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    Plenarprotokoll 16/55 – zu dem Antrag der Abgeordneten Ina Lenke, Miriam Gruß, Cornelia Pieper, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Flexible Konzepte für die Familie – Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung zukunftsfähig machen – zu dem Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Karin Binder, Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Elterngeld sozial gestalten (Drucksachen 16/1168, 16/1877, 16/2785) c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Siebter Familienbericht Familie zwischen Flexibilität und Ver- Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Kucharczyk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 30: 5353 C 5367 A 5367 C 5368 B 5368 D 5370 C 5371 C 5372 D 5373 A 5373 D Deutscher B Stenografisch 55. Sitz Berlin, Freitag, den 29 I n h a l Tagesordnungspunkt 29: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung des Eltern- geldes (Drucksachen 16/1889, 16/2785, 16/2788) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Einführung des Elterngeldes (Drucksachen 16/2454, 16/2785, 16/2788) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend D I C J K I 5353 A 5353 B lässlichkeit – Perspektiven für eine lebenslaufbezogene Familienpolitik und undestag er Bericht ung . September 2006 t : Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksache 16/1360) . . . . . . . . . . . . . . . r. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . na Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . aren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . örn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . rista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ngrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5353 D 5354 A 5355 D 5356 D 5357 B 5358 B 5358 C 5359 C 5361 A 5363 D 5365 C Antrag der Abgeordneten Klaus Riegert, Annette Widmann-Mauz, Peter Albach, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 29. September 2006 CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dagmar Freitag, Dr. Peter Danckert, Martin Gerster, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Sport und Bewegung in Deutschland umfassend fördern – Bewusstsein für gesunde Lebensweise stärken (Drucksache 16/1648) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hermann-Josef Scharf (CDU/CSU) . . . . . . . . Reinhold Hemker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: Antrag der Abgeordneten Dr. Lothar Bisky, Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Verzicht auf Mehrwertsteuererhöhung (Drucksache 16/2507) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Otto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Lydia Westrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Uwe Küster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Michael Meister, Otto Bernhardt, Eduard Oswald, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Reinhard Schultz (Everswinkel), Bernd Scheelen, Ingrid Arndt- Brauer, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD: Deutscher Finanzdienstleis- tungsmarkt im Wandel – Bezeichnungs- schutz für Sparkassen erhalten (Drucksache 16/2748) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Z A D A N F B ( i Z A D g S R f ( R F L D K T a b c 5376 A 5376 B 5378 A 5379 B 5380 A 5380 D 5381 D 5382 D 5384 A 5385 C 5385 C 5386 D 5387 D 5389 A 5389 C 5391 C 5392 B 5392 C 5392 C 5393 A usatztagesordnungspunkt 10: ntrag der Abgeordneten Kerstin Andreae, r. Thea Dückert, Britta Haßelmann, weiterer bgeordneter und der Fraktion des BÜND- ISSES 90/DIE GRÜNEN: Deutscher inanzdienstleistungsmarkt im Wandel – ezeichnungsschutz für Sparkassen erhalten Drucksache 16/2752) . . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 11: ntrag der Abgeordneten Dr. Axel Troost, r. Barbara Höll, Roland Claus, weiterer Ab- eordneter und der Fraktion der LINKEN: parkassen-Namensschutz sichern – EU- echt wahren – Parlamentarische Ein- lussnahme sicherstellen Drucksache 16/2745) . . . . . . . . . . . . . . . . . . einhard Schultz (Everswinkel) (SPD) . . . . . rank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . eo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . erstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 32: ) Antrag der Abgeordneten Winfried Hermann, Peter Hettlich, Dr. Anton Hofreiter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Treibhausgasemissionen bei Dienstreisen ausgleichen – Vorbildfunk- tion der öffentlichen Hand erfüllen (Drucksache 16/1066) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Hellmut Königshaus, Dr. Karl Addicks, Ernst Burgbacher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Keine Flugticket- abgabe – Mit solider Finanzpolitik mehr Haushaltsmittel erwirtschaften (Drucksache 16/2660) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung – zu dem Antrag der Abgeordneten Heike Hänsel, Hüseyin-Kenan Aydin, Monika Knoche, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der LINKEN: Flugticketabgabe jetzt – Entwick- lungsfinanzierung auf breitere Grundlagen stellen 5393 B 5393 B 5393 C 5395 B 5396 B 5398 A 5398 D 5399 D 5400 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 29. September 2006 III – zu dem Antrag der Abgeordneten Thilo Hoppe, Kerstin Andreae, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Umsetzung des EU-Stufenplans zur Entwick- lungsfinanzierung (0,7-Prozent-Ziel) durch Flugticketsteuer unterstützen (Drucksachen 16/1203, 16/1404, 16/2783) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: 70. Jahrestag der Gründung der Interna- tionalen Brigaden in Spanien – Würdigung des Kampfes deutscher Freiwilliger an der Seite der Spanischen Republik für ein anti- faschistisches und demokratisches Europa (Drucksache 16/2679) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) (Erklärung nach § 30 GO) . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) (Erklärung nach § 30 GO) . . . . . . . . . . . . . 5400 A 5400 B 5401 B 5403 A 5404 B 5406 B 5411 D 5411 D 5412 D 5414 A 5415 A 5415 C 5415 D 5416 A Tagesordnungspunkt 33: Antrag der Abgeordneten Florian Toncar, Burkhardt Müller-Sönksen, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Rechtsstaatskonforme Be- handlung von Verhafteten nach der Über- gabe durch deutsche Stellen im Ausland sicherstellen (Drucksache 16/2096) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Burkhardt Müller-Sönksen (FDP) . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Johannes Jung (Karlsruhe) (SPD) . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Gehrcke, Monika Knoche, Dr. Norman Paech, weiterer J N A L A Z A v d ( U A A 5407 B 5407 C 5408 D 5409 D 5410 D ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntrags: Rechtsstaatskonforme Behandlung on Verhafteten nach der Übergabe durch eutsche Stellen im Ausland sicherstellen Tagesordnungspunkt 33) te Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5416 B 5416 D 5417 A 5417 D 5419 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 29. September 2006 5353 (A) ) (B) ) 55. Sitz Berlin, Freitag, den 29 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 29. September 2006 5417 (A) ) (B) ) vielen Teilen der Welt im Einsatz. So hat der DeutscheNešković, Wolfgang DIE LINKE 29.09.2006 cherstellen (Tagesordnungspunkt 33) Ute Granold (CDU/CSU): Die Bundeswehr ist mitt- lerweile in einer ganzen Reihe von Friedensmissionen in Meckel, Markus SPD 29.09.2006** Müller (Gera), Bernward CDU/CSU 29.09.2006 Anlage 1 Liste der entschuldigt * * A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Addicks, Karl FDP 29.09.2006 Annen, Niels SPD 29.09.2006 Bär, Dorothee CDU/CSU 29.09.2006 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.09.2006 Bellmann, Veronika CDU/CSU 29.09.2006 Benneter, Klaus Uwe SPD 29.09.2006 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 29.09.2006 Deittert, Hubert CDU/CSU 29.09.2006* Faße, Annette SPD 29.09.2006 Freitag, Dagmar SPD 29.09.2006 Gabriel, Sigmar SPD 29.09.2006 Dr. Geisen, Edmund Peter FDP 29.09.2006 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 29.09.2006 Groneberg, Gabriele SPD 29.09.2006 Haustein, Heinz-Peter FDP 29.09.2006 Heinen, Ursula CDU/CSU 29.09.2006 Herrmann, Jürgen CDU/CSU 29.09.2006* Heynemann, Bernd CDU/CSU 29.09.2006* Hilsberg, Stephan SPD 29.09.2006 Ibrügger, Lothar SPD 29.09.2006 Jelpke, Ulla DIE LINKE 29.09.2006 Dr. Jung, Franz Josef CDU/CSU 29.09.2006 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl CDU/CSU 29.09.2006** P D P P D S S D S D S T D W D W Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO nlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Rechtsstaatskon- forme Behandlung von Verhafteten nach der Übergabe durch deutsche Stellen im Ausland si- au, Petra DIE LINKE 29.09.2006 r. Pfeiffer, Joachim CDU/CSU 29.09.2006 flug, Johannes SPD 29.09.2006 olenz, Ruprecht CDU/CSU 29.09.2006 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 29.09.2006 chindler, Norbert CDU/CSU 29.09.2006* chummer, Uwe CDU/CSU 29.09.2006 r. Schwall-Düren, Angelica SPD 29.09.2006 eehofer, Horst CDU/CSU 29.09.2006 r. Solms, Hermann Otto FDP 29.09.2006 teinbach, Erika CDU/CSU 29.09.2006 oncar, Florian FDP 29.09.2006 r. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 29.09.2006 eißgerber, Gunter SPD 29.09.2006 r. Wiefelspütz, Dieter SPD 29.09.2006 issmann, Matthias CDU/CSU 29.09.2006 apf, Uta SPD 29.09.2006 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 5418 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 29. September 2006 (A) ) (B) ) Bundestag zum Beispiel gestern die Fortsetzung der Be- teiligung deutscher Streitkräfte an den Friedensmissio- nen der Vereinten Nationen im Sudan (UNMIS) und in Afghanistan beschlossen. Der Antrag der FDP-Fraktion, den wir hier heute be- raten, zielt auf die Frage ab, wie die Einhaltung der men- schenrechtlichen Standards bei der Kooperation zwi- schen Angehörigen der Bundeswehr und nationalen Sicherheitsorganen in zu befriedenden Staaten im Rah- men des Nation Buildings sichergestellt werden kann. Daraus schließe ich, dass sie daran zweifeln, dass dies in den Regionen, in denen sich deutsche Sicherheitskräfte zurzeit engagieren, sichergestellt ist. Lassen Sie mich am Beispiel Afghanistans zeigen, dass die Bundesregierung diesem Thema sehr wohl eine sehr hohe Priorität