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ID1514108800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/141 Tagesordnungspunkt I.13: Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 15/4304, 15/4323) . . . . . . . . . . Michael Glos (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble (CDU/CSU) . . . . . Michael Glos (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Hans Eichel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Dr. Angela Merkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I.14: Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 15/4305, 15/4323) . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/ CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP: Fälschungen der ukrainischen Präsidentschaftswahlen (Drucksache 15/4265) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Friedbert Pflüger (CDU/CSU) . . . . . . . . . 13007 B 13007 D 13014 D 13023 A 13024 B 13024 C 13026 C 13029 C 13035 B 13066 D 13067 A Deutscher B Stenografisc 141. Si Berlin, Mittwoch, den I n h a Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2005 (Haushaltsgesetz 2005) (Drucksachen 15/3660, 15/3844) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 2004 bis 2008 (Drucksachen 15/3661, 15/3844, 15/4326) 13066 B 13007 A 13007 B Franz Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Glos (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . 13042 D 13044 A 13048 D undestag her Bericht tzung 24. November 2004 l t : Gerhard Rübenkönig (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Peter H. Carstensen (Nordstrand) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Petra-Evelyne Merkel (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13050 B 13052 C 13054 D 13056 B 13057 C 13059 C 13061 C 13062 B 13064 A 13064 A Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . 13067 A 13070 B 13071 D II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 141. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2004 Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Hintze (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Mark (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Kurt Bodewig (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerd Müller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I.15: Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 15/4312, 15/4323) . . . . . . . . . . in Verbindung mit Tagesordnungspunkt I.16: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchsetzung der Gleichstellung von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr (Soldatin- nen- und Soldatengleichstellungsdurch- setzungsgesetz – SDGleiG) (Drucksachen 15/3918, 15/4255) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Ursula Lietz, Christian Schmidt (Fürth), Annette Widmann-Mauz, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der CDU/CSU: Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsdurch- setzungsgesetz zügig umsetzen – zu dem Antrag der Abgeordneten Ursula Lietz, Anita Schäfer (Saal- stadt), Christa Reichard (Dresden), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der CDU/CSU: Frauen und Fa- milien in der Bundeswehr stärken und fördern – zu dem Antrag der Abgeordneten Ina Lenke, Klaus Haupt, Helga Daub, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Bundeswehr stärken – Be- schäftigungsbedingungen für Solda- tinnen und Soldaten verbessern (Drucksachen 15/3717, 15/3049, 15/3960, 15/4255) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13073 C 13075 D 13078 A 13081 D 13082 D 13086 A 13087 B 13088 A 13089 C 13091 B 13091 C 13091 D Dietrich Austermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Günther Friedrich Nolting (FDP) . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Schmidt (Fürth) (CDU/CSU) . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Lietz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Georg Wagner, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . Bernd Siebert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Merten (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dietrich Austermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Merten (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I.17: Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 15/4318, 15/4323) . . . . . . . . . . Jochen Borchert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Karl Diller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Schulte (Hameln) (SPD) . . . . . . . . . . Markus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Schulte (Hameln) (SPD) . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Brigitte Schulte (Hameln) (SPD) . . . . . . . Markus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Jürgen Hedrich (CDU/CSU) . . . . . . . . 13092 A 13094 B 13097 C 13098 B 13100 A 13101 B 13103 B 13103 C 13104 C 13105 D 13107 D 13109 A 13109 C 13111 A 13113 A 13113 C 13113 D 13115 A 13115 A 13116 B 13116 D 13117 A 13118 D 13120 C 13121 B 13122 A 13122 D 13124 A 13125 B 13125 D 13127 C 13128 C 13130 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 141. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2004 III Karin Kortmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Maria Michalk (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2005 (Haus- haltsgesetz 2005), hier: Einzelplan 04 (Tagesordnungspunkt I.13) . . . . . . . . . . . . . . 13131 A 13132 D 13133 A 13133 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 141. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2004 13007 (A) (C) (B) (D) 141. Si Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 141. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2004 13133 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2005 (Haushaltsgesetz 2005), hier: Einzel- plan 04 (Tagesordnungspunkt I.13) Die Stiftung für das sorbische Volk, die mit Zuwen- dungen durch den Bund, den Freistaat Sachsen und das Land Brandenburg die materiellen Grundlagen für den Erhalt, die Bewahrung und Fortentwicklung der sorbi- schen Sprache und Kultur pflegt, organisiert und in enger Abstimmung mit dem Bund Lausitzer Sorben und der Sprache, dem Brauchtum und der Kultur verpflichteten Vereine durchführt, hat in den zurückliegenden Jahren ei- nen permanenten Umstrukturierungsprozess gestaltet. Die Einsparmöglichkeiten sind so voll ausgeschöpft wor- den. Auch für die Zukunft arbeiten die Gremien an Effi- zienzsteigerungen. Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Ferlemann, Enak CDU/CSU 24.11.2004 Fischbach, Ingrid CDU/CSU 24.11.2004 Fritz, Erich G. CDU/CSU 24.11.2004 Haupt, Klaus FDP 24.11.2004 Irber, Brunhilde SPD 24.11.2004 Jonas, Klaus Werner SPD 24.11.2004 Dr. Leonhard, Elke SPD 24.11.2004 Lintner, Eduard CDU/CSU 24.11.2004* * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Maria Michalk (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- Nolte, Claudia CDU/CSU 24.11.2004 Raab, Daniela CDU/CSU 24.11.2004 Scharping, Rudolf SPD 24.11.2004 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 24.11.2004 Dr. Stinner, Rainer FDP 24.11.2004 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 24.11.2004 Wester, Hildegard SPD 24.11.2004 Die von der Bundesregierung im Bundeshaushalts- planentwurf für 2005 vorgesehene Kürzung des Bundes- zuschusses an die Stiftung für das sorbische Volk in Höhe von 775 000 Euro stellt das sorbische Volk jedoch vor die Situation, dass nur durch Reduzierung von Angeboten bzw. Schließung von Kultureinrichtungen die geforderte Einsparsumme erbracht werden kann. Diese Situation haben die Berichterstatter des Haushaltsausschusses aller Fraktionen durch intensiven Kontakt mit den Vertretern in der Lausitz erkannt und sie haben die Aufstockung bei Effizienzsteigerung in Höhe von 500 000 Euro empfoh- len, was der Haushaltsausschuss beschlossen hat. Dafür möchte ich mich als Sorbin ausdrücklich bedanken. Der Antrag der PDS greift noch einmal die bereits ge- führte Diskussion auf. Die intensive Beratung hat deut- lich gemacht, dass die Aufstockung auf 8 Millionen Euro Gesamtzuschuss des Bundes keine Mehrheit im Deut- schen Bundestag findet. Deshalb ist der Antrag populis- tisch. Das ist keine verantwortungsvolle Politik. 141. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Kurt Bodewig


