausgewogen, ass die FDP ihn mittragen kann. Wir werden zustim- en. Beim Antrag der Grünen jedoch ergibt sich ein unaus- eglichenes Bild. Die Einleitung bzw. Begründung des ntrags passt inhaltlich nicht zum Forderungsteil. Wäh- end die Grünen eingangs ausführlich die vielfältigen efahren für die Pressefreiheit weltweit darlegen, gehen ie aufgestellten Forderungen nur sehr lückenhaft auf ie skizzierten Herausforderungen ein. So beziehen sich echs der insgesamt neun Forderungen auf die Arbeit der SZE. Auch wenn diese Organisation in Europa eine ichtige Rolle spielt, kann man ihr nicht den Schwer- unkt der Arbeit für die weltweite Achtung der Presse- reiheit übertragen. Auch wenn die Forderungen für sich etrachtet nicht falsch oder schädlich sind, hätte der For- erungsteil besser zu einem OSZE-spezifischen Antrag epasst. Die Grünen fordern zudem, dass Deutschland im ahmen seiner Entwicklungszusammenarbeit verstärkt rojekte fördern soll, die den Zugang armer Bevölke- ungsteile zum Internet zum Ziel haben. Grundsätzlich st dies sinnvoll. Der ausdrückliche Verweis auf China ührt in diesem Zusammenhang jedoch nicht weiter. um einen wächst die Verbreitung digitaler Informa- ionstechnologie einschließlich Internetzugang und Mo- iltelefonie in keinem Land so stark wie in China – und ies auch ohne deutsche Hilfe. Nebenbei bemerkt sollte eutschland seine Entwicklungszusammenarbeit mit hina, dem Land mit den größten Devisenreserven der elt, einstellen. China ist ein wirtschaftlicher Wettbe- erber und kein typisches Entwicklungsland. Zum ande- en liegt im Falle Chinas die eigentliche Gefahr für die ressefreiheit im repressiven Vorgehen der Regierung. aher geht diese Forderung am Kern des Problems in hina vorbei. Insgesamt ist der Antrag zwar nicht schädlich, er stellt ber auch keinen wirklich weiterführenden Beitrag zum chutz der Pressefreiheit dar. Die FDP wird sich hier nthalten. In der Achtung der Presse- und Meinungsfreiheit liegt icht nur ein Wert an sich für den Schutz der Menschen- echte. Sie ist auch ein Schlüssel für die Entwicklung echtsstaatlicher und demokratischer Strukturen welt- eit. Die Bundesregierung muss daher den von den oalitionsfraktionen vorgelegten Antrag rasch und ent- chlossen umsetzen. Michael Leutert (DIE LINKE): Heute hat die russi- che Staatsanwaltschaft die Ermittlungen im Fall der er- ordeten Journalistin Anna Politkowskaja für beendet rklärt und Anklage erhoben. Es wird sich noch zeigen üssen, ob Verlauf und Ergebnis des Verfahrens Grund ür Hoffnung auf die Verbesserung der menschenrechtli- hen Lage, hier die Verteidigung der Pressefreiheit, lie- 18008 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) fern. In jedem Fall bleibt die Ermordung der russischen Journalistin ein markantes Beispiel dafür, wie sehr ein bürgerliches Grundrecht weltweit gefährdet ist. Nicht immer muss der Prozess der Einschüchterung und Behinderung so grausam enden. Aber es ist in vielen Ländern geradezu selbstverständlich, in die Medienbe- richterstattung informell oder gar regierungsamtlich ein- zugreifen. Erst am Dienstag billigte das weißrussische Unterhaus ein Gesetz, auf Grundlage dessen unabhän- gige Medien im Internet kontrolliert werden sollen. Wo dieses Mittel nicht so ohne Weiteres zur Hand ist, drang- saliert man unabhängige Journalisten mit konstruierten Anklagen wegen Steuerhinterziehung oder angeblicher Vergewaltigung, wie etwa in Kasachstan geschehen. Doch genug der Beispiele. Jede und jeder könnte Dut- zende hinzufügen. Die beiden heute zur Debatte stehenden Anträge ver- weisen auf Berichte der Organisation „Reporter ohne Grenzen“, die ein düsteres Bild über die Arbeitsbedin- gungen von Journalisten an vielen Orten der Welt zeich- nen. Aber beiden Anträgen, in unterschiedlichem Maße, ist eigen, dass sie „Welt“ nur in Teilen wahrnehmen. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich weiß, dass es ein großer Unterschied ist, ob man als Journalist jahre- lang unter Hausarrest steht oder gar unter unerträglichen Bedingungen inhaftiert ist oder „nur“ eine Hausdurchsu- chung über sich ergehen lassen muss. Es steht aber je- dem Land gut zu Gesicht, bei aller berechtigten Kritik an Verletzungen von Bürger- und Menschenrechten in an- deren Ländern, auch das Agieren der eigenen Regierung in die Betrachtung einzubeziehen. Der Antrag der Frak- tion der Grünen übt sowohl Kritik am Bündnispartner USA wegen seiner Einschränkung der Pressefreiheit im Zuge der Terrorismusbekämpfung wie auch an Defiziten in der BRD, etwa wegen der illegalen Überwachung von Journalisten durch den BND. Dagegen scheint für die Koalition in Bezug auf die sogenannte westliche Welt und die Bundesrepublik in ihr alles in Butter. Dabei geht es mir nicht nur um die Er- wähnung der sogenannten Cicero-Affäre oder das von „Reporter ohne Grenzen“ veröffentlichte Ranking zur Pressefreiheit, in dem die BRD zurückgefallen ist. Mir geht es darum, was die Bundesregierung zu tun oder zu unterlassen gedenkt, weiteren Einschränkungen von Freiheiten Einhalt zu gebieten. Wie steht es um die Pläne, Berufsgruppen wie Pfarrer, Ärzte oder eben Jour- nalisten, die unter besonderem Schutz stehen, eben die- sen Schutz durch Ausnahmeregelungen auszuhebeln? Ist es nicht eher geboten, diese Berufe nachrichtendienstli- cher Überwachung zu entziehen und diese Überwachung zu verbieten? Und zu guter Letzt eine Bemerkung zum Internet, dessen Rolle als Medium unabhängiger Berichterstat- tung und Meinungsäußerung vor allem im Antrag der Koalition gewürdigt wird und zu dem uneingeschränkter Zugang verlangt wird. Machen Sie sich klar, dass eine Online-Durchsuchung, die noch immer nicht vom Tisch ist, und die Vorratsdatenspeicherung geeignete Mittel sind, das Kommunizieren via Telefon, Fax oder Internet zu behindern, weil die Bürgerinnen und Bürger nicht wissen, wer „noch in der Leitung“ ist. Das heißt Ein- schränkung von Informationsmöglichkeiten und Infor- m h d I G O b i H h F D M s p D T m g N s n s d h n c A v S D ä u d S s I t n d w r M n b z F K r t f K r g D (C (D ationsaustausch, von freier Kommunikation. Die Be- inderung von Information bedeutet zwangsläufig auch ie Einschränkung von Pressefreiheit. Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): n Singapur wartet der amerikanische Rechtsanwalt opalan Nair auf seine Verurteilung wegen Kritik am bersten Gerichtshof, die er in seinem Internet-Blog pu- liziert hatte. In China sitzt Huang Qi seit dem 10. Juni n Haft, weil er bei seinen Berichten zur humanitären ilfe nach dem schweren Erdbeben angeblich Staatsge- eimnisse verraten hat. Im Iran wurden am 12. Juni neun rauen verhaftet, die regelmäßig im Internet gegen die iskriminierung von Frauen im Iran publizieren. In oskau wurde die Wohnung von Kaloi Akhilgov durch- ucht, der als Rechtsanwalt für das einzige Nachrichten- ortal, das in inguschetischer Sprache erscheint, tätig ist. em Portal wird Extremismus vorgeworfen. Und in der ürkei ist der Zugang zum Videoportal „YouTube“ seit ehr als einem Monat gesperrt, wegen Veröffentlichun- en, die angeblich das Türkentum beleidigen. Diese Auflistung ist nur eine kurze Wiedergabe der achrichtenmeldungen der letzten Tage von der Web- eite von „Reporter ohne Grenzen“. Sie ist bei weitem icht vollständig, und das Vorgehen der Behörden unter- cheidet sich natürlich in der Qualität, aber eines wird eutlich: Die Bedrohung der Meinungs- und Pressefrei- eit im Internet wächst mit der Bedeutung, die das Inter- et für dieses Menschenrecht hat. Massive Überwa- hung, Zensur und Kontrolle des Internets wird nach ngaben von Menschenrechtsorganisationen vor allem on China, Iran, Kuba, Libyen, Nepal, Nordkorea, audi-Arabien, Syrien, Tunesien und Vietnam betrieben. er „Cyber-Dissident“, wie es im Englischen heißt, ngstigt die Diktaturen und Unterdrücker dieser Welt, nd man möchte hinzufügen: Das ist auch gut so. Auch den Fall von Perwiz Kambakhsh möchte ich in ieser Debatte nicht unerwähnt lassen. Der 23-jährige tudent wurde am 23. Januar 2008 von einem afghani- chen Gericht in Mazar-i-Sharif wegen „Beleidigung des slam“ zum Tode verurteilt. Er hatte an seiner Universi- ät per E-Mail einen Artikel über Frauenrechte in Afgha- istan verbreitet, der sich kritisch über den Koran äußert. Das Internet ist zum bevorzugten Medium für Dissi- enten, Menschenrechtsverteidiger und Demokraten ge- orden. Die Beschränkung des Zugangs richtet sich di- ekt gegen Art. 19 der Allgemeinen Erklärung der enschenrechte, nach dem jeder das Recht auf Mei- ungsfreiheit und freie Meinungsäußerung hat. Dabei ar- eiten viele Staaten an immer ausgefeilteren Methoden ur Kontrolle des Internets, entweder durch raffinierte iltertechnologien und Überwachung der elektronischen ommunikation oder den Aufbau einer Cyberpolizei. Aber auch die hemmungslose Vorratsdatenspeiche- ung, wie sie nun leider in Deutschland und der EU be- rieben wird, ist letztlich eine Bedrohung der Meinungs- reiheit im Internet. Hier ist die Abwägung zwischen ampf gegen Kriminalität und Wahrung der Bürger- echte leider zuungunsten der Bürgerrechte ausgegan- en. Der Skandal um die Überwachungsmethoden der eutschen Telekom zeigt, wohin dies führen kann. Lei- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 18009 (A) ) (B) ) der blickt der Antrag der Koalition nur nach außen und ignoriert die Herausforderungen, die wir in Deutschland in diesem Bereich haben. Gleichwohl wundert dies nicht, denn offenbar fehlt es insbesondere beim Schutz der Daten von Internetnutzern der Koalition hier gänz- lich an Problembewusstsein. Ein Skandal ist es auch, wenn Firmen wie Yahoo, Google oder Microsoft mit Diktaturen zusammenarbei- ten und sich aktiv an Zensurmaßnahmen beteiligen, wie dies in China geschehen ist. Aber auch die Ausrüstung zur Überwachung des Internets kommt zu großen Teilen von westlichen Unternehmen, wobei es hier sicherlich auch – wie an anderer Stelle – eine „dual-use“-Proble- matik gibt. Alle Länder sind im 21. Jahrhundert auf die Chancen des Internets angewiesen. Ohne die Vorteile des Inter- nets wird kein Land langfristig im wirtschaftlichen und auch wissenschaftlichen Wettbewerb bestehen können. Aber das Internet ist nichts ohne den freien Austausch von Informationen. Es lohnt sich, diesen Austausch auch zuzulassen. Die Vorteile des Internets und die Presse- und Meinungsfreiheit sind untrennbar verbunden. Der Preis für die Vorenthaltung dieses Zugangs wird auch für autoritäre Regime auf Dauer nicht zu zahlen sein. Die Bundesregierung ist aufgefordert, sich für den Schutz der Rechte von Internetnutzern und die Förde- rung der freien Meinungsäußerung im Internet weltweit verstärkt einzusetzen. Dazu gehören auch Anstrengun- gen, die sogenannte digitale Kluft zu überwinden und den Zugang zum Internet auch ärmeren Bevölkerungs- schichten weltweit zu ermöglichen. Und auch in Deutschland muss Schluss sein mit der immer weiter voranschreitenden Überwachung von Telekommunika- tion und dem Internet. Pressefreiheit ist Wegbereiter für gesellschaftlichen Fortschritt und Transformation und ein Fundament de- mokratischer Gesellschaften. Freie Medien sind Platt- form für offenen Meinungsaustausch. Freie Medien informieren und schaffen Voraussetzungen für demokra- tische Meinungsbildung und Meinungsfindung. Freie Medien unterstützen gute Regierungsführung. Freie Me- dien sind Wachhunde der Gesellschaft und decken früh- zeitig Missstände und Fehlentwicklungen auf. Freie Me- dien können gesellschaftliche Toleranz fördern und der Diskriminierung und Marginalisierung von einzelnen Gruppen entgegenwirken. Dafür weltweit einzutreten lohnt sich. Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Berichts zu dem Antrag: Er- arbeitung einer nationalen Strategie für den Erhalt der Gewässerbiodiversität und zur Flankierung der Umsetzung der EG-Wasser- rahmenrichtlinie in den Bundesländern (Tages- ordnungspunkt 12) Ulrich Petzold (CDU/CSU): Die Furcht vor Unbe- kanntem zu schüren und den Menschen Angst vor N s p a S i t b w A r g B S w W n g l c P a z b d b t n s b m i E c c z k s u i u R 8 s e w M i r w r K S g s G z m (C (D euem einzuflößen, zeugt nicht von Strategie und politi- chem Weitblick, da man die Angst, die man in der Op- osition geschürt hat, in der Regierungsverantwortung usbaden muss. Genau dieses Schüren von Angst und orge versucht jedoch die vorliegende Große Anfrage, ndem sie die CO2-Abscheidungs- und Speicherungs- echnologie CCS als „Großexperiment“ mit „unbestreit- aren Risiken“ und einer „Vielzahl offener Fragen“ be- usst diffamierend hinterfragt. Mit dem Ergebnis der öffentlichen Anhörung unseres usschusses vom März 2007, der Antwort der Bundes- egierung auf die fast wortgleiche Kleine Anfrage der rünen Fraktion vom April 2007 und dem gemeinsamen ericht des BMWi, des BMU und des BMF vom eptember 2007 sind die in der Großen Anfrage teil- eise polemisch gestellten Fragen längst beantwortet. enn man ehrlich ist, geht es in der Anfrage auch gar icht um die Frage CCS ja oder nein, sondern um die rundsätzliche Frage der Kohleverstromung. Deshalb er- auben Sie mir bitte einige wenige Sätze zur grundsätzli- hen Frage der Energieversorgung. Wenn man wie Sie – Sie wissen, dass das nicht unsere osition ist – aus der Stromerzeugung aus Kernenergie ussteigen will, sollte man die Frage nach der Stromer- eugung für die Grundlast beantworten. Dazu ist Ihnen ekannt, dass weder Strom aus Windkraftanlagen noch er Strom aus Solarzellen grundlastfähig ist, da er nicht edarfsorientiert anfällt, und die Stromspeicherung als echnisches Problem in der notwendigen Größenordnung icht gelöst ist. Zur Energieerzeugung aus Biomasse teht uns maximal Biomasse für ein Drittel des Energie- edarfs zur Verfügung und das verbunden mit Proble- en, wie wir sie aus der Palmölproduktion kennen. Der mmer wieder eingeforderte Königsweg der Senkung des nergieverbrauchs ist mit solch wirtschaftlichen Umbrü- hen und sozialen Problemen verbunden, dass ein sol- her Umbau der Gesellschaft nur eine Frage von Jahr- ehnten, wenn nicht sogar nur eine Jahrhundertfrage sein ann. Ja, wir müssen uns auf den Weg zur Senkung un- eres Energieverbrauchs begeben, und dazu müssen wir ns im Klimaschutz Zeit kaufen. Doch eine singuläre Betrachtung nur unseres Landes m Klimaschutz ist unsinnig und würde auch nicht von nseren Menschen akzeptiert werden. Was nützt eine eduzierung des CO2-Ausstoßes in Deutschland um 0 Prozent, wenn gleichzeitig in Asien bei einem wach- enden Pro-Kopf-Bedarf Strom noch in Kraftwerken mit inem Wirkungsgrad von unter 30 Prozent produziert ird. Oder erinnern Sie sich bitte an die Aussagen der itglieder des Energieausschusses der russischen Duma n unserem Umweltausschuss: Russland ist jederzeit be- eit, Deutschland das gewünschte Erdgas zu liefern, aber ir Deutschen mögen uns doch dann bitte nicht in die ussische Energieversorgung einmischen, wenn dort ohle verstromt würde. Ja, was macht das für einen inn, in Deutschland russisches Erdgas zur Stromerzeu- ung einzusetzen, wenn dafür in Russland Kohle ver- tromt wird? Übrigens, auch bei der Verstromung von as könnte es Sinn machen, die CCS-Technologie ein- usetzen; denn es gibt kein gutes CO2 aus Gas oder Bio- asse und böses CO2 aus Kohle Wenn man überzeugt 18010 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) ist, dass anthropogen erzeugtes CO2 einen wesentlichen Anteil an der derzeitigen Klimaveränderung hat und wir auch nach dem Jahr 2020 alle Anstrengungen zur CO2- Reduzierung unternehmen müssen, muss man zur CCS- Technologie Ja sagen. Wie sich die vorliegende Anfrage zur CCS-Technolo- gie positioniert, ist allerdings schon sehr grenzwertig: Da werden Zweifel an der Technologie des CO2-Ab- scheidung, -Transport und -Lagerung geschürt, indem sie als PR-Instrument verunglimpft wird. Da wird die Wirtschaftlichkeit mehr als kritisch hinterfragt. Da wer- den Ängste vor Umweltschäden bei Transport und Lage- rung geschürt. Da wird Furcht vor Gesundheitsrisiken infolge von Leckagen erzeugt. In der Überbetonung der Risiken und Negation der Chancen der CCS-Technologie liegt die große Gefahr, dass die notwendige gesellschaftliche Diskussion verun- sachlicht wird. Für eine sachliche Diskussion ist es er- forderlich die drei Rechts- und Sachbereiche der CCS- Technologie – Abscheidung, Transport und Speicherung – säuberlich zu trennen und zu analysieren: Wie weit sind wir, und welche weiteren Schritte sind notwendig, um zu einem ausreichenden Erkenntnisstand zu kommen? Bei der CO2-Abscheidung stehen zurzeit mit der Rauchgaswäsche, der Vorvergasung und der Oxyfuel- Technologie drei Technologien mit unterschiedlichem Anarbeitungsstand zur Verfügung. Für den Erkenntnis- gewinn bei der Oxyfuel-Technologie steht uns zum Beispiel die 0,5-MW-Testanlage in Jänschwalde zur Ver- fügung, an der im Rahmen des BMWi-Verbund- forschungsprojekts gearbeitet wird. Bei der Vergasungs- bzw. IGCC-Technologie, bei der auch andere Brenn- stoffe wie Biomasse, Abfälle oder Klärschlämme einge- setzt werden können, engagiert sich ganz stark zum Bei- spiel RWE Power. Sie will im Jahr 2014 ein 450-MW- Kraftwerk auf dieser Technologiebasis in Betrieb neh- men. Die Rauchgaswäsche wiederum ist eine Abschei- dungstechnologie, die auch in bestehenden Kraftwerken nachgerüstet werden kann. In dieser Technologie wird Vattenfall noch im Frühsommer diesen Jahres ein Erpro- bungskraftwerk in Betrieb nehmen. Selbstverständlich laufen Erprobungen dieser Tech- nologien nicht nur in Deutschland. Die Forschung an diesen Technologien wird, wie aus den oben genannten Unterlagen zu ersehen ist, auch von der Europäischen Union gefördert, und es ist dann schon eine Frage, ob wir uns aus diesen Technologien und der Forschungsför- derung bei unserem Wissensvorsprung in Deutschland ausklinken wollen. Der Transport des abgeschiedenen CO2 von den Ab- scheidungsorten zu den Lagerstätten ist ein Problem, das bereits grundsätzlich technisch gelöst ist. Bereits jetzt existieren CO2-Fernleitungen, und es geht rein technisch gesehen um Probleme der Dimensionierung. Allerdings müssen wir rechtliche Fragen beantworten. So sollte es für jeweils eine Fernleitung nur eine Genehmigungs- stelle und für alle betroffenen Bundesländer ein vorlau- fendes Raumordnungsverfahren geben. Genauso sollten wir uns dringend überlegen, ob wir das Genehmigungs- verfahren durch eine Regelung entsprechend Ziffer 19.2 d s t h b g d d T S A t H s c A d g S k R g F S s B d e E w n B u z a e d d l e m b s i z s h „ w u M i – N (C (D er Anlage 1 zum UVPG beschleunigen. Grundsätzlich ollten auch CO2-Fernleitungen unter die Rohrfernlei- ungsverordnung fallen. Zur Frage der Lagerung von CO2 gibt es wohl den öchsten Bedarf an Erkenntniszuwachs. Es dürfte jedem ekannt sein, dass Jahrmillionen alte natürliche CO2-La- erstätten existieren. Natürlich ist auch die Möglichkeit er Ablagerung in ausgebeuteten Erdgas- und Erdölfel- ern bzw. zur Steigerung der Erdölförderung Stand der echnik und nichts Neues. Doch die weitaus größte peicherkapazität liegt in Deutschland in den salinaren quiferen: nach oben dichten, porösen Gesteinsschich- en in denen sich salzhaltiges Wasser angesammelt hat. ierzu sind noch umfangreiche Erkundungs- und For- chungsaktivitäten notwendig. Auch sind hierzu rechtli- he Klarstellungen notwendig. Schon die bergbaulichen ktivitäten zur Erkundung und Erforschung sind durch as geltende Bergrecht meiner Auffassung nach nicht edeckt, da sie letztendlich nicht das Aufsuchen von alzlösungen zum Ziel haben, sondern tatsächlich Er- undungen für Lagerzwecke sind. Auch der nun für den 24. Januar angekündigte CCS- ichtlinienentwurf der EU wird sich nach dem bisheri- en Arbeitsentwurf nicht mit den eigentumsrechtlichen ragestellungen an Lagerstellen befassen. Nach § 905 atz 1 Bundesberggesetz stehen geologische Aquifer- trukturen im Eigentum des Grundstücksinhabers der odenoberfläche. So könnte der Eigentümer nach Satz 2 es § 905 BGB die CO2-Einlagerung untersagen, wenn r daran kein Interesse hat. Schon eine Erkundung und rforschung einer Lagerstätte könnte so auf unüber- indliche Hindernisse stoßen. Wir müssen deshalb mei- er Auffassung nach umgehend ein in Anlehnung an das ergrecht entwickeltes Erkundungsgesetz beschließen, m eine sichere Forschungsbasis für salinare Aquifere u haben. Genauso steht ein Untergrund-Raumordnungsgesetz us, um gegenläufige Interessen im Untergrund gegen- inander abzuwägen. Doch dazu erhoffe ich mir wie- erum einen Fingerzeig aus der CCS-Rahmenrichtlinie, eren Entwurf wir nun bald kennenlernen werden. Petra Bierwirth (SPD): Die Natur stellt der mensch- ichen Gesellschaft aufgrund ihrer biologischen Vielfalt ine Fülle an Leistungen zur Verfügung: wie Nahrungs- ittel, Brennstoffe, gesunde Böden und auch das Le- enselixier Wasser. Etwa ein Zehntausendstel des Was- ervolumens der Erde sind Seen, Weiher und Flüsse. In hnen leben 12 Prozent aller bekannten Arten. 