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ID1512304200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/123 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 7: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum qualitätsorientierten und bedarfsgerechten Ausbau der Tagesbe- treuung und zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe (Tagesbetreu- ungsausbaugesetz – TAG) (Drucksache 15/3676) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Gerda Hasselfeldt, Maria Eichhorn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Elternhaus, Bil- dung und Betreuung verzahnen Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Link (Diepholz) (CDU/CSU) . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Riemann-Hanewinckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Link (Diepholz) (CDU/CSU) . . . . . . . 11191 B 11202 C 11203 B 11205 B 11206 C 11207 D 11209 A 11210 A 11210 C 11210 D Deutscher B Stenografisc 123. Si Berlin, Donnerstag, de I n h a Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2005 (Haushaltsgesetz 2005) (Drucksache 15/3660) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2004 bis 2008 (Drucksache 15/3661) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 11191 A 11191 B (Drucksache 15/3488) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 11191 C undestag her Bericht tzung n 9. September 2004 l t : Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Ina Lenke, Klaus Haupt, Otto Fricke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Solides Finanzie- rungskonzept für den Ausbau von Kinder- betreuungsangeboten für unter Dreijährige (Drucksache 15/3512) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Böhmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11191 D 11191 D 11196 A 11198 B 11199 B 11200 C Jutta Dümpe-Krüger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11211 A 11212 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch (Drucksache 15/3674) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Rainer Brüderle, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Möglichkeiten der privaten Arbeitsver- mittlung durch marktgerechte Ausgestal- tung der Vermittlungsgutscheine verstärkt nutzen (Drucksache 15/3513) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Friedrich Merz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . Karl-Josef Laumann (CDU/CSU) . . . . . . . Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) . . . . . . . . Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 11213 D 11213 D 11214 A 11218 D 11220 C 11225 C 11227 D 11229 D 11233 A 11234 A 11235 C 11237 A 11239 A 11240 B 11240 D 11241 A 11241 D 11242 B 11244 D 11246 C 11247 C 11249 B 11250 A Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD) . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Doris Meyer (Tapfheim) (CDU/CSU) . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albrecht Feibel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Michael Müller (Düsseldorf) (SPD) . . . . . . . Dr. Rolf Bietmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 9: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Auto- bahnmautgesetzes für schwere Nutz- fahrzeuge (Drucksache 15/3678) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Mautbefreiung für humanitäre Hilfs- transporte (Drucksache 15/3489) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Königshofen (CDU/CSU) . . . . . . . . Wolfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11251 C 11254 A 11256 A 11257 D 11259 D 11261 B 11262 D 11265 B 11265 D 11266 A 11267 C 11269 D 11271 C 11271 C 11271 D 11274 B 11276 D 11279 A 11281 B 11283 C 11285 A 11286 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 III Lena Strothmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Reinhard Weis (Stendal) (SPD) . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . Klaus Minkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Werner Kuhn (Zingst) (CDU/CSU) . . . . . . . . Einzelplan 10 Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Manfred Helmut Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . Dr. Peter Jahr (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11288 A 11290 B 11291 C 11292 C 11294 C 11296 C 11298 B 11300 B 11302 A 11303 C 11304 D 11306 C 11308 D 11309 D 11310 D 11312 D 11315 B 11317 C 11319 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 11191 (A) (C) (B) (D) 123. Si Berlin, Donnerstag, de Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 11319 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung der NATO Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Barthel (Berlin), Eckhardt SPD 09.09.2004 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 09.09.2004 Dr. Guttmacher, Karlheinz FDP 09.09.2004 Meckel, Markus SPD 09.09.2004 Raidel, Hans CDU/CSU 09.09.2004* Schauerte, Hartmut CDU/CSU 09.09.2004 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 09.09.2004 Schöler, Walter SPD 09.09.2004 Schösser, Fritz SPD 09.09.2004 Schreck, Wilfried SPD 09.09.2004 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 09.09.2004 Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 09.09.2004 Ulrich, Hubert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.09.2004 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 09.09.2004 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 123. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Thea Dückert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Herr Merz, ich will aus Ihrem Themenhopping nur ei-
    nige Punkte herausgreifen; alles werde ich hier nicht be-
    handeln können. Es ist schon erstaunlich, wie Sie bei-
    spielsweise versuchen, aus der positiven Tatsache, dass
    Deutschland Exportweltmeister ist, eine Negativbot-
    schaft abzuleiten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Es ist erstaunlich, wie Sie hier darstellen wollen – das

