Plenarprotokoll 16/152
– Bericht des Haushaltsausschusses ge-
mäß § 96 der Geschäftsordnung
(Drucksache 16/8522) . . . . . . . . . . . . .
b) Beschlussempfehlung und Bericht des
Ausschusses für Gesundheit
– zu dem Antrag der Abgeordneten
Elisabeth Scharfenberg, Nicole Maisch,
Birgitt Bender, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN: Finanzielle Nachhaltig-
keit und Stärkung der Verbraucher –
Für eine konsequent nutzerorien-
tierte Pflegeversicherung
– zu dem Antrag der Abgeordneten
Dr. Ilja Seifert, Klaus Ernst,
Zusatztagesordnungspunkt 6:
Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für Gesundheit zu dem Antrag der
Abgeordneten Heinz Lanfermann, Birgit
Homburger, Daniel Bahr (Münster), weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Ent-
bürokratisierung der Pflege vorantreiben –
Qualität und Transparenz der stationären
Pflege erhöhen
(Drucksachen 16/672, 16/6836) . . . . . . . . . . .
Ulla Schmidt, Bundesministerin
BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Heinz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . .
Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . .
15984 A
15984 B
15984 C
15986 B
15988 C
Deutscher B
Stenografisc
152. Si
Berlin, Freitag, de
I n h a
Nachruf auf den ehemaligen Bundesminister
der Justiz Hans Engelhard . . . . . . . . . . . . . .
Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord-
neten Dr. Hans Georg Faust . . . . . . . . . . . . .
Tagesordnungspunkt 23:
a) – Zweite und dritte Beratung des von der
Bundesregierung eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur struk-
turellen Weiterentwicklung der
Pflegeversicherung (Pflege-Weiter-
entwicklungsgesetz)
(Drucksachen 16/7439, 16/7486,
16/8525) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15983 A
15983 D
15983 D
Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion DIE LINKE:
Für eine humane und solidarische
Pflegeabsicherung
undestag
her Bericht
tzung
n 14. März 2008
l t :
– zu dem Antrag der Abgeordneten
Heinz Lanfermann, Daniel Bahr
(Münster), Dr. Konrad Schily, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der
FDP: Für eine zukunftsfest und ge-
nerationengerecht finanzierte, die
Selbstbestimmung stärkende, trans-
parente und unbürokratische Pflege
– zu der Unterrichtung durch die Bun-
desregierung: Vierter Bericht über
die Entwicklung der Pflegeversiche-
rung
(Drucksachen 16/7136, 16/7472, 16/7491,
16/7772, 16/8525) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
in Verbindung mit
15984 B
Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . .
Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
.
.
15991 B
15992 D
II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008
Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . .
Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . .
Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . .
Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . .
Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . .
Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . .
Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . .
Willi Zylajew (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . .
Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . .
Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . .
Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . .
Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . .
Tagesordnungspunkt 24:
a) Antrag der Abgeordneten Klaus Ernst,
Dr. Lothar Bisky, Dr. Martina Bunge, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE: Riester-Rente auf den Prüf-
stand stellen
(Drucksache 16/8495) . . . . . . . . . . . . . . . .
b) Beschlussempfehlung und Bericht des
Ausschusses für Arbeit und Soziales zu
dem Antrag der Abgeordneten Volker
Schneider (Saarbrücken), Klaus Ernst,
Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion DIE LINKE: Wiederein-
führung der Lebensstandardsicherung
in der gesetzlichen Rente
(Drucksachen 16/5903, 16/6921) . . . . . . .
Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . .
Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . .
Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . .
Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . .
Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . .
Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . .
Peter Weiß (Emmendingen)
(CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Gregor Amann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Volker Schneider (Saarbrücken)
(DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15994 D
15996 D
15997 B
15998 D
15999 B
16000 D
16002 B
16003 C
16004 B
16005 C
16006 C
16007 B
16007 D
16009 A
16010 A
16012 C
16012 C
16012 D
16014 C
16015 C
16016 D
16017 B
16018 A
16018 D
16020 A
16020 D
16021 C
16022 C
Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . .
Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . .
Tagesordnungspunkt 25:
Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung zu dem Antrag der Abge-
ordneten Sibylle Pfeiffer, Dr. Christian Ruck,
Dr. Wolf Bauer, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der CDU/CSU, der Abgeordne-
ten Dr. Sascha Raabe, Gabriele Groneberg,
Stephan Hilsberg, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten
Thilo Hoppe, Ute Koczy, Ulrike Höfken,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für eine
neue, effektive und an den Bedürfnissen
der Hungernden ausgerichtete Nahrungs-
mittelhilfekonvention
(Drucksachen 16/8192, 16/8485) . . . . . . . . . .
Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . .
Dr. Karl Addicks (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . .
Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . . .
Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . .
Tagesordnungspunkt 26:
Antrag der Abgeordneten Jürgen Trittin,
Winfried Nachtwei, Alexander Bonde, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN: NATO-Gipfel für
Kurswechsel in Afghanistan nutzen
(Drucksache 16/8501) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . .
Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . .
Detlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . .
Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . .
Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . .
Tagesordnungspunkt 27:
Große Anfrage der Abgeordneten Ina Lenke,
Gisela Piltz, Sibylle Laurischk, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP: Aus-
wertungen der Erfahrungen mit anony-
mer Geburt und Babyklappe
(Drucksachen 16/5489, 16/7220) . . . . . . . . . .