41 Pro- ent der Fischarten und 25 Prozent aller Wirbeltierarten ind von der Erhaltung der Süßwasserökosysteme ab- ängig. Obwohl unser Wohlergehen vollkommen von ökosystemaren Dienstleistungen“ abhängig ist, gehen ir nicht entsprechend sorgsam mit der Ressource Natur m, vor allem mit dem Bereich Wasser. Kein anderes Ökosystem hat unter dem Einfluss des enschen so gelitten wie das Wasser. Darauf verweisen nternationale Arbeiten, wie der Weltökosystem-Bericht Millenium Ecosystem Assessment Report – der UN. ach Studien der Naturschutzorganisation WWF sind Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 18011 (A) ) (B) ) weltweit seit 1970 allein 28 Prozent der Arten in den Süßwasserökosystemen ausgestorben. In Europa sind die naturnahen Flüsse und Auewälder am stärksten be- troffen. Die Eingriffe des Menschen in die Natur und in den Wasserhaushalt hatten für die biologische Vielfalt verheerende Folgen. Die Lebensader der Natur wurde systematisch zu Wasserstraßen, Abwasserkanälen und Vorflutern degradiert. Die Nutzung der Wasserkraft, die Interessen der Schifffahrt und der enorme Landhunger der Bevölkerung, Staustufen, Flussbegradigungen, Dei- che und nichtnaturnahe Uferbefestigungen – Maßnah- men, die der Dynamik des Wassers entgegenstehen. Der voranschreitende Klimawandel schafft zusätzli- che Stresssituationen für dieses Ökosystem. Nicht nur eine verminderte Qualität der Gewässer, sondern auch Hochwasserereignisse, wie das August-Hochwasser 2002 an der Elbe sind die Ergebnisse dieses Handelns. Der volkswirtschaftliche Schaden allein durch das Elbe- Hochwasser wurde in Deutschland auf circa 9,2 Milliar- den Euro beziffert. Nur eine intakte Natur ermöglicht den heutigen und zukünftigen Generationen eine hohe Lebensqualität. In der Europäischen Union wurden daher seit 2001 vier Aktionspläne, zum Beispiel zur Erhaltung der biologi- schen Vielfalt im Bereich der Naturressourcen oder in der Landwirtschaft und Fischerei im Rahmen der 1998 vorgestellten Gemeinschaftsstrategie zur Erhaltung der Artenvielfalt verabschiedet. Deutschland ist im Rahmen internationaler Verträge und Beschlüsse die Verpflichtung eingegangen, den Ver- lust der biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 einzu- dämmen bzw. aufzuhalten. Auf globaler Ebene haben wir uns im Mai in Bonn auf der 9. Vertragsstaatenkonfe- renz zur Konvention über die biologische Vielfalt mit dem Thema befasst. Die Wasserrahmenrichtlinie, die Hochwasserschutzrichtlinie, die Richtlinie zum Schutz des Grundwassers, die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und die Vogelschutzrichtlinie sind beispielgebend auf europäischer Ebene. National sind die Weichen ebenfalls in die richtige Richtung gestellt worden. So geben zum Beispiel bereits die Novellierung des Wasserhaushaltsgesetzes von Au- gust 2002, auf der Grundlage der europäischen Wasser- rahmenrichtlinie und das 5-Punkte-Programm der Bundesregierung von 2002 zur Verbesserung des vor- beugenden Hochwasserschutzes relevante Maßnahmen zur Erreichung der Qualitätsziele vor. Die Kolleginnen und Kollegen der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen meinen, dies sei noch nicht genug. Sie for- dern in dem heute zur Debatte stehenden Antrag die Bundesregierung auf, bis spätestens 2008 einen Entwurf für eine nationale Gewässerbiodiversitätsstrategie vorzu- legen. Diese soll die Umsetzung der europäischen Was- serrahmenrichtlinie flankieren und gleichzeitig die not- wendigen Schritte auf Bundesebene optimieren. Die nationale Strategie soll Aufschluss darüber geben, wie die Schadstoffeinträge und Eingriffe in die Gewässer be- endet bzw. konsequent minimiert werden können. Bereits während der Erarbeitung der nationalen Bio- diversitätsstrategie wurden diesbezügliche Regelungen und Richtlinien beachtet und dazugehörende Ziele auf- g V s d w l a Q t d d j N t S n m A s d f d m d B m d E u r d r s L d B s k b a r w w Z t ö M w s n g d b l m (C (D enommen. Die nationale Strategie zur biologischen ielfalt enthält also auch Ziele für den Erhalt der Gewäs- erbiodiversität. Beispiele aus dem Bereich Grundwasserschutz sind ie Entwicklung von Bewertungskriterien für Grund- asserhabitate, grundwassertypische Arten und des öko- ogischen Zustandes des Grundwassers bis 2010 oder uch die nachhaltige Sicherung und Regenerierung von uellstandorten. Zur Verringerung der diffusen Stoffein- räge soll der Eintrag von Pflanzenschutzmitteln in Bö- en und Gewässer bis 2015 signifikant reduziert werden, er Stickstoffüberschuss soll bis 2010 auf 80 Kilogramm e Hektar herabgesetzt werden. Die Beispiele aus der aturschutzstrategie, die auch den Gewässerschutz be- reffen, ließen sich noch lange fortsetzen. Eine eigene trategie zur biologischen Vielfalt der Gewässer ist also icht notwendig! Mit ihrem Antrag – ich zitiere: „Die Bundesregierung uss wirksamer dazu beitragen, dass Deutschland den nforderungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie ent- pricht“ – erweckt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen en Eindruck, dass aus den Bundesländern der Nachweis ehle, dass alle zwingend notwendigen Maßnahmen aus en jeweiligen Ressorts zur Umsetzung der Wasserrah- enrichtlinie hinreichend erarbeitet und umgesetzt wür- en. Dem ist nicht so. Die Bundesregierung vertritt die undesrepublik Deutschland in einer Vielzahl von Gre- ien innerhalb Europas. Sie erarbeitet unter Beteiligung er Bundesländer zusammen unter anderem mit der uropäischen Kommission, den anderen Mitgliedstaaten nd NGOs Leitfäden zur Umsetzung der Wasserrahmen- ichtlinie. Es ist allerdings klar, dass der Vollzug bei den Bun- esländern liegt. Zudem macht die Bundesregierung ih- en Einfluss in der internationalen Flussgebietskommis- ion geltend. Unter Einbeziehung aller betroffenen änderressorts und Beteiligten erarbeiten die Bundeslän- er zurzeit die erforderlichen Maßnahmeprogramme und ewirtschaftungspläne. Diese werden unter großen An- trengungen und intensiver Beteiligung der Öffentlich- eit erarbeitet. Laut Wasserrahmenrichtlinie müssen eide Instrumentarien bis Ende 2009 vorliegen. Es ist lso noch Zeit. Ich möchte einige weitere Aspekte des Antrags he- ausgreifen: Die Maßnahmen der Schifffahrt, des Hoch- asserschutzes sowie der Land- und Energiewirtschaft ollen Sie als Wasserdienstleistung definiert wissen. iel der Aktion: Erreichen einer besseren Kostengerech- igkeit und Schaffung erforderlicher Anreize für eine kologisch verträgliche Gewässernutzung. Wir sind der einung, dass Maßnahmen der Schifffahrt, des Hoch- asserschutzes als auch der Land- und Energiewirt- chaft im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie Gewässer- utzungen sind und nicht Wasserdienstleistungen. Hingegen sind Wasserver- und Abwasserentsorgun- en Wasserdienstleistungen. Untersuchungen im Auftrag er Länder zeigen, dass zum Beispiel in der Flussge- ietseinheit Elbe eine vollständige Kostendeckung vor- iegt. Im Entwurf des UGB II ist eine Verordnungser- ächtigung zur näheren Regelung der wirtschaftlichen 18012 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) Analyse von Wassernutzungen, die Auswirkungen auf Gewässer haben, vorgesehen. Natürlich ist längst nicht alles „im blauen Bereich“; darauf habe ich anfangs ja schon hingewiesen. Dennoch kommt der Bund seinen Verpflichtungen nach: Für Maß- nahmen zur naturnahen Gewässerentwicklung wurden im vergangenen Jahr circa 7,5 Millionen Euro zur Verfü- gung gestellt. Hochwasserschutzmaßnahmen erhielten im gleichen Zeitraum eine Fördersumme in Höhe von 77 Millionen Euro. Neben diesen Ausgaben, fließen Bundesmittel in viele Forschungsprojekte, die im Zu- sammenhang mit der Umsetzung der Wasserrahmen- richtlinie stehen. Ein besonderes Augenmerk gilt der ökologischen Sanierung von Auenlandschaften. Darüber hinaus wird mit der Düngemittelverordnung eine Minde- rung der Nährstoffeinträge in die Gewässer erreicht wer- den. Die europäische Wasserrahmenrichtlinie bietet die Grundlage für eine integrierte und koordinierte Gewäs- serschutzpolitik national und international unter Ge- währleistung einer nachhaltigen Balance zwischen Schutz und Nutzung. Eine zusätzliche flankierende na- tionale Strategie halte ich daher für überflüssig, zumal eine Erarbeitung einer derartigen Strategie Fachkräfte bindet, welche letztendlich bei der Umsetzung der EU- Wasserrahmenrichtlinie fehlen würden. Horst Meierhofer (FDP): Ich denke, wir sind uns ei- nig: Wasser ist eine wichtige Lebensgrundlage und des- halb besonders schützenswert. Ohne sauberes Trinkwas- ser geht nichts, nicht bei uns Menschen und auch nicht in der Tier- und Pflanzenwelt. Hinzu kommt: Gewässer sind einzigartige Lebensräume. Trotzdem stehen Gewässerschutz und Gewässerbiodi- versität im ständigen Konflikt mit der Wassernutzung. Wir Liberale sind uns dieser Problematik bewusst. Ziem- lich genau vor zwei Jahren haben wir uns deshalb auf unserem Rostocker Parteitag gegen den Bau weiterer Staustufen in Donau und Elbe ausgesprochen. Und wir haben unsere Linie bis jetzt durchgehalten, während ich bei den Grünen das Gefühl habe, sie wissen eigentlich selbst nicht, wie viel Gewässerschutz sie wollen. „Eingriffe in den Wasserhaushalt sind insbesondere auf eine nicht nachhaltige Land- und Verkehrswirtschaft zurückzuführen“, ist im Antrag zu lesen. Doch, wenn das so ist, dann müssen Sie, liebe Kolleginnen und Kol- legen, dort, wo Sie Regierungsverantwortung haben, auch entsprechend handeln. Vor allem das Beispiel Hamburg zeigt: In grüner Gewässerpolitik steckt weniger „Öko“ drin, als außen draufsteht. In Hamburg haben Sie für das Bündnis mit Herrn von Beust ihre ökologischen Grund- sätze verkauft: Die Elbvertiefung für Containerschiffe mit einem Tiefgang von 14,5 Metern kommt „in vollem Umfang“, und von Ihrer einstmals strikten Ablehnung ist nichts mehr zu hören. Dabei ist bei der erneuten Elbver- tiefung mit Deichproblemen, und die treffen vor allem die anliegenden Länder, und auch mit einer Verschlech- terung der Lebensbedingungen der Fische zu rechnen. S d w v g w v D ß s s g w d d g ü d f l U a s v e t g u g g m d F c d s t b m b t m n c w d B k G a Q m G (C (D chon jetzt ist das Hauptproblem der Elbe in Hamburg er Sauerstoffmangel. Durch die von Ihnen mitgetragene eitere Elbvertiefung wird sich das Problem noch weiter erschärfen. Die für die Fische und die Sauerstoffversor- ung so dringend benötigten Flachwasserzonen werden eiter zerstört werden. Gleichzeitig kommt es zu einer Verschlickung der ielen kleinen Häfen zwischen Cuxhaven und Hamburg. ie wegen des gewachsenen Querschnitts schneller flie- ende Elbe reißt mehr und schwereres Sediment mit ich. Die Folgen bekommen zum Beispiel die Wasser- portler zu spüren. Mit Schlick unterm Schiffsboden eht nichts, und das permanente Ausbaggern oder Auf- ühlen kostet Geld. Und nebenbei sind auch noch iverse Brut- und Nistgebiete verschwunden. Wie eine solche Politik zu diesem Antrag passen soll, as müssen Sie mir erst einmal erklären. Da bin ich auch espannt, wie sich die Grünen verhalten, wenn endgültig ber das Kraftwerk Moorburg entschieden wird. Aber as nur nebenbei. Im Antrag liest man auch: „Bislang ehlt aus den Bundesländern der Nachweis, dass alle re- evanten Maßnahmen aus den jeweiligen Ressorts zur msetzung der Wasserrahmenrichtlinie hinreichend er- rbeitet und umgesetzt werden.“ Auch da kann ich nur agen: Kehren Sie erst einmal vor Ihrer eigenen Tür, be- or Sie die Länder pauschal vorverurteilen. Eine nationale Strategie zu fordern, klingt natürlich rst einmal gut. Aber: Ein halbes Jahr bevor die Länder atsächlich ihre Bewirtschaftungs- und Maßnahmenpro- ramme vorlegen müssen, ist das aber wohl doch eher nter die Kategorie „einfach mal was fordern“ abzule- en. Hinzu kommt: Schon jetzt gibt es flussgebietsbezo- ene Koordinierungsgruppen. Und schon jetzt ist es öglich, eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe unter Federführung es BMU einzuberufen. Da stelle ich mir schon die rage, ob wir eine nationale Strategie tatsächlich brau- hen. Voll zustimmen kann ich dagegen der Forderung, dass ie Entwicklung und Unterhaltung der Bundeswasser- traßen an dem Ziel ausgerichtet werden sollen, den gu- en ökologischen Zustand bis 2015 zu erreichen. Bei allen Vorteilen, die die Binnenschifffahrt mit sich ringt, darf nicht vergessen werden, dass ein Fluss im- er noch ein Fluss ist und damit Lebensraum vieler Le- ewesen und nicht nur Straße für Tonnen von Frachtgü- ern. Und diesen Lebensraum gilt es zu schützen! Wir üssen mehr Anreize schaffen, damit Binnenschiffe auf eue, schadstoffärmere Motoren umsatteln. Wir brau- hen in den Häfen mehr Landstromangebote, damit nicht ie im Stadtzentrum meiner Heimatstadt Regensburg ie Dieselmotoren Tag und Nacht laufen. Bisher hat die undesregierung nur Pseudomaßnahmen ergriffen, die aum Akzeptanz fanden. Doch das ist noch nicht alles: Für einen sinnvollen ewässerschutz müssen wir nicht nur die Schadstoffe us den Punktquellen, sondern auch die aus diffusen uellen im Auge behalten. Das sage ich auch und gerade it Blick auf die derzeitigen UGB-Entwürfe und den ewässerrandstreifen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 18013 (A) ) (B) ) Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE): Zu lange schon hat sich die Bundesregierung bei Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie hauptsächlich auf die Länder verlassen. Aber – und das ist Inhalt des Antrags der Grü- nen, den wir unterstützen – der Bund hat hier eine kon- krete Verantwortung, auch wenn die Länder für einen wesentlichen Teil der Gewässerpolitik zuständig sind. Das Umweltbundesamt hat bisher schon koordinie- rende Funktionen bei der Umsetzung dieser wichtigsten europäischen Gewässerschutzrichtlinie wahrgenommen, einmal als Scharnier zwischen den Ländern und Brüssel, aber sicher auch, um Strafzahlungen des Bundes an die EU zu entgehen. Der Bund muss sich schließlich auch dann mit mindestens 15 Prozent an etwaigen Strafen be- teiligen, wenn die Länder versagt haben. Diese Mithaf- tung ist logisch, denn die Bundesregierung hat viele Möglichkeiten, den Gewässerschutz in Deutschland zu beeinflussen. Dass sie aber zu wenig wahrgenommen werden, trägt mit dazu bei, dass bis zum Jahr 2015 rund die Hälfte der Oberflächengewässer nicht den in der Richtlinie vorgeschriebenen „guten ökologischen Zu- stand“ und die gleichfalls geforderte „gute chemische Qualität“ erreichen werden. Jedenfalls nicht ohne zu- sätzliche Anstrengungen. Wo liegen die Defizite? Erstens ist weiterhin der Ein- trag von Schad- und Nährstoffen unakzeptabel hoch. Beispielsweise führen Düngemittelüberschüsse aus der Landwirtschaft nach wie vor zu Algenblüten in den Seen und Küstengewässern. Die von der Bundesregierung hochgelobte „gute fachliche Praxis“ in der Landwirt- schaft ist ein stumpfes Schwert. Sie ist zu unkonkret und kaum kontrollierbar. Auch die Düngemittelverordnung war hier offensichtlich wenig hilfreich. Die Bundes- regierung muss also gesetzlich und mit Maßnahmeplä- nen flankierend tätig werden, um solche Einträge – und auch solche aus dem industriellen oder gewerblichen Bereich – zu minimieren. Beim UGB sollte sie insbeson- dere die Chance nutzen, ausreichend breite Gewässer- randstreifen mit entsprechenden Nutzungsverboten bun- desweit vorzuschreiben. Was die Wasserstraßen betrifft, hat der Bund natürlich direkten Einfluss darauf, ob unsere Flusslandschaften Frachtautobahnen oder vielfältige Lebensräume sind. Gerade hier ist uns vollkommen unverständlich, wie das Bundesverkehrsministerium immer wieder unsinnige Großprojekte vorantreibt. So beantragt etwa Herr Tiefensee bei der EU 33 Millionen für eine fragwürdige Studie, um den Bundestagsbeschluss aus dem Jahr 2002 kippen zu können, nach dem die Donau nur mit fluss- baulichen Maßnahmen und eben explizit nicht mit zer- störerischen Stauanlagen ausgebaut werden soll. Auch am unsinnigen Ausbau der Saale und Havel wird festgehalten. Damit einmal die Woche ein Groß- schubverband passieren kann, wird wertvolle Flussland- schaft zerstört. Die Maßnahmen machen nur Sinn, wenn später auch die Elbe und die Oder ausgebaut werden. Uns ist nicht klar, wie dieser Wahnsinn im Einklang mit der Wasserrahmenrichtlinie stehen soll. Schließlich ist hier das Verschlechterungsverbot für Gewässer veran- kert. t F w s w G g e s t d d G l c l k I a t g s b E u s H c D w e F L h d l E E s l q m d u g d s b w u u s d l (C (D Ähnliches gilt für die Salzlaugeverklappung des Un- ernehmens Kali und Salz in Werra und Weser. Mit einer racht von täglich zusätzlich 2,5 Millionen Liter Lauge erden die Gewässer niemals aus dem Status der chlechten Qualität herauskommen. Im Gegenteil: Sie erden weiter degradiert. Unter dem Strich unterstützen wir die Forderung der rünen, die Bundesregierung solle eine nationale Strate- ie vorlegen, wie die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie rfüllt werden könnten. Dabei sollte sie sich auch chnellstens darüber Gedanken machen, wie das Ver- ragsverletzungsverfahren abgewendet werden kann, das ie EU gegen Deutschland eröffnen will, weil die Bun- esrepublik nicht wie vorgeschrieben alle bedeutsamen ewässernutzungen einer umweltökonomischen Ana- yse unterzogen hat. Genau solche Analysen wären si- herlich spannend. Manches Projekt würde dann viel- eicht viel früher als Unsinn erkannt werden. Allerdings nüpfen wir nicht allzu hohe Erwartungen an ein solches nstrument. Denn die Unsinnigkeit der genannten Fluss- usbauprojekte ist ja seit langem bekannt, und trotzdem auchen sie immer wieder aus den Schubladen auf. Da- egen hilft dann bürgerliches Engagement und Wider- tand. Und beides wird die Linke weiter unterstützen. Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der undespolitische Stillstand im Gewässerschutz muss ein nde haben. Der fortschreitende Biodiversitätsschwund nd die Verpflichtungen, die Deutschland von europäi- cher Ebene her übernommen hat, zwingen uns zum andeln. Bis 2009 muss die Wasserpolitik auf eine ganzheitli- he, sektorübergreifende Strategie umgestellt werden. as Management, umgesetzt mit den sogenannten Be- irtschaftungsplänen und Maßnahmenprogrammen, ist rstmalig und verbindlich nach Einzugsgebieten von lüssen auszurichten und nicht nur nach Staats- und ändergrenzen. Die EG-Wasserrahmenrichtlinie gibt ierfür die erforderlichen Standards vor zugunsten der auerhaften Deckung unserer Grundbedürfnisse für bio- ogische Vielfalt und nachhaltige Wassernutzungen. Die U-Vorgaben sind unmissverständlich: Alle relevanten ntscheidungen und Politiken müssen ab 2009 sicher- tellen, dass der gute ökologische Zustand, also die öko- ogische Sanierung der Gewässer und der Trinkwasser- uellen, grundsätzlich bis zum Jahr 2015 erreicht sein uss. Das Verbot, unsere Flüsse und Grundwasser von er Quelle bis zur Küste oder nur in Teilen weiter zu ver- nreinigen oder anderweitig zu schädigen, gilt bereits. Die Ergebnisse der jüngsten Gewässeruntersuchun- en in Deutschland weisen darauf hin, dass wir vom Ziel es guten ökologischen Zustandes noch weit entfernt ind. Für die Mehrzahl der Gewässer und ihrer Umwelt enötigen wir dringend zusätzliche Maßnahmen. Wenn ir die Wasserrahmenrichtlinie mit ihren für Mensch nd Natur so wichtigen Zielen ernst nehmen, dann muss ns eigentlich klar sein, dass die Umsetzung ein ent- chiedenes Handeln voraussetzt: bei den Ländern, die ie Hauptverantwortung für die Umsetzung der Richt- inie tragen, aber auch beim Bund. Denn für den 18014 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) Gewässerschutz sind sektorübergreifende nationale Stra- tegien unabdingbar. Es ist aber offensichtlich, dass den Regierungen in Bund und Ländern dieser Ansatz bisher nicht gelingt und sie ihn an vielen Stellen auch nicht wollen. Am wenigsten dort wo am dringendsten gehan- delt werden muss: in der Landwirtschaft, in der Ver- kehrs- und Energiepolitik sowie bei Maßnahmen des Hochwasserschutzes. Auf Bundesebene haben Herr Glos, Herr Seehofer und Herr Tiefensee genau das nicht getan. Im Gegenteil: Sie lassen Entscheidungen und Fördermaßnahmen zu, um Flüsse für die Schifffahrt zu verbauen, zusätzliche Flächen zu beackern und zu überdüngen, überdimensio- nierte Deiche und Dämme zu errichten oder auch, dass Gifte in die Gewässer gelangen. Das Festhalten an dem gewässerökologisch problematischen Bau des Elbe- Saale-Kanals ist ein aktuelles Beispiel, wie mit einer Sa- lamitaktik noch die wenigen frei fließenden Flüsse wei- ter verbaut und vertieft werden sollen. Der Beweis für den Bedarf für dieses teure Vorhaben fehlt bis heute. Bei den Beratungen zum Umweltgesetzbuch haben Sie bis- her ganze Arbeit geleistet, damit selbst unverantwortli- che Nutzungskonzepte Vorrang vor dem Schutz unserer Gewässer erhalten. Auch der Bundesumweltminister ist gefordert und kann nicht immer auf die Zuständigkeiten der Länder verweisen, wenn es um die Umsetzung der Wasserrah- menrichtlinie geht. Aus meinen Anfragen dürfte Ihnen die Problematik um die Werra-Versalzung gut bekannt sein. Die Bundesregierung kann hier die erforderlichen Vorschriften erlassen, damit die Salzabwässer aus dem Kali-Bergbau deutlich gesenkt werden. Doch dieses wird trotz der Anforderungen des Gewässerschutzes und der Handlungskompetenzen des Bundes von Ihnen nicht in Angriff genommen. Ich hoffe, dass das erneute WRRL-Vertragsverlet- zungsverfahren gegen Deutschland Sie alle aufrütteln wird. Es ist verschuldet durch die ungenügende Umset- zung einer wichtigen Achillesferse der WRRL, der Um- weltökonomie. Mit Hilfe einer modernen und intelligen- ten Wassergebührenpolitik sollten in Kürze schädliche Nutzungen nach dem Verursacher- und Kostendeckungs- prinzip belastet und gewässerverträgliche Verfahren un- terstützt werden. Wenn Ihnen der Gewässerschutz etwas wert ist, sollten Sie jetzt dringend handeln und die ent- sprechenden Vorkehrungen treffen. Da die Bundesregierung bisher es nicht für nötig hält, eigene Konzepte vorzulegen, haben wir mit unserem Antrag zentrale Forderungen für den Erhalt der Gewäs- serbiodiversität und zur Flankierung der WRRL-Umset- zung in den Bundesländern formuliert. Besonders wich- tig ist es aus unserer Sicht, dass bis Ende 2008 die Regierung eine nationale Strategie dem Parlament vor- legt, die Beiträge aus allen relevanten Ressorts enthält und auch konkrete Vorschläge zur Umsetzung der Was- sergebühren unterbreitet. Ich bitte um Zustimmung zum vorliegenden Antrag: „Erarbeitung einer nationalen Stra- tegie für den Erhalt der Gewässerbiodiversität und zur Flankierung der Umsetzung der EG-Wasserrahmenricht- linie in den Bundesländern“. A t s w S g A m r r n w s m s I z d p p b t s D t s u a D h D s h g k d d v O 1 (C (D nlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu den Anträgen: – Nationale und internationale Maßnahmen für einen verbesserten Kampf gegen Dro- genhandel und -anbau in Entwicklungslän- dern – Afghanistan eine Chance für legalen lizen- sierten Mohnanbau geben – Drogenmafia wirksam bekämpfen (Tagesordnungspunkt 19 a und b) Jürgen Klimke (CDU/CSU): Nach intensiven Bera- ungen, hier im Plenum und im Ausschuss für wirt- chaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, werden ir heute mit der Mehrheit des Hauses einen wichtigen chritt hin zu einem verbesserten Kampf gegen Dro- enanbau in Entwicklungsländern beschließen. Der Kollege Königshaus hat in den Beratungen im usschuss den Antrag eine „Fleißarbeit“ genannt. Ich öchte ohne Abstriche sagen: Damit hat er vollkommen echt, denn der Inhalt des Antrages gibt erstmals seit und zehn Jahren dem Entwicklungsministerium eine eue strukturelle Grundlage für den Ausbau der „ent- icklungsorientieren Drogenkontrolle“. Gleichzeitig tärkt er die hervorragenden deutschen Ansätze im Rah- en der internationalen Drogenbekämpfung. Mir ist es wichtig, heute in der abschließenden Le- ung im Deutschen Bundestag nicht noch einmal auf die nhalte des Antrages im Einzelnen einzugehen, sondern u versuchen, einen Ausblick zu geben auf die kommen- en Herausforderungen, auf die sich die Entwicklungs- olitik, aber auch die Außen-, Innen-, und Gesundheits- olitik in den nächsten Jahren einstellen müssen. Im alljährlichen Drogenreport 2008 der UN-Drogen- ekämpfungsbehörde werden drei auch für mich wich- ige zentrale Herausforderungen beschrieben, auf die ich der internationale Kampf gegen Drogenanbau und rogenhandel in den nächsten Jahren verstärkt konzen- rieren muss. Zum einen sind dies die dramatischen ab- oluten Zahlen in der Opiumproduktion in Afghanistan, nd zum anderen ist es die Bedrohung Westafrikas, das ls neues transnationales Drehkreuz der internationalen rogenmafia ausgebaut wird. Als Drittes werden weiter- in die Kokainproduktion und die damit verbundene rogenkriminalität in Mittel- und Lateinamerika be- chrieben. Einen erheblichen Teil der Beratungen im Ausschuss at die Situation des Drogenanbaus in Afghanistan ein- enommen, den wir ungeschönt als höchst dramatisch ennzeichnen. Die Opiumproduktion ist auch 2007 wie- er um 34 Prozent gestiegen. 