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    Plenarprotokoll 15/121 Tagesordnungspunkt 11: Haushaltsausschusses zu dem Antrag des
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    Berichtigung 118. Sitzung, Seite 10848 (D), dritter Absatz, der letzte Satz ist wie folgt zu lesen: „Ich nehme zustim- mend zur Kenntnis, dass der Entwurf der Management- antwort auf den Salim-Report bereits eine Reihe von An- regungen konstruktiv aufgreift.“ Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 7. September 2004 11073 (A) (C) (B) (D) ten Gesetz über moderne Dienstleistungen am Arbeits- markt – Hartz IV –, das als Ergebnis der Beratungen des zugewiesenen Aufgaben besonders in den Problemregio- nen des Arbeitsmarktes nicht erwartet werden kann. Ich kann dem Kommunalen Optionsgesetz zum Vier- beschäftigt, dass eine angemessene Verwaltung der neu Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO Anlage 2 Nachträglich zu Protokoll gegebene Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Christoph Bergner (CDU/ CSU) zur Abstimmung über die Beschlussemp- fehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur optionalen Trägerschaft der Kom- munen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetz- buch (Kommunales Optionsgesetz) (119. Sit- zung, Zusatztagesordnungspunkt 12) Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Barthel (Berlin), Eckhardt SPD 07.09.2004 Bindig, Rudolf SPD 07.09.2004* Dr. Guttmacher, Karlheinz FDP 07.09.2004 Kumpf, Ute SPD 07.09.2004 Lintner, Eduard CDU/CSU 07.09.2004* Meckel, Markus SPD 07.09.2004 Raidel, Hans CDU/CSU 07.09.2004** Schauerte, Hartmut CDU/CSU 07.09.2004 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 07.09.2004 Schöler, Walter SPD 07.09.2004 Schösser, Fritz SPD 07.09.2004 Schreck, Wilfried SPD 07.09.2004 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 07.09.2004 Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 07.09.2004 Schwanitz, Rolf SPD 07.09.2004 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 07.09.2004 Anlagen zum Stenografischen Bericht Vermittlungsausschusses vom 30. Juni 2004 dem Deut- schen Bundestag zugeleitet wurde, nicht zustimmen. Ich verweise auf die unzureichende Umsetzung des Grund- satzes „Fördern und Fordern“, auf die die CDU/CSU- Fraktion an anderer Stelle aufmerksam macht – Druck- sache 15/3541. Mein Haupteinwand besteht jedoch darin, dass der damit erreichte Stand der Gesetzgebung nicht ausreicht, um einen verantwortbaren Reformverlauf zu sichern. Das vorliegende Gesetz hat insbesondere für Regio- nen mit hoher Langzeitarbeitslosigkeit erhebliche Aus- wirkungen, indem es die Modalitäten der Trägerverant- wortung festlegt, den Finanzausgleich praktisch abschließend regelt und damit auch den Zeitpunkt der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum 1. Januar 2005 endgültig fixiert. In der kurzen Prüfungszeit, die zwischen Vorlage des Vermittlungsergebnisses und der Entscheidung über mein Abstimmungsverhalten zur Verfügung stand, bin ich angesichts der weiterreichenden Konsequenzen des Gesetzes zu dem Schluss gekommen, dass die in ihm vorgegebenen Regelungen keine ausreichende Vorsorge für zu erwartende Umsetzungsprobleme liefern. Ich halte die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zu einer einheitlichen steuerfinanzierten Leistung für richtig und notwendig und habe diese Auf- fassung im Bundestagswahlkampf 2002 auch gegen Vor- würfe von Sozialdemokraten verteidigt. Dabei war mir stets bewusst, das eine solche Reform einen erheblichen Einschnitt in das soziale Leistungsgefüge unseres Staa- tes bedeutet, der mit Blick auf die Betroffenen nur dann verantwortbar ist, wenn die erforderliche Vollzugssorg- falt gewährleistet werden kann. Dies ist