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ID1603800200

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    10. SPD-Fraktion.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/38 (Drucksachen 16/751, 16/1348, 16/1327) 1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidial- amt (Drucksachen 16/1301, 16/1324) . . . . . . . 2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 16/1302, 16/1324) . . . . . . . 3 Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 16/1303, 16/1324) . . . . . . . 4 a) Einzelplan 08 Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Otto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg-Otto Spiller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Norbert Königshofen (CDU/CSU) . . . . . . . . 5 a) Einzelplan 07 3471 C 3471 D 3472 A 3472 A 3495 C 3497 B 3498 B 3499 C 3501 B 3502 A 3502 C 3504 A 3505 D 3506 D Deutscher B Stenografisch 38. Sitz Berlin, Dienstag, de I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Volker Blumentritt . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2006 (Haushaltsgesetz 2006) (Drucksachen 16/750, 16/1348) . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 2005 bis 2009 i J C D S A P D 3471 B 3471 B 3471 B Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 16/1308, 16/1324) . . . . 3472 B undestag er Bericht ung n 20. Juni 2006 t : n Verbindung mit b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 16/1324) . . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . arsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . teffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . nja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) eer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . r. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 3472 B 3472 C 3475 D 3479 B 3481 C 3485 D 3489 A 3491 C 3495 A Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 16/1307, 16/1324) . . . . 3508 D II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 20. Juni 2006 b) Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 16/1324) . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Umsetzung europäischer Richtlinien zur Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung (Drucksachen 16/1780, 16/1852) . . . . d) Erste Beratung des von der Fraktion der LINKEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Schuldrechtsanpassungsgesetzes Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Mechthild Dyckmans (FDP) . . . . . . . . . . . . . Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3509 A 3509 A 3519 D 3520 B 3520 D 3522 A 3524 B 3525 C 3527 D (Drucksache 16/1736) . . . . . . . . . . . . . e) Antrag der Abgeordneten Jerzy Montag, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Jan Korte und weiterer Abgeordneter: Richtlinie zur Vorratsdatenspeiche- rung durch den Europäischen Ge- richtshof prüfen lassen (Drucksache 16/1622) . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Fraktion der FDP: Bürokratie schützt nicht vor Diskriminierung – Allge- meines Gleichbehandlungsgesetz ist der falsche Weg (Drucksache 16/1861) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . B A L A Z t – – – – – – ( o B 3509 A 3509 B 3509 B 3509 C 3511 A 3512 C 3515 A 3516 D 3518 A 3518 B 3519 A erichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebener Redeteil zur Bera- ung: Einzelplan 07, Bundesministerium der Justiz Einzelplan 19, Bundesverfassungsgericht Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung europäischer Richtlinien zur Verwirkli- chung des Grundsatzes der Gleichbehand- lung Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Schuldrechtsanpassungsgesetzes Antrag: Richtlinie zur Vorratsdatenspei- cherung durch den Europäischen Gerichts- hof prüfen lassen Antrag: Bürokratie schützt nicht vor Dis- kriminierung – Allgemeines Gleichbe- handlungsgesetz ist der falsche Weg Tagesordnungspunkt I.5 a bis e, Zusatztages- rdnungspunkt 1) rigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 3528 A 3529 A 3529 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 20. Juni 2006 3471 (A) ) (B) ) 38. Sitz Berlin, Dienstag, de Beginn: 10.3
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    3528 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 20. Juni 2006 (A) (C) (B) (D) Vizepräsidentin Petra Pau Berichtigungen 37. Sitzung, Seite 3215, (D), erster Absatz, der letzte Satz ist wie folgt zu lesen: „Es gibt eine vorläufige Schät- zung der BA; sie beläuft sich auf 35 Millionen Euro.“ Seite XII, Anlage 22, der Name „Bernd Neumann, Staatsminister BK“ ist zu streichen. Seite 3385 (B) 3. Absatz, im zweiten Satz ist der Hin- weis auf Staatsminister Bernd Neumann zu streichen. Seite 3421 (A), der Redebeitrag von „Bernd Neumann, Staatsminister für Kultur und Medien“ ist an dieser Stelle versehentlich abgedruckt worden und daher zu streichen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 20. Juni 2006 3529 (A) ) (B) ) dort alles besser. Wenn es allerdings um das Recht geht,Burkhardt wert, denn gerade der Wirtschaft gelten die Vereinigten Staaten ja häufig als leuchtendes Vorbild: mehr Wachs- tum, mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt oder ein einfa- ches Steuersystem. Gelegentlich wird so getan, als sei Lintner, Eduard CDU/CSU 20.06.2006* Müller-Sönksen, FDP 20.06.2006 Anlage 1 Liste der entschuldigt * ** A e s D D c p n l t A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adam, Ulrich CDU/CSU 20.06.2006* Bareiß, Thomas CDU/CSU 20.06.2006 Barnett, Doris SPD 20.06.2006* Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 20.06.2006 Bellmann, Veronika CDU/CSU 20.06.2006* Dr. Bergner, Christoph CDU/CSU 20.06.2006 Bollen, Clemens SPD 20.06.2006 Deittert, Hubert CDU/CSU 20.06.2006* Ernst, Klaus DIE LINKE 20.06.2006 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 20.06.2006* Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.06.2006 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 20.06.2006* Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 20.06.2006 Gloser, Günter SPD 20.06.2006 Götz, Peter CDU/CSU 20.06.2006 Haustein, Heinz-Peter FDP 20.06.2006 Herrmann, Jürgen CDU/CSU 20.06.2006** Hilsberg, Stephan SPD 20.06.2006 Höfer, Gerd SPD 20.06.2006* Hörster, Joachim CDU/CSU 20.06.2006* Dr. Hoyer, Werner FDP 20.06.2006** Kröning, Volker SPD 20.06.2006 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl CDU/CSU 20.06.2006** N R R S A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO nlage 2 Zu Protokoll gegebener Redeteil zur Beratung: – Einzelplan 07, Bundesministerium der Jus- tiz – Einzelplan 19, Bundesverfassungsgericht – Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung euro- päischer Richtlinien zur Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Schuldrechtsanpassungsgesetzes – Antrag: Richtlinie zur Vorratsdatenspeiche- rung durch den Europäischen Gerichtshof prüfen lassen – Antrag: Bürokratie schützt nicht vor Diskri- minierung – Allgemeines Gleichbehand- lungsgesetz ist der falsche Weg (Tagesordnungspunkt I.5. a bis e, Zusatztages- ordnungspunkt 1) Brigitte Zypries, Bundesministerin der Justiz: Vor in paar Wochen war ich zusammen mit den rechtspoliti- chen Sprechern der Fraktionen in Frankfurt am Main. ie Industrie- und Handelskammer hatte uns zu einer iskussionsveranstaltung eingeladen. Der ungewöhnli- he Titel des Abends war eine sorgenvolle Frage: „Euro- ean and German law goes Hollywood?“ Es ging dabei icht um die kalifornische Traumfabrik, sondern vor al- em um die rechtspolitischen Alpträume deutscher Un- ernehmer. Die haben nämlich große Sorge vor einer merikanisierung unseres Rechts. Das ist bemerkens- iebel, Dirk FDP 20.06.2006 aidel, Hans CDU/CSU 20.06.2006** amelow, Bodo DIE LINKE 20.06.2006 chiewerling, Karl CDU/CSU 20.06.2006 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 3530 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 20. Juni 2006 (A) ) (B) ) dann sieht die Sache ganz anders aus. Sammelklagen. Strafschadenersatz oder ein Beweisrecht, das zur Offen- legung von Geschäftsinterna führt – das sind Rechts- institute, die vielen Unternehmen auf dem amerikani- schen Markt schwer zu schaffen machen. In Deutschland kennen wir all diese Rechtsfiguren nicht. Es hat auch niemand die Absicht, sie einzufüh- ren – da kann die Wirtschaft ganz unbesorgt sein. Ihre Skepsis gegenüber fremden Einflüssen macht für mich aber vor allem eines deutlich: Bei Recht und Justiz sind wir in Deutschland besser aufgestellt als manch andere Länder. Hier besteht kein Reformstau. Und hier müssen wir uns auch nicht ständig umschauen, ob wir bei diesem oder jenem Land irgendwelche Anleihen machen kön- nen. Ganz im Gegenteil: Unser Recht und unsere Justiz sind Standortvorteile für Deutschland und sie sind zu ei- nem Vorbild für andere geworden. Die Globalisierung hat dazu geführt, dass die Berüh- rungspunkte zwischen den