    kommt nicht an; das sage ich Ihnen auch –, dass notwen-
    dige Arbeitsmarktreformen mit von uns geschaffenen
    neuen Instrumenten angeblich nicht greifen. Auch Sie
    wissen – Ihr Hinweis auf die Binnenkonjunktur war rich-
    tig –, dass eine positive Konjunktur die Voraussetzung
    für eine positive Entwicklung des Arbeitsmarktes ist und
    dass die neuen Instrumente, beispielsweise Zeitarbeit
    und Ähnliches, erst dann wirken können, wenn sich die
    Konjunktur belebt.

    Herr Merz, schauen Sie doch hin! Der Minister hat es
    gesagt und er hat auch die Zahlen genannt: Die Indika-
    toren zeigen Positives. Wir können das beobachten. Wir
    sehen mittlerweile auch – vorsichtig, vorsichtig –, dass
    die neuen Instrumente greifen. Ich nenne nur eines: die
    Zeitarbeit. Wir können nachweisen, dass wir gerade in
    diesem Bereich in den letzten Wochen einen enormen
    Entwicklungsschub gemacht haben.

    Was machen Sie hier? Ob das Export ist, ob das Ar-
    beitsmarkt ist, ob das binnenkonjunkturelle Entwicklung
    ist, Sie suchen sich das heraus, was Ihnen passt, um die
    Entwicklung schlecht zu reden. Das ist Ihr Ansatz.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie wissen offensichtlich überhaupt nicht, worüber
    Sie reden. Sie haben als nächsten Punkt die Hartz-
    Reformen thematisiert. Sie sagen, die Reformen müss-
    ten durchgesetzt werden. Prima! Ich habe heute Morgen
    auch gelesen, dass Herr Koch, der noch vor ein paar Mo-
    naten die Kommunen zum Boykott der Hartz-Reformen
    aufgerufen hat, jetzt sagt: Man muss dazu stehen.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Thea Dückert

    Gleichzeitig aber machen Sie sich hier einen schlan-

    ken Fuß, Herr Merz; denn Sie reden über etwas, was gar
    nicht Inhalt dieser Reform ist. Sie sprechen von einem
    bürokratischen Moloch und fordern Dezentralität ein.
    Der Kern dieser Reform ist Dezentralität. Wir machen
    mit dieser Reform Folgendes – das wird am 1. Januar
    2005 losgehen –: Wir geben den Kommunen, den Regio-
    nen vor Ort ein umfassendes Handwerkszeug und auch
    Geld in die Hand, damit vor Ort mit den regionalen Trä-
    gern, mit den Akteuren, mit der Wirtschaft, mit den Ge-
    werkschaften zusammen eine Arbeitsmarktpolitik betrie-
    ben werden kann, die an den Individuen orientiert ist und
    die die dezentralen Strukturen nutzt.

    Herr Merz, Sie stellen die Frage der Option als ein
    großes Problem dar. Es ist richtig: Nicht alle Kommunen
    können optieren. Herr Merz, Sie sind im Vermittlungs-
    ausschuss mit dicken Backen aufgetreten und haben
    viele, viele Optionen gefordert. Ich nenne nur ein Bei-
    spiel: Baden-Württemberg. Dort sind sechs Optionen
    möglich. Fünf sind jetzt beantragt. Dort ist die CDU in
    der Regierung!


    (Beifall der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


    Ich habe am Sonntag mit dem Ministerpräsidenten von
    Niedersachsen gesprochen. Auch er sagte mir: Wir kom-
    men damit gut aus. Vermutlich werden weniger Kommu-
    nen optieren.


    (Dirk Niebel [FDP]: Es sind schon 13 Anmeldungen in Niedersachsen!)