nach Lage der Dinge offenbar nicht gegeben. Die Bundesregierung hat den Entwurf des Optionsgeset- zes sehr viel später vorgelegt als geplant. Sie war jedoch nicht bereit, den Inkraftsetzungstermin um einige Zeit zu verschieben und hat damit die nachfolgende Umsetzung unter einen Zeitdruck gesetzt, der die Beteiligten zwangsläufig überfordern wird. Die bisherigen Beratun- gen haben keine hinreichende Transparenz in die kom- plexen Finanzströme zwischen Bundesanstalt, Länder und Kommunen gebracht. So bleibt bei dem vorliegen- den Gesetz völlig unklar, ob in Regionen mit hoher Ar- beitslosigkeit angemessene Mittel für die erforderlichen Eingliederungsleistungen zur Verfügung stehen. Die Er- wartung einer aktivierenden Hilfe für erwerbsfähige Ar- beitslose wird damit gerade dort unerfüllt bleiben, wo sie am dringlichsten ist. Die Bundesagenturen für Arbeit, denen nach den Hartz-IV-Regelungen eine Schlüsselverantwortung zu- kommt, sind nach meiner Beobachtung vielerorts so stark mit der Umsetzung der anderen „Hartz-Gesetze“ 11074 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 7. September 2004 (A) (C) (B) (D) Auch dies wäre ein Argument für eine Verschiebung der Inkraftsetzung gewesen. Für zahlreiche Kommunen sind bei den Unterkunfts- kosten zusätzliche Finanzlasten zu erwarten. Der dafür vorgesehene Ausgleich ist unzureichend geregelt. Um nachfolgende Verteilungskonflikte, die möglicherweise sogar auf dem Rücken der Leistungsempfänger ausgetra- gen werden, zu vermeiden, hätte es eines klaren, gründ- lich geprüften Zuwendungsgesetzes bedurft. Die Betroffenen, die Einkommenskürzungen hinneh- men müssen, werden so zusätzlich zu Opfern eines Um- setzungschaos gemacht. Das kann nicht im Interesse ei- nes Reformanliegens sein, das ich ausdrücklich für notwendig halte und unterstütze. Ich halte die jüngste Verständigung im Vermittlungs- ausschuss für noch nicht ausreichend, um eine verant- wortbare Umsetzung zu ermöglichen, und lehne sie des- halb ab. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2005, hier: Einzelplan 06, Bundesministerium des Innern (Haushaltsge- setz 2005) (Tagesordnungspunkt 1) Petra Pau (fraktionslos): Vor drei Jahren, am 11. September 2001, gab es die verheerenden Attentate in New York und Washington. Der Bundestag reagierte damals parteiübergreifend mit Trauer und mit Solidari- tät. Zugleich wurden die eigenen Gesetze für innere Si- cherheit im Bündel verschärft, zum Teil drastisch. Das Ganze wurde in Anlehnung an den Bundesinnenminister als „Otto-Paket I“ und „Otto-Paket II“ bezeichnet. Die waren, vorsichtig formuliert, nicht unumstritten. Die PDS lehnte sie ab, weil sie tief in verbriefte Bürgerrechte eingreifen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN versprach damals, ihre Wirkungen und Nebenwirkungen nach zwei bis drei Jah- ren gründlich zu prüfen. Diese Frist ist um. Allerdings höre ich nichts von der versprochenen parlamentarischen Überprüfung. Deshalb erinnere ich daran, ich fordere sie namens der PDS ein. Stattdessen vernehme ich andere Signale. Sie kom- men nicht mehr kompakt, als Paket daher, sie werden aber permanent versendet. Demnach sollen Sicherheits- behörden zentralisiert, Befugnisse erweitert und Kompe- tenzen vermischt werden. Das Gebot der Trennung von Polizei und Geheimdiensten wird immer häufiger in- frage gestellt. Und die Bundeswehr soll im Innern einge- setzt werden – jedenfalls nach dem Willen der CDU/ CSU. Die PDS lehnt das ab. Aber darum geht es nur in zweiter Linie. Die eigentlichen Fragen sind: Wie viele Bürgerrechte dürfen namens einer realen oder vermeint- lichen Terrorgefahr abgeräumt werden? Und welchen tatsächlichen Nährwert hat das für die versprochene Si- cherheit? Das betrifft auch den Datenschutz. Er