8 200 Tonnen Opium wur- en produziert, bei einer geschätzten globalen Nachfrage on nur 4 500 Tonnen. 93 Prozent des weltweiten piums werden in Afghanistan auf einer Fläche von 93 000 Hektar hergestellt. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 18015 (A) ) (B) ) Diese drastischen Zahlen werden umso besorgnis- erregender, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass die Taliban und Al-Qaida-Terroristen den Profit aus den Drogenverkäufen nutzen, um Waffen zu kaufen, ihre mi- litärischen Einheiten zu bezahlen und sich einen Staat im Staat Afghanistan aufzubauen. Nebenbei steigt der pri- vate Drogenkonsum der Afghanen durch das Überange- bot an Opium drastisch an. Die Weltgemeinschaft steht hier vor einer Aufgabe, die fast unüberwindbar erscheint. Jedoch müssen wir al- les daransetzen, den Drogenanbau mit gemeinsamen Konzepten aus einer Hand zu bekämpfen. Dieses ge- meinsame Handeln hat die internationale Gemeinschaft im Bereich der Drogenbekämpfung in Afghanistan bis- her vermissen lassen. Deshalb ist es gut, dass die Dro- genbekämpfung jetzt durch die UNODC, die UN-Dro- genbekämpfungsbehörde, koordiniert wird und die EU einen einheitlichen Beitrag leistet. Ich bin guter Hoffung, dass durch die Programme der UNODC, dem „Paris Pact“ und der „Rainbow Strategy“ endlich neue gemeinsame Ansätze formuliert wurden, die Schritt für Schritt den Farmern Perspektiven bieten werden. Die Eingliederung der EOD-Konzeption, näm- lich dem Konzept der alternativen Anbaumethoden, auf der Ebene der UN könnte einen weiteren nachhaltigen Beitrag leisten. Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass nur auf der Grundlage der EOD- und UN-Konzeption der Dro- genanbau in Afghanistan nachhaltig bekämpft werden kann. Daher ist der Ansatz der Fraktion Die Linke falsch. Dort wird gefordert, dass die Mohnproduktion in Afghanistan unter staatlicher Aufsicht legalisiert und medizinisch verarbeitet werden soll. Die daraus gewon- nenen Produkte sollen dann dem internationalen Medi- kamentenmarkt zur Verfügung gestellt werden. Diese drogenpolitischen Forderungen sind in Afgha- nistan nicht zu realisieren, da der afghanische Staat nicht über die nötige Sicherheitsstruktur verfügt, den Anbau, Abverkauf und die Verarbeitung so zu kontrollieren, dass keine Mohnpflanzen in die illegale Drogenproduk- tion geschleust werden. Zusätzlich ist es unrealistisch, dass der afghanische Haushalt über ausreichend Mittel verfügt, den vollen Umfang der Mohnproduktion aufzu- kaufen. Einzelne Pilotprojekte in diesem Bereich sind ebenfalls abzulehnen, da sie Substitutionen legitimieren, die weiterhin im Einflussbereich der Drogenmafia liegen können. Aus diesem Grund haben auch alle Fraktionen des Hauses, bis auf die Linke, den Antrag als unbrauch- bar abgelehnt. Wir sollten also über realistische Bekämpfungsszena- rien diskutieren. Deswegen müssen nicht zuletzt die deutschen strategischen Aufbaueinheiten, PRT, verinner- lichen, dass regionale Strategiekomponenten, wie die Zusammenarbeit mit religiösen Autoritäten, mehr Ak- zeptanz und Unterstützung beim Kampf gegen den Dro- genanbau herstellen können. Mit diesen Instrumenten versuchen wir, Afghanistan im Kampf gegen den Dro- genanbau zu helfen. Denn die Menschen ihrem Schick- sal zu überlassen, wäre hochgradig unmoralisch. b d w v z i s v n w n N M K S s w A m K s v d s u D p g w r b j g l D d f u w e K g n h l F n a c W D a n r d (C (D Der „Annual Report 2008“ beschreibt neben der Pro- lematik in Afghanistan, dass selbst Afrika mittlerweile en Schmugglern hilflos ausgeliefert ist. Gerade die estafrikanischen Staaten leiden besonders unter den eränderten Schmuggelrouten. So wird Guinea-Bissau um neuen internationalen Drogenumschlagplatz. Dies st eine Gefahr für die Stabilität und Sicherheit der ge- amten Region. Seit 2005 sind etwa 40 Tonnen Kokain on Südamerika illegal eingeführt worden. Dies hat ei- en Umschlagwert von 1,8 Milliarden Dollar. Sollten ir nicht schnell einschreiten, wird Guinea-Bissau ein euer „Narco-Staat“ und die sowieso schon schwachen achbarstaaten wie die Kapverdischen Inseln, Ghana, auretanien werden weiter unter dem steigenden okainkonsum in Europa leiden. Seien wir ehrlich: Einmal Schnupfen hier und einmal chnupfen dort nur zum Spaß, genauer: Die Bagatelli- ierung des Kokainkonsums in der westlichen Welt be- irkt ein neues Desaster für Afrika, zusätzlich zu seiner rmut, seiner Massenarbeitslosigkeit und seinen Pande- ien. Allein im Senegal hat die Polizei 2,4 Tonnen okain beschlagnahmt und dabei viele südamerikani- che Drogenschmuggler festgenommen. Kokain im Wert on 200 Millionen Dollar wurde dabei vernichtet. Aus iesem Grund müssen wir uns als Entwicklungspolitiker tärker auf diese neue Problematik in Afrika einstellen nd deswegen plane ich auch noch in diesem Jahr eine ienstreise in die eben genannten Länder, damit die olitischen Vertreter vor Ort wahrnehmen, dass die Dro- enprobleme in unseren Fokus gerückt sind. Wie im UNODC-Report beschrieben, bleiben auch eiterhin die Bekämpfung der Kokapflanze in Südame- ika und die Drogenkartelle in Mexiko ein brisantes Pro- lem in der internationalen Drogenpolitik. Ich möchte edoch konstatieren, dass es auch Erfolge in diesen Re- ionen gibt. Diese habe ich feststellen können, als ich im etzten Jahr mit meiner Kollegin Maria Eichhorn, der rogenbeauftragten der CDU/CSU-Fraktion, im Auftrag er Unions-Bundestagsfraktion zur inhaltlichen Unter- ütterung der im Antrag vertretenen Thesen Kolumbien nd Peru bereist habe. Durch viele Gespräche ist klar ge- orden, welche Leistungen beide Regierungen aus igener Kraft vollbracht haben, um den Anbau der okapflanze zu reduzieren. Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich die Pro- ramme „Regenwald- und Palmherzprojekte“ der perua- ischen Regierung unter Alan Garcia und die „Wald- üterprogramme“ der kolumbianischen Regierung Uribe oben, die mit bescheidenen Mitteln versuchen, für die armer einen angemessenen Markt ländlicher Produkte ach Angebot und Nachfrage zu schaffen. „Eradication“, lso die chemische Vernichtung von Drogenanbauflä- hen, wird dort kaum noch eingesetzt. Infrastruktur und irtschaftsaufbau werden nachhaltig vorangetrieben. ies sind Projekte, die wir im Fall Peru durch unsere EZ ktiv unterstützen, die in Kolumbien meiner Meinung ach aber noch mehr bilaterale Aufmerksamkeit erfah- en müssen. Zusätzlich möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass er alternative Ansatz der Radarüberwachung von 18016 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) Flugzeugen, die Drogen aus dem Regenwald holen, die dann per Schiff ab der peruanischen Küste transportiert werden, eine erfolgreiche Maßnahme sein wird, den Drogenschmuggel in Südamerika an der Westküste Perus einzudämmen. Die Bundesregierung sollte alles dafür tun, den Peruanern hier finanziell unter die Arme zu greifen. In unserem Antrag fordern wir dies. Aus den bisherigen Erfahrungen im Kampf gegen Drogenhandel und -anbau können wichtige Lehren für die Zukunft gezogen werden. Die internationale Ge- meinschaft engagiert sich, keine Frage. Dies lässt sich nicht zuletzt daraus ablesen, dass die weltweite Drogen- produktion seit zwei Jahren außer in Afghanistan nicht weiter gestiegen ist. Mehr Anstrengungen sind jedoch notwendig. Die Drogenkontrolle kann ihren Beitrag dazu leisten, denn Drogenkontrolle erfordert Koopera- tion und einen breiten Konsens. Entwicklungspolitische Maßnahmen helfen, einen sol- chen Konsens zu schmieden. Es wird uns gelingen, die nationalen und internationalen Strategien, Instrumente und methodischen Ansätze kontinuierlich weiterzuentwi- ckeln. Unser Motto in den nationalen, europäischen und multilateral-internationalen Organisationen im Kampf gegen den verheerenden Drogenanbau und -konsum muss lauten: Drogenkontrolle ist möglich. Lassen Sie uns an weiteren Erfolgen gemeinsam weiterarbeiten. Wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, dass die Investitionen der deutschen Entwicklungszu- sammenarbeit auch immer Investitionen in die positive Weiterentwicklung der deutschen Gesellschaft sind. Die Drogenbekämpfung zeigt dies besonders deutlich; denn wenn wir im Rahmen der internationalen „Geteilten Ver- antwortung“ den Drogenanbau bekämpfen, verhindern wir auch in Deutschland, dass Drogenmissbrauch um sich greift. Sabine Bätzing (SPD): Das Drogenproblem mit sei- nen Begleiterscheinungen Drogenkriminalität und Infek- tionskrankheiten ist weltweit betrachtet ungelöst, auch wenn die Staatengemeinschaft sich bemüht, gemeinsame Strategien zu verabschieden, um sowohl das Angebot von Drogen wie die Nachfrage nach ihnen wirksam ein- zugrenzen. Gerade in Europa ist eine gemeinsame Drogenstrate- gie und ein Europäischer Drogenaktionsplan in großer Einmütigkeit verabschiedet und umgesetzt worden, um Drogenhandel und Schmuggel wirksam einzuschränken und zu unterbinden sowie um gesundheitliche und so- ziale Folgen des Konsums illegaler Drogen zu reduzie- ren, wirksame Mittel der Prävention zu erproben und eine frühzeitige Behandlung einer Drogenabhängigkeit anzubieten. In Deutschland steht ein großes Netzwerk an Hilfen für Abhängige zur Verfügung, und es gibt zahlreiche Ini- tiativen zur Suchtprävention. Deutschland nimmt den Grundsatz der „gemeinsamen Verantwortung“ zur Lö- sung der Drogenproblematik ernst. Wir konstatieren aber, dass gerade entlang der Han- delsrouten illegaler Drogen eine neue Dynamik durch d b z N z u o S k D a s t f i i o m l p K n g g k B t f h D t d g i c d l d d l U u R g g f o d u g w e s A M N (C (D ie Entwicklung des Drogenkonsums und der damit ver- undenen Probleme entsteht. Das in Afghanistan produ- ierte Opium und Heroin findet nicht mehr allein in ordamerika und Europa seinen Absatzmarkt, sondern unehmend in den Nachbarstaaten wie Pakistan, Iran nd Indien, den zentralasiatischen Republiken und Süd- stasien, insbesondere China. Auch die osteuropäischen taaten wie die Ukraine, die baltischen Staaten, der Bal- an und nicht zuletzt Russland sind einem wachsenden rogen- und dem damit verbunden HIV/AIDS-Problem usgesetzt. Eine sich abzeichnende Verelendung durch teigende Abhängigkeitszahlen und Infektionskrankhei- en entwickelt sich deshalb weltweit, die auch eine Ge- ahr für Deutschland und Europa darstellt. Umgekehrt überschwemmen die hauptsächlich noch n Europa hergestellten synthetischen Drogen die Märkte n Asien, und die Herstellung von Heroin und Kokain ist hne die von der legalen Herstellung abgezweigten Che- ikalien nicht möglich. Die gemeinsame Verantwortung – shared responsibi- ity – mit den Ländern, in denen hauptsächlich Drogen- flanzen zur Herstellung von Cannabis, Heroin und okain angebaut werden, und mit jenen Ländern, in de- en diese Substanzen hauptsächlich nachgefragt werden, ebietet es gerade für Deutschland, Lösungen, Erfahrun- en, Kompetenzen anzubieten im Bereich der Drogen- ontrolle, aber vor allem auch der Prävention und ehandlung einer Abhängigkeit, weil hier eine jahrzehn- elange Erfahrung besteht und auch nachweisbare Er- olge aufzuweisen sind. Besonders im Bereich der nach- altigen – der entwicklungspolitischen – Lösungen hat eutschland dazu beigetragen, dass praktikable Alterna- iven geschaffen werden konnten, um die Abhängigkeit er ländlichen Bevölkerung vom Drogenanbau in eini- en Regionen Lateinamerikas und Asiens, zum Beispiel n Thailand wirksam zu reduzieren. Das geht über ländli- he Entwicklungen weit hinaus; es meint die Sicherung es Überlebens auch durch andere Einkommensmög- ichkeiten sowie durch wirksame Gesundheitsangebote, en Ausbau der Infrastruktur, den Aufbau eines Bil- ungswesens, die besondere Förderung der Entwick- ungspotenziale von Mädchen und Frauen sowie die nterstützung von Modellen „guter Regierungsführung“ nd Rechtsstaatlichkeit. Wir befinden uns in einer Scheideweg-Situation: epression gegen die Bevölkerung, die auf den Dro- enanbau angewiesen ist, und die Ausrottung der Dro- enpflanzen, womöglich noch unter Einsatz umweltge- ährdender Pestizide und Herbizide allein wirken ffensichtlich nicht ausreichend als Lösung zur Verhin- erung oder wenigstens Minimierung des Drogenanbaus nd der Drogenprobleme. Entwicklungsorientierte Dro- enkontrollpolitik muss viel umfangreicher gefördert erden. Das ist ein Gebot der Sicherheit, aber vor allem in Gebot der menschlichen Würde. Der von der Fraktion Die Linke eingebrachte Vor- chlag, die besondere Problematik des Drogenanbaus in fghanistan durch die Ermöglichung eines lizenzierten ohnanbaus anzugehen, um damit die weltweite große achfrage nach opioidhaltigen Medikamenten zur Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 18017 (A) ) (B) ) Schmerztherapie zu befriedigen, klingt nur auf den ers- ten Blick einfach und innovativ. Er ist schlichtweg nicht umzusetzen. Die im gemeinsamen Antrag der Koalitionsfraktionen aufgezeigte Analyse und die geforderten Maßnahmen finden meine volle Unterstützung und stehen in Überein- stimmung mit den Zielsetzungen des „Aktionsplans Dro- gen und Sucht“ der Bundesregierung, der ja auch in en- ger Abstimmung mit den Ländern, den Verbänden der Suchtkranken- und Selbsthilfe und der Forschung erar- beitet wurde und nun Schritt für Schritt umgesetzt wird. Ich war positiv überrascht über die Einmütigkeit der Beiträge der Vertreterinnen und Vertreter aller Fraktio- nen im Deutschen Bundestag bei der Einbringung des Antrages am 24. April. Umso überraschter bin ich, dass nach den Beratungen in den Ausschüssen und Fraktio- nen nun die Oppositionsfraktionen der FDP und der Linken sich enthalten haben und die Fraktion von Bünd- nis 90/Die Grünen sogar gegen den Antrag gestimmt hat. Ich appelliere deshalb noch einmal eindrücklich an die Oppositionsfraktionen: Lassen Sie uns bei diesem wich- tigen Thema mit einer Stimme sprechen, denn es gibt von Ihnen ja keine substanziellen Einwände gegen den Antrag. Besinnen Sie sich auf unsere gemeinsame Ver- antwortung, zur Lösung, zumindest zur Linderung des weltweiten Drogenproblems beizutragen! Dr. Sascha Raabe (SPD): Aus dem Drogen- und Suchtbericht 2007 der Bundesregierung, die hier auch durch die Drogenbeauftragte Sabine Bätzing vertreten ist, geht hervor, dass zwar im Großen und Ganzen die Anzahl der Drogensüchtigen in Deutschland gesunken ist, erstmals aber, trotz der guten Arbeit vor Ort, seit lan- gem wieder die Anzahl der Drogentoten in Deutschland gestiegen ist. 1 394 Drogentote sind 1 394 zu viel. Damit die Zahl der Drogentoten langfristig gesenkt werden kann, bedarf es vielerlei Maßnahmen und Hilfen, die den Menschen einen Ausweg bieten. Der hierzu not- wendige Kampf gegen Drogen umfasst jedoch nicht nur den Konsum in den Industriestaaten, sondern schließt auch den Drogenanbau und -handel mit ein. Dabei findet der Drogenanbau und -handel vorwiegend in den Schwellen- und Entwicklungsländern statt. Das bedeu- tet: Wollen wir nachhaltig den Drogenkonsum und all seine Auswirkungen bekämpfen, so müssen wir am An- fang der Drogenkette, also dort, wo die Drogen produ- ziert werden, damit anfangen. Drogen- und Entwicklungsprobleme sind dabei eng miteinander verknüpft. Nicht selten kommt es durch den Drogenanbau und -handel zu Gewalt und Erpressung, Krankheiten oder Nahrungsmittelknappheit. Oftmals ist der Anbau von Drogen für viele Bauern in Entwicklungs- ländern der letzte Ausweg, um die eigene Familie ernäh- ren zu können. Wir müssen den Menschen in diesen Län- dern daher Möglichkeiten aufzeigen und Alternativen bieten, abseits des Drogenanbaus ein existenzsicherndes Leben zu führen. Das ist das Ziel unseres Antrages, und ich bin mir sicher, dass wir hiermit einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung machen werden. Welche verheerenden Auswirkungen das Geschäft mit Drogen haben kann, zeigt sich beispielsweise in Af- g D d s m L a R o E c u w v f d D f a e d D A t D l s C e w s s i b v z S D d E S d h d g k r ä k b d d t D (C (D hanistan oder Kolumbien. Hier wird deutlich, dass die rogenmafia ein ganzes Land in Atem halten kann, in em sie auf grausame Weise Menschen Gewalt zufügt, ie entführt oder gar umbringt. Das organisierte Geschäft it Drogen führt dabei zur Destabilisierung von ganzen ändern und Regionen. Im Zentrum der deutschen Entwicklungszusammen- rbeit im Bereich der Drogenbekämpfung steht auch zu echt das Programm zur Förderung der Entwicklungs- rientierten Drogenkontrolle in Entwicklungsländern, OD. Wichtig wird sein, dass wir in diesem ganzheitli- hen Rahmen weitere alternative Konzepte erarbeiten nd durchführen. Diese sollen den Menschen in den Ent- icklungsländern die Möglichkeit bieten, unabhängig om Drogenhandel zu leben. Eine sinnvolle Verknüp- ung hierzu könnte die Mikrokreditfinanzierung sein; enn es ist wichtig und notwendig, den Bauern in den rogenanbauregionen die Möglichkeit zu geben, markt- ähige Produkte wie Kaffee oder Mais anzubauen und bzusetzen. Damit wären mehrere Ziele erreicht. Zum inen würde der Drogenanbau in den Entwicklungslän- ern reduziert, da die Bauern Nutzpflanzen und keine rogen anbauen. Zum anderen könnten die angebauten grarprodukte die derzeit akute weltweite Nahrungsmit- elkrise entschärfen. Nicht zuletzt führt verminderter rogenanbau wieder zu weniger Drogenopfern bei uns. Konsequent wäre es daher auch – und dieser Punkt iegt mir besonders am Herzen –, dass die Agrarwirt- chaft in den Entwicklungsländern endlich eine größere hance erhält, sich am Welthandel zu beteiligen. Daher rmutigen wir die Bundesregierung, sich hierfür auch eiterhin bei den WTO-Verhandlungen starkzumachen, o wie dies Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul chon seit längerem vorbildhaft tut. Der vorliegende Antrag der Koalitionsfraktionen, der m Einzelnen schon in der ersten Lesung erläutert wurde, einhaltet einen umfassenden Ansatz, der sowohl prä- entive als auch notwendige und mit Augenmaß durch- uführende repressive Maßnahmen vorschlägt. Ich bitte ie deshalb um Zustimmung zu diesem Antrag. Hellmut Königshaus (FDP): Die vorangegangenen ebatten im Plenum und im Ausschuss haben gezeigt, ass wir in der Analyse der Drogenproblematik in den ntwicklungsländern gar nicht soweit auseinander sind. o hat der Kollege Dr. Raabe für die SPD-Fraktion auf ie Motivationslage der Drogenbauern hingewiesen. Er at dazu richtigerweise festgestellt, dass die Produzenten en Mohn ja in der Regel nicht anbauen, um selbst Dro- en zu konsumieren, sondern vor allem deshalb, weil sie eine andere Möglichkeit sehen, ihre Familien zu ernäh- en. Auch die anderen Fraktionen haben sich ähnlich ge- ußert. Darin also sind wir uns einig. Es bleibt aber die Frage, was wir denn konkret tun önnen, um die Situation der Drogenbauern so zu ver- essern, dass sie in Zukunft ohne die Einkommen aus em Drogenanbau überleben können? Leider haben wir azu von der Bundesregierung und den Koalitionsvertre- ern kaum Antworten gehört. Auch die Kollegen r. Raabe und Dr. Ruck blieben in ihren Antworten viel 18018 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) zu allgemein. Um solche Antworten aber können wir uns nicht drücken. Natürlich wäre es einfacher, wenn die Ar- mut weltweit schon beseitigt wäre, wie etwa der Kollege Dr. Raabe angemerkt hat. Aber so lange können wir ein- fach nicht warten. Zustimmen kann ich in vielen Punkten auch der Ana- lyse des Kollegen Dr. Ruck. Nur vermissen wir auch bei ihm konkrete Lösungsvorschläge. Allein auf das bisher geleistete zu verweisen, wird dem noch immer anwach- senden Problem wirklich nicht gerecht. Die Forderung nach einem „umfassenden Ansatz“ bleibt auch hohl, wenn die einzelnen Bestandteile des „Ansatzes“ gar nicht genannt werden. Die Argumentationslinien der Kollegen Dr. Raabe und Dr. Ruck spiegeln die Unbe- stimmtheit und Unausgewogenheit des Antrags der Koalition wider: eine passable Analyse, aber wenig ver- wertbare Lösungsvorschläge. Vor allem aber fehlt eines: eine Auseinandersetzung mit den Versäumnissen der Bundesregierung im Kampf gegen Drogen. Sie hat weltweit und leider auch hier in Deutschland vollständig versagt, und auch jetzt sind von ihr keine zielführenden Aktivitäten zu erwarten, betrach- tet man nur die Stellungnahme ihrer Drogenbeauftrag- ten, der Kollegin Bätzing, hier im Plenum. In der ersten Beratung Ihres Antrags habe ich Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen der Koalition, ja mehr- fach nach ihren konkreten Vorschlägen gefragt. Aber Sie blieben stets im Allgemeinen und Ungefähren. Der Kol- lege Dr. Ruck erklärte beispielsweise, man müsse die af- ghanische Regierung „auffordern“, die Drogenmafia we- nigstens aus dem Kabinett zu verdrängen. Meine Frage, wie er das denn erreichen wolle, ist bis heute leider unbeantwortet geblieben. Ich selbst habe genau diese Forderung erst vorgestern am Rande der Regierungsver- handlungen gegenüber dem afghanischen Erziehungs- minister vorgebracht, und ich hatte nicht den Eindruck, dass er diese Forderung in dieser Klarheit von der Bun- desregierung oder Koalitionsvertretern so schon einmal gehört hätte. Und ich habe hinzugefügt, dass jedenfalls mir die von ihm eingeforderte Umstellung unserer Hilfe auf das Instrument der Budgethilfe so lange ausgeschlos- sen erscheint, wie dieser Forderung nicht einmal ansatz- weise gefolgt wird. Leider ist übrigens auch Frau Bätzing die Antwort schuldig geblieben, welche konkreten Vorschläge sie und die Bundesregierung zur Verbesserung des Kampfes gegen den weltweiten Drogenhandel haben. Offenbar doch wohl überhaupt keine, sonst hätte sie sie ja be- nannt. So bleibt der gut gemeinte Antrag der Koalition ein Besinnungsaufsatz, ohne