    Meine Damen und Herren, blasen Sie sich hier also
    nicht so auf für eine Reform, die Sie durch die Hintertür
    doch wieder schlecht machen wollen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Wir machen im Bereich Sozial- und Arbeitsmarkt-
    politik sicherlich gerade die größten Reformen in der
    Geschichte der Bundesrepublik. Wir machen sie deshalb
    erst so spät, weil Sie sich, alle, wie Sie da sitzen, von
    FDP bis CDU/CSU, in den 90er-Jahren an diese unbe-
    quemen Reformen nicht herangewagt haben. Sie haben
    sich weggeduckt. Von Herrn Merz ist die geschickte
    Form des Wegduckens wiederum vorgeführt worden. Sie
    in der Union sind, was den Mut anbelangt, eine Reform
    auch umzusetzen und durchzusetzen, ein Duckmäuser-
    verein. Ich will Ihnen das auch zeigen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Hinter verschlossenen Türen feiern die Hardliner
    fröhliche Urständ. Da wird dann zum Beispiel gefordert,
    die Leistung zu reduzieren. Öffentlich wird eine andere
    Melodie gespielt. Wir haben es hier gehört und wir hören
    es jeden Tag. Rüttgers will eine Generalrevision der Re-
    form. Milbradt will verschieben, Schonvermögen he-
    raufsetzen. Böhmer will beim Zuverdienst etwas ma-
    chen. Söder hat unter Tränen beklagt, was mit den
    Kindersparbüchern passiert.
    Sie spielen hier mit gezinkten Karten. Sie haben im
    Vermittlungsausschuss durchsetzen wollen, dass die
    Leistungen niedriger sind. Sie wollten keine Kinderzu-
    schüsse für Leute mit geringem Einkommen, die verhin-
    dern, dass sie in die Sozialleistung abrutschen. Sie woll-
    ten Verschärfung der Sanktionen. Sie haben es
    durchgesetzt, dass die Zuverdienstmöglichkeiten – zum
    Beispiel bis 400 Euro – erheblich schlechter sind, als wir
    das wollten. Dort machen Sie also eine Politik, die Ver-
    schärfung zum Inhalt hat. Auf der Straße spielen Sie eine
    andere Melodie. Meine Damen und Herren, das ist un-
    redlich.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist verlogen!)


    Wir müssen jetzt, hier und heute, die Reformen angehen;
    dabei steht die Umsetzung im Vordergrund. Deshalb
    macht es keinen Sinn mehr, noch hier und da Verände-
    rungen zu fordern. Wir werden den Umsetzungsprozess,
    der am 1. Januar 2005 beginnt, sehr genau beobachten.

    Diese Reform ist deshalb so notwendig, weil sie eine
    Etappe markiert: Wir verabschieden uns jetzt von einer
    Politik, die von Ausgrenzung und Alimentierung geprägt
    war, und treten in eine Politik ein, die Integration in den
    ersten Arbeitsmarkt zum Ziel hat. Es geht darum, ernst
    zu nehmen, dass Langzeitarbeitslosigkeit eine der
    schlimmsten Geißeln für die Betroffenen und übrigens
    auch für die Ökonomie ist. Wir haben in Deutschland
    eine überdurchschnittlich hohe Dauer der Arbeitslosig-
    keit; im Schnitt beträgt sie 32 Wochen. Das ist schlimm
    für die Betroffenen. Wir müssen ihnen helfen, da schnel-
    ler wieder herauszukommen. Das ist das Ziel dieser sehr
    schwierigen und unbequemen Arbeitsmarktreform.

    Das ist, wie ich glaube, noch nicht überall angekom-
    men, beispielsweise auch nicht bei unseren Freunden
    vom DGB. Herr Sommer hat letztens – ich glaube, es
    war vor zwei Wochen – gesagt, mit der Reform werde
    die Würde der Beschäftigten angegriffen. Ich entgegne
    darauf: Langzeitarbeitslosigkeit greift die Menschen-
    würde an. Deswegen, meine Damen und Herren, müssen
    wir diese Politik weiter verfolgen, auch gegen den von
    Ihnen organisierten Widerstand.

    Wir können nicht akzeptieren, dass es in Deutschland
    zwei Klassen von Langzeitarbeitslosen gibt: die einen in
    der Arbeitslosenhilfe, die anderen in der Sozialhilfe. Da-
    bei haben die, die von Sozialhilfe leben, so gut wie keine
    Chance, wieder in den Arbeitsmarkt hereinzukommen,
    da sie keinen Zugang zu den Mitteln der aktiven Arbeits-
    marktpolitik haben. Das ist ein ganz wesentlicher Be-
    standteil der Reform. Gegen diese Neuorientierung hin
    auf Integration wird jetzt von außen mit Ihrer Unterstüt-
    zung – ich nenne beispielsweise Herrn Milbradt –


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Quatsch!)

    vorgegangen und Wind gemacht.

    Vor diesem Hintergrund möchte ich noch einmal an
    die Adresse all derjenigen, die jetzt auf Montagsdemons-






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Thea Dückert

    trationen oder anderswo falsche Parolen gegen dieses
    Gesetz in Umlauf bringen,


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Lafontaine! Ströbele!)


    Folgendes zur Klarstellung sagen: Es ist schlichtweg
    falsch, dass die Leute, wie es beispielsweise die PDS un-
    ermüdlich behauptet, massenhaft ihre Wohnungen ver-
    lassen müssten. Sie haben vielmehr die Möglichkeit, in
    ihren Wohnungen zu bleiben. Angemessener Wohnraum
    wird zugestanden. Auch andere Dinge sind übrigens ver-
    bessert worden; so werden sogar die Zinsen für Darlehen
    weiter gezahlt, wenn es sich um eine Eigentumswoh-
    nung handelt.

    Die Menschen, die das neue Arbeitslosengeld II be-
    ziehen, werden alle sozialversichert sein. Es handelt sich
    um eine Verbesserung für all diejenigen, die vorher Sozi-
    alhilfeempfänger waren.

    Denjenigen, die immer wieder das Prinzip „Fördern
    und Fordern“ problematisieren, sage ich: In diesem
    Gesetz wurde eine richtige Balance zwischen Fördern
    und Fordern gefunden. Ich nenne beispielsweise die
    Maßnahmen für Jugendliche. Jugendliche haben erst-
    mals Anspruch auf eine elternunabhängige Leistung.
    Das wollten Sie von der Union übrigens nicht. Ab 1. Ja-
    nuar haben sie auch einen Rechtsanspruch auf ein Ar-
    beits- oder Ausbildungsangebot. Dem steht gegenüber,
    dass ihnen, wenn sie Angebote nicht annehmen, die
    Leistungen für eine bestimmte Frist gestrichen werden.
    Ich glaube, meine Damen und Herren, dass diese beiden
    Punkte, nämlich auf der einen Seite das neue Angebot
    einer Unterstützung in Form einer eigenständigen Leis-
    tung und auf der anderen Seite die Forderung nach eige-
    ner Aktivität, in guter Weise beschreiben, was dieses Ge-
    setz will, nämlich fördern und fordern. Wir werden in
    Zukunft speziell auf das Fördern unser Augenmerk rich-
    ten.

    Das Gesetz hat Schwächen. Für viele dieser Schwä-
    chen sind Sie von der Opposition verantwortlich.


    (Widerspruch der Abg. Dagmar Wöhrl [CDU/ CSU])


    Ich nenne nur zwei Beispiele. Das eine Beispiel ist die
    Verschärfung der Zumutbarkeitsregelungen. Allen Kriti-
    kerinnen und Kritikern, die uns anmailen und von uns
    fordern, diesen Punkt zu ändern, sage ich: Schickt eure
    Beschwerden bitte zielgerichtet und direkt an die CDU/
    CSU und an die FDP; denn die haben uns diese Regelun-
    gen im Gesetz eingebrockt.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Aha!)

    Wir werden natürlich eine Debatte über das Thema

    Lohndumping führen müssen. Wir werden beobachten
    müssen, ob es zu Lohndumping kommt, und eventuell
    Maßnahmen dagegen ergreifen müssen. Eine Maßnahme
    kann durchaus ein branchenbezogener Mindestlohn sein,
    wenn die Tarifautonomie dadurch gewahrt bleibt. Es gibt
    aber auch andere Möglichkeiten. Wir brauchen auf jeden
    Fall eine Debatte, denn wir wollen nicht das Lohn-
    dumping, das Sie durchgesetzt haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Kommen Sie bitte zum Schluss.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Thea Dückert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich komme zum Schluss. Aber ich möchte an dieser

    Stelle noch auf einen fundamentalen Unterschied in un-
    seren arbeitsmarktpolitischen Ansätzen hinweisen.