ist, er wird massiv gefährdet. Die USA fordern von allen Passagie- ren, die ein- oder überfliegen, mehr als 30 persönliche Daten. Das EU-Parlament klagt dagegen. Bundesinnen- minister Schily, SPD, und Bundesaußenminister Fischer, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, indes haben dem Daten- Deal zugestimmt. Das ist ein unglaublicher Vorgang. Es gibt ein zweites, aktuelles Beispiel: Die 16-seiti- gen Fragebögen für das neue Arbeitslosengeld II werden von offiziellen Datenschützern kritisiert. Ich habe die Bundesregierung gefragt, ob sie ihr Vorgehen für recht- lich korrekt hält. Die Antwort lautet im Kern: Nein, aber wir tun es dennoch. – Wer so agiert, darf sich bei nie- mandem über mangelndes Rechtsbewusstsein und bei keinem wegen Parteienverdrusses beschweren. Der Volksmund weiß: Der faule Fisch stinkt am Kopf zuerst. Ein weiteres Thema haben wir im Bundestag hinrei- chend gewälzt, mit schlechtem Erfolg: das Zuwande- rungsrecht. Vor fünf Jahren hatten SPD und Grüne ein modernes Gesetz versprochen. Am Ende aller Kommis- sionen, Kompromisse und Kuhhandel stand ein Papier, das von der CDU/CSU diktiert und von Rot-Grün geseg- net wurde. Bundesinnenminister Schily sattelt noch drauf. Er will Flüchtlingslager an der Küste Afrikas einrichten. Dank der „Süddeutschen Zeitung“ und einem Interview, das Heribert Prantl führte, wissen wir auch, warum. Dort greife weder EU- noch deutsches Recht, meinte der Bun- desinnenminister. So weit sind wir gekommen, so tief gesunken. Mit Vorsatz soll Menschen in Not der wenige Rechtsschutz versagt werden, der sie noch hoffen lässt. Dass CDU-Politiker dieser absurden Idee folgen, wun- dert mich nicht mehr. Dass auch Oskar Lafontaine dem Vorschlag zustimmt, spricht nicht für Otto Schily, son- dern gegen den SPD-Rebellen. Monat für Monat frage ich die Bundesregierung, wie viele rechtsextreme Straftaten registriert wurden und verfolgt werden. Wer dies, wie ich, tut, bekommt bestä- tigt, was viele im Lande erfahren – allemal Opfer von rechtsextremen Gewalttaten. Die Gefahr ist real und groß. Leider fragt im Bundestag nur die PDS danach, keine andere Partei. Im Schnitt gibt es täglich 20 rechts- extreme Straftaten und jeden Tag mehr als eine Gewalt- tat. Wer die Materie kennt, weiß auch: Die offizielle Sta- tistik stapelt tief. Die tatsächliche Gefahr ist viel größer. Inzwischen feiern rechtsextreme Parteien Wahl- erfolge. Sie verlassen den Hinter- oder Untergrund, sie präsentieren sich öffentlich. Wie aber reagieren die meisten Parteien des Bundestages darauf? Sie werfen die NPD und die PDS in einen Topf. Wer das tut, hat nichts verstanden. Schlimmer noch: Er beleidigt Zigtausende Antifaschisten und er verharmlost Rassisten und Neofa- schisten. Obendrein wird das ohnehin müde „Bündnis der Anständigen“ gefährdet. So kurzsichtig darf man nicht sein. „Mehr Demokratie“ war ein Slogan Willi Brandts und es war eine Forderung der Grünen seit ihrer Gründung. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 7. September 2004 11075 (A) (C) (B) (D) Es war auch ein Versprechen, mit dem Rot-Grün 1998 den Regierungswechsel schaffte. Geblieben ist davon fast nichts. Seit nunmehr sechs Jahren pokert Rot-Grün erfolgreich gegen Volksabstimmungen auf Bundesebene. Selbst ein Plebiszit über die künftige EU-Verfassung – ein aktuelles Begehr – scheitert nicht nur an der CDU/ CSU, sondern auch an Rot-Grün. Ich wiederhole für die PDS im Bundestag: Mehr Demokratie ist eine Schlüssel- frage, um die politischen Krise positiv zu wenden. 80 Prozent der Bevölkerung wollen dies. Sie wollen mehr Mitbestimmung und keine Basta-Politik. Sie haben Recht. 121. Sitzung Berlin, Dienstag, den 7. September 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Michael Luther


