Rede:
ID1512312100
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Metadaten- insert_drive_fileAus Protokoll: 15123
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tocInhaltsverzeichnisPlenarprotokoll 15/123 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 7: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum qualitätsorientierten und bedarfsgerechten Ausbau der Tagesbe- treuung und zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe (Tagesbetreu- ungsausbaugesetz – TAG) (Drucksache 15/3676) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Gerda Hasselfeldt, Maria Eichhorn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Elternhaus, Bil- dung und Betreuung verzahnen Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Link (Diepholz) (CDU/CSU) . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Riemann-Hanewinckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Link (Diepholz) (CDU/CSU) . . . . . . . 11191 B 11202 C 11203 B 11205 B 11206 C 11207 D 11209 A 11210 A 11210 C 11210 D Deutscher B Stenografisc 123. Si Berlin, Donnerstag, de I n h a Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2005 (Haushaltsgesetz 2005) (Drucksache 15/3660) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2004 bis 2008 (Drucksache 15/3661) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 11191 A 11191 B (Drucksache 15/3488) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 11191 C undestag her Bericht tzung n 9. September 2004 l t : Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Ina Lenke, Klaus Haupt, Otto Fricke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Solides Finanzie- rungskonzept für den Ausbau von Kinder- betreuungsangeboten für unter Dreijährige (Drucksache 15/3512) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Böhmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11191 D 11191 D 11196 A 11198 B 11199 B 11200 C Jutta Dümpe-Krüger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11211 A 11212 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch (Drucksache 15/3674) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Rainer Brüderle, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Möglichkeiten der privaten Arbeitsver- mittlung durch marktgerechte Ausgestal- tung der Vermittlungsgutscheine verstärkt nutzen (Drucksache 15/3513) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Friedrich Merz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . Karl-Josef Laumann (CDU/CSU) . . . . . . . Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) . . . . . . . . Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 11213 D 11213 D 11214 A 11218 D 11220 C 11225 C 11227 D 11229 D 11233 A 11234 A 11235 C 11237 A 11239 A 11240 B 11240 D 11241 A 11241 D 11242 B 11244 D 11246 C 11247 C 11249 B 11250 A Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD) . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Doris Meyer (Tapfheim) (CDU/CSU) . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albrecht Feibel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Michael Müller (Düsseldorf) (SPD) . . . . . . . Dr. Rolf Bietmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 9: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Auto- bahnmautgesetzes für schwere Nutz- fahrzeuge (Drucksache 15/3678) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Mautbefreiung für humanitäre Hilfs- transporte (Drucksache 15/3489) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Königshofen (CDU/CSU) . . . . . . . . Wolfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11251 C 11254 A 11256 A 11257 D 11259 D 11261 B 11262 D 11265 B 11265 D 11266 A 11267 C 11269 D 11271 C 11271 C 11271 D 11274 B 11276 D 11279 A 11281 B 11283 C 11285 A 11286 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 III Lena Strothmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Reinhard Weis (Stendal) (SPD) . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . Klaus Minkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Werner Kuhn (Zingst) (CDU/CSU) . . . . . . . . Einzelplan 10 Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Manfred Helmut Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . Dr. Peter Jahr (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11288 A 11290 B 11291 C 11292 C 11294 C 11296 C 11298 B 11300 B 11302 A 11303 C 11304 D 11306 C 11308 D 11309 D 11310 D 11312 D 11315 B 11317 C 11319 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 11191 (A) (C) (B) (D) 123. Si Berlin, Donnerstag, de Beginn: 9
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folderAnlagenDeutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 11319 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung der NATO Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Barthel (Berlin), Eckhardt SPD 09.09.2004 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 09.09.2004 Dr. Guttmacher, Karlheinz FDP 09.09.2004 Meckel, Markus SPD 09.09.2004 Raidel, Hans CDU/CSU 09.09.2004* Schauerte, Hartmut CDU/CSU 09.09.2004 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 09.09.2004 Schöler, Walter SPD 09.09.2004 Schösser, Fritz SPD 09.09.2004 Schreck, Wilfried SPD 09.09.2004 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 09.09.2004 Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 09.09.2004 Ulrich, Hubert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.09.2004 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 09.09.2004 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 123. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
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insert_commentVorherige Rede als Kontext
Rede von Winfried Hermann
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe
Kollegin Homburger, Sie haben Ihre Rede damit begon-
nen, dass Sie gesagt haben: Wir alle wollen doch ge-
meinsam das Gute; wir unterscheiden uns nur im Weg.
Sie haben Ihre Rede damit beendet, dass Sie festgestellt
haben, dass der Umweltminister selber auf gar keinen
Fall etwas Gutes will, sondern nur ein Ideologe ist. Ich
finde, das ist kein besonders guter kommunikativer Stil;
damit kommen wir nicht weiter.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)
Meine Damen und Herren, in Haushaltsdebatten wird
bisweilen entweder grundsätzlich kritisiert und der
Metadaten/Kopzeile:
11260 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004
(A) (C)
(B) (D)
Winfried Hermann
Haushalt an sich vergessen oder es wird nur haushalte-
risch kritisiert. Ich will versuchen, beide Elemente, den
Haushalt und die grundsätzliche Politik, miteinander zu
verbinden.
Diese Haushaltsberatungen stehen wie auch die Bera-
tungen der letzten Jahre unter dem schwierigen Vorzei-
chen, dass wir Haushaltskonsolidierung betreiben
müssen. Egal, welcher Couleur wir angehören, wir müs-
sen uns Gedanken um die Frage machen, wo und wie ge-
spart wird und ob an der richtigen Stelle gespart wird.
Mir ist wichtig, aus Sicht der Grünen deutlich zu ma-
chen, dass eine Verschärfung beim Sparen insofern aus
dem Subventionsabbaupapier von Koch und Steinbrück
herrührt, als jetzt pauschal gekürzt werden muss, wobei
es egal ist, ob es sich um sinnvolle ökologische Zu-
kunftsinvestitionen handelt – ich nehme an, dass auch
Sie nicht abstreiten werden, dass es solche sinnvollen
Fördermaßnahmen gibt – oder ob es sich um Subventio-
nen in alte Strukturen oder für eine alte Klientel handelt.
Aus grüner Sicht ist es notwendig, hier zu differenzieren.
Wir müssen auch bei der Haushaltspolitik deutlich ma-
chen, dass man hier unterscheiden kann. Nur wenn wir
dies schaffen, können wir auch in Haushaltsfragen eine
ökologische Debatte eröffnen.
(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)
Kollege von Weizsäcker hat darauf hingewiesen, dass
der Umweltetat relativ klein und bescheiden ist. Ent-
scheidend ist aber, dass es uns Umweltpolitikern inzwi-
schen gelungen ist, wirklich massiv in zahlreiche andere
Etats einzugreifen, Vorschläge zu machen, wie was ge-
ändert wird, und Programme aufzulegen, die ökologi-
sche Zukunftsfähigkeit fördern. So gibt es beispiels-
weise im Haushalt des Bundesministeriums für Bildung
und Forschung ein Großprogramm für Nachhaltigkeit.
Ferner gibt es Projekte im Umfang von fast 700 Millio-
nen Euro im BMZ, in denen es im Wesentlichen um
nachhaltige Entwicklung, um Wasserversorgung und
Wasserreinigung usw. in Entwicklungsländern geht. Im
Haushalt des Finanzministeriums findet sich die Finan-
zierung der Altlastensanierung, im Wirtschaftsministe-
rium die Energieeffizienzförderung. Bei all diesen Maß-
nahmen, die der nachhaltigen Entwicklung dienen, geht
es stets um Beträge von mehreren 100 Millionen Euro.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)
Kollege Lippold, Sie bringen in fast jeder Debatte das
Argument von der Altbausanierung. Das muss ich Ih-
nen doch einmal vorrechnen. Die letzte CDU-geführte
Bundesregierung hat in ihrem Etat gerade einmal
20 Millionen für Altbausanierung ausgewiesen.
(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: D-Mark!)
– Ja, 20 Millionen DM. – Wir haben im Jahre 2004
360 Millionen Euro; das ist das 36fache. Außerdem ste-
hen 2,2 Milliarden Euro bei der Kreditanstalt für Wie-
deraufbau an Krediten für ökologische Haussanierung
oder den Neubau von Energiesparhäusern zur Verfü-
gung. Dies ist in der Summe weit mehr als das, was Sie
getan haben. Von daher empfinde ich es als vollkommen
daneben und auch als ziemlich ungeschickt von Ihnen,
diesen Punkt anzusprechen. Hier stehen wir wirklich
bestens da.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Was, bestens? Ihr seid aber mit euren Ansprüchen heruntergegangen!)