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

    legen! Frau Lötzsch, ich würde Ihren Beitrag ernst neh-
    men, wenn nicht Ihr damaliger Vormann in einer Situa-
    tion, die mit dem, was wir zurzeit in der Ukraine erleben,
    vergleichbar ist, zu Milosevic gepilgert wäre.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Ja, genau!)


    Milosevic sitzt jetzt in Den Haag. Er wird wegen seiner
    verbrecherischen Politik angeklagt. Ich glaube, unter der
    verbrecherischen Politik des damaligen Gesprächspart-
    ners leidet die Balkanregion noch heute. – Das war die
    erste Vorbemerkung.

    Die zweite Vorbemerkung richtet sich an Herrn
    Pflüger. Ich finde, Herr Pflüger, Sie haben heute eine rie-
    sige Chance verpasst. Anstatt Johannes Raus Prinzip
    „Versöhnen statt Spalten“ in solch einer kritischen Situa-
    tion zu praktizieren, haben Sie mit Ihren Ausführungen
    zur Ukraine versucht, eine Spaltung der Politik hier in
    Deutschland zu betreiben, indem Sie dem Bundeskanz-
    ler Dinge unterstellen, die er in seiner Rede heute Mor-
    gen anders formuliert hat.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich finde, das ist kein guter Stil, und ich glaube, dass es
    falsch ist.

    Ich will ausdrücklich auf die Rede von Gert
    Weisskirchen eingehen. Gert Weisskirchen hat in einer
    besonders guten Weise auf die derzeitige historische Si-
    tuation in der Ukraine hingewiesen, eine Situation, die
    klare Signale erfordert. Meine Kollegen von der Opposi-
    tion, ich habe es bedauert, dass es Ihnen nicht gegeben
    war, diesen Ausführungen Applaus zu spenden, denn ich
    finde, es wäre notwendig gewesen. Wir müssen ein Si-
    gnal setzen. Ich glaube, die gemeinsame Erklärung ist
    dafür der richtige Weg.

