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ID1512303100

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    8. CDU/CSU-Fraktion.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/123 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 7: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum qualitätsorientierten und bedarfsgerechten Ausbau der Tagesbe- treuung und zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe (Tagesbetreu- ungsausbaugesetz – TAG) (Drucksache 15/3676) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Gerda Hasselfeldt, Maria Eichhorn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Elternhaus, Bil- dung und Betreuung verzahnen Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Link (Diepholz) (CDU/CSU) . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Riemann-Hanewinckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Link (Diepholz) (CDU/CSU) . . . . . . . 11191 B 11202 C 11203 B 11205 B 11206 C 11207 D 11209 A 11210 A 11210 C 11210 D Deutscher B Stenografisc 123. Si Berlin, Donnerstag, de I n h a Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2005 (Haushaltsgesetz 2005) (Drucksache 15/3660) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2004 bis 2008 (Drucksache 15/3661) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 11191 A 11191 B (Drucksache 15/3488) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 11191 C undestag her Bericht tzung n 9. September 2004 l t : Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Ina Lenke, Klaus Haupt, Otto Fricke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Solides Finanzie- rungskonzept für den Ausbau von Kinder- betreuungsangeboten für unter Dreijährige (Drucksache 15/3512) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Böhmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11191 D 11191 D 11196 A 11198 B 11199 B 11200 C Jutta Dümpe-Krüger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11211 A 11212 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch (Drucksache 15/3674) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Rainer Brüderle, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Möglichkeiten der privaten Arbeitsver- mittlung durch marktgerechte Ausgestal- tung der Vermittlungsgutscheine verstärkt nutzen (Drucksache 15/3513) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Friedrich Merz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . Karl-Josef Laumann (CDU/CSU) . . . . . . . Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) . . . . . . . . Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 11213 D 11213 D 11214 A 11218 D 11220 C 11225 C 11227 D 11229 D 11233 A 11234 A 11235 C 11237 A 11239 A 11240 B 11240 D 11241 A 11241 D 11242 B 11244 D 11246 C 11247 C 11249 B 11250 A Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD) . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Doris Meyer (Tapfheim) (CDU/CSU) . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albrecht Feibel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Michael Müller (Düsseldorf) (SPD) . . . . . . . Dr. Rolf Bietmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 9: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Auto- bahnmautgesetzes für schwere Nutz- fahrzeuge (Drucksache 15/3678) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Mautbefreiung für humanitäre Hilfs- transporte (Drucksache 15/3489) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Königshofen (CDU/CSU) . . . . . . . . Wolfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11251 C 11254 A 11256 A 11257 D 11259 D 11261 B 11262 D 11265 B 11265 D 11266 A 11267 C 11269 D 11271 C 11271 C 11271 D 11274 B 11276 D 11279 A 11281 B 11283 C 11285 A 11286 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 III Lena Strothmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Reinhard Weis (Stendal) (SPD) . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . Klaus Minkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Werner Kuhn (Zingst) (CDU/CSU) . . . . . . . . Einzelplan 10 Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Manfred Helmut Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . Dr. Peter Jahr (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11288 A 11290 B 11291 C 11292 C 11294 C 11296 C 11298 B 11300 B 11302 A 11303 C 11304 D 11306 C 11308 D 11309 D 11310 D 11312 D 11315 B 11317 C 11319 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 11191 (A) (C) (B) (D) 123. Si Berlin, Donnerstag, de Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 11319 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung der NATO Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Barthel (Berlin), Eckhardt SPD 09.09.2004 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 09.09.2004 Dr. Guttmacher, Karlheinz FDP 09.09.2004 Meckel, Markus SPD 09.09.2004 Raidel, Hans CDU/CSU 09.09.2004* Schauerte, Hartmut CDU/CSU 09.09.2004 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 09.09.2004 Schöler, Walter SPD 09.09.2004 Schösser, Fritz SPD 09.09.2004 Schreck, Wilfried SPD 09.09.2004 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 09.09.2004 Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 09.09.2004 Ulrich, Hubert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.09.2004 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 09.09.2004 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 123. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Das Wort hat nun Kollegin Jutta Dümpe-Krüger,

    Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ja, dieser

    Haushalt steht unter Sparzwang; alles andere wäre
    traumhaft. Unsere Aufgabe wird es sein, die vorhande-
    nen Mittel möglichst sozial, gerecht, effektiv und zu-
    kunftsweisend einzusetzen. Zwei Bereiche möchte ich
    hier besonders hervorheben: die Freiwilligendienste und
    die Maßnahmen zur Bekämpfung des Rechtsextremis-
    mus.

    Den Freiwilligendiensten wird der Bund auch im
    kommenden Jahr die Mittel anteilig zur Verfügung stel-
    len, die sie zur Finanzierung ihrer Plätze benötigen. Wir
    von Rot-Grün werden darüber hinaus unser Ziel verfol-
    gen, die Freiwilligendienste auszubauen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die Maßnahmen zur Bekämpfung des Rechtsextre-
    mismus in Deutschland müssen verstetigt werden. Dass
    wir hier – auch in Anbetracht der aktuellen Lage – nicht
    nachlassen dürfen, hat mein SPD-Kollege Edathy vor-
    gestern in einer, wie ich fand, sehr eindrucksvollen Rede
    zum Einzelplan 06 deutlich gemacht.


    (Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU und des Abg. Otto Fricke [FDP])


    Ich kann – das ist auch in seinem Sinn – die Union nur
    warnen: Lassen Sie diesmal Ihre gewohnten Anträge, die
    Mittel zu streichen, wirklich in der Schublade; denn da
    gehören sie hin.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine Damen und Herren, mit dem TAG greift die
    Koalition auch Neuregelungen zum KJHG auf. Wir wol-
    len ein starkes Kinder- und Jugendhilfegesetz, und zwar
    deswegen, weil es ein sattes Pfund und eine Investition
    in die Zukunft unserer Kinder ist. Als positive Ände-
    rungsbeispiele möchte ich hier die Anpassung der Kin-
    der- und Jugendhilfestatistik ebenso wie die Stärkung
    der Steuerungskompetenz der örtlichen Jugendämter
    nennen. Über die im Kabinettsentwurf gewählte Defini-
    tion des § 35 a, der Eingliederungshilfen für Kinder und
    Jugendliche mit seelischen Behinderungen, werden wir
    uns im parlamentarischen Verfahren aber noch unterhal-
    ten müssen. Ich bin der Ansicht, dass wir an der jetzigen
    Formulierung des § 35 a festhalten müssen, der der Be-
    hindertenbegriff der WHO zugrunde liegt. Dafür gibt es
    gute Argumente:

    Wenn Kinder und Jugendliche einen Hilfebedarf ha-
    ben und ihnen dann nicht schnellstmöglich geholfen
    wird, wäre das nicht nur ein schwerer Schlag für die Be-
    troffenen, es wäre auch schädlich für den präventiven
    Charakter der Jugendhilfe. Denn das würde ja bedeuten,
    dass die Gefahr besteht, dass sich eine Behinderung erst
    manifestieren müsste, bevor professionelle Hilfe ein-
    setzt. Das, denke ich, kann keiner von uns wollen.

    Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
    Union, die Sie leider immer nur auf die finanzielle Seite
    schielen


    (Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU)