jeden Bezug zur Realität des Regierungshandelns. Die Koalition kann doch nicht ernsthaft so tun, also hätte sie mit dem bescheidenen Re- gierungshandeln in dieser wichtigen Frage nichts zu tun. Wer gibt denn der Bundesregierung Handlungsaufträge und wer beschließt über ihre Mittel? Das sind Sie, meine Kolleginnen und Kollegen der Großen Koalition, denn uns überstimmen Sie ja einfach. Wir jedenfalls können dem Antrag so beim besten Willen nicht zustimmen. Wir können nicht die Verantwortung auf andere ab- schieben. Auch wenn es überall weitere Verantwortliche g U s t u d i t h v a m m e m t g d d z a s t p n m L t P O v s B n M d t m b k u d N c K d s S K g s f s t m a (C (D ibt, wir selbst müssen jedenfalls auch aktiv werden. nd zwar nicht erst, wenn die Verhältnisse günstiger ind als heute, sondern sofort. Wir müssen den interna- ionalen Drogenhandel bekämpfen, und zwar auch hier nd gerade jetzt. Wenn wir von den damit völlig überfor- erten Entwicklungsländern fordern, die Drogenmafia in hren Ländern zu bekämpfen, dann müssen wir wenigs- ens dafür sorgen, dass diese Drogen nicht bei uns na- ezu ungehindert verbreitet werden können. Dazu gehört or allem, dass wir die Drogenmärkte in unseren Städten ustrocknen, dass wir mehr und bessere Behandlungs- öglichkeiten für Abhängige schaffen und vor allem ehr Kraft in Vorbeugungsprogramme in den Schulen inbringen. Was den Kampf gegen den Drogenanbau angeht, so üssen wir uns mit aller Kraft auf Afghanistan konzen- rieren. Dort ist heute das Zentrum der weltweiten Dro- enwirtschaft. Aber wir müssen konsequent sein, ohne as Kind mit dem Bade auszuschütten. Es liegt ja nahe, as Problem im wahrsten Sinne an der Wurzel angehen u wollen – also durch Zerstörung der Produkte direkt uf den Feldern bei den Opiumbauern. Das hilft aber nur ehr begrenzt, wenn überhaupt. Die zerstörten Produk- ionsflächen machen alle anderen Ausbauflächen umso rofitabler, da das Angebot verknappt wird. Gleichzeitig immt die meist ja mit chemischen Mitteln vorgenom- ene Zerstörung der Drogenfelder den Kleinbauern ihre ebensgrundlage und treibt sie ohne Alternativen immer iefer in die Arme der Taliban. Es muss daher absolute riorität haben, alternative Einkommensquellen für die piumbauern zu schaffen. In der Vergangenheit hat sich vielfach gezeigt, wie iel auch dabei schief laufen kann, wenn man es nicht orgfältig vorbereitet. Teilweise wurden Bauern zum rokkolianbau bewegt, die Ernte wurde ihnen aber von iemandem abgekauft, weil es dafür keine lokalen ärkte gab. So etwas darf sich nicht wiederholen. Auch er Vorschlag, große Mengen Opiums für die Arzneimit- elproduktion aufzukaufen, geht an den Marktmechanis- en vorbei und erhöht nur den Preis für das verblei- ende Opium für die Drogenproduktion. Wir müssen die Großen der Drogenwirtschaft be- ämpfen, und dass sind die Betreiber der Drogenlabore nd die korrupten Politiker, die diese Drogenwirtschaft ecken, nicht aber die kleinen Bauern und die aus purer ot handelnden Kuriere. Für all diese Maßnahmen brau- hen unsere Behörden vor allem mehr Geld. Die Große oalition kann also bald beweisen, wie ernst sie es mit em Kampf gegen die Drogen weltweit meint. Im Herbst tehen wieder Haushaltsberatungen an, und wir werden ie daran messen, ob Sie auch die nötigen Mittel für den ampf gegen Drogen allgemein, aber vor allem in Af- hanistan bereitstellen werden. Auf den Antrag der Linken muss man gar nicht be- onders ausführlich eingehen. Die Linken fahren hier of- enkundig einen doppelten Kurs. Einerseits verkünden ie mit ihrem Antrag, die Drogenprobleme in Afghanis- an bekämpfen zu wollen. Gleichzeitig feiern sie aber it Hugo Chávez einen der Hauptunterstützer der süd- merikanischen Drogenmafia. Das ist Doppelmoral, Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 18019 (A) ) (B) ) gepaart mit Populismus! Dazu kommt noch, dass die in deren Antrag angepriesenen Rezepte gegen den Dro- genanbau in Afghanistan völlig untauglich sind. Monika Knoche (DIE LINKE): Kann ein verbesser- ter Kampf gegen Drogenhandel und Anbau in den Ent- wicklungsländern gelingen, wenn weiterhin am Krieg gegen Drogen festgehalten wird? Kann der internationa- len Drogenmafia, die jährlich 400 bis 500 Milliarden Euro Gewinn aus dem Vertrieb dieser Stoffe zieht, das Handwerk gelegt werden, wenn Kokain, Heroin und synthetische Rauschmittel auch in Zukunft unter dem strengen Diktat der Illegalität konsumiert werden? Unter drei Aspekten möchte ich dazu etwas sagen: zum einen die Situation der Drogenbauern, zum anderen die innen- politischen Auswirkungen des Drogenkrieges in den Herstellungsländern und dann die gesundheitliche Lage der Konsumenten und Konsumentinnen in den Nachfra- geländern. Afghanistan: Je länger der Krieg gegen Terror geführt wird, desto stärker wächst der Mohnanbau in Afghanis- tan. Warlords und Drogenbarone zwingen die bäuerliche Bevölkerung in Abhängigkeit und genießen den Schutz der Regierung, da Rechtsstaatlichkeit nicht existiert und sie oft selbst die Repräsentanten in Regierung und Parla- ment sind. Die internationale Gebergemeinschaft pumpt Milliarden Euro in das Land und weiß genau, dass dieses Geld zu 60 Prozent in dunklen Kanälen versickert, ohne dass die bäuerliche Bevölkerung eine Subventionierung einer substituierenden Agrarwirtschaft zur Produktion von Lebensmitteln erhielte. Sie haben also durch die westliche Hilfe keine Aussicht, aus der Abhängigkeit be- freit zu werden. Alternativen in der Landwirtschaft sind zu einer Chimäre geworden. Es sind eindeutig die fal- schen politischen und militärischen Entscheidungen, die dazu führen, dass der Mohnanbau exorbitante Blüten treibt. Wir Linke stellen mit unserem Antrag auf Zulassung kontrollierten, lizensierten Anbaus von Mohn in Afgha- nistan eine Alternative vor. Die Produktion von Schmerzmitteln könnte sowohl für Entwicklungsländer eine große Hilfe darstellen als auch Bäuerinnen und Bauern im verarmten Afghanistan eine legale Einkom- mensquelle ermöglichen. Nach wie vor halten wir alle Argumente aufrecht, diesen Versuch als zivile Maß- nahme im Rahmen des Afghanistan-Compacts zu star- ten. Kolumbien: ist der weltgrößte Kokainproduzent. Im letzten Jahr ist die Anbaufläche um 27 Prozent gestie- gen. Der Plan Columbia bedeutet militärisch gestützte Agrarvernichtung und das Verdrängen des Anbaus in die Tiefen des Dschungels. In primitiven Labors wird aus ei- ner Kulturpflanze eine illegale Droge hergestellt. Erst die Prohibition hat aus einem schadlosen Hilfsmittel der angestammten Bevölkerung eine weltweit gehandelte Droge gemacht. Die Bekämpfung des Anbaus mit Pflan- zenvernichtungsmitteln zerstört die ökologische Nach- haltigkeit. Sie verhindert nicht, dass sowohl Paramilitärs als auch militante Widerstandstruppen sich aus den im- mer neuen Drogenfeldern finanzieren. Die Illegalität ist a M d v K m t R n r h m i n h i h i g r T b d z R o m H m I g u l d v D v w t m d w d s s s K z s t s t z d D f D s (C (D uch hier mit kriminellen Interessen und politischen achtansprüchen verwoben. Der Verlierer vor Ort ist ie bäuerliche Bevölkerung. Wer also kann allen ernstes on einem Erfolg gegen den Drogenanbau sprechen?! oka legal anzubauen und zu Tee, Kosmetika oder Li- onade zu verarbeiten, könnte eine mögliche Alterna- ive sein, von der Sie, meine Herren und Damen von der egierungskoalition, in dem vorliegenden Antrag aber icht sprechen. Insgesamt zeigt sich, wie das auch histo- isch durch das Beispiel der amerikanischen Alkoholpro- ibition belegt ist, dass die Illegalisierung eines Rausch- ittels Kriminalitätsaufwuchs heraufbeschwört und bis ns etablierte politische System hineinreichen kann. Die Situation der Konsumenten und Konsumentin- en: Sehr bedeutsam ist die Auswirkung auf die gesund- eitliche und soziale Lage derjenigen Menschen, die llegale Stoffe konsumieren, besonders wenn sich Ab- ängigkeit und Sucht entwickelt haben. In Deutschland st bedauerlicherweise wieder ein Anstieg der Spritzdro- entoten zu verzeichnen. Schon allein mit der Etablie- ung der heroingestützten Substitution als medizinische herapie für Süchtige könnten viele Menschen am Le- en bleiben. Ich spreche hier noch einmal sehr deutlich ie Kolleginnen der SPD an: Unterstützen Sie die Geset- esinitiative der Oppositionsfraktionen zur rechtsfesten egelung dieser Hilfeform. Noch ein anderer Aspekt: Ob Russland oder andere steuropäische Staaten, ob China oder neu hinzugekom- en nun auch Afrika, in all diesen Staaten nimmt der eroinkonsum deutlich zu. Oft ist zugleich die Drogen- afia für Prostitution und Frauenhandel verantwortlich. n diesen Ländern eine Harm-Reduction-Politik zur all- emeinen staatlichen Verantwortung zu erklären, ist eine nverzichtbare Aufgabe, der sich die Außenpolitik stel- en muss. Insbesondere weil wir wissen, wie eng Spritz- rogenkonsum mit HIV/Aids einhergeht, ist das Dogma on der Illegalisierung dieser Stoffe revisionsbedürftig. enn Strafbewehrtheit schützt weder vor Konsum noch or Gesundheitsschäden. Zum Schluss möchte ich noch einmal betonen: Wir ürdigen, wie intensiv Sie sich mit dem Thema beschäf- igt haben. Der Großteil Ihrer Problemanalyse stimmt it unseren Ansichten überein. Wir unterstützen daher en rationalen Diskurs der in dieser Frage möglich ge- orden ist. Viele Ihrer Maßnahmen und Vorschläge fin- en unsere Zustimmung. Ich weiß sehr wohl: Man stellt ich außerhalb des politischen Mainstreams, wenn man agt, der 30 Jahre währende Krieg gegen Drogen ist ge- cheitert. Es ist jedoch eine Tatsache, dass der weltweite oka- und Cannabiskonsum unter diesen Kautelen sogar ugenommen hat. Das nahe Kosovo ist aktuell zum Um- chlagplatz für den Heroinhandel geworden. Das bestä- igt die Aussage vom Scheitern. Das gesundheitliche Ri- iko, das Drogenkonsumenten und -konsumentinnen ragen, gibt zusätzlichen Anlass, die Prohibitionsposition u überdenken. Es ist der Konsum der Nachfrageländer, er dazu veranlassen muss, die gesamte Richtung des rogenkampfes zu revidieren. Solange es eine Nach- rage gibt, wird in den Entwicklungsländern angebaut. ie Frage ist nur, unter welchen Umständen das beider- eits geschieht. 18020 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wir ha- ben bereits vor einigen Wochen über den Antrag der Ko- alitionsfraktionen beraten. Ich will jetzt, da wir über die Beschlussempfehlung diskutieren, noch einmal an einige Dinge erinnern, die im Kontext der Debatte wichtig sind und die aus unserer Sicht zur Ablehnung des Antrags ge- führt haben. Es ist unbestritten, dass der internationale Drogenhandel eine Vielzahl von Problemen mit sich bringt. Hierin waren wir uns einig. Da Drogenökono- mien vor allem in fragilen Staaten entstehen, ist bei- spielsweise eine Stabilisierung eben dieser Staaten kaum denkbar ohne eine intelligente Politik auf unterschiedli- chen Ebenen, die zur Reduzierung des Drogenanbaus führt. Entwicklungsländer sind dabei nicht nur Produ- zenten von Drogen, auch die Zahl der Konsumenten in Entwicklungsländern steigt seit Jahren an. Gewinne aus dem Drogenanbau finanzieren rivalisierende Gruppen, paramilitärische Gruppen oder kriminelle Banden. Sie verhindern den Aufbau einer regulären Wirtschaft bzw. Landwirtschaft. Oftmals haben Bauern ohne den Anbau von Drogen keine wirkliche Alternative, ihr Einkommen zu sichern. Die Verbindung von Drogen und Konflikten ist damit eine ernstzunehmende Gefahr für die Entwick- lung ganzer Länder und natürlich auch direkt für Ent- wicklungsprojekte in Ländern wie Afghanistan, Kolum- bien oder Bolivien. Der Antrag geht zu wenig auf die Bedeutung der Dro- gennachfrage in den Industrieländern ein. Wenn diese aufgrund unveränderter Drogenpolitik und eines unver- änderten Konsums in den Industrieländern gleich hoch bleibt, bestehen auch die Anreize weiter, viel Geld durch den illegalen Drogenhandel zu verdienen. Der Antrag fordert eine generelle Aufwertung des Themas bei Re- gierungsverhandlungen und eine bessere Unterstützung für mehr Rechtsstaatlichkeit. Die Koalition verkennt, dass oftmals die Regierungen in Kolumbien, Bolivien und Afghanistan entweder nicht in der Lage oder aber nicht willens sind, wirkungsvolle Maßnahmen einzulei- ten, die auf die Bekämpfung des Drogenanbaus abzielen. Dies scheint mir der Fall zu sein. Im schlimmsten Falle sind Regierungsmitglieder gar mit der Drogenmafia ver- bunden. Bei der Bekämpfung des Drogenanbaus wird oft zu stark an rein repressive Methoden gegen Produzenten und Nutzer von Drogen gedacht. Zwar wird im Antrag eingeräumt, dass die Vernichtung von Drogenanbauflä- chen nicht das Mittel erster Wahl sein darf, sondern in alternative Entwicklungsstrategien integriert werden muss. Aber es wird nicht erkannt, dass repressive An- sätze, wie sie seit Jahren in Kolumbien verfolgt werden, zu keinen überzeugenden Ergebnissen geführt haben. Praktisch setzen wichtige Staaten weiterhin auf militäri- sche Lösungen, und das, obwohl weder in Kolumbien, Peru, Thailand noch sonst wo damit wirklich Erfolge er- zielt worden sind. Die langjährige Erfahrung mit Projekten zur Bekämp- fung des Drogenanbaus haben indes gezeigt, dass sehr genau auf die sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedingungen geachtet werden muss, um er- folgreich gegen den Anbau von Drogen vorzugehen. Jede Strategie muss dabei auf die wirtschaftliche Verbes- s b d A n t d w b k d l a c v w t o K w s f k l l d U l w n e e z A E E s z f B g s G n I d M (C (D erung der Lebensbedingungen in den Ländern und An- auregionen abzielen. Denn charakteristisch für alle be- eutenden Drogenanbauländer ist die weitverbreitete rmut, gerade auch in den entsprechenden Anbauregio- en. Die Entwicklungszusammenarbeit kann wichtige Bei- räge im Kampf gegen den Drogenanbau leisten. So hat ie GTZ seit rund 15 Jahren mit dem Programm Ent- icklungsorientierte Drogenkontrolle, EOD, gearbeitet, ei dem Ansätze einer alternativen Entwicklung zur Be- ämpfung der Armut eingesetzt werden. Parallel wird er Suchtprävention und Therapie ein besonderer Stel- enwert eingeräumt. Diesen Ansatz in Kooperation mit nderen Gebern auszubauen, scheint mir vielverspre- hend. Die GTZ hat damit in Teilen Kolumbiens, Boli- iens, Thailands und Laos’ gute Erfolge erzielt. Dabei urde nicht nur mit den Regierungen zusammengearbei- et, sondern auch mit Kommunen, Nichtregierungs- rganisationen oder auch Selbsthilfegruppen. Wenn die oalition der Meinung wäre, hier mehr tun zu können, äre der Hinweis auf eine stärkere Finanzierung ent- prechender Programme angemessen gewesen. Dieser ehlt jedoch vollkommen. Wer über Drogenhandel und Drogenanbau redet, ommt nicht an Afghanistan vorbei. Hier zeigt sich al- erdings eine Dimension, die weit über die Entwick- ungspolitik hinausreicht. Im Falle Afghanistans betrug er Wert des produzierten Opiums 2007 4 Milliarden S-Dollar. Dies war mehr als ein Drittel des Bruttoin- andsprodukts. An der Lösung dieses Problems sind so- ohl die afghanische Regierung als auch die internatio- ale Staatengemeinschaft bislang gescheitert. Dies zeigt rneut, wie wichtig es ist, von den Industrieländern aus ine kohärente Politik gegen Drogenkonsum und -handel u verankern. nlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Gründung einer In- ternationalen Agentur für Erneuerbare Ener- gien (International Renewable Energy Agency – IRENA) (Zusatztagesordnungspunkt 6) Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU): Erneuerbare nergien erweisen sich in einer Zeit stark steigender nergiepreise, des fortschreitenden Klimawandels und ich immer weiter verschärfender Ressourcenkonkurren- en mehr und mehr als einer der großen Hoffnungsträger ür die Zukunft der weltweiten Energieversorgung. Deutschland hat international eine Vorreiterrolle im ereich der erneuerbaren Energien eingenommen. Es ist ut und richtig, dass wir diese Position im Einklang mit tärkerer Energieeffizienz weiterhin kräftig ausbauen. egenwärtig setzt die Bundesregierung mit den Maß- ahmen des Integrierten Energie- und Klimaprogramms, EKP, die ehrgeizigen deutschen Klimaschutzziele um, ie auf den Beschlüssen des Europäischen Rates vom ärz 2007 gründen. Sie beinhalten als zentrales Instru- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 18021 (A) ) (B) ) ment die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien und erhöhte Energieeffizienz. Mit diesen Regelungen wird ein wichtiger Schritt nicht nur zum Erreichen der Klimaziele der Bundesre- gierung getan. Gleichzeitig werden mit dem Ausbau und der technologischen Weiterentwicklung der erneuerba- ren Energien sowie der verstärkten Energieeffizienz Po- tenziale erschlossen, den Energieverbrauch von den ständig steigenden Kosten für Strom, Öl und Gas abzu- koppeln. Die Maßnahmen haben das Potenzial, schon in wenigen Jahren kostendämpfend zu wirken. Zudem leis- ten sie einen Beitrag, um Deutschland von Energie- importen unabhängiger zu machen und Wertschöpfung und Arbeitsplätze in diesem Bereich in Deutschland aus- zubauen. Gerade auch Handwerk und Mittelstand erhal- ten mit diesen Gesetzen zusätzliche wirtschaftliche Per- spektiven. Den größten Beitrag zur Einsparung der vorgesehe- nen 270 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 wird das Erneuerbare-Energien-Gesetz im Strombereich leisten, das der Bundestag am 6. Juni 2008 beschlossen hat. Es spart 55 Millionen Tonnen Emissionen ein und wurde auf Basis der ehrgeizigen Kli- maschutzziele der Bundesregierung sowie im Dreiklang von Umweltschutz, Wirtschaftlichkeit und Versorgungs- sicherheit überarbeitet. Außerdem hat der Deutsche Bundestag am 6. Juni 2008 mit dem Erneuerbare-Ener- gien-Wärmegesetz, EEWärmeG, ein wichtiges Gesetz beschlossen, das CO2 durch eine anteilige Nutzungs- pflicht für erneuerbare Energien bei Neubauten einspart. Sie kann durch eine Vielzahl von Energieträgern – von Solarthermie über Holz, Biogas bis zum Klärschlamm – erbracht oder auch durch Wärmedämmung oder Nut- zung von Fernwärme bzw. Kraft-Wärme-Kopplung oder Abwärme oder durch eine Kombination entsprechender Maßnahmen ersetzt werden. Damit sind technologie- offene, individuelle und flexible Lösungen möglich. Aber auch Bestandsgebäude werden berücksichtigt – im Rahmen von Förderprogrammen. Für das Markt- anreizprogramm MAP, das wir ins Wärmegesetz aufge- nommen und damit bei einer Ausstattung von bis zu 500 Millionen Euro pro Jahr verrechtlicht und verstetigt haben, sind im ersten Quartal dieses Jahres bereits fast 30 000 Anträge mit einem Fördervolumen von 26 Millio- nen Euro eingegangen. Hauseigentümer und Handwer- ker können sich nun auf verlässliche Förderbedingungen einstellen. Dieses Gesetz mit einem Einsparpotenzial von 14 Millionen Tonnen klimaschädlicher Emissionen wird einen wichtigen Beitrag leisten, um unsere Klima- schutzziele zu erfüllen. Das Integrierte Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung ist nicht nur in der Geschichte der deutschen Klimapolitik, sondern auch international ein- malig. Es gibt kein vergleichbares Industrieland mit ei- nem ähnlich ambitionierten und konkret ausgestalteten Programm. Deutschland hat in puncto erneuerbare Energien und Klimaschutz seine Hausaufgaben gemacht und mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, EEG, ein auch im interna- tionalen Vergleich besonders effizientes Instrument für e n p a d i r e A D I r d g l t g r D s d n z a I m s e e s v w m I s s Ü d n I l h B n r g g z g s l i t E i (C (D inen zügigen Zubau von Erneuerbaren. Dies beschei- igt auch die EU-Kommission in ihrem Papier „The sup- ort of electricity from renewable energy sources“, das m 7. Dezember 2005 veröffentlicht wurde. Jetzt gilt es, en zunehmenden Ausbau der Regenerativen auch auf nternationalem Parkett zu begleiten. Die Bundesregie- ung verfolgt deshalb entsprechend der Koalitionsver- inbarung das Ziel, die Gründung einer Internationalen gentur für erneuerbare Energien, IRENA, zu initiieren. ies ist sinnvoll, da es bislang noch keine internationale nstitution gibt, die sich hauptsächlich mit dem Ausbau egenerativer Energien, dem Informationsaustausch und er Aus- und Fortbildung im Bereich erneuerbare Ener- ien beschäftigt. Die Organisation soll durch eine mög- ichst breit aufgestellte Gruppe großer und kleiner Staa- en, aber auch der Industrie- und Entwicklungsländer egründet werden. Kernziel von IRENA ist die Förde- ung des weltweiten Einsatzes erneuerbarer Energien. azu gehören zum Beispiel verbesserte ordnungspoliti- che Rahmenbedingungen für regenerative Energien urch politische Beratungsleistungen, verbesserte Tech- ologietransfers, die Weiterentwicklung von Kompeten- en und Know-how von erneuerbaren Energien, aber uch verbesserte Informationen durch Politikforschung. RENA ist ebenfalls zuständig für internationale Infor- ation und Kommunikation über erneuerbare Energien owie für die Zertifizierung und Standardisierung Erneu- rbarer-Energie-Technologien. Damit soll die Organisation beitragen zur Entlastung ndlicher Energiequellen und zur langfristigen Stabili- ierung der Energiepreise. Auch ärmere Länder sollen erbesserten Zugang zu Energie erhalten. Schließlich ollen wir den Klimawandel international noch wirksa- er bekämpfen. Dabei ist wichtig zu betonen, dass RENA ihre Leistungen nur auf Nachfrage von Mitglied- taaten bereitstellen wird. So wird es nicht ihr Auftrag ein, internationale Verträge auf den Weg zu bringen. ber sämtliche Aktivitäten entscheiden vielmehr allein ie Mitglieder. Vom 9. bis 11. April 2008 fand bereits eine internatio- ale Vorbereitungskonferenz für die Gründung von RENA statt. Die Gründungsversammlung ist schließ- ich für den 26. bis 28. November 2008 in Bonn vorgese- en. Wir unterstützen die dort anwesenden Vertreter der undesregierung nachdrücklich, sich um einen Sitz der euen Organisation in Deutschland zu bemühen. Mit IRENA werden wir eine Organisation ins Leben ufen, die als unabhängige Institution für Chancen- leichheit und für die Entwicklung erneuerbarer Ener- ien wirken wird. So wird sie Ländern bei der Umset- ung ihrer ehrgeizigen politischen Ziele helfen. Das ist ut für den Klimaschutz, das bringt den Menschen Ver- orgungssicherheit, das trägt zu einer langfristigen Stabi- isierung der Energiepreise bei und schließt damit eine nstitutionelle Lücke. Dr. Hermann Scheer (SPD): Mit der deutschen Ini- iative zur Einrichtung einer Internationalen Agentur für rneuerbare Energien, IRENA, wird eine große Lücke m internationalen Institutionensystem gefüllt. Seit 1957 18022 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) besteht die Internationale Atomenergieagentur, die sei- nerzeit von weniger als 20 Staaten auf den Weg gebracht worden ist. Seinerzeit beruhten die Hoffnungen für eine emissionsfreie Energieversorgung – schon im Hinblick auf das nachfossile Energiezeitalter – weltweit aus- schließlich auf der Atomtechnologie. Zu diesem Zeit- punkt wurden nicht nur die Probleme der Atomtechnolo- gie unterschätzt, sondern auch die Möglichkeiten der erneuerbaren Energien nahezu vollständig ignoriert, so- weit es über die Nutzung der Wasserkraft hinausgeht. 1974 entstand unter dem Schock der durch den Nah- ostkonflikt ausgelösten weltweiten Ölpreiskrise von 1973 die Internationale Energieagentur im Rahmen der OECD, deren Hauptaufgabe darin bestehen sollte, ge- meinsame Vorkehrungen zur Gewährleistung der Versor- gungssicherheit zu ergreifen. Auch dabei spielten die er- neuerbaren Energien allenfalls eine nebensächliche Rolle, wiederum wegen einer weitgehenden Unterschät- zung ihres tatsächlichen Potenzials. Immerhin starteten im Jahr 1974 bei den OECD-Ländern die ersten For- schungs- und Entwicklungsprogramme für erneuerbare Energien, um diese marktfähig zu machen. Der bis heute gegebene Tatbestand ist: Für erneuerbare Energien gibt es keine internationale Regierungsorganisation, die sich auf die globale Mobilisierung erneuerbarer Energien so konzentriert, wie es immer dringender geboten ist. Heute ist weltweit unumstritten, dass an erneuerbaren Energien in breitem Umfang und letztlich bis zur De- ckung aller Energiebedürfnisse kein Weg vorbeiführt. Mit anderen Worten, dass hier das größte verfügbare Energiepotenzial ist, wird nicht mehr ernsthaft bestritten. Die Sonne strahlt auf unseren Erdball täglich 15 000 mal mehr Energie als der Tagesverbrauch von atomaren und fossilen Energien ist. Es ist ein natürliches Energieange- bot in Form der Sonnenstrahlung, der Solarwärme sowie deren Derivate der Windenergie, der Fließwasserkräfte, der Bioenergie, der Meeresenergien. Hinzu kommt das geothermische Energiepotenzial. Um dieses obendrein nicht erschöpfliche Potenzial aktiv ernten und nutzen zu können, brauchen wir Technologien. Mit ihnen hat die Zivilisation die einzigartige Chance, Energie auch emis- sionsfrei und damit klima- und umweltneutral nutzen zu können. Darüber hinaus ergeben sich weitere besondere Chan- cen: die Überwindung der Energieabhängigkeit in jedem Land, die im Zuge der Erschöpfung herkömmlicher Trä- ger nicht erneuerbarer Energien zunimmt, weil die Re- serven auf wenige Länder konzentriert sind. Das führt dazu, dass die Räume der Energieförderung von den Räumen der Energienutzung immer mehr entkoppelt werden, der Infrastrukturbedarf zur Energieerzeugung größer wird und überall auf der Welt Preissteigerungen stattfinden. Es drohen zunehmend internationale Kon- flikte um den Zugang zu den Restressourcen. Schon heute leiden allen voran die Staaten der Dritten Welt un- ter für sie schon unbezahlbar gewordenen Primärener- gieimporten. Daraus ergibt sich: Der Wechsel zu erneuerbaren Energien steht in allen Gesellschaften der Welt nicht nur historisch an. Er muss breit ausgebaut und die Schritte d L d u h m n N l E s d c t s E f A m u w f r u w i t g d d V t s e W g a k m n e n t s e n e k b t t h V d w d e n (C (D ahin müssen beschleunigt werden. Doch nur wenige änder sind darauf technisch, wissenschaftlich und in- ustriell vorbereitet, obwohl sie die Notwendigkeiten nd die damit verbunden Chancen immer deutlicher se- en. Es handelt sich um ein neues Energieparadigma, it vielfältigen neuen Umwandlungstechniken und euen Bereitstellungsformen und mit der Chance der utzung heimischer Energien und damit der Rückkopp- ung der Räume der Energiegewinnung mit denen der nergienutzung. Nicht mehr der Primärenergiehandel teht dabei im Vordergrund, sondern die Verfügbarkeit er neuen Energietechniken. Man kann generell sagen, während die herkömmli- hen Energien aufgrund der genannten Engpässe immer eurer werden und gleichzeitig die ökologischen Folge- chäden immer mehr zunehmen, können erneuerbare nergien nur billiger werden. Außer bei der Bioenergie allen keine Brennstoffkosten mehr an, und es gibt keine bfälle und sonstige Schadstoffe. Sie werden billiger it der industriellen Mobilisierung der Technologien nd der Verbreiterung ihrer Anwendungsbasis. Um dies eltweit voranzutreiben, ist die Internationale Agentur ür Erneuerbare Energien eine Initiative von ebenso he- ausragender wie umfassender gesamtwirtschaftlicher nd gesamtpolitischer Bedeutung als Motor für die welt- eite Verbreitung dieser Zukunftschancen. Deutschland st in besonderer Weise dafür prädestiniert, diese Initia- ive zu ergreifen. Ausgehend von dem Stromeinspeise- esetz von 1991 bis zum Erneuerbare-Energien-Gesetz es Jahres 2000 sind wir auf dem immer wichtiger wer- enden Gebiet der Stromversorgung in eine weltweite orbildrolle gerückt. Sowohl technologisch und indus- riell als auch in der breiten Anwendung. Daneben haben sich in Deutschland vielfältige prakti- che Ansätze zum Energiesparen und zum solaren Bauen ntwickelt wie in nur wenigen anderen Ländern in der elt. Neue technische Ansätze zur für erneuerbare Ener- ien wichtigen Energiespeicherung sprießen wie Pilze us dem Boden. Viele junge Wissenschaftler, Handwer- er und Ingenieure sind auf diesem Gebiet engagiert, ehr als in jedem anderen Land. Das gilt auch für viele eu gegründete Unternehmen und zunehmend auch für tablierte Technologieunternehmen. Wir haben also icht nur eine durch eigene Arbeit begründete Legitima- ion und Glaubwürdigkeit, um die Initiative für die Ent- tehung der IRENA zu ergreifen, sondern auch eine thisch begründete internationale Handlungspflicht. Erstmals wurde eine eigenständige Institution für er- euerbare Energien auf der UN-Konferenz über Erneu- rbare Energien 1981 in Nairobi empfohlen. Doch sie am nicht zustande, weil immer der Einwand vorge- racht wurde, schon bestehende internationale Organisa- ionen sollen sich der Aufgabe der weltweiten Verbrei- ung von erneuerbaren Energien annehmen. Seit 1990 at sich EUROSLAR, die gemeinnützige europäische ereinigung für erneuerbare Energien ununterbrochen afür engagiert und für internationale Unterstützung ge- orben. Doch der Einwand war immer derselbe, ohne ass sich je ein bestehendes internationales Forum den rneuerbaren Energien in der gebührenden Form an- ahm. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 18023 (A) ) (B) ) Dieser Rückblick belegt, dass es keine Alternative zu einer IRENA gibt. Seit 2003 hat der Deutsche Bundestag in mehreren Resolutionen diese Einrichtung gefordert und die Bundesregierung zu einer entsprechenden Initia- tive ermuntert. Jetzt stehen wir unmittelbar nach vielen Gesprächen mit anderen Regierungen und der Vorberei- tungskonferenz im April 2008, die im Auswärtigen Amt stattfand, vor der Gründungskonferenz. Die Initiative ist angelegt als eine von „like-minded countries“, um nicht jahrelang auf einen Weltkonsens warten zu müssen. Wenn also die Gründung erfolgt, werden noch nicht alle Staaten von Anfang an Mitglied sein. Aber alle werden zur Mitwirkung eingeladen werden und können zu je- dem denkbaren späteren Zeitpunkt ihre Mitgliedschaft vollziehen. Was hier geschieht, ist ein großer Schritt, dessen glo- bale Bedeutung zur Überwindung der Energieprobleme vielleicht viele heute noch unterschätzen, so wie vor 30 Jahren die erneuerbaren Energien überhaupt unter- schätzt worden sind. Ich bin überzeugt, dass mehr und mehr Länder nach Gründung und Arbeitsaufnahme die- ser Agentur hinzukommen werden. Auch im amerikani- schen Kongress gibt es eine Initiative, dass die USA da- ran teilnehmen sollen. Umso wichtiger ist es, dass die Arbeitsaufnahme dieser Agentur schnell nach der Grün- dung erfolgt. Dies wird ein großer Tag für die Umset- zung einer parlamentarischen Forderung und für die Umsetzung dieser Forderung durch die Bundesregierung sein. Michael Kauch (FDP): Der Umbau der Energiever- sorgung zu einer CO2-armen Energiewirtschaft ist eine wesentliche Voraussetzung, um Fortschritte im globalen Kampf gegen den Klimawandel zu erzielen. Die erneu- erbaren Energien müssen ein zentraler Bestandteil der künftigen Energieversorgung weltweit werden. Weit mehr als bislang muss ihr Anteil am globalen Energie- mix gesteigert werden. Um den Ausbau der erneuerba- ren Energien voranzubringen, sieht auch die FDP die Notwendigkeit, das Thema regenerative Energie interna- tional institutionell zu verankern. Die im Antrag vorgeschlagene Neugründung einer In- ternationalen Agentur für Erneuerbare Energien ist ein Weg. Die FDP hätte es aber favorisiert, wenn statt eines neuen Gremiums bewährte Institutionen genutzt werden würden. Wir denken hier an die Internationale Energie- agentur. Damit wäre auch gewährleistet, dass die erneu- erbaren Energien von Anfang an mit ihren Stärken und Schwächen in das Konzept eines Energiemixes einge- bunden sind. Allerdings ist klar, dass die Internationale Energie- agentur von einigen politischen Kräften aus ideologi- schen Motiven abgelehnt wird. Wir bedauern das. Schließlich kann es nicht darum gehen, dass eine Institu- tion die Antworten gibt, die man von politischer Seite gerne hören möchte. Trotzdem werden wir uns beim An- trag enthalten, da wir die Intention und die Zielrichtung begrüßen, mit einer internationalen Institution die erneu- erbaren Energien weltweit zu stärken. Ohne die erneuer- baren Energien werden wir ambitionierte Ziele im globa- len Klimaschutz nicht erreichen. W d d u d n i r k n O d v D E ß e s g w T l d w d i p A l e s n s G s b g z b N w g K n a M S D t k r k E d d (C (D Für IRENA wird sich folgende Kernaufgabe stellen: ie gelingt es, Kapital und technisches Know-how urch Investitionen in die Länder zu bringen, in denen er Einsatz klimaschonender Technik am effektivsten nd am effizientesten ist? Das gilt eben allen voran für ie erneuerbaren Energien. Die Solarenergie ist hier zu ennen. Denn ihr Einsatz ist in den Ländern dieser Welt n sehr unterschiedlichem Maße effizient und effektiv. Klimaschonende Erzeugung von Energie in sonnen- eichen Ländern braucht dabei auch Visionen. Eine Zu- unftsvision ist ein Stromverbund zwischen Europa, den ordafrikanischen Staaten und dem mittleren und nahen sten. Das DESERTEC-Projekt „Strom für Europa aus er Wüste“ könnte zukunftsweisend sein. IRENA sollte or allem solche Zukunftsprojekte aktiv unterstützen. ESERTEC zeigt, dass vom Umbau der internationalen nergieversorgung alle beteiligten Länder gleicherma- en profitieren können. Für die Industriestaaten bedeutet in solcher Stromverbund die effziente Nutzung klima- chonender Energie und das Loslösen von der Abhän- igkeit fossiler und nicht regenerativer Ressourcen, ährend Entwicklungs- und Schwellenländer durch den echnologietransfer in ihrer wirtschaftlichen Entwick- ung an Fahrt gewinnen würden. Es wäre zudem durch en Einsatz „sauberer Energie“ eine nachhaltige Ent- icklung. Den Einsatz erneuerbarer Energien auf dieser Welt eutlich zu steigern, ist eine globale Aufgabe, die durch nternationale Institutionen auf höchster Ebene ange- ackt werden muss. Insofern kann eine Internationale gentur für Erneuerbare Energien hier einen Beitrag eisten. Auch die FDP würde sich natürlich freuen, wenn s gelänge, IRENA nach Deutschland zu holen. In die- em Sinne wünsche ich dem Antrag auf dem internatio- alen Parkett viel Erfolg. Hans-Kurt Hill (DIE LINKE): Erneuerbare Energien ind der Antriebsstoff einer friedlichen Außenpolitik. emeinsames Wissen und Nutzen von Energie aus Was- er, Wind, Sonne, Biomasse und Erdwärme tragen dazu ei, die anstehenden Probleme der internationalen Ener- iepolitik zu lösen. Deshalb brauchen wir die Initiative ur Gründung einer Internationalen Agentur für Erneuer- are Energien. Ich will darauf näher eingehen: Erstens. Öl und Gas gehen auf absehbare Zeit zur eige. Die verbleibenden Vorräte konzentrieren sich auf enige Regionen. Gleichzeitig steigt die Importabhän- igkeit Deutschlands und Europas. Als Folge wird die ontrolle über fossile Energieträger immer mehr zu ei- er Machtfrage. Zunehmend reagieren Staaten aggressiv uf das knappe Angebot. Schon heute ist eine weltweite ilitarisierung der Energieaußenpolitik unübersehbar. elbst die Bundesregierung ist zunehmend bereit, eutschland in eine gefährliche Energieaußenpolitik zu reiben, in der militärische Mittel zur Selbstverständlich- eit werden. Das aktuelle Weißbuch der Bundesregie- ung zur Sicherheitspolitik Deutschlands und zur Zu- unft der Bundeswehr bestätigt diese Haltung. Zweitens. Die ungebremste Verbrennung fossiler nergieträger, insbesondere von Kohle, ist Hauptursache es Klimawandels. In den kommenden Jahrzehnten wird ie Erderwärmung Millionen Menschen vor allem in är- 18024 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) meren Ländern vor existenzielle Herausforderungen stellen. Die Klimaveränderungen werden ohne ein kon- sequentes Gegensteuern bereits in naher Zukunft die An- passungsfähigkeit vieler Gesellschaften überfordern. Be- stehende Krisen werden sich verschärfen und neue Konfliktfelder eröffnet. Dies birgt ein großes Konflikt- potenzial. Doch statt verstärkter Entwicklungshilfe und Wissenstransfer fordert der EU-Vertreter für die Ge- meinsame Außen- und Sicherheitspolitik den Ausbau militärischer Kapazitäten der EU als Reaktion auf die neuen Sicherheitsrisiken. Die größten Verursacher des Klimawandels verkünden, das Boot sei voll. Das ist mit uns nicht zu machen. Diese Militarisierung der Klima- und Energiepolitik ist zurückzuweisen. Wir brauchen ei- nen Dialog um Zukunftsenergien und Hilfsangebote für die Länder des Südens, um nicht mehr vermeidbare Fol- gen des Klimawandels aufzufangen. Drittens. Internationale Energiekonzerne propagieren die gefährliche und unbeherrschbare Atomenergie als Allheilmittel. Sie wollen über 1 300 neue Reaktoren bauen. Dieser bedrohliche Irrweg muss aufgehalten wer- den. Denn es geht nicht um bezahlbare Energie, sondern um den Erhalt kartellartiger Strukturen in der Energie- wirtschaft. Und ich frage Sie: Wie wollen wir politisch instabilen Ländern die Urannutzung verbieten, wenn wir selbst behaupten, die Atomkraft sei unverzichtbar für die Energieversorgung. Eines ist klar: Atomreaktoren sind die Einstiegsdroge in den militärischen Missbrauch der nuklearen Energie. Die angeblich friedliche Nutzung der Atomkraft ist eine Illusion. Die Linke sagt deshalb: Raus aus dieser Risikotechnik. Hin zu einem klugen und spar- samen Umgang mit Energie und hin zu erneuerbaren Energien. Die Internationale Agentur zur Förderung der erneuerbaren Energien, IRENA, ist deshalb eine Chance für bezahlbare Energie, Klimaschutz und eine friedliche Energieaußenpolitik. Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der weltweite Ausbau erneuerbarer Energien gehört zu den entscheidenden Überlebensstrategien der Mensch- heit. Klimaerwärmung und Verknappung der fossilen und atomaren Rohstoffe sind gigantische Weltprobleme, die nicht mehr innerhalb des konventionellen Energie- systems gelöst werden können. Erneuerbare Energien sind mit Ausnahme der Bioenergien kostenlos, nur ihre Technologien verursachen Kosten, die aber schnell über technologische Entwicklung und Massenfertigung ge- senkt werden können. Gleichzeitig sind die erneuerbaren Energien faktisch emissionsfrei oder emissionsneutral und sind damit neben der Energieeinsparung die ent- scheidende Lösung der genannten Probleme. Eine schnelle Umsetzung und technologische Ent- wicklung ist möglich, wie die von vielen unerwartete Technikrevolution der letzten Jahre vor allem im Strom- bereich durch das EEG aufzeigt. Um diese Erfolgsge- schichte weltweit wirken zu lassen und auch auf den Wärme- und Transportsektor auszudehnen, ist ein globa- ler Wissenstransfer unverzichtbar. Bis heute geschieht dieser vor allem durch engagierte Nichtregierungsorga- nisationen und durch vereinzelte Maßnahmen auf Regie- rungsebene. Eine klare, mit genügend Geld ausgestattete, welt- weite Agentur auf Regierungsebene für erneuerbare E d b g E n l S n r g w E e e z n I g d R r r A E g v s v e m t d U B g s w f p A w D (C (D nergien fehlt bis heute. Seit Jahrzehnten gibt es dies für ie Atomenergie, mit der Internationalen Atomenergie- ehörde, IAEO, aber eben nicht für erneuerbare Ener- ien. Die Umsetzung des aus dem letzten Jahrzehnt von urosolar stammenden Vorschlages für eine Internatio- ale Agentur für Erneuerbare Energien, IRENA, ist ängst überfällig. Entscheidend wird sein, dass die IRENA über eine atzung verfügt, die klar die Interessen des Ausbaus er- euerbarer Energien beinhaltet und nicht von den Inte- essen der konventionellen fossilen und atomaren Ener- iewirtschaft verwässert wird. Nur dann kann IRENA irkungsvoll den weltweiten Ausbau der erneuerbaren nergien beschleunigen. Aufgaben der IRENA werden sein, das Wissen über rneuerbare Energien zusammenzutragen, auf dem aktu- llsten Stand zu halten und den Wissenstransfer über um Beispiel Konferenzen und Internetauftritte zu orga- isieren. Dies gilt nicht nur für die technologischen nhalte im Bereich von Bildung und Ausbildung für In- enieure oder Facharbeiter, dies gilt auch für entschei- ende Politikmaßnahmen, für zielführende Gesetze, um egierungen und Parlamente entsprechend zu informie- en und zu beraten. Dies gilt aber genauso für Aufklä- ungskampagnen in der Bevölkerung, damit eine breite kzeptanz für den schnellen Ausbau der erneuerbaren nergien in allen Sektoren entstehen kann. Die Vorteile liegen auf der Hand, erneuerbare Ener- ien erlösen von den schnell steigenden Preisen der kon- entionellen Energien und schaffen aktiven Klima- chutz. Es ist wichtig in der Menschheit das Wissen zu erbreiten, dass Klimaschutz mit erneuerbaren Energien ben keine Last ist, was bei den heutigen Ölpreisen im- er mehr Menschen bewusst wird. IRENA wird dazu einen entscheidenden Beitrag leis- en, deshalb unterstützen wir die Bundesregierung in iesem Gründungsprozess, bedeutet dies doch die msetzung einer langjährigen Forderung auch von ündnis 90/Die Grünen. In vielen Gesprächen auf Re- ierungsebene und Parlamentarierebene habe ich per- önlich für IRENA geworben, und erfahren, dass es eltweit ein zunehmendes Interesse dafür gibt. Wir sagen unsere weitere Unterstützung zu und hof- en, dass der für diesen Herbst angepeilte Gründungs- rozess auch tatsächlich gelingen wird. nlage 10 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Internationalen Klimaschutz sichern – Inte- grität und Wirksamkeit der CDM-Projekte verbessern – Unterlaufen von Klimaschutzzielen durch CDM-Projekte beenden (Zusatztagesordnungspunkte 7 und 8) Andreas Jung (Konstanz) (CDU/CSU): Der Klima- andel ist die zentrale Herausforderung der Gegenwart. ie Veränderungen des ökologischen Gleichgewichts Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 18025 (A) ) (B) ) werden schon heute überall auf der Welt sichtbar, auch in Deutschland. Deshalb müssen wir die richtigen Wei- chenstellungen jetzt und heute vornehmen. Im Kioto-Protokoll gibt es drei Mechanismen, die den Industrieländern dabei helfen sollen, ihre in Kioto ver- einbarten Emissionsreduktionsziele zu erreichen. Die so- genannten Kioto-Mechanismen oder flexiblen Mecha- nismen – mit diesen befasst sich unser Antrag – erlauben Industrieländern, einen Teil ihrer Reduktionsverpflich- tungen im Ausland zu erbringen. Der Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung oder, englisch, Clean Development Mechanism, CDM, soll dabei helfen, die Kosten zum Erreichen der vertraglich festgelegten Re- duktionsziele möglichst niedrig zu halten. Der Clean Development Mechanism funktioniert da- hin gehend, dass CDM-Projekte gemeinsam von einem Industrieland mit Reduktionsverpflichtung und einem Entwicklungsland ohne Reduktionsverpflichtung durch- geführt werden. Im CDM führt ein Industrieland in ei- nem Entwicklungsland ein Klimaprojekt durch, das Emissionen einspart, und kann sich die gesparten Ein- heiten, Certified Emission Reductions, auf seinem Konto gutschreiben lassen. Ziel des CDM ist jedoch nicht nur, die Emissionsre- duktionen kostengünstiger zu machen, sondern auch, Entwicklungsländern durch Technologietransfer zu hel- fen, eine klimafreundliche Wirtschaft aufzubauen. Mit dem CDM leisten wir einen wichtigen Beitrag zu einem effizienten Klimaschutz. Es geht dabei um die Frage, durch welche Maßnahmen man mit möglichst geringem Einsatz möglichst viel für die Umwelt und das Klima tun kann. Was den Klimaschutz angeht, ist es nicht entschei- dend, ob CO2 in Deutschland, in Mexiko oder in Kenia eingespart wird. Darüber hinaus ist dies auch ein Beitrag zur Entwicklungshilfe und zum Export erneuerbarer Technologien sowie erneuerbarer Energien. Damit kom- men wir unserem gemeinsamen Ziel, ein weltweites Kli- maschutzsystem zu errichten, einen Schritt näher. Deshalb hat sich die CDU/CSU-Bundestagsfraktion in der Vergangenheit für diese Möglichkeit des Klima- schutzes ausgesprochen und sich für einen stärkeren Ausbau in der Zukunft eingesetzt. Es war die Unions- fraktion, die in den Beratungen zum Zuteilungsgesetz eine Erhöhung der Quote auf 22 Prozent durchgesetzt hat. Fakt ist allerdings auch, dass in den vergangenen Mo- naten, unter anderem auch durch eine Studie des Öko-In- stituts, Kritik an der Funktionsweise des CDM formu- liert worden ist. Begründet wurde diese Kritik damit, dass die CDM-Projekte häufig nicht die Anforderung der Zusätzlichkeit, Additionalität, erfüllen würden oder hin- sichtlich anderer Kriterien nicht nachhaltig seien. Die Prüfungen durch den CDM-Exekutivrat und die Desig- nated Operational Entities, DOE, würden vielfach nicht gründlich genug erfolgen. Hierdurch führten die Pro- jekte nicht zu einer tatsächlichen Emissionsreduktion. Wir nehmen diese Kritik sehr ernst. Die Probleme wurden erkannt und zum Teil bereits in die Verhandlun- gen eingebracht. So hat die Bundesregierung sich in in- t s B l t w s s s f z V b t K g m j t e s N d w m b n ü l e g m d s u F V z n h b g B n A d R f u v a (C (D ernationalen Klimaverhandlungen schon dafür einge- etzt, die Umweltintegrität des CDM zu stärken und den eitrag von CDM-Projekten zur nachhaltigen Entwick- ung zu verbessern. Wir müssen diese Fragen beantwor- en und jegliche Fehlentwicklungen bekämpfen, gerade eil wir wollen, dass CDM eine immer wichtigere Rolle pielt. Mit diesem interfraktionellen Antrag wollen wir – das agt die Überschrift bereits – die Integrität und Wirk- amkeit der CDM-Projekte weiter verbessern. Wir ordern die Bundesregierung deshalb in zahlreichen Ein- elpunkten auf, sich in ihren Verhandlungen für eine erbesserung bei den CDM-Projekten einzusetzen. Wir egrüßen diesen gemeinsamen Antrag ausdrücklich, un- erstreicht er doch die gemeinsamen Bemühungen im limaschutz über die Fraktionsgrenzen hinaus. Ich möchte an dieser Stelle einige dieser Punkte auf- reifen: Erstens. Wichtig ist uns die Verbesserung und Opti- ierung hinsichtlich der Additionalität der CDM-Pro- ekte. Dazu gehört, dass transparente und objektive Kri- erien für die Validierungen entwickelt werden. Dies gilt benfalls für die Verbesserung der CDM-Projekte hin- ichtlich der ökologischen, sozialen und ökonomischen achhaltigkeit. Zweitens. Darüber hinaus fordern wir, dass die Arbeit er Validierer und des CDM-Exekutivrats verbessert ird. Entscheidend ist für uns dabei, dass die Validierer ehr Unabhängigkeit von den Projektentwicklern als isher erhalten und dementsprechend die Vergütung icht mehr direkt durch die Projektentwickler, sondern ber den CDM-Exekutivrat erfolgt. Darüber hinaus sol- en die Validierer zukünftig nicht mehr von den Projekt- ntwicklern berufen, sondern vom CDM-Exekutivrat zu- eteilt werden. Drittens. Ich begrüße die Forderung nach Sanktions- öglichkeiten gegen mögliches Fehlverhalten der Vali- ierer. Damit muss allerdings die Einführung und Um- etzung von Verfahrensregeln einhergehen, die Effizienz nd Legitimität des Mechanismus und somit dessen unktionsfähigkeit in seiner Gesamtheit fördert. Solche erfahrensregeln sollen gewährleisten, dass projektbe- ogene Entscheidungen transparent und für die Betroffe- en nachvollziehbar getroffen werden. Des Weiteren ist ierfür erforderlich, dass Entscheidungen hinreichend egründet und in einem geregelten, transparenten und erechten Verfahren überprüfbar sind. Viertens. Schließlich fordern wir in dem Antrag die undesregierung auf, sich für eine ausreichende perso- elle Ausstattung des CDM-Exekutivrats sowie für die usgestaltung einer Haftung des Exekutivrats gegenüber em Geschädigten im Außenverhältnis einzusetzen. Die egelung einer Haftung im Außenverhältnis halten wir ür richtig, da sie zu konsequentem Rechtsschutz führt nd damit die zuvor genannten Verfahrensregeln sinn- oll ergänzt. Mit all diesen Maßnahmen wollen wir das Vertrauen ller Beteiligten in das Instrument CDM stärken. Wir 18026 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) ) (B) ) schaffen damit die Voraussetzungen für eine massiv zu- nehmende Bedeutung von CDM. Mein abschließender Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen Berichterstatter, mit denen wir diesen Antrag gemeinsam erarbeitet haben. Michael Kauch (FDP): Weltweite Klimaschutzziele zu möglichst geringen Kosten für die Volkswirtschaften zu erreichen – das ist das Ziel des CDM, des Clean De- velopment Mechanism des Kioto-Protokolls. Mehr CDM, also mehr Klimaschutzprojekte in den Entwick- lungs- und Schwellenländern, kann dazu beitragen, am- bitionierte Klimaschutzziele global zu erreichen – wenn man es richtig macht. Denn CDM bedeutet, Treibhaus- gasemissionen dort zu verringern, wo dies zu den ge- ringsten Kosten geschehen kann. Mit dem Technologie- transfer von den Industriestaaten in die Entwicklungs- und Schwellenländer haben wir eine klassische Win- win-Situation. Die Industrieländer leisten ihren dringend notwendigen Beitrag zum weltweiten Klimaschutz, und den Entwicklungs- und Schwellenländern bietet sich die Chance, nachhaltig ökonomische Fortschritte zu ma- chen. Die ökologischen Fehler, die die heute wohlhaben- den Staaten über Jahrzehnte im Prozess ihrer Industriali- sierung gemacht haben, können verhindert werden, ohne dass die Entwicklungs- und Schwellenländer in ihrem berechtigten Interesse auf wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand gebremst werden. Indem er Unternehmen und Staaten einen Anreiz zur Senkung ihrer Treibhausgasemissionen gibt, kommt CDM eine Schlüsselfunktion im internationalen Klima- schutz zu. Er ist eine herausragende Anwendung des Marktprinzips auf internationaler Ebene und sollte natio- nal wie international politisch gestützt und weiterentwi- ckelt werden. CDM muss ein wesentlicher Eckpfeiler ei- nes Klimaschutzabkommens für die Zeit nach dem Jahr 2012 sein. Wir brauchen nicht weniger CDM-Projekte, wie die Linke meint, sondern wir brauchen mehr – für mehr Klimaschutz. Aber man darf an CDM auch nicht blauäugig heran- gehen. Wir müssen sicherstellen, dass seine Anwendung tatsächlich zusätzlich zu anderen Maßnahmen in den Zielländern erfolgt. Man muss allerdings kritisch fest- stellen: Insbesondere bei der Einhaltung und Kontrolle des sogenannten Zusätzlichkeitsprinzips besteht Re- formbedarf. Zusätzlichkeit in diesem Sinne bedeutet, dass die Emissionsreduktion des CDM-Projekts ohne den CDM-Anreiz nicht stattgefunden hätte. Würde die- ses Prinzip nicht eingehalten, hätte dies eine Inflation an Emissionsrechten zur Folge, die den Klimaschutz ver- wässern würde. Leider wissen wir von einigen negativen Beispielen in den betreffenden Staaten. Die Konsequenz kann aber – insbesondere für uns Liberale – nur sein, CDM zu ver- bessern, es vor Missbrauch zu schützen, um zu verhin- dern, dass viele sinnvolle Projekte diskreditiert werden. Denn das wäre ein Rückschlag in der Klimaschutzpolitik zum Schaden ambitionierter Ziele im Kampf gegen den Klimawandel weltweit. Wir wollen das verhindern. Deshalb hat die FDP einen Antrag zur Reform des CDM eingebracht und damit eine parteiübergreifende D u i v e h s u w w g t n d L v d R t t d E d d r s d w j w A P r V e n P t V B v n W t D b d f s m d b A d d (C (D iskussion angestoßen. Es freut mich, dass die Koalition nseren Antrag nicht reflexartig abgelehnt hat. Vielmehr st es gelungen, in mehreren Berichterstattergesprächen on CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen inen gemeinsamen Antrag zu erarbeiten. Dieses Vorge- en war ausgesprochen sachorientiert. Ich danke insbe- ondere meinen Kollegen Andreas Jung, Frank Schwabe nd Bärbel Höhn dafür und würde mir wünschen, dass ir öfter diesen Weg einer Problemlösung beschreiten ürden – im Interesse der gemeinsamen Ziele. In dem vorliegenden Ergebnis kann sich die FDP sehr ut wiederfinden, sodass wir diesem gemeinsamen An- rag gerne zustimmen. Wesentliche Teile unseres eige- en Antrages sind darin aufgenommen worden. Die Kernpunkte unseres gemeinsamen Antrages sind: ie Schaffung transparenter, standardisierter und nach ändern differenzierter Kriterien für die Anerkennung on CDM-Projekten – dazu gehören Schwellenwerte für ie Investitionsanalysen, aber denen eine marktübliche endite und damit eine Durchführbarkeit ohne CDM un- erstellt werden kann –, eine intensivere Beteiligung in- eressierter Gruppen und der gesamtem Öffentlichkeit, ie Verbesserung der personellen Ausstattung des CDM- xekutivrats, und – dies ist ein sehr wichtiger Punkt – ie Arbeit der sogenannten Validierer, also derjenigen, ie die CDM-Projekte vor Ort prüfen und dokumentie- en, muss auf eine solidere und verlässlichere Basis ge- tellt werden. Die Arbeit der Validierer ist ins Zentrum er Kritik geraten. Nach Aussagen von Fachleuten ent- ickeln sie sich faktisch zu Erfüllungsgehilfen der Pro- ektentwickler. Eine Ursache liegt darin, dass sie von den Projektent- icklern selbst ausgesucht und direkt bezahlt werden. ngesichts eines hart umkämpften Marktes um CDM- rojekte bestehen unter diesen Umständen gewisse An- eize zum Missbrauch. Wir schlagen daher vor, dass die ergütung nicht mehr direkt durch die Projektentwickler rfolgt, sondern über den CDM-Exekutivrat. Darüber hi- aus sollen die Validierer zukünftig nicht mehr von den rojektentwicklern berufen, sondern vom CDM-Exeku- ivrat zugeteilt werden. So wird die Unabhängigkeit der alidierer von den Projektentwicklern gewährleistet. Mit dem heutigen Beschluss des Bundestages hat die undesregierung nun den Auftrag, in diesem Sinne zu erhandeln. Eine solche Reform des CDM muss Teil ei- es Post-Kioto Abkommens sein. Für die FDP steht fest: ir brauchen weltweit Klimaschutzprojekte in Koopera- ion von Industrie- und Entwicklungsländern. Der Clean evelopment Mechanism ist der Schlüssel dazu. CDM raucht Reformen, aber kein Moratorium. Wer das for- ert, der behindert den notwendigen Technologietransfer ür saubere Energie und mehr Energieeffizienz, der ver- chenkt die Chancen, die CDM für den weltweiten Kli- aschutz bietet. Um diese Chancen zu nutzen, setzt sich ie FDP für CDM ein und will zugleich seinen Miss- rauch ausschließen. Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE): Einen netten ntrag haben Sie da gemacht, meine Damen und Herren er anderen Fraktionen. Inhaltlich zwar auf Anregung er Linken, aber in der Ausführung natürlich ohne uns – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 18027 (A) ) (B) ) in reflexartiger Gefolgschaft der Wadenbeißer der Union. Nun denn, unser alter Slogan „Links wirkt“ hat sich zunächst einmal bewahrheitet. Wollen wir schauen, wie konsequent Ihr Antrag das Unterlaufen von Klima- schutzzielen durch den Missbrauch von CDM angehen will. Da macht es sich ganz gut, den Antrag der Links- fraktion daneben zu legen, den wir bereits im Januar in den Bundestag eingebracht haben. Zunächst haben wir viele Übereinstimmungen. Aus Sicht des Klimaschutzes ist das Hauptproblem des Clean Development Mechanism, dass von den Vereinten Natio- nen vielfach auch solche Klimaschutzprojekte im Aus- land anerkannt werden, die ohnehin, also ohne CDM, gestartet worden wären und folglich keinen zusätzlichen Klimaschutz zum Business as usual liefern. Zudem gibt es die auch in Ihrem Antrag geschilderten Probleme mit den extrem hohen Mitnahmeeffekten bei HFC-23- und Lachgas-Projekten. Zur fehlenden Nachhaltigkeit der Projekte steht bei Ihnen nicht viel, aber auch das halten wir für ein großes Problem. Am gravierendsten ist sicherlich der erste Punkt. Be- treiber erhalten vielfach Emissionsgutschriften, obwohl gar kein Klimaschutz zusätzlich zum Status quo stattfin- det. Wandern diese Gutschriften aber nach Europa, so haben wir hier einen Mehrausstoß, der nicht durch eine entsprechende Emissionsminderung im Süden gedeckt ist. Das ist es, was das EU-Emissionshandelssystem ge- nauso untergräbt, wie die Kioto-Zielstellungen. Sie ha- ben die eindrucksvolle Studie des WWF zum Thema er- wähnt. 40 Prozent der Projekte produzieren faule Zertifikate. Die machen rund 20 Prozent der CDM- Emissionsrechte aus. Was sie aber nicht erwähnen ist die Tatsache, dass die Einsparverpflichtung der deutschen emissionshandelspflichtigen Anlagen in dieser Handels- periode rund 30 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent be- trägt. Die Betreiber können sich aber 90 Millionen Ton- nen über CDM anrechnen lassen. Demnach ist der deutsche Beitrag zum globalen Klimaschutz in diesem Sektor gleich null, sofern nur jedes dritte Zertifikat faul ist. Und genau dies ist ja beinah der Fall. Nehmen wir mal einen großen deutschen Stromver- sorger: RWE versucht in Asien zu preiswerten Emis- sionsrechten zu kommen, um seine Kraftwerksemissio- nen aus zusätzlichen Braunkohlemeilern im Rheinland, etwa in Neurath, zu kompensieren. Gegenwärtig gibt es Diskussionen darüber, ob alle der momentan 38 Wasser- kraftwerke, die RWE in China unter CDM laufen lassen will, tatsächlich das Additionalitätskriterium erfüllen, also tatsächlich zusätzlich sind. Bei vielen der registrierten und in Validierung befind- lichen RWE-Projekte wurde der Bau nämlich bereits vor Jahren begonnen. Und die Planung noch einmal Jahre früher. Insofern steht infrage, ob diese alle überhaupt das Kriterium erfüllen, nach dem der CDM vor Projektbe- ginn ernsthaft berücksichtigt worden sein muss. Andern- falls wäre das jeweilige Kraftwerk ja auch so rentabel gewesen, also ohnehin gebaut worden. Vor zehn Jahren dürfte sicher niemand ernsthaft mit CDM gerechnet ha- ben. Insofern hat sich das Unternehmen möglicherweise i j C d b o P g l n C D te s e t C n r t d w m f z a s Z a ß G n S H h z g w t c n s h m A a s w b N k W n u 2 S T s (C (D n einigen Fällen schlicht in laufende chinesische Pro- ekte eingekauft, diese dann schlecht gerechnet und als DM-Projekt angemeldet. Ähnliches haben schon an- ere gemacht. Beispielsweise Schweizer Investoren eim chinesischen Wasserkraftwerk Jinjitan. Das wurde ffensichtlich schlecht gerechnet, um es in den CDM- rozess einzuschleusen. Dummerweise war zu Baube- inn in einem Zeitungsartikel der South China News zu esen, das Wasserkraftwerk werde jährlich 335 Millio- en kWh Strom erzeugen. Später, bei der Anmeldung als DM-Projekt, waren es plötzlich 15 Prozent weniger. adurch wanderte das Projekt wie von Geisterhand un- r der Rentabilitätsgrenze. Es würde sich also nur mit zu- ätzlichen Einnahmen aus CDM-Zertifikaten rechnen – ine offensichtliche Manipulation, um das Additionali- ätskriterium zu erfüllen. Aber selbst dies hat beim DM-Bord nicht dazu geführt, dieses Projekt abzuleh- en. Dass bei CDM große Missbrauchspotenziale existie- en, liegt vor allem daran, dass beim CDM sämtliche Be- eiligten – Investoren, Validierer, Gast- und Investorlän- er – ein gleichgelagertes Interesse haben: Sie alle ollen aus den Projekten möglichst viele Zertifikate zu öglichst geringen Kosten erzielen. Darum sind die Re- ormen auf UN-Ebene, die sowohl wir als auch der weite Antrag einfordern, dringend notwendig. Die Un- bhängigkeit der Validierer und des Exekutivrates muss chnellstens hergestellt werden. Klare Kriterien für die usätzlichkeitsprüfung und Nachhaltigkeit müssen her. Aber selbst dann, wenn jedes einzelne Emissionsrecht us CDM und JI auf echten Klimagaseinsparungen au- erhalb Europas beruhen würde, kann dies bei diesen rößenordnungen – in der EU sind 278 Millionen Ton- en anrechenbar, obwohl die Einsparverpflichtung des ektors nur 133 Millionen Tonnen beträgt – nur als emmschuh für den innereuropäischen Strukturwandel in zu einer kohlenstoffarmen Energieversorgung be- eichnet werden. Der Beginn einer nachhaltigen Ener- iewende wird sträflich in die Zukunft verschoben. Wir issen, dass die Bundesregierung und auch die FDP rotzdem jegliche Begrenzungen für die flexiblen Me- hanismen am liebsten aufheben wollen. Das steht zwar icht im Antrag, aber in andern Papieren. Damit fallen ie hinter die Position der EU-Kommission zurück. Die at nämlich begriffen, dass in erster Linie in Europa Kli- aschutz betrieben werden muss. Und auch, dass der dditionalitätsnachweis beim CDM notwendig immer uf wackligen Hypothesen beruht. Denn ob die Klima- chutzmaßnahme ohne CDM nicht durchgeführt worden äre, ist schon fast eine philosophische Frage. Miss- rauch ist so vorprogrammiert. Noch ein Wort zur achhaltigkeit. Die Organisation International Rivers ritisiert, dass der TÜV Süd als Validierer des RWE- asserkraftwerkes Xiaoxi die Nachhaltigkeitsaspekte icht ausreichend dokumentiert habe. Das europäische nd deutsche Recht sieht für Wasserkraftprojekte ab 0 MW die Einhaltung der Empfehlungen der Welt- taudamm-Kommission, WCD, vor. Dies sei weder vom ÜV-Süd noch von der Deutschen Emissionshandels- telle, DEHSt, ausreichend berücksichtigt worden. Inter- 18028 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 169. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 (A) (C) (B) ) national Rivers hat sogar Verstöße dagegen dokumen- tiert. Dies ist nur ein Beispiel von vielen. Die Nachhaltig- keit wird praktisch überhaupt nicht geprüft. Das verstößt aber gegen das UN-Regelement. ob sie überhaupt zusätzliche Treibhausgasminderungen erbringen. Eine Studie des WWF beziffert die Anzahl der Projekte, die auch ohne CDM durchgeführt worden wären, auf rund 40 Prozent. Das ist schlecht für das Klima, denn auch für diese unterm Strich wirkungslosen Der letzte Punkt im schwarz-rot-grünen Antrag kommt mir übrigens ein wenig wirr vor. Während wir eine Immunität der Mitglieder des CDM-Exekutivrates fordern, um den Druck drohender Schadenersatzklagen von ihnen zunehmen, damit das Gremium nicht jeden Mist genehmigt, wollen sie die UN-Mitarbeiter zusätz- lich in Haftung nehmen. Ich gehe mal gutmütig davon aus, dass Sie hier nicht richtig überblickt haben, worum es geht. Fassen wir zusammen: Mit CDM-Projekten kann also – entgegen landläufiger Missverständnisse – kein zusätz- licher Klimaschutz betrieben werden. Im besten Fall ist das Ganze ein Nullsummenspiel. Der CDM soll ledig- lich Kosten senken. Wird er missbraucht, wird er zu ei- ner zusätzlichen Emissionsquelle für Treibhausgase. Die Linke ist überzeugt, dass erhebliche Missbrauchs- potenziale auch nach Reformen bestehen werden. Sie sind systemimmanent. Zudem bremst CDM tendenziell den Umbau der Energiebasis in den Industriestaaten. Und deshalb reichen Reformen beim CDM-Exekutivrat nicht aus. Vielmehr muss zusätzlich dazu die mögliche An- rechnung von CDM-Emissionsgutschriften bei der Er- füllung von Verpflichtungen in Europa deutlich begrenzt werden. Hier unterscheiden wir uns von den anderen Fraktionen. Und darum enthalten wir uns beim konkur- rierenden Antrag. Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der in- terfraktionelle Antrag, über den wir heute beraten, ist Ausdruck der gemeinsamen Sorge aller Bundestagsfrak- tionen um die Glaubwürdigkeit des internationalen Kli- maschutzes, die durch fragwürdige CDM-Projekte ge- fährdet ist. Im Kioto-Protokoll ist diesen Projekten die Aufgabe zugedacht, die internationale Zusammenarbeit im Kli- maschutz zu fördern und eine effiziente Erfüllung der Klimaschutzverpflichtungen zu ermöglichen. Die bishe- rige Bilanz der CDM-Projekte ist jedoch zwiespältig. Ei- nerseits belegen mehr als tausend registrierte Projekte, dass der Gedanke der internationalen Zusammenarbeit im Klimaschutz breite Akzeptanz gefunden hat. Ande- rerseits häufen sich die Anzeichen für einen erheblichen Missbrauch von CDM-Projekten und die Förderung von Projekten, die keine oder sogar negative Auswirkungen auf den Klimaschutz haben. Diese Missstände müssen im Rahmen der Verhandlungen um ein Kioto-Nachfolge- protokoll unbedingt abgestellt werden. Einige Probleme sind in dem interfraktionellen An- trag benannt. So ist bei vielen CDM-Projekten fraglich, P d a k P w d u v g G k e A z s k v C n z S a ö u W C z w s z m i 2 s I s W z n F l h g d e (D rojekte werden Emissionszertifikate ausgegeben, die es ann den Industrieländern erlauben, mehr Klimagase uszustoßen. Deshalb muss ein Kioto-Nachfolgeproto- oll strengere Regeln für die Zusätzlichkeit von CDM- rojekten enthalten und die Voraussetzungen für eine irksame Kontrolle ihrer Einhaltung schaffen. Außer- em müssen die Unabhängigkeit der Projektvalidierer nd die öffentliche Beteiligung bei der Anerkennung on CDM-Projekten gestärkt werden. Darauf will der emeinsame Antrag von CDU/CSU, SPD, FDP und rünen hinwirken. Über andere gravierende Probleme im CDM-Bereich onnten die Fraktionen hingegen leider keine Einigkeit rzielen. Dazu hat meine Fraktion einen weiter gehenden ntrag in den Bundestag eingebracht. Dabei geht es uns um Beispiel um den Skandal, dass heute sogar klima- chädliche Kohlekraftwerke als CDM-Projekte aner- annt werden können, wenn sie bestimmte Effizienz- orgaben erfüllen. Die durch neue Kohlekraftwerke in hina oder Indien generierten Emissionszertifikate kön- en dann etwa von Energiekonzernen genutzt werden, usätzliche Kohlekraftwerke in Deutschland zu bauen. o wird das Klimaschutzziel der CDM-Projekte völlig d absurdum geführt. Deshalb müssen für CDM klare kologische Standards gelten: kein Atom, keine Kohle nd Staudammprojekte nur, wenn sie den Kriterien der eltkommission für Staudämme entsprechen. Neben hohen qualitativen Standards müssen für DM-Projekte auch weiterhin klare quantitative Gren- en gelten. Die Industrieländer sind in der Pflicht, den esentlichen Teil ihrer Klimaschutzanstrengungen bei ich zu Hause zu leisten. Wenn eine langfristige Begren- ung der Klimaerwärmung auf 2 Grad gelingen soll, üssen sie nach den Berechnungen des Weltklimarates hre Treibhausgasemissionen bis 2020 um mindestens 5 bis 40 Prozent gegenüber dem Stand des Jahres 1990 enken. CDM-Projekte dürfen keine Einladung an die ndustrieländer werden, sich von ihren eigenen Klima- chutzaufgaben freizukaufen. Klimaschutzkooperation über CDM-Projekte ist ein eg, mehr Staaten für den internationalen Klimaschutz u gewinnen. Deshalb wird Clean Development Mecha- ism auch bei den Verhandlungen über das Kioto- olgeabkommen wieder eine wichtige Rolle spielen. Al- erdings darf die klimapolitische Wirksamkeit und Nach- altigkeit des Instruments dabei nicht unter die Räder eraten. Wo CDM draufsteht, muss auch Klimaschutz rin sein. Es ist gut, dass wir diese Forderung heute mit inem gemeinsamen Antrag bekräftigen. 91, 1 0, T 169. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 19. Juni 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)





    (A) )


    (B) )

    Bulling-Schröter und Bärbel Höhn haben ihre Reden zu
    Protokoll gegeben.2)

    Wir kommen zunächst zur Abstimmung über den An-
    trag der Fraktionen von CDU/CSU, SPD, FDP und
    Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/9598. Wer
    stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
    haltungen? – Der Antrag ist mit den Stimmen des Hau-
    ses bei Enthaltung der Fraktion Die Linke angenommen.

    Zusatzpunkt 8: Abstimmung über den Antrag der
    Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/7752. Wer
    stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
    haltungen? – Der Antrag ist mit den Stimmen von CDU/
    CSU, SPD und FDP gegen die Stimmen der Linken bei
    Enthaltung der Grünen abgelehnt.

    Ich rufe Tagesordnungspunkt 24 auf:
    Beratung des Antrags der Abgeordneten Cornelia
    Behm, Undine Kurth (Quedlinburg), Bärbel
    Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
    BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
    Das Bundeswaldgesetz novellieren und ökolo-
    gische Mindeststandards für die Waldbewirt-
    schaftung einführen

    – Drucksache 16/9450 –
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
    Verbraucherschutz (f)

    Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
    Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
    Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
    Ausschuss für Tourismus
    Haushaltsausschuss

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    1) Der Redebeitrag wird im nächsten Plenarbericht abgedruckt.