16024 B
16026 A
16027 A
16028 C
16028 D
16030 B
16031 B
16033 B
16034 B
16035 B
16036 B
16036 C
16037 C
16039 A
16040 B
16041 D
16042 D
16043 B
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008 III
Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . .
Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . .
Helga Lopez (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . .
Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Tagesordnungspunkt 28:
Antrag der Abgeordneten Wolfgang Wieland,
Volker Beck (Köln), Monika Lazar, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN: Europol-Beschluss
rechtsstaatlich verbessern
(Drucksache 16/7742) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . .
Anlage 2
Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung
des Antrags: Europol-Beschluss rechtsstaat-
lich verbessern (Tagesordnungspunkt 28)
Wolfgang Gunkel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . .
Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär
BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Anlage 3
Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . .
16043 C
16044 C
16046 A
16046 D
16047 A
16048 A
16048 D
16050 A
16050 C
16051 A
16051 D
16052 D
16053 D
16054 B
16054 D
16056 A
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008 15983
(A) (C)
(B) (D)
152. Si
Berlin, Freitag, de
Beginn: 9
1) Anlage 2
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008 16051
(A) (C)
(B) (D)
Müller (Düsseldorf), SPD 14.03.2008
gleich zu Beginn festhalten, dass die Reform von Euro-
pol jedoch nicht mit diesem Beschluss endet, sondern
Michael
Wolfgang Gunkel (SPD): Heute beraten wir einen
Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, der den
Beschluss zur Errichtung des Europäischen Polizeiamtes
an verschiedenen Punkten kritisiert. Lassen Sie mich
Sabine
Dr. Lippold, Klaus W. CDU/CSU 14.03.2008
Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 14.03.2008
Anlage 1
Liste der entschuldi
Abgeordnete(r)
entschuldigt bis
einschließlich
Ackermann, Jens FDP 14.03.2008
Annen, Niels SPD 14.03.2008
Bluhm, Heidrun DIE LINKE 14.03.2008
Bülow, Marco SPD 14.03.2008
Caspers-Merk, Marion SPD 14.03.2008
Dreibus, Werner DIE LINKE 14.03.2008
Eymer (Lübeck),
Anke
CDU/CSU 14.03.2008
Fischer (Karlsruhe-
Land), Axel E.
CDU/CSU 14.03.2008
Freitag, Dagmar SPD 14.03.2008
Gloser, Günter SPD 14.03.2008
Golze, Diana DIE LINKE 14.03.2008
Groneberg, Gabriele SPD 14.03.2008
Großmann, Achim SPD 14.03.2008
Günther (Plauen),
Joachim
FDP 14.03.2008
Hajduk, Anja BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
14.03.2008
Dr. Hemker, Reinhold SPD 14.03.2008
Hill, Hans-Kurt DIE LINKE 14.03.2008
Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
14.03.2008
Hofbauer, Klaus CDU/CSU 14.03.2008
Dr. Hoyer, Werner FDP 14.03.2008
Leutheusser-
Schnarrenberger,
FDP 14.03.2008
Anlagen zum Stenografischen Bericht
gten Abgeordneten
Anlage 2
Zu Protokoll gegebene Reden
zur Beratung des Antrags: Europol-Beschluss
rechtsstaatlich verbessern (Tagesordnungs-
punkt 28)
Nitzsche, Henry fraktionslos 14.03.2008
Paula, Heinz SPD 14.03.2008
Pflug, Johannes SPD 14.03.2008
Raidel, Hans CDU/CSU 14.03.2008
Roth (Esslingen), Karin SPD 14.03.2008
Rupprecht
(Tuchenbach),
Marlene
SPD 14.03.2008
Sager, Krista BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
14.03.2008
Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 14.03.2008
Schily, Otto SPD 14.03.2008
Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 14.03.2008
Schmidt (Eisleben),
Silvia
SPD 14.03.2008
Dr. Schmidt, Frank SPD 14.03.2008
Schmitt (Berlin), Ingo CDU/CSU 14.03.2008
Steinbach, Erika CDU/CSU 14.03.2008
Dr. Stinner, Rainer FDP 14.03.2008
Strothmann, Lena CDU/CSU 14.03.2008
Ulrich, Alexander DIE LINKE 14.03.2008
Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 14.03.2008
Abgeordnete(r)
entschuldigt bis
einschließlich
16052 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008
(A) (C)
(B) (D)
noch weitere Verhandlungen stattfinden. Die Beratungen
in der Ratsarbeitsgruppe Europol sowie dem Ausschuss
nach Art. 36 des EU-Vertrages und dem Ausschuss der
Ständigen Vertreter haben zu zahlreichen Veränderungen
am Beschluss geführt. Insofern erübrigt sich der zu bera-
tende Antrag in vielerlei Hinsicht.
Lassen Sie mich im Folgenden auf einige der Kritik-
punkte eingehen. Der Antrag der Grünen fordert erwei-
terte Kontrollmöglichkeiten von Europol durch das Eu-
ropäische Parlament. Dazu bleibt festzustellen, dass
innerhalb von vier Jahren nach Inkrafttreten des Ratsbe-
schlusses sowie danach in einem regelmäßigen Vier-Jah-
res-Zeitraum eine externe Evaluierung zur Umsetzung
des Ratsbeschlusses sowie zu Europol-Aktivitäten statt-
finden soll. Der Evaluierungsbericht dieser Auswertung
soll der Europäischen Kommission, dem Europäischen
Rat und dem Europäischem Parlament vorgelegt werden.
