Rede von
Christoph
Strässer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der siebte
602 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005
)
)
Christoph Strässer
Menschenrechtsbericht der Bundesregierung bescheinigt
dem Iran nur wenige Fortschritte im Bereich der Men-
schenrechte in den letzten Jahren. Dennoch bestand in
den letzten Jahren die Hoffnung, dass reformorientierte
Kräfte im Iran mehr erreichen könnten. Diese Hoffnung
ist seit der Entwicklung der letzten Woche verflogen. In
diesen Tagen erreichen uns fast täglich neue erschre-
ckende Nachrichten aus dem Land.
Nachdem der ehemalige Präsident Chatami men-
schenrechtsrelevante Reformen – wenn auch mit kleinen
Schritten – auf den Weg gebracht hat und in seiner Ära
die Zivilgesellschaft gestärkt wurde, wurde weltweit die
Wahl von Ahmadinedschad zum neuen Präsidenten des
Iran sehr kritisch beobachtet. Heute wissen wir: Unsere
schlimmsten Befürchtungen werden noch übertroffen.
Der Aufruf des iranischen Präsidenten zur „Auslö-
schung“ der staatlichen Existenz Israels und zur Leug-
nung des Holocaust ist nicht nur inakzeptabel, sondern
er ist unfassbar und schockierend.
Diese Äußerungen lassen jeden zivilisierten Anstand
vermissen. Sie verletzen in ihrer Substanz jegliches Wer-
tegefühl der Völkergemeinschaft und rufen nicht nur im
Westen, sondern bis weit in die arabische Welt hinein zu
Recht tiefe Empörung hervor. Deshalb ist es zwar eine
Selbstverständlichkeit, die aber an diesem Tag und von
dieser Stelle aus gegebenem Anlass unmissverständlich
wiederholt werden muss: Das Recht Israels auf seine
staatliche Existenz, auf ein Leben in international aner-
kannten Grenzen, frei von Angst, Terror und Gewalt
– ich füge hinzu: das gilt auch für das Selbstbestim-
mungsrecht des palästinensischen Volkes –, aber auch
die historische Wahrheit des Holocaust als organisierter
Völkermord und die daraus resultierende Verantwortung
waren, sind und bleiben konstitutive Bestandteile deut-
scher Politik nach innen und außen, gerade auch im Be-
reich der Menschenrechtspolitik.
Den Äußerungen des iranischen Präsidenten kann ich
nur eines entgegenhalten: Das ist eine Verhöhnung von
mindestens sechs Millionen Opfern der Schoah. Wir
Deutschen stehen national wie auch international zu die-
ser Verantwortung und wir sollten die Bundesregierung
bitten, dies auch vor den zuständigen Gremien der Ver-
einten Nationen zur Sprache zu bringen. Ich halte das für
notwendig.
Der siebte Menschenrechtsbericht der Bundesregie-
rung ist nach unserer Auffassung ein hervorragendes
Kompendium sowohl in den großen Leitlinien als auch
in den Einzelheiten und der institutionellen Absicherung
deutscher Menschenrechtspolitik der letzten Jahre. Ich
danke allen, die an der Erstellung mitgewirkt haben –
insbesondere unserer Vorgängerregierung; Sie haben si-
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Wir begrüßen auch – aus gutem Grund –, dass die
enschenrechtspolitik in unserem Land Schritt für
chritt stärker institutionell verankert worden ist. Wir
egrüßen außerordentlich und bewerten sehr positiv die
rbeit des Deutschen Instituts für Menschenrechte, der
enschenrechtsbeauftragten im Auswärtigen Amt und
m Bundesministerium der Justiz wie auch die institutio-
elle Verankerung im Forum Menschenrechte in dem
ialog mit den NGOs, die bei der Umsetzung der Men-
chenrechtspolitik weltweit unverzichtbar sind.
Ich füge hinzu: Wir sind auch sehr dankbar dafür,
ass die Bundesregierung dem Auftrag des Parlaments
achgekommen ist und einen nationalen Aktionsplan
ur Umsetzung der Menschenrechtspolitik als integralen
estandteil in den Bericht aufgenommen und als Hand-
ungslinie für die Politik und damit auch für uns vorge-
eben hat.
Ich möchte noch zu einigen Punkten in materieller
insicht Stellung nehmen, die im siebten Menschen-
echtsbericht der Bundesregierung eine gewisse Rolle
pielen. Ich möchte mit einem Punkt beginnen, der sehr
eutlich macht, wie sich die Bundesregierung und die in-
ernationale Politik, die von uns betrieben wird, zur
odesstrafe verhalten. Wir haben durch die gerade statt-
efundenen Hinrichtungen in den Vereinigten Staaten
ieder erlebt, dass auch in Ländern der westlichen He-
isphäre das Thema Todesstrafe noch zu diskutieren ist.
ir erinnern an dieser Stelle die Regierung der Vereinig-
en Staaten an ihre internationalen Verpflichtungen aus
en entsprechenden VN-Konventionen. Wir erwarten,
ass hier Klartext gesprochen wird. Die Todesstrafe ist
nmenschlich und darf kein Mittel der Repression in ei-
er staatlichen Gemeinschaft sein.