verschiedenen Rechtssyste- men immer zahlreicher werden. Das Recht ist dabei nicht nur ein Faktor im wirtschaftlichen Wettbewerb, sondern es ist auch selbst Gegenstand der Konkurrenz. Dass wir mit unserer Rechtsordnung einen wertvollen Exportartikel besitzen, haben wir erst vor wenigen Wochen wieder erfahren. Bei unserem Besuch in China – einige von Ihnen waren mit dabei – haben wir gesehen, wie China auf seinem Weg zum Rechtsstaat ganz kon- krete Anleihen beim deutschen Recht nimmt. Ich meine, auch dies ist ein Zeichen für die Qualität und die Attrak- tivität unserer Rechtsordnung. Wir neigen in Deutschland gelegentlich dazu, uns an den Schwächen unseres Landes zu weiden und dabei un- sere Stärken zu vergessen. Wenn wir heute über den Jus- tizhaushalt diskutieren, dann können wir mit berechtig- tem Selbstbewusstsein sagen: Recht und Justiz gehören zu den Stärken unseres Landes! Dieser positive Befund darf uns allerdings nicht dazu verleiten, uns auf den Lorbeeren auszuruhen. Wir müs- sen weiter daran arbeiten, vor allem die Qualität und die Leistungsfähigkeit unserer Justiz zu sichern. Ich betone aber den positiven Befund deshalb so deutlich, weil ich für manche Schwarzmalereien aus der Provinz über- haupt kein Verständnis habe. Der Bund hat in den letzten Jahren eine Menge dafür getan, damit die Justiz auch in Zukunft effizient und qualitätvoll arbeiten kann. Mit einem 1. Justizmoderni- sierungsgesetz haben wir an vielen Punkten das Verfah- rensrecht verbessert und wir haben die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass mehr Aufgaben vom Richter auf die Rechtspfleger übertragen werden können Zugleich hat das Justizkommunikationsgesetz dafür gesorgt, dass der Rechtsverkehr künftig auch elektro- nisch abgewickelt werden kann. Dank E-Mail und elek- tronischen Akten können die Arbeitsabläufe der Ge- richte noch effizienter werden. Allerdings ist es mit dem rechtlichen Dürfen allein nicht getan. Die Länder müssen diese neuen Möglichkei- ten auch nutzen. Leider ist das noch immer nicht ausrei- chend der Fall. Von der Option, den Rechtspflegern m s d D T „ d w R l V k b l w A b t m a g h d l d e u w B d d f I d i s f s d e e c b n e f a r d d r w r d J (C (D ehr Aufgaben zu übertragen und dadurch die Richter- chaft zu entlasten, ist bislang nur in zwei Bundeslän- ern Gebrauch gemacht worden – und zwar mit Erfolg. ie meisten Länder sind fast zwei Jahre nach In-Kraft- reten des Gesetzes immer noch dabei, seine Umsetzung zu prüfen“. Dafür habe ich wenig Verständnis. Wenn es arum geht, die Justiz zu entlasten, dann muss gehandelt erden – das ist allemal besser, als den Verzicht auf echtsmittel zu fordern. Beim elektronischen Rechtsverkehr kommt es vor al- em darauf an, dass bei den Gerichten die technischen oraussetzungen für die Nutzung dieser neuen Möglich- eiten geschaffen werden. Bei der Justiz des Bundes ha- en wir das getan und die Länder sind hier ja auch red- ich bemüht. Wir müssen aber darüber nachdenken, wie ir zusätzliche Anreize schaffen können, damit etwa die nwaltschaft von den neuen Angeboten noch mehr Ge- rauch macht. Es steht doch außer Frage, dass der elek- ronische Rechtsverkehr eine hervorragende Chance für ehr Effizienz und eine Beschleunigung der Arbeits- bläufe ist. Ich meine, wir dürfen diese Chance nicht un- enutzt lassen. Gutes Recht ist nicht zuletzt schnelles Recht und des- alb muss eine Entlastung der Justiz insbesondere bei en Eingangsinstanzen ansetzen. Auch hier sind vor al- em die Länder gefordert. Sie haben es in der Hand, urch Personalverlagerungen von der Berufungs- in die rste Instanz dafür zu sorgen, dass mehr Richterinnen nd Richter an den Amts- und Landgerichten eingesetzt erden. Mit der Reform der Zivilprozessordnung hat der und die Voraussetzungen dafür längst geschaffen, denn ie Evaluation der ZPO-Reform hat jetzt gezeigt, dass ie Zahl der Berufungen deutlich zurückgegangen ist. Gerade weil die ZPO-Reform erfolgreich wirkt, dür- en wir jetzt nicht schon wieder das Gesetz verändern. ch halte deshalb überhaupt nichts von den Vorschlägen, ie Zulassungsberufung des Verwaltungsstreitverfahrens n den Zivil- und Arbeitsprozess einzuführen. Das ist achlich unnötig und eine erneute Rechtsänderung wäre ür die Praktiker eine echte Zumutung. Einen einzigen richtigen Gedanken hat dieser Vor- chlag allerdings: Wir wollen die Verfahrensordnungen er einzelnen Zweige unserer Gerichtsbarkeit weiter ver- inheitlichen. Das sorgt für mehr Transparenz und ver- infacht die Rechtsanwendung. Aber eine solche Anglei- hung darf natürlich nicht einseitig erfolgen. Wir müssen ei jedem Punkt genau schauen, welche Verfahrensord- ung hier die beste Lösung bietet. Das kann bei einem inheitlichen Berufungsrecht aber am Ende auch dazu ühren, dass wir die Vorschriften der VwGO den Regeln ngleichen, die heute schon in der ZPO, im Arbeitsge- ichtsgesetz und in der Sozialgerichtsbarkeit gelten. Die Vorschläge, die die Länder jüngst wieder unter em Etikett „Große Justizreform“ präsentiert haben, ver- ienen diese Bezeichnung eigentlich nicht mehr. Von ih- er zentralen Idee haben sich die Länder zum Glück eitgehend verabschiedet: Die funktionale Zweiglied- igkeit der Justiz ist vom Tisch. Das ist auch gut so, denn ie hat in der Praxis niemand gewollt und wäre für die ustiz auch kein Gewinn gewesen. Allerdings geistern Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 38. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 20. Juni 2006 3531 (A) (C) (B) ) noch immer einige Überbleibsel dieser Zweigliedrigkeit durch die Welt. Ich halte überhaupt nichts von der Idee, im Strafverfahren nur noch eine Wahlmöglichkeit „ent- weder Berufung oder Revision“ vorzusehen. Das wäre eine gravierende Verkürzung der Rechtsmittel. Es ist auch ein Irrtum, zu glauben, man entlaste die Justiz, wenn man die Berufung ausschließt. Ein Richter am Amtsgericht kann seine Urteile ja nicht zuletzt deshalb so zügig fällen, weil sie im Wege der Berufung noch ein- mal überprüft werden können. Wenn jede Richterin ihre Entscheidungen revisionsfest begründen müsste, dann wäre dies ein ganz beträchtlicher Mehraufwand. Das wäre keine Entlastung, sondern würde der Justiz letztlich Steine statt Brot geben. Der Justizhaushalt des Bundes, den wir heute verab- schieden werden, ist zu rund 97 Prozent durch eigene Einnahmen gedeckt. Damit steht die Justiz an der Spitze aller Ressorts. Das liegt beim Bund vor allem an dem Gebührenaufkommen des Patent- und Markenamtes. Aber auch in den Ländern haben die Justizhaushalte stets ganz beträchtliche Einnahmen zu verzeichnen. Es ist deshalb nicht nur falsch, sondern auch ungerecht, Justiz- politik heute vor allem unter fiskalischen Aspekten zu betreiben. Männermut vor Fürstenthronen wurde in frü- heren Tagen gefordert. Heute würde es schon reichen, wenn manche Justizministerin ihrem Kollegen aus dem Finanzressort mit etwas mehr Rückgrat gegenüberträte. Eine leistungsfähige Justiz ist schließlich nicht nur merkt jeder Handwerker, der seine offenen Forderungen einklagen muss. Vielleicht wäre es deshalb ganz hilf- reich, wenn die Wirtschaft noch deutlicher machte, wie wichtig für sie eine leistungsfähige und qualitätvolle Jus- tiz ist. Zügige Urteile oder schnelle Registereintragun- gen können auch Standortvorteile sein. Und mancher Landesregierung, die das noch nicht ganz verinnerlicht hat, sollte die Wirtschaft hier notfalls etwas auf die Sprünge helfen. Der Bund wird im Rahmen seiner Zuständigkeit auch in Zukunft für ein modernes Recht und eine leistungs- fähige Justiz sorgen. Mit der Einführung des elektro- nischen Handelsregisters schaffen wir in Kürze die Rechtsgrundlage, um die Formalitäten einer Unterneh- mensgründung noch schneller abzuwickeln. Die Reform des GmbH-Gesetzes ist dann der zweite Schritt, um auch materiell zu einer Erleichterung von Unternehmensgrün- dungen zu kommen. Aber auch abseits des Wirtschafts- lebens arbeiten wir daran, Recht und Justiz weiter zu ist verbessern, zum Beispiel durch die Reform des Verfah- rens in Familiensachen. Wir wollen ein Großes Famili- engericht schaffen, bei dem alle Streitigkeit um Ehe und Familie entschieden werden. Wenn es gelingt, mehrere Konflikte in einem einzigen Verfahren zu bündeln, dann wird die Sache für die Justiz effizienter und für die Be- troffenen weniger Nerven aufreibend. Diese wenige Beispiele zeigen, dass es auch in Zu- eine Frage der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheit. Sie hat auch ökonomische Bedeutung. Das weiß jeder junge Gründer, der auf die Eintragung seines Unternehmens in das Handelsregister wartet, und das k d s s (D unft eine Menge zu tun gibt, um die hohe Qualität und ie weltweite Attraktivität unserer Rechtsordnung zu ichern, und dafür bitte ich schon heute um ihre Unter- tützung. 38. Sitzung Berlin, Dienstag, den 20. Juni 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Jürgen Koppelin