Insofern sehe ich die geforderte Beteiligung des Europäi-
schen Parlaments gewährleistet.
Der Antrag der Grünen fordert die Verbesserung der
Rechte der Bürgerinnen und Bürger und kritisiert, dass
das Recht auf Zugang zu den sie betreffenden Daten für
jede Person erschwert ist. Der beanstandete Ratsbe-
schluss nimmt in seiner derzeitigen Fassung Bezug auf
die Europaratskonvention zum Schutz von Personen im
Hinblick auf die automatisierte Datenverarbeitung vom
28. Januar 1981 sowie die Empfehlung No. R (87) 15
des Ministerkommitees des Europarates vom 17. Sep-
tember 1987 und verpflichtet Europol auf Einhaltung
dieser Prinzipien. In Art. 28, 30 und 31 des Ratsbe-
schlusses werden Individualrechte hinsichtlich Datenzu-
gang, Recht auf Berichtigung bzw. Löschung und Ver-
fahren detailliert geregelt. Die Einrichtung eines
Datenschutzbeauftragten und die enge Zweckbindung
beim Datenschutz, wonach personenbezogene Daten nur
für bereichsspezifisch und präzise festgelegte Zwecke
gespeichert werden und nur im Rahmen dieser Zwecke
verwendet werden dürfen, runden den Datenschutz ab.
Weiterhin kritisiert der Antrag der Grünen, dass Euro-
pol Daten von privaten Stellen nahezu unkontrolliert ent-
gegennehmen darf. Es mangele dem Vorschlag der
Kommission an klaren Vorgaben zur Datenverknüpfung
und Kooperation zwischen Europol und Mitgliedstaaten
oder EU-Einrichtungen. Hierzu bleibt jedoch festzuhal-
ten, dass der Datenaustausch mit Drittstellen nur mit sol-
chen Drittstellen erfolgt, die in eine vom Europäischen
Rat nach Anhörung des Europäischen Parlaments gebil-
ligte Liste aufgenommen wurden. Der Datenaustausch
mit Dritten erfolgt in den EU-Mitgliedstaaten nur über
nationale Kontaktstellen, in anderen Staaten, mit denen
Europol Abkommen geschlossen hat, ebenfalls mit den
dortigen Kontaktstellen. Private Dritte, mit denen Euro-
pol Informationen austauschen will, müssen ebenfalls in
die Liste aufgenommen werden, die vom Verwaltungsrat
von Europol gebilligt werden muss.
Der Antrag der Grünen fordert, dass Immunität für
Europol-Bedienstete im Zusammenhang mit operativen
Tätigkeiten bei gemeinsamen Ermittlungstruppen gene-
rell und auch für bestehende Ermittlungsgruppen ausge-
schlossen wird. Das Problem der Immunität ist mittler-
weile zufriedenstellend gelöst. Die Kommission wird
einen entsprechenden Vorschlag zur Änderung der EG-
Verordnung 549769 vorlegen. Diese Verordnung legt un-
ter anderem Gruppen von Beamten fest, die keine Immu-
nität genießen. Dazu sollen zukünftig auch Europol-
Beamte zählen, die an Gemeinsamen Ermittlungstrup-
pen teilnehmen.
Der Antrag der Grünen kritisiert außerdem, dass die
Zuständigkeit von Europol unnötigerweise von „organi-
sierte“ auf „schwere“ Kriminalität erweitert wird, und
verlangt, dass Europol weiterhin ausschließlich für die
organisierte Kriminalität zuständig ist. Die Ausweitung
des Mandats ist jedoch erforderlich, weil es durchaus
grenzüberschreitende Fälle schwerer Kriminalität gibt,
die nicht gleichzeitig Fälle von organisierter Kriminalität
sind. Bei der von den Grünen geforderten Beschränkung
können wesentliche Bereiche der grenzüberschreitenden
schweren Kriminalität nicht bekämpft werden.
Zum Schluss beanstandet der uns hier vorliegende
Antrag, dass das Abkommen keine Vorschriften über die
zwingende gerichtliche Kontrolle der Maßnahmen von
Europol enthält, sondern lediglich die Möglichkeit,
durch einen Beschluss der Mitgliedstaaten Streitfragen
dem Europäischen Gerichtshof vorzulegen. Eine zusätz-
liche Aufnahme von Bestimmungen zur justiziellen
Kontrolle von Europol ist nicht angezeigt, da insofern
die allgemeinen Vorschriften Anwendung finden. Eine
verstärkte, nur auf Europol zugeschnittene justizielle
Kontrolle erscheint nicht erforderlich.
Es lässt sich abschließend festhalten, dass die Ver-
handlungen auf gutem Wege sind und erkennbar ist, dass
sich die Bundesregierung für das Erreichen der berech-
tigten Anliegen des Antrages einsetzt. Daher lehnt die
SPD-Fraktion den vorgelegten Antrag ab.
Gisela Piltz (FDP): In einem gemeinsamen Raum
der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts ist die Zu-
sammenarbeit der Sicherheitsbehörden unerlässlich. Eu-
ropol ist damit ein zentraler Baustein der europaweiten
Kriminalitätsbekämpfung. Wo Grenzen fallen, macht
auch die Kriminalität nicht an nationalen Grenzen halt.