    Für mich ist Punkt 5 – er betrifft die Anerkennung ei-
    ner Zivilgesellschaft, die um Demokratie ringt und eine
    Wahlverfälschung nicht zulässt – besonders wichtig.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn die Ukraine ein Grenzland ist – das scheint die
    wörtliche Übersetzung zu sein –, dann geht es dabei
    wohl um die Grenze zur EU. Die Ukraine darf aber nicht
    an der Grenze zur Demokratie liegen. Ich glaube, des-
    halb ist dieses Signal, diese Entschließung, zu diesem
    Zeitpunkt genau das Richtige.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich will auch auf die Europapolitik eingehen. Ich
    glaube, wir sollten die Europapolitik vor dem Hinter-
    grund betrachten, dass wir uns in einer Zeit befinden, in
    der es gelungen ist, eine große Erweiterung zu erreichen,
    und in der durch die neue Verfassung eine Vertiefung be-
    vorsteht. Es ist klar: Mit den Regeln von Nizza kann
    man ein Europa der 25 nicht gestalten. Wir brauchen die-
    sen Verfassungsvertrag. Es ist wichtig, dass wir alle uns
    dafür einsetzen, dass er realisiert wird.

    Ich habe noch die Ausführungen der CSU im Ohr – es
    stand Ende Oktober in der „FAZ“ –, denen zufolge es
    der CSU wohl nicht möglich war, der Verfassung zuzu-
    stimmen. Das sollten Sie noch einmal überdenken. Sie
    sollten das, was Sie proklamieren, Europa ernst zu neh-
    men, auch praktizieren. Hier haben Sie noch einen Lern-
    prozess vor sich. Aber der ist ja nicht ausgeschlossen.

    Mir ist noch ein anderes Thema wichtig, nämlich die
    Lissabonstrategie. Der Wim-Kok-Bericht ist ehrlich,
    treffend und zeigt, dass die Vereinbarung der Staatschefs
    von vor vier Jahren in der Euphorie der damaligen Situa-
    tion der Entwicklung des Internets und einer Aktienent-
    wicklung, die damals zu großen Hoffnungen führten,
    aber nicht eingetroffen sind, korrigiert werden muss. Ich
    glaube, dass das Ziel von Lissabon nach wie vor richtig
    ist. Wir müssen uns global als wissensbasierten Wirt-
    schaftsraum verstehen und diesen fortsetzen. Der Kok-
    Bericht schlägt vor: Verbesserung der Wissensgesell-
    schaft, Vollendung des Binnenmarktes, Schaffung eines
    besseren Unternehmensklimas, schnellere Unterneh-
    mensgründungen, Anpassungsfähigkeit der Arbeits-
    märkte und schließlich auch Investitionen und Ökoin-
    vestitionen. Dies ist ein richtiger und erfolgreicher Weg.

    Thomas Mirow, der deutsche Vertreter in der Kom-
    mission von Wim Kok, meinte, dass die grundlegende
    Ratio von Lissabon gültiger ist denn je: Keine europäi-
    sche Nation kann auf sich allein gestellt im weltweiten
    Wettbewerb erfolgreich agieren. Jeder Schritt eines EU-






    (A) (C)



    (B) (D)


    Kurt Bodewig

    Mitgliedstaates zu mehr Wachstum und Wettbewerbs-
    stärke gewinnt an Durchschlagskraft, wenn er mit ande-
    ren Mitgliedstaaten abgestimmt ist. – Das ist richtig und
    gilt nach wie vor.

    Wir müssen auch unsere eigenen Hausaufgaben ma-
    chen. In diesem Bereich ist fast anderthalb Dekaden
    nichts geschehen. Wir realisieren jetzt die Agenda 2010.
    Diese Agenda 2010 versteht sich in der Logik des Be-
    richts von Wim Kok. Wir müssen dies den Bürgern ver-
    mitteln. Aber wir sollten den Bürgern auch vermitteln,
    dass wir auf europäischer Ebene Probleme überwiegend
    nicht durch Mehrausgaben lösen können, während wir
    hier nach den Kriterien des Wachstums- und Stabilitäts-
    paktes eine klare Sparpolitik betreiben. Ich glaube, das
    geht nicht überein. Wir sollten sehr deutlich machen,
    dass wir eine Entwicklung brauchen, die Europa in Ge-
    samtheit versteht, und dass wir diesen Stabilitäts- und
    Wachstumspakt in beiden Teilen ernst nehmen.