zumisst. Deutsche Einsatzkräfte be- wegen sich überall, also auch in Afghanistan, immer auf dem Boden unserer Verfassung. Bereits damit vermitteln sie – wie Sie dies auch fordern – menschenrechtliche Standards. Der Aufbau örtlicher Sicherheitsbehörden in den Ein- satzgebieten der Bundeswehr liegt – soweit dieser Auf- trag Teil des internationalen Engagements ist – im Zuständigkeitsbereich ziviler internationaler Organisa- tionen und ziviler nationaler Behörden. Die Bundeswehr ist nicht unmittelbar an solchen zivilen Aufbauarbeiten beteiligt. In Afghanistan hat anlässlich der Petersberger Konfe- renz Ende 2001 Deutschland die Führungsrolle beim Wiederaufbau der afghanischen Polizei übernommen. Die Koordinierung der Maßnahmen erfolgt in gemeinsa- mer Federführung durch das Bundesministerium des In- nern und das Auswärtige Amt. Im Mittelpunkt unseres Engagements standen und stehen der Aufbau und die Ausstattung zentraler Einrichtungen von Innenministe- rium und Polizei sowie der Aufbau und die Ausbildung eines qualifizierten, professionellen, ethnisch ausgewo- genen Polizeiwesens, das der Demokratie und den Men- schenrechten verpflichtet ist. Soweit Bundeswehrkräfte in die Ausbildung der af- ghanischen militärischen Sicherheitskräfte eingebunden sind, richten sich die Ausbildungsinhalte nach anwend- baren internationalen menschenrechtlichen Standards und dem Leitbild der inneren Führung. Die Kräfte, die im Rahmen des ISAF-Mandates zur Sicherheitsunterstützung für die im Aufbau befindlichen Staatsorgane Afghanistans in Umsetzung der UN-Reso- lutionen 1386, 1510 und 1623 eingesetzt werden, haben den Auftrag, bei der Aufrechterhaltung der Sicherheit so zu unterstützen, dass sowohl die afghanischen Staatsor- gane als auch Personal der Vereinten Nationen oder an- deres internationales Zivilpersonal in einem sicheren Umfeld arbeiten können. Die Verantwortung für die öf- fentliche Sicherheit und Ordnung ist aber ausdrücklich den Afghanen selbst vorbehalten und nicht Teil der Mandatsrechte von ISAF. Damit steht ISAF also kein ei- genes Festnahmerecht zu. Die Einsatzregeln für die deutsche Soldatinnen und Soldaten, die sich im Falle von NATO-Operationen wie zum Beispiel in Afghanistan aus den vom NATO-Rat g i F D d h n e l d s d d s m s g d Ü B c g R f W d D g r i d d d ü f t s n I l e I d s z w f d b ü h (C (D ebilligten Operationsplänen ableiten, sehen allerdings n der Tat auch eine Möglichkeit zur vorübergehenden estsetzung von Personen für maximal 96 Stunden vor. avon wird in der Regel Gebrauch gemacht, wenn von iesen Personen eine unmittelbare Gefahr für die Sicher- eit der Soldatinnen und Soldaten oder die Erfüllung ei- es Auftrages ausgeht. Die Festgenommenen werden ntweder unmittelbar nach Beendigung der Gefahren- age oder spätestens nach Ablauf der Frist an die zustän- igen afghanischen Behörden übergeben. Die Einsätze deutscher Streitkräfte richten sich bei die- en vorübergehenden Festsetzungen von Personen nach en Vorgaben der einschlägigen Bundestagsmandate und en völkerrechtlichen Grundlagen für den Einsatz. Men- chenrechtliche Standards und die anwendbaren Bestim- ungen des humanitären Völkerrechts werden dabei elbstverständlich stets beachtet. Einzelne NATO-Staaten haben nun, wie im vorlie- enden FDP-Antrag auch für Deutschland gefordert, mit er afghanischen Seite bilaterale Vereinbarungen zur bergabe festgehaltener Personen an die afghanischen ehörden geschlossen. Im Rahmen der NATO wird derzeit an einer entspre- henden Vereinbarung zwischen der NATO und der af- hanischen Regierung gearbeitet, die einen einheitlichen ahmen schaffen soll für die Übergabe von durch ISAF estgehaltene Personen an afghanische Behörden unter ahrung der internationalen Rechtsstandards, insbeson- ere des humanitären Völkerrechts. Eine gesonderte bilaterale Vereinbarung zwischen eutschland und Afghanistan ist vor diesem Hinter- rund also nicht notwendig, da bereits an einer multilate- alen Lösung gearbeitet wird. In die NATO-Vereinbarung mit Afghanistan sollen nsbesondere folgende Regelungen aufgenommen wer- en: festgehaltene und übergebene Personen sind nach en menschenrechtlichen Standards und den Maßgaben es humanitären Völkerrechts zu behandeln. An den bergebenen Personen werden keine körperlichen Stra- en (einschließlich der Todesstrafe) vollstreckt. Der Transfer einer von einer ISAF-Truppenstellerna- ion an Afghanistan übergebenen Person an Dritte – ein- chließlich anderer ISAF-Truppenstellernationen – ist ur mit ausdrücklicher Zustimmung der übergebenden SAF-Truppenstellernation möglich. ISAF-Truppenstel- ernationen können sich bei der Übergabe von Personen rgänzende Zusicherungen geben lassen. Generell scheint mir der Weg, die mandatsführende nstitution, also zum Beispiel die NATO oder die EU, ie entsprechenden Rahmenvereinbarungen mit den taatlichen Institutionen der befriedeten Staaten treffen u lassen, am praktikabelsten. Auf diese Art und Weise ird die Einhaltung der Menschenrechte konsequenter ür alle truppenstellenden Nationen sichergestellt als urch ein unübersichtliches Geflecht bilateraler Verein- arungen. Die generelle Frage, ob in jedem Einzelfall einer vor- bergehenden Festsetzung einer Person deutsche Ho- eitsgewalt ausgeübt wird – etwa bei einer Handlung ei- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 29. September 2006 5419 (A) ) (B) ) nes deutschen Offiziers oder eines Polizisten bei KFOR oder UNMIK –, ist darüber hinaus rechtlich umstritten und gegenwärtig im Rahmen einer Individualbe- schwerde vor dem Europäischen Gerichtshof für Men- schenrechte in Straßburg anhängig. Auch die Frage des jeweils anwendbaren Rechts – Grundgesetz, Menschen- rechte, humanitäres Völkerrecht – kann wohl nicht ein- heitlich beantwortet werden, sondern jeweils nur von Fall zu Fall. Der zivile deutsche Rechtshilfeverkehr mit dem Aus- land findet auf der Grundlage von Vereinbarungen statt, bzw. ist im Gesetz über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen (IRG) geregelt. Das IRG verpflichtet deut- sche Behörden, bei der Erfüllung von Ersuchen anderer Staaten bestimmte nationale rechtliche Standards einzu- halten. So ist die Auslieferung einer Person wegen einer Straftat, die nach dem Recht des ersuchenden Staates mit der Todesstrafe bedroht ist, nur dann zulässig, wenn der ersuchende Staat zusichert, dass die Todesstrafe nicht verhängt oder nicht vollstreckt wird. Auslieferung ist eine Leistung im Rahmen der internationalen Rechts- hilfe. Internationale Rechtshilfe setzt begrifflich das Aufeinandertreffen von Hoheitsrechten mehrerer Staaten voraus. Eine Auslieferung im Sinne des IRG liegt nur dann vor, wenn zuvor eine förmliche Festnahme im Hin- blick auf ein Ermittlungsverfahren erfolgte. Doch zurück zu den Friedensmissionen der Bundes- wehr: Speziell für die Auslandseinsätze unserer Streit- kräfte hat die Bundesregierung gegenüber dem Men- schenrechtsausschuss der Vereinten Nationen am 5. Januar 2005, bezogen auf den Zivilpakt von 1966, das heißt den Internationalen Pakt über bürgerliche und poli- tische Rechte, erklärt: Deutschland gewährleistet gemäß Artikel 2 Absatz 1 die Paktrechte allen in seinem Gebiet befindlichen und seiner Herrschaftsgewalt unterstehenden Perso- nen. Deutschland sichert bei Einsätzen seiner Poli- zei oder Streitkräfte im Ausland, insbesondere im Rahmen von Friedensmissionen, allen Personen, soweit sie seiner Herrschaftsgewalt unterstehen, die Gewährung der im Pakt anerkannten Rechte zu. Die internationalen Aufgaben und Verpflichtungen Deutschlands, insbesondere zur Erfüllung der Ver- pflichtungen aus der Charta der Vereinten Natio- nen, bleiben unberührt. Bei der Ausbildung seiner Sicherheitskräfte im internationalen Einsatz sieht Deutschland eine speziell auf diese ausgerichtete Belehrung über die im Pakt verankerten Rechte vor. Wie Sie meinen Ausführungen entnehmen können, misst die Bundesregierung der Einhaltung der Men- schenrechte in ihrem Engagement zur Stabilisierung von zerfallenen oder von Bürgerkriegen verwüsteten Staaten wie Afghanistan eine der ethisch-moralischen Dimen- sion des Themas entsprechende hohe Bedeutung zu. Un- ser Land kann nur dann mit der Gewissheit glaubhaft und selbstbewusst auftreten und international die Auf- klärung von Menschenrechtsverletzungen einfordern, wenn die Bundesrepublik mit eigenen Handlungen kei- nen Beitrag zu Menschenrechtsverletzungen leistet. Und das ist zu jeder Zeit gewährleistet. A S d f r t z – g e m E c T d u n s e b v r m d V d a a b c (C (D nlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit chreiben vom 29. September 2006 mitgeteilt, dass sie en Antrag Mehr Effizienz und mehr Transparenz ür mehr Nahverkehr bei konstanten Regionalisie- ungsmitteln auf Drucksache 16/951 zurückzieht. Der Bundesrat hat in seiner 825. Sitzung am 22. Sep- ember 2006 beschlossen, dem nachstehenden Gesetz uzustimmen: Gesetz zur Neuregelung des Rechts der Verbrau- cherinformation. Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschließung efasst: Der Bundesrat begrüßt es, dass der Bundestag nach rfolglosen Anläufen in den Jahren 2001 und 2004 nun- ehr ein Gesetz verabschiedet hat, das nach derzeitigem rkenntnisstand den berechtigten Anliegen der Verbrau- herinnen und Verbrauchern an einer Verbesserung der ransparenz bei Lebensmitteln und Bedarfsgegenstän- en ebenso gerecht wird wie den Belangen des Handels nd der Wirtschaft und hier vor allem den Belangen klei- er und mittelständischer Unternehmen sowie landwirt- chaftlicher Erzeuger. Der Bundesrat begrüßt die Absicht, das Gesetz zu valuieren und bittet die Bundesregierung, die Länder ei der Evaluierung einzubeziehen und im Rahmen ihrer erbraucherpolitischen Berichterstattung über die Erfah- ungen mit dem Verbraucherinformationsgesetz regel- äßig zu berichten, Vorschläge zur Weiterentwicklung er Informationsansprüche zu erarbeiten und das weitere orgehen eng mit den Ländern abzustimmen. Gegenstand der Evaluation, der Berichterstattung und er Vorschläge zur Weiterentwicklung der Informations- nsprüche sollen insbesondere folgende Punkte sein: ) die stärkere Einbeziehung der Unternehmen in die verbraucherpolitische Verantwortung unter Wahrung der Belange kleiner und mittlerer Betriebe sowie landwirtschaftlicher Erzeuger. Dies sollte mit dem Ziel erfolgen, die Transparenz bezüglich