    2) Anlage 10

    (C (D Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, sind die Reen der Kollegen Hans-Heinrich Jordan, Gerhard Botz, hristel Happach-Kasan, Kirsten Tackmann und ornelia Behm zu Protokoll genommen. Deutschland gehört zu den waldreichsten Ländern in er Europäischen Union. Mit circa 11 Millionen Hektar st nahezu ein Drittel der Fläche unseres Landes mit Wald edeckt. Dabei ist unser Land zugleich einer der am dichesten besiedelten Flächenstaaten auf der Welt. Der Wald st heute mehr denn je auch ein Wirtschaftsfaktor. Fast Millionen Waldbesitzer, circa 185 000 Betriebe mit Million Beschäftigten und einem Umsatz von über 00 Milliarden Euro sprechen für sich. Der Schutz des Waldes bedarf aber auch einer wirtchaftlich ertragreichen Forstwirtschaft. Sie steigert zuem die Attraktivität der ländlichen Räume, zu der auch er Erhalt der kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen unktion des Waldes gehört. Er steht maßgeblich für viele atürliche Funktionen wie Klimaschutz, Schutz des Waserhaushaltes, Hochwasserschutz und Schutz der ökoloischen Vielfalt. Die Waldbesitzer haben ein ureigenes Ineresse daran, den Wald nachhaltig zu bewirtschaften. ie deutschen Forstwirte pflanzen deshalb überwiegend aumarten der natürlichen Waldgesellschaft. Die Ergebisse der Bundeswaldinventur aus dem Jahr 2002 sind in Beleg der erfolgreichen Arbeit. Seit 1970 ist der Laubaumbestand von 29 Prozent auf 39 Prozent gestiegen. eutschland hat mit einem Holzvorrat von mehr als Milliarden Quadratmeter den größten Bestand in der uropäischen Union. Die vorliegenden Studien zum Waldbestand und zur aldgesundheit deuten darauf hin, dass die deutschen aldbauern nach wie vor große Aktivitäten darauf rich en müssen, die „Waldgesundheit“ zu erhöhen. Trotz aller eist ideologisch motivierten Chaostheorien gibt es in eutschland auch weiterhin gute Voraussetzungen für eien gesunden, wirtschaftlich wertvollen Waldbestand. ntscheidend ist dafür die ordnungsgemäß betriebene orstwirtschaft, die als gute fachliche Praxis ausgeübt ird. Der vorliegende Antrag der Grünen spiegelt in keier Weise die reale Situation in der deutschen Forstwirtchaft wieder. Die Forstwirte nutzen seit Jahrhunderten wissenchaftliche Erkenntnisse zur ordnungsgemäßen Forstirtschaft. Der Ausbildungsstand unserer Forstwirte ba iert auf einem hohen Niveau. Die Betreuung der aldbesitzer bzw. des deutschen Waldbestandes wird auf ielfältige Weise durch staatliche und private Fachinstiutionen betrieben. Dazu gibt es ein umfangreiches länerspezifisches Organisationssystem. In hervorragender eise haben die Forstwirte stets auf die sich veränderten inflüsse dynamisch reagiert und insbesondere die Voraben des Bundeswaldgesetzes und die der Ländergeetze in die Praxis umgesetzt. Das Bundeswaldgesetz hat sich insgesamt bewährt, es ietet ausreichend Raum, um auch auf die neuen gesellchaftlichen, klimatischen, ökologischen und vor allem irtschaftlichen Veränderungen reagieren zu können. Die im Grünen-Antrag geforderten massiven Einschnitte stellen durch bürokratische Vorgaben die fachliche Qualität und Handlungsfähigkeit der deutschen Forstwirte infrage, aber insbesondere auch die eigentumsrechtlich geschützten Werte. Teilweise blitzen in den Forderungen enteignungsgleiche Akte gegen die Waldbesitzer bzw. den Waldbesitz durch. Der vorliegende Antrag übersteigt bei weitem die in § 5 Bundesnaturschutzgesetz vorgesehenen Ziele und Praktiken einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft. Bundeswaldgesetz und Naturschutzgesetz ergänzen sich schon heute in praxisrelevanter Weise und bieten Handlungsspielraum zur Entwicklung der im Bundeswaldgesetz beschriebenen Aufgaben. Mit diesem Antrag soll die Bundesregierung aufgefordert werden, die Forstwirtschaft in ein enggezurrtes, starres, handlungsunfähiges Korsett zu zwängen. Ich vertraue gerne den Experten, insbesondere den gelernten und studierten Forstwirten, die mit ihrem Berufsethos, ihren fundierten Erfahrungen einen kompetenten und korrekten Umgang mit dem Kulturgut Wald garantieren. Der Wald an sich und dessen Bewirtschaftung sind nicht die entscheidende Ursache für Schäden und Kalamitäten, sondern von außen einwirkende Faktoren wie Umweltverschmutzung, Zersiedlung usw. haben zu Ausnahmesituationen und Problemen geführt. Der deutsche Wald und dessen Bewirtschafter bzw. dessen Eigentümer sind auf wissenschaftlich begründete wirtschaftliche Maßnahmen angewiesen. Dies gilt auch für die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der Holzproduktion. Sie steht nicht im Widerspruch zur ordnungsgemäß betriebenen Forstwirtschaft, sondern ist notwendige Voraussetzung für finanzielle Rentabilität in den Forstbetrieben. Daher muss es bei nachhaltiger Nutzung standortgerechte Entscheidungen zur Bewirtschaftung und Nutzung geben. Mit der Föderalismusreform I wurden bewusst den Ländern mehr Gestaltungsräume und mehr Kompetenzen bei der Waldgesetzgebung zugesprochen. In allen Ländern ist ihre Eigenverantwortung an die gute forstwirtschaftliche Praxis zukunftsorientiert festgelegt. Eine Novellierung des Bundeswaldgesetzes würde in die Kompetenzen der Länder restriktiv eingreifen und deren Verantwortung konterkarieren. Unausweichlich führt dies zum Wachsen von Bürokratie, staatlicher Überwachung und gezielter Planwirtschaft. Ein Kernziel unserer Regierungsarbeit ist die Reduzierung der Bürokratie. Verbotsstrategien, wie hier vorgeschlagen, bewirken das Gegenteil. Natürlich bedingt vor allem die gesellschaftliche Entwicklung Eingriffe und Veränderung in der Rechtsetzung. Daher unterstütze ich aufgrund der sachlichen Notwendigkeit, dass im Rahmen eines Artikelgesetzes wichtige Sachzusammenhänge klargestellt bzw. neu geordnet werden. Dies betrifft insbesondere die Zuordnung von Kurzumtriebsplantagen und Agroforsten als Form landwirtschaftlicher Bodennutzung, die nichts mit nachhaltiger Waldbewirtschaftung zu tun haben. Im Weiteren sind die Beschränkungen zur Tätigkeit forstwirtschaftlicher Vereinigungen aufzuheben. In Angleichung an die Vorschriften der Forstbetriebsgemein s g L n d t t s B n d c u b E b F b g s a t ü f d n w t A W u s A a F g r n g s l s W t B t g v d a i Zu Protokoll ge (C (D chaften sind neue Aufgabenkataloge zu bestimmen. Zuleich ist aufgrund der Neuorganisation der Bundesund andesforstverwaltungen in andere Rechtsformen eine eue Bestimmung der Stellung des Staatswaldes notwenig. Des Weiteren erfordern internationale Berichtspflichen zu Waldinventuren, dass neue Rechtsnormen zu statisischen Erhebungen gesetzt werden. Im Bundeswaldgeetz sollte die Forderung nach einer qualifizierten etreuung durch Fachkräfte in Staatsforsten und kommualen Forsten festgeschrieben werden. Abschließend möchte ich noch einmal feststellen, dass er vorliegende Antrag weit an der grundgesetzlich gesiherten Unabhängigkeit der Länder und Waldbesitzer nd an den Erfordernissen der Waldbewirtschaftung voreigeht. Zahlreiche Diskussionen zur Nutzung regenerativer nergieformen rücken auch den Wald und den damit verundenen Rohstoff Holz ins Licht der Öffentlichkeit. Die raktion der Grünen springt hier mit Leichtigkeit auf den ereits rollenden Zug auf. Eine Novelle des Bundeswaldesetzes ist keine große Neuigkeit, sondern bereits schon eit längerer Zeit in der Diskussion und wird auch bereits uf verschiedenen Ebenen bearbeitet. Zentrale Punkte finden sich auch im vorliegenden Anrag wieder. Völlig unstrittig – und das sogar fraktionsbergreifend – sind die Forderungen zu den Aufgaben der orstbetrieblichen Gemeinschaften. Hier stimme ich mit em Antrag überein. Gerade im Kleinprivatwald können och bisher völlig ungenutzte Holzvorräte erschlossen erden. Wichtig ist hier eine Ergänzung des Aufgabenka aloges zur Erleichterung des Holzverkaufes. Auch die klare fachliche Abgrenzung der Begriffe groforstsystem und Kurzumtriebsplantage aus dem aldbegriff sind nicht nur in der Großen Koalition völlig nstrittig. Dies haben auch die Erfahrungen der Auschussreise nach Frankreich und Großbritannien gezeigt. llerdings schießen Sie, liebe Grüne, in Ihrem Antrag uch deutlich über das Ziel hinaus. Wir müssen uns die rage stellen, was kann und was sollte ein Bundeswaldesetz regeln. Ich denke, die benannten Mindestanfordeungen für eine nachhaltige Waldwirtschaft im Sinne eier guten fachlichen Praxis für den Wald sind viel zu eng efasst und tragen der Vielfalt von Wald und dessen Ercheinungsbild nur ungenügend Rechnung. Mit festgeegter Waldrandstruktur beispielsweise oder vorgechriebenen Mischbeständen werden hier zwangsweise aldbestände zementiert, die auch gewünschte mono one natürliche Waldbestände, wie schützenswerte Kalkuchenwälder ausschließen, die von Natur aus sehr ar enarm sind. Ich denke, hier dürfen einige, wenn auch gut emeinte Formulierungen nicht so eng gefasst werden. Im Übrigen darf man den Ländern und ihren meist herorragend qualifizierten Forstfachleuten ruhig zutrauen, ass sie eine geeignete Rahmengesetzgebung des Bundes, ngepasst an die jeweiligen standortlichen Bedingungen n den unterschiedlichsten Bundesländern, kompetent Dr. Hans-Heinrich Jordan gebene Reden landesrechtlich ausfüllen. Bereits jetzt sind einige Landeswaldgesetze sehr zukunftsorientiert und ökologischwirtschaftlich nachhaltig formuliert. Da wird es Zeit, dass der Bund endlich nachzieht. An dieser Stelle möchte ich meine Worte direkt an die Union als unseren Koalitionspartner richten. Eine entsprechende Formulierung zur guten fachlichen Praxis und nachhaltigen Waldbewirtschaftung ist längst überfällig in der Fachgesetzgebung des Bundes. Das war eben auch der Grund, weshalb diese Zielstellung im Koalitionsvertrag klar festgelegt wurde. Lassen Sie daran bitte keine, wenn auch noch so kleine Novelle des Bundeswaldgesetzes scheitern. Es rückt nur endlich gerade, was in vielen, meiner Meinung sogar der Mehrzahl der Bundesländer längst gängige Praxis ist und fester Bestandteil der Landeswaldgesetze. Sehr geehrte Damen und Herren der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, ich muss mich schon sehr wundern, wenn ich Ihren Antrag lese, ob Sie sich so sehr von den Menschen dort draußen entfernt haben. Die Menschen haben von je her eine enge Bindung an den Wald, und das ändert auch kein Gesetz von 1975 und wird auch keine Novelle ändern. Sie leben mit ihm, sie leben von ihm, sie regenerieren sich dort; und nicht nur Menschen aus dem ländlichen Raum. Stellen Sie das doch nicht so als Nebensächlichkeit hin! Wald und Mensch gehören in Mitteleuropa von Anfang an zusammen. Die Verbundenheit der Bevölkerung mit ihrem Wald ist wesentlich stärker, als es hier zum Ausdruck kommt. Diejenigen, die draußen in diesem Sinne handeln, warten eh nicht auf das nächste kluge Papier. Ihre Zielstellungen für eine Waldpolitik scheinen mir etwas konfus zu sein. Einerseits formulieren Sie den Wunsch nach artenund strukturreichen, naturnahen, gesunden Wäldern, wogegen generell ja niemand – wirklich niemand – etwas einzuwenden hat, aber dann lassen Sie – überspitzt gesagt – möglichst viel Totholz für den Käfer übrig, mobilisieren ganz groß die heimische Holznutzung, retten mit dem Bundesgesetz den Regenwald, fordern gleichzeitig in Deutschland die Extensivierung der Waldbewirtschaftung und legen dann möglichst viele Waldflächen still, das heißt Sie wollen Totalreservate. Liebe Grünen, spätestens an diesem Punkt haben Sie die Menschen da draußen verloren und sollten sich erst einmal darüber klar werden, was Sie wirklich wollen. Verstärkte Holznutzung und Totalreservat schließen sich einfach aus. Wir sind der Auffassung, dass Ökologie und Ökonomie unter einen Hut zu bringen sind, nur mit schöner Ideologie ist da nichts zu machen. Und noch ein kleiner Hinweis! Kahlschläge möchte sicher niemand mehr, und auch das ist in vielen Landesgesetzgebungen bereits verankert. Darüber brauchen wir hier im Hause wohl nicht mehr zu streiten. Aber Sie unterliegen einer Fehlinformation, wenn Sie meinen, mit höheren Holzvorräten retten wir unser Klima. Nein, ein stehender Holzvorrat kann natürlich auch nicht mehr viel an CO2 akkumulieren. Übrigens wird derzeit in Deutschland immer noch weniger an Holz aus dem Wald gewonnen a A a v A w N p s w h W g d d d K „ d s D l r g s L G r t z w e G f d v m l g i g d D s H g s K u n Zu Protokoll ge (C (D ls jährlich nachwächst. Auch das liest sich in Ihrem ntrag etwas anders. So könnte ich noch einige Dinge aufzählen, schlage ber vor, Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren on Bündnis 90/Die Grünen, überarbeiten erstmal Ihren ntrag, damit der Leser erfährt, was Sie denn eigentlich ollen! Die FDP-Bundestagsfraktion hält eine vollständige ovellierung des Bundeswaldgesetzes zum jetzigen Zeitunkt nicht für erforderlich. Das Bundeswaldgesetz hat ich in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland beährt. Die Ergebnisse der letzten Bundeswaldinventur aben gezeigt, dass eine sinnvolle Bewirtschaftung der älder im Rahmen des jetzigen Bundeswaldgesetzes ge eben ist. In klar definierten Einzelpunkten gibt es allerdings Änerungsbedarf. Die FDP-Bundestagsfraktion fordert, ass das Bundeswaldgesetz geändert wird, um die Prouktion von Holz zur energetischen Verwertung in urzumtriebsplantagen zu ermöglichen. Die Begriffe Agroforstsysteme“ und „Wald“ müssen klar voneinaner abgegrenzt sein. Agroforstsysteme sind kein Wald. Sie ind eine besondere Form landwirtschaftlicher Nutzung. as muss im Bundeswaldgesetz entsprechend klar formu iert werden, damit für diejenigen, die sich in diesem Beeich engagieren wollen, klare rechtliche Rahmenbedinungen gelten. Insbesondere nach Vorlage des Gutachtens des Wisenschaftlichen Beirats beim Ministerium für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz ist eine solche esetzesänderung überfällig. Das Gutachten hat klar he ausgestellt, dass hinsichtlich der CO2-Vermeidungskosen und der Flächeneffizienz die Nutzung von Hackschniteln, die aus Holz aus Kurzumtriebsplantagen erzeugt urden, die günstigsten Werte aufweist. Es ist völlig unrklärlich, warum das Ministerium noch immer keinen esetzentwurf vorgelegt hat, um die Anlage von Agro orstsystemen zu erleichtern. Ein weiterer Punkt ist die Verkehrssicherungspflicht, ie zurzeit unbefriedigend geregelt ist. Die Verurteilung on Forstleuten, die sich nichts haben zu Schulden komen lassen, muss das Ministerium aufschrecken und An ass sein, nach Lösungen zu suchen. Das ist bis jetzt nicht eschehen. Allerdings sind auch die Lösungsvorschläge m vorliegenden Antrag noch unbefriedigend. Besonders im deutschen Kleinprivatwald können noch roße Holzvorräte erschlossen werden, um die Nutzung es nachwachsenden Rohstoffs Holz zu intensivieren. ies wäre im Sinne der Charta für den Wald. Die FDP chließt sich der Forderung an, dass hierfür künftig die olzvermarktung durch forstwirtschaftliche Vereinigunen von Kleinwaldbesitzern erleichtert wird. Alle Antrengungen, den Mobilisierungsgrad von Holz aus dem leinprivatwald zu erhöhen, sind hierbei ausdrücklich zu nterstützen. Im Übrigen enthält der vorliegende Antrag von Bündis 90/Die Grünen neben wenigen bedenkenswerten An Dr. Gerhard Botz gebene Reden sätzen, die wir unterstützen, viele Forderungspunkte, die nicht einmal nachvollziehbar sind und nicht der derzeitigen Ausrichtung einer modernen und nachhaltig betriebenen Waldbewirtschaftung entsprechen. Der Antrag ist von Misstrauen gegenüber Waldbesitzern und Forstleuten geprägt, einem Misstrauen, das weitgehend unberechtigt ist; denn die Bundeswaldinventur hat die hohe Qualität unserer Waldbewirtschaftung eindeutig bestätigt. Der Gesetzgeber kann nicht hinter jedem Förster stehen, sondern muss seinem Sachverstand und seiner guten Ausbildung vertrauen. Das hat bis jetzt gut funktioniert. Eine Fläche von 1 000 Quadratmetern als Wald definieren zu wollen, wenn darauf Waldbäume stehen, wie der Antrag dies vorschlägt, ist ein Beispiel für PepitaDenken. Demnächst werden dann 100 Quadratmetern Vorgartenrasen mit Gänseblümchen als Wildblumenwiese definiert und unter Schutz gestellt. Wer so kleinteilig denkt, verliert die große Linie aus den Augen. Das ist Bürokratismus pur. Die Forderung im Antrag der Grünen, das Verbot von Kahlschlägen in einem neuen Waldgesetz zu verstärken, ist überflüssig. Kahlschläge im Wald sind bereits im bestehenden Bundeswaldgesetz verboten. Nach Naturereignissen, wie zum Beispiel dem verheerenden Orkan „Kyrill“ im Januar 2007 sind sie nach behördlicher Genehmigung zulässig und notwendig, um eine nachhaltige Wiederaufforstung der betroffenen Flächen rasch zu ermöglichen. Aufforstungen erst nach fünf Jahren erlauben zu wollen, verkennt, dass unter bestimmten standörtlichen Bedingungen dies zu starker Bodenerosion führen kann. Viele der minutiös aufgelisteten Kleinstpunkte gehören nicht in ein Gesetz. Dass Bodenverdichtungen vermieden werden sollten, weiß jeder, der in der Landoder Forstwirtschaft tätig ist. Auch die Tatsache, dass Bodenschutzkalkungen nach den standörtlichen Bedingungen zu orientieren sind, ist bekannt. Für diese und viele weitere Punkte ist keine Novellierung des Bundeswaldgesetzes erforderlich. Die Wälder in Mitteleuropa liefern den nachwachsenden Rohstoff Holz. Holz ist der für die rohstoffliche und energetische Nutzung wichtigste nachwachsende Rohstoff in Deutschland. Wälder sind Erholungsraum für viele Menschen, sie empfinden Wälder als Natur pur. Die natürliche Vegetation in Deutschland ist Wald. Deshalb sind Wälder für den Artenschutz von besonderer Bedeutung. Die Wälder bieten zahlreichen Menschen einen Arbeitsplatz und ein gesichertes Einkommen, insbesondere im strukturschwachen ländlichen Raum. Wir müssen unsere Wälder nachhaltig bewirtschaften, ihre Artenvielfalt erhalten und durch Nutzen schützen. Ein neues Bundeswaldgesetz mit vielen kleinteiligen Regelungen und viel Bürokratie brauchen wir dafür nicht. Deshalb lehnen wir den Antrag ab. Seit Beginn der 16. Wahlperiode wird immer wieder eine Überarbeitung des Bundeswaldgesetzes angekündigt. i t s Ä n d r g e f b „ s t H M s d d d l 2 v H H g s r d a r a H n a T A g r l W k r U o w s B h e h s w o v s Zu Protokoll ge (C (D Es stammt aus dem Jahr 1974, und eine Novellierung st überfällig. Schon Rot-Grün hatte sie im Koalitionsverrag festgeschrieben. Aber über einen Entwurf sind auch ie nicht hinausgekommen. Unterdessen hat sich weiterer nderungsund Konkretisierungsbedarf ergeben, der un dringend eingearbeitet werden muss. Die Linke fordert endlich Taten statt folgenlose Ankünigungen. Wir sehen vor allem in drei Aspekten Ändeungsbedarf: Erstens ist eine Neudefinition des Waldberiffes dringend nötig. Dazu brauchen wir im § 2 BWaldG ine Regelung, die die Anlage und Nutzung von Agroorstflächen unterstützt und nicht verhindert. Zweitens rauchen wir eine konkretere Festlegung, was unter der guten fachlichen Praxis“ in der Fortwirtschaft zu vertehen ist. Drittens werden dringend Regelungen benöigt, die in den Kleinprivatwäldern die Mobilisierung der olzreserven bzw. den Waldumbau hin zu naturnahen ischwäldern besser unterstützen. Aber selbst bei diesen Minimalforderungen blockiert ich die Koalition – wie bei so vielen politischen Erforernissen – gegenseitig. Auf eine mündliche Frage, wann enn mit einem Gesetzentwurf zur Novellierung des Buneswaldgesetzes zu rechnen sei, antwortetet mir die Paramentarische Staatssekretärin Ursula Heinen im Januar 008, „mit der Zuleitung einer entsprechenden Gesetzesorlage an den Deutschen Bundestag ist für das erste albjahr 2008 zu rechnen“. Gut, bis zum Ende des ersten albjahres haben Sie ja noch elf Tage Zeit! Ich bin sehr espannt, ob Sie bis dahin doch noch schaffen, wovon Sie chon seit zwei Jahren reden. Natürlich ist der Wald kein Ökosystem, das kurzfristig eagiert. Da gibt es erstaunliche Parallelen zum Agieren er Regierung. Aber gerade weil dieses System träge, lso zeitverzögert, reagiert, ist richtiges Handeln zum ichtigen Zeitpunkt umso notwendiger. Und da sind wir us dem Zeitfenster schon fast raus. Hinsichtlich des andlungsbedarfs ist sich die Opposition dieses Mal eiig: nach Linken und FDP haben nun mit den Grünen lle drei Oppositionsfraktionen ihre Forderungen auf den isch des Hohen Hauses gelegt. Die Linke hat in ihrem ntrag – Drucksache 16/9075 – gefordert, die Bedingunen für eine naturnahe Waldbewirtschaftung zu definieen. Die Grünen greifen dieses Thema auf, was wir natürich begrüßen. Ziel muss es sein, die bestehenden aldfunktionen – nutzen, schützen und erholen – zu stär en und gleichzeitig mit wichtigen neuen Herausfordeungen wie Naturschutz, Klimawandel, Artenvielfalt und mweltbildung zu verknüpfen. Das geht nicht in standrtfremden Monokulturen, sondern in naturnahen Mischäldern mit zum Standort passenden Arten – was für uns owohl aus ökologischem als auch aus ökonomischem lickwinkel zu definieren ist. Standortheimische Arten aben dabei für uns Vorrang. Wir wenden uns aber gegen ine Instrumentalisierung dieser Diskussion, die darauf inausläuft, dass sich Regionen forstwirtschaftlich abchotten. Deutschland hat dabei eine besondere Verantortung für die Buchenwälder. Zwar würde die Buche hne forstwirtschaftliche Eingriffe in ganz Mitteleuropa orkommen, aber ausgedehnte Buchenwälder sind heute elten geworden. Daher gilt es besonders im Herzen des Dr. Christel Happach-Kasan gebene Reden natürlichen Verbreitungsgebietes – und das ist Deutschland – Buchenwälder wieder emporwachsen zu lassen und nachhaltig zu nutzen. Für die Linke hat bei der Überarbeitung des Gesetzes der dauerhafte Erhalt des Ökosystems Wald Vorrang, weil das im Interesse der gesamten Gesellschaft ist und weil nur das auch die Option der Nutzung der natürlichen Ressource Holz sichert. Das ist sowohl sozial als auch ökonomisch sinnvoll und daher von großer Bedeutung. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die gesetzlichen Regelungen an folgende Kriterien zu binden: Gebraucht wird eine Orientierung am Dauerwaldprinzip und am Mischwaldprinzip. Damit werden dauerhafte Kahlschläge ausgeschlossen und standortheimische Bestände bevorzugt. Die Naturverjüngung muss gegenüber waldbaulichen Maßnahmen Vorrang haben. Dazu ist es aber auch notwendig, die Wilddichten anzupassen. Gegebenenfalls muss das Bundesjagdgesetz überarbeitet werden. Die forsttechnischen Arbeitsschritte müssen sich an der Reduzierung des Einsatzes von Chemie, einer bodenschonenden Bearbeitung sowie der Gentechnikfreiheit im Wald orientieren. Um kein Missverständnis hervorzurufen: Die angeführten Kriterien schließen die Bewirtschaftung der Wälder nicht aus. Im Gegenteil. Die Linke bekennt sich ganz klar zu einer nachhaltigen Nutzung durch die einheimische Forstwirtschaft. Sie sichert Leben und Arbeit in den ländlichen Regionen, versorgt uns mit hochwertigem Holz zur stofflichen Nutzung und bietet damit eine sinnvolle Alternative zu Holzimporten aus Raubbau. Selbst die energetische Nutzung des Holzes ist angesichts der dramatisch gestiegenen Energiepreise für viele wieder eine sinnvolle Alternative geworden. Aber der Wald kann seine vielen Funktionen nur erfüllen, wenn er nachhaltig genutzt wird. Noch viel mehr als in der Landwirtschaft muss in der Forstwirtschaft langfristig gedacht werden, denn das Handeln unserer Generation im Wald bestimmt über die Bedingungen für die nächste Generation Forstleute. Wir benötigen für die Überarbeitung des Bundeswaldgesetzes einen breiten gesellschaftlichen Dialog, auch über die Leistungen, die wir vom Wald und vom Förster – oder der Försterin – erwarten. Dieser Dialog sollte nicht nur im Ausschuss, sondern auch in einer öffentlichen Anhörung stattfinden. Die Linke sieht sich in der Verantwortung, die naturorientierte Waldwirtschaft durch die Novellierung des Bundeswaldgesetzes zu stärken. Die „gute forstfachliche Praxis“ muss so definiert werden, dass sie den Herausforderungen der Zukunft gerecht wird. Waldpolitik findet bei Schwarz-Rot nicht statt. Das muss man nach zweidreiviertel Jahren Großer Koalition nüchtern feststellen. Und zwar gilt das nicht nur für die von der Großen Koalition angekündigte Änderung des Bundeswaldgesetzes, auf die wir bis heute vergeblich warten. Nein, es gilt auch für andere gestalterische Initiativen rund um den Wald und die Holzwirtschaft. Einzige Ausnahme bildet die Holzbeschaffungsrichtlinie. Al l V w b t v w t u K m b i x s B w E d r d n K D d T a B l w p a b d d t k E s w s A d d w D e s a z u i d ü D d b w r l N Zu Protokoll ge (C (D erdings schloss die Große Koalition damit auch nur ein orhaben ab, das Rot-Grün bereits begonnen hatte. Auch enn wir uns damals vor Überraschung die Augen rieen: Es ist Tatsache, dass die Große Koalition im Koaliionsvertrag vereinbarte, das Bundeswaldgesetz zu noellieren. Wörtlich heißt es dort, die große Koalition olle „die Inhalte einer nachhaltigen Waldbewirtschaf ung im Bundeswaldgesetz klarer fassen.