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ID1600505500

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    1. \n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/5 Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 200 A Antrag der Abgeordneten Cornelia Behm, Dr. Thea Dückert, Ulrike Höfken, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Hongkong als Zwi- schenschritt einer fairen und entwicklungs- orientierten Welthandelsrunde (Drucksache 16/86) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Glos, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 173 D 174 A 177 C 180 B 182 C 185 A 201 C 203 D 205 C 207 C 209 C 210 C 212 A 213 A 214 C 215 D Deutscher B Stenografisch 5. Sitzu Berlin, Donnerstag, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Heinz Riesenhuber und der Abge- ordneten Dr. Petra Sitte . . . . . . . . . . . . . . . . . Begrüßung des neuen Abgeordneten Hermann Josef Scharf . . . . . . . . . . . . . . . . . Abwicklung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: A T ( A D b b ( S M K 173 A 173 B 173 C 173 D Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 B 189 A undestag er Bericht ng 1. Dezember 2005 t : Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nnette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 4 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): ntrag der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ IE GRÜNEN: Den Klimawandel wirksam ekämpfen – Deutschland muss Vorreiter leiben Drucksache 16/59) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . igmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . atherina Reiche (Potsdam) (CDU/CSU) . . . 190 D 191 B 192 C 192 C 196 A 198 A Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 216 D 218 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 Tagesordnungspunkt 5 (in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beschrän- kung der Verlustverrechnung im Zu- sammenhang mit Steuerstundungsmo- dellen (Drucksache 16/107) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abschaf- fung der Eigenheimzulage (Drucksache 16/108) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zum Einstieg in ein steuerliches Sofortprogramm (Drucksache 16/105) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Oskar Lafontaine, Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost und der Fraktion der LINKEN: Hedgefondszulas- sung zurücknehmen (Drucksache 16/113) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . K R I D T ( a b U D W D B E H A Z ( A D F c ( H H W D U U 219 B 219 C 219 C 219 D 219 D 224 C 227 B 230 B 231 C 233 B 234 B 236 A 237 A 238 D 240 A 241 D 243 D 245 D 247 B rista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ené Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . agesordnungspunkt 6 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über den Ausgleich von Arbeitgeber- aufwendungen und zur Änderung wei- terer Gesetze (Drucksache 16/39) . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes über den Arbeitgeberausgleich bei Fortzah- lung des Arbeitsentgelts im Fall von Krankheit und Mutterschaft (Lohnfort- zahlungsausgleichsgesetz) (Drucksache 16/46) . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . olfgang Zöller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . einz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . nnette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . usatztagesordnungspunkt 7 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): ntrag der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ IE GRÜNEN: Konsequenzen aus den leischskandalen: Umfassende Verbrau- herinformation und bessere Kontrollen Drucksache 16/111) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 D 250 C 251 D 253 C 255 B 255 B 255 C 257 C 258 D 260 C 262 A 263 A 263 D 264 D 266 A 268 A 268 A 270 B 271 B 272 D 274 B 275 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 III Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 7 (in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände- rung des Verkehrswegeplanungsbeschleu- nigungsgesetzes (Drucksache 16/45) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) Dorothee Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Stephan Hilsberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Abrissmoratorium für den Palast der Re- publik (Drucksache 16/60) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Petra Pau, Dr. Gesine Lötzsch, Dr. Hakki Keskin, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Abriss des Palastes der Republik stoppen (Drucksache 16/98) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) 276 D 278 D 279 D 281 B 281 C 284 A 285 D 287 C 288 D 290 D 292 A 295 A 295 A 295 B 296 D 298 B 300 C 301 D 303 A Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 5 (in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): Antrag der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Anna Lührmann, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Frak- S N A L 294 A iegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 304 D 306 C 307 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 173 (A) ) (B) ) 5. Sitzu Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 307 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bollen, Clemens SPD 01.12.2005 Ernstberger, Petra SPD 01.12.2005 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 01.12.2005 Kipping, Katja DIE LINKE 01.12.2005 Kossendey, Thomas CDU/CSU 01.12.2005 Nachtwei, Winfried BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 01.12.2005 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 01.12.2005 Schily, Otto SPD 01.12.2005 Schmidt (Nürnberg), Renate SPD 01.12.2005 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Wächter, Gerhard CDU/CSU 01.12.2005 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 01.12.2005* 5. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    erren! Dies ist meine erste Rede hier im Bundestag,
    eine Jungfernrede, die ich nicht mehr von der Bundes-

    atsbank, sondern von der Regierungsbank kommend
    alte.


    (Zuruf von der CDU/CSU)


    Es gibt ja einen alten Aphorismus, der lautet: Hochver-
    at ist eine Frage des Datums.

    220 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005


    (A) )



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    Bundesminister Peer Steinbrück

    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Ich möchte mich sehr herzlich für die vielen Glück-
    wünsche bedanken, die ich bekommen habe. Ich gebe
    zu: Es ist auch das eine oder andere Kondolenzschreiben
    dabei gewesen,


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    das ich gebührend beantworten werde. In wenigen Tagen
    mache ich eine Erfahrung, die auch viele Privatleute in
    Deutschland machen: die Erkenntnis, dass das schöne
    Gefühl, Geld zu haben, weitaus weniger intensiv ist als
    das klamme Gefühl, kein Geld zu haben.


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Um ernsthaft zu werden, meine Damen und Herren,
    sage ich: Wir haben unabweisbar erhebliche Haushalts-
    probleme. An den Beginn meiner Ausführungen stelle
    ich daher sehr gezielt die Feststellung, dass diese
    Haushaltsprobleme nicht ausschließlich aus fiskalischer
    Perspektive und nicht allein über fiskalische Anstren-
    gungen zu lösen sind.