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    etzt verantwortet Rot-Schwarz diesen Haushalt und
    iese hohe Neuverschuldung.


    (Beifall bei der FDP)


    Zukünftig – so wollen es SPD und Union – soll die
    otwendige Reduzierung der Neuverschuldung – wir
    ind uns darüber einig, dass es eine Reduzierung der
    euverschuldung geben muss – im Wesentlichen über

    in gigantisches Steuererhöhungsprogramm erfolgen.
    as bringt dem Staat zwar mehr Geld, bremst aber die
    onjunktur und belastet die Bürger und die Unterneh-
    en.


    (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Die Hoffnung, dass die Koalition unserem Land wie-
    er Wachstum bringt und damit auch den Bundesetat aus
    er Krise holt, wird sich mit dem Haushalt der rot-
    chwarzen Koalition nicht erfüllen. Was ist vom Satz der
    undeskanzlerin „Wir werden es grundlegend anders
    achen, damit es grundlegend besser wird in Deutsch-

    and“ übrig geblieben? Für den Bundeshaltshalt, Frau
    anzlerin, trifft das jedenfalls nicht zu. Der Haushalt
    006, jetzt in Ihrer Verantwortung, ist noch schlechter
    ls der Haushalt 2005. Damals – das wiederhole ich –
    atte Rot-Grün die Verantwortung.


    (Beifall bei der FDP)


    Der Bundeshaushalt 2006 ist verfassungswidrig und
    etzt den Verfassungsbruch der letzten vier Jahre fort.
    ngesichts einer konjunkturellen Erholung und des von
    er Bundesregierung erwarteten Wachstums kann doch
    icht erneut die Ausnahmeregelung des Art. 115 des
    rundgesetzes herangezogen werden.


    (Otto Fricke [FDP]: Sehr wahr!)


    ie begründen das mit der schwachen Binnennachfrage.
    enn Sie eine schwache Binnennachfrage feststellen,

    ann müssen Sie sich doch fragen, wieso Sie eine Mehr-






    (A) )



    (B) )


    Jürgen Koppelin
    wertsteuererhöhung durchführen, da die Binnennach-
    frage dadurch noch einmal geschwächt wird.


    (Beifall bei der FDP)


    Der Bundesfinanzminister hat in den letzten Wochen,
    auch im Bundesrat, in seiner eigenen Art die Haushalts-
    politik der rot-schwarzen Koalition dargestellt. Er hat
    versucht, die hohe Neuverschuldung und das gigantische
    Steuererhöhungsprogramm der Koalition zu begründen.
    Herr Bundesfinanzminister, wer von unseren Bürgern
    soll Ihnen Ihre Argumente abnehmen? Wer soll Ihnen
    das jetzt glauben?

    Vor der Bundestagswahl haben die Sozialdemokraten
    und auch Sie sich massiv gegen eine Mehrwertsteuer-
    erhöhung gewandt. Wählt SPD, dann verhindert ihr eine
    Mehrwertsteuererhöhung – das war eines der Hauptargu-
    mente der Sozialdemokraten im Wahlkampf. Viele Bür-
    ger – nach meiner Auffassung: zu viele Bürger – haben
    Ihnen geglaubt und SPD gewählt. Nun, nach wenigen
    Monaten, erzählen die SPD und Sie, Herr Bundesfinanz-
    minister, genau das Gegenteil. Wer soll Ihnen noch glau-
    ben?


    (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Hatte die SPD vor der Bundestagswahl mit ihren Ar-
    gumenten Recht oder hat sie nach der Bundestagswahl
    Recht? Darüber müssen Sie uns doch eigentlich einmal
    aufklären. Ich sage Ihnen ganz offen, Herr Bundes-
    finanzminister, dass mich das ein bisschen an das alte
    Lied erinnert, das es früher in der DDR gegeben hat: Die
    Partei hat immer Recht. – Das scheint das Motto der So-
    zialdemokraten zu sein: Heute entscheiden wir so, mor-
    gen so und die Partei hat immer Recht.


    (Beifall bei der FDP)


    Dies hat die Politik in Verruf gebracht hat und sorgt
    dafür – das erleben wir an manchen Wahlabenden –, dass
    die Menschen nicht mehr zur Wahl gehen. Sie sind par-
    teienverdrossen, und zwar auch und besonders durch
    Ihre Politik. Kommen Sie bitte nicht mit dem Argument
    – die Kanzlerin macht das auch –, die Wählerinnen und
    Wähler in Deutschland hätten diese Koalition und diese
    Politik gewollt. Kein Wähler der Sozialdemokraten hat
    gewollt, dass Sie in einer Koalition mit der CDU/CSU
    eine Mehrwertsteuererhöhung um 3 Prozentpunkte
    durchführen.


    (Beifall bei der FDP)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, diese Koalition ist zu
    einem Kartell der Abkassierer geworden. Zu mehr sind
    Sie, wie der vorliegende Bundeshaushalt zeigt, nicht fä-
    hig.

    Die beispiellosen Steuererhöhungen werden seitens
    des Bundesfinanzministers damit begründet, dass die öf-
    fentlichen Haushalte ohne diese Maßnahmen zerreißen
    würden. Doch das ist nur dann richtig, wenn man nicht
    bereit ist – dazu ist er und ist die Koalition nicht bereit –,
    auch bei den Ausgaben stärker zu kürzen. Ausgabenkür-
    zungen? Fehlanzeige. Dazu hat die Koalition nicht die
    Kraft gehabt. Oder wollen Sie etwa sagen, Ausgaben-

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    (C (D ürzungen in Höhe von 100 Millionen Euro – um genau iesen Betrag haben die Haushälter Kürzungen vorgeommen – seien der große Wurf? Sie haben Monate der eratung benötigt, um in einem Etat von 261 Milliarden uro 100 Millionen Euro einzusparen. Das, was Sie uns ier vorlegen, ist ein Armutszeugnis. (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    enn wir das Ergebnis, das Sie uns heute präsentieren,
    ereits im Februar gekannt hätten, dann hätten wir den
    aushalt bereits damals beschließen können. Dafür hät-

    en wir nicht monatelang beraten müssen.


    (Beifall bei der FDP)


    Das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts hat die rot-
    chwarze Koalition völlig aus den Augen verloren. Statt-
    essen wird die Schuldenlast des Bundes kräftig erhöht.
    ie Nettoneuverschuldung im Bundeshaushalt 2006 in
    öhe von mehr als 38 Milliarden Euro sei „ausgespro-

    hen hoch“, erklärte der haushaltspolitische Sprecher der
    nion, Steffen Kampeter. Das ist wohl wahr. Aber die
    nion hat bei den Haushaltsberatungen nichts dagegen
    nternommen


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist falsch!)


    nd nennt das nun plötzlich, so wiederum der Kollege
    ampeter, „einen erfolgreichen Start für die große Ko-

    lition“. Über 38 Milliarden Euro neue Schulden! Und
    a wagt es die Koalition, von diesem Bundeshaushalt als
    inem soliden Zahlenwerk mit angemessener Risikovor-
    orge zu sprechen! Das, was Sie uns vorlegen, ist einfach
    einlich. Damit stellen Sie sich ein Armutszeugnis aus.


    (Beifall bei der FDP)


    Wo trifft die Koalition eigentlich Vorsorge für die be-
    tehenden Risiken, zum Beispiel im Hinblick auf das
    rbeitslosengeld II? Fehlanzeige! Dabei hat sogar der
    undesfinanzminister wörtlich erklärt: „Ich bin von Ri-

    iken umzingelt.“ Das mag so sein. Wenn ich die Tages-
    eitungen lese, habe ich hin und wieder den Eindruck,
    ass er, wenn er von „Risiken“ spricht, nicht nur die
    aushaltsrisiken, sondern auch die Koalitionsfraktionen
    eint.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP)


    Zu den Risiken des Bundeshaushalts – auch darauf
    ill ich hinweisen; denn das ist bisher noch nicht deut-

    ich genug gesagt geworden – gehört auch die steigende
    inslast, die wir berücksichtigen müssen. Kollege
    eister hat gestern erklärt, er sehe große Risiken für den
    undeshaushalt. Da sowohl der Bundesfinanzminister
    ls auch der Kollege Meister von der Union von Risiken
    prechen, frage ich mich: Wie können Sie es wagen, uns
    inen solch unsoliden Haushalt vorzulegen? Das ist nicht
    u verantworten.


    (Beifall bei der FDP)


    Die CDU/CSU hat sich gegenüber dem Bundes-
    inanzminister, der einen typischen SPD-Haushalt vor-
    elegt hat, nicht durchsetzen können. Das ist das Ergeb-






    (A) )



    (B) )


    Jürgen Koppelin
    nis der Haushaltsberatungen. Anders als die Koalition
    hat die FDP in ihren mehr als 500 Anträgen aufgezeigt,
    wie der Bundeshaushalt um 8,3 Milliarden Euro entlastet
    werden könnte.


    (Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Masse statt Klasse! – Gegenruf des Abg. Otto Fricke [FDP]: Nein, Herr Kollege! Masse und Klasse!)


    Dann könnten auch die Vorgaben des Maastrichtvertra-
    ges endlich wieder erfüllt werden. Diese 500 Anträge,
    die wir eingebracht haben,


    (Der Abgeordnete hält ein Schriftstück hoch – Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD: Oh, oh!)


    haben Sie in Bausch und Bogen abgelehnt. Die Opposi-
    tionsfraktionen haben insgesamt über 1 000 Anträge ge-
    stellt, die Sie abgelehnt haben.


    (Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Aber das haben Sie doch vorher gewusst! Darum haben Sie so viele Anträge gestellt!)


    Der Kollege Meister hat in der Debatte zur Regie-
    rungserklärung der Kanzlerin am 1. Dezember 2005 er-
    klärt, die Union biete den Freien Demokraten an, ihre
    Anträge sehr sorgfältig zu prüfen und sie, wenn sie als
    solide beurteilt würden, auch zu übernehmen.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Tja, ein solcher Antrag war nicht dabei!)


    Kollege Meister, ich frage Sie: Haben sie unsere Anträge
    wirklich sorgfältig geprüft?


    (Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Ja!)


    – Er nickt; vielen Dank. – Ich muss Ihnen sagen: Unter
    den mehr als 500 Anträgen, die wir gestellt haben, waren
    über 50 Anträge, die die Union bei der Beratung des
    letzten Haushalts, also in der Zeit, als sie in der Opposi-
    tion war, selbst gestellt hat; ich gebe zu, dass wir das
    auch getan haben, um Sie zu testen. Auch diese Anträge
    haben Sie abgelehnt.


    (Beifall bei der FDP)


    Kollege Meister, ich muss doch davon ausgehen, dass
    die Anträge, die Sie damals gestellt haben, von Ihnen
    überprüft und als solide beurteilt worden sind; denn
    sonst hätten Sie sie nicht eingebracht. Zumindest diese
    Anträge müssten also solide sein, sodass Sie sie hätten
    übernehmen können. Aber das haben Sie nicht getan. Sie
    haben im Rahmen der Haushaltsberatungen all unsere
    Anträge, auch die, die Originalanträgen der Union glei-
    chen, abgelehnt.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben in unse-
    ren Anträgen, allein was den Subventionsabbau betrifft,
    Vorschläge gemacht, durch die 1 Milliarde Euro einge-
    spart werden könnten. Die Koalition hat das abgelehnt.
    Wir haben eine Kürzung der Verwaltungsausgaben von
    10 Prozent – nur 10 Prozent! – vorgeschlagen; das
    brächte bereits 800 Millionen Euro. Die Koalition hat
    das abgelehnt. Wir haben, weil wir das für notwendig er-
    achten, auch Beschaffungsmaßnahmen im Verteidi-

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    (C (D ungsetat auf den Prüfstand gestellt. Einsparvolumen: 00 Millionen Euro. Die Union sollte sich die Anträge nschauen, die sie gestellt hat, als sie noch in der Oppoition war: Da hat sie die gleichen Anträge gestellt wie ir als FDP jetzt. (Iris Gleicke [SPD]: Was für eine Überraschung! Das heißt, der FDP ist nichts Eigenes eingefallen!)


    in Einsparvolumen von 400 Millionen Euro ist schon
    twas anderes als die popeligen 100 Millionen Euro, die
    ie, Kollege Meister, uns hier heute präsentieren.


    (Beifall bei der FDP)


    Mit unseren Anträgen, mit unseren Entlastungsvor-
    chlägen, wäre ein erster großer Schritt in Richtung ei-
    es soliden Haushalts und mehr Glaubwürdigkeit getan
    orden. Eine Wende wäre eingeleitet worden, damit
    an den Haushalt 2007 vernünftig aufbauen kann. Sie

    aben diese Chance vertan. Und dann legen Sie noch ein
    chuldenfinanziertes Konjunkturprogramm auf! Dabei
    ehrt doch die Vergangenheit, dass solche Programme
    wenn überhaupt – kurzzeitige Strohfeuer sind. Was

    on Ihrem Konjunkturprogramm bleibt, sind bloß noch
    ehr Schulden. Wissen Sie: Ihr Konjunkturprogramm

    rinnert mich an den Versuch, mit einem Gummiband
    ine Rakete zum Mond zu schießen – mehr ist es nicht.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Zum Mond wollen wir gar nicht!)