    – das ist einfach so; das konnte man heute Morgen auch
    beim Zuhören feststellen –, lassen Sie mich sagen: Es
    entstünde ein Mehrfaches an Kosten. Nach Experten-
    schätzung müssten wir für jeden Euro, den wir bei sol-
    chen Dingen einsparen, in demselben Ressort 2 bis
    3 Euro ausgeben, um die Schäden, die wir angerichtet
    haben, wieder gutzumachen, und das nicht erst, wenn
    wir alle in Rente sind, meine Damen und Herren, son-
    dern vermutlich im Laufe von höchstens zehn Jahren.
    Ich denke, wir sollten uns das wirklich gut überlegen.
    Das muss Ihnen klar werden und muss auch bei den
    Kämmerern vor Ort endlich einmal ankommen: Kinder-
    und Jugendhilfe erbringen keine Luxusleistungen, son-
    dern das absolute Unverzichtbare.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Es gibt natürlich Vorschläge, wie man die Qualität
    des KJHG beibehalten oder sogar noch steigern und
    trotzdem die Kommunen entlasten kann. Zukunftswei-
    send wäre es zum Beispiel, wenn wir die Bereiche Qua-
    lifizierung von Pflegestellen und das Verfahren bei der
    Kostenerstattung, das sich vereinfachen ließe, einmal
    unter die Lupe nehmen würden. Hier könnten wir einer-
    seits eine echte Qualitätsverbesserung erreichen und an-
    dererseits die Kommunen finanziell entlasten.

    Meine Damen und Herren, ich glaube, es ist deutlich
    geworden: Jede Änderung des KJHG muss sorgfältig,
    zielführend und nach fachlichen Gesichtspunkten abge-
    wogen werden. Mir wird allerdings ganz anders, wenn
    ich sehe, was die unionsgeführten Länder über den Bun-
    desrat da schon wieder ausgebrütet haben. Das kom-
    plette TAG wird infrage gestellt; Sie fordern Eingliede-
    rungshilfen für junge Menschen nur noch vor dem
    18. Lebensjahr, die Verlagerung der Aufsichtspflicht für
    Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe – wahr-
    scheinlich damit künftig jeder die Fachaufsicht über sich
    selbst führt – und dergleichen Unsinn mehr.

    Da kann man Ihnen wirklich nur sagen: Das ist eine
    völlig unfachliche Reise als Elefant durch den KJHG-
    Porzellanladen. Damit tragen Sie ein wirklich dickes






    (A) (C)



    (B) (D)


    Jutta Dümpe-Krüger

    Ding auf dem Rücken unserer Kinder und Jugendlichen
    aus. Lernen Sie endlich, dass es uns allen in erster Linie
    darum gehen muss, junge Menschen in ihrer individuel-
    len und sozialen Entwicklung zu fördern!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Hören Sie endlich damit auf, die Zukunft unserer Kinder
    immer nur in schönen Sonntagsreden spazieren zu füh-
    ren; das nützt nichts. Beweisen Sie endlich einmal Ihre
    Alltagstauglichkeit!

    Danke schön.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort Kollegin Antje Tillmann, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Antje Tillmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Sehr geehrte Frau Ministerin Schmidt, es ist schon ge-
    schickt, die Diskussion über das TAG zeitgleich mit den
    Haushaltsberatungen hier ins Haus einzuführen. Das
    täuscht darüber hinweg, dass die Finanzierung dieses
    Gesetzes in Ihrem Etat jedenfalls nicht zu finden ist. Der
    Hinweis, dass das verfassungsrechtlich nicht möglich
    sei, hat jedenfalls Ihrer Kollegin Bulmahn bisher nicht
    imponiert. Sie hat Ihnen mit dem Ganztagsschulpro-
    gramm vorgemacht, wie eine Idee des Bundes sehr wohl
    im Bundeshaushalt etatisiert werden kann.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Es ist auch ausgesprochen geschickt, das Elterngeld
    ausgerechnet jetzt in der Presse zu lancieren, obwohl
    dieser Vorschlag Ihnen schon im Oktober letzten Jahres
    von Herrn Professor Rürup in einem Projekt vorstellt
    wurde. Zum damaligen Zeitpunkt waren Sie aber gerade
    damit beschäftigt, das Erziehungsgeld abzuschaffen


    (Christel Humme [SPD]: Bitte?)

    bzw. die Grenzen zu senken. Deshalb haben Sie seiner-
    zeit den Vorschlag zum Elterngeld von Professor Rürup
    in der gemeinsamen Presseerklärung einfach verschwie-
    gen. Jetzt passt es Ihnen in den Kram, denn jetzt müssen
    Sie es nicht finanzieren; im Haushalt findet sich dazu je-
    denfalls kein einziger Euro.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    All das soll darüber hinwegtäuschen, dass Ihr Etat auf

    dem Papier um 4,4 Prozent gekürzt wurde;