    Ich halte das für aussichtslos. Diese unabweisbaren
    Haushaltsprobleme sind nur in einem Gesamtzusam-
    menhang zu lösen. Sie werfen uns sehr direkt zurück auf
    Fragen, die alle Seiten dieses Hauses – in den unter-
    schiedlichsten Ausschüssen, in den unterschiedlichsten
    Ministerien – beschäftigen.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


    Diese Fragen lauten: Wird die Wachstumsdynamik in
    Deutschland in den nächsten Jahren hinreichend sein,
    um diese Probleme zu lösen? Wie können wir unsere So-
    zialversicherungssysteme robuster machen


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


    gegen konjunkturelle Ausschläge, aber auch gegenüber
    den Folgen der Demographie, wenn – was eine Tatsache
    ist – das Normalarbeitsverhältnis als Bezugsgröße für
    die Erhebung der Sozialversicherungsbeiträge zuneh-
    mend erodiert? Wir wissen, dass jede Entspannung auf
    dem Arbeitsmarkt uns näher an eine solide Haushalts-
    führung heranführt. Wir haben es über die Folgen der
    Demographie hinaus, die ich bisher angesprochen habe,
    auch mit weiteren Folgen dieser Entwicklung zu tun.

    Ich stelle das an den Anfang, um die Notwendigkeit
    aufzuzeigen, dass wir diese Haushalts- und Fiskalpolitik
    mit den anderen politischen Aufgabenfeldern mehr denn
    je vernetzen. Es kann keine Arbeitsteilung geben, dass
    im Hohen Hause die Haushalts- und Finanzpolitiker auf
    der einen Seite und die anderen Politiker auf der anderen
    Seite stehen, dass der Finanzminister im Kabinett für die
    kruden, für die schlechten Nachrichten zuständig ist und
    die anderen sich populär, auch mit Blick auf ihr Ausga-
    beverhalten, aufstellen können.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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    (C (D Solide Staatsfinanzen sind, das weiß ich, nicht alles nd ich will sie auch nicht überbewerten. Aber ohne soide Staatsfinanzen werden wir viele der uns gemeinsam eschäftigenden Aufgaben definitiv nicht erfüllen, gechweige finanzieren können. ch glaube – und ich mache gar keinen Hehl daraus –, ass eine große Koalition die beste Voraussetzung dafür st, einen solchen Gesamtzusammenhang herzustellen nd diese Aufgaben zu lösen. Deshalb ist es auch nahe iegend, dass der Koalitionsvertrag keiner rein fiskalichen Logik folgt. Ich selber als einer in der Verhandungskommission habe versucht, dem zu entsprechen. ir haben gesagt: „Ja, wir brauchen eine ordentliche aushaltsführung“, aber auf der anderen Seite hat diese roße Koalition auch Gestaltungsansprüche formuliert nd wir wollen diesen Gestaltungsansprüchen auch entprechen, zum Beispiel mit Blick auf die Förderung der ewerblichen Wirtschaft, insbesondere des Mittelstanes; mit Blick auf die Familienförderung, die eben eine roße Rolle gespielt hat; mit Blick auf Forschung und ntwicklung – das berühmte 3-Prozent-Ziel, das in vier, ünf Jahren erreicht sein soll; was übrigens bedeutet, ass wir 6 Milliarden Euro mehr in die Hand nehmen üssen –, um auf diesem Gebiet international wieder die ase vorn zu haben; mit Blick auf die Verkehrsinfra truktur und das wichtige Thema, wie wir private Hausalte zunehmend auch als Arbeitgeber mobilisieren önnen, und zwar mit Blick auf sozialversicherungsflichtige Beschäftigungsverhältnisse. Glaubwürdige Politik muss sich den Realitäten stelen; das weiß ich. Diese Realitäten heißen zum Beispiel: und 20 Prozent des Bundeshaushaltes, also insgesamt twa 50 Milliarden Euro, sind nicht nachhaltig durch innahmen gedeckt. Um es auf den Punkt zu bringen wahrscheinlich bei manchen Kritik hervorrufend –: ieser Bundeshaushalt hat sehr viel weniger ein Ausgaenproblem und sehr viel mehr ein Einnahmeproblem! it fast 80 Milliarden Euro machen die Leistungen des undeshaushaltes an die gesetzliche Rentenversicheung annähernd ein Drittel des gesamten Bundeshausaltes aus. Insbesondere mit Blick auf Herrn Solms, der leich nach mir reden wird, möchte ich darauf hinweien, dass alleine fünf große Ausgabenblöcke 72 Prozent ieses Bundeshaushaltes festlegen: der Zuschuss zur entenversicherung, die Arbeitsmarktausgaben, die Zin en, die Personalausgaben und die Zuwendungen. Die estlichen 28 Prozent betreffen teilweise wichtige Ausabenfelder, nach der Rechtschreibreform zu bezeichnen it den drei Fs: nämlich Verkehr, Verteidigung und For chung und Entwicklung. (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    (Beifall bei der SPD)


    ngesichts dieser Verkarstung – in Form dieser fünf
    löcke – und mit Blick auf die hoch investiven Anteile
    er drei Fs ist klar: Wenn jemand glaubt, er könnte aus

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 221


    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Peer Steinbrück
    diesem Bundeshaushalt in einer Radikaloperation 10, 15,
    20, 25 Milliarden Euro auf einmal herausschneiden,
    dann irrt er! Das ist Voodoo-Fiskalpolitik!


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Denn wenn Sie dies wollen, Herr Solms, dann müssen
    Sie sich jetzt hierhin stellen und sagen, ob Sie den
    80-Milliarden-Euro-Zuschuss an die Rentenversiche-
    rung kürzen wollen! Sind Sie bereit, den Menschen zu
    sagen, dass sie, wenn Sie zum Beispiel 8 Milliar-
    den Euro herausholen wollen, um die Mehrwertsteuerer-
    höhung zu vermeiden, es mit Rentenkürzungen von
    4 Prozent zu tun haben werden? Ich habe von Kollegin
    Schmidt gelernt, dass 50 Prozent der Rentner in
    Deutschland ihre Rente alleine aus der gesetzlichen Ren-
    tenversicherung beziehen. Sie müssten diesen Frauen
    und Männern die Rente also um real 4 Prozent kürzen! –
    Bei den Zinsen können Sie nicht sparen. Bei den Zuwen-
    dungen sparen wir. Auch beim Personal sparen wir. Das
    heißt, die Spielräume sind sehr gering. Wenn diese
    Mehrwertsteuererhöhung so des Teufels ist, dann müss-
    ten Sie, um sie zu vermeiden, mit Vorschlägen kommen,
    wie ich sie von Ihnen nie gehört habe; ich komme darauf
    zurück.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was schauen Sie uns jetzt an?)