Wir haben in diesem Etat einige Akzente gesetzt und
trotz der Notwendigkeit des Sparens versucht, not-
wendige Modernisierungsmaßnahmen und Zukunftsin-
vestitionen im Haushalt zu verankern. Das Marktanreiz-
programm für erneuerbare Energien wird auf 193 Mil-
lionen Euro erhöht. Wir hatten einmal 200 Millionen
Euro anvisiert. Unter den gegebenen Bedingungen ist
das, was wir erreicht haben, schon ziemlich viel; es wird
uns mächtig voranbringen. Dies zeigt sich an den vielfa-
chen Formen der Umsetzung. Fahren Sie heute durch
Deutschland und schauen auf die Dächer oder in die
Landschaft, dann erkennen Sie, dass überall die
Energiewende praktiziert wird. Dies haben wir dem
Markteinführungsprogramm, den Forschungsbemühun-
gen, die ebenfalls gefördert werden, und dem Erneuer-
bare-Energien-Gesetz zu verdanken.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)
FDP und CDU haben uns erneut den Vorwurf ge-
macht, wir hätten kein geschlossenes Gesamtkonzept
im Energiebereich.
(Birgit Homburger [FDP]: Ja!)
Das von Ihnen zu hören ist putzig. Immerhin haben wir
schon ein Klimaschutzprogramm, eine ganze Reihe von
energiegesetzlichen Maßnahmen als Bausteine und ein
Atomausstiegsgesetz vorgelegt. Das alles zusammen ist
ein weit entwickeltes und in Ihrer Sprache ein fast schon
geschlossenes Bild.
(Birgit Homburger [FDP]: Aber kein Konzept!)
Es fehlen noch ein paar Mosaik- bzw. Bausteine; aber
wir arbeiten weiter daran.
(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Was ist denn daran ein Konzept?)
In all diesen Jahren haben Sie kritikasterhaft mal ge-
gen das eine und mal gegen das andere geredet, ohne
auch nur in einem einzigen Punkt konsistent gewesen zu
sein. Vielleicht ist es der Einzelne bei Ihnen. Aber wenn
man mit den verschiedenen Flügeln – den Mittelständ-
lern, den Marktwirtschaftlern oder den Ökologen – re-
det, bekommt man jeweils eine andere Antwort.
(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Mit den Haushältern müssen Sie mal reden, Herr Hermann!)
Sie erwarten von uns ein Gesamtkonzept, aber: Wo ist
Ihr Energiekonzept? Sie haben doch in keinem einzigen
Bereich der Energiepolitik ein Konzept, geschweige
denn eines aus einem Guss.
(Birgit Homburger [FDP]: Wir haben es als Bundestagsdrucksache vorgelegt!)
Metadaten/Kopzeile:
Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 11261
(A) (C)
(B) (D)
Winfried Hermann
Wir haben uns der Herausforderung verschrieben,
vom Öl wegzukommen. Wir wollen das nicht nur, son-
dern machen auch konkrete Schritte in diese Richtung,
wir machen Programmvorschläge und entwickeln Strate-
gien, um Schritt für Schritt von dieser Abhängigkeit los-
zukommen. Diese Zukunftsinvestitionen werden sich
doppelt rechnen: ökologisch, weil wir weniger Kohlen-
stoff verbrennen und weniger CO2 ausstoßen, und öko-nomisch, weil wir angesichts der Verteuerung von Gas
und Öl gottfroh sein können, dass wir in Teilbereichen
(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Wie groß ist der Anteil?)
unseres Energieverbrauchs nicht mehr vom Öl abhängig
sind,
(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Wie teuer ist das?)
weil es dank der Effizienzsteigerung auch gelungen ist,
weit weniger Energie als bisher zu verbrauchen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Weg vom Öl? Wo sind eure Erfolge?)
In der Summe kann ich Ihnen sagen: Wir haben schon
einiges getan. Dass das Konzept noch nicht ganz ge-
schlossen ist, mögen Sie verzeihen. Angesichts der Tat-
sache, dass Sie gar kein Konzept haben, sehen wir schon
ziemlich gut aus. Wir sorgen für Zukunftsinvestitionen,
weil wir wissen, dass wir all das, was heute nicht getan
wird, was heute nicht in Zukunftsfähigkeit investiert
wird, morgen bitter bezahlen müssen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)
Rede von Dr. Norbert Lammert
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat nun die Kollegin Doris Meyer, CDU/
CSU-Fraktion.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
-
insert_commentNächste Rede als Kontext
Rede von Doris Meyer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Präsident! Sehr verehrte Kolleginnen und Kolle-
gen! „Echte Verantwortung gibt es nur da, wo es wirk-
lich Antworten gibt.“ Dieses Zitat des Philosophen
Martin Buber führt uns zu einem der Hauptprobleme von
Minister Trittin: fehlende Antworten auf drängende Fra-
gen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Viele Antworten ist die rot-grüne Bundesregierung bis-
her schuldig geblieben, Antworten beispielsweise auf
die Frage nach der Zukunft der Energiepolitik.