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Das kann ich nicht abschlagen.


Rede von Waltraud Lehn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Herr Luther, wenn Sie richtigerweise feststellen, dass

der Zuschuss, den wir zur Rentenversicherung leisten,
sowohl prozentual als auch absolut permanent ansteigt,
können Sie mir dann auch die Frage beantworten, wie
Sie, wenn Sie an der Regierung gewesen wären, das Pro-
blem anders hätten lösen wollen?


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Michael Luther


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Ich kann Ihnen das gerne beantworten und mache das

    auch gleich in meiner Rede, aber um der Kontinuität wil-
    len möchte ich es nicht jetzt isoliert machen, wenn es ge-
    stattet ist.


    (Waltraud Lehn [SPD]: Okay!)

    Ich will noch einen anderen Gedanken hinzufügen,

    um die Dramatik zu verdeutlichen: 1998 betrug die
    Schwankungsreserve noch eine Monatsrate, 2004 wer-
    den es nur noch 0,2 Monatsraten sein.


    (Waltraud Lehn [SPD]: Aber es reicht!)

    Eine Monatsrate entspricht 15,8 Milliarden Euro. Dem-
    zufolge ist der Rentenversicherung in den letzten sechs
    Jahren eine Finanzierungsreserve von 12,6 Milliarden
    Euro – ich drücke es einmal so aus – geklaut worden.


    (Waltraud Lehn [SPD]: Na, na, na! – Peter Dreßen [SPD]: Den Rentnern gegeben! Wer hat es geklaut? Wer hat es gekriegt?)


    – Die Rentenkasse hat sie nicht mehr.

    (Waltraud Lehn [SPD]: Die Rentner haben es!)


    Ohne diese Maßnahme müsste der Bundeszuschuss
    heute 2 bis 3 Milliarden Euro höher sein. Das ist die Dra-
    matik. Deshalb haben wir kein Geld für Investitionen in
    die Zukunft. Deshalb sinkt die Beschäftigung und des-
    wegen haben wir keine Beitragszahler. Das ist der Unter-
    schied gegenüber der Politik, die wir gemacht hätten,
    wenn wir hätten weitermachen dürfen.


    (Lachen bei Abgeordneten der SPD – Peter Dreßen [SPD]: Ihr wart schon einmal bei 4,9 Millionen Arbeitslosen! – Waltraud Lehn [SPD]: Michael, jetzt schüttelt es mich aber!)


    Sie haben 1998 einen Wahlkampf geführt – das vergesse
    ich nicht – nach dem Motto „Was die Union vorlegt ist
    unsozial“. Wir haben die blümsche Rentenreform zu-
    rückgenommen und das Erste und Zweite Krankenkas-
    senneuordnungsgesetz. Das hat zwei fatale Signale mit
    sich gebracht: Das eine fatale Signal war, dass die Men-
    schen glauben konnten, es geht so weiter. Sie gehen jetzt
    natürlich zu Recht auf die Straße, weil sie plötzlich fest-
    stellen: Alles wird völlig anders.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Erika Lotz [SPD]: „Anders“ muss nicht schlechter sein!)


    Das zweite fatale Signal war das Signal an die Wirt-
    schaft, die selbstverständlich gesehen hat, dass es so
    nicht weitergeht, und sich natürlich entsprechend einge-
    stellt hat. Die Abwanderung von Wirtschaft aus
    Deutschland hat etwas mit der Politik der letzten sechs
    Jahre zu tun. Das hat etwas damit zu tun, dass wir heute
    eine so schlechte Beschäftigungsstruktur in Deutsch-
    land haben: weniger Beitragszahler und natürlich gerade
    diese dramatische Situation der Rentenkasse.

    Liebe Waltraud Lehn, deine Rede vorhin hat mich
    schon ein bisschen gewundert;


    (Waltraud Lehn [SPD]: Das glaube ich!)

    deshalb will ich an dieser Stelle auch darauf eingehen.
    Du hast gesagt: „In den Haushalt 2005 sind so viele Mit-
    tel für soziale Leistungen eingestellt worden wie niemals
    zuvor.“


    (Zuruf von der SPD: Ja!)