    Das Problem bei diesem Haushalt ist nicht allein des-
    sen Niveau. Wir haben vielmehr ein Strukturproblem:
    Wir zahlen für die Vergangenheit zu viel und geben für
    die Zukunft zu wenig aus.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


    Das ist die Realität. Ich könnte noch weitere Punkte auf-
    zählen, wie zum Beispiel die Zinsquote, die zu geringe
    Investitionsquote und dergleichen mehr. An diesen
    Sachverhalten kommt niemand vorbei, weder die FDP
    – auch nicht Sie, Herr Solms, wenn Sie bei einer anderen
    Konstellation meine Funktion übernommen hätten –
    noch die Linkspartei. Ich habe den Eindruck, dass es ein-
    fache, gar populäre Antworten auf diese komplexen,
    sehr ineinander verwobenen Probleme nicht gibt.

    Die FDP tut so, als ob sie durch Steuersenkungen die
    Regelgrenze des Art. 115 Grundgesetz einhalten
    könnte. Gelegentlich habe ich den Eindruck, dass sie
    vornehmlich über Haushaltskürzungen den Konsolidie-
    rungsbeitrag erbringen will. Wie Sie das machen wollen,
    weiß ich nicht. Diese Zauberformel ist mir nicht geläu-
    fig. Das ist die von mir schon angesprochene Voodoo-
    Fiskalpolitik. Wo sollen denn die 35 Milliarden Euro
    herkommen, Herr Solms? Wenn Sie weitere Steuersen-
    kungen wollen und gleichzeitig die Regelgrenze des
    Art. 115 Grundgesetz einhalten wollen, dann müssen Sie
    dem Parlament und der Öffentlichkeit belegen, wie diese
    Defizitlücke über Haushaltskürzungen gedeckt werden
    soll.


    (Beifall bei der SPD)


    Außerdem müssen Sie belegen, mit welchen Verwerfun-
    gen und Kollateralschäden das verbunden ist. Übrigens

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    (C (D st das alles kontraproduktiv für Wachstum und Beschäfigung. Diese Antwort bleibt die FDP schuldig. Dass Sie persönlich manchmal mit einer großen huzpe antreten und sagen, das, was diese große Koali ion, diese Bundesregierung im nächsten Jahr mache, sei erfassungswidrig, lasse ich Ihnen nicht durchgehen. enn Art. 115 Grundgesetz lässt, wie Sie wissen müs en, eine Ausnahme zu. Diese Bundesregierung nimmt iese Ausnahme in Anspruch. Das ist nicht verfassungsidrig, sondern durchaus verfassungskonform. Das wirkt deshalb als eine so große Chuzpe auf mich, eil ich habe nachzählen lassen, wie oft die FDP an eiem solchen Verfahren beteiligt war. Sie war es fünfmal. ie FDP ist in den Jahren 1994, 1991, 1984, 1979 und 976 an einem solchen Verfahren beteiligt gewesen, wie s die große Koalition diesmal macht, nämlich im Hausaltsaufstellungsverfahren die Regelgrenze nicht einzualten, aber dies mit der Erlaubnis, der Ausnahmeregeung, die Art. 115 Grundgesetz enthält. Weshalb die ritik? Sie waren fünfmal dabei. Ja, ja, die FDP lebt vom Kurzzeitgedächtnis der Bürgeinnen und Bürger. Das ist richtig. Ich könnte Ihnen das Verfahren genau beschreiben. as hätte aber einen zu starken Seminarcharakter. Erspa en Sie mir das bitte. Es ging um eine Rücklagenbildung. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: NRW, Herr Steinbrück!)


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    (Zuruf des Abg. Frank Schäffler [FDP])


    (Zuruf von der FDP)


    Sie von der FDP sind auch an anderer Stelle Gefange-
    er Ihrer Terminologie, nämlich dann, wenn Sie die Ab-
    chaffung jeder Steuervergünstigung automatisch als
    ine Steuererhöhung definieren. Dann kommen Sie
    azu, solche Beiträge zu halten, wie Herr Brüderle das
    eute getan hat. Wenn Sie mit mir darin einig wären,
    ass wir viele Steuervergünstigungen haben, die eigent-
    ich obsolet sind, und dass deren Abschaffung nicht au-
    omatisch Steuererhöhungen sind, sondern Einsparun-
    en, die man erbringen kann, dann kämen Sie zu ganz
    nderen Zahlen.

    Ich will Sie daran erinnern: In einem Jahr wie 2008,
    n dem sich die volle Wirksamkeit vieler Maßnahmen,
    ie sich diese Regierung vorgenommen hat, entfalten
    ird, haben wir es zu tun mit Ausgabenkürzungen von
    ngefähr 10 Milliarden Euro, mit der Abschaffung von
    teuervergünstigungen in der Dimension von 6,3 Mil-

    iarden Euro, mit Steuermehreinnahmen über höhere
    ersicherungsteuer und Mehrwertsteuer von 9,8 Milliar-
    en Euro und bei den Einmaleffekten und Privatisierun-
    en etwa mit 9 Milliarden Euro. Das sind die Proportio-
    en. Diese stehen im Widerspruch zu dem, was Herr
    rüderle heute hier mit großer Emphase vorgetragen hat.

    Niemand zahlt gerne Steuern. Aber die Steuerquote
    n Deutschland ist – das betone ich – auch nicht das

    222 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005


    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Peer Steinbrück
    Hauptproblem. Ich stimme sogar Herrn Lafontaine be-
    grenzt zu,


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Na, na!)


    dass selbst die addierte Steuer- und Abgabenquote im in-
    ternationalen Vergleich nicht das Hauptproblem ist. Was
    er darüber zu sagen versäumt, ist, dass wir in Deutsch-
    land zu hohe Lohnzusatzkosten haben, die sich aus ge-
    setzlichen und tariflichen Regelungen zusammensetzen.
    Was er in seiner Rede heute Morgen nicht beschrieben
    hat, ist, dass die Lohnzusatzkosten inzwischen 100 Pro-
    zent der Lohn- und Gehaltssumme ausmachen.


    (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er meint, der Bundestag solle die Löhne festlegen!)


