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    8. CDU/SU-Fraktion.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/148 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Die Türkei- politik der EU verlässlich fortsetzen und den Weg für Beitrittsverhandlun- gen mit der Türkei frei machen (Drucksachen 15/4031, 15/4523) . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Wolfgang Gerhardt, Dr. Guido Westerwelle, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Zu der Empfehlung der EU- Kommission über Beitrittsverhandlun- gen der Europäischen Union mit der Türkei (Drucksachen 15/4064, 15/4524) . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . Thomas Kossendey (CDU/CSU) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: Beschlussempfehlung und Bericht des Vertei- digungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten: Jahresbericht 2003 (45. Bericht) (Drucksachen 15/2600, 15/4475) . . . . . . . . . . Dr. Willfried Penner, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . Christian Schmidt (Fürth) (CDU/CSU) . . . . . 13783 A 13783 A 13805 D 13806 C 13807 C 13808 A 13808 B 13810 D 13812 C Deutscher B Stenografisch 148. Sitz Berlin, Donnerstag, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Ulrich Heinrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Wolfgang Schäuble, Dr. Friedbert Pflüger, Peter Hintze, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Für ein glaubwürdiges An- gebot der EU an die Türkei (Drucksachen 15/3949, 15/4522) . . . . . . . D J D U S C D C D D 13781 A 13781 A 13782 C 13782 D Dr. Angela Merkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Franz Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 13783 B 13787 A undestag er Bericht ung 16. Dezember 2004 t : r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . oseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . r. Gerd Müller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . abine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) . laudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Friedbert Pflüger (CDU/CSU) . . . . . . . . . Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hrista Nickels (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Friedbert Pflüger (CDU/CSU) . . . . . . . . . r. Lale Akgün (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13789 B 13791 A 13793 B 13795 B 13797 A 13798 A 13800 C 13801 C 13803 C 13804 A 13804 C Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13815 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 Helga Daub (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Ulrike Merten (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) (CDU/CSU) Tagesordnungspunkt 25: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Neuordnung der Reserve der Streitkräfte und zur Rechtsbereini- gung des Wehrpflichtgesetzes (Streit- kräftereserve-Neuordnungsgesetz – SkResNOG) (Drucksache 15/4485) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Siebzehnten Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes (Drucksache 15/4492) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än- derung des Grundgesetzes (Art. 92 und 108) (Drucksache 15/4108) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Öffnung des Bundesrechts für die Zu- sammenführung von Gerichten der Verwaltungs-, Sozial- und Finanzge- richtsbarkeit in den Ländern (Zusam- menführungsgesetz) (Drucksache 15/4109) . . . . . . . . . . . . . . . . e) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Vertrag vom 5. April 2004 zwischen der Bundesrepublik Deutsch- land, der Republik Polen und der Tschechischen Republik über den Bau einer Straßenverbindung in der Euro- region Neiße, im Raum zwischen den Städten Zittau in der Bundesrepublik Deutschland, Reichenau (Bogatynia) in der Republik Polen und Hrádek nad Nisou/Grottau in der Tschechischen Re- publik (Drucksache 15/4467) . . . . . . . . . . . . . . . . f) Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Christoph Hartmann (Homburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Nationales Sicher- heitsforschungsprogramm vorlegen (Drucksache 15/3810) . . . . . . . . . . . . . . . . g Z A N D w ( T a b 13816 B 13817 C 13819 C 13821 C 13822 C 13824 A 13825 C 13825 D 13825 D 13825 D 13826 A 13826 A ) Antrag der Abgeordneten Hellmut Königshaus, Markus Löning, Horst Friedrich (Bayreuth), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Anhalter Bahn in die Dringlichkeitsliste für die Lärmsanierung an bestehenden Schie- nenwegen aufnehmen (Drucksache 15/4262) . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: ntrag der Fraktionen der SPD, des BÜND- ISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP: eutsch-russischen Jugendaustausch aus- eiten und stärken Drucksache 15/4530) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 26: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Marion Seib, Katherina Reiche, Thomas Rachel, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Für mehr Wettbewerb und Flexibili- sierung im Hochschulbereich – der Bologna-Prozess als Chance für den Wissenschaftsstandort Deutschland – zu dem Entschließungsantrag der Ab- geordneten Ute Berg, Jörg Tauss, Klaus Barthel (Starnberg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Grietje Bettin, Hans-Josef Fell, Anna Lührmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: zu der Abgabe einer Erklärung durch die Bundesregie- rung zu den Ergebnissen der Euro- päischen Bildungsministerkonferenz am 18./19. September 2003 in Berlin – zu dem Entschließungsantrag der Ab- geordneten Ulrike Flach, Christoph Hartmann (Homburg), Cornelia Pieper, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: zu der Abgabe einer Erklärung durch die Bundesregie- rung zu den Ergebnissen der Euro- päischen Bildungsministerkonferenz am 18./19. September 2003 in Berlin (Drucksachen 15/1787, 15/1579, 15/1582, 15/4490) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) – f) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 168, 169, 170, 171 und 172 zu Petitionen 13826 A 13826 B 13826 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 III (Drucksachen 15/4422, 15/4423, 15/4424, 15/4425, 15/4426) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 4: a) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 30. September 2003 zwischen der Regierung der Bundesre- publik Deutschland und der Regierung der Republik Bulgarien über die Zu- sammenarbeit bei der Bekämpfung der organisierten und der schweren Krimi- nalität (Drucksachen 15/3880, 15/4525) . . . . . . . b) Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Strafvoll- zugsgesetzes (Drucksachen 15/2252, 15/4537) . . . . . . . c) – f) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 173, 174, 175 und 176 zu Petitionen (Drucksachen 15/4509, 15/4510, 15/4511, 15/4512) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der SPD: Zwischenbilanz des nationalen Paktes für Ausbildung und Fachkräftenach- wuchs in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA . Werner Lensing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Dobrindt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernward Müller (Gera) (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Hans-Werner Bertl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMBF Willi Brase (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . T a b c 13827 A 13827 C 13827 D 13828 A 13828 B 13828 C 13830 D 13831 D 13833 A 13834 C 13836 A 13837 A 13838 A 13839 B 13840 B 13841 B 13842 C 13843 D 13845 A 13845 D 13847 B agesordnungspunkt 5: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Ulla Burchardt, Jörg Tauss, Rainer Arnold, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD sowie der Abgeordneten Hans-Josef Fell, Grietje Bettin, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Aufbruch in den Nanokosmos – Chancen nutzen, Risiken abschätzen – zu dem Antrag der Abgeordneten Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land), Katherina Reiche, Thomas Rachel, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Nanotechnologische Forschung und Anwendungen in Deutschland stärken – zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Christoph Hartmann (Homburg), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Forschung und Entwick- lung in der Nanotechnologie voran- bringen – zu dem Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfol- genabschätzung gemäß § 56 a der Geschäftsordnung: Technikfolgenab- schätzung, hier: TA-Projekt – Nano- technologie (Drucksachen 15/3051, 15/2650, 15/3074, 15/2713, 15/3754) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Thomas Rachel, Dr. Maria Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Per- spektiven schaffen für das Jahr der Technik 2004 – zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Ulrike Flach, Christoph Hartmann (Homburg), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Jahr der Technik zur Stär- kung der Forschungslandschaft und des Innovationsklimas in Deutsch- land nutzen (Drucksachen 15/2161, 15/2594, 15/3692) ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung 13848 B 13848 C IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 – zu dem Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Helmut Heiderich, Dr. Maria Böhmer, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der CDU/CSU: Weiterentwicklung einer Biotechno- logiestrategie für den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Deutsch- land – zu dem Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Helmut Heiderich, Thomas Rachel, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Biotechnologie als Schlüsseltechno- logie stärken – zu der Unterrichtung durch die Bundes- regierung: Mitteilung der Kommis- sion an das Europäische Parlament, den Rat und den Europäischen Wirt- schafts- und Sozialausschuss Biowis- senschaften und Biotechnologie: eine Strategie für Europa – Fortschritts- bericht und künftige Ausrichtung KOM (2003) 96 endg.; Ratsdok. 7473/03 (Drucksachen 15/423, 15/2160, 15/858 Nr. 2.9, 15/3893) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Helmut Heiderich, Peter H. Carstensen (Nordstrand), Gerda Hasselfeldt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Grundle- gende Überarbeitung des Gesetzes zur Neuordnung des Gentechnikrechts (Drucksache 15/4143) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Scheer, Rolf Hempelmann, Dr. Axel Berg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Hans-Josef Fell, Michaele Hustedt, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Nationa- les Energieforschungsprogramm vorlegen (Drucksache 15/4514) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Burchardt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katherina Reiche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . H D H D A E M D T A H b t b ( R R D J T A C u s ( D J D D H T A M w C 13848 D 13849 A 13849 B 13849 B 13850 D 13852 D 13854 B 13855 B 13856 A 13856 B Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . elmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . r. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . xel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . arion Seib (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hermann Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 6: ntrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, artmut Koschyk, Thomas Strobl (Heil- ronn), weiterer Abgeordneter und der Frak- ion der CDU/CSU: Abschiebehindernisse eseitigen Drucksache 15/3804) . . . . . . . . . . . . . . . . . . einhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . üdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . r. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . osef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 7: ntrag der Fraktionen der SPD, der CDU/ SU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN nd der FDP: Wahlen in den palästinen- ischen Gebieten Drucksache 15/4515) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agmar Schmidt (Meschede) (SPD) . . . . . . . oachim Hörster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ermann Gröhe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 8: ntrag der Abgeordneten Dr. Michael eister, Heinz Seiffert, Georg Fahrenschon, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der DU/CSU: Europäische Finanzmärkte – 13857 B 13858 B 13858 D 13861 A 13862 B 13863 B 13864 A 13865 B 13867 A 13868 B 13869 D 13870 B 13871 C 13871 D 13874 B 13875 C 13877 D 13878 D 13880 A 13880 A 13881 D 13882 D 13883 D 13884 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 V Integration durch Wettbewerb und Vielfalt voranbringen (Drucksache 15/4030) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Jutta Krüger-Jacob (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Waldzustandsbericht 2004 – Ergebnisse des forstlichen Umweltmonitorings (Drucksache 15/4500) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Gabriele Hiller- Ohm, Sören Bartol, Dr. Herta Däubler- Gmelin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Cornelia Behm, Volker Beck (Köln), Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Wälder naturnah bewirt- schaften – Waldschäden vermindern – Gemeinwohlfunktionen sichern und Holzabsatz steigern (Drucksache 15/4516) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Hans-Michael Goldmann, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Bessere Rahmenbedingungen für die Charta für Holz (Drucksache 15/4431) . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Cajus Julius Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 10: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Andreas Pinkwart, Dr. Hermann Otto Solms, Carl-Ludwig Thiele, weiteren Ab- geordneten und der Fraktion der FDP ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Gemein- definanzreform) (Drucksache 15/3232) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Gisela Piltz, Ina Lenke, Ulrike Flach, weiterer Abgeordne- G M O K M B T B s s – – ( T E W H u t d l ( T B s u o K A w 13885 C 13885 C 13887 B 13889 B 13890 B 13891 B 13892 D 13894 B 13894 C 13894 C 13894 D 13896 C 13899 A 13899 C 13900 C 13901 D ter und der Fraktion der FDP: Lage der Kommunen dokumentieren und verbes- sern (Drucksache 15/2602) . . . . . . . . . . . . . . . isela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . erstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . anfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswe- en zu dem Antrag der Abgeordneten Heidi Wright, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig, Winfried Hermann, Albert Schmidt (Ingolstadt), weiterer Ab- geordneter und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Mehr Si- cherheit für Radfahrer – insbesondere Schutz vor Unfällen mit LKW im Stadt- verkehr zu dem Antrag der Abgeordneten Gero Storjohann, Günter Nooke, Dirk Fischer (Hamburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Keine toten Winkel bei Lastkraftwagen Drucksachen 15/3330, 15/2823, 15/4157) . . agesordnungspunkt 12: rste Beratung des von den Abgeordneten olfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, artmut Koschyk, weiteren Abgeordneten nd der Fraktion der CDU/CSU eingebrach- en Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung es Richtervorbehalts für die DNA-Ana- yse anonymer Spuren Drucksache 15/4136) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 13: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit nd Entwicklung zu dem Antrag der Abge- rdneten Dagmar Schmidt (Meschede), Karin ortmann, Detlef Dzembritzki, weiterer bgeordneter und der Fraktion der SPD so- ie der Abgeordneten Thilo Hoppe, Hans- 13902 A 13902 A 13903 C 13904 A 13905 A 13906 B 13907 C 13909 B 13910 D 13911 B VI Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 Christian Ströbele, Volker Beck (Köln), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Wüsten- bildung wirksam bekämpfen – Armut über- winden, Ernährung sichern, Konflikte ver- hindern (Drucksachen 15/2395, 15/3795) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Siegfried Kauder (Bad Dürrheim), Dr. Norbert Röttgen, Dr. Wolfgang Götzer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Rechtssicher- heit für dienst- und hochschulrechtlich er- laubte Drittmitteleinwerbung schaffen (Drucksache 15/4144) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Hellmut Königshaus, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Rechtssicherheit für die Einwerbung von Drittmitteln an Hochschulen und Universi- tätskliniken für Forschung und Lehre (Drucksache 15/4513) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Helge Braun (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 15: Antrag der Abgeordneten Hans-Günter Bruckmann, Ludwig Stiegler, Sören Bartol, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Winfried Hermann, Albert Schmidt (Ingolstadt), Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN: Luftverkehrsstandort Deutschland – Koordination und Kooperation verbes- sern – Nachhaltigen Luftverkehr für die Zukunft sichern (Drucksache 15/4518) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Z A ( ( F D ( T B s t g v p ( 1 N A L A Z d – – ( H G E F H I A Z d d a D D J J 13911 C 13912 A 13912 A 13912 B 13913 C 13914 C 13915 B 13916 B 13917 B 13918 D usatztagesordnungspunkt 8: ntrag der Abgeordneten Horst Friedrich Bayreuth), Dr. Karl Addicks, Daniel Bahr Münster), weiterer Abgeordneter und der raktion der FDP: Flughafenkonzept für eutschland Drucksache 15/4517) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 16: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Umwelt, Naturschutz und Reak- orsicherheit zu der Verordnung der Bundesre- ierung: Verordnung über die Verwertung on Abfällen auf Deponien über Tage (De- onieverwertungsverordnung – DepVerwV) Drucksachen 15/4238, 15/4290 Nr. 2.1, 5/4488) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Anträge: Mehr Sicherheit für Radfahrer – insbeson- dere Schutz vor Unfällen mit LKW im Stadtverkehr Keine toten Winkel bei Lastkraftwagen Tagesordnungspunkt 11) eidi Wright (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . duard Lintner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ranziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . ris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung es Richtervorbehalts für die DNA-Analyse nonymer Spuren (Tagesordnungspunkt 12) irk Manzewski (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . erzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) örg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13919 A 13919 B 13919 D 13921 A 13921 B 13922 A 13922 D 13923 B 13924 B 13924 C 13925 C 13926 B 13927 C 13928 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 VII Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Wüstenbildung wirksam be- kämpfen – Armut überwinden, Ernährung si- chern, Konflikte verhindern (Tagesordnungs- punkt 13) Dagmar Schmidt (Meschede) (SPD) . . . . . . . Christa Reichard (Dresden) (CDU/CSU) . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Luftverkehrsstandort Deutschland – Koor- dination und Kooperation verbessern – Nachhaltigen Luftverkehr für die Zukunft sichern – Flughafenkonzept für Deutschland (Tagesordnungspunkt 15 und Zusatztagesord- nungspunkt 8) Hans-Günter Bruckmann (SPD) . . . . . . . . . . Norbert Königshofen (CDU/CSU) . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu der Verordnung über die Verwertung von Ab- fällen auf Deponien über Tage (Deponiever- wertungsverordnung – DepVerwV) (Tages- ordnungspunkt 16) Petra Bierwirth (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werner Wittlich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Antje Vogel-Sperl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 13929 A 13931 B 13932 D 13933 C 13934 B 13935 C 13936 C 13937 B 13938 B 13939 C 13940 C 13941 B 13942 B 13943 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 13781 (A) ) (B) ) 148. Sitz Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
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    Anlage 6 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 13921 (A) ) (B) ) chen Radfahrunfällen, so zeigt das im Jahr 2004 einen Dies ist hier genau richtig. Ich will trotzdem und man die Vergleichszahl bis August 2003 mit 424 tödli- S pruch kennen wir doch: Sehen und gesehen werden. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Mehr Sicherheit für Radfahrer – insbeson- dere Schutz vor Unfällen mit LKW im Stadtverkehr – Keine toten Winkel bei Lastkraftwagen (Tagesordnungspunkt 11) Heidi Wright (SPD): Eine gute Nachricht vorweg: Es wird in diesem Jahr erneut gelingen, die Zahl der Ver- kehrstoten und die Zahl der Verletzten im Straßenver- kehr zu reduzieren und damit erneut den niedrigsten Stand zu erreichen. Wir werden die Zahl der Verkehrs- toten voraussichtlich erstmals unter 6 000 bringen kön- nen, rund 11 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Jahr 2003 wurden laut Statistischem Bundesamt insgesamt 616 Radfahrer getötet. Die aktuellste Statistik bis Ende August 2004 weist 319 getötete Radfahrer aus. Nimmt e f k v m r R R t S s Z R r a t n d I i u 3 f r t h g d k a d a s h r s d w B r r h b m d u r d Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Feibel, Albrecht CDU/CSU 16.12.2004 Göppel, Josef CDU/CSU 16.12.2004 Heinrich, Ulrich FDP 16.12.2004 Hennrich, Michael CDU/CSU 16.12.2004 Irber, Brunhilde SPD 16.12.2004 Dr. Kolb, Heinrich L. FDP 16.12.2004 Kopp, Gudrun FDP 16.12.2004 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.12.2004 Otto (Godern), Eberhard FDP 16.12.2004 Ronsöhr, Heinrich- Wilhelm CDU/CSU 16.12.2004 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 16.12.2004 Dr. Thomae, Dieter FDP 16.12.2004 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.12.2004 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht rfreulichen Rückgang von 24,8 Prozent! Das ist sehr er- reulich, aber selbstverständlich Verpflichtung, auch ünftig nicht nachzulassen, Verkehrssicherheit weiter zu erbessern. Unsere Sorge gilt natürlich allen Verkehrsteilneh- ern – den Kindern und den Senioren, den LKW-Fah- ern und den Radfahrern. Heute kommen wir zu einer egelung, die insbesondere die Verkehrssicherheit von adfahrern verbessern wird. Mit dem Beschluss des An- rages „Mehr Sicherheit für Radfahrer – insbesondere chutz vor Unfällen mit LKW im Stadtverkehr“ unter- tützen wir die Bemühung der Bundesregierung, die ahl der verunfallten Fahrradfahrer weiter zu senken. Die Gefahrensituation ist uns allen leidvoll bekannt: adfahrer neben LKW, LKW biegt nach rechts ab, Fahr- adfahrer verschwindet im toten Winkel. Der Regelungs- uftrag lautet: Toten Winkel vermeiden, Sichtfeld erwei- ern, und zwar so bald als möglich und nicht nur ational, sondern natürlich europäisch. Ich freue mich sehr über das – und begrüße es aus- rücklich –, was die Parlamentarische Staatssekretärin ris Gleicke vorgetragen und erreicht hat. Wir kommen nternational weiter, wir kommen national sofort weiter nd wir erweitern die Regelung auf Fahrzeuge ab ,5 Tonnen. Tue Gutes und rede darüber. Dazu sind wir alle aufge- ordert. Mit der Information aus dem Bundesministe- ium, dem Schreiben der Parlamentarischen Staatssekre- ärin Gleicke vom 24. November 2004, müssen wir jetzt ausieren gehen. Die Ausstattung mit verbesserten Spie- eln ist ab sofort möglich und ich weiß, das Gewerbe, ie Transportunternehmen stehen im Interesse der Ver- ehrssicherheit, im ureigensten Interesse ihrer Fahrer, ber natürlich auch im Interesse gefährdeter Radfahrer er Nachrüstung mit verbesserten Spiegelsystem sehr ufgeschlossen gegenüber. Ich will hier einmal zwei analysierte Erfahrungen ein- peisen, die vielleicht schon einige von Ihnen ebenfalls atten. Die erste Erfahrung ist die, als Radfahrer einen echts abbiegenden LKW oder auch einen Bus neben ich zu haben. Da kommt ganz schnell das Gefühl auf, ass hier eine gefährliche Situation entsteht, zum einen egen der ungleichen Größe, zum anderen, weil kein lickkontakt hergestellt werden kann. Die andere Erfah- ung ist die, dass ich auch die Situation eines LKW-Fah- ers nachempfunden habe. Ich habe mich in das Führer- aus gesetzt und von diesem hohen Bock die Welt etrachtet und die Verkehrssituation vor, neben, hinter ir aufgenommen. Ich kann Ihnen sagen, das hat mit em Gefühl in einem PKW rein gar nichts mehr zu tun nd ähnelt mehr einer Cockpitsituation. Fakt ist: Beiden kann geholfen werden, dem Radfah- er und dem LKW-Fahrer. Der eine muss gesehen wer- en, der andere muss die Chance haben, zu sehen. Den 13922 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 (A) ) (B) ) eindringlich nochmals daran erinnern, dass damit natür- lich nicht die totale Sicherheit für Fahrradfahrer aus- bricht. Aufpassen ist nach wie vor gefordert, vom LKW- Fahrer und vom Radfahrer. Ich will mich abschließend bedanken beim ADFC, bei Bürgerinitiativen und bei all den Kollegen – und ich will das auch fraktionsübergreifend sagen –, die nicht nachgelassen haben, dass wir weiter gehen, als uns zu- nächst die europäische Linie erlauben wollte, bei der Parlamentarischen Staatssekretärin Iris Gleicke, die in Europa immer noch einen draufgelegt und es letztlich doch erreicht hat, dass der gesunde Menschenverstand über die Bürokratie siegt. Zum Schluss will ich auch die Trauer um die Men- schen ansprechen, die diese ungleiche Aufstellung im Straßenverkehr nicht gewinnen konnten, und sie als Mahnung in Erinnerung halten. Auch mit verbesserter Technik sind nach wie vor große Obacht und Aufmerk- samkeit gefordert. Gero Storjohann (CDU/CSU): Heute wollen wir hier ein Verfahren abschließen, welches sehr viel Zeit in Anspruch genommen hat. Das liegt auch daran, dass wir in der Frage der Bekämpfung des toten Winkels bei Rot- Grün, mehrfach Handlungsbedarf einfordern mussten, bevor es endlich tätig wurde. Erinnern wir uns: Im Mai 2003 sendete das ARD-Ma- gazin „Panorama“ einen Bericht von einem kleinen Kind, welches von einem nach rechts abbiegenden Last- kraftwagen überrollt worden war. Grund dieses und ähn- licher Todesfälle war, dass die Lastkraftwagenfahrer we- gen des toten Winkels im Rückspiegel ihrer Fahrzeuge die Kinder nicht sehen konnten. „Panorama“ berichtete weiter von einem Niederländer, der einen konvexen Rückspiegel, den so genannten Dobli-Spiegel, erfand. Dieser neuartige Rückspiegel beseitigt den toten Winkel nahezu vollständig. Die CDU/CSU-Fraktion nahm die „Panorama“-Sen- dung zum Anlass, Mitte Juni 2003 eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung zu richten. Wir wollten wissen, was diese zur Lösung des Problems des toten Winkels bereits getan hatte und zu tun gedachte. Die Antwort auf unsere Anfrage war wenig befriedigend. Wir hatten den Eindruck, dass das Bundesverkehrsministerium sich hin- ter einer Richtlinie der Europäischen Union verstecken wollte. Diese Richtlinie sah für neu zuzulassene LKW zur Ausrüstung mit neuen Weitwinkelspiegeln eine Frist von 36 Monaten vor. Dies hätte Folgendes bedeutet: Lastkraftwagen hätten noch in einem Zeitraum von drei Jahren nach In-Kraft- Treten dieser Richtlinie auch ohne den zusätzlichen Spiegel zugelassen werden können. Für neue Fahrzeug- typen hätte die Frist zwei Jahre betragen. Außerdem sollten nur Lastkraftwagen ab 7,5 Tonnen mit den neuen Spiegeln ausgerüstet werden und nicht bereits Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen. Für CDU und CSU war schnell klar: Mit dieser Richt- linie wäre die Lösung des Problems des toten Winkels a d t S s w e R A w e n l E g v z t r R d m l j a V S w g F a d v d k d r e e m s d l d z m s V f j (C (D uf die lange Bank geschoben worden. Wir sahen uns aher veranlasst, weiter zu handeln. Wir stellten den An- rag, den im „Panorama“-Bericht beschriebenen Dobli- piegel in Deutschland unverzüglich einzuführen. Damit etzten wir gewissermaßen eine Initialzündung. Nun wachte das Verkehrsministerium endlich auf. Es ollte zwar den Dobli-Spiegel nicht, versprach aber, für ine schnellere Umsetzung der Richtlinie in deutsches echt zu sorgen. Außerdem sollten die Fristen für die usrüstung mit den neuen Spiegeln erheblich verkürzt erden. Auch die Regierungsfraktionen sahen ein, dass es nun ndlich an der Zeit war, zu handeln. Knapp drei Monate, achdem meine Fraktion ihren Antrag gestellt hatte, egte auch Rot-Grün endlich einen Antrag auf den Tisch. s ist jedoch ein schwaches Bild, dass in den letzten Ta- en Zweifel daran aufgekommen sind, ob das, was dort orschlagen wurde, mit europäischem Recht überhaupt u vereinbaren ist. Das aber hat Rot-Grün zu verantwor- en! Hier wäre zu erwarten gewesen, dass die Bundes- egierung die Vorschläge auf Vereinbarkeit mit EU- echt im Vorfeld abgeklopft hätte. Dann wäre es auch zu en jetzigen Unklarheiten nicht gekommen. Wieder ein- al – wie auch bei der Harmonisierung der Maut – feh- en enge Kommunikationsstränge nach Brüssel. Wenn etzt immer noch Unklarheiten herrschen, dann liegt es llein in der Verantwortung von Rot-Grün. Wir jedoch haben, wie Sie wissen, weitergehende orschläge zur Bekämpfung des toten Winkels gemacht. o müssen Fußgänger und Radfahrer von den Lastkraft- agenfahrern vor dem Abbiegevorgang deutlich wahr- enommen werden. Hierzu sollte der Aufstellbereich der ußgänger und Radfahrer nach vorne oder die Haltelinie uf dem Fahrbahnbereich nach hinten verschoben wer- en. Weiter sollte geprüft werden, inwieweit die Sicherheit on Fußgängern und Fahrradfahrern an Kreuzungen urch das Aufbringen von roter Farbe verbessert werden ann. Und es sollte geprüft werden, ob durch eine Verän- erung der Ampelphasen an Kreuzungen eine Verbesse- ung der Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer rreicht werden kann. So können wir den toten Winkel schon vor dem igentlichen Abbiegevorgang effektiv bekämpfen. So achen wir unsere Straßen sicherer. So schützen wir innvoll die schwächeren Verkehrsteilnehmer. Wir wer- en Ihrem Antrag heute im Sinne der Beschlussempfeh- ung des Ausschusses zustimmen. Eduard Lintner (CDU/CSU): Erfreulicherweise geht ie Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr seit Jahren urück. Dies ist sicherlich das Ergebnis vielfältiger Be- ühungen, nicht nur der Politik, sondern auch zum Bei- piel Fahrschulen, der Wirtschaft, der Medien und vieler erbände, die sich mit Fragen der Verkehrssicherheit be- assen. Dieser begrüßenswerte generelle Trend macht es etzt logischerweise für einen weiteren Sicherheitsge- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 13923 (A) ) (B) ) winn notwendig, dass wir uns um konkrete, häufig auf- tretende Unfallursachen kümmern. Dazu zählen be- kannte, ganz spezielle Gefahrensituationen. So sind zum Beispiel LKWs besonders gefährdet beim Abbiegen. Hier wirkt sich die bis heute nicht opti- male Ausstattung der LKWs mit Außenspiegeln in fata- ler Weise aus. Speziell in dem Bemühen, hier Abhilfe zu schaffen, sind wir uns erfreulicherweise einig. Aller- dings muss doch kritisch erwähnt werden, dass sich die Bundesregierung erst sehr spät, das heißt: erst nach spektakulären Unfällen, dazu durchgerungen hat, eine bessere Ausstattung von LKWs bei den Außenspiegeln durchzusetzen. Dass dies schneller hätte gehen können, zeigt die Tatsache, dass im Nachbarland Niederlande diese bessere Ausstattung längst Realität ist. Auch dass sich die Bundesregierung bis heute nicht dazu durchringen konnte, das beste am Markt befindli- che System vorzuschreiben, ist zu beklagen. Der von uns vorgeschlagene so genannte Dobli-Spiegel hätte den to- ten Winkel auf nur noch 4 Prozent reduziert. Aber wir sollten es nicht bei der heute konkret zur Debatte stehenden Maßnahme belassen, weil eben auch dann noch eine durchaus relevante weitere Gefahr für Leib und Leben von Verkehrsteilnehmern besteht. Wir sollten vielmehr auch die übrigen von meiner Fraktion vorgeschlagenen Maßnahmen ernsthaft in Betracht zie- hen, wie zum Beispiel, den Radfahrern an Kreuzungen andere Aufstelllinien als heute üblich zuzuweisen. So könnte erreicht werden, dass Radfahrer auf jeden Fall vom LKW-Führerhaus aus gesehen werden können. Auch Schilder, die auf die besonders gefährliche Situa- tion an Kreuzungen hinweisen, sollten von der Koalition und der Bundesregierung erwogen werden. Im Übrigen will ich in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass es noch viele weitere besondere und be- kannte Gefahrenquellen im Straßenverkehr gibt. Wir sollten sie uns nach und nach alle mit dem Ziel vorneh- men, die Bundesregierung zu veranlassen, konkrete Ver- besserungsvorschläge zu erarbeiten oder solche aufzu- greifen. In diesem Zusammenhang darf ich nur an unseren Vorschlag erinnern, die Bahnübergänge besser zu kennzeichnen, beispielsweise durch ein spezielles re- flektierendes Schild. Ich hoffe sehr – jedenfalls ist das unser Ziel –, dass wir auch in diesen Fällen zu gemeinsamen Initiativen und Überzeugungen kommen. Das sollte aber auch für den Fall gelten, dass sich die Bundesregierung wieder zu viel Zeit für ihre Vorschläge nimmt, damit nicht – wie im vorliegenden Fall – unnötig viel Zeit bis zur Lösung ei- nes bekannten Problems vergeht. Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Angesichts der tragischen Unglücksfälle von Radfahrern durch rechts abbiegende LKW haben SPD und Grüne im Frühjahr dieses Jahres einen Antrag eingebracht, der zum Ziel hat, den Schutz für Radfahrer und Radfahrerinnen sowie Fußgänger und Fußgängerin- nen vor Unfällen insbesondere mit rechts abbiegenden L J W R f u K V t b 3 m L w g N m f n V S z S h n S v t R K E d d T I k m s v N u k K c d l d I a s v (C (D KW zu erhöhen. Auch der Bundesrat hat im Mai dieses ahres auf Initiative der Länder Berlin und Nordrhein- estfalen einen entsprechenden Beschluss gefasst. Zur besseren Sicherheit sollte die Umsetzung der EU- ichtlinie 2003/97/EG über verbesserte Spiegelsysteme ür neu in den Verkehr kommende LKW ab 7,5 Tonnen m zwei Jahre vorgezogen werden und Anfang 2005 in raft treten. Inhalt dieser Verordnung ist eine deutliche ergrößerung des Sichtfelds; damit wird der so genannte ote Winkel auf ein Mindestmaß reduziert. Über die EU-Verordnung hinaus sollen zudem alle ereits im Verkehr befindlichen LKW und neue LKW ab ,5 Tonnen in die Regelung mit einbezogen werden. Da- it wäre die Richtlinie für alle im Verkehr befindlichen KW und Nutzfahrzeuge ab 3,5 Tonnen verbindlich ge- esen. Darüber hinaus sollte diese Regelung auch Ge- enstand einer EU-Initiative sein mit dem Ziel, die achrüstpflicht in der gesamten EU einzuführen. Ich begrüße, dass die Bundesregierung die Maßnah- en eingeleitet hat, um die rechtlichen Voraussetzungen ür ein Vorziehen der verpflichtenden Ausrüstung von euen LKW, aber auch für die Nachrüstung bereits im erkehr befindlicher LKW zu schaffen. Ich bedauere an dieser Stelle sehr, dass die EU in ihrer tellungnahme den deutschen Entwurf einer Verordnung ur Änderung der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung, tVZO, als unzulässig und rechtswidrig bewertet. Ich alte das Vorziehen und die Ausweitung der Richtlinie icht für unzulässig und rechtswidrig, sondern zum chutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer nach wie or für dringend geboten. Ich fordere das BMVBW deshalb auf, in Brüssel wei- erhin mit Nachdruck auf eine vorzeitige Umsetzung der ichtlinie zu dringen. Ein erster Erfolg ist, dass die EU- ommission vor wenigen Tagen grünes Licht für eine inbeziehung von neuen kleinen LKW ab 3,5 Tonnen in ie Spiegelpflicht gegeben hat. Allerdings konnte sich ie Kommission nicht dazu durchringen, das In-Kraft- reten der Richtlinie 2003/97/EG auf 2005 vorzuziehen. n diesem Zusammenhang frage ich das Bundesver- ehrsministerium, warum die Niederlande und Däne- ark die Spiegelpflicht schon in nationales Recht umge- etzt haben, obwohl es anscheinend gegen EU-Recht erstößt. Weil wir von Brüssel in der Frage einer schnellen achrüstung mit Spiegeln ausgebremst werden, ist es mso wichtiger, dass die Unternehmen von der Möglich- eit der freiwilligen Spiegelnachrüstung, die von der ommission ausdrücklich erlaubt wurde, Gebrauch ma- hen. Spiegelsysteme, die die Sichtfeldsanforderungen er EU-Richtlinie erfüllen und eine Nachrüstung ermög- ichen, werden bereits von der Industrie angeboten. Ich sehe hier eine moralische Verpflichtung der Spe- iteure. Jeder vermiedene Unfall ist es wert, diese kleine nvestition zu tätigen. Es ist nach meinem Dafürhalten uch eine Pflicht des Arbeitgebers, um seine Fahrer zu chützen. Ich möchte an dieser Stelle auch die Logistik- erbände ausdrücklich auffordern, ihre Mitgliedsunter- 13924 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 (A) ) (B) ) nehmen öffentlich zum raschen Einbau der Spiegel auch in bestehende Fahrzeuge aufzufordern. Auch mit der bestmöglichen Verringerung des toten Winkels wird das Problem nicht gelöst werden. Letztlich ist die Achtsamkeit der Verkehrsteilnehmer entschei- dend. Deshalb sind weitere Maßnahmen wichtig, die über die Einführung neuer technischer Einrichtungen hi- nausgehen. Im gemeinsamen Entschließungsantrag aller Fraktionen wird dies zum Ausdruck gebracht. Damit die Radfahrer und Fußgänger vor dem Abbie- gen von Fahrzeugführern besser wahrgenommen werden können, ist es dringend notwendig, dass die Kommunen von der Möglichkeit Gebrauch machen, den Aufstellbe- reich für Radfahrer an Kreuzungen mit Ampeln nach vorne zu ziehen. Darüber hinaus kann durch Verände- rung der Ampelphasen die Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer erhöht werden, indem Fußgänger und Radfahrer erst grünes Licht bekommen. Weiterhin bleibt die Aufklärung der Öffentlichkeit zur Vermeidung von tragischen Unfällen im toten Winkel durch abbiegende LKW auch Aufgabe von Verkehrs- sicherheitskampagnen. Ich begrüße, dass das Bundesver- kehrsministerium dazu in diesem Sommer eine entspre- chende Kampagne gestartet hat. Ich wünsche mir auf allen Ebenen der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft ein breites, verstärktes und anhaltendes Engagement, um Verkehrsunfälle gene- rell und die besonders tragischen Unfälle von Fahrrad- fahrern durch rechts abbiegende LKW speziell wirksam einzudämmen. Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP): Im April dieses Jahres haben wir uns zum ersten Male über dieses The- menpaket unterhalten. Heute – leider wieder in nicht te- legener Zeit – haben wir ein deutliches Ergebnis. Alle Fraktionen haben den Handlungsbedarf erkannt – die Bundesregierung, die Automobilindustrie und auch die Transportbranche sind offensichtlich bereit, zu tech- nischen Innovationen Ja zu sagen. Neue Fahrzeuge über 3,5 Tonnen können mit neuen Spiegeln ausgerüstet wer- den, schon im Verkehr befindliche nachgerüstet. Der Wermutstropfen ist wieder der Abstimmungspro- zess, der Bundesregierung mit der EU-Kommission. Mit Brief vom 24. November 2004 teilt uns Frau Parlamen- tarische Staatssekretärin Gleicke mit, dass unser gemein- samer Vorschlag als „unzulässig und rechtswidrig“ ange- sehen wird. Dann muss an das Prinzip Freiwilligkeit appelliert werden. Ich habe bereits bei meiner Rede am 29. April darauf hingewiesen, dass die alleinige Konzentration auf die technische Lösung Spiegel nicht ausreichen wird, das Problem zu lösen. Der LKW ist ja nur ein Teil, wenn auch ein gewichtiger. Ich habe damals schon auf den § 5 Abs. 8 der Straßenverkehrsordnung aufmerksam ge- macht. Wir müssen für Zweiradfahrer andere Vorschrif- ten vorsehen, die sicherstellen, dass sie hinter einem LKW stehen bleiben. Dieser Tatbestand wird im Brief v r n w t B d n m s S d t a w k s m m m w ö f „ h t m s k d f n d s m o s b w B h ö r d a u g d T m d (C (D on Frau Parlamentarische Staatssekretärin Gleicke trau- ig bestätigt – im August ereignete sich in Berlin ein euer Unfall mit einem LKW und einer Radfahrerin, ob- ohl der LKW mit einem Zusatzspiegel gegen den „to- en Winkel“ ausgestattet war. Wir, die FDP, warten deshalb auf den Vorschlag der undesregierung, die Straßenverkehrsordnung zu än- ern. Ein Hinweis sei mir in diesem Zusammenhang och gestattet: Der niederländische Transportunterneh- erverband hat seit Jahren ein Programm entwickelt und etzt es auch um. Regelmäßig stehen schwere LKWs vor chulen und den Schülern wird die ganze Problematik er LKWs erklärt. Vom langen Bremsweg bis zum „to- en Winkel“ wird den Kindern im Führerhaus und von ußen praktisch nahe gebracht, wo die Probleme liegen. Ich würde mich freuen, wenn wir dazu ebenfalls et- as gemeinsam in Deutschland auf den Weg bringen önnten. Gemeinsam mit den Transportverbänden lohnt ich dieser Einsatz – jedes Todesopfer, das dadurch ver- ieden werden kann, ist diesen Einsatz wert. Wir stimmen – wie im Ausschuss – dem gemeinsa- en Antrag zu. Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- inister für Verkehr, Bau- und Verkehrswesen: Wie Sie issen, hat es in den vergangenen Monaten eine breite ffentliche Diskussion über die Gefahren gegeben, die ür Radfahrer, Fußgänger und insbesondere Kinder vom toten Winkel“ im Rückspiegel von großen LKW ausge- en. Im Juni hat Minister Dr. Stolpe bei unserer Informa- ionsveranstaltung hier im Regierungsviertel gemeinsam it dem Verband der Automobilindustrie neue Spiegel- ysteme vorgestellt, die den „toten Winkel“ wirksam be- ämpfen. Viele von Ihnen haben sich damals persönlich avon überzeugen können, dass die neuen Systeme unktionieren. Zudem habe ich Sie vor kurzem mit ei- em Rundschreiben ausführlich über den Stand der von er Bundesregierung eingeleiteten Maßnahmen zur Be- eitigung des „toten Winkels“ unterrichtet. Deshalb öchte ich hier und heute darauf verzichten, die außer- rdentlich komplizierten technischen Details und die chwierigen europarechtlichen Fragen vor Ihnen auszu- reiten, die mit der Lösung dieses Problems verbunden aren und sind. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie wissen, dass die undesregierung sich um dieses Problem gekümmert at, bevor der „tote Winkel“ zum Gegenstand der breiten ffentlichen Diskussion wurde. Deshalb haben wir be- eits im Jahr 2001 gemeinsam mit den Niederlanden bei er Europäischen Kommission eine Initiative zur Über- rbeitung der europäischen Vorschriften für Rückspiegel nd andere Einrichtungen für die rückwärtige Sicht er- riffen. Die neue Richtlinie ist von allen Mitgliedstaaten er Europäischen Union ab Januar 2006 für neue LKW- ypen und ab Januar 2007 für neu in den Verkehr kom- ende LKW verpflichtend anzuwenden. Das dauert uns allen viel zu lange. Außerdem regelt ie Richtlinie leider nicht die Nachrüstung der LKW, die Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 13925 (A) ) (B) ) derzeit auf unseren Straßen unterwegs sind. Deshalb ha- ben wir vor ziemlich genau einem Jahr intensive Gesprä- che mit den LKW-Herstellern geführt. Wir haben mit den Herstellern vereinbart, erstens die Ausrüstung neuer LKW ab 7,5 Tonnen– soweit technisch möglich – mit verbesserten Spiegeln deutlich zu beschleunigen und, zweitens, die Nachrüstung der im Verkehr befindlichen LKW mit entsprechenden Austauschspiegelgläsern zu ermöglichen. Dabei werden die alten Gläser durch neue mit stärkerer Krümmung und größerem Sichtfeld ersetzt. Das ist die technische Lösung, die wir im vergangenen Juni vorgestellt haben. lch habe mich im vergangenen September bei der Nutzfahrzeug-IAA in Hannover nochmals persönlich da- von überzeugt, dass die Hersteller ihre Zusage eingehal- ten haben. Die Auslieferung entsprechend ausgerüsteter Fahrzeuge soll in Kürze beginnen; die Nachrüstspiegel konnten auf der IAA bereits bestellt werden. Wir haben unsererseits die rechtlichen Voraussetzungen dafür ge- schaffen, dass die freiwillige Nachrüstung der Fahrzeuge ab sofort möglich ist. Wir wollten auch die umgehende Aus- und Nachrüs- tung aller LKW ab 3,5 Tonnen verbindlich vorschreiben. Damit wäre im Übrigen auch dem Ansinnen des Bundes- rates entsprochen worden. In ihrer Stellungnahme hat die Kommission unser Vorhaben jedoch zu meinem gro- ßen Bedauern als nicht akzeptabel bewertet. Ich sage hier nochmals in aller Offenheit, dass ich die Haltung der Kommission überhaupt nicht nachvollziehen kann. Aber das nützt alles nichts. Wir sind nun einmal an gel- tendes EG-Recht gebunden. Ich habe allerdings auch eine wirklich gute und ganz aktuelle Nachricht aus Brüssel. Dort hat man vorgestern mehrheitlich eine Verschärfung der neuen Richtlinie ver- abschiedet, durch die jetzt auch die LKW ab 3,5 Tonnen in der neuen Richtlinie fest verankert sind, auch wenn diese Richtlinie, wie gesagt, erst ab 2006 bzw. 2007 greift. Aber das Gewerbe hat ja jetzt die Möglichkeit zur freiwilligen Nachrüstung! Außerdem hat die Kommis- sion auf unser Drängen hin angekündigt, umgehend ei- nen Richtlinienvorschlag zur Nachrüstung im Verkehr befindlicher Fahrzeuge zu erarbeiten. Bereits im vergangenen Oktober erschien in Spiegel- Online ein Artikel unter dem Titel „Der tote Winkel ist tot“. Das bezog sich auf die Ankündigung von Merce- des, seine LKW-Baureihen Atego und Axor ab sofort mit den neuen Spiegeln auszuliefern. Es stimmt. Die Hersteller haben Wort gehalten. Die technischen Pro- bleme sind gelöst. Wir haben sehr viel erreicht. Aber vergessen wir bitte eines nicht: Niemand sollte sich allein auf eine verbesserte technische Ausrüstung verlassen. Wenn wir die Gefahr wirklich bannen wollen, die von abbiegenden LKWs ausgeht, dann brauchen wir auch in Zukunft eine gute Verkehrserziehung. Wir brau- chen eine entsprechende Schulung der LKW-Fahrer und nicht zuletzt ein vorbildliches und umsichtiges Verhalten der erwachsenen Radfahrer und Fußgänger. Rücksicht ist eben wirklich besser. A A v S n q i v s v s l z e t d l z S d E m E k b j S U b A w L D l g m f m (C (D nlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Richtervorbehalts für die DNA- Analyse anonymer Spuren (Tagesordnungs- punkt 12) Dirk Manzewski (SPD): Ohne Frage ist die DNA- nalyse inzwischen zu einer sehr wichtigen und effekti- en Ermittlungsmaßnahme bei der Aufklärung von traftaten geworden. Das Anliegen, diese Maßnahme och wirkungsvoller einzusetzen, um die Aufklärungs- uote bei der Kriminalitätsbekämpfung zu verbessern, st deshalb durchaus berechtigt und wird im Rahmen des erfassungsrechtlich Zulässigen auch von uns unter- tützt. Erst im Jahre 2002 wurde in § 81 f. StPO gesetzlich erankert, dass auch für die molekulargenetische Unter- uchung von DNA, die sich keiner Person zuordnen ässt, eine richterliche Anordnung erforderlich ist. In der Praxis der Rechtsanwendung hat sich dabei ge- eigt, dass es trotz Richtervorbehalts nur äußert selten zu inem anderen Ergebnis als dem staatsanwaltlichen An- rag kommt. In der Regel folgt der Richter vielmehr dem Antrag er Staatsanwaltschaft auf Durchführung der DNA-Ana- yse, um die Sachverhaltsaufklärung nicht zu gefährden. Aus dieser Tatsache sind meiner Auffassung nach wei Schlüsse zu ziehen. Zum einen wird damit eine effektive und zügige trafverfolgung durch den Richtervorbehalt nicht behin- ert, wie behauptet. Denn der Zeitverlust aufgrund der inschaltung des Ermittlungsrichters ist allenfalls mini- al. Zum anderen hat sich die Einholung der richterlichen ntscheidung bislang als Formalismus erwiesen, der mit einem messbaren Gewinn an Rechtsstaatlichkeit ver- unden war. Hieraus die richtigen Konsequenzen zu ziehen, heißt edoch nicht unbedingt, Ihrem Aktionismus zu verfallen. ie wollen den Wegfall des Richtervorbehalts bei der ntersuchung anonymer Tatortspuren und verlieren da- ei den Gesamtzusammenhang des Rechts der DNA- nalyse aus den Augen. Sie wollen eine punktuelle Gesetzesänderung und issen dabei ganz genau, dass derzeit von Bund und ändern gemeinsam ein Konzept erarbeitet wird, um die NA-Analyse noch effektiver zu gestalten, als sie bis- ang ohnehin schon ist. Sie wissen auch, dass die zu prüfenden Fragestellun- en komplex und schwierig sind, was „Insellösungen“ einer Auffassung nach verbietet. Ich kann deshalb nicht nachvollziehen, dass Sie ein- ach aus einem überholten, aus dem letzten Jahr stam- enden Gesetzentwurf Hessens und Bayerns einen in 13926 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 (A) ) (B) ) rechtstechnischer Sicht problematischen Regelungs- vorschlag zum Wegfall des Richtervorbehalts für die Spurenuntersuchung herausnehmen und meinen, damit nun das Problem gelöst zu haben. Wir sind für einer an der Sache orientierten Diskus- sion offen. Zu einer solchen Diskussion gehört dann aber auch, sich über den richtigen Zeitpunkt für eine entspre- chende Initiative Gedanken zu machen. Die Bundesregierung hat bereits seit längerem einen Regelungsvorschlag erarbeitet, der den Richtervorbe- halt bei der DNA-Analyse von Spuren entfallen lässt. Dieser Vorschlag ist in der Arbeitsgruppe, die sich mit den Möglichkeiten zur Effektivierung der DNA-Analyse befasst, am Montag zur Diskussion gestellt worden und dabei auf überwiegend positive Resonanz gestoßen. Im Gegensatz zu Ihrem Gesetz verfolgt der Vorschlag der Bundesregierung angesichts der verschiedenen Fra- gen zum Recht der DNA-Analyse jedoch keine punktu- ellen Detailregelungen, sondern ein schlüssiges Gesamt- konzept, das die aufgeworfenen Fragen abschließend und umfassend zu beantworten versucht. Die hieran arbeitende Expertengruppe bietet die Chance, Lösungen zu erarbeiten, die das Recht der DNA-Analyse zukunftsfest machen und keine Lücken lassen. Ich denke dabei an Themen wie den Massengentest, eine Erweiterung der DNA-Analyse für Zwecke der Identifizierung von Straftätern in künftigen Strafverfah- ren oder die Überarbeitung der Vorschriften über die Lö- schung der in der Gen-Datei gespeicherten Daten. Ich meine, dass wir uns deshalb die Zeit nehmen und das endgültige Ergebnis der Prüfung, das wir wohl be- reits im Frühjahr erhalten werden, unbedingt noch ab- warten sollten, um dann über einen komplexeren und umfassenderen Lösungsvorschlag zu diskutieren. Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU): Sie, die Regie- rungskoalition, haben an dieser Stelle Gelegenheit, Ihren Worten Taten folgen zu lassen. Frau Ministerin Zypries hat sich bereits in ihrer Rede am 15. Januar 2004 zur Beratung des Antrags der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion „Verbrechen wirksam bekämp- fen – Genetischen Fingerabdruck konsequent nutzen“ – Bundestagsdrucksache 15/2159 – dahin gehend geäu- ßert, man könne bei DNA-Spuren, bei denen es sich am Tatort um so genannte anonyme Spuren handelt, überle- gen, ob man von der richterlichen Anordnung Abschied nehmen könne. Hierüber solle diskutiert werden. Sie hat- ten nun ein Jahr Zeit zur Diskussion; nichts ist passiert. Erfreulich ist allerdings, dass Herr Kollege Montag vom Bündnis 90/Die Grünen nun – laut einem Artikel aus dem „Tagesspiegel“ vom 30. Oktober 2004 „Weni- ger Regeln für DNA-Spurensuche“ – auch verlauten ließ – ich zitiere –: „Der Richtervorbehalt muss bleiben – au- ßer bei anonymen Spuren“. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat diese und an- dere Äußerungen zum Anlass genommen, einen Gesetz- e D h a d a a t g N v g 1 w d z d s u A w u r D v w i s D w i u n T E ü e I r r B s z E d Z D 3 s (C (D ntwurf zur Aufhebung des Richtervorbehalts für die NA-Analyse anonymer Spuren zu erarbeiten, der hier eute in erster Beratung debattiert wird. Ich fordere Sie uf: Reden Sie nicht nur, handeln Sie auch! Stimmen Sie iesem Entwurf in den Ausschussberatungen und in der bschließenden Beratung zu! So helfen Sie, Verbrechen ufzuklären, zu verhindern und Unschuldige zu entlas- en. Die Union hat in Bundestag und Bundesrat in der Ver- angenheit wiederholt weiter gehende und umfassendere euregelungen der offenen Fragen der DNA-Analyse orgeschlagen und ist dabei bei Ihnen auf taube Ohren estoßen; zuletzt ist dies mit den Drucksachen 15/29 und 5/2159 sowie 850/02 und 465/03 geschehen. Nur so ären die Möglichkeiten der DNA-Analyse zum Schutz er Bevölkerung so konsequent und umfassend zu nut- en, wie dies die Vernunft gebietet. Wir sind uns bewusst, dass der Inhalt des vorliegen- en Gesetzentwurfes sich demgegenüber nur auf die aus- chnitthafte Beseitigung einer einzelnen sachwidrigen nd nicht grundrechtsgebotenen Hürde für die effektive rbeit der Strafverfolgungsbehörden konzentriert. Wir ollten ihnen aber eine Chance geben, Wort zu halten, nd haben die Hoffnung, dass zumindest dieser Teilbe- eich Ihre Zustimmung und damit eine Mehrheit im eutschen Bundestag findet. Dass auch für die molekulargenetische Untersuchung on anonymen Spuren eine richterliche Anordnung not- endig ist, wurde erst durch Gesetz vom 6. August 2002 n § 81 f Abs. 1 Satz 2 StPO festgelegt. In der Sache be- teht keine Notwendigkeit für diesen Richtervorbehalt. as DNA-Identifizierungsmuster enthält keinerlei Hin- eise auf die Persönlichkeit des Spurenverursachers und st – solange es nicht mit den Personalien des Spurenver- rsachers verknüpft worden ist – kein sensibles perso- enbezogenes Datum. Bei der Untersuchung anonymer atspuren sind Persönlichkeitsrechte, deren Schutz die inschaltung eines Richters erforderlich machen würde, berhaupt nicht betroffen. Dieser Richtervorbehalt ist in unnötiger bürokratischer Aufwand; er ist überflüssig. n vielen Fällen behindert er sogar eine schnelle Aufklä- ung und damit auch die Verhinderung künftiger schwe- er Straftaten. Das ist nicht etwa nur die Auffassung der CDU/CSU- undestagsfraktion. Nein, nahezu alle Fachleute, die ich in Theorie und Praxis mit dem Strafprozess und spe- iell den Fragen der DNA-Analyse befassen, teilen diese inschätzung. Beispielhaft möchte ich nur das Statement es Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Herrn Jörg iercke, anlässlich des Triberger Symposiums „Die NA-Analyse – Revolution im Strafverfahren“ am . Dezember 2004 nennen. Der Präsident des BKA hat ich dort wie folgt geäußert – ich darf zitieren –: Die eigentliche molekulargenetische Untersuchung muss durch den Richter angeordnet werden. Hier jedoch sehe ich Korrekturbedarf. Den Richtervor- behalt beim speziellen Fall des anonymen Spuren- materials erachte ich als entbehrlich. Wie das Bun- desverfassungsgericht in seiner Entscheidung vom 18. 09. 1995 festgestellt hat, ist die Untersuchung Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 13927 (A) ) (B) ) und Auswertung solcher Spuren, die sich von der Person, die sie hinterlassen hat, gelöst und objekti- viert haben, kein Eingriff in das Persönlichkeits- recht des Spurenverursachers. Es ist fraglich, welche Erwägungen der Richter zum Recht auf in- formationelle Selbstbestimmung anstellen soll, wenn es darum geht, gesichertes Spurenmaterial zur Aufklärung einer Straftat auszuwerten. Er kann doch einer solchen Untersuchung nur zustimmen. Nur zur Bekräftigung des Unverständnisses, das dem Richtervorbehalt für die DNA-Analyse anonymer Spu- ren begegnet, möchte ich zusätzlich aus dem Standard- kommentar zur Strafprozessordnung von Lutz Meyer- Goßner – 47. Auflage, 2004 – zitieren. Dort heißt es: Durch Einfügung des S. 2 in 1 durch Gesetz vom 6. 8. 2002 (BGBl I 3018) ist nun klargestellt, dass – überflüssigerweise … – auch für die Untersu- chung von Spurenmaterial nach § 81 e II eine rich- terliche Anordnung erforderlich ist. Diese wird der Richter regelmäßig erteilen; es ist schwer vorstell- bar, warum er sie jemals verweigern und damit auf ein unter Umständen wesentliches Beweismittel verzichten sollte. Umso unverständlicher ist es, dass Sie, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der Regierungskoalition, ohne Not ein solches Gesetz geschaffen haben und auch noch beharrlich daran festhalten. Ich bitte Sie um eines: Wiederholen Sie nicht erneut das längst entlarvte Scheinargument, eine solche Regelung müsse unbedingt einer großen Reform des Strafverfahrens – die Sie ohne- hin nicht zustande bringen werden – vorbehalten blei- ben. Es ist absolut treffend: Was soll der Richter bei ano- nymen Spuren auch entscheiden? Welche Erwägungen zum Recht auf informationelle Selbstbestimmung soll er etwa bei der Entscheidung darüber anstellen, ob das bei einer vergewaltigten Frau sichergestellte Sperma einer DNA-Analyse unterzogen werden soll? Er kann der Un- tersuchung doch nur zustimmen. Es ist doch in Wirklich- keit so: Insbesondere das Opfer der Tat bleibt bei der geltenden Regelung völlig außer Acht. Wer denkt eigent- lich an das Persönlichkeitsrecht der vergewaltigten Frau, bei der oder in der das Sperma gefunden wurde, und de- ren Daten unnötig durch die Akten geschleift werden, die aufgrund der Antragstellung der Staatsanwaltschaft und der Entscheidung des Richters zwangsläufig entste- hen? Ich kann abschließend nur feststellen: Die Ministerin weiß es, die SPD-Fraktion weiß es, die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen weiß es, sämtliche Praktiker und Theoretiker des Strafprozesses wissen es: Der Richter- vorbehalt für die DNA-Analyse anonymer Spuren ist überflüssig und unberechtigt. Die CDU/CSU-Bundes- tagsfraktion weiß es auch und handelt. Ich fordere Sie auf: Stehen Sie zu Ihrem Wort und stimmen Sie diesem Gesetzentwurf in den weiteren Be- ratungen im Ausschuss und auch in der abschließenden Beratung zu. Es gibt keinen vernünftigen Grund, dies nicht zu tun. N f j d S g R v t z B n M k e k t M n C ü n S d P l m e R T D B v w l I s l w h d S d S o S t s a S d v r G n (C (D Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): In iederbayern hat vor einigen Tagen ein tragischer Vor- all die Menschen und die Öffentlichkeit erschüttert. Ein unger, ortsansässiger Mann, aufgewachsen in einer örflichen Umgebung und als Nachbar gut bekannt, hat elbstmord begangen, indem er sich selbst in die Luft esprengt hat. Dieser junge Mann stand kurz davor, im ahmen eines groß angelegten Massenscreenings, einer on den Ermittlungsbehörden großflächig durchgeführ- en DNA-Untersuchung, schwerer Straftaten überführt u werden. Die Behörden waren einem Versender von riefbomben auf der Spur – und eine DNA-Spur auf ei- em der Briefe war identisch mit der DNA des jungen annes. Offenbar sah er keine Möglichkeit mehr, uner- annt zu bleiben, und hat deshalb seinem jungen Leben in Ende bereitet. Dieser Vorfall beleuchtet die Möglich- eiten der DNA-Analyse für die Aufklärung von Strafta- en und er wird auch Anlass sein müssen, sich mit den assenscreenings zu beschäftigen, die bisher gesetzlich icht geregelt sind. Es wäre verdienstvoll gewesen, wenn auch die CDU/ SU diesen Vorfall zum Anlass genommen hätte, sich ber den Einsatz von DNA-Analysen für Massenscree- ings Gedanken zu machen. Das hat sie nicht gemacht. tattdessen hat sie eine Äußerung von mir auf einer Po- iumsdiskussion der Berliner Strafverteidiger zu den roblemen der DNA-Analyse in Strafverfahren zum An- ass genommen, daraus gleich einen Gesetzentwurf zu achen und noch schnell vor Jahresende im Bundestag inzubringen. So weit, so gut. Ich fühle mich, mit allem espekt, geehrt. Aber viel Arbeit hat sie sich nicht gemacht, wie ein extvergleich mit schon vorliegenden Entwürfen zur NA-Problematik beweist. Sie hat, wortwörtlich, beim undesrat abgeschrieben. Der heutige Antrag stammt ollständig aus der Bundesratsdrucksache 465/03, leider urden aber auch die gedanklichen Fehler dieser Vor- age mit übernommen. Deshalb werde ich Sie heute enttäuschen. Ich muss hnen sagen, dass ich dem heutigen Vorschlag nicht zu- timmen kann, obwohl man sich dabei auf meine Über- egungen beruft. Und dies schlicht und einfach deshalb, eil man meinem Vorschlag nicht folgt. Sie gehen nämlich weit über das selbst gesetzte Ziel inaus. Sie behaupten im Titel und in der Begründung es Antrags, den Richtervorbehalt lediglich für anonyme puren streichen zu wollen. Tatsächlich streichen Sie en Richtervorbehalt für alle Spuren nach § 81 e Abs. 2 tPO, also für jegliches „aufgefundene, sichergestellte der beschlagnahmte Spurenmaterial.