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    1. tocInhaltsverzeichnis
      Plenarprotokoll 16/78 Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Tagesordnungspunkt 2: Mündliche Frage 2 Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Umsetzung und Inkrafttreten des Import- und Handelsverbots für Robbenprodukte Antwort Dr. Peter Paziorek, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 3 Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) 7750 D 7751 B 7751 D 7752 C 7752 C 7753 A 7753 B 7753 C 7754 A 7755 C 7755 D Deutscher B Stenografisch 78. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a l Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Agrarpoliti- scher Bericht der Bundesregierung 2007 . . . Jürgen Koppelin (FDP) (zur Geschäftsordnung) . . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Julia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . M H E k b K k A H Z H B 7747 A 7747 B 7747 C 7748 D 7748 D 7749 B 7749 B 7749 D 7749 D 7750 C Fragestunde (Drucksache 16/4133) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7754 C undestag er Bericht ung 31. Januar 2007 t : ündliche Frage 1 ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) rkenntnisse der Bundesregierung über artellrechtswidrige Absprachen in Europa ezüglich der Vergabe von Aufträgen für raftwerke im Allgemeinen und Atom- raftwerke im Besonderen ntwort artmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7754 C 7754 D 7755 A Sicherstellung der rechtzeitigen Umset- zung der Transparenzinitiative bezüglich der Empfänger von Agrarsubventionen im II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 Hinblick auf eine Neuorientierung der EU- Agrarpolitik im Rahmen des Midterm- Reviews 2008/2009 Antwort Dr. Peter Paziorek, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 4 Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Vorlage von Vorschlägen im Rahmen der Energiegipfelrunden zur Erreichung ambi- tionierter Klimaschutzziele unter Beibehal- tung des Atomausstiegs Antwort Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . Zusatzfragen Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 8 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Haltung der Bundesregierung zum Einsatz des Automated Targeting System (ATS) durch US-Behörden zur Untersuchung von Flugpassagieren bei der Einreise in die USA Antwort Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . Zusatzfragen Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 11 Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Prognostizierte Steuerausfälle durch die Unternehmensteuerreform für Körper- schaft-, Gewerbe- und Einkommensteuer in den einzelnen Jahren des Finanzpla- nungszeitraums sowie Prognose zu den Kör- perschaftsteuereinnahmen im Jahr 2010 Antwort Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . M C H z A A D Z C M L V A s A D M D G la § A L A R Z D H M D Q p t w N r c A A Z D 7756 C 7757 A 7757 D 7758 A 7758 D 7759 A 7759 D 7760 A ündliche Frage 12 hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) erstellung von Finanzierungsneutralität wischen Eigen- und Fremdkapital bei der usgestaltung einer Abgeltungsteuer ntwort r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 14 utz Heilmann (DIE LINKE) erzögerungen bei der Bearbeitung von nträgen auf Kindergeld in Schleswig-Hol- tein ntwort r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Fragen 15 und 16 r. Edmund Peter Geisen (FDP) ewährung von Bundesmitteln an die ndwirtschaftlichen Krankenkassen gemäß 221 SGB V zur pauschalen Abgeltung der ufwendungen für versicherungsfremde eistungen auch nach dem Jahr 2008 ntwort olf Schwanitz, Parl. Staatssekretär BMG . . usatzfragen r. Edmund Peter Geisen (FDP) . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . ündliche Frage 18 r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) uantifizierung des monetären industrie- olitischen Nutzens in der Studie „Indus- riepolitischer Nutzen des Transrapid“ so- ie Verhältnis des industriepolitischen utzens zu den Baukosten für die Trans- apidverbindung vom Hauptbahnhof Mün- hen zum Flughafen München II ntwort chim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7760 C 7761 A 7761 B 7761 D 7762 A 7762 D 7763 B 7763 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 III Mündliche Frage 19 Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Haltung der Bundesregierung zur Recht- mäßigkeit des Modellversuchs für Gigaliner in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Antwort Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 29 Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) Haltung der Bundesregierung zur Charak- terisierung von Guantánamo Bay als „Hölle“ Antwort Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Mündliche Frage 30 Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) Kriterien nach Auffassung der Bundes- regierung und entsprechend den diplomati- schen Geflogenheiten für ein „offizielles Angebot“ einer ausländischen Regierung Antwort Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Mündliche Frage 31 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Behandlung der Abschiebung von Flücht- lingen der uighurischen Minderheit nach China durch die kasachische Regierung in den Gesprächen zwischen Vertretern der Bundesregierung und dem kasachischen Staatspräsidenten Nursultan Nasarbajew bei dessen Besuch in der Bundesrepublik Deutschland Antwort Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Omnid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 32 Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ergebnisse des Treffens der Außenminister der NATO hinsichtlich der Anpassung der z O t A G Z J Z A d F S b P L U R B D G R W D F G N B A L A M C E d s A G 7764 A 7764 C 7765 B 7765 B 7765 D 7765 D 7766 B 7766 C ivilen und militärischen Strategie und perationsführung von ISAF in Afghanis- an sowie Initiativen gegenüber Pakistan ntwort ernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . usatzfragen ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 1: ktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion er FDP: Haltung der Bundesregierung zu orderungen nach der Fortsetzung der teinkohlesubventionen für einen Sockel- ergbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aul K. Friedhoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . aurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . lla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . olf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olf Stöckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Meckelburg (CDU/CSU) . . . . . . . . ieter Grasedieck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ranz Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . erd Bollmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 ündliche Frage 5 ornelia Hirsch (DIE LINKE) ventuelle Änderung im SGB II bezüglich er Finanzierung von Kosten für schuli- che Lernmittel ntwort erd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . 7767 B 7767 C 7768 B 7768 B 7769 C 7770 C 7771 C 7772 B 7773 C 7774 B 7775 B 7776 C 7777 C 7778 B 7779 A 7780 C 7780 D 7781 A 7781 C IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 Anlage 3 Mündliche Fragen 6 und 7 Petra Pau (DIE LINKE) Seit 1998 entzogene Aufenthaltsgenehmi- gungen bei unfreiwilliger Abwesenheit von sechs Monaten; Zahl der Fälle, in denen Aufenthaltstitel im Reisepass ungültig ge- macht werden sollten Antwort Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . Anlage 4 Mündliche Fragen 9 und 10 Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Zahl rechtskräftiger Urteile im Zusam- menhang mit Insidergeschäften seit 2001 sowie Zahl verhängter Freiheitsstrafen, Geldstrafen und Bewährungsstrafen Antwort Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Mündliche Frage 13 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Kenntnis der Bundesregierung über den Zugriff auf die bei der Deutschen Bank in Frankfurt geführten Konten des turkmeni- schen Exdiktators Nijasow Antwort Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Mündliche Frage 17 Veronika Bellmann (CDU/CSU) Kostenaufwand einer Finanzierung der Krankenversicherung von Kindern privat krankenversicherter Eltern aus dem Bun- deshaushalt Antwort Rolf Schwanitz, Parl. Staatssekretär BMG . . Anlage 7 Mündliche Frage 20 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einbeziehung deutscher Bürgerinitiativen und Opferverbände sowie der franzö- s K d B D K A A A M K V g G g b g A A A M C H v Ö b M A A A M D E g t E t b s m A D 7781 D 7782 B 7782 D 7782 D ischen Initiatoren Beate und Serge larsfeld in die Konzeptionsentwicklung er von der Deutschen Bahn AG in ihren ahnhöfen geplanten Ausstellung über die eportation von jüdischen Kindern in onzentrationslager ntwort chim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 8 ündliche Fragen 21 und 22 rista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) erhandlungsstand hinsichtlich der Beteili- ung Frankreichs an der Finanzierung des roßprojektes XFEL; Bindung der Beteili- ung Deutschlands an ITER an eine ver- indliche Zusage Frankreichs zur Beteili- ung an XFEL ntwort ndreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 9 ündliche Frage 23 ornelia Hirsch (DIE LINKE) altung der Bundesregierung im Klage- erfahren der EU-Kommission gegen sterreich bezüglich der Quotenregelung eim Hochschulzugang im Studienfach edizin ntwort ndreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 10 ündliche Frage 24 r. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) inladung der Beauftragten der Bundesre- ierung für Migration, Flüchtlinge und In- egration, Prof. Dr. Maria Böhmer, zu einer xpertenanhörung zum Thema „Integra- ion durch Sport“ im Bundeskanzleramt ei gleichzeitig stattfindender Gedenk- tunde für die Opfer des Nationalsozialis- us im Deutschen Bundestag ntwort r. Maria Böhmer, Staatsministerin BK . . . . 7783 A 7783 C 7783 D 7784 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 V Anlage 11 Mündliche Fragen 25 und 26 Christoph Waitz (FDP) Umfang illegaler Raubgrabungen seit 1990 sowie Beachtung des § 984 BGB Antwort Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . Anlage 12 Mündliche Frage 27 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Bemühungen der Bundesregierung zur Ermöglichung der Teilnahme der Kandida- ten der demokratischen Opposition Chudaiberdy Orasow und Nurberdy Nurmamedow an den Präsidentenwahlen in Turkmenistan Antwort Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . Anlage 13 Mündliche Frage 28 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Initiativen zur Gewährleistung demokrati- scher Wahlen in Turkmenistan Antwort Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 7784 B 7784 D 7785 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7747 (A) ) (B) ) 78. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 13.0
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      Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sit- zung ist eröffnet. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf: Befragung der Bundesregierung Leider sehe ich aber keinen Vertreter der Bundesre- gierung. (Abg. Jürgen Koppelin [FDP] meldet sich zur Geschäftsordnung) – Herr Koppelin, zur Geschäftsordnung, bitte schön. Jürgen Koppelin (FDP): Herr Präsident! Ich sehe den entsprechenden Minister nicht. Fairerweise muss man sagen, dass auch die Frak- tionen etwas schwach besetzt sind. Daher beantrage ich eine Unterbrechung der Sitzung für 15 Minuten. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: In Anbetracht der Umstände würde ich diesem Antrag gerne folgen. (Dr. Uwe Küster [SPD]: Es gibt von meiner Fraktion keine Widerrede! – Undine Kurth L b r D s s d B i r m K E s W E m w a d Redet [Quedlinburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Auch von uns keine Widerrede!) – Ich höre keinen Widerspruch. Dann unterbreche ich die Sitzung. Wir kommen um 13.15 Uhr wieder zusam- men. (Unterbrechung von 13.01 bis 13.15 Uhr) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet. Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka- binettssitzung mitgeteilt: Agrarpolitischer Bericht der Bundesregierung 2007. Das Wort für den einleitenden fünfminütig hat der Bundesminister für Ernährung, Lan und Verbraucherschutz, Horst Seehofer. (C (D ung 31. Januar 2007 0 Uhr Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich itte zunächst um Verständnis dafür, dass sich die Regie- ungsbefragung um eine Viertelstunde verzögert hat. as liegt daran, dass die Sitzung des zuständigen Aus- chusses, in der es um die deutsche EU-Ratspräsident- chaft und unser Arbeitsprogramm ging, bis 13 Uhr ge- auert hat. Wir haben heute im Kabinett den Agrarpolitischen ericht 2007 behandelt. Die Jahresangabe 2007 ist etwas rreführend, weil sich die Schlussfolgerungen dieses Be- ichts auf das Wirtschaftsjahr 2005/2006 beziehen. Ich öchte Ihnen das wesentliche Ergebnis, das ich auch im abinett vorgetragen habe, wiedergeben. Erstens. Die Stimmung in der Agrarwirtschaft und der rnährungswirtschaft ist gut. Es gibt eine große Bereit- chaft zur Innovation, und man konnte auf der Grünen oche – die übrigens mit einem Besucherrekord zu nde gegangen ist – die positive Stimmung buchstäblich it Händen greifen. Aber auch die Lage in der Agrar- und Ernährungs- irtschaft ist positiv. Viele Daten, die wir in dem Bericht usweisen, zeigen einen Aufwärtstrend. Das gilt auch für ie Stellung der deutschen Agrar- und Ernährungswirt- ext schaft auf den Weltmärkten. Wir haben bei den Exporten einen Zuwachs von 10 Prozent erzielt. Mit den Amerika- nern, Franzosen und Niederländern gehören wir jetzt im Bereich Agrar- und Ernährungswirtschaft zu den vier stärksten Exportnationen. Wir haben wie auch im letzten Wirtschaftsjahr eine Zunahme der Wertschöpfung zu verzeichnen. Die Ein- kommenslage ist besser als im Durchschnitt der fünf Vorjahre. Der gesamte Bereich der Bioprodukte boomt. Die Produktion hält nicht Schritt mit der Nachfrage. Was die Nutzung der nachwachsenden Rohstoffe an- geht, hat sich eine völlig neue, sehr positive Entwicklung ergeben. Ich darf darauf hinweisen, dass wir heute im nfang der 90er-Jahre das Fünffache der chen Flächen für nachwachsende Roh- esonders angenehm berührt mich, dass Bereichen – ich denke zum Beispiel an en Bericht dwirtschaft Vergleich zu A landwirtschaftli stoffe nutzen. B sich in manchen 7748 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Bundesminister Horst Seehofer die deutsche Holzwirtschaft – ein ausgesprochener Boom entwickelt. Zweitens. Die positive Entwicklung insgesamt geht mit einem nach wie vor sehr starken Strukturwandel in- nerhalb der Landwirtschaft einher. Die positiven Daten zur Wertschöpfung bzw. zur Gewinn- oder Einkommens- entwicklung betreffen vor allem die größeren Betriebe. Die Wachstumsschwelle liegt in Deutschland mittler- weile bei 75 Hektar. Die positiven Zahlen sind im Regel- fall bei den Betrieben zu verzeichnen, die über eine land- wirtschaftliche Nutzfläche von 75 Hektar und mehr verfügen. Hingegen kommt es bei den landwirtschaftli- chen Betrieben unter 50 Hektar – insbesondere bei denen unter 20 Hektar – zu Betriebsschließungen. Das heißt, dass wir bei der sehr leistungsstarken und dynamischen Landwirtschaft nicht übersehen dürfen, dass es gerade bei kleinen und mittleren Betrieben nach wie vor einen sehr starken Strukturwandel gibt, der in der praktischen Politik entsprechend abzufedern ist. Aber die leistungs- starken Betriebe haben sich einen großen Markt er- kämpft. Wir spielen auch auf dem Weltmarkt eine be- achtliche Rolle. Ich sehe es als Fortschritt, dass wir in den letzten Mo- naten das Gegeneinander in der Landwirtschaft beendet haben. Die alte Diskussion „öko gegen konventionell“ ist beendet, genauso wie die Diskussionen „groß gegen klein“, „international gegen regional“. Wir haben ein ganz vernünftiges partnerschaftliches Miteinander. Ich glaube, das hat sowohl die Stimmungslage in der Agrar- wirtschaft verbessert als auch zum ökonomischen Erfolg überhaupt beigetragen. Ich möchte eine dritte Bemerkung anschließen, die ich auch im Kabinett gemacht habe. Ein Agrarbericht, der sich auf ein Wirtschaftsjahr bezieht, verzerrt die Si- tuation. Ich kann nur noch wiederholen, was ich hier vor dem Deutschen Bundestag schon gesagt habe, nämlich dass wir gemeinsam überlegen müssen, in welchen In- tervallen und für welche Zeithorizonte wir solche Be- richte erstatten. Wenn Sie globale Zahlen des zurücklie- genden Wirtschaftsjahres betrachten, sehen Sie: Wir haben beispielsweise bei der Einkommensentwicklung eine Stagnation und einen leichten Rückgang, im Wirt- schaftsjahr davor gab es aber ein Plus von 24 Prozent. Mein Haus schreibt mir auf, dass für das vor uns lie- gende Wirtschaftsjahr mit einem Plus zwischen 5 und 10 Prozent zu rechnen ist. Deshalb ist eine punktuelle Betrachtung eines Wirt- schaftsjahres unzureichend, jedenfalls in der globalisier- ten Welt unserer Tage, und ich möchte darum bitten, den Agrarbericht weiterzuentwickeln und die Agrarwirt- schaft, die Forstwirtschaft und die gesamte Ernährungs- wirtschaft in einem Bericht zusammenzufassen. Ich möchte das damit begründen, dass in der Agrar- und Er- nährungswirtschaft insgesamt 4 Millionen Menschen be- schäftigt sind; das sind 10 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland. Wenn Sie nur den Kernbereich der Agrar- betriebe mit etwa 350 000 Beschäftigten betrachten, ist das eine Marginalisierung des tatsächlichen Wirtschafts- geschehens. Die Wertschöpfung aller Bereiche liegt ins- gesamt zwischen 7 und 8 Prozent. Ich möchte folgenden Vergleich anstellen: Das gesamte deutsche Gesundheits- wesen hat auch etwa 4 Millionen Beschäftigte. m s G r b d l b j s J B d j n a i B l ü 1 d d i n F W A r z B F z b a z n d g g L b (C (D Ich glaube, wir müssen die Frage des ländlichen Rau- es, der Agrar- und Ernährungswirtschaft künftig in un- erer Berichterstattung gegenüber der Öffentlichkeit als esamtheit betrachten. Mein Vorschlag wäre eine Be- ichterstattung über einen längeren Zeithorizont von vier is fünf Jahren, weil nur eine solche längere Betrachtung er Wirtschaft wirklich repräsentative Aussagen ermög- icht. Ich glaube, insgesamt ist der Agrar- und Ernährungs- ereich in einer guten Verfassung, und gerade bei den ungen Landwirten, mit denen ich sehr stark in Kontakt tehe, gibt es Perspektiven. Zum ersten Mal seit vielen ahren erlernen wieder mehr junge Leute den Beruf der äuerin und des Bauern. Überhaupt werbe ich dafür, in iesem Bereich so über die Perspektiven zu reden, dass unge Menschen sich für diese Berufe entscheiden. Wir dürfen auf der anderen Seite den Strukturwandel icht übersehen, den es nach wie vor gibt und den es uch in den nächsten Jahren geben wird; denn wir haben mmer noch eine erhebliche Anzahl landwirtschaftlicher etriebe in der Größenklasse von 20 bis 50 Hektar. Mitt- erweile verfügt allerdings über die Hälfte der Betriebe ber landwirtschaftliche Nutzflächen von mehr als 00 Hektar. Wir haben einerseits sehr viel Aufwind in er Landwirtschaft, müssen auf der anderen Seite aber ie Notwendigkeit sehen, den Strukturwandel vernünftig m Interesse der Betroffenen zu begleiten. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank, Herr Minister Seehofer. – Wir kommen un zu den Fragen zu diesem Themenbereich. Als erster ragestellerin gebe ich der Kollegin Julia Klöckner das ort. Julia Klöckner (CDU/CSU): Herzlichen Dank, Herr Minister Seehofer, für Ihre usführungen. Sie haben angesprochen, den Agrarbe- icht etwas anders, etwas lebensnäher zu gestalten, und u Recht auch angeregt, den Ernährungsbereich in die erichterstattung einzubeziehen. Damit haben Sie eine rage, die ich stellen wollte, schon beantwortet. Ich habe u diesem Punkt aber noch eine Zusatzfrage: Können Sie sich vorstellen, auch das sogenannte Agri- usiness – vorgelagerter und nachgelagerter Bereich – ufzunehmen, damit wir einen Querschnitt haben, der eigt, was sich rund um die Landwirtschaft und die Er- ährungswirtschaft tut, und dass wir Maßnahmen, die as BMELV in der Landwirtschaft angestoßen und er- riffen hat – ich nenne als Beispiel ein für die Zukunft eplantes Schulmilchprojekt –, evaluieren? Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz: Ja, ich kann mir alles vorstellen, was Sie gesagt ha- en. (Heiterkeit – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Wunderbar! Ich bedanke mich! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Frau Klöckner, was machen wir nu?) Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7749 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Dann erteile ich – – Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Herr Präsident, ernsthaft, wenn das vielleicht zu flap- sig war: Der Agrarbericht war mit sektoraler Betrachtung des Kernbereichs der Landwirtschaft in Zeiten, als man in Brüssel jährlich über die Preise für das nächste Wirt- schaftsjahr verhandelt hat, sicherlich gerechtfertigt. Aber angesichts der nun vorhandenen Vernetzung der ver- schiedenen Sektoren – Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Ernährungswirtschaft, Landwirtschaftstechnik, Innova- tion und ländlicher Raum – und in einer Zeit, in der wir in der Landwirtschaft über eine derartige Vielzahl von Wirt- schaftsmöglichkeiten verfügen wie niemals zuvor – den- ken Sie nur an die Nahrungsmittelproduktion, den Ener- giewirt, die Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten, den Tourismus und den Kulturlandschaftspfleger sowie an die veränderten Umweltbedingungen und ökonomischen Bedingungen –, plädiere ich dafür, den Agrarbericht zu verändern. Das können wir nur zusammen mit dem Par- lament; denn wir sind gesetzlich verpflichtet, einen Agrarbericht vorzulegen, und zwar in dieser Form. Da- rüber stehen wir innerhalb der Koalition in Kontakt, und zwar nicht, um die öffentliche Debatte abzuschneiden oder – wie ich bei der Diskussion über den Waldzu- standsbericht gehört habe – um etwas zu verschweigen, sondern um die Tragweite dieses Wirtschaftsbereichs in der Öffentlichkeit deutlicher zu machen und repräsentati- vere Aussagen zu treffen, als sie mit einer temporären, auf zwölf Monate begrenzten Betrachtungsweise mög- lich sind. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank. – Der nächste Fragesteller ist der Kol- lege Peter Bleser. Peter Bleser (CDU/CSU): Herr Minister, Sie haben in Ihrem Bericht ausgewie- sen, dass die deutsche Ernährungswirtschaft im abgelau- fenen Jahr Exporte mit einem Volumen von 40 Milliar- den Euro getätigt hat; das sind 10 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Welche Maßnahmen haben Sie in Ihrem Haus ergriffen, die zu dieser fantastischen Entwicklung beigetragen haben? Diese Entwicklung hat unter ande- rem dazu geführt, dass die Zahl der Auszubildenden in der Ernährungswirtschaft, in den 14 grünen Berufen, erstmals wieder enorm angestiegen ist. (Jürgen Koppelin [FDP]: Sie haben vergessen, „Danke, Herr Minister“ zu sagen!) Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Ich danke, lieber Kollege Peter Bleser, für diese ziel- führende Frage. (Heiterkeit) Zuallererst ist ein Zuwachs beim Export von über 10 Prozent in dem sensiblen Bereich von Nahrungsmit- t P W s d s m p k R Z f H R k D s t d H s g s l s g d h k h g Ä d p z l c d L d I (C (D eln und Agrarprodukten Ausdruck der Qualität unserer rodukte. Das ist das Verdienst der Erzeuger. (Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP]) ir diskutieren gelegentlich zu viel über Mängel, bei- pielsweise über Gammelfleisch, und übersehen dabei, ass die Qualität unserer Produkte weltweit sehr ge- chätzt wird. Sonst würden sie nicht verkauft. Natürlich kann man politisch etwas dafür tun. Das achen wir auch. Wir haben in unserem Haus eine Ex- ortunterstützungsstelle eingerichtet, die der Staatsse- retär Gerd Müller leitet. Manche meinen: Das ist eine eisestelle. – Aber sie ist für den Export sehr wichtig. udem haben wir, die deutsche Regierung, sehr viel da- ür getan, dass es zu einem Abkommen über den freien andel mit Tier- und Pflanzenprodukten zwischen der ussischen Föderation und der Europäischen Union ge- ommen ist. Russland ist für Deutschland der wichtigste rittstaat beim internationalen Handel. Deshalb war ein olches Abkommen lebenswichtig für unsere Produzen- en. Wir streben Gleiches zwischen der Russischen Fö- eration und Polen an, und zwar wieder über die EU. ier erweist sie sich als sehr hilfreich; denn die europäi- chen Mitgliedstaaten stellen in ihrer Gesamtheit eine anz andere Verhandlungsmacht dar, als wenn man ver- uchte, auf bilateraler Ebene Abkommen abzuschließen. Lieber Kollege Bleser, entscheidend ist aber die Qua- ität unserer Produkte. Sie sind weltweit geachtet und ge- chätzt. Deshalb kam es zu diesem Zuwachs. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Die nächste Frage stellt die Kollegin Bärbel Höhn. Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Minister, ich wusste gar nicht, dass Sie Stützfra- en nötig haben. (Zurufe von der CDU/CSU: Oh!) Ich freue mich auf jeden Fall, dass Sie den Boom bei en Bioprodukten und den nachwachsenden Rohstoffen erausgestellt und damit letzten Endes die positive Wir- ung des rot-grünen Regierungshandelns hervorgehoben aben. Ich möchte etwas zu biogenen Kraftstoffen fra- en. Die Bundesregierung hat zum 1. Januar 2007 eine nderung vorgenommen – die Beimischung – und damit ie Steuerbefreiung für die nächsten Jahre zumindest artiell aufgehoben. Damit haben Sie die Mineralölkon- erne gestärkt und nicht den ländlichen Raum. Was wol- en Sie tun, damit die Wertschöpfung weiter im ländli- hen Raum bleibt? Denn je zentraler die Strukturen sind, esto weniger hat der ländliche Raum davon. Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz: Liebe Frau Kollegin Höhn, ich dachte auch nicht, ass Sie sich selbst durch Ihre Fragen stützen müssen. nsofern haben wir das jetzt wieder ausgeglichen. (Heiterkeit bei der CDU/CSU) 7750 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Bundesminister Horst Seehofer Ich glaube, dass die Entwicklung von Biokraftstoffen und Bioprodukten schon vor Ihrer Regierungszeit be- gonnen hat. Das haben Sie nicht verhindert. Das kann man durchaus akzeptieren. Das ist eine Entwicklung, die schon in den 90-er-Jahren massiv eingesetzt hat und jetzt weitergeht. Sie haben prognostiziert, dies würde unter einer Großen Koalition zu einem großen Problem wer- den. Ich war während der Grünen Woche bei der Neu- land GmbH. Vor einem Jahr bin ich dort noch mit der Prognose verabschiedet worden, in einem Jahr sei alles kaputt. Jetzt konnte ich mein Grußwort mit der Feststel- lung beginnen, dass dieser Bereich so boomt wie nie zu- vor. Übrigens stimmen auch die Erträge. Sie liegen 30 Prozent über den Erträgen konventioneller Betriebe. Auch das steht im Agrarbericht. Das ist also eine wun- derschöne Entwicklung. Dazu, dass Sie gelegentlich sagen, die deutsche Re- gierung habe etwas versäumt, weil die Nachfrage größer als die Produktion sei, muss ich Ihnen sagen, dass wir eine ähnliche Entwicklung in ganz Europa haben. Mich freut diese Entwicklung. Wir werden alles tun, damit das so weitergeht. Das hat auch etwas mit verändertem Ver- braucherbewustsein und dem veränderten Bewusstsein bei vielen Handelsketten zu tun. Das sollte uns gemein- sam freuen. Ich stelle hier für die neue Regierung fest, dass wir entgegen aller Prognosen sehr viel Positives für den Biobereich erreicht haben. Das entspricht auch mei- ner tiefen Überzeugung. Nur, ich spiele den Biobereich nicht gegen den anderen Bereich aus. Das hat sich verän- dert. (Beifall bei der CDU/CSU – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Da war keine Änderung nö- tig!) Auch andere Bereiche produzieren vernünftige Nah- rungsmittel. Zum Biosprit. Man kann es nicht oft genug wiederho- len: Die Regelung, die ich vorfand, war bis zum Jahr 2009 gültig. Ohne eine Neuregelung wäre es nach 2009 zu einer vollen Besteuerung gekommen. Es war völlig offen, wie man nach 2009 weitermacht. Da ist es mir doch lieber, wenn wir schrittweise zur Besteue- rung kommen und den Leuten auch für die Zeit nach 2009 Klarheit geben. Ich habe keinerlei Schwierig- keiten, diese Position gegenüber den Betroffenen zu ver- treten. Wir haben jetzt Vertrauen und Verlässlichkeit über das Jahr 2009 hinaus hergestellt. Das ist mir lieber, als wie bisher bis zum Jahr 2009 weiterzumachen und dann eine volle Besteuerung einzuführen. So war die Rechtslage, Frau Höhn. (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kurze Nachfrage!) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Frau Höhn, die Nachfrage muss ich genehmigen. Es ist allgemein nicht üblich, Nachfragen zu stellen. Jeder hat eine Frage. Ich habe eine sehr lange Liste. Ich bitte, auf die Nachfrage zu verzichten. (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen das die anderen!) D T 2 w B s c l l w s g a m b d 2 i d d p s K D s d h h o e a L H R – ö d d t M z c D e d l z R (C (D ie nächste Frage hat die Kollegin Dr. Kirsten ackmann. Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE): Herr Minister, Sie haben die Bilanz des Jahres 2005/ 006 dargestellt. Nun ist es so, dass die positive Ent- icklung der landwirtschaftlichen Betriebe den sozialen rennpunkten in vielen ländlichen Räumen gegenüber- teht. Ich möchte Sie fragen, ob Sie Konzepte entwi- keln können, die eine Teilhabe der Bevölkerung im ändlichen Raum insgesamt an dieser positiven Entwick- ung möglich machen. In Ihrem Bericht steht auch, dass iederum 2,6 Prozent der Arbeitsplätze in der landwirt- chaftlichen Produktion verloren gegangen sind. Ich laube, dass wir uns gemeinsam und ganz besonders Sie ls verantwortlicher Minister sich Gedanken machen üssen, wie man Strukturpolitik im ländlichen Raum etreibt, um Arbeitsplätze zu schaffen. Die zweite Frage: In Ihrer Bilanz steht, dass die ost- eutschen Betriebe einen Gewinnrückgang in Höhe von 2 Prozent zu verzeichnen haben. Damit haben sie zwar mmer noch einen höheren Gewinn als die Betriebe in en alten Bundesländern; aber es ist nachzulesen, dass ieser Gewinnrückgang offensichtlich sehr stark mit den olitischen Rahmenbedingungen in Ostdeutschland zu- ammenhängt, also den geringeren Direktzahlungen, der appung der Agrardieselbesteuerung und ähnlichen ingen. Ist es nicht an der Zeit, da einmal genau hinzu- chauen? Denn im ostdeutschen ländlichen Raum bilden ie Landwirtschaftsbetriebe eine besondere Strukturein- eit. Es sind teilweise die letzten Strukturen, die über- aupt noch funktionieren. Haben Sie eine Vorstellung der Ideen, wie man dort politisch agieren könnte? Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Frau Kollegin Tackmann, Sie haben nicht das Recht, ine Serie von Fragen zu stellen; denn sonst kommen die nderen nicht mehr an die Reihe. – Danke. (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Aber eine gute Frage war es trotzdem!) Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz: Zur Frage nach dem ländlichen Raum: Über die älfte der deutschen Bevölkerung lebt in ländlichen äumen. Ein erheblicher Teil der ländlichen Räume insbesondere in den neuen Ländern – ist von vielen konomischen Problemen betroffen und wird von der emografischen Entwicklung unseres Landes in beson- erer Weise betroffen sein. Deshalb ist es ein ganz zen- rales Ziel der Bundesregierung, neben dem Konzept der etropolregionen auch für die ländlichen Räume Kon- epte hinsichtlich der Zukunftsperspektiven zu entwi- keln. Sie wissen, dass wir dazu einen bundesweiten ialog eröffnet haben. Dieser soll sich nicht in einem ndlosen Kongressleben erschöpfen, sondern er wird azu führen, dass wir ab Sommer dieses Jahres dem Par- ament und der Öffentlichkeit im Rahmen eines Kon- epts strukturelle Maßnahmen, die wir für die ländlichen äume ergreifen wollen, vorschlagen werden. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7751 (A) ) (B) ) Bundesminister Horst Seehofer Das ist ein ganzheitlicher Ansatz, der nach Abschluss des Dialogs die Notwendigkeit nach sich zieht, zu über- legen, wie wir zum Beispiel die zweite Säule bezüglich der Förderung ausstatten und wie wir die Gemein- schaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ in Deutschland neu definieren. Das muss politisch flankiert werden, woran wir gerade arbei- ten. Allerdings richtet sich das nicht gegen die Städte, sondern Stadt und Land sollen Hand in Hand gehen. Es gibt viel bürgerschaftliches Engagement in den ländlichen Räumen, zum Beispiel das Projekt „Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft“. Das wollen wir auch weiterführen. Ich möchte aber auch meiner Überzeu- gung Ausdruck verleihen, dass die Zukunft der ländli- chen Räume ohne Wertschöpfung in den ländlichen Räu- men nicht denkbar ist. Das heißt, wir müssen überlegen, wie wir die Wertschöpfung – zum Beispiel in der Land- wirtschaft durch die Energieproduktion mit Biomasse und nachwachsenden Rohstoffen – in den ländlichen Räumen halten können. Nur dann werden wir auch die jungen Leute in den ländlichen Räumen halten können. Die zweite Frage betraf den Gewinnrückgang um 22 Prozent bei den Betrieben in Ostdeutschland. Wir ha- ben dazu eine Begründung gegeben. Es gibt einige Be- gründungen, die auch für Westdeutschland gelten. Wenn aber 5 Prozent der Mittel im Rahmen der Modulation von der ersten in die zweite Säule gelangen, wenn also 5 Prozent der Direktzahlungen an die Betriebe in Pro- jekte zur Entwicklung des ländlichen Raumes fließen – wie übrigens von allen hier gewünscht –, dann schlägt sich das natürlich in der Bilanz nieder. Das schlägt sich in den neuen Ländern wegen der größeren Flächen na- türlich etwas stärker nieder. Sie dürfen also nicht überse- hen, dass wir eine gesetzliche Modulation von 5 Prozent haben. Das heißt, die Zahlungen an die Betriebe werden um 5 Prozent reduziert und das Geld geht weitestgehend in Projekte zur Entwicklung des ländlichen Raumes. Bei der Größe der Betriebe in den neuen Ländern – ich möchte dies jetzt nicht kritisieren, aber man muss es als mathematische Grundlage berücksichtigen – wirkt sich das natürlich prozentual, also relativ, spürbarer aus als beispielsweise in meinem Heimatland mit sehr klei- nen landwirtschaftlichen Flächen. (Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Da braucht man ein Gegenkonzept!) – Wissen Sie, man kann eines nicht machen: Man darf nicht gelegentlich hier im Parlament sagen, man wolle mehr Geld von der ersten in die zweite Säule transferie- ren, und sich anschließend darüber wundern, dass es plötzlich zu einem Rückgang der Mittel in der ersten Säule kommt. Das geht nicht. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Die nächste Frage geht an den Kollegen Hans- Michael Goldmann. Hans-Michael Goldmann (FDP): Herr Minister, ich möchte mich auch dafür bedanken, dass wir den Bericht gestern Abend schon zur Verfügung h I i d i e p A d s i i t 1 S s g d S m h c d s E s g L s L e m d n l v s v i i s w t e t g B s k u i g (C (D atten und somit schon lesen konnten. Ich finde Ihre dee, ihn in die Ernährungswirtschaft einzubinden, eine nteressante Überlegung, über die wir nachdenken und ie wir umsetzen sollten. Ich habe mir gedacht, dass wir hn vielleicht sogar in den Gesamtbereich Wirtschaft inbinden sollten. Morgen gibt es einen Tagesordnungs- unkt Jahreswirtschaftsbericht 2007, und ich finde, die grarwirtschaft gehört genauso zur Wirtschaft wie an- ere Bereiche auch. Es bestätigt sich ein bisschen, was in Fachkreisen ge- agt wird – das meine ich ganz generell –: Die Stimmung st besser als die Lage. Ich habe mich erschrocken, als ch einige Zahlen las. Ich hatte nicht für möglich gehal- en, dass das durchschnittliche Einkommen um ,4 Prozent gesunken ist. Vor allen Dingen hat mich die ituation in den neuen Ländern erschreckt; das muss ich ehr deutlich sagen. Wir brauchen Konzepte. Ich möchte erne nach solchen Konzepten fragen. Erschreckt hat mich auch, dass 25 000 Euro eines urchschnittlichen Einkommens von 36 000 Euro auf ubventionen zurückgehen. Das zeigt, dass wir vor dra- atischen Herausforderungen im Hinblick auf das ste- en, was von der europäischen Ebene auf uns ganz si- herlich zukommt. Welche Reformen planen Sie urchzuführen, um die Betriebe zu mehr unternehmeri- chem Tun zu bewegen? Letzte Frage. Sind Sie mit der Regelung bezüglich der rntehelfer, die mittlerweile getroffen worden ist – sie oll Bestand haben –, wirklich so zufrieden, dass Sie auf- eben und sich nicht mehr darum bemühen, eine bessere ösung zu finden? Die Beschreibung im Papier deckt ich nach meinen Erfahrungen nicht mit der Realität. Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz: Bisher gab es einen einzigen Bundesminister, der sein igenes Ministerium aufgelöst hat: Das war der Post- inister. Ich kann Ihrem Vorschlag, den Agrarbericht in en Jahreswirtschaftsbericht des Bundeswirtschaftsmi- isters einzuarbeiten oder beide Berichte zusammenzu- egen, nicht mit voller Begeisterung folgen. Wir sollten ersuchen, dafür zu sorgen, dass es sich in unserem Zu- tändigkeitsbereich in die Richtung entwickelt, die ich orhin angedeutet habe. Was die von Ihnen genannten Zahlen angeht: Es ist mmer problematisch, eine Globalzahl in einer Statistik soliert zu betrachten. Wenn Sie ein paar Seiten weiterle- en – wie ich Sie kenne, tun Sie das sicherlich –, dann erden Sie sehen, dass es eine Differenzierung nach Be- riebsgrößen gibt. Sie werden sehen, dass Betriebe mit iner Größe bis 50 Hektar Negativwerte haben, dass Be- riebe mit einer Größe zwischen 50 und 75 Hektar eini- ermaßen stabile Werte haben und dass die Zahlen für etriebe mit einer Größe von mehr als 75 Hektar positiv ind. Die entsprechenden Werte der kleinen Betriebe sin- en, aber die Fläche der größeren Betriebe nimmt zu, nd der Umfang der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche st insgesamt gleich geblieben. Das sind die Auswirkun- en des von mir angesprochenen Strukturwandels. 7752 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Bundesminister Horst Seehofer Wie dramatisch er – immer noch – ist, zeigt Folgen- des: In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg hat ein Bauer zehn Menschen ernährt; heute ernährt ein Bauer 140 Menschen. Man erkennt daran die ganze Dynamik in diesem Bereich durch Innovation, durch Mechanisie- rung und vieles andere. Diese Dynamik ist ungebrochen. Das sollten wir auch aussprechen. Ich glaube, wir sind gut beraten – auch im Hinblick auf Ihren Hinweis, dass 25 000 Euro eines durchschnitt- lichen Einkommens auf Subventionen zurückgehen –, die Multifunktionalität der Landwirtschaft – Nahrungs- mittel, Energie, Freizeit, Erholung, Tourismus, Kultur- landschaft – aufrechtzuerhalten und der Landwirtschaft dabei zu helfen, in Europa nach marktwirtschaftlichen Gesetzen tätig zu sein. Je besser sie ihre Existenz über Preise und Einkommen sichern kann, desto weniger Subventionen sind nötig. Ich möchte – wie eben im Ausschuss – deutlich sa- gen, dass sich die Landwirte jetzt darauf verlassen kön- nen müssen, dass die Gemeinsame Agrarpolitik, die bis zum Jahre 2013 vereinbart ist, fortbesteht. Wie soll je- mand, der von staatlichen Rahmenbedingungen sehr stark abhängig ist, investieren, wenn er sich auf diese Rahmenbedingungen nicht verlassen kann? Die Verläss- lichkeit, die Stabilität in der EU bis zum Jahre 2013 sind Voraussetzung für die Investitionen. Ich bin ein glühender Verfechter des Ansatzes, dass wir die Landwirtschaft zu mehr unternehmerischem Tun hinführen. Im Gegensatz zu meinem früheren Tätigkeits- feld ist in der Landwirtschaft ein ganz hohes Maß an Be- reitschaft vorhanden – darüber bin ich sehr froh –, sich der unternehmerischen Tätigkeit mehr als der Diskus- sion über Subventionen zuzuwenden. Das freut mich un- gemein. Gelegentlich stellt man fest, dass jeder von der Marktwirtschaft spricht, dass man die Anhänger der Marktwirtschaft aber mit nichts mehr bestrafen kann als mit der Einführung der Marktwirtschaft. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Erntehel- fer!) – Ja, Erntehelfer. Ich bin mit dem Kollegen Müntefering völlig d’accord; ich weiß, das hört nicht jeder gern. An- gesichts der bei uns bestehenden Arbeitslosigkeit bin ich dafür, dass wir verstärkt hier lebende Arbeitslose für sol- che Tätigkeiten heranziehen. Das schändet übrigens auch nicht; das sollten wir auch sagen. Allerdings sehe ich auch die Probleme, die im praktischen Vollzug hier und dort entstanden sind. Eine Erntehelferregel darf nicht so aussehen, dass sie in der Praxis zulasten der Bauern geht. Wir brauchen ein Stück mehr Flexibilität und ein Stück weniger Bürokra- tie. Unter keinen Umständen darf sich das wiederholen, was im Vorjahr passiert ist, als wegen einer zu starren Vorgehensweise der Behörden das eine oder andere nicht möglich war. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Die nächste Frage hat die Kollegin Ulrike Höfken. g d u S n F G v w H n n f R V v g U z – n s L w z w f d K W e b h D a i F h z u E s z m d a i v r (C (D Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Minister, Sie haben – so wie Sie gesagt haben – ute Rahmenbedingungen übernommen; ich denke an ie Agrarreform, die Unterstützung von Bioprodukten nd an die erneuerbaren Energien. Das Problem ist, dass ie drohen, diese Fundamente einzureißen. Mit der fi- anziellen Vorausschau auf der europäischen Ebene hat rau Merkel höchstpersönlich dafür gesorgt, dass so viel eld aus der Landwirtschaft, und zwar aus einem sinn- ollen Anwendungsbereich, wie niemals zuvor entzogen ird, nämlich ungefähr 700 Millionen Euro. Ich habe im inblick auf die zweite Säule ein Problem damit, dann och von Verlässlichkeit zu reden. Der Agrardiesel ist och viel teurer geworden und die Biospritbesteuerung ührt dazu, dass die Wertschöpfung in den ländlichen äumen gerade nicht mehr gewährleistet ist; das führt zu erwerfungen. Meine Fragen: Erstens. Was halten Sie den Verlusten on Finanzmitteln in der ganzen zweiten Säule entge- en? Gerade für die Biobetriebe ist, im Hinblick auf die mstellung, die Förderung der ländlichen Räume essen- iell. Zweitens. Haben Sie vor, die Biospritbesteuerung die wir übrigens 2009 nicht auslaufen lassen, sondern ur überprüfen lassen wollen – zu sichern oder die Be- teuerung entsprechend wieder zurückzunehmen? Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz: Zum letzten Punkt. Es gibt den ständigen Auftrag, das, as wir entschieden haben, mit den Marktentwicklungen u vergleichen und auf Handlungsnotwendigkeiten, enn sie sich ergeben, zu reagieren. Es wäre ja welt- remd zu sagen: einmal entschieden, für immer entschie- en. Zu Ihrer anderen Frage muss ich Ihnen sagen: Die anzlerin hat eindeutig deutsche Interessen vertreten. ir hatten im Zusammenhang mit der deutschen Einheit in zweites Sonderanliegen; das waren die Ziel-I-Ge- iete. Es wird so oft davon gesprochen, die Österreicher ätten für die zweite Säule etwas herausgeholt und die eutschen hätten das übersehen. Unsere Priorität war ber nun einmal, die ungünstigen Wirtschaftsstrukturen n den neuen Ländern durch zusätzliche europäische ördermittel für Ziel-I-Gebiete zu verbessern. Deshalb aben wir deutsche Interessen vertreten. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Teuer er- kauft!) Wissen Sie, Sie können bei den Verhandlungen nicht ehn Sonderinteressen anmelden. Vor dem Hintergrund nserer historischen Sondersituation durch die deutsche inheit war unser Interesse, bei der Förderung der Wirt- chaftsstruktur zu einer zusätzlichen Mittelausstattung u kommen. Das ist gelungen: Beispielsweise bekommt ein Heimatland Bayern in der zweiten Säule mehr För- ermittel als ganz Großbritannien. Die Förderung, die ls Ausgleichszulage in der zweiten Säule gezahlt wird, st auch nach Berücksichtigung der Sparmaßnahmen, on denen Sie sprachen, noch höher als in jedem ande- en Land. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7753 (A) ) (B) ) Bundesminister Horst Seehofer (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja, das ist auch richtig so! Die waren ja tüchtig!) – Ja, das ist in Ordnung. Wir dürfen nicht die These auf- stellen, das Sparen führe zur Zerschlagung der Förder- programme für den ländlichen Raum. Manchmal kann man die Mittel auch sinnvoll einsetzen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Die nächste Frage hat – – (Zurufe der Abg. Ulrike Höfken [BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN]) – Entschuldigen Sie, Frau Höfken, es kommen heute so- wieso nicht alle Fragesteller zum Zuge. (Zurufe der Abg. Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] und der Abg. Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) – Es ist ja schön, dass alle an dem Thema so interessiert sind; aber die nächste Frage hat die Kollegin Dr. Christel Happach-Kasan. Dr. Christel Happach-Kasan (FDP): Herr Minister, Sie haben eben sehr deutlich darge- stellt, dass wir einen Wandel in der Landwirtschaft ha- ben: zum einen hin zu größeren Betrieben, zum anderen hin zur Produktion nachwachsender Rohstoffe; das gilt insbesondere mit Blick auf die energetische Verwertung. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass Sie gesagt ha- ben, es gebe ein Prä für die unternehmerische Landwirt- schaft. Die unternehmerische Landwirtschaft braucht stabile rechtliche Rahmenbedingungen. In der Beantwortung einer Kleinen Anfrage der Frak- tion Die Linke haben Sie deutlich gemacht, dass wir ins- besondere beim Mais ein Problem mit dem Maiszünsler haben. Sie wissen aus der Diskussion sicherlich, dass Bt-Mais eine Möglichkeit ist, um den Maiszünsler zu be- kämpfen. Dies ist gerade auch aus umweltpolitischer Sicht sinnvoll, wie das Ministerium für Umwelt in Bay- ern in einem sehr aufwendigen Bt-Mais-Monitoring dar- gestellt hat. Wann wird das Gentechnikgesetz so novelliert, wie Sie es im Koalitionsvertrag versprochen haben – hin zu mehr Anwendung auf dem Acker und hin zu mehr For- schung –, um für Bt-Mais und die Europa im Zulas- sungsverfahren befindliche Stärkekartoffel in Deutsch- land etwas mehr Nutzungsmöglichkeiten zu schaffen? Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Wie Sie wissen, sind wir dazu in einem sehr guten Gespräch mit den Koalitionsfraktionen. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nein?!) – „Sehr gut“, Herr Goldmann. Fachliche Tiefe ist kein Widerspruch zu „sehr gut“. – Ich denke, dass wir mit den Ergebnissen baldmöglichst ins Bundeskabinett gehen können. H u s L L M A p d M d t f b w a g g w N W w a s c z w d i u g A d a B s D m f t T m d z w (C (D Ich muss Ihnen allerdings Folgendes sagen: In der älfte der Bundesrepublik gibt es den Maiszünsler nicht nd in den Gegenden, wo es ihn gibt, mit sehr unter- chiedlicher Befalldichte. Ich bin kein praktizierender andwirt. Deshalb rufe ich gelegentlich mir bekannte andwirte an und frage: Was macht ihr? Habt ihr den aiszünsler? Dann bekomme ich ganz überwiegend die ntwort: Ja, aber nicht so besonders dramatisch. Wir flügen tiefer um, wir wechseln die Fruchtfolge, und ann ist der Maiszünsler weg. – Es gibt also auch andere öglichkeiten der Bekämpfung als nur den Bt-Mais. Trotzdem müssen wir Antworten darauf geben, was ie Forschung, die Sicherheit und die Frage der Koexis- enz angeht. Sie werden erleben, dass wir sie geben. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Weil die vorgesehene Zeit eigentlich abgelaufen ist, rage ich, ob es noch Fragen außerhalb dieses Themen- ereichs gibt; wenn nicht, könnten wir die Zeit noch eiter für dieses Thema nutzen. – Da es keine Fragen zu nderen Themen gibt, setzen wir die Regierungsbefra- ung hierzu fort. Die nächste Frage hat die Kollegin Cornelia Behm. Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Minister, sogar Herr Sonnleitner hat neulich zu- egeben, dass die Vorgängerregierung in Sachen nach- achsende Rohstoffe nicht alles falsch gemacht hat. – ur so viel zu Ihrem Geplänkel mit Bärbel Höhn. Sowohl um Klimaschutz zu betreiben als auch um die ertschöpfung im ländlichen Raum zu erhöhen, müssen ir darauf achten, auf unseren Flächen eine maximale, ber nachhaltig erzeugte Biomasse zu gewinnen, einer- eits in Form nachwachsender Rohstoffe für die stoffli- he und energetische Nutzung, andererseits aber auch ur Nahrungsgewinnung. Ich frage Sie zu diesem Punkt, elche Strategien Sie haben, um sicherzustellen, dass ie ökonomischen Interessen – man merkt, dass die sehr n den Vordergrund gerückt werden – die ökologischen nd die sozialen Interessen nicht überlagern. Ich will anz konkret werden und Sie fragen, wie Sie bei der usweitung der NaWaRo-Flächen sicherstellen wollen, ass der Naturschutz nicht unter die Räder kommt, dass lso ausreichend Flächen für den Biotopschutz und den iotopverbund bleiben. Planen Sie zum Beispiel, sich tärker für das Thema Agroforstsysteme zu engagieren? as würde durchaus einen Lösungsansatz bieten. Neh- en Sie sich des Problems an, dass wir immer nur Mais- lächen im Auge haben? Wollen Sie nicht die Fruchtar- envielfalt fördern, auch durch Forschung im Bereich der echnologie? Bis jetzt sagen die Anlagenbauer ja im- er: Bei uns geht das nur mit dem Mais. Ich habe von Nachhaltigkeit gesprochen. Dazu noch ie Frage: Wie ist der Stand der Nachhaltigkeitszertifi- ierung? Welche Kriterien müssen wir Ihres Erachtens ann zur Anwendung bringen? 7754 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Diese Entwicklung rund um die nachwachsenden Rohstoffe mit all ihren Verästelungen – Biokraftstoffe, Biomasse, Biogas – ist eine positive Entwicklung. Sie ist aus unterschiedlichen Gründen sehr unterstützenswert. Es geht um Klimaschutz, um Umweltschutz, um die Grundlagen der wirtschaftlichen Existenz der Bauern. Ich habe letzte Woche im EU-Parlament in verschie- denen Ausschüssen darum gebeten – das möchte ich hier ebenfalls tun –, zu überlegen – das tun auch wir als Regie- rung; dazu müssen wir aber auch einen Dialog führen –, wie wir manche Fehler, die in der Agrarpolitik in den Nachkriegsjahrzehnten gemacht wurden – da wurde das Ökonomische, die Menge in den Vordergrund gestellt und die Notwendigkeit der Rücksichtnahme auf unsere Schöpfung lange Zeit übersehen –, beheben können. Diese Frage stellt sich angesichts der Dynamik bei den nachwachsenden Rohstoffen gleichermaßen. Wir sollten vermeiden, die Fehler der Nachkriegsgeschichte jetzt zu wiederholen. Ich habe den Eindruck, dass ich bei den zu- ständigen Ausschüssen des Europaparlaments auf sehr offene Ohren gestoßen bin, als ich ausgeführt habe, dass wir Nachhaltigkeitskriterien und Standards entwickeln müssen. Zum Teil sind es die gleichen wie in der Nah- rungsmittelproduktion; aber wir müssen sehr Obacht ge- ben, dass es hier nicht zu einer platten Industrialisierung unter Ausbeutung unserer Böden kommt. Es ist kein Widerspruch, das Positive mit einer Feh- lervermeidungsstrategie zu verbinden. Ich sagte bereits heute im Fachausschuss, dass wir einmal zusammenstel- len müssen, was wir schon haben und was wir noch brauchen, und zwar unter spezifischer Bezugnahme auf nachwachsende Rohstoffe, zum Beispiel Fruchtfolge, vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit. Im Europaparlament war die Schlussfolgerung bezüg- lich des Dialogs und auch der Entscheidungen über die Nachhaltigkeit in diesem Zusammenhang: Wenn es ge- länge, auf europäischer Ebene saubere Regeln und Stan- dards als Gemeingut zu entwickeln, dann wären wir auch gegenüber Drittstaaten in einer starken Stellung und hätten eine gute Grundlage, wenn es um Wälder und Ähnliches in anderen Regionen der Welt ginge. Ich könnte mir vorstellen, dass zum Beispiel Zertifizierungs- systeme im Verhältnis zu Drittstaaten durchaus eine Ant- wort sein können. Aber lassen Sie uns das jetzt wirklich mit Nachdruck diskutieren. Mein Interesse ist, auf europäischer Ebene zu Regeln zu kommen. Denn nur wenn es uns auf euro- päischer Ebene gelingt, in diesem Zusammenhang Nach- haltigkeitsregeln zu entwickeln, werden wir auch welt- weit Wirkung entfalten können. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Die Fragezeit für die Regierungsbefragung ist abge- laufen. Ich bedaure, dass viele Fragesteller nicht mehr zum Zuge kommen konnten, aber wir haben die Zeit so- gar schon überschritten. Deswegen müssen die Fragen entfallen, können aber schriftlich gestellt werden. m a H F d m r D K B E i k g S s s l V L r e d t l n d z A r v (C (D Wir kommen dann zum Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde – Drucksache 16/4133 – Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich des Bundes- inisteriums für Wirtschaft und Technologie. Zur Be- ntwortung steht der Parlamentarische Staatssekretär artmut Schauerte zur Verfügung. Wir kommen zur Frage 1 des Kollegen Hans-Josef ell vom Bündnis 90/Die Grünen: Liegen der Bundesregierung Erkenntnisse vor über kar- tellrechtswidrige Absprachen in Europa bezüglich der Ver- gabe von Aufträgen für Kraftwerke im Allgemeinen und Atomkraftwerke im Besonderen? Herr Schauerte, bitte. Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister für Wirtschaft und Technologie: Herr Kollege Fell, ich beantworte die Frage im Na- en der Bundesregierung wie folgt: Der Bundesregie- ung sind keine kartellrechtswidrigen Absprachen in eutschland bezüglich der Vergabe von Aufträgen für raftwerke im Allgemeinen und Atomkraftwerke im esonderen bekannt. Erkenntnisse über Absprachen in uropa liegen der Bundesregierung nicht vor. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Herr Fell, Ihre Nachfrage. Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Staatssekretär, vielen Dank für die Antwort. Es st Ihnen ja nicht entgangen, dass die EU-Kommission artellrechtliche Maßnahmen und Strafmaßnahmen ge- enüber dem Konzern Siemens ergriffen hat. Ich frage ie in diesem Zusammenhang, ob die Bundesregierung ich nun vornimmt, hier im Detail genauer hinzu- chauen; denn es hat in den letzten Jahrzehnten auffäl- ige Ereignisse gegeben. Wenn man beispielsweise die erteilung von Atomkraftwerken in Europa auf der andkarte betrachtet, sind Vermutungen sehr wohl ge- echtfertigt, dass auch hier kartellrechtliche Absprachen in Thema sind. Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister für Wirtschaft und Technologie: Herr Kollege Fell, wir werden die Ergebnisse der Un- ersuchungen der Europäischen Kommission diesbezüg- ich abwarten. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Weitere Nachfrage? – Bitte. Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Staatssekretär, ich fragte nicht, ob Sie die Ergeb- isse abwarten wollen, sondern ich fragte, ob die Bun- esregierung angesichts einer solch eindeutigen Indi- ienlage selbst aktiv werden will; denn kartellrechtliche bsprachen sind im Bereich der Energiewirtschaft be- eits nachgewiesen. Was wollen Sie also tun, um solch erbotswidrige Handlungen zu unterbinden? Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7755 (A) ) (B) ) Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Wirtschaft und Technologie: Ihre Bewertung, dass es sich um einen massiven Missbrauch handelt, kann ich nicht teilen. Jedenfalls lie- gen uns bis heute keine Erkenntnisse dazu vor. Aber ich will gerne zusagen, dass wir angesichts dieser Vor- kommnisse noch einmal bei den beteiligten Unterneh- men nachfragen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine weitere Frage der Kollegin Bärbel Höhn. Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Staatssekretär, Sie haben eben deutlich gemacht, dass es zwar in der EU-Kommission Erkenntnisse über kartellrechtliche Absprachen gibt, dass diese aber Ihnen offensichtlich nicht vorliegen. Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Wirtschaft und Technologie: Ja. Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Erste Frage: Haben Sie sich bei der EU über die vor- liegenden Erkenntnisse erkundigt? Zweite Frage: Was wollen Sie tun, um das Informationsdefizit – die EU weiß ja mehr über deutsche Konzerne als die deutschen Behörden – abzubauen? Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Wirtschaft und Technologie: Ich habe diese Frage gerade schon beantwortet. Wir werden uns bei den beteiligten Unternehmen und bei den zuständigen Behörden noch einmal erkundigen, ob auf nationaler Ebene diesbezüglich irgendwelche Erkennt- nisse vorliegen. Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Darf ich eine zweite Nachfrage stellen? Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Bitte. Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Halten Sie es für zielführend, allein bei den beteilig- ten Unternehmen nachzufragen? Offensichtlich scheint das für Sie der richtige Weg zu sein, um herauszufinden, ob sie sich kartellrechtswidrig abgesprochen haben. Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Wirtschaft und Technologie: Frau Kollegin, es ist selbstverständlich, dass wir die Erkenntnisse der EU nutzen. Aber wir werden auch mit den Beteiligten das Gespräch führen und über eventuelle Vorkommnisse reden. Dann werden wir sehen, ob wir weiter untersuchen müssen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank, Herr Staatssekretär. d b r d c N g s s P b H h a b D s s m T e d b s w n b ß c h i e e – E (C (D Wir kommen dann zum Geschäftsbereich des Bun- esministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Ver- raucherschutz. Zur Beantwortung steht der Parlamenta- ische Staatssekretär Dr. Peter Paziorek zur Verfügung. Wir kommen zur Frage 2 der Kollegin Bärbel Höhn: Welche konkreten Schritte hat die Bundesregierung unter- nommen, um den einstimmigen Beschluss des Deutschen Bundestages zu einem Import- und Handelsverbot für Rob- benprodukte vom 19. Oktober 2006 (Bundestagsdrucksache 16/2755) umzusetzen, und für wann ist in Deutschland mit dem Inkrafttreten des Verbotes zu rechnen? Dr. Peter Paziorek, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau- herschutz: Werte Kollegin, die Bundesregierung setzt sich mit achdruck für eine harmonisierte Lösung ein, die für die esamte Europäische Union gilt. Jüngst hat sich Staats- ekretär Lindemann bei den Beratungen des Kommis- ionsvorschlags für eine „Verordnung des Europäischen arlaments und des Rates über ein Verbot des Inverkehr- ringens sowie der Ein- und Ausfuhr von Katzen- und undefellen sowie von Produkten, die solche Felle ent- alten, in die bzw. aus der Gemeinschaft“ im Agrarrat m 29. Januar dieses Jahres für die Aufnahme von Rob- enfellen in den Verordnungsvorschlag ausgesprochen. er zuständige Kommissar Kyprianou lehnte das deut- che Anliegen ab, da es bereits ein Einfuhrverbot für be- timmte Robbenfelle gebe. Derzeit würden in der Kom- ission ebenfalls Untersuchungen zur artgerechten ötung der Tiere durchgeführt. Parallel zu den entsprechenden Bemühungen auf uropäischer Ebene für ein Importverbot prüft das Bun- esministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Ver- raucherschutz derzeit für den Fall, dass auf Gemein- chaftsebene keine ausreichende Regelung gefunden ird, ob und gegebenenfalls welche Wege für ein natio- ales Handelsverbot gefunden werden können. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Nachfrage, Frau Höhn? Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Staatssekretär, im März beginnt wieder die Rob- enjagd. Das Einfuhrverbot gilt nur für Robben mit wei- em Fell. Deshalb werden die Robben exakt drei Wo- hen nach der Geburt erschlagen oder erschossen. Wir aben aus diesem Grund am 19. Oktober letzten Jahres m Bundestag den einstimmigen Beschluss gefasst, dass in Verbot auf EU-Ebene geprüft werden soll. In dem ntsprechenden Antrag hieß es: Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregie- rung auf, … solange ein solches Verbot damit ist ein Einfuhr- und Handelsverbot auf EU- bene gemeint – nicht zustande kommt, den Import, die Be- und Ver- arbeitung und das Inverkehrbringen von Robben- produkten in Deutschland wirkungsvoll zu unter- binden. 7756 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Bärbel Höhn Das war, wie gesagt, ein einstimmiger Beschluss des Bundestages. Wir sind die Legislative und Sie sind die Exekutive. Was haben Sie getan, um diesen Beschluss des Bundes- tages – Sie hatten ein halbes Jahr Zeit; in zwei Monaten beginnt die Robbenjagd – umzusetzen? Dr. Peter Paziorek, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau- cherschutz: Verehrte Frau Kollegin, ich kenne die Genesis dieses Beschlusses, da ich selbst als Parlamentarischer Staats- sekretär mit Ihnen zusammen an den Beratungen des Ausschusses zu diesem Punkt teilgenommen habe. Es handelt sich um einen gemeinsamen Beschluss aller Fraktionen; insofern sind wir auch inhaltlich nicht aus- einander. Es war aber klar, dass wir die schwierige Frage zu behandeln haben, ob aus WTO-rechtlichen Gründen ein nationaler Importstopp ausgesprochen werden kann. Aus diesem Grunde hatten wir uns alle – sowohl die Le- gislative als auch die Exekutive – darauf verständigt, zu- nächst einmal zu versuchen, auf europäischer Ebene eine Lösung zu finden. Wir prüfen zurzeit, welche rechtli- chen Möglichkeiten im Rahmen dieses schwierigen Fel- des – es muss sich in die WTO-Rechtsordnung einpas- sen – bestehen, um den Beschluss des Deutschen Bundestages zur Umsetzung bringen zu können. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine weitere Nachfrage. Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Staatssekretär, ich muss Sie korrigieren: Der Be- schluss des Bundestages lautet anders; dort steht nicht „zunächst“, sondern „solange ein solches Verbot nicht zustande kommt“. Das ist ein halbes Jahr her. Belgien, das ebenso wie Deutschland ein EU-Staat ist, hat gerade auf nationaler Ebene einen solchen Beschluss gefasst. Auch die Niederlande sind hier sehr weit. Haben Sie sich mit den Regelungen in diesen beiden Ländern auseinan- dergesetzt und Überlegungen angestellt, ob Sie solche Regelungen für die Bundesrepublik Deutschland über- nehmen können, um den Beschluss des Bundestages um- zusetzen, in dem nicht von „zunächst“, sondern sinnge- mäß von „parallel“ die Rede ist? Dr. Peter Paziorek, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau- cherschutz: Verehrte Frau Kollegin, genau das ist jetzt Gegen- stand der Prüfung in unserem Hause, ob Mitgliedstaaten der Europäischen Union einen solchen Sonderweg gehen können, ohne von der EU gestoppt zu werden. Weil wir das gemeinsame Ziel, für eine artgerechte Tötung einzu- treten, erfolgreich umsetzen wollen, nehmen wir im Au- genblick eine ganz intensive Prüfung dieser Rechtsfrage vor. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Nun kommen wir zur Frage 3 der Kollegin Höhn: d c E p ö ü s r l b d E V o i m d w H – z c d d b d e l b H g ü d n 2 M t d Ä M d K w g k d M d (C (D Wie will die Bundesregierung sicherstellen, dass die Um- setzung der Transparenzinitiative zur Offenlegung der Emp- fänger von Agrarsubventionen rechtzeitig erfolgt, damit die Informationen bei der Diskussion um die Neuorientierung der europäischen Agrarpolitik im Rahmen des Midterm-Reviews 2008/2009 Berücksichtigung finden können? Dr. Peter Paziorek, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau- herschutz: Frau Kollegin, die Bundesregierung unterstützt die uropäische Transparenzinitiative. Wichtige Gesichts- unkte in der Diskussion zu den Modalitäten einer Ver- ffentlichung sind für die Bundesregierung, dass auch ber Ziele und Zusammenhänge der Förderung umfas- end informiert wird, die Gleichbehandlung aller Sekto- en und Programme gewährleistet ist, datenschutzrecht- iche Gesichtspunkte beachtet werden und der ürokratische Aufwand begrenzt gehalten wird. Außer- em werden wir uns weiterhin dafür einsetzen, dass die U-Kommission die Veröffentlichung übernimmt. Was den Veröffentlichungszeitpunkt betrifft, sind die orgaben in den jeweiligen Rats- bzw. Kommissionsver- rdnungen maßgebend. Für den Garantiefondsbereich ist n der Änderungsverordnung Nr. 1995/2006 zur Allge- einen Haushaltsordnung Nr. 1605/2002 vorgesehen, ass die Daten des Haushaltsjahres 2008 veröffentlicht erden, und zwar aus gutem Grund: Ausgaben des EU- aushaltsjahres 2008 betreffen das Antragsjahr 2007 das ist mit dem Erntejahr deckungsgleich –, für das bis um 15. Mai 2007 von den Betriebsinhabern entspre- hende Anträge zu stellen und von den zuständigen Lan- esbehörden anschließend zu bescheiden sind. Die Bun- esregierung hat die Länder Ende letzten Jahres gebeten, ereits mit diesen Anträgen die Bäuerinnen und Bauern arüber zu informieren, dass mit einer Zuwendung eine ntsprechende Veröffentlichung vorgesehen ist. Die Zah- ungen zu diesen Anträgen erfolgen im Jahre 2007 sowie is zum zweiten Quartal 2008 und werden auf den EU- aushalt 2008 gebucht. Die Daten über die geleisteten Einzelzahlungen lie- en beim bisherigen Verfahren in Deutschland zum weit berwiegenden Teil zunächst nur auf der Ebene der Län- er vor. Im Rahmen des vom EU-Recht vorgeschriebe- en sogenannten Jahresabschlusses werden sie Anfang 009 an die Bundesanstalt für landwirtschaftliche arktordnung und anschließend an unser Haus übermit- elt; einige Tage später werden sie dann über das Bun- esfinanzministerium an die EU-Kommission gesandt. hnliches gilt auch für die flächenbezogenen ELER- aßnahmen, zum Beispiel für die Ausgleichszulage und ie Agrarumweltprogramme. Dies bedeutet, dass sowohl der Bund als auch die EU- ommission die Daten ohne großen zusätzlichen Auf- and, also grundsätzlich bei Beibehaltung des bisheri- en Verfahrens, Anfang 2009 werden veröffentlichen önnen. Derzeit ist geplant, unmittelbar nach Vorliegen aller en Agrarbereich betreffenden Bestimmungen – für arktordnungsmaßnahmen und Direktzahlungen liegen erzeit auf EU-Ebene überhaupt noch keine Durchfüh- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7757 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretär Dr. Peter Paziorek rungsbestimmungen vor – ein Konzept zur Veröffentli- chung zu erstellen und mit den Ländern abzustimmen. In diesem Rahmen soll dann auch die Frage des Veröffent- lichungszeitpunktes erörtert werden. Ich bin mir sicher, dass dieses Vorgehen sowohl dem Anliegen der Veröf- fentlichung von EU-Subventionsdaten als auch einer sachgerechten Diskussion zur Fortentwicklung der euro- päischen Gemeinsamen Agrarpolitik bestmöglich Rech- nung trägt. Die Kommission beabsichtigt, nach eingehenden Vor- arbeiten ihr abschließendes Papier zur Überprüfung der EU-Politiken Ende 2008 oder Anfang 2009 vorzulegen. Also können die EU-Subventionsdaten in der sich daran anschließenden Diskussion Berücksichtigung finden. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Nachfrage, Frau Höhn? Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ja. – Herr Staatssekretär, andere EU-Länder haben mittlerweile die Subventionsempfänger benannt; das geht bei diesen. Sie sagen, dass Sie prüfen; wenn ich es richtig verstanden habe. Dazu würde ich gerne eine Nachfrage stellen. Im Jahre 2009 wollen Sie die Daten veröffentlichen. Ist es richtig, dass die Öffentlichkeit in Deutschland anders als in anderen EU-Ländern erst im Jahre 2009 die Daten erhält, und veröffentlichen Sie dann nur die Daten oder auch die Namen der Subven- tionsempfänger? Dr. Peter Paziorek, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau- cherschutz: Zunächst einmal habe ich geschildert, wie wir das Ganze umsetzen wollen. In einem föderalen Staat – Frau Höhn, das wissen Sie aus Ihrer vorherigen Tätigkeit in der Politik – müssen wir solche Verwaltungsvollzugs- maßnahmen mit den Ländern abstimmen. Das ist nun einmal so bei uns. Wir haben uns schon einmal in einer Fragestunde mit diesem Sachverhalt beschäftigt. (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Exakt! Gegenüber damals haben Sie sich schon ein bisschen bewegt!) – Herzlichen Dank. Ich wollte das gerade sagen. Ich kann Ihre Aussage durchaus unterstreichen. – Ich muss klar und deutlich sagen: Das, was ich vorgetragen habe, ist eine inzwischen in der Bundesregierung abgestimmte Haltung. Es ist also klar: Die Daten werden veröffent- licht. Den Bäuerinnen und Bauern wird schon jetzt ge- sagt, sie müssten damit rechnen, dass auch ohne eine Mindestgrenze entsprechende Daten veröffentlicht wer- den. Das ist der jetzige Sachverhalt. Es tut mir leid, dass wir diese Daten aufgrund des durchaus umfangreichen bürokratischen Aufwandes hin- sichtlich der Frage, wann Zahlungen gebucht werden und wann sie in die Berichte eingehen, nach dem jetzi- gen Stand erst 2009 veröffentlichen können. Aber Sie se- hen: Ab sofort muss jeder – wenn die Verordnungen so P d n g n w i d h p v t w n s d c n F z g V d s d s S J n F 2 w g r E h r s (C (D latz greifen, wie wir es uns vorstellen – im Hinblick auf ie Zahlungen, die jetzt, in 2007, erfolgen, damit rech- en, dass sein Name zum frühestmöglichen Zeitpunkt enannt wird. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Ihre zweite Nachfrage. Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Staatsekretär, Sie haben eben gesagt, dass das och rechtzeitig vor Erstellen des Midterm-Reviews sein ird. Nun wissen wir aber, dass die EU die Abfassung hrer Midterm-Reviews teilweise nach vorne verlagert; as haben wir mehrfach erlebt. Der Minister hat zwar eute im Ausschuss gesagt, er sei nicht dafür; trotzdem assiert das manchmal. Sind Sie auf einen solchen Fall orbereitet? Denn es wäre natürlich entscheidend wich- ig, dass wir gerade dann, wenn Subventionen gekürzt erden, zielgenauer fördern können und so sehen kön- en, wo Umverteilungen möglich sind. Haben Sie eine olche Möglichkeit eingeplant? Dr. Peter Paziorek, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau- herschutz: Es ist in der Tat so, dass wir diese Möglichkeit einpla- en müssen. Ich kann Ihrer Sachverhaltsschilderung, rau Höhn, durchaus zustimmen. Ich kann aber zum jet- igen Zeitpunkt noch nicht sagen – ich habe Ihnen ja den roßen Aufwand geschildert –, wie wir auf ein solches orziehen reagieren würden. Ich kann aber versichern, ass dieser Gesichtspunkt ein Prüfauftrag bei den zu- tändigen Stellen in unserem Hause sein wird. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Danke schön, Herr Staatssekretär. Wir kommen dann zum Geschäftsbereich des Bun- esministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktor- icherheit. Zur Beantwortung steht die Parlamentarische taatssekretärin Astrid Klug zur Verfügung. Wir kommen zur Frage 4 des Abgeordneten Hans- osef Fell: Wurden der Bundesregierung im Rahmen der Energiegip- felrunden Vorschläge vorgelegt, die die Erreichung ambitio- nierter Klimaschutzziele unter Beibehaltung des Atomaus- stiegs beinhalten, und, falls ja, welche? Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin beim Bundesmi- ister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Sehr geehrter Herr Kollege Fell, ich beantworte Ihre rage wie folgt: Im Rahmen der Energiegipfelrunden 006 und der untergeordneten Arbeitsgruppensitzungen urde insbesondere im Rahmen des Aktionsplans Ener- ieeffizienz über eine Vielzahl von Emissionsminde- ungsansätzen diskutiert. Umfassende Konzepte zur rreichung ambitionierter Klimaschutzziele unter Beibe- altung des Atomausstieges wurden der Bundesregie- ung damals nicht vorgelegt. Auf dem nächsten Energiegipfel im Frühsommer die- es Jahres soll über Energieszenarien bis 2020 diskutiert 7758 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretärin Astrid Klug werden. Hierfür werden derzeit verschiedene Szenarien erstellt, darunter ist auch eines, das unter Zugrunde- legung der verschiedenen energiepolitischen Vorgaben des Koalitionsvertrages inklusive Beibehaltung des Atom- ausstiegs berechnet wird. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine Nachfrage, Kollege Fell? – Bitte. Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frau Staatssekretärin, vielen Dank für die Antwort. Sie hat mich ein wenig verwundert; denn nach Aussagen des Bundesverbandes Erneuerbare Energie habe er auf dem letzten Kanzlergipfel ein Konzept vorgelegt, das eine Stromerzeugung von etwa 240 Terawattstunden aus erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2020 vorsieht. Wenn man weiß, dass die Atomkraftwerke 1990 nur 160 Terawattstunden erzeugt haben, dann wird klar, dass ein Atomausstieg mit gleichzeitigem Klimaschutz mög- lich ist. Insofern wundert mich, dass Sie sagen, solche Konzepte seien nicht vorgelegt worden. Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- heit: Es gibt derzeit noch kein fertiges Konzept innerhalb der Bundesregierung, das man hätte vorlegen oder über das man hätte diskutieren können. An solchen Konzep- ten wird aber gearbeitet. In der Sache widerspreche ich Ihnen nicht. Sie wis- sen: Es gibt zur Bewertung der Atomkraft in Verbindung mit dem Klimaschutz unterschiedliche Auffassungen in der Bundesregierung. Ein Teil der Bundesregierung sieht hier einen Zusammenhang. Ich gehöre zu dem Teil der Bundesregierung, der meint, dass beides, sowohl der Atomausstieg als auch ein ambitionierter Klimaschutz, möglich ist. In diesem Zusammenhang gibt es ambitio- nierte Ziele, die auch im Rahmen der Energiegipfelrun- den diskutiert werden. Sie kennen die Ziele; sie lassen sich im Koalitionsvertrag wiederfinden. Dabei geht es um die Verdoppelung der Energieeffizienz bis zum Jahr 2020 und einen weiteren deutlichen Ausbau der erneuer- baren Energien bis zum Jahr 2020, wodurch die Folgen der Abschaltung der Atomkraftwerke kompensiert wer- den könnten. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zweite Zusatzfrage, Herr Fell? – Bitte. Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frau Staatssekretärin, gestatten Sie mir folgende Fest- stellung: Ich habe nicht danach gefragt, ob die Bundes- regierung entsprechende Vorschläge vorgelegt hat. Viel- mehr habe ich gefragt: Wurden der Bundesregierung im Rahmen der Energiegipfelrunden Vorschläge vorgelegt? Diese wurden – ich habe das bereits ausgeführt – vom Bundesverband Erneuerbare Energie vorgestellt. Inso- fern irritiert mich, dass diese Vorschläge offensichtlich nicht zur Kenntnis genommen werden. d K a w n m h l t s n h E S K b A s r d e g A g D l A a v d n g w d g A s N m d (C (D Frau Merkel hat kürzlich gefordert, dass derjenige, er aus der Atomenergie aussteigen will, glaubhafte onzepte zum Klimaschutz vorlegen muss. Die Antwort uf diese große Frage ist doch längst gegeben. Warum ird sie von der Bundesregierung nicht zur Kenntnis ge- ommen? Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- inister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- eit: Sie können sicher sein, dass alle Argumente und Zah- en, die im Rahmen der Energiegipfelrunden von den un- erschiedlichen Seiten zur Sprache gebracht worden ind, zur Kenntnis genommen werden. Sie fließen in ge- au die Szenarien ein, die ich Ihnen soeben beschrieben abe und die derzeit erarbeitet werden. Für die nächste nergiegipfelrunde werden verschiedene alternative zenarien unter Berücksichtigung der Vorgaben aus dem oalitionsvertrag berechnet. Diese reichen von der Bei- ehaltung der Atomenergie über den Ausstieg aus der tomenergie bis hin zu einem Szenario, das einen we- entlich höheren Anteil der erneuerbaren Energien be- ücksichtigt. Wir sind davon überzeugt, dass bei Beibehaltung der erzeitigen Dynamik im Bereich des Ausbaus der erneu- rbaren Energien ambitioniertere Ziele als bisher – es eht um 20 Prozent bis zum Jahr 2020 – erreichbar sind. ll diese Berechnungen fließen in die Debatte ein; ich laube, dass wir in der Sache nicht auseinander sind. iese Zahlen werden als Arbeitsgrundlage für alle Betei- igten dienen. Wir werden darüber diskutieren, welche uswirkungen der Atomausstieg haben wird und ob ein mbitioniertes Klimaschutzziel mit dem Atomausstieg ereinbar ist. Ich bin davon überzeugt, dass die Zahlen as belegen werden. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi- isteriums für Arbeit und Soziales. Die Frage 5 der Ab- eordneten Cornelia Hirsch soll schriftlich beantwortet erden. Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun- esministeriums des Innern. Zur Beantwortung der Fra- en steht der Parlamentarische Staatssekretär Peter ltmaier zur Verfügung. Die Fragen 6 und 7 der Kollegin Petra Pau sollen chriftlich beantwortet werden. Wir kommen zur Frage 8 des Kollegen Omid ouripour: Wie bewertet die Bundesregierung den Einsatz des im De- zember 2006 auch von EU-Kommissar Franco Frattini kriti- sierten Automated Targeting System, ATS, durch US-Behör- den zur Untersuchung von Flugpassagieren bei der Einreise in die USA? Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister des Innern: Herr Kollege Nouripur, Ihre Frage bezieht sich auf as sogenannte ATS, das Automated Targeting System, Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7759 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretär Peter Altmaier das von den Vereinigten Staaten in den 90er-Jahren zur Analyse von Passagier- und Frachtdaten aufgebaut wurde und seitdem betrieben wird. Hier kommt es aus Sicht der Bundesregierung darauf an, ob in Anbetracht der derzeit bestehenden amerikanischen Vorschriften weiterhin sichergestellt ist, dass die vom Department of Homeland Security im Zusammenhang mit der Über- mittlung von Fluggastdaten europäischer Fluggesell- schaften, PNR, abgegebene Verpflichtungserklärung auch künftig beachtet wird. Auf unsere Anfrage hin wurde dies von amerikanischer Seite ausdrücklich be- jaht. Darüber hinaus hat die Bundesregierung keine Ver- anlassung, eine Bewertung des ATS vorzunehmen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Nachfrage? Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herzlichen Dank für die Antwort, Herr Staatssekretär Altmaier. Die Bundesregierung hat zurzeit die Verhand- lungsführung bezüglich der weiteren Aushandlungen des Vertrages über den Austausch von Passagierdaten inne. Mir stellt sich die Frage, inwieweit eine Zusammenar- beit mit den Amerikanern beim ATS überhaupt möglich ist. Ich stelle diese Frage vor dem Hintergrund, dass die Europäische Union einheitlich der Meinung ist, dass die Daten für höchstens dreieinhalb Jahre gespeichert wer- den dürfen, während sie im ATS 40 Jahre lang gespei- chert werden. Wie will die Bundesregierung als Ver- handlungsführer gewährleisten, dass die Daten, die über PNR im ATS landen, nach dreieinhalb Jahren gelöscht werden? Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär beim Bundes- minister des Innern: Herr Kollege Nouripour, Sie wissen, dass das Interims- abkommen zum 31. Juli dieses Jahres auslaufen wird. In den Gremien des Justiz- und Innenministerrates wird zurzeit ein Mandat für die Verhandlungen zum Ab- schluss eines endgültigen Abkommens vorbereitet. Die- ses Mandat wird im Augenblick auf Arbeitsebene bera- ten. Wir gehen davon aus, dass in der nächsten Ratssitzung im Februar eine Einigung über dieses Man- dat erzielt wird. Ich bitte um Verständnis, dass ich zu Fragen der Ver- handlungsführung, die von der Bundesregierung auf- grund der Ratspräsidentschaft wahrgenommen wird, keine Aussagen machen kann, bevor der Europäische Rat der Justiz- und Innenminister dieses Mandat nicht beschlossen hat. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Weitere Nachfrage? – Bitte. Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Am 4. Januar dieses Jahres erschien in der „Süddeut- schen Zeitung“ ein Artikel über einen deutschen Staats- bürger, der in die USA einreisen wollte, aber aufgrund des ATS als Risikopassagier, als Gefährder, eingestuft w d r S h f d m c d u s g z m P z s d B ö d 2 n d P E a g A z v (C (D urde und demzufolge drei Tage lang nicht einreisen urfte. Meine Frage: Ist es aus Sicht der Bundesregie- ung vertretbar, im Rahmen des Automated Targeting ystem zu kooperieren, wenn dieses System zur Folge at, dass deutsche Staatsbürger fälschlicherweise als Ge- ährder eingestuft werden und infolgedessen womöglich rei Tage in Haft sind? Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister des Innern: Herr Kollege Nouripour, bei der Frage, wer unter wel- hen Voraussetzungen in ein Land einreisen darf, han- elt es sich um eine Frage der nationalen Souveränität nd der Ausübung nationaler Hoheitsrechte. Die deut- che Rolle beschränkt sich darauf, deutsche Staatsbür- er, die an der Einreise gehindert werden, konsularisch u betreuen und zu beraten. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Wir kommen dann zum Geschäftsbereich des Bundes- inisteriums der Finanzen. Zur Beantwortung steht die arlamentarische Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks ur Verfügung. Die Fragen 9 und 10 der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch ollen schriftlich beantwortet werden. Ich rufe die Frage 11 der Kollegin Christine Scheel, ie anwesend ist, auf: Welche kassenwirksamen Steuerausfälle durch die Unter- nehmensteuerreform werden in den einzelnen Jahren des Fi- nanzplanungszeitraums von der Bundesregierung jeweils für Körperschaft-, Gewerbe- und Einkommensteuer prognosti- ziert, und welche Annahmen insbesondere zum realen und no- minellen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts liegen der Pro- gnose der Bundesregierung zugrunde, dass die Einnahmen aus der Körperschaftsteuer im Jahr 2010 wieder das Niveau des Jahres 2007 erreichen werden („Handelsblatt“, 24. Januar 2007)? Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin beim undesminister der Finanzen: Frau Kollegin Scheel, die in der angesprochenen Ver- ffentlichung zitierte Projektion des Steueraufkommens er Körperschaft- und Gewerbesteuer für die Jahre ab 008 wurde vor dem Hintergrund eines angenommenen ominalen jährlichen Wachstums des Bruttoinlandspro- ukts von 2,7 Prozent erstellt. Es handelt sich um eine rojektion, nicht um eine abschließende Berechnung. in nominales Wachstum von jährlich 2,7 Prozent lag uch der letzten Steuerschätzung vom November zu- runde. Ein mit den Ländern abgestimmtes Finanztableau mit ngaben zu den finanziellen Auswirkungen auf die ein- elnen Kassenjahre wird mit dem Regierungsentwurf orgelegt werden. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Nachfrage, Frau Scheel? 7760 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ja. – Frau Staatssekretärin, Sie haben gesagt, dass Sie ein nominelles Wachstum von 2,7 Prozent zugrunde ge- legt haben. Das gilt ja dann für den gesamten Planungs- zeitraum, also bis 2009. Was würde denn passieren, wenn dieses angenommene Wachstum um beispiels- weise 0,5 Prozent geringer ausfallen würde? Welche Steuerausfälle hätte das zur Folge? Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen: Frau Kollegin Scheel, bezogen auf die Körperschaft- steuer in neuer Gestalt kann ich dazu aus dem Stand he- raus keine Angaben machen. Dass eine nominelle und reale Veränderung des Wirtschaftswachstums, egal ob nach oben oder nach unten, Folgen für das Steuerauf- kommen hat, liegt auf der Hand. Ich glaube aber, dass es nicht sinnvoll ist, jetzt hypothetisch zu fragen, welche Folgen es für das Körperschaftsteueraufkommen hätte, wenn dieses nominelle Wachstum von 2,7 Prozent nicht einträte. Ich sagte Ihnen schon: Wir werden das Gesetzge- bungsverfahren wie immer rege begleiten und dem Bun- destag im Zusammenhang mit dem Entwurf ein Finanz- tableau vorlegen. Dem werden wir Wachstumsannahmen zugrunde legen, die auf den neuesten Daten beruhen. Aber selbstverständlich kann sich die Situation in den Folgejahren zum Positiven oder zum Negativen ändern. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zweite Nachfrage, bitte. Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frau Staatssekretärin, neben der Projektion unter Zu- grundelegung des angenommenen Wachstums gibt es ja auch Annahmen zum Steueraufkommen im Unterneh- menssektor insgesamt. Wie kommen Sie denn zu der konkreten Aussage – in allen Zeitungen ist nachzulesen, dass Minister Peer Steinbrück dies gesagt hat –, dass in der Folge 5 Milliarden Euro an Steuerausfällen zu ver- zeichnen sein werden, obwohl Sie gar nicht wissen, wie hoch die Steuerbelastung der deutschen Unternehmen im Einzelnen ist? Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen: Frau Kollegin Scheel, die Maßnahmen im Gesetzent- wurf, der noch nicht als Referentenentwurf vorliegt, werden natürlich im Einzelnen bewertet. Daraufhin wird dem Parlament ein Finanztableau vorgelegt. Es ist damit zu rechnen, dass unmittelbar nach In- krafttreten des Gesetzes im Jahre 2008 höhere Steuer- ausfälle als 5 Milliarden Euro für den Gesamtstaat zu verzeichnen sein werden. Unser Ziel ist – das haben wir immer so kommuniziert –, durch die Rückgewinnung von Steuersubstrat in die Bundesrepublik Deutschland in einem überschaubaren Zeitraum wieder auf dasselbe Ni- veau an Steuereinnahmen zu kommen wie in den Jahren 2006 oder 2007. S t w p V T t g b w B d s u b k g t b z t B h t k H p r g n t b t l s r s g t B A (C (D Unsere Zielrichtung ist eindeutig: Wir wollen den tandort Deutschland für deutsche und ausländische Un- ernehmen attraktiver machen. Allein die Tatsache, dass ir die Höhe der Besteuerung um fast zehn Prozent- unkte senken, bringt hier einen Vorteil mit sich. Die erlagerung von Gewinnen und Verlusten ist ja mit ransaktionskosten verbunden. Diese Transaktionskos- en rentieren sich nicht mehr, wenn der Steuersatz niedri- er wird. Dies alles sind Annahmen im Rahmen des Gesetzge- ungsverfahrens, die in das Finanztableau einfließen erden. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Wir kommen zur Frage 12 der Kollegin Scheel: Gelang es der Bundesregierung nach ihren bisherigen Plä- nen für die Ausgestaltung einer Abgeltungsteuer, Finanzie- rungsneutralität zwischen Eigen- und Fremdkapital herzustel- len, und, falls dies nicht gelungen ist, wie beabsichtigt die Bundesregierung, den durch die unterschiedliche Steuersatz- belastung entstehenden Anreiz, Investitionen verstärkt mit Fremdkapital zu finanzieren, im Sinne einer soliden und kri- senfesten Unternehmensfinanzierung abzumildern? Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin beim undesminister der Finanzen: Frau Kollegin Scheel, die Bundesregierung erkennt ie Probleme, die sich durch die Spreizung der Steuer- ätze auf Erträge aus Fremdkapital, zum Beispiel Zinsen, nd auf Eigenkapital, zum Beispiel Dividenden, erge- en. Der steuerliche Anreiz zu einer erhöhten Fremd- apitalfinanzierung wird dadurch gemildert oder gar enommen, dass der Anwendungsbereich der Abgel- ungsteuer eingegrenzt werden soll. Zinserträge aus Gesellschafterdarlehen und vergleich- aren Finanzierungsformen, etwa Back-to-back-Finan- ierungen durch Zwischenschaltung eines Kreditinstitu- es, unterliegen nicht der abgeltenden 25-prozentigen esteuerung, sondern sind normal zu veranlagen. Dies at zur Folge, dass etwa die Zinserträge aus Gesellschaf- erdarlehen beim Gesellschafter einer maximalen Ein- ommensteuerbelastung von 47,48 Prozent unterliegen. inzu kommt die Belastung, die sich auf Ebene der Ka- italgesellschaft durch die gewerbesteuerliche Hinzu- echnung des Zinsaufwands in Höhe von 25 Prozent er- ibt. Bei übermäßiger Fremdfinanzierung greift auch och die Zinsschranke der Körperschaftsteuer. Demgegenüber beträgt die maximale Gesamtbelas- ung auf Unternehmens- und Anteilseignerebene, also ei Kapitalgesellschaften die maximale Gesamtbelas- ung von Dividenden – zusammengenommen die Vorbe- astung auf Unternehmensebene –, 48,33 Prozent. – Dies teht den 47,48 Prozent gegenüber, wie ich es Ihnen ge- ade für Personengesellschaften am Beispiel der Gesell- chafterdarlehen dargelegt habe. In Abwägung der Vorteile einer Abgeltungsteuer ge- en die Nachteile dieser wirklich geringfügigen Beein- rächtigung der Finanzierungsneutralität hat sich die undesregierung für die Realisierung der Vorteile der bgeltungsteuer entschieden. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7761 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Nachfrage, Kollegin Scheel? Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frau Staatssekretärin, die Einführung der Abgeltung- steuer ist ja zum 1. Januar 2009 geplant. Wird die Abgeltungsteuer in dem Gesetzentwurf, der demnächst vorgelegt wird, mit all den Modalitäten, die Sie jetzt angesprochen haben – der unterschiedlichen Behandlung von Zinsen und Dividenden, mit allen Ein- schränkungen –, im Detail geregelt werden? Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen: Ja, Frau Kollegin, das ist Gegenstand des Gesetzent- wurfes, der nach meinem jetzigen Stand in der nächsten Woche als Referentenentwurf veröffentlicht wird. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Frage 13 der Kollegin Marieluise Beck soll ebenfalls schriftlich beantwortet werden. Dann kommen wir zur Frage 14 des Kollegen Lutz Heilmann: Trifft der Bericht der „Lübecker Nachrichten“ vom 17. Januar 2007 zu, dass in Schleswig-Holstein etwa 18 000 Anträge auf Kindergeld derzeit unbearbeitet sind, und wieso hat die Bundesregierung die Verzögerungen der Bearbeitung der Anträge auf Kindergeld noch immer nicht behoben, ob- wohl diese Verzögerungen seit mehr als einem Jahr bekannt sind? Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen: Herr Kollege Heilmann, bei der an die „Lübecker Nachrichten“ übermittelten Zahl von 18 000 Kindergeld- anträgen handelt es sich nicht um die Anzahl der An- träge, die, wie es im Bericht heißt, „auf ihre Bearbeitung warten“, sondern um unerledigte Bearbeitungsvor- gänge, von denen ein nicht bezifferbarer Anteil noch nicht bearbeitungsreif ist. Gründe für eine fehlende Be- arbeitungsreife sind zum Beispiel, dass die eingereichten Anträge unvollständig sind oder dass sich die Rechtsauf- fassung der Familienkasse und der Antragsteller unter- scheidet und daher noch Klärungsbedarf besteht. Im letzten Jahr wurden mehr als 76 Prozent aller bei den Familienkassen in Schleswig-Holstein eingegange- nen Kindergeldanträge innerhalb von 20 Arbeitstagen abschließend bearbeitet und erledigt. Somit kann nicht von einer Verzögerung der Bearbeitung der Kindergeld- anträge gesprochen werden. Die angespannte Situation, die bei den Familienkassen im Bereich der Regionaldirektion Nord der Bundesagen- tur für Arbeit zu Beginn des Jahres 2006 vorherrschte, wurde zwischenzeitlich durch den Einsatz verschiedener Maßnahmen, zum Beispiel durch die Bereitstellung zu- sätzlicher Personalkapazitäten, behoben. Im Übrigen darf ich Sie auf die ausführliche Antwort des Bundesministe- riums der Finanzen – Drucksache 16/4051 vom 17. Janu- ar 2007 – auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion ver- weisen, in der wir ganz allgemein und umfänglich auf den S n V m d V P m b k I s g m n w L f k t s f K K h 2 K (C (D tand der Bearbeitung der Kindergeldanträge eingehen, icht nur bezogen auf das Land Schleswig-Holstein. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Gibt es eine Nachfrage? – Nein. Damit sind wir am Ende dieses Geschäftsbereichs. ielen Dank, Frau Staatssekretärin. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes- inisteriums für Gesundheit. Zur Beantwortung steht er Parlamentarische Staatssekretär Rolf Schwanitz zur erfügung. Wir kommen zur Frage 15 des Kollegen Dr. Edmund eter Geisen: Gibt es ein Übereinkommen zwischen dem Bundesminis- terium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und dem Bundesministerium für Gesundheit, wonach die landwirtschaftlichen Krankenkassen auch nach 2008 Bundes- mittel gemäß § 221 SGB V zur pauschalen Abgeltung der Aufwendungen der Krankenkassen für versicherungsfremde Leistungen entsprechend ihrem Anteil an der Gesamtheit aller gesetzlich Krankenversicherten erhalten werden, obwohl sie laut GKV-WSG-Entwurf nicht an dem geplanten Gesund- heitsfonds beteiligt sind, und, wenn nein, wie wird dann si- chergestellt, dass die landwirtschaftlichen Krankenkassen ih- ren Anteil zur Abgeltung versicherungsfremder Leistungen gemäß § 221 SGB V erhalten, da sie als Teil der gesetzlichen Krankenversicherung durch die Übernahme gesamtgesell- schaftlicher Aufgaben in gleicher Weise belastet werden wie die übrigen Krankenkassen der gesetzlichen Krankenversi- cherung? Rolf Schwanitz, Parl. Staatssekretär bei der Bundes- inisterin für Gesundheit: Herr Dr. Geisen, Ihre Fragen 15 und 16 beziehen sich eide auf die Teilhabe der landwirtschaftlichen Kranken- assen am Bundeszuschuss ab 2009. Ich würde gerne, hr Einverständnis vorausgesetzt, beide Fragen im Zu- ammenhang beantworten. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Kollege Geisen ist einverstanden. Dann rufe ich zu- leich Frage 16 auf: Wenn ja, wann und an welcher Stelle ist bzw. wird dies rechtlich verbindlich festgelegt? Rolf Schwanitz, Parl. Staatssekretär bei der Bundes- inisterin für Gesundheit: Die Antwortet lautet wie folgt: Der Bundeszuschuss ach § 221 SGB V zur pauschalen Abgeltung der Auf- endungen der Krankenkassen für versicherungsfremde eistungen wird ab dem Jahr 2009 an den Gesundheits- onds gezahlt und von diesem über das System der risi- oadjustierten Zuweisungen an die Krankenkassen ver- eilt. Deshalb können an ihm in diesem Verfahren nur olche Krankenkassen teilhaben, die auch am Fondsver- ahren teilnehmen, mithin nicht die landwirtschaftlichen rankenkassen. Grundsätzlich erfüllt auch die landwirtschaftliche rankenversicherung Aufgaben, die von der Allgemein- eit zumindest anteilig zu finanzieren sind. Bis Ende 008 ist eine Beteiligung der landwirtschaftlichen rankenkassen an den dafür bereitgestellten Bundeszu- 7762 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretär Rolf Schwanitz schüssen gesichert. Auch wenn gegenwärtig noch keine Regelung zur Fortführung der Beteiligung der landwirt- schaftlichen Krankenkassen an den Zahlungen des Bun- des vorgesehen ist, bedeutet dies nicht, dass deren Einbeziehung zukünftig ausgeschlossen sein soll. Die Bundesregierung wird prüfen, inwieweit die landwirt- schaftlichen Krankenkassen auch in Zukunft in den Ge- nuss der Finanzierung gesamtgesellschaftlicher Aufga- ben durch Steuermittel kommen können. Es ist daran gedacht, bis Ende 2008 ein Gutachten zu erstellen, das die aktuelle Höhe und die voraussichtliche Entwicklung der sogenannten „alten Last“ – gemeint ist das ungüns- tige Verhältnis der Altenteiler zur Zahl der beitragszah- lenden Landwirte durch den andauernden Strukturwan- del im landwirtschaftlichen Bereich – darlegt, deren Tragung durch besondere Bundesmittel im Agrarhaus- halt gerechtfertigt ist. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Nachfrage? – Kollege Geisen. Dr. Edmund Peter Geisen (FDP): Erstens. Herr Staatssekretär Schwanitz, gerade weil die Landwirtschaft völlig aus der Gesundheitsreform he- rausgehalten wurde: Stellt die Bundesregierung infrage, dass die landwirtschaftlichen Krankenkassen sowie die gesetzlichen Krankenkassen insgesamt gesamtgesell- schaftliche Aufgaben wahrnehmen. Zweitens. Legt der angekündigte Entschließungsantrag der Regierungsko- alition zum GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz rechtlich verbindlich fest, dass die landwirtschaftlichen Kranken- kassen auch nach 2008 Bundesmittel gemäß § 221 SGB V für versicherungsfremde Leistungen entspre- chend ihrem Anteil an der Gesamtheit aller gesetzlichen Krankenversicherungen erhalten und, wenn ja, wie? Das ist meine Hauptfrage. Ich habe noch eine weitere Frage. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Dazu kommen wir anschließend. – Bitte schön, Herr Staatssekretär. Rolf Schwanitz, Parl. Staatssekretär bei der Bundes- ministerin für Gesundheit: Herr Dr. Geisen, zunächst will ich noch einmal wider- sprechen, dass der Landwirtschaftsbereich vollständig von der Gesundheitsreform ausgenommen werden soll. Es gibt sehr wohl wichtige Teilbereiche – zum Beispiel die Erweiterung des Leistungsangebots der gesetzlichen Krankenkassen und die Verbandsbeziehungen –, in de- nen auch die landwirtschaftlichen Krankenkassen erfasst sind. Daneben gibt es zweifellos Bereiche, bei denen dies nicht der Fall ist. Ich habe in meiner Antwort ausdrücklich darauf hin- gewiesen, dass die zurzeit nicht vorgesehene Beteiligung der landwirtschaftlichen Krankenkassen an den Zahlun- gen des Bundes ab 2009 nicht bedeutet, dass die Bundes- regierung die Wahrnehmung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben durch die landwirtschaftliche Krankenkasse infrage stellt. Das kommt in meiner Antwort deutlich z m 2 G D g d m e s d Z l a j v K S c m s § h d t a Z s m l s d K K S s l H d e s w (C (D um Ausdruck. Ich bestätige es an dieser Stelle noch ein- al ausdrücklich. Wie ich bereits ausgeführt habe, werden wir bis Ende 008 – auf der Grundlage eines noch zu erstellenden utachtens – die weiteren Schritte zu erörtern haben. amit haben wir genügend Zeit, alle Faktoren abzuwä- en und die weiteren Schritte in aller Ruhe zu entschei- en. Eine verbindliche Entscheidung – darauf bezog sich eines Erachtens der dritte Teil Ihrer Frage – kann letzt- ndlich nur der Gesetzgeber treffen. Damit wird er sich icherlich zu befassen haben. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine weitere Nachfrage. Bitte. Dr. Edmund Peter Geisen (FDP): Ich habe noch zwei Nachfragen. Erstens. Gibt es für en Zeitraum ab 2009 eine zeitliche Begrenzung zur ahlung der genannten Bundesmittel zum einen an die andwirtschaftlichen Krankenkassen und zum anderen n die übrigen gesetzlichen Krankenkassen und, wenn a, warum? Zweitens. Wie wird dann – wenn nicht rechtlich – erbindlich gewährleistet, dass die landwirtschaftlichen rankenkassen ab 2009 Bundesmittel gemäß § 221 GB V für versicherungsfremde Leistungen entspre- hend ihrem Anteil erhalten? Rolf Schwanitz, Parl. Staatssekretär bei der Bundes- inisterin für Gesundheit: Herr Dr. Geisen, wie Sie wissen, gibt es für die Zu- chüsse für die gesetzlichen Krankenkassen gemäß 221 SGB V bislang keine zeitliche Begrenzung. Jetzt aben wir entsprechende Regelungen verabredet. All as, was die landwirtschaftlichen Krankenkassen be- rifft, werden wir auf der Grundlage des erwähnten Gut- chtens zu entscheiden haben. Ich kann zum jetzigen eitpunkt keine Schlussfolgerungen ziehen; dies wäre pekulativ, weil die Erhebungen, die im Zusammenhang it dem Gutachten vorzunehmen sind, noch nicht vor- iegen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine Zusatzfrage des Kollegen Goldmann. Bitte chön, Herr Goldmann. Hans-Michael Goldmann (FDP): Herr Staatssekretär, bekanntlich ist die FDP kein Fan es Gesundheitsfonds. Können Sie mir erklären, warum inder von Landwirten anders behandelt werden als inder von Lehrern, Ärzten und Handwerkern? Wenn ie der Meinung sind, dass auch für diese Kinder ge- amtgesellschaftliche Leistungen erbracht werden sol- en, dann frage ich Sie, was das Gutachten bewirken soll. eute Morgen ist uns von Kollegen der CDU/CSU und er SPD im Ausschuss nachdrücklich versichert worden, s stehe unerschütterlich fest, dass das Erbringen ge- amtgesellschaftlicher Leistungen für Kinder von Land- irten bzw. von Personen, die in landwirtschaftlichen Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7763 (A) ) (B) ) Hans-Michael Goldmann Berufen tätig sind, auch nach 2009 anerkannt werden solle; darüber gebe es sogar eine Protokollnotiz. Rolf Schwanitz, Parl. Staatssekretär bei der Bundes- ministerin für Gesundheit: Herr Kollege Goldmann, zunächst noch einmal aus- drücklich: Selbstverständlich werden Kinder im Rahmen der gesamten gesetzlichen Krankenversicherung nicht unterschiedlich behandelt. Die Leistungsansprüche sind identisch, auch im Bereich derer, die in der landwirt- schaftlichen Krankenversicherung versichert sind und Versicherungsschutz genießen. Ich habe ausdrücklich gesagt, dass die Verabredung, auf der Grundlage eines Gutachtens zu entscheiden, nicht bedeutet, dass für den Zeitraum nach 2009 eine solche zusätzliche Erstattung – über die umfangreiche Erstattung aus Bundesmitteln, die im Zusammenhang mit der Defizithaftung des Bundes bei den Altenteilern in einer beachtlichen Größenordnung in die landwirt- schaftliche Krankenkasse laufen, hinaus – ausgeschlos- sen ist. Aber es macht sehr wohl Sinn, die besonderen Fragen, die aus der Sondersituation der landwirtschaftli- chen Krankenkassen resultieren – die Belastung der Bei- tragszahler in dieser besonderen Krankenversicherung, auch die Entwicklung des Strukturwandels und damit die sich bis dahin abzeichnende Sondersituation der Belas- tung bei den Altenteilern –, genau in Augenschein zu nehmen und dann auf dieser Grundlage zu entscheiden. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Die Frage 17 der Kollegin Veronika Bellmann wird schriftlich beantwortet. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi- nisteriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staatssekretär Achim Großmann zur Verfügung. Ich rufe die Frage 18 des Kollegen Dr. Anton Hofreiter auf: Wie hoch wird in der Studie „Industriepolitischer Nutzen des Transrapid“, die im Auftrag des damaligen Bundesminis- teriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen von Professor Dr. Maennig in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Baum er- stellt wurde, der industriepolitische Nutzen des Transrapid monetär quantifiziert, und in welchem Verhältnis steht dieser industriepolitische Nutzen zu den Baukosten für die Transra- pidverbindung vom Hauptbahnhof München zum Flughafen München II? Achim Großmann, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Kollege Dr. Hofreiter, der von der Studie ermittelte gesamte volks- wirtschaftliche Nutzen beläuft sich auf rund 2,9 Mil- liarden Euro. Davon sind rund 1,5 Milliarden Euro ver- kehrlich und darüber hinausgehend 1,38 Milliarden Euro industriepolitisch induziert. Der industriepolitische Nut- zen unterteilt sich in 0,94 Milliarden Euro erwartete Er- folge im In- und Ausland und 0,44 Milliarden Euro Spin-off-Effekte. Die Investitionskosten betragen in rea- len Preisen 1,6 Milliarden Euro; das ist der Preisstand v s g N d d t g s N D f s – d w u d r d S s g d j d T g d G l S M d E m g n B (C (D on 2002. Davon werden zunächst, wie in der volkswirt- chaftlichen Bewertung üblich, die Fahrzeugkosten ab- ezogen, die dem Betrieb zugerechnet und als negativer utzen veranschlagt werden. Dann werden sowohl für en Nutzen als auch für die Kosten die zur Ermittlung es Nutzen-Kosten-Verhältnisses maßgeblichen Annui- äten gebildet, um die Werte finanzmathematisch ver- leichbar zu machen. Das Nutzen-Kosten-Verhältnis tellt sich dann auf 2,5. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine Nachfrage? Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN): Sehr geehrter Herr Staatssekretär, erst einmal vielen ank für die Beantwortung, aber ich habe eine Nach- rage. Wir hatten gerade eine recht denkwürdige Aus- chusssitzung (Dr. Uwe Küster [SPD]: Jede Ausschusssit- zung ist denkwürdig!) nicht jede Ausschusssitzung ist denkwürdig –, in der es arum ging, wie sich Preise und Kosten entwickeln, enn die DB AG beteiligt ist. Es zeigte sich, dass man ngefähr mit dem Faktor vier rechnen kann. Wenn wir ie 1,6 Milliarden Euro mit diesem Faktor multiplizie- en, kommen wir zu ganz anderen Kosten als jenen, von enen Sie gesprochen haben. Deshalb meine Frage: Für wie wahrscheinlich halten ie persönlich bzw. hält Ihr Ministerium es, dass in die- em Fall der Kostenrahmen von 1,6 Milliarden Euro ein- ehalten wird – zum einen im Lichte der Erfahrung, dass as in der jüngeren Vergangenheit bei keinem Großpro- ekt gelang, und zum anderen angesichts der Tatsache, ass man mit diesem Projekt Neuland beschreitet, die echnik noch nicht groß ausprobiert wurde und Tiefla- en von 40 Metern vorkommen sollen? Achim Großmann, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Herr Dr. Hofreiter, ich würde Ihnen gerne bei einem las Bier etwas über meine persönliche Meinung erzäh- en, aber ich glaube, es ist nicht die Aufgabe eines taatssekretärs, in der Fragestunde seine persönliche einung wiederzugeben, wenn eine Position der Bun- esregierung abgefragt ist. Sie haben – das werden Sie hoffentlich zugeben – die rgebnisse der Ausschusssitzung sehr polemisch zusam- engefasst. Ich kann Sie nicht bestätigen, vor allen Din- en auch deshalb nicht, weil viele Kostenschätzungen ja icht ursächlich von der DB AG zu verantworten sind. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine weitere Nachfrage. Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ich habe danach gefragt, für wie wahrscheinlich die undesregierung es hält, dass das real eintritt. 7764 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Achim Großmann, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Obwohl Geisteswissenschaftler, bin ich eher der Mei- nung, dass wir uns mit den Zahlen zu beschäftigen ha- ben, wenn sie konkret vorliegen, das heißt, wenn das Projekt in der Ausschreibung ist und wenn wir über die Planungsleistungen, darüber, was auf uns zukommt, de- taillierte Vorstellungen haben. Alles andere bewegt sich – das hat Ihnen auch der ehemalige bayerische Verkehrs- minister, Herr Dr. Wiesheu, gesagt – eher im Rahmen der Spekulation. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Dann kommen wir zur Frage 19 des Kollegen Hofreiter: Welche konkreten Schritte hat die Bundesregierung unter- nommen, um den in der Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion der FDP auf Bundestagsdrucksache 16/2965 als rechtswidrig, weil keine Ermächtigung für die Länderbehör- den in dieser Sache besteht, bezeichneten Modellversuch für Gigaliner des Landes Niedersachsen zu unterbinden, und wie steht die Bundesregierung zum Modellversuch für Gigaliner in Nordrhein-Westfalen? Bitte, Herr Staatssekretär Großmann. Achim Großmann, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Herr Dr. Hofreiter, nachdem die Bundesregierung da- von erfahren hatte, dass das Land Niedersachsen einen Modellversuch mit modularen Nutzfahrzeugkombinatio- nen durchführen will, hat das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung durch Schreiben vom Januar 2006 an das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr klargestellt, dass die Durchführung eines sogenannten Modellversuchs nicht vor Abschluss der zu diesem Thema in Auftrag gegebe- nen Untersuchungen durch die Bundesanstalt für Stra- ßenwesen erfolgen sollte. Niedersachsen wurde daher ausdrücklich gebeten, von seinem Vorhaben Abstand zu nehmen. Ebenso hat die Verkehrsministerkonferenz im Mai 2006 beschlossen, dass vor einer endgültigen Zulas- sung modularer Nutzfahrzeugkombinationen auf der Ba- sis von Ausnahmegenehmigungen die Ergebnisse der Bundesanstalt für Straßenwesen ausgewertet werden sollten. Da sich das Land Niedersachsen dieser Bitte des BMVBS und dem Beschluss der Verkehrsministerkonfe- renz widersetzt hat, wurde es vom BMVBS auf Staatsse- kretärsebene im August 2006 erneut angeschrieben. Die Rechtswidrigkeit der von Niedersachsen erteilten stra- ßenverkehrsrechtlichen Erlaubnisse wurde vom BMVBS ausdrücklich beanstandet und ein sofortiger Abbruch des Versuchs gefordert. Auch auf dieses Schreiben hat das Land ablehnend reagiert. Die Bundesregierung beurteilt den in Nordrhein- Westfalen eingeleiteten Modellversuch ebenso wie den laufenden Versuch in Niedersachsen als rechtswidrig. Straßenverkehrsrechtliche Erlaubnisse dürfen nach den allgemeinen Verwaltungsvorschriften zu § 29 Abs. 3 der Straßenverkehrs-Ordnung nur erteilt werden, falls es sich bei dem Transportgut um unteilbare Ladungen han- d W W b S s z G r s d s n s s d V s d A n d s F n z e v s n G c l l d t b d a c b (C (D elt und eine Beförderung auf der Schiene oder auf dem asserweg nicht möglich ist. Sowohl in Nordrhein- estfalen als auch in Niedersachsen werden jedoch teil- are Ladungen transportiert. Damit werden die zum chutz der Verkehrssicherheit und der Verkehrsinfra- truktur vorgesehenen restriktiven Erteilungsvorausset- ungen für Erlaubnisse unterlaufen, und damit wird eine rundentscheidung des Verordnungsgebers konterka- iert. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Bitte schön, eine Nachfrage, Herr Hofreiter. Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Damit sind wir uns einig, dass die Versuche illegal ind. Sie haben das betont und es den beiden Bundeslän- ern mitgeteilt. Aber was folgt eigentlich daraus, wenn ich ein Bundesland nach Meinung der Bundesregierung icht an ein Bundesgesetz hält, außer dass man ihm chriftlich mitteilt, dass es gegen ein Bundesgesetz ver- tößt? Wenn nur Schreiben die Folge sind, was hindert ann in Zukunft einzelne Bundesländer daran, weitere erstöße zu begehen, wenn ihnen bestimmte Bundesge- etze nicht passen? Achim Großmann, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Denkbar wäre, dass dem Kraftfahrt-Bundesamt die ufgabe der Erteilung von Ausnahmegenehmigungen ach § 70 Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung sowie ie Erteilung von straßenverkehrsrechtlichen Erlaubnis- en nach § 29 Abs. 3 der Straßenverkehrs-Ordnung für ahrzeuge übertragen werden, die aufgrund neuer tech- ischer Konzepte im Rahmen eines Pilotversuches, also eitlich befristet, am Verkehr teilnehmen sollen. Das ist eine Maßnahme, die sehr weit geht. Wir haben rst einmal versucht – ich glaube, das ist politisch sinn- oll –, dies nicht nur mit Briefen, sondern auch in Ge- prächen mit den betreffenden Bundesländern zu berei- igen. Wir werden sicherlich prüfen, ob wir, wenn diese espräche nicht zum Erfolg führen, von der angespro- henen anderen Variante Gebrauch machen, also die Zu- assungskompetenz wieder dem Bund übertragen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine weitere Nachfrage. Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Gibt es dafür irgendeinen Zeitrahmen? Die Versuche aufen schließlich schon eine gewisse Zeit. Wann also ist er Zeitpunkt erreicht, an dem der Geduldsfaden endgül- ig reißt, wenn es keine einvernehmliche Lösung mit den etreffenden Bundesländern gibt? Achim Großmann, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Es geht nicht um Geduld. Vielmehr sollte man sich uf vernünftige Weise darüber einigen, dass diese Versu- he – das hat auch die Verkehrsministerkonferenz erge- en – nicht laufen sollen. Wir rechnen in Bälde mit den Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7765 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretär Achim Großmann Ergebnissen der BASt, die diese Versuche untersucht. Parallel prüfen wir, ob wir gegenüber den Bundeslän- dern anders reagieren müssen. Ich nenne Ihnen jetzt be- wusst keine Deadline, keine „Geduldsfadenreißfrist“. Wir sind aber schon ernsthaft daran interessiert, dass wir uns durchsetzen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Die Frage 20 des Kollegen Volker Beck (Köln) soll schriftlich beantwortet werden. Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Die Fragen 21 bis 23 im Geschäftsbereich des Bun- desministeriums für Bildung und Forschung sowie die Fragen 24 bis 26 im Geschäftsbereich der Bundeskanzle- rin und des Bundeskanzleramtes sollen ebenfalls schrift- lich beantwortet werden. Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Aus- wärtigen Amtes. Zur Beantwortung steht der Staatsmi- nister Gernot Erler zur Verfügung. Die Frage 27 der Kollegin Marieluise Beck (Bremen) und die Frage 28 des Kollegen Volker Beck (Köln) sol- len schriftlich beantwortet werden. Wir kommen zur Frage 29 des Kollegen Wolfgang Gehrcke: Hält die Bundesregierung – in Übereinstimmung mit vie- len Medien – die Charakterisierung von Guantánamo als „Hölle“ (so die „Frankfurter Rundschau“ am 20. Januar 2007) für zutreffend? Gernot Erler, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Herr Kollege Gehrcke, ich beantworte Ihre Frage wie folgt: Die Haltung der Bundesregierung zu Guantánamo ist bekannt. Sowohl die frühere als auch die jetzige Bun- desregierung haben mehrfach deutlich gemacht, dass eine Institution wie Guantánamo nicht mit rechtsstaatli- chen Prinzipien vereinbar ist. Auch die EU vertritt die- sen Standpunkt und hat dies wiederholt gegenüber den Vereinigten Staaten von Amerika deutlich gemacht. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Nachfrage, Herr Gehrcke? Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE): Herr Staatsminister, ich hatte Sie eigentlich gefragt, wie dem Text zu entnehmen ist, ob Sie eine Formulie- rung wie die, die die „Frankfurter Rundschau“ zum La- ger Guantánamo benutzt hat, nämlich „Hölle“, als ange- messen betrachten. Ich kann die Frage auch anders formulieren: Wie würde die Bundesregierung ein Gefan- genenlager bezeichnen, in dem geschlagen und gefoltert wird, in dem Menschen in Ketten gelegt, mit Kapuzen überzogen und Kälte- und Hitzeschocks ausgesetzt wer- den? Gibt es aus Sicht der Bundesregierung einen Be- griff, den man dafür benutzen kann? Gernot Erler, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Herr Kollege Gehrcke, ich selber habe in einer Rede vor diesem Hohen Hause am 26. Januar 2006 eine um- fassende Bewertung abgegeben und deutlich gemacht, d b i d P d m t G E G ü h m S T g k e G f s H g i p B n g t r I g (C (D ass die Art und Weise, wie Gefangene in Guantánamo ehandelt werden, nicht mit dem Völkerrecht vereinbar st. Ich glaube, das ist die angemessenere Sprache für en politischen Bereich, unbeschadet des Rechts der resse, andere Begriffe zu benutzen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Weitere Nachfrage? Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE): Herr Staatsminister, ich versuche noch einmal, an- ersrum zu fragen; das ist Ihnen nicht unbekannt. Ich öchte Sie fragen, ob die Beamten des Bundesnachrich- endienstes und des Verfassungsschutzes, die in uantánamo einen Gefangenen verhört haben, außer den indrücken, die sie aus dem Verhör über die Person des efangenen gewonnen haben, auch ihre Informationen ber die Zustände in dem Lager schriftlich festgehalten aben und ob die Bundesregierung sich mit diesen Infor- ationen direkt auseinandergesetzt hat. Gernot Erler, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Herr Kollege Gehrcke, wie ich Sie einschätze, wissen ie ganz genau, welche Antwort jetzt folgen muss: Über ätigkeiten der Mitarbeiter der Dienste, nach denen Sie efragt haben, kann die Bundesregierung öffentlich eine Auskunft geben. Das ist auch Angelegenheit des ingerichteten Untersuchungsausschusses. (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Ich ahnte es!) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Wir kommen zur Frage 30 des Kollegen Wolfgang ehrcke: Welche Kriterien müssen nach Auffassung der Bundes- regierung und den diplomatischen Gepflogenheiten entspre- chend erfüllt sein, damit aus dem „Angebot“ einer ausländi- schen Regierung ein „offizielles Angebot“ wird? Gernot Erler, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Herr Kollege Gehrcke, ich beantworte Ihre Frage wie olgt: Ich beziehe Ihre Frage auf die derzeitige Diskus- ion über ein angebliches Angebot zur Freilassung von errn Kurnaz aus Guantánamo. Was die Frage des An- ebots an sich angeht, so setzt ein Angebot im Wortsinne mmer voraus, dass jene, die es machen, auch die Kom- etenz haben, es einzulösen. Auf diese Tatsache hat der undesminister des Auswärtigen insbesondere mit sei- er Qualifizierung als „offiziell“ hingewiesen. Im Übri- en möchte ich an dieser Stelle den Beratungen des Un- ersuchungsausschusses nicht vorgreifen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Nachfrage, Herr Kollege Gehrcke? Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE): Herr Staatsminister, wie Sie meine Frage interpretie- en, ist Ihre Angelegenheit. Das steht nicht in der Frage. ch habe gefragt, ob es Kriterien der Bundesregierung ibt, ab wann ein „Angebot“ zu einem „offiziellen 7766 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Wolfgang Gehrcke Angebot“ wird. Nehmen Sie das als Frage eines Lernbe- reiten, was die Außenpolitik angeht. Ich möchte einfach wissen, ab wann ein Angebot ein offizielles ist und ob es dafür Kriterien gibt. Ich habe Sie nicht nach Herrn Steinmeier gefragt. Gernot Erler, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Herr Kollege Gehrcke, die Bundesregierung hat kein spezielles Verständnis zu dem Begriff „Angebot“ und der Logik eines solchen Begriffes. Ich habe deswegen ausgeführt, dass ein Angebot dann als offiziell – danach fragen Sie ausdrücklich – gelten kann, wenn die Anbie- ter tatsächlich befugt sind, ein solches Angebot umzuset- zen. Das ist das, was mit diesem Begriff „offiziell“ ge- meint gewesen ist. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Herr Kollege Gehrcke, zweite Nachfrage. Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE): Herr Staatsminister, bevor ein Vertrag völkerrechtlich geschlossen wird, gibt es – wie mir bekannt ist – eine Menge Vorstufen: Es gibt Papiere, Non-Paper, Verhand- lungen und Gespräche. Man startet nie mit einem offi- ziellen Angebot. Vielmehr gehen dem Verhandlungen, Gespräche und Papiere voraus. Da Sie den Fall Steinmeier direkt angesprochen ha- ben, muss ich Sie jetzt fragen, ob es eigentlich unge- wöhnlich ist, dass Vorgespräche dieser Art geführt wer- den, bevor ein offizielles Angebot von autorisierten Stellen – von einem Minister, einer Regierung oder wem auch immer – gemacht wird? Gernot Erler, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Herr Gehrcke, schon die Logik gebietet es, anzuer- kennen, dass von einem Angebot immer erst dann ge- sprochen werden kann, wenn derjenige, der da handelt, auch eine entsprechende Autorisierung hat. Und genau auf diesen Tatbestand bezieht sich die ganze Diskussion zwischen uns beiden. (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Die wir lei- der nicht weiterführen können!) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Wir kommen dann zur Frage 31 des Kollegen Nouripour: Ist bzw. war die Praxis der Regierung der Republik Ka- sachstan zur Abschiebung von Flüchtlingen der uighurischen Minderheit in die Volksrepublik China Gegenstand der Ge- spräche der Vertreter der Bundesregierung mit dem kasachi- schen Staatspräsidenten Nursultan Nasarbajew, der in dieser Woche die Bundesrepublik Deutschland besucht? Gernot Erler, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Meine Antwort auf die Frage lautet wie folgt: Die Bundesregierung verfolgt in engem Benehmen mit dem UNHCR – also mit dem Hohen Kommissar der UN für Flüchtlingsfragen – den Schutz uighurischer wie auch usbekischer Flüchtlinge in Kasachstan. Nach Informa- tionen des UNHCR ist es im Jahr 2006 in Kasachstan zu d g r d M U n d 1 F n s F F c u d s u z w s r G d M t b D V G r s t d r g a s 2 (C (D rei Fällen von Auslieferungen uighurischer Flüchtlin- en an die Volksrepublik China gekommen. Die Bundes- egierung ist in diesen und weiteren ihr bekannt werden- en Fällen um die Aufklärung und Thematisierung von issständen bemüht. Dies geschieht in engem Einvernehmen mit dem NHCR, um den besten Schutz der betroffenen Perso- en zu gewährleisten. Bei meinem Gespräch mit dem amaligen kasachischen Außenminister Tokajew am 4. Juli 2006 habe ich die Probleme bei der kasachischen lüchtlingspolitik thematisiert. Der damalige Außenmi- ister Tokajew hat mir dabei versichert, dass Kasachstan ich an die internationalen Verpflichtungen der UN- lüchtlingskonvention halten werde. In einer Reihe von ällen prominenter usbekischer Flüchtlinge hat die kasa- hische Regierung entsprechend diesen Normen korrekt nd umsichtig gehandelt. Die Bundesregierung wird sich auch in Zukunft für ie Gewährleistung des Flüchtlingsschutzes in Kasach- tan den internationalen Normen entsprechend einsetzen nd dies bei politischen Gesprächen angemessen und um Nutzen der betroffenen Flüchtlinge ansprechen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Nachfrage. Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herzlichen Dank, Herr Staatsminister, für die Ant- ort. – Die erste Nachfrage, die ich dazu habe, ist die ur- prünglich formulierte: Waren die Flüchtlinge aus Uighu- ien und ihre Abschiebung nach China Gegenstand der espräche mit dem Staatspräsidenten Nasarbajew, die in ieser Woche stattgefunden haben? Gernot Erler, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Herr Kollege Nouripour, der gesamte Komplex der enschenrechte einschließlich der Flüchtlingsproblema- ik hat sowohl in den bilateralen Gesprächen wie auch ei den öffentlichen Veranstaltungen eine Rolle gespielt. ie kasachische Seite ist dabei sehr offen auf unsere orträge eingegangen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zweite Nachfrage. Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die Frau Bundeskanzlerin soll gestern in einem dieser espräche davon gesprochen haben, dass die Bundes- epublik Bedingungen formulieren werde, die erfüllt ein müssen, damit man das Bestreben Kasachstans un- erstützen kann, turnusgemäß im Jahr 2009 den Vorsitz er OSZE zu übernehmen. Gehört – wenn diese Nach- icht denn stimmt – der Umgang der kasachischen Re- ierung mit den Flüchtlingen, speziell mit Flüchtlingen us den uighurischen Gebieten, zu diesen Bedingungen? Gernot Erler, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Die Voraussetzungen dafür, dass die Bewerbung Ka- achstans für die Präsidentschaft in der OSZE im Jahr 009 erfolgreich ist, sind nicht etwa vonseiten der Bun- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7767 (A) ) (B) ) Staatsminister Gernot Erler desregierung definiert worden. Diese Voraussetzungen ergeben sich vielmehr daraus, dass Kasachstan zeigen muss, dass es durch eigene Reformpolitik im Presse- wesen, im Wahlrecht usw. qualifiziert dafür ist, diese verantwortungsvolle Arbeit in der Präsidentschaft der OSZE wahrzunehmen. Logischerweise gehört dazu auch der ganze Bereich der Menschenrechte und der Flüchtlingspolitik. Wir ha- ben von der kasachischen Regierung klare Ansagen dazu, dass diesbezüglich in der nächsten Zeit – in den nächsten Wochen und Monaten – Fortschritte erzielt werden sollen. Hierbei geht es vor allen Dingen um die Umsetzung von bereits angekündigten Gesetzesänderun- gen. Wie gesagt, es gibt schon konkrete Beispiele. Ein sol- ches Beispiel ist – ich habe es im Bericht über meinen Besuch in Astana angesprochen –, dass es uns gelungen ist, eine Änderung der kasachischen Flüchtlingspolitik zu erreichen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank. – Wir kommen jetzt zur letzten Frage in der Fragestunde, nämlich zu Frage 32 des Kollegen Jürgen Trittin: Welche Ergebnisse hat das Treffen der Außenminister der NATO hinsichtlich der Anpassung der zivilen und militäri- schen Strategie und Operationsführung von ISAF in Afgha- nistan ergeben, und welche Initiativen gedenkt man gegen- über Pakistan zu ergreifen? Gernot Erler, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Herr Kollege Trittin, meine Antwort lautet folgender- maßen: Das informelle NATO-Außenministertreffen am 26. Januar 2007 in Brüssel hat die beim Rigagipfel ange- stoßene politische Strategiediskussion zu Afghanistan fortgeführt und auf den Punkt zu bringen versucht. Die Notwendigkeit eines umfassenden zivil-militärischen Ansatzes für den Erfolg der internationalen Gemein- schaft in Afghanistan wurde einhellig betont, die Zielset- zung einer Verbesserung der Zusammenarbeit und Ko- ordinierung vorgegeben. Nun muss dies konkret in die Praxis umgesetzt werden. Hohe Erwartungen richteten sich an die Vereinten Na- tionen, ihre Koordinierungsrolle verstärkt wahrzuneh- men. Das JCMB-Treffen, also das Treffen des Joint Coordination and Monitoring Board, auf Ebene der poli- tischen Direktoren in Berlin am gestrigen Tag hat dazu wichtige Impulse gegeben. Neben der Verstärkung der zivilen Anstrengungen wurden vereinzelt Forderungen nach mehr Einsatzkräften für ISAF geäußert. Eine ver- tiefte Diskussion ist für das Treffen der Verteidigungsmi- nister am 8./9. Februar 2007 zu erwarten. Insgesamt ist dabei wichtig, dass Sicherheit und Wie- deraufbau sich gegenseitig bedingen und nicht gegenein- ander ausgespielt werden dürfen. Es herrschte Einigkeit darüber, dass Pakistan eine regional herausgehobene Rolle für die Befriedung Afghanistans spielt. Deutsch- land hat hier im Rahmen von G-8-Vorsitz und EU-Rats- präsidentschaft die Initiative ergriffen und wird mit der EU-Troika Pakistan am 8. Februar 2007 einen wichtigen I u d r P a s o m d d i d u u v D d r m z s n u d u g s w g v s B d z g e T d f g s k (C (D mpuls geben. Ziel ist, den Dialog zwischen Afghanistan nd Pakistan auf eine breitere Basis zu stellen, unter an- erem durch die politische Flankierung der funktionie- enden militärischen Zusammenarbeit zwischen ISAF, akistan und Afghanistan, die „Tripartite Commission“. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Nachfrage, Kollege Trittin. Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Staatsminister, meine Frage zielte nicht so sehr uf die Verstärkung der humanitären Hilfe und der bes- eren Koordination im Rahmen der UN, sondern darauf, b es hinsichtlich der Strategie- und Operationsführung ilitärischer Aktionen der NATO zu einer Veränderung er Strategie gekommen ist, weil wir feststellen mussten, ass insbesondere im Süden Afghanistans – anders als m Norden – oft in einer Weise vorgegangen wurde, dass ie militärische Aktion die Legitimation des Aufbaus nd damit das produktive Zusammenwirken von „zivil“ nd „militärisch“ infrage gestellt hat. Ich glaube, das ist or dem Hintergrund angeforderter Verstärkungen aus eutschland eine legitime Frage. Gernot Erler, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Herr Kollege Trittin, Sie kennen die deutsche Position azu. Wir versuchen unserer Verantwortung für die Nord- egion nachzukommen. Dabei geht es genau darum, den ilitärischen Teil zu nutzen, um einen sicheren Rahmen u schaffen, damit der Wiederaufbau durch die afghani- che Regierung und die internationalen Hilfsorganisatio- en so gestaltet werden kann, dass dabei ein Fortschritt nd ein Nutzen für die Bevölkerung entstehen. Wir sind avon überzeugt, dass dieser Ansatz der einzige ist, der ns in Afghanistan voranbringt. Das Problem ist natürlich – das muss man ehrlich sa- en –: Im Süden und Osten des Landes ist es etwas chwieriger als im Norden – dort tragen wir die Verant- ortung –, das umzusetzen. Wir glauben aber, dass es ar keine Alternative zu einer Verstärkung dieser zi- il-militärischen Zusammenarbeit gibt. Ich habe die ver- chiedenen Ereignisse, die zum Teil auf Initiativen der undesregierung zurückgehen, noch einmal genannt, um iesen Grundgedanken hier zu unterstreichen. Ich kann Ihnen sagen: Wir machen Fortschritte. Die weitägige Tagung dieser Koordinierungseinrichtung hat ezeigt, dass sich dieser Grundansatz als konsensfähig rwiesen hat. Wir wollen dies mit den verschiedenen roikatreffen und auch mit der bevorstehenden Sitzung er Verteidigungsminister der NATO in diesem Sinne ortsetzen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zweite Nachfrage, bitte. Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Kollege Erler, vor dem Hintergrund, dass die an- efragten zusätzlichen Aufklärungskapazitäten in Ge- talt der deutschen Tornados explizit nicht für die Auf- lärung im Norden, sondern für die Aufklärung im 7768 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Jürgen Trittin Süden benötigt werden, frage ich Sie: Wie beurteilen Sie die Feststellungen, die der afghanische Außenminister unter anderem gestern in einer öffentlichen Veranstal- tung gemacht hat, wonach die Störungen durch militante Kräfte im Süden von Pakistan nicht unterbunden, son- dern aktiv gefördert und unterstützt werden? Gernot Erler, Staatsminister im Auswärtigen Amt: Wir nehmen solche Beobachtungen, die sich mit an- deren Informationen decken, die wir erhalten, ernst. Deswegen gab es die deutsche Initiative, jetzt ein Troika-Treffen mit Pakistan vorzubereiten, das in den nächsten Tagen – genauer, ich hatte es gesagt, am 8. Februar – stattfinden wird, um gemeinsam nach Mög- lichkeiten zu suchen, eine stärkere Kontrolle der illega- len Grenzübertritte zu bewerkstelligen. Wir haben den Eindruck, dass die pakistanische Regierung sich auf eine Position zubewegt, sich bei der Grenzkontrolle von au- ßen helfen zu lassen. Das ist allemal besser, als wenn man sich hinterher überlegen muss, wie man die ISAF in den Grenzgebieten Afghanistans gegen solche Milizen, die die Grenze überschreiten, verteidigen kann. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank, Herr Staatsminister. Wir sind am Ende der Fragestunde. Ich unterbreche jetzt die Sitzung. Sie wird um 15.35 Uhr mit dem Aufruf einer Aktuellen Stunde fort- gesetzt. (Unterbrechung von 15.06 bis 15.35 Uhr) Vizepräsidentin Petra Pau: Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet. Ich rufe den Zusatzpunkt 1 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP Haltung der Bundesregierung zu Forderungen nach der Fortsetzung der Steinkohlesubventio- nen für einen Sockelbergbau Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat für die FDP-Fraktion der Kollege Friedhoff. (Beifall bei der FDP) Paul K. Friedhoff (FDP): Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die FDP- Fraktion hat die heutige Aktuelle Stunde beantragt, weil sie damit den Beschlüssen der Bundesregierung zum so- genannten Sockelbergbau auf den Grund gehen möchte. Die FDP fordert seit über 20 Jahren den Ausstieg aus dem subventionierten deutschen Steinkohlenbergbau; denn seit mehr als 20 Jahren kann man die Versorgungs- sicherheit gleich gut, aber viel preiswerter zum Beispiel durch Bevorratung erreichen. (Beifall bei der FDP) l i b D b v d w f g t s r h g w W b S D w s 3 g d i J F v W w B v l b v B m l l d t b f (C (D Mit dieser Position standen wir lange Zeit völlig al- eine da. Bei den letzten großen Demonstrationen 1997 n Bonn wurde den Kumpels im Ollenhauer-Haus und ei den Grünen die Verpflegung gereicht, während im ehler-Haus die Scheiben zu Bruch gingen. (Dirk Niebel [FDP]: Pfui!) Nun ist unsere Erkenntnis auch bei den Grünen und ei großen Teilen der SPD angekommen. Die Abkehr on der Dauersubventionierung deutscher Steinkohle ist er Kern der Koalitionsbeschlüsse, und den begrüßen ir. Wir begrüßen auch, dass es jetzt eine reelle Chance ür den „weißen“ Bereich der RAG zum Börsengang ibt und hiermit der Strukturwandel im Kohlerevier wei- er unterstützt werden kann. (Beifall bei der FDP) Der vorgesehenen Überprüfung des Ausstiegsbe- chlusses im Jahre 2012 – sozusagen die Gesichtswah- ungsklausel für die Glückauf-Fraktion in der SPD – se- en wir mit Gelassenheit entgegen. Wir haben nichts egen die Förderung von Steinkohle in Deutschland; wir enden uns gegen unsinnige Subventionierung. (Beifall bei der FDP) enn die deutsche Steinkohle so wichtig und 2012 wett- ewerbsfähig wäre, dann brauchten wir dafür auch keine ubventionen. Was sollte dann also ein Sockelbergbau? ann wird Kohle nach den Regeln des Marktes gefördert erden, allerdings sicher stärker als heute unter den Ge- ichtspunkten des Umweltschutzes. Bereits heute leben 50 000 Menschen in der Folge von Bergschäden, besser esagt: Bergsenkungen, in Wohnungen, die unterhalb es Rheinpegels liegen. Das darf so nicht weitergehen. (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Was uns an den Beschlüssen allerdings Sorge bereitet, st der Zeitplan: sozialverträgliches Auslaufen im ahre 2018. Damit ich nicht missverstanden werde: Die DP ist, wie in der Vergangenheit auch, für ein sozial- erträgliches Ende der Subventionen. Dazu stehen wir. as allerdings unter „sozialverträglich“ verstanden ird, darüber sollten wir noch einmal nachdenken. Nach erechnungen im Bundeswirtschaftsministerium werden on heute bis zum Auslaufen im Jahre 2018 39,7 Mil- iarden Euro Steuergelder in den Bergbau gesteckt. Dies edeutet bei heute etwa 35 000 Bergleuten einen Betrag on 1,13 Millionen Euro pro Kumpel – ein gewaltiger etrag. Steigt man 2012 aus den Subventionen aus, spart an laut dem Arbeitspapier des BMWi stolze 12 Mil- iarden Euro; allerdings sind dann noch 10 600 Berg- eute beschäftigt. Ist es nun wirklich sozial verträglich, so viel Geld für as Auslaufen einer unwirtschaftlich gewordenen Indus- rie aufzuwenden? Uns kommen da Zweifel. Wir glau- en, dass man dieses Geld besser in neue Arbeitsplätze ür die Kumpels stecken sollte. (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7769 (A) ) (B) ) Paul K. Friedhoff Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Strukturwan- del immer mit Geld verbunden war und ist. Aber hier wird das Geld nicht für Strukturwandel und die Schaf- fung neuer Arbeitsplätze verwendet, sondern in das Be- enden von Beschäftigung gesteckt. Hier müssen wir um- denken und uns ein Beispiel am gelungenen Strukturwandel zum Beispiel in der deutschen Stahlin- dustrie nehmen. (Beifall bei der FDP) Aus den einstmaligen Stahlunternehmen Thyssen, Krupp oder Mannesmann sind längst Unternehmen mit moder- nen, zukunftsfähigen Produkten geworden, ohne dass es hoher Subventionen bedurfte. Das Geld wurde lieber in den Strukturwandel der Konzerne gesteckt, um neue Tä- tigkeitsfelder zu erschließen, in denen dann neue Ar- beitsplätze entstanden sind.So macht es die private, un- subventionierte Wirtschaft. Auf diese Weise wurde in der Krise der europäischen Stahlindustrie in Luxemburg eine Beschäftigungsgesell- schaft von Unternehmen und Betriebsrat der Arbed ge- gründet, in die alle freigesetzten Stahlwerker übernom- men wurden und die dann eine verbesserte Infrastruktur schaffte. Dies war viel billiger, schaffte zusätzliche öf- fentliche Infrastruktur und brachte neue Arbeitsplätze. Warum sollte bei der deutschen Steinkohle nicht auch das möglich sein, was bei den deutschen Stahlkonzernen und bei der Arbed in Luxemburg gelungen ist? (Beifall bei der FDP) Wenn man nicht 2018, sondern sechs Jahre früher, also 2012, die Subventionen beendet, kann man laut BMWi 12 Milliarden Euro einsparen. Damit ließe sich eine Transrapidstrecke wie in München vom Flughafen zur Innenstadt achtmal bauen. (Lachen bei der SPD – Zurufe vom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Damit ließen sich mehr als die dann noch im Bergbau tä- tigen Arbeitnehmer mit einer Perspektive in Arbeit und Brot bringen. Oder: Warum kann der freigesetzte Elektriker im Bergbau zum Beispiel nicht bei der STEAG eingesetzt werden? Stehen hier vielleicht die hohen Leistungen des Anpassungsgeldes oder die Bedingungen in den Bewilli- gungsbescheiden für die Subventionen einer sinnvollen Regelung entgegen? Auch bei der Steinkohle gibt es eine soziale Verantwortung des Konzerns für die Mitarbeiter. Was sagt der montanmitbestimmte Aufsichtsrat dazu? Vizepräsidentin Petra Pau: Kollege Friedhoff, kommen Sie bitte zum Schluss. Paul K. Friedhoff (FDP): Mit dem Geld der Steuerzahler sich die Ruhe der Bergleute zu erkaufen, sie mit hohen Subventionen Kohle fördern zu lassen und nicht das Geld für einen Strukturwandel, also für die Zukunft, einzusetzen – das erscheint mir einfältig und gerade nicht sozialverträglich zu sein. M K w k z b r h b W n m K i b D d v 1 li P r s h d d S b 2 w f f E a n d f s d b h n r (C (D Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP) Vizepräsidentin Petra Pau: Für die Unionsfraktion hat der Kollege Laurenz eyer das Wort. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Die Ausgangssituation, die ir im Bergbau vorfinden, ist uns allen seit Jahren be- annt. Es handelt sich um ein immer weiteres Abschmel- en des Bergbaus. Heute sind gerade noch ein Drittel der ei der RAG Beschäftigten im eigentlichen Bergbaube- eich tätig. Die Frage ist: Wie können wir den jetzt anste- enden Prozess angesichts der Lage auf dem Weltmarkt egleiten? Die Preise am Weltmarkt richten sich in dramatischer eise gegen die von der RAG geförderte Kohle. Das hat ichts mit der Leistungsfähigkeit der Bergleute, sondern it den anderen Umständen zu tun, unter denen bei uns ohle gefördert wird. Tagebau wie in anderen Ländern st natürlich wesentlich kostengünstiger als der Kohleab- au in Tiefen, wie sie etwa im Ruhrgebiet zu finden sind. ort muss man immer tiefer gehen, um noch Kohle för- ern zu können. Für 1 Tonne Steinkohle werden am Weltmarkt 60 Euro erlangt, während 1 Tonne heimischer Steinkohle 130 bis 40 Euro, manchmal – wie im Falle des Bergbaus im öst- chen Ruhrgebiet – bis zu 340 Euro kostet. Diese hohen reise erklären sich aus Störungen, beispielsweise Stö- ungen im Produktionsablauf. Die Preise für die heimi- che Steinkohle liegen also um den Faktor fünf bis sechs öher als die für die Steinkohle auf dem Weltmarkt. Deswegen ist es richtig, darüber nachzudenken, wie ie langfristige Konzeption aussehen soll. Wir wollen en Börsengang der RAG und damit das Gründen einer tiftung ermöglichen, um den Aufbau von neuen Ar- eitsplätzen in diesem Unternehmen zu unterstützen. Bis 018 ist es ein langer Zeitraum. Ich verhehle nicht, dass ir es lieber gesehen hätten, wenn der Ausstieg eher er- olgen würde. Dann hätten wir schon früher mehr Geld ür den Aufbau neuer Arbeitsplätze. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Der entscheidende Punkt ist aber, dass wir jetzt einen ndzeitpunkt definieren, den der Bundestag – wann uch immer; es ist jetzt die Rede von 2012 – natürlich och überprüfen kann. Sollten sich fundamentale Markt- aten ändern, wäre der Bundestag selbstverständlich rei, in neue Überlegungen einzutreten. Warum sollte ich der Bundestag gehindert fühlen, darüber nachzu- enken, wenn sich irgendwann – möglicherweise in Teil- ereichen, etwa bei der Kokskohle – andere Preisver- ältnisse ergeben? Eines sage ich hier auch an die Adresse der Kollegin- en und Kollegen der Grünen: Im Vergleich zur Förde- ung mancher alternativer Energien ist die Subvention 7770 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Laurenz Meyer (Hamm) der Steinkohle eine verdammt wirtschaftliche Angele- genheit. (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt überhaupt nicht, das wissen Sie!) – Das ist so, bezogen auf die Kilowattstunde. Das muss man einfach nüchtern sehen. Die Überprüfung des Beschlusses ist also immer möglich. Mit ihm ist jetzt sichergestellt worden, dass ein sozialverträglicher Prozess ablaufen wird. So leid es mir tut, die schlechteste Alternative wäre für den größten Teil der Bergleute ein Sockelbergbau gewesen, weil dann von den vorhandenen acht Anlagen sechs hätten geschlossen werden müssen, und zwar möglicherweise ohne das Anpassungsgeld, also ohne sozialverträgliche Regelungen. Dafür wären auch in den Ländern keine Mehrheiten vorhanden gewesen. (Beifall bei der CDU/CSU) Das, was jetzt verabschiedet wird, ist für die aller- meisten die absolut beste Lösung. Aus meiner Landtags- tätigkeit habe ich das Beispiel „Sophia Jacoba“ im Aachener Bereich vor Augen. Dort ist sehr frühzeitig ein Stilllegungstermin definiert worden, wodurch man sich rechtzeitig auf die neue Zeit einstellen konnte. Es ändert sich auch das Denken in den betroffenen Regionen, wenn nicht mehr nur das Verteidigen des Hergebrachten im Vordergrund steht, sondern man sich auf etwas Neues konzentrieren muss. Entscheidend ist, dass wir einen sol- chen Prozess unterstützen, auch mit finanziellen Mitteln – nicht für die Bergleute selbst; sie sind finanziell abge- sichert –, da wir für die Kinder der heutigen Bergleute zukunftssichere Arbeitsplätze brauchen. An diesen Standorten haben wir es mit sehr konzentrierten regio- nalwirtschaftlichen Problemen zu tun. Aus diesen Grün- den wäre ein Sockelbergbau kein vernünftiger Weg ge- wesen, auch wenn ihm der eine oder andere angehangen hat. Die Beihilferegelungen hätten überhaupt nicht de- gressiv gestaltet werden können, und der Bundestag wäre in seiner Mehrheit niemals bereit gewesen, eine dauerhafte Garantieerklärung für jedwede Kosten- und Erlössituation der Kohleförderung in Deutschland abzu- geben. Wir sollten nun die gefundene Lösung mit den Betrof- fenen sehr offensiv und nüchtern diskutieren, die Um- strukturierungsprozesse umgehend anschieben und so neue Strukturen für die Zukunft schaffen. Sollte sich an den energiepolitischen Verhältnissen einmal etwas dra- matisch ändern, wird der Bundestag jederzeit in der Lage sein, das Thema neu aufzugreifen. Wir sollten nun so, wie vorgesehen, vorgehen. Ich begrüße für unsere Fraktion das, was am Sonntagabend vereinbart worden ist. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der SPD) Vizepräsidentin Petra Pau: Das Wort hat die Kollegin Ulla Lötzer für die Frak- tion Die Linke. (Beifall bei der LINKEN) g s A h B t T B l R s d k B s s f H i d s K e g L V l w e g u A S g e D P „ S d t (C (D Ulla Lötzer (DIE LINKE): Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Im Ge- ensatz zu Ihnen, Herr Meyer, begrüßen wir Ihren Be- chluss zum Ende der heimischen Steinkohle nicht. uch Ihr selbsterklärter Arbeiterführer Rüttgers macht ier mehr als deutlich, dass er die Interessen Tausender ergleute, ohne mit der Wimper zu zucken, auf dem Al- ar des Börsengangs der RAG opfert. (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der FDP: Aber für die Braunkohle gilt das nicht?) Selbst das Datum 2018 stellt Herr Rüttgers laut ickermeldung von heute noch infrage. Nachdem die ergleute und mit ihnen viele Menschen im Ruhrgebiet ange für Sozialverträglichkeit gekämpft haben, wird die AG von Ihnen aus der sozialen Verantwortung entlas- en. Die Steinkohle soll in eine Stiftung überführt wer- en, die dann für die Ewigkeitskosten – die Stilllegungs- osten, die Pensionen der Bergleute, die Kosten der erg- und Wasserschäden – aufkommen soll. Es geht um chätzungsweise 13 Milliarden Euro, die aus den Rück- tellungen der RAG und den Erlösen des Börsengangs inanziert werden sollen. Dies ist ein riskantes Spiel. err Meyer, das ist Ihnen durchaus klar; denn schon geht n Ihrer Partei der Streit insbesondere darüber los, wie iese Mittel aufgebracht werden sollen. Herr Ramsauer perrt sich mit aller Gewalt gegen eine Übernahme der osten durch den Bund; stattdessen solle der Strompreis rhöht werden. Frau Thoben fordert heute eine Beteili- ung des Bundes an den Ewigkeitskosten, damit das and nicht auf einem Fass ohne Boden sitzen bleibe. Die erbraucherinnen und Verbraucher sowie die Steuerzah- erinnen und Steuerzahler sollen für das aufkommen, as Sie der RAG erlassen. Der Börsengang ist nicht nur in Projekt der Landesregierung und der CDU. Er ist ein emeinsames Projekt der CDU, der SPD, der Grünen nd der FDP. Das Glitzern des Shareholder-Values vor ugen zählt offensichtlich nichts anderes mehr. (Dirk Niebel [FDP]: So ein Quatsch! Das sind 70 000 Arbeitsplätze und Zukunftschancen!) Ihre Politik, liebe Kolleginnen und Kollegen von der PD, den Börsengang der RAG zu befürworten und leichzeitig für einen Sockelbergbau einzutreten, war, hrlich gesagt, von Anfang an unglaubwürdig. (Beifall bei der LINKEN) as ist eine Politik nach dem Motto „Wasch mir den elz, aber mach mich nicht nass“. Unter dem Titel Neue Kraft für NRW“ kann man noch heute bei der PD lesen: Wie zuvor Vizekanzler … Müntefering sprach sich auch Kraft für den Erhalt des Steinkohlebergbaus aus und kündigte an, die SPD werde … an einem … Steinkohlesockel festhalten. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Hört! Hört!) Es war immer klar: Wer einen Sockelbergbau will, arf den profitablen Bereich der RAG nicht aus der Haf- ung für die Steinkohlenförderung entlassen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7771 (A) ) (B) ) Ulla Lötzer (Beifall bei der LINKEN) Daher wundert es nicht, dass die Aussagen zum Festhal- ten an einem Sockelbergbau nicht einmal eine Halb- wertszeit von einer Woche nach dem Landesparteitag hatten. Ein lächerlicher und fadenscheiniger Versuch, nicht ganz als Wortbrecherin dazustehen, ist da die für 2012 vereinbarte Überprüfung. Welche Alternative bieten Sie denn jetzt den Men- schen im Ruhrgebiet? Was sagen Sie den Leuten in Kamp-Lintfort, die erst 1 000 Arbeitsplätze durch Ma- nagementversagen bei BenQ verloren haben und jetzt noch einmal 3 000 Arbeitsplätze in der Steinkohlenför- derung verlieren? Sie versprechen einen sukzessiven Arbeitsplatzabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen. Die IG Bergbau, Chemie, Energie sagt, die Details müssten noch geklärt werden. Herr Sommer warnt, ein Abschieben in Transfergesellschaften sei mit ihm nicht zu machen. Da hat er recht. (Beifall bei der LINKEN) Über Ersatzarbeitsplätze, über Perspektiven für die Auszubildenden sagen Sie nichts. Stattdessen liest man, Sie wollten den Bundesanteil an den Subventionen ab 2009 von 80 auf 66 Prozent kürzen. Wir fordern Sie auf, ein Konzept vorzulegen und die Subventionen von Bund und Land nicht zu kürzen, sondern die Mittel stattdessen für den Aufbau von Ersatzarbeitsplätzen in der Region bereitzustellen. (Beifall bei der LINKEN) Der Wandel hin zu einer nachhaltigen Energiepolitik, zu Energieeffizienz und zu erneuerbaren Energien bietet auch für NRW Chancen. Es geht nicht einfach um den Ersatz von heimischer Kohle durch billigere Import- kohle. Gebraucht wird speziell für die Kohlebergbaure- gionen eine gezielte Ansiedlungsstrategie im Bereich der erneuerbaren Energien. In der energetischen Häuser- sanierung zum Beispiel gibt es im Ruhrgebiet nach- weislich einen hohen Arbeitskräftebedarf und gute Kenntnisse. Den Bergleuten muss dafür ein Qualifizie- rungsangebot gemacht werden. Wir treten nach wie vor dafür ein, eine Grundförder- menge an Steinkohle zu erhalten. Nur so kann die damit verbundene Kompetenz erhalten werden. An dieser Kompetenz hängen noch einmal Tausende von Arbeits- plätzen im Ruhrgebiet. Mittelfristig kann die Kohle ein wichtiger Ersatzrohstoff für das zur Neige gehende Erdöl als Grundstoff der petrochemischen Industrie wer- den. Deshalb wäre es extrem kurzsichtig, das Know-how schnell abreißen zu lassen. Statt die Bergleute die Zeche zahlen zu lassen, muss die RAG mit in der Haftung blei- ben. Voraussetzung dafür ist, den Börsengang zu stop- pen. Danke. (Beifall bei der LINKEN) Vizepräsidentin Petra Pau: Für die SPD-Fraktion hat nun der Kollege Rolf Hempelmann das Wort. g d g w V R d l g B o l n k d u W h u m a E i H t h k a i g b g h F w a P m t S k V s d g s n P w (C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Rolf Hempelmann (SPD): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle- en! Schon vor eineinviertel Jahren sind die Weichen für ie Entscheidung gestellt worden, die in den letzten Ta- en gefällt worden ist und die heute Abend in einem eiteren Kohlespitzengespräch zu bestätigen sein wird. or eineinviertel Jahren ist im Koalitionsvertrag die ede davon gewesen, dass die weitere Subventionierung er deutschen Steinkohle degressiv, aber sozialverträg- ich erfolgen soll, dass dabei betriebsbedingte Kündi- ungen zu vermeiden sind und die Bundesregierung den örsengang der RAG unterstützen will. Offen blieb lediglich eine Frage, nämlich die Frage, b der subventionierte Steinkohlenbergbau in Deutsch- and am Ende dieses Prozesses auslaufen oder ob es ei- en Sockelbergbau geben soll. Vor eineinviertel Jahren saßen nicht nur Bundespoliti- er, sondern auch die Vertreter der Länder – insbeson- ere der Ministerpräsident des Saarlandes, Peter Müller, nd die Wirtschaftsministerin des Landes Nordrhein- estfalen, Frau Thoben – am Verhandlungstisch. Alle aben sich zu den Prinzipien der Sozialverträglichkeit nd zum Börsengang bekannt; das war gut so. Dennoch uss man einräumen, dass die einzelnen Positionen weit useinandergingen. Von daher freue ich mich über die inigung, zu der es in dieser Woche gekommen ist. Sie st heute noch zu bestätigen. Diese Einigung zeigt die andlungsfähigkeit der Großen Koalition und der Poli- ik insgesamt. Aus Sicht der SPD ist das Ergebnis, vor allem des- alb, weil der Sockel nicht fest vereinbart werden onnte, sicherlich kein Grund zu unbegrenztem Jubel, ber das Ergebnis ist sehr zufriedenstellend. Warum? Es st erstens zufriedenstellend, weil der Zugang zu den La- erstätten nicht endgültig verschüttet worden ist. Wir ha- en eine belastbare Überprüfung für das Jahr 2012 vor- esehen, die Kriterien für diese Überprüfung sind schon eute konkret fixiert worden. Da insbesondere von der DP Kritik an der Politik des Kohlesockels geäußert urde, möchte ich zweitens deutlich machen, dass wir ngesichts steigender Importabhängigkeit und steigender reise für Importenergie sowie angesichts einer zuneh- enden internationalen Nachfrage nach Energieproduk- en die Auffassung vertreten, dass eine Vorkehrung im inne einer heimischen Energiereserve nur richtig sein ann. (Beifall bei der SPD) Außerdem sollte man im Auge behalten, dass in der ergangenheit weder die Politik noch die Industrie be- ondere Prognosefähigkeit bewiesen haben. Ich denke abei nur an das Thema Kokskohle, das bereits kurz an- esprochen wurde. Hätte man in der Vergangenheit vor- orglicher gehandelt, wären wir in diesem Bereich heute och aktiv. Wir sind es nicht mehr. Inzwischen sind die reise jedoch so gestiegen, dass es heute wirtschaftlich äre. 7772 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Rolf Hempelmann Wir haben – das war für die SPD besonders wichtig – eine Perspektive bis zum Jahr 2018 eröffnet. Entgegen anderslautenden Aussagen in der Debatte ist dieser Weg der einzige sozialverträgliche aus der Steinkohle. Das ist nicht nur die Position einer sogenannten Glückauf-Frak- tion, sondern diese Position wird auch durch Gutachten belegt. Deswegen ist es wichtig, dass wir bei diesem Da- tum bleiben. Ich sage das ausdrücklich, weil es heute Tickermeldungen gibt, die besagen, dass der Minister- präsident von Nordrhein-Westfalen andere Überlegun- gen anstellt. Ich denke, nach den Gesprächen am Sonntag und dem Steinkohlenspitzengespräch im Koali- tionsausschuss am Montag sollte der Ministerpräsident des Landes, das von diesen Regelungen am meisten pro- fitiert, den Weg freimachen. Ich bin ganz sicher, dass die Kollegen der CDU/CSU-Fraktion und die Unionsmit- glieder im Kabinett entsprechend Einfluss nehmen wer- den. (Beifall bei der SPD) Das Datum 2018 ist ein wichtiges Signal für die Be- schäftigten im sogenannten schwarzen Bereich. Genauso wichtig ist es aber, dass wir mit unseren Entscheidungen den Weg für den hier gerade gescholtenen RAG-Börsen- gang freigemacht haben. Man sollte nicht vergessen, dass es hier um Wertschöpfung und um die Sicherung von Arbeitsplätzen in den Kohlerevieren in Nordrhein- Westfalen geht. Denjenigen, die Subventionsmittel zur Finanzierung des Strukturwandels in Nordrhein-Westfalen fordern, sage ich: Die beste Unterstützung eines Strukturwandels in Nordrhein-Westfalen ist der RAG-Börsengang. Damit werden Arbeitsplätze im Lande gehalten, damit wird eine Branche weiterentwickelt und konkurrenzfähig, Zerschlagung und Marktbereinigung werden vermie- den. Insofern ist der RAG-Börsengang genau der rich- tige Weg. (Beifall bei der SPD) Meine Damen und Herren, jetzt beginnt die Arbeit des Gesetzgebers. Wir müssen ein Steinkohlenfinanzie- rungsgesetz vorlegen. Ich hoffe, dass wir zügig von den zuständigen Ministerien die entsprechenden Vorlagen bekommen. Ich denke, wir werden in der Detailarbeit beweisen, dass das, was jetzt in den Eckpunkten festge- legt worden ist, unsere Leitlinie für die Zukunft ist. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD) Vizepräsidentin Petra Pau: Das Wort hat jetzt die Kollegen Bärbel Höhn für die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen. (Dirk Niebel [FDP]: Sagen Sie, was Joseph Fischer vor dem Dehler-Haus gemacht hat!) Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Zunächst muss ich sagen: Die Zielsetzung des Beschlusses der Bundesregierung ist richtig. Es ist gut, dass wir zu einem Ende des Steinkoh- l d d d f f s d n t l l S s z 2 F k n s n d E d w S h s w d 2 Ü m u o K d k k b s l 6 (C (D enbergbaus in Deutschland kommen. Diese Entschei- ung ist richtig, aber auch überfällig. Das sage ich als Abgeordnete aus einem Wahlkreis, in em in den letzten Jahrzehnten infolge des Strukturwan- els 30 000 Arbeitsplätze abgebaut wurden. Das ist hart ür die Region. Ich habe viele Gespräche mit den betrof- enen Menschen geführt. Dieses Thema ist also auch in ozialer Hinsicht sehr sensibel. Ich sage das ferner vor em Hintergrund, dass im Norden meines Wahlkreises och immer Kohle abgebaut wird. Ich habe in den letz- en Jahrzehnten erlebt, dass das Festhalten am Steinkoh- enbergbau ein Hemmschuh für die Zukunftsentwick- ung dieser Region war. Deshalb ist es richtig, aus dem teinkohlenabbau auszusteigen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP) Trotzdem sind drei Punkte Ihres Beschlusses zu kriti- ieren. Erstens ist 2018 viel zu spät, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP) weitens ist die Option für eine Überprüfung im Jahr 012 fatal, und drittens – das ist eine ganz wichtige rage – ist überhaupt noch nicht geklärt, wer die Ewig- eitskosten trägt. Sie haben Ihre Hausaufgaben noch icht gemacht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP) Ich gehe auf diese drei Punkte näher ein. Der erste Punkt betrifft das Jahr 2018. Man muss wis- en, dass in jedem Jahr 2,5 Milliarden Euro Subventio- en in diesen Bereich gesteckt werden. In jedem Jahr, in em der Bergbau länger besteht, werden 2,5 Milliarden uro quasi in die Vergangenheit gesteckt und können eshalb nicht in die Zukunft dieses Landes investiert erden. Deshalb ist es falsch, bis 2018 zu warten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP) ie können die Kosten zusammenzählen. Die Grünen aben den Beschluss gefasst, dass der Ausstieg 2012, pätestens 2015 erfolgen soll. Allein auf Bundesebene ürden wir 6 bis 12 Milliarden Euro sparen, wenn wir as realisieren würden. Der zweite Punkt: Warum ist die Überprüfung im Jahr 012 fatal? Dahinter stecken durchaus interessante berlegungen, Stichwort Versorgungssicherheit. Dazu uss man Folgendes sagen: Die Ressourcen an Öl, Gas nd Uran sind begrenzt; sie reichen vielleicht noch 50 der 75 Jahre. Bei der Kohle ist das anders. Wir haben ohlevorräte für 200 Jahre. Es ist keineswegs so, dass ie Kohlevorräte nur in politisch instabilen Ländern vor- ommen, wie es bei Gas, Öl und Uran der Fall ist. Hinzu ommt, dass die Kohle in den anderen Ländern im Tage- au abgebaut wird, die Kosten demzufolge viel geringer ind. Der Abbau einer Tonne Kohle kostet in Deutsch- and 190 Euro. Der Weltmarktpreis liegt zurzeit bei 0 Euro. An dieser Situation wird sich im Wesentlichen Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7773 (A) ) (B) ) Bärbel Höhn nichts ändern. Deshalb ist es richtig, aus dem Steinkoh- lenabbau in Deutschland auszusteigen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP) Die Überprüfung wird aber auch deshalb teuer, weil wir – zu Recht – zugesichert haben, dass es keine be- triebsbedingten Kündigungen geben wird. Als Ministe- rin in NRW habe ich aber erlebt, dass diese Zusicherung dazu führt, dass die RAG weitere Einstellungen vor- nimmt frei nach dem Motto: Wir können den Sockel- bergbau doch nicht mit dem alten Personal durchführen; wir müssen dafür neue Leute einstellen. Dadurch wird es immer teurer. Je länger es den Sockelbergbau gibt, desto mehr Kosten werden aufgehäuft, die am Ende von der Gesellschaft getragen werden müssen. Diese Überprü- fungsoption lässt die Ewigkeitskosten in die Höhe stei- gen. Deshalb ist sie falsch. (Beifall bei Abgeordneten der FDP) Brauchen wir die heimische Steinkohle? Mit der hei- mischen Steinkohle werden momentan 10 Prozent des Strombedarfs und 3 Prozent des gesamten Energiebe- darfs gedeckt. Herr Meyer, bei den erneuerbaren Ener- gien sind wir diesbezüglich schon viel weiter. 12 Prozent des Strombedarfs werden aus erneuerbaren Energien ge- deckt. Im Bereich der Primärenergie tragen die erneuer- baren Energien sogar doppelt so viel zur Bedarfsde- ckung bei wie die Kohle. Herr Meyer, deshalb sind die Subventionen, die wir für den Steinkohlenbergbau be- zahlen, gemessen an der Wirkung im Vergleich mit den erneuerbaren Energien, unangemessen. Bei den erneuer- baren Energien sinken die Kosten, während sie bei der Steinkohle gleich hoch bleiben. Das ist der Unterschied. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Letzter Punkt: Die Frage der Ewigkeitskosten muss geklärt werden. Wir reden hier über voraussichtlich un- gefähr 35 Milliarden Euro. Deshalb sagen wir Grüne: Wir sind dafür, dass die RAG an die Börse geht, und wir sind für eine Stiftung, weil dieses Modell richtig ist. Gleichzeitig sagen wir aber auch: Man muss die Kosten ehrlich beziffern. In dem KPMG-Gutachten sind ganz viele Kosten gar nicht berücksichtigt worden. Was ma- chen Sie zum Beispiel mit den Deichen? Die Kosten für die Deiche wurden überhaupt nicht berücksichtigt. Die Leute am Niederrhein wohnen hinter 13 oder 15 Meter hohen Deichen, weil die Region um 12 Meter abgesackt ist. Diese Menschen leben in einer Art Badewanne. Wenn ein Hochwasser kommt, können sie sich nicht ein- mal auf ihre Dächer retten. Sie sind Wasserfluten ausge- setzt. Was machen wir mit diesen Ewigkeitskosten? Ich sage Ihnen: Wir müssen die Finanzierung sehr schnell klären. Denn eines gilt: Kohlepolitik ist Vergangenheit. Alles, was wir da reinstecken, ist falsch investiert. Wir müssen in die Zukunft investieren und nicht in die Ver- gangenheit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) f H d b c m w r B c t t b – m v d w k P p I b D n g d h B k d d i D d k i S 5 w l z n (C (D Vizepräsidentin Petra Pau: Das Wort hat der Kollege Dr. Pfeiffer für die Unions- raktion. Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Ich denke, hier wird ein Meilenstein erreicht: as Auslaufen der Subventionen für den Steinkohlen- ergbau. Frau Höhn, wir in der Großen Koalition errei- hen jetzt gemeinsam das – dies unterstreicht einmal ehr die Handlungsfähigkeit dieser Großen Koalition –, as Sie weder während Ihrer Beteiligung an der Landes- egierung in Nordrhein-Westfalen noch während Ihrer eteiligung an der rot-grünen Regierung in Berlin errei- hen konnten. Wir setzen mit dieser Entscheidung ein ordnungspoli- isch klares Signal. Es bedeutet den Einstieg in den größ- en Subventionsabbau der Geschichte der Bundesrepu- lik Deutschland. (Rolf Stöckel [SPD]: Ach, den gab es bisher noch gar nicht? – Weiterer Zuruf von der SPD: Den Einstieg?) Die Zahlen sind genannt worden. Mit Verlaub, wenn an die 45 Milliarden Euro – über die reden wir –, die on Bund und Ländern, von der öffentlichen Hand, für en Steinkohlenbergbau, bis er ausläuft, ausgegeben erden, in andere Bereiche investieren würde, dann önnte man heute alle Verkehrsprojekte, für die es eine lanfeststellung im Bereich des Bundesverkehrswege- lanes gibt, locker sofort umsetzen. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Das haben Sie nicht geschafft, obwohl Sie an der Regierung sind? – Gegenruf des Abg. Dirk Niebel [FDP]: Sie auch nicht!) nsofern ist das Ende heute nicht erreicht. Aber wir ha- en den Einstieg geschafft. Wir schaffen Planungssicherheit für alle Beteiligten. ies gilt zum Beispiel für die betroffenen Bergbauregio- en, weil wir hiermit den Startschuss für einen zukunfts- erichteten Strukturwandel geben. Der RAG geben wir ie Perspektive, ihre anderen Bereiche, die zukunftsfä- ig sind, in denen Innovationspotenzial vorhanden und eschäftigungsaufbau noch möglich ist, ohne Damo- lesschwert dauerhaft in der Zukunft zu betreiben. Ich enke, das sind sehr wichtige Entscheidungen. Ich möchte noch ein paar Mythen über die Bedeutung es Steinkohlenbergbaus ansprechen, die heute wieder nsbesondere von der ganz linken Seite angeklungen sind. ie Zahlen wurden ja genannt. Im Jahr 2004, als die För- ermengen noch größer waren, hatte der deutsche Stein- ohlenbergbau einen Anteil an der weltweiten Förderung n Höhe von gerade einmal 0,6 Prozent. Der Beitrag der teinkohle zum Primärenergieverbrauch liegt heute bei Prozent. Der Sockelbergbau, über den diskutiert wurde, äre ein versorgungssicherheitspolitischer, ordnungspo- itischer und finanzieller Wahnsinn. Es würde den Steuer- ahler pro Jahr 1,5 Milliarden Euro kosten, 6 bis 8 Millio- en Tonnen Steinkohle zu fördern. 6 bis 8 Millionen 7774 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Dr. Joachim Pfeiffer Tonnen Steinkohle kann man heute am Weltmarkt für 700 Millionen Euro kaufen. Die Kosten wären also mehr als doppelt so hoch. Das macht überhaupt keinen Sinn und hätte inklusive der Altlasten dazu geführt, dass wir quasi jeden Arbeitsplatz in diesem Bereich mit 150 000 Euro – das ist schon heute fast so – subventionie- ren. Insofern ist es ein Einstieg in den Ausstieg. Zur hohen Wertschöpfung, deren Verlust beklagt wird: Es ist nicht mehr so, dass die Zulieferindustrie den Steinkohlenbergbau in Deutschland aus technologischer Sicht als Referenzprojekt für notwendig hält. Er wird be- reits ganz anders betrieben; sie braucht ihn daher nicht mehr. Insofern ist die Grundsatzentscheidung, die jetzt gefallen ist, von historischer Bedeutung und geht in die richtige Richtung. Es hätte aus unserer Sicht schneller gehen können. Das ist ganz klar. Die Gelder stehen jetzt nicht für den Strukturwandel zur Verfügung. Das ist an- geklungen. Andere Chancen – auch energiepolitische – seien noch am Rande angesprochen: Ein RAG-Nachfolgeun- ternehmen ist die STEAG, ein Player, der den Wettbe- werb im Energiebereich in Deutschland und in Europa beleben kann. Diversifizierung ist ferner wichtig, um die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können. Welche Fragen sind noch zu klären? Auch das ist schon gesagt worden: Für die Union ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Bei dieser nochmaligen Kraftan- strengung, auch aus öffentlichen Mitteln, muss es blei- ben. Es kann nicht sein, dass wir ohne Not die Ewig- keitslasten übernehmen. Sie sind keine bundespolitische Aufgabe – der Bund beteiligt sich unter Versorgungssi- cherheitsgesichtspunkten an den Steinkohlenbergbau- subventionen –, sie sind eindeutig Ländersache. Fazit: Es ist ordnungspolitisch richtig, diesen Aus- stieg zu machen. Wir beenden damit die Subventionspo- litik. Denn auch mit den 150 Milliarden Euro, die in der Vergangenheit an Subventionen geflossen sind, ist es nicht gelungen, den heimischen Steinkohlenbergbau in- ternational wettbewerbsfähig zu machen. Wir stellen die Weichen für die Zukunft richtig. Deutschland braucht In- vestitionen in seine industrielle Zukunft und nicht in die Vergangenheit. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der FDP: Das ist ein gutes Wort zum Schluss!) Vizepräsidentin Petra Pau: Für die FDP-Fraktion hat nun die Kollegin Gudrun Kopp das Wort. (Beifall bei der FDP) Gudrun Kopp (FDP): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Herren und Damen! In den letzten vier Jahrzehnten sind in die För- derung der deutschen Steinkohle circa 128 Milliarden Euro an Subventionen geflossen. Jahrzehntelang war die FDP ein einsamer Rufer, der gesagt hat: Was nicht annä- hernd wettbewerbsfähig ist, sollten wir auch nicht künst- l D d s v r 3 s b G w D 5 m P l w w w s d P l 2 n b s D J D ti g b z h v S I v R a (C (D ich am Leben erhalten. Jetzt kommt dieses Ende – auf ruck der Liberalen in Nordrhein-Westfalen, auf Druck er nordrhein-westfälischen Landesregierung, die die chwarz-rote Koalition hierzu getrieben hat. (Beifall bei der FDP – Dieter Grasedieck [SPD]: Leider, muss man sagen!) Die Grundsatzentscheidung – Ausstieg aus der Sub- entionierung der Steinkohlenförderung – ist zweifellos ichtig. Denn diese Subventionierung macht allein etwa 0 Prozent der Bundesfinanzhilfen aus. Das ist ein Rie- enbatzen Geld. Der Börsengang der RAG wird von uns auf jeden Fall efürwortet. Aber es stellen sich Fragen, und ob diese roße Koalition sich tatsächlich so einig ist, das werden ir sehen. (Ulrike Flach [FDP]: Das ist wohl wahr!) er Erlös des Börsengangs wird wahrscheinlich bei ,5 Milliarden Euro liegen; über die Rückstellungen üssen wir spekulieren. Dem stehen, wie gesagt, die ensions-, Alt- und Ewigkeitslasten von rund 13 Mil- iarden Euro gegenüber. (Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Mindestens!) Diese Regierung wird die Frage beantworten müssen, ie diese Lücke zu füllen ist, wie die Kosten verteilt erden sollen. Mit 2018 ist der Ausstieg ferner viel zu eit in die Zukunft verlegt. Das sind noch elf Jahre. (Beifall bei der FDP) Es geht also um Milliardensummen, die wir noch ein- paren könnten. Da gilt es nachzuverhandeln. Die Frage ist nun, wie Sie sich dabei verhalten wer- en. Denn überhaupt noch nicht angesprochen ist die roblematik, wie dieses Ausstiegsszenario beihilferecht- ich aussieht. Die SPD sagt, man werde den Beschluss 012 überprüfen. Die CDU/CSU hält dagegen: Kommt icht infrage, der Ausstieg bleibt. Die SPD wiederum esteht darauf, das sei eine echte Revisionsklausel, dann olle tatsächlich geprüft werden. (Rolf Stöckel [SPD]: Natürlich!) abei hat Kommissar Piebalgs noch im vergangenen ahr bei einer öffentlichen Veranstaltung im Landtag in üsseldorf ausdrücklich gesagt, dass es für die Subven- onierung keine Anschlussregelung geben könne – schon ar keine Subventionierung im Rahmen eines Sockel- ergbaus – und dass ein Hintertürchen mit der EU nicht u machen sei. Was die frühere rot-grüne Bundesregierung angeht, aben die Grünen in der Tat damals versäumt, das zu ollziehen, was jetzt endlich beschlossen worden ist. (Beifall bei der FDP) Seinerzeit ist eine Regelung zur Weiterführung der ubventionierung getroffen worden, die 2010 ausläuft. nsofern stellt sich die Frage, wie bis zum Jahr 2018 zu erfahren ist, zumal auch die Revisionsklausel eine olle spielt. Ich halte das für problematisch und finde es uch nicht ehrlich. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7775 (A) ) (B) ) Gudrun Kopp Wenn es bei dem Ausstiegsbeschluss bleibt – wir hof- fen, dass der Zeitpunkt noch vorgezogen wird und dass für das Ruhrgebiet Perspektiven geschaffen werden –, dann finde ich es unseriös, ein Hintertürchen offenzulas- sen, indem seitens der SPD eine Überprüfung im Jahr 2012 angekündigt wird. Was sollen die Menschen in den Bergbauregionen davon halten? Das ist doch unzumut- bar. Es ist ein vorgezogenes Wahlkampfgeplänkel. Inso- fern kann man, wenn es bei dem Beschluss bleibt, nur je- dem empfehlen, sich auf den Ausstieg einzustellen und finanziell und strukturell auf die Zukunft einzurichten. (Beifall bei der FDP) Eine Frage stellt sich immer wieder: Brauchen wir die heimische Steinkohle für unsere Energiesicherheit? Ich glaube, wir können sie getrost mit Nein beantworten. Ich möchte Ihnen eine interessante Zahl nennen. Gerade ein- mal 0,3 Prozent des weltweiten Steinkohlenabbaus er- folgt in Deutschland. Es gibt weltweit genügend Vorräte in politisch stabilen Regionen. Die Preisunterschiede sind eklatant: 49 Euro pro Tonne für die Importstein- kohle gegenüber 190 Euro für die deutsche Steinkohle. Insofern ergeben sich keinerlei Notwendigkeiten, in die- sem Bereich das Rad zurückzudrehen. Dazu sollten wir stehen. Die Fragen sind – möglicherweise am heutigen Abend – zu klären, und wir alle können nur hoffen, dass die Streitigkeiten über die dann wichtigen Detailfragen nicht wieder von vorne losgehen und die Ewiggestrigen am Ende doch noch das Sagen haben. Schauen Sie nach vorn! Gestalten Sie das Ende der Subventionierung so bald wie möglich – nicht erst 2018 – und verunsichern Sie die Menschen nicht mit einem unnötigen Zickzack- kurs wie bei der Überprüfungsklausel bis 2012! Vielen Dank. (Beifall bei der FDP) Vizepräsidentin Petra Pau: Das Wort hat der Kollege Rolf Stöckel für die SPD- Fraktion. (Beifall bei der SPD) Rolf Stöckel (SPD): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Beschäftigten, die Be- triebsräte, das Unternehmen, aber vor allen Dingen die Menschen im Revier sind sicherlich an der einen oder anderen Stelle bestürzt über den Ausstiegsbeschluss. Aber nach fast zwei Jahren Planungsunsicherheit und so- zialen Ängsten, die nicht nur durch Aussagen der Lan- desregierung, sondern auch der Fraktionen im Bundes- tag immer wieder geschürt worden sind, erwarten sie von dieser Regierungskoalition vor allem, dass endlich eine Perspektive ausgehandelt wird. Dass die FDP diese Aktuelle Stunde nutzt, um ihren ideologischen Kampf gegen die Steinkohle weiterzufüh- ren, überrascht nicht wirklich. (Lachen bei der FDP – Paul K. Friedhoff [FDP]: Legen Sie die Scheuklappen ab!) A v w S n h s v s u d – w T a S m E d d d t k l r w N v n u e t V r v N k 3 n g l L B b d s w w H t (C (D uch Ihre betriebswirtschaftlichen Rechnungen, wie iel die Arbeitsplätze kosten und auch in Zukunft kosten erden, sind nicht gerade neu und originell. Ich möchte ie daran erinnern, dass vor zehn Jahren – 1997, als Sie och im Bund Regierungsverantwortung getragen aben – eine Vereinbarung zum Subventionsabbau ge- chlossen worden ist und dass die Zahl der Beschäftigten on 600 000 im Jahr 1958 mittlerweile auf 36 000 ge- chrumpft ist. Es hat ein permanenter Subventionsabbau nd Abbau von Fördermengen und Personal stattgefun- en. Es gibt keinen vergleichbaren Wirtschaftsbereich vielmehr sind neue Bereiche entstanden, die gefördert erden, zum Beispiel im Zusammenhang mit dem ransrapid –, in dem öffentliche Subventionen so stark bgebaut worden sind und in dem trotzdem wie in den teinkohlerevieren ein Strukturwandel im Hinblick auf oderne Arbeitsplätze, Konversion und regenerative nergien gelungen ist. Frau Höhn müsste eigentlich am besten wissen, was ort in Nordrhein-Westfalen entstanden ist. Das heißt, er Erhalt des Steinkohlenbergbaus mit öffentlicher För- erung in einer Wertschöpfungskette muss nicht automa- isch neue moderne Arbeitsplätze und Strukturwandel onterkarieren. Wir haben das in NRW bewiesen, vor al- en Dingen in Zeiten einer SPD-geführten Landesregie- ung. Nur so war es überhaupt möglich, den Struktur- andel ohne Brüche und soziale Verwerfungen in ordrhein-Westfalen hinzubekommen. (Beifall bei der SPD) Die Menschen in Nordrhein-Westfalen, im Kohlere- ier, haben ja Einbußen und Veränderungen in Kauf ge- ommen. Sie haben nicht nur weniger Beschäftigung nd Einkommenseinbußen hingenommen, sondern viele hemalige Bergleute, die umgeschult worden sind, hat- en durchaus noch weitere soziale Risiken zu tragen. iele von ihnen sind mittlerweile arbeitslos. Die FDP und die CDU, die in NRW bei der Regie- ungsübernahme den Amtseid geleistet haben, Schaden om Land abzuwenden, könnten das hier tun. Das Land RW investiert jährlich 500 Millionen Euro und be- ommt dafür eine Wirtschaftskraft von geschätzten Milliarden Euro zurück. Deshalb kann ich nicht erken- en, dass die Politik, die aktuell über die Tickermeldun- en verbreitet wird, dass man nämlich doch eine schnel- ere Schließung von Schachtanlagen will, Schaden vom and NRW abwendet. (Dirk Niebel [FDP]: Damit würden Sie den Bergleuten aber eine Zukunft geben!) Noch wissen wir nicht, welche volkswirtschaftlichen elastungen auf das Land zukommen. Sie machen hier etriebswirtschaftliche Rechnungen auf, in denen aber ie Kosten der explodierenden Arbeitslosigkeit, die ein chneller Ausstieg automatisch hervorrufen wird, ebenso enig enthalten sind (Widerspruch bei der FDP) ie fehlende Ausbildungsplätze, die noch ungeklärte aftung für Altlasten und Pensionen sowie – noch wich- iger – die Gefährdung vieler Arbeitsplätze in kleinen 7776 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Rolf Stöckel und mittleren Betrieben, etwa in Betrieben der Zuliefer- industrie oder der Bergbautechnologie mit Tausenden Beschäftigten – ich kenne solche Betriebe in meinem Wahlkreis –, die mittlerweile zu 70 Prozent von Umsät- zen mit dem Ausland leben. Im Gegensatz zu dem, was ich hier gerade gehört habe, sagen diese Unternehmen – das weiß Herr Meyer auch ganz genau –, dass der Re- ferenzbergbau, ein Sockelbergbau an diesem Standort für diese Technologie unbedingt notwendig ist. Hier geht es um zukunftsorientierte Arbeitsplätze; denn Kohletechnologie und Energiegewinnung aus Kohle wird es auf der Welt noch viele Jahrzehnte geben. Und das ist eine Frage des Verbrauchs und nicht etwa der vorhandenen Vorräte. Ob die Vorräte noch für 200 Jahre reichen werden, hängt wesentlich vom Verbrauch, aber auch von der übrigen Nutzung der Kohle ab. Das ent- scheidet doch letztendlich darüber, ob wir auch in Zu- kunft in dieser Exportwirtschaft führend sind und mit dazu beitragen können, dem Klimawandel umwelt- freundlich zu begegnen, auch durch Technologie aus Deutschland und mit Arbeitsplätzen, die in Deutschland erhalten werden und neu entstehen können. (Beifall bei der SPD) Die Kommunalpolitiker in meinem Wahlkreis – ihre Stellungnahmen haben wir nach der Kohlerunde am Montag heute alle auf dem Tisch – schütteln den Kopf. Vizepräsidentin Petra Pau: Kollege Stöckel, die Stellungnahmen können Sie jetzt aber nicht mehr vortragen. Rolf Stöckel (SPD): Das tun aber nicht nur die Bürgermeister – in Hamm etwa ist es ein Parteikollege von Herrn Meyer –, sondern auch die Unternehmen sagen deutlich: Wir brauchen ei- nen Sockelbergbau. Es ist gut, dass die Parteifreunde der SPD in NRW mit Hannelore Kraft an der Spitze deutlich zu diesem So- ckelbergbau stehen. Vizepräsidentin Petra Pau: Sie müssen bitte zum Schluss kommen. Rolf Stöckel (SPD): Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin. Wir wollen, dass in einem Finanzierungsgesetz für die Steinkohle diese Option erhalten wird. Wenn diese Option im Finanzierungsgesetz nicht realistisch nieder- gelegt wird, dann sehe ich zum Beispiel keine Möglich- keit, Herr Meyer, das Donarfeld zu erschließen, wo wir im nächsten Jahrzehnt ohne öffentliche Subventionen Kokskohle wirtschaftlich erfolgreich werden abbauen können. (Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Es gibt so- wieso keine! Das ist uns doch allen klar!) Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD) d I i b A d m d – ü d g s d k D s s F d m G h b o h d b d s g v S s k s B h b G b d a (C (D Vizepräsidentin Petra Pau: Das Wort hat der Kollege Wolfgang Meckelburg für ie Unionsfraktion. Wolfgang Meckelburg (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ch komme aus Gelsenkirchen und weiß deshalb, wovon ch rede, wenn ich über Bergbau, Steinkohle und Bergar- eiterfamilien spreche. Dennoch sage ich deutlich: Der usstieg aus der subventionierten Steinkohle ist notwen- ig. Er ist nach jetzigem Plan für 2018 vorgesehen. Da- it haben die verbliebenen rund 35 000 Beschäftigten es RAG-Konzerns Sicherheit. (Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Und im Saar- land!) Stimmt, auch im Saarland. Aber ich rede in erster Linie ber die Region, aus der ich komme. Im Jahr 2012 soll der Ausstieg aus der Steinkohleför- erung noch einmal überprüft werden. Wenn es nach mir eht, ist das nicht unbedingt notwendig. Ich finde, wir ollten die laufenden Gespräche nutzen, darüber nachzu- enken, ob es nicht möglich ist, die Zeitschiene zu ver- ürzen. (Gudrun Kopp [FDP]: Hört! Hört! Das ist ver- nünftig!) arum bitte ich die Kollegen, ohne die Gespräche er- chweren zu wollen. Ich kann die Position der Kollegen icherlich nachvollziehen. Aber wir sollten in dieser rage offen miteinander umgehen. Ich jedenfalls habe en Eindruck, dass in den Fraktionen viel mehr Punkte ehrheitsfähig sind, als der Beifall und die jeweiligen esamtpositionen vermuten lassen. Vielleicht kann man ier ein Stück weiterkommen. Der Ausstieg soll sozialverträglich und ohne betriebs- edingte Kündigungen erfolgen. Frau Lötzer, den früher ft gehörten Satz „Bergleute sollen die Zeche zahlen“ ätten Sie sich sparen können. So wird es nicht sein. Für en Übergang wird es sicherlich keine Modelle mehr ge- en, die zu Frühverrentung führen, sondern Modelle, mit enen langfristig Arbeitsplätze in anderen Bereichen ge- chaffen werden. Da wir insbesondere im letzten Jahr elernt haben, welche Auswirkung die Zahl der sozial- ersicherungspflichtigen Arbeitsplätze auf das gesamte ystem der Sozialversicherung hat, muss das unser Ziel ein. (Rolf Stöckel [SPD]: Machen wir schon die ganze Zeit!) Für diejenigen, die aus einer bergbaufernen Region ommen, möchte ich zwei, drei Sätze zum besseren Ver- tändnis sagen. Ich komme aus einer Stadt, in der der ergbau in der Vergangenheit eine große Rolle gespielt at, in der heute noch viele Menschen vom Bergbau le- en und mit ihm verbunden sind, in der Familien über enerationen im Bergbau tätig waren, in der der Berg- au das Leben in vielen Stadtteilen geprägt hat und in er es mit Schalke 04 einen Fußballverein gibt, der 1904 ls Knappenverein begonnen hat. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7777 (A) ) (B) ) Wolfgang Meckelburg (Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Sehr gut!) Wenn man sich diesen Verein anschaut, dann stellt man fest, dass sich auch dort vieles verändert hat. Es sind nicht mehr die Bergleute, die nach der Arbeit in der Grube zum Fußball gehen. Dass sich etwas verändert hat, haben die Menschen in meiner Region erkannt. Auch bei uns weiß jeder, dass der subventionierte Stein- kohlenbergbau auf Dauer keine Chance hat und dass ein Sockelbergbau – zumindest aus meiner Sicht – nicht dringend notwendig ist. Wir sollten die Überprüfung ernst nehmen und mögli- cherweise die laufenden Gespräche dazu nutzen, ein Stück weiterzukommen. Ich sage das deswegen, weil es nach wie vor in meiner Region und insbesondere in Gel- senkirchen Enttäuschungen über solche Beschlüsse gibt. Aber ich finde, wir sollten die nun getroffenen Be- schlüsse mit Ehrlichkeit und in aller Deutlichkeit vertre- ten und sagen: Der Bergbau ist nicht die Zukunft des Ruhrgebiets und des Saarlands. Wir brauchen vielmehr Gelder für Innovationen; das ist der entscheidende Be- griff. Statt Tradition und Emotion, die man mit dem Bergbau verbindet, brauchen wir Vernunft, Emotion und Zukunft, das heißt Innovationen und Investitionen in die Bereiche, in denen Arbeitsplätze entstehen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP) Ich möchte zwei, drei Punkte aufgreifen, die ständig gegen die Bergbauförderung angeführt werden. Ich will das nicht vertiefen, nur so viel: Die Bergbausubventio- nen sind zu teuer geworden. Zu diesem Schluss kommt man, wenn man – wie in den letzten Tagen geschehen – das auf die Tonne Kohle oder die Zahl der Mitarbeiter umrechnet. Die Subventionen sind inzwischen so hoch, dass die im Bergbau Beschäftigten ein auskömmliches Leben führen könnten, wenn man ihnen die Subventio- nen direkt auszahlte. Das ist natürlich kein gangbares Modell. Aber das zeigt, wie teuer das Ganze geworden ist. Deswegen ist vielleicht jedes Jahr, das wir früher aus der Bergbauförderung aussteigen, ein Jahr, das uns hel- fen wird, zu Innovationen zu kommen. Zwei Argumente zugunsten des Bergbaus, die bislang eine große Rolle gespielt haben, trage ich nicht mehr mit. Das erste betrifft die Rohstoff- und Energiesicher- heit. Schon heute werden 60 Prozent der Kohle impor- tiert, Tendenz steigend. Zur heimischen Energieversor- gung trägt die deutsche Kohle ohnehin nur 5 Prozent bei. Der Anteil am Weltmarkt beträgt nur noch 0,3 bzw. 0,4 Prozent. Diese Zahlen muss man zur Kenntnis neh- men. Das Argument der Rohstoff- und Energiesicherheit zieht also nicht mehr. Das zweite Argument ist folgendes – das gilt auch im Hinblick auf die Zulieferbetriebe –: Von 1996 mit 45 Millionen Tonnen hat sich die Steinkohlenförderung bis heute mehr als halbiert. Trotzdem haben wir eine stabile Beschäftigung. Der Exportanteil in diesem Bereich beträgt 90 Prozent. Inso- fern ist das kein Argument dafür, die Subventionen auf längere Sicht zu erhalten. s x g b a S H W d D g w F s F d C Z d b w R t p i v 2 S i d e d W l n s e K e D E s e (C (D Meine Position ist völlig klar. Ich trage die Be- chlüsse und wünsche, dass wir noch ein Stückchen Fle- ibilität hinbekommen. Ich hoffe vor allem, dass diejeni- en, die sich damit in den nächsten Stunden sehr intensiv eschäftigen müssen, uns einen Weg aufweisen, der uns ls Gesetzgeber das Leben einfach macht. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der SPD und der FDP) Vizepräsidentin Petra Pau: Das Wort hat der Kollege Dieter Grasedieck für die PD-Fraktion. Dieter Grasedieck (SPD): Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Frau Kopp, Sie beklagten die Subventionen. enn Sie sich einmal das Gutachten des IfW ansehen, ann stellen Sie fest, dass 2004 die Subventionen in eutschland insgesamt rund 150 Milliarden Euro betra- en haben. Die Subventionen für die Steinkohle machten eniger als 2 Prozent aus. Interessant war auch die Aussage von Herrn riedhoff. Er sprach von der Kohlefraktion. Ich bin tolz, Mitglied einer Kohlefraktion zu sein, Herr riedhoff. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Wir sind trotzdem handlungsfähig, wir suchen trotz- em Lösungen. Wir haben diese Lösungen mit der CDU/ SU gefunden. Die Gegenwart trotz unterschiedlicher ukunftsziele zu gestalten, das ist eine wichtige Aufgabe er Koalition. Diese Aufgabe haben wir gelöst. Wir ha- en Ergebnisse vorzuweisen. Eckpunkte sind aufgeführt orden. Wir arbeiten erfolgreich. Unsere Region, unser evier hat Zukunftsaussichten, hat Perspektiven: Ers- ens. Durch den Börsengang werden 100 000 Arbeits- lätze gesichert. Zweitens. 34 000 Kumpels fallen nicht ns Bergfreie. Drittens. Wir erhalten die Arbeitsplätze on 40 000 Menschen in der Zulieferindustrie. Viertens. 012 entscheiden wir über die Zukunft unserer Kohle. Insgesamt sind es 140 000 Arbeitsplätze, die bei der TEAG, der Degussa, dem Bergbau und der Zuliefer- ndustrie erhalten werden können. Es ist vorhin schon arauf hingewiesen worden, dass die STEAG wirklich ine hervorragende Arbeit leistet. Die Kohlekraftwerke, ie in der nächsten Zeit gebaut werden sollen, haben irkungsgrade, die im Bereich von 46 bis 50 Prozent iegen. Wenn wir die Kraft-Wärme-Koppelung hinzu- ehmen, so kommen wir auf 70 Prozent. Die Kraftwerke ind ein Exportschlager. Diese Exportschlager müssen rhalten bleiben. Das ist nur in der Kombination mit der ohle denkbar. Das CO2-freie Kraftwerk ist nicht nur in Schlagwort. Es wird umgesetzt. Es wird produziert. ie Umwelt wird dadurch entlastet. Deshalb ist diese ntwicklung wichtig. Betrachten wir unsere Bergmaschinen. Sie werden chneller, flexibler und stabiler, und es werden mehr lektronische Geräte in sie eingebaut. Das sind Export- 7778 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Dieter Grasedieck schlager „Made in Germany“. Diese haben einen großen Stellenwert. Fast 40 Prozent der Weltproduktion dieser Maschinen kommen aus Deutschland. Auch das muss gesehen werden. Russen und Chinesen kaufen unsere Technologie. Diese Technologie wird auch im Tunnel- bau eingesetzt. Österreicher und Schweizer setzen un- sere Bergmaschinen ein, die bei uns im Bergbau getestet worden sind. Dieses Wissen darf nicht verloren gehen. Deswegen brauchen wir ein Übungsfeld. Auch dafür ist der Bergbau wichtig. Daran hängen viele Arbeitsplätze. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN) Man muss auch berücksichtigen, dass bei der RAG viele junge Menschen in den verschiedensten Berufen aus- gebildet werden. In unserem Revier sind das 10 000 Aus- bildungsplätze, in meinem Wahlkreis 420 Ausbil- dungsplätze in den modernsten Berufen. IT-Kaufleute, Industriemechaniker, Elektroniker usw. werden vom Markt aufgesogen. Sie werden in der Kleinindustrie und in der Großindustrie gebraucht. Es ist wichtig, dass wir den Jugendlichen eine Chance geben. Auch deshalb ist es entscheidend, dass wir im Bergbau weiterarbeiten können. Zusammenfassend sage ich: Die Entwicklung von Spitzentechnologien und die Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen machen einen Sockelbergbau, so meine ich, auch über 2018 hinaus erforderlich. Der Sockelbergbau ist sicher ein Zukunftsziel der SPD. Heute aber gestalten CDU/CSU und meine Partei auf der Grundlage der ausgehandelten Eckpunkte die Gegen- wart. Glück auf! (Beifall bei der SPD) Vizepräsidentin Petra Pau: Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Franz Obermeier das Wort. (Beifall bei der CDU/CSU) Franz Obermeier (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Diese Bundesregierung und die sie tragenden Fraktionen sind angetreten mit dem Ziel, Subventionen abzubauen. Jetzt hat unser Wirtschaftsminister, Michael Glos, den größ- ten und vermutlich auch schwierigsten Brocken in die Hand genommen. Vor wenigen Tagen kam es zu einer weitgehenden Verständigung über den Abbau der Berg- bausubventionen. Ich verhehle nicht, dass mir der Zeitraum bis 2018 sehr lang erscheint. Aber bei genauerer Betrachtung muss man natürlich die schon mehrfach angesprochenen Umstände berücksichtigen, nämlich dass es sich um Tausende von Arbeitsplätzen handelt. Wir wollen selbst- verständlich eine sozialverträgliche Umstellung der Ar- beitsplätze und wissen ganz genau, dass solche Dinge Zeit brauchen. Das geht nicht so einfach – und vor allem nicht so schnell –, wenn man den betroffenen Menschen eine vernünftige Perspektive bieten will. e s b w V S l d g m m m w f I u w d g G W k A M b U l s r k z S w i K r l h F d n (C (D Meine Vorredner haben schon gesagt, dass es noch ine ganze Reihe offener Fragen gibt. Ich möchte bei- pielsweise auf die Frage eingehen, was der Sockelberg- au eigentlich bedeutet. Zu welchem Zweck brauchen ir den Sockelbergbau? Ist der Sockelbergbau uns als ertretern des Bundes diese Ausgaben wirklich wert? elbstverständlich sind wir als Bundesrepublik Deutsch- and in der Bergbautechnologie weltweit führend, und as bindet auch einiges. Aber ich möchte an die Kolle- en von der SPD doch die Frage richten, ob es denn da- it tatsächlich so ernst gemeint ist, insbesondere wenn an bedenkt, dass die RAG die DMT verkauft hat. Man uss hinterfragen, ob das wirklich noch diesen Stellen- ert hat und ob der Sockelbergbau wirklich notwendig ür die weitere Entwicklung der Bergbautechnologie ist. st es wirklich notwendig, hier im Land zwei Gruben zu nterhalten, in denen man diese Technologie weiterent- ickelt? (Zuruf von der FDP: Nein, es ist nicht erfor- derlich!) Wenn man zu dem Ergebnis kommt, dass es notwen- ig ist, dann stellt sich natürlich die Frage, ob es Auf- abe des Steuerzahlers ist, diese Technologie über zwei ruben am Leben zu erhalten. Ist das die Aufgabe der irtschaft oder ist es die Aufgabe des Steuerzahlers? Sie önnen sich die Antwort bei mir leicht denken: Es ist die ufgabe der Wirtschaft selber! (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der FDP: Richtig!) an könnte bösartig formulieren, dass der Sockelberg- au nichts anderes als eine Verlängerung des Leidens ist. nd daran möchte ich mich nicht beteiligen. Mein zweiter Punkt betrifft die Frage der Ewigkeits- asten. Es soll Börsenerlöse geben und es sollen Rück- tellungen von der RAG gebildet werden. Und dann edet man darüber, dass die Summe, die dabei heraus- ommt, nicht dafür reicht, die Ewigkeitslasten zu finan- ieren. Wenn die Ewigkeitslasten weiterhin durch den teuerzahler – auf Bundes- und Landesebene – getragen erden, dann begehen wir – diese Auffassung vertrete ch – einen schweren Fehler. Ich habe die Hoffnung, dass die Prämissen bei der lärung der jetzt noch anstehenden Fragen eindeutig ge- egelt werden. Es kann nicht sein – dies wurde gelegent- ich angesprochen –, dass diese Lasten dem Bundeshaus- alt aufgebürdet werden. Zum Abschluss noch ein Wort an die Kollegin Höhn. rau Höhn, während Ihrer fünfminütigen Rede hatte ich en Eindruck, Sie hätten in den zurückliegenden Jahren ie irgendwo Regierungsverantwortung getragen. (Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Das könnte man meinen! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie haben es ja auch nicht hingekriegt! Wo sind Sie denn gelandet? Sie haben sich doch der SPD gebeugt, obwohl Sie gleich stark sind! Was ist denn Ihre Entschei- dung?) Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7779 (A) ) (B) ) Franz Obermeier In Ihrer Rede haben Sie so getan, als hätten Sie noch nie etwas zu entscheiden gehabt, weder im Land NRW noch hier im Deutschen Bundestag. Ihre Partei führt sich auf, als hätte sie mit sämtlichen entscheidenden Fragen noch nie etwas zu tun gehabt. Die Wähler werden bald mer- ken, dass Sie versuchen, sie zu verdummen. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben sich doch der SPD gebeugt, Herr Kollege von der CDU/CSU, obwohl Sie gleich stark sind!) Vizepräsidentin Petra Pau: Das Wort hat der Kollege Gerd Bollmann für die SPD-Fraktion. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Gerd Bollmann (SPD): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Menschen im Ruhrgebiet (Zuruf von der LINKEN: Und im Saarland!) kennen die Bedeutung der Steinkohle. Die Menschen im Ruhrgebiet wissen, warum erneuerbare Energien geför- dert werden müssen. Die Menschen im Ruhrgebiet wis- sen ganz genau, warum sie der FDP nie mehr als 3 Prozent der Stimmen geben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der FDP – Gudrun Kopp [FDP]: Da haben Sie etwas versäumt! – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Was?) – Das war falsch gerade. Entschuldigung! (Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Die Rede fing schon an wie auf dem Parteitag!) Nach intensiven und kontroversen Verhandlungen wurde ein Kompromiss zur Zukunft des deutschen Stein- kohlenbergbaus geschlossen. Den Bergleuten und ihren Familien gibt dieser Beschluss Sicherheit. Die Förde- rung des Steinkohlenbergbaus bis mindestens 2018 ist verbindlich festgelegt. Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen für die Bergleute geben. Damit sind die Pläne der CDU-FDP geführten NRW-Landesregierung vom Tisch. Ein abrupter Ausstieg mit Einsparungen von 750 Millionen Euro bis 2010 auf Kosten der Bergleute und ihrer Familien, wie er insbesondere von der FDP propagiert wurde, hat keine Mehrheit gefunden. Es be- steht weiterhin die Möglichkeit, auch über 2018 hinaus, Kohle zu fördern. (Laurenz Meyer [Hamm)] [CDU/CSU]: Was? – Gudrun Kopp [FDP]: Wo leben Sie?) Ein Sockelbergbau, der die Importabhängigkeit senkt und zukünftige Chancen offenhält, ist möglich. Die SPD hat erreicht, dass 2012 eine neue Bewertung der Lage vorgenommen wird: aus wirtschafts- und energiepoliti- schen Erwägungen genauso wie aus industrie- und for- schungspolitischer Perspektive. k D w s t g s n K A d I i b s d E s k K n K v S n k u t K s l w l 6 a a a H w S h d g m z (C (D (Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Sie glauben wohl, Sie sind auf dem Parteitag! Wir sind hier im Bundestag!) Eines muss allen Beteiligten klar sein: Die Options- lausel ist keine Pro-Forma-Angelegenheit. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) ie Entscheidung 2012 ist ergebnisoffen. Die Option ird im Steinkohlegesetz festgeschrieben. Angesichts chneller Veränderungen auf den globalen Energiemärk- en ist es höchst fraglich, ob es vernünftig ist, die Zu- änge zu den heimischen Kohlevorkommen endgültig zu chließen. Heute kann niemand vorhersagen, wie die ge- aue Preisentwicklung bei Steinkohle, Kokskohle und okskohleerzeugnissen sein wird. Auch Umwelt- und Klimaschutzgründe werden als rgumente für das Ende der deutschen Steinkohlenför- erung herangezogen. (Rainer Brüderle [FDP]: Stimmt!) ch halte das bei einigen für eine große Heuchelei. Ja, es st richtig, dass wir bei der Energieversorgung die Ver- rennung fossiler Energieträger deutlich verringern müs- en. Das Ziel einer fortschrittlichen Energiepolitik sind er Ausstieg aus der Atomenergie und eine vollständige nergieerzeugung aus umweltfreundlicher und schad- tofffreier erneuerbarer Energie. Aber wir reden heute weder über das Ende der Stein- ohle in der Energieerzeugung noch über das Ende von ohlekraftwerken. Wir werden Kohle auch weiterhin utzen, möglicherweise allerdings keine heimische ohle, sondern Importkohle. Ökologisch ist es irrele- ant, ob wir Steinkohle aus dem Ruhrgebiet oder aus üdafrika verwerten. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Zur Energiesicherheit noch einige Anmerkungen: Ei- ige bedeutende kohleliefernde Länder gelten als Risi- oländer. Kohleimporte über große Strecken, zum Teil m den halben Globus, tragen ein hohes Transportkos- enrisiko. Geopolitische Risiken gewinnen auch auf dem ohleweltmarkt an Gewicht. Politische Konflikte, Kri- en oder gar Kriege machen auch vor dem internationa- en Kohlehandel nicht halt. Das darf nicht vernachlässigt erden. China, die USA, Russland und Indien kontrol- ieren fast 75 Prozent der Weltproduktion und 5 Prozent der Kohlevorräte. Sie haben bei der Kohle uf Dauer eine große Verfügungsmacht. Nur der Zugriff uf eigene Reserven erhält ein Stück Unabhängigkeit ufrecht. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich will keinen ehl daraus machen, dass ich mir eine Lösung ge- ünscht hätte, die bereits heute die Festschreibung eines ockelbergbaus vorgesehen hätte. Die hierfür vorgese- enen Subventionen wären gut angelegtes Geld. Selbst ie Zeitschrift – jetzt hören auch Sie von der FDP bitte ut zu – „Der NRW-Mittelstand“ vom Bundesverband ittelständische Wirtschaft, Ausgabe November/De- ember 2006, schreibt: 7780 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) (C) (B) (D) Gerd Bollmann Die Kohlebeihilfen für NRW sind kein „Ge- schenk“. Die Beihilfen fließen eins zu eins über Aufträge des Bergbaus in mittelständische Zuliefer- betriebe zurück. (Beifall bei der SPD – Zuruf von der LINKEN: Auch im Saarland!) Der Staat zahlt hier nicht drauf, sondern betreibt Mittelstandsförderung. Davon profitieren steuer- zahlende Firmen mit weltweit nachgefragtem Know-How und damit wiederum auch der Staat. Teuer für die öffentliche Hand wird es dagegen, wenn der Bergbau dicht gemacht ist und die Ar- beitslosigkeit im Revier auf neue Rekordhöhen klettert. Unternehmen stärken sieht anders aus. Aber, meine Kolleginnen und Kollegen, auch ein kla- res und deutliches Wort an die Adresse der Betreiber von Kohlekraftwerken: Die Kohle als Brücke ins solare Zeit- alter – egal ob heimische Kohle oder Importkohle ge- nutzt wird – hat nach 2012 nur eine Chance, wenn ihr Einsatz auf dem höchsten Stand der Technik geschieht. Der Einsatz aller Formen der Kraft-Wärme-Kopplung muss weiter vorangebracht werden. Auf Zeit spielen ist nicht mehr möglich. (Beifall bei Abgeordnet LINKE Liebe Kolleginnen und Kollegen, alles in allem hat es sich gelohnt: Die Bergleute haben eine Perspektive, die RAG bleibt als leistungsfähiger Konzern erhalten, und die Chance, heimische Steinkohle als Energieträger zu nutzen, bleibt gewahrt. Ich danke für die Aufmerksamkeit. Glück auf! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Der musste die ganze Zeit selber grinsen! – Gegenrufe von der SPD) Vizepräsidentin Petra Pau: Damit ist die Aktuelle Stunde beendet. Wir sind am Schluss unserer heutigen Tagesordnung. (Zurufe von der CDU/CSU und der SPD) – Offensichtlich gibt es noch großen Diskussionsbedarf. Doch die Diskussion muss nun außerhalb der Sitzung fortgesetzt werden. Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun- destages auf morgen, Donnerstag, den 1. Februar 2007, 9 Uhr, ein. 7 Uhr) Halbsatz ist wie folgt zu lesen nitz) (SPD)“. : „Detlef Müller (Chem- en der SPD und der N) Die Sitzung ist geschlossen. (Schluss: 16.4 Berichtigung 76. Sitzung, Seite 7674 (B), vierter Absatz, der erste Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7781 (A) (C) (B) ) Anlagen zum Stenografischen Bericht nis“, sondern wohl „unbefristete Aufenthaltserlaubnis“Willy Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten A d A s R s H A b L i R g s a s A G R n S L h R A d d c ß Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barthle, Norbert CDU/CSU 31.01.2007 Bülow, Marco SPD 31.01.2007 Edathy, Sebastian SPD 31.01.2007 Eichel, Hans SPD 31.01.2007 Ernst, Klaus DIE LINKE 31.01.2007 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 31.01.2007 Golze, Diana DIE LINKE 31.01.2007 Hilsberg, Stephan SPD 31.01.2007 Kasparick, Ulrich SPD 31.01.2007 Lehn, Waltraud SPD 31.01.2007 Leutert, Michael DIE LINKE 31.01.2007 Löning, Markus FDP 31.01.2007 Lopez, Helga SPD 31.01.2007 Merten, Ulrike SPD 31.01.2007 Nahles, Andrea SPD 31.01.2007 Pflug, Johannes SPD 31.01.2007 Rachel, Thomas CDU/CSU 31.01.2007 Schäfer (Bochum), Axel SPD 31.01.2007 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 31.01.2007 Schummer, Uwe CDU/CSU 31.01.2007 Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 31.01.2007 Dr. Tabillion, Rainer SPD 31.01.2007 Wimmer (Neuss), CDU/CSU 31.01.2007 (D nlage 2 Antwort es Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Frage der bgeordneten Cornelia Hirsch (DIE LINKE) (Druck- ache 16/4133, Frage 5): Stimmt die Bundesregierung zu, dass es sich bei der Frage der Finanzierung von schulischen Lernmitteln – ähnlich wie bei der Frage der Finanzierung mehrtägiger Klassenfahrten und entgegen ihrer Antwort auf meine schriftliche Frage im August 2006 (Bundestagsdrucksache 16/2415 Frage 12) – nicht vorrangig um eine Frage des Schulwesens handelt, die damit im Verantwortungsbereich der Länder liegen würde, sondern um eine soziale Frage einer Personengruppe, die so- mit im Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) geregelt werden müsste, und inwieweit plant sie vor diesem Hinter- grund, die zurzeit bestehende Lücke im SGB II zu schließen? Die Bundesregierung stimmt dem nicht zu. Eine egelungslücke besteht nicht. Im Rahmen der Grund- icherung für Arbeitsuchende erhalten erwerbsfähige ilfebedürftige und die mit ihnen zusammen lebenden ngehörigen die notwendigen Leistungen, um ihren Le- ensunterhalt bestreiten zu können. Der Umfang dieser eistungen ist abschließend gesetzlich geregelt. Dies ist m Fortentwicklungsgesetz zum 1. August 2006 in der egelung des § 23 Abs. 1 S. 4 SGB II ausdrücklich klar- estellt worden. Die Regelleistung bildet hierbei das oziokulturelle Existenzminimum ab. Sowohl die Höhe ls auch die Art der Bedarfsermittlung sind vom Bundes- ozialgericht (Urteil vom 23. November 2006 – B 11b S 1/06 R) als verfassungsgemäß bestätigt worden. Ein rundbedarf für Lehrmittel und Schulbedarfe ist in der egelleistung nach § 20 SGB II enthalten. Darüber hi- ausgehende, aufstockende Leistungen nach dem GB II für den Kauf von Schulbüchern oder sonstigen ernmitteln können nicht gewährt werden. Das BMAS ält an der Auffassung fest, dass insoweit die Länder im ahmen der Kultushoheit verantwortlich sind. nlage 3 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Altmeier auf die Fragen es Abgeordneten Petra Pau (DIE LINKE) (Drucksa- he 16/4133, Fragen 6 und 7): Wie vielen Menschen in der Bundesrepublik Deutschland, die im Besitz einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis oder ei- ner Aufenthaltsberechtigung waren, ist seit 1998 diese Auf- enthaltserlaubnis nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 des Ausländergeset- zes nach unfreiwilliger Abwesenheit von sechs Monaten entzogen worden? Wie oft wurde in derlei Fällen von Bundes- oder Landes- behörden derjenige Staat und dessen Behörden, in dem sich der Ausländer unfreiwillig aufhielt, gebeten, ihm seinen Rei- sepass abzunehmen und einer deutschen konsularischen Ver- tretung zu überlassen, damit diese den darin befindlichen Auf- enthaltstitel für Deutschland als ungültig abstempeln konnte? Der Kontext der Fragestellungen lässt darauf schlie- en, dass in Frage 1 nicht „unbefristete Arbeitserlaub- 7782 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) gemeint ist. Derzeit (Stand 31. Dezember 2006) sind im Ausländerzentralregister (AZR) rund 2,9 Millionen auf- hältige Drittstaatsangehörige mit einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis, Aufenthaltsberechtigung oder Niederlassungserlaubnis bzw. vom Erfordernis einer Aufenthaltserlaubnis befreite Personen erfasst. Daneben wird gegebenenfalls der Sachverhalt „Aufenthaltstitel widerrufen/erloschen“ gespeichert, nicht aber die Gründe für einen Widerruf oder ein Erlöschen des Auf- enthaltstitels. Angaben zu den Fragen 1 und 2 können daher nicht gemacht werden. Sollte entgegen der oben angegebenen Annahme doch nach Arbeitserlaubnissen gefragt worden sein, so wird vorsorglich darauf hinge- wiesen, dass etwaige Rücknahmen von unbefristeten Ar- beitserlaubnissen im AZR nicht erfasst werden. Anlage 4 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/4133, Fragen 9 und 10): Wie viele Fälle von Insidergeschäften wurden seit 2001 durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht weitergeleitet, und in wie vielen Fällen kam es seit 2001 zu rechtskräftigen Urteilen? Wie viele Freiheitsstrafen, Geldstrafen und Bewährungs- strafen wurden im Zusammenhang mit Insidergeschäften seit 2001 verhängt, und warum ist die Sanktionsquote bei Insider- verfahren so gering (vergleiche Berliner Zeitung, 24. Januar 2007)? Zu Frage 9: Seit 2001 hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleis- tungsaufsicht (BaFin) bzw. das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel, eine der drei Behörden, aus de- nen die BaFin hervorgegangen ist, 157 Vorgänge bzw. 414 Personen bei der jeweils zuständigen Staatsanwalt- schaft angezeigt. Die genannte Anzahl der angezeigten Personen ist geringer als die tatsächliche Anzahl, da erst ab dem Jahr 2003 eine Statistik über die Anzahl der an- gezeigten Personen geführt wird. Seit 2001 kam es in 45 Fällen zu rechtskräftigen gerichtlichen Entscheidun- gen. Zu Frage 10: Nach Mitteilung der BaFin wird nicht gesondert statis- tisch erfasst, wie sich die gerichtlichen Entscheidungen auf Freiheitsstrafen, Geldstrafen und Bewährungsstrafen im Zusammenhang mit Insidergeschäften verteilen. Grundsätzlich stellten die Staatsanwaltschaften Verfah- ren häufig mangels hinreichenden Tatverdachts (§ 170 Abs. 2 StPO) ein. Bei Strafbefehlen werden in der Regel Geldstrafen zwischen 30 und 90 Tagessätzen verhängt. Kam es zu Verurteilungen, wurden in einigen Fällen Freiheitsstrafen von ein bis zwei Jahren auf Bewährung verhängt. Bisher gibt es aber nur eine Verurteilung, bei der eine Freiheitsstrafe nicht auf Bewährung verhängt wurde. Die relativ geringe Sanktionsquote dürfte zum ei- nen darauf zurückzuführen sein, dass in der bisherigen Verfolgungspraxis der Nachweis eines tatbestandlichen H S s R d r I f N P S b d d S S d b A d F ( F w s n v N B w A d d ( 2 K k s e g A (C (D andelns der Verdächtigten durch den Wortlaut der trafvorschrift erschwert wurde. Durch das Anleger- chutzverbesserungsgesetz vom Oktober 2004 sind die egelungen zum Insiderhandelsverbot umfassend geän- ert worden. Für ein strafbares Handeln ist nunmehr aus- eichend, wenn Insiderinformationen für ein verbotenes nsidergeschäft verwendet werden. Es ist nicht mehr er- orderlich, dass sie ausgenutzt worden sind; gerade der achweis des Ausnutzungsvorsatzes bereitete in der raxis Schwierigkeiten. Die Ermittlungsverfahren der taatsanwaltschaften und die Urteile der Gerichte, die is Ende 2005 zum Abschluss gelangten, beruhen aller- ings noch auf Sachverhalten, die vor dem Inkrafttreten er neuen Regelungen lagen. Zum anderen könnte die anktionsquote dadurch beeinflusst sein, dass viele taatsanwaltschaften und Gerichte erst Erfahrungen mit iesem Tatbestand – die Fälle werfen oftmals schwierige örsenrechtliche Fragestellungen auf – sammeln. nlage 5 Antwort er Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die rage der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/4133, rage 13): Wer hat in Turkmenistan nach Kenntnis der Bundesregie- rung gegenwärtig Zugriff auf die bei der Deutschen Bank in Frankfurt geführten Konten des Ex-Diktators Saparmurat Nijasow, auf denen nach Schätzungen von Nichtregierungsor- ganisationen insgesamt bis zu 12 Milliarden Euro deponiert sind? Nach Kenntnis der Bundesregierung wurden bzw. erden Konten für den verstorbenen turkmenischen Prä- identen Saparmurat Nijasow bei der Deutschen Bank icht geführt. Hierzu verweise ich auch auf die Antwort on Kollegen Karl Diller auf die schriftliche Frage r. 113 für den Monat Januar von Kollegen Volker eck, die er mit Schreiben vom 26. Januar 2007 beant- ortet hat. nlage 6 Antwort es Parl. Staatssekretärs Rolf Schwanitz auf die Frage er Abgeordneten Veronika Bellmann (CDU/CSU) Drucksache 16/4133, Frage 17): Wie hoch wäre der Kostenaufwand, wenn die Krankenver- sicherung der Kinder, deren Eltern Mitglied einer privaten Krankenversicherung sind, über einen entsprechenden Zu- schuss aus dem Bundeshaushalt finanziert würde? In der privaten Krankversicherung waren im Jahr 005 laut Angaben des PKV-Verbandes 1,55 Millionen inder voll versichert. Der Bundesregierung liegen eine Angaben über das Prämienvolumen für privat ver- icherte Kinder vor. Laut Auskunft des PKV-Verbandes ntfielen im Jahr 2005 rund 7 Prozent der Aufwendun- en für Krankenversicherungsleistungen auf Kinder. ufgrund der höheren Vergütung der Leistungserbringer Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7783 (A) ) (B) ) sind diese Ausgaben nicht mit denen der gesetzlichen Krankenversicherung vergleichbar. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Achim Großmann auf die Frage des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/4133, Frage 20): In welcher Weise wurden bzw. werden nach Kenntnis der Bundesregierung deutsche Bürgerinitiativen und Opferver- bände sowie die französischen Initiatoren Beate und Serge Klarsfeld bei der Konzeptionsentwicklung der von der Deut- sche Bahn AG in ihren Bahnhöfen geplanten Ausstellung über die Deportation von tausenden jüdischer Kinder in Konzentra- tionslager, darunter Auschwitz, einbezogen? Die Bundesregierung begrüßt nachdrücklich die Ab- sicht der Deutschen Bahn AG (DB AG), eine Ausstel- lung zu den von der Reichsbahn durchgeführten Depor- tationen in die Konzentrations- und Vernichtungslager sowohl auf Bahnhöfen als auch in deren unmittelbarer Nähe zu zeigen. Bundesminister Tiefensee ging es ebenso wie dem Ehepaar Klarsfeld stets darum, dass das unermessliche Leid der deportierten jüdischen Kinder ei- nen ganz wesentlichen Bestandteil der Ausstellung bil- det. Die von der DB AG mit der Erarbeitung der Aus- stellung beauftragte Arbeitsgruppe hat die Arbeit an der Konzeption inzwischen (am 25. Januar 2007) aufgenom- men. Ein erstes Gespräch mit Serge und Beate Klarsfeld, den Initiatoren der in Frankreich gezeigten Ausstellung „11.000 jüdische Kinder. Mit der Reichsbahn in den Tod“, fand nach Kenntnis der Bundesregierung bereits am 11. Januar 2007 statt. Eine direkte, formelle Einbe- ziehung deutscher Opferverbände und Bürgerinitiativen bereits in die Konzeption der Ausstellung war nicht Ge- genstand der zwischen Bundesminister Tiefensee und der DB AG am 1. Dezember 2006 getroffenen Vereinba- rung. Dies schließt nach Auffassung der Bundesregie- rung Gespräche und Arbeitskontakte der mit der Vorbe- reitung beauftragten Arbeitsgruppe mit den Vertretern solcher Verbände jedoch selbstverständlich nicht aus. Zudem hat Bundesminister Tiefensee bereits im vergan- genen Jahr ausdrücklich angeregt, Bürgerinitiativen und Opferverbände im Vorfeld vor Ort zu beteiligen, wenn die Ausstellung ab dem kommenden Jahr in deutschen Städten präsentiert wird. Die Bundesregierung geht da- von aus, dass Anregungen und Wünsche solcher Ver- bände und Initiativen von der Arbeitsgruppe sorgfältig geprüft werden. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Andreas Storm auf die Fragen der Abgeordneten Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/4133, Fragen 21 und 22): Wie ist der gegenwärtige Stand der Verhandlungen mit Frankreich über die Beteiligung Frankreichs an der Finanzie- rung des Großprojektes XFEL (Röntgenlicht-Freie-Elektro- nen-Laser)? Z g g G s s f Z r M P e n n d e S F A d d ( f ö t n l B d a z Ö n A d A ( (C (D Warum wurde die Beteiligung Deutschlands an ITER (Internationaler Thermonuklearer Experimenteller Reaktor; Frankreich) nicht an eine verbindliche Zusage Frankreichs zur Beteiligung an XFEL gebunden? u Frage 21: Die Verhandlungen mit Frankreich über eine Beteili- ung am Bau und am Betrieb des Freie Elektronen Rönt- enlasers XFEL sind noch nicht abgeschlossen. In einem espräch im Januar dieses Jahres wurde das französi- che Interesse am XFEL und die Bereitschaft erklärt, ich am Bau des XFEL zu beteiligen. Die Gespräche lau- en zurzeit noch. u Frage 22: ITER ist ein internationales Projekt, in dem für Eu- opa die EU-Kommission mitwirkt. Deutschland ist als itgliedstaat der EU via EURATOM an ITER beteiligt. rimär war es daher keine deutsche Entscheidung, ob ine Beteiligung an ITER stattfindet oder nicht. Den- och hat Deutschland 2003 auf unterschiedlichen Ebe- en Frankreich gegenüber deutlich gemacht, dass es für ie Unterstützung eines ITER-Standorts in Frankreich ine Beteiligung an XFEL und FAIR erwartet. Diese ichtweise wurde von dem damaligen französischen orschungsminister d'Aubert bestätigt. nlage 9 Antwort es Parl. Staatssekretärs Andreas Storm auf die Frage er Abgeordneten Cornelia Hirsch (DIE LINKE) Drucksache 16/4133, Frage 23): Welche Position vertritt die Bundesregierung in dem Kla- geverfahren der EU-Kommission gegen Österreich bezüglich der Quotenregelung beim Hochschulzugang im Studienfach Medizin, und was waren die Ergebnisse des angekündigten Treffens zwischen dem österreichischen Wissenschaftsminis- ter Johannes Hahn mit der Bundesministerin für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan? Die EU-Kommission hat am 24. Januar 2007 ein Ver- ahren zur Überprüfung der neuen Quotenregelung im sterreichischen Hochschulzugangsrecht eingeleitet. Ös- erreich wird die Hinweise der EU-Kommission in den ächsten Monaten sorgfältig prüfen müssen. Deutsch- and ist an den Verfahren nicht formell beteiligt. Frau undesministerin Dr. Schavan hat in dem Gespräch mit em österreichischen Wissenschaftsminister Dr. Hahn m 26. Januar 2007 erklärt, dass Deutschland den Pro- ess weiterhin konstruktiv begleiten und insbesondere sterreich – sofern erforderlich – unterstützen wird. Mi- ister Dr. Hahn hat das Angebot begrüßt. nlage 10 Antwort er Staatsministerin Dr. Maria Böhmer auf die Frage der bgeordneten Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) Drucksache 16/4133, Frage 24): Wie bewertet die Bundesregierung den Umstand, dass zeitgleich zur Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozia- lismus im Deutschen Bundestag am 29. Januar 2007 die 7784 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 (A) ) (B) ) Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Prof. Dr. Maria Böhmer, im Rahmen des Forums Integration zu einer Sachverständigen- und Experten- anhörung zum Thema „Integration durch Sport“ ins Bundes- kanzleramt einlädt und das gleichzeitige Stattfinden der Anhörung mit der Begründung entschuldigt: „Selbstverständ- lich ist dies in der Konzeption unserer Veranstaltung berück- sichtigt worden.“ (Verleiche Schreiben der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration vom Januar 2007)? Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration hat in der Konzeption der Sachverständigenanhörung „Integration durch Sport“ die Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag berücksichtigt. Die zur Anhörung eingeladenen Mitglieder des Deutschen Bundestages sind mit Schreiben vom 18. Januar darauf hingewiesen worden, dass der Ablauf der Veranstaltung im Hinblick auf die Gedenkveranstaltung geändert wurde, um den Abgeordneten eine Teilnahme an beiden Veranstaltun- gen zu ermöglichen. Anlage 11 Antwort des Staatsministers Bernd Neumann auf die Fragen des Abgeordneten Christoph Waitz (FDP) (Drucksa- che 16/4133, Fragen 25 und 26): In welchem Umfang gab es nach Kenntnis der Bundesre- gierung in Deutschland seit 1990 illegale Grabungen nach verborgenen, im Boden befindlichen Gegenständen, bei denen eine Fundanzeige unterlassen wurde (entdeckte Fälle, deren Relevanz und Dunkelziffer), und in welchem Umfang fanden diese „Raubgrabungen“ planmäßig statt (bitte nach Jahren auflisten)? In welchen konkreten Fällen gab es nach Kenntnis der Bundesregierung einen kausalen Zusammenhang zwischen Fundverheimlichungen, Fundtourismus und der bestehenden Regelung des § 984 des Bürgerlichen Gesetzbuches in Verbin- dung mit den diesbezüglichen Ländergesetzen? Bei den Beratungen des Gesetzes zur Ausführung des UNESCO-Übereinkommens vom 14. November 1970 über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut stand unter anderem der Gedanke im Vorder- grund, dass jeder Vertragsstaat sein Kulturgut angemes- sen zu schützen hat. In diesem Zusammenhang wurde dem Parlament von Archäologen vorgetragen, dass der Schutz von Bodenfunden bei illegalen Grabungen der- zeit in der Bundesrepublik Deutschland nicht in wün- schenswertem Umfang gewährleistet sei. In § 984 BGB wird geregelt, dass der Entdecker und der Grundstücks- eigentümer bei einem Schatzfund je zur Hälfte Miteigen- tum erwerben. Dies gilt auch in den drei Flächenstaaten Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Durch Lan- desgesetz kann jedoch abweichend vom § 984 BGB auch bestimmt sein, dass Schatzfunde allein Eigentum des Landes werden, mit oder ohne Entschädigung für den Entdecker. Die Länder haben damit die Möglichkeit selbst zu entscheiden, welche Lösung sie für geeignet halten. So gilt in den Ländern Berlin und Sachsen das „große“ Schatzregal, während die anderen Bundesländer davon in unterschiedlichem Maße Gebrauch gemacht h S f V g F c r g z r s t G s g g a s D s o r h b f d a c L s d w g D Z a u s D t u A d g G m p d E w n (C (D aben. Dabei spielt es eine Rolle, welche kulturellen chätze vorhanden sein können und ob und gegebenen- alls welche finanziellen Mittel für eine Entdeckung zur erfügung gestellt werden sollen. Archäologen bekla- en, dass diese Rechtslage Fundverheimlichung und undtourismus fördere und eine seriöse wissenschaftli- he Auswertung unmöglich mache. Sie fordern im Inte- esse des Kulturgüterschutzes ein staatliches Schatzre- al, das alle Fundstücke dem Staat zuordnet. Ebenfalls ur Vermeidung von Fundverheimlichung und Fundtou- ismus, aber vielleicht auch aus Furcht vor Handelsein- chränkungen, raten wiederum zum Beispiel Numisma- iker dringend von einem staatlichen Schatzregal ab. egen ein uneingeschränktes staatliches Schatzregal pricht insbesondere, dass dem Entdecker ein Anreiz ge- eben werden soll, den Fund dem Eigentümer anzuzei- en und ihn mit diesem zu teilen. Je geringer der Anteil m Fund, desto höher wird vielfach die Gefahr einge- chätzt, dass der Finder den Schatz für sich selbst behält. iese Bewertung dürfte unabhängig davon gelten, ob es ich bei dem Schatz um einen Fund von kulturell hohem der niedrigem Interesse handelt. Anlass für gesetzgebe- ische Maßnahmen wird deshalb gegenwärtig nicht gese- en. Unabhängig davon sind nicht rechtmäßige Ausgra- ungen, also „Raubgrabungen“ zu betrachten. Diese inden unabhängig von der jeweiligen Gesetzeslage statt, a die „Raubgräber“ ohnehin nichts von dem Schatz an ndere abgeben wollen, sei es an den Eigentümer der Sa- he, in welcher der Schatz verborgen war, oder an das and, das Eigentum an dem kulturellen Fund bean- prucht. Insoweit sind die Länder aufgerufen, den erfor- erlichen Schutz sicherzustellen. Die Bundesregierung ird die mit dem Schatzregal verbundene Problematik leichwohl sorgfältig im Benehmen mit den für den enkmalschutz zuständigen Ländern prüfen. In diesem usammenhang bittet sie im Interesse einer seriösen Be- ntwortung der Fragen um Verständnis dafür, dass dazu mfangreiche Abfragen bei den Ländern erforderlich ind, die seit Eingang der Fragen nicht zu leisten waren. ie Bundesregierung wird diese Abfrage sofort in Auf- rag geben und die Ergebnisse dem Herrn Abgeordneten nverzüglich zuleiten. nlage 12 Antwort es Staatsministers Gernot Erler auf die Frage der Ab- eordneten Marieluise Beck (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/4133, Fragen 27): Wie setzt sich die Bundesregierung dafür ein, dass die Kandidaten der demokratischen Opposition Chudaiberdy Orasow und Nurberdy Nurmamedow an den Präsidenten- wahlen in Turkmenistan teilnehmen können? Die Vorbereitungen der Präsidentenwahlen in Turk- enistan werden von der Bundesregierung als EU-Rats- räsidentschaft sorgfältig beobachtet. In einem von der eutschen Ratspräsidentschaft initiierten Gespräch der U-Botschafter mit Außenminister Raschied Meredow urde die turkmenische Führung auf ihre im internatio- alen Rahmen eingegangenen Verpflichtungen hinge- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 78. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 7785 (A) (C) (B) (D) wiesen. Dies schließt einen fairen Wettbewerb und die Zulassung oppositioneller Bewerber zu den Wahlen ein. Nach derzeitigem Stand ist allerdings nicht zu erwarten, dass die turkmenische Führung diese Forderung auch tatsächlich umsetzen wird. Bei einem kürzlichen persön- lichen Gespräch von Vertretern des Auswärtigen Amtes mit dem Oppositionskandidaten Chudaiberdy Orasow – dem Gründer der sozial-politischen Bewegung „Watan“/„Vaterland“ – wurde deutlich, dass die in der Regel im Exil lebende Opposition nicht mehr davon aus- geht, zu den Wahlen zugelassen zu werden. Anlage 13 Antwort des Staatsministers Gernot Erler auf die Frage der Abge- ordneten Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/4133, Frage 28): Welche konkreten Aktivitäten und Maßnahmen unter- nimmt die Bundesregierung, damit die bevorstehenden Wahlen in Turkmenistan nach demokratischen Maßstäben ablaufen? Die Bundesregierung verfolgt in ihrer Eigenschaft als EU-Ratspräsidentschaft die Vorbereitungen der Wahlen in Turkmenistan mit großer Aufmerksamkeit. Die Bun- desregierung hat der turkmenischen Führung und insbe- sondere Außenminister Raschied Meredow gegenüber deutlich gemacht, dass die EU erwartet, dass sich die turkmenische Führung bei den bevorstehenden Präsiden- tenwahlen an ihre im internationalen Rahmen eingegan- genen Verpflichtungen hält. Das Auswärtige Amt steht mit der OSZE – das heißt dem ODIHR/Office for Demo- cratic Institutions and Human Rights – in engem Kontakt bei der Vorbereitung der von ODIHR für die Wahlen ge- planten Expertenmission. Die deutsche Ratspräsident- schaft hat im Ständigen Rat der OSZE im Namen der EU eine Stellungnahme abgegeben, in der die turkmenische Führung zur Durchführung freier und transparenter Wahlen aufgefordert wurde. 78. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 31. Januar 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms
    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)