    Dreh- und Angelpunkt auch für diesen Bundeshaus-
    alt ist der Arbeitsmarkt. Solange es 4,5 Millionen Ar-
    eitslose gibt, Menschen Angst um ihren Arbeitsplatz
    aben, kann die Binnenkonjunktur nicht anspringen.
    och wie können arbeitslose Menschen in unserem
    and wieder einen Arbeitsplatz bekommen? Wohl kaum
    das sage ich in Richtung Union – mit dem von Rot-
    chwarz beschlossenen Gebäudesanierungsprogramm
    der der verbesserten Absetzbarkeit von Handwerker-
    echnungen.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU], an die FDP gewandt: Was hat er jetzt dagegen? Ich bin gespannt, wie das bei euren Handwerkern ankommt!)


    rst recht nicht gibt es neue Arbeitsplätze, Kollege
    ampeter, wenn man die Steuern so drastisch erhöht,
    ie Sie das gemacht haben.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wer die öffentlichen
    aushalte konsolidieren will, wer neue Arbeitsplätze

    chaffen will, wer die Einnahmequellen der Sozialversi-
    herungen sichern will, der muss für mehr Wachstum in
    nserem Land sorgen. Mit einer Erhöhung der Abgaben-
    ast wird das Wachstum aber nicht gefördert, sondern ge-
    remst. Deswegen ist das Konzept der Koalition falsch
    ngelegt. Dass es anders geht, haben doch die 80er-Jahre
    ezeigt; damals war die Haushaltslage ähnlich prekär.
    nscheinend muss man Sie daran erinnern, dass es einen
    undesfinanzminister Stoltenberg von der Union gege-
    en hat, der gesagt hat: Ich spare ein – die Steuern wer-
    en auf keinen Fall erhöht! – Diese Strategie ist damals
    ufgegangen und die Lage hat sich von Jahr zu Jahr






    (A) )



    (B) )


    Jürgen Koppelin
    verbessert. Es ist traurig, dass man die Union heute da-
    ran erinnern muss.


    (Beifall bei der FDP)


    Heute nutzt die Union ihre Macht nur noch, um mit
    den Sozialdemokraten zusammen an der Steuerschraube
    zu drehen. Sie vergessen völlig: Was der Staat gewinnt,
    das verlieren seine Bürger. Bei der Union hat der Aus-
    spruch von Franz Müntefering Einzug gehalten, dass der
    Staat besser mit dem Geld umgehen kann als die Bürger.
    Das scheint jetzt auch das Motto der Union zu werden.

    Generell ist festzustellen, dass sich die Haushaltspoli-
    tik von Union und SPD nur darauf konzentriert, wie man
    durch Abkassieren beim Bürger zu noch mehr Einnah-
    men kommen kann. Es geht Ihnen nicht darum, die Aus-
    gaben zu reduzieren. Deshalb geht das größte Risiko für
    die deutsche Konjunktur und letzten Endes für die Bür-
    ger und die Unternehmen nach unserer Auffassung von
    dieser Koalition aus.


    (Beifall bei der FDP)


    Sie reden in der Koalition davon – der Bundeswirt-
    schaftsminister macht es; auch die anderen Minister ma-
    chen es –, dass mit Ihrer Politik Licht am Ende des Tun-
    nels zu sehen sei. Ich stelle für die FDP fest, dass die
    Koalition mit ihrer Politik alles, aber auch alles daran-
    setzt, um den Tunnel zu verlängern. Dabei denke ich
    zum Beispiel an die Vorstellungen – wenn man über-
    haupt von Vorstellungen sprechen kann –, die die Koali-
    tionsfraktionen in diesen Tagen im Hinblick auf eine Ge-
    sundheitsreform präsentieren. Das wird den Tunnel
    verlängern. Dabei denke ich auch an die Vorverlegung
    des Termins für die Fälligkeit der Sozialabgaben. Auch
    das hat den Tunnel verlängert. Und ich denke an das
    Umfallen der CDU/CSU beim Antidiskriminierungsge-
    setz. Diese Liste ließe sich fortsetzen.

    Wir, Union und FDP, haben doch in der Opposition
    zusammen immer wieder auf die unsolide Haushaltspoli-
    tik der Sozialdemokraten hingewiesen, ja wir sind sogar
    zusammen vor das Bundesverfassungsgericht gezogen
    und haben eine Klage eingereicht, die noch anhängig ist.
    Warum haben Sie von der Union das alles vergessen?


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nichts haben wir vergessen, Kollege Koppelin, nichts!)


    – Kollege Kampeter, Sie haben das alles vergessen. Ich
    finde, die Wählerinnen und Wähler der Union haben
    eine solche Haushaltspolitik nicht verdient; die übrigen
    Bürger unseres Landes übrigens auch nicht.


    (Beifall bei der FDP)


    Es ist festzustellen: Die CDU/CSU hat sich gegen den
    SPD-Finanzminister nicht durchsetzen können. Die
    Bundeskanzlerin hat kürzlich erklärt:

    Wort und Tat, Verkündung und Ergebnis müssen in
    der Politik wieder zusammenpassen.

    Das ist richtig. Warum machen Sie das dann nicht? Ihre
    Kanzlerin hat es Ihnen doch erlaubt; sonst hätte sie doch
    nicht so gesprochen. Nein, Sie haben es nicht getan. Wer
    hindert Sie daran, eine solide Haushaltspolitik zu ma-

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    (C (D hen? Wir, die Opposition, bestimmt nicht. Wenn sie soide ist, werden wir Sie dabei unterstützen. Die Abkehr der Union von ihren eigenen haushaltsolitischen Forderungen der vergangenen Jahre ist beipiellos. Es muss etwas geschehen, aber wir von der nion dürfen mit Rücksicht auf unseren Koalitionsartner SPD nichts ändern – das ist das Motto der egierungspolitik der Union geworden. Dieser Bundesaushalt ist ein Beispiel dafür. Wenn Sie diesen Bundesaushalt 2006 beschließen, dann ist wieder ein Jahr zur euausrichtung des Bundeshaushaltes, das wir dringend ebraucht hätten, vertan worden. Es tut mir Leid, aber ich muss es so deutlich sagen: ieser Bundeshaushalt 2006 erinnert mich an den Gamelfleischskandal: Er wurde neu verpackt, umetikettiert nd als frisch angeboten. Er bleibt aber das, was er biser schon war: Gammel. Mit diesem Haushalt 2006 leen Sie uns hier heute Gammel vor. (Iris Gleicke [SPD]: Das wird auch durch Wiederholung nicht richtiger!)


    ie werden verstehen, dass Sie die Zustimmung der
    reien Demokraten dafür nicht bekommen können.

    In Richtung des Herrn Bundesfinanzministers sage
    ch: Reden Sie zukünftig nicht davon, zu Ihrer Politik
    ebe es keine Alternative! Es ist zwar eigentlich ein trau-
    iger Anlass, aber es ist mir trotzdem ein Vergnügen, Ih-
    en noch einmal das Sparbuch der Fraktion der Freien
    emokraten überreichen zu können, das über 500 An-

    räge enthält.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Telefonbuch? So groß ist die FDP gar nicht, dass das ein Telefonbuch sein könnte! – Gegenruf des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Größer als die Grünen!)


    chauen Sie einmal hinein, dann wissen Sie, dass Sie
    ätten einsparen können.


    (Abg. Jürgen Koppelin [FDP] überreicht Bundesminister Steinbrück ein Schriftstück)


    Herzlichen Dank für Ihre Geduld.