“ Anonym ist eine pur jedoch nur dann, wenn sie – zur Zeit der beabsich- igten DNA-Analyse – keiner konkret verdächtigen Per- on zugeordnet werden kann und die Analyse deshalb uch nicht mit dem Ziel durchgeführt werden soll, die puren-DNA mit der DNA eines bestimmten Beschul- igten abzugleichen. Nur für diesen engen Teilbereich on Spuren – den anonymen Spuren – habe ich eine ichterliche Entscheidung für entbehrlich bezeichnet. eht man zu Ihren Gunsten davon aus, dass Sie hier icht bewusst etwas unter falschem Etikett anbieten 13928 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 (A) ) (B) ) wollen, dann ist Ihr Gesetzentwurf zumindest handwerk- lich schlecht gemacht und schon deshalb nicht zustim- mungsfähig. Es ist richtig, das Recht der DNA-Analyse im Straf- prozess zu überdenken. Aber keinesfalls in Richtung ei- ner ungezügelten Ausweitung des Anwendungsberei- ches. Folgende Punkte müssen diskutiert werden: Das Massenscreening sollte auf eine gesetzliche Grundlage gestellt werden. Scheinbar „freiwillige“ Mas- sengentests finden im Rahmen von Ermittlungsverfahren immer stärkeren Einsatz, jedoch ohne dass es hierfür eine gesetzliche Grundlage gäbe. Wir müssen prüfen, ob die Voraussetzungen für die Anordnung einer solchen Untersuchung, ihre Durchführung, der Schutz der dabei anfallenden sensiblen Daten sowie eventuelle Beleh- rungspflichten der mehr oder weniger freiwillig Beteilig- ten gesetzlich zu regeln sind. Es sollte geprüft werden, inwieweit es erforderlich ist, die DNA-Datei beim BKA auf eine gesetzliche Grund- lage zu stellen. Bislang bildet allein eine Errichtungsan- ordnung des damaligen Innenministers Kanther die rechtliche Grundlage hierfür. Die Überprüfungs- und Löschungsfristen für die in der DNA-Datei beim BKA gespeicherten Daten bedür- fen einer einheitlichen gesetzlichen Grundlage. Dies war einhellige Meinung der Sachverständigen, insbesondere des Bundesbeauftragten für den Datenschutz, in einem von meiner Fraktion durchgeführten Fachgespräch zur DNA-Analyse. Es ist dringend erforderlich, eine Regelungslücke im Bereich der so genannten „Umwidmung“ von DNA- Mustern zu schließen. Innerhalb eines konkreten Ermitt- lungsverfahrens kann, unabhängig vom Tatvorwurf und der Prognose, ob auch künftig Straftaten von erheblicher Bedeutung vom Betroffenen zu erwarten sind, das DNA- Muster nach § 81 e StPO untersucht werden. Folglich basiert die richterliche Entscheidung in diesem Falle – sie ist in § 81 f StPO vorgeschrieben – erst gar nicht auf solchen Überlegungen. Soll das Muster später jedoch in die DNA-Datei beim BKA eingestellt werden, ist hierzu eine richterliche Prüfung erforderlich, ob die Voraussetzungen zur Speicherung nach § 81 g StPO vor- liegen, ob also eine Anlasstat von erheblicher Bedeutung vorlag und auch künftig erhebliche einschlägige Strafta- ten zu erwarten sind. Das Erfordernis einer erneuten richterlichen Entscheidung ist in solchen Fällen also zwingend. Dies sollte aber im Gesetz ausdrücklich fest- gehalten werden, insbesondere da in der Praxis immer wieder eine richterliche Kontrolle durch eine so ge- nannte Umwidmung unterlaufen wird. Die jetzt eingebrachte Aufhebung des Richtervorbe- halts für anonyme Spuren müssen wir auch noch bear- beiten, weil, wie dargestellt, sie uns keine Hilfe ist. Eines möchte ich am Schluss noch ausdrücklich klar- stellen: Die Diskussion um die Streichung des Richter- vorbehalts bei anonymen Spuren darf und wird kein Prä- judiz sein für eine allgemeine Abschaffung des Richtervorbehalts bei der DNA-Analyse. Ganz im Ge- genteil: Der Richtervorbehalt ist und bleibt bestehen, um d d z v s S B s D l W s r R S m w o b t z w r s F D v m G d H l k f d M o w t t f t e s B m t m k n t f r g e h s (C (D en verfassungsrechtlichen Anforderungen zum Schutz es Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung u genügen. Dies sind eindeutige Vorgaben des Bundes- erfassungsgerichts, die wir jedenfalls nicht beiseite chieben werden. Jörg van Essen (FDP): Die DNA-Analyse im trafverfahren ist ein Erfolgsmodell. Sie ist heute zur ekämpfung der Kriminalität unverzichtbar. Derzeit ind weit mehr als 340 000 DNA-Daten in der zentralen atei beim Bundeskriminalamt erfasst. Mit dem neutra- en Zahlencode kann man mit fast 100-prozentiger ahrscheinlichkeit eine Übereinstimmung von Tatort- pur und Täterprofil feststellen. Jeder Täter muss damit echnen, dass er früher oder später überführt wird. Zu echt sieht die Strafprozessordnung hohe Hürden für die peicherung von genetischen Daten vor. So dürfen ge- äß § 81 g StPO nur Daten von Personen gespeichert erden, die eine Straftat von erheblicher Bedeutung der eine Straftat gegen die sexuelle Selbstbestimmung egangen haben und von denen weitere Taten zu erwar- en sind. Außerdem muss ein Richter in jedem Einzelfall ustimmen. Der Richtervorbehalt ist hier zwingend not- endig, damit gewährleistet ist, dass die Maßnahme echtsstaatlich einwandfrei verläuft. Das Bundesverfas- ungsgericht hat dazu im Jahr 2001 entschieden, dass die eststellung, Speicherung und künftige Verwendung des NA-Identifizierungsmusters in das vom Grundgesetz erbürgte Grundrecht auf informationelle Selbstbestim- ung eingreift. Diese Rahmenbedingungen müssen vom esetzgeber zwingend beachtet werden. Zu einer anderen Beurteilung muss man jedoch bei er DNA-Analyse von anonymen Tatortspuren kommen. ier haben sich die Spuren vom Spurenverursacher ge- öst. Die Analyse einer am Tatort aufgenommenen Spur ann daher nicht gleichgesetzt werden mit der zweifels- rei einen Grundrechtseingriff darstellenden Anordnung er Entnahme und Untersuchung von körpereigenem aterial. Diese Maßnahme soll schließlich erst klären, b diese Person als Täter überhaupt in Betracht kommt, ährend die Spurenanalyse von Anfang an nur der Iden- ifizierung des am Tatort befindlich gewesenen bestimm- en Täters dient. Welcher Persönlichkeitskern des bereits eststehenden, nur in Person noch unbekannten Straftä- ers hier betroffen sein und eine richterliche Anordnung rforderlich machen soll, ist nicht nachzuvollziehen. Die pätere Entnahme des Untersuchungsmaterials vom eschuldigten oder der Abgleich mit der DNA-Analyse uss selbstverständlich auch weiterhin von einem Rich- er angeordnet werden. Wir müssen in diesem Zusam- enhang die Sorgen der Justiz vor einem großen büro- ratischen und organisatorischen Aufwand ernst ehmen, der zur Einschaltung des Richters bei der Un- ersuchung anonymer Tatortspuren notwendig ist. Viel- ach wird beklagt, dass dadurch eine schnelle Aufklä- ung von schweren Straftaten behindert wird. lch wehre mich jedoch dagegen, den Richtervorbehalt rundsätzlich mit Bürokratie gleichzusetzen, wie es an inigen Stellen in dem Gesetzentwurf der CDU/CSU erauszulesen ist. Der Richtervorbehalt garantiert grund- ätzlich das Interesse des Betroffenen am effektiven Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 13929 (A) ) (B) ) Grundrechtsschutz. Das Grundgesetz geht davon aus, dass Richter aufgrund ihrer persönlichen und sachlichen Unabhängigkeit und ihrer strikten Unterwerfung unter das Gesetz die Rechte der Betroffenen im Einzelfall am besten und sichersten wahren können. Überall dort, wo die Grundrechte und der Kern der Persönlichkeit von Betroffenen berührt wird, ist daher der Richtervorbehalt für die Anordnung einer Maßnahme unverzichtbar. Lediglich bei der Untersuchung von anonymen Spuren müssen wir aufgrund mangelnder Grundrechtsrelevanz zu einer anderen Bewertung kommen. Wir wissen, dass sich sowohl die Bundesregierung als auch die Länder gegenwärtig mit verschiedenen Rechts- fragen rund um die DNA-Analyse befassen. Es wäre daher zu wünschen, wenn es gelingen könnte, sich auf eine gemeinsame Initiative zu einigen. Wie ich eingangs ausführte, hat sich die DNA-Analyse zu einem unver- zichtbaren Instrument der Kriminalitätsbekämpfung herausgebildet. Es sollte daher der Anstrengung aller politischen Kräfte wert sein, dafür Sorge zu tragen, diese wichtige Maßnahme entsprechend weiterzuentwickeln, damit den Strafverfolgungsbehörden auch in Zukunft ein effektives Mittel zur Bekämpfung schwerer Straftaten zur Verfügung steht. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Wüstenbildung wirksam bekämpfen – Armut überwinden, Er- nährung sichern, Konflikte verhindern (Tages- ordnungspunkt 13) Dagmar Schmidt (Meschede) (SPD): Dem Nobel- preis-Komitee gebührt für seine diesjährige Entschei- dung zur Verleihung des Friedensnobelpreises unsere Hochachtung und unser Dank. Am vergangenen Freitag wurde mit der Kenianerin Wangari Maathai erstmals eine Frau aus Afrika für ihre Verdienste gewürdigt. Dazu auch von dieser Stelle aus herzliche Glückwünsche. Wangari Maathai steht stellvertretend für die Frauen Afrikas, die sich unter schwierigsten Rahmenbedingun- gen für ihre eigenen Rechte, für Demokratie, für Frieden und für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen einsetzen. Nicht nur den Menschen in Afrika – auch uns als Entwicklungspolitikerinnen und Entwicklungspoliti- ker sollte diese Entscheidung Mut machen, uns weiter- hin für den Kampf gegen Armut, Hunger, Seuchen und Krieg einzusetzen, Mut machen, weiterhin für Demokra- tie, Gleichberechtigung und eine nachhaltige und ge- rechte Gestaltung der Globalisierung zu kämpfen, an der alle Menschen, überall auf der Erde, teilhaben können. Warum erzähle ich Ihnen dies in einer Debatte zur Wüstenbekämpfung? – Vier Gründe möchte ich nennen: Erstens. Wangari Maathai ist Umweltaktivistin. 1977 gründete sie die „Grüngürtel-Bewegung“ in Kenia und hat seither gemeinsam mit kenianischen Frauen Millio- nen von Bäumen gepflanzt, um gegen Entwaldung und Bodenerosion anzukämpfen und die ökologischen und ö z s i d t g w l 6 d f P Z e s m S ö m b s s A s K d z L d d M t w g d r l s F s e l N t g R t n i w 1 (C (D konomischen Lebensgrundlagen der Landbevölkerung u bewahren. Mit der Verleihung des Friedensnobelprei- es hat der Kampf gegen Entwaldung und Landverödung n Afrika ein Gesicht bekommen. Zweitens. Wangari Maathai ist Afrikanerin. Afrika ist er Kontinent, der am stärksten vom Problem der Wüs- enbildung betroffen ist. Allein in Kenia sind in den ver- angenen 50 Jahren 90 Prozent der Wälder abgeholzt orden. Noch heute verschwinden in ganz Afrika jähr- ich Waldflächen in einer Größenordnung von knapp 0 000 Quadratkilometern. Dies entspricht der Größe es westafrikanischen Staates Togo. Mit dem millionen- achen Pflanzen von Bäumen hat die Preisträgerin das roblem der Entwaldung nicht beseitigt, aber sie hat ein eichen gesetzt. Sie ist ein Symbol der Hoffnung für ine selbstbestimmte Zukunft Afrikas. Drittens. Wangari Maathai ist eine Frau. In Afrika ind es Frauen, die traditionell für den Haushalt und da- it für die Ernährung der Familie verantwortlich sind. ie sind daher sowohl Opfer und Ursache der Landver- dung als auch der Schlüssel zu deren Bekämpfung. Ar- ut und Not zwingen die Frauen, ihre natürlichen Le- ensgrundlagen zu übernutzen und damit ungewollt zu chädigen oder gar zu zerstören. Die Folge sind stetig inkende landwirtschaftliche Erträge, Landflucht und die usweitung der Slumgürtel in den Metropolen, der Zu- ammenbruch sozialer Strukturen und eine Zunahme der onflikte um Landnutzungsrechte. Nur wenn es gelingt, die Frauen in Afrika durch Bil- ung, wirtschaftliche Unterstützung und politische Parti- ipation für eine nachhaltige Nutzung ihrer natürlichen ebensgrundlagen zu gewinnen, nur dann können wir en Teufelskreis aus Armut und Umweltzerstörung urchbrechen. Dass dies möglich ist, hat Wangari aathai in den vergangenen dreißig Jahren bewiesen. Viertens möchte ich festhalten, dass das Nobel-Komi- ee mit der Einbeziehung des Umweltschutzes eine ichtige und moderne Erweiterung seines Friedensbe- riffs vollzogen hat. Diese Entscheidung ist eine zusätzliche Bestätigung er Politik von Rot-Grün. Seit 1998 haben wir mit unse- em erweiterten Friedens- und Sicherheitsbegriff deut- ich gemacht, dass Friedenssicherung weit über politi- che und militärische Maßnahmen hinausgeht. Wer rieden schaffen will, ohne Armut zu bekämpfen, ohne ich für eine gerechte Ausgestaltung der Globalisierung inzusetzen, der ist zum Scheitern verurteilt. Hoffnungs- osigkeit war und ist der ideale Nährboden für Gewalt. ur wer für sich und seine Kinder eine Zukunftsperspek- ive sieht, ist bereit, sich auf friedliche Konfliktbeile- ung einzulassen. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit leistet im ahmen des Aktionsplanes 2015 einen wichtigen Bei- rag dazu, diese Zukunftsperspektiven in unseren Part- erländern zu schaffen – auch durch die Unterstützung m Kampf gegen Landverödung und Bodenerosion. Wüstenbildung ist ein globales Umwelt- und Ent- icklungsproblem. Rund 1 Milliarde Menschen in 10 Ländern sind betroffen – auf allen Kontinenten. 13930 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Jährlich gehen durch Bodenerosion 24 Milliarden Ton- nen Mutterboden und rund 41 000 Quadratkilometer landwirtschaftliche Anbaufläche verloren. Nur zur Ori- entierung: Dies entspricht etwa der Gesamtfläche der Schweiz. Wüstenbildung ist kein natürliches Phänomen. Es geht nicht um die Ausbreitung bereits vorhandener Wüsten, sondern um Landverödung durch eine nicht nachhaltige Bodenbewirtschaftung, durch Entwaldung und durch Versiegelung der Böden. Wenn es uns nicht gelingt, die derzeitige Dynamik der Landverödung und Bodenerosion umzukehren oder zu- mindest abzuschwächen, droht bis zum Jahr 2025 ein Rückgang der landwirtschaftlichen Nutzfläche von zwei Dritteln in Afrika, von zwei Dritteln in Asien und einem Fünftel in Lateinamerika. Die Erreichung der Ziele der Millenniums-Deklaration und des Aktionsplanes von Jo- hannesburg – insbesondere die Halbierung der extremen Armut – wird ohne einen Durchbruch bei der Bekämp- fung der Wüstenbildung nicht möglich sein. Mit dem Übereinkommen der Vereinten Nationen steht uns seit 1996 ein international verbindliches Instru- mentarium zur Bekämpfung der Wüstenbildung zur Ver- fügung, welches gleichzeitig die Aufgabe hat, einen Bei- trag zur Bekämpfung der Armut in den betroffenen Ländern zu leisten. Die Konvention steht damit ideal- typisch für die Verbindung von Armutsbekämpfung und Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. Deutschland ist seit 1999 Sitz des Sekretariates der Konvention. Da- mit haben wir eine besondere Verantwortung im interna- tionalen Kampf gegen die Wüstenbildung übernommen. Zurzeit fördert das Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwicklung weltweit 250 Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von 1,5 Mil- liarden Euro. Die Hälfte der Vorhaben befindet sich in Afrika. Das Wüstensekretariat in Bonn wird von der Bundesregierung über den Pflichtbeitrag hinaus – dies waren im Jahr 2004 774 000 Euro – mit einem zusätzli- chen freiwilligen Beitrag von 511 000 Euro jährlich un- terstützt. Der „Bonn-Fund“ stellt dann nochmals einen gleich hohen Betrag für Veranstaltungen des Sekretariats zur Verfügung. Dieses Engagement hat der Exekutivse- kretär der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüsten- bildung, Hama Arba Diallo, bei seinem Besuch im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- wicklung am 27. Oktober 2004 ausdrücklich gewürdigt und Deutschlands Rolle als einen der wichtigsten Ko- operationspartner bei der Bekämpfung der Wüstenbil- dung betont. In dieses Lob hat er ausdrücklich auch den Deutschen Bundestag eingeschlossen – und dies zu Recht! Auf der letzten Sitzung der Parlamentarierkonferenz zur Bekämpfung der Wüstenbildung in Havanna im Sep- tember 2003 kamen mehr als 100 Parlamentarierinnen und Parlamentarier aus 43 Ländern zusammen. Der Deutsche Bundestag war mit fünf Abgeordneten aus Ko- alition und Opposition vertreten. Gemeinsam mit Italien haben wir damit die stärkste europäische Delegation ge- stellt und deutlich gemacht, wie wichtig unser Parlament den Kampf gegen Landverödung und Bodenerosion nimmt. t s t d d B g h Z i d E h a M m S d R f m g d h m d Z f f S V U a h h b N W n v W H P b A f d s L t v g k K (C (D Alle Teilnehmer haben sich in der Abschlussresolu- ion von Havanna auf einen gemeinsamen parlamentari- chen Aktionsplan geeinigt. Dieser sieht vor, sich auf na- ionaler und internationaler Ebene für eine Verstärkung er Anstrengungen bei der Bekämpfung der Wüstenbil- ung einzusetzen und Strategien zu entwickeln, um das ewusstsein für das Problem der Landverödung zu stei- ern. Genau diesem Zweck dient der Antrag, der Ihnen eute zur Entscheidung vorliegt. Unser Antrag hat zwei iele. Zum einen fordern wir die Bundesregierung auf, n ihren Bemühungen zur Bekämpfung der Wüstenbil- ung sowohl auf bilateraler als auch auf multilateraler bene nicht nachzulassen und sie im Rahmen ihrer haus- altspolitischen Möglichkeiten noch auszuweiten. Zum nderen fordern wir Effizienz bei der Verwendung der ittel. Dies bezieht sich sowohl auf das Finanzmanage- ent auf UN-Ebene als auch auf die Herstellung von ynergieeffekten bei der Zusammenarbeit der verschie- enen internationalen Konventionen im Bereich des essourcenschutzes und des Welthandels. Die drei Umweltkonventionen, die aus der UN-Kon- erenz von Rio hervorgegangen sind, die UN-Klimarah- enkonvention, die UN-Konvention über die biolo- ische Vielfalt und die UN-Konvention zur Bekämpfung er Wüstenbildung müssen eine gleichberechtigte Ein- eit bilden. Die Kooperation muss verstärkt, Synergien üssen genutzt und unnötige Doppelarbeit muss vermie- en werden. Keine der drei Konventionen kann ihre iele alleine erreichen. Ohne eine wirksame Bekämp- ung der Wüstenbildung wird es weder gelingen, den ortschreitenden Klimawandel zu stoppen, noch den chutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen ielfalt zu gewährleisten. Das Gleiche gilt umgekehrt. Wir begrüßen daher ausdrücklich die Aufwertung der N-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung uf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Jo- annesburg und die Verstärkung der Kooperationsbemü- ungen zwischen den Konventionssekretariaten. Es wird aber nicht ausreichen, nur die Zusammenar- eit zwischen den Umweltkonventionen auszubauen. ein, vielmehr müssen ihre Regelungen im Rahmen der elthandelsrunde stärker berücksichtigt werden. Es darf icht sein, dass die Schutzfunktionen der Umweltkon- entionen durch Regelungen zur Liberalisierung des elthandels unterlaufen oder gar konterkariert werden. ier ist eine stärkere Abstimmung erforderlich. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass gerade wir als arlamentarierinnen und Parlamentarier in Europa eine esondere Verantwortung haben, die nötige öffentliche ufmerksamkeit und das nötige öffentliche Bewusstsein ür das Problem der Wüstenbildung zu schaffen. Aus iesem Grund haben wir in Havanna ein parlamentari- ches Netzwerk zur Bekämpfung der Wüstenbildung ins eben gerufen. Im Rahmen dieses Netzwerkes sind wei- ere Schritte geplant, um die Akzeptanz der UN-Kon- ention zur Bekämpfung der Wüstenbildung in allen Re- ionen der Welt zu erhöhen. In Europa wollen wir im ommenden Jahr den Kontakt zu den Kolleginnen und ollegen des Europäischen Parlamentes verstärken, um Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 13931 (A) ) (B) ) so deren Einbindung in den weltweiten Informationsaus- tausch und Diskussionsprozess zu intensivieren. Darüber hinaus soll in Berlin im Umfeld des UN- Welttages zur Bekämpfung der Wüstenbildung und Dürre eine Veranstaltung zur Rolle der Parlamente bei der Wüstenbekämpfung stattfinden. Wir hoffen so, wei- tere europäische Multiplikatoren für unsere gemeinsa- men Anstrengungen zu gewinnen – insbesondere für die Teilnahme an der Parlamentarierkonferenz im Herbst kommenden Jahres. Und dass dieses Treffen möglich ist, verdanken wir der unbürokratischen Zusage zur Unter- stützung bei Vorbereitung und Durchführung seitens des Ministeriums und hier ausdrücklich unserer Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Danke schön! All diese Anstrengungen dienen nur einem Ziel: Der Überzeugungsarbeit, dass erstens Wüstenbildung ein globales Phänomen ist, zweitens es auch uns betrifft und drittens es in unserem ureigensten Interesse ist, den Menschen in den betroffenen Ländern zu helfen. Dann, und nur dann, haben wir eine Chance, die nötige politi- sche Unterstützung für eine effektive Bekämpfung der Wüstenbildung zu erhalten. Gerade das UN-Sekretariat zur Bekämpfung der Wüstenbildung leistet im Bereich der Bildungs- und Öf- fentlichkeitsarbeit eine hervorragende Arbeit. Es ist un- sere Aufgabe, dieses Angebot noch stärker als bisher zu nutzen. Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Wangari Maathai eröffnet schlaglichtartig eine zusätzliche Chance, das Problem der Wüstenbildung und Landver- ödung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu ma- chen. Lassen wir diese Chance nicht ungenutzt verstrei- chen! In diesem Sinne appelliere ich an Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, unserem Antrag zuzustimmen und damit ein weiteres Zeichen für das parteiübergreifende Engagement in Deutschland bei der Bekämpfung der Wüstenbildung zu setzen. Christa Reichard (Dresden) (CDU/CSU): Ausbrei- tung der Wüsten und Bodendegradation stellen eine der größten Bedrohungen der globalen Ökologie und damit auch der Menschheit dar. Schon Platon beschrieb vor 2 400 Jahren in seinem Buch „Kritias“ sehr eindrucks- voll die Transformation von bewaldeten Berghängen zu nackten Felsen. In den letzten Jahrhunderten hat sich dieser Prozess allerdings erheblich beschleunigt. Böden bilden eine wertvolle Ressource, die nicht kurzfristig er- neuerbar ist und nach Degradation nur sehr schwer wie- der hergestellt werden kann. Sie sind von entscheidender Bedeutung für die Nahrungsmittelversorgung der Mensch- heit. Der zunehmende Bedarf an Nahrungsmitteln durch eine wachsende Weltbevölkerung erhöht den Druck auf die Böden, was bei unsachgemäßer oder zu intensiver Nutzung zu Degradation oder Verwüstung führt. Das be- deutet eine Verschlechterung der biologischen, chemi- schen und physikalischen Eigenschaften des Bodens, insbesondere durch Bodenabtrag, Nährstoffaustrag, Ver- lust organischer Substanz, Versauerung oder Versalzung. W s t 4 d s M m 5 z V g j C d d W s E n 0 v d W 1 g g W p i B n d d d N r K p s c v a w m g S m M Z d t G n m s (C (D eltweit sind Böden bedroht. Doch besonders betroffen ind die Entwicklungsländer. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen bestä- igt, dass allein in den Trockengebieten der Erde, die 0 Prozent der Landoberfläche ausmachen, 70 Prozent er Fläche desertifikationsgefährdet sind. Damit ver- chlechtert sich die Lebensgrundlage von rund einer illiarde Menschen. Betroffen sind vor allem die Ar- en. Durch Bodendegradation kam es in den vergangenen 0 Jahren zu einer Produktionsminderung von 13 Pro- ent auf kultivierten Flächen weltweit. Wirtschaftliche erluste, die direkt durch Desertifikationsprozesse be- ründet sind, werden von den Vereinten Nationen auf ährlich 42 Milliarden US-Dollar geschätzt. Nur für hina allein betragen diese Schätzungen 2 bis 3 Milliar- en US-Dollar jährlich. Dort ist inzwischen ein Drittel es Landes von Bodendegradation betroffen. Wenn die eltbevölkerung bis 2050 auf circa 9 Milliarden Men- chen zunehmen wird, von denen etwa 8 Milliarden in ntwicklungsländern leben, werden dort bei der aktuell utzbaren Agrarfläche pro Einwohner weniger als ,1 Hektar Land zur Verfügung stehen. Ich möchte in diesem Zusammenhang auf das wert- olle Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bun- esregierung Globale Umweltveränderungen „Welt im andel – Die Gefährdung der Böden“ aus dem Jahr 994 hinweisen. Zehn Jahre danach sind die Empfehlun- en an die Bundesregierung leider nur unzureichend um- esetzt. Die Dramatik der Lage wird auch im neuesten BGU-Gutachten „Armutsbekämpfung durch Umwelt- olitik“ eindrucksvoll bestätigt. Vor diesem Hintergrund st es vollkommen unverständlich, dass der Schutz der öden nicht einen größeren Stellenwert in der internatio- alen Politik genießt. Jeder, der sich etwas intensiver mit em Thema beschäftigt, muss zu dem Schluss kommen, ass der Schutz der Böden eine ebenso große Herausfor- erung für die Menschheit darstellt wie der Klimaschutz. ach Aussagen von Wissenschaftlern ist die Verände- ungsgeschwindigkeit der Böden sogar größer als die des limas. Ich frage Sie: was soll denn mit den Menschen assieren, wenn sich die Situation noch weiter ver- chlechtert? Bodendegradation hat direkte wirtschaftli- he, politische und soziale Folgen. Die Landwirtschaft in ielen Regionen ist schon jetzt außerstande regelmäßig ufkommende Hungerkatastrophen zu verhindern. Wir erden Migrationsbewegungen bisher ungeahnten Aus- aßes erleben. Die Zahl der Umweltflüchtlinge, die auf- rund sinkender landwirtschaftlicher Produktivität in die tädte ziehen, wird dramatisch steigen. Hunger und Ar- ut werden zunehmen und damit die Erreichung der illennium-Entwicklungsziele in weite Ferne rücken. udem sind schon jetzt großräumige Bevölkerungswan- erungen und eine Destabilisierung ganzer Gesellschaf- en zu beobachten. Eines sollte uns längst bewusst sein: Im Zeitalter der lobalisierung wirken sich die Probleme ferner Regio- en auch bei uns aus. Wir leben in einer Welt. Betonen öchte ich in diesem Zusammenhang die zunehmende icherheitspolitische Relevanz der Bodendegradation 13932 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 (A) ) (B) ) und Wüstenbildung sowie der Wasserknappheit für die betroffenen Länder, aber auch für uns in Deutschland und Europa. Zwar bestätigt die Bundesregierung in Ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage von CDU/CSU vom März dieses Jahres, dass Bodendegradierung und Deser- tifikation zu den Risikofaktoren für Krisen und Migra- tion gehören, jedoch versäumt sie es, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Deshalb fordert die CDU/ CSU-Bundestagsfraktion von der Bundesregierung, dass entwicklungspolitische Bemühungen zur Bekämpfung globaler Umweltprobleme besser von der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik flankiert werden Hier gibt es jedoch noch erhebliche Defizite. Ressort- egoismus und persönliche Querelen der beteiligten Mi- nister siegen im gegenwärtigen Bundeskabinett immer noch über problembewusste und zukunftsorientierte Ko- operation und verhindern einen kohärenten Politikan- satz. Angesichts der Herausforderungen ist dies, mit Ver- laub gesagt, kleinkariert. Dennoch bin ich sehr froh über die parlamentarische Behandlung dieses wichtigen The- mas. Dies gibt uns die Gelegenheit, die Probleme offen anzusprechen. Bei der Abstimmung über den heute zur Debatte ste- henden Antrag zur Bekämpfung der Wüstenbildung wird sich meine Fraktion enthalten. Ich sage Ihnen auch, wa- rum. Ihr Antrag lässt wichtige Fragen unbeantwortet. Ich möchte nur zwei Punkte erwähnen, die in Ihrem Antrag zu kurz kommen oder gänzlich vernachlässigt werden: Erstens. Zwar sprechen Sie die Saatgutentwicklung an und den Zugang zu Wissen, aber insgesamt kommt die Bedeutung des wissenschaftlich-technischen Fort- schritts für eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung in Ih- rem Antrag viel zu kurz. Wir müssen die Landwirtschaft in Zukunft nicht nur erheblich produktiver, sondern auch erheblich umweltschonender gestalten. Als Beispiel möchte ich die Agroforstwirtschaft ansprechen, die so- wohl ökonomisch Sinn macht als auch eine geeignete Möglichkeit darstellt, die Bodenerosion nach der Ernte der landwirtschaftlichen Produkte zu verhindern. Sie sprechen in Ihrem Antrag weiterhin von einem konstruktiven Gedankenaustausch zwischen Wissen- schaft und Wirtschaft. Was ist denn damit gemeint? Was wir brauchen, ist eine massive Ausweitung der anwen- dungsorientierten Agrarforschung für Entwicklungslän- der. In der Realität gehen die Mittel dafür leider zurück. Gefragt sind neue Anbaumethoden sowie technische An- sätze zur Verhinderung von Bodenerosion und -versal- zung. Lassen Sie mich auch dafür ein positives Beispiel nennen: Vor einiger Zeit bin ich auf ein Forschungspro- jekt der Forstfakultät Göttingen gestoßen, wo mithilfe von Hydrogelen Standorte in Äthiopien wieder aufge- forstet werden, an denen Bäume nicht mehr konventio- nell angepflanzt werden können. In ariden Gebieten Na- mibias habe ich die erfolgreiche Anwendung der Hydrogeltechnologie mit eigenen Augen besichtigen können. Für solche Forschungsprojekte brauchen wir mehr Mittel für die deutsche und die internationale Agrarforschung. t K D P b B b s d e k v s N t e d a m n t s a d t N g b F f i e e l F A H g t e M v s F d p V b m d H (C (D Unsere Agrar- und Agrartechnikforschung ist interna- ional Spitze. Wir nutzen sie nur unzureichend und Frau ünast vertreibt sogar die Grüne Gentechnik aus eutschland. Die Entwicklung gentechnisch optimierter flanzen mit erhöhter Toleranz gegen Dürre oder Salz ei sicheren und gesteigerten Erträgen hat herausragende edeutung gerade für die ariden und semi-ariden Ge- iete Asiens, Afrikas und Süd- und Mittelamerikas. An- telle die Grüne Biotechnologie zu dämonisieren, wäre ie grüne Lobby daher gut beraten, die Öffentlichkeit ndlich objektiv zu informieren. Die bisherige, einseitig ritische Haltung ist wissenschaftlich nicht haltbar. Als zweiten Schwerpunkt, der mehr Aufmerksamkeit erdient hätte, möchte ich die Bedeutung der Auswei- ung und rechtlichen Absicherung von Landbesitz- und utzungsrechten betonen. Die Abwesenheit von eindeu- igen Besitz- oder langfristigen Nutzungsrechten ist ein ntscheidender Grund für mangelnde Nachhaltigkeit in er Bodenbewirtschaftung. Hier können und müssen wir uf der entwicklungspolitischen Ebene noch sehr viel ehr tun. Abschließend möchte ich Ihnen sagen, dass wir an ei- er konstruktiven Weiterentwicklung unseres Instrumen- ariums zum internationalen Bodenschutz sehr interes- iert sind. Lassen Sie uns deshalb auch gemeinsam daran rbeiten, den Kampf gegen Wüstenausbreitung und Bo- endegradation stärker in das Zentrum unserer interna- ionalen Umwelt- und Entwicklungspolitik zu stellen. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN): Wenn ich mit Freunden über Wüsten rede, krie- en manche leuchtende Augen und schwärmen von eeindruckenden Wüstenlandschaften, unglaublichen arberlebnissen und Nachthimmel. Mit einem gut ge- üllten Lunchpaket und genug eisgekühlten Getränken m klimatisierten Landrover oder auf dem Kamelrücken iner Touristenkarawane lässt sich in der Tat gerade in iner Wüstenlandschaft Erbauliches erleben. Für die Menschen allerdings, die in Trockengebieten eben, vom Tourismus nichts haben und sich sowie ihre amilie vom Ertrag landwirtschaftlicher Arbeit, von ckerbau oder Viehzucht ernähren müssen, für diese underte von Millionen Menschen ist die Wüste weni- er genüsslich und das Verdorren des Landes, die Wüs- enbildung, eine furchtbare lebensbedrohliche Gefahr, in schreckliches Unglück. Mehr als 100 Millionen enschen werden in den nächsten Jahren ihre Heimat erlassen müssen, weil die Bodenerträge drastisch chrumpfen. Mehr als 1 Milliarde Menschen sind von olgen bedroht, wie in dem vorliegenden Antrag ein- ringlich festgestellt wird. Wüstenbildung ist heute meist kein natürliches Natur- hänomen, sondern menschengemacht und -verschuldet. or Ort kann man das häufig selbst feststellen. In Nami- ia zum Beispiel, das ich in diesem Jahr besuchte, findet an im Süden des Landes eine große Zahl von Orten, ie „… fontaine“, also zu Deutsch: „Quelle“, heißen. eute sucht man nach den Quellen vergeblich. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 13933 (A) ) (B) ) Früher gab es zusammenhängenden Grasoberflächen, auf denen das Vieh weidete. Heute findet man eine Ver- buschung. Büsche mit ihrem Wurzelwerk holen das Wasser aus größerer Tiefe. Die Ertragsfähigkeit des Bo- dens nimmt ab. Die Zuchtfarmen intensivieren die Bo- dennutzung und den Bodenverbrauch, um ihre Produk- tion zu halten. Deswegen gehört zu dem, was sich ändern muss und was in dem Antrag steht, zusätzlich die Land- und Bodenreform. Es darf nicht sein, dass aus sozialer Not Boden- und Wasserreserven erschöpft wer- den. Worldwatch Institute sagt voraus, dass in Afrika die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen um zwei Drittel zurückgehen, wenn nichts geschieht. Eine solch verhee- rende Entwicklung hat nicht nur mit der Landwirtschaft der Monokulturen und dem Umgang mit Wasser und Bo- den zu tun. Vieles gehört zum kolonialen Erbe mit öko- nomischen Strukturen, die in der Kolonialzeit entstanden und bis heute fortwirken. Die postkolonialen afrikani- schen Staaten bzw. von ihnen lizensierte Firmen beuten die Rohstoffvorräte, die Öl-, Diamanten- und Erzvor- kommen, aus wie vorher die Kolonialherren. Wenn 80 Prozent bis 90 Prozent des Staatshaushaltes aus die- sen Quellen stammen, gibt es kein großes Interesse der herrschenden Eliten an Fragen nachhaltiger Landwirt- schaft. In Namibia wird quer durch die Wüste eine elek- trifizierte Eisenbahn für die Rohstofftransporte gebaut. Das Farming der weißen Siedler ist traditionell unverän- dert verbunden mit zurückgehenden Erträgen wegen fortschreitender Landverödung. Für die herrschenden Eliten ist das Interesse an Rohstoffen maßgeblich. Nach- haltige Landwirtschaft ist für sie meist nicht so wichtig, für die Existenz der Bauern und ländlicher Gemeinschaf- ten aber eine Überlebensfrage. Der Kolonialismus und die ererbten postkolonialen Strukturen sind ein entschei- dendes Hindernis für eine heutige nachhaltige Entwick- lung. Sie sind Ursache für Raubbau und Zerstörung der landwirtschaftlichen Lebensgrundlagen. Das wird zwar selten bestritten, aber viel zu wenig thematisiert. Gerade beim Thema „Bekämpfung der Wüstenbil- dung“ sollten wir nicht verstecken, dass es nicht allein um nicht nachhaltige Landnutzungspraktiken, zuneh- mende Versiegelung von Flächen oder Sesshaftwerdung von Nomaden als Verursachung geht, sondern auch da- rum, die gesellschaftliche Strukturen zu verändern, die der Wüstenbildung Vorschub leisten. Es gilt, den inter- nationalen Prozess der Bekämpfung der Wüstenbildung fortzusetzen und die verschiedenen Programme und Strategien im Sinne des Antrages zusammenzuführen und zu verzahnen, aber auch die gesellschaftspolitischen Voraussetzungen, wie die Verantwortung der Unterneh- men, stärker einzufordern. Die Forderung, dass die Bewirtschaftung von und der Zugang zu Gemeinschaftsgütern wie Wasser und Boden einer rein profitorientierten Logik entzogen werden müs- sen, ist als richtig und zukunftsweisend hervorheben. Im Antrag wird zu Recht gefordert, Ausbildungsprogramme zur Bekämpfung der Wüstenbildung an den Bedürfnis- sen und dem traditionellen Wissen in den Partnerländern zu orientieren, die Teilhabe der Frauen zu stärken sowie die Partizipation der Betroffenen sicherzustellen. n h t e s A d t j i D g d B f v t d u b b J s F d B l v n U D d n d S g t z s e f d s d s i t U n u f a r (C (D Im Rahmen der Ausschussreise nach Sambia vor ei- em Jahr haben wir ein Beispiel dafür gefunden. Mit- ilfe deutscher EZ wird dort auf kargem und trockens- em Boden eine alte traditionelle Anbauweise wieder ingeführt, die in den Generationen kolonialer Zeit ver- chüttet ging und vergessen wurde. Nicht der ganze cker wird flächendeckend bewässert mit der Folge, ass viel Wasser ungenutzt in der Afrikasonne verduns- et. Unter Beteiligung der ganzen Familie wird gezielt eder einzelnen Pflanze, die in ein Bodenloch gepflanzt st, zum Beispiel Bohnen oder Mais, Wasser zugeleitet. as Loch wird zusätzlich mit Resten geernteter Pflanzen efüllt und mit breiten Blättern abgedeckt. So hält sich ie Feuchtigkeit länger, die Pflanzenreste düngen, der oden wird geschont und der Ertrag gesteigert. Er reicht ür die Ernährung der bäuerlichen Familie. Mit Interesse erfolgen wir diesen Versuch weiter. Dem Antrag stimmen wir zu. Angelika Brunkhorst (FDP): Der vorliegende An- rag befasst sich bereits im Titel mit der Komplexität und en Wechselwirkungen von Armut, Hunger, Konflikten nd Umweltschädigungen. Die Vereinten Nationen ha- en in der Millenniumserklärung das Ziel festgeschrie- en, die Zahl der in Armut lebenden Menschen bis zum ahr 2015 zu halbieren. Die Bundesregierung hat zu die- em Zweck ein eigenes Aktionsprogramm 2015 unter ederführung des BMZ verabschiedet. Schaut man sich abei die zehn wichtigsten Ansatzpunkte aus Sicht des MZ an, findet die Bekämpfung der Wüstenbildung al- erdings keineswegs die Priorität, die Sie mit dem hier orliegenden Antrag fordern. Man muss schon ganz ge- au hinschauen, um das Problem der Desertifikation als nterpunkt überhaupt zu finden. Woher kommt diese iskrepanz Ihrer Forderungen zu Ihrem eigenen Han- eln? Es gibt vielfältige Ansatzpunkte, um den beschriebe- en Wirkungskreis zu durchbrechen. Die Bekämpfung er Wüstenbildung und damit den Bodenschutz stellen ie in Ihrem Antrag in den Mittelpunkt ihrer Überlegun- en. Das ist richtig, das sehen wir auch so. Sie nennen als ein bedeutendes Problem der Degrada- ion die fehlende Rechtssicherheit für die Landnutzer be- üglich des Eigentumsrechts des Bodens. Für die FDP teht dabei außer Frage, dass die Schaffung von Grund- igentum die elementare Voraussetzung und Motivation ür einen schonenderen Umgang mit der Ressource Bo- en ist. Allerdings warnen wir Liberale hier ganz ent- chieden davor, Direktinvestitionen in von Wüstenbil- ung betroffene Regionen an überzogene ökologische, oziale und ethische Bedingungen zu knüpfen. Vielmehr st es an der Zeit, den Menschen mehr Eigenverantwor- ung zuzutrauen und außerdem ein stabiles politisches mfeld zu fördern. In diesem Zusammenhang der lokalen Bevölkerung icht nachhaltige Landnutzungspraktiken vorzuhalten nd das Sesshaftwerden der Nomaden als ein Argument ür eine zusätzliche Einflussnahme der Industrieländer uf das Verhalten der dort lebenden Menschen anzufüh- en, entbehrt dabei nicht eines gewissen Zynismus. Die 13934 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 (A) ) (B) ) UNCCD führt daher ganz richtig die Prinzipien Zusam- menarbeit, Partnerschaft und Dezentralisierung als Eck- pfeiler einer nachhaltigen und menschenwürdigen Ent- wicklung auf. An dieser Stelle möchte ich zwei zusätzliche Überle- gungen zu Ihrem Antrag einbringen: Die erste betrifft den Bereich der erneuerbaren Energien. Die Ausdeh- nung von Trockenzonen beginnt in den Entwicklungs- ländern häufig mit dem Schlagen von Brennmaterial zum Kochen. Der Einsatz passgenauer Erneuerbarer- Energien-Technologien wie zum Beispiel solarthermi- sche Anlagen könnte hier einen entscheidenden Beitrag zum Schutz des Bodens leisten und gleichzeitig als Kioto-Instrument, zum Beispiel als CDM-Projekt, zu- sätzliche wirtschaftliche Entwicklung ermöglichen. Meine zweite Überlegung geht in den Bereich der Grünen Gentechnik: Ihren empörten Aufschrei kann ich durchaus aushalten. Für die FDP ist das kein Tabuthema, sondern das Thema bietet Chancen, die wir nutzen soll- ten. Um die Ausbreitung von Wüsten oder konkret die Austrocknung des Aralsees einzudämmen, ist auch die Option neuer, besonders resistenter Pflanzenarten zu prüfen. Lassen sich etwa genetisch veränderte Pflanzen züchten, die an extrem salzhaltigen Standorten überleben können, lässt sich der Teufelskreis der Degradation an verschiedenen Stellen vielleicht durchbrechen. Die Desertifikation ist ein globales Phänomen. Die FDP ist sich der komplexen Problematik bewusst und steht der Intention ihres Antrages im Grundsatz nicht entgegen. Wir begrüßen auch den Standort des UNCCDs in Bonn. Allerdings sieht sich die FDP bei allen mögli- chen Unterstützungsmaßnahmen nicht in der Rolle, den betroffenen Ländern ein möglichst enges Korsett an Be- dingungen anzulegen, sondern setzt auf Eigenverantwor- tung. Die in ihrem Antrag geforderten Ansätze von ideolo- gisch begründeten Verhaltenskodizes lehnen wir ab! Deshalb können wir ihrem Antrag nicht zustimmen, wir werden uns enthalten. Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Luftverkehrsstandort Deutschland – Koordi- nation und Kooperation verbessern – Nach- haltigen Luftverkehr für die Zukunft si- chern – Flughafenkonzept für Deutschland (Tagesordnungspunkt 15 und Zusatztagesord- nungspunkt 8) Hans-Günter Bruckmann (SPD): Alle Prognosen für den zivilen Luftverkehr gehen von einer Verdoppe- lung des Weltluftverkehrs bis 2020 aus. Der Tourismus wächst. Die Nachfrage zum Beispiel aus asiatischen Ländern wie Indien, Indonesien oder China wächst über- p l 2 D f A c d d M s d a w 5 l k r d 2 u i s S „ d P m ( z z f F W p t a B e m f t a s h l a s w l (C (D roportional in Richtung Deutschland und aus Deutsch- and in die Welt. Der Markt für neue Flugzeuge wird in den nächsten 0 Jahren auf ein Volumen von 1 300 Milliarden US- ollar geschätzt. Die europäische und deutsche Luft- ahrtindustrie hat sich in der Vergangenheit einen großen nteil an der Wertschöpfung in dieser Wachstumsbran- he gesichert und wird dies auch in der Zukunft tun. Es ist in der politischen Diskussion unstreitig, dass ie deutsche Volkswirtschaft mit wachsendem Anteil an iesem Markt teilhaben wird. Europa schlägt zum ersten al die USA in der Auslieferung neuer Flugzeuge und tellt sich mit einer überzeugenden Modellpalette gut für ie Zukunft auf. Betrachtet man in der Prognose 2020 das Wachstum n Passagieren der vier größten europäischen Volks- irtschaften, dann erkennt man einen Anstieg von 20 Millionen Passagieren im Jahr 2001 auf 1 050 Mil- ionen Passagiere im Jahr 2020. Dann wird aber auch lar, dass diesem Wachstum entsprechende Infrastruktu- en gegenüberstehen müssen. Im Ranking steht Europa amit nach den USA (2001: 1 200 Millionen Passagiere, 020: 2 100 Millionen Passagiere) auf Platz 2 vor China nd Indien. Im asiatischen Raum, so war es in den letzten Tagen n einem großen deutschen Nachrichtenmagazin zu le- en, liefern sich gleich mehrere Flughäfen in Kanton, henzhen, Honkong und Shanghai ein Rennen um die 100 Millionen Passagiere“-Marke. Die europäischen Metropolen mit den Hubs in Lon- on (fünf Flughäfen mit zusammen circa 120 Millionen assagieren), Paris (Charles de Gaulle und Orly zusam- en circa 72 Millionen Passagiere) und Amsterdam circa 41 Millionen Passagiere) stehen im Wettbewerb u den deutschen Hubs in Frankfurt und München mit usammen circa 75 Millionen Passagieren. Hier zeigt sich, dass die vorhandene deutsche Flugha- eninfrastruktur mit ihren Hubs im Hinblick auf die unktion als internationaler Luftverkehrsstandort, der im ettbewerb zu den europäischen und globalen Metro- olregionen steht, eine Aufgabe von nationaler Bedeu- ung ist. Wir müssen aber nicht nur ökonomische, sondern uch ökologische Interessen berücksichtigen und die ürger bei unseren Planungen „mitnehmen“. Es gilt, das ine zu tun, ohne das andere zu lassen: Wir müssen ge- einsam daran arbeiten, die Bedingungen für den Luft- ahrtstandort Deutschland zu optimieren, um weiter in- ernational wettbewerbsfähig zu bleiben. Was wir dabei ber nicht lassen dürfen: Auch der Luftverkehr muss ich nicht nur den Wünschen der Kunden nach Sicher- eit, Pünktlichkeit, Passagierkomfort und Wirtschaft- ichkeit anpassen, sondern er muss selbstverständlich uch den Gesichtspunkten eines modernen Umwelt- chutzes und den Kriterien der Nachhaltigkeit gerecht erden. Und ich wiederhole mich gerne, wenn ich sage: Öko- ogie und Ökonomie schließen sich nicht aus, sondern Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 13935 (A) ) (B) ) gehören letztlich zusammen wie zwei Seiten einer Me- daille. Nur die Wirtschaft, die langfristig ökologischen Kriterien gerecht wird, kann auf Dauer überleben. Das sollte im dritten Jahrtausend eigentlich selbstverständ- lich sein. Kurzfristige Erfolge sind sicherlich auch an- ders möglich, aber dann zahlen der Staat und damit die Bürger die Zeche, wenn sie für die Folgen von Umwelt- und Gesundheitsschäden, das heißt für die externen Kos- ten, aufkommen müssen. Das ist nicht unser Weg. Des- halb werden wir das Fluglärmgesetz novellieren, um den Schutz der Menschen vor der Belastung durch Fluglärm deutlich zu verbessern, aber auch um den Betreibern Pla- nungssicherheit zu verschaffen. Deshalb ist es richtig, zu fordern, die Umsetzung der Umgebungslärmrichtlinie und der Betriebsbeschrän- kungsrichtlinie der EU für den aktiven Lärmschutz der Menschen zu nutzen. Und deshalb ist es auch richtig, dass bei der Forschungsförderung die Entwicklung lärm- armer, umwelt- und klimafreundlicher Flugzeuge und al- ternativer Treibstoffe stärker berücksichtigt wird. Die Erfolge der Triebwerksindustrie im Zeitraum von 1980 bis 2000, zum Beispiel die Senkung des Brenn- stoffverbrauchs um 40 Prozent und damit die Reduktion des Kohlendioxidausstoßes in gleicher Höhe sowie die Verminderung des Lärms um 50 Prozent, zeigen eindeu- tig einen Weg auf, der für die Zukunft fortgeschrieben werden muss. Die Forschungsziele nach ACARE Vision 2020 (Advisory Council for Aeronautics Research in Eu- rope), den Treibstoffverbrauch und damit auch den CO2-Anteil um weitere 50 Prozent, den Ausstoß von Stick- oxiden um 80 Prozent und den Lärmpegel beim subjekti- ven Höreindruck um weitere 50 Prozent zu senken, zei- gen, dass weitere Erfolge im Umweltschutz durch Luft- fahrtforschung möglich sind. Weitere Optimierungen im Triebwerksbau, Zellendesign, Flight Management sind erfüllbare Herausforderungen. Auch der Bereich Luft- verkehr sollte zu dem Ziel der Reduzierung von Treib- hausgasen nach dem Kioto-Abkommen einen angemes- senen Beitrag leisten und ich bin mir sicher, dass dies zu schaffen ist. Aber auch Verbesserungen an anderer Stelle sind er- forderlich und machbar: Es kann nicht sein, dass derzeit scheinbar unkontrolliert öffentliche Mittel in Regional- flughäfen investiert werden, die offensichtlich auf Dauer nicht wirtschaftlich tragfähig sind. Man muss nur auf- merksam die Tagespresse verfolgen, um zu sehen, dass manche der dort ansässigen Billigflieger in ihrer Flug- plangestaltung nicht gerade stetig sind. Und von Stetig- keit kann schon gar keine Rede sein, wenn dann das Un- ternehmen so schnell wieder vom Markt verschwindet, wie es gekommen ist – sich sozusagen in Luft auflöst. Deswegen unterstützen wir die Initiative Luftverkehr und die Bundesregierung bei der Bearbeitung eines abge- stimmten Masterplans für eine bundesweit effizientere Flughafenplanung mit der Zielsetzung, zu einer besseren Koordination, Kooperation und zu einer besseren Ver- knüpfung mit dem gesamten Infrastrukturnetz des Bun- des zu kommen. Es sollte geprüft werden, ob und inwie- weit eine Verlagerung der Planungskompetenz zugunsten des Bundes möglich ist und ob nicht eine Bündelung von K S n w d m b u E D u c d G w s v d c k 2 d D R n S c g n d t S v h e d D u w t W u h v 8 r s b J A l (C (D ompetenzen und Ansprechpartnern an einer zentralen telle die Position des Luftfahrtstandortes Deutschland achhaltig stärken könnte. Deswegen sollte auch geprüft erden, ob nicht sogar eine europaweite Koordination as Gebot der Stunde wäre. Auch einer Harmonisierung der steuerlichen Rah- enbedingungen und der Schaffung fairer Wettbewerbs- edingungen zwischen den Verkehrsträgern werden wir ns nicht verschließen, wenn dies auf europäischer bene geschieht und dabei Unternehmen am Standort eutschland nicht benachteiligt werden. Ebenso wollen wir eine Benachteiligung deutscher nd europäischer Unternehmen im Bereich der Luftsi- herheit vermeiden. Wir setzen uns deshalb dafür ein, ass weltweit gleichwertige Sicherheitsstandards zur eltung kommen und dabei Technologien eingesetzt erden, die gegenseitig anerkannt werden. All diese wichtigen Überlegungen werden wir im zu- tändigen Fachausschuss beraten. Dort sind wir nach wie or offen für eine sachliche Diskussion, um gemeinsam en Luftverkehrsstandort Deutschland weiter zu entwi- keln, um einen nachhaltigen Luftverkehr für die Zu- unft zu sichern. Norbert Königshofen (CDU/CSU): Als wir am 3. September 2004 hier im Deutschen Bundestag über en Antrag der CDU/CSU „Luftverkehrsstandort eutschland sichern“ diskutiert haben, hat es aus den eihen der SPD kritische Stimmen gegeben. Wir erin- ern uns alle an den Auftritt der SPD-Kollegin Hauer. ie versuchte, die Union für alles verantwortlich zu ma- hen, was die SPD-Genossen an der hessischen Basis egen den Ausbau des Frankfurter Flughafens unter- ommen haben. Mein Kollege Klaus Minkel hat das ann in überzeugender Weise zurückgewiesen und rich- iggestellt. Offensichtlich haben sich mittlerweile in der PD – nicht nur bei den fraktionsinternen Wahlen – die ernünftigen Kräfte durchgesetzt. Denn es liegt uns eute ein Antrag vor, der weitgehend unserem Antrag ntspricht. Das ist gut so. Seit Jahren bemühen wir uns hier im Deutschen Bun- estag gemeinsam darum, den Luftverkehrsstandort eutschland zu sichern und zu verbessern – und zwar nabhängig davon, wer gerade in der Regierungsverant- ortung steht. Der Luftverkehrsstandort Deutschland muss interna- ional konkurrenzfähig bleiben – im Interesse unserer irtschaft, im Interesse der Mobilität unserer Mitbürger nd nicht zuletzt wegen der Arbeitsplätze. Immerhin ängen rund 750 000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt om Luftverkehr und der Luftfahrtindustrie ab. Weitere 0 000 Arbeitsplätze könnten in den nächsten zehn Jah- en geschaffen werden. Sie, Herr Kollege Bruckmann, prechen in Ihrem Antrag sogar von 100 000 neuen Ar- eitsplätzen. Der Luftverkehr ist also eine der wenigen obmaschinen in Deutschland. Wir begrüßen also den ntrag der Koalitionsfraktionen. Das gleiche gilt natür- ich auch für den FDP-Antrag. 13936 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 (A) ) (B) ) Lassen Sie mich nun auf einige Einzelaspekte einge- hen. So unterstützen SPD und Grüne „die Bemühungen der Bundesregierung um einen europäischen Abstim- mungsprozess für eine EU-weite Kerosinsteuer“. Wir wissen, dass es den Grünen und Teilen der SPD seit langem ein Dorn im Auge ist, dass auf Flugbenzin bisher keine Steuer erhoben wird. So wird in regelmäßi- gen Abständen die Forderung nach einer solchen Steuer laut. Die „Financial Times Deutschland“ meldete noch am 1. Dezember 2004, dass Bundesverkehrsminister Dr. Stolpe eine Steuer auf Flugbenzin plane, um die Bahn zu unterstützen. Der vorliegende Antrag der Koalitionsfraktionen macht aber klar, dass auch bei SPD und Grünen die Ein- sicht gereift ist, dass ein Alleingang Deutschlands bei der Kerosinbesteuerung die deutschen Luftverkehrsun- ternehmen benachteiligen, Arbeitsplätze kosten und letztlich auch die von deutschen Flughäfen abfliegenden Fluggäste zusätzlich belasten würde. Deutschland wäre nämlich dann das einzige Land mit einer Kerosinsteuer. Daher ist für die Union klar: Eine Kerosinsteuer ist nur denkbar, wenn sie zumindest europaweit eingeführt würde. Angesichts der Wettbewerbsvorteile, die außereuro- päische Fluggesellschaften dann aber hätten, würde mei- nes Erachtens nur eine weltweite Kerosinsteuer Wettbe- werbsverzerrungen verhindern. Ungeachtet dessen halte ich die Einführung einer Kerosinsteuer für fragwürdig. So bezweifle ich, dass auch bei einer weltweiten Einführung der Kerosinsteuer die Umweltbelastungen durch den Flugverkehr gemin- dert würden. Auch die Behauptung, die Steuerfreiheit auf Flugbenzin gewähre dem Luftverkehr Wettbewerbs- vorteile gegenüber anderen Verkehrsträgern, zum Bei- spiel gegenüber der Bahn, ist abwegig. Der Luftverkehr wird nach dem Nutzerprinzip über Gebühren und Ent- gelte finanziert. Er deckt damit seine Kosten für die Be- nutzung von Flughäfen, Flugsicherung und Wetterdienst ab. Die Einführung einer Kerosinsteuer würde zu einer Doppelbelastung des Luftverkehrs durch Gebühren und Steuern führen. In ihrem Antrag sprechen SPD und Grüne auch das Problem des Fluglärms an. Ich wiederhole unser Ange- bot, das ich am 23. September an dieser Stelle gemacht habe: Wir sind bereit, an der Novellierung des Fluglärm- gesetzes mitzuarbeiten. Dieses Gesetz stammt aus dem Jahr 1971. Die damals festgelegten Grenzwerte werden dem veränderten Verkehrsaufkommen und dem gestie- genen Lärmbewusstsein der Menschen längst nicht mehr gerecht. Ich vermisse allerdings bis heute einen abge- stimmten Vorschlag der Bundesregierung. Auch in dem heute vorliegenden Antrag von SPD und Grünen fehlen Hinweise auf konkrete Grenzwerte. Der trittinsche Entwurf, der zurzeit in Fachkreisen kursiert, hat nicht den geforderten „fairen Interessenaus- gleich“ zum Ziel. Nach einhelliger Meinung der Luft- fahrtbranche ist er laut Schreiben des Verkehrsforums vom 2. November 2004 „in weiten Teilen ungeeignet, den Schutz vor Fluglärm sicherzustellen, er verhindert a D S f f n s U m d E s d v o V n s 2 s s t d g B k v i u d g g d L D z i f g i c i d u W L v l s m f s z g (C (D uch eine bedarfsgerechte Luftverkehrsinfrastruktur“. em schließt sich die Union ausdrücklich an. Die von PD und Grünen im heutigen Antrag richtigerweise ge- orderte wirksame Siedlungssteuerung in Flughafennähe ehlt im trittinschen Entwurf ebenfalls. Es muss also och viel nachgearbeitet werden. Die Anträge der FDP und der Koalitionsfraktionen owie der bereits im September eingebrachte Antrag der nion zeigen, dass es in Luftverkehrsfragen viele Ge- einsamkeiten zwischen den Fraktionen gibt. Aller- ings finden wir auch unterschiedliche Gewichtungen in inzelfragen. Daher freue ich mich auf die Detaildiskus- ion im Verkehrsausschuss. Eduard Oswald (CDU/CSU): Es ist zu begrüßen, ass sich die Regierungsfraktionen nun auch dem Luft- erkehr und seiner Bedeutung für den Wirtschaftsstand- rt Deutschland annehmen. Wir waren von der Union in orlage getreten und hatten die Probleme kurz und präg- ant mit unserem Antrag formuliert: „Luftverkehrs- tandort Deutschland sichern.“ Darüber wurde hier am 3. September debattiert. Sie waren dabei bemüht, das chlechtzureden, was wir an Notwendigkeiten herausge- tellt haben, um jetzt mit Ihrem Antrag die gleiche Rich- ung einzuschlagen. Ein verkehrspolitischer Slalomkurs, er seit sechs Jahren zum rot-grünen Regierungspro- ramm gehört. Erfreulicherweise sind wir uns in der grundsätzlichen ewertung der herausragenden Bedeutung des Luftver- ehrs einig. Auch die Einschätzung, wonach der Luft- erkehr ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Deutschland nsgesamt ist und die Flughäfen als Wachstumsmotoren nverzichtbar sind, teilen wir. Das will ich hier aus- rücklich hervorheben. Es gibt darüber hinaus eine anze Reihe weiterer Gemeinsamkeiten. Wenn es uns elingt, im Ausschuss zu einer gemeinsamen Position es Parlamentes zu kommen, wäre dies nicht nur für die uftverkehrswirtschaft, sondern für den Standort eutschland ein wichtiges politisches Signal. Für einen ukunftsfähigen Luftverkehrsstandort Deutschland sind nsbesondere folgende Grundvoraussetzungen zu schaf- en: Erstens. Die Luftverkehrsinfrastruktur muss nachfra- egerecht weiterentwickelt werden, denn im Luftverkehr st in den nächsten Jahren mit einem Wachstum von irca 5 Prozent im Passagierverkehr und circa 7 Prozent m Frachtverkehr zu rechnen. Dazu müssen insbeson- ere die Flughäfen ausgebaut und modernisiert werden, m der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden. ichtigstes Projekt ist zurzeit der Bau einer weiteren andebahn auf dem Flughafen Frankfurt am Main. Der on der Initiative „Luftverkehr für Deutschland“ vorge- egte Masterplan zur Entwicklung der Flughafeninfra- truktur sollte Grundlage für die weiteren Diskussionen it Bund und Ländern bilden. Zweitens. Die deutsche Luftfahrtbranche braucht aire Wettbewerbsbedingungen, um auf dem europäi- chen und außereuropäischen Verkehrsmarkt bestehen u können. Die gilt auch gegenüber anderen Verkehrsträ- ern, und es betrifft alle Felder des Wettbewerbes. Neue Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 13937 (A) ) (B) ) Steuern und Gebühren sind abzulehnen, da sie den Luft- verkehrsstandort Deutschland und damit Unternehmen und Verbraucher einseitig belasten. Drittens. Die Sicherheitsmaßnahmen und die damit zusammenhängenden Kosten im Luftverkehr sollten stärker in enger Zusammenarbeit mit den betroffenen Unternehmen entwickelt werden. Hier sind Wettbe- werbsverzerrungen gegenüber anderen Staaten zu beo- bachten, die die Sicherheitskosten für ihre Luftfahrtun- ternehmen und Flughäfen aus dem öffentlichen Haushalt zahlen. Viertens. Die Umweltmaßnahmen, wie zum Beispiel die Novellierung des Fluglärmgesetzes oder die Umset- zung der EU-Richtlinie Umgehungslärm, müssen stärker die Belange und Möglichkeiten der Flughäfen und Luft- fahrtunternehmen und die Wettbewerbssituation im Luftverkehr berücksichtigen. Fünftens. Der Abbau von bürokratischen Hemmnissen, die Verkürzung von Planungszeiträumen für Infrastruk- turprojekte und die Verbesserung der Planungssicherheit sind weitere Anforderungen an einen zukunftsfähigen Standort Deutschland. Sechstens. Auch die Weiterentwicklung der Privati- sierung der Deutschen Flugsicherung ist ein wichtiges Thema. Ich erinnere, was wir hierzu einmütig im Parla- ment beschlossen haben. Siebentes. Der Ausbau der Forschung und Entwick- lung im Luftfahrtbereich nutzt unserer Umwelt, stärkt den Standort Deutschland und sichert Arbeitsplätze in unserem Land. Ansatzpunkte hierzu sind verbesserte Flugzeuge, leisere und emissionsärmere Triebwerke und optimierte An- und Abflugverfahren und Flugroutenfüh- rungen. Lassen Sie uns über diese Punkte im Ausschuss spre- chen. Unser Ziel muss es sein, auch zukünftig den Luft- verkehr als wichtigen Jobmotor der deutschen Wirt- schaft zu stärken. Es geht darum, die Zukunftschancen für den Luftverkehr in Deutschland zu sichern und zu verbessern. Das sollte unsere gemeinsame Aufgabe sein. Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Manchen mag es überraschen, dass Bündnis 90/Die Grü- nen gemeinsam mit der SPD einen Antrag zum Thema Luftverkehrsstandort Deutschland einbringen. Zugege- benermaßen haben wir uns damit auch schwer getan. Flugverkehr ist einerseits ein für große Strecken günsti- ges und schnelles Transportmittel, für manche Strecken sogar das einzig mögliche. Andererseits ist Flugverkehr auch im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern, ökolo- gisch gesehen, hoch problematisch. Wir haben es uns mit dem Antrag nicht so leicht gemacht wie die Opposi- tion, die sich schlicht zum politischen Sprachrohr der Fraport AG gemacht hat. Ihr Antrag ist ein interessenge- leiteter Standortantrag. So einseitig, so blind sollte parla- mentarische Arbeit nicht sein. Es ist unbestreitbar, dass ein boomender Verkehrsträ- ger wie der Luftverkehr positive Effekte für Wirtschaft und Beschäftigung hat. Luftverkehr und die Luftver- kehrswirtschaft sind wichtige Wirtschaftsfaktoren für d U z F D t d f i e d g D R e z t s a a s e s r d g d i d r U B d E D t m t g B 1 h m b T m F m S j A v d S s (C (D ie gesamte Bundesrepublik Deutschland. An und im mfeld von internationalen Verkehrsflughäfen sind ahlreiche Arbeitsplätze entstanden. Teilweise ist der lughafen größter Arbeitgeber der Region. Zudem ist eutschland als Exportland auf gute kontinentale und in- erkontinentale Anbindungen angewiesen und muss iese ebenso bereithalten. Über 70 Millionen Einsteiger auf deutschen Flughä- en im Jahr 2003, ein Wachstum um mehr als 50 Prozent n zehn Jahren, zeigt auch, dass der Flugverkehr längst in Massenphänomen ist. Heute fliegen viele, die sich as früher nicht leisten konnten oder wollten. Und heute ibt es Flüge, die sich sogar fast jeder/jede leisten kann. ie Lust und die Neugier auf fremde Regionen, weite eisen in andere Natur und Kulturen sind groß. Dass ine sich immer stärker globalisierende Weltwirtschaft u einem verstärkten Austausch von Personen und Gü- ern führt, ist offenkundig. Und mit diesem Trend müs- en wir auch politisch rechnen. Allerdings hat der ständig wachsende Flugverkehr uch belastende Schattenseiten, die wir in unserem Ko- litionsantrag auch beleuchten und dazu politische Vor- chläge machen. So ist der Fluglärm für Flughafenanwohner nicht twa ein harmloses Ärgernis, sondern er stellt eine mas- ive Gesundheitsbedrohung dar. Wir fordern die Bundes- egierung in unserem Antrag daher nachdrücklich auf, ie Novellierung des Fluglärmgesetzes endlich vorzule- en. Wenn die Ressortabstimmung innerhalb der Bun- esregierung nicht bald abgeschlossen werden kann, bin ch dafür, das Fluglärmgesetz als Koalitionsinitiative in en Deutschen Bundestag einzubringen. Die Verzöge- ungstaktik der nicht federführenden Ressorts, die den mweltminister bremsen, ist nicht länger hinnehmbar. ei der Umsetzung der Betriebsbeschränkungsrichtlinie roht der Bundesrepublik jetzt auch noch eine Klage der U-Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof! Das Kioto-Protokoll tritt demnächst endlich in Kraft. as freut uns sehr. Leider wurde für die erste Verpflich- ungsperiode der Flugverkehr ganz ausgenommen. Das uss sich ändern. Spätestens ab 2012 muss der interna- ionale Flugverkehr in das Klimaschutzregime auf- enommen werden. Wir begrüßen daher, dass undesumweltminister Jürgen Trittin dies auf der 0. Klimakonferenz, die derzeit in Buenos Aires abge- alten wird, vorgeschlagen hat. Übrigens: Trittin flog it einem Linienflug der Lufthansa in einem Air- us A 340-600, der Messgeräte an Bord hat, die den reibhauseffekt besser erforschen helfen. Wir begrüßen ausdrücklich das vom Bundesumwelt- inisterium unterstützte Projekt „atmosfair“, bei dem luggäste freiwillig für die von ihnen verursachten Kli- agase zahlen können. Das Geld wird zum Beispiel in olar-, Wasserkraft-, Biomasse- oder Energiesparpro- ekte in Entwicklungsländern investiert. Hier wird jener nteil von Treibhausgasen wieder eingespart, der eine ergleichbare Klimawirkung hat wie die Emissionen aus em Flugzeug. Wir unterstützen den Vorschlag des Kollegen Kelber, PD, der darauf abzielt, dass der Deutsche Bundestag ich an diesem Programm beteiligt. Wir Parlamentarier 13938 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 (A) ) (B) ) sind dafür verantwortlich, optimale Rahmenbedingun- gen für den Klimaschutz zu schaffen. Wir sind aber auch gehalten, mit gutem Beispiel voranzugehen. Eine Ver- pflichtung des Deutschen Bundestages, bei jeder Dienst- reise den Emissionsbeitrag über „atmosfair“ zu entrich- ten, hätte eine solche Vorbildwirkung. Inakzeptabel ist für uns, dass der gewerbliche Luft- verkehr als einziger Verkehrsträger von der Mineralöl- steuer vollkommen ausgenommen ist. Nachdem die EU die Einführung der Mineralöl- sprich Kerosinbesteue- rung für Inlandsflüge jetzt erlaubt, die Niederlande dies schon in nationales Recht umgesetzt haben, wird man diesen Subventionstatbestand im Zusammenhang mit ei- ner ökologischen Finanzreform auf den Prüfstand heben müssen. Parallel sollten bilaterale beziehungsweise mul- tilaterale Übereinkommen mit den an Deutschland an- grenzenden Staaten getroffen werden. Eine europäische Lösung wäre zwar nach wie vor sinnvoll, sie wird aber nicht kommen, solange im Europäischen Rat der Finanz- minister, der dies zu entscheiden hätte, das Einstimmig- keitsprinzip gilt. Die steuerliche Begünstigung des Flugverkehrs muss jedenfalls beendet werden, denn sie steht im Wider- spruch zu einer verantwortungsvollen Klimapolitik. Das gilt auch für die Mehrwertsteuerbefreiung im grenzüber- schreitenden Luftverkehr, die diese Koalition im vergan- genen Jahr bereits beschlossen hatte, dann aber vom Bundesrat gekippt wurde. Ein letzter Punkt: Das Aufkommen der Billigflieger, die massenweise neuen Verkehr erzeugen, der sonst nicht stattfinden würde, wird auch massiv gefördert und subventioniert durch bornierte Regional- und Standort- politik. Das unkontrollierte Wachstum von Regional- flughäfen, die aus dem Boden schießen wie die Pilze, ist ökonomisch und ökologisch ein ziemlicher Unsinn, den wir schleunigst beenden sollten. Hier ist der Bund leider nicht einflussreich, weil nicht zuständig. Man muss sich das so vorstellen: Während wir im Bundestag über jede einzelne Ortsumgehung an Bundesstraßen zu entschei- den haben, sind wir für das internationalste Verkehrsmit- tel und seine Flughäfen nicht zuständig. Wir unterstützen deshalb die Forderung nach einem Masterplan für die Flughäfen in Deutschland, auch wenn genehmigungs- rechtliche Fragen davon zunächst unberührt bleiben würden. Entscheidend ist eine vernünftige Planung und Koordination. Ich komme zum Schluss: Wir müssen mit weiterhin wachsendem Flugverkehr rechnen. Wir müssen dieses Wachstum aber auch steuern. Wir müssen den Flugver- kehr umwelt- und menschenverträglicher machen, wirt- schaftliche Gesichtspunkte, Standortinteressen sind be- rechtige, aber nicht die einzigen Anliegen. Wenn der Flugverkehr nicht dauerhaft mit den Anwohnern von Flughäfen und dem Klimaschutz in Konflikt stehen soll, dann müssen wir daran arbeiten, dass Flugverkehr sich nachhaltig entwickelt: umwelt- und sozialverträglich und wirtschaftlich vernünftig. Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP): Deutschland steht am Anfang des 21. Jahrhunderts vor tief greifenden gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen. U m d l A s w W V t f s f s h V g l R k K A s d n g F n u F g n a w I d c g d v F N d D m v v n l A m f d s i (C (D m im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, üssen die Stärken des Landes weiterentwickelt und für ie Zukunft gesichert werden. Dazu gehört auch eine eistungsfähige Luftverkehrsinfrastruktur, die auch die nforderungen der Nachhaltigkeit im Verkehr berück- ichtigt. Eine leistungsfähige Luftverkehrsinfrastruktur ist esentlicher Bestandteil eines starken und dynamischen irtschaftsstandortes Deutschland sowie zentrale oraussetzung für Wachstum und Beschäftigung. Inves- itionen in die Infrastruktur sichern die Wettbewerbs- ähigkeit der Regionen und sorgen für die Stärkung trukturschwacher Räume. Sie schaffen die Grundlage ür eine dauerhafte und nachhaltige Mobilität von Men- chen und Unternehmen. Bei der Erweiterung der Flug- afeninfrastruktur kommt der Vernetzung mit anderen erkehrsträgern, der Förderung von Schienenanbindun- en für Flughäfen und der Optimierung von Schnittstel- en der Verkehrsträger an den Flughäfen eine besondere olle zu. Die spezifischen Stärken der einzelnen Ver- ehrsträger müssen genutzt werden, um die vorhandenen apazitäten der Flughäfen optimal zu nutzen. Trotz dieser Optimierung sind bei einer zunehmenden nzahl deutscher Flughäfen die Kapazitäten stark einge- chränkt. Diese Flughäfen können die Nachfrage nur ann bedienen, wenn sie ihre Kapazität durch den Bau euer Start- und Landebahnen und/oder Terminalanla- en erweitern. So operiert zum Beispiel der Flughafen rankfurt am Main bereits seit Jahren an der Grenze sei- er Kapazität, was auch zu vermeidbaren Verspätungen nd Umweltbelastungen führt. Auch andere deutsche lughäfen müssen erweitert werden, um der Nachfrage erecht zu werden. Dagegen verfügen andere Flughäfen och über ausreichend Kapazitätsreserven, die jedoch ufgrund der Lage dieser Flughäfen nicht immer volks- irtschaftlich sinnvoll genutzt werden können. nsbesondere können kurzfristig veränderliche Entschei- ungen von Low-Cost-Fluggesellschaften keine ausrei- hende Gewähr bieten, dass diese Standorte langfristig esichert sind. Der Bau von zusätzlicher Flughafeninfrastruktur in en Regionen, in denen eine große Nachfrage nach Luft- erkehr herrscht, kann nicht durch die Entwicklung von lughäfen in Regionen ersetzt werden, in denen diese achfrage nicht existiert und in die die Nachfrage auch urch steuernde Eingriffe nicht verlagert werden kann. as Unterlassen dieser erforderlichen Ausbaumaßnah- en führt ausschließlich zu einer Verlagerung des Luft- erkehrs an andere nicht deutsche Standorte mit negati- en Folgen für die deutsche Volkswirtschaft. Dies kann icht in unserem Sinne sein. Zusätzliche Flughafenkapazitäten dort, wo sie wirk- ich gebraucht werden, führen zu einem verbesserten ngebot, geringeren Kosten für die Reisenden und zu ehr direkten und indirekten wirtschaftlichen Vorteilen ür die Regionen und die Bundesrepublik. Sie sichern en Luftverkehrsstandort Deutschland und damit die ge- amte deutsche Volkswirtschaft. Die weitere Entwicklung der deutschen Flughafen- nfrastruktur wird durch folgende Faktoren bestimmt: Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 13939 (A) ) (B) ) Die Nachfrage nach Flugverbindungen wird wachsen, weltweit wird sich der Interkontinentalverkehr auf Dreh- kreuze konzentrieren, auch aufgrund weiter wachsender Allianzen und Firmenzusammenschlüsse, es wird Kapa- zitätsengpässe an deutschen Drehkreuzen und damit Gefahren der Abwanderung zu benachbarten Drehkreu- zen geben und die flächendeckenden Bedienung des Mittelstrecken- und Punkt-zu-Punkt-Verkehrs wird aus- gebaut. Vor diesem Hintergrund ist die Entwicklung eines ak- tuellen Flughafenkonzepts als Leitlinie für Flughafen- planungen erforderlich. Die von der Luftverkehrsbranche getragene Initiative „Luftverkehr für Deutschland“ hat am 20. Oktober 2004 einen Masterplan für die zukunftssichere Entwick- lung des Luftverkehrs an Bundesverkehrsminister Dr. Manfred Stolpe übergeben. Dieser Masterplan soll ein Instrumentarium zur bedarfsgerechten Planung der Flughafen-Infrastruktur sein. Er fokussiert insbesondere auf die beiden Hubflughäfen Frankfurt und München sowie auf die Flughäfen Hamburg, Hannover, Berlin, Düsseldorf, Köln/Bonn und Stuttgart. Dessen ungeachtet darf nicht verkannt werden, dass der Low-Cost-Markt nach allen Prognosen in der Zukunft weitere Marktan- teile dauerhaft gewinnen wird. Hierdurch werden bei den etablierten Fluggesellschaften Anpassungen not- wendig werden. Von Low-Cost-Airlines, die von Regio- nalflughäfen aus operieren, können enorme strukturpoli- tische Effekte in strukturschwachen Regionen ausgehen, wie das Beispiel Flughafen Frankfurt-Hahn zeigt. Diese Entwicklung darf nicht durch die Einrichtung eines „closed shop“ mit den derzeit acht passagierstärksten Flughäfen verhindert werden. Parallel hierzu können Flughäfen in weniger besiedelten Regionen im Bereich der Luftfracht wichtige Ergänzungsfunktionen wahrneh- men. Das gilt insbesondere dann, wenn eine 24-Stunden- Betriebsgenehmigung vorliegt, die in den Ballungszen- tren verstärkt problematisiert wird. Auf der Grundlage dieses „Masterplans“ muss die Bundesregierung nun ein konkretes Flughafenkonzept vorlegen. Ziel des Flughafenkonzeptes soll es sein, einen Beitrag zur Sicherung und Stärkung der internatio- nalen Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandorts Deutschland zu leisten. Mit dem Flughafenkonzept soll die Rolle Deutschlands als bedeutender Luftverkehrs- standort und attraktives Umsteigeziel gestärkt und eine Reduzierung auf ein bloßes Zubringerland für andere Luftverkehrszentren verhindert werden. Dies würde zu einem wesentlichen Verlust an Arbeitsplätzen und dem damit verbundenen Wohlstand führen. Zurzeit entfallen in Deutschland etwa 770 000 direkte und indirekte Arbeitsplätze auf den Luftverkehr. Darüber hinaus gilt es, den Bedarf an Infrastruktur an die stetig steigende Nachfrage nach Luftverkehrsdienstleistungen anzupas- sen. Ziel des Flughafenkonzepts darf es nicht sein, neue Kapazitäten dort zu verhindern, wo sie regional notwen- dig sind und dem fairen Wettbewerb der jeweils bedien- ten Regionen dienen. In diesem Zusammenhang sind dauerhafte Subventio- nen der öffentlichen Hand zur Deckung der Betriebskos- t G d N k H g r d V f e d d d B d V s h s z W d g l g s z F t b J d l h i l u u s u o s w W w b c l v z g L (C (D en von Fluggesellschaften und Flughäfen abzulehnen. ebühren und Entgelte der Flughäfen müssen kosten- eckend und dürfen nicht diskriminierend sein. Ohne achweis von Bedarf und Wirtschaftlichkeit sollen eine neuen Flughafenkapazitäten geschaffen werden. ierbei kann die von der Initiative Luftverkehr erstellte esamtdeutsche Prognose als wichtiger Orientierungs- ahmen dienen. Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister für Wirtschaft und Arbeit: Transport und erkehr waren und sind unverzichtbare Voraussetzungen ür Wohlstand und kulturelle Entwicklung. Mobilität ist in wesentliches Schlüsselelement einer modernen In- ustriegesellschaft. Im Gesamtverkehrssystem erfüllt abei gerade der Luftverkehr wesentliche Bedürfnisse er Menschen und dient zunehmend auch generell als asis für wirtschaftliches Wachstum. Die Luftfahrtin- ustrie, in Europa überaus erfolgreich, schafft erst die oraussetzungen für eine erfolgreiche Luftverkehrswirt- chaft. Die deutsche Luftfahrtindustrie ist dabei inner- alb der europäischen Industrie in den bestehenden Kon- ortien gut aufgestellt. Die Bundesregierung hat mit ihren Entscheidungen ur Fortsetzung der Förderung für die zivile Luftfahrt die eichen für die weitere Entwicklung und die Stärkung er deutschen Stellung im internationalen Wettbewerb estellt. Der Bund unterstützt maßgeblich die Entwick- ungsleistungen von Airbus Deutschland im A380-Pro- ramm. Wir haben mit dem Haushalt 2005 die Voraus- etzungen geschaffen, auch die Entwicklung des ukünftigen A350 mit einem Darlehen zu fördern. Diese örderung, davon bin ich überzeugt, ist sinnvoll inves- iertes Geld. Gleichzeitig werden Arbeitsplätze gesichert zw. neu geschaffen. Etwa 1,7 Milliarden Passagiere nutzen weltweit pro ahr ein Verkehrsflugzeug. Allein in Deutschland wer- en jährlich auf rund 2 Millionen Flügen etwa 140 Mil- ionen Fluggäste befördert. Allein 250 000 Arbeitsplätze ängen bei uns direkt und weitere 500 000 Arbeitsplätze ndirekt vom Luftverkehr ab. Ein funktionierendes und eistungsfähiges Luftverkehrssystem und eine moderne nd gut ausgebaute Infrastruktur sind somit tragende und nverzichtbare Säulen zur Sicherung inländischer Wert- chöpfungspotenziale, zur Schaffung von Arbeitsplätzen nd damit insgesamt zur Stärkung des Wirtschaftsstand- rtes Deutschland. Mit jährlichen Wachstumsraten von 5 Prozent im Pas- agierverkehr und von 7 Prozent bei der Luftfracht ächst der Luftverkehr etwa doppelt so schnell wie die eltwirtschaft insgesamt. Keine andere Verkehrsart ächst derart dynamisch wie der Luftverkehr. Gerade die Herausforderungen wachsender Mobilität ieten für Fluggesellschaften, Flughäfen, für die Flugsi- herung und sonstige Dienstleister enorme Entwick- ungspotenziale. Das prognostizierte Wachstum im Luft- erkehr könnte in den nächsten zehn Jahren durchaus bis u 100 000 neue Arbeitsplätze schaffen. Die Bundesre- ierung unterstützt daher ausdrücklich die „Initiative uftverkehr für Deutschland“ mit dem Ziel, zusammen 13940 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 (A) ) (B) ) mit den Flughäfen, den Airlines und den politischen Ent- scheidungsträgern in Bund und Ländern die Wettbe- werbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland zu stärken. Während große deutsche Flughäfen bereits heute an den Grenzen ihrer Kapazität wirtschaften, bauen unsere europäischen Wettbewerber ihre Infrastruktur konse- quent aus. Deutsche Nachfrage droht damit über Umstei- geverbindungen an andere große europäische Hubs verloren zu gehen. Zugleich befindet sich die Luftver- kehrswirtschaft inmitten eines europäischen und globa- len Konsolidierungs- und Integrationsprozesses. Natio- nale Grenzen werden mehr und mehr überschritten. Deutschland muss seine Luftverkehrsinfrastruktur daher dringend und zügig dem wachsenden Mobilitäts- bedarf anpassen. Die Menschen in unserem Lande er- warten, dass der Flugverkehr ihre diesbezüglichen Be- dürfnisse mit immer kostengünstigeren, sichereren und leistungsfähigeren Fluggeräten erfüllt. Dementspre- chend muss auch der Ausbau der Kapazitäten den Anfor- derungen nach Sicherheit, Wirtschaftlichkeit, Pünktlich- keit, Passagierkomfort und selbstverständlich auch nach Schutz unserer Umwelt genügen. Gerade für Letzteres tut die Bundesregierung bereits heute eine ganze Menge. Das laufende Luftfahrtforschungsprogramm fördert sinnvoll die Forschung und Entwicklung leistungsfähi- gerer und dabei umweltverträglicherer Treibstoff-, An- triebs- und Flugzeugkonzepte mit dem Ziel, Schadstoff- emissionen und Umweltbelastungen zu reduzieren. Das LUFO 4 wird dieses Ziel im Rahmen seiner Möglichkei- ten natürlich weiter verfolgen. Damit wir unser Ziel er- reichen, bis 2020 den CO2-Ausstoß um 50 Prozent unddie NOx-Emissionen um 80 Prozent im Flugbetrieb zu reduzieren, muss allerdings sichergestellt werden, dass wir auch im LUFO 4 die finanziellen Ressourcen haben, um erfolgreich Forschung und Entwicklung in der Luft- fahrt betreiben zu können. Das Fluglärmgesetz wird novelliert. Die Vernetzung der Verkehrsträger, insbeson- dere die enge Vernetzung der Flughäfen mit dem Stre- ckennetz der Bahn, werden wir weiter voranbringen, auch um Umweltressourcen zu schonen. Gerade vor dem Hintergrund, dass der Luftverkehr unbestritten eine der wesentlichen Wachstumsbranchen unserer Volkswirtschaft ist, ist es umso bedauerlicher, dass in der internationalen Wahrnehmung sich der Luft- verkehrsstandort Deutschland heute vor allem durch langwierige Diskussionen wie um die Erweiterung des Airbus-Werkes in Hamburg oder den Ausbau des Flug- hafens Frankfurt/Main auszuzeichnen scheint. Unnötig lange Genehmigungsverfahren und vielfäl- tige Möglichkeiten, notwendige Zukunftsinvestitionen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze zu verzögern oder zu verhindern, übrigens oftmals aus dem gut gemeinten Wunsch heraus, unsere Umwelt zu schonen , aber in Ver- kennung der Tatsache, dass wir eine leistungsfähige Volkswirtschaft brauchen, auch um Umweltschutzmaß- nahmen überhaupt finanzieren zu können, sind Aus- druck eines überregulierten und viel zu bürokratischen Systems. Der von der Luftverkehrsinitiative erarbeitete Masterplan zur Entwicklung der Flughafeninfrastruktur s K f B d w s w n l E L n E W A g g s l S A M V s d d n i S t e f d 1 g r f b e n A p r (C (D etzt sich meines Erachtens zu Recht für eine bessere oordinierung von Bund und Ländern bei der Flugha- enplanung ein. Ich setze mich zudem nachdrücklich für die deutliche eschleunigung von Planungsvorhaben ein. Korrespon- ierend sollte das dringend notwendige Luftverkehrs- achstum in Deutschland von weiteren umweltpoliti- chen Beschränkungen so weit wie möglich entkoppelt erden. Fehlende Planungssicherheit und zu lange Ge- ehmigungszeiträume jedenfalls behindern in Deutsch- and derzeit immer noch langfristig orientiertes privates ngagement für den dringend notwendigen Ausbau der uftfahrtinfrastruktur. Im Interesse eines effizient ge- utzten Luftraums und zur Überwindung vorhandener ngpässe am Boden, die mögliches und notwendiges achstum unnötig bremsen, muss die gesellschaftliche kzeptanz des Luftfahrtstandortes Deutschland drin- end verbessert werden. Dies kann nur durch ein enges emeinsames Zusammenwirken von Politik und Wirt- chaft erreicht werden. Die Luftfahrtbranche in Deutsch- and hat dabei dieselbe politische Unterstützung wie die traße und die Schiene verdient. nlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu der Verordnung über die Verwer- tung von Abfällen auf Deponien über Tage (Deponieverwertungsverordnung – DepVerwV) (Tagesordnungspunkt 16) Petra Bierwirth (SPD): Das Bundeskabinett hat itte November diesen Jahres die Verordnung über die erwertung von Abfällen auf Deponien über Tage verab- chiedet, über die wir heute in diesem Hause entschei- en. Wer hat sich eigentlich schon einmal eingehend Ge- anken darüber gemacht: Was ist überhaupt eine Depo- ie und worin besteht ihre Notwendigkeit? Eine Deponie st ein lokal begrenzter Ablagerungsort von Abfällen. ie dient dem Ziel, Abfälle langfristig zu lagern. Im Un- erschied zu einer wilden Müllkippe ist eine Deponie ine Anlage. Die Ablagerung von Abfällen muss so er- olgen, dass die Umwelt so wenig wie möglich geschä- igt wird. Die erste geordnete Deponie in Deutschland entstand 961 in Bochum. 1971 wurde mit dem Abfallbeseiti- ungsgesetz die Grundlage für eine geordnete Deponie- ung in der ganzen Bundesrepublik geschaffen. Das ührte dazu, dass viele kleine Gemeinden ihre bis dahin etriebenen wilden Müllkippen schließen mussten. Sie ntsprachen nicht mehr den Anforderungen. Wie Sie sicherlich wissen, sind die vielseitigen Maß- ahmen zur Deponiesicherung abhängig von den zur blagerung kommenden Abfällen. Innerhalb der Euro- äischen Union müssen Abfalldeponien den Anforde- ungen der Richtlinie 31/1999/EG vom 26. April 1999 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 13941 (A) ) (B) ) genügen. Abfälle dürfen demnach nur noch bis zum 31. Mai 2005 ohne Vorbehandlung deponiert werden. In der uns heute vorliegenden Verordnung werden konkrete Vorgaben für eine dem Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz entsprechende ordnungsgemäße und schadlose Verwertung von Abfällen auf oberirdischen Deponien rechtsverbindlich mit unmittelbarer Rechts- wirkung auf den Deponiebetreiber gemacht, und das unter Berücksichtigung des Standes der Technik. Gleich- zeitig wird der von vielen Abfallbehandlungsunterneh- men angeprangerten so genannten Scheinverwertung von Abfällen auf Deponien ein wirksamer Riegel vorge- schoben. Somit besteht auch keine Gefahr mehr, dass Abfälle unter dem Deckmantel der Verwertung als Bau- ersatzmaterialien auf Deponien entsorgt werden und da- durch kommunale Überlassungspflichten unterlaufen werden. Weiter wird durch dieses Instrumentarium gewähr- leistet, dass Deponiebetreibern, die ihren gesetzlichen Verpflichtungen nachkommen, ihre Deponien nach dem Stand der Technik zu verfüllen und stillzulegen, keine wirtschaftlichen Nachteile entstehen. Aus diesem Grund ist auch vorgesehen, besonders für den Einsatz von Ab- fällen für die Profilierung des Deponiekörpers einen strengen Rahmen zu setzen. Das Ziel dieser Maßnahme besteht darin, zu verhindern, dass Deponien zwar offi- ziell geschlossen, de facto aber über einige Jahre weiter- betrieben werden. Die Verordnung sieht deshalb vor, dass für die Profilierung eines Deponiekörpers Abfälle nur verwendet werden dürfen, wenn alle anderen Mög- lichkeiten zur Minimierung des erforderlichen Volumens ausgeschöpft sind. Wir gehen davon aus, dass insgesamt keine nennens- werte Preissteigerung für die Verwertung von Abfällen zu erwarten ist. Die Durchführung der Verordnung wird beim Bund, bei den Ländern und Kommunen keine zu- sätzlichen Kosten verursachen. Ebenfalls sind keine Auswirkungen auf Einzelpreise und das Preisniveau, insbesondere auf das Verbraucherpreisniveau zu erwar- ten. Werner Wittlich (CDU/CSU): Zum Stichtag 1. Juni 2005 endet die Übergangsfrist der Technischen Anleitung Siedlungsabfall. Damit steht die Schließung einer großen Zahl von Deponien in Deutschland bevor – laut BML werden voraussichtlich mindestens 200 Siedlungsabfall- deponien betroffen sein. Ziel des vorliegenden Verord- nungsentwurfes ist, eine ordnungsgemäße und schadlose Verwertung auf oberirdischen Deponien rechtsverbind- lich mit unmittelbarer Rechtswirkung für den Deponiebe- treiber und für den Vorbehandler unter Berücksichtigung des Standes der Technik zu konkretisieren und die so ge- nannte Scheinverwertung zu unterbinden. Die CDU/ CSU-Bundestagsfraktion begrüßt diese Absicht grund- sätzlich. Gleichwohl stellen wir aber infrage, ob ange- sichts der geltenden Rechtslage die Notwendigkeit für eine zusätzliche bundesweite Verordnung zur Abfallver- wertung auf Deponien besteht. Wir erinnern in diesem Zusammenhang an die Grund- satzentscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes vom 3 f f d A t e z P i k d R v te ö D s r g I s v d V E i T d g r b g K f l k l n R z v d P d n r D k m V s B z k g p r s (C (D . Juni 2004, mit der die unmittelbare Wirkung der Ab- allablagerungsverordnung und der Deponieverordnung ür die Deponiebetreiber bestätigt wurde. Damit wurde eutlich gemacht, dass es den zuständigen obersten bfallbehörden der Länder erlaubt ist, den Deponiebe- reibern über eine Änderung der Zulassungsbescheide ntsprechende Vorgaben für Deponieersatzbaustoffe auf- uerlegen. Wir denken, dass es sich bei den anstehenden roblemen eher um Vollzugsprobleme handelt, die man m Rahmen des Verwaltungsvollzugs ebenso gut lösen önnte. Aus unserer Sicht wäre es ebenso gut möglich, ie Abfallablagerungsverordnung durch eine ergänzende egelung auf Abfälle zur Verwertung auszudehnen. Die on der Bundesregierung vorgelegte Verordnung errich- t dagegen eine weitere bürokratische Hürde für die ffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger bzw. für die eponiebetreiber. Die Verordnung steht somit im Wider- pruch zum „Masterplan Bürokratieabbau“ der Bundes- egierung. Durch immer neue Vorgaben und Verordnun- en wird zunehmend die Rechts-, Planungs- und nvestitionssicherheit für die öffentlich-rechtlichen Ent- orgungsträger, die Landkreise und kreisfreien Städte, erschlechtert. Im Ergebnis wird damit vor allem gegen ie Interessen der Deponiebetreiber verstoßen, die im ertrauen auf verlässliche Rahmenbedingungen bei der ntsorgung von Abfällen ihre Anlagen rechtzeitig an die nzwischen rechtsverbindlichen Anforderungen der A Abfall und TA Siedlungsabfall angepasst haben. Wie ie kommunalen Spitzenverbände befürchten, wird die eplante Verordnung außerdem zu Wettbewerbsverzer- ungen und Gebührensteigerungen bei den Deponiege- ühren führen. Dies müsste auf die Abfallgebühren um- elegt werden. Wir sind der Auffassung, dass diese ostenwirkung von der Bundesregierung verkannt wird. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion sieht auch die Ge- ahr, dass die in § 4 der Verordnung getroffenen Rege- ungen zu gravierenden Gebührensteigerungen führen önnten. Denn dadurch, dass ab 2005 Deponien stillge- egt und renaturiert werden müssen, wird der Bedarf an atürlichen Baustoffen immens steigen. Um natürliche essourcen zu schonen und Rekultivierungskosten nicht usätzlich in die Höhe zu treiben, ist die Verwendung on Deponieersatzbaustoffen zwingend erforderlich. Um iese Ersatzbaustoffe konkurrieren aber im Bereich der rofilierung auch die Deponien, die weiterbetrieben wer- en. Diese Konkurrenzsituation zwischen weiterbetriebe- en und mit Ablauf der Übergangsfrist der Abfallablage- ungsverordnung im kommenden Jahr stillzulegenden eponien könnte zu Gebührensteigerungen führen. Die ommunalen Spitzenverbände haben in diesem Zusam- enhang bereits angemahnt, dass § 4 der Verordnung in erbindung mit Anhang 1 „nicht nachvollziehbare Er- chwernisse“ enthält. Unsere Fraktion kritisiert weiterhin, dass sich die undesregierung nicht auf eine umfassende Regelung ur Verwertung von mineralischen Abfällen durchringen onnte. Hier wurde lediglich eine deponiebezogene Re- elung geschaffen – die Verwertung außerhalb der De- onien ist nach wie vor nicht geregelt. Wenn die Regie- ung trotz aller Bedenken an ihrer Verordnung festhält, ollte die Verordnung zumindest deutschlandweit 13942 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 (A) ) (B) ) einheitliche und klare Grenzwerte für den Status einer Verwertung von Abfällen auf Deponien festlegen. Doch auch an dieser Stelle – bei der Festlegung verbindlicher Grenzwerte – weist der Entwurf der Deponieverwer- tungsverordnung Schwächen auf. Dies ist umso unver- ständlicher vor dem Hintergrund, dass nach der Versatz- verordnung beim Untertageversatz für die Verwertung klare und einheitliche Grenzwerte bundesweit eingeführt worden sind, aber bei der übertägigen Deponierung un- terschiedliche Schadstoffgrenzen zugelassen werden. Der oberirdische Versatz sollte ebenfalls einheitlich ge- regelt werden. Sowohl die Versatzverordnung als auch der Entwurf der Deponieverwertungsverordnung sind an dieser Stelle absolut vergleichbar, da in beiden Fällen der zu verwertende Abfall als Baustoff eingesetzt wird. Ohne die Festlegung fester Grenzwerte werden in Zu- kunft erhebliche Anteile der bisher behandelten konta- minierten mineralischen Abfälle direkt und ohne jegli- che Vorbehandlung auf Deponien verbracht. Das bedeutet, dass ein Großteil der Behandlungskapazitäten für belastete mineralische Abfälle zukünftig nicht mehr benötigt wird, da die Deponien das Recht erhalten, diese Materialien direkt und ohne Vorbehandlung auf ihre Flä- chen zu verbringen. Dies gefährdet die Existenz der Un- ternehmen, die kontaminierte mineralische Abfälle be- handeln. Ein erhebliches Potenzial an Arbeitsplätzen in der Recyclingindustrie ist gefährdet. Wir fordern des- halb: deutschlandweit einheitliche und klare Grenzwerte für den Status einer Verwertung von Abfällen auf Depo- nien. Falls wir der vorgelegten Verordnung überhaupt et- was Positives abgewinnen können, dann ist das der Um- stand, dass die Kabinettsfassung weitgehend auf Aus- nahmeermächtigungen für den Vollzug verzichtet. Denn der erste Entwurf enthielt noch eine Länderklausel, die die Bundesländer berechtigt hätte, Einzelheiten zur Ver- wendung von Deponieersatzbaustoffen selbst zu regeln. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist der Auffassung, dass von den bundeseinheitlichen Regelungen unter kei- nen Umständen durch länderspezifische und standortbe- zogene Ausnahmeregelung abgewichen werden darf. Mit dem Verzicht auf die Länderklausel wurden die Vo- raussetzungen für einen weitgehend bundeseinheitlichen Vollzug der Verordnung geschaffen. Unter dem Strich hat unsere Fraktion aber erhebliche Zweifel an der Erforderlichkeit dieser Verordnung. Wir denken, dass keine Notwendigkeit für eine zusätzliche bundesweite Verordnung besteht und werden uns des- halb unserer Stimme enthalten. In Kürze wird sich der Bundesrat mit diesem Thema befassen. Wir hoffen, dass die Länder die notwendigen Korrekturen vornehmen werden. Dr. Antje Vogel-Sperl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Wir haben auf dem Weg hin zu einer vollständi- gen Verwertung von Siedlungsabfällen nach 2020 bereits wichtige Schritte unternommen: Durch die Umsetzung des Einwegpfandes hat Rot-Grün ökologisch vorteilhafte Getränkeverpackungen gestärkt und so dazu beigetra- gen, unnötige Abfälle zu vermeiden. Entgegen aller Un- kenrufe wurde erst vor zwei Tagen mit dem EuGH-Ur- t b s ü d u D p V n s d a h v w a d g r v u a t n m a la h a s D M d u o g n w n w m s d m d ü ü w s s F (C (D eil die Europakonformität der Pfandregelung erneut estätigt. Rot-Grün hat das Elektro- und Elektronikaltgerätege- etz auf den Weg gebracht. Nach einem mittlerweile ber zehn Jahre dauernden Prozess wird nun endlich iese hoch umweltrelevante Gruppe von Abfällen erfasst nd zukünftig fachgerecht verwertet und entsorgt. Rot-Grün hat darüber hinaus mit der Umsetzung der eponie- und Ablagerungsverordnung wichtige abfall- olitische Meilensteine gesetzt. Es ist der Erfolg dieser erordnungen, dass bereits in den nächsten Monaten zu- ehmend Bauschutt- und Hausmülldeponien geschlos- en werden. Viele Hundert Hektar Deponiefläche sind eshalb jetzt ordnungsgemäß stillzulegen. Darunter sind uch solche, deren Deponiekörper seine geplante End- öhe noch nicht erreicht hat. Der vorliegende Verordnungsentwurf zur Deponie- erwertungsverordnung ist die konsequente Weiterent- icklung der rot-grünen Abfallpolitik. Wir führen jetzt uch für die Verwertung von Abfällen in Deponien bun- eseinheitliche Vorgaben ein. Wir entsprechen im Übri- en damit auch dem Wunsch der Umweltministerkonfe- enz vom November 2003. Deponien sind durchaus Bauwerke, die eine Reihe on Baumaßnahmen für Errichtung, Betrieb, Stilllegung nd zur Nachsorge erfordern. Diese Bauarbeiten können uch mit entsprechend geeigneten Abfällen zur Verwer- ung durchgeführt werden. Dies ist ökologisch und öko- omisch sinnvoll. Bisher muss aber jede Verwertungs- aßnahme von der zuständigen Behörde im Einzelfall nhand der allgemeinen gesetzlichen Vorschriften zuge- ssen werden. Dies hat im praktischen Vollzug zu nicht innehmbaren Brüchen und Missbrauch geführt. Mit der Deponieverwertungsverordnung werden nun uch für die Verwertung von Abfällen auf Deponien trenge Maßstäbe vorgegeben. So wird verhindert, dass eponien zukünftig unter dem Vorwand von baulichen aßnahmen zu Verwertungsanlagen umfunktioniert und amit die Vorgaben der Abfallablagerungsverordnung nterlaufen werden. Denn für uns ist ganz klar: Altreifen der die Schredderleichtfraktion aus der Altautoentsor- ung haben als Baustoffe nichts, aber auch wirklich ichts auf Deponien verloren. Lassen Sie mich Ihnen die ichtigsten Kernelemente der Verordnung kurz erklären: Erstens. Entscheidende Vorgabe ist, dass eine Maß- ahme als Abfallverwertung nur anerkannt werden kann, enn Abfälle für unabweisbar notwendige Baumaßnah- en und dadurch ansonsten erforderliche Materialien er- etzt werden. Die Verordnung folgt damit übrigens auch er aktuellen Rechtsprechung des EuGH. Die Abfälle üssen außerdem die für den konkreten Zweck notwen- igen Eigenschaften aufweisen. Und natürlich dürfen ber solche Abfälle keine höheren Schadstoffgehalte als ber Abfälle zur Beseitigung eingebracht werden. Dies ird über anwendungsspezifische Zuordnungswerte ge- teuert. Zweitens. Es kann nicht das Ziel von Mülldeponien ein, Berge zu errichten und damit vielleicht sogar im lachland Wintersport zu ermöglichen. Eine Verwertung Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 13943 (A) (C) (B) ) zur Profilierung mit Abfällen kann es deshalb nur geben, soweit dies zum geordneten Abschluss tatsächlich not- wendig ist und alle anderen Möglichkeiten zur Minimie- rung des erforderlichen Volumens ausgeschöpft sind. Außerdem muss auf der gesamten Deponie der Beseiti- gungsbetrieb eingestellt sein. Drittens. In den vergangenen Jahren haben sich eine Reihe von Verfahren am Markt etabliert, um Schadstoffe im Abfall durch Verfestigung oder Stabilisierung zu im- mobilisieren. So werden mittlerweile solche Abfälle nicht mehr auf teuren Sonderabfalldeponien, sondern auf billigeren Siedlungsabfalldeponien entsorgt. Wie bei ih- rer Beseitigung wollen wir mit der Verordnung sicher- stellen, dass die Verwendung solcher verfestigter oder stabilisierter Abfälle auch bei der Verwertung zu keiner Beeinträchtigung der Umwelt führt. Die Verordnung stellt außerdem sicher, dass die De- poniebetreiber, die bislang ihre gesetzlichen Verpflich- Anleitung Siedlungsabfall genügen, werden Abfälle schon bisher anstelle auf TASi-gerechten Deponien auf Billigdeponien entsorgt. So werden Altlasten von mor- gen geschaffen. Ab Mitte des Jahres 2005 soll damit endgültig Schluss sein. Die Türen müssen geschlossen werden. Darüber sind wir uns sicher einig. Es stellt sich aber die Frage, ob angesichts der aktuel- len Rechtslage eine zusätzliche bundesweite Verordnung erforderlich ist, das heißt, ob das Problem nicht tatsäch- lich ein Vollzugsdefizit des geltenden Rechts ist und ob die Deponieverwertungsverordnung ihr Ziel erreichen wird. Nicht zuletzt angesichts der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts zur Abfallablagerungsver- ordnung und Deponieverordnung ist es zweifelhaft, ob eine zusätzliche bundesweite Verordnung zur Abfallver- wertung auf Deponien zwingend erforderlich ist. Darü- ber hinaus stellt sich die Frage, ob es bei Baumaßnah- men im Deponiebereich notwendig ist, über die bereits geltenden Bestimmungen zur Substitution von Baustof- tungen erfüllt haben und weiter erfüllen werden, nicht benachteiligt werden. Wer seine Deponien nach dem Stand der Technik verfüllt und stilllegt, dem dürfen keine wirtschaftlichen Nachteile entstehen. Mit der vor- liegenden Verordnung wird der Scheinverwertung von Abfällen auf Deponien endlich ein Riegel vorgeschoben und eine Verwertung auf tatsächlich notwendige bau- technische Maßnahmen beschränkt. Dies ist eine ökolo- gisch und ökonomisch sinnvolle und notwendige Rege- lung. Wir sind konsequent auf dem Weg hin zu einer Beendigung der Ablagerung von Siedlungsabfällen. Birgit Homburger (FDP): Mit der neuen Deponie- verwertungsverordnung werden Anforderungen an die Verwertung von Abfällen auf Deponien geregelt. Es soll verhindert werden, dass die Anforderungen der Abfall- ablagerungsverordnung bzw. der Technischen Anleitung Siedlungsabfall umgangen werden, indem tatsächliche Beseitigungsmaßnahmen als Abfallverwertung auf der Deponie deklariert werden. Abfälle nehmen tendenziell den billigsten Entsorgungsweg. Da „Substandarddepo- nien“ billiger sind als Deponien, die den Anforderungen der Abfallablagerungsverordnung bzw. der Technischen f f f z z – d Z w P w p e a d s s – m t (D en hinaus, zusätzliche Kriterien für den Einsatz von Ab- ällen als Ersatzbaustoffe einzuführen. Eine vollzugs- reundliche Gesamtregelung dieses Bereiches wäre auch ur Vermeidung überflüssiger Bürokratie besser, als ein- elne neue Verordnungen mit komplexen Teilregelungen wie die Deponieverwertungsverordnung – zu erlassen. Ich bin zudem sehr skeptisch, ob die aktuelle Fassung es Entwurfs der Deponieverwertungsverordnung das iel der Verhinderung der Scheinverwertung erreichen ürde. Schließlich wird auch diese Verordnung vor dem roblem stehen, dass sie durchgesetzt und kontrolliert erden muss. Allein mit neuen Regelungen auf dem Pa- ier ist das Problem nicht behoben. Bei der vorliegenden Verordnung handelt es sich um in sehr komplexes technisches Werk. Da die Frage nicht bschließend geklärt werden konnte, ob zur Erreichung es Ziels die Verbesserung des Vollzugs bisheriger Vor- chriften ausreicht oder ob es tatsächlich weiterer techni- cher Detailvorschriften bedarf, wird sich die FDP auch aufgrund der Tatsache, dass die Landesumwelt- inister um die Normierung in einer Verordnung gebe- en haben – bei der Abstimmung der Stimme enthalten. 148. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ulla Burchardt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! „Wissenschaft live“ kommt an: Weit mehr als
    1 Million Menschen haben an dem überaus gelungenen
    Jahr der Technik 2004 teilgenommen; sie haben sich fas-
    zinieren lassen und selber experimentiert. Dies zeigt
    zweierlei: Erstens ist der Weg der Bundesregierung, des

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    (C (D orschungsminsteriums, richtig, die Technik direkt an ie Menschen heranzubringen und sie zum Dialog einzuaden. Zweitens sind die Menschen in Deutschland für echnik und Innovationen zu begeistern. Deswegen geht es völlig an der Wirklichkeit vorbei, en Technikund Innovationsstandort Deutschland chlechtzureden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    ie vorliegenden Anträge der Opposition sind nicht auf
    er Höhe der Zeit und werden den Notwendigkeiten ei-
    er umfassenden, auf Innovationen ausgerichteten For-
    chungs- und Technologiepolitik nicht gerecht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Im Gegensatz zu Ihnen, meine Damen und Herren
    er Opposition, ist Forschungspolitik für uns nicht das
    ynonym für Wirtschaftsförderung und Subventionen.
    nser Ansatz heißt: Technik- und Innovationsförderung
    us Steuermitteln muss Nutzen für den Einzelnen wie für
    ie Gesellschaft als Ganze stiften. Technischer Fort-
    chritt muss den Menschen dienen und zu mehr Lebens-
    ualität, besseren Arbeitsbedingungen und einer intakten
    mwelt beitragen. Solche Innovationen sind die Basis
    ür mehr Wachstum und Beschäftigung.


    (Beifall bei der SPD)

    Deswegen macht es Sinn, sich frühzeitig mit den
    hancen, den Anwendungspotenzialen und den uner-
    ünschten Nebenfolgen von Technikentwicklung zu be-
    assen. Ein Beispiel dafür ist der vorliegende Bericht des
    üros für Technikfolgenabschätzung, der eine umfas-
    ende Bestandsaufnahme dessen enthält, was Nanotech-
    ologie ist, kann und – im Guten wie im Schlechten –
    öglich machen könnte. Der Forschungsausschuss hat
    iesen Bericht in Auftrag gegeben, der uns wichtige
    mpfehlungen für eine Strategie der Förderung der Na-
    otechnologie gibt. In unserem Antrag haben wir im Ge-
    ensatz zur Opposition diese Empfehlungen aufgegrif-
    en.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Alle Experten sind sich einig: Die Nanotechnologie
    ird die nächste technische Revolution bringen. Ihr Po-
    enzial für Wachstum und Beschäftigung ist immens. Die
    anotechnologie birgt ein riesiges Innovationspotenzial
    ür mehr Lebensqualität. So scheint die ökologische Ef-
    izienzrevolution zum Greifen nah: durch radikale Ver-
    esserungen bei der Katalysatorenentwicklung, bei der
    rennstoffzellentechnologie oder bei der Solartechnik.
    hnlich faszinierende Möglichkeiten tun sich im Hin-
    lick auf die Gesundheitsfürsorge auf, zum Beispiel bei
    er Bekämpfung von Krebs.


    (Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Da müsst ihr etwas tun!)


    Genau, ich danke Ihnen dafür, dass Sie mir das Stich-
    ort „etwas tun“ zugerufen haben. Rot-Grün redet nicht
    ur über Chancen der Nanotechnologie.

    13850 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004


    (A) )



    (B) )


    Ulla Burchardt


    (Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/ CSU]: Rot-Grün blockiert!)

    Vielmehr fördern wir sie massiv und sind deshalb auch
    international an der Spitze.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Seit 1998 haben wir die Mittel für die Projektförderung
    mehr als vervierfacht. Die öffentliche Förderung in
    Deutschland ist mit 300 Millionen Euro fast so hoch wie
    in allen anderen EU-Staaten zusammen. Gemessen am
    Bruttoinlandsprodukt – ich habe schon einmal etwas zu
    den seriösen Vergleichsmaßstäben gesagt – ist sie in
    Deutschland sogar höher als in den USA. – So viel zur
    Antwort auf Ihre Frage, was wir an dieser Stelle tun.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Damit haben wir 1998 begonnen. Mit dem neuen
    Rahmenkonzept des Forschungsministeriums, das wir in
    der ersten Debatte zu diesem Thema ausführlicher erläu-
    tert haben, werden, basierend auf der exzellenten Grund-
    lagenforschung, innovative Anwendungen in aller Breite
    gefördert und damit die Potenziale für neue Lösungen
    sowie für mehr Wachstum und Beschäftigung erschlos-
    sen. Das ist der richtige Weg.

    Darüber hinaus – nun komme ich auf unseren Antrag
    zu sprechen – gibt es einige Punkte, die wir im Hinblick
    auf die Weiterentwicklung einer Förderkonzeption für
    wesentlich halten, die mehr Bereiche als nur das BMBF
    und den Bund betreffen; ich kann jetzt aufgrund der Zeit
    nur drei stichwortartig herausgreifen. Erster Punkt: Bil-
    dung. Die Innovationspotenziale der Nanotechnologie
    können nur dann realisiert werden, wenn es genügend
    gut ausgebildete Menschen gibt, die dieses neue Wissen
    auch anwenden können. Deswegen ist eine gemeinsame
    Nanostrategie, eine gemeinsame Nanobildungsinitiative
    von Bund und Ländern absolut notwendig. Daran zeigt
    sich, wie wichtig es für den Standort ist, dass es in Bezug
    auf Bildung auch weiterhin eine gemeinsame Planung
    von Bund und Ländern gibt. Wir laden Sie herzlich
    ein: Kämpfen Sie in den letzten Stunden, bevor in der
    Föderalismuskommission Entscheidungen fallen, zu-
    sammen mit uns darum, dass diese gemeinsame Bil-
    dungsplanung von Bund und Ländern auch weiterhin
    möglich ist.


    (Beifall bei der SPD)

    Zweiter Punkt: Begleitforschung. Wie jeder techni-

    sche Fortschritt ist auch der nanotechnologische Fort-
    schritt janusköpfig. So weiß zum Beispiel heute noch
    niemand ganz genau, wie freigesetzte Nanopartikel auf
    Mensch und Umwelt wirken. Nach Expertenmeinung
    mehren sich die Anzeichen für ähnlich gesundheits-
    schädigende Wirkungen wie bei Asbestfasern. Wer die
    traurige Geschichte der Auswirkungen von Asbest noch
    in Erinnerung hat, weiß, dass uns gerade dies ein war-
    nendes Beispiel sein sollte. Tausendfaches Leid wäre zu
    vermeiden gewesen, hätte man damals die Warnungen
    aus der Wissenschaft frühzeitig ernst genommen. Des-
    wegen haben wir darauf gedrungen, dass 5 Prozent der

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    (C (D ördermittel für die Nanoforschung für die integrale Beleitforschung ausgegeben werden, denn frühzeitige echnikfolgenabschätzung hilft, später große Schäden nd hohe Kosten zu vermeiden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Dritter Punkt: Überprüfung des Rechtsrahmens. In
    nlehnung an die Empfehlungen der Wissenschaftler
    alten wir diese Überprüfung für notwendig, um etwaige
    indernisse für menschen- und gesellschaftsverträgliche
    nnovationen durch und mit Nanotechnologie aus dem
    eg zu räumen. Dazu erwarten wir im Herbst 2005 ei-
    en Bericht der Bundesregierung. Auf dessen Basis wer-
    en wir etwaigen Handlungsbedarf hier im Hause seriös
    eraten können.
    Zum Schluss kann man eines feststellen: Mit ideolo-

    ischer Sturheit, mit dem Schlechtreden von Leistungen,
    ie am Standort erbracht werden, und mit dem Be-
    chimpfen von Bürgern als Technikfeinden


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Die Bürger?)

    ann man tatsächlich kein innovationsfreundliches
    lima schaffen. Dies schafft man nur mit einer Haltung,
    ie Technikfaszination mit Verantwortung paart, und in-
    em man den Dialog mit den Bürgern sucht. Das ist das
    arkenzeichen rot-grüner Forschungs- und Innovations-
    olitik. Wie man am Jahr der Technik und der Resonanz
    arauf gesehen hat, kommt diese Politik bei den Men-
    chen an.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat die Kollegin Katherina Reiche, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Katherina Reiche


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

    egen! Das Jahr 2004 wurde von Frau Bulmahn zum Jahr
    er Technik und vom Bundeskanzler gar zum Jahr der
    nnovation hochstilisiert. Es geht zu Ende und niemand
    at etwas gemerkt.


    (Widerspruch bei der SPD)

    Für die Bundesministerin war es ein kompletter Er-

    olg: Immerhin gab es 1 111 Veranstaltungen. 3 Millio-
    en Euro wurden für PR ausgegeben. Der „Nano-Truck“
    ollte durchs Land.
    Der Kanzler freut sich ebenfalls. Er hat sich wieder

    inmal mit seinen „Partnern für Innovation“ getroffen –
    st ja auch schön, so kurz vor Weihnachten. Er hat sich
    erichten lassen, welche „Horizontpapiere“ und „Pio-
    ieraktivitäten“ sich die 13 Impulskreise und noch weit
    ehr Working-Groups ausgedacht haben. Da kam dann
    ie Idee vom digitalen Krankenhaus oder ganz praktisch
    ollten zunächst 200 Schulen energieeffizient ausgestat-
    et werden; außerdem gibt es einen neuen Radiosender.

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004 13851


    (A) )



    (B) )


    Katherina Reiche

    Abgesehen davon, dass Sie als Bundesregierung den

    forschenden Mittelstand erst auf Druck hin eingebunden
    haben, haben Sie tatsächlich Heerscharen von Menschen
    beschäftigt. Nach all dem Rummel machte sich dann Er-
    nüchterung breit. Selbst der Cheforganisator der Kanz-
    lerinitiative, der Fraunhofer-Chef Bullinger, beklagt,
    dass bislang nichts geschehen sei. Es gab und gibt kein
    klares Regierungsprogramm und es gibt keine Strategie
    zum Lissabon-Prozess. Im Gegenteil: Es begann mit der
    Mautpleite, auf EU-Ebene lassen Sie die chemische In-
    dustrie hängen und die Grüne Gentechnik hungern Sie
    aus.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


    Bei uns wird kein technisches Großprojekt mehr ge-
    baut, wenn man einmal vom Forschungsreaktor Mün-
    chen II in Bayern absieht. In Frankreich dagegen wird
    mit viel Pomp und Stolz die Brücke über den Tarn als
    das Vorzeigeobjekt französischer Ingenieurskunst gefei-
    ert. Dort ist Technik eben auch Teil der Kultur.

    Frau Burchardt, mehr Geld für Forschung gibt es eben
    nicht; denn die mageren Steigerungen unterliegen schon
    jetzt wieder so vielen Sparauflagen, Minderausgaben
    und dauerhaften Sperrungen, dass der Haushalt 2005 im
    Endeffekt auch wieder ein Minus zeigen wird.


    (Ulla Burchardt [SPD]: Falsch!)

    Kurz vor Weihnachten gab es eine schöne Besche-

    rung. In dem Bericht zur technologischen Leistungsfä-
    higkeit, den Sie quasi unter Ausschluss der Öffentlich-
    keit präsentiert haben, wurde es auf den Punkt gebracht
    – ich zitiere –:

    Die Aufholjagd auf dem Gebiet der Spitzentechnik
    in Deutschland ist zum Erliegen gekommen.

    Das ist nicht unsere Analyse, sondern die der Experten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Experten sind Sie nicht, das ist wahr!)


    Die Bundesregierung sagt sich, dass so etwas nicht noch
    einmal passieren darf. Statt aber die Ärmel hochzukrem-
    peln, sich an die Arbeit zu machen und Innovations-
    hemmnisse wegzuräumen, will die Bundesregierung die
    Berichterstattung zur technologischen Leistungsfähig-
    keit einfach einstellen. Wie ist die Situation im Land?
    Zum Ersten haben wir seit Ende der 90er-Jahre mehr als
    2 Millionen Industriearbeitsplätze verloren, was deshalb
    so verheerend ist, weil die gesamte innovative und tech-
    nologische Entwicklung natürlich an die Industriepro-
    duktion gebunden ist. Zum Zweiten forcieren Sie den
    Ausstieg aus Zukunftstechnologien. Die Pflanzen der
    Zukunft sollen überall, nur nicht in Deutschland wach-
    sen. Ich kann an dieser Stelle Jens Katzek zitieren, den
    Geschäftsführer von „Bio Mitteldeutschland“, der sagt:

    Widersinnig ist, dass die Bundesregierung die
    Pflanzenbiotechnologie seit 1998 mit über 100 Mil-
    lionen Euro allein aus Projektmitteln unterstützt
    hat, Geld, das jetzt teilweise wirkungslos verpufft,

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    (C (D weil der Gesetzgeber agrarische Gentechnik unmöglich macht. Natürlich waren wir auch nicht an der Entwicklung euer Kernreaktoren beteiligt. – Die letzte Diplomareit aus dem Bereich der Kerntechnik stammt übrigens us dem Jahre 2001. Seit dieser Zeit kam auf diesem Geiet nichts mehr. Es zeichnet sich ein eklatanter Mangel n Nachwuchswissenschaftlern ab. 33 000 Ingenieure erden jährlich fertig. Diese ersetzen gerade einmal die euen Ruheständler. Herr Kasparick – Frau Bulmahn ist heute nicht da; die ilanz des Jahres der Technik scheint ihr nicht wichtig u sein –, (Ulla Burchardt [SPD]: Sie haben doch eben gehört, warum nicht! Meine Güte! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ziemlich billig!)


    (Jörg Tauss [SPD]: Ach, Frau Reiche!)


    nsere Antwort lautet: viermal K – Köpfe, Konzepte,
    apital und Klima.
    Fangen wir mit den Köpfen an. Der Wettbewerb der

    ukunft ist auch ein Wettbewerb um Köpfe. Die PISA-
    rgebnisse werden wieder einmal durchgestochen. Der
    arteifreund von Frau Bulmahn auf OECD-Ebene,
    ndreas Schleicher, propagiert die Einheitsschule quasi
    eflexartig.


    (Ulla Burchardt [SPD]: Das hat bei Ihnen ja Methode!)


    rau Bulmahn sekundiert als sein braves Echo hierzu-
    ande.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, wa-

    um das nicht funktioniert, können Sie auch bei Ihrer
    arteifreundin nachlesen.


    (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

    rau Behler schrieb in der „FAZ“ vom 9. Dezem-
    er 2004 nämlich:

    Daß die deutsche Gesamtschule mit ihren Leis-
    tungsergebnissen und ihrem gescheiterten Versuch,
    den Zusammenhang von sozialer Herkunft und
    Kompetenz zu verringern, nicht gerade ein attrakti-
    ves Gegenmodell zum gegliederten Schulsystem
    ist, wird verschwiegen, eine Analyse ihrer Schwä-
    chen geradezu verweigert.

    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Hört! Hört! – Werner Lensing [CDU/CSU]: Sie hat Recht!)


    Unter K wie Köpfe fallen auch die Studenten, Natur-
    issenschaftler und Nachwuchswissenschaftler. Unsere
    ochschulen müssen die besten Köpfe halten und die
    liten weltweit gewinnen. Mit dieser Bundesregierung
    ann man aber nicht einmal rational über Studienbei-
    räge diskutieren. Offensichtlich braucht diese Bundesre-
    ierung immer ein vernichtendes Urteil des Bundesver-
    assungsgerichts, bevor die Dinge anders werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    13852 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 148. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember 2004


    (A) )



    (B) )


    Katherina Reiche

    Wir finden, das humboldtsche Ideal „Forschung aus

    Lehre“ ist so aktuell wie eh und je. Also muss die For-
    schung zurück an die Hochschulen. Unser Vorschlag, an
    den Hochschulen in den neuen Bundesländern Innova-
    tionsgruppen einzurichten, liegt auf dem Tisch. Sie müs-
    sen nur noch handeln.

    Die Bedingungen in Deutschland für junge Forscher
    sind wenig attraktiv. Unter anderem hat das noch einmal
    Michael Pragnell festgestellt, der Vorstandsvorsitzende
    von Syngenta: „Jeder Wissenschaftler wird doch in Eu-
    ropa depressiv, wenn er sich in unerwünschter Umge-
    bung fühlt oder ihm ständig Steine in den Weg gelegt
    werden.“


    (Jörg Tauss [SPD]: Oder solche Reden hört!)

    Genau das passiert hier in Deutschland.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Solche Reden machen depressiv!)


    Wir brauchen Konzepte. Vorsprung durch Innovation
    muss erarbeitet werden. Dazu braucht man einen Plan
    und ein Ziel. Sie haben nichts von beidem. Stattdessen
    wird die Eigenheimzulage als Vergangenheitssubvention
    bezeichnet.


    (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

    Wieso aber Familien mit Kindern die Vergangenheit und
    Steinkohle die Zukunft darstellen soll, kann in diesem
    Haus keiner erklären.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Bei der strategischen Forschungsförderung braucht
    man mehr als nur ein neues Wording. Das, wo heute Na-
    notechnologie draufsteht, hieß vor zwei bis drei Jahren
    noch Chiptechnologie oder Mikrosystemtechnik. Bei der
    Energieforschung wird Frau Bulmahn zwischen Herrn
    Trittin und Herrn Clement völlig zerrieben. Da hat sie
    gar nichts zu sagen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Aber ich sage Ihnen: Ohne Kerntechnik wird es in
    Deutschland nicht gehen. Es dauert zehn Jahre, bis wir
    das eingeholt haben, was wir jetzt im Bereich der Kern-
    forschung verpassen. Finnland baut mit deutscher Ex-
    pertise neue Reaktoren und Deutschland steht am Gar-
    tenzaun.


    (Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: So ist es!)


    Ich komme zum Thema Kapital.

    (Jörg Tauss [SPD]: Ich dachte, Sie kommen zum Schluss!)

    Ob der Mittelstand oder Start-ups innovieren können,
    hängt von den Möglichkeiten der Finanzierung ab. Diese
    sind in Deutschland schlecht – siehe Beteiligungskapital.
    Ein Dachfonds für Risikokapital ist seit Anfang des Jah-
    res angekündigt. Bisher ist kein einziger Euro geflossen.
    Im Haushalt des BMWA findet sich doch tatsächlich ein

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    (C (D ightech-Gründerfonds. Aber dieser ist von vornherein esperrt. Last, but not least möchte ich etwas zum Klima sa en. Das Innovationsklima ist wichtig; denn es ist letztndlich die halbe Miete. Es ist in Ordnung, wenn im anzleramt Gespräche zwischen Wissenschaft und Wirtchaft moderiert werden. Doch muss sich der Bundesanzler schon fragen lassen, ob er den Johannes B. erner der Innovationsshows geben will oder ob endlich ehandelt wird. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie sind ignorant! Das ist doch unglaublich!)


    avon ist nichts zu sehen; denn er überlässt jedes Inno-
    ationsfeld, ob Grüne Gentechnik, Chemie oder Energie,
    er Ökopartei als Spielwiese.
    Ist Ihnen eigentlich die energieeffiziente Schule oder

    in Radiosender am Ende dieses Jahres der Technik
    icht selbst peinlich?


    (Jörg Tauss [SPD]: Sie sind peinlich!)

    ie Aufgabe von Frau Bulmahn wäre es, dort dagegen-
    uhalten, wo es gegenüber neuen Technologien Skepsis
    ibt. Sie müsste die Forschungsbegeisterung ins Land
    ragen. Aber dafür müsste sie von ihrer Sache überzeugt
    ein. Ich habe meine Zweifel, ob sie das ist.
    Das Jahr der Technik endet ohne Perspektive. Aber
    gottlob – es ist schon wieder Neues geplant; denn im
    ächsten Jahr werden wir das Einstein-Jahr begehen. Mit
    igantischen 10 Millionen Euro werden teure PR-Schlach-
    en gestartet. Man wird zum Beispiel Einstein-Sprüche
    uf öffentlichen Gebäuden anbringen. Es gibt Konzerte
    nd Lesungen. Albert Einstein wird quasi zur Popikone.
    er Rummel geht also weiter, aber die Probleme lösen
    ie nicht.
    Ich möchte Ihnen ein Zitat von Albert Einstein mit

    uf den Weg geben. Es heißt:
    Persönlichkeiten werden nicht durch schöne Reden
    geformt, sondern durch Arbeit und eigene Leistung.

    as erwarten wir von der Bundesregierung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)