    – Er verschweigt, dass wir in Deutschland im Bereich
    des Arbeitsmarktes nach wie vor ein riesengroßes Pro-
    blem haben. Ich möchte nicht polemisch werden, aber es
    ist bildlich so zu beschreiben: Ein Malergeselle hat zu
    Hause einen Wasserrohrbruch und lässt diesen von ei-
    nem Installateurgesellen reparieren. Der Malergeselle
    muss fünf Stunden arbeiten, um eine Arbeitsstunde des
    Installateurgesellen bezahlen zu können. Das beschreibt
    das Hauptproblem auf dem Arbeitsmarkt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


    Was Sie von der Linkspartei dazu darstellen, hilft uns
    definitiv nicht weiter.

    Abgesehen davon sind an dieser Stelle auch die leich-
    ten Hinweise erlaubt, dass die Steuersysteme in Europa
    inzwischen miteinander konkurrieren und dass wir mit
    unserem Steuersystem dafür sorgen müssen, dass es bei
    der hohen Mobilität des Kapitals nicht zu Abwanderun-
    gen kommt.

    Ich will auf das Thema zurückkommen, das in der
    Debatte heute Morgen, die Herr Brüderle mit entfacht
    hat, schon eine Rolle spielte, nämlich auf die Mehrwert-
    steuer. Ja – wir müssen uns doch nicht wechselseitig
    naiver machen, als wir sind –, die Erhöhung der Mehr-
    wertsteuer hat einen kontraproduktiven Effekt für die
    Wirtschaft. Jeder, der das leugnet, macht sich etwas vor.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


    – Es ist so. – Die Frage ist nur, mit welchen anderen Ver-
    werfungen und anderen Nachteilen für die Konjunktur
    und die solide Haushaltsführung eine alternative Strate-
    gie verbunden wäre. Darauf haben Sie keine Antwort.


    (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist Ihnen erst nach der Wahl eingefallen? Warum haben Sie das nicht vor der Wahl gesagt? Sie sind hier doch der Durchblicker!)


    – Wissen Sie: Gelegentlich hat die Politik auch einen Er-
    kenntnisfortschritt zu verzeichnen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der FDP – Hans-Michael Goldmann – S m s g l I u k n u s d s s E M s e e u d m z c w D ß s W n W w w a t d g m e t s (C (D [FDP]: Sie wären von Ihren Leuten geprügelt worden!)


    Ach, entschuldigen Sie bitte. Sie haben vor der Wahl
    teuersenkungen versprochen. Wenn Herr Solms an
    einer Stelle wäre, dann müsste er heute hier die politi-

    che Lebenslüge der FDP vertreten, da Steuersenkungen
    ar nicht möglich sind. Das ist genau dieselbe Lebens-
    üge.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Zurufe von der FDP sowie der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE])


    ch bin mir ganz sicher: Wenn er in meinem Amt wäre
    nd wenn er heute Ihre Aussagen im Bundestagswahl-
    ampf verteidigen müsste, dann müsste er sich von ih-
    en genauso verabschieden. Tun Sie also doch nicht so
    nd spielen Sie sich doch nicht vollmundig auf.


    (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sagen Sie einmal etwas zu der Lebenslüge der SPD!)


    Wenn Sie sagen, dass Sie diese Erhöhung der Mehr-
    teuer nicht wollen – den einen Mehrwertsteuerpunkt,
    urch den die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung ge-
    enkt werden sollen, lasse ich einmal weg –, dann müs-
    en Sie diesem Hause erklären, wie die 10 Milliarden
    uro – ich addiere immer die Versicherungsteuer und die
    ehrwertsteuer – auf anderem Wege finanziert werden

    ollen. Das können Sie nicht. Das ist Ihr Offenbarungs-
    id. Da gibt es nichts,


    (Lachen des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


    s sei denn, Sie würden sagen: Wir senken die Renten
    nd die Investitionen und wir setzen in den Zukunftsfel-
    ern – was immer dabei in Rede steht – keine Akzente
    ehr.

    Ich sage sehr bewusst: Um seine Aufgaben erfüllen
    u können, benötigt dieser Staat Ressourcen. Wir brau-
    hen einen handlungsfähigen Staat. Die Menschen er-
    arten, dass wir die Infrastruktur finanzieren, dass wir
    aseinsvorsorge betreiben, dass wir die innere und äu-
    ere Sicherheit finanzieren und dass wir in Bildung, For-
    chung und Entwicklung investieren.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


    ir wollen aber keinen fetten Staat haben. Wir wollen
    icht länger einen Vater und eine Mutter Staat haben.
    ir brauchen auch keine Alimentationsveranstaltungen,
    ie sich die Linken das gelegentlich vorstellen, sondern
    ir brauchen einen leistungsfähigen Staat, der dafür

    uch die entsprechenden finanziellen Ressourcen benö-
    igt.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Wir brauchen einen handlungsfähigen Staat, der auch
    adurch Vertrauen und Sicherheit schafft, dass er die
    roßen Lebensrisiken der Menschen absichert und ihnen
    ehr Chancengerechtigkeit beim Zugang zu Bildungs-

    inrichtungen garantiert, damit sie ein selbst verantwor-
    etes Leben führen können. Deshalb trete ich in einer
    olchen Rede auch der verbreiteten und modischen Dis-

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 223


    (A) )



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    Bundesminister Peer Steinbrück
    kreditierung des Staates und seiner Institutionen entge-
    gen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Dies ist auch bei Ihnen mit ordnungspolitischen Vorstel-
    lungen unterlegt, von denen ich sehr weit entfernt bin.


    (Beifall bei der SPD)


    Nur die sehr Begüterten können sich einen schwachen
    Staat leisten, die anderen nicht.


    (Beifall bei der SPD – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Blödsinn! Das ist ja unerträglich!)


    Abstrakt sind alle überall für Haushaltskonsolidie-
    rung: bei den Verbänden, in den Medien und auch bei
    uns. Wehe aber, es wird konkret! Abstrakt sind alle für
    den Abbau von Steuervergünstigungen – aber bitte bei
    den anderen. Diese Debatte haben wir schon jetzt. Mir
    ist jede Kritik willkommen, die uns weiterhilft, gerade
    auch dann, wenn sie in Sorge um das Gemeinwohl geäu-
    ßert wird. Mir ist es aber vielleicht auch erlaubt, solche
    Kritik zurückzuweisen, die klar von Gruppeninteressen
    geprägt ist.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Ich will ein Beispiel aus der jüngsten Zeit nennen,
    nämlich die geplante Verlustverrechnungsbeschrän-
    kung im Zusammenhang mit Steuerstundungsmodellen.
    Die Art und Weise, wie die FDP dort Klientelpolitik be-
    trieben hat und glaubte, dort Klientelinteressen vertreten
    zu müssen, hat mit einer Orientierung an den Interessen
    des Gemeinwohls nichts zu tun.


    (Beifall bei der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Auch der Herr Trittin! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Trittin nicht unerwähnt lassen!)


    Sie müssen wissen: Allein das Lavieren über diesen
    Stichtag hätte den Steuerzahler 500 Millionen Euro kos-
    ten können, nur weil man denjenigen, die diese Fonds
    verwalten, vielleicht die Hand hat reichen müssen: Aus
    verfassungsrechtlichen Gründen müsste das alles noch
    verschoben werden und dergleichen mehr. Da ist nichts
    dran.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das war Herr Trittin!)


    Diese Bundesregierung und die sie tragenden Koali-
    tionsfraktionen werden daran festhalten, weil wir wis-
    sen, dass sehr viel Geld daran hängt.

    In aller Deutlichkeit: Wenn wir Gruppeninteressen
    bedienen, haben wir keine Chance, zu einem wirtschaft-
    lichen Aufschwung zu kommen, schon gar nicht zu men-
    talen Veränderungen, wobei ich glaube, dass uns diese
    Mentalitäten gelegentlich sehr hemmen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    So ernüchternd das Bild der öffentlichen Finanzen
    auch sein mag, so besteht doch in meinen Augen kein
    Anlass zu Hoffnungslosigkeit oder Fatalismus. Wie in
    vielem, können wir auch hier einiges von den Chinesen

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    (C (D ernen. Sie verwenden zwei Pinselstriche, um das Wort Krise“ zu schreiben. Der eine Pinselstrich steht für die efahr, der andere für die Gelegenheit. Will sagen: Hüte ich in einer Krise vor der Gefahr, aber erkenne auch die elegenheiten. Solche Gelegenheiten gibt es. In der vergangenen Legislaturperiode hat es immerhin ine beachtliche Zunahme der so genannten Tragfähigeit der öffentlichen Finanzen im Zuge von Reformen egeben, für die ich meinem Vorgänger Hans Eichel, der aran maßgeblich beteiligt war, noch einmal danken öchte. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/CSU])


    ie Experten weisen aus, dass wir durch eine Reihe von
    esetzlichen Vorhaben, die im Vermittlungsausschuss
    urchaus Zustimmung gefunden haben, diese Tragfähig-
    eitslücke, das heißt die Differenz zwischen den lang-
    ristigen Ausgaben und den Einnahmen des Staates, in
    ur zwei Jahren um 20 Prozent verringern konnten. Es
    ibt keinen Grund, warum eine große Koalition hierauf
    icht aufbauen sollte. Wir werden es tun.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Warum hat die Regierung das dann nicht früher getan?)


    Die Bundesregierung hat ein ausgewogenes und auf-
    inander abgestimmtes Maßnahmenpaket in der, wie
    ch glaube, richtigen Schrittfolge vorgelegt. Wir wollen
    006 Rückenwind organisieren. Wir wollen 2007 das
    aastricht-Kriterium hinsichtlich der Verschuldung und

    uch die Regelgrenze des Art. 115 des Grundgesetzes
    inhalten.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


    as wird uns erhebliche Anstrengungen abverlangen.
    ch kündige hier noch einmal an, dass die Einhaltung des

    aastricht-Kriteriums von 3 Prozent im Jahre 2007 auch
    it Blick auf die europapolitische Aufstellung der
    undesrepublik Deutschland von einer erheblichen Be-
    eutung sein wird.

    Wir befinden uns im Augenblick in einer Verfas-
    ungskrise. Wir verfügen im Augenblick über keine
    inanzielle Vorausschau. Ob dies die britische Präsident-
    chaft bis Weihnachten noch liefern wird, ist nicht si-
    her. Das heißt, es stehen möglicherweise noch offene
    ragen zur Finanzierung der EU zur Behandlung an. Das
    edeutet, dass wir uns eine dritte Krise, eine mögliche
    ährungskrise bezüglich der Infragestellung des Stabili-

    äts- und Wachstumspaktes, nicht werden leisten kön-
    en. Das ist der Hintergrund.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


    Das Kabinett hat bereits erste Schritte eingeleitet, auf
    ie ich aus Zeitgründen nicht zu sprechen kommen
    öchte. Der zweite Schritt wird sein, dass wir bereits im

    ächsten Jahr folgende Impulse setzen wollen: Fami-
    ienförderung, Stärkung von Forschung und Entwick-
    ung, Programm zur energetischen Gebäudesanierung
    owie Förderung der gewerblichen Wirtschaft. Der dritte

    224 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005


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    Bundesminister Peer Steinbrück
    Schritt wird sein, dass wir uns um die großen Reform-
    vorhaben schon 2006 werden kümmern müssen. Heraus-
    ragendes Beispiel ist dafür das Gesundheitssystem vor
    dem Hintergrund sehr zielantinomischer Positionen, die
    wir vorher eingenommen haben. Aber ich gehöre zu
    denjenigen, die wissen, dass hier die Musik spielt, wenn
    wir jemals von dem hohen Bundeszuschuss für die versi-
    cherungsfremden Leistungen in der Krankenversiche-
    rung wegkommen wollen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Der nächste Schritt ist eine Erhöhung der Umsatz-
    steuer und der Versicherungsteuer zum 1. Januar 2007.
    Dazu habe ich das Notwendige gesagt. Wir bleiben auch
    im Sinne einer sozialen Balance für die davon Betroffe-
    nen bei dem halben Mehrwertsteuersatz.


    (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 7 Prozent ist nicht die Hälfe von 18 Prozent!)


    – Ich meine den ermäßigten Satz von 7 Prozent. Danke
    sehr, mathematisch haben Sie Recht, Frau Scheel.