    (Ina Lenke [FDP]: Richtig!)


    das ist die größte Kürzung nach dem Bauetat. Rechnet
    man auch noch die Mittel für den Kinderzuschlag he-
    raus, der, obwohl Sie das immer wieder behaupten, keine
    zusätzliche Leistung für die Familien ist – lesen Sie nur
    die Begründung zum Gesetz; ganz überwiegend ist es
    einfach ein Ausgleich für Sozialhilfe –, kommt man auf
    eine Kürzung des Familienetats von über 10 Prozent. Ich
    kann mir nicht vorstellen, dass das zu Ihren großen Plä-
    nen der Familienförderung passt, die Sie im Moment in
    der Presse verkünden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Diese ganz massiven Einsparungen begründen Sie

    großzügig mit Koch/Steinbrück. Die Mittel für den
    Zivildienst sollen um 85 Millionen Euro gekürzt werden
    und Sie entblöden sich nicht, zu behaupten, das sei ein
    Ergebnis des Koch/Steinbrück-Papiers. Interessanter-
    weise taucht der Zivildienst in diesem Papier überhaupt
    nicht auf. Aber das Koch/Steinbrück-Papier wird ja zur
    großen Entschuldigung für alle Einsparmaßnahmen die-
    ser Regierung. Seien Sie gewiss: Wir werden Sie jeweils
    darauf hinweisen, wenn Sie da die Unwahrheit sagen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Caren Marks [SPD]: Und wann fangen Sie mit der Wahrheit an?)


    Nun ist es schon schlimm genug, dass Sie den Zivil-
    dienst zusammenstreichen. Aber noch schlimmer ist,
    dass Sie in der Öffentlichkeit den Eindruck erwecken,
    der Zivildienst könne durch Freiwilligendienste ersetzt
    werden. In einer Vorversion des Berichtes der Kommis-
    sion „Impulse für die Zivilgesellschaft“, in der Sie erklä-
    ren lassen, dass die Freiwilligendienste die Lücken fül-
    len, sagt Ihr Haus – ich zitiere –:

    … selbst wenn eine Gesetzgebungskompetenz des
    Bundes für neue … Freiwilligendienste bejaht wer-
    den könnte, … läge doch die Finanzierungsverant-
    wortung auf Seiten der Länder …

    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


    In der Endfassung dieses Berichtes steht das nicht mehr.
    Selbst wenn ich unterstelle, dass es sich hierbei nicht um
    Absicht handelt, denke ich doch, dass es Ihnen sehr gele-
    gen kommt, wenn alle Träger der Freiwilligendienste
    darauf warten, dass der Bund die Freiwilligendienste mit
    finanziert. So richtig ehrlich ist das nicht. Sie machen
    Geschäfte zulasten Dritter, wie schon beim TAG und bei
    den Jugendprogrammen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Pfui!)


    Ich kann nur alle Beteiligten davor warnen, zu glau-
    ben, dass der Bund ein flächendeckendes Netz an Frei-
    willigendiensten finanzieren könnte. Gerade in diesem
    Haushalt 2005 werden nämlich die Mittel für Freiwilli-
    gendienste und Ehrenämter wieder um fast 1 Million
    Euro gekürzt.

    Nächstes Beispiel: Kinder- und Jugendplan. Hier
    betragen die Kürzungen 5,6 Millionen Euro. Ich sage
    ganz offen: Das ist ausnahmsweise einmal tatsächlich
    auf Koch/Steinbrück zurückzuführen. Diese Einsparung
    tragen wir dem Grunde nach mit. Interessant ist den-
    noch, welche Schwerpunkte Sie setzen und wie die Ver-
    teilung der Mittel aussieht.

    Sie haben jedes Jahr neue Ideen, lächeln auf Glanz-
    broschüren für neue Programme – ich gebe zu, Sie ma-






    (A) (C)



    (B) (D)


    Antje Tillmann

    chen das sehr charmant – und lassen sich für schicke
    Projekte feiern, so zum Beispiel bei der Beteiligungsbe-
    wegung oder beim Projekt „Wir hier und jetzt“, das frü-
    her „Jugend bleibt“ hieß. Wie gesagt, Sie legen Pro-
    gramme auf und lassen sich feiern. Aber sobald das
    Projekt zu Ende bejubelt ist und die knochenharte Routi-
    nearbeit anfängt, verweisen Sie auf die eigentlich zu-
    ständigen Kommunen.


    (Waltraud Lehn [SPD]: Liebe Kollegin, das ist Aufgabe der Länder, das ist doch nicht Aufgabe des Bundes! Stoiber will dem Bund doch noch einmal 5 Prozent wegnehmen! Sie müssen sich schon entscheiden! – Caren Marks [SPD]: Haben Sie schon einmal etwas davon gehört, Projekte zu initiieren?)


    Das, verehrte Frau Ministerin, ist nicht sehr fair.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir sollten ehrlicherweise die Gelder nehmen, wie ich es
    hier im letzten Jahr schon vorgeschlagen habe, und die
    Arbeit von den Kommunen und Ländern sofort machen
    lassen. Dann kann man auf die Glanzbroschüren ver-
    zichten.

    Ich nenne als weiteres Beispiel das freiwillige kultu-
    relle Jahr. Die Festveranstaltung findet erst im Oktober
    statt, aber Sie lassen jetzt schon mitteilen, dass nach die-
    ser Festveranstaltung die Mittel für diese Projekte zu-
    sammengestrichen werden. Ich bin gespannt, ob die
    Staatssekretärin diese Tatsache im Oktober den jungen
    Menschen und den Trägern mitteilt.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Genau!)


    Frau Ministerin, im Rahmen von Projektbeteili-
    gungsbewegungen werden sehr bizarre Projekte finan-
    ziert, unter anderem der 100. Geburtstag der Sozialisti-
    schen Jugend. Darüber kann man sich ärgern. Aber ich
    sehe eine sehr viel größere Gefahr an dieser Stelle. Sie
    gewöhnen einer ganzen Generation von Jugendlichen
    an, dass es nicht mehr ein Sinn an sich ist, Kröten zu
    schützen, alte Leute zu besuchen oder sich in der Schule
    zu engagieren. So richtig schlau ist Engagement nur,
    wenn man das passende Förderprogramm dazu findet. In
    Deutschland wird „Fußball gegen Rechts“ gespielt und
    gebastelt unter dem Motto „Demokratie heute“.


    (Kerstin Griese [SPD]: Das sind gute Projekte! Nicht so überheblich!)


    Graffitischmierereien werden aus dem Förderprogramm
    des Bundes finanziert.

    Sie finanzieren Schülervollversammlungen, die an
    Tausenden von Schulen ohne weiteres Aufsehen stattfin-
    den. Aber wird diese Versammlung „Schülermitbestim-
    mung als Open-Space“ genannt, bekommt man dafür
    Fördermittel. Meine Generation muss ja bescheuert ge-
    wesen sein, all diese ehrenamtlichen Arbeiten gemacht
    zu haben, ohne erst nach einem Förderprogramm Aus-
    schau zu halten.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Genau!)

    Frau Ministerin, ich halte es für gefährlich, wenn wir
    jungen Menschen anerziehen, dass man sich erst nach
    Geld umschauen muss, bevor man sich engagiert. Wir
    werden jedes einzelne Programm in den Haushaltsbera-
    tungen darauf überprüfen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der SPD – Zuruf von der SPD: Das ist unglaublich!)


    Ich hoffe sehr, dass Sie bei dieser Überprüfung anwe-
    send sind.

    Ich hätte gerne weniger geschrieen. Aber dazu waren
    Sie einfach zu laut.

    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bravo! Eine sehr gute Rede!)