Produk- tionsverhältnissen, Herkunft, Kennzeichnung, Rück- verfolgbarkeit und Eigenkontrollen zu verbessern; ) die Ausweitung der Auskunftsansprüche über das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermit- telrecht hinaus auf andere verbraucherrelevante Sachbereiche wie zum Beispiel den technischen Ver- braucherschutz, den Schutz der wirtschaftlichen Be- lange der Verbraucherinnen und Verbraucher ein- schließlich des Eichwesens sowie die Regulierungs- und Überwachungstätigkeit in den Bereichen Ener- gieversorgung, Schienenverkehr und Telekommuni- kation; ) die Nutzung der vorhandenen rechtlichen Möglich- keiten zur aktiven Information der Behörden durch möglichst aktuelle und benutzerfreundliche Veröf- fentlichung der einzelnen Überwachungsergebnisse (A) ) (B) ) in öffentlich zugänglichen Informationsquellen, zum Beispiel im Internet; d) die Auswirkungen der Regelungen zum Schutz der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse sowie sonstiger wettbewerbsrelevanter Informationen von Unterneh- men auf die Veröffentlichung bzw. Herausgabe von Verbraucherinformationen. Die Schaffung eines Ne- gativkatalogs derjenigen Informationen, die keines- falls als Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse oder sonstige wettbewerbsrelevante Informationen schüt- zenswert sind, ist in diesem Zusammenhang zu prü- fen; e) die Verzahnung mit den allgemeinen Regelungen zur Informationsfreiheit sowie über den Zugang zu Um- weltinformationen. Der Bundesrat hat in seiner 825. Sitzung am 22. Sep- tember 2006 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Umsetzung der neu gefassten Banken- richtlinie und der neu gefassten Kapitaladä- quanzrichtlinie – Zweites Gesetz über die Bereinigung von Bundes- recht im Zuständigkeitsbereich des Bundesminis- teriums des Innern – Gesetz zur Stärkung der Rückgewinnungshilfe und der Vermögensabschöpfung bei Straftaten – Fünftes Gesetz zur Änderung des Urheberrechts- gesetzes – Gesetz zu dem Abkommen vom 28. Juni 2004 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Singapur zur Vermeidung der Doppel- besteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen – Gesetz zu dem Abkommen vom 8. Juni 2005 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutsch- land und dem Schweizerischen Bundesrat, han- delnd im Namen des Kantons Schaffhausen, über die Erhaltung einer Straßenbrücke über die Wutach zwischen Stühlingen (Baden-Württem- berg) und Oberwiesen (Schaffhausen) – Gesetz zu dem Abkommen vom 8. Juni 2005 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutsch- land und dem Schweizerischen Bundesrat, han- delnd im Namen des Kantons Aargau, über Bau und Erhaltung einer Rheinbrücke zwischen Lau- fenburg (Baden-Württemberg) und Laufenburg (Aargau). Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses hat mitge- teilt, dass gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsord- nung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen abgesehen wird: m V P t (C (D – Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorläufige Haushalts- und Wirtschaftsführung 2006 Verpflichtungsermächtigungen bei Kapitel 08 14 Titel 518 01 gemäß § 38 Abs. 1 Satz 2 BHO – Übernahme einer zehnjährigen Mietgarantie für ein Wohnbauprojekt der amerikanischen Streitkräfte im Bereich Grafenwöhr – – Drucksachen 16/1929, 16/2086 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch den Präsidenten des Bundesrech- nungshofes Bericht nach § 99 BHO über die Modernisierung des staatlichen Haushalts- und Rechnungswesens – Drucksachen 16/2400, 16/2548 Nr. 1.8 –. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 16/1475 Nr. 1.6 Drucksache 16/1748 Nr. 2.21 Drucksache 16/1748 Nr. 2.23 Drucksache 16/1942 Nr. 1.7 Drucksache 16/1942 Nr. 1.12 Drucksache 16/1942 Nr. 2.46 Innenausschuss Drucksache 16/993 Nr. 2.1 Drucksache 16/993 Nr. 2.6 Drucksache 16/1475 Nr. 2.29 Drucksache 16/1748 Nr. 2.16 Drucksache 16/1748 Nr. 2.25 Drucksache 16/1748 Nr. 2.28 Drucksache 16/1942 Nr. 2.5 Drucksache 16/1942 Nr. 2.19 Drucksache 16/1942 Nr. 2.50 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/1942 Nr. 1.10 Drucksache 16/1942 Nr. 1.13 Drucksache 16/1942 Nr. 2.8 Drucksache 16/1942 Nr. 2.42 Drucksache 16/1942 Nr. 2.44 Drucksache 16/1942 Nr. 2.48 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 16/1748 Nr. 2.11 Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Drucksache 16/150 Nr. 1.6 Drucksache 16/1748 Nr. 1.7 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/150 Nr. 2.238 Drucksache 16/150 Nr. 2.274 Drucksache 16/820 Nr. 1.71 5420 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 55. Sitzung. Berlin, Freitag, den 29. September 2006 91, 1 0, T 55. Sitzung Berlin, Freitag, den 29. September 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Reinhard Schultz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wenn darüber verhandelt wird, ob die Bundesregie-
    ung gegenüber der EU zusagen kann, § 40 KWG zu
    erändern, mag das auf den ersten Blick eine Regierungs-
    ngelegenheit sein, aber letztendlich ist das Parlament
    efragt, nämlich wir. Wir bringen mit unserem Antrag
    um Ausdruck: Wir wollen an dieser Eigentumsordnung
    ichts ändern.

    Das hat Gründe. Wir sind kein Verein zur Pflege öko-
    omischer Traditionen, sondern wir wissen, dass sich
    as dreigliedrige System seit vielen Jahren bewährt hat,
    ass die Sparkassen insbesondere in wirtschaftlich
    chwierigen Zeiten einen hohen Stabilisierungsfaktor für
    en gesamten Finanzsektor darstellen, dass die Sparkas-
    en nicht nur die Geldversorgung in der Fläche sicher-
    tellen, sondern insbesondere auch für die kleinen Leute,
    ie auf Transferleistungen angewiesen sind und woan-
    ers kein Girokonto – ich nenne nur das Stichwort „Gi-
    okonto für jedermann“ – bekommen, da sind. Wir wis-
    en, dass die Sparkassen etwa 43 Prozent der gesamten

    ittelstandsfinanzierung über Unternehmenskredite in
    eutschland leisten. Wir wissen, dass zwei Drittel aller
    redite für das Handwerk inzwischen über die Sparkas-

    en laufen. Wir wissen, dass jede zweite Existenzgrün-
    ung in Deutschland mithilfe von Sparkassen zustande
    ommt. Angesichts dieser Erfolgsgeschichte möchten
    ir ungern am System rütteln lassen.






    (A) )



    (B) )


    Reinhard Schultz (Everswinkel)


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Warum will überhaupt jemand daran rütteln? Regel-
    mäßig hört man zum Beispiel vom IWF, wenn er sich
    über die Stabilität des deutschen Finanzplatzes und der
    deutschen Wirtschaft Gedanken macht, die Aussage,
    häufig sogar relativ unvermittelt: Im Übrigen wäre es
    schon längst an der Zeit, dass der öffentlich-rechtliche
    Sparkassensektor zur Privatisierung freigegeben wird.
    Ich frage mich immer, warum. Aus den Berichten, die
    wir vom IWF zu lesen bekommen, lässt sich das nicht
    herleiten. Vielmehr sprechen zum Beispiel die Berichte
    über Stresstests des IWF – den Bankensektor unterzieht
    er regelmäßig solchen Tests – eine ganz andere Sprache.
    Bei diesen Stresstests werden extreme wirtschaftliche
    Situationen simuliert und es wird geschaut, wer diese ei-
    nigermaßen glücklich übersteht. Wenn man die Berichte
    liest, stellt man nämlich fest, dass von den drei Säulen
    – Banken, Volksbanken und Sparkassen – regelmäßig
    die Sparkassen am besten abschneiden. Trotzdem fordert
    der IWF ausdrücklich die Privatisierung. Das ist nicht
    nachvollziehbar.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wer hätte etwas von der Privatisierung? Es gibt eine
    Reihe von Privatbanken, die diese regelmäßig fordern.
    Deren Dachverband flüstert dem zuständigen EU-Kom-
    missar, auf dessen Schreibtisch er sozusagen übernach-
    tet, regelmäßig ins Ohr: Sparkassen privatisieren, Spar-
    kassen privatisieren, Sparkassen privatisieren! Warum
    wollen die Privatbanken dies? Weil sie in der Vergan-
    genheit mit ihrer Geschäftspolitik komplett gescheitert
    sind. Einige Banken gibt es gar nicht mehr als eigenstän-
    dige Banken, andere haben sich völlig aus der Fläche zu-
    rückgezogen, stehen damit für die Geldversorgung in
    diesem Bereich nicht mehr zur Verfügung und haben den
    Mittelstand bzw. die Existenzgründer als Kunden verlo-
    ren. Nachdem sie eingesehen haben, dass ihre Geschäfts-
    politik falsch war, würden sie sich ganz gerne des Ver-
    triebsnetzes der Sparkassen bedienen. Das ist ihre
    Absicht: Sie wollen sich fett fressen zulasten anderer.
    Ich denke, es ist nicht Aufgabe des Parlaments, ihnen
    hierzu die Hand zu reichen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


    Die Sparkassen sind schon etwas Besonderes. Sie
    sind nicht nur öffentlich-rechtlich organisiert, sie sind
    auch in besonderer Weise dem Gemeinwohl verpflichtet.
    Die Gewinne, die sie machen, müssen sie entweder the-
    saurieren oder für gemeinnützige Zwecke im weitesten
    Sinne in der Regel in ihrer Region zur Verfügung stellen.
    Auch das trägt natürlich zur Stabilität von regionalen
    bzw. kommunalen und politischen Strukturen vor Ort
    bei. Einen solchen Stabilitätsfaktor möchten wir sehr un-
    gerne opfern.

    Nun zur Frage Berliner Bankgesellschaft und dazu
    gehöriger Sparkasse. Hierbei handelt es sich um einen
    unglücklichen historischen Sonderfall. Das sage ich in
    aller Offenheit; die Berliner mögen es mir verzeihen.

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    (C (D ine Kumulation von Missmanagement, krimineller nergie und Totalversagen der Aufsichtsgremien hat ier dazu geführt, dass mit riesigem öffentlichen Aufand dieses Bankenkonglomerat saniert werden musste. s war natürlich das Recht der EU, sich in diesen Beihil efall einzumischen. Dabei hat sie nun einmal entschieen, dass diese Bankengruppe, sobald sie erfolgreich saiert ist, komplett und diskriminierungsfrei verkauft erden muss. Sie gibt nicht vor, an wen, aber es darf eine künstlichen Hürden geben, die in die eine oder anere Richtung lenken. Das ist letztendlich zu akzeptieen, so bedauerlich das aus meiner Sicht auch ist. Wir alten uns an diese Entscheidung; aber wir wollen beusst diesen Sonderfall von dem Schicksal des gesam en Sparkassensektors isolieren, mit dem er auch gar ichts zu tun hat. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der LINKEN)


    (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So ist es!)


    elbst die Berliner Bankgesellschaft war als eine Art
    olding mehr eine privatrechtliche Konstruktion, in die
    ann eine ehemals öffentlich-rechtliche integriert wor-
    en ist. Da hätte man vielleicht vor zehn Jahren als Auf-
    icht „reingrätschen“ können; das hat man aus politi-
    chen Gründen jedoch nicht getan. Dieser Fehler ist aber
    ein Grund dafür, dass man den Fehler für alle anderen
    ffentlichen Kreditinstitute und Sparkassen sozusagen
    ur Regel macht.

    Auch die Fragen nach Name und Gattung sind nicht
    useinander zu halten. Der Name „Sparkasse“ bezeich-
    et etwas ganz Besonderes, Spezielles, nämlich öffent-
    ich-rechtlich organisiert und dem Gemeinwohl ver-
    flichtet. Wer den Namen „Sparkasse“ führt, muss
    ffentlich-rechtlich organisiert und dem Gemeinwohl
    erpflichtet sein. Wer eine Bank führt, die nicht dem Ge-
    einwohl verpflichtet ist oder nicht öffentlich-rechtlich

    st, darf sie nicht Sparkasse nennen. Deshalb wollen wir
    en Namenschutz, wie es so schön heißt


    (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Bezeichnungsschutz!)


    oder auch Bezeichnungsschutz –, der in § 40 Kredit-
    esengesetz zugrunde gelegt ist, gemäß unserem Ent-

    chließungsantrag ausdrücklich aufrechterhalten. Das ist
    m Interesse der gesamten Sparkassenfamilie und der da-
    an hängenden Kommunen, denen die Sparkassen gehö-
    en, der 377 000 Mitarbeiter, der Kunden und des Mittel-
    tandes, der darauf angewiesen ist. Sie alle können sich
    n dieser Frage auf die SPD-Fraktion und auf die Koali-
    ion verlassen.


    (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wer ist denn der andere Teil der Koalition? Das ist die Union!)


    Bitte?


    (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Also, der andere Teil ist die Union!)


    Das musst du gleich selber sagen, Leo. Ich würde in
    ielen Fällen gern Generalprokura von Euch bekommen.






    (A) )



    (B) )


    Reinhard Schultz (Everswinkel)

    Ich habe sie aber noch nicht, deshalb musst du be-
    stimmte Dinge schon selbst aussprechen.

    Ich denke, wir müssen die Frage Beihilfeverfahren
    und Vertragsverletzungsverfahren als ein Paket sehen.
    Deshalb bitten wir die Bundesregierung, das weiterhin
    als ein Paket zu behandeln. Wir dürfen nicht auf den Ver-
    such der EU hereinfallen, das auseinander zu dröseln
    und erst die Beihilfefrage zu entscheiden und dann trotz-
    dem zu versuchen, das generelle Sparkassenrecht und
    Sparkassenprivileg zu kippen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Es muss letztendlich eine Lösung aus einem Guss geben.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Ich bin davon überzeugt, dass die Bundesregierung
    gut verhandelt, dass sie die heutige Stellungnahme des
    Parlamentes mit zur Grundlage ihrer Stellungnahme
    macht und dass das Parlament der Regierung gegen
    Übergriffe, die weder rechtlich noch sachlich geboten
    sind, den Rücken stärkt. Ich bin ganz zuversichtlich,
    dass wir Rücken an Rücken im Interesse der Sparkassen
    aus dieser Angelegenheit gut herauskommen.

    Ich bedanke mich ausdrücklich bei den Fraktionen,
    die auf unterschiedlichen Wegen zum Ausdruck bringen,
    dass auch sie unseren Antrag in Ordnung finden. Die
    Linken haben mir gesagt, dass sie ihren Antrag gleich
    zurückziehen und unserem zustimmen werden. Die Grü-
    nen haben wortgleich denselben Antrag vorgelegt, weil
    sie aus irgendwelchen Gründen nicht im Kopf unseres
    Antrages erscheinen konnten.


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich sage gleich etwas dazu!)


    Ich sage: Bei den vielen Großkarierten gibt es schon Un-
    terschiede in der Größe des Karos; das ist manchmal so.
    Letztendlich zählt das Ergebnis: Es wird eine breite
    Mehrheit geben.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile dem Kollegen Frank Schäffler von der

FDP-Fraktion das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Frank Schäffler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Streit

    um den Namen „Sparkasse“ geht mit Ihrem Antrag in
    eine neue Runde. Bisher sind die Verhandlungen der
    Bundesregierung mit der EU-Kommission ein Auf und
    Ab der Gefühle gewesen. Erst sicherte die Bundeskanz-
    lerin im Mai bei der Einführung des neuen Sparkassen-
    präsidenten Haasis noch vollmundig zu, den öffentlich-
    rechtlichen Status der Sparkassen zu schützen. Dann
    schlug die Bundesregierung eine Insellösung für die Ber-
    liner Sparkasse vor. Etwas später legte die Regierung
    dann einen neuen § 40 Kreditwesengesetz vor, der auch
    private Rechtsformen und private Eigentümer zuließ.
    Jetzt machen Sie mit Ihrem Antrag eine Rolle rückwärts.

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    (C (D ie Verhandlungsbilanz der Bundesregierung in Brüssel st bislang katastrophal. Sie schaden mit diesem Rumgeiere dem Finanzplatz Deutschland. Sie hätten eigentlich aus dem Verhandlungsdebakel m Anstaltslast und Gewährträgerhaftung im Jahr 2001 ernen müssen. Die Vorgehensweise der damaligen rotrünen Bundesregierung erinnert an den Elefanten im orzellanladen. Heute können wir feststellen: Anstalts ast und Gewährträgerhaftung führten zu Refinanzieungsvorteilen, die man heute an den schlechteren Raings der Landesbanken ablesen kann. Fakt ist: Die amalige Bundesregierung konnte sich mit Drohungen in rüssel nicht durchsetzen. Der Finanzmarkt in Deutsch and ist durch den Wegfall von Anstaltslast und Gewährrägerhaftung gestärkt worden. Wir müssen die Diskussion um den Finanzplatz eutschland offensiv führen, nicht rückwärts gewandt. ur das hilft dem Mittelstand und den Arbeitsplätzen in iesem Land. Fakt ist: Wir haben in Europa mit die höchsten Kreitzinsen. Wir haben mehr Bankstellen als Bäckereien nd Tankstellen zusammen. (Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Wir brauchen auch mehr Geld als Brötchen!)


    (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Nein!)


    s gibt in Deutschland keine Bank mehr, die in Europa
    nter den Top Ten ist. Dabei sind wir in Europa mit Ab-
    tand die größte Volkswirtschaft. Länder um uns herum
    aben ihre Finanzmärkte reformiert, haben ihr Banken-
    ystem durchlässiger gemacht und den Staatsanteil redu-
    iert. Deutschland hat dagegen in Europa nach wie vor
    en höchsten Staatsanteil im Bankensektor. In Spanien,
    talien, Schweden, in den Niederlanden und in Frank-
    eich wurden nach teilweise schweren Krisen Reformen
    ktiv eingeleitet. Der Wettbewerb wurde intensiver,
    ankprodukte sind preiswert und die Institute stehen
    rofitabel da.

    Das Dreisäulensystem in Deutschland ist längst in
    er Veränderung begriffen. Der Vertrieb über das Inter-
    et hebelt das Regionalprinzip aus, an das sich die Lan-
    esbanken ohnehin nicht halten. Der Einstieg von priva-
    en Investoren bei einer Landesbank, der HSH
    ordbank, ist bereits erfolgt. Das Land Nordrhein-West-

    alen will seinen Anteil an der West-LB ebenfalls priva-
    isieren. Landesbanken übernehmen längst Privatban-
    en. Gleichzeitig findet ein konstruktiver Wettbewerb in
    en Ländern um das beste Sparkassengesetz statt. Das
    egrüßen wir ausdrücklich.

    Thomas Fischer, der Vorstandssprecher der West-LB
    nd Präsident des Bundesverbandes Öffentlicher Ban-
    en, hat am 25. November 2004 im „Handelsblatt“ er-
    lärt:

    Wir sollten es den Eigentümern von Landesbanken
    und Sparkassen überlassen, wie sie mit ihren Eigen-
    tumstiteln verfahren. Das ist nicht Sache von Vor-
    ständen und Verbandspräsidenten.

    as sehe ich genauso.






    (A) )



    (B) )


    Frank Schäffler
    In diesem Prozess schlagen Sie jetzt in Ihrem Antrag
    vor, Berlin wieder zu einer Insel zu machen. Wenige
    Tage vor dem Tag der Deutschen Einheit ist dies beson-
    ders pikant. Sie akzeptieren mit der Insellösung Berlin
    immerhin, dass Sie sich an die Entscheidung der EU-
    Kommission zu den Umstrukturierungsbeihilfen zuguns-
    ten der Landesbank Berlin Holding halten wollen. Da
    waren aus dem Regierungslager in den letzten Tagen und
    Wochen auch schon andere Töne zu hören.

    Eine diskriminierungsfreie Privatisierung der Landes-
    bank Berlin Holding und damit auch der Sparkasse Ber-
    lin kann jedoch nur erfolgen, wenn Rechtssicherheit
    besteht und wenn alle Bieter den Geschäfts- und Vermö-
    genswert zu gleichen Bedingungen erwerben können.
    Erst dann kann das Veräußerungsverfahren eingeleitet
    werden. Dazu ist das Zeitfenster für eine Verständigung
    mit der EU-Kommission sehr klein. Gelingt dies nicht,
    dann drohen Deutschland Schadensersatzforderungen in
    einer Größenordnung von bis zu 9,7 Milliarden Euro.

    Ich glaube nicht, dass Sie das Beihilfeverfahren vom
    Vertragsverletzungsverfahren trennen können. Dazu
    hat diese Bundesregierung zu viele Scherben in Brüssel
    verursacht. Sie werden mit Ihrem Antrag die Fronten
    weiter verhärten. Deshalb sind Ihre Anträge nicht hilf-
    reich. Die Bundesregierung sollte sich um einen Erfolg
    bei den Verhandlungen mit der EU-Kommission bemü-
    hen.

    Sie schlagen die Schlachten der Vergangenheit. Ein
    jahrelanger Rechtsstreit mit der EU-Kommission
    schwächt den Finanzplatz Deutschland. Wir werden uns
    daran nicht beteiligen und uns deshalb der Stimme ent-
    halten.


    (Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Sie opfern die Sparkassen!)


    Wir fordern Sie auf, sich endlich auf die Kommission
    zuzubewegen und sich mit ihr zu einigen, damit die an-
    stehende deutsche Ratspräsidentschaft nicht weiter be-
    lastet wird. Wir Liberale wollen einen dynamischen Fi-
    nanzmarkt zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger und
    insbesondere des Mittelstandes in diesem Lande.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der FDP)