    Nachdem ich gerade die Kritik von Herrn Hintze ge-
    hört habe, frage ich mich, warum damals in den Wachs-
    tumspakt nicht die große Leistung der deutschen Einheit
    eingearbeitet worden ist. Wir würden heute anders daste-
    hen, wenn man dies zur Grundlage hätte. Einige Ihrer
    Vorwürfe sind mehr als unzutreffend. Deswegen glaube
    ich, dass wir die Lissabonstrategie als europäisches Mo-
    dell weiterentwickeln sollten. Es ist notwendig, dass wir
    in diesem Bereich vorankommen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich möchte auf einen Punkt der Lissabonstrategie ein-
    gehen: die Herstellung eines einheitlichen Binnenmark-
    tes. Wir werden uns bei der Dienstleistungsrichtlinie
    entscheiden müssen, ob wir Entbürokratisierung – die ist
    dort auch angelegt – oder einen ausschließlichen Ab-
    bruch von Regeln und damit Deregulierung wollen. Das
    Herkunftslandprinzip und seine Dominanz in dieser
    Richtlinie sagt nichts anderes, als dass wir faktisch eine
    Inländerdiskriminierung erhalten werden und dass wir
    faktisch einen – unzulässigen – Druck auf soziale, öko-
    logische und ökonomische Standards erhalten werden.
    Dies ist ein desintegrierender Weg, weg von einer Har-
    monisierung in Europa, hin zu einem Europa der Her-
    kunftsländer,


    (Beifall bei der SPD)

    deren Bedingungen dann in dem jeweils anzuwendenden
    Land nicht kontrolliert werden können.

    Hier sollten wir uns entscheiden. Das ist eine Diskus-
    sion, die wir in diesem Parlament gemeinsam führen
    müssen. Aber in einem bin ich mir sicher: Dieses Europa
    ist stark, genauso stark wie die Bundesrepublik Deutsch-
    land.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich bitte die Damen und Herren von der Opposition: Ma-
    chen Sie bei Europa nicht den gleichen Fehler, den Sie
    mit diesem Land machen. Reden Sie Europa nicht ka-
    putt, sondern lassen Sie uns Europa gemeinsam entwi-
    ckeln.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    In diesem Sinne ist eine solche Debatte unter europäi-
    scher Sichtweise eine sinnvolle.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat der Kollege Dr. Gerd Müller, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gerd Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

    Sorge um die Entwicklungen in der Ukraine berührt uns
    alle. Wir haben das Bemühen des Außenministers zur
    Kenntnis genommen. Aber wir sind der Meinung, dass
    der Bundeskanzler hier Farbe bekennen muss.


    (Gernot Erler [SPD]: Das hat er heute getan!)

    Morgen ist dazu Gelegenheit. Beim EU-Russland-Gipfel
    muss dieses Thema auf die Tagesordnung. Das Ziel
    muss eine gemeinsame Erklärung zur Überprüfung der
    Wahl und zum Weg zur Demokratie in der Ukraine sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ich kann mir vorstellen, warum der Bundesaußenmi-
    nister so emotional reagiert, wenn ich beim Thema Men-
    schenrechte von den Seelenverkäufern bei den Grünen
    rede.


    (Zuruf von der SPD: Was soll denn dieser Ausdruck?)


    Der Punkt ist: Dieser Bundeskanzler fällt Gaddafi im
    Wüstenzelt um den Hals. Er fordert die Aufhebung des
    Waffenembargos gegenüber China. Bei „Beckmann“
    sagte Schröder vor zwei Tagen, Putin sei ein „lupenrei-
    ner Demokrat“ – und das angesichts der Entwicklungen
    in Russland!


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das stimmt auf keinen Fall!)


    Meine Damen und Herren, hier würde auch ich, wenn
    ich Ihr grüner Koalitionspartner wäre und an das in Ihrer
    Partei früher so hoch gehaltene Thema Menschenrechte
    denke würde, Bauchschmerzen bekommen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird heute noch hoch gehalten!)


    Lassen Sie mich zur Außenpolitik zurückkommen;
    denn am Ende dieser außenpolitischen Debatte sollte
    auch Bilanz über Erfolge und Misserfolge gezogen wer-
    den. Herr Außenminister Fischer, wir sind der Meinung,
    dass Ihre Amtszeit in der Vergangenheit von drei ent-
    scheidenden politischen Fehlern geprägt wurde: Erstens.
    Sie tragen die Verantwortung für eine nachhaltige Be-
    schädigung der transatlantischen Beziehungen. Zwei-
    tens. Sie haben durch Ihre Politik NATO und EU gespal-
    ten.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Gerd Müller


    (Willi Zylajew [CDU/CSU]: Herr Fischer ist ja gar nicht mehr da!)

    Drittens. Herr Bundesverteidigungsminister, Deutsch-
    land ist nicht mehr abwehrbereit; darauf werden wir in
    der nachfolgenden Debatte noch eingehen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gernot Erler [SPD]: Sie sollten auswandern, Herr Müller!)


    Nun komme ich zur Störung der transatlantischen
    Partnerschaft. Diese Bundesregierung hat es geschafft,
    unsere Freundschaft mit Amerika zu gefährden. Es ge-
    nügt nicht ein Telefonanruf, um dies wieder in Ordnung
    zu bringen. Neben der nachhaltigen Störung des transat-
    lantischen Verhältnisses ist der zweite gravierende Feh-
    ler Ihrer politischen Amtszeit die von Ihnen aktiv betrie-
    bene Spaltung der Europäischen Union und der
    NATO.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo lebt der Mann?)


    In der Irakfrage sind Sie einen deutschen Sonderweg
    gegangen. Sie haben einen Pralinengipfel einberufen.
    Wenn ich an die Bildung der Achse Paris–Berlin–Mos-
    kau denke, dann sage ich Ihnen: Das ist nicht der ge-
    meinsame Weg in die Zukunft zur Lösung der großen
    Herausforderungen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es gibt eine Grundübereinkunft zur Lösung dieser

    großen Probleme im internationalen Bereich. Die euro-
    päische Einheit und die transatlantische Partnerschaft
    sind keine sich ausschließenden Alternativen.


    (Kurt Bodewig [SPD]: Stimmt!)

    Es ist unsere Aufgabe, die Aufgabe des deutschen Au-
    ßenministers und des deutschen Bundeskanzlers, außen-
    politisch die Balance zwischen europäischer Einheit,
    transatlantischer Partnerschaft und internationaler Zu-
    sammenarbeit zu finden.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die neuen
    und großen sicherheitspolitischen Herausforderungen
    sind ohne die USA nicht zu bewältigen; in der verteidi-
    gungspolitischen Debatte wird darauf eingegangen wer-
    den. Nachdem die Bundeswehrreform durchgeführt
    wurde, ist Deutschland, was beispielsweise die Abwehr
    terroristischer Angriffe im eigenen Land betrifft, nur
    noch bedingt abwehrbereit und abwehrfähig. Ich gebe
    den Stimmen von Rot und Grün Recht, die sagen: Sie
    haben die Bundeswehr in immer neue Auslandseinsätze
    geschickt sowie die Truppenstärke und die zur Verfü-
    gung stehenden Haushaltsmittel gekürzt. Jetzt machen
    Sie sich an die Abschaffung der Wehrpflicht und ver-
    nachlässigen die Landesverteidigung. Das ist ein unver-
    antwortlicher Weg.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich zum Thema Verfassungsvertrag an

    den Kollegen Hintze anknüpfen. Wir werden Anfang
    kommenden Jahres den Prozess der Ratifikation des Ver-
    fassungsvertrages einleiten.


    (Kurt Bodewig [SPD]: Stimmen Sie zu?)

    Diesen Prozess haben wir vor uns. Dieser Verfassungs-
    vertrag ist eine große Herausforderung für die Zukunft
    der Europäischen Union.


    (Kurt Bodewig [SPD]: Was macht die CSU?)

    Im Zusammenhang mit seiner Ratifizierung stellen sich
    neue Fragen, was die Zusammenarbeit von Parlament
    und Regierung betrifft.


    (Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Die ist nicht anwesend!)