    Der fünfte Schritt wird eine große Unternehmen-
    steuerreform zum 1. Januar 2008 sein, für die der
    Grundsatz gilt: Solidität vor Schnelligkeit. Wir werden
    unsere Zeit brauchen, um die vorliegenden Vorschläge
    des Sachverständigenrates und der Stiftung Marktwirt-
    schaft so auszuloten, dass dabei etwas Vernünftiges he-
    rauskommt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Ich will zum Schluss sagen: Es ist ein Ziel dieser gro-
    ßen Koalition und vielleicht auch ihre Chance, Vertrauen
    wiederzugewinnen. Wir wollen uns ernsthaft und inten-
    siv um einen glaubwürdigen Politikstil bemühen, der
    von den Wählerinnen und Wählern anerkannt wird. Die
    Menschen haben einen Anspruch darauf, dass wir ihnen
    ohne Umschweife die Realität so beschreiben, wie sie
    ist, dass wir ihnen keine raschen Lösungen dort verspre-
    chen, wo wir sie nicht haben, dass wir aber versuchen,
    Wege aufzuzeigen. Die Menschen haben jedoch auch ei-
    nen Anspruch darauf, dass nicht alles zerredet und zerfa-
    sert wird, was in die politische Debatte gebracht wird.
    Sie haben eine Bringschuld, die Informationsangebote
    der Politik so abzurufen, dass sie sich ein eigenes, von
    öffentlichen Aufgeregtheiten unabhängiges Bild machen
    können. Diese Bringschuld mahne ich bei den Bürgerin-
    nen und Bürgern an.


    (Beifall bei der SPD)


    Die große Koalition hat die Chance, zu einem Politik-
    stil zu finden, mit dem Vertrauen zurückgewonnen wer-
    den kann. Wir müssen aus Überzeugung handeln und wir
    wollen durch Handeln überzeugen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


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    (C (D Herr Minister, ich wünsche Ihnen für Ihre Arbeit auch m Namen des Parlaments alles Gute. Der nächste Redner ist der Kollege Dr. Hermann Otto olms, FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Nachdem Herr Steinbrück seine erste Rede hier ehalten hat, gebietet es die Höflichkeit, zurückhaltend arauf zu antworten. Ich habe mich aber gewundert, dass ie Ihre Rede mit einer umfassenden Beschimpfung der pposition begonnen haben. Ich bin nicht der Finanzinister. Unser Programm steht nicht zur Disposition nd Diskussion. Vielmehr diskutieren wir hier über die egierungserklärung der neuen Koalition und Sie sind ür die Finanzpolitik verantwortlich. Um dieses Thema eht es. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

(Beifall bei der FDP)

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Sie müssen nun Ihre Finanzpolitik rechtfertigen, sa-
    en, ob sie schlüssig ist und zu den erwähnten Zielen
    ührt oder ob Sie diese Ziele verfehlen werden. Ich bin
    benso wie viele Fachleute in diesem Land davon über-
    eugt, dass diesem Programm die sinnstiftende Linie,
    ie Professor Straubhaar festgestellt hat, fehlt.


    (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Sie haben keine ökonomische Orientierung. Sie haben
    inzelvorschläge vorgelegt, die nicht zusammengehören
    nd sich widersprechen. Dabei ist kein finanzpolitisches
    eitmotiv zu erkennen. Dem finanzpolitischen Pro-
    ramm mangelt es an inhaltlicher Konsistenz und kon-
    eptioneller Klarheit. Das will ich mit einigen Bemer-
    ungen untermauern.

    Zunächst einmal muss ich mich dagegen verwehren,
    ass Sie uns falsche Vorwürfe machen. Wir haben die
    bschaffung der Verlustzuweisungsfonds seit Jahren
    auch schriftlich und im Deutschen Bundestag – gefor-

    ert,


    (Beifall bei der FDP)


    nd zwar unabhängig davon, wer davon betroffen ist.


    (Joachim Poß [SPD]: Im Finanzausschuss haben Sie aber immer dagegen gestimmt, wenn es konkret wurde!)


    ie Regierung, die damals von der SPD mit Ihrem Par-
    eifreund Hans Eichel und den Grünen gebildet wurde,
    ätte das längst vollzogen haben können. Richten Sie
    eshalb keine Vorwürfe an die falsche Adresse!


    (Beifall bei der FDP)


    Entscheidend ist aber, ob Ihre finanzpolitische Strate-
    ie, die von einer Fülle von Steuererhöhungen und einer
    leinen Zahl von Einsparungen geprägt ist, zum Ziel
    ührt. Sie haben die großen Probleme der öffentlichen

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 225


    (A) )



    (B) )


    Dr. Hermann Otto Solms
    Haushalte in den Mittelpunkt Ihrer Strategie gestellt. Es
    ist richtig: Sie sind riesig und ich glaube, dass Sie, die
    Sie erst jetzt nach Berlin gekommen sind, nicht geahnt
    haben, dass das strukturelle Defizit ein Volumen von
    über 60 Milliarden Euro erreicht hat. Das haben auch
    wir, die wir uns damit beschäftigt haben, nicht gedacht.


    (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach!)


    Wir sind von 50 Milliarden Euro ausgegangen; dass es
    65 Milliarden Euro sind, haben wir nicht erkannt, Herr
    Eichel. Sie haben uns das jedenfalls nicht vorgetragen.
    Darauf muss ich an dieser Stelle hinweisen.


    (Beifall bei der FDP – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie aber nicht aufmerksam Zeitung gelesen!)


    Sie haben in allen der letzten fünf Haushaltsberatun-
    gen Haushaltsplanentwürfe vorgelegt, die offenkundig
    schon zum Zeitpunkt der Beratung falsch waren.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wenn Herr Steinbrück jetzt dazu übergeht, saubere Zah-
    len vorzulegen, dann halte ich das für richtig und be-
    danke mich dafür. Es ist aber noch nicht die Lösung des
    Problems.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: So ist es!)


    Immerhin ist ein Anfang in Ehrlichkeit besser, als wieder
    zu falschen Zahlen zu greifen.

    Was ist der Grund für die Löcher im Staatshaus-
    halt? Es gibt viele Gründe, aber lassen Sie mich zwei
    Hauptgründe nennen: zum einen ausufernde Staatsaus-
    gaben und zum anderen eine immer schmalere Basis für
    die Staatseinnahmen durch die hohe Arbeitslosigkeit.

    Wenn Sie die Haushalte des Bundes, der Länder und
    Gemeinden sanieren wollen, dann müssen Sie Ausga-
    ben senken, Aufgaben des Staates zurücknehmen, Büro-
    kratie abbauen und mehr Freiheit für die Bürger, Unter-
    nehmen, Investoren und Sparer schaffen,


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wie Angela Merkel es gestern beschrieben hat!)


    um auf diese Weise das Haushaltsdefizit zu reduzieren.

    Eine weitere zentrale Aufgabe besteht darin, alles zu
    tun, das dazu beiträgt, dass in Deutschland wieder Ar-
    beitsplätze entstehen können. Denn nur dann, wenn es
    Ihnen gelingt, Arbeitsplätze zu schaffen, wird es wie-
    der mehr Steuer- und Beitragszahler geben.


    (Beifall bei der FDP)


    Ich erinnere an die einfache Faustregel: Wenn 1 Mil-
    lion Bürger, die heute von Sozialleistungen leben, wie-
    der in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden könn-
    ten, dann würde sich die finanzielle Bilanz des Staates
    um etwa 20 Milliarden Euro verbessern. In diesem Zu-
    sammenhang möchte ich an die 80er-Jahre erinnern, als
    wir die gleichen Probleme – zwar nicht im selben Um-
    fang, aber in struktureller Hinsicht waren sie vergleich-
    bar – hatten. Damals wurde unter Finanzminister

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    (C (D toltenberg und Wirtschaftsminister Otto Graf ambsdorff eine Entlastungsreform begonnen. Es war ine dreistufige Steuerreform mit einem Entlastungsvoumen von 60 Milliarden Euro. Das hat dazu beigetraen, dass zwischen 1983 und 1990 die Zahl der Beschäfigten auf dem ersten Arbeitsmarkt um mehr als ,2 Millionen gestiegen ist. Das Ergebnis war, dass der taatshaushalt 1989 nahezu ausgeglichen war, und zwar m Gesamtstaat. Die Haushalte von Bund, Ländern und emeinden sowie der Sozialkassen wiesen damals nur och ein Defizit in Höhe von circa 3 Milliarden Euro uf. Das ist im Vergleich zu heute fast nichts. Sie sehen: ie Sanierung war nur über den Aufbau von Beschäftiung möglich. Deswegen ist Ihre finanzielle und ökonoische Strategie völlig falsch. ie können sicherlich sagen: Die blöde Opposition! Waum soll ich mich um sie kümmern? Was sie erzählt, timmt sowieso nicht. Jeder Vorschlag der FDP ist eo pso unsozial. – Ich kenne diese Argumentation. Aber as ist egal; denn letztendlich müssen Sie sich vor dem ähler rechtfertigen. Ich möchte nun kurz auf Ihre Strategie eingehen. Da ie Defizite im nächsten Jahr nicht beherrscht werden önnen – das wäre in der Tat sehr schwierig; das gebe ch zu –, wollen Sie ein konjunkturpolitisches Stroheuer entfachen – mehr wird es auch nicht sein –, bevor ie 2007 die Bürger zur Kasse bitten. Sie überwälzen die erantwortung für die falsche Politik, die Sie seit Jahren nd Jahrzehnten machen – seit 1970 ist der Haushalt icht mehr ausgeglichen –, auf die Bürger. Diese müssen ie Lasten tragen. Was wird passieren? Im nächsten Jahr, nsbesondere was das Weihnachtsgeschäft angeht, wird s vielleicht ein konjunkturpolitisches Strohfeuer geben. ber danach bricht die Konjunktur völlig ein. Wenn Sie in Ausgabenprogramm mit einem Volumen von – über ie ganze Legislaturperiode – 25 Milliarden Euro aufleen, gleichzeitig aber 150 Milliarden Euro an Liquidität bschöpfen, dann ist klar, dass es keine positive konunkturelle Entwicklung, kein Wachstum und keine zuätzliche Beschäftigung geben kann. Das ist ein ganz infacher Grundsatz der Makroökonomie. (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Dagegen hilft auch nicht, die FDP zu beschimpfen!)


    (Beifall bei der FDP)


    ie gesagt, Sie wollen ab 2007 rund 150 Milliarden
    uro einschließlich Privatisierungs- und Einmalerlöse
    bschöpfen und legen gleichzeitig ein Ausgabenpro-
    ramm mit einem Volumen von 25 Milliarden Euro bis
    009 vor. Das kann nicht funktionieren. Ab 2007 wird
    hnen die Rechnung präsentiert werden. Ich weise Sie
    chon heute darauf hin, dass Sie scheitern werden, wenn
    ie Ihre Strategie nicht ändern.


    (Beifall bei der FDP)


    Wir wollen aber nicht, dass Sie scheitern, sondern,
    ass Sie Erfolg haben und für mehr Beschäftigung in
    eutschland sorgen.


    (Joachim Poß [SPD]: Die OECD sieht das in den letzten Tagen ganz anders als Sie!)


    226 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005


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    Dr. Hermann Otto Solms
    – Ich weiß nicht, ob Sie das richtig verstanden haben,
    was Sie gelesen haben. Aber nicht die OECD, sondern
    wir im Deutschen Bundestag sind für unsere Politik ver-
    antwortlich.


    (Beifall bei der FDP)


    Lesen Sie einmal die Gutachten des Sachverständigenra-
    tes und der wirtschaftswissenschaftlichen Institute!
    Überall wird die Meinung vertreten, dass Ihrer Politik
    die ökonomische Linie fehlt.

    Letztendlich wird sich herausstellen, ob Ihre Vorstel-
    lungen helfen, Menschen in Lohn und Arbeit zu bringen.
    Darauf müssen sich – jedenfalls nach unserer Meinung –
    die Wirtschafts- und die Finanzpolitik konzentrieren.
    Der neue Wirtschaftsminister Michael Glos, der die De-
    batte heute Morgen eröffnet hat, hat gesagt: Unser zen-
    trales Ziel ist, für mehr Wachstum und Beschäftigung zu
    sorgen. – Der Mann hat Recht. Aber warum tun Sie
    nichts dafür? Warum machen Sie eine falsche Politik?
    Die Rechnung wird Ihnen präsentiert werden.


    (Beifall bei der FDP)


    Das Interessante dabei ist: Uns wird gerade von so-
    zialdemokratischer Seite oft vorgehalten, man dürfe
    nicht alles ökonomisieren; der blanke Kapitalismus sei
    völlig unsozial und ungerecht. Hier haben wir nun ein
    typisches Beispiel dafür, dass eine ökonomische Strate-
    gie auch eine soziale Gerechtigkeitsstrategie beinhaltet.
    Das alles passt genau zusammen.


    (Beifall bei der FDP)


    Die größte soziale Ungerechtigkeit ist die Arbeitslosig-
    keit.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig!)


    Das ist nicht nur eine Frage des Einkommens bzw. des
    Einkommens- oder Beschäftigungsverlustes, sondern
    auch eine Frage des menschlichen Status, des Selbstbe-
    wusstseins. Hier werden ganze Familien einem traurigen
    Schicksal überlassen. Daher müssen wir uns auf den Ab-
    bau der Arbeitslosigkeit konzentrieren. Wenn Sie eine
    vernünftige ökonomische Politik machen und für Steuer-
    und Abgabenentlastung, Bürokratieabbau, also Abschaf-
    fung von Vorschriften und Kontrollen, und für mehr
    Freiraum sorgen, und zwar unter der Maßgabe, interna-
    tionale Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen, dann
    werden Sie auch das soziale Problem lösen. Ich halte es
    durchaus für möglich, in absehbarer Zeit 2 Millionen
    Menschen wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrie-
    ren. Nur müssen da mutige Entscheidungen getroffen
    werden.


    (Beifall bei der FDP)


    Eine Koalition mit einer Mehrheit von 70 Prozent hier
    im Deutschen Bundestag hat doch alle Möglichkeiten.
    Wir können unsere Kritik dagegenstellen, aber wir kön-
    nen Sie am Handeln nicht hindern. Sie müssen aber auch
    handeln, aber Sie handeln nicht richtig. Das ist mutlos.


    (Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Wir haben doch gehandelt!)


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    (C (D chauen Sie sich doch das Abgabenprogramm an, das ie aufgestellt haben. Elterngeld – soll das die Konjunk ur in Gang bringen? Handwerkerrechnungen können on der Steuer abgesetzt werden. Das mag ja für die andwerker schön sein, führt aber wieder zu einer steu rlichen Komplizierung und zu zusätzlichen Manipulaionsmöglichkeiten. So ist es doch. (Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das war doch eine FDP-Forderung oder nicht?)


    Alle Parteien haben erklärt, sie wollten eine grund-
    ätzliche Steuerreform mit einer Steuervereinfachung:
    iedrig, einfach und gerecht. Die CDU hat das sogar von
    ns abgeschrieben. Wo ist das denn geblieben? Wo sind
    enn die mutigen Vorschläge von Friedrich Merz geblie-
    en, die Sie von der CDU auf Ihrem Parteitag beschlos-
    en haben? Kein Wort ist mehr davon zu hören. Alles
    erschoben auf 2008.


    (Beifall bei der FDP)


    eit Jahren kennen wir die Probleme, seit Jahren hätten
    ie Ihre Hausaufgaben machen können. Die Gesetze hät-

    en schon längst eingebracht werden können.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Läuft alles unter Kontinuität!)


    ir haben das alles in einem Gesetzestext formuliert. Da
    önnen Sie natürlich über jede Einzelheit streiten – das
    eiß ich auch; es gibt für alles Alternativen –, aber Sie
    üssen erst einmal ein neu konzipiertes Steuerrecht vor-

    egen, damit man darüber streiten kann.


    (Beifall bei der FDP)


    as verträgt keinen Verzug. Die Wirtschaft hat damit ge-
    echnet, dass wir ein neues Unternehmensteuerrecht
    m Jahr 2007 in Kraft setzen. Das hat übrigens, glaube
    ch, im Wahlprogramm der CDU gestanden.


    (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da stand noch mehr drin!)


    o ist es denn jetzt? Auch Sie, Herr Poß, werden doch
    ugeben, dass es gut wäre, wenn wir ein Unternehmen-
    teuerrecht hätten, das wenigstens europarechtskonform
    äre und wenigstens Rechtsformneutralität bewirken
    ürde –


    (Joachim Poß [SPD]: Das haben wir gemacht!)


    das haben Sie nicht gemacht; Sie wollen es machen,
    agen Sie, aber bis jetzt habe ich davon nichts gesehen. –


    (Beifall bei der FDP)


    und das dazu führen würde, dass aus steuerlicher Sicht
    nvestitionen in Deutschland so attraktiv sind wie in Ös-
    erreich. Das ist doch der einfache Maßstab, den wir uns
    etzen.


    (Joachim Poß [SPD]: Jetzt ist der Maßstab Österreich! Da kriege ich ja das Kichern!)


    aran werden Sie gemessen werden, und zwar nicht von
    ns, nicht einmal von der öffentlichen Meinung, sondern
    ie Wirtschaft, die Unternehmen in Deutschland werden

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 227


    (A) )



    (B) )


    Dr. Hermann Otto Solms
    Ihre Politik beurteilen. Angesichts der heutigen globali-
    sierten Wirtschaft können Sie niemanden in Deutsch-
    land einschließen. Wem das nicht passt, der geht. Das
    mag man mögen oder nicht mögen, aber so ist es.

    Wenn Sie verhindern wollen, dass noch mehr Unter-
    nehmen und sogar mittelständische Unternehmen ins
    Ausland abwandern,


    (Joachim Poß [SPD]: Österreich hat höhere Steuersätze als wir!)


    dann müssen Sie unverzüglich ein solches Programm
    auflegen und durch das Parlament bringen. Wenn Sie das
    nicht tun, versagen Sie. Jetzt, am Anfang der Legislatur-
    periode, weise ich Sie darauf hin: Wenn Sie das machen,
    werden wir Sie konstruktiv und kritisch unterstützen.
    Wir halten das für zwingend notwendig, wenn wir in
    Deutschland wieder Chancen für Arbeit und Brot be-
    kommen wollen. Wenn Sie das mutwillig verzögern und
    keine ausreichenden Reformen auf den Weg bringen,
    dann werden wir scheitern. Wir werden dann alle schei-
    tern, wir als Opposition auch, weil das verlorene Ver-
    trauen der Bürger in die politischen Kräfte nicht mehr
    zurückgewonnen werden kann.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig!)


    Das trifft die Bundesregierung, das trifft die Parlamente.