“ Ja, wir haben ns vor Überraschung die Augen gerieben; denn aus reisen der Union wurde bis dahin immer nur gebetsühlenartig wiederholt, das Bundeswaldgesetz habe sich ewährt und bedürfe keiner Änderung. Die Union lehnte nsbesondere die Festlegung einer guten fachlichen Prais ab, welche die Inhalte einer nachhaltigen Waldbewirtchaftung definiert. Nun ja, ein Entwurf zur Änderung des undeswaldgesetzes liegt bisher – man muss sagen: erartungsgemäß – noch nicht vor, obwohl die Zeit bis zum nde der Legislaturperiode langsam knapp wird. Anfang es Jahres wurde uns mitgeteilt, ein Entwurf zur Ändeung des Bundeswaldgesetzes werde in der ersten Hälfte ieses Jahres vorgelegt. Das halbe Jahr ist fast um, und ichts ist passiert. Mittlerweile ist zu befürchten, dass die oalition die Novelle doch nicht mehr anpacken wird. as hieße dann, die Gegner einer Novellierung des Buneswaldgesetzes im Agrarministerium hätten dieses hema dann eine weitere Legislaturperiode erfolgreich usgesessen. Vor diesem Hintergrund hat die Fraktion ündnis 90/Die Grünen jetzt die Initiative für eine Novel ierung des Bundeswaldgesetzes ergriffen. Damit wollen ir Druck machen, damit die dringend notwendige Anassung der Rechtsgrundlage der Waldwirtschaft an die ktuellen Herausforderungen endlich auf den Weg geracht wird. Dabei gibt es durchaus Änderungen, über ie wir uns parteiübergreifend einig sind. Dazu gehören ie Abgrenzung von Agroforstsystemen und Kurzumriebsplantagen gegenüber Wald, die Begrenzung und larere Regelung der Verkehrssicherungspflicht sowie die rleichterung des wirtschaftlichen Betriebes in forstwirtchaftlichen Zusammenschlüssen. Auf diese Änderungen artet die Branche seit Jahren, und es ist völlig unver tändlich, warum hier nichts passiert. Kern unseres ntrages ist jedoch die Einführung ökologischer Mineststandards für die Waldbewirtschaftung in das Buneswaldgesetz. Dies ist deshalb dringend erforderlich, eil laut Bundeswaldinventur 65 Prozent der Wälder in eutschland nicht naturnah sind. Das heißt, es besteht in großer Nachholbedarf in Sachen naturnaher Bewirtchaftung. Hinzu kommt der zunehmende Nutzungsdruck uf unsere Wälder durch die Holzund Bioenergienutung. Hier bedarf es klarer Grenzen, um die Übernutzung nserer Wälder zukünftig ausschließen zu können. Leider st Übernutzung kein Horrorszenario, sondern in Teilen eutscher Wälder bereits Realität. Durchschnittszahlen ber wachsende Holzvorräte verschleiern dieses Bild. enn jeder in der Branche weiß, dass die meisten Lanesforstverwaltungen und großen Privatforstbetriebe ereits am Limit ihres Einschlagspotenzials arbeiten, ährend es im Kleinprivatwald große Holzmobilisie ungsreserven gibt. Und genauso bekannt ist, dass es mitterweile einzelne Waldbesitzer gibt, die auf Kosten der achhaltigkeit schnell Kasse machen wollen und dies Dr. Kirsten Tackmann gebene Reden Cornelia Behm auch tun. Aber es geht uns nicht allein darum, die Wälder vor einer übermäßigen Nutzung zu schützen. Es geht uns auch darum, welche Art von Waldbau auf der gesamten Fläche betrieben wird und welche Art von Beständen aufgebaut wird. Ziel unseres Antrages ist es, artenund strukturreiche, naturnahe und gesunde Dauerwälder zu schaffen und die biologische Vielfalt der Waldökosysteme zu erhalten bzw. zu verbessern. Schließlich sind artenreiche Wälder stabiler und bieten einen höheren Schutz vor den Unbilden des Klimawandels. Wir Grüne sind deshalb fest davon überzeugt, dass gerade in Zeiten des Klimawandels der Aufbau naturnaher Dauermischwälder grundsätzlich der richtige Weg ist, um auch in Zukunft sichere Holzerträge zu gewährleisten. Der Anbau standortfremder Baumarten und von großflächigen Monokulturen mit dem – trügerischen – Ziel der Holzertragsmaximierung muss jedoch beendet werden. Obwohl wir Grüne uns mit diesen Forderungen auf einer Linie mit einer Vielzahl moderner Forstund Umweltwissenschaftler befinden, gibt es noch immer viele Befürworter der alten Schule der Altersklassenwälder. Deswegen ist es alles andere als müßig, die konkreten Vorgaben einer naturnahen und nachhaltigen Waldwirtschaft in das Bundeswaldgesetz aufzunehmen. Sicher ist es nötig, über jede einzelne Vorgabe gründlich zu diskutieren und nachzudenken und die Erfahrungen der Praktiker in diese Debatte einfließen zu lassen. Genau dies würde ich mir wünschen. Es wäre mir zu wenig, wenn die Diskussion nur darum gehen würde, ob es richtig und nötig ist, ökologische Mindeststandards in das Waldgesetz aufzunehmen oder nicht. Auf den Inhalt kommt es an. Der Wald wird es danken. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf Drucksache 16/9450 an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 26 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Florian Toncar, Harald Leibrecht, Burkhardt MüllerSönksen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Das Verhalten von Birmas Junta muss Konsequenzen haben – Drucksache 16/9340 – Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Wie in der Tagesordnung ausgewiesen, werden die Reden der Kollegen Holger Haibach, Johannes Pflug, Florian Toncar, Norman Paech und Kerstin Müller zu Protokoll genommen. s J n v ü u m w s h d e W w A s d v N k d g s d n n h l K l g d r s Z d n s u A d R a s s h f b a c p i a Z F d (C (D Das Thema Birma bleibt leider auch weiterhin auf un erer Agenda. Zum zweiten Mal innerhalb eines halben ahres müssen wir uns mit einem Land beschäftigen, das icht aus den negativen Schlagzeilen herauskommt. Im ergangenen Jahr sprachen wir hier an gleicher Stelle ber Birma, als sich die buddhistischen Mönche erhoben nd gegen die katastrophale menschenrechtliche und huanitäre Situation in ihrer Heimat protestierten. Wir alle issen, mit welcher Brutalität das Regime zurückge chlagen und die Demonstrationen gewaltsam aufgelöst at. Die Welt stand damals unter dem Schock des Einrucks der Ereignisse, und es hat einen Moment gedaurt, bis wir die geeigneten Reaktionen gefunden haben. ir haben es in Birma mit einem Regime zu tun, das sich ie viele andere Unrechtsdiktaturen auf die Waffen seiner rmee stützt. Die Armee, die Militärjunta ist das beherrchende Element des Staates, der keine echte Opposition uldet und derartige Bestrebungen sofort unterdrückt. Die birmanische Junta ist offensichtlich ein menschenerachtendes Regime, das schnellstens abtreten sollte. icht zuletzt die zynische Reaktion der Junta auf den Zylon im Mai dieses Jahres bestätigt dies. Nach Angaben er Vereinten Nationen sind rund 130 000 Tote zu beklaen, rund 2,4 Millionen Menschen sind durch den Wirbelturm obdachlos geworden. Angesichts der Trauer über ie Opfer und dem Mitgefühl mit ihnen dürfen wir jedoch icht die Augen verschließen. Statt die angebotene interationale Hilfe schnell und kompromisslos anzunehmen, at das Regime zuerst jegliche ausländische Hilfe abgeehnt und damit den Tod von vielen Menschen billigend in auf genommen. Tagelang ließen die Militärs keine aus ändischen Helfer ins Land, was für die Menschen die eientliche Katastrophe nach der Katastrophe bedeutete. Statt sich um die Opfer des Zyklons zu kümmern, hat ie Regierung am 10. Mai das geplante Verfassungsrefeendum durchführen lassen, das das erwartete, offenichtlich manipulierte Ergebnis von über 92 Prozent ustimmung brachte. Dadurch wurden natürlich notwenige finanzielle und personelle Ressourcen gebunden, die icht zur Bekämpfung der Katastrophe zur Verfügung tanden. Die Regierung hat damit wichtige Zeit vergeudet nd weitere Tote verschuldet. Umso mehr gilt unser Dank heute den Vertretern des uswärtigen Amtes, insbesondere Staatsminister Erler, ass sie die Geberkonferenz genutzt haben, um auf die egierung in Rangun einzuwirken. Erst danach konnten usländische Hilfslieferungen ins Land und zu den Menchen gelangen. Den deutschen Helfern, die unter chlimmsten Zuständen vor Ort tätig sind, möchte ich daer heute ebenfalls meinen Dank und die Wertschätzung ür ihre Arbeit aussprechen. Die Probleme in Birma bleien aber weiterhin virulent. Die Regierung klammert sich n die Macht und geht weiter mit Gewalt und Unterdrükung gegen die kleine Opposition vor. Friedensnobelreisträgerin und Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi st trotz internationaler Proteste noch immer unter Hausrrest gestellt. Erst in der vergangenen Woche wurde arganar, Birmas populärster Komiker, Schauspieler und ilmemacher, der dem Regime den Spiegel vorhielt, mit er Begründung festgenommen, dass er das Ansehen der Holger Haibach Regierung schädige. Von einer politischen Entspannung sind wir also noch weit entfernt. Doch was bleibt zu tun? Die FDP hat in diesen Tagen ihren neuen Birma-Antrag eingebracht, in dem sie ausführlich darlegt, wie sich die Situation momentan in dem Land darstellt. Das ist gut und richtig und vermittelt ein schmerzliches Bild eines zerrissenen Landes. Die FDP stellt die richtigen Forderungen, auch wenn sie nicht wirklich neu sind. So haben erst jüngst die Außenminister der Europäischen Union über eine Verschärfung der Sanktionen gegenüber Birma nachgedacht. Die Haltungen dazu sind durchaus unterschiedlich. Zwar mag ein Exportverbot für Luxusgüter nach Birma sicherlich „unschädlich“ für die einfachen Menschen sein. Wir brauchen jedoch wirksamere Mittel, um Druck auszuüben. Wir sollten vielmehr versuchen, zusammen mit unseren internationalen Partnern die Finanzströme des Landes, natürlich vor allem die des Regimes, einzuschränken. Dazu müssen Auslandskonten gesperrt und Transaktionen verhindert werden. Aber auch hier ist darauf zu achten, dass sich alle Länder, auch die in der unmittelbaren Umgebung – wie etwa China –, an solchen Maßnahmen beteiligen. Ich will noch auf einen anderen Punkt zu sprechen kommen, der sich auch in dem Antrag der FDP wiederfindet. Sie fordern ein stärkeres Engagement der asiatischen Länder, vor allem der ASEAN-Staaten. Dies sehe ich genauso. Hier müssen wir den Schlüssel für den Durchbruch von Demokratie und Menschenrechten in Birma suchen. Europa und die westlichen Staaten können diesen Prozess unterstützen. Der eigentliche Anstoß für Veränderungen muss jedoch von den asiatischen Ländern ausgehen. Die ASEAN-Staaten haben sich im vergangenen Dezember eine Charta gegeben und sich zur Demokratie bekannt. Dies ist der Ansatzpunkt, den wir unterstützen sollten. Nicht wir sollten Birma den erhobenen Zeigefinger vorhalten, sondern ASEAN sollte sein Mitglied Birma an seine Verpflichtungen zu Demokratie und Menschenrechten erinnern. Europa kann hier Hilfestellung leisten, der Antrieb muss jedoch aus dem Land selbst bzw. von seinen asiatischen Nachbarn kommen. Dies bedeutet: Besonders China muss Druck ausüben und den Machthabern deutlich machen, dass ihre Politik inakzeptabel ist. China muss sich auch an möglichen Sanktionen und Ähnlichem beteiligen, um diesen Druck zu erhöhen. Ähnliches gilt für die ASEAN-Staaten, die sich nicht hinter das Prinzip der Nichteinmischung zurückziehen dürfen. Wir sind uns, so glaube ich, darüber einig, dass wir nicht den Eindruck erwecken dürfen, wir als Europäer oder gar allein als Deutsche seien in der Lage, entscheidend Einfluss auf die Situation in Birma auszuüben. Dafür braucht es einen weiteren Ansatz. Dass wir dies fraktionsübergreifend so sehen, beweist nicht zuletzt der Antrag „Menschenrechte und Demokratie in Birma durchsetzen“ vom Oktober 2007. Darüber hinaus greift die FDP viele Punkte des Antrages „Menschenrechte in der ASEAN-Staatengemeinschaft“ der Koalition auf. Darauf aufbauend, dass wir in vielen Punkten übereinstimmen, sollten wir sehen, welchen Bei t k z T g z a d J b i e m B t d B t u p s o g h j d d s G e d i C r n k d D b z e r A g i t c e g v i B 1 (C (D rag wir zur Verbesserung der Situation in Birma leisten önnen. Zunächst möchte ich feststellen, dass die späte Stunde ur Behandlung dieses Tagesordnungspunktes dem hema nicht gerecht wird. Da unsere Reden auch nicht ehalten, sondern zu Protokoll gegeben werden, verichte ich auf weitere Ausführungen. Der menschenverchtende Umgang der Militärjunta mit den Menschen bei er schlimmen humanitären Katastrophe im Mai dieses ahres unterstreicht noch einmal besonders deutlich den rutalen Charakter dieses Unterdrückungsregimes und st durch nichts zu entschuldigen. Weil die Koalitionsverinbarungen keine wechselnden Mehrheiten bei Abstimungen vorsehen, lehnen wir den Antrag der FDPundestagsfraktion ab. Natürlich hat dies keinerlei prak ische Auswirkungen für die Menschen in Birma. Außerem fordert der Antrag Dinge und Maßnahmen, die die undesregierung bereits weitestgehend leistet. Der An rag ist von einem Geist getragen, der die Sanktionierung nd Bestrafung des Regimes vorsieht, aber auch keine raktischen Verbesserungen für die betroffenen Menchen bringt. Natürlich habe auch ich das Gefühl hnmächtiger Wut auf das Regime in Birma, aber Racheedanken sollten kein Leitfaden für internationale Bezieungen sein. Aber wir sind uns alle darin einig, dass dieser Militärunta keinerlei Vertrauen geschenkt werden darf. Als der, urch die totale Abschottung der birmesischen Junta beingte, spärliche und viel zu späte Fluss von Hilfsgütern tattfand, nahm der Staatsekretär im Auswärtigen Amt, ernot Erler, an der Geberkonferenz für Birma teil, die ndlich auf Druck der internationalen Öffentlichkeit und en Vereinten Nationen zustande kam. Und auch nur die nternationale Staatengemeinschaft kann zusammen mit hina den entsprechenden Druck aufbauen, um Verände ungen zu bewirken. Wie sich bei der Lieferung der Hilfsgüter zeigte, hat och am ehesten die Einflussnahme des UNO-Generalseretärs Ban Ki Moon eine Wirkung gehabt. Zu glauben, ass die sprachliche Verschärfung der Sanktionen aus eutschland, die außerdem schwer zu kontrollieren sind, ei dieser menschenverachtenden Junta eine Wirkung eigen, ist unrealistisch. Nur ein Regimewechsel kann zu iner Verbesserung der Situation für die Menschen fühen. Wie dieser Wechsel jedoch erfolgen könnte, kann im ugenblick niemand sagen. Die internationale Staatenemeinschaft muss deshalb Birma im Auge behalten und mmer da, wo sie es wirksam kann, auch reagieren. Sankionen auf Ebene der EU oder ASEAN sind in den entsprehenden Gremien bereits Thema. Für uns gilt, dass ein ntsprechend überarbeiteter, interfraktioneller Antrag erne noch einmal in den entsprechenden Ausschüssen eranlasst werden kann. Die Bilder von den verheerenden Naturkatastrophen n Asien haben uns tief bewegt. Wirbelsturm „Nargis“ in irma am 2. Mai 2008 sowie das Erdbeben in China am 3. Mai 2008 kamen beide plötzlich und forderten Zehn Florian Toncar tausende Menschenleben. Der Umgang mit den Katastrophen könnte unterschiedlicher nicht sein. Während China sich erstmals nach einer Naturkatastrophe für ausländische Hilfe öffnete, stellt das Verhalten der birmanischen Militärregierung das krasse Gegenteil dar. Sie schottete das Land in größter Not in den ersten drei Wochen nach der Katastrophe ab. Das Verhalten der birmanischen Generäle angesichts der Wirbelsturmkatastrophe ist so schockierend, dass die EU reagieren muss. Lassen Sie mich eingangs die wesentlichen Ereignisse kurz skizzieren: Nachdem die Junta frühzeitige Warnungen vor dem herannahenden Sturm ignorierte, schlug der Zyklon mit aller Härte zu. „Nargis“, die schlimmste Naturkatastrophe seit dem Tsunami 2004, forderte 130 000 Menschenleben. 2,4 Millionen Bürger wurden obdachlos. Angesichts dieser Ausmaße galt es, rasch effektive humanitäre Hilfe für die Betroffenen zu leisten. Dazu mussten die Opfer mit Lebensmitteln, Trinkwasser, Decken und Medikamenten versorgt werden. Für die Durchführung komplizierter Hilfsmaßnahmen nach einer Naturkatastrophe ist es grundsätzlich entscheidend, unverzüglich professionelles Hilfspersonal in das Krisengebiet zu verlegen. Die internationale Staatengemeinschaft einschließlich der Vereinten Nationen bot der Regierung von Birma umfangreiche Unterstützung an. Diese lehnte die Hilfsangebote zunächst jedoch ab. Für die Junta kam die Katastrophe zur Unzeit. Sie wollte ein Referendum über eine neue Verfassung abhalten, um ihre Macht zu festigen. Trotz der Krise hielt die Junta an ihrem Vorhaben fest. Um das Land vor und während des Referendums abzuschotten, verweigerte die Junta ausländischen Katastrophenhelfern und Journalisten die Einreise. Einzig Finanztransfers und Hilfsgüter wurden ins Land gelassen. Erst am 23. Mai 2008 lenkte der birmanische Junta-Chef Than Shwe gegenüber VNGeneralsekretär Ban Ki-moon ein und gestattete die Einreise westlicher Katastrophenhelfer. Dennoch werden weiterhin Meldungen über massive Behinderungen bekannt, da Helfer in Rangun festsitzen und nicht ins Katastrophengebiet vorgelassen werden. Die Bevölkerung im Irrawady-Delta unterliegt Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit, Flüchtlinge werden gegen ihren Willen aus Flüchtlingslagern zurück in ihre zerstörten Häuser geschickt. Sechs Wochen nach der Katastrophe hat überhaupt erst ein kleiner Teil der Betroffenen Zugang zu humanitärer Hilfe erhalten. Die Junta gibt deren Anteil offiziell mit 40 Prozent an. Vertreter birmanischer Nichtregierungsorganisationen, mit denen ich in Kontakt stehe, halten selbst diese Zahl für zu optimistisch. Malaria und andere Krankheiten breiten sich aus. Zudem wurde ein Großteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche zerstört, sodass in absehbarer Zukunft Ernteausfälle und Hungersnot drohen. Dessen ungeachtet exportiert die Junta dringend benötigte Reisreserven aus dem Norden des Landes nach Sri Lanka, um Devisen zu erhalten. So weit die aktuelle insgesamt schockierende Lage. Das Vorgehen von Birmas Generälen hat für die Bevölkerung fatale Konsequenzen. Es ist zu befürchten, dass die gezielte Verhinderung professioneller humanitärer H s s B s v r k b r s n b s n s n F a z d m d t b d r l t b D m g S b b C t k s v G r r M t r e t r n d t s W (C (D ilfe unzählige Menschenleben gekostet hat. Dies gechah nur acht Monate nach der gewaltsamen Niederchlagung friedlicher Proteste buddhistischer Mönche in irma im September 2007. Diese Eskalation muss Konequenzen für die Junta haben. Die Europäische Union erfolgt eine zweigleisige Strategie, die einerseits die Beeitschaft zum Dialog sowie zur Unterstützung für demoratische Reformen zusichert. Andererseits erließ die EU ereits 1996 gezielte Sanktionen gegen die Militärfühung in Birma. Angesichts der jüngsten Ereignisse müsen diese weiter verschärft werden. Der vorliegende Antrag umfasst eine Reihe von Maßahmen, die ganz gezielt die Militärführung treffen. Die irmanische Bevölkerung soll davon nicht in Mitleidenchaft gezogen werden. Beispielsweise sollten zukünftig ur Luxusgüter vom Export an die Junta in Birma ausgechlossen werden. Die gegen die Junta bestehenden Fianzund Reisesanktionen müssen verschärft werden. erner ist es notwendig, die Wirksamkeit der Sanktionen ufmerksam zu beobachten und bei Mängeln rasch nachujustieren. Die EU muss ihre Sanktionen mit denen anerer Länder wie den USA und Australien abstimmen. Es uss verhindert werden, dass die Junta Lücken zwischen en unterschiedlichen Sanktionsregimen ausnutzt. Langfristig kann die Junta jedoch nur zu einer Verhalensänderung bewegt werden, wenn auch Birmas Nacharn klar Position beziehen. Daher müssen insbesondere ie asiatischen Nachbarstaaten der ASEAN-Gruppe ihen Einfluss geltend machen. Vor allem China darf nicht änger seine schützende Hand über Birmas Generäle halen. China muss im UN-Sicherheitsrat ein Waffenemargo gegen die Militärregierung Birmas unterstützen. eutschland gemeinsam mit den europäischen Partnern uss auch auf Ebene der UNO für gezielte Sanktionen geen die Militärs in Birma eintreten. Die Forderung der FDP nach einer Verschärfung der anktionen gegen die Junta soll nicht zulasten der Zivilevölkerung in Birma gehen. Dies ist ausdrücklich nicht eabsichtigt. Insofern hat der im Herbst 2007 von CDU/ SU, SPD, FDP und Grünen gemeinsam getragene An rag zur Durchsetzung von Menschenrechten und Demoratie in Birma weiter seine Gültigkeit. Ich möchte untertreichen: Die Verschärfung der Sanktionen gegen die erantwortlichen Individuen der Junta einerseits und die ewährung humanitärer Hilfe für die Bevölkerung ande erseits schließen sich nicht aus. Wer sich mit dem Fordeungskatalog auseinandersetzt, wird erkennen, dass die aßnahmen nicht die Zivilbevölkerung betreffen. Skeptiker mögen befürchten, dass Sanktionen die poliischen Hardliner in der Junta stärken und zu Solidarisieungseffekten mit der Junta führen könnten. Dem ntgegne ich: Nur wenn das jüngste Verhalten der Miliärführung in Birma eine klare Reaktion der EU hervoruft, werden die Hardliner spüren, dass ihr Verhalten icht wortlos hingenommen wird. Negatives Verhalten er Junta muss umgehend beantwortet werden. Diese Reaktionsschnelle gilt umgekehrt auch für posiives Verhalten. Die EU hat stets deutlich gemacht, dass ie rechtsstaatliche Reformen im Land unterstützen wird. enn die Militärs bereit sind, Schritte zu einer Liberali Florian Toncar sierung zu unternehmen, wird die EU rasch reagieren. Anreize dazu sind seit langem vorhanden. Jetzt liegt es an den führenden Mitgliedern der Militärclique, ihre Handlungen der letzten Monate zu reflektieren und endlich umzudenken. Wenn die Junta ernsthaft den Weg der Reformen beschreitet, wird die EU ihr selbstverständlich helfend die Hand anbieten. Dass wir es bei der birmanischen Regierung nicht mit einem Kaffeekränzchen netter älterer Herren zu tun haben, ist seit langem bekannt. Seit der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1988 beherrscht ein Militärregime das Land, das jede demokratische Opposition brutal unterdrückt. Der jüngste Report von Amnesty International zur weltweiten Lage der Menschenrechte stellt fest, das sich die Menschenrechtslage in Birma weiter verschlechtert, das Recht auf freie Meinungsäußerung weiterhin massiv unterdrückt wird, die Militärs mit exzessiver Gewalt gegen die Bevölkerung vorgehen und damit systematisch gegen das Völkerrecht verstoßen. Bereits im letzten Herbst hat sich der Bundestag mit Myanmar befasst. Damals ging es um das brutale Vorgehen der birmanischen Militärs gegen friedliche Demonstrantinnen und Demonstranten, bei dem es zu zahlreiche Toten und Verletzten kam. Anlass für die heutige Debatte ist das Verhalten der birmanischen Regierung, die nach der verheerenden Verwüstung durch den Zyklon „Nargis“ Anfang Mai die dringend benötigte internationale Hilfe wochenlang blockierte und damit den Tod Tausender Menschen in Kauf nahm. Der vorliegende Antrag der FDP fordert Konsequenzen und konzentriert sich hierbei vor allem auf die Umsetzung und Verschärfung der bestehenden EU-Sanktionen. Meine Fraktion ist äußerst skeptisch, ob dies der richtige Weg ist. Die bestehenden Sanktionen haben in der Vergangenheit nichts gebracht, und ich bin mir sicher, dass sie auch in Zukunft nichts bringen werden. Sie haben vor allem symbolischen Charakter, um zu zeigen, dass die EU etwas unternimmt. Doch die birmanische Bevölkerung hat wenig davon. Mit dieser Symbolpolitik sollte sich die Bundesregierung nicht begnügen. Sie muss sich vielmehr darum bemühen, gemeinsam mit China, Indien und den ASEANStaaten den Dialog mit Myanmar zu suchen. Denn sie sind als wichtigste Kooperationspartner Myanmars der Schlüssel zu einer Öffnung des Landes für eine demokratische Entwicklung. Auf keinen Fall sollte die Bundesregierung sich jenen anschließen, die einer militärischen Intervention das Wort reden. Ginge es nach den USA, so wäre jetzt ein günstiger Zeitpunkt, den lang ersehnten Regime Change militärisch herbeizuführen. Die USA machen keinen Hehl daraus, dass sie den Verbündeten Chinas lieber heute als morgen ausschalten wollen, und haben mehrfach Drohungen gegen das Land ausgesprochen. Unterstützung bekamen sie jüngst von Frankreichs Außenminister Kouchner. Er forderte mit Verweis auf das Konzept der internationalen Schutzverantwortung Responsibility to Protect, mit militärischen Mitteln die humanitäre Hilfe für Myanmar zu erzwingen – im Zwei f F M h s b A w w u n n h a I d g e s n N g s r B g Z g n b s k p n n V k e N I 5 E d k t d g n w e s H b b (C (D elsfall auch ohne UN-Mandat. Gleichzeitig kündigte rankreich an, Hilfsgüter per Kriegsschiff nach yanmar zu entsenden, und die USA schickten einen ochgerüsteten Zerstörer und drei amphibische Kriegschiffe in die Region. Das sind nicht gerade vertrauensildende Maßnahmen und sicher nicht hilfreich für das ngebot, Hilfe für die Bevölkerung ins Land zu bringen ollen. Auch wenn eine militärische Intervention abgewendet erden konnte und die internationale Geberkonferenz nter Federführung Ban Ki-moons und des ASEAN-Geeralsekretärs Pitsuwan endlich den Zugang internatioaler Hilfsorganisationen erwirkte, deutet einiges darauf in, dass die Befürworter der Responsibility to Protect uch weiterhin auf eine völkerrechtswidrige militärische ntervention in Myanmar drängen könnten. Damit wäre en Menschen in Myanmar nicht geholfen. Umso wichtier ist es, dass sich die Bundesregierung eindeutig gegen ine militärische Intervention ausspricht. Vielmehr muss ie auf den Dialog setzen, in dem die Kooperationsparter Myanmars eine zentrale Rolle einnehmen müssen. Kerstin Müller EN)


Rede von Dr. Hans-Heinrich Jordan
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

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  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gerhard Botz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)





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