    Die Unionsfraktion bringt in den Ratifikationsprozess
    die Forderung ein, dem Deutschen Bundestag bei der
    europäischen Rechtsetzung in Zukunft ein maßgebliches
    Mitwirkungsrecht einzuräumen, wie es die Bundeslän-
    der bereits heute in ihren eigenen Angelegenheiten ha-
    ben. Wir wollen in der europäischen Gesetzgebung die
    Gleichstellung des Bundestages mit dem Bundesrat.
    Dazu bedarf es einer Grundgesetzänderung, zumindest
    einer Änderung einfacher Gesetze. Dies müssen wir im
    Zusammenhang mit dem Ratifikationsprozess miteinan-
    der besprechen. Wir wollen mehr Rechte für die Parla-
    mente, nicht für die Bürokratie. Wir wollen mehr Rechte
    für das Volk und nicht für die Bürokraten in Europa,
    nicht von oben nach unten.


    (Kurt Bodewig [SPD]: Stimmen Sie denn zu?)

    Der Bundesaußenminister hat unser Gesprächsangebot
    dazu bisher abgelehnt, er hat es nicht angenommen. Das
    kann nicht der Weg nach vorne sein.


    (Kurt Bodewig [SPD]: Stimmen Sie denn zu?)

    Ich möchte zum Thema Türkei nur ein paar wenige

    Sätze anfügen; unsere Position ist klar. Aber in wenigen
    Tagen steht der europäische Gipfel an. Dabei steht eine
    Entscheidung an, die uns über zehn oder 20 Jahre, viel-
    leicht darüber hinaus, binden wird; eine unumkehrbare
    Entscheidung. Herr Außenminister Fischer, Sie haben
    einmal in einer Diskussion gesagt: Das ist eine 51 : 49-
    Entscheidung. Sie waren argumentativ einmal auf der
    anderen Seite. Aber eines ist klar: Die Mitgliedschaft der
    Türkei in der Europäischen Union ist der Abschied von
    der Vision der Politischen Union in Europa.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir müssen dies wissen. Deshalb sagt die Union Nein
    zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Tür-
    kei. Wir sagen Ja zur Freundschaft, zur Partnerschaft,
    zum Ausbau unserer wirtschaftlichen, kulturellen und
    Sicherheitspartnerschaft. Die Türkei ist ein Freund und
    sie wird ein Freund bleiben. Aber wir müssen mit unse-
    ren Freunden aufrichtig umgehen: Die Türkei gehört we-
    der geographisch noch kulturell zur Europäischen
    Union. Die Türkei ist doppelt so groß wie Deutschland.
    Eine Vollmitgliedschaft bedeutet Freizügigkeit. Freizü-
    gigkeit heißt nach Aussagen der EU-Kommission: 2 bis
    3 Millionen Menschen, die der Armut Anatoliens ent-
    fliehen und in die Europäische Union einwandern
    werden. Migration – Kosten – Integration. Wir leisten






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Gerd Müller

    die große Aufgabe der Integration in Deutschland schon
    heute nicht befriedigend. 80 Prozent der in Berlin einge-
    schulten sechsjährigen türkischen Kinder sprechen kein
    Wort Deutsch. Daran wird deutlich, dass wir schon heute
    bei der Integration der türkischen Mitbürger scheitern.
    Wir müssen zunächst einmal diese dringenden Probleme
    angehen, bevor wir die Türen aufmachen und den EU-
    Beitritt propagieren.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Sehr gut und sehr treffend hat Klaus-Dieter

    Frankenberger den Kurs deutscher Außen- und Verteidi-
    gungspolitik in der „FAZ“ umschrieben, Herr Fischer
    – ich möchte ihn hier zitieren; die Überschrift lautet
    „Hakenschlagen ohne Ziel“ –:

    Die Bundesregierung ist dabei, die wichtigste Platt-
    form, auf der sie steht und auf der sie weltpolitisch
    spielen kann, die Europäische Union, zu beschädi-
    gen. Sie träumt von Multipolarität und gelegentlich
    von Gegenmachtbildung. Aber das ist ein Albtraum
    gefährlicher Selbstüberschätzung. Daß auf
    Schröders Prioritätenliste China, Indien und Russ-
    land ganz oben stehen, ist ein außenpolitischer
    Schwenk, ein Traditionsbruch. Der ist riskant, wenn
    nicht geschichtsblind, weil er die Bedeutung, die
    Amerika nach wie vor für Deutschland hat, unter-
    schätzt und die Zentralität einer festgefügten Union
    für die deutschen Interessen ignoriert.

    Ich kann Klaus-Dieter Frankenberger hier nur zustim-
    men.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU)