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    Plenarprotokoll 16/55 – zu dem Antrag der Abgeordneten Ina Lenke, Miriam Gruß, Cornelia Pieper, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Flexible Konzepte für die Familie – Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung zukunftsfähig machen – zu dem Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Karin Binder, Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Elterngeld sozial gestalten (Drucksachen 16/1168, 16/1877, 16/2785) c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Siebter Familienbericht Familie zwischen Flexibilität und Ver- Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Kucharczyk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 30: 5353 C 5367 A 5367 C 5368 B 5368 D 5370 C 5371 C 5372 D 5373 A 5373 D Deutscher B Stenografisch 55. Sitz Berlin, Freitag, den 29 I n h a l Tagesordnungspunkt 29: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung des Eltern- geldes (Drucksachen 16/1889, 16/2785, 16/2788) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Einführung des Elterngeldes (Drucksachen 16/2454, 16/2785, 16/2788) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend D I C J K I 5353 A 5353 B lässlichkeit – Perspektiven für eine lebenslaufbezogene Familienpolitik und undestag er Bericht ung . September 2006 t : Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksache 16/1360) . . . . . . . . . . . . . . . r. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . na Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . aren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . örn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . rista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ngrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5353 D 5354 A 5355 D 5356 D 5357 B 5358 B 5358 C 5359 C 5361 A 5363 D 5365 C Antrag der Abgeordneten Klaus Riegert, Annette Widmann-Mauz, Peter Albach, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 29. September 2006 CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dagmar Freitag, Dr. Peter Danckert, Martin Gerster, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Sport und Bewegung in Deutschland umfassend fördern – Bewusstsein für gesunde Lebensweise stärken (Drucksache 16/1648) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hermann-Josef Scharf (CDU/CSU) . . . . . . . . Reinhold Hemker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: Antrag der Abgeordneten Dr. Lothar Bisky, Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Verzicht auf Mehrwertsteuererhöhung (Drucksache 16/2507) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Otto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Lydia Westrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Uwe Küster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Michael Meister, Otto Bernhardt, Eduard Oswald, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Reinhard Schultz (Everswinkel), Bernd Scheelen, Ingrid Arndt- Brauer, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD: Deutscher Finanzdienstleis- tungsmarkt im Wandel – Bezeichnungs- schutz für Sparkassen erhalten (Drucksache 16/2748) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Z A D A N F B ( i Z A D g S R f ( R F L D K T a b c 5376 A 5376 B 5378 A 5379 B 5380 A 5380 D 5381 D 5382 D 5384 A 5385 C 5385 C 5386 D 5387 D 5389 A 5389 C 5391 C 5392 B 5392 C 5392 C 5393 A usatztagesordnungspunkt 10: ntrag der Abgeordneten Kerstin Andreae, r. Thea Dückert, Britta Haßelmann, weiterer bgeordneter und der Fraktion des BÜND- ISSES 90/DIE GRÜNEN: Deutscher inanzdienstleistungsmarkt im Wandel – ezeichnungsschutz für Sparkassen erhalten Drucksache 16/2752) . . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 11: ntrag der Abgeordneten Dr. Axel Troost, r. Barbara Höll, Roland Claus, weiterer Ab- eordneter und der Fraktion der LINKEN: parkassen-Namensschutz sichern – EU- echt wahren – Parlamentarische Ein- lussnahme sicherstellen Drucksache 16/2745) . . . . . . . . . . . . . . . . . . einhard Schultz (Everswinkel) (SPD) . . . . . rank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . eo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . erstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 32: ) Antrag der Abgeordneten Winfried Hermann, Peter Hettlich, Dr. Anton Hofreiter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Treibhausgasemissionen bei Dienstreisen ausgleichen – Vorbildfunk- tion der öffentlichen Hand erfüllen (Drucksache 16/1066) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Hellmut Königshaus, Dr. Karl Addicks, Ernst Burgbacher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Keine Flugticket- abgabe – Mit solider Finanzpolitik mehr Haushaltsmittel erwirtschaften (Drucksache 16/2660) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung – zu dem Antrag der Abgeordneten Heike Hänsel, Hüseyin-Kenan Aydin, Monika Knoche, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der LINKEN: Flugticketabgabe jetzt – Entwick- lungsfinanzierung auf breitere Grundlagen stellen 5393 B 5393 B 5393 C 5395 B 5396 B 5398 A 5398 D 5399 D 5400 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 29. September 2006 III – zu dem Antrag der Abgeordneten Thilo Hoppe, Kerstin Andreae, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Umsetzung des EU-Stufenplans zur Entwick- lungsfinanzierung (0,7-Prozent-Ziel) durch Flugticketsteuer unterstützen (Drucksachen 16/1203, 16/1404, 16/2783) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: 70. Jahrestag der Gründung der Interna- tionalen Brigaden in Spanien – Würdigung des Kampfes deutscher Freiwilliger an der Seite der Spanischen Republik für ein anti- faschistisches und demokratisches Europa (Drucksache 16/2679) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) (Erklärung nach § 30 GO) . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) (Erklärung nach § 30 GO) . . . . . . . . . . . . . 5400 A 5400 B 5401 B 5403 A 5404 B 5406 B 5411 D 5411 D 5412 D 5414 A 5415 A 5415 C 5415 D 5416 A Tagesordnungspunkt 33: Antrag der Abgeordneten Florian Toncar, Burkhardt Müller-Sönksen, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Rechtsstaatskonforme Be- handlung von Verhafteten nach der Über- gabe durch deutsche Stellen im Ausland sicherstellen (Drucksache 16/2096) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Burkhardt Müller-Sönksen (FDP) . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Johannes Jung (Karlsruhe) (SPD) . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Gehrcke, Monika Knoche, Dr. Norman Paech, weiterer J N A L A Z A v d ( U A A 5407 B 5407 C 5408 D 5409 D 5410 D ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntrags: Rechtsstaatskonforme Behandlung on Verhafteten nach der Übergabe durch eutsche Stellen im Ausland sicherstellen Tagesordnungspunkt 33) te Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5416 B 5416 D 5417 A 5417 D 5419 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 29. September 2006 5353 (A) ) (B) ) 55. Sitz Berlin, Freitag, den 29 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 29. September 2006 5417 (A) ) (B) ) vielen Teilen der Welt im Einsatz. So hat der DeutscheNešković, Wolfgang DIE LINKE 29.09.2006 cherstellen (Tagesordnungspunkt 33) Ute Granold (CDU/CSU): Die Bundeswehr ist mitt- lerweile in einer ganzen Reihe von Friedensmissionen in Meckel, Markus SPD 29.09.2006** Müller (Gera), Bernward CDU/CSU 29.09.2006 Anlage 1 Liste der entschuldigt * * A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Addicks, Karl FDP 29.09.2006 Annen, Niels SPD 29.09.2006 Bär, Dorothee CDU/CSU 29.09.2006 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.09.2006 Bellmann, Veronika CDU/CSU 29.09.2006 Benneter, Klaus Uwe SPD 29.09.2006 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 29.09.2006 Deittert, Hubert CDU/CSU 29.09.2006* Faße, Annette SPD 29.09.2006 Freitag, Dagmar SPD 29.09.2006 Gabriel, Sigmar SPD 29.09.2006 Dr. Geisen, Edmund Peter FDP 29.09.2006 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 29.09.2006 Groneberg, Gabriele SPD 29.09.2006 Haustein, Heinz-Peter FDP 29.09.2006 Heinen, Ursula CDU/CSU 29.09.2006 Herrmann, Jürgen CDU/CSU 29.09.2006* Heynemann, Bernd CDU/CSU 29.09.2006* Hilsberg, Stephan SPD 29.09.2006 Ibrügger, Lothar SPD 29.09.2006 Jelpke, Ulla DIE LINKE 29.09.2006 Dr. Jung, Franz Josef CDU/CSU 29.09.2006 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl CDU/CSU 29.09.2006** P D P P D S S D S D S T D W D W Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO nlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Rechtsstaatskon- forme Behandlung von Verhafteten nach der Übergabe durch deutsche Stellen im Ausland si- au, Petra DIE LINKE 29.09.2006 r. Pfeiffer, Joachim CDU/CSU 29.09.2006 flug, Johannes SPD 29.09.2006 olenz, Ruprecht CDU/CSU 29.09.2006 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 29.09.2006 chindler, Norbert CDU/CSU 29.09.2006* chummer, Uwe CDU/CSU 29.09.2006 r. Schwall-Düren, Angelica SPD 29.09.2006 eehofer, Horst CDU/CSU 29.09.2006 r. Solms, Hermann Otto FDP 29.09.2006 teinbach, Erika CDU/CSU 29.09.2006 oncar, Florian FDP 29.09.2006 r. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 29.09.2006 eißgerber, Gunter SPD 29.09.2006 r. Wiefelspütz, Dieter SPD 29.09.2006 issmann, Matthias CDU/CSU 29.09.2006 apf, Uta SPD 29.09.2006 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 5418 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 29. September 2006 (A) ) (B) ) Bundestag zum Beispiel gestern die Fortsetzung der Be- teiligung deutscher Streitkräfte an den Friedensmissio- nen der Vereinten Nationen im Sudan (UNMIS) und in Afghanistan beschlossen. Der Antrag der FDP-Fraktion, den wir hier heute be- raten, zielt auf die Frage ab, wie die Einhaltung der men- schenrechtlichen Standards bei der Kooperation zwi- schen Angehörigen der Bundeswehr und nationalen Sicherheitsorganen in zu befriedenden Staaten im Rah- men des Nation Buildings sichergestellt werden kann. Daraus schließe ich, dass sie daran zweifeln, dass dies in den Regionen, in denen sich deutsche Sicherheitskräfte zurzeit engagieren, sichergestellt ist. Lassen Sie mich am Beispiel Afghanistans zeigen, dass die Bundesregierung diesem Thema sehr wohl eine sehr hohe Priorität zumisst. Deutsche Einsatzkräfte be- wegen sich überall, also auch in Afghanistan, immer auf dem Boden unserer Verfassung. Bereits damit vermitteln sie – wie Sie dies auch fordern – menschenrechtliche Standards. Der Aufbau örtlicher Sicherheitsbehörden in den Ein- satzgebieten der Bundeswehr liegt – soweit dieser Auf- trag Teil des internationalen Engagements ist – im Zuständigkeitsbereich ziviler internationaler Organisa- tionen und ziviler nationaler Behörden. Die Bundeswehr ist nicht unmittelbar an solchen zivilen Aufbauarbeiten beteiligt. In Afghanistan hat anlässlich der Petersberger Konfe- renz Ende 2001 Deutschland die Führungsrolle beim Wiederaufbau der afghanischen Polizei übernommen. Die Koordinierung der Maßnahmen erfolgt in gemeinsa- mer Federführung durch das Bundesministerium des In- nern und das Auswärtige Amt. Im Mittelpunkt unseres Engagements standen und stehen der Aufbau und die Ausstattung zentraler Einrichtungen von Innenministe- rium und Polizei sowie der Aufbau und die Ausbildung eines qualifizierten, professionellen, ethnisch ausgewo- genen Polizeiwesens, das der Demokratie und den Men- schenrechten verpflichtet ist. Soweit Bundeswehrkräfte in die Ausbildung der af- ghanischen militärischen Sicherheitskräfte eingebunden sind, richten sich die Ausbildungsinhalte nach anwend- baren internationalen menschenrechtlichen Standards und dem Leitbild der inneren Führung. Die Kräfte, die im Rahmen des ISAF-Mandates zur Sicherheitsunterstützung für die im Aufbau befindlichen Staatsorgane Afghanistans in Umsetzung der UN-Reso- lutionen 1386, 1510 und 1623 eingesetzt werden, haben den Auftrag, bei der Aufrechterhaltung der Sicherheit so zu unterstützen, dass sowohl die afghanischen Staatsor- gane als auch Personal der Vereinten Nationen oder an- deres internationales Zivilpersonal in einem sicheren Umfeld arbeiten können. Die Verantwortung für die öf- fentliche Sicherheit und Ordnung ist aber ausdrücklich den Afghanen selbst vorbehalten und nicht Teil der Mandatsrechte von ISAF. Damit steht ISAF also kein ei- genes Festnahmerecht zu. Die Einsatzregeln für die deutsche Soldatinnen und Soldaten, die sich im Falle von NATO-Operationen wie zum Beispiel in Afghanistan aus den vom NATO-Rat g i F D d h n e l d s d d s m s g d Ü B c g R f W d D g r i d d d ü f t s n I l e I d s z w f d b ü h (C (D ebilligten Operationsplänen ableiten, sehen allerdings n der Tat auch eine Möglichkeit zur vorübergehenden estsetzung von Personen für maximal 96 Stunden vor. avon wird in der Regel Gebrauch gemacht, wenn von iesen Personen eine unmittelbare Gefahr für die Sicher- eit der Soldatinnen und Soldaten oder die Erfüllung ei- es Auftrages ausgeht. Die Festgenommenen werden ntweder unmittelbar nach Beendigung der Gefahren- age oder spätestens nach Ablauf der Frist an die zustän- igen afghanischen Behörden übergeben. Die Einsätze deutscher Streitkräfte richten sich bei die- en vorübergehenden Festsetzungen von Personen nach en Vorgaben der einschlägigen Bundestagsmandate und en völkerrechtlichen Grundlagen für den Einsatz. Men- chenrechtliche Standards und die anwendbaren Bestim- ungen des humanitären Völkerrechts werden dabei elbstverständlich stets beachtet. Einzelne NATO-Staaten haben nun, wie im vorlie- enden FDP-Antrag auch für Deutschland gefordert, mit er afghanischen Seite bilaterale Vereinbarungen zur bergabe festgehaltener Personen an die afghanischen ehörden geschlossen. Im Rahmen der NATO wird derzeit an einer entspre- henden Vereinbarung zwischen der NATO und der af- hanischen Regierung gearbeitet, die einen einheitlichen ahmen schaffen soll für die Übergabe von durch ISAF estgehaltene Personen an afghanische Behörden unter ahrung der internationalen Rechtsstandards, insbeson- ere des humanitären Völkerrechts. Eine gesonderte bilaterale Vereinbarung zwischen eutschland und Afghanistan ist vor diesem Hinter- rund also nicht notwendig, da bereits an einer multilate- alen Lösung gearbeitet wird. In die NATO-Vereinbarung mit Afghanistan sollen nsbesondere folgende Regelungen aufgenommen wer- en: festgehaltene und übergebene Personen sind nach en menschenrechtlichen Standards und den Maßgaben es humanitären Völkerrechts zu behandeln. An den bergebenen Personen werden keine körperlichen Stra- en (einschließlich der Todesstrafe) vollstreckt. Der Transfer einer von einer ISAF-Truppenstellerna- ion an Afghanistan übergebenen Person an Dritte – ein- chließlich anderer ISAF-Truppenstellernationen – ist ur mit ausdrücklicher Zustimmung der übergebenden SAF-Truppenstellernation möglich. ISAF-Truppenstel- ernationen können sich bei der Übergabe von Personen rgänzende Zusicherungen geben lassen. Generell scheint mir der Weg, die mandatsführende nstitution, also zum Beispiel die NATO oder die EU, ie entsprechenden Rahmenvereinbarungen mit den taatlichen Institutionen der befriedeten Staaten treffen u lassen, am praktikabelsten. Auf diese Art und Weise ird die Einhaltung der Menschenrechte konsequenter ür alle truppenstellenden Nationen sichergestellt als urch ein unübersichtliches Geflecht bilateraler Verein- arungen. Die generelle Frage, ob in jedem Einzelfall einer vor- bergehenden Festsetzung einer Person deutsche Ho- eitsgewalt ausgeübt wird – etwa bei einer Handlung ei- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 29. September 2006 5419 (A) ) (B) ) nes deutschen Offiziers oder eines Polizisten bei KFOR oder UNMIK –, ist darüber hinaus rechtlich umstritten und gegenwärtig im Rahmen einer Individualbe- schwerde vor dem Europäischen Gerichtshof für Men- schenrechte in Straßburg anhängig. Auch die Frage des jeweils anwendbaren Rechts – Grundgesetz, Menschen- rechte, humanitäres Völkerrecht – kann wohl nicht ein- heitlich beantwortet werden, sondern jeweils nur von Fall zu Fall. Der zivile deutsche Rechtshilfeverkehr mit dem Aus- land findet auf der Grundlage von Vereinbarungen statt, bzw. ist im Gesetz über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen (IRG) geregelt. Das IRG verpflichtet deut- sche Behörden, bei der Erfüllung von Ersuchen anderer Staaten bestimmte nationale rechtliche Standards einzu- halten. So ist die Auslieferung einer Person wegen einer Straftat, die nach dem Recht des ersuchenden Staates mit der Todesstrafe bedroht ist, nur dann zulässig, wenn der ersuchende Staat zusichert, dass die Todesstrafe nicht verhängt oder nicht vollstreckt wird. Auslieferung ist eine Leistung im Rahmen der internationalen Rechts- hilfe. Internationale Rechtshilfe setzt begrifflich das Aufeinandertreffen von Hoheitsrechten mehrerer Staaten voraus. Eine Auslieferung im Sinne des IRG liegt nur dann vor, wenn zuvor eine förmliche Festnahme im Hin- blick auf ein Ermittlungsverfahren erfolgte. Doch zurück zu den Friedensmissionen der Bundes- wehr: Speziell für die Auslandseinsätze unserer Streit- kräfte hat die Bundesregierung gegenüber dem Men- schenrechtsausschuss der Vereinten Nationen am 5. Januar 2005, bezogen auf den Zivilpakt von 1966, das heißt den Internationalen Pakt über bürgerliche und poli- tische Rechte, erklärt: Deutschland gewährleistet gemäß Artikel 2 Absatz 1 die Paktrechte allen in seinem Gebiet befindlichen und seiner Herrschaftsgewalt unterstehenden Perso- nen. Deutschland sichert bei Einsätzen seiner Poli- zei oder Streitkräfte im Ausland, insbesondere im Rahmen von Friedensmissionen, allen Personen, soweit sie seiner Herrschaftsgewalt unterstehen, die Gewährung der im Pakt anerkannten Rechte zu. Die internationalen Aufgaben und Verpflichtungen Deutschlands, insbesondere zur Erfüllung der Ver- pflichtungen aus der Charta der Vereinten Natio- nen, bleiben unberührt. Bei der Ausbildung seiner Sicherheitskräfte im internationalen Einsatz sieht Deutschland eine speziell auf diese ausgerichtete Belehrung über die im Pakt verankerten Rechte vor. Wie Sie meinen Ausführungen entnehmen können, misst die Bundesregierung der Einhaltung der Men- schenrechte in ihrem Engagement zur Stabilisierung von zerfallenen oder von Bürgerkriegen verwüsteten Staaten wie Afghanistan eine der ethisch-moralischen Dimen- sion des Themas entsprechende hohe Bedeutung zu. Un- ser Land kann nur dann mit der Gewissheit glaubhaft und selbstbewusst auftreten und international die Auf- klärung von Menschenrechtsverletzungen einfordern, wenn die Bundesrepublik mit eigenen Handlungen kei- nen Beitrag zu Menschenrechtsverletzungen leistet. Und das ist zu jeder Zeit gewährleistet. A S d f r t z – g e m E c T d u n s e b v r m d V d a a b c (C (D nlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit chreiben vom 29. September 2006 mitgeteilt, dass sie en Antrag Mehr Effizienz und mehr Transparenz ür mehr Nahverkehr bei konstanten Regionalisie- ungsmitteln auf Drucksache 16/951 zurückzieht. Der Bundesrat hat in seiner 825. Sitzung am 22. Sep- ember 2006 beschlossen, dem nachstehenden Gesetz uzustimmen: Gesetz zur Neuregelung des Rechts der Verbrau- cherinformation. Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschließung efasst: Der Bundesrat begrüßt es, dass der Bundestag nach rfolglosen Anläufen in den Jahren 2001 und 2004 nun- ehr ein Gesetz verabschiedet hat, das nach derzeitigem rkenntnisstand den berechtigten Anliegen der Verbrau- herinnen und Verbrauchern an einer Verbesserung der ransparenz bei Lebensmitteln und Bedarfsgegenstän- en ebenso gerecht wird wie den Belangen des Handels nd der Wirtschaft und hier vor allem den Belangen klei- er und mittelständischer Unternehmen sowie landwirt- chaftlicher Erzeuger. Der Bundesrat begrüßt die Absicht, das Gesetz zu valuieren und bittet die Bundesregierung, die Länder ei der Evaluierung einzubeziehen und im Rahmen ihrer erbraucherpolitischen Berichterstattung über die Erfah- ungen mit dem Verbraucherinformationsgesetz regel- äßig zu berichten, Vorschläge zur Weiterentwicklung er Informationsansprüche zu erarbeiten und das weitere orgehen eng mit den Ländern abzustimmen. Gegenstand der Evaluation, der Berichterstattung und er Vorschläge zur Weiterentwicklung der Informations- nsprüche sollen insbesondere folgende Punkte sein: ) die stärkere Einbeziehung der Unternehmen in die verbraucherpolitische Verantwortung unter Wahrung der Belange kleiner und mittlerer Betriebe sowie landwirtschaftlicher Erzeuger. Dies sollte mit dem Ziel erfolgen, die Transparenz bezüglich Produk- tionsverhältnissen, Herkunft, Kennzeichnung, Rück- verfolgbarkeit und Eigenkontrollen zu verbessern; ) die Ausweitung der Auskunftsansprüche über das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermit- telrecht hinaus auf andere verbraucherrelevante Sachbereiche wie zum Beispiel den technischen Ver- braucherschutz, den Schutz der wirtschaftlichen Be- lange der Verbraucherinnen und Verbraucher ein- schließlich des Eichwesens sowie die Regulierungs- und Überwachungstätigkeit in den Bereichen Ener- gieversorgung, Schienenverkehr und Telekommuni- kation; ) die Nutzung der vorhandenen rechtlichen Möglich- keiten zur aktiven Information der Behörden durch möglichst aktuelle und benutzerfreundliche Veröf- fentlichung der einzelnen Überwachungsergebnisse (A) ) (B) ) in öffentlich zugänglichen Informationsquellen, zum Beispiel im Internet; d) die Auswirkungen der Regelungen zum Schutz der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse sowie sonstiger wettbewerbsrelevanter Informationen von Unterneh- men auf die Veröffentlichung bzw. Herausgabe von Verbraucherinformationen. Die Schaffung eines Ne- gativkatalogs derjenigen Informationen, die keines- falls als Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse oder sonstige wettbewerbsrelevante Informationen schüt- zenswert sind, ist in diesem Zusammenhang zu prü- fen; e) die Verzahnung mit den allgemeinen Regelungen zur Informationsfreiheit sowie über den Zugang zu Um- weltinformationen. Der Bundesrat hat in seiner 825. Sitzung am 22. Sep- tember 2006 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Umsetzung der neu gefassten Banken- richtlinie und der neu gefassten Kapitaladä- quanzrichtlinie – Zweites Gesetz über die Bereinigung von Bundes- recht im Zuständigkeitsbereich des Bundesminis- teriums des Innern – Gesetz zur Stärkung der Rückgewinnungshilfe und der Vermögensabschöpfung bei Straftaten – Fünftes Gesetz zur Änderung des Urheberrechts- gesetzes – Gesetz zu dem Abkommen vom 28. Juni 2004 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Singapur zur Vermeidung der Doppel- besteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen – Gesetz zu dem Abkommen vom 8. Juni 2005 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutsch- land und dem Schweizerischen Bundesrat, han- delnd im Namen des Kantons Schaffhausen, über die Erhaltung einer Straßenbrücke über die Wutach zwischen Stühlingen (Baden-Württem- berg) und Oberwiesen (Schaffhausen) – Gesetz zu dem Abkommen vom 8. Juni 2005 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutsch- land und dem Schweizerischen Bundesrat, han- delnd im Namen des Kantons Aargau, über Bau und Erhaltung einer Rheinbrücke zwischen Lau- fenburg (Baden-Württemberg) und Laufenburg (Aargau). Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses hat mitge- teilt, dass gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsord- nung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen abgesehen wird: m V P t (C (D – Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorläufige Haushalts- und Wirtschaftsführung 2006 Verpflichtungsermächtigungen bei Kapitel 08 14 Titel 518 01 gemäß § 38 Abs. 1 Satz 2 BHO – Übernahme einer zehnjährigen Mietgarantie für ein Wohnbauprojekt der amerikanischen Streitkräfte im Bereich Grafenwöhr – – Drucksachen 16/1929, 16/2086 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch den Präsidenten des Bundesrech- nungshofes Bericht nach § 99 BHO über die Modernisierung des staatlichen Haushalts- und Rechnungswesens – Drucksachen 16/2400, 16/2548 Nr. 1.8 –. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 16/1475 Nr. 1.6 Drucksache 16/1748 Nr. 2.21 Drucksache 16/1748 Nr. 2.23 Drucksache 16/1942 Nr. 1.7 Drucksache 16/1942 Nr. 1.12 Drucksache 16/1942 Nr. 2.46 Innenausschuss Drucksache 16/993 Nr. 2.1 Drucksache 16/993 Nr. 2.6 Drucksache 16/1475 Nr. 2.29 Drucksache 16/1748 Nr. 2.16 Drucksache 16/1748 Nr. 2.25 Drucksache 16/1748 Nr. 2.28 Drucksache 16/1942 Nr. 2.5 Drucksache 16/1942 Nr. 2.19 Drucksache 16/1942 Nr. 2.50 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/1942 Nr. 1.10 Drucksache 16/1942 Nr. 1.13 Drucksache 16/1942 Nr. 2.8 Drucksache 16/1942 Nr. 2.42 Drucksache 16/1942 Nr. 2.44 Drucksache 16/1942 Nr. 2.48 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 16/1748 Nr. 2.11 Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Drucksache 16/150 Nr. 1.6 Drucksache 16/1748 Nr. 1.7 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/150 Nr. 2.238 Drucksache 16/150 Nr. 2.274 Drucksache 16/820 Nr. 1.71 5420 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 29. September 2006 91, 1 0, T 55. Sitzung Berlin, Freitag, den 29. September 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Axel Troost


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Lassen Sie mich mit einer ganz einfachen Frage anfan-
    gen: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Spar-
    kassen und der Deutschen Bank? Sparkassen leisten,
    bei aller Kritik im Einzelnen, eine Grundversorgung
    auch in strukturschwachen Gebieten. Sparkassen können
    ein wichtiges Instrument kommunaler Wirtschaftspolitik
    sein. Sparkassen haben keine Renditeziele in Höhe von
    25 Prozent. Sparkassen sind öffentlich-rechtlich und
    müssen nicht Gewinne maximieren wie die Privatban-
    ken. Weil das so ist – das sage ich ganz klar –, sollen
    Bürgerinnen und Bürger auch am Namen erkennen kön-
    nen, welches Institut eine Sparkasse und welches Institut
    eine Privatbank ist.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das ist klar und transparent. Das sichert das erfolgreiche
    Dreisäulensystem der deutschen Kreditwirtschaft.

    Leider ist diese Klarheit in Gefahr. Die EU-Kommis-
    sion und der Bundesverband deutscher Banken behaup-
    ten: Der Namensschutz für Sparkassen ist mit Europa-
    recht nicht vereinbar. Was setzt das Finanzministerium
    dem entgegen? Nichts. In den Verhandlungen mit Brüs-
    sel fährt es seit Monaten einen völlig undurchsichtigen
    Zickzackkurs. Es hat keine Strategie, die man nachvoll-
    ziehen könnte. Diesen Zickzackkurs sollte das Parlament
    nicht länger hinnehmen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU
    und der SPD, ich habe mich über Ihren Antrag wirklich
    sehr gefreut. Seien wir doch ehrlich: Ihr Antrag, der fünf
    Tage vor Ablauf der Frist für Verhandlungen mit Brüssel
    vorgelegt wurde, ist eine Ohrfeige für das Finanzminis-
    terium. In letzter Sekunde haben Sie wirklich ordentli-
    che Arbeit geleistet.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Weil das so ist, kann ich für die Fraktion Die Linke
    sagen: Wir ziehen unseren Antrag zurück, weil wir er-
    reicht haben, was wir erreichen wollten. Wir haben er-
    reicht, dass wir heute über die Sparkassen debattieren.
    Vor allen Dingen haben wir erreicht, dass das Parlament
    zum Zickzackkurs von Herrn Steinbrück laut und deut-
    lich Nein sagt.


    (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der SPD: Das war jetzt aber unnötig!)


    Oppositionsarbeit ist insbesondere für die Linke ein
    hartes Geschäft. In der letzten Zeit haben wir immer und
    immer wieder gesagt: Es kann doch nicht sein, dass das
    Parlament dem tatenlos zuschaut.


    (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das tun wir ja auch nicht!)


    In der letzten Woche haben wir im Finanzausschuss eine
    Selbstbefassung zu diesem Thema für diese Woche ver-
    abredet. Als deutlich wurde, dass Sie eher nicht handeln
    würden, haben wir unseren Antrag geschrieben. Wir ha-
    ben ihn bewusst weich formuliert, damit die Kolleginnen

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    (C (D nd Kollegen von CDU/CSU und SPD ihm gar nicht ätten widersprechen können. Oppositionsarbeit ist zwar ein hartes Geschäft; heute ehen wir aber: Die Bewegung hat sich gelohnt. Wir sind n der Sache ein ganzes Stück weitergekommen. In letzer Sekunde kam die Debatte über den Namensstreit och auf die Tagesordnung. In letzter Sekunde legen Sie inen Antrag vor, der dieselbe Stoßrichtung wie unserer at. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Gemeinwohlorientierung ist etwas anderes als Verstaatlichung!)


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das steht in unserem Antrag doch überhaupt nicht
    rin. – In letzter Sekunde zeigen Sie dem Finanzministe-
    ium – das hat Herr Schäffler durchaus richtig erkannt –
    ie rote Karte. Das ist kein Zufall, das hängt vielmehr
    it unserer Hartnäckigkeit zusammen.

    Klar ist aber auch, dass das nicht allein unser Erfolg
    st. In allen großen Parteien rumort es. Es gibt dort etli-
    he Stimmen, die sagen: Das Finanzministerium muss
    iesbezüglich endlich an die kurze Leine genommen
    erden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Der Erfolg von heute ist also ein Erfolg einer großen
    oalition. Damit meine ich nicht Schwarz-Rot, sondern
    ie unausgesprochene große Koalition, die aus Mitglie-
    ern verschiedener Parteien besteht, die für Sparkassen
    treiten. In dieser großen Koalition hat jeder an seinem
    latz im Sinne der Sache gekämpft. Jetzt sehen wir den
    rfolg. Ich hoffe, es wird nicht der letzte sein.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort Kollegin Kerstin Andreae, Frak-

ion des Bündnisses 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kerstin Andreae


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

    erren! Das Dreisäulensystem hat sich bewährt. Viele
    edner haben bereits darauf hingewiesen, dass das Ne-
    eneinander von Sparkassen, Genossenschaftsbanken
    nd privaten Kreditinstituten für einen erfolgreichen
    ettbewerb sorgt. Davon profitieren die deutsche Wirt-

    chaft und die Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen.
    parkassen leisten mit ihrer flächendeckenden Präsenz,
    it ihrer kommunalen Bindung und mit ihrer gemein-
    ohlorientierten Ausrichtung einen unverzichtbaren
    eitrag zum deutschen Finanzmarkt. Ihre erfolgreiche
    ittelstandsfinanzierung ist von großem Wert für den
    irtschaftsstandort Deutschland.

    Deshalb unterstützen wir die Bundesregierung in ih-
    em Bemühen, den Bezeichnungsschutz für Sparkassen
    emäß § 40 des Kreditwesengesetzes zu erhalten. Wo
    parkasse draufsteht, muss auch Sparkasse drin sein.

    Wir fordern die Bundesregierung daher auf, im lau-
    enden Vertragsverletzungsverfahren dafür Sorge zu tra-






    (A) )



    (B) )


    Kerstin Andreae
    gen, dass der wesentliche Inhalt des § 40 erhalten bleibt.
    Das heißt, Finanzdienstleistungsinstitute, die den Namen
    und das Logo „Sparkasse“ führen, müssen die Pflicht zur
    Gemeinwohlorientierung und das Regionalprinzip erfül-
    len. So weit, so gut.


    (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Sehr schön!)


    Wie stärkt man nun die Verhandlungsposition des
    Finanzministers in Brüssel? Sie haben es gesagt: indem
    man ihm den Rücken stärkt – das sagten Sie, Herr
    Schultz – und indem man mit einer Stimme spricht – das
    sagten Sie, Herr Dautzenberg. Deswegen gab es sehr
    früh die Überlegung und die gemeinsame Absprache:
    Lasst uns bei diesem wichtigen Thema das Parteienge-
    zänk aus der Debatte heraushalten und einen gemeinsa-
    men Antrag stellen, um die Verhandlungsposition in
    Brüssel zu stärken. Das wäre die richtige Strategie gewe-
    sen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Nun haben wir gesagt: Ja, weil das die richtige Strate-
    gie ist und die Verhandlungsposition dadurch gestärkt
    wird, stellen wir mit Ihnen einen gemeinsamen Antrag.


    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn es auch schwer fällt!)


    Es hat sehr lange gedauert, bis ein Antrag aus den Rei-
    hen der großen Koalition kam, weil man überlegt hat, ob
    der Termin – bis jetzt 4. Oktober – vielleicht noch ein
    bisschen weiter nach hinten geschoben wird.


    (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Der Zeitpunkt, wann man so etwas macht, ist auch entscheidend!)


    – Der Zeitpunkt war entscheidend. Es hat eine Weile ge-
    dauert. Insofern sage ich ganz klar: Die Initiative der
    Linkspartei war richtig, um Schwung in die Sache zu
    bringen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dann haben Sie Anfang der Woche Ihren Antrag ein-
    gereicht. Wir haben Ihnen signalisiert: Ja, wir machen
    mit, weil wir Sachpolitik machen.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Was passiert? Die Union signalisiert: Wenn die FDP
    nicht mitmacht, können die Grünen nicht mitmachen.
    Den Zusammenhang müssen Sie mir einmal erklären. Er
    ist mir nicht klar. Dass die Haltung der FDP seit jeher ist,
    die Position der Sparkassen zu schwächen und langfris-
    tig sogar § 40 anzugehen, ist bekannt. Daher können Sie
    doch nicht ernsthaft zu uns sagen: Das eine geht nur zu-
    sammen mit dem anderen.


    (Vorsitz: Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt)


    Insofern muss ich sagen: Sie haben sich auf eine ganz
    kleinliche Parteienlösung eingelassen und sind nicht den
    gemeinsamen Weg eines fraktionsübergreifenden An-
    trags gegangen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


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    (C (D Heute haben Sie noch einmal eine Rolle rückwärts emacht. Herr Dautzenberg hat gesagt – ich zitiere Sie etzt nicht wörtlich, aber inhaltlich vermutlich richtig –, r würde sich freuen, wenn heute aus der Vielstimmigeit eine Einstimmigkeit würde. Wir haben über den eg, Ihren Antrag auch unter unserem Namen einzu ringen, versucht, diese Einstimmigkeit im Vorfeld hereizuführen. Wir freuen uns natürlich, dass Sie in dieem Fall auch unserem Antrag zustimmen werden. Wir bitten Sie eindringlich, bei derart wichtigen sacholitischen Themen Ihre kleinliche Art aufzugeben, um it einer gemeinsamen Stimme die Position in den Ver andlungen stärken zu können. Denn die Sache ist es ert. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN)