Rede:
ID1512109300

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. Nächste: 1
    2. Rednerin: 1
    3. ist: 1
    4. die: 1
    5. Kollegin: 1
    6. Erika: 1
    7. Lotz,: 1
    8. SPD-Fraktion.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/121 Tagesordnungspunkt 11: Haushaltsausschusses zu dem Antrag des
  • folderAnlagen
    Berichtigung 118. Sitzung, Seite 10848 (D), dritter Absatz, der letzte Satz ist wie folgt zu lesen: „Ich nehme zustim- mend zur Kenntnis, dass der Entwurf der Management- antwort auf den Salim-Report bereits eine Reihe von An- regungen konstruktiv aufgreift.“ Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 7. September 2004 11073 (A) (C) (B) (D) ten Gesetz über moderne Dienstleistungen am Arbeits- markt – Hartz IV –, das als Ergebnis der Beratungen des zugewiesenen Aufgaben besonders in den Problemregio- nen des Arbeitsmarktes nicht erwartet werden kann. Ich kann dem Kommunalen Optionsgesetz zum Vier- beschäftigt, dass eine angemessene Verwaltung der neu Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO Anlage 2 Nachträglich zu Protokoll gegebene Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Christoph Bergner (CDU/ CSU) zur Abstimmung über die Beschlussemp- fehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur optionalen Trägerschaft der Kom- munen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetz- buch (Kommunales Optionsgesetz) (119. Sit- zung, Zusatztagesordnungspunkt 12) Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Barthel (Berlin), Eckhardt SPD 07.09.2004 Bindig, Rudolf SPD 07.09.2004* Dr. Guttmacher, Karlheinz FDP 07.09.2004 Kumpf, Ute SPD 07.09.2004 Lintner, Eduard CDU/CSU 07.09.2004* Meckel, Markus SPD 07.09.2004 Raidel, Hans CDU/CSU 07.09.2004** Schauerte, Hartmut CDU/CSU 07.09.2004 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 07.09.2004 Schöler, Walter SPD 07.09.2004 Schösser, Fritz SPD 07.09.2004 Schreck, Wilfried SPD 07.09.2004 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 07.09.2004 Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 07.09.2004 Schwanitz, Rolf SPD 07.09.2004 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 07.09.2004 Anlagen zum Stenografischen Bericht Vermittlungsausschusses vom 30. Juni 2004 dem Deut- schen Bundestag zugeleitet wurde, nicht zustimmen. Ich verweise auf die unzureichende Umsetzung des Grund- satzes „Fördern und Fordern“, auf die die CDU/CSU- Fraktion an anderer Stelle aufmerksam macht – Druck- sache 15/3541. Mein Haupteinwand besteht jedoch darin, dass der damit erreichte Stand der Gesetzgebung nicht ausreicht, um einen verantwortbaren Reformverlauf zu sichern. Das vorliegende Gesetz hat insbesondere für Regio- nen mit hoher Langzeitarbeitslosigkeit erhebliche Aus- wirkungen, indem es die Modalitäten der Trägerverant- wortung festlegt, den Finanzausgleich praktisch abschließend regelt und damit auch den Zeitpunkt der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum 1. Januar 2005 endgültig fixiert. In der kurzen Prüfungszeit, die zwischen Vorlage des Vermittlungsergebnisses und der Entscheidung über mein Abstimmungsverhalten zur Verfügung stand, bin ich angesichts der weiterreichenden Konsequenzen des Gesetzes zu dem Schluss gekommen, dass die in ihm vorgegebenen Regelungen keine ausreichende Vorsorge für zu erwartende Umsetzungsprobleme liefern. Ich halte die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zu einer einheitlichen steuerfinanzierten Leistung für richtig und notwendig und habe diese Auf- fassung im Bundestagswahlkampf 2002 auch gegen Vor- würfe von Sozialdemokraten verteidigt. Dabei war mir stets bewusst, das eine solche Reform einen erheblichen Einschnitt in das soziale Leistungsgefüge unseres Staa- tes bedeutet, der mit Blick auf die Betroffenen nur dann verantwortbar ist, wenn die erforderliche Vollzugssorg- falt gewährleistet werden kann. Dies ist nach Lage der Dinge offenbar nicht gegeben. Die Bundesregierung hat den Entwurf des Optionsgeset- zes sehr viel später vorgelegt als geplant. Sie war jedoch nicht bereit, den Inkraftsetzungstermin um einige Zeit zu verschieben und hat damit die nachfolgende Umsetzung unter einen Zeitdruck gesetzt, der die Beteiligten zwangsläufig überfordern wird. Die bisherigen Beratun- gen haben keine hinreichende Transparenz in die kom- plexen Finanzströme zwischen Bundesanstalt, Länder und Kommunen gebracht. So bleibt bei dem vorliegen- den Gesetz völlig unklar, ob in Regionen mit hoher Ar- beitslosigkeit angemessene Mittel für die erforderlichen Eingliederungsleistungen zur Verfügung stehen. Die Er- wartung einer aktivierenden Hilfe für erwerbsfähige Ar- beitslose wird damit gerade dort unerfüllt bleiben, wo sie am dringlichsten ist. Die Bundesagenturen für Arbeit, denen nach den Hartz-IV-Regelungen eine Schlüsselverantwortung zu- kommt, sind nach meiner Beobachtung vielerorts so stark mit der Umsetzung der anderen „Hartz-Gesetze“ 11074 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 7. September 2004 (A) (C) (B) (D) Auch dies wäre ein Argument für eine Verschiebung der Inkraftsetzung gewesen. Für zahlreiche Kommunen sind bei den Unterkunfts- kosten zusätzliche Finanzlasten zu erwarten. Der dafür vorgesehene Ausgleich ist unzureichend geregelt. Um nachfolgende Verteilungskonflikte, die möglicherweise sogar auf dem Rücken der Leistungsempfänger ausgetra- gen werden, zu vermeiden, hätte es eines klaren, gründ- lich geprüften Zuwendungsgesetzes bedurft. Die Betroffenen, die Einkommenskürzungen hinneh- men müssen, werden so zusätzlich zu Opfern eines Um- setzungschaos gemacht. Das kann nicht im Interesse ei- nes Reformanliegens sein, das ich ausdrücklich für notwendig halte und unterstütze. Ich halte die jüngste Verständigung im Vermittlungs- ausschuss für noch nicht ausreichend, um eine verant- wortbare Umsetzung zu ermöglichen, und lehne sie des- halb ab. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2005, hier: Einzelplan 06, Bundesministerium des Innern (Haushaltsge- setz 2005) (Tagesordnungspunkt 1) Petra Pau (fraktionslos): Vor drei Jahren, am 11. September 2001, gab es die verheerenden Attentate in New York und Washington. Der Bundestag reagierte damals parteiübergreifend mit Trauer und mit Solidari- tät. Zugleich wurden die eigenen Gesetze für innere Si- cherheit im Bündel verschärft, zum Teil drastisch. Das Ganze wurde in Anlehnung an den Bundesinnenminister als „Otto-Paket I“ und „Otto-Paket II“ bezeichnet. Die waren, vorsichtig formuliert, nicht unumstritten. Die PDS lehnte sie ab, weil sie tief in verbriefte Bürgerrechte eingreifen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN versprach damals, ihre Wirkungen und Nebenwirkungen nach zwei bis drei Jah- ren gründlich zu prüfen. Diese Frist ist um. Allerdings höre ich nichts von der versprochenen parlamentarischen Überprüfung. Deshalb erinnere ich daran, ich fordere sie namens der PDS ein. Stattdessen vernehme ich andere Signale. Sie kom- men nicht mehr kompakt, als Paket daher, sie werden aber permanent versendet. Demnach sollen Sicherheits- behörden zentralisiert, Befugnisse erweitert und Kompe- tenzen vermischt werden. Das Gebot der Trennung von Polizei und Geheimdiensten wird immer häufiger in- frage gestellt. Und die Bundeswehr soll im Innern einge- setzt werden – jedenfalls nach dem Willen der CDU/ CSU. Die PDS lehnt das ab. Aber darum geht es nur in zweiter Linie. Die eigentlichen Fragen sind: Wie viele Bürgerrechte dürfen namens einer realen oder vermeint- lichen Terrorgefahr abgeräumt werden? Und welchen tatsächlichen Nährwert hat das für die versprochene Si- cherheit? Das betrifft auch den Datenschutz. Er ist, er wird massiv gefährdet. Die USA fordern von allen Passagie- ren, die ein- oder überfliegen, mehr als 30 persönliche Daten. Das EU-Parlament klagt dagegen. Bundesinnen- minister Schily, SPD, und Bundesaußenminister Fischer, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, indes haben dem Daten- Deal zugestimmt. Das ist ein unglaublicher Vorgang. Es gibt ein zweites, aktuelles Beispiel: Die 16-seiti- gen Fragebögen für das neue Arbeitslosengeld II werden von offiziellen Datenschützern kritisiert. Ich habe die Bundesregierung gefragt, ob sie ihr Vorgehen für recht- lich korrekt hält. Die Antwort lautet im Kern: Nein, aber wir tun es dennoch. – Wer so agiert, darf sich bei nie- mandem über mangelndes Rechtsbewusstsein und bei keinem wegen Parteienverdrusses beschweren. Der Volksmund weiß: Der faule Fisch stinkt am Kopf zuerst. Ein weiteres Thema haben wir im Bundestag hinrei- chend gewälzt, mit schlechtem Erfolg: das Zuwande- rungsrecht. Vor fünf Jahren hatten SPD und Grüne ein modernes Gesetz versprochen. Am Ende aller Kommis- sionen, Kompromisse und Kuhhandel stand ein Papier, das von der CDU/CSU diktiert und von Rot-Grün geseg- net wurde. Bundesinnenminister Schily sattelt noch drauf. Er will Flüchtlingslager an der Küste Afrikas einrichten. Dank der „Süddeutschen Zeitung“ und einem Interview, das Heribert Prantl führte, wissen wir auch, warum. Dort greife weder EU- noch deutsches Recht, meinte der Bun- desinnenminister. So weit sind wir gekommen, so tief gesunken. Mit Vorsatz soll Menschen in Not der wenige Rechtsschutz versagt werden, der sie noch hoffen lässt. Dass CDU-Politiker dieser absurden Idee folgen, wun- dert mich nicht mehr. Dass auch Oskar Lafontaine dem Vorschlag zustimmt, spricht nicht für Otto Schily, son- dern gegen den SPD-Rebellen. Monat für Monat frage ich die Bundesregierung, wie viele rechtsextreme Straftaten registriert wurden und verfolgt werden. Wer dies, wie ich, tut, bekommt bestä- tigt, was viele im Lande erfahren – allemal Opfer von rechtsextremen Gewalttaten. Die Gefahr ist real und groß. Leider fragt im Bundestag nur die PDS danach, keine andere Partei. Im Schnitt gibt es täglich 20 rechts- extreme Straftaten und jeden Tag mehr als eine Gewalt- tat. Wer die Materie kennt, weiß auch: Die offizielle Sta- tistik stapelt tief. Die tatsächliche Gefahr ist viel größer. Inzwischen feiern rechtsextreme Parteien Wahl- erfolge. Sie verlassen den Hinter- oder Untergrund, sie präsentieren sich öffentlich. Wie aber reagieren die meisten Parteien des Bundestages darauf? Sie werfen die NPD und die PDS in einen Topf. Wer das tut, hat nichts verstanden. Schlimmer noch: Er beleidigt Zigtausende Antifaschisten und er verharmlost Rassisten und Neofa- schisten. Obendrein wird das ohnehin müde „Bündnis der Anständigen“ gefährdet. So kurzsichtig darf man nicht sein. „Mehr Demokratie“ war ein Slogan Willi Brandts und es war eine Forderung der Grünen seit ihrer Gründung. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 7. September 2004 11075 (A) (C) (B) (D) Es war auch ein Versprechen, mit dem Rot-Grün 1998 den Regierungswechsel schaffte. Geblieben ist davon fast nichts. Seit nunmehr sechs Jahren pokert Rot-Grün erfolgreich gegen Volksabstimmungen auf Bundesebene. Selbst ein Plebiszit über die künftige EU-Verfassung – ein aktuelles Begehr – scheitert nicht nur an der CDU/ CSU, sondern auch an Rot-Grün. Ich wiederhole für die PDS im Bundestag: Mehr Demokratie ist eine Schlüssel- frage, um die politischen Krise positiv zu wenden. 80 Prozent der Bevölkerung wollen dies. Sie wollen mehr Mitbestimmung und keine Basta-Politik. Sie haben Recht. 121. Sitzung Berlin, Dienstag, den 7. September 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dieter Thomae


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! 2,4 Milliarden Euro an Einsparungen sind






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Dieter Thomae

    eigentlich ein stolzer Betrag. Das ist aber nur die eine
    Seite der Medaille.


    (Zuruf von der SPD: Zahnärzte!)

    Wenn man die andere Seite betrachtet, dann muss man
    feststellen, dass dieser Überschuss dadurch erzielt
    wurde, dass Sie die Betriebsrenten – das ist ein großer
    Block – herangezogen haben. Ich sage für die FDP sehr
    deutlich: Das war ein unfaires Verfahren.


    (Beifall bei der FDP)

    Eine solche Änderung kann man nur durchführen, wenn
    man eine vernünftig lange Übergangsfrist einbaut.


    (Andreas Storm [CDU/CSU]: Da waren Sie aber noch dabei!)


    – Nein, da waren wir nicht mehr dabei. Wir haben das
    nicht mitgemacht; wir sind vorher ausgestiegen.


    (Beifall bei der FDP)

    Das Thema Betriebsrenten werden wir noch im Aus-

    schuss behandeln. Sie werden feststellen, dass man mit
    den Bürgern so nicht umgehen kann.


    (Beifall bei der FDP)

    Die Bürger haben für die Betriebsrenten gearbeitet und
    sie rechnen damit. Jetzt werden sie aber belastet.

    Ein zweiter wichtiger Punkt, über den ebenfalls nicht
    gesprochen wird, umfasst die gesamte Thematik rezept-
    freier Arzneimittel. Sie haben gesagt, dass Sie Einspa-
    rungen in Höhe von 800 Millionen Euro erzielen wür-
    den. Erstaunlich ist, dass Sie gegenwärtig darüber
    nachdenken, weitere Ausnahmen zu gestatten, weil Sie
    bei bestimmten Indikationen feststellen, dass die Ausga-
    ben in anderen Arzneimittelbereichen erheblich steigen.
    Für uns war es nie ein Thema, rezeptfreie Arzneimittel
    aus dem Leistungskatalog herauszunehmen. Ich halte es
    für ausgesprochen falsch, diese Arzneimittel, die kaum
    Nebenwirkungen haben, aus der Erstattungspflicht he-
    rauszunehmen. Das ist in meinen Augen ein falsches
    Verständnis von Therapie.


    (Beifall bei der FDP)

    Der nächste Punkt. Wenn Sie ganz sachlich mit

    Selbsthilfegruppen diskutieren, dann müssen Sie fest-
    stellen, dass es in manchen Bereichen schon Ansätze der
    Rationierung gibt. Diesem Vorwurf können Sie nicht
    entkommen. Sprechen Sie mit Stoma-Patienten oder mit
    anderen Patienten. Dieses Thema ist nicht wegzu-
    drücken. Sie können doch angesichts dessen nicht stolz
    sagen: Wir sind glücklich darüber, eine hohe Einspar-
    quote zu erzielen. Denn die medizinische Versorgung
    dieser Patienten ist eindeutig nicht gesichert.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)

    Ich spreche gar nicht von den Themen Härtefälle, Pra-

    xisgebühr und Altenheime. Wie Sie dies organisiert ha-
    ben, war nicht korrekt.


    (Beifall bei der FDP)

    Das ist nicht machbar. Das hat die FDP nicht mitge-
    macht. Wir sind für Zuzahlungen und für vernünftige
    Härtefallregelungen; das bekenne ich. Aber wie Sie dies
    alles geregelt haben, ist nicht akzeptabel.


    (Jürgen Koppelin [FDP]: Herr Seehofer sitzt schon in der zweiten Reihe!)


    Jetzt sagen Sie: Wir sind sehr stolz. Ich weise Sie auf
    Folgendes hin: Wir werden in der Bundesrepublik
    Deutschland in den nächsten Wochen und Monaten ganz
    große Probleme haben; denn die Krankenkassen haben
    gegenüber einem großen Teil der Leistungserbringer, vor
    allen Dingen gegenüber den Krankenhäusern, hohe Ver-
    bindlichkeiten, die sie nicht bezahlen. Die Zahlungsfris-
    ten laufen drei bis vier Monate und länger. Gehen Sie
    einmal in regionale Krankenhäuser und sprechen Sie mit
    den dortigen Verwaltungsdirektoren! Die sagen Ihnen:
    Thomae,


    (Horst Seehofer [CDU/CSU]: Herr Thomae! – Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


    die Kreditlinien sind fast überzogen. Wir bekommen
    keine Kredite mehr von unseren Banken.

    Sie sollten genau überlegen: Wollen Sie die Arbeits-
    plätze in den Krankenhäusern sichern oder wollen Sie
    auf diese Art und Weise Krankenhäuser in den Ruin trei-
    ben? Ich habe einmal in einem Bundesland die Zahl, in
    welcher Höhe Rechnungen von Leistungserbringern
    nicht bezahlt werden, recherchiert und auf die Bundesre-
    publik hochgerechnet. Dabei kommt man auf eine Zahl
    von mindestens 2,5 Milliarden Euro. Das ist eine
    Summe, die meiner Meinung nach zuerst beglichen wer-
    den muss, bevor man überhaupt über Beitragssenkungen
    nachdenkt.


    (Beifall bei der FDP)

    Denn so sind Arbeitsplätze zu sichern.

    Lassen Sie mich ganz kurz auf das Gesetz zur Einfüh-
    rung von Fallpauschalen eingehen. Sie alle wissen: Wir
    waren für die Einführung der Fallpauschalen. Wir sind
    auch heute noch der Meinung, dass das Geld der Leis-
    tung folgen muss. Darüber gibt es nichts zu diskutieren.
    Denn die Fallpauschalen sind nach unserer Auffassung
    der Schlüssel dafür, von der Budgetierung wegzukom-
    men.

    Die Einführung der Fallpauschalen war aber zu hek-
    tisch. Wir haben immer wieder gesagt: Sie können die
    Leistungen nicht zu 100 Prozent in Fallpauschalen über-
    führen.


    (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: So ist es!)


    Maximal 80 Prozent können erreicht werden; das wäre
    ein großer Erfolg. – Jetzt zeigt sich, dass ein Wert von
    100 Prozent nicht erreichbar ist.

    Von daher werden wir natürlich eine Verlängerung der
    Konvergenzphase um ein Jahr akzeptieren. Ich halte das
    für richtig. Aber ich sage Ihnen auch sehr deutlich: Sie
    haben in dem Gesetzentwurf, den Sie jetzt vorgelegt ha-
    ben, meiner Meinung nach eine Menge bürokratische
    und stark dem Budgetdenken anhaftende Formulierun-
    gen verwendet.


    (Beifall bei der FDP)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Dieter Thomae

    Wir sollten ernsthaft darüber diskutieren, ob es nicht lan-
    desweite Basisfallwerte mit dem Charakter von Refe-
    renzwerten geben kann, sodass man auf Landesebene
    weiterhin nach oben und nach unten verhandeln kann. Es
    gibt gute Argumente dafür, so vorzugehen. Ich denke,
    darüber zu diskutieren wird Aufgabe der nächsten Bera-
    tungen sein. Ich könnte mir vorstellen, dass wir, wenn
    wir uns in diesen Punkten näher kommen würden, einer
    solchen Konzeption zustimmen würden.

    Leider habe ich nicht mehr viel Redezeit. Es wurde
    viel von der Bürgerversicherung und der Kopfpauschale
    gesprochen. Die FDP sieht ein Prämienmodell mit sozia-
    lem Ausgleich vor. Ich denke, wir werden diese Thema-
    tik in absehbarer Zeit intensiv behandeln können und un-
    sere Konzepte abwägen können. Jeder hat das Recht,
    ausgiebig darüber zu diskutieren.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Nächste Rednerin ist die Kollegin Erika Lotz, SPD-

Fraktion.

(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Erika Lotz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

    gen! Herr Thomae, ich frage mich ab und zu, ob Ihre
    Wähler bzw. Wählerinnen es Ihnen immer danken, dass
    Sie aus dem Vermittlungsverfahren um das GMG ausge-
    stiegen sind. Denn die Chance, das eine oder andere zu
    verändern, haben Sie damit nicht wahrgenommen.


    (Dr. Dieter Thomae [FDP]: Sie sehen doch, was mit dem Finanztableau ist!)


    Sie haben es sich einfach gemacht, sich weggeduckt und
    damit war es erledigt.


    (Beifall bei der SPD)

    Frau Widmann-Mauz, ich habe mich bei Ihrem Bei-

    trag vorhin gefragt, für was Ministerin Ulla Schmidt
    nicht verantwortlich ist; denn es blieb ja kaum etwas
    übrig, was die Ministerin nicht zu verantworten hat.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dafür wird sie ja auch bezahlt!)


    Es war wieder einmal eine echte Widmann-Mauz. Sie
    haben gebissen, um von der Uneinigkeit abzulenken, die
    in der Union herrscht. Beispielsweise sprachen Sie die
    Beitragshöhe an und gingen zur Bürgerversicherung
    über. Wir wollen die Bürgerversicherung, aber bisher ha-
    ben wir sie noch nicht.


    (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie führen sie doch schon ein! Informieren Sie sich im Innenausschuss!)


    – Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten! Das wäre
    etwas Schönes und Gutes, auf jeden Fall wäre es besser
    als die Kopfpauschale.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich wende mich nun an Herrn Storm. Auch bei ihm
    gab es das gleiche Szenario: Erst wurde die Katastrophe
    an die Wand gemalt und dann versucht, das Heil zu prä-
    sentieren. Ich habe das Heil aber noch nicht gesehen.
    Stattdessen haben Sie wieder einmal einen ordentlichen
    Beitrag dazu geleistet, die Rentnerinnen und Rentner zu
    verunsichern. Thema Altersarmut: Diese Bundesregie-
    rung und diese Koalition haben die bedarfsabhängige
    Grundsicherung auf den Weg gebracht.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich finde es nicht in Ordnung, wenn jetzt so getan wird,
    als wenn es sie gar nicht gäbe. In diesem Zusammen-
    hang will ich noch etwas zu Ihrem Angebot, die Entgelt-
    umwandlung verpflichtend zu gestalten, sagen. Ich kann
    mich noch gut an unsere Diskussion über die Riester-
    Rente erinnern; damals waren wir noch in Bonn. Der
    Aspekt des Zwangssparens kam nach meiner Erinnerung
    aus Ihren Reihen. Das hat eine lebhafte Debatte in der
    Bevölkerung ausgelöst. Damals wurde es verhindert.
    Heute müssen Sie allerdings schon die Antwort darauf
    geben, was es für die Einnahmenseite der Rentenversi-
    cherung und der Krankenversicherung bedeutet, die Ent-
    geltumwandlung verpflichtend einzuführen. Das bedeu-
    tet, dass vorher verzichtet werden muss. Ich denke, das
    ist nicht der richtige Weg. Aber natürlich – das möchte
    ich betonen – verschließen wir uns der Diskussion nicht.

    Ich möchte noch einige Worte zur Pflegeversiche-
    rung sagen. Frau Widmann-Mauz, Sie haben die Men-
    schen angesprochen, die ungewollt oder aus welchen
    Gründen auch immer kinderlos sind. Das Bundesverfas-
    sungsgericht nimmt darauf überhaupt keinen Bezug. Das
    Bundesverfassungsgericht sagt, dass die Menschen, die
    Kinder erziehen, entlastet werden sollen. Wir machen
    das mit dem Gesetzentwurf, den wir auf den Weg brin-
    gen.


    (Beifall bei der SPD)

    Wir haben dabei gleichzeitig die Kassenlage der Pflege-
    versicherung im Auge. Aus Ihren Reihen kommt doch
    die Frage:


    (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Wer wird denn am 1. Januar entlastet? Wer wird denn entlastet?)


    Wie sieht die Kassenlage der Pflegeversicherung aus?
    An dieser Stelle schlagen wir zwei Fliegen mit einer
    Klappe.

    Der zweite Punkt ist, dass man an eine Entlastung
    nicht zu hohe Erwartungen knüpfen darf. Wie sieht der
    Höchstbeitrag zur Pflegeversicherung aus? Das sind
    noch nicht einmal 30 Euro im Monat. Es kann also kein
    großer Betrag herauskommen, wenn um die Erziehungs-
    leistung entlastet wird. Das möchte ich noch einmal be-
    tonen.

    Herr Bahr hat von den Familienleistungen gespro-
    chen. Diese Bundesregierung und diese Koalition haben
    die Familien entlastet und Reformen auf den Weg ge-
    bracht. Ab dem nächsten Jahr werden den Kommunen
    1,5 Milliarden Euro zur Betreuung von Kindern zur Ver-
    fügung stehen. Das kommt doch den Familien zugute.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Erika Lotz


    (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Wo entlasten Sie die Familien in der Pflege? Es gibt keine Entlastung!)


    Es geht darum, Beitragszahler, die Kinder erziehen,
    besser zu stellen als kinderlose Beitragszahler. Dem
    kommen wir mit diesem Gesetz nach. Dabei haben wir
    letztendlich auch die Einhaltung des Generationenver-
    trags im Auge. In der Vergangenheit gab es die Diskus-
    sion über die Beitragsbelastung der Rentnerinnen und
    Rentner. Wir wurden gefragt: Wieso wollt ihr im Alter
    meinen Beitrag zur Pflegeversicherung erhöhen? Ich
    habe doch Kinder erzogen. Diesem Argument entspre-
    chen wir mit unserem Gesetzentwurf.

    Jetzt möchte ich noch ein paar Worte zu Ihren Vor-
    schlägen sagen. Der Teilvorschlag der CDU/CSU, Herr
    Storm, bedeutet doch nur: linke Tasche, rechte Tasche.
    Sie erhöhen die Beiträge und es müssen dann 5 Euro ge-
    zahlt werden. Zum einen denke ich, dass dies nicht un-
    bürokratisch ist, wie Sie hier sagen, sondern dass damit
    Verwaltungsaufwand verbunden ist. Das ist der eine Teil.


    (Andreas Storm [CDU/CSU]: Es gibt doch die Kindergelderhöhung!)


    Der andere Punkt, Herr Bahr, betrifft die von Ihnen ge-
    nannten 150 Euro im Jahr. Kollegin Selg hat ja schon ge-
    fragt, wo dieses Geld herkommen soll. Die Antwort blei-
    ben Sie schuldig.


    (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Stimmt nicht! Anträge lesen!)


    Ich denke, dass dies nicht der richtige Weg ist.
    Dann noch ein paar Worte zum Zahnersatz, dessen

    Finanzierung jetzt anders geregelt werden soll: Sie ha-
    ben der Ministerin vorhin herbe Vorwürfe gemacht, dass
    das, was wir im Kompromiss beschlossen haben, nicht
    umgesetzt wird.


    (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: So ist es!)


    Wenn sich nach den Beratungen herausstellt, dass da-
    durch ein riesengroßer Verwaltungsaufwand notwendig
    wird – es bedeutet Kosten, die in keinem Verhältnis ste-
    hen, und das eingenommene Geld landet nicht zur besse-
    ren Versorgung bei denjenigen, die den Zahnersatz brau-
    chen, und auch nicht bei den Zahnärzten oder
    Zahntechnikern, sondern es wird für die Verwaltung aus-
    gegeben –, dann kann das nicht so bleiben. Wenn wir so
    etwas bemerken, dann müssen wir einen neuen Weg ge-
    hen.

    Ich darf Sie ganz herzlich bitten, sich das mit dem
    Vermittlungsausschuss noch einmal zu überlegen. Ich
    finde es nicht in Ordnung, wenn er jetzt schon angekün-
    digt wird. Wir haben den Vorschlag noch nicht einmal
    miteinander beraten und schon wird wieder mit Ketten
    gerasselt und der Vermittlungsausschuss angedroht. Da-
    durch setzt eine Verunsicherung der Menschen ein.

    Wir gehen nicht hin und sagen, dass alles beim Alten
    bleibt, sondern wir stehen dazu: Entlastung der Lohnne-
    benkosten, letztendlich Entlastung der Arbeitgeber. Das
    zu vertreten ist nicht für jeden von uns leicht. Aber wir
    machen es und stehen auch weiterhin dazu. Wir ducken
    uns nicht weg, wie manche, die den Kompromiss erst
    mit beschlossen haben, danach auf Tauchstation gehen
    und dann sogar die Spitze der Gegenbewegung anfüh-
    ren. Ich denke, das ist ein schlechter Stil.

    Ich fordere Sie noch einmal auf, über den Gesetzent-
    wurf mit uns ordentlich zu verhandeln und nicht schon
    von vornherein mit dem Vermittlungsausschuss zu dro-
    hen. Ich habe die herzliche Bitte: Lassen Sie das wirk-
    lich uns, das Parlament, entscheiden und nicht nachher
    wieder einen kleineren Kreis, der es letztendlich zu ver-
    antworten hat. Ein Stück weit haben wir später wieder
    damit zu tun. Daher an dieser Stelle meine herzliche
    Bitte und Aufforderung: Es ist eine gute Vorlage vorhan-
    den, lassen Sie es uns gemeinsam machen.

    Danke schön.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)