Europol als Instrument zur Bekämpfung grenzüber-
schreitender Kriminalität auszubauen und die Arbeit des
europäischen Polizeiamtes zu verbessern, ist daher ein
richtiges Anliegen. Die Bekämpfung der organisierten
Kriminalität muss europaweit im Fokus der Innenpolitik
stehen. Die Arbeit von Europol ist hier von großer Be-
deutung.
Schon längst besteht aber Reformbedarf bei der Ar-
beit des europäischen Polizeiamtes. Mit dem Vorschlag
der Kommission für einen Beschluss des Rates, Europol
als Agentur der EU zu gestalten, ist die Notwendigkeit
erkannt worden, dass das europäische Polizeiamt nicht
mehr außerhalb der EU-Strukturen stehen darf, sondern
Teil davon sein muss. Dies ist eine wichtige Vorarbeit
angesichts der noch stärkeren Verankerung in den euro-
päischen Strukturen durch den Vertrag von Lissabon:
Denn nach Ratifizierung des Vertrags werden durch Ver-
ordnungen im Rahmen eines ordentlichen Gesetzge-
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008 16053
(A) (C)
(B) (D)
bungsverfahrens von Rat und Europäischem Parlament
der Aufbau, die Arbeitsweise, der Tätigkeitsbereich und
die Aufgaben Europols festgelegt werden. Durch die
Überführung Europols in eine europäische Agentur wer-
den die Europol-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter zu
EU-Beamtinnen und EU-Beamten. Es ist begrüßenswert,
dass die mit diesem Status einhergehende Immunität bei
der Teilnahme an gemeinsamen Ermittlungsgruppen auf-
gehoben wird. Umso mehr gilt dies, wenn die Kompe-
tenzen von Europol erweitert werden.
Doch die grundsätzlichen Probleme der mangelnden
parlamentarischen Kontrolle werden mit der Umgestal-
tung von Europol in eine EU-Agentur vor Inkrafttreten
des Vertrags von Lissabon nicht gelöst. Denn die EU-
Agenturen – darauf hat die FDP-Fraktion im Deutschen
Bundestag bereits an anderer Stelle hingewiesen, so
auch in unserem Antrag „Gerichtliche und parlamentari-
sche Kontrolle von EU-Agenturen“ (Drucksache 16/8049) –
kranken an einer nicht ausreichend ausgestalteten Kon-
trolle durch das Europäische Parlament ebenso wie an
fehlenden Rechtsschutzmöglichkeiten der EU-Bürgerin-
nen und -Bürger gegenüber deren Maßnahmen. Zwar
wird der Haushalt von Europol als EU-Agentur künftig
dem Haushaltskontrollausschuss des Parlaments vorge-
legt. Doch beklagen die EU-Parlamentarier die noch im-
mer mangelhafte haushalterische Kontrolle der Agentu-
ren und die ungelösten Probleme bei der Anwendung der
Entlastungsregelungen. Die Ausweitung der Kontroll-
rechte des Parlaments über das Haushaltsrecht ist mithin
noch längst nicht ausreichend, um gerade im Bereich der
Arbeit von Europol, mithin in einem Bereich, bei dem
tief in Grundrechte Betroffener eingegriffen werden
kann, den hohen rechtsstaatlichen Ansprüchen zu genü-
gen, die wir an die EU stellen müssen.
Unklar sind – wie allgemein bei EU-Agenturen – die
Rechtsschutzmöglichkeiten. Wenn Europol mehr Kom-
petenzen erhält, gilt umso mehr, dass die Rechte der
Unionsbürgerinnen und -bürger durch eine ausreichende
gerichtliche Kontrollmöglichkeit gewahrt werden. Es
fehlt auf europäischer Ebene ein klares Bekenntnis zu ei-
nem Rechtsschutzsystem beim Handeln von EU-Agen-
turen. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch der künftige
rechtliche Rahmen von Europol mit einigen Fragezei-
chen zu versehen. Die Lösungen, die im vorliegenden
Antrag der Fraktion der Grünen dargestellt werden, blei-
ben jedoch leider im Vagen. Der Bundestag muss ein
klares Signal senden – unsere Position darf sich nicht in
Allgemeinplätzen erschöpfen. Gegebenenfalls wird es
notwendig sein, sich vielleicht im Rahmen einer Anhö-
rung intensiver mit der Rechtsschutzproblematik – und
ebenso mit der parlamentarischen Kontrolle wie auch
dem Datenschutz – zu befassen.
Die Kompetenzerweiterungen für Europol müssen
ohnehin einer kritischen Prüfung unterzogen werden.
Organisierte Kriminalität ist ein typisches Feld grenz-
überschreitender krimineller Strukturen. Hier besteht un-
bestritten die Notwendigkeit für eine enge Ermittlungs-
zusammenarbeit. Natürlich gibt es auch in anderen
Bereichen Kriminalität, die nationale Grenzen über-
schreitet, unter anderem natürlich auch im Bereich terro-
ristischer Aktivitäten. Sofern Europol aber in diesen Be-
reichen eigene Zuständigkeiten erhalten soll, ist es in
besonderem Maße vordringlich, die Kontrollmöglichkei-
ten zu verbessern. Mehr Befugnisse ohne mehr Kontrolle
ist mit rechtsstaatlichen Grundsätzen nicht vereinbar. Da-
her muss zuerst geklärt werden, wie die gerichtlichen
und parlamentarischen Kontrollen verbessert werden
können, bevor Europol einen Kompetenzzuwachs er-
fährt. Der Ausbau von Europol zu einer echten europäi-
schen Polizeibehörde ist richtig. Aber in einem Raum
der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts ist es Condi-
tio sine qua non, dass der rechtsstaatliche Rahmen als
Erstes bestimmt wird.
Der Umgang mit dem Datenschutz ist ein Problem,
das im Zusammenhang mit Europol und der dort schon
heute bestehenden Datenbank leider nicht neu ist. Euro-
pol darf nicht zum Ausweichhafen für eine Umgehung
des Datenschutzes werden. Die Ausweitung der Daten-
sammlungsbefugnisse von Europol insbesondere im
Hinblick auf die Speicherung von Daten privater Stellen
und von Drittstaaten ist höchst problematisch. Ich wage
allerdings zu bezweifeln, dass diese Problematik von un-
serer Bundesregierung überhaupt erkannt wird – denn
wer schon hierzulande beständig versucht, die Daten-
sammlungen diverser Sicherheits- und auch anderer Be-
hörden auszuweiten, dem fehlt die notwendige Sensibili-
tät. Und auch auf Ebene der EU-Kommission fehlt es am
Bewusstsein und an der Achtung, dass mit personenbe-
zogenen Daten kein Schindluder getrieben werden darf.
Eine EU, die die Vorratsdatenspeicherung beschlossen
hat, braucht klare Schranken und das wachsame Auge
auch der nationalen Parlamente.
Die Zukunft von Europol ist ein wichtiges Thema. Es
ist gut, dass sich der Deutsche Bundestag heute und auch
im Weiteren damit befasst.
Petra Pau (DIE LINKE): Erstens. Europol ist ein
Polizeiamt der Europäischen Union. Es soll die Bekämp-
fung grenzüberschreitender Kriminalität koordinieren.
Die Befugnisse von Europol sind vertraglich geregelt.
Diese Regeln und der Status wurden mehrfach geändert.
Darum geht es auch jetzt.
Zweitens. Europol war nie unumstritten. Insbeson-
dere aus bürgerrechtlichen und aus demokratischen
Gründen stand Europol von Anfang an in der Kritik.
Denn Mitarbeiter von Europol haben Sonderrechte und
-vollmachten, die zum Beispiel mit dem deutschen Poli-
zeirecht nicht vergleichbar sind.
Drittens. Ich schicke das alles vorweg, um zu illus-
trieren, warum Die Linke die aktuellen Änderungen sehr
zwiespältig sieht. Europol entzieht sich weitgehend der
öffentlichen, parlamentarischen und rechtlichen Kon-
trolle. Das war so und daran wird sich auch nun nichts
Wesentliches ändern.
Viertens. Das wiederum führt zu einem weiteren Ma-
kel. Europol schwebt auch beim Thema Datenschutz
weitgehend im rechtsfreien Raum. Der großzügige Um-
gang der Bundesregierung mit sensiblen Daten der Bür-
gerinnen und Bürger hat ja ohnehin Konjunktur, was wir
ablehnen.
16054 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008
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Fünftens. Trotz dieser strukturellen Defekte soll Eu-
ropol nun noch mehr Befugnisse erhalten. Das ist sach-
lich widersinnig und rechtsstaatlich nicht hinnehmbar.
Dasselbe trifft auf Formulierungen zu, die höchst ausleg-
bar sind und folglich nicht mehr, sondern weniger Si-
cherheit bringen.
Sechstens. Ursprünglich sollte Europol die grenzüber-
schreitende „Organisierte Kriminalität“ bekämpfen.
Künftig soll sich Europol auch der schweren Kriminali-
tät widmen. Ich nehme nicht an, dass damit explizit die
kriminelle Steuerhinterziehung der Zumwinkel & Co.
gemeint ist.
Siebtens. Grundsätzlich gilt für Die Linke: Je größer
die Befugnisse von Europol sind, desto klarer muss der
Auftrag von Europol definiert werden und desto gründli-
cher muss die parlamentarische und rechtsstaatliche
Kontrolle sein. Genau daran mangelt es aber.
Achtens. Deshalb ist die Alternative für die Fraktion
Die Linke übersichtlich. Entweder es bleibt beim vorlie-
genden Beschluss zu Europol. Dann sagen wir Nein.
Oder Europol wird auf eine rechtsstaatliche und bürger-
rechtliche Basis gestellt. Dann sehen wir gerne weiter.
Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Das starre, an die Einstimmigkeit gebundene, Europol-
Übereinkommen von 1995 soll durch einen flexibleren
Ratsbeschluss ersetzt werden. Auch wir finden: Jeder
Umbau tut dem noch viel zu wenig kontrollierten Poli-
zeiamt gut. Denn das ist ein guter Anlass, um für mehr
Rechtsstaatlichkeit bei dieser EU-Behörde zu sorgen.
Unsere Forderungen haben wir in einem Antrag nieder-
gelegt. Einen Punkt auf unserer Liste hat die Bundesre-
gierung sogar schon abgearbeitet. Es ist ihr bei den Ver-
handlungen im Rat gelungen, die Immunität der
Europol-Bediensteten in operativen Ermittlungsgruppen
nicht mehr zur Anwendung kommen zu lassen. Das An-
dauern der Abschottung der Polizei vor der Verantwort-
lichkeit für ihr Tun wäre auch ein Anachronismus gewe-
sen.
Hier kommen wir langsam auf normales rechtsstaatli-
ches Niveau. Das muss aber noch ausgebaut werden, zu-
mal der Beschluss eine ganze Menge an Kompetenzzu-
wachs für Europol bringen soll. Wir erwarten, dass ein
neuer rechtlicher Rahmen für Europol eine Kriminali-
tätsbekämpfung mit Augenmaß gewährleistet und den
Schutz der Bürgerrechte sichert. Diesen Anforderungen
hält der Vorschlag auch nach den Kompromissen zwi-
schen den ständigen Vertretern bislang nicht stand. Denn
wie erklärt es sich, dass die Zuständigkeit von Europol
von bisher „organisierter“ auf „schwere“ Kriminalität er-
weitert wird? Die schwere Kriminalität ist dabei sicher
nur der Anfang. Wenn wir die Zuständigkeit von Euro-
pol erweitern, werden zukünftig weitere Ausweitungen
diskutiert werden. Am Ende haben wir das allzuständige
Europäische Polizeiamt. Polizeiarbeit ist und bleibt aber
Sache der Mitgliedsstaaten. Europol soll dabei eine Hilfe
sein, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Diese Koordinierungs- und Unterstützungsfunktion
ist naturgemäß begrenzt. Deshalb wundere ich mich,
wieso in dem Entwurf Europol die Möglichkeit gegeben
werden soll, Daten von privaten Stellen nahezu unkon-
trolliert entgegennehmen zu dürfen. Mir stellen sich da
doch ein paar Fragen, zum Beispiel nach der Seriosität
solcher privaten Quellen und ihrer Aussagekraft. Wie
lange dürfen diese Daten gespeichert werden und wann
sind sie zu löschen? Darauf finde ich in dem Ent-
wurfstext bislang keine befriedigenden Antworten und
ich sehe auch nicht, dass die Bundesregierung den Da-
tenschutz bei Europol zu ihren primären Verhandlungs-
zielen erklärt hätte. Mit der vorliegenden Ermächtigung
wird Europol jedenfalls zum Datenstaubsauger, der Dos-
siers über alles und jedes anlegen kann.
Deshalb fordern wir, dass Europol Daten von privaten
Stellen nur unter strengen Bedingungen aufnehmen darf.
Weiter möchten wir, dass dieses Verfahren mit gerichtli-
cher Kontrolle und der Überprüfung der Datenverarbei-
tung in den Mitgliedstaaten einhergeht, und dass ferner
auch die Weitergabe von Daten an Drittstaaten strengen
Restriktionen unterworfen wird. Der Europäische Daten-
schutzbeauftragte hat dazu im Übrigen das Notwendige
gesagt. Auch beim Datenschutz müssen wir zu allge-
mein üblichen rechtsstaatlichen Standards bei Europol
kommen.
Das Beispiel zeigt: Die Behörde muss transparenter
werden. Vor allem aber brauchen wir gerichtliche Kon-
trolle. Es kann nicht sein, dass Europol-Mitarbeiter an
gemeinsamen Ermittlungsgruppen aktiv mitwirken dür-
fen, an polizeilichen Maßnahmen teilhaben und dann
keine klaren Regeln für eine gerichtliche Verantwortlich-
keit besteht. Dass Handlungen von Europol nach wie vor
allenfalls dann gerichtlich kontrolliert werden können,
wenn die Mitgliedsstaaten es gnadenhalber zulassen, ist
nicht mehr zeitgemäß.
Ein Relikt aus den Zeiten des Europas der Diploma-
ten und Beamten ist auch noch, dass im Beschluss eine
– nur wohlwollend gering zu nennende – politische Kon-
trolle vorgesehen ist. Die Rechte des Europäischen Par-
laments müssen umfassender gestärkt werden. Das Min-
deste ist hier eine Mitwirkung bei der Wahl des Europol-
Direktors und ein umfassendes Fragerecht.
All das zeigt: Wir brauchen ein Europa der Bürger
und der Bürgerrechte, auch und gerade bei Europol. Ein
vernünftiger Datenschutz ist der Anfang. Gerichtliche
und politische Kontrolle sind in der Gewaltenteilung ei-
gentlich selbstverständlich. Was wir dagegen nicht brau-
chen, ist ein europäisches FBI.
Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär beim Bundesmi-
nister des Innern: Seit Inkrafttreten der Europol-Kon-
vention im Jahr 1998 liefert das Europäische Polizeiamt
ein sehr gutes Beispiel institutionalisierter europäischer
Zusammenarbeit. Die Koordinierung der Arbeit nationa-
ler Polizeibehörden sowie die Förderung des Informa-
tionsaustauschs zwischen ihnen ist dabei die zentrale
Aufgabe Europols.
Die Erweiterung der EU zum 1. Januar 2007, der suk-
zessive Abbau der Binnengrenzen, vor allem aber die
Bedrohung unserer Gemeinschaft durch internationalen
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008 16055
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Terrorismus und grenzübergreifende Kriminalität ver-
langen, dass angesichts dieser Herausforderungen die
polizeiliche Kooperation in Europa verbessert wird.
Bereits mit Inkrafttreten des zweiten und dritten Än-
derungsprotokolls zur Europol-Konvention im Jahr 2007
wurde Europol weiter an die Anforderungen moderner
Kriminalitätsbekämpfung angepasst und seine Effizienz
maßgeblich gesteigert.
So ermöglicht etwa das zweite Änderungsprotokoll
Europol die Teilnahme an gemeinsamen Ermitt-
lungsteams der EU-Mitgliedstaaten und verleiht Europol
das Recht diese um die Einleitung von Ermittlungen zu
ersuchen.
Das dritte Änderungsprotokoll eröffnet Europol unter
anderem die Möglichkeit, Experten aus Drittstaaten in
einer Analysegruppe der EU-Mitgliedstaaten bei Euro-
pol mitarbeiten zu lassen. Aus Sicht der Bundesregie-
rung ist es wichtig, dass von den neu geschaffenen Mög-
lichkeiten in der praktischen Arbeit auch tatsächlich
Gebrauch gemacht wird. Dies gilt insbesondere für die
Beteiligung von Europol an gemeinsamen Ermitt-
lungsteams, von der bislang nur sehr zögerlich Gebrauch
gemacht wird.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung wollen wir
die durch einen Ratsbeschluss angestrebte Überführung
Europols in den Rechtsrahmen der EU dazu nutzen, Eu-
ropol weiter operativ zu stärken. Im Rahmen der Sitzung
des Rates der Justiz- und Innenminister im Juni 2007
konnte bereits Einigkeit erzielt werden, dass der Zustän-
digkeitsbereich von Europol ausgeweitet wird, so dass
zum Beispiel etwa die Verbreitung von Kinderpornogra-
fie über das Internet, schwere Störung der öffentlichen
Sicherheit durch reisende Gewalttäter, Hooligans usw.
erfasst sind. Auch für eine Beratung und Unterstützung
durch Europol bei europäischen Großveranstaltungen
besteht Bedarf.
Dies sind Kriminalitätsphänomene, die nicht notwen-
dig in organisierter Form begangen werden. Gleichwohl
müssen die Bürger in der Union auch vor nichtorgani-
sierter schwerer Kriminalität geschützt werden. Um es
daher deutlich zu sagen: Ich sehe es geradezu als ein
rechtsstaatliches Gebot an, das Mandat Europols gene-
rell auf Fälle schwerwiegender grenzüberschreitender
Kriminalität auszuweiten, um auch insoweit eine effek-
tive Verbrechensbekämpfung zu ermöglichen.
Die Bundesregierung verkennt freilich nicht, dass
durch die Ausweitung der Tätigkeit Europols die Sorge
wächst, dass Aufgabenerweiterungen ohne eine entspre-
chende Kontrolle und rechtsstaatliche Absicherung er-
folgen. Diese Sorge ist jedoch unbegründet.
Um eines vorab vorab klarzustellen: Europol wird
auch zukünftig keine Zwangsmaßnahmen durchführen.
Und dort, wo Europol-Bedienstete an gemeinsamen Er-
mittlungsgruppen teilnehmen, werden sie keine Immuni-
tät genießen. Die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten
haben sich immer dagegen ausgesprochen, Europol-Be-
diensteten, die an gemeinsamen Ermittlungsgruppen
teilnehmen, Immunität zu gewähren. Es ist ein großer
Erfolg unserer Bemühungen, dass die Europäische Kom-
mission mittlerweile auf diese zentrale Forderung der
Mitgliedstaaten eingegangen ist.
Im Laufe der Beratungen in den europäischen Gre-
mien zum Europol-Ratsbeschluss wurde auch berück-
sichtigt, dass der Informationsaustausch strikter daten-
schutzrechtlicher Regeln bedarf und eine demokratische
Kontrolle Europols durch das Europäische Parlament
notwendig ist.
Zunächst zur Frage des Datenschutzes: Wo es um den
Datenaustausch zwischen Europol und Drittstaaten bzw.
Drittstellen geht, wurden hohe Hürden errichtet. Damit
ein Datenaustausch mit Drittstaaten und Drittstellen
überhaupt möglich ist, müssen folgende Voraussetzun-
gen erfüllt sein: Die Staaten bzw. Stellen müssen zu-
nächst in eine Liste aufgenommen werden, die vom Rat
beschlossen wird. Zuvor muss der Rat hierzu das Euro-
päische Parlament anhören. Erst auf der Grundlage eines
solchen Listeneintrags kann Europol mit Drittstaaten
und Drittstellen Kooperationsabkommen schließen, und
erst auf der Grundlage eines solchen Kooperationsab-
kommens ist ein Datenaustausch möglich. Damit wurde
nach meiner Überzeugung eine Regelung geschaffen, die
dem Datenaustausch mit Drittstaaten und Drittstellen
eine größtmögliche Transparenz verschafft, ohne opera-
tive Belange zu beeinträchtigen.
Bei der Frage der Datenverarbeitung durch Europol
werden wir im Ratsbeschluss die ganz eindeutige Rege-
lung haben, dass Daten, von denen noch nicht klar ist, ob
sie für die Aufgabenerfüllung von Europol relevant sind,
weder im Informationssystem noch in den Analysear-
beitsdateien gespeichert werden dürfen. Auch die Frage,
wie lange die Speicherung von Daten erforderlich ist, hat
im Entwurf des Ratsbeschlusses Berücksichtigung ge-
funden: Analysedateien dürfen danach nicht länger als
drei Jahre gespeichert werden.
Schließlich wird auch das Recht auf Auskunft im
Ratsbeschluss verankert sein. Die Möglichkeit, Aus-
kunftsersuche abzulehnen, wird nur bestehen, wenn die
Tätigkeit von Europol, nationale Ermittlungen, die öf-
fentliche Sicherheit und Ordnung oder Rechte Dritter ge-
fährdet würden. Darüber hinaus wird jede Person das
Recht haben, die Gemeinsame Kontrollinstanz anzuru-
fen, um eine eventuelle Speicherung und Verarbeitung
ihrer Daten überprüfen zu lassen. Für den Fall, dass ge-
speicherte Daten nicht korrekt sind oder Daten unrecht-
mäßig gespeichert wurden, wird ein Anspruch auf Be-
richtigung bzw. Löschung existieren.
Ohne dass ich die einzelnen datenschutzrechtlichen
Mechanismen noch weiter ausbreiten möchte, lässt sich
doch mit Fug und Recht sagen, dass die Balance zwi-
schen dem operativ notwendigen Austausch von Infor-
mationen und dem Recht des Einzelnen auf Schutz sei-
ner persönlichen Daten sehr gut gewahrt ist.
Doch lassen Sie mich, bevor ich zum Ende komme,
noch einige Worte über die demokratische Kontrolle Eu-
ropols verlieren: Wie ich schon vorhin erwähnt hatte, ist
das Europäische Parlament bereits eingebunden, wenn
darüber zu entscheiden ist, mit welchen Drittstaaten und
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Drittstellen Europol Kooperationsabkommen soll ab-
schließen können.
Darüber hinaus wurde in den Entwurf des Europol-
Ratsbeschlusses eine Bestimmung aufgenommen, wo-
Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben
mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions-
dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be-
ratung abgesehen hat.
nach der Europol-Verwaltungsrat innerhalb von vier Jah-
ren nach Inkrafttreten des Ratsbeschlusses sowie danach
in einem regelmäßigen Rhythmus eine externe Evaluie-
rung der Tätigkeit Europols in Auftrag geben muss. Der
Evaluierungsbericht muss dann der Kommission, dem
Rat sowie dem Europäischen Parlament vorgelegt wer-
den.
Lassen Sie mich zusammenfassen: Die operative Stär-
kung Europols ist angesichts der aktuellen Herausforde-
rungen notwendig. Die gebotenen rechtsstaatlichen Ab-
sicherungen und die demokratische Kontrolle Europols
wurden dabei berücksichtigt. Wenn daher an die Bundes-
regierung die Aufforderung gerichtet werden soll, zur
rechtsstaatlichen Verbesserung von Europol beizutragen,
so möchte ich dem entgegnen: Bei der Abwägung von
operativen Belangen und rechtlichem Schutz haben wir
bereits das Optimum erreicht.
Anlage 3
Amtliche Mitteilungen
Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit-
geteilt, dass sie die Anträge Für mehr Klimaschutz im
Verkehr – Kfz-Steuer auf CO2-Ausstoß umstellen auf
Drucksache 16/4431 und
Das deutsche Filmerbe sichern auf Drucksache 16/8215
zurückzieht.
Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben
mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2
der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den
nachstehenden Vorlagen absieht:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
Straßenbaubericht 2006
– Drucksache 16/3984 –
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
Straßenbaubericht 2007
– Drucksache 16/7394 –
Ausschuss für Bildung, Forschung und Technik-
folgenabschätzung
– Unterrichtung durch die Bundesregierung
Aufstieg durch Bildung – Qualifizierungsinitiative
der Bundesregierung
– Drucksache 16/7750 –
Auswärtiger Ausschuss
Drucksache 16/7393 Nr. A.26
Ratsdokument 13036/07
Drucksache 16/7817 Nr. A.21
Ratsdokument 15616/07
Innenausschuss
Drucksache 16/7223 Nr. A.7
Ratsdokument 14094/07
Drucksache 16/7905 Nr. A.15
Ratsdokument 16611/07
Finanzausschuss
Drucksache 16/7817 Nr. A.16
Ratsdokument 15672/07
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Drucksache 16/7817 Nr. A.31
Ratsdokument 16256/07
Drucksache 16/7905 Nr. A.7
Ratsdokument 16466/07
Drucksache 16/7905 Nr. A.8
Ratsdokument 16476/07
Drucksache 16/8135 Nr. A.3
Ratsdokument 16782/07
Drucksache 16/8135 Nr. A.4
Ratsdokument 16783/07
Drucksache 16/8135 Nr. A.5
Ratsdokument 16784/07
Drucksache 16/8135 Nr. A.6
Ratsdokument 16785/07
Drucksache 16/8135 Nr. A.30
Ratsdokument 5310/08
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Drucksache 16/7393 Nr. A.6
EuB-EP 1573; P6_TA-PROV(2007)0423
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit
Drucksache 16/6389 Nr. I.42
Ratsdokument 11497/07
Drucksache 16/7223 Nr. A.8
Ratsdokument 14110/07
Drucksache 16/7393 Nr. A.17
Ratsdokument 14235/07
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Drucksache 16/8135 Nr. A.41
EuB-EP 1630; P6_TA-PROV(2008)0577
152. Sitzung
Berlin, Freitag, den 14. März 2008
Inhalt:
Redetext
Anlagen zum Stenografischen Bericht
Anlage 1
Anlage 2
Anlage 3