    (Beifall bei der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist auch eine Art, sein Büro aufzuräumen!)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort hat nun der Kollege Carsten Schneider für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Carsten Schneider


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    erdinand Lassalle hat einmal gesagt:

    Alle große politische Aktion besteht in dem Aus-
    sprechen dessen, was ist, und beginnt damit. Alle
    politische Kleingeisterei besteht in dem Verschwei-
    gen und Bemänteln dessen, was ist.






    (A) )



    (B) )


    Carsten Schneider (Erfurt)

    Nun wollen wir uns als SPD und auch als große Koali-
    tion nicht der politischen Kleingeisterei schuldig ma-
    chen, sondern die große politische Aktion beginnen. Der
    Beschluss über den Bundeshaushalt 2006 nach der zwei-
    ten und dritten Lesung in dieser Woche wird dafür den
    Grundstein bilden.

    Was ist? Ich denke, nach dem, was Herr Koppelin
    eben vorgetragen hat, ist es ganz erquicklich und erfri-
    schend, zu sehen, wie die Situation überhaupt ist. Neh-
    men wir die Gesamtverschuldung des Bundes. Sie liegt
    – Stand: Februar 2006 – bei 890,8 Milliarden Euro. In
    der Zeit, in der die FDP an der Regierung beteiligt war
    – das war von 1969 bis 1998 –, sind 711 Milliarden Euro
    davon angefallen.


    (Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Was war in den letzten Jahren?)


    – Herr Kollege Solms, in den letzten Jahren sind
    144 Milliarden Euro dazugekommen. Dazu stehe ich
    auch. Ich will nur sagen: Es gibt eine Gesamtverantwor-
    tung aller hier vertretenen Parteien. Niemand kann sich
    hier vom Acker machen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Nun komme ich zur Zinslast. Sie kritisieren, dass wir
    in diesem Jahr eine Nettokreditaufnahme in Höhe von
    38,2 Milliarden Euro haben. Die Zinslast beträgt aber
    ebenfalls circa 38 Milliarden Euro. Wenn Sie sich das
    anschauen, dann erkennen Sie, dass wir die Nettokredit-
    aufnahme in diesem Jahr nur benötigen, um die Zinsen
    für die Schulden aus der Vergangenheit zu bezahlen. Da-
    bei ist noch keine Tilgung erfolgt. Mein politisches Ziel
    als Abgeordneter ist es, dass wir einen Weg finden – ich
    glaube, mit diesem Haushalt und auch mit dem Haus-
    haltsbegleitgesetz, das wir vor einigen Wochen beschlos-
    sen haben, wird dies gelingen –, zu einem konsolidierten
    Staatshaushalt zu kommen, wodurch wir, so hoffe ich, in
    der nächsten Legislaturperiode auch einen ausgegliche-
    nen Haushalt erreichen werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Norbert Barthle [CDU/CSU])


    Beim Bundeshaushalt haben wir eine strukturelle De-
    ckungslücke von 50 Milliarden Euro. Das sind 20 Pro-
    zent der beschlossenen Gesamtausgaben in Höhe von
    261 Milliarden Euro. Diese müssen durch die Nettokre-
    ditaufnahme und durch Privatisierungserlöse finanziert
    werden. Das zeigt: Nur durch eine Verbesserung der Ein-
    nahmebasis oder allein durch Ausgabenkürzungen kann
    man diesen Haushalt nicht konsolidieren.

    Herr Kollege Koppelin, wir tun daher beides: Wir
    haben nicht nur die Nettokreditaufnahme um 100 Millio-
    nen Euro abgesenkt, sondern wir haben auch in enor-
    mem Maße umgeschichtet. Erkennbare Risiken, die auch
    beim Vollzug dieses Haushalts auftreten – wir befinden
    uns ja schon fast in der Jahresmitte –, haben wir verrin-
    gert.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


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    (C (D n diesem Jahr sind für den Bund zum Glück Steuerehreinnahmen in Höhe von 4 Milliarden Euro zu ver eichnen. Davon waren 2,5 Milliarden Euro bereits im egierungsentwurf eingeplant, sodass wir tatsächlich ur noch über Mehreinnahmen in Höhe von 1,5 Milliaren Euro gegenüber dem Plan reden konnten. Diese haen wir zur Deckung von Risiken und Einnahmeausfälen eingesetzt. (Ulrike Flach [FDP]: Das glauben Sie doch selbst nicht!)


    Bei den Einnahmeausfällen ist zum einen der Aus-
    teuerungsbetrag der Bundesagentur für Arbeit zu nen-
    en. Wir sind von Einnahmen in Höhe von 5,3 Milliar-
    en Euro ausgegangen, aber uns stehen nur 4 Milliarden
    uro zur Verfügung. Zum anderen konnten wir nur einen
    m 140 Millionen Euro verminderten Bundesbankge-
    inn etatisieren. Damit sind die Mehreinnahmen – hier
    erden öfter Märchen erzählt – in das Gesamtpaket ein-
    earbeitet worden. Das heißt, für den Haushalt 2006 sind
    iese Einnahmen entsprechend veranschlagt und die
    usgaben entsprechend kalkuliert. Das heißt aber auch,
    ass wir für den Etat 2007 keine Entwarnung geben kön-
    en.

    Sie haben in Ihrer Rede, Herr Koppelin, schon einige
    eformen angesprochen, die wir in den nächsten Wo-
    hen angehen werden. Ich nenne hier noch einmal die
    esundheitsreform; ich nenne ferner die Föderalismus-

    eform für den Gesamtstaatsaufbau oder auch die wich-
    ige Unternehmensteuerreform. Mit diesen Reformen hat
    er Haushalt eine gute Grundlage.

    Als Antwort auf die Frage: „Was ist?“ zitiere ich die
    mfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammer-

    ages vom 12. Juni 2006 zur Situation in Deutschland.
    ach dieser Umfrage seien die deutschen Unternehmen

    o positiv gestimmt wie seit dem Wiedervereinigungs-
    oom nicht mehr. Der Konjunkturaufschwung gewinne
    n Tempo und für 2006 sei mit einem Wirtschaftswachs-
    um von 2 Prozent zu rechnen. Nicht nur der Export sei

    achstumstreiber, sondern nach und nach auch die Bin-
    ennachfrage.

    Nun haben Sie gefragt, warum wir in diesem Jahr die
    ehrwertsteuer erhöhen würden. Das tun wir in die-

    em Jahr doch gar nicht. Die Mehrwertsteuererhöhung
    st für diesen Haushalt überhaupt nicht relevant, sondern
    ie betrifft den Haushalt 2007. Wir haben uns bewusst
    afür entschieden, mit dem Haushalt 2006 Schwung zu
    ehmen, um für 2007 die Auswirkungen der Mehrwert-
    teuererhöhung, die sich in der Wirtschaft niederschla-
    en werden – die Bundesbank geht von einem halben bis
    reiviertel Prozentpunkt weniger Wachstum für 2007,
    ber auch von einem stärkeren Wachstum in diesem Jahr
    us –, abzumildern.

    Auf die Frage: „Was ist?“ muss man auch antworten,
    ass die Bundesrepublik mit knapp 20 Prozent eine his-
    orisch niedrige Steuerquote hat. Nur noch die Slowakei
    iegt im europäischen Vergleich hinter der Bundesrepu-
    lik Deutschland. Für mich als Sozialdemokrat ist ent-
    cheidend, dass wir nicht einen Nachtwächterstaat






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    Carsten Schneider (Erfurt)

    haben, sondern dass der Staat auch soziale Sicherheit ge-
    währleistet und die Angst vor Freiheit nimmt.


    (Beifall des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP] – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Freud lässt grüßen!)


    – Entschuldigung, ich meine natürlich, dass er die Angst
    vor dem Verlust von sozialer Sicherheit nimmt. Sie wis-
    sen genau, was ich sagen will. Durch die soziale Sicher-
    heit muss der Staat jedem die Chance geben, wieder auf-
    zustehen, wenn er fällt.

    Ein anderer Zukunftsbereich, der uns wichtig ist, ist
    das 6-Milliarden-Euro-Programm für Forschung und
    Entwicklung zur Stärkung der Wissensgesellschaft.
    Diese Mittel sind in den Haushalt und die Finanzplanung
    eingestellt. Ich bin guter Dinge, dass diese Maßnahmen
    zusammen mit dem 25-Milliarden-Euro-Investitionspro-
    gramm dazu führen werden, dass wir dank der positiven
    Konjunkturentwicklung, die sich erstmals seit langer
    Zeit in den Beschäftigungszahlen widerspiegelt, 2007
    sowohl das Maastrichtkriterium hinsichtlich der Ver-
    schuldung als auch die Vorgaben aus Art. 115 des
    Grundgesetzes, wonach die Summe der Investitionen
    höher als die Nettokreditaufnahme sein muss, einhalten
    werden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Haushaltspläne für das Jahr 2007 werden von der
    Regierung noch verhandelt; da will ich mich nicht ein-
    mischen. Aber ich möchte für meine Fraktion die Erwar-
    tung ausdrücken, dass der Koalitionsvertrag eingehalten
    wird. Ich habe keinen Zweifel daran, dass es dem
    Finanzminister gemeinsam mit der Bundeskanzlerin ge-
    lingt, für 2007 einen Haushalt aufzustellen, der sowohl
    die Regelgrenze nach Art. 115 des Grundgesetzes als
    auch die Vorgaben der Europäischen Kommission hin-
    sichtlich des Stabilitätspaktes einhält.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Alles sehr artig hier!)


    Sie haben vorhin die Vorgaben zur Haushaltskonsoli-
    dierung und zur Verstärkung der Einnahmebasis kriti-
    siert. Ich kann nur sagen: Die Europäische Kommission
    hat das Wachstumsprogramm, aber auch den Finanzbe-
    richt, den wir der Kommission jährlich vorlegen
    – schließlich läuft ein Defizitverfahren gegen uns –, be-
    grüßt und erklärt, dass insbesondere die Maßnahmen zur
    Steuergesetzgebung, die wir hier im Deutschen Bundes-
    tag beschlossen haben – auch der Bundesrat hat diesem
    Paket letzten Freitag zugestimmt –, konjunkturgerecht
    sind; da bin ich guter Dinge.

    Weil es wichtig ist, die Rahmendaten zu nennen,
    komme ich zu der Frage: Was haben wir in den Haus-
    haltsberatungen tatsächlich verändert? Hier sind einige
    Punkte für das Parlament besonders wichtig.

    Ich nenne zum Beispiel den Wunsch, der von vielen
    Kollegen geäußert wurde, die Mittel für Maßnahmen im
    Bereich der politischen Bildungsarbeit, bei denen die
    Regierung einige Kürzungen vorgesehen hat, um

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    (C (D Millionen Euro zu erhöhen. Wir haben im Haushaltsegleitgesetz im Gegenzug zur Kürzung des Weihachtsgeldes die Sonderzahlung für Beamtinnen und Bemte der niedrigen Einkommensgruppen A 2 bis A 8 rhöht und wir haben im Bereich Wissenschaft und Forchung insbesondere bei den Verpflichtungsermächtiungen die Mittel verstärkt. Wir hatten uns als Koalitionsfraktion vorgenommen, ie globalen Minderausgaben zu reduzieren. Das ist uns m Einzelplan 60 um 300 Millionen Euro gelungen. Dait leisten wir einen Beitrag zur Haushaltswahrheit nd -klarheit und zur Stärkung des Parlaments. Wir haen zudem in den Einzeletats die globalen Minderausgaen deutlich gekürzt. Zur strukturellen Verbesserung des Bundeshaushalts uch im Personalbereich haben wir die Stelleneinspaung in Höhe von 1,9 Prozent, die die Regierung vorgeehen hatte, auf 2 Prozent erhöht. Das entspricht 20 Stellen im Bundeshaushalt und ist deutlich mehr als ie Zahl neuer Stellen, die durch die Regierungsneubilung entstanden sind. Damit haben wir unsere Aufgabe ls Haushälter, Kontrolle auszuüben und ein Gegengeicht darzustellen, wahrgenommen. Wir haben die Investitionsausgaben auf dem Niveau elassen, das von der Regierung vorgeschlagen wurde. ir haben einige Veränderungen vorgenommen. Insbe ondere haben wir bei den Verpflichtungsermächtigunen im Rahmen des 25-Milliarden-Euro-Paketes wesentiche Punkte konkretisiert. Ich denke dabei vor allen ingen an den Verkehrsbereich, aber auch an einzelne ereiche im Forschungsministerium. Ein weiterer Punkt, den ich für einen entscheidenden chritt hinsichtlich der Struktur des Bundeshaushaltes alte, mag zunächst abstrakt klingen. Bisher lagen die ensionslasten, die für die Beamten des Bundes aufzuringen sind, in der Zuständigkeit des Bundesfinanzmiisters. Das heißt, die einzelnen Häuser waren nicht für ie Finanzierung verantwortlich. Wir haben dieses Sysem umgestellt. Das Parlament hat sich an dieser Stelle egen harten Widerstand durchgesetzt. Ab 2007 wird es um einen einen Pensionsfonds geben, mit dem für alle b 2007 neu eingestellten Beamten Vorsorge getroffen ird. Das ist für mich ein entscheidender Punkt auch für ie nachhaltige Sicherung der öffentlichen Finanzen im nteresse zukünftiger Generationen. Wir haben des Weiteren vorgesehen, dass die Penionslasten bei den Ressorts veranschlagt werden. Das eißt, künftig ist jedes Ressort für die Pensionäre verantortlich und muss deren Pensionen aus dem Etat finan ieren. Das hat meines Erachtens zur Folge, dass mit den ffentlichen Geldern – das heißt mit den Steuergeldern – och sachgerechter umgegangen wird. Weil sich gute Politik auch gut verkauft, haben wir ie Mittel für Öffentlichkeitsarbeit um 10 Prozent bzw. m 10 Millionen Euro gekürzt. Ich glaube, das würde Ihen vonseiten der Opposition nie einfallen. Es steht den essorts frei, zu entscheiden, wie sie die Kürzungen Carsten Schneider umsetzen werden. Ich denke, das ist ein Signal, dass das Parlament durchaus selbstbewusst ist. (Zuruf von der FDP: Das ist doch Taschenspielerei!)


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





    (A) )


    (B) )


    Ich möchte gerne noch auf einen Punkt eingehen, der
    die Kritik der FDP-Fraktion betrifft. Kollege Koppelin
    hat eben noch einmal auf sein Maßnahmebündel verwie-
    sen. Er hat kritisiert – ich nehme an, Herr Westerwelle
    wird das morgen noch einmal bestätigen –, dass die Net-
    tokreditaufnahme in diesem Jahr rund 38 Milliarden
    Euro beträgt und damit – das ist richtig – um rund
    16 Milliarden Euro über der Regelgrenze des Art. 115
    des Grundgesetzes liegt. Sie haben das als verfassungs-
    widrig bezeichnet. Ich habe dazu eine andere Auffas-
    sung: Wir machen von dem Ausnahmetatbestand des
    Art. 115 des Grundgesetzes Gebrauch.

    Wenn es Ihnen wirklich um sachgerechte Opposi-
    tionsarbeit geht, dann frage ich Sie, wie Sie bei einer
    Einsparung in Höhe von 8 Milliarden Euro, bei der die
    Nettokreditaufnahme immer noch 30 Milliarden Euro
    betragen würde und die Investitionsausgaben bei
    22 Milliarden Euro verharren würden, begründen wol-
    len, dass die auch dann bestehende Differenz von
    8 Milliarden Euro, um die die Nettokreditaufnahme die
    Investitionsausgaben überstiege, nicht verfassungswid-
    rig wäre. Ich glaube, es wird deutlich, dass die von Ihnen
    vorgelegte Alternative absurd ist. Ich würde gerne dem
    einen oder anderen Antrag zustimmen, wenn er denn
    sachgerecht wäre. Es ist mir aber aufgrund der Absurdi-
    tät Ihrer Vorschläge im Rahmen der Haushaltsberatun-
    gen nicht möglich gewesen. Ich nenne gerne ein paar
    Beispiele, um es der Bevölkerung zu verdeutlichen. Sie
    wollen die Beiträge für internationale Organisationen
    um 2 Millionen Euro kürzen. Wir sind aber an dieser
    Stelle vertraglich gebunden. Sie wollen die Ausgaben im
    Verteidigungsbereich um 1 Milliarde Euro kürzen.
    Schöne Grüße an alle Soldatinnen und Soldaten, die im
    internationalen Bereich tätig sind!


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Pfui!)


    Sie wollen bei der internationalen Krisenprävention
    die Ausgaben um 3 Millionen Euro senken. Die Men-
    schen in den Krisengebieten werden sich bedanken.

    Sie wollen bei der Flug- und Gepäckkontrolle und der
    Fahrgastsicherheit Kürzungen in Höhe von 20 Millionen
    Euro vornehmen. Ist Ihnen nicht bekannt,


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein, offenbar nicht!)


    dass sich die Sicherheitslage in der Bundesrepublik
    Deutschland insbesondere seit dem 11. September 2001
    und vor dem Hintergrund der Fußballweltmeisterschaft,
    durch die wir im Fokus stehen, nachhaltig verändert hat?
    Dies alles scheint Ihnen nicht deutlich zu sein. Daher
    verbuche ich Ihren Vorschlag unter „Heiteres und Weite-
    res“.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


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    (C (D Zudem wollen Sie die Mittel für die Eingliederungseistungen der aktiven Arbeitsmarktpolitik, die wir mit Milliarden Euro etatisiert haben, um 3 Milliarden Euro ürzen. Schönen Gruß nach Ostdeutschland! Denn 0 Prozent dieser Mittel fließen dorthin. Die Menschen ort werden sich bedanken, dass Sie ihnen die letzte hance nehmen wollen. Ein weiteres Beispiel: Im Ver eidigungsbereich werden Sie nur noch von der Linksartei übertroffen, die die dafür vorgesehenen Mittel um ,5 Milliarden Euro kürzen will. Aber darauf will ich icht näher eingehen. Sie nennen als Beispiel für Kürzungsmöglichkeiten tändig die Steinkohlesubventionen. Ich glaube, dass eine andere Subvention einer so starken Degression unerliegt wie die Steinkohlesubvention. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Es gab aber auch keine, die so hoch war!)


    ie sollten nicht vergessen, dass wir die bis 2009 gelten-
    en rechtsverbindlichen Zuwendungsbescheide gar nicht
    ndern können. – Herr Westerwelle, Sie haben zugeru-
    en, keine andere Subvention sei so hoch gewesen wie
    ie Steinkohlesubvention. Ich darf Sie daran erinnern,
    ass es ein Wirtschaftsminister der FDP war, der den
    ntsprechenden Vertrag unterschrieben hat. Das alles
    olt Sie nun wieder ein und hat dazu geführt, dass wir
    hre Vorschläge ablehnen mussten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Da waren Sie noch gar nicht geboren!)


    Das Verhältnis des Bundes zu den Ländern halte ich
    ersönlich für sehr wichtig. Es hat Auseinandersetzun-
    en über die Regionalisierungsmittel gegeben. Ich bin
    roh, dass wir nun einen Kompromiss gefunden haben,
    iewohl ich sagen muss, dass es mir lieber gewesen
    äre, wenn wir den ursprünglichen Ansatz der Bundes-

    egierung fortgeschrieben hätten. Bund und Länder ha-
    en schließlich gemeinsam Verantwortung für diesen
    taat.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Oh ja!)


    enn ich mir einen Ausblick auf 2007 erlaube und ins-
    esondere die Zinslast der einzelnen Körperschaften an-
    chaue, dann stelle ich fest, dass die Situation des Bun-
    es am schlechtesten ist. Das liegt daran, dass in den
    etzten Jahren im Vermittlungsausschuss ständig zulas-
    en des Bundes verhandelt wurde.

    Ich möchte noch einen anderen Punkt nennen, der
    icht nur im Verhältnis zwischen Bund und Ländern,
    ondern auch zwischen Ost und West eine maßgebliche
    olle spielt. Das ist die Verwendung der Solidarpakt-
    ittel durch die ostdeutschen Bundesländer. Wir werden

    iese Mittel – die reinen Bundesmittel beliefen sich im
    ahr 2006 auf insgesamt 10 Milliarden Euro; die Bun-
    esländer haben dazu nichts gegeben – nicht kürzen. Das
    st gut im Hinblick auf die Planungssicherheit und die
    ragfähigkeit der vom Deutschen Bundestag gefassten
    eschlüsse. Klar muss aber auch sein, dass diese Mittel

    atsächlich für den Aufbau Ost und insbesondere für die
    chließung der Lücke zwischen Ost und West verwendet






    (A) )



    (B) )


    Carsten Schneider (Erfurt)

    werden. Ich unterstütze daher ausdrücklich die Position
    des Bundesfinanzministers gegenüber dem einen oder
    anderen Ministerpräsidenten, egal welcher Couleur. Es
    ist wichtig, dass wir diese Mittel zum einen zum Schlie-
    ßen der Infrastrukturlücke und zum anderen für den Aus-
    gleich der unterproportionalen Finanzkraft der Kommu-
    nen und für nichts anderes einsetzen.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)


    Denn alles andere führte dazu, dass die ostdeutschen
    Bundesländer, deren Haushalte sich schon jetzt in einer
    bedrohlichen Schieflage befinden, 2009, wenn diese
    Mittel der Degression unterliegen, in eine Schuldenfalle
    liefen. Um die Diskussion ein bisschen zu versachlichen,
    mache ich darauf aufmerksam, dass man die Entwick-
    lung nicht einseitig den ostdeutschen Bundesländern
    vorwerfen darf. Sie leisten zwar eine gute Arbeit, sind
    aber in besonderem Maße durch Abwanderung, die sich
    auch auf die Zuweisungen im Rahmen des Länderfi-
    nanzausgleichs auswirkt, betroffen. Ich möchte in die-
    sem Zusammenhang ein paar Zahlen betreffend den
    Vollzug der Länderhaushalte nennen. So hat der Finanz-
    planungsrat vereinbart, dass die Haushaltsmittel nur um
    1 Prozent steigen dürfen. Tatsächlich wiesen die Haus-
    halte der Stadtstaaten eine Steigerung von 2,4 Prozent
    und die der westdeutschen Flächenländer eine Steige-
    rung von 1,7 Prozent auf, während die ostdeutschen Flä-
    chenländer ihre Haushaltsmittel um 0,7 Prozent zurück-
    geführt haben.

    Es gibt also Licht und Schatten. Ich glaube, wir tun
    als Deutscher Bundestag gut daran, an dieser Stelle hart
    zu bleiben. Wir sollten aber auch zur Kenntnis nehmen,
    dass die Situation insbesondere in den ostdeutschen
    Bundesländern sehr schwierig ist. Wir sollten uns in der
    zweiten Hälfte dieses Jahres mit diesem Thema noch
    einmal beschäftigen. Das liegt im Gesamtinteresse nicht
    nur des Deutschen Bundestages, sondern auch der Bun-
    desrepublik Deutschland; denn es wird uns nur gelingen,
    die binnenwirtschaftliche Situation zu verbessern und
    letztendlich das Zusammenwachsen von Ost und West
    zu befördern, wenn der Aufbau in den neuen Bundeslän-
    dern sachgerecht fortgeführt wird und wenn es dafür
    weiterhin das Verständnis und die Solidarität der Men-
    schen im Westen Deutschlands gibt.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)