Herr Hermann, bereits vor einem Jahr habe ich an die-
ser Stelle ein zukunftsweisendes geschlossenes Energie-
gesamtkonzept angemahnt,
(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Angemahnt“, ja, ja!)
passiert ist immer noch nichts. Die Bundesregierung hält
sich mit Vorschlägen vornehm zurück. Stattdessen re-
agiert sie auf die vielen offenen Fragen mit einem Mehr
an Öffentlichkeitsarbeit. Keine Frage: Gute Öffentlich-
keitsarbeit ist für die Politik wichtig. Mit immer mehr
Öffentlichkeitsarbeit aber fehlende Konzepte, handwerk-
liche Fehler und Schnellschüsse im Gesetzgebungsver-
fahren zu kaschieren ist reines Blendwerk.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Es ist Blendwerk gegenüber den Bürgerinnen und
Bürgern, die ihre Steuergelder beispielsweise im Fall der
Stilllegung des Kernkraftwerks Stade oder in Sachen
Dosenpfand in großformatigen Anzeigen wiederfinden
mussten. Eine Zahl möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:
Fast 1 Million Euro wurden von Juni 2001 bis Mitte
2004 für Dosenpfandwerbung ausgegeben.
(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Hört! Hört!)
Lassen Sie uns nun einen kritischen Blick auf den
Haushalt 2005 werfen. Er wurde weiter abgespeckt,
nach 2004 sollen auch 2005 nominal rund
20,6 Millionen Euro weniger ausgegeben werden. So
weit, so gut, könnte man meinen. Sparen und weniger
ausgeben ist ja prinzipiell ganz in Ordnung. Man muss
aber genau hinsehen: Der Haushalt ist zwar insgesamt
kleiner geworden, aber das Ministerium selbst, die Bun-
desämter für Naturschutz und für Strahlenschutz und das
Umweltbundesamt wollen trotz Umschichtungen fast
100 neue Stellen schaffen. Die Verwaltung wird größer.
Ob das auch dem Umwelt- und Naturschutz zugute
kommt, bezweifele ich ernsthaft.
(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Nicht bei dieser Regierung! – Albrecht Feibel [CDU/ CSU]: Mehr als fraglich!)
Ein Mehr an Verwaltung hat nur selten etwas gebracht.
Trotz der Aufstockung des Personals in der Verwal-
tung kam es in Ihrem Hause zu Versäumnissen bei der
Ausübung der Bundesaufsicht über die Landessammel-
stellen für radioaktive Abfälle. Dieser Fehler kann den
Bund nach dem Bericht des Bundesrechnungshofes rund
7 Millionen Euro kosten. Das sind 7 Millionen Euro, die
dem Umwelthaushalt dann anderswo fehlen werden.
Umwelt? Richtig, da war doch etwas im Haushalts-
entwurf und diese Woche in der Zeitung zu lesen. Zur
Erfüllung seiner Verpflichtungen aus dem Afrikanisch-
Eurasischen Wasservogel-Übereinkommen benötigt Mi-
nister Trittin fast 140 000 Euro. Was man mit diesem
Geld alles machen könnte!
(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Hinfliegen!)
Es gäbe sicherlich sinnvollere Einsatzmöglichkeiten wie
beispielsweise die Förderung von Forschungsprojekten
im Bereich der Energieeffizienz, der Energieeinsparung,
der Brennstoffzellentechnik und der Speichertechnolo-
gie. Hier muss Deutschland schneller vorankommen.
Unsere Unternehmen müssen diese Technik exportieren.
Das ist die Chance für unsere Wirtschaft.
Externer Sachverstand in Form von Beratern wird
auch im nächsten Jahre wieder in steigendem Maße zu-
gekauft; das Ergebnis sieht man. Trotzdem keine ausge-
feilten Konzepte!
Metadaten/Kopzeile:
11262 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004
(A) (C)
(B) (D)
Doris Meyer (Tapfheim)
„Echte Verantwortung gibt es nur da, wo es wirklich
Antworten gibt.“ – Das gilt auch für Ihr so genanntes
Endlagerkonzept; denn „Konzept“ kann es wahrlich
nicht genannt werden.
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
Im jüngsten Bericht des Bundesrechnungshofes wur-
den Ihre Vorstellungen gerügt. Die Arbeit Ihres Hauses
in diesem Bereich sei „nicht zielgerichtet, unwirtschaft-
lich und wenig transparent“. Kurz nach dem Regierungs-
wechsel 1998 haben Sie sich von dem Zwei-Endlager-
Konzept für unterschiedlich stark strahlende Abfälle
verabschiedet. Sie haben all das achtlos und noch im
Siegestaumel der gewonnenen Wahl über Bord gewor-
fen. Sie wollten und wollen noch immer einen Sonder-
weg beschreiten und favorisieren ein einziges Endlager.
Große Teile der Bevölkerung, auch die in meiner
schwäbischen Heimat beim Kernkraftwerk Gundrem-
mingen, sind in Sorge, dass es kein zentrales Endlager
geben wird, sondern die Zwischenlager zu dezentralen
Endlagern werden. Diese Sorge, meine Damen und Her-
ren, kann ich gut nachvollziehen. Wir, aber vor allem
Sie, Herr Minister, müssen diese Sorgen ernst nehmen
und sie so weit als möglich ausräumen. Wie aber soll das
gehen, wenn Ihre Regierung unverdrossen an ihren Plä-
nen festhält?
Minister Trittin hat der Union vorgeworfen, sie habe
die Endlagersuche blockiert. Dies entspricht nicht den
Tatsachen. Tatsache ist vielmehr, dass die Union noch
vor der Sommerpause einen Antrag in den Deutschen
Bundestag eingebracht hat, in dem Sie, Herr Trittin, auf-
gefordert werden, eine Lösung für die Entsorgung nu-
klearer Abfälle zu finden und dies nicht weiter zu verzö-
gern. Was aber macht die Bundesregierung? Nichts.
Herr Minister Trittin, Sie ignorieren. Sie ignorieren in
unverantwortlicher Weise mehrere Gutachten. Darin
sind die Nachteile des Ein-Endlager-Konzepts aufgelis-
tet. Sowohl unter Sicherheits- als auch unter Kostenas-
pekten schneidet die Ein-Endlager-Lösung schlecht ab.
Fachleute, die nicht regierungskonform argumentieren,
werden einfach von den weiteren Beratungen ausge-
schlossen.
(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)
Das ist auch eine Art und Weise, die eigene Ideologie zu
pflegen und möglichst unangetastet zu lassen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wie sich derartige Vorgänge mit den Grundsätzen unse-
rer Demokratie vereinbaren lassen, sei dahingestellt.
Für die Union hatte und hat die technische Sicherheit
bei der Endlagersuche stets absoluten Vorrang.
(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es! Und die Sicherheit der Bevölkerung!)
Wir von der CDU/CSU werden diesen Standpunkt im In-
teresse der bundesdeutschen Bevölkerung auch in Zu-
kunft nicht aufgeben.
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
Wegen des bis heute fehlenden Bundestagsbeschlus-
ses zu einem Wechsel vom Zwei- zum Ein-Endlager-
Konzept sowie der fehlenden Berechnungen dazu sind
Risiken in Milliardenhöhe zu befürchten. Je länger die
Entscheidungsfindung dauert, umso höher wird das
finanzielle Risiko.
Es sieht düster aus: mit der Bundesregierung sowieso
und leider auch mit der Energieversorgung in Deutsch-
land. Die erneuerbaren Energien allein können das nicht
leisten. Hier müssen wir realistisch sein. Das wissen Sie
so gut wie ich. Ich hoffe nur, dass Ihre energiepolitischen
Überlegungen – ich nenne sie nicht „Konzept“; denn es
ist weit und breit kein Konzept zu sehen –
(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)
nicht ideologisch verunstaltet sind. Mit Ideologie lässt
sich weder heizen noch Strom erzeugen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Ihre Regierungszeit neigt sich langsam, aber ganz si-
cher dem Ende zu. Trotzdem möchte ich Sie – ich bin ja
Optimistin – nochmals auffordern: Legen Sie endlich
schlüssige, zielgerichtete, zukunftsweisende und vor al-
lem finanzierbare Konzepte auf den Tisch. Wenn Sie
schon Steuergelder verbrauchen, dann wenigstens für
Sinnvolleres als für afrikanisch-eurasische Wasservögel.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Was du nicht alles zur Vorbereitung einer Rede liest!)