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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/74 men Kommission zur Modernisierung Bulling-Schröter, Dr. Kirsten Tackmann, der Bund/Länder-Finanzbeziehungen (Drucksache 16/3886) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bodo Ramelow (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der LINKEN: Arbeitsplätze durch artgerechte Legehennenhaltung in Deutschland sichern – Verbot der Käfighaltung ab 2007 durchsetzen – zu dem Antrag der Abgeordneten Bärbel Höhn, Ulrike Höfken, Cornelia Behm, Undine Kurth (Quedlinburg) und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Verbot der Käfighaltung für Legehennen ab 2007 beibehalten (Drucksachen 16/1128, 16/839, 16/1463) c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- 7393 B 7393 C 7394 D 7396 A 7398 A 7399 B 7401 B 7403 D 7405 A 7406 B 7411 B Deutscher B Stenografisch 74. Sitz Berlin, Freitag, den 15 I n h a l Tagesordnungspunkt 21: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, der SPD und der FDP: Einsetzung einer gemeinsamen Kommission zur Moder- nisierung der Bund/Länder-Finanz- beziehungen (Drucksache 16/3885) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Bodo Ramelow, Dr. Barbara Höll, Dr. Dagmar Enkelmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Beteiligung der Landtage bei der zweiten Stufe der Föderalismus- reform und Information des Deutschen Bundestages (Drucksache 16/3539) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Wahl der vom Deutschen Bundestag zu entsendenden Mitglieder der gemeinsa- N E T a b 7393 A 7393 B Volker Kröning (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) 7407 B 7408 D undestag er Bericht ung . Dezember 2006 t : amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 22: ) Antrag der Abgeordneten Bärbel Höhn, Undine Kurth (Quedlinburg), Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Kennzeichnungspflicht auf verarbeitete Eier ausweiten (Drucksache 16/3703) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz – zu dem Antrag der Abgeordneten Eva 7410 D 7413 C 7411 A schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg), Bärbel Höhn, Ulrike II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Tierschutzpolitik energisch fortführen und weiterentwickeln (Drucksachen 16/550, 16/1464) . . . . . . . . d) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP, der Abgeordneten Eva Bulling-Schröter, Dr. Gesine Lötzsch, Heidrun Bluhm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN sowie der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlin- burg), Bärbel Höhn, Rainder Steenblock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Verbot der Einfuhr von Wildvögeln (Drucksachen 16/1502, 16/2849) . . . . . . . e) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg), Bärbel Höhn, Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Einfuhrverbot für Katzen- und Hundefelle (Drucksachen 16/841, 16/3079) . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Julia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . Dr. Peter Jahr (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Pries (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Dr. Hans-Heinrich Jordan (CDU/CSU) . . . . . Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 23: – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des – B M D D K R E J E G N E Z B W n D ( T a 7411 B 7411 C 7411 D 7412 A 7415 B 7417 D 7419 D 7420 C 7422 D 7425 A 7427 C 7429 A 7430 A 7431 A 7433 A 7434 B Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte zur Unterstützung der Überwa- chungsmission AMIS der Afrikanischen Union (AU) in der Region Darfur/ Sudan auf Grundlage der Resolutionen 1556 (2004) und 1564 (2004) des Sicher- heitsrates der Vereinten Nationen vom 30. Juli 2004 und 18. September 2004 (Drucksachen 16/3652, 16/3845) . . . . . . . Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 GO (Drucksache 16/3846) . . . . . . . . . . . . . . . runhilde Irber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . arina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . erstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . ainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . abriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 12: eschlussempfehlung des Ausschusses für ahlprüfung, Immunität und Geschäftsord- ung zu einem Antrag auf Genehmigung zur urchführung eines Strafverfahrens Drucksache 16/3896) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 24: ) Antrag der Abgeordneten Laurenz Meyer (Hamm), Erich G. Fritz, Veronika Bellmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Dr. Ditmar Staffelt, Ludwig Stiegler, Dr. Rainer Wend, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD: An- strengungen für einen erfolgreichen Abschluss der Doha-Welthandelsrunde mit höchster Priorität fortsetzen (Drucksache 16/3810) . . . . . . . . . . . . . . . 7436 B 7436 C 7436 C 7437 B 7438 C 7438 D 7440 A 7441 A 7441 C 7442 D 7443 D 7445 A 7445 C 7445 D 7446 D 7450 C 7447 B 7447 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 III b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Abgeordneten Gudrun Kopp, Hellmut Königshaus, Jens Ackermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Doha-Runde wie- der beleben – WTO-Generaldirektor als Schlichter einsetzen (Drucksachen 16/2658, 16/3584) . . . . . . . Erich G. Fritz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ditmar Staffelt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: Antrag der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Cornelia Pieper, Hans- Michael Goldmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Eigentumsrechte und Forschungsfreiheit schützen – Ent- schiedenes Vorgehen gegen Zerstörungen von Wertprüfungs- und Sortenversuchen sowie von Feldern mit gentechnisch verän- derten Pflanzen (Drucksache 16/2835) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Erster Bericht der Bundesregierung über die Umsetzung des Aktionsplans zur zivilen Krisenprävention, Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung – Sicherheit und Stabilität durch Krisenprävention gemein- sam stärken (Drucksache 16/1809) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . T B t D d d t ( T a b i Z A D r F Z ( ( J E D W N A L A Z d s V 7447 C 7447 D 7449 A 7452 A 7453 D 7454 C 7455 D 7456 A 7457 A 7457 C 7458 C 7458 C 7459 D 7461 B 7463 A 7464 B 7465 D agesordnungspunkt 27: eratung der Großen Anfrage der Abgeordne- en Ursula Lötzer, Dr. Barbara Höll, r. Dieter Dehm, weiterer Abgeordneter und er Fraktion der LINKEN: Haltung der Bun- esregierung zur Europäischen Dienstleis- ungsrichtlinie Drucksachen 16/136, 16/2058) . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 28: ) Antrag der Abgeordneten Kerstin Müller (Köln), Marieluise Beck (Bremen), Fritz Kuhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Fahrplan zur Wiederbele- bung des Friedensprozesses im Nahen Osten nach der Resolution 1701 (2006) des Sicherheitsrats der Vereinten Natio- nen vom 11. August 2006 (Drucksache 16/3547) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Wolfgang Gehrcke, Dr. Norman Paech, Monika Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Den Friedenspro- zess im Nahen Osten wieder aufnehmen (Drucksache 16/3802) . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 11: ntrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, r. Rainer Stinner, Birgit Homburger, weite- er Abgeordneter und der Fraktion der FDP: ür eine Konferenz für Sicherheit und usammenarbeit im Nahen Osten KSZNO) Drucksache 16/3816) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . r. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Eigentumsrechte und For- chungsfreiheit schützen – Entschiedenes orgehen gegen Zerstörungen von Wertprü- 7466 D 7467 A 7467 A 7467 B 7467 B 7468 B 7469 D 7470 D 7472 C 7473 A IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 fungs- und Sortenversuchen sowie von Fel- dern mit gentechnisch veränderten Pflanzen (Tagesordnungspunkt 25) Dr. Max Lehmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Großen Anfrage: Haltung der Bundes- regierung zur Europäischen Dienstleistungs- richtlinie (Tagesordnungspunkt 27) Kurt Bodewig (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Anträge: – Fahrplan zur Wiederbelebung des Frie- densprozesses im Nahen Osten nach der Resolution 1701 (2006) des Sicherheits- rats der Vereinten Nationen vom 11. Au- gust 2006 – Den Friedensprozess im Nahen Osten wie- der aufnehmen – Für eine Konferenz für Sicherheit und Zu- sammenarbeit im Nahen Osten (KSZNO) (Tagesordnungspunkt 28 und Zusatztagesord- nungspunkt 11) Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Amtliche Mitteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7473 D 7474 C 7475 B 7476 A 7477 C 7478 C 7479 B 7480 A 7481 A 7481 D 7483 B 7484 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 7393 (A) ) (B) ) 74. Sitz Berlin, Freitag, den 15 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 7473 (A) ) (B) ) Nitzsche, Henry CDU/CSU 15.12.2006 dem Fall strafrechtlich zu verfolgen. Hierin stimmen wir (Tagesordnungspunkt 25) Dr. Max Lehmer (CDU/CSU): Erstens. Die Feldzer- störungen sind auf das Schärfste zu verurteilen und in je- Merten, Ulrike SPD 15.12.2006 Möller, Kornelia DIE LINKE 15.12.2006 Anlage 1 Liste der entschuldigt * A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bierwirth, Petra SPD 15.12.2006 Binder, Karin DIE LINKE 15.12.2006 Bülow, Marco SPD 15.12.2006 Burkert, Martin SPD 15.12.2006 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.12.2006 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 15.12.2006 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 15.12.2006 Gabriel, Sigmar SPD 15.12.2006 Gleicke, Iris SPD 15.12.2006 Gloser, Günter SPD 15.12.2006 Granold, Ute CDU/CSU 15.12.2006 Freiherr zu Guttenberg, Karl-Theodor CDU/CSU 15.12.2006 Hartenbach, Alfred SPD 15.12.2006 Hilsberg, Stephan SPD 15.12.2006 Hinz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.12.2006 Holzenkamp, Franz- Josef CDU/CSU 15.12.2006 Kammer, Hans-Werner CDU/CSU 15.12.2006 Klimke, Jürgen CDU/CSU 15.12.2006 Dr. Kofler, Bärbel SPD 15.12.2006 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 15.12.2006 Lintner, Eduard CDU/CSU 15.12.2006* Löning, Markus FDP 15.12.2006 D P R R S D T W D W W D W W W Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates nlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Eigentumsrechte und Forschungsfreiheit schützen – Entschiede- nes Vorgehen gegen Zerstörungen von Wert- prüfungs- und Sortenversuchen sowie von Fel- dern mit gentechnisch veränderten Pflanzen r. Paziorek, Peter CDU/CSU 15.12.2006 oß, Joachim SPD 15.12.2006 iester, Walter SPD 15.12.2006 ix, Sönke SPD 15.12.2006 ager, Krista BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.12.2006 r. Scheer, Hermann SPD 15.12.2006 euchner, Jella SPD 15.12.2006 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 15.12.2006 r. Westerwelle, Guido FDP 15.12.2006 ieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 15.12.2006 inkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.12.2006 r. Wodarg, Wolfgang SPD 15.12.2006 öhrl, Dagmar CDU/CSU 15.12.2006 olf (Frankfurt), Margareta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.12.2006 underlich, Jörn DIE LINKE 15.12.2006 ylajew, Willi CDU/CSU 15.12.2006 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 7474 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 (A) ) (B) ) mit der FDP überein. Eine Entscheidung über die Zu- kunft von Wissenschaftsdisziplinen kann nur auf der Basis transparenter und reproduzierbarer Versuche ge- funden werden. Zerstörung kann kein Mittel der Ausei- nandersetzung sein! Zweitens. Im Rahmen der notwendigen Forschungen zur Grünen Gentechnik sind Freilandversuche unver- zichtbar. CDU/CSU und SPD haben bereits bei ihren Ko- alitionsverhandlungen die Bedeutung der Forschung für diese innovative Technologie erkannt und deshalb in den Koalitionsvertrag aufgenommen, die Forschung in der Grünen Gentechnik zu fördern. Freilandversuche sind die Voraussetzung, um verlässliche, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu folgenden Fragestellungen zu erlangen: Erkenntnisse zur Koexistenz – Anbauabstände, Nachbarkulturen, Mantelsaat etc. –, Auswirkungen auf das Bodenleben, Basisdaten und Fakten für die „Gute landwirtschaftliche Praxis“ und praktikable Haftungsre- gelungen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass ein Hauptargument der Gentechnikgegner immer war, die Gentechnik sei nicht genug erforscht und es gebe zu wenig Versuchsergebnisse, um die ökologischen Aus- wirkungen durch den Anbau von GVO-Pflanzen umfas- send beurteilen zu können. Genau dem helfen wir nun ab. Wir tun also etwas zur Beruhigung der Gegner! Drittens. Was können wir nun zum besseren Schutz der Felder tun? Hier muss als erstes über das Standortre- gister gesprochen werden. Es dient leider in der jetzigen Form auch den Zerstörern der Versuchsfelder als verläss- licher Wegweiser. Wir müssen uns also fragen, ob die Einschränkung der öffentlichen Zugänglichkeit der Standortregister eine Lö- sung wäre. Ich stelle dies infrage, da unser Ziel bei der Gentechnik sein muss, die öffentliche Akzeptanz zu ver- bessern. Wenn wir die öffentliche Zugänglichkeit aber einschränken, wirkt das, als gebe es etwas zu verbergen. Das ist aber nicht der Fall. Wir stehen zur Öffentlichkeit des Registers. Aber: Wir müssen die Wegweiserfunktion entschärfen. Hierzu könnte man beispielsweise die ge- naue Bezeichnung des Feldes oder Flurstücks streichen und nur die Gemeinde nennen. Aber die Diskussion ist noch völlig offen. Viertens. Stichwort Akzeptanz und Kommunikation: Die Ängste in der Bevölkerung gegenüber modernen Technologien müssen sehr ernst genommen werden. Ängste basieren meist auf fehlenden verständlichen In- formationen. Die Bürger unseres Landes müssen endlich sachlich aufgeklärt werden und wissenschaftlich fun- dierte Fakten über die Grüne Gentechnik und die Zielset- zungen der Freilandversuche erhalten. Viele Ängste wurden und werden immer noch durch sehr einseitige, überzogene Risikodarstellungen durch Organisationen verursacht, die bewusst und absichtlich die Grüne Gentechnik ablehnen, ja diese bekämpfen! Eine Abwägung zwischen Chancen und Risiken kann aber nur in angst- und ideologiefreiem Klima stattfinden. Fünftens. Wir stimmen in vielen Punkten mit der FDP überein, die aber im Wesentlichen schon erfüllt wurden. D n G n d d g k w F s A t s Z f w r n s w u d F D m m l s d r s f e a s g t 2 F P l m s p Ö d g d 2 r n i t f a S (C (D en Antrag halten wir aber in der vorgelegten Form icht für zustimmungsfähig, und zwar aus folgendem rund: Zuständig für die öffentliche Sicherheit und Ord- ung in Deutschland und damit für die Unversehrtheit er Versuchsfelder ist nicht der Bund, sondern die Län- er. Der Antrag ist folglich abzulehnen! Elvira Drobinski-Weiß (SPD): Ein solch überflüssi- er Antrag wie der vorliegende ist mir selten unterge- ommen; ich fasse mich deshalb kurz: Ich weiß nicht, arum Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen von der DP, zum wiederholten Mal den Eindruck zu erzeugen uchen, Feldzerstörungen seien politisch motivierte kte. Damit machen doch gerade Sie die Täter zu Mär- yrern und ermöglichen denen, dass sie plumpe Sachbe- chädigung als „große Tat im Dienste eines höheren iels“ verkaufen können. Dass Sie Zeit und Energie da- ür aufwenden, zu beobachten und zu dokumentieren, er sich hier wie und wie deutlich von solchen Zerstö- ungsakten distanziert, wundert mich auch. Ich gehe icht davon aus, dass irgendjemand in diesem Saal mit olchen Feldzerstörungen in Zusammenhang gebracht erden kann. Trotzdem – zu Ihrer Beruhigung und um ns weitere Debatten dieser Art zu ersparen – sage ich as hier noch mal ganz deutlich und im Namen meiner raktion: Wir distanzieren uns von Feldzerstörungen. ie Zerstörung fremden Eigentums verurteilen wir, da- it haben wir nichts zu tun, und wir machen auch nicht it, wenn solche Debatten wie die heutige hier letztend- ich den Tätern in die Hände spielen, die ihr Tun umso tärker als politisch motiviert verkaufen werden. Wir machen aber auch nicht mit, wenn solche Vorfälle azu benutzt werden sollen, Geheimniskrämerei zu echtfertigen. Damit meine ich Forderungen nach Ein- chränkung des öffentlichen Standortregisters mit der lurstückgenauen Angabe der Freisetzungsflächen, wie s seit Februar 2005 auf den Internetseiten des BVL für lle einsehbar ist. Es gibt keinen Zusammenhang zwi- chen Feldzerstörungen und transparentem Standortre- ister. Auf eine entsprechende Anfrage der Grünen lau- et die Antwort der Bundesregierung: „Es konnte im Jahr 005 kein Anstieg der Anzahl der Feldzerstörungen von reisetzungsversuchen mit gentechnisch veränderten flanzen festgestellt werden.“ Damit wäre eigentlich al- es gesagt. Umso erstaunlicher ist es dann, in einer Presseinfor- ation der FDP-Fraktion vom 11. Dezember 2006 zu le- en: „Die durch das Gentechnikgesetz gewährte Trans- arenz ist missbraucht worden. Deshalb muss die ffentlichkeit des Anbauregisters eingeschränkt wer- en.“ Ich will natürlich vollständig zitieren. Der voraus- egangene Satz der Presseinformation lautet: „Die Zahl er Feldzerstörungen hat sich in diesem Jahr gegenüber 004 verfünffacht.“ Nun gibt es das öffentliche Anbau- egister – wie gesagt – erst seit Februar 2005. Ich weiß icht, woher die Zahlen der FDP stammen, aber wenn ch der Auskunft der Bundesregierung glaube – und das ue ich –, dann stagniert die Zahl seit Einführung des öf- entlichen Registers. Also muss dieser enorme Anstieg n Feldzerstörungen vor Einführung des transparenten tandortregisters stattgefunden haben. Das wäre dann ei- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 7475 (A) ) (B) ) gentlich ein weiteres Argument für die Transparenz, denn damit wäre ja dann der Trend zum rasanten Anstieg der Feldzerstörungen gestoppt worden! Wegen der unsicheren Herkunft der Daten will ich es aber dabei bewenden lassen; denn es gibt noch andere gute Gründe für die Transparenz. Das flurstückgenaue Standortregister hat sich bewährt. Die transparente Lö- sung ist unbürokratisch und für alle unmittelbar und mit- telbar Betroffenen am leichtesten handhabbar. Sie schafft Vertrauen bei der Bevölkerung, und das ist der Weg zu mehr Akzeptanz. Nicht unterschätzt werden darf, welch enorme Erleichterung diese Transparenz für Berufsstände wie zum Beispiel den Imker darstellt; na- türlich auch für die Behörden, die nicht erst prüfen müs- sen, ob jemand ein berechtigtes Interesse auf Informa- tion hat. Nicht nur Landwirte haben ein Interesse an solchen Informationen, sondern auch Kleingärtner, Verarbei- tungsindustrie, Handel sowie Imker und vor allem auch die Verbraucher. Eine Einschränkung des öffentlich ein- sehbaren Teils erleichtert nicht den GVO-Anbau, son- dern erhöht die bürokratischen Lasten der Anbauenden und der Verwaltung, weil alle Betroffenen ermittelt und angeschrieben werden müssen. Die FDP fordert den konstruktiven öffentlichen Dia- log mit Gentechnikgegnern und Gentechnikbefürwor- tern. Das ist ja an sich eine unterstützenswerte Forde- rung. Ein solcher Dialog kann aber nur konstruktiv sein, wenn er nicht auf Geheimniskrämerei setzt. Weniger Transparenz im öffentlichen Register verträgt sich damit nicht und ist gleichbedeutend mit mehr Bürokratie und mit Einführung von neuen Informations-, Benachrichti- gungs- und Dokumentationspflichten für die GVO-An- bauer. Machen wir uns doch nichts vor: Feldzerstörun- gen können durch eine Schränkung der Informationen nicht verhindert werden, die Standorte für Freisetzungen müssen auch ohne öffentliches Register angekündigt werden und können zum Beispiel von Betroffenen veröf- fentlicht werden. Sollen wir dafür die Transparenz opfern und neues Misstrauen schaffen? Ich denke, nein; damit ist niemandem gedient. Wir lehnen den Antrag der FDP ab, denn die dort vor- geschlagenen Maßnahmen sind nicht geeignet, die Eigentumsrechte und die Forschungsfreiheit zu schüt- zen. Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE): Wir sprechen heute über einen Antrag, der gar nicht nötig wäre, wenn die Regierung die Skepsis oder Ablehnung der großen Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger gegenüber der Agro-Gentechnik respektieren würde. Diese breite Ablehnung äußert sich in vielen Protest- aktionen. Anfang November bildeten 13 000 Luftballons in Berlin den Schriftzug: „Gen-Food: Nein Danke!“ Es gibt: Demonstrationen, Streitgespräche, Informations- veranstaltungen und E-Mail- oder Postkartenaktionen. s a a M k B d r w B w e a m m w N G A u g b e d n d t D r h n m f s D s i A d k d S g m g b c N w f t E F (C (D Kurzum: Die Menschen, die Agro-Gentechnik aus ehr verschiedenen Gründen ablehnen, verschaffen sich uf sehr unterschiedlichen Wegen Gehör, einige Wenige uch durch die Vernichtung gentechnisch veränderter aispflanzen. Meine Fraktion Die Linke hält das für eine geeignete Protestform. Aber wir verstehen die otschaft dieser so genannten Feldbefreiungen: Sie for- ern uns zum Nachdenken auf. Zum Nachdenken da- über, wie bedrohlich Menschen die Agro-Gentechnik ahrnehmen! Und das ist ja nicht unbegründet. Um nur ein paar eispiele zu nennen: Der Reis LL601 gelangt europa- eit in Lebensmittelregale, obwohl er angeblich nur in inem kleinen wissenschaftlichen Versuch in den USA ngebaut wurde und nicht zugelassen ist; es besteht zu- indest das Risiko, dass Felder in der Umgebung konta- iniert werden. Das entwertet das Erntegut der Nichtan- ender. Haftung gibt es nur bei Verschulden; ichtanwender müssen die Kosten für den Nachweis der entech-Freiheit ihrer Ernte selbst bezahlen; auf dem cker verbleibendes Erntegut entwertet Pachtflächen nd gentechnisch veränderte DNA wird in Honig nach- ewiesen, Imker bekommen daher Vermarktungspro- leme. Kann man nicht verstehen, dass sich Menschen gegen ine solche Gefahr wehren, wenn die Politik sie nicht urch Gesetze schützt? Eines habe ich aus meiner eige- en Geschichte gelernt: Statt nur über die Art und Weise es Protestes zu debattieren ist jede Regierung gut bera- en, solche Aktionen als Warnsignal ernst zu nehmen. er Versuch, die berechtigten Proteste zu kriminalisie- en, löst das Problem nicht. Viel klüger wäre es, die da- inter stehenden Ängste und Sorgen endlich ernst zu ehmen. Es gibt aus Sicht der Linken, eine viel wirksa- ere Form des Protests: die Bildung von Gentechnik- reien Regionen oder Kommunen. Sie ist ein bürger- chaftliches, demokratisches Mittel des Widerstands. aher unterstützen wir diese Lösung ausdrücklich und ehr konkret vor Ort. Die Regierung handelt auch bei diesem Thema nicht m Interesse der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger. nders als zum Beispiel kürzlich in Südtirol – hier sucht ie Regierung nach Möglichkeiten eines europarechts- onformen Wegs ohne Agro-Gentechnik. Bis dahin ist er Anbau über ein Moratorium verboten. In der chweiz besteht das Moratorium nach einer Volksbefra- ung. Die Bundesregierung versucht stattdessen, das Volk it zwei Versprechen im Koalitionsvertrag zu beruhi- en: Erstens. Die Sicherung der Wahlfreiheit der Ver- raucherinnen und Verbraucher und, zweitens, die Si- herung der Koexistenz zwischen Anwendern und ichtanwendern. Die Realität sieht anders aus: Erstens. Es gibt keine irkliche Wahlfreiheit bei Lebensmitteln: Gentechnik- rei heißt nicht wirklich frei, sondern eine zufällige Kon- aminationen bis zu 0,9 Prozent, und weder Milch noch ier sind gekennzeichnet, wenn genetisch veränderte uttermittel verwendet werden. 7476 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 (A) ) (B) ) Zweitens. Koexistenz ist auf Dauer nicht zu sichern und sehr teuer – aufgrund der großen Anzahl nicht oder kaum kontrollierbarer Verschleppungsrisiken, wie zum Beispiel Wind, Insekten, verunreinigte Erntetechnik, Transportverluste, Resternte auf dem Feld, Eintragsrisi- ken in die Produktionskette etc. Das war auch die über- wiegende Meinung der Experten in unserer Ausschuss- anhörung zur Koexistenz vor wenigen Wochen. In einer Aussage würde ich Minister Seehofer unter- stützen. Er will keinen Krieg in die Dörfer tragen, sagte er im Sommer. Aber wer das nicht will, darf auch nicht an der Lunte zündeln, sondern muss sich auf die Seite der Mehrheit stellen. Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wie- der einmal verschwendet die FDP unsere Zeit mit einem Antrag, den wir in steter Regelmäßigkeit aufs Neue von den Liberalen präsentiert bekommen. Das Ziel dieses Antrags ist es, die Kritik an der Gentechnik zu kriminali- sieren und – entgegen dem Willen der Mehrheit der Be- völkerung – den Verbrauchern die Agrogentechnik auf- zudrängen. Es ist unlauter, wenn Sie in ihrem Antrag davon re- den, der Herr Minister Seehofer würde sich dadurch von seiner Vorgängerin unterscheiden, dass er kriminelle Handlungen verurteile. An dieser Stelle haben wir schon einmal über diese dreiste Unterstellung verhandelt. Ende Januar 2004 haben Sie schon einmal versucht, Frau Künast etwas unterzujubeln, was sie nicht gesagt hat. Aber auch diesmal läuft ihr Versuch ins Leere. Die Un- terschiede zwischen der Verbraucherschutzministerin Künast und ihrem Nachfolger Seehofer sind himmel- weit, aber an diesem Punkt werden sie keinen Unter- schied feststellen oder herbeireden können. Feldzerstö- rungen sind gesetzeswidrige Handlungen – und als solche lehnen wir Grüne sie kategorisch ab. Zur inhaltlichen Kritik an diesem Antrag: Es ist of- fensichtlich, dass Sie sich im Vorfeld dieses Antrages scheinbar nicht ausreichend über die angeblich so stark angestiegene Zahl der Feldzerstörungen informiert ha- ben. Wir haben die Bundesregierung gebeten, einmal ge- nauer aufzuschlüsseln, wie viele Feldzerstörungen es bei Freisetzungsversuchen seit dem In-Kraft-Treten des Gentechnikgesetzes 1990 gab, und zu beurteilen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Einführung des Standortregisters im Jahr 2005 und der Anzahl der Feld- zerstörungen gibt. Die Antwort der Regierung ist ein- deutig: „Es konnte im Jahr 2005 kein Anstieg der Anzahl der Feldzerstörungen von Freisetzungsversuchen mit gentechnisch veränderten Pflanzen festgestellt werden.“ Und auch auf die Frage, ob es wegen des Standortregis- ters im Jahr 2005 vermehrt zu Zerstörungen von Wert- prüfungsstandorten gekommen ist, antwortet uns die Re- gierung: „Im Jahr 2005 hat es keine Feldzerstörungen von Wertprüfungen des Bundessortenamtes mit gentech- nisch veränderten Sorten gegeben.“ Fakt ist: In den letzten Monaten kommen immer mehr Informationen darüber zutage, dass das Bundessorten- a d f v s h K f g G a c g m D a v H r B ä z t s h S F o s e l g l A s d a u w e s N i B g i 1 P g v b F R w n (C (D mt jahrelang Sortenprüfungen von gentechnisch verän- erten Pflanzen durchgeführt hat – ohne Wissen der Öf- entlichkeit. Mit einer gewissen Häme wird nun darauf erwiesen, dass diese geheimen Sortenprüfungen ja auch chon in der rot-grünen Regierungszeit stattgefunden ätten. Das stimmt – denn bis 2005 – also bis zum In- raft-Treten des neuen Gentechnikgesetzes mit dem öf- entlichen Standortregister – fehlte schlicht die Rechts- rundlage dafür, diese Standorte zu veröffentlichen. Die eheimhaltung der Standorte durch das Bundessorten- mtes war nur möglich, weil wir bis 2005 kein öffentli- hes und transparentes Standortregister im Gentechnik- esetz hatten. Gerade der Fall der Wertprüfungsstandorte zeigt: je ehr Geheimhaltung, desto mehr Feldzerstörungen! ies ergibt sich auch aus den Antworten der Regierung uf unsere Fragen. Denn erst nachdem im Sommer 2006 iele Landwirte unter anderem in NRW, aber auch in essen und anderen Bundesländern sich zu Recht da- über empörten, dass jahrelang ohne ihr Wissen vom undessortenamt Wertprüfungen von gentechnisch ver- nderten Sorten durchgeführt wurden, nahmen die Feld- erstörungen zu. Wann und wo es zur Zerstörung von Feldern mit gen- echnisch veränderten Pflanzen kommt, ist also offen- ichtlich eine Frage der öffentlichen Debatte. Die Ge- eimhaltung – und nicht die Transparenz des tandortregisters – ist meines Erachtens ein Grund für eldzerstörungen. Darum darf die Transparenz des Stand- rtregisters, wie unter rot-grün geschaffen, nicht einge- chränkt werden. Dennoch bietet dieser Antrag auch die Möglichkeit, inige Dinge ins rechte Licht zu rücken. Die Antragstel- er von den Liberalen beklagen, dass die Feldzerstörun- en zu einem mutmaßlichen Schaden von circa 1 Mil- ionen Euro geführt haben. Dabei verursacht die grogentechnik selbst derzeit nicht nur mutmaßliche, ondern reale wirtschaftliche Schäden – zum Beispiel urch die gentechnische Verunreinigung von Reis, aber uch durch die Kosten, die der Lebensmittelwirtschaft nd dem Steuerzahler durch die Testkosten aufgebürdet erden, wenn sie – und das wollen derzeit die meisten, gal ob konventionell oder ökologisch – ohne den Ein- atz von gt-Pflanzen arbeiten wollen. Darüber hat man die FDP noch nie klagen hören! ehmen wir nur das Beispiel Gentech-Reis, welches uns n jüngsten Zeit viel beschäftigt hat Nach Auskunft der undesregierung beläuft sich der Schaden, der durch entechnische Verunreinigungen von Reis entstanden st, auf rund 10 Millionen Euro. Denn es mussten etwa 0 000 Tonnen Reis und eine Vielzahl von reishaltigen rodukten in einer Rückrufaktion aus dem Verkehr gezo- en werden, weil illegal nicht zugelassene gentechnisch eränderte Produkte in Umlauf gebracht wurden. Hier- ei handelt es sich um eine Straftat! Wir brauchen keinen Bericht der Regierung über die olgen von Zerstörungen auf die Hightechstrategie der egierung, wie die FDP in ihrem Antrag fordert. Was ir wirklich brauchen, ist, dass die Regierung endlich ei- en Fortschrittsbericht zum Stand öffentlich finanzierter Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 7477 (A) ) (B) ) Aktivitäten im Zusammenhang von Erforschung, Zulas- sung, Anbau und Vermarktung von gentechnisch verän- derten Pflanzen vorlegt, wie ihn das Büro für Technik- folgenabschätzung in dem Bericht „Gentechnisch veränderte Pflanzen der 2. und 3. Generation“, Drucksa- che 16/121, sowie auf der Fachanhörung des For- schungsausschusses am 22. Juni 2006 vorgeschlagen hat. Der Generalsekretär der CSU, Markus Söder, hat in einem Artikel zur Gentechnik aus dem Juni diesen Jah- res gefordert, „dass für uns die Sicherheit vor bloßen Kommerz geht.“ Da kann ich ihm nur zustimmen. Diese Frage genießt aber in der Forschungspolitik, die von der Regierung betrieben wird, anscheinend keine Priorität. Biologische Sicherheitsforschung findet unsere volle Zustimmung, denn, wie sich GVO auf die Biodiversität auswirken, und wie man die Umwelt vor Verunreinigun- gen mit Risikostoffen schützen kann, sind für Bündnis 90/ Die Grünen wesentliche Fragen, die eingehender Studien bedürfen. Unter biologischer Sicherheitsforschung wer- den den Bürgern aber auch Projekte verkauft, die nicht im entferntesten diesen Zielen dienen, sondern nur dar- auf abzielen, die Produktentwicklung zu fördern und die Bevölkerung zu manipulieren. Wir brauchen weniger PR für Gentechnik, sondern mehr qualitativ anspruchsvolle Forschung, welche die Risiken dieser Technologie durchleuchtet. Deswegen ist nach Meinung von Bündnis 90/Die Grü- nen ein Gentechnik-Moratorium nach Vorbild der Schweiz auch für Deutschland angebracht Denn solange wir nicht im Bilde sind über die Langzeitfolgen der Agro-Gentech- nik kann man nicht guten Gewissens einen derart gravie- renden Eingriff in die Natur rechtfertigen. Deshalb lauten unsere Forderungen an die Bundesregierung: – den Ausbau der ökologischen Landbauforschung, denn die angeblichen Vorteile der GVO wie Schäd- lingsresistenzen und höhere Erträge, lassen sich viel leichter über natürliche Züchtungen verfolgen, – die Festlegung von Regeln der Gute Fachliche Praxis, die sicherstellen, das ökologischer und konventionel- ler Landbau weiterhin gentechnikfrei möglich sind, das heißt zum Beispiel bei Abstandsregelungen den Bestandsschutz der gentechnikfreien Landwirtschaft Vorrang gegenüber der Agrogentechnik einzuräumen, – die Schaffung eines internationalen unabhängigen Datenbanksystems für Freisetzungsversuche weiter voran zu treiben, damit illegal in Umlauf gebrachten GVO schnell und zuverlässig auf den Verursacher zu- rückgeführt und geeignete Gegenmaßnahmen getrof- fen werden können, und – die ablehnende Haltung der Mehrheit der Bevölke- rung gegenüber der Gentechnik auch aufseiten der Regierung endlich zur Kenntnis zu nehmen und ein Gentechnik-Moratorium auf den Weg zu bringen. Ich bin skeptisch, ob es uns weitere Anträge wie die- ser erspart bleiben werden, der so weit an den dringen- den Problemen der Landwirtschaft und der Verbraucher vorbeigeht. Bitte behelligen Sie uns nicht weiter mit solch lächerlichen Anträgen, sondern unterstützen Sie u s d A r l s l E s s E g B z z d d s s r t a a m e s w Ö d r i A D b K i r S b d H z g d d u E l (C (D ns bei dem Ziel nachhaltige Landwirtschaft und ge- unde Lebensmittel in Deutschland und der Welt zu för- ern. nlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Großen Anfrage: Haltung der Bundesregierung zur Europäischen Dienstleis- tungsrichtlinie (Tagesordnungspunkt 27) Kurt Bodewig (SPD): Es gab kaum ein anderes eu- opapolitisches Thema in den letzten Monaten, ja in den etzten zweieinhalb Jahren, das die öffentliche Diskus- ion derart bestimmt hat wie die Dienstleistungsricht- inie. Endlich – so sage ich als Europapolitiker – hat uropa mal in abendlichen Diskussionsrunden im Fern- ehen und in der Tagesschau eine ausführliche Rolle ge- pielt und Menschen konnten nachvollziehen, dass uropa sie unmittelbar betrifft. Anfangs waren es die ne- ativen Schlagzeilen über das vom liberalen Kommissar olkestein beabsichtigte so genannte Herkunftslandprin- ip, erhitzte Debatten wurden geführt. Dieses Prinzip hat u Massendemonstrationen in nahezu allen Hauptstädten er EU – allen voran in Brüssel – geführt. Erstmals ging ie öffentliche Auseinandersetzung um dieses europäi- che Thema über die spezifischen Probleme und Interes- en einzelner Wirtschaftssektoren oder bestimmter Be- ufsgruppen hinaus. Nun ist aber endgültig der Weg für die Dienstleis- ungsrichtlinie frei. Das Herkunftslandprinzip wurde ufgrund sozialdemokratischer Initiative an dieser Stelle us der DLR entfernt. Nach dem Europäischen Parla- ent hat nun auch der Ministerrat über die Richtlinie ntschieden. Damit wurde eines der wichtigsten wirt- chaftspolitischen Projekte der EU im Rahmen der Ver- irklichung der Lissabon-Strategie abgeschlossen, die ffnung des Dienstleistungsmarktes für alle Staaten in er EU – ohne Restriktionen und Inländer-Diskriminie- ung. Ich möchte an dieser Stelle unserer Berichterstatterin m Europäischen Parlament, der sozialdemokratischen bgeordneten Evelyne Gebhardt, ganz herzlich unseren ank aussprechen. Evelyne Gebhardt hat großartige Ar- eit im Rahmen der Verhandlungen zur Erzielung eines ompromisses geleistet. Sie hat uns kontinuierlich über hre Arbeit informiert und wir waren stets im Bilde da- über, was SPD-Fraktion und das EP auch in unserem inne tun, um den europäischen Binnenmarkt voran zu ringen. Evelyne Gebhardt hat sich immer offen gegen en horizontalen Ansatz der Kommission und gegen das erkunftslandprinzip ausgesprochen und sie hat bereits u Beginn der Verhandlungen auf massive Änderungen epocht. Sie hat sowohl zwischen den Fachausschüssen es EP als auch zwischen den politischen Fraktionen und en nationalen Gruppen intensiv zu vermitteln versucht nd nach Kompromissmöglichkeiten gerungen. Meines rachtens zeigt der Verhandlungsprozess um die Richt- inie die Bedeutung der politischen Gestaltungsmacht 7478 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 (A) ) (B) ) des Europäischen Parlaments, gerade auch im intensiven Dialog mit den nationalen Parlamenten. Nach Zustimmung im Rat kann nun die Richtlinie in den nächsten Wochen in Kraft treten. Bis die geplanten Erleichterungen tatsächlich greifen können, sind jedoch noch zahlreiche Umsetzungsmaßnahmen notwendig. In spätestens drei Jahren muss die Umsetzung allerdings er- folgt sein. Wir werden die Bundesregierung regelmäßig auffordern, zum Verlauf der Umsetzungsmaßnahmen Stellung zu nehmen. Insgesamt kann ich sagen, dass wir einen guten Kom- promiss erzielt haben. Die Öffnung des Binnenmarktes für Dienstleistungen war sowohl europarechtlich erfor- derlich als auch politisch und ökonomisch gewollt. Die Richtlinie ist unverzichtbar, um die vorhanden Hemm- nisse für den freien Dienstleistungsverkehr abzubauen. Nur so kann Wirtschaftswachstum generiert werden und können neue Arbeitsplätze entstehen. Der Hauptkonfliktpunkt, das Herkunftslandprinzip, wurde gestrichen und durch eine „Bestimmung über die Dienstleistungsfreiheit“ ersetzt. Diese besagt, dass das Zielland für eine freie Aufnahme und Ausübung der Dienstleistung zu sorgen hat, unabhängig von den Be- stimmungen des Herkunftslands. Auch wurde der Anwendungsbereich der Richtlinie gegenüber dem ursprünglichen Entwurf deutlich einge- schränkt. Ausgenommen sind nun alle Dienstleistungen, für die es bereits spezielle EU-Regelungen gibt, wie Finanz- und Verkehrsdienstleistungen, Telekommunika- tion und Hafendienste. Ebenso sind ausgenommen Nota- riatsdienstleistungen und private Sicherheitsdienste. Auch die Dienstleistungen von allgemeinem Interesse und soziale Dienstleistungen fallen nicht mehr in den Anwendungsbereich. Ich freue mich über unseren Er- folg, denn wir Sozialdemokraten treten für eine Siche- rung der Daseinsvorsorge in Deutschland ein. Auch wer- den das nationale Arbeitsrecht und Steuerwesen sowie staatliche Bildungseinrichtungen nicht berührt. Die Aufnahme und Ausübung von Dienstleistungen insbesondere für ausländische Anbieter wird durch die Richtlinie enorm erleichtert. Durch die Einrichtung so genannter Einheitlicher Ansprechpartner – „one-stop- shops“ – in den nationalen Verwaltungen verfügen die Dienstleistungserbringer über eine Kontaktstelle, über die alle Verfahren und Formalitäten abgewickelt werden können. Auch wir werden von der neuen Richtlinie profitie- ren. So ist auch in Deutschland der Dienstleistungssektor ein besonders dynamischer Wirtschaftsbereich, der hohe Wachstumspotenziale und Beschäftigungsanreize birgt. Abschließend möchte ich nochmals betonen, dass es unser Auftrag war, die EU-Dienstleistungsrichtlinie so- zial zu gestalten. Dies ist uns gelungen. Wir beteiligen uns seit Beginn der Debatte im Jahr 2004 kritisch und konstruktiv an der Gestaltung einer sozial ausgewogenen Dienstleistungsrichtlinie. Ich sage an dieser Stelle noch einmal: Wer nicht bereit ist, Verantwortung zu überneh- men, kann auch nicht mitgestalten! t H b R R l b 2 W r i D a L k d E d d s t a c z m k g n d n b B d n d d n d C z d g M N p s A c I M M i W s (C (D Doris Barnett (SPD): In Europa hat die Dienstleis- ungsrichtlinie mit dem 15. November 2006 nun alle ürden genommen. Die Mitgliedstaaten, damit auch ins- esondere wir im Parlament, haben nun die Aufgabe, die ichtlinie innerhalb der nächsten drei Jahre in nationales echt umzusetzen. Für die Europäische Kommission gehört die Dienst- eistungsrichtlinie zu den wichtigsten Teilen der Lissa- onstrategie, die ja das Ziel hat, Europa bis zum Jahr 010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten irtschaftsraum der Welt zu machen. Ob dieses Ziel er- eicht wird, mag jetzt dahingestellt sein. Aber wichtig st, dass wir auch Bewegung und damit Wettbewerb im ienstleistungssektor brauchen. Nun war der Bolkestein-Entwurf wirklich nicht dazu ngetan, auf Verständnis oder gar Zustimmung in vielen ändern zu stoßen. Deshalb löste er ja auch sofort Dis- ussionen, Proteste, Ablehnung aus. Dank dem Einsatz er Berichterstatterin im Europäischen Parlament, velyne Gebhardt, aber auch der guten Zusammenarbeit eutscher und französischer Parlamentarier gelang es, ass die Richtlinie im parlamentarischen Prozess mas- ive Veränderungen erfuhr. Die heute zu behandelnde Große Anfrage der Frak- ion Die Linke von vor einem Jahr geht allerdings – wie uch ihr Antrag für die Anhörung – von dem ursprüngli- hen Bolkestein-Entwurf aus, ist somit obsolet und auch eitlich überholt. Inhaltlich hat sich so viel bewegt, wie an es zu Beginn der Diskussion gar nicht erwarten onnte. Die Antragsteller tun ja so, als brauche man nur ut zu verhandeln und alles wird gut. Tatsache ist aber ach wie vor, dass Deutschland nur eines von 25 Län- ern ist und wir in Brüssel nicht „durchregieren“ kön- en, also Rücksicht zu nehmen haben. In vielen Staaten, esonders den neuen Mitgliedern, fielen deshalb unsere edenken auf Unverständnis. Dass die Richtlinie dank es Verhandlungsgeschicks und der Ausdauer und Hart- äckigkeit von Evelyne Gebhardt und ihren Mitstreitern och noch zu einem guten Ende geführt werden konnte, arüber können wir uns auch wirklich einmal freuen. Jetzt allerdings gilt es, die Richtlinie europaweit in ationales Recht umzusetzen. Damit eröffnet sich für die eutsche Dienstleistungswirtschaft die Möglichkeit, die hancen des EU-Dienstleistungsmarktes optimal zu nut- en. Denn bisher haben etliche nationale Regelungen en europaweiten Austausch von Dienstleistungen ein- eschränkt. Ich bin überzeugt, dass Deutschland von der arktöffnung profitieren wird, weil hier ein deutlicher achholbedarf besteht und es hier auch Wachstums- otenziale gibt. Es ist gelungen, die Richtlinie so auszugestalten, dass ie eine Symbiose darstellt zwischen den Interessen der rbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und der Verbrau- herinnen und Verbraucher auf der einen Seite und den nteressen der Wirtschaft auf der anderen Seite. Den enschen auch bei der Dienstleistungsrichtlinie in den ittelpunkt der politischen Zielsetzung zu stellen – das st gelungen. Dabei wurde nicht vergessen, dass auch die irtschaft, die Dienstleister einen Gewinn haben müs- en. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 7479 (A) ) (B) ) Eine Erkenntnis allerdings können wir Parlamentarier aus dem Verfahren um die Dienstleistungsrichtlinie al- lerdings ziehen: Die Beratungen in der Kommission, im Rat und im Europaparlament wurden begleitet durch zum Teil heftige Diskussionen in den Nationalparlamen- ten, allen voran Frankreich und Deutschland. Die De- monstrationen der Gewerkschaften haben gerade der Kommission und dem Rat deutlich gemacht, wie wichtig zur Akzeptanz eines europäischen Vorhabens die Fähig- keit ist, auf berechtigte Forderungen der Betroffenen mit Kompromissen einzugehen. Der Platz, an dem die Kom- promisse formuliert und letztlich auch durchgesetzt wurde, war dann das Europaparlament. Ich begrüße es gerade aus Demokratieüberlegungen heraus, dass es hier zu einer gewissen Machtverschiebung von der Kommis- sion und vom Rat hin zum Europaparlament gekommen ist – wenn auch nicht freiwillig; das Europaparlament hat dafür heftig und letztlich erfolgreich gestritten. Der Umstand, dass SPD und EVP hier ganz gut kooperierten, kam Gewinn bringend hinzu. Ich glaube, dass gerade das Verfahren um die Dienst- leistungsrichtlinie beispielhaft gezeigt hat, wie Europa besser funktionieren und auch eine höhere Akzeptanz er- fahren könnte: Es ist das demokratische Zusammenspiel der Nationalparlamente mit dem Europaparlament. Na- türlich werden auch die Kommission und der Rat seine Bedeutung behalten. Aber die stärkere Einbindung des parlamentarischen Prozesses führt auch direkt zu einer Legitimation von Regelungen, die die Vorschläge der Kommission sicherlich nicht in dem Umfange haben. Martin Zeil (FDP): Ich sehe, ehrlich gesagt, wenig Sinn darin, noch einmal über die Dienstleistungsricht- linie zu diskutieren. Die Messen in dieser Frage sind ge- lesen, seit das EU-Parlament am 15. November die Dienstleistungsrichtlinie verabschiedet hat. Jetzt bleibt eigentlich nur noch, die Richtlinie in nationales Recht umzusetzen. Unsere Position in dieser Frage dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein. Wir sind der Meinung, dass die Richtlinie im Ergebnis jahrelangen Meinungsstreites ge- genüber dem Ursprungsentwurf des früheren Wettbe- werbskommissars Bolkestein bis zur Unkenntlichkeit verwässert wurde. Die notorischen Bedenkenträger und Wettbewerbs- verhinderer in der EU haben sich leider durchgesetzt und nicht nur das Herkunftslandprinzip weitgehend ausgehe- belt, sondern auch in vielen anderen Bereichen dafür gesorgt, dass auf dem Dienstleistungsmarkt, wenn über- haupt, nur ein schaumgebremster Wettbewerb stattfin- det. Die ganze Diskussion war geprägt von protektionis- tischen Tendenzen, obwohl sich im Wirtschaftsleben an vielen Stellen gezeigt hat, dass dies durchweg negative Auswirkungen hat. Warum zum Beispiel die Dienstleis- tungen im Gesundheitswesen, der Altenpflege sowie in der Kinderbetreuung von der Richtlinie ausgenommen wurden, bleibt völlig unerfindlich. Hier gibt es eindeutig Angebotsdefizite in Deutschland, die man durch Leis- t n b D v g E b D w g b s i Ä s z w K e k r l B t d l m g d d H n u m d O g t n g s n B d w n A n d g E (C (D ungen aus den Mitgliedstaaten hätte kompensieren kön- en, was dem Verbraucher zugute gekommen wäre. Die Folgen des Protektionismus werden sich schon ald offenbaren: Die Entstehung neuer wirtschaftlicher ynamik auf dem Zukunftsmarkt Dienstleistungen wird erhindert, die Schaffung neuer Arbeitsplätze unmöglich emacht. Insbesondere Deutschland, den derzeit größten xporteur von Dienstleistungen in Europa, wird dies in esonderem Maße treffen. Dass das Ganze unter dem eckmantel „sozial“ geschieht, den die Konservativen ie die Sozialisten wie eine Monstranz vor sich hertra- en, ist ebenso tragisch wie schizophren. Die Linken ha- en im Meinungsbildungsprozess wieder einmal eine be- onders unrühmliche Rolle gespielt. Sie schürten, wo mmer sie konnten, im Verein mit den Gewerkschaften ngste in der Bevölkerung. Geradezu gebetsmühlenartig prachen sie vom angeblich drohenden Lohn-und So- ialdumping, ein Totschlagsargument, mit dem versucht urde, jeden sachlichen Dialog im Keim zu ersticken. Es ist im Gefolge dieser beispiellosen populistischen ampagne zu Großdemonstrationen in Brüssel und zu iner tief greifenden Verunsicherung aller Beteiligten ge- ommen. Sowohl der Rat als auch die Kommission wa- en weitgehend paralysiert. Im Rat taten sich Deutsch- and und Frankreich eher bei der Organisierung einer lockademinderheit als bei der Bildung einer Gestal- ungsmehrheit hervor. Zum eigentlichen Ort der Verstän- igung entwickelte sich schließlich das Europäische Par- ament. Der gefundene Kompromiss ist, wie das Kompro- isse oft an sich haben, in vieler Beziehung unbefriedi- end. In zentralen Fragen des Anwendungsbereichs und es Herkunftslandprinzips ist er teilweise wenig konkret. Ein Beispiel: Die Mitgliedstaaten werden verpflichtet, ie freie Ausübung der Dienstleistungstätigkeit in ihrem oheitsgebiet zu gewährleisten. Sie dürfen aber natio- ale Auflagen vorgeben, um die öffentliche Sicherheit nd Ordnung zu gewährleisten. Diese nationalen Regeln üssen „verhältnismäßig und erforderlich“ sein. Ob sie as im Einzelfall sind, entscheidet die Verwaltung vor rt, von deren Interpretation und Auslegung viel abhän- en wird. Die Richtlinie ist insgesamt voller Rechtsunsicherhei- en und unklarer Begriffe, die man hätte vermeiden kön- en, wenn man das Herkunftslandprinzip konsequent an- ewendet hätte. Dann müsste man sich nicht darüber treiten, was denn nun Dienstleistungen von allgemei- em Interesse oder Dienstleistungen in sozial sensiblen ereichen sind. Das sind alles Definitionsfragen, die, as ist vorhersehbar, zu unendlichen Streitereien führen erden. Die Rechtsunsicherheiten werden zudem zu ei- em Wust an Bürokratie führen, weil für die zahlreichen usnahmen Regeln zu finden und umzusetzen sind, was atürlich auch einen Beschäftigungseffekt hat, aber nicht en, den man sich von der Dienstleistungsrichtlinie ei- entlich erhofft hat. Letztlich wird es wohl häufig der Rechtsprechung des uGH überlassen bleiben, festzulegen, wie die Bestim- 7480 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 (A) ) (B) ) mungen im konkreten Einzelfall anzuwenden sind. Da- mit wird der Gerichtshof einmal mehr in seiner Rolle als Politik gestaltendes Verfassungsgericht der EU bestätigt. Ich bedaure das, weil ich es für wesentlich besser halte, wenn Politiker Politik gestalten, als wenn Richter es tun, die dafür eigentlich gar kein Mandat haben. Auf die Richter des EuGH wird also eine Menge Ar- beit zukommen, aber auch die nationale Verwaltung wird jetzt viel zu tun bekommen. Sie muss die deutsche Rechtslage analysieren und auf ihre Vereinbarkeit mit der europäischen Vorgabe überprüfen. Zudem muss sie die einheitliche nationale Ansprechstelle für Dienstleis- ter aus anderen Ländern, „one-stop-shop“ genannt, schaffen. Das wird Zeit kosten und viel Geld. Der Umsetzungszeitraum von drei Jahren erscheint jedenfalls als sehr ambitioniert und ob er zu halten ist, ist fraglich. Insbesondere ist offen, ob es Deutschland gelin- gen wird, das E-Government bei Deutschland Online fristgerecht auf- bzw. auszubauen und die Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie dort mit einzubinden. Denn es sind erhebliche Mengen an Daten zwischen den Insti- tutionen der Mitgliedstaaten auszutauschen und abzu- gleichen, ohne eine leistungsfähige elektronische Basis ist das eine kaum lösbare Aufgabe. Ulla Lötzer (DIE LINKE): Mit der Zustimmung zur EU-Dienstleistungsrichtlinie hat das Europäische Parla- ment eine umfassende Deregulierung, ein Sozial- und Umweltdumping in großem Maßstab in die Wege gelei- tet. Eine Zeitlang sah es so aus, als würde die ursprüng- liche Bolkestein-Richtlinie grundlegend geändert wer- den – so groß war die Wut der Bürgerinnen und Bürger über dieses Vorhaben. Die Änderungen am ursprüngli- chen Entwurf, die mit viel Engagement und Protesten von Gewerkschaften, Attac und anderen gesellschaftli- chen Bewegungen durchgesetzt werden konnten, sind wichtige Teilerfolge. Sie ändern aber leider nichts an der grundsätzlichen Ausrichtung der Richtlinie gegen eine Harmonisierung von Standards auf hohem Niveau, ge- gen die Sicherung der öffentlichen Daseinsvorsorge und gegen Umwelt- und Verbraucherschutz. Wenn die Bundesregierung in der Antwort zu unserer Großen Anfrage schreibt, die Dienstleistungsrichtlinie würde die Bedingungen für alle verbessern, so spricht die Realität eine andere Sprache: Mehr Wettbewerb, De- regulierung und Privatisierung haben im Schnitt zu sin- kenden Kosten und höheren Gewinnen geführt und das durch Abbau von Arbeitsplätzen, Absenken von Real- löhnen und einer Ausweitung der prekären Beschäfti- gungsverhältnisse sowie zu höherer Konzentration, zur Verfestigung von privaten Monopolen und Oligopolen. Die Ergebnisse der Liberalisierung der Energiemärkte spricht hier doch eine deutliche Sprache. Mit der Dienst- leistungsrichtlinie wird diese Entwicklung enorm for- ciert werden. Die Anhörung im Wirtschaftsausschuss hat deutlich gezeigt, dass die Richtlinie auch zu Rechtsunsicherheiten und zu tiefen Eingriffen in die nationalen Rechtssysteme f t a p g k d D B s u B g l h h G d d D t d f n w D e a v W u H Ü A b u z k m f n t W p M d g F E s a e s z w (C (D ühren wird. Rund 30 Anforderungen an Dienstleis- ungserbringer müssen von den Mitgliedstaaten sofort bgeschafft werden und weitere 60 dahin gehend über- rüft werden, ob sie erforderlich sind. Zwar haben insbesondere die Kolleginnen und Kolle- en der SPD sich in der Anhörung an der kritischen Dis- ussion beteiligt, ohne jedoch in einem einzigen Punkt araus Konsequenzen zu ziehen. Ein völlig unhaltbarer Zustand ist, dass nach dieser ienstleistungsrichtlinie nicht einmal mehr nach dem uchstaben in einem Land alle „vor dem Gesetz gleich“ ein werden. Das grenzt an politisch gewolltes Chaos nd führt zu hoher Rechtsunsicherheit. Wie kann die undesregierung denn einem inländischen Handwerker egenüber rechtfertigen, dass dieser sich selbstverständ- ich in allen Punkten an die deutschen Gesetze zu halten at, sein Konkurrent aus einem anderen EU-Land, der ier tätig wird, aber nicht? In der Antwort auf unsere roße Anfrage schreibt die Bundesregierung, das sei och kein Problem, weil der andere Anbieter ja schon ie Gesetze seines Herkunftslandes einhalten müsse. ies wird jedoch niemanden beruhigen, der einen Auf- rag verliert, weil er teurer anbieten muss. Stufe zwei ist och schon absehbar: die generelle Absenkung der An- orderungen im Inland. Und dann haben wir die Harmo- isierung in der EU auf das jeweils niedrigste Niveau. Ein großes Problem wird die Einschränkung einer irksamen Wirtschaftsaufsicht und Kontrolle der ienstleistungserbringer. Die Kontrollrechte liegen zwar ntgegen dem Ursprungsentwurf beim Zielland, werden ber stark beschnitten. Es bleibt für nationale Behörden öllig unklar, welche Vorschriften denn nun gelten: enn Vorschriften des Ziellandes nach der Richtlinie für nzulässig erklärt werden, gelten dann diejenigen des erkunftslandes oder gar keine Vorschriften mehr? berhaupt wird es in der EU zu 25 unterschiedlichen uslegungen kommen. Mehr Rechtssicherheit für Ver- raucherinnen und Verbraucher wird das nicht bringen nd auch nicht für Unternehmen. Vom Dienstleister darf ukünftig keine Registrierung, keine Genehmigung, eine Zertifizierung und kein Beitritt zu einer Kammer ehr verlangt werden. Leider ist es nicht gelungen, dass alle Bereiche der öf- entlichen Daseinsvorsorge aus der Richtlinie ausge- ommen werden. Dazu sind die Aussichten auf profi- able Geschäfte in Bereichen wie zum Beispiel eiterbildung, Kindergärten, Alten- oder Behinderten- flege zu verlockend. Diese Dienste am und für den enschen sind jedoch ein Grundrecht und dürfen nicht en Regeln eines freien Marktes überlassen werden. Eines ist jedoch schon heute klar: Viele Aspekte re- elt die Dienstleistungsrichtlinie nur sehr ungenau. Die olge ist absehbar: Viele strittige Fragen werden an den uropäischen Gerichtshof delegiert. Die politische Ge- taltung Europas wird an den Europäischen Gerichtshof bgetreten. Dass sich ein Parlament das gefallen lässt, ist in Armutszeugnis für die Demokratie. Wie der Europäi- che Gerichtshof entscheidet, wissen wir: konsequent ugunsten der neoliberalen Wirtschafts- und Wettbe- erbsdoktrin. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 7481 (A) ) (B) ) Jetzt kommt es darauf an, bei der nationalen Umset- zung das Bestmögliche für die Bürgerinnen und Bürger daraus zu machen. Gerade vor dem Hintergrund der Richtlinie gewinnen ein gesetzlicher Mindestlohn und die Ausweitung des Entsendegesetzes auf alle Branchen noch einmal eine ganz neue Bedeutung. Nur so können die Beschäftigten im Dienstleistungsbereich vor einem Leben in Armut geschützt werden. Handeln Sie endlich. Der Durchsetzung von gewerkschaftlichen Rechten im grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr kommt ebenso eine Schlüsselstellung zu wie der möglichst wei- ten Beibehaltung von Kontroll- und strafrechtlichen Sanktionsmöglichkeiten. Die öffentliche Daseinsvorsorge muss soweit als möglich vor jeder weiteren Privatisierung geschützt wer- den. Die Bundesregierung fordern wir auf, einen Rechts- folgebericht in die Wege zu leiten und dabei mit den betroffenen Branchen und Gewerkschaften eine umfas- sende Information vorzubereiten, die der Öffentlichkeit, Betrieben und Selbstständigen zur Verfügung steht. Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die Dienstleistungsrichtlinie ist nach jahrelangem Tau- ziehen vom Ministerrat und dem Europäischen Parla- ment endgültig verabschiedet worden. Damit ist es nun an der Zeit, losgelöst von den teilweise aufgeregten und instrumentalisierten Debatten der vergangenen Jahre, eine Bewertung der Richtlinie vorzunehmen. Die Bewertung aus grüner Sicht lautet: Es hat zwar lange gewährt, ist aber trotzdem nicht gut geworden. Natürlich ist das, was jetzt verabschiedet wurde deutlich besser als der ursprüngliche Vorschlag von Bolkestein. Et- was Besseres als den Tod finden wir allemal, wussten schon die Bremer Stadtmusikanten. Viel besser ist es aber nicht geworden. In einem typisch großkoalitionären Kompromiss wurde keines der beiden Ziele erreicht: weder die Öff- nung der Dienstleistungsmärkte einerseits noch der Schutz nationaler Standards andererseits. Weil man sich nicht einigen konnte, ob man nun links oder rechts am Hindernis vorbei soll, ist man geradeaus an die Wand ge- fahren und hat hinterher auch noch verkündet: Wenigs- tens sind wir nicht falsch abgebogen. Kleine und mittlere Unternehmen müssen nach wie vor mit Hürden rechnen, wenn sie ihre Dienstleistungen europaweit anbieten wollen. Unklare Rechtsbegriffe und faule Formelkompromisse machen die Richtlinie zu ei- ner ABM für Rechtsanwälte. Zumindest dieser Dienst- leistungsbereich wird garantiert von der Richtlinie profi- tieren. Auch die nationalen Sozial- und Verbraucherschutz- standards sind nicht gesichert. Nötig wären Ausnahmen für die gesamte Daseinsvorsorge, sowie für Sozial- und Bildungsdienstleistungen gewesen. Das nationale Ar- beitsrecht kann durch die Richtlinie unterlaufen werden. Die Mitgliedstaaten sind nicht in der Lage, die Dienst- leistungserbringung effektiv zu kontrollieren. H m l u d t u R w R m e s Z D R S s s r w d d g P i d B t d h d W b k u e s B m n s h d w n D (C (D Das Grundproblem besteht darin, dass Sie an dem erkunftslandprinzip – wenn auch unter neuem Na- en – festgehalten haben. Weil aber dieses Herkunfts- andprinzip gravierende Folgen für Sozial-, Umwelt- nd Verbraucherschutzstandards hat, haben Sie unter em Druck der Öffentlichkeit Auflagen unter bestimm- en Bedingungen ermöglicht, Branchen ausgenommen sw. Das mindert zwar die Probleme – deshalb ist die ichtlinie jetzt auch besser als der ursprüngliche Ent- urf –, führt aber zu neuen Abgrenzungsproblemen und echtsunsicherheit. Wenn eine Regel so viele Ausnah- en braucht wie das Herkunftslandprinzip, dann muss ine andere Regel her. Wir Grünen haben uns für eine andere Regel einge- etzt: das Herkunftslandprinzip beim Marktzugang, das iellandprinzip bei der Ausübung der Dienstleistung. as wäre eine saubere Lösung gewesen und hätte viel echtsunsicherheit vermieden. Die Union wollte das von Anfang an nicht und die PD hat ihre Berichterstatterin Gebhardt, die genau die- en Vorschlag vertreten hat, nicht entschlossen unter- tützt. Insofern ist jede Klage beim Europäischen Ge- ichtshof – und jeder, der sich mit der Sache beschäftigt, eiß, dass es viele Klagen sein werden – auch Ergebnis er falschen Politik dieser Bundesregierung. Bei der nun anstehenden Umsetzung der Richtlinie in eutsches Recht werden wir eine Vielzahl von schwieri- en Fragen zu lösen haben. Ich möchte hier nur einen unkt herausgreifen, der uns Grünen besonders wichtig st: Die Dienstleistungsrichtlinie vergrößert die Notwen- igkeit von verbindlichen Mindestlöhnen. Hier muss die undesregierung etwas vorlegen, bevor die Dienstleis- ungsrichtlinie in Deutschland greift. Drei Jahre sind für ie Umsetzung der Richtlinie Zeit. Doch angesichts der eillosen Zerstrittenheit der Koalition beim Thema Min- estlohn könnte selbst diese lange Frist nicht reichen. ir Grünen haben einen Vorschlag gemacht, wie wir zu ranchen- und regionalspezifischen Mindestlöhnen ommen, die auch für ausländische Arbeitnehmerinnen nd Arbeitnehmer gelten würden. Europa und seine Bürger hätten aus zwei Gründen ine bessere Richtlinie verdient: Erstens wäre es der EU zu wünschen gewesen, dass ie eine Richtlinie hinbekommt, bei die Bürgerinnen und ürger das Gefühl haben: Jawohl, hier hat Europa für ich ganz konkret etwas gebracht. Zweitens sind im Dienstleistungssektor noch unge- utzte Beschäftigungspotenziale, die wir dringend er- chliessen müssen, wenn wir die Arbeitslosigkeit dauer- aft senken wollen. Leider hat diese Bundesregierung mit einen Anteil aran, dass es mit einer besseren Richtlinie nichts ge- orden ist. Peter Hintze, Parl. Staatssekretär beim Bundesmi- ister für Wirtschaft und Technologie: Die Möglichkeit, ienstleistungen innerhalb der Europäischen Union über 7482 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 (A) ) (B) ) nationale Grenzen hinweg erbringen zu können, gehört zu den tragenden Säulen des europäischen Binnenmark- tes. Leider wird diese Freiheit noch durch viele Hürden erheblich eingeschränkt. Dies geht zulasten vieler deut- scher Dienstleistungsunternehmen und ihrer Beschäftig- ten. Zentrales Ziel der Dienstleistungsrichtlinie ist es, bestehende Barrieren auf sozialverträgliche Weise abzu- bauen und der Dienstleistungsbranche in Europa neue Impulse zu verleihen. Bei den jetzt erfolgreich abgeschlossenen Verhand- lungen ging es darum, eine vernünftige Balance zwi- schen der Erleichterung des Dienstleistungsverkehrs und den Schutzinteressen der Mitgliedstaaten herzustellen. Nach fast drei Jahren intensiver Diskussion ist es ge- lungen, einen ökonomisch wie sozial ausgewogenen Kompromiss herzustellen, der auch unsere deutschen In- teressen berücksichtigt. Dies ist ein gutes Signal für Europa, für Deutschland und für die Unternehmen in unserem Land! Erstens. Chancen der Richtlinie nutzen. Eines möchte ich gleich zu Anfang sehr deutlich betonen: Abschottung und Protektionismus sind der falsche Weg! Denn sie be- hindern innovative Unternehmen und gefährden Arbeits- plätze in Deutschland. Als exportorientiertes Land sind wir im Gegenteil essentiell darauf angewiesen, dass un- seren Unternehmen auch im Ausland die Türen offen stehen. Deutsche Dienstleister verfügen über weltweit aner- kannte, hohe Qualitäts- und Kompetenzstandards. Diese Stärken können unsere Unternehmen aber vielfach noch nicht ausspielen, weil sie – wie wir aus vielen Berichten wissen – im EU-Ausland immer wieder auf ungerecht- fertigte Hindernisse stoßen. Die Zahlen sprechen für sich: Dienstleistungen stehen für rund 70 Prozent unserer Wertschöpfung und Be- schäftigung, doch sind bislang nur 14 Prozent unserer Ausfuhren Dienstleistungen! Hier schlummern erhebliche Wachstums- und Be- schäftigungschancen, auch und gerade für Deutschland. Diese Chancen zu nutzen und nicht abzuwürgen, zählt ganz sicher zu den zentralen Interessen Deutschlands. Zweitens. Ängste aufnehmen. Aber wir haben auch sehr deutlich gemacht – ich zitiere als Beispiel die Koalitionsvereinbarung –, dass dabei die Ordnung auf dem Arbeitsmarkt gewahrt werden muss und dass wei- terhin hohe Standards für die Sicherheit und Qualität von Dienstleistungen gewährleistet sein müssen. Wir alle hier kennen die Befürchtungen, die der ur- sprüngliche Kommissionsentwurf in dieser Hinsicht bei vielen Menschen ausgelöst hat. Die Bundesregierung hat daher mit Nachdruck eine Änderung des Entwurfs gefor- dert, die sowohl die ökonomischen Chancen einer Marktöffnung als auch die berechtigten Sorgen der Men- schen berücksichtigt. So haben wir erfolgreich darauf gedrängt, das umstrit- tene Herkunftslandprinzip fallen zu lassen und notwen- dige Ausnahmen für sensible Bereiche zu verankern. Ich f q w r l B z h a a m a u g a r r d d g u g A A G a s s d d V d H u n t d H w z s d V s b K S s (C (D reue mich, dass wir hierfür eine breite Unterstützung uer durch Europa gefunden haben. Dies war keines- egs selbstverständlich. Wir hatten mit unseren Forde- ungen auch deshalb Erfolg, weil wir bei den Verhand- ungen immer auch mehrheitsfähige Kompromisse im lick behalten haben, statt uns mit Maximalpositionen u isolieren. Ich weiß, dass sich auch manche unter den Kollegen ier noch mehr gewünscht hätten – in der einen wie der nderen Richtung. Doch mehr als das jetzt Erreichte war uf europäischer Ebene nicht durchsetzbar, das muss an in aller Deutlichkeit sagen. Drittens. Eckpunkte der neuen Richtlinie. Ich erinnere n die Kernpunkte des jetzt verabschiedeten Textes: Das mstrittene Herkunftslandprinzip wurde durch eine Re- elung ersetzt, bei der einerseits nationale Barrieren bgebaut werden müssen, was zu deutlichen Erleichte- ungen für den Dienstleistungssektor führen wird. Ande- erseits sind Ausnahmen der Mitgliedstaaten zum Schutz er öffentlichen Sicherheit, der öffentlichen Ordnung, er öffentlichen Gesundheit oder der Umwelt weiter zu- elassen. Einige besonders sensible Bereiche sind – auch auf nser Drängen – von der Richtlinie ausgenommen. Dies ilt zunächst für wichtige Querschnittsthemen wie die nerkennung beruflicher Qualifikationen, das gesamte rbeitsrecht und das Recht der sozialen Sicherheit. Ausgenommen sind aber auch sensible Branchen wie esundheit, soziale Dienstleistungen und Verkehr, Zeit- rbeit und das Glücksspiel. Umgekehrt bleiben wichtige Branchen wie die techni- chen Dienstleister und die IT-Dienstleister, die For- chung und Entwicklung, Berater und Unternehmens- ienstleister sowie die Bauwirtschaft, der Handel und ie Gastronomie einbezogen. Für sie wird es spürbare ereinfachungen im In- und Ausland geben. Es sind vor allem drei Eckpfeiler, die die Richtlinie azu vorsieht: den konsequenten Abbau bürokratischer ürden, eine verbesserte Unterstützung für Dienstleister nd Dienstleistungsempfänger, beispielsweise durch die euen „Einheitlichen Ansprechpartner“ sowie eine Ver- iefung der europäischen Verwaltungszusammenarbeit. Besonders hervorheben will ich aus diesem Katalog ie Einrichtung eines „Einheitlichen Ansprechpartners“. ier können Dienstleister künftig europaweit alle not- endigen Informationen erhalten und Behördengänge entral über eine Stelle erledigen. Der Einheitliche An- prechpartner wird als „Dienstleister für Dienstleister“ en Zugang zur Verwaltung entscheidend vereinfachen. Wichtig sind aber auch die Verbesserungen bei der erwaltungszusammenarbeit zwischen den Mitglied- taaten. Erstmals erhalten damit die deutschen Kontroll- ehörden die Möglichkeit, effektiv mit den zuständigen ollegen im Ausland zusammenzuarbeiten. Auftretende Fragen – zum Beispiel bei Verdacht auf cheinselbstständigkeit – können künftig damit ebenso chnell wie verbindlich geklärt werden. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 7483 (A) ) (B) ) Viertens. Ausblick auf die Umsetzung. Wir haben große Fortschritte gegenüber dem ursprünglichen Kom- missionsentwurf erreicht, Fortschritte, auf die wir stolz sein können. Für die Umsetzung haben wir nun drei Jahre Zeit, was nicht viel ist, wenn man die Fülle an Aufgaben und die Vielzahl der Beteiligten auf allen Ebe- nen bedenkt. Ich nenne als Beispiel die Errichtung der Einheitli- chen Ansprechpartner für die Information und die Erle- digung aller notwendigen Formalitäten. Hierzu müssen wir die komplexe föderale Struktur in der Bundesrepu- blik in ein effizientes Netzwerk einbinden, und zwar – das betone ich als Vertreter des Wirtschaftsministe- riums – vor allem unter dem Aspekt der Nutzerfreund- lichkeit für die Dienstleister. Aber auch die von der Richtlinie geforderte Prüfung des für Dienstleister geltenden Rechts dürfte die Abkehr von einigen lieb – und teuer – gewordenen Regelungen bedeuten. Fünftens. Fazit. Viel Arbeit und manche Diskussion liegen also noch vor uns. Doch das Ziel ist diese Mühen allemal wert: Lassen Sie uns die Dienstleistungsricht- linie jetzt konsequent als Anstoß für mehr Wachstum und Beschäftigung in Deutschland nutzen! Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Anträge: – Fahrplan zur Wiederbelebung des Friedens- prozesses im Nahen Osten nach der Resolu- tion 1701 (2006) des Sicherheitsrats der Ver- einten Nationen vom 11. August 2006 – Den Friedensprozess im Nahen Osten wieder aufnehmen – Für eine Konferenz für Sicherheit und Zu- sammenarbeit im Nahen Osten (KSZNO) (Tagesordnungspunkt 28 und Zusatztagesord- nungspunkt 11) Dr. Rolf Mützenich (SPD): Eine Wiederbelebung des stagnierenden Nahostfriedensprozesses ist in der Tat dringend geboten. Deshalb ist es nur zu begrüßen, dass die Bundesregierung die EU-Ratspräsidentschaft auch dazu nutzen will, um das Nahostquartett wieder zu bele- ben. Entscheidend dabei ist, dass auch die USA wieder eine konstruktive Rolle im nahöstlichen Friedensprozess spielen. Der Baker-Bericht setzt hier hoffnungsvolle Ak- zente, wenn er auch meiner Meinung nach nicht über- schätzt werden sollte. Es stimmt jedoch hoffnungsvoll, dass man in Washington offenbar die Konzepte und In- strumente des „alten Europa“ wieder zu entdecken be- ginnt. Parallel zur Reaktivierung des Quartetts wäre es auch sinnvoll, wenn der Sonderbeauftragte der EU für den Nahen Osten künftig wesentlich enger mit dem ame- rikanischen Sondergesandten zusammenarbeiten würde. Mit der Wiederbelebung des Quartetts sind auch Überle- g n d t w k a s z V t u d d f d t z s a i r w g i g e D z t ö p t n k d z a S s z w s V p 2 B l S d W w F (C (D ungen verbunden, die auf eine Vergrößerung des Teil- ehmerkreises zielen. Zu nennen wären hier vor allem as ständige Sicherheitsratsmitglied China und die Insti- ution der Arabischen Liga. Der Krieg im Libanon hat diesen Sommer gezeigt, ie groß die Gefahr nach wie vor ist, dass solche Vor- ommnisse sich zu einem großen Krieg in der Region usweiten. Deshalb ist es richtig, dass wir UNIFIL unter- tützt haben. Die internationale Friedenstruppe ist der- eit ein Garant für die Einhaltung der Waffenruhe und oraussetzung für die Wiederherstellung der Souveräni- ät des Libanon, der von allen ausländischen Einflüssen nd Mächten soweit wie möglich frei sein muss. Dies führt mich zu Syrien. Es war wichtig und richtig, ass der Außenminister in diesem Jahr bereits sechsmal ie Region bereist hat. Und dies gilt ausdrücklich auch ür seinen Besuch in Syrien Anfang des Monats. Es geht abei in erster Linie darum, Gespräche zu führen, Empa- hie zu entwickeln und Gesprächswünsche und -kanäle u sondieren. Dabei hat der Außenminister in Damaskus klarge- tellt: Nur wenn Syrien konstruktiv und stabilisierend giert, wird Europa Syrien helfen, den Ausweg aus der nternationalen Isolation zu finden. Die Reise nach Sy- ien war richtig und das Gespräch mit Assad schon des- egen sinnvoll, weil praktische Fortschritte in der Re- ion auch die Mitwirkung Syriens erfordern. Assad hatte n einem „Spiegel“-Interview entsprechende Andeutun- en gemacht. Diese mussten überprüft werden. Jetzt ist s an Syrien, die nächsten, belastbaren Schritte zu tun. enn wenn den Worten Taten folgen und Syrien aktiv ur Stabilisierung und Befriedung des Nahen Ostens bei- rägt, würden sich dem Land auch neue Perspektiven ffnen. Entscheidend für eine Wiederbelebung des Friedens- rozesses bleibt jedoch eine Lösung des israelisch-paläs- inensischen Kernkonfliktes, der wiederum nur Teil ei- es weitergehenden regionalen Lösungsansatzes sein ann. Hier möchte ich doch meine Zweifel äußern, ob ie von Abbas ins Auge gefassten vorzeitigen Wahlen weckdienlich sind. Angesichts der finanziellen Hilfen us dem Iran sollte die EU überlegen, ob die bisherige trategie nicht variiert werden könnte. Eine palästinensi- che Regierung, die die entscheidenden drei Vorausset- ungen für einen tragfähigen Frieden akzeptiert – Ge- altverzicht, Anerkennung des Existenzrechts Israels owie die Anerkennung der bisherigen internationalen erträge – ist unabdingbar. Hamas könnte sich dann als olitische Partei in Folge verändern. Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert hat am 7. November eine wichtige Rede gehalten und seine ereitschaft zu umfassenden Zugeständnissen an die pa- ästinensische Seite unterstrichen. Jetzt müssen weitere chritte folgen. Nach dem Krieg gegen die Hisbollah ist ie israelische Regierung in einer schwierigen Situation. ir tun gut daran, Olmert und Perez zu unterstützen, eil unter einer anderen Regierung wohl kaum bessere ortschritte erzielt werden könnten. 7484 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 (A) ) (B) ) Zum Thema der israelischen Kernwaffen nur so viel: Meines Erachtens kann es keine einfache Übertragung der nuklearen Abschreckungsdoktrin auf den Nahen Os- ten geben. Wenn aber Lehren aus der Abschreckungspo- litik des Kalten Krieges gezogen werden können, dann die, dass rationale Schritte, Gespräche, Institutionen, Verträge und vor allem Rüstungskontrolle unterhalb di- rekter nuklearer Abrüstung maßgeblich zur Überwin- dung des Gleichgewichts des Schreckens beigetragen haben. Deutschland sollte hierbei assistieren und seine Erfahrungen an der Nahtstelle des Systemkonflikts ein- bringen. Nochmals: Eine gerechte und umfassende Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts ist auch der Schlüssel zur Lösung der anderen Konflikte in der Re- gion. Der Friedensplan des Nahostquartetts aus EU, USA, Russland und UNO bleibt dabei die wichtigste Ba- sis der politischen Bemühungen. Das Ingangsetzen eines Friedensprozesses ist zudem nur durch massive multila- terale Anstrengungen zu erreichen. Vorrangig bleibt da- bei der bessere Schutz der Menschen vor der Gewalt im Nahen Osten. Die internationale Gemeinschaft sollte deshalb Israel bei den Verhandlungen mit seinen drei Nachbarn, mit denen es noch keine Friedensverträge gibt, unterstützen. Israels Sicherheit, ein lebensfähiger palästinensischer Staat, die Wiederherstellung der Souveränität des Liba- non sind dabei die Zielvorgaben. Ich möchte hier jedoch zugleich vor einer zu großen Erwartungshaltung an die deutsche EU-Ratspräsident- schaft warnen. Deutschland kann sicherlich eine aktive Rolle spielen, Initiativen starten, mit den Akteuren spre- chen und Botschaften transportieren. Hier geht es in ers- ter Linie auch darum, Denkblockaden auf allen Seiten aufzubrechen. Deutschlands kann als wichtiger Akteur in der EU einen Beitrag leisten, um den Teufelkreis der Gewalt zu durchbrechen – aber nicht allein, sondern nur im Konzert mit den beteiligten regionalen und externen Akteuren. Eine Lösung des Nahostkonflikts, der einer der ältes- ten und kompliziertesten Konflikte der Welt ist, wird je- doch auch die deutsche EU-Ratspräsidentschaft nicht leisten können. Es führt kein Weg an der Erkenntnis vor- bei, dass tragfähige Lösungen letztendlich die Konflikt- parteien vor Ort aushandeln müssen in dem Bewusst- sein, dass sie keine Alternative zum Friedensprozess haben. Religiöser Fanatismus und übersteigerter Nationalis- mus sind keine tragfähigen Antworten auf die Heraus- forderungen des 21. Jahrhunderts. Mehr als je zuvor sind politische Antworten und der Mut zu Kompromissen ge- fragt. Das Existenzrecht des Staates Israel und die Si- cherheit seiner Bürgerinnen und Bürger stehen dabei nicht zur Disposition. Alten und neuen Antisemitismus wird die internationale Gemeinschaft nicht hinnehmen – ebenso wenig wie die unsägliche Konferenz der Holo- caustleugner in Teheran, deren Veranstalter sich damit selbst diskreditiert haben. Zugleich sind realistische po- litische Regelungen und Lösungswege vonnöten, um die nationalen Rechte der Palästinenser zu gewährleisten u s E w s u V a g l A m V P t (C (D nd ihnen menschenwürdige Lebensbedingungen zu chaffen. Momentan sind die Erwartungen an Deutschland und uropa überaus hoch, vielleicht zu hoch. Aber Europa ird gebraucht, umso mehr je überforderter die USA ind, Gebrauch mit zivilen, glaubwürdigen Initiativen nd viel Geduld. Die Umsetzung der durch Schimon Peres geprägten ision von einem „Neuen Nahen Osten“ erfordert sowohl uf israelischer als auch auf arabischer Seite Verständi- ungsbereitschaft, gegenseitige Akzeptanz und den Wil- en zur Zusammenarbeit. nlage 5 Amtliche Mitteilung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 16/1748 Nr. 2.7 Innenausschuss Drucksache 16/2555 Nr. 2.78 Drucksache 16/3196 Nr. 1.34 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/2695 Nr. 1.10 Drucksache 16/3196 Nr. 1.6 Drucksache 16/3196 Nr. 1.8 Drucksache 16/3196 Nr. 1.9 Drucksache 16/3196 Nr. 1.10 Drucksache 16/3196 Nr. 1.11 Drucksache 16/3196 Nr. 1.14 Drucksache 16/3196 Nr. 1.15 Drucksache 16/3196 Nr. 1.35 Drucksache 16/3196 Nr. 1.39 Drucksache 16/3196 Nr. 1.42 Drucksache 16/3196 Nr. 1.47 Drucksache 16/3196 Nr. 1.51 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 16/820 Nr. 1.42 Drucksache 16/993 Nr. 1.2 Drucksache 16/1101 Nr. 1.2 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 16/3196 Nr. 1.48 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/150 Nr. 2.8 Drucksache 16/820 Nr. 1.52 Drucksache 16/820 Nr. 1.53 Drucksache 16/820 Nr. 1.54 Drucksache 16/820 Nr. 1.55 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 7485 (A) (C) (B) (D) Drucksache 16/820 Nr. 1.60 Drucksache 16/820 Nr. 1.64 Drucksache 16/820 Nr. 1.65 Drucksache 16/901 Nr. 2.7 Drucksache 16/901 Nr. 2.28 Drucksache 16/1748 Nr. 2.7 Drucksache 16/1748 Nr. 2.8 Drucksache 16/1942 Nr. 2.6 Drucksache 16/2555 Nr. 1.38 Drucksache 16/2555 Nr. 2.128 Drucksache 16/2555 Nr. 2.132 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 16/419 Nr. 2.65 Drucksache 16/2695 Nr. 1.14 Drucksache 16/2695 Nr. 1.15 74. Sitzung Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Holger Haibach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei aller vorweih-
    nachtlichen Friedfertigkeit, Herr Kollege Königshaus,
    muss ich sagen: Was Sie eben von sich gegeben haben,
    kann man nicht unkommentiert stehen lassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Ich glaube, die Entwicklung im Kongo und die Auf-
    gaben, die Deutschland im Bereich der Friedenskonsoli-
    dierung und der Konfliktprävention in vielen anderen
    Ländern übernommen hat – zum Beispiel werden
    885 Millionen Euro für Entwicklungshilfe in Afghanis-
    tan ausgegeben – zeugen davon, dass in der Bundesre-

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    (C (D ierung und in den sie tragenden Fraktionen sehr wohl er Wille existiert, an dieser Stelle etwas zu tun. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Der Ruck setzt sich Tag und Nacht dafür ein!)


    Es ist daher richtig, wenn wir versuchen, vorurteils-
    rei an die Sache heranzugehen und zu schauen, was in
    en letzten beiden Jahren wirklich passiert ist.


    (Walter Kolbow [SPD]: So ist das!)


    Niemand bestreitet doch, dass dieser Bereich ausbau-
    ähig ist. Jeder von uns würde gerne mehr Mittel zur
    erfügung stellen, damit mehr getan werden kann. Aber
    chauen Sie einmal auf den Rest von Europa und auf die
    nderen Kontinente. Viele Länder dieser Welt haben
    as Instrument der zivilen Krisenprävention, der Kon-
    liktlösung und der Friedenskonsolidierung gerade erst
    ntdeckt. In Deutschland sind wir immerhin schon so
    eit, dass wir diesen Weg seit zwei Jahren gehen. Natür-

    ich ist dies immer noch ein zartes Pflänzchen; aber es ist
    mmerhin eines vorhanden und wir brauchen nicht erst
    och den Samen zu streuen. Auch das sollten Sie bei al-
    er notwendigen Kritik seitens der Opposition anerken-
    en.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    ch glaube, dass in dem heute vorliegenden Bericht sehr
    eutlich gemacht wird, wo in Zukunft unsere Schwer-
    unkte liegen müssen.

    Ich möchte auf das zu sprechen kommen, was der
    ollege Königshaus gesagt hat: Wir sind in letzter Zeit

    ehr häufig dafür kritisiert worden, dass wir uns zu we-
    ig an harten Militäreinsätzen beteiligen,


    (Zuruf von der FDP: Aber nicht von uns!)


    ass wir nicht an diesem internationalen Einsatz teilneh-
    en und nicht in jenes Land gehen. Wir leisten aber ei-

    en wichtigen Beitrag. Die Konsolidierung von Frie-
    ensprozessen und die Konfliktprävention sind vielleicht
    icht sehr spektakulär; denn sie liefern nicht solche Bil-
    er, wie sie Kriegseinsätze liefern. Aber sie wirken zum
    chluss dauerhafter und nachhaltiger und verdienen des-
    alb unsere volle Unterstützung.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Natürlich ist es in diesem Zusammenhang schwierig,
    inen ressortübergreifenden Ansatz zu wählen. Aber
    s ist immerhin gelungen. Ich finde, dass man an vielen
    tellen sehr deutlich sehen kann, wo wir Möglichkeiten
    nd Chancen haben. Natürlich gibt es Länder, von denen
    ir heute sagen: Da sind wir nicht so weit, wie wir gerne
    ären. Das ist gar keine Frage.

    Mir fällt in diesem Zusammenhang auch Afghanistan
    in. Afghanistan ist ein Land, das unsere volle Aufmerk-
    amkeit verdient; über die Mittel, die dort hinfließen,
    abe ich schon gesprochen. Es ist ein Land, für dessen
    tabilisierung wir alle Kräfte – in diesem Fall von der
    lassischen Verteidigungs-, also Militärpolitik, über die
    lassische Außenpolitik und die Menschenrechtspolitik

    7462 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006


    (A) )



    (B) )


    Holger Haibach
    bis hin zur Entwicklungspolitik – bündeln müssen. Ge-
    rade an dieser Stelle sollten wir die Entwicklungspolitik
    viel mehr als strategisches Element und strategisches
    Moment begreifen; denn nur sie kann dabei helfen, sozi-
    ale Verwerfungen zu beseitigen und nachhaltige Lösun-
    gen zu schaffen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich denke dabei gerade an den Bereich, der sicherlich
    mit am wichtigsten ist: die Verbreitung von Drogen.
    Dies ist eine große Aufgabe; das ist gar keine Frage. Sie
    lässt sich nicht nur mit militärischen Mitteln lösen. Wir
    haben zum einen ein Mentalitätsproblem und zum ande-
    ren vor allen Dingen das Problem zu lösen, dass wir den-
    jenigen, die Drogen anbauen, eine tatsächliche Alterna-
    tive bieten müssen, damit sie damit aufhören, Drogen
    anzubauen. Da sind unsere Kreativität und unsere Mittel
    gefragt; denn wir können an dieser Stelle nur dann etwas
    erreichen, wenn wir echte Alternativen haben. Zu sagen:
    „Baut irgendein Getreide an“, das dann vielleicht nur ein
    Zehntel oder ein Hundertstel des Gewinnes abwirft, den
    der Drogenanbau bringt, wird keine Lösung sein. Auch
    das sollten wir für die Zukunft sehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Ein Weiteres, wenn wir über Afghanistan reden. Wir
    haben es mit einem Land zu tun, das eine Grenze zu Pa-
    kistan hat. Diese Grenze ist, wenn wir über die Verbrei-
    tung und den Transport von Drogen reden, ein großes
    Problem für uns; das wissen wir alle. Es gibt noch keine
    richtige Lösung dafür. Aber ich glaube, auch hierin liegt
    durchaus ein Ansatz für entwicklungs- und menschen-
    rechtspolitische Maßnahmen. Wir haben es nun einmal
    mit einer Grenzregion zu tun, die sich nicht mit einer
    europäischen Grenzregion oder einer auf dem amerika-
    nischen Kontinent vergleichen lässt. Es leben dort Men-
    schen, die sich nicht zwingend als Afghanen oder Pakis-
    tanis bezeichnen würden. Es sind vielleicht Paschtunen
    oder Angehörige einer anderen Volksgruppe. Es gehört
    für uns dazu, zu lernen, dass die Mentalitäten anders
    sind. Wir müssen uns auf diese anderen Mentalitäten
    einstellen und sie bei unseren Maßnahmen im Bereich
    der Entwicklungspolitik berücksichtigen.

    So könnte man viele andere Gebiete auf dieser Welt
    beleuchten. Ich möchte daher – es hat in der Debatte vor-
    hin eine Rolle gespielt – noch den Sudan ansprechen.
    Da erleben wir eine verkehrte Welt. Die Fraktion des
    Bündnisses 90/Die Grünen hätte vielleicht vor zehn Jah-
    ren nicht so gesprochen, wie sie es heute tut, wenn es um
    die Frage geht: Brauchen wir mehr Militär an dieser
    Stelle in der Welt? Dazu sage ich ganz deutlich: Natür-
    lich hat das etwas mit militärischem Engagement zu tun.
    Aber es ist doch unverantwortlich, Soldaten in eine Mis-
    sion zu schicken, von der wir von vornherein wissen,
    dass sie angesichts der gegenwärtigen Situation keine
    Aussicht auf Erfolg hat. Dementsprechend brauchen wir
    auch hier einen übergreifenden Ansatz und eine über-
    greifende Lösung. Ich glaube nicht, dass wir mit kurz-
    fristigen Aussagen weiterkommen, mögen sie auch recht
    interessant sein.

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    (C (D In einem Land, wo das bis vor einigen Monaten vieleicht nicht ohne weiteres denkbar gewesen wäre, könen wir gewisse Entwicklungen feststellen: in den USA. er Baker-Report hat dort gerade die große Runde geacht. Der Bericht behandelt zum einen die Frage des ukünftigen militärischen Engagements. Daneben entält er aber einen wichtigen Hinweis: Wir brauchen eien breiteren Politikansatz, der alle Politikfelder sowie ie handelnden Personen und Institutionen einbezieht. ch denke, dass Deutschland aufgrund seiner guten Exertise, die es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnen gewonnen hat, einen wichtigen Beitrag leisten kann. as gilt vielleicht nicht unbedingt für den persönlichen ontakt; wir sollten uns aber einbringen, denn wir haben ie entsprechende Expertise und können etwas erreihen. Ich glaube, dass wir einen solchen Beitrag leisten önnen und auch leisten müssen. Die vernünftige Einindung von Nichtregierungsorganisationen ist in dieem Zusammenhang ganz wichtig. Ich habe den Einruck, dass auch insoweit bereits ein wichtiger Schritt etan wurde. Es wird immer wieder gefragt: Was macht die Bunesregierung, und was macht die Bundesregierung icht? Deutschland verfügt – das will ich an dieser Stelle rwähnen, weil es immer wieder vergessen wird – mit em Zentrum für Internationale Friedenseinsätze ber ein ganz hervorragendes Instrument zur Ausbildung on Menschen, die an Friedensmissionen beteiligt sind. as wissen Sie genauso gut wie ich. Das sollte man in ieser Debatte einmal deutlich erwähnen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    nteressanterweise ist der Kollege Königshaus ja Mit-
    lied des Aufsichtsrats. Deswegen finde ich es ausge-
    prochen spannend, dass er das an dieser Stelle leider gar
    icht gesagt hat.

    In dem Bericht kann man nachlesen, wo sich
    eutschland überall engagiert. Ich zähle es einmal auf:
    ei Missionen der Europäischen Union und der UN in
    en Ländern Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Afghanis-
    an, Sudan, Äthiopien, Eritrea, Georgien, Sierra Leone,
    iberia, Mazedonien, Aceh in Indonesien, Moldau/
    kraine und am Grenzübergang Raffah zwischen Ägyp-

    en und dem Gazastreifen. Dazu kommen 180 OSZE-
    issionen und 10 Missionen des Europarates. Ich glaube

    icht, dass man davon sprechen kann, dass sich Deutsch-
    and zu wenig engagiert.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Natürlich ist es wichtig – Herr Staatsminister Erler
    at das schon angesprochen –, dass wir die Kräfte in Zu-
    unft bündeln; das muss die Aufgabe der kommenden
    ahre sein. Wir wissen, dass uns nicht die finanziellen
    essourcen zur Verfügung stehen werden, die wir ei-
    entlich bräuchten. Deshalb ist es notwendig, dass wir
    ns besser verzahnen, dass wir uns hinsichtlich der Ini-
    iativen mit anderen Ländern zusammenschließen. Wir

    üssen dieses Thema in der Europäischen Union und

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006 7463


    (A) )



    (B) )


    Holger Haibach
    der transatlantischen Partnerschaft in den Vordergrund
    rücken.

    Ich habe vor zwei Tagen ein Gespräch mit Mitarbei-
    tern des britischen Außenministeriums geführt. Sie ver-
    suchen in diese Richtung etwas, was beispielhaft ist. Ich
    denke, dass wir dort und auch jenseits des Atlantiks gute
    Anknüpfungspunkte finden.

    Wir haben es, so meine ich, mit einer durchaus erfolg-
    reichen Angelegenheit zu tun. Ich kann die Bundesregie-
    rung nur ermuntern, auf diesem Weg weiterzufahren.

    Ich wünsche uns allen frohe Weihnachten und ein gu-
    tes neues Jahr.

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Ich erteile das Wort nun dem Kollegen Winfried

Nachtwei, Bündnis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Winfried Nachtwei


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Herr Staatsminister Erler, Herr Botschafter Däuble, bitte
    bestellen Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
    unseren ganz herzlichen Dank dafür, dass sie diesen Be-
    richt zusammengestellt haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Manfred Grund [CDU/CSU]: Das ist staatsmännische Opposition!)


    Dieser Bericht zeigt erneut, in welcher Breite und Inten-
    sität in diesem Bereich schon seit längerem vonseiten
    der Bundesregierung gearbeitet wird.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Im Unterschied zum ursprünglichen Aktionsplan
    kommt es in diesem ersten Überprüfungsbericht erstmals
    zu Schwerpunktsetzungen, was sehr wichtig ist. Defizite
    – den Ball werde ich gleich noch stärker aufnehmen –
    werden zumindest angedeutet.

    Zur Erinnerung: Der Aktionsplan „Krisenprävention,
    Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung“ geht auf
    zwei wesentliche Erfahrungen zurück, erstens auf die
    Erfahrungen, die man im Rahmen des internationalen
    Krisenengagements gesammelt hat. Es gab ein eklatan-
    tes Defizit bei den Fähigkeiten zur zivilen Krisenpräven-
    tion und Friedenskonsolidierung. Daraus sind seit 1998
    erhebliche Schlussfolgerungen gezogen worden. Das
    ZIF ist nur ein Beispiel von vielen. Ein anderes Beispiel
    ist der Zivile Friedensdienst.

    Die zweite Erfahrung: Es kam darauf an, nicht nur
    einzelne Maßnahmen und Instrumente, sondern auch
    neue Fähigkeiten systematisch zu entwickeln. Dies ist
    der Ansatz des Aktionsplans. Es kommt darauf an, die
    ganze Politik der Bundesregierung an dieser Quer-
    schnittsaufgabe auszurichten.

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    (C (D Das Echo vor zwei Jahren auf den Aktionsplan war eutlich gespalten. In der Fachwelt sah man ihn sehr poitiv und war zustimmend, in der Öffentlichkeit lag die eaktion praktisch bei null. Das muss man so deutlich agen. Es wurde schon darauf hingewiesen, dass der Ansatz er zivilen Krisenprävention und Friedenskonsolidieung aktueller denn je ist. Wir erinnern uns an die zunehende Ernüchterung in den letzten Wochen und Mona en, die alle angesichts der Auslandseinsätze packt. Wir ehen immer deutlicher die Grenzen dieser Auslandseinätze und merken, dass es von ganz entscheidender Beeutung ist, dass die zivile Konfliktbearbeitung und riedenskonsolidierung mit einer ganz anderen Intensität orangetrieben werden. Es reicht nicht aus, wenn wir als Parlament diesen Beicht jetzt nur wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Das ennen wir bereits aus dem militärischen Bereich, Herr taatssekretär Schmidt, wenn zu Recht ein „wohlwollenes Desinteresse“ an der Bundeswehr beklagt wird. Das ollen wir nicht. Es kommt darauf an, dass die Bundes egierung mit diesem Bericht konstruktive Kritik und or allem Rückenstärkung bekommt. Hier möchte ich zunächst einmal bestimmte Punkte nsprechen, bei denen ich politischen Klärungsbedarf ehe; es gibt noch andere, aber diese sind mir besonders ichtig. Erstens dominiert im Überprüfungsbericht der roße Bereich der so genannten Konfliktnachsorge. Wir üssen aufpassen, dass wir die Primärprävention, die m einiges schwieriger ist, darüber nicht vernachlässien. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Zweitens ist das zivil-militärische Verhältnis, die
    ivil-militärische Zusammenarbeit zu klären. Sie wird
    m Überprüfungsbericht sehr stark aus der Perspektive
    es Militärischen geschildert. Hier ist es wichtig, auch
    ie Perspektive der anderen einzubeziehen. Da muss
    eutlich nachgearbeitet werden.

    Schließlich nenne ich das Nebeneinander der ver-
    chiedenen Grundlagendokumente der Bundesregierung
    n diesem Bereich: Aktionsplan und Weißbuch. Staats-
    inister Erler, Sie haben das angesprochen. Ich habe
    im Gegensatz zu Ihrer offiziellen Einschätzung – den
    indruck, dass beide Dokumente sehr unverbunden ne-
    eneinander stehen. Im letzten Anlauf sind sozusagen
    och einzelne Andockstellen eingebaut worden, aber
    nsgesamt ist das noch kein Ausdruck integrierter
    ußen- und Sicherheitspolitik, die wir uns inzwischen

    uf die Fahnen geschrieben haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hellmut Königshaus [FDP]: Das ist wahr!)


    Wo gibt es Verstärkungsbedarf? Erstens braucht der
    essortkreis mehr Steuerungskompetenz. Das ist von
    anz entscheidender Bedeutung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


    7464 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Dezember 2006


    (A) )



    (B) )


    Winfried Nachtwei
    Da kann, glaube ich, helfen, dass der Ressortkreis einen
    Ressourcenpool mit „neuem“ Geld zugeordnet be-
    kommt, wodurch ressortübergreifende Maßnahmen
    gefördert werden.

    Zweitens brauchen wir – das kennen wir im militäri-
    schen Bereich seit Jahren; das ist dort eine Selbstver-
    ständlichkeit – zivile Planziele. Mit wie vielen Friedens-
    fachkräften muss die Bundesrepublik für eine effektive
    Krisenbewältigung im Rahmen von Friedensmissionen
    beitragen? Ich nenne das Stichwort Sicherheitssektor-
    reform. Wir müssen uns – auch bezüglich der Polizei –
    auf Zahlen einigen, die wir anstreben wollen. Wir müs-
    sen auch zu einer schnellen Verfügbarkeit dieser Kräfte
    kommen. Das ist im Personalgesetz angesprochen. Da
    müssen wir schnell zu Potte kommen.

    Von ganz entscheidender Bedeutung ist – der Redner
    der FDP hat es angesprochen –, dass wir eine deutliche
    Aufstockung der entsprechenden Haushaltstitel brau-
    chen.


    (Beifall des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])


    Hier bekommen wir für wenig Geld viel Extrakt.

    Als Letztes komme ich zum Schlüsselprojekt. Bisher
    gibt es eine schlimme Unsichtbarkeit dieses Politikansat-
    zes. Bei Google zum Beispiel gibt es zum Aktionsplan
    – er ist inzwischen seit zwei Jahren auf dem Markt – un-
    gefähr 28 700 Treffer, das Weißbuch – es ist seit zwei
    Monaten auf dem Markt – erzielt dort über 125 000 Tref-
    fer. Dies ist ein riesiger Unterschied. Daran muss gear-
    beitet werden.