    Was mich dabei allerdings wundert, ist, dass die Leute
    das nicht merken; sie bekommen nämlich, obwohl mehr
    geleistet wird, immer weniger.


    (Zuruf von der SPD: Nein!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Michael Luther

    Das ist die Wahrheit und das muss man den Leuten auch
    deutlich sagen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


    Nach sechs Jahren Rot-Grün stellt sich für mich die
    Frage: Wie geht es denn weiter?


    (Dr. Margrit Spielmann [SPD]: Rot-Grün!)

    Wie wird die Finanzierung der Rentenkassen in Zukunft
    sichergestellt? Die Schwankungsreserve ist aufge-
    braucht. Normalerweise müsste der Bundeshaushalt
    Ende des Jahres, weil die Schwankungsreserve nicht
    ausreicht, für die Finanzierung der Rente herangezogen
    werden.

    Das ist deshalb nicht notwendig, weil in diesem Jahr
    die GAGFAH-Immobilien verkauft werden und damit
    eine Finanzspritze zur Verfügung steht.

    Wir haben der Privatisierung der GAGFAH-Immobi-
    lien zugestimmt. Das ist vom Grundsatz her richtig.
    Diese Reserve hätte normalerweise aber dazu genutzt
    werden müssen, um wieder eine Schwankungsreserve
    aufzubauen.


    (Waltraud Lehn [SPD]: Machen wir ja!)

    Diese wird gleichwohl nur dafür genutzt, das Haushalts-
    loch der Rentenkasse am Jahresende zu schließen.


    (Waltraud Lehn [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


    Für mich stellt sich deshalb natürlich die Frage, was
    2005 passiert.


    (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: In der Tat! Dann tritt die Regierung zurück)


    Was wird dann angeboten und verkauft? Ich weiß es
    nicht. Ich denke, wir werden dieses Thema in den Haus-
    haltsberatungen ansprechen und diskutieren müssen.

    Lassen Sie mich noch einen Satz zu den Zuschüssen
    für die gesetzliche Krankenversicherung sagen. Nie-
    mand von der Regierung hat hier etwas dazu gesagt. Ich
    stelle mir die Frage, ob es 2005, wie vereinbart, Zu-
    schüsse an die gesetzlichen Krankenversicherungen ge-
    ben wird oder nicht. Herr Eichel hat das infrage gestellt
    – das ist heute auch schon gesagt worden –,


    (Erika Lotz [SPD]: Das ist doch Gesetz! – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir vollziehen immer geltendes Recht!)


    weil die Tabaksteuer nicht in der geplanten Höhe anfällt.
    Auch das muss geklärt werden.

    Im Übrigen möchte ich an dieser Stelle einmal auf die
    Gefährlichkeit hinweisen, die sich ergibt, wenn man be-
    stimmte Steuereinnahmen für bestimmte Ausgaben vor-
    sieht. Was ist, wenn die Leute plötzlich keine Lust mehr ha-
    ben, zu rauchen, was zur Folge hat, dass die Tabaksteuer
    und somit auch der Zuschuss wegfallen,


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie kaufen in Polen ein!)


    oder wenn sie andere Wege suchen?

    (Dr. Dieter Thomae [FDP]: Das sollte sich die Ministerin einmal anhören!)


    Dasselbe Problem gibt es noch einmal, da die Leute für
    die Rente rasen sollen. Was tun sie aber? Sie gehen,
    wenn es geht, ins Ausland, um dadurch die Zahlung der
    Mineralölsteuer in Deutschland zu umgehen.

    Daneben nenne ich auch die Öffentlichkeitsarbeit in der
    Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Es gibt
    die Besteuerung der Alcopops. Im Verhältnis zu den Be-
    trägen, die ständig genannt werden, ist dieser Betrag – es
    sind 12 Millionen Euro – klein. Sie werden für die Auf-
    klärungsarbeit bei der BZgA eingesetzt. Was ist, wenn
    das passiert, was wir alle eigentlich wollen, dass nämlich
    gar keine Alcopops mehr verkauft werden?


    (Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin: Prima wäre das!)


    Lassen Sie mich noch einige Sätze zu einem anderen
    Bereich sagen. Zum Bundesgesundheitsministerium ge-
    hört eine Reihe von Instituten. Ich habe mich in diesem
    Jahr auf den Weg gemacht und viele von ihnen besucht.
    Dort gibt es zwei Klagen, die ich ernst nehme. Die eine
    Klage lautet: Die Politik überträgt den Instituten mehr und
    mehr Aufgaben, weil sie notwendig sind. Allerdings folgt
    nicht in gleicher Weise die Finanzausstattung – weder
    für die dafür notwendigen materiellen Dinge noch für das
    Personal –, weil die finanziellen Mittel nicht zur Verfü-
    gung stehen. Daneben wird den Instituten auch nicht in
    gleicher Weise gesagt, welche Aufgaben vielleicht nicht
    mehr geleistet werden sollen, was sie also weniger ma-
    chen müssen. Ich denke, dieser wichtigen Sache müssen
    wir uns gemeinsam stellen. Ich nenne das einmal Aufga-
    benkritik. Wie können wir uns in Anbetracht der Haus-
    haltslage auf das beschränken, was wichtig ist?

    Eine zweite Bemerkung von verschiedenen Instituten
    war folgende: Es gibt bei dem einen oder anderen Insti-
    tut die Möglichkeit, Dienstleistungen anzubieten, die
    auch von der Wirtschaft nachgefragt würden und für die
    die Nachfrager Geld ausgeben würden, weil diese
    Dienstleistung als sehr wertvoll empfunden wird. Die In-
    stitute müssen aber in die Lage versetzt werden, diese
    Dienstleistungen anbieten zu können. Das heißt, man
    braucht eine Investition in Infrastruktur und natürlich
    auch in Personal. Dafür gibt es kein Geld.

    Deswegen bin ich sehr für Folgendes: Wenn von den
    Instituten Geld für eine Dienstleistung eingenommen
    wird, dann sollten sie zumindest einen Großteil dieses
    Geldes behalten können, um diese Dienstleistung auch
    weiterhin leisten zu können. Hiermit stehen wir und die
    Institute im Widerspruch zu dem, was das BMF will.
    Das BMF möchte das Geld komplett einsammeln und
    dann nach Gutdünken wieder ausreichen. Ich denke, so
    schafft man keine Anreize, um beispielsweise die Insti-
    tute dafür zu begeistern, selbst Initiativen zu ergreifen
    und sich dadurch finanzielle Einnahmen zu verschaffen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich noch kurz auf ein letztes Thema ein-

    gehen. Es ist dieser Tage wieder in der Kritik gewesen






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Michael Luther

    – ich sage das mit voller Ernsthaftigkeit –: Wir müssen
    darüber nachdenken, ob wir mit dem Doppelstandort
    Bonn/Berlin so weitermachen können wie bisher. Wenn
    man den Menschen sagt, dass zwar die Regierung seit
    fünf Jahren in Berlin ist, aber gleichzeitig die meisten
    Beamten des Bundesgesundheitsministeriums nach wie
    vor in Bonn sitzen, dann fragen sie sich, ob das richtig
    sein kann.


    (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


    Jetzt soll auch noch ein Neubau in Bonn für mittlerweile
    „nur noch“ 28 Millionen Euro errichtet werden.


    (Peter Dreßen [SPD]: Es gibt ein Berlin/Bonn-Gesetz!)


    Es wäre gut, vor dem Hintergrund der fortgeschritte-
    nen Entwicklung unseres Landes darüber nachzudenken,
    ob all das, was einmal vereinbart worden ist, noch richtig
    ist und ob es für das Bundesministerium nicht vielleicht
    hilfreicher wäre, wenn es wesentlich mehr Personal hier
    vor Ort hätte, sodass die Kommunikation im Ministe-
    rium selbst besser klappt. Das ist durchaus lohnenswert
    und darüber kann auch im Rahmen der Haushaltsbera-
    tungen diskutiert werden.

    Recht herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU)