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    Plenarprotokoll 16/139 Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Martin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg-Otto Spiller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bundesrat eingebrachten Entwurfs ei- nes … Gesetzes zur Änderung des Steuerberatungsgesetzes (Drucksachen 16/7250, 16/7867) . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Christine Scheel, Kerstin Andreae, Dr. Gerhard Schick, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Steuerberatung zukunftsfähig machen (Drucksachen 16/1886, 16/7867) . . . . . . . Nicolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . 14600 D 14602 C 14603 A 14605 D 14608 D 14611 D 14614 A 14615 A 14616 A 14621 C 14621 C 14621 D 14622 C Deutscher B Stenografisc 139. Si Berlin, Donnerstag, d I n h a Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Peter Struck . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung des Tagesordnungspunktes 11 . . . Tagesordnungspunkt 3: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahreswirtschaftsbericht 2008 der Bundes- regierung – Kurs halten (Drucksache 16/7845) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Glos, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14597 A 14597 B 14597 D 14598 A 14598 B Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14616 C 14619 A undestag her Bericht tzung en 24. Januar 2008 l t : Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 6: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Achten Gesetzes zur Än- derung des Steuerberatungsgesetzes (Drucksachen 16/7077, 16/7485, 16/7867) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des vom 14619 D 14620 C 14621 A 14621 C Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 14623 D 14625 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. Januar 2008 Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lydia Westrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des InVeKoS-Daten-Gesetzes und des Direktzahlungen-Verpflichtungengeset- zes (Drucksache 16/7827) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Maßnahmen zur Förderung der Kulturarbeit gemäß § 96 Bundesver- triebenengesetz in den Jahren 2003 und 2004 (Drucksache 15/5952) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Straßenbaubericht 2006 (Drucksache 16/3984) . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 2: a) Antrag der Abgeordneten Uwe Barth, Cornelia Pieper, Patrick Meinhardt, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Universitäre Exzellenz sichern – Exklusivität des Promotionsrechts wah- ren (Drucksache 16/7842) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Grietje Bettin, Dr. Harald Terpe, Ekin Deligöz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Medienabhän- gigkeit bekämpfen – Medienkompetenz stärken (Drucksache 16/7836) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des Grundstoffüberwachungsrechts (Drucksachen 16/7414, 16/7828) . . . . . . . b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung seever- 14626 C 14627 B 14628 D 14628 D 14629 A 14629 A 14629 A 14629 B kehrsrechtlicher, verkehrsrechtlicher und anderer Vorschriften mit Bezug zum Seerecht (Drucksachen 16/7415, 16/7843) . . . . . . . c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Betriebsprämiendurchführungsge- setzes (Drucksachen 16/7685, 16/7846) . . . . . . . d) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Kultur und Medien zu dem Antrag der Abgeordneten Grietje Bettin, Ekin Deligöz, Kai Gehring, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Den kos- tenfreien Empfang von Rundfunk via Satellit sicherstellen (Drucksachen 16/3545, 16/7346) . . . . . . . e) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Erhal- tung der Weinbaukultur durch ver- nünftige Reform der EU-Weinmarkt- ordnung (Drucksachen 16/6959, 16/7568) . . . . . . . f) Beschlussempfehlung des Rechtsaus- schusses: Übersicht 9 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfas- sungsgericht (Drucksache 16/7770) . . . . . . . . . . . . . . . g) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Uwe Barth, Patrick Meinhardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Das Internationale Polarjahr 2007/2008 und Konsequenzen für eine deutsche Beteiligung (Drucksachen 16/4454, 16/7854) . . . . . . . h)–o) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 337, 338, 339, 340, 341, 342, 343 und 344 zu Peti- tionen (Drucksachen 16/7755, 16/7756, 16/7757, 16/7758, 16/7759, 16/7760, 16/7761, 16/7762) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14629 C 14630 A 14630 B 14630 C 14630 C 14630 D 14631 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. Januar 2008 III Zusatztagesordnungspunkt 3: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion DIE LINKE: Aufgaben von Bundeswehr- kampftruppen als Quick Reaction Forces in Afghanistan Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Schmidbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Hans Raidel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Kinder- armut bekämpfen – Kinderzuschlag aus- bauen (Drucksache 16/6430) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14631 D 14633 B 14634 C 14635 D 14636 D 14638 A 14639 D 14641 A 14642 B 14642 D 14644 C 14645 C 14646 C 14647 B 14647 C 14649 C 14650 B 14651 D 14652 D 14654 C 14654 D 14655 A 14657 A 14658 C Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 7: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wahl- und Abgeordnetenrechts (Drucksachen 16/7461, 16/7814) . . . . – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Änderung des Bun- deswahlgesetzes (Drucksachen 16/1036, 16/7814) . . . . b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Achtzehn- ten Gesetzes zur Änderung des Bundes- wahlgesetzes (Drucksachen 16/7462, 16/7815) . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Dr. Gesine Lötzsch, Petra Pau, Ulla Jelpke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wahlmani- pulationen wirksam verhindern (Drucksachen 16/5810, 16/7816) . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Fahr- lehrergesetzes (Drucksachen 16/7080, 16/7417, 16/7819) . . 14659 C 14660 C 14662 A 14663 A 14663 A 14663 A 14663 B 14663 C 14665 B 14666 C 14667 B 14668 A 14668 C 14669 C 14671 A IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. Januar 2008 Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidi Wright (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Brigitte Pothmer, Markus Kurth, Kerstin Andreae, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Gegen Armut trotz Arbeit – Strategie zur Stärkung geringer Einkom- men (Drucksache 16/7751) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Stöckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Kontopfändungsschutzes (Drucksache 16/7615) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mechthild Dyckmans (FDP) . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Manzewski (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 10: Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abgeord- 14671 A 14671 D 14672 D 14674 B 14674 D 14675 D 14676 D 14677 A 14678 A 14680 A 14681 C 14683 B 14684 C 14684 C 14685 C 14686 C 14688 A 14688 D 14689 D neten Frank Schäffler, Martin Zeil, Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Konsequenzen aus dem Ent- schädigungsfall Phoenix Kapitaldienst GmbH (Drucksachen 16/5786, 16/7645) . . . . . . . . . . Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . Frank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 15: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vierter Bericht über die Entwicklung der Pflegeversicherung (Drucksache 16/7772) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Willi Zylajew (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Willi Zylajew (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Klaus Ernst, Dr. Lothar Bisky, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Ar- beit familienfreundlich gestalten – Verein- barkeit von Familie und Beruf für Mütter und Väter lebbar machen (Drucksache 16/7482) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Eva Möllring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Helga Lopez (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dieter Steinecke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 14690 D 14691 A 14692 C 14693 B 14695 B 14696 A 14697 A 14697 B 14698 D 14700 A 14701 C 14702 C 14702 D 14704 A 14704 A 14705 B 14706 D 14708 A 14708 D 14710 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. Januar 2008 V Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Renate Künast, Bärbel Höhn, Cornelia Behm, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Den Klimawandel wirksam durch Urwaldschutz bekämpfen – Agrar- überschüsse in den Erhalt der Urwälder in- vestieren (Drucksache 16/7710) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cajus Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Heinz Schmitt (Landau) (SPD) . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 16: Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Elke Hoff, Dr. Rainer Stinner, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Tren- nungsübernachtungsgeld während Aus- landseinsatz weiterzahlen (Drucksache 16/7002) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 17: Antrag der Abgeordneten Markus Kurth, Kerstin Andreae, Birgitt Bender, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen weiterent- wickeln (Drucksache 16/7748) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubert Hüppe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silvia Schmidt (Eisleben) (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14711 A 14711 A 14712 B 14713 C 14714 C 14715 B 14716 B 14717 A 14717 B 14717 C 14718 D 14719 A 14720 C 14721 D 14723 D 14724 A Tagesordnungspunkt 18: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Marieluise Beck (Bre- men), Volker Beck (Köln), Birgitt Bender, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die EU- Zentralasienstrategie mit Leben füllen (Drucksachen 16/4852, 16/5674) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe zu dem Antrag der Abge- ordneten Volker Beck (Köln), Birgitt Bender, Dr. Uschi Eid, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Menschenrechte in Zentrala- sien stärken (Drucksachen 16/2976, 16/5588) . . . . . . . Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . . . Hedi Wegener (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 339 zu Petitionen (Tagesordnungspunkt 25 j) . . . Anlage 3 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Achtzehnten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Ta- gesordnungspunkt 7 b) Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14724 D 14725 A 14725 B 14726 A 14727 B 14729 A 14729 D 14730 C 14731 C 14733 A 14733 D 14734 A 14734 A VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. Januar 2008 Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Ackermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Trennungsübernachtungsgeld während Auslandseinsatz weiterzahlen (Ta- gesordnungspunkt 16) Robert Hochbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Rolf Kramer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Anträge: – Die EU-Zentralasienstrategie mit Leben füllen – Menschenrechte in Zentralasien stärken (Tagesordnungspunkt 18 a und b) Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 14734 B 14734 C 14734 D 14735 C 14736 B 14737 A 14737 B 14737 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. Januar 2008 14597 (A) (C) (B) (D) 139. Si Berlin, Donnerstag, d Beginn: 9
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    (B) (D) Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. Januar 2008 14733 (A) (C) (B) (D) Ich erkläre im Namen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, dass unser Votum „Ja“ lautet.Lehn, Waltraud SPD 24.01.2008 NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 339 zu Petitionen (Tagesord- nungspunkt 25 j, Drucksache 16/7757) Henrich Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.01.2008 Anlage 1 Liste der entschuldi Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barnett, Doris SPD 24.01.2008* Bartsch, Dietmar DIE LINKE 24.01.2008 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 24.01.2008 Bodewig, Kurt SPD 24.01.2008 Brüning, Monika CDU/CSU 24.01.2008 Caspers-Merk, Marion SPD 24.01.2008 Dr. Dehm, Diether DIE LINKE 24.01.2008 Deittert, Hubert CDU/CSU 24.01.2008* Duin, Garrelt SPD 24.01.2008 Ernst, Klaus DIE LINKE 24.01.2008 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 24.01.2008* Gröhe, Hermann CDU/CSU 24.01.2008 Heynemann, Bernd CDU/CSU 24.01.2008 Hinz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.01.2008 Höfer, Gerd SPD 24.01.2008* Hörster, Joachim CDU/CSU 24.01.2008* Dr. h. c. Kastner, Susanne SPD 24.01.2008 Kauder, Volker CDU/CSU 24.01.2008 Dr. Keskin, Hakki DIE LINKE 24.01.2008* Knoche, Monika DIE LINKE 24.01.2008 Krummacher, Johann- CDU/CSU 24.01.2008 Anlagen zum Stenografischen Bericht gten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜND- Lintner, Eduard CDU/CSU 24.01.2008* Lips, Patricia CDU/CSU 24.01.2008 Mücke, Jan FDP 24.01.2008 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.01.2008 Poß, Joachim SPD 24.01.2008 Roth (Heringen), Michael SPD 24.01.2008 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 24.01.2008 Schily, Otto SPD 24.01.2008 Dr. Solms, Hermann Otto FDP 24.01.2008 Strothmann, Lena CDU/CSU 24.01.2008 Teuchner, Jella SPD 24.01.2008 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.01.2008 Ulrich, Alexander DIE LINKE 24.01.2008* Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 24.01.2008 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 24.01.2008* Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 14734 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. Januar 2008 (A) (C) (B) (D) Anlage 3 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Acht- zehnten Gesetzes zur Änderung des Bundes- wahlgesetzes (Tagesordnungspunkt 7b) Bernd Scheelen (SPD): Der ehemalige Bundestags- wahlkreis Krefeld wurde vor zehn Jahren zerteilt, und dabei bleibt es mit dem heutigen Beschluss. Die Ent- scheidung vom 13. Februar 1998 wird nicht revidiert. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass eine Groß- stadt mit 240 000 Einwohnern einen eigenständigen Bundestagswahlkreis bilden sollte. Dennoch stimme ich dem heutigen Gesetzentwurf zu, weil sich zurzeit keine Mehrheit für die Wiederherstellung des Wahlkreises Krefeld findet. Otto Fricke (FDP): Durch das nun beschlossene Ge- setz bleibt die künstliche „bundespolitische“ Teilung der Stadt Krefeld zementiert. In keinem der beiden Wahlkreise haben die Wähler der Stadt Krefeld eine Mehrheit. Damit bleibt eine Groß- stadt mit circa 240 000 Einwohnern zerschlagen und ei- nes wesentlichen Teils ihres bundespolitischen Einflus- ses beraubt. Die Teilung ist politisch unverantwortlich. Für die FDP, die gegenwärtig nicht in Verdacht steht, ei- nen selb^stständigen Krefelder Wahlkreis oder einen der beiden leider auch zukünftig weiter existierenden Wahl- kreise direkt zu holen, ist es deutlich erkennbar, dass man damit den Bürgern einer Stadt politische Identifika- tion nimmt. Denn trotz des Engagements meiner Kolle- gen, die von SPD bzw. CDU in den jeweiligen Wahlkrei- sen direkt gewählt worden sind, sind diese dennoch keine Krefelder Bürger. Krefelder sind vielmehr der Kol- lege der SPD Bernd Scheelen und ich, welche über die Landesliste eingezogen sind. Da die Bürger in Krefeld nach dieser Entscheidung auch weiterhin in der Regel keinen „echten“ Krefelder Kandidaten mehr mit der Erststimme wählen können, wird der Unterschied zwischen Erst- und Zweitstimme marginalisiert. Die Krefelder Bürger haben nur noch ei- nen mittelbaren Einfluss per Erststimme, und dies könnte zu Politikverdrossenheit führen, da nun sowohl für die Erst- als auch für die Zweitstimmen überwiegend die Aufstellungen der Parteien ausschlaggebend sind. Ich habe den Wählern in Krefeld im Wahlkampf zu den Bundestagswahlen 2002 und 2005 versprochen, mich für einen einheitlichen Wahlkreis Krefeld einzuset- zen; da Versprechen eingehalten werden müssen, kann ich dem Gesetzentwurf, den ich im Übrigen unterstütze, nicht zustimmen, sondern enthalte mich der Stimme. Ina Lenke (FDP): Ich stimme dem Tagesordnungs- punkt 7, Drucksache 16/7462, dem Gesetzentwurf der Großen Koalition nicht zu. Erstens. Das Gesetz wurde nicht, wie früher üblich, nach gemeinsamen Berichterstattergesprächen unter Be- teiligung aller Fraktionen ins parlamentarische Verfah- ren gegeben. Zweitens. 2002 wurde der Landkreis Rotenburg mit dem Landkreis Verden zum Bundestagswahlkreis Roten- burg/Verden zusammengelegt. 2009 wird der Landkreis Rotenburg wieder durch Neuordnung belastet. Zudem beinhaltet der Landkreis Rotenburg nun zwei Bundestagswahlkreise. Dieses behindert die Identifizierung der Bürger und Bürgerinnen mit ihren Abgeordneten. Jens Ackermann (FDP): Ich stimme dem durch die Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurf eines Achtzehnten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes, Drucksachen 16/7462, 16/7815, nicht zu. Begründung: Erstens. Das Gesetz wurde nicht, wie früher üblich, nach gemeinsamen Berichterstattergesprä- chen unter Beteiligung aller Fraktionen in das parlamen- tarische Verfahren gegeben. Zweitens. Der Wahlkreis 68, Börde-Jerichower Land, in Sachsen-Anhalt, reicht von der Landesgrenze zu Nie- dersachsen bis zur Landesgrenze Brandenburgs. Bei ei- ner so großen Fläche kommt es zu einer Ungleichbe- handlung der Kandidaten im Vergleich zu denen, die sich in flächenmäßig kleineren Wahlkreisen um ein Mandat bemühen. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Trennungsüber- nachtungsgeld während Auslandseinsatz wei- terzahlen (Tagesordnungspunkt 16) Robert Hochbaum (CDU/CSU): Der bedeutende englische Dichter und Dramatiker William Shakespeare hat einmal gesagt: „Besser drei Stunden zu früh als eine Minute zu spät.“ An die Damen und Herren von der FDP gerichtet: Es scheint mir, als wenn Sie sich diesen klugen Ausspruch bei der Formulierung Ihres Antrages zu eigen machten. Leider ist es aber nicht im positiven Sinne zu sehen. Ich gehe sicherlich mit Ihrem Ansinnen einig, muss Ihnen aber mitteilen, dass Sie hier eine Minute zu spät gehan- delt haben. Bereits am 5. September letzten Jahres, genau zwei Monate vor Herausgabe Ihres Antrages, hat das Verteidi- gungsministerium unter Leitung von Bundesminister Jung sich dem Thema angenommen und die Weiterzah- lung des Trennungsübernachtungsgeldes während der Auslandsverwendung unserer Soldatinnen und Soldaten gegenüber dem zuständigen Bundesinnenministerium gefordert. Dies befindet sich derzeit in der Prüfung, und wir erwarten zeitnah ein Ergebnis, um dann in die parla- mentarische Beratung zu gehen. Zentral ist also hier die Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. Januar 2008 14735 (A) (C) (B) (D) Aussage: Wir haben das bereits lange erkannt, wir sind dran, und Ihr Antrag kommt leider zu spät. Was steckt nun hinter unserer Forderung, und warum sehen wir es als notwendig an, bei diesem Thema zu handeln? Knapp 7 000 deutsche Soldatinnen und Solda- ten beteiligen sich gegenwärtig für die Sicherheit Deutschlands in Auslandseinsätzen der Bundeswehr an den verschiedensten Orten der Welt. Der Großteil davon befindet sich in unsicheren, gar gefährlichen Gebieten, wie zum Beispiel in Afghanistan und im Kosovo. Diese 7 000 Soldatinnen und Soldaten nehmen zum Schutz Deutschlands und seiner Bürgerinnen und Bürger tagtäg- lich große Gefahren und Belastungen auf sich. Sie setzen ihr Leben aufs Spiel, um für uns in Deutschland ein Le- ben in Frieden und Sicherheit zu gewähren. Aus diesem Grund ist es unsere Verantwortung, ihnen nicht nur am Einsatzort, sondern auch zu Haus am Dienstort, Rah- menbedingungen zu schaffen, die keine zusätzliche Be- lastungen darstellen und die ihnen das Wissen geben, sich im Einsatz auf ihren Auftrag konzentrieren zu kön- nen. Die Bundeswehr wird heute von den internationalen Einsätzen geprägt. Die Struktur unserer Streitkräfte wird zudem konsequent auf Einsätze ausgerichtet. Um den besonderen Bedingungen der Auslandseinsätze weiter gerecht zu werden, sieht das Verteidigungsministerium Handlungsbedarf bei der sogenannten Trennungsgeld- verordnung. Warum ist dies so? Wie ist der aktuelle Stand? Tren- nungsgeldempfängern werden derzeit nach § 3 Tren- nungsgeldverordnung die notwendigen nachgewiesenen Kosten der Unterkunft als Trennungsübernachtungsgeld erstattet. Ändert sich der neue Dienstort, wie es bei Kommandierungen zum Auslandseinsatz in der Regel der Fall ist, werden für längstens drei Monate diese Kos- ten für das Beibehalten der Unterkunft erstattet. Da die Auslandseinsätze unserer Soldatinnen und Soldaten übli- cherweise vier Monate andauern, besteht hier eine Lü- cke, die es gilt zu schließen. Leider ist zu konstatieren, dass seitens der Judikative kein klares Dafürhalten in Bezug auf die Auslandsver- wendung ausgesprochen wurde. Die Rechtsprechung hat die Weitergewährung von Trennungsübernachtungsgeld bei einer dienstlich veranlassten Abwesenheit von mehr als drei Monaten abgelehnt. Jedoch wurde in diesem Zu- sammenhang festgestellt, dass eine Kündigung der Unterkunft als unzumutbar angesehen werden kann, nämlich dann, wenn feststeht, dass der Trennungsgeld- berechtigte schon kurze Zeit nach Ablauf der Kündi- gungsfrist an den Dienstort zurückkehrt und dann län- gere Zeit benötigt, um eine neue Unterkunft anzumieten. Zwar ist es schon bisher in Einzelfällen möglich, die not- wendigen Kosten für das Beibehalten der Unterkunft zu erstatten, wenn durch kurzfristige Ein- und Ausplanun- gen keine Möglichkeit mehr besteht, die Unterkunft rechtzeitig zu kündigen. Es ist jedoch eine generelle Re- gelung notwendig, die nicht von Einzelfällen und Aus- nahmen lebt. Unsere Fraktion hat gemeinsam mit dem Bundesverteidigungsministerium erkannt, dass dieser Situation Rechnung zu tragen ist. Die Forderung des BMVgs gegenüber dem Innenministerium sieht vor, den noch bestehenden Dreimonatszeitraum auf ein Jahr zu verlängern. Die CDU/CSU-Fraktion schließt sich die- sem Vorschlag an. Unsere Soldatinnen und Soldaten brauchen einen freien Rücken zu Hause, um sich im Ein- satz ihrem Auftrag stellen zu können. Ich denke, der Antrag der FDP geht sicherlich in die richtige Richtung. Nur wird er durch unsere bereits be- gonnenen Aktivitäten obsolet. Ich bitte jedoch die Da- men und Herren der FDP – und da vor allem die Mitglie- der im Innenausschuss –, sich bei der parlamentarischen Beratung nicht querzustellen und unsere Änderungen in der Trennungsgeldverordnung mitzutragen – für unsere Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Wir empfehlen Überweisung an die Ausschüsse und bitten um Ihre Zu- stimmung. Rolf Kramer (SPD): Beim ersten Lesen des Antrages der FDP hatte ich so etwas wie ein Déjà-vu-Erlebnis. Die FDP entdeckt mal wieder ihre soziale Ader im Bereich der Bundeswehr. So weit, so gut – oder so schlecht –, denn in diesem Fall muss man sich den Antrag mal etwas genauer anschauen. Die FDP fordert in ihrem Antrag die Vorlage eines Gesetzentwurfes, um trennungsgeldberechtigten Solda- tinnen und Soldaten mit Wohnung am Dienstort das Trennungsübernachtungsgeld für die gesamte Dauer ei- nes Auslandseinsatzes zahlen zu können. Die gültige Trennungsgeldverordnung sieht die Zahlung von Tren- nungsübernachtungsgeld für höchstens drei Monate vor, Auslandseinsätze dauerten in der Regel aber vier Mo- nate. Damit bestände, so der Antrag der FDP, faktisch ein Kündigungszwang für die Wohnung, um zusätzliche Kosten für diese Soldatinnen und Soldaten zu vermei- den. Dieser Zustand sei nicht weiter hinnehmbar. Als Begründung für diesen Antrag wird auf ein Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Bautzen aus dem Jahre 2003 (sic!) hingewiesen. In einer Bemerkung der Ur- teilsbegründung stellte das Gericht fest: „Ob die Kündigung einer unentgeltlichen Unter- kunft … zumutbar ist, hängt von den Umständen des Einzelfalls ab, insbesondere von der Dauer der Zwischenverwendung. Eine Kündigung wird etwa dann als unzumutbar angesehen, wenn feststeht, dass der Trennungsgeldberechtigte schon kurze Zeit nach Ablauf der Kündigungsfrist an den Dienstort zurückkehren und er dann längere Zeit benötigen wird, um eine Unterkunft anzumieten.“ Aus meiner Sicht stellt sich aber die Frage, ob dieser Hinweis des OVG für die Notwendigkeit einer grundsätz- lichen Veränderung herhalten kann. Der zitierte Hinweis des Gerichts macht deutlich, dass die in der Trennungs- geldverordnung festgelegte Zumutbarkeitsregelung eine Einzelfallentscheidung auch zugunsten der Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz möglich macht. Zudem muss hinterfragt werden, wie viele Betroffene es über- haupt gibt. Es geht ja in erster Linie um Soldatinnen und Soldaten, die an ihrem Dienstort eine Zweitwohnung un- 14736 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. Januar 2008 (A) (C) (B) (D) terhalten und von dort zum Auslandseinsatz abkomman- diert worden sind. Wenn ich mir den vom OVG verhandelten Fall an- schaue, der ja für den klagenden Soldaten in zweiter In- stanz negativ ausfiel, so kann ich daraus keinen konkreten Änderungsbedarf erkennen. Auch er stand vor einem vier- monatigen Auslandseinsatz. Der Kläger hatte die Wahl, entweder seine Wohnung zu behalten und die in der Zeit nach der mietvertraglichen Kündigungsfrist bis zum Ende des Auslandseinsatzes anfallenden Mietkosten selber zu tragen. Damit hätte er sich die mit der Kündigung, der Räumung und der Suche einer neuer Wohnung verbunde- nen Erschwernisse ersparen können. Oder er hätte diese Erschwernisse hingenommen und hätte stattdessen keine Mietkosten zu tragen gehabt, die nicht in Form von Tren- nungsübernachtungsgeld ersetzt werden. Dazu kam, dass im letzteren Fall die Bundeswehr dem Soldaten bei seiner Rückkehr aus dem Auslandseinsatz eine unentgeltliche Unterkunft zur Verfügung gestellt hätte. Bei allen sicher- lich vorhandenen Erschwernissen für den Soldaten: Von einer Unzumutbarkeit kann hier dann keine Rede sein. Die Wahl war eine persönliche Entscheidung des Solda- ten. Und zu diesem Ergebnis kam auch das Oberverwal- tungsgericht. Und abschließend stellte es in seinem Urteil fest: „Das Trennungsgeldrecht hat nicht die Funktion, dass der Dienstherr nach Ablauf der Kündigungs- frist die Miete für eine vom Beamten oder Soldaten nicht genutzte Wohnung weiterzahlt, nur um dem Beamten oder Soldaten Unannehmlichkeiten oder Erschwernisse zu ersparen“. Vor diesem Hintergrund ist auch der Antrag der FDP zu bewerten. Die große Mehrheit in diesem Hause weiß es zu würdigen, was unsere Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz leisten. Und es ist durchaus legitim, zu fordern, die Umstände für den Auslandseinsatz für jede Soldatin, jeden Soldaten so angenehm wie möglich zu ge- stalten. Aber lassen Sie uns diese Thematik im Verteidi- gungsausschuss in Hinblick darauf beraten, ob für die ein- zelnen Betroffenen nicht eine Regelung im Rahmen der Trennungsgeldverordnung zwischen den beiden Häusern BMI und BMVg gefunden werden kann. Birgit Homburger (FDP): Im März 1960 wurden erstmals Bundeswehrsoldaten im Ausland eingesetzt, zur Linderung der Auswirkungen einer Naturkatastro- phe. In den darauffolgenden 30 Jahren folgte eine Viel- zahl von Missionen zur humanitären und zur Katastro- phenhilfe; die größte von ihnen war der Sanitätseinsatz in Kambodscha. Seit nunmehr gut eineinhalb Jahrzehnten engagieren sich deutsche Soldatinnen und Soldaten zusätzlich welt- weit für die Erhaltung bzw. Wiederherstellung von Frie- den und Stabilität. Aktuell sind knapp 7 000 von ihnen im Einsatz, und zwar in Dschibuti und am Horn von Afrika, auf Zypern und im Mittelmeer, im Sudan, in Äthiopien, im Kosovo, in Bosnien-Herzegowina, Geor- gien, Usbekistan und, last but not least, in Afghanistan. Viele Milliarden Euro haben diese Einsätze der Bun- deswehr gekostet, sei es für den Transport, für die Aus- rüstung, für Hilfs- und Unterstützungsleistungen oder auch für die zusätzliche Ausbildung unserer Soldatinnen und Soldaten sowie für deren Unterbringung im Einsatz- gebiet. Viel wird den Bundeswehrangehörigen abverlangt, viele Entbehrungen werden ihnen aufgebürdet. Nicht nur sie selbst sind davon betroffen, sondern auch ihre Freun- dinnen und Freunde, ihre Frauen, Männer und Kinder. Ohne Zweifel, der Soldatenberuf ist nicht ein Beruf wie jeder andere. Die Soldatinnen und Soldaten, die diesen Beruf gewählt haben, wussten das vorher. Dennoch hat der Dienstherr, der Bundesminister der Verteidigung, die selbstverständliche Pflicht, die Härten, Erschwernisse und widrigen Umstände, die der Soldatenberuf mit sich bringt, durch eine besondere Fürsorge wenigstens zu mildern. Diese Pflicht scheint bisweilen vernachlässigt zu wer- den! Ich erinnere an die unterschiedliche Besoldung in Ost und West über fast zwei Jahrzehnte; ich erinnere an die völlig indiskutable Eingangsbesoldung bei den Zeit- soldaten; ich erinnere an die Kürzung des Weihnachts- geldes, kurz: an die realen Einkommensverluste der Sol- datinnen und Soldaten. Es passt nicht zusammen. Auf der einen Seite wird den Bundeswehrangehörigen mehr und mehr abverlangt, auf der anderen Seite wird ihnen aber mehr und mehr ge- nommen. Dieser Zustand muss schnellstens beendet werden. In diesem Zusammenhang ist die Weigerung des Dienstherrn, trennungsgeldberechtigten Soldatinnen und Soldaten mit einer Wohnung am Dienstort in Deutsch- land das Trennungsübernachtungsgeld während deren Auslandseinsatz über drei Monate hinaus zu zahlen, ein Skandal. Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehr-Verban- des hat in einem Schreiben an das Bundesministerium der Verteidigung vor einem halben Jahr dringend darum gebeten, diesen Missstand auf dem Erlasswege zu behe- ben, da das Bundesministerium des Innern eine Anpas- sung der Trennungsgeldverordnung offenbar nicht mit- tragen will. Hierzu ist anzumerken, dass lediglich eine Sonderegelung für den Personenkreis nötig ist, der im Auftrag der Bundesregierung an Einsätzen im Ausland teilnimmt. Völlig unverständlich ist mir die Aussage des Bun- desministeriums der Verteidigung im Antwortschreiben an den Bundeswehr-Verband: „Die einschlägigen Vor- schriften der Trennungsgeldverordnung lassen dieses leider nicht zu, was auch durch die Rechtsprechung be- stätigt wird.“ Wer kann die einschlägigen Vorschriften der Trennungsgeldverordnung denn ändern? Doch wohl die Bundesregierung selbst! Wer denn sonst? Wo aber ist das Bekunden des Bundesministers der Verteidigung, seinen betroffenen Soldatinnen und Solda- ten zu helfen? Seit Jahren währt dieser ungerechte und unhaltbare Zustand. Was geschieht? Nichts! Die Bundes- regierung und die sie tragenden Bundestagsfraktionen Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. Januar 2008 14737 (A) (C) (B) (D) von CDU/CSU und SPD ergehen sich stattdessen in bü- rokratischer und krämerischer Kleinkariertheit. Von einer Fürsorgepflicht des Bundesministers der Verteidigung und der Bundeskanzlerin kann hier nun wahrlich nicht die Rede sein. Deshalb kann ich allen Mitgliedern des Hohen Hauses nur empfehlen, dem vor- liegenden Antrag der FDP-Fraktion zuzustimmen, um den Missstand beim Trennungsübernachtungsgeld zu be- enden. Paul Schäfer (DIE LINKE): Die Initiative der FDP ist zu begrüßen. Die Fraktion Die Linke unterstützt es, dass die Auszahlung des Trennungsübernachtungsgeldes für Soldaten, die an ihrem Dienstort wohnen, an die tat- sächliche Dauer des Auslandseinsatzes angeglichen wird. Es ist schon nicht untypisch, dass die Regierung emsig bemüht ist, wenn es um die militärische Einsatz- bereitschaft der Truppe für die Militärintervention in al- ler Welt geht, aber der Eifer bei der Regelung der sozia- len Folgeprobleme stark nachlässt. Die viermonatige Stehzeit bei den Einsätzen ist seit langem die Regel, aber die Anpassung des Trennungsübernachtungsgelds lässt bis heute auf sich warten. Manche Soldatinnen und Sol- daten sind dadurch in die schwierige Lage geraten, ihre Wohnung kündigen zu müssen – um Extrakosten zu ver- meiden. Das ist nicht akzeptabel. Unbeschadet unserer Kritik an den Auslandseinsätzen bestehen wir darauf, dass diese Politik nicht zulasten der Soldatinnen und Soldaten geht. Die Regierung ist jetzt am Zuge und sie sollte sich mit einem Gesetzentwurf nicht allzu lange Zeit lassen, damit an dieser Stelle die Lage für die Be- troffenen rasch verbessert wird. Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Keine Frage, dass die Anforderungen an die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr durch die Auslandsein- sätze enorm gestiegen sind. Zugleich sind mit der Trans- formation der Bundeswehr eine Reihe von sozialen Be- lastungen für die Soldaten und Soldatinnen sowie ihre Familien verbunden, vor denen wir die Augen nicht ver- schließen dürfen. Deshalb haben wir Grünen in der Ver- gangenheit notwendige Regelungen zur Verbesserung der sozialen Rahmenbedingungen von Auslandseinsät- zen, wie das Personalanpassungsgesetz von 2001 oder das Einsatzweiterverwendungsgesetz aus dem vergange- nen Jahr, auch unterstützt. Mit dem Einsatzweiterver- wendungsgesetz wird eine längst überfällige gesetzliche Grundlage geschaffen, die im Auslandseinsatz verwun- deten Soldatinnen und Soldaten auf Zeit nun endlich ein Anrecht auf Weiterbeschäftigung garantiert. Das ist aus- drücklich zu begrüßen. Im Bereich der sozialen Rahmenbedingungen für Auslandseinsätze gibt es aber noch einiges, was dringend angegangen werden muss. Die Anpassung der Tren- nungsgeldverordnung, damit Soldaten und Soldatinnen für die gesamte Dauer des Auslandseinsatzes Trennungs- übernachtungsgeld erhalten, ist hierbei allerdings nur ein Aspekt. Mit der bisherigen Regelung, der zufolge Tren- nungsübernachtungsgeld während des Auslandseinsatzes nicht länger als drei Monate gewährt wird, wird die heu- tige Realität der Bundeswehr nur unzureichend berück- sichtigt. Es kann daher nicht verwundern, wenn auch im Petitionsausschuss die Regelungen des Trennungsgeldes bereits mehrfach thematisiert wurden. Entsprechend der derzeitigen Regelung müssten Soldaten und Soldatinnen ihre Zweitwohnung am Dienstort spätestens nach drei Monaten Auslandseinsatz kündigen, wenn sie die anfal- lenden Mietkosten nicht aus der eigenen Tasche zahlen wollen. Wenn sie nach der Rückkehr aus dem Einsatz au- ßerdem nicht auf dem Kasernengelände untergebracht werden wollen, müssen sie sich direkt nach dem Einsatz auf Wohnungssuche begeben – mit allen Unannehmlich- keiten und Nachteilen, die damit verbunden sind. Gerade nach der Rückkehr aus dem Einsatz sind aber besondere Anforderungen an Anpassung und Orientierung notwen- dig. Von vielen Soldaten und Soldatinnen wird daher die bisherige Regelung zu Recht als zusätzliche Belastung und Zumutung wahrgenommen. Hier muss Abhilfe ge- schaffen werden. Deshalb unterstützen wir ausdrücklich das Ansinnen, Trennungsübernachtungsgeld für die ge- samte Dauer des Einsatzes zu zahlen. Im Zusammenhang mit der Verbesserung der sozialen Rahmenbedingungen für Auslandseinsätze möchte ich noch einen anderen wichtigen Punkt ansprechen: Vor al- lem müssen wir endlich im Bereich posttraumatischer Belastungsstörungen vorankommen. Trotz der eindeutig verbesserten psychosozialen Betreuung, Begleitung und Beratung sowie dem Ausbau von Reintegrationsangebo- ten für Bundeswehrangehörige und ihre Familien steigt die Anzahl der Soldatinnen und Soldaten, die unter psy- chischen Problemen leiden, sukzessive an. Laut Truppen- psychologischem Dienst sind 1 600 Fälle für die Bundes- wehr bekannt, davon sind 600 Fälle posttraumatische Belastungsstörungen. Das ist beunruhigend und gehört endlich mehr auf die Tagesordnung. Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Anträge: – Die EU-Zentralasienstrategie mit Leben fül- len – Menschenrechte in Zentralasien stärken (Tagesordnungspunkt 18 a und b) Michael Leutert (DIE LINKE): Der hier zur Diskus- sion gestellte Antrag könnte damit abgetan werden, dass einer seiner Aktualitätsbezüge – die deutsche EU-Rats- präsidentschaft – inzwischen entwertet ist. Es dabei be- wenden zu lassen, würde der Thematik aber nicht ge- recht. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Zwei will ich hier nennen: Die EU konkurriert mit Russland, der VR China und den USA um die Ausbeutung der ökono- mischen Ressourcen in der Region Zentralasien; eine wichtige Ursache für die Konfliktträchtigkeit dieser Re- gion ist unter anderem darin zu sehen, dass sich aus öko- nomischen und ökologischen Gründen in dramatischer Weise inner- und zwischenstaatliche Konfliktpotenziale aufbauen. Das reicht vom Abschmelzen der Gletscher 14738 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 139. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 24. Januar 2008 (A) (C) (B) (D) über Sandstürme bis hin zur Bodendegradation mit ent- sprechenden gravierenden ökonomischen Folgen. (Da- rüber informiert jedenfalls eine kürzlich erschiene Studie, die vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltbedingungen herausgegeben wurde.) Die Europäische Union ist – schon aufgrund ökonomi- scher Interessen – auf staatliche Stabilität in der Region angewiesen. Die Gefahr besteht dann freilich darin, die Perspektive auf staatliche Stabilität ökonomistisch zu begrenzen: wirtschaftlich kooperieren kann man schließ- lich auch mit jedem Regime, solange es für die nötige Stabilität sorgt. Von daher begrüßen wir den vorliegen- den Antrag ausdrücklich. Ökonomische Kooperation mit den zentralasiatischen Staaten schön und gut – aber das Feld der Menschenrechtspolitik weitgehend der OSZE zu überlassen, widerspricht dem starken europäischen Interesse an der Region. Wer aufgrund ökonomischer In- teressen staatliche Stabilität will, der muss auch den Pri- mat rechtsstaatlicher und menschenrechtlicher Normen bei der Ausgestaltung der Staatlichkeit in den zentral- asiatischen Republiken wollen können. Dieses Thema muss im Zentrum der Dialogbemühungen und Abkom- men zwischen der EU und den zentralasiatischen Staaten stehen. Hier können wir der Grünen-Fraktion absolut zu- stimmen. Die EU und die Bundesregierung dagegen ver- halten sich gerade gegenüber Ländern wie Usbekistan entschieden zu leisetreterisch, gerade angesichts der äu- ßerst brutalen Protestniederschlagung in Andijon im Jahr 2005. Dazu habe ich mich hier schon mehrfach geäußert und würde es auch dabei bewenden lassen. 139. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 24. Januar 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Oskar Lafontaine


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Der Bundesminister für Wirtschaft, Herr Glos, hat
    gesagt, dass der Jahreswirtschaftsbericht unter der Über-
    schrift „Kurs halten!“ steht. Für die Fraktion Die Linke
    möchte ich hier sagen: Wir möchten, dass der nächste
    Wirtschaftsbericht und Ihr Handeln unter einer ganz an-
    deren Überschrift stehen, nämlich: Kurs wechseln!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Denn wenn Sie den Kurs halten, dann setzen Sie all das
    fort, was in den letzten Jahren eingetreten ist.

    Ich beginne mit Ihrem Jahreswirtschaftsbericht:
    „Deutschland ist auf gutem Kurs: mit einem Auf-
    schwung für alle“. Wenn Sie hier feststellen, der Auf-
    schwung sei für alle da, dann ist das eine Verarschung
    der Bevölkerung.


    (Beifall bei der LINKEN)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Oskar Lafontaine
    80 Prozent der Menschen in Deutschland sagen: Der
    Aufschwung kommt bei uns nicht an. Aber Sie erdreis-
    ten sich, hier zu sagen: Aufschwung für alle.


    (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das kann man aber auch anders sagen!)


    Erklären Sie das Wahlvolk für blöd, oder was ist Ihre
    Absicht? Wie können Sie so etwas sagen? Es gibt
    Gründe, warum die Bevölkerung sagt: Der Aufschwung
    kommt bei uns nicht an.

    Im ersten Satz des Jahreswirtschaftsberichtes heißt es
    weiter, dass wir eine „Rekord-Beschäftigung“ haben.
    Das ist richtig. Die Frage ist nur: Was für eine Art von
    Beschäftigung ist das? Weil Sie diese Frage nicht stellen,
    wissen Sie nicht, dass der Aufschwung nicht bei allen
    ankommt. Wenn die Menschen nur noch befristete Ar-
    beitsverträge haben, schlechte Löhne erhalten und nur
    noch Minijobs oder Leiharbeit ausüben können, dann ist
    das kein Aufschwung für alle. Den Menschen nutzt Ihre
    Beschäftigungsbilanz überhaupt nichts! Das ist das, was
    die Menschen denken, die Ihnen draußen zuhören müs-
    sen, wie Sie hier solche Sprechblasen in die Welt setzen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Natürlich gibt es Anzeichen für eine weltweite Krise.
    Die kann wirklich niemand mehr übersehen. Nun würde
    man vielleicht erwarten, dass der Bundesminister für
    Wirtschaft eine Idee hat, was er da machen könnte. Viel-
    leicht hat die Bundeskanzlerin, die gerade in Gespräche
    vertieft ist, ja eine Idee; man soll die Leute ja nicht unbe-
    dingt überfordern. In der Financial Times Deutschland
    können wir lesen: „Glos denkt über Notfallplan nach.“
    Bravo, Herr Bundesminister für Wirtschaft, die Fraktion
    Die Linke macht Ihnen ein Kompliment: Sie denken
    nach! Weiter ist aber zu lesen: „Die Schublade ist noch
    leer. Aber selbstverständlich muss man sich Gedanken
    machen.“ Bravo, muss man sagen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es wäre natürlich nett, wenn die Schublade wenigstens
    ein bisschen voll wäre.


    (Heiterkeit bei der LINKEN)


    Sie sollten versuchen, zu erreichen, dass die Schublade
    ein bisschen voll wird, damit Sie irgendetwas haben,
    falls die exportgetriebene Konjunktur der letzten Jahre
    nun durch die weltweite Krise – das wäre logisch – be-
    schädigt wird.

    Es ist ja richtig – das hat ein Redner hier gesagt –,
    dass die Amerikaner wie selbstverständlich keynesiani-
    sche Rezepte anwenden, wenn die Konjunktur nach un-
    ten rasselt. Die keynesianischen Rezepte, die hier immer
    von allen möglichen Fachleuten – ich will sie gar nicht
    alle zitieren – in großer Attitüde für falsch und überholt
    erklärt worden sind, heißen nun einmal: Wenn die Kon-
    junktur schwächelt, setzt man die Geldpolitik ein. – Das
    ist überall auf der Welt so, nur in Europa ist es nicht so
    gemacht worden. Das hat dann natürlich Folgen. Der
    Kommentator, der heute in der Financial Times Deutsch-
    land fragt, warum denn die Geldpolitik nicht einsetzt,
    hat recht. Wir können nachweisen, dass die verfehlte
    Geldpolitik der Europäischen Zentralbank über viele
    Jahre mit dazu beigetragen hat, dass wir in Europa nicht
    Wachstumspotenziale erschlossen haben wie andere In-
    dustriestaaten dieser Welt.

    Das Zweite, das man einsetzen kann, ist die Binnen-
    nachfrage. Sie haben dafür gesorgt, dass die Binnen-
    nachfrage über viele Jahre nur stranguliert und abge-
    würgt wurde. Ich möchte hier deutlich sagen, dass
    Steuersenkungen ein Instrument der Binnennachfrage
    sind. Die Amerikaner setzen dieses Instrument wie
    selbstverständlich ein, und zwar rechtzeitig. Wenn man
    wegen der Staatsfinanzen zögerlich ist, dann sollte man
    zumindest dem Antrag stattgeben, den wir hier schon
    mehrfach vorgetragen haben: Man sollte den Steuertarif
    glätten und insbesondere die mittleren Einkommen ent-
    lasten, das heißt die Facharbeiter und die Kleinbetriebe.
    Dann kann man den Steuertarif durchziehen, wenn man
    aufgrund der Einnahmeausfälle Probleme hat.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir haben das hier immer wieder vorgetragen. Es ist un-
    gerecht und wirtschaftlich unvernünftig, Facharbeiter
    und Kleinbetriebe über Gebühr zu belasten.

    Nun greife ich das auf, Herr Kollege Stiegler, was Sie
    hier gesagt haben. Natürlich geht Binnennachfrage nicht
    ohne steigende Löhne. Natürlich geht Binnennachfrage
    nicht ohne wachsende Renten. Natürlich geht Binnen-
    nachfrage nicht ohne steigende soziale Leistungen im
    Rahmen des Möglichen. Wenn man aber alles tut – da
    sind die meisten hier mitverantwortlich –, dass sowohl
    die Löhne und die Renten als auch die sozialen Leistun-
    gen sinken, dann trägt man die Verantwortung dafür,
    dass in Deutschland die Binnennachfrage über viele
    Jahre überhaupt nicht auf die Beine kommt.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Der Bundeswirtschaftsminister hat auf seine liebens-
    werte Art hier vorgetragen: Die Tarifparteien sollen ihre
    verantwortungsvolle Lohnpolitik fortsetzen. Mit sol-
    chen Sprechblasen kann man über die Wirklichkeit hin-
    wegtäuschen. Auch im letzten Jahr hatten wir stagnie-
    rende Reallöhne. Das sieht man, wenn man die
    Tarifvertragsabschlüsse ansetzt und mit der Inflation
    verrechnet. Was in Wirklichkeit passiert, ist etwas ganz
    anderes. Das erfassen wir ja statistisch überhaupt nicht.
    Das heißt, in Wirklichkeit hatten wir auch im letzten Jahr
    ein zurückgehendes Volkseinkommen. Ich denke an Ar-
    beitnehmer, an Rentner und an die, die soziale Leistun-
    gen empfangen. Sie setzen diese Politik ununterbrochen
    fort. Kollege Stiegler, wenn Sie das alles beklagen, dann
    dürfen Sie diesem Bericht nicht zustimmen, dann dürfen
    Sie die Politik nicht in vollem Umfang mitmachen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Im Jahreswirtschaftsbericht steht, dass Sie weiterhin
    „Teilzeitarbeit und tarifliche Öffnungsklauseln, befris-
    tete Arbeitsverträge“ und Leiharbeit vorantreiben wol-
    len. Die Leiharbeit nennen Sie im Bericht vornehmer-
    weise „Zeitarbeit“. Als weitere Beispiele nennen sie
    „Minijobs und Zeitkonten“. All dies wollen Sie weiter
    einsetzen, um Anpassungsflexibilität zu erreichen. Das






    (A) (C)



    (B) (D)


    Oskar Lafontaine
    heißt, Sie wollen das Programm zur Lohnsenkung weiter
    vorantreiben. Das ist die Botschaft des Jahreswirt-
    schaftsberichtes.


    (Beifall bei der LINKEN)


    An einer Stelle ist der Bericht dann auch ehrlich. Er
    zeigt – wie in all den vergangenen Jahren – schlicht und
    einfach eine unverschämte Bilanz der Umverteilung, an
    der sich überhaupt niemand mehr stört. In jedem Jahres-
    wirtschaftsbericht steht: Arbeitnehmerentgelte nix, Ren-
    tenerhöhungen wird es nicht geben und soziale Transfers
    sowieso nicht. Die große Mehrheit der Bevölkerung
    – das steht im Bericht – ist vom wirtschaftlichen Zu-
    wachs ausgeschlossen. Nichts anderes steht hier seit Jah-
    ren. Das sieht man, wenn man bereit ist, Zahlen zur
    Kenntnis zu nehmen.

    Im Bericht steht zur Projektion, dass Unternehmens-
    und Vermögenseinkommen diesmal nur in Höhe von
    5,6 Prozent steigen werden. 7 Prozent war die Projektion
    in den letzten Jahren. Aber das ist ja nur die Hälfte des-
    sen, was passiert. Im letzten Jahr sind allein die Aktien-
    kurse um über 20 Prozent gestiegen. Die Einkommen
    der Arbeitnehmerschaft sind gesunken. Andere Gewinn-
    spannen möchte ich hier gar nicht vortragen.

    Das alles schreiben Sie. Das ist weiterhin Ihre Ab-
    sicht. Sie sind eine Große Koalition der Umverteilung.
    Wenn Sie das von den Erträgen der Arbeitnehmerent-
    gelte usw. nicht ableiten wollen, dann schauen Sie nur
    Ihre Steuerpolitik an: Sie haben auf der einen Seite die
    große Mehrheit der Bevölkerung mit 20 Milliarden Euro
    pro Jahr durch die Mehrwertsteuererhöhung belastet und
    die Unternehmen – ich denke hier an Steuersenkungen
    und die Senkung des Arbeitslosenversicherungsbeitra-
    ges – um 20 Milliarden Euro entlastet. Man muss kein
    großer Rechenkünstler sein, um zu wissen, dass hier eine
    reine Umverteilung vorgenommen wurde.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich möchte hier nun unsere Vorschläge zur Festigung
    der Konjunktur in Deutschland vortragen, die dann not-
    wendig ist, wenn der Export nicht mehr läuft. Die Ren-
    ten und die Löhne können noch so niedrig sein – wir
    könnten auch Sklavenlöhne einführen –: Der Export
    läuft trotzdem weiter. Aber die Binnenkonjunktur ver-
    kraftet die Philosophie, die in den letzten Jahren domi-
    nierte, nicht.

    Das Erste, was wir brauchen, ist eine Lohnpolitik, mit
    der die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer tatsäch-
    lich wieder am Wachstum der Volkswirtschaft beteiligt
    werden. Das muss als Allererstes geschehen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das heißt für uns: Im Gegensatz zur Entwicklung der
    letzten Jahre müssen die Löhne im Rahmen von Inflation
    und Produktivität steigen. Was nützt die Beschwörung
    der Produktivität, wie von Kollege Stiegler vorgetragen,
    wenn die Löhne in den letzten Jahren im Rahmen der
    Produktivität überhaupt nicht mehr gewachsen sind? Da
    muss man sich doch die Frage stellen, warum das der
    Fall war. Die Erklärung ist ganz simpel: Die Gewerk-
    schaften wurden über Hartz IV, befristete Arbeitsver-
    träge, Minijobs und Leiharbeit so systematisch ge-
    schwächt, dass sie nicht mehr auf die Füße kamen. Sie
    haben mit der fatalen Gesetzgebung, die Sie zu verant-
    worten haben, das Sinken der Löhne programmiert.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Als Zweites müssen die Armutsrenten zurückge-
    nommen werden. Ich rede hier von der unsinnigen Ren-
    tenpolitik, die Sie über all die Jahre gemacht haben. Wie
    wollen Sie denn die Binnenkonjunktur bei sinkenden
    Realeinkommen und sinkenden Einkommen der Rentne-
    rinnen und Rentner in Gang bringen? Diese hören uns
    heute zu, und sie wissen genau, dass sie an Kaufkraft
    verloren haben. Sie wissen auch, dass Sie immer weiter
    darüber nachdenken, wie Sie die Renten weiter kürzen
    können. Sie waren schließlich stolz darauf, dass Sie eine
    Rentenreform verabschiedet haben, mit der die Rente für
    viele weiter gekürzt wird. Nehmen Sie doch zur Kennt-
    nis, dass das Desaster, dass für die jetzt Beschäftigten in
    Zukunft Armutsrenten programmiert sind, bereits einge-
    treten ist.

    Wenn selbst der Vater dieser Reformen, Herr Rürup,
    begriffen hat, was er angerichtet hat, und wenn er des-
    halb vorschlägt, eine steuerfinanzierte Grundrente einzu-
    führen, um dieses Desaster zu vermeiden, dann ist dies
    ein Ausweis von Ratlosigkeit. Ändern Sie die Rentenfor-
    mel, damit die Rentnerinnen und Rentner endlich wieder
    am wachsenden Wohlstand teilnehmen können.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zum Steuertarif habe ich bereits etwas gesagt. Ich
    möchte aber einen weiteren Punkt erwähnen. Wir brau-
    chen gerade in der jetzigen Situation im Steuerrecht
    keine weiteren flächendeckenden Senkungen der Unter-
    nehmensteuern. Vielmehr brauchen wir im Unterneh-
    mensteuerrecht einen Umbau, der dazu führt, dass der
    investierende Unternehmer belohnt und der spekulie-
    rende Unternehmer nicht belohnt wird. Das heißt, die de-
    gressive Abschreibung von Investitionen muss wieder
    eingeführt werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es war ein großer Fehler, dieses bewährte Instrument,
    das über viele Jahre Kernelement des Handelns von
    Wirtschaftsministern war, die die Steuerung der Kon-
    junktur noch im Programm hatten, abzuschaffen.

    Was wir auch brauchen, sind Ausgaben in der öffent-
    lichen Infrastruktur, um gegenzusteuern. Man kann es
    nicht oft genug sagen: Wir können es uns als Industrie-
    staat nicht erlauben, dass die Investitionsquote in unse-
    ren öffentlichen Haushalten im Vergleich mit den euro-
    päischen Nachbarn nur halb so hoch ist. Das ist eine
    eindeutige Zahl. Wie lange, glauben Sie, können wir uns
    Versäumnisse auf einem Gebiet leisten, in dem die Zu-
    kunft des Staates definiert wird, nämlich bei den öffentli-
    chen Investitionsausgaben? Die anderen sind nicht düm-
    mer oder klüger als wir, aber sie haben teilweise deutlich
    bessere Ergebnisse.


    (Beifall bei der LINKEN)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Oskar Lafontaine
    Das, was ich gesagt habe, gilt natürlich auch für die
    Ausgaben in Bildung und Forschung, insbesondere für
    die Bildung. Das, was teilweise in den Ländern in den
    letzten Jahren geschehen ist – die Schulzeit wurde ver-
    kürzt, um die Menschen möglichst schnell auf den Ar-
    beitsmarkt zu werfen –, ist ein Wahn. Dahinter steht
    nicht mehr die Idee, dass Bildung die Entwicklung einer
    Persönlichkeit ermöglicht und dazu beiträgt, eigene Ak-
    tivitäten zu entfalten. Vielmehr geht es darum, die Men-
    schen möglichst schnell für den Arbeitsmarkt auszubil-
    den. Das ist ein Fehler. Das wird noch durch den Abbau
    von Lehrpersonal ergänzt. Die Lehrpläne sind überfrach-
    tet. Viele Eltern beklagen sich mittlerweile darüber, man
    raube den jungen Menschen die Kindheit. Deshalb brau-
    chen wir in Deutschland eine andere Schul- und Bil-
    dungspolitik.


    (Beifall bei der LINKEN – Peer Steinbrück, Bundesminister: Wie in anderen europäischen Ländern!)


    – Herr Finanzminister, ich hätte gerne die Zeit, mich mit
    Ihnen auseinanderzusetzen. Wir müssten eigentlich über
    all das reden, was Sie so auf den Finanzmärkten treiben.
    Ich kann Ihnen nur sagen: Was sollte hier eben das Ge-
    jammer über die Finanzmärkte, wenn Sie die Geldpolitik
    nach wie vor so missachten, wie das derzeit geschieht?
    Solange in Europa die aktuelle Verfassung der Zentral-
    bank gilt, die im krassen Gegensatz zu den Verfassungen
    der Zentralbanken der übrigen Welt steht, insbesondere
    der amerikanischen Zentralbank und der britischen Zen-
    tralbank, so lange wird die Geldpolitik zur Steuerung der
    Konjunktur nicht eingesetzt werden können. Das aber
    geht zulasten der Beschäftigten in Gesamteuropa.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn Ihnen sonst nichts einfällt, dann schreiben Sie ein-
    fach die Verfassung der amerikanischen Zentralbank ab.

    Ein weiterer Punkt ist die Regulierung der Finanz-
    märkte. Immer, wenn die Linke gefordert hat, die Fi-
    nanzmärkte zu regulieren, dann haben Sie hier erklärt,
    dass das einzig Wichtige die Transparenz sei. Was mei-
    nen Sie mit Transparenz? Sie ist weitgehend vorhanden.
    Wir wissen, wo überall spekuliert wird. Wir wissen
    doch, wie unsicher die einzelnen Derivate sind. Wir wis-
    sen, wo die Risiken liegen. Nein, wir brauchen eine Re-
    regulierung der Finanzmärkte, wenn wir wieder Ord-
    nung in das Chaos der weltweiten Finanzmärkte
    bekommen wollen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Mit der Reregulierung der Finanzmärkte müssen wir
    bei unseren eigenen Gesetzen beginnen. Wenn wir jetzt
    beklagen, dass Banken, die teilweise sogar in öffentli-
    chem Besitz sind, Nebengeschäfte gemacht haben, dann
    müssen wir uns doch die Frage stellen, was wir da ei-
    gentlich versäumt haben.

    Nebenbei möchte ich sagen: Es gibt auch bedeutende
    Aufsichtsratsvorsitzende, die gepennt haben. Sie haben
    dort, wo sie verantwortlich waren, nicht erkannt, dass in
    großem Umfang Nebengeschäfte getätigt und sogar bi-
    lanziert wurden. Wenn wir so sehr pennen, dann werden
    wir keine Ordnung in die internationalen Finanzmärkte
    bekommen. Wir müssen bei uns selbst anfangen, meine
    sehr geehrten Damen und Herren;


    (Beifall bei der LINKEN)


    ich hoffe, dass dieser Wink verstanden worden ist.

    Ich fasse zusammen: Natürlich könnte man diese
    Politik, die dem Export wenig schadet, fortsetzen. Auf
    den Glanzfeldern unserer Wirtschaft – dem Automobil-
    bau, dem Maschinenbau, der Chemieindustrie, der Elek-
    trotechnik usw. – verfügen wir Gott sei Dank über gute
    Ingenieure und Konstrukteure, die dafür sorgen, dass un-
    sere Produkte weltweit vermarktet werden können und
    Absatz finden. Das ginge aber auch bei sehr niedrigen
    Löhnen, weil diese Ziele dadurch überhaupt nicht ge-
    fährdet werden.

    Wenn Sie irgendwann einmal zur Kenntnis nehmen,
    dass der Binnenmarkt für die Volkswirtschaft einer gro-
    ßen Industrienation von Bedeutung ist, dann müssen Sie
    daraus Konsequenzen ziehen. Vor allen Dingen eines
    dürfen Sie nicht tun: eine verfehlte Politik, die zu sin-
    kenden Löhnen, sinkenden Renten und sinkenden sozia-
    len Leistungen führt, betreiben und dann noch die Frech-
    heit besitzen, zu behaupten: Der Aufschwung kommt bei
    allen an.