m Jahr 2004 wurden 3 800 Todesurteile in 25 Staaten
ollstreckt. lch erwähne dabei ausdrücklich, dass davon
ach unseren Kenntnissen 3 400 allein in China vollzo-
en wurden. Die klare Botschaft lautet deshalb: Dies
uss ständig ein Thema aller Gespräche sein, die wir
it unseren internationalen Partnern führen.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005 603
)
)
Christoph Strässer
abzuschieben, die in Deutschland geboren und aufge-
Land ihrer Eltern nie gesehen haben und deren Sprache
nicht oder nur kaum sprechen, die sich hier bei uns inte-
griert haben? Welchen Sinn macht es, Menschen, die
hier seit langem leben, arbeiten und Steuern und Sozial-
abgaben zahlen, plötzlich die Arbeitserlaubnis zu ver-
weigern und sie damit in die Abhängigkeit von staatli-
chen Transferleistungen zu bringen, die wir doch – zu
Recht – reduzieren wollen? Die Innenministerkonferenz
hat sich gerade wieder einmal mit diesem Thema ohne
Ergebnis befasst. Wir werden einfordern, dass dieses
Thema auf der Tagesordnung bleibt und dass eine ent-
sprechende Regelung kommt. Es geht um „nur“
200 000 Menschen.
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Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 542;
davon
ja: 487
nein: 39
enthalten: 16
Ja
CDU/CSU
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck
Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Renate Blank
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Georg Brunnhuber
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Anke Eymer
Georg Fahrenschon
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
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r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
erbert Frankenhauser
r. Hans-Peter Friedrich
ochen-Konrad Fromme
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
r. Jürgen Gehb
orbert Geis
berhard Gienger
alf Göbel
r. Reinhard Göhner
osef Göppel
eter Götz
r. Wolfgang Götzer
te Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
Olav Gutting
Holger Haibach
Gerda Hasselfeldt
Ursula Heinen
Uda Carmen Freia Heller
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Bernd Heynemann
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Robert Hochbaum
Klaus Hofbauer
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
wachsen sind, deren Muttersprache Deutsch ist, die das Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:
Meinung, jedenfalls was
en Punkt ansprechen, der
hwerpunkt der Innenpoli-
cht der Bundesregierung
tik festgelegt. Wir haben
derem festgehalten, dass
as wir, die alte Koalition,
endungspraxis überprüft
esondere um eine befrie-
er so genannten Ketten-
nünftige Altfallregelung
richt, wird einem schon
dringend geboten,
neten der SPD)
z die Erwartungen hier
n Sinn macht es, Kinder
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Das Menschenrechtsthema i
en in diesem Jahr schwere K
sunami und die Erdbeben in P
pfer gab und die Menschen n
enz bangen. Ich möchte desha
anken, die im Auftrag der in
einschaft, von Regierungsorg
ierungsorganisationen, in den
esetzt sind, insbesondere den
er Bundeswehr – ich betone da
ie wir gerade geführt haben; i
icht dafür entschuldigen, das
esehen habe, was dort passie
enschenrechte in der ganzen
che ihnen allen ein friedliches
henfreies Jahr sowie der Me
ute Zukunft.
Herzlichen Dank.
604 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005
)
)
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Hubert Hüppe
Susanne Jaffke
Dr. Peter Jahr
Dr. Hans-Heinrich Jordan
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster
Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler
Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Johann-Henrich
Krummacher
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl A. Lamers
Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Eduard Lintner
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Dorothee Mantel
Stephan Mayer
Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Friedrich Merz
Maria Michalk
Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Hildegard Müller
Carsten Müller
Stefan Müller
Bernward Müller
Bernd Neumann
Henry Nitzsche
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Dr. Peter Paziorek
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
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r. Friedbert Pflüger
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hristian Freiherr von Stetten
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r. Hans-Peter Uhl
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r. Hans-Peter Bartels
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abine Bätzing
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laus Uwe Benneter
r. Axel Berg
etra Bierwirth
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olker Blumentritt
urt Bodewig
lemens Bollen
erd Bollmann
r. Gerhard Botz
laus Brandner
illi Brase
ernhard Brinkmann
delgard Bulmahn
arco Bülow
artin Burkert
r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
r. Peter Danckert
r. Herta Däubler-Gmelin
artin Dörmann
r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
etlef Dzembritzki
ebastian Edathy
iegmund Ehrmann
ans Eichel
ernot Erler
arin Evers-Meyer
nnette Faße
lke Ferner
abriele Fograscher
ainer Fornahl
abriele Frechen
eter Friedrich
igmar Gabriel
artin Gerster
ris Gleicke
enate Gradistanac
ngelika Graf
ieter Grasedieck
onika Griefahn
erstin Griese
abriele Groneberg
olfgang Grotthaus
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann
ina Hauer
ubertus Heil
einhold Hemker
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
abriele Hiller-Ohm
tephan Hilsberg
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