    (Anhaltender Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Nächster Redner ist der Kollege Fritz Kuhn, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Fritz Kuhn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Der Jahreswirtschaftsbericht, über den wir
    heute sprechen, hat den Titel „Kurs halten!“. Ich finde,
    wenn man Kurs halten will, muss man erst einmal einen
    Kurs haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn ich mir die Debatten über die aktuellen Probleme
    der Wirtschaftspolitik vor Augen führe, dann kann ich
    nicht feststellen, dass die Bundesregierung über einen
    gemeinsamen Kurs verfügt.

    Wenn es um die Mindestlöhne geht, verfolgen Sie
    völlig unterschiedliche Konzepte; das gilt übrigens für
    Lohnfragen insgesamt. Die Union dilettiert beim Thema
    Mindestlohn. Zuerst wollte sie überhaupt keinen Min-
    destlohn. Dann hat sie gesagt: In ein oder zwei Branchen
    können wir ihn vielleicht einführen. Nun wundert sich
    die Union, dass auch andere Leute auf die Idee kommen
    und fragen: Was ist bei uns? – Manche reden schon von
    einem flächendeckenden Mindestlohn. Es geht ständig
    hin und her.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Nein! Es geht vorwärts! Vorwärts immer, rückwärts nimmer!)


    Ein anderes Beispiel ist Ihre Gesundheitspolitik.
    Durch die geplante Einführung des Gesundheitsfonds
    zum 1. Januar 2009 werden die Beitragssätze zur Kran-
    kenversicherung wahrscheinlich um 0,7 Prozentpunkte






    (A) (C)



    (B) (D)


    Fritz Kuhn
    steigen. Das ist doch einfach Murks, und man kann nicht
    sagen, das sei ein Kurs. Einerseits senken Sie die Lohn-
    nebenkosten durch eine Senkung des Beitragssatzes zur
    Arbeitslosenversicherung. Andererseits machen Sie eine
    Politik, die dazu führt, dass die Lohnnebenkosten im Ge-
    sundheitsbereich, nämlich beim Beitragssatz zur Kran-
    kenversicherung, steigen. Das ist kein Kurs, sondern ein
    unsystematisches Hin und Her, durch das unser Land
    und unsere Wirtschaft nicht vorangebracht werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Im Jahreswirtschaftsbericht von Michel Glos lesen
    wir: Diesmal soll es der Binnenmarkt richten, und das
    trotz all der finsteren Wolken, die sich unter anderem
    über den USA am Horizont zeigen. Im Jahreswirt-
    schaftsbericht ist für den Binnenkonsum von einem
    Wachstum in Höhe von 3,1 Prozent die Rede; preisberei-
    nigt entspricht das einem Wachstum des Binnenmarktes
    um 1,4 Prozent. Herr Glos, ich muss Sie fragen: In wel-
    cher Welt leben Sie eigentlich?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Die Leute bekommen gerade die Nachricht, dass die
    Preise in allen möglichen Bereichen steigen: beim Gas,
    beim Wasser, beim Öl usw. Wenn sie einkaufen gehen,
    stellen sie fest, dass auch die Preise für Grundnahrungs-
    mittel steigen: bei der Milch, beim Fleisch und bei vie-
    lem, was die Familien in unserem Land brauchen. Sie
    aber sagen: Diesmal wird es der Binnenmarkt richten.
    Glauben Sie etwa, dass irgendjemand einkaufen geht,
    weil Sie in Ihrem Jahreswirtschaftsbericht schreiben
    „Wir wollen Kurs halten! Beruhigt euch, Leute!“? Wie
    stellen Sie sich das eigentlich vor?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Außerdem fordern Sie eine maßvolle Lohnpolitik.
    Das heißt für die Leute: Es wird nicht mehr Geld geben.
    Hören Sie auf mit der Märchenstunde, der Binnenmarkt,
    der private Konsum werde es diesmal richten! Es gibt
    keine empirische Evidenz, dass das so sein wird.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Auch was jetzt über die Börsenkrise zu lesen ist, wird
    nicht dazu beitragen, dass die Leute Vertrauen entwi-
    ckeln.

    Wir gehören nicht zu denen, die es als eine Aufgabe
    der Opposition sehen, die Konjunktur schlechtzureden.
    Wir können dieser Versuchung widerstehen, Herr Lafon-
    taine. Wir machen dieses Spiel nicht mit. Die kleinen
    Leute, bei denen der Aufschwung noch nicht ankommt,
    haben nämlich umso größere Chancen, je besser sich die
    Konjunktur entwickelt.

    Wir bräuchten jetzt eine Bundesregierung, die mit ih-
    rer Wirtschafts- und Sozialpolitik – das gehört ja zusam-
    men – Vertrauen bei den Leuten schafft, dass der Auf-
    schwung bei allen ankommt, auch bei denen, die sozial
    nicht so gut dastehen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Anstatt herumzunölen, will ich Vorschläge machen
    und Ihnen sagen, wo Sie als Große Koalition agieren
    müssen und aufhören müssen, ihre Köpfe in den Sand zu
    stecken, Herr Glos: Das Erste ist die Frage der Lohnent-
    wicklung, insbesondere die Frage, wie es bei den Min-
    destlöhnen weitergeht. Die Große Koalition kann sich
    nicht darauf einigen, wie das Prinzip, das ja alle bejahen
    – dass, wer ganztags arbeitet, von seiner Hände oder sei-
    nes Kopfes Arbeit leben können muss –, in die Praxis
    umgesetzt werden soll. Solange Sie sich nicht einigen
    können, was Sie wollen – Kombilöhne oder Mindest-
    löhne, flächendeckend oder wie auch immer –, kann es
    an dieser Stelle nicht aufwärtsgehen. Wir sagen, dass wir
    Mindestlöhne brauchen – aber branchen- und regional-
    spezifisch. Der Vorschlag, den Bundesarbeitsminister
    Scholz gemacht hat, ist nicht schlecht; er geht ja auf un-
    seren Vorschlag, eine Mindestlohnkommission einzu-
    richten, zurück. Aber man muss beides machen: Man
    muss das Entsendegesetz entsprechend ausweiten, eine
    Mindestlohnkommission einrichten und, eines Tages, ei-
    nen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn einfüh-
    ren. Es darf nicht sein, dass jemand trotz Arbeit Aufsto-
    cker sein muss.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Die Leute können kein Vertrauen haben, Herr Meyer,
    wenn sie wissen: Du kannst ganztags arbeiten, aber le-
    ben kannst du davon nicht. – Auch wäre es ein falsches
    Signal an die Wirtschaft, aufzustocken und damit gewis-
    sermaßen einen flächendeckenden Kombilohn einzufüh-
    ren. Es ist Murks und Unsinn, was die Union an der
    Stelle anbietet.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das Zweite. Sie müssen sich endlich bemühen, doch
    mehr für den Mittelstand zu tun. Die Unternehmensteu-
    erreform hat vielen Personengesellschaften, die Einkom-
    mensteuer zahlen, nichts gebracht. Im Gegenteil, Herr
    Steinbrück: Weil die Gewerbesteuer ausgedehnt wurde
    – es war ja richtig, Zinsen und Pacht einzubeziehen –,
    sind diejenigen Personengesellschaften, die, weil sie
    keine Einkommensteuer zahlen, Gewerbesteuer und Ein-
    kommensteuer nicht miteinander verrechnen können, so-
    gar zusätzlich belastet worden. Deswegen sagen wir: Die
    Gewerbesteuer muss in diesem Sinne vorgetragen wer-
    den, damit die mittelständischen Betriebe in diesem Be-
    reich tatsächlich entlastet werden.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wenn einer keine Steuern zahlt, kann man ihn auch nicht entlasten!)


    – Da brauchen Sie nicht den Kopf zu schütteln! Hören
    Sie sich einfach einmal an, was die Mittelständler, die in
    dieser Situation sind, dazu sagen!

    Das Dritte ist der Gesundheitsfonds. Es würde schon
    einen Schub für die Konjunktur bringen, wenn Sie einse-
    hen würden, dass dieser Fonds Murks ist, und darauf
    verzichten würden, etwas einzuführen, was neun Monate
    später – wenn wir eine andere Gesundheitspolitik haben
    werden – ohnehin wieder abgeschafft wird. Auch das
    wäre gut dafür, dass die Verbraucherinnen und Verbrau-
    cher Vertrauen entwickeln.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Fritz Kuhn

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Es gibt noch ein weiteres Thema, das wir wichtig fin-
    den. Darin unterscheiden wir uns massiv von Herrn La-
    fontaine, den ja das ganze Thema Lohnnebenkosten
    überhaupt nicht interessiert. Vieles, was er vorgetragen
    hat, ist schön und wünschenswert; aber es führt zu einer
    Steigerung der Lohnnebenkosten und damit zu einer
    Verschlechterung der Bedingungen für das Entstehen
    neuer Arbeitsplätze. In einem haben Sie allerdings recht,
    Herr Lafontaine, und da teilen wir Ihre Ansicht: Vor al-
    lem den Beziehern kleiner Einkommen bleibt zu wenig
    netto. Sie haben zwar einen Arbeitsplatz; aber sie verdie-
    nen zu wenig. Deswegen will ich unseren Vorschlag er-
    neuern, die Lohnnebenkosten im unteren Bereich zu sen-
    ken. Nicht überall haben wir hier ein Problem; aber den
    Geringverdienern bleibt zu wenig netto.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich frage mich, wann sich die Bundesregierung hier end-
    lich bewegt. Wir Grünen haben zur Lösung dieses Pro-
    blems ein Progressivmodell vorgeschlagen.

    Herr Glos, an dieser Stelle ist für die Mittelschicht
    auch die kalte Progression zu nennen. Wir müssen die
    Steuertarife ändern, weil die Menschen bei einer Lohner-
    höhung ansonsten nicht das in der Tasche haben, was sie
    eigentlich haben sollten, da ihnen die Lohnerhöhung
    durch die Steuer doppelt wieder weggenommen wird.

    Ich nenne ein Thema, das für die CDU/CSU und die
    SPD ganz unangenehm ist. Es geht nämlich um die
    Frage, ob sich die Riester-Rente wirklich in allen Fällen
    lohnt. Selbstverständlich ist hier eine Verunsicherung
    entstanden. Ich frage mich, ob Sie eine passende Ant-
    wort haben. Wir von den Grünen sagen: Es ist richtig,
    dass die Menschen mit der Riester-Rente zusätzlich et-
    was ansparen und sich so privat für das Alter stärken. –
    Aber natürlich sind die Leute verunsichert, weil sowohl
    beim Arbeitslosengeld II als auch bei der Rente – dann,
    wenn die Menschen eine Sozialrente erhalten – zu viel
    auf privat angespartes Geld für das Alter zugegriffen
    wird. Es ist einfach nicht okay, dass das dann verrechnet
    wird.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Daraus folgt aber keine pauschale Polemik gegen die
    Riester-Rente, wie sie Lafontaine gerne verwendet, son-
    dern daraus folgt, dass die Mittel, die die Leute durch
    ihre Altersvorsorgemaßnahmen privat erwirtschaftet ha-
    ben, zum Beispiel auf ein Altersvorsorgekonto überwie-
    sen werden sollten und eben nicht angetastet werden
    dürfen. Wenn Sie das nicht wollen, dann machen Sie das
    über Freibeträge. Man kann den Leuten doch nicht er-
    zählen – gerade den kleinen Leuten –: „Spart im Rahmen
    der Riester-Rente!“, während diese Mittel selbstver-
    ständlich verrechnet werden, wenn sie zu wenig Rente
    erhalten und aufgestockt werden muss.

    Mit Ihrer Verweigerung, eine neue Lösung auf den
    Tisch zu legen, verhindern Sie die Bewältigung des
    wichtigen Problems der privaten Altersvorsorge. Bei den
    Verhandlungen damals lagen ja viele Lösungen auf dem
    Tisch. Ich fordere Sie hier auf, sich an dieser Stelle zu
    bewegen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich will einen weiteren Punkt nennen, der wichtig ist,
    wenn man etwas für die Wirtschaft tun will. Uns gehen in
    Deutschland viele Arbeitsplätze verloren, weil die Große
    Koalition nicht in der Lage ist, die Einwanderungsbe-
    dingungen für gut ausgebildete Arbeitskräfte zu erleich-
    tern. Senken Sie die Grenze von 84 000 Euro, die man als
    Verdienst nachweisen muss, um hierher zu dürfen, und
    wir werden hochqualifiziertes Personal bekommen.
    Selbstverständlich wollen wir deutsche Arbeitnehmerin-
    nen und Arbeitnehmer ausbilden, aber wir brauchen so-
    fort Arbeitskräfte. In der Globalisierung kann man nicht
    sagen, dass man zwar überallhin exportieren, aber lieber
    keine Leute von woanders haben will, die eine gute Qua-
    lifikation haben. Das ist Wirtschaftspolitik von vorges-
    tern, aus Gründen, die vielleicht mit Ihrer Politik im In-
    nern zu tun haben. Wirtschaftspolitisch beweist dies
    jedenfalls keine Vernunft.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Glos, eines stört mich an Ihrem Bericht und Ihrer
    Kommentierung noch mehr. Wir haben doch erkannt,
    dass es in Deutschland ein großes Wachstumsfeld gibt,
    nämlich die ökologische Modernisierung: Energie ein-
    sparen und effizienter mit Energie umgehen. – Sagen Sie
    doch einmal, dass Sie dies im Binnenmarkt zum Wachs-
    tumsfeld machen wollen, treten Sie nicht dauernd auf die
    Bremse und nölen Sie nicht dauernd gegen mehr Ener-
    gieeinsparung und eine bessere Energiepolitik!

    Mit grünen Ideen kann man schwarze Zahlen schrei-
    ben und Arbeitsplätze schaffen. Das muss auch der Wirt-
    schaftsminister dieses Landes endlich kapieren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie würden also Vertrauen schaffen – auch in den
    Binnenmarkt –, wenn Sie diese Vorschläge beherzigen
    würden. Ich sage aber noch einmal: Die Große Koalition
    hat bei keinem dieser Punkte eine gemeinsame Linie.
    Deswegen ist sie an der entscheidenden Stelle auch nicht
    handlungsfähig.

    Zum Abschluss will ich noch etwas zur Börsenkrise,
    zur Immobilienkrise in den USA und dazu sagen, was
    das für uns bedeutet. Erst einmal: Die Entwicklung in
    den USA ist dramatisch. Das hat verschiedene Gründe.
    Die Zeit, dass man viel mehr ausgeben kann – auch im
    privaten Konsum –, als man systematisch einnimmt, ist
    jetzt endgültig vorbei. So gesehen findet dort auch eine
    Marktbereinigung statt, auf die man warten konnte,
    wenn man die Entwicklung in den letzten Jahren beob-
    achtet hat.

    Selbstverständlich wird dies Auswirkungen auf die
    deutsche Wirtschaft haben. Gott sei Dank werden sie
    nicht so drastisch und wahrscheinlich auch nicht so
    schnell eintreten wie in den USA, aber es soll hier doch
    niemand so tun, als würde dies nicht auch wachstums-
    dämpfend wirken. Ich sage Ihnen voraus, dass das Wirt-
    schaftswachstum stärker als um die 0,3 Prozent sinken






    (A) (C)



    (B) (D)


    Fritz Kuhn
    wird, die Sie in Ihrer Prognose heruntergegangen sind.
    Das kostet uns Milliarden Euro.

    Ausgerechnet an einer solchen Stelle fängt die Bun-
    desregierung – von der Bundeskanzlerin bis hin zu SPD –
    mit der unseligen Debatte über die Staatsfonds an, nach
    dem Motto: Jetzt bitte nicht ohne Weiteres ausländisches
    Geld von ausländischen Staatsfonds in die Bundesrepu-
    blik Deutschland. Andere Länder, wie die Schweiz, die
    aufgrund der Immobilienkrise auch Milliardenbeträge
    abschreiben mussten, werden gerade durch ausländische
    Staatsfonds gestützt. Ich kann wirklich nicht verstehen,
    warum Sie gerade in Zeiten – das ist gegen jede politi-
    sche Vernunft –, in denen man Geld braucht, sagen: Bitte
    kein Geld von ausländischen Staatsfonds. – Das ist gegen
    jede ökonomische Vernunft. Das, was Sie hier veranstal-
    ten, ist Unsinn.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Die Zockerökonomie, die wir zum Teil auf der Welt
    haben, ist zum Vertrauensproblem für die reale Ökono-
    mie geworden. An die Adresse der Herrschaften von der
    FDP kann ich nur sagen:


    (Otto Fricke [FDP]: Es sind auch Damen dabei, Herr Kuhn!)


    Selbstverständlich brauchen wir neue und klare Regeln
    für die internationalen Finanzmärkte. Sie haben die
    Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Kredite zu überschauba-
    ren und nachvollziehbaren Risiken an die Stellen kom-
    men, wo Investitionen stattfinden. Dafür sorgen sie aber
    nicht mehr, wenn wir systematisch das Verstecken, Ver-
    briefen und Auslagern von Risiken bei Banken und Fi-
    nanzmarktinstitutionen so lange zulassen, bis bei keinem
    Institut mehr durchblickt wird, wo genau die Risiken lie-
    gen. Das muss sich ändern.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Eigentlich haben alle begriffen, dass wir neue Regeln für
    die internationalen Finanzmärkte brauchen. Auch bei der
    Weltbank und dem IWF wird über nichts anderes mehr
    geredet, übrigens, Herr Lafontaine, weit mehr als über
    Transparenz. Die Einzigen, die es in Deutschland nicht
    begriffen haben, sind die Liberalen. Meine Damen und
    Herren von der FDP, ich fordere Sie daher auf, aufzuwa-
    chen und Vorschläge zu machen.


    (Jörg van Essen [FDP]: Wenn man nicht im Wirtschaftsausschuss sitzt, hat man keine Ahnung!)


    Wir müssen selbstverständlich die Finanzmarktauf-
    sicht in Deutschland stärken. Das Aufsichtsstrukturmo-
    dernisierungsgesetz muss endlich auf den Weg gebracht
    werden. Union und SPD blockieren sich aber gegensei-
    tig bei der Bewertung der Kompetenzverteilung zwi-
    schen BaFin und Bundesbank. Wir müssen die Risiken
    im Bankensektor auch in Deutschland besser wahrneh-
    men. Zweckgesellschaften der Banken müssen im Rah-
    men von Basel II in die Finanzmarktaufsicht einbezogen
    werden. Anders geht es nicht.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist doch schon seit dem 1. Januar so!)


    Dies muss systematisch sowie mit Ruhe und Kraft ge-
    schehen. Sonst kommt nur Unsinn dabei heraus. Die
    Hedgefonds und die Private-Equity-Gesellschaften müs-
    sen unter die Finanzaufsicht gestellt werden. Sie müssen
    weltweit registriert werden. Dabei sind auch viele natio-
    nale Fragen zu klären.

    Wir müssen die Rolle der öffentlichen Banken in
    Deutschland überdenken. Ich frage mich schon lange,
    warum Landesbanken in der Weise spekulative Ge-
    schäfte auf internationaler Ebene tätigen müssen, wie es
    zum Beispiel in Sachsen und bei der West LB geschehen
    ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist nicht die genuine Aufgabe der Landesbanken.
    Ich erwarte von der Politik Schritte, das zu unterbinden.
    Vielleicht hilft es, wenn die Aufsichtsgremien nicht nach
    Parteibuch, sondern nach Sachverstand besetzt werden.
    Viele Probleme resultieren nämlich daraus, dass die Ver-
    waltungsräte und Aufsichtsgremien nicht entsprechend
    agieren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich komme zum Schluss. Herr Wirtschaftsminister, es
    gibt viel mehr zu tun, als zu beschwichtigen. Ich fordere
    Sie auf, den Schlafmichel aufzugeben und aktiv eine
    vertrauenschaffende Wirtschaftspolitik in Deutschland
    zu betreiben. Ihre Abwieglungsreden glaubt Ihnen so-
    wieso niemand mehr.